Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze

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Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
Botschaft zur
internationalen
Zusammenarbeit
der Schweiz
2017–2020
Das Wichtigste in Kürze
Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
EINE WELT
OHNE ARMUT
UND IN FRIEDEN,
FÜR EINE
NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG

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                  © DEZA
Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
Die Schweiz engagiert sich...
Basierend auf Artikel 54 der Bundesverfassung en-         Rahmenkredite:
gagiert sich die internationale Zusammenarbeit der
Schweiz für die Verringerung von Armut und globa-         »»Humanitäre Hilfe (DEZA)
len Risiken, für die Linderung von Not sowie für die
Friedensförderung und die Achtung der Menschen-           »»Technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe zu-
rechte. Ihr Ziel ist eine langfristig ausgerichtete und     gunsten von Entwicklungsländern (DEZA)
umweltverträgliche weltweite Entwicklung, nament-
lich durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der           »»Wirtschafts-
                                                                     und handelspolitische Massnahmen
natürlichen Ressourcen.                                     im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit
                                                            (SECO)
Die «Botschaft über die internationale Zusam-
menarbeit der Schweiz 2017–2020» präsentiert              »»Transitionszusammenarbeit   mit den Staaten Ost-
die strategischen Schwerpunkte, die der Bundesrat           europas (DEZA und SECO)
in diesem Bereich setzt. Sie beinhaltet fünf Rah-
menkredite, entsprechend den fünf Instrumenten,           »»Und,  erstmals in der Botschaft über die interna-
die der Schweiz zur Umsetzung ihrer internationalen         tionale Zusammenarbeit, Massnahmen zur Förde-
Zusammenarbeit zur Verfügung stehen.                        rung des Friedens und der menschlichen Sicherheit
                                                            (AMS)
Diese werden durch die Direktion für Entwicklung
und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen
Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA),
die Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) der Poli-
tischen Direktion des EDA und durch das Staatsse-
kretariat für Wirtschaft (SECO) des Departements für
Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) implemen-
tiert.

 SOLIDARITÄT                             VERANTWORT-                         INTERESSE DER
 Die Schweiz engagiert                   LICHE AKTEURIN                      SCHWEIZ
 sich dafür, dass alle                   Die Schweiz engagiert               Der Wohlstand und die
 Menschen frei von                       sich innerhalb der                  Sicherheit der Schweiz
 Armut, in Würde und                     Staatengemeinschaft                 hängen stark von ihrem
 Sicherheit leben können.                für die Bewältigung                 internationalen Umfeld
                                         der Herausforderungen               ab.
                                         unserer Welt.

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Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
EINE WELT
OHNE ARMUT
UND IN FRIEDEN,
FÜR EINE
NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG

57 Millionen Kinder im Primarschulalter gehen nicht zur
Schule. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt in Subsahara-Afrika.

Bis 2020 müssen 600 Millionen zusätzliche
Stellen geschaffen werden, damit alle Jugendlichen in den
Entwicklungsländern nach der Schule eine Arbeit finden.

Alle zwei Minuten stirbt eine Frau an den Folgen einer
Schwangerschaft oder Geburt.

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Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
In Würde zu leben, Chancen zu erhalten und Gehör       Deshalb setzt die Botschaft 2017–2020 folgende
zu finden sind Anliegen, die alle Menschen haben.      Schwerpunkte:
Zur Schaffung besserer Perspektiven und zur Ver-
ringerung von Ungleichheiten ist es zentral, die       »»Mehr Mittel für die Grundschul- und die Berufs-
verschiedenen Formen von Armut, Diskriminierung,         bildung
Ausschluss und Verletzlichkeit in den Partnerländern
der Schweiz zu bekämpfen.                              »»Stärkung der Geschlechtergleichstellung und
                                                         der Rechte von Frauen und Mädchen

SUBSAHARA-AFRIKA:                                      »»Ein  Wirtschaftswachstum, das allen zugute-
UNTERSTÜTZUNG                                            kommt, insbesondere durch mehr und qualitativ
DER MENSCHEN                                             bessere Arbeitsplätze sowie günstige wirtschaft-
UND STÄRKUNG DER                                         liche Rahmenbedingungen
INSTITUTIONEN

In Tschad unterstützen die DEZA
und die Global Partnership for
Education das Bildungssystem,
namentlich um der armen Bevöl-
kerung       die   Aneignung     jener
Kenntnisse und Fertigkeiten zu
gestatten, welche für das Erler-
nen eines Berufs und die nachhal-
tige Verbesserung ihrer Lebens-
bedingungen erforderlich sind.
Im Jahr 2015 hat die Unterstüt-
zung der DEZA 70 000 Kindern
(43% Mädchen) und 11 000 Er-
wachsenen (75% Frauen) den Zu-
gang zu einer guten Bildung er-
leichtert.

Die    vom     SECO    unterstützte
Steuerreform in Ghana hat es
ermöglicht, Online-Steuererklä-
rungen       einzuführen   und    die
Dienstleistungen der Steuerbe-
hörden zu verbessern. Die Steu-
erzahlenden sind heute besser
über ihre Rechte und Pflichten
und über das Angebot der Steu-
erbehörde informiert. Der Anteil
der Bevölkerung, der zur Finan-
zierung der öffentlichen Ausga-
ben beiträgt, ist zwischen 2010
und 2014 um 10 Prozent gestie-
gen.

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EINE WELT
OHNE ARMUT
UND IN FRIEDEN
       FRIEDEN,
FÜR EINE
NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG

2014 gab es weltweit 40   bewaffnete Konflikte, die höchste
Zahl seit 15 Jahren.

Heute suchen 60    Millionen vertriebene Personen nach
Zuflucht und Sicherheit.

In Zukunft wird die Mehrheit der Menschen, die extrem arm sind,
in fragilen   Kontexten leben.
Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
Die Welt ist tiefer gespalten denn je und wird in-     Entsprechend setzt die Botschaft 2017–2020 fol-
folge von Konflikten und Extremismus durch Gewalt      gende Schwerpunkte:
und Unsicherheit erschüttert. Die Schweiz ist auf-
grund ihrer Neutralität, ihrer humanitären Tradition   »»Stärkung der Nothilfe, um die von Krisen und
und ihres Knowhows gut positioniert, um konflikt-        Katastrophen betroffenen Menschen zu unter-
betroffenen Menschen Schutz und Hilfe zu bieten,         stützen und zu schützen, namentlich die Millio-
die Suche nach politischen Lösungen für Konflikte zu     nen von Flüchtlingen und intern Vertriebenen im
unterstützen sowie die Achtung der Menschenrechte        Nahen Osten.
zu fördern, welche gleichzeitig das Fundament des
Friedens bilden.                                       »»Verstärkungdes Engagements zur friedlichen
                                                         Lösung von Gewaltkonflikten.

                                                       »»Fortführung des Engagements in fragilen Kon-
                                                         texten, mit einem besonderen Schwerpunkt auf
                                                         Subsahara-Afrika.

NAHER OSTEN:
GEWÄHRLEISTUNG
DES ZUGANGS
ZU BILDUNG UND
BEITRAG ZUR
LÖSUNG DES SYRIEN-
KONFLIKTS

Die AMS beteiligt sich an der
Suche nach einer politischen
Lösung zwischen den Parteien
im Syrien-Konflikt, einerseits auf
internationaler Ebene, indem sie
den Prozess unter der Feder-
führung der UNO mit Fachwis-
sen in Mediation unterstützt,
und andererseits auf lokaler
Ebene. In Jordanien und im
Libanon, den wichtigsten Auf-
nahmeländern für syrische und
irakische Flüchtlinge, saniert die
DEZA Schulen. Durch eine Ver-
besserung der Infrastruktur, der
sanitären Anlagen und der Aus-
stattung der Schulzimmer ver-
schafft die Schweiz den Flücht-
lingskindern und den einhei-
mischen Kindern Zugang zu
einer Grundbildung. Insgesamt
84 Schulen für 57 000 Kindern
wurden renoviert.

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EINE WELT
OHNE ARMUT
UND IN FRIEDEN,
FÜR EINE
NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG

Der Klimawandel droht bis 2030 100   Millionen Menschen
in extreme Armut zu stürzen.

Bei einem globalen Temperaturanstieg um 2–3° C wird Malaria
für zusätzliche 150   Millionen Menschen zu einer Gefahr.
Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz hat     »»Die Schweiz wird ihre Partnerschaft mit der Pri-
einen neuen Referenzrahmen: Die Agenda 2030 für         vatwirtschaft intensivieren und sich stärker für
nachhaltige Entwicklung, die im September 2015          eine Diversifizierung der Finanzierungsquellen für
unter der Federführung der UNO verabschiedet            eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.
wurde. Sie enthält 17 Ziele für eine nachhaltige
Entwicklung (Sustainable Development Goals SDG),      »»Die Schweiz engagiert sich dafür, dass die Auswir-
welche die soziale, wirtschaftliche und ökologische     kungen des Klimawandels und die Umwelt-
Dimension einbeziehen und gleichzeitig den aktu-        schäden nicht die Ärmsten und Verletzlichsten
ellen Anliegen sowie den Bedürfnissen künftiger         treffen. Bewerkstelligen will sie dies insbesondere
Generationen Rechnung tragen.                           durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der natür-
                                                        lichen Ressourcen und der Ökosysteme.
Die Umsetzung der Agenda 2030 verlangt innovative
Ansätze, wie sie die Botschaft 2017–2020 vorsieht:

»»Die Schweiz ist Vorreiterin mit ihrem Engage-
  ment zu Themen von globaler Tragweite wie
  Ernährungssicherheit, Klimawandel und Umwelt,
  Wasser, Migration, Gesundheit sowie Finanzen
  und Handel. Dieses Engagement wird fortgeführt,
  namentlich durch die Globalprogramme.

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Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
Gemeinsam und ergänzend handeln
Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz ori-      5. Stärkung des Rechtsstaats und der demokrati-
entiert sich an sieben gemeinsamen strategischen           schen Mitsprache, Unterstützung von Institutionen,
Zielen:                                                    die der Gesellschaft und der Wirtschaft dienen

1. Beitrag zur Entwicklung eines internationalen        6. Achtung und Förderung der Menschenrechte und
   Rahmens, der die Bewältigung der globalen Her-          Grundfreiheiten
   ausforderungen ermöglicht
                                                        7. Stärkung der Geschlechtergleichstellung und der
2. Prävention und Bewältigung von Krisen, Katastro-        Rechte von Frauen und Mädchen
   phen und Fragilität sowie Förderung der Konflikt-
   transformation                                       Die Schweiz verfügt über eine Palette von Instrumen-
                                                        ten, die sich ergänzen und gegenseitig verstärken.
3. Gewährleistung eines nachhaltigen Zugangs zu         Damit kann sie die aktuellen Herausforderungen
   Ressourcen und Dienstleistungen für alle             aktiv angehen.

4. Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachs-
   tums

MIGRATION: EINE DEPARTEMENTSÜBERGREIFENDE ZUSAMMENARBEIT

Die DEZA, das SECO, die AMS          und regulären Rahmen stattfin-        bessere Lebensbedingungen und
und das Staatssekretariat für Mi-    den kann. Dies soll zu einer Re-      die Schaffung von Arbeitsplätzen.
gration (SEM) arbeiten eng zu-       duktion der irregulären Migration
sammen, um die Staaten in Nord-      führen sowie den Migrantinnen         TUNESIEN:
afrika, am Horn von Afrika und       und Migranten die Möglichkeit         BESCHÄFTIGUNG UND
auf dem Balkan im Migrations-        geben ihre Rechte wahrzuneh-          BERUFSBILDUNG – EINE
bereich zu unterstützen. Diese       men und ihren Pflichten nachzu-       LÖSUNG, DIE ZUKUNFTS-
sind sowohl Durchgangs-, als         kommen. Neben Rückkehrhilfe-          PERSPEKTIVEN BIETET
auch Herkunftsländer der Mig-        programmen setzt die Schweiz
rantinnen und Migranten. Ziel        auch bei den Ursachen an. Sie         In Tunesien intensivieren die
dieser gemeinsamen Migrations-       engagiert sich langfristig für die    DEZA und das SECO ihre Initiati-
aussenpolitik ist, mitzuhelfen,      friedliche Beilegung bewaffne-        ven zur Schaffung von Arbeits-
dass Migration in einem sicheren     ter Konflikte, mehr Demokratie,       plätzen, um den Menschen eine

10
© DEZA

Alternative zur Migration zu bie-   es fast 1000 Personen, deren
ten. Seit 2011 sind insbesondere    Asylgesuch in der Schweiz ab-
dank Mikrokrediten und einer        gewiesen worden war, bei der
verbesserten Berufsbildung für      Rückkehr in ihr Heimatland eine
Jugendliche über 12 000 Stellen     Erwerbstätigkeit aufzunehmen.
entstanden. Mit dem Ziel, die       Dabei stützte es sich auf eine Mi-
Sicherheit der Tunesierinnen und    grationspartnerschaft mit den
Tunesier in ihrem eigenen Land      tunesischen Behörden.
zu verbessern, unterstützt die
AMS die Behörden darin, men-
schenrechtskonforme Massnah-
men zur Extremismusprävention
zu finden. Das SEM ermöglichte

                                                                         11
Maximierung der Wirkung der
internationalen Zusammenarbeit
der Schweiz
Stärkung der Partnerschaften und                       »»Die  Partnerschaften mit der Privatwirtschaft
Diversifizierung der Finanzierungs-                      ermöglichen es insbesondere, zusätzliche Ressour-
quellen                                                  cen in Form von Fachwissen und Finanzmitteln zu
                                                         mobilisieren, namentlich zur Förderung nachhalti-
Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz            ger Investitionen.
ist in einem Netzwerk mit vielfältigen Part-
nern aktiv. Dazu zählen die Bevölkerung und            In den kommenden Jahren wird die internationale
die Regierungen der Partnerländer, multilatera-        Zusammenarbeit der Schweiz die Hebelwirkung
le Organisationen, schweizerische, internationale      ihres Budgets weiter stärken. Neben der Arbeit mit
und lokale Nichtregierungsorganisationen (NGO),        ihren verschiedenen Partnern wird die Unterstützung
Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ande-         einer vermehrten Mobilisierung der nationalen Res-
re Geldgeber, Privatunternehmen mit Sitz in            sourcen der Partnerländer (z. B. über die Steuerpolitik
der Schweiz und im Ausland, Diasporagemeinden,         des Landes) zu den Schwerpunkten gehören.
Kantone und Gemeinden.

»»IhreBeteiligung an massgeblichen multilatera-
  len Organisationen verleiht der internationalen                    SWISS CAPACITY
  Zusammenarbeit globale Ausstrahlung.                               BUILDING FACILITY,
                                                                     TEILEN VON
»»Durch die Partnerschaft mit NGO profitiert sie von                 KNOWHOW
  deren spezifischer Erfahrung.
                                                                     Swiss Capacity Building Faci-
                                                                     lity. Dieser Non-Profit-Organi-
                                                                     sation gehören die DEZA und
                                                                     verschiedene Privatunternehmen
                                                                     wie Swiss Re, Blue Orchard und
                                                                     die Credit Suisse Foundation an.
                                                                     Sie   bietet   Finanzinstitutionen
                                                                     von Entwicklungsländern wie
                                                                     Versicherungsgesellschaften,
                                                                     Mikrofinanzinstituten, Sparkassen
                                                                     und Handelsbanken fachliche
                                                                     Hilfe an, damit diese die ärm-
                                                                     sten Bevölkerungsschichten, bei-
                                                                     spielsweise Kleinbauern, besser
                                                                     bedienen können. Aufgrund der
                                                                     erreichten Fortschritte dürfte
                                                                     das Ziel von 720 000 neuen
                                                                     Kunden Ende 2017 erreicht sein.

12
© Monika Gysin, OBVIAM

                         SIFEM, DAS SCHWEIZER ENTWICKLUNGS-
                         FINANZIERUNGSINSTITUT, DAS IN
                         SCHWELLENLÄNDERN INVESTIERT

                         SIFEM (Swiss Investment for          nen massiv ausbauen und ihre
                         Emerging Markets) ermöglicht         Arbeitsplätze auf 500 verdop-
                         über 400 Unternehmen den Zu-         peln können. Davon profitieren
                         gang zu Eigenmitteln und Kredi-      insbesondere weniger qualifi-
                         ten und gestattet dadurch die        zierte Personen in der Stadt
                         Schaffung dringend benötigter        Hermanus, wo Arbeitslosigkeit
                         Arbeitsplätze. SIFEM investiert      und Armut weit verbreitet sind.
                         in Schlüsselsektoren der lokalen     Dank   einer   ISO-zertifizierten
                         Wirtschaft im Rahmen von Part-       Aquakultur leistet das Unterneh-
                         nerschaften mit dem Privatsek-       men zudem einen wichtigen
                         tor (Private Public Partnerships).   Beitrag zum Schutz der Arten-
                         In Südafrika hat eine Muschel-       vielfalt, da der Bestand der
                         aufzucht ihre Produktion unter       Abalon-Muschel wegen illega-
                         anderem dank SIFEM-Investitio-       lem Fischfang stark bedroht ist.

                                                                                                  13
Anerkanntes Schweizer Knowhow
Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz ver-        Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz wirkt
fügt über Erfahrung und Knowhow, die weltweit             auf drei Ebenen, die sich gegenseitig verstärken:
anerkannt sind. Sie geniesst deshalb in den Part-
nerländern eine hohe Glaubwürdigkeit. Mit der             »»Auf  operativer Ebene mit der Durchführung von
Botschaft 2017–2020 wird sie ihre Tätigkeit auf             Projekten und Programmen
bestimmte Schwerpunktthemen und -bereiche kon-
zentrieren, in denen in der Vergangenheit überzeu-        »»Durch einen politischen Dialog mit anderen Regie-
gende Ergebnisse erzielt wurden und in denen die            rungen über deren Reformprogramme und Politik
Schweizer Akteure ihr Fachwissen besonders nutz-
bringend einsetzen können. Weitere Pluspunkte der         »»Durch eine Einflussnahme auf den Dialog und die
Schweiz sind die Legitimität, die ihr das traditionelle     internationale Politik, indem sie sich auf multi-
Bekenntnis zu humanitären Werten und ihr Status als         lateraler Ebene in massgeblichen internationalen
neutrales Land verleihen.                                   Organisationen engagiert

14
Wasser: Beispiel für ein
               Engagement der Schweiz                                              In Vietnam wirken die DEZA, das
                                                                                   Landwirtschaftsministerium und Nestlé
               Dank ihres thematisch breiten Fachwissens und mul-                  im Rahmen einer öffentlich-privaten
               tilateralen Engagements hat die Schweiz wesentlich                  Partnerschaft gemeinsam darauf hin,
               dazu beigetragen, das Ziel einer Trinkwasserversor-                 dass zur Bewässerung der Kaffeeplan-
               gung und Abwasserbehandlung für alle Menschen                       tagen weniger Wasser verbraucht
               sowie einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Was-                   wird. Die bisher eingesparte Wasser-
               serressourcen in der Agenda 2030 zu verankern.                      menge entspricht dem Bedarf von
                                                                                   2,5 Millionen Menschen und führt zu
                                                                                   Einsparungen von rund 240 Franken
                In Mazedonien ermöglichten                                         pro Jahr für jeden der 50 000 Kaffee-
                es die Projekte des SECO im                                        bauern.
                Bereich Wasserversorgung
                und Abwasserbehandlung,
                die Situation für mindestens
                90 640 Personen in den 15
                Gemeinden der Region Bre-
                galnica zu verbessern.
© A. Ishokon

                In Honduras hat die DEZA             Im Nordwesten von Kenia hat             Über   die   Initiative   «Blue
                auf   nationaler   Ebene    zur      die   humanitäre    Hilfe    der        Peace» setzen DEZA und
                Entwicklung    der     Wasser-       DEZA den Bau von Wasser-                AMS eine nachhaltige Was-
                versorgung und zur Ge-               rückhaltebecken unterstützt.            sernutzung als Mittel zur
                sundheitsvorsorge        beige-      Diese verbessern die Exis-              Friedensförderung ein. Im
                tragen – in enger Abstim-            tenzgrundlage      von      über        Nahen Osten wurde 2014
                mung mit der Zivilgesell-            20 000 lokalen Hirten, die              eine Einigung zwischen dem
                schaft. 500 000 Menschen             dadurch mehr Möglichkeiten              Irak und der Türkei in der
                gehören zu den Begünstig-            haben, ihr Vieh zu tränken.             Frage des Tigris-Wasserein-
                ten dieses Projekts.                 Durch dieses Bauprojekt ver-            zugsgebiets erzielt. Seither
                                                     ringerten sich die Spannun-             profitieren über 30 Millionen
                                                     gen zwischen ansässigen und             Menschen von einem gesi-
                                                     nomadischen Hirten.                     cherten Trinkwasserzugang.

                                                                                                                           15
Ergebnisse bestätigen Wirkung der
         internationalen Zusammenarbeit
         Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz
         strebt weiterhin eine maximale Wirkung an. Dazu
         zieht sie Lehren aus den bisherigen positiven und
         manchmal auch negativen Erfahrungen. Die kon-
         kret erzielten Ergebnisse weisen ihr den Weg für
         ihre künftige Tätigkeit und tragen zum Wohlergehen
         von Millionen Menschen weltweit und zur Schaf-
         fung einer sichereren und wohlhabenderen Welt bei.

                                                              BOLIVIEN:
                                                              SCHUTZ VOR DEM
                                                              KLIMAWANDEL
                                                              DURCH DEN ERHALT
                                                              DER BIODIVERSITÄT

                                                              In Bolivien bedrohen Entwal-
                                                              dung    und    Klimawandel    das
                                                              Überleben von Tausenden von
                                                              Bauern im Hochland der Anden.
                                                              Die DEZA arbeitet eng mit der
                                                              lokalen Bevölkerung zusammen
                                                              und hilft dieser, ihre Landwirt-
                                                              schaftsmethoden      anzupassen.
                                                              Die Nutzung traditioneller Kennt-
                                                              nisse und Methoden trägt dazu
                                                              bei,   die   ökologische   Wider-
                                                              standskraft und die Artenvielfalt
                                                              der Pflanzenwelt zu erhalten.
                                                              2014 wurden 20 000 Hektaren
                                                              Land aufgeforstet, und seit 2012
                                                              konnten fast 30 000 Familien
                                                              ihr Einkommen steigern. Das
                                                              SECO unterstützt weltweit über
                                                              100    Programme     im    Bereich
                                                              Biodiversität, die wirtschaftliche
© SECO                                                        Möglichkeiten im Zusammen-
                                                              hang mit der Artenvielfalt schaf-
                                                              fen und eine nachhaltige Nut-
                                                              zung der Ressourcen fördern.

         16
MYANMAR: VOM WIEDERAUFBAU ZUR
        DEMOKRATISCHEN UND FRIEDLICHEN
        TRANSITION

        Die Unterstützung der Schweiz
        beim Wiederaufbau in Myanmar
        nach dem Wirbelsturm Nargis
        von 2008 und beim friedlichen
        Übergang zur Demokratie ist ein
        Beispiel für ein Projekt in einem
        fragilen Kontext. Neben der hu-
        manitären Hilfe, mit der bereits
        über 130 Schulen und Gesund-
        heitszentren            saniert   wurden,
        konnten         zwischenzeitlich      im                                                                  © EDA
        Rahmen          einer      gemeinsamen
        Kooperationsstrategie auch meh-
        rere Entwicklungsprojekte um-               und die Erarbeitung eines Ver-
        gesetzt werden. So wurden mit               haltenskodexes   für   friedliche
        Unterstützung der DEZA seit                 und transparente Wahlen im
        2014 rund 2000 Ausbildungs-                 November 2015 unterstützt.
        plätze geschaffen, namentlich
        im Gastgewerbe, aber auch in
        den Bereichen der Schneiderei,              HORN VON AFRIKA: UNTERSTÜTZUNG IM
        der      Elektroinstallationen,       der   BEREICH GESUNDHEIT ZUR REDUKTION DER
        Schönheitspflege, usw. Fachleu-             KINDER- UND MÜTTERSTERBLICHKEIT
        te der AMS haben ausserdem
        seit 2011 aktiv zu einer friedli-           Die DEZA engagiert sich seit        für das Gesundheitswesen mit
        chen Konfliktbeilegung beige-               2008 für eine Verbesserung der      humanitärer   Hilfe   begonnen,
        tragen, namentlich durch ein                medizinischen Versorgung am         welche die Unterstützung von
        Waffenstillstandsabkommen,                  Horn von Afrika. Diese Tätigkeit    nichtstaatlichen   Partnern   bei
                                                    führt sie heute im Rahmen ihrer     der Sanierung und beim Unter-
                                                    Gesamtstrategie zur Stabilisie-     halt von Spitälern erlaubte. Seit
                                                    rung der Region fort. In Somalia    2013 wird dieses Engagement
                                                    hat die DEZA ihr Engagement         durch längerfristige Programme
                                                                                        gestärkt, die zur Umsetzung ei-
                                                                                        nes   nationalen   Gesundheits-
                                                                                        und Ernährungsprogramms der
                                                                                        Behörden beitragen. So wurden
                                                                                        etwa neue Ambulatorien ge-
                                                                                        baut, die 16 000 Personen be-
                                                                                        handelten, darunter mehr als
                                                                                        9000 Frauen. Die Kinder- und
                                                                                        die Müttersterblichkeit sind in
                                                                                        den   begünstigten     Regionen
                                                                                        stark zurückgegangen.

                                                                                                                      17

© JHNP/Adriane Ohanesian 2014
RAHMENKREDIT
DER HUMANI-
TÄREN HILFE
UND DES
SCHWEIZERSCHEN
KORPS FÜR
HUMANITÄRE
HILFE SKH
18

             © DEZA
Eine humanitäre Antwort auf
steigende Bedürfnisse
Geopolitische Spannungen und bewaffnete Konflikte        Im zunehmend schwierigen Umfeld konzentriert sich
haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.         die humanitäre Hilfe auf zwei Schwerpunkte:
Das humanitäre Völkerrecht wird immer häufiger
missachtet, der Zivilbevölkerung wird der Zugang         Humanitäre Nothilfe
zur Hilfe verweigert. Diese trägt das grösste Leid und
sieht sich massivster Gewalt und grosser Not ausge-      Nothilfe heisst für die Schweiz in erster Linie Hilfe vor
setzt. Bewaffnete Konflikte, aber auch die negativen     Ort. Dafür setzt sie rund zwei Drittel der humanitären
Folgen des Klimawandels zwingen Millionen von            Gelder ein. Sie fliessen in den Schutz der meistbetrof-
Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen, was sich        fenen Zivilbevölkerung – insbesondere von Flüchtlin-
auch in einer rekordhohen Zahl von Flüchtlingen und      gen und intern Vertriebenen – und deren Versorgung
Vertriebenen widerspiegelt.                              mit dem Lebensnotwendigsten. Dazu zählen Notun-
                                                         terkünfte, Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, Nah-
Die humanitäre Hilfe der DEZA trägt dazu bei, Leben      rungsmittel, und medizinische Hilfsgüter.
zu retten und Leiden zu lindern. Mit Expertinnen und
Experten des Schweizerischen Korps für humanitä-         Hilfe vor Ort heisst auch Hilfe zur Selbsthilfe. Gerade
re Hilfe (SKH) setzt sie eigene Programme um oder        in länger dauernden bewaffneten Konflikten ist es
stellt ihr Wissen den Partnerorganisationen zur Ver-     entscheidend, Menschen frühzeitig auf ein wieder
fügung. Zudem unterstützt sie die Umsetzung von          selbstständigeres Leben vorzubereiten. Dabei hilft
Programmen der Partnerorganisationen mit Finanz-         auch das Engagement der humanitären Hilfe in der
beiträgen, Hilfsgütern und mit Nahrungsmittelhilfe.      Rehabilitation, im Wiederaufbau sowie in der Kata-
                                                         strophenvorsorge. Diese Bereiche bleiben neben der
Die wichtigsten Partnerorganisationen sind das           Nothilfe relevant für die humanitäre Hilfe.
Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die
humanitären UNO-Organisationen, nationale und
internationale Nichtregierungsorganisationen sowie
Schweizer Hilfswerke.

                                       HUMANITÄRE NOTHILFE FÜR DIE UKRAINE

                                       Die humanitäre Hilfe der DEZA         medizinische Geräte, Medika-
                                       versorgte im Jahr 2015 die not-       mente und vor allem Chemikalien
                                       leidende Bevölkerung in der           für die Trinkwasseraufbereitung
                                       Ostukraine auf beiden Seiten          in die Region. Damit profitierten
                                       der so genannten «Kontaktlinie»       3,2 Millionen Menschen jeweils
                                       mit insgesamt 1230 Tonnen Hilfs-      während sechs Monaten von
                                       gütern. Drei Konvois brachten         sauberem Trinkwasser.

                                                                             In der Ostukraine wurden nach
                                                                             Ausbruch des Konflikts im Jahr
                                                                             2014 5 Millionen Menschen von
                                                                             Nothilfe abhängig.

                                                                                                               19

                                                               © DEZA
Stärkung des humanitären Rechts-                         effizienten Koordinierung und den finanziellen Res-
rahmens sowie des operationellen                         sourcen hängt der Erfolg oder Misserfolg der inter-
humanitären Systems:                                     nationalen humanitären Hilfe ab.

Die Hilfe vor Ort ist untrennbar mit der Einhaltung      Dank ihrer Präsenz vor Ort, ihrer Erfahrung und
des humanitären Völkerrechts sowie der interna-          ihrem internationalen Ansehen kann sich die huma-
tionalen Normen und humanitären Prinzipien ver-          nitäre Hilfe gemeinsam mit den Partnern der Schwei-
bunden. Damit die Hilfe die notleidenden Menschen        zer internationalen Zusammenarbeit im bilateralen
in bewaffneten Konflikten erreicht, müssen Konflikt-     und multilateralen Dialog mit Erfolg für diese Anlie-
parteien der internationalen Hilfe den Zugang zur        gen einsetzen.
Zivilbevölkerung ermöglichen. Davon und von der

HUMANITÄRER EINSATZ FÜR DIE
OPFER DES SYRIEN-KONFLIKTS

Der Syrienkonflikt ist mit 4 Milli-    in Damaskus unter Leitung eines
onen Flüchtlingen, 6,5 Millionen       SKH-Bauingenieurs.
intern Vertriebenen und insge-
samt 18 Millionen Bedürftigen          In Libanon unterstützte die hu-
im Jahr 2015 die grösste huma-         manitäre Hilfe rund 500 Familien,
nitäre Katastrophe unserer Zeit.       die syrische Flüchtlinge beher-
Sie stellt für die internationale      bergen. Ebenfalls in Libanon
humanitäre Hilfe eine schwere          aber auch in Jordanien reno-
Belastungsprobe dar.                   vierte sie Schulen, so dass rund
                                       57 000 einheimische Kinder und
Von 2011 bis 2015 standen der          syrische Flüchtlingskinder zur
humanitären Hilfe der DEZA ins-        Schule gehen können (siehe
gesamt 203 Millionen Franken           Seite 7).
für die Unterstützung der be-
troffenen      Bevölkerung        in   Und nicht zuletzt engagiert sich
Syrien und den benachbarten            die humanitäre Hilfe für einen
Staaten zur Verfügung. Dazu            besseren Zugang zur Zivilbevöl-
kamen 25 Millionen Franken für         kerung und in der Koordinie-
die notleidende Bevölkerung in         rung der internationalen Syrien-
Irak.                                  hilfe.

Mit den Mitteln wurden Hilfspro-
gramme des IKRK sowie von
UNO- und Nichtregierungsor-
ganisationen    vor    Ort    unter-
stützt. Ebenso entsandte die
humanitäre Hilfe Experten. So
steht etwa das Notunterkunft-
Programm       des    UNO-Flücht-
lingshochkomissariats        UNHCR

20

                                          © DEZA
Thematische und geografische Prioritäten
des humanitären Engagements
Für die humanitäre Hilfe der DEZA stehen 2017 bis       In der Katastrophenvorsorge sowie bei der Rehabili-
2020 folgende Themen im Vordergrund, die in der         tation und im Wiederaufbau engagiert sie sich wenn
Bewältigung der humanitären Herausforderungen           immer möglich so, dass Anknüpfungspunkte zur Ent-
zentral sind:                                           wicklungszusammenarbeit geschaffen werden kön-
                                                        nen. Der schrittweise Ausstieg der humanitären Hilfe
»»Schutz der Zivilbevölkerung                           aus Programmen erfolgt in enger Absprache mit den
»»Minderung des Katastrophenrisikos                     Vertretungen vor Ort und den Schweizer Partnern
»»Wasser und Siedlungshygiene                           der internationalen Zusammenarbeit. Sie berücksich-
»»Geschlechterspezifische Gewalt                        tigt dabei selbstverständlich auch die Nachhaltigkeit
                                                        der Resultate.
Zusätzlich engagiert sie sich in den Themenbereichen
Nahrungsmittelhilfe sowie medizinische Nothilfe. Sie
richtet ein besonderes Augenmerk auf die Hilfe für
Flüchtlinge und intern Vertriebene.

Geografisch konzentriert sich die humanitäre Hilfe
auf die Krisenherde im Mittleren Osten und in Afrika
südlich der Sahara, wo die Bevölkerung noch wäh-
rend Jahren auf Nothilfe angewiesen sein dürfte.                           ZUGANG ZU SAUBEREM
Gleichzeitig muss die humanitäre Hilfe flexibel blei-                      TRINKWASSER IN
ben, um rasch auf neue Krisen, Konflikte und Kata-                         SÜDSUDAN
strophen reagieren zu können.
                                                                           In Südsudan unterstützt die hu-
                                                                           manitäre Hilfe der DEZA die
                                                                           lokalen Behörden beim Aufbau
                                                                           der Trinkwasserversorgung für
                                                                           über 100 000 Menschen. Heute
                                                                           hat lediglich knapp die Hälfte
                                                                           der Bevölkerung Zugang zu sau-
                                                                           berem Trinkwasser in diesem
                                                                           Land, das weiterhin als fragil gilt.

                                                                           Nach der Unterzeichnung der
                                                                           Friedensverträge,     welche     im
                                                                           Jahr 2005 die Spaltung zwischen
                                                                           dem Norden und dem Süden
                                                                           Sudans festschrieben, kehrten
                                                                           gegen eine halbe Million Men-
                                                                           schen zurück in den Südsudan.
                                                                           Dadurch verschärften sich die
                                                                           bereits bestehenden Wasser-
                                                                           versorgungsprobleme.

                                                                                                            21

                                                                               © DEZA
RAHMENKREDIT
TECHNISCHE
ZUSAMMEN-
ARBEIT UND
FINANZHILFE
ZUGUNSTEN VON
ENTWICKLUNGS-
LÄNDERN

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                © DEZA
Verringerung der Armut und der
Anfälligkeit für globale Risiken
Die Entwicklungszusammenarbeit ist in einem Umfeld       Die DEZA will alle Formen von Armut und die Anfäl-
tätig, das sich ständig verändert und sowohl Chancen     ligkeit gegenüber globalen Risiken verringern. In Über-
als auch Herausforderungen bietet. Die Zahl der Perso-   einstimmung mit der Agenda 2030 ist sie bestrebt, die
nen, die in extremer Armut leben, hat sich innerhalb     Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungs-
von 15 Jahren halbiert. Doch Faktoren wie Missernten,    ländern zu verbessern, und dabei auf eine nachhaltige
mangelnde Bildung oder Krankheiten stürzen auch          Nutzung der natürlichen Ressourcen und den Erhalt
weiterhin ganze Bevölkerungsgruppen erstmals oder        der Biodiversität zu achten. Die Armutsbekämpfung
erneut in Armut. Globale Risiken wie der Klimawandel     erfordert sowohl lokale als auch globale Lösungen.
oder eine unsichere Ernährungslage treffen vor allem     Die DEZA konzentriert ihre Tätigkeit auch im Zeitraum
die Ärmsten und die Verletzlichsten.                     2017–2020 auf folgende drei Handlungsachsen:

                                                         »»bilaterale Zusammenarbeit mit Schwerpunkt-
                                                           ländern und -regionen.
         VERANTWORTUNGS-
         VOLLE BODENPOLITIK                              »»fünf  Globalprogramme zur Bewältigung der
         IN DER REGION DES                                 globalen Herausforderungen und zur Erarbeitung
         MEKONG                                            globaler öffentlicher Politiken (Klimawandel und
                                                           Umwelt, Ernährungssicherheit, Wasser, Gesund-
         In Laos, Kambodscha, Myanmar                      heit, Migration und Entwicklung).
         und Vietnam übertragen die
         Regierungen     immer      häufiger             »»Beteiligungan multilateralen Organisationen
         Boden in Form von Konzessio-                      wie Weltbank, regionalen Entwicklungsbanken,
         nen an Investoren, die landwirt-                  Entwicklungsorganisationen der UNO sowie glo-
         schaftliche Grossbetriebe, Berg-                  balen Fonds und Netzwerken.
         bauunternehmen oder Wasser-
         kraftwerke betreiben. Dies geht
         auf Kosten der Familienbetriebe.
         Als Folge davon verschlimmern
         sich die Armut und die Ernäh-
         rungslage der Kleinbauern. In
         der Region des Mekong erar-
         beitet die DEZA gemeinsam mit
         Behörden und zivilgesellschaftli-
         chen Organisationen politische
         Strategien, die den Zugang von
         Kleinproduzenten zu natürlichen
         Ressourcen sichern. Aufgrund
         dieser Erfahrungen nimmt sie
         ausserdem Einfluss auf die For-
         mulierung internationaler Nor-
         men, etwa im Fall der «Freiwilli-
         gen    Leitlinien   für   die   ver-
         antwortungsvolle      Verwaltung
         von Boden- und Landnutzungs-                                                                        23
         rechten».
                                                                                                                   © DEZA
Thematische und geografische
Schwerpunkte
Bis 2020 wird sich die DEZA noch stärker zugunsten        Einkommen sowie die Entwicklung des lokalen Pri-
von Themen engagieren, bei denen die Schweiz über         vatsektors.
Erfahrung und Knowhow verfügt, die international
anerkannt sind:                                       »»Sie verstärkt das Engagement in fragilen Kontex-
                                                          ten, insbesondere in Afrika und im Nahen Osten.
»»Sie  führt ihr Engagement in der Bewältigung
  globaler Risiken fort: Klimawandel und Umwelt,      »»Schwerpunkte      setzt die DEZA weiterhin bei der
  Wasser, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Migra-        Gleichstellung von Frau und Mann und der guten
  tion und Entwicklung.                                   Regierungsführung.

»»Mit ihrer Unterstützung eröffnet sie Zukunftsper-   Geografisch gesehen ist die DEZA auf fast allen Kon-
  spektiven, namentlich durch Grund- und Berufs-      tinenten präsent. Von ihrer bilateralen Hilfe gehen
  bildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und       in der Periode 2017–2020 55% an Afrika und den
                                                      Nahen Osten, 30% nach Asien sowie 15% nach
                                                      Lateinamerika und in die Karibik.
IMPULSE FÜR DIE
BESCHÄFTIGUNG                                         Die DEZA konzentriert sich dabei auf 14 Schwer-
                                                      punktländer1 und 7 Schwerpunktregionen2, die sie
In Bangladesch unterstützt die                        anhand bestimmter Kriterien festlegt. Zu diesen
DEZA das Projekt «Katalyst»,                          gehören das Ausmass von Armut und Fragilität, die
welches durch den Einsatz inno-                       Dialogbereitschaft des Landes und die Relevanz für
vativer Ideen bessere landwirt-                       die Entwicklungs- und Aussenpolitik.
schaftliche Erträge und die Er-
höhung der Einkommen der
armen ländlichen Bevölkerung                          1   Benin, Burkina Faso, Mali, Mosambik, Niger, Tansania,
                                                          Tschad, Bangladesch, Nepal, Mongolei, Myanmar, Bolivien,
anstrebt. Aufgrund seiner neu-
                                                          Haiti und Kuba.
artigen Unterstützung für den
                                                      2   Regionen: Horn von Afrika, Südliches Afrika, Grosse Seen,
Privatsektor erhielt das Projekt                          Nordafrika und Naher Osten, Mekong, Hindukusch und
2014 den Innovationspreis der                             Zentralamerika.
OECD. Das Projekt «Katalyst»
ist Bestandteil des DEZA-Pro-
gramms zur Entwicklung der
Landwirtschaft und der Wirt-
schaft im ländlichen Raum in
Bangladesch. Dank diesem Pro-
gramm konnten rund 920 000
Kleinbauern und -unternehmen
ihr Jahreseinkommen seit 2013
um durchschnittlich 81 USD stei-
gern. Dies entspricht einer über
40-prozentigen Erhöhung des
landwirtschaftlichen    Einkom-
mens.

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                                                                                                                      © DEZA
Multilaterales Engagement

         Die Tätigkeit der multilateralen Organisationen er-       Rund 40 % der Mittel aus dem Rahmenkredit wer-
         gänzt die bilaterale Hilfe der Schweiz. Sie ermöglicht    den für die multilaterale Zusammenarbeit aufgewen-
         es, koordinierte Lösungen für gemeinsame Probleme         det. Indem sie ihre Hilfe auf eine begrenzte Zahl von
         zu entwickeln. Die multilateralen Organisationen ver-     Organisationen konzentriert, kann die Schweiz die
         fügen über eine politische Legitimität und operative      Verwendung ihrer Finanzbeiträge wirksam überwa-
         Kapazitäten, die es ihnen ermöglichen, auf der gan-       chen, in den Führungsgremien Einfluss nehmen und
         zen Welt aktiv zu werden. Durch die Unterstützung         einen produktiven Dialog pflegen.
         multilateraler Initiativen stellt die Schweiz nicht nur
         ihre Solidarität unter Beweis, sondern übernimmt          Die Schweiz engagiert sich bei Entwicklungsbanken,
         auch Verantwortung.                                       in Entwicklungsorganisationen der UNO sowie in
                                                                   globalen Fonds und Netzwerken. Es handelt sich um
         DEZA und SECO wählen die Organisationen, mit              15 prioritäre Organisationen, die für das Funktionie-
         denen sie zusammenarbeiten, aufgrund von vier Kri-        ren des internationalen Systems zentral sind, die mit
         terien aus:                                               einem regionalen Mandat ausgestattet sind oder die
                                                                   über eine thematische und normative Ausrichtung
         1. Relevanz der Organisationen für die Politik der        verfügen.
            Schweiz im Bereich Entwicklung

         2. ausgewiesene Ergebnisse der Organisationen
                                                                                      RECHT UND SICHER-
         3. Möglichkeit zur Einflussnahme auf Politik und                             HEIT: EIN PROJEKT
            Strategien der betreffenden Organisation                                  IN 86 LÄNDERN

         4. aussenpolitische Interessen der Schweiz                                   Das Entwicklungsprogramm der
                                                                                      Vereinten Nationen (UNDP) bil-
                                                                                      det zusammen mit der Welt-
                                                                                      bank die wichtigste multilaterale
                                                                                      Partnerin der Schweiz. Mit ihrer
                                                                                      Unterstützung für das UNDP
                                                                                      trägt die DEZA etwa dazu bei,
                                                                                      für die Bevölkerung von 86 Län-
© UNDP
                                                                                      dern den Zugang zum Rechts-
                                                                                      system und zur Sicherheit zu
                                                                                      verbessern. Im Jahr 2014 nah-
                                                                                      men weltweit 750 000 Personen,
                                                                                      davon 51 % Frauen, die Dienste
                                                                                      von Rechtsberatungsstellen in
                                                                                      Anspruch.

                                                                                                                     25
RAHMENKREDIT
FÜR DIE
WIRTSCHAFTS-
UND HANDELS-
POLITISCHEN
MASSNAHMEN
IM RAHMEN DER
ENTWICKLUNGS-
ZUSAMMEN-
ARBEIT
26

                © SECO
Armut in Ländern mittleren
Einkommens reduzieren
Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen           Angesichts der beträchtlichen finanziellen Bedürf-
zur Armutsbekämpfung haben in den letzten Jah-          nisse der Partnerländer wird die öffentliche Entwick-
ren weiter an Bedeutung gewonnen. Während in            lungshilfe häufig dazu eingesetzt, zusätzliche Mittel
den 1990er-Jahren der Grossteil der Armen in den        zu generieren, seien es private Investitionen oder
einkommensschwächsten Ländern der Welt lebte,           Steuereinnahmen. Die öffentlichen Gelder haben
sind heute sieben von zehn Menschen in extremer         somit einen Multiplikator-Effekt.
Armut in Ländern mit mittlerem Einkommen (Middle
Income Countries, MICs) anzutreffen. Hinzu kom-
men wachsende Ungleichheiten in diesen Ländern.
Globale Risiken wie Klimawandel, Wirtschafts- und                          DIE ÖFFENTLICHEN
Finanzkrisen oder instabile politische Verhältnisse                        GELDER BESSER
verstärken bestehende Probleme zusätzlich.                                 VERWALTEN

An diesem neuen Kontext orientiert sich die wirt-                          In Peru unterstützt das SECO
schaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz.                        die öffentliche Hand mit über
Sie unterstützt Länder dabei, Rahmenbedingungen                            USD 6 Millionen dabei, die Fi-
zu stärken und damit das wirtschaftliche Potential                         nanzen besser zu verwalten und
des Privatsektors in der Armutsbekämpfung aus-                             den Bürgerinnen und Bürgern
zuschöpfen. Dabei kann das SECO auf eine über                              auf     allen    Ebenen    qualitativ
20-jährige Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen.                      hochstehende Dienstleistungen
                                                                           anzubieten.      Das    peruanische
                                                                           Finanzministerium sowie die re-
                                                                           gionalen und kommunalen Ver-
                                                                           waltungen erhalten Unterstüt-
                                                                           zung bei der Budgetplanung,
                                                                           der Erhebung von Steuern und
                                                                           der Ausgabenkontrolle. Dank ei-
                                                                           nes neu eingeführten mehrjäh-
                                                                           rigen    Budgets       konnte   Peru
                                                                           seine Planungssicherheit erhö-
                                                                           hen, was Engpässe bei essentiel-
                                                                           len Dienstleistungen wie Bildung
                                                                           oder Gesundheit reduziert.

                                                                                                             27

                                                                                   © SECO
Nachhaltiges und inklusives
Wachstum für alle
Das SECO ist bestrebt, nachhaltiges und inklusi-        »»Mehr    und bessere Arbeitsplätze: Über Inves-
ves Wachstum zu fördern. In Übereinstimmung mit            titionen in Unternehmen und die Stärkung inter-
der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wird           nationaler Standards trägt das SECO zur Schaf-
im Rahmenkredit 2017–2020 ein besonderer Akzent            fung von Arbeitsstellen und menschenwürdigen
auf die soziale Dimension der Nachhaltigkeit gelegt.       Arbeitsbedingungen bei.
Der neue Begriff «inklusiv» unterstreicht, dass die
Früchte des Wachstums allen Bevölkerungsschichten       »»Gestärkter Handel und höhere Wettbewerbs-
zugutekommen sollen.                                       fähigkeit: Auf multilateraler, regionaler und bila-
                                                           teraler Ebene fördert das SECO die wirtschaft-
Mit seinen wirtschafts- und handelspolitischen Mass-       lichen Stärken und Absatzmöglichkeiten seiner
nahmen im Rahmen der Entwicklungszusammenar-               Partnerländer.
beit verfolgt das SECO vier Ziele:
                                                        »»Emissionsarme       und klimaresiliente Wirt-
»»Wirksame    Institutionen und Dienstleistun-             schaft: Zur Senkung der CO2-Emissionen und
  gen: Ein klarer rechtlicher Rahmen und eine              Erhöhung der Klimaresilienz von Volkswirtschaften
  funktionierende Energieversorgung sind etwa              unterstützt das SECO unter anderem Massnahmen
  Voraussetzungen für den Aufbau von kleinen und           in den Bereichen Stadtentwicklung, Energieversor-
  mittleren Unternehmen (KMU).                             gung und ressourceneffiziente Privatwirtschaft.

VERANTWORTUNGSVOLLE GESCHÄFTS-
METHODEN FÜR MEHR WETTBEWERBSFÄHIGKEIT

Das   von    der    Internationalen   ren ausgebildet, die 250 KMU –
Arbeitsorganisation umgesetzte        81 davon in Vietnam – dabei
Projekt     SCORE      (Sustaining    unterstützten, ihre Praktiken an-
Competitive and Responsible           zupassen. Den meisten gelingt
Enterprise) wird vom SECO seit        es, einen Sozialdialog einzufüh-
2009 in neun Ländern unter-           ren, die Unfallrate zu senken und
stützt. Das Projekt fördert die       die Produktionskosten zu redu-
Entwicklung von KMU mit Aus-          zieren.
bildungskursen und der Sensibi-
lisierung   für    verantwortungs-
volle Arbeitsbedingungen und
stärkt so ihre Wettbewerbsfä-
higkeit. Zwischen 2009 und 2012
wurden in den neun Partnerlän-
dern über 250 lokale Instrukto-

28

                                                                                                                 © SECO
Geografische Prioritäten und Partner
         Das SECO konzentriert sich weiterhin auf acht          Wichtige Partnerorganisationen des SECO sind die
         Schwerpunktländer mit mittlerem Einkommen:             Weltbank und ihre Institutionen, regionale Entwick-
         Ägypten, Tunesien, Ghana, Südafrika, Indonesien,       lungsbanken und ausgewählte UNO-Organisatio-
         Vietnam, Kolumbien und Peru. Viele dieser Partner-     nen. In diesem Rahmen beteiligt sich das SECO auch
         länder nehmen Schlüsselrollen in regionalen und glo-   am internationalen Dialog zu Entwicklungsfragen im
         balen Wirtschaftskontexten ein und können somit        Finanz- und Wirtschaftsbereich. Darunter fallen The-
         positive oder negative Auswirkungen auf ganze          men wie leistungsfähige Steuerverwaltungen und
         Regionen haben.                                        Transparenz, gute Regierungsführung im Rohstoff-
                                                                bereich, die Verminderung städtischer Armut und
         Neben der Zusammenarbeit mit den eigenen Part-         eine Wirtschaft mit weniger CO2-Ausstoss.
         nerländern engagiert sich das SECO auch in Schwer-
         punktländern anderer Bundesstellen wie der DEZA.       Weiterhin zentral bleibt die Zusammenarbeit des
         Diese sogenannten Komplementärmassnahmen               SECO mit dem Privatsektor, der wertvolle opera-
         bauen auf der spezifischen Expertise des SECO auf,     tionelle und finanzielle Beiträge an Entwicklungs-
         beispielsweise im Bereich der Verwaltung öffentli-     projekte leisten kann. Auch andere Partner wie die
         cher Gelder oder der Handelsförderung.                 Zivilgesellschaft und die Wissenschaft sind eng
                                                                eingebunden.
         Zudem begleiten SECO und DEZA in Osteuropa
         gemeinsam Staaten auf dem Weg zu Demokratie
         und sozialer Marktwirtschaft (vgl. Rahmenkredit
         Transitionszusammenarbeit mit den Staaten Osteu-
         ropas).

                                              ZUSÄTZLICHE MITTEL FÜR ERNEUERBARE
                                              ENERGIEN

                                              Das SECO beteiligt sich am Pro-     Ziel des SREP ist es, zusätzlich
                                              gramm der Weltbank für erneu-       USD 3,8 Milliarden von Entwick-
                                              erbare Energien (SREP: Scaling-     lungsbanken und aus dem Pri-
                                              Up Renewable Energy Program).       vatsektor zu sammeln. Sie sollen
                                              Seit 2010 steuerte das SECO         für Erdwärme-, Sonnen- und
                                              rund USD 25 Millionen bei. Un-      Windenergieprojekte eingesetzt
                                              terstützt werden 27 Entwick-        werden.
                                              lungsländer in der Förderung
                                              erneuerbarer Energien. Zweites

                                                                                                                 29

© David Dodge, Green Energy Futures
RAHMENKREDIT
TRANSITIONS-
ZUSAMMENARBEIT
MIT DEN STAATEN
OSTEUROPAS
30

              © UNDP
Für mehr Demokratie und
Menschenrechte, wirtschaftliches
Wachstum und soziale Gerechtigkeit
Im Rahmen der Transitionszusammenarbeit unter-          Ungleichheiten (auch geschlechtsbezogene), sowie
stützt die Schweiz in Osteuropa ehemalige kommu-        inner- und zwischenstaatliche Konflikte.
nistische Länder auf ihrem Weg zu Demokratie und
sozialer Marktwirtschaft: Albanien, Bosnien und         Die Schweiz engagiert sich in diesen Ländern, weil
Herzegowina, Kosovo, Mazedonien und Serbien             sie aus Solidarität gegenüber Armen und Ausge-
sowie die Ukraine, Moldawien, Georgien, Armenien,       schlossenen handelt. Sie ist aber auch in ihrem eige-
Aserbaidschan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbe-     nen Interesse tätig: Die Transitionszusammenarbeit
kistan. Diese Länder sind nicht Mitglied der Europä-    soll wirtschaftliche Opportunitäten für die Schweiz
ischen Union. In diesem Sinn unterscheidet sich die     fördern. Sie soll vor Ort Arbeitsplätze schaffen und
Transitionszusammenarbeit vom Erweiterungsbei-          so Alternativen zur Migration eröffnen. Sie soll auch
trag der Schweiz an die neuen EU-Mitgliedstaaten.       irreguläre Migration und Drogen- sowie Menschen-
                                                        handel reduzieren. Gleichzeitig soll sie zur Vorbeu-
In den Ländern Osteuropas besteht trotz Fortschritten   gung und Beilegung von Konflikten beitragen. In
weiterhin Nachholbedarf an Reformen (z.B. Dezen-        allen Fällen ist der Reformwille der Staaten eine wich-
tralisierung, Rechtsstaatlichkeit und Kapazitäten der   tige Voraussetzung für eine wirksame Unterstützung
öffentlichen Dienste). Hinzu kommen neue Heraus-        durch die Schweiz.
forderungen wie etwa soziale und ökonomische

VEREINFACHTE BEHÖRDENGÄNGE IN SERBIEN

Im Westbalkan hat die DEZA            nen Zugang haben, hat sich die
eine Stärkung der lokalen Gou-        durchschnittliche Frist bis zur
vernanz und eine Verbesserung         Erlangung einer Baubewilligung
der kommunalen Dienstleistun-         von 77 auf 58 Tage verringert.
gen erreicht, indem sie unter an-
derem die Vereinfachung der
Verfahren unterstützte. Einige
Gemeinden haben ein «One-
Stop-Shop»-System mit einem
einzigen Schalter für die Aus-
stellung von persönlichen Doku-
menten und Genehmigungen
eingeführt, das von der Bevölke-
rung laut einer Umfrage sehr ge-
schätzt wird. Mit der Einführung
eines solchen Systems in Süd-
serbien, zu dem 350 000 Perso-

                                                                                                            31

                                         © DEZA
Vier Hauptthemen
Die DEZA und das SECO tragen gemeinsam die Ver-         »»Die DEZA und das SECO setzen sich dafür ein, dass
antwortung für die Transitionszusammenarbeit in           öffentliche Versorgungsbetriebe bezüglich
Osteuropa. Die Portfolios beider Institutionen ergän-     Trinkwasser, Abwasser und Energie wirksam
zen sich und bauen auf den jeweiligen Kompetenzen         und nachhaltig operieren, und dass Wasser
und Stärken in vier Hauptbereichen auf:                   in den zentralasiatischen Staaten gerecht verteilt
                                                          wird.
»»Die DEZA und das SECO engagieren sich auf der
  lokalen, regionalen und zentralstaatlichen Ebene      »»Im  Gesundheitsbereich trägt die DEZA zum
  für die Festigung der demokratischen Struk-             gleichberechtigten Zugang der Bevölkerung zu
  turen, die Stärkung der Rechtstaatlichkeit und die      besseren Gesundheitsdienstleistungen bei. Die
  Verbesserung der Qualität öffentlicher Dienstleis-      Schwerpunkte liegen auf der Verbesserung der
  tungen.                                                 Gesundheitsprävention (Tabak, Alkohol, ungesun-
                                                          de Ernährung) zur Reduktion nicht übertragbarer
»»Die    Transitionszusammenarbeit fördert das            Krankheiten (zum Beispiel Diabetes, Herz-Kreis-
  Potential des Privatsektors und insbesondere            lauf- und Atemwegserkrankungen), und auf der
  der kleinen und mittleren Unternehmen über              Stärkung der Gesundheitssysteme.
  die Verbesserung der Rahmenbedingungen, die
  Erleichterung des Marktzugangs sowie die Reform       Die Programme bearbeiten themenübergreifend
  der Berufsbildungssysteme. Ein zentrales Anliegen     auch die Aspekte Konfliktprävention, Konflikt-
  bleibt die Verbesserung der Beschäftigungslage,       transformation und Menschenrechte, sowie
  namentlich von Jugendlichen.                          Migration. Im letztgenannten Bereich arbeiten
                                                        DEZA und SECO eng mit dem SEM zusammen. Den
                                                        Rahmen dazu bilden die Migrationspartnerschaften
                                                        mit Kosovo, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina.

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FÖRDERUNG DER UNTERNEHMENS-
TÄTIGKEIT IN ZENTRALASIEN
                                                                               © DEZA
In Kirgisistan und Tadschikis-       Die Rückerstattung der Mehr-
tan engagiert sich das SECO          wertsteuer an die Unterneh-
zugunsten von günstigen wirt-        men ist dank elektronischer
schaftlichen Rahmenbedingun-         Verarbeitung    und      Vereinfa-
gen für lokale Unternehmen.          chung der Abläufe wesentlich
Das SECO hat die Erarbeitung         zuverlässiger   geworden.         Die
wirkungsvollerer Gesetze und         Zahl und Häufigkeit der Inspek-
Bestimmungen und den Auf-            tionen hat ebenfalls abgenom-
bau von Knowhow bei Beam-            men, sodass der Privatsektor
ten und Akteuren des Privat-         dank der Hilfe des SECO rund
sektors unterstützt. Ein Beispiel    USD 15 Millionen pro Jahr ein-
für ein erfolgreiches Projekt:       spart.

ZUGANG ZU TRINKWASSER FÜR ALLE IN KOSOVO

Zwischen 1999 und 2014 stieg         Verankerung der eingeleiteten
der Anteil der Bevölkerung Ko-       Reformen führt die Schweiz par-
sovos mit einer Trinkwasserver-      allel dazu einen kontinuierlichen
sorgung von 44% auf 76 %. Die-       Dialog mit dem interministeriel-
ser Erfolg ist den gemeinsamen       len Rat für Wasser in Kosovo.
Bemühungen von DEZA und
SECO zur Verbesserung der
Trink- und Abwassersysteme des
Landes zu verdanken. Die DEZA
engagiert sich in ländlichen und
das SECO in städtischen Gebie-
ten. Sie verbessern die Kapazi-
täten der staatlichen Wasser-
versorgungsbetriebe     Kosovos,
indem sie neue Infrastruktur-
anlagen (Kanalisierungen, Klär-
anlagen) und Personalschulun-
gen finanzieren. Zur langfristigen

                                                                                        33

                                                           © Vedat Xhymshiti
RAHMENKREDIT
MASSNAHMEN
ZUR FÖRDERUNG
DES FRIEDENS
UND DER
MENSCHLICHEN
SICHERHEIT
34

            © Dan Nguyen
Ein massgeblicher Beitrag zu mehr
Frieden und menschlicher Sicherheit
Frieden und menschliche Sicherheit zu fördern,             Ohne Frieden und Menschenrechte kann es keine
gehört zu den Prioritäten der schweizerischen Aus-         nachhaltige Entwicklung geben – und umgekehrt.
senpolitik. Dabei steht der Schutz des einzelnen           Diese Erkenntnis hat auch Eingang in den Zielen für
Menschen und seiner Würde im Mittelpunkt. Jeder            nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 gefun-
Mensch soll ohne Angst, ohne Not und in Wür-               den, die die UNO-Generalversammlung im Septem-
de leben können. Zu diesem Zweck nimmt sich die            ber 2015 verabschiedet hat. Erstmals wird damit der
Schweiz den Herausforderungen von Krieg, Gewalt,           Zusammenhang zwischen Frieden, Sicherheit und
Missachtung der Menschenrechte sowie Vertreibung           Entwicklung in einer universellen Entwicklungsagen-
und Menschenhandel an.                                     da verankert.

Für die Förderung des Friedens und der menschlichen        Für die Schweiz ist diese Erkenntnis nicht neu. Der
Sicherheit ist die Abteilung Menschliche Sicherheit        Bundesrat trägt ihr nun aber verstärkt Rechnung
(AMS) in der Politischen Direktion des EDA zustän-         und präsentiert die Massnahmen zur Förderung des
dig. Ihre diplomatisch-politische und zugleich opera-      Friedens und der menschlichen Sicherheit als Teil der
tionelle Tätigkeit trägt massgeblich dazu bei, die stra-   Botschaft über die internationale Zusammenarbeit.
tegischen Ziele der internationalen Zusammenarbeit
der Schweiz zu erreichen.

SCHWEIZER WISSEN UND ERFAHRUNG
FÜR DIE OSZE IN DER UKRAINE

Die Schweiz stellt der Speziel-         Prinzipien und -Verpflichtungen
len Beobachtermission (SMM)             festzuhalten. Dadurch trägt sie
der Organisation für Sicherheit         zum Abbau der Spannungen
und Zusammenarbeit in Europa            und zur Förderung von Frieden
(OSZE) Expertinnen und Exper-           und Sicherheit bei.
ten (2015: 16 Personen) zur Ver-
fügung. Dazu gehört auch der
stellvertretende Missionschef. Er
nimmt allgemeine Management-
aufgaben wahr und hilft mit, in
der Ostukraine lokale Waffen-
stillstandsvereinbarungen auszu-
handeln und humanitäre Korri-
dore zu errichten.

Die SMM in der Ukraine sammelt
Informationen und berichtet re-
gelmässig über die Sicherheits-
lage. Zum Auftrag gehört, allfäl-
lige Verletzungen der OSZE-

                                                                                                             35

                                         © OSZE
Thematische und geografische
         Prioritäten
         Wie die raschen politischen Veränderungen der letz-     Wie die internationale Zusammenarbeit insgesamt,
         ten Jahre in Osteuropa, dem Mittleren Osten oder        setzt die AMS Schwerpunkte in Afrika südlich der
         Myanmar gezeigt haben, muss die AMS in der Lage         Sahara sowie in Nordafrika und dem Mittleren Osten.
         sein, schnell auf Krisen zu reagieren. Gleichzeitig     Ein weiterer Schwerpunkt ist der OSZE-Raum. Dazu
         muss sie sich langfristig engagieren können, um Frie-   kommen einzelne Länder in Asien und in Lateiname-
         den nachhaltig zu schaffen und das notwendige the-      rika, wo die AMS ihr bewährtes, zum Teil langjäh-
         matische und geografische Wissen aufzubauen. Der        riges Engagement fortsetzt oder neue, vielverspre-
         Rahmenkredit ermöglicht der AMS die Arbeit in den       chende Chancen zur Verbesserung der menschlichen
         vier Bereichen der menschlichen Sicherheit:             Sicherheit ergreift.

         »»Mit der Friedenspolitik setzt sich die AMS dafür
            ein, dass Konflikte mit friedlichen Mitteln, das                       SCHWEIZER
            heisst im Dialog zwischen Parteien, beigelegt wer-                     VERMITTLUNG ZUR
            den können.                                                            UMSETZUNG DES
                                                                                   FRIEDENSABKOMMENS
         »»Ergänzend    zur humanitären Hilfe entwickelt die                       AUF DEN PHILIPPINEN
            AMS die humanitäre Politik weiter. Ziel ist es,
            die Zivilbevölkerung insbesondere in bewaffneten                       Auf den Philippinen unterstützt
            Konflikten besser zu schützen.                                         die Schweiz die Regierung und
                                                                                   die Islamische Befreiungsfront
         »»Mit der Menschenrechtspolitik fördert die AMS                           der Moros dabei, das Friedens-
            die Menschenrechte und setzt sich dafür ein, dass                      abkommen vom 27. März 2014
            diese respektiert werden. Die Staaten müssen                           erfolgreich umzusetzen. Auf An-
            ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen und                          frage der beiden ehemaligen
            Zusagen nachkommen.                                                    Konfliktparteien übernahm die
                                                                                   Schweizer Sondergesandte für
         »»In  der Migrationsaussenpolitik setzt sich die                          Vergangenheitsarbeit den Vor-
            AMS ein für den Schutz von Vertriebenen und                            sitz der Kommission für Über-
            Migrantinnen und Migranten, die besonders ge-                          gangsjustiz und Versöhnung.
            fährdet sind. Sie fördert eine menschenwürdige
            internationale Migrationspolitik und bekämpft                          Als Vorsitzende ist es ihre Auf-
            den Menschenhandel.                                                    gabe, zwischen den beiden Par-
                                                                                   teien zu vermitteln, damit die
                                                                                   Kommission ihren Auftrag wahr-
                                                                                   nehmen kann. Auftrag der Kom-
                                                                                   mission ist, einen Bericht über
                                                                                   den Umgang mit den massiven
                                                                                   Menschenrechtsverletzungen
                                                                                   und den Verletzungen des hu-
                                                                                   manitären   Völkerrechts   wäh-
                                                                                   rend des Konflikts zu erstellen
                                                                                   und Empfehlungen für das wei-
                                                                                   tere Vorgehen abzugeben.

         36

© REUTERS / Samsul Said
Ausgefeilte Instrumente und
Zusammenarbeit mit Schlüsselakteuren
Die AMS arbeitet mit einer breiten Palette von Inst-    Am wirksamsten ist die schweizerische Politik der
rumenten, die sie je nach Situation einsetzt: Media-    menschlichen Sicherheit, wenn sie ihre Schwer-
tion, Fazilitation, politischer Dialog und Vergangen-   punkte auf allen zur Verfügung stehenden Ebenen
heitsarbeit gehören dazu ebenso wie langfristige        verfolgt. Ein Beispiel dafür ist der Schutz von Men-
Programme in einem bestimmten Land oder einer           schenrechtsverteidigerinnen und -verteidigern, den
Region, regelmässige bilaterale Treffen (Bsp. Men-      die Schweiz sowohl in multilateralen Gremien und
schenrechtskonsultationen) und diplomatische Inter-     im bilateralen Austausch mit Staaten einfordert, als
ventionen, multilaterale Dialoge und Prozesse (Bsp.     auch in konkreten Fällen selber bietet. Da Frieden
UNO-Menschenrechtsrat) und diplomatische Initi-         und menschliche Sicherheit nicht nur von Staaten
ativen (Bsp. Nansen Initiative) oder der Einsatz von    abhängen, arbeitet die AMS mit allen relevanten
Expertinnen und Experten über den Schweizerischen       Akteuren zusammen. Dazu gehören insbesondere
Expertenpool für Zivile Friedensförderung.              Organisationen und Personen aus Politik, Zivilgesell-
                                                        schaft, Wirtschaft und Wissenschaft, aber je nach
                                                        Kontext auch nicht-staatliche bewaffnete Gruppen.

MENSCHENRECHTS-
KONSULTATIONEN
SCHWEIZ – NIGERIA

Die Schweiz und Nigeria füh-
ren seit 2011 jährlich bilate-
rale Konsultationen zum Thema
Menschenrechte durch. Diese
Gespräche dienen dazu, die
Menschenrechtslage in einem
vertraulichen Rahmen zu disku-
tieren. Ziel ist, konkrete Erfah-
rungen auszutauschen und auf
eine Verbesserung der allgemei-
nen Situation hinzuwirken.

Gleichzeitig kommen Fragen der
internationalen Menschenrechts-
politik zur Sprache, und es wer-
den Möglichkeiten für die Zu-
sammenarbeit ausgelotet. Wäh-
rend der Konsultationen werden
auch konkrete Umsetzungspro-
jekte lanciert – zum Beispiel ein
Lehrgang für die nigerianischen
Polizeikräfte   im   Bereich   der
Menschenrechte.

                                                                                                          37

                                                                                                                © EDA
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