Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2017-2020 - Das Wichtigste in Kürze
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Die Schweiz engagiert sich... Basierend auf Artikel 54 der Bundesverfassung en- Rahmenkredite: gagiert sich die internationale Zusammenarbeit der Schweiz für die Verringerung von Armut und globa- »»Humanitäre Hilfe (DEZA) len Risiken, für die Linderung von Not sowie für die Friedensförderung und die Achtung der Menschen- »»Technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe zu- rechte. Ihr Ziel ist eine langfristig ausgerichtete und gunsten von Entwicklungsländern (DEZA) umweltverträgliche weltweite Entwicklung, nament- lich durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der »»Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen natürlichen Ressourcen. im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit (SECO) Die «Botschaft über die internationale Zusam- menarbeit der Schweiz 2017–2020» präsentiert »»Transitionszusammenarbeit mit den Staaten Ost- die strategischen Schwerpunkte, die der Bundesrat europas (DEZA und SECO) in diesem Bereich setzt. Sie beinhaltet fünf Rah- menkredite, entsprechend den fünf Instrumenten, »»Und, erstmals in der Botschaft über die interna- die der Schweiz zur Umsetzung ihrer internationalen tionale Zusammenarbeit, Massnahmen zur Förde- Zusammenarbeit zur Verfügung stehen. rung des Friedens und der menschlichen Sicherheit (AMS) Diese werden durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), die Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) der Poli- tischen Direktion des EDA und durch das Staatsse- kretariat für Wirtschaft (SECO) des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) implemen- tiert. SOLIDARITÄT VERANTWORT- INTERESSE DER Die Schweiz engagiert LICHE AKTEURIN SCHWEIZ sich dafür, dass alle Die Schweiz engagiert Der Wohlstand und die Menschen frei von sich innerhalb der Sicherheit der Schweiz Armut, in Würde und Staatengemeinschaft hängen stark von ihrem Sicherheit leben können. für die Bewältigung internationalen Umfeld der Herausforderungen ab. unserer Welt. 3
EINE WELT OHNE ARMUT UND IN FRIEDEN, FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 57 Millionen Kinder im Primarschulalter gehen nicht zur Schule. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt in Subsahara-Afrika. Bis 2020 müssen 600 Millionen zusätzliche Stellen geschaffen werden, damit alle Jugendlichen in den Entwicklungsländern nach der Schule eine Arbeit finden. Alle zwei Minuten stirbt eine Frau an den Folgen einer Schwangerschaft oder Geburt. 4
In Würde zu leben, Chancen zu erhalten und Gehör Deshalb setzt die Botschaft 2017–2020 folgende zu finden sind Anliegen, die alle Menschen haben. Schwerpunkte: Zur Schaffung besserer Perspektiven und zur Ver- ringerung von Ungleichheiten ist es zentral, die »»Mehr Mittel für die Grundschul- und die Berufs- verschiedenen Formen von Armut, Diskriminierung, bildung Ausschluss und Verletzlichkeit in den Partnerländern der Schweiz zu bekämpfen. »»Stärkung der Geschlechtergleichstellung und der Rechte von Frauen und Mädchen SUBSAHARA-AFRIKA: »»Ein Wirtschaftswachstum, das allen zugute- UNTERSTÜTZUNG kommt, insbesondere durch mehr und qualitativ DER MENSCHEN bessere Arbeitsplätze sowie günstige wirtschaft- UND STÄRKUNG DER liche Rahmenbedingungen INSTITUTIONEN In Tschad unterstützen die DEZA und die Global Partnership for Education das Bildungssystem, namentlich um der armen Bevöl- kerung die Aneignung jener Kenntnisse und Fertigkeiten zu gestatten, welche für das Erler- nen eines Berufs und die nachhal- tige Verbesserung ihrer Lebens- bedingungen erforderlich sind. Im Jahr 2015 hat die Unterstüt- zung der DEZA 70 000 Kindern (43% Mädchen) und 11 000 Er- wachsenen (75% Frauen) den Zu- gang zu einer guten Bildung er- leichtert. Die vom SECO unterstützte Steuerreform in Ghana hat es ermöglicht, Online-Steuererklä- rungen einzuführen und die Dienstleistungen der Steuerbe- hörden zu verbessern. Die Steu- erzahlenden sind heute besser über ihre Rechte und Pflichten und über das Angebot der Steu- erbehörde informiert. Der Anteil der Bevölkerung, der zur Finan- zierung der öffentlichen Ausga- ben beiträgt, ist zwischen 2010 und 2014 um 10 Prozent gestie- gen. 5 © DEZA
EINE WELT OHNE ARMUT UND IN FRIEDEN FRIEDEN, FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2014 gab es weltweit 40 bewaffnete Konflikte, die höchste Zahl seit 15 Jahren. Heute suchen 60 Millionen vertriebene Personen nach Zuflucht und Sicherheit. In Zukunft wird die Mehrheit der Menschen, die extrem arm sind, in fragilen Kontexten leben.
Die Welt ist tiefer gespalten denn je und wird in- Entsprechend setzt die Botschaft 2017–2020 fol- folge von Konflikten und Extremismus durch Gewalt gende Schwerpunkte: und Unsicherheit erschüttert. Die Schweiz ist auf- grund ihrer Neutralität, ihrer humanitären Tradition »»Stärkung der Nothilfe, um die von Krisen und und ihres Knowhows gut positioniert, um konflikt- Katastrophen betroffenen Menschen zu unter- betroffenen Menschen Schutz und Hilfe zu bieten, stützen und zu schützen, namentlich die Millio- die Suche nach politischen Lösungen für Konflikte zu nen von Flüchtlingen und intern Vertriebenen im unterstützen sowie die Achtung der Menschenrechte Nahen Osten. zu fördern, welche gleichzeitig das Fundament des Friedens bilden. »»Verstärkungdes Engagements zur friedlichen Lösung von Gewaltkonflikten. »»Fortführung des Engagements in fragilen Kon- texten, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Subsahara-Afrika. NAHER OSTEN: GEWÄHRLEISTUNG DES ZUGANGS ZU BILDUNG UND BEITRAG ZUR LÖSUNG DES SYRIEN- KONFLIKTS Die AMS beteiligt sich an der Suche nach einer politischen Lösung zwischen den Parteien im Syrien-Konflikt, einerseits auf internationaler Ebene, indem sie den Prozess unter der Feder- führung der UNO mit Fachwis- sen in Mediation unterstützt, und andererseits auf lokaler Ebene. In Jordanien und im Libanon, den wichtigsten Auf- nahmeländern für syrische und irakische Flüchtlinge, saniert die DEZA Schulen. Durch eine Ver- besserung der Infrastruktur, der sanitären Anlagen und der Aus- stattung der Schulzimmer ver- schafft die Schweiz den Flücht- lingskindern und den einhei- mischen Kindern Zugang zu einer Grundbildung. Insgesamt 84 Schulen für 57 000 Kindern wurden renoviert. 7 © EDA, Presence Suisse
EINE WELT OHNE ARMUT UND IN FRIEDEN, FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Der Klimawandel droht bis 2030 100 Millionen Menschen in extreme Armut zu stürzen. Bei einem globalen Temperaturanstieg um 2–3° C wird Malaria für zusätzliche 150 Millionen Menschen zu einer Gefahr.
Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz hat »»Die Schweiz wird ihre Partnerschaft mit der Pri- einen neuen Referenzrahmen: Die Agenda 2030 für vatwirtschaft intensivieren und sich stärker für nachhaltige Entwicklung, die im September 2015 eine Diversifizierung der Finanzierungsquellen für unter der Federführung der UNO verabschiedet eine nachhaltige Entwicklung einsetzen. wurde. Sie enthält 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals SDG), »»Die Schweiz engagiert sich dafür, dass die Auswir- welche die soziale, wirtschaftliche und ökologische kungen des Klimawandels und die Umwelt- Dimension einbeziehen und gleichzeitig den aktu- schäden nicht die Ärmsten und Verletzlichsten ellen Anliegen sowie den Bedürfnissen künftiger treffen. Bewerkstelligen will sie dies insbesondere Generationen Rechnung tragen. durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der natür- lichen Ressourcen und der Ökosysteme. Die Umsetzung der Agenda 2030 verlangt innovative Ansätze, wie sie die Botschaft 2017–2020 vorsieht: »»Die Schweiz ist Vorreiterin mit ihrem Engage- ment zu Themen von globaler Tragweite wie Ernährungssicherheit, Klimawandel und Umwelt, Wasser, Migration, Gesundheit sowie Finanzen und Handel. Dieses Engagement wird fortgeführt, namentlich durch die Globalprogramme. 9
Gemeinsam und ergänzend handeln Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz ori- 5. Stärkung des Rechtsstaats und der demokrati- entiert sich an sieben gemeinsamen strategischen schen Mitsprache, Unterstützung von Institutionen, Zielen: die der Gesellschaft und der Wirtschaft dienen 1. Beitrag zur Entwicklung eines internationalen 6. Achtung und Förderung der Menschenrechte und Rahmens, der die Bewältigung der globalen Her- Grundfreiheiten ausforderungen ermöglicht 7. Stärkung der Geschlechtergleichstellung und der 2. Prävention und Bewältigung von Krisen, Katastro- Rechte von Frauen und Mädchen phen und Fragilität sowie Förderung der Konflikt- transformation Die Schweiz verfügt über eine Palette von Instrumen- ten, die sich ergänzen und gegenseitig verstärken. 3. Gewährleistung eines nachhaltigen Zugangs zu Damit kann sie die aktuellen Herausforderungen Ressourcen und Dienstleistungen für alle aktiv angehen. 4. Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachs- tums MIGRATION: EINE DEPARTEMENTSÜBERGREIFENDE ZUSAMMENARBEIT Die DEZA, das SECO, die AMS und regulären Rahmen stattfin- bessere Lebensbedingungen und und das Staatssekretariat für Mi- den kann. Dies soll zu einer Re- die Schaffung von Arbeitsplätzen. gration (SEM) arbeiten eng zu- duktion der irregulären Migration sammen, um die Staaten in Nord- führen sowie den Migrantinnen TUNESIEN: afrika, am Horn von Afrika und und Migranten die Möglichkeit BESCHÄFTIGUNG UND auf dem Balkan im Migrations- geben ihre Rechte wahrzuneh- BERUFSBILDUNG – EINE bereich zu unterstützen. Diese men und ihren Pflichten nachzu- LÖSUNG, DIE ZUKUNFTS- sind sowohl Durchgangs-, als kommen. Neben Rückkehrhilfe- PERSPEKTIVEN BIETET auch Herkunftsländer der Mig- programmen setzt die Schweiz rantinnen und Migranten. Ziel auch bei den Ursachen an. Sie In Tunesien intensivieren die dieser gemeinsamen Migrations- engagiert sich langfristig für die DEZA und das SECO ihre Initiati- aussenpolitik ist, mitzuhelfen, friedliche Beilegung bewaffne- ven zur Schaffung von Arbeits- dass Migration in einem sicheren ter Konflikte, mehr Demokratie, plätzen, um den Menschen eine 10
© DEZA Alternative zur Migration zu bie- es fast 1000 Personen, deren ten. Seit 2011 sind insbesondere Asylgesuch in der Schweiz ab- dank Mikrokrediten und einer gewiesen worden war, bei der verbesserten Berufsbildung für Rückkehr in ihr Heimatland eine Jugendliche über 12 000 Stellen Erwerbstätigkeit aufzunehmen. entstanden. Mit dem Ziel, die Dabei stützte es sich auf eine Mi- Sicherheit der Tunesierinnen und grationspartnerschaft mit den Tunesier in ihrem eigenen Land tunesischen Behörden. zu verbessern, unterstützt die AMS die Behörden darin, men- schenrechtskonforme Massnah- men zur Extremismusprävention zu finden. Das SEM ermöglichte 11
Maximierung der Wirkung der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz Stärkung der Partnerschaften und »»Die Partnerschaften mit der Privatwirtschaft Diversifizierung der Finanzierungs- ermöglichen es insbesondere, zusätzliche Ressour- quellen cen in Form von Fachwissen und Finanzmitteln zu mobilisieren, namentlich zur Förderung nachhalti- Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz ger Investitionen. ist in einem Netzwerk mit vielfältigen Part- nern aktiv. Dazu zählen die Bevölkerung und In den kommenden Jahren wird die internationale die Regierungen der Partnerländer, multilatera- Zusammenarbeit der Schweiz die Hebelwirkung le Organisationen, schweizerische, internationale ihres Budgets weiter stärken. Neben der Arbeit mit und lokale Nichtregierungsorganisationen (NGO), ihren verschiedenen Partnern wird die Unterstützung Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ande- einer vermehrten Mobilisierung der nationalen Res- re Geldgeber, Privatunternehmen mit Sitz in sourcen der Partnerländer (z. B. über die Steuerpolitik der Schweiz und im Ausland, Diasporagemeinden, des Landes) zu den Schwerpunkten gehören. Kantone und Gemeinden. »»IhreBeteiligung an massgeblichen multilatera- len Organisationen verleiht der internationalen SWISS CAPACITY Zusammenarbeit globale Ausstrahlung. BUILDING FACILITY, TEILEN VON »»Durch die Partnerschaft mit NGO profitiert sie von KNOWHOW deren spezifischer Erfahrung. Swiss Capacity Building Faci- lity. Dieser Non-Profit-Organi- sation gehören die DEZA und verschiedene Privatunternehmen wie Swiss Re, Blue Orchard und die Credit Suisse Foundation an. Sie bietet Finanzinstitutionen von Entwicklungsländern wie Versicherungsgesellschaften, Mikrofinanzinstituten, Sparkassen und Handelsbanken fachliche Hilfe an, damit diese die ärm- sten Bevölkerungsschichten, bei- spielsweise Kleinbauern, besser bedienen können. Aufgrund der erreichten Fortschritte dürfte das Ziel von 720 000 neuen Kunden Ende 2017 erreicht sein. 12
© Monika Gysin, OBVIAM SIFEM, DAS SCHWEIZER ENTWICKLUNGS- FINANZIERUNGSINSTITUT, DAS IN SCHWELLENLÄNDERN INVESTIERT SIFEM (Swiss Investment for nen massiv ausbauen und ihre Emerging Markets) ermöglicht Arbeitsplätze auf 500 verdop- über 400 Unternehmen den Zu- peln können. Davon profitieren gang zu Eigenmitteln und Kredi- insbesondere weniger qualifi- ten und gestattet dadurch die zierte Personen in der Stadt Schaffung dringend benötigter Hermanus, wo Arbeitslosigkeit Arbeitsplätze. SIFEM investiert und Armut weit verbreitet sind. in Schlüsselsektoren der lokalen Dank einer ISO-zertifizierten Wirtschaft im Rahmen von Part- Aquakultur leistet das Unterneh- nerschaften mit dem Privatsek- men zudem einen wichtigen tor (Private Public Partnerships). Beitrag zum Schutz der Arten- In Südafrika hat eine Muschel- vielfalt, da der Bestand der aufzucht ihre Produktion unter Abalon-Muschel wegen illega- anderem dank SIFEM-Investitio- lem Fischfang stark bedroht ist. 13
Anerkanntes Schweizer Knowhow Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz ver- Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz wirkt fügt über Erfahrung und Knowhow, die weltweit auf drei Ebenen, die sich gegenseitig verstärken: anerkannt sind. Sie geniesst deshalb in den Part- nerländern eine hohe Glaubwürdigkeit. Mit der »»Auf operativer Ebene mit der Durchführung von Botschaft 2017–2020 wird sie ihre Tätigkeit auf Projekten und Programmen bestimmte Schwerpunktthemen und -bereiche kon- zentrieren, in denen in der Vergangenheit überzeu- »»Durch einen politischen Dialog mit anderen Regie- gende Ergebnisse erzielt wurden und in denen die rungen über deren Reformprogramme und Politik Schweizer Akteure ihr Fachwissen besonders nutz- bringend einsetzen können. Weitere Pluspunkte der »»Durch eine Einflussnahme auf den Dialog und die Schweiz sind die Legitimität, die ihr das traditionelle internationale Politik, indem sie sich auf multi- Bekenntnis zu humanitären Werten und ihr Status als lateraler Ebene in massgeblichen internationalen neutrales Land verleihen. Organisationen engagiert 14
Wasser: Beispiel für ein Engagement der Schweiz In Vietnam wirken die DEZA, das Landwirtschaftsministerium und Nestlé Dank ihres thematisch breiten Fachwissens und mul- im Rahmen einer öffentlich-privaten tilateralen Engagements hat die Schweiz wesentlich Partnerschaft gemeinsam darauf hin, dazu beigetragen, das Ziel einer Trinkwasserversor- dass zur Bewässerung der Kaffeeplan- gung und Abwasserbehandlung für alle Menschen tagen weniger Wasser verbraucht sowie einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Was- wird. Die bisher eingesparte Wasser- serressourcen in der Agenda 2030 zu verankern. menge entspricht dem Bedarf von 2,5 Millionen Menschen und führt zu Einsparungen von rund 240 Franken In Mazedonien ermöglichten pro Jahr für jeden der 50 000 Kaffee- es die Projekte des SECO im bauern. Bereich Wasserversorgung und Abwasserbehandlung, die Situation für mindestens 90 640 Personen in den 15 Gemeinden der Region Bre- galnica zu verbessern. © A. Ishokon In Honduras hat die DEZA Im Nordwesten von Kenia hat Über die Initiative «Blue auf nationaler Ebene zur die humanitäre Hilfe der Peace» setzen DEZA und Entwicklung der Wasser- DEZA den Bau von Wasser- AMS eine nachhaltige Was- versorgung und zur Ge- rückhaltebecken unterstützt. sernutzung als Mittel zur sundheitsvorsorge beige- Diese verbessern die Exis- Friedensförderung ein. Im tragen – in enger Abstim- tenzgrundlage von über Nahen Osten wurde 2014 mung mit der Zivilgesell- 20 000 lokalen Hirten, die eine Einigung zwischen dem schaft. 500 000 Menschen dadurch mehr Möglichkeiten Irak und der Türkei in der gehören zu den Begünstig- haben, ihr Vieh zu tränken. Frage des Tigris-Wasserein- ten dieses Projekts. Durch dieses Bauprojekt ver- zugsgebiets erzielt. Seither ringerten sich die Spannun- profitieren über 30 Millionen gen zwischen ansässigen und Menschen von einem gesi- nomadischen Hirten. cherten Trinkwasserzugang. 15
Ergebnisse bestätigen Wirkung der internationalen Zusammenarbeit Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz strebt weiterhin eine maximale Wirkung an. Dazu zieht sie Lehren aus den bisherigen positiven und manchmal auch negativen Erfahrungen. Die kon- kret erzielten Ergebnisse weisen ihr den Weg für ihre künftige Tätigkeit und tragen zum Wohlergehen von Millionen Menschen weltweit und zur Schaf- fung einer sichereren und wohlhabenderen Welt bei. BOLIVIEN: SCHUTZ VOR DEM KLIMAWANDEL DURCH DEN ERHALT DER BIODIVERSITÄT In Bolivien bedrohen Entwal- dung und Klimawandel das Überleben von Tausenden von Bauern im Hochland der Anden. Die DEZA arbeitet eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen und hilft dieser, ihre Landwirt- schaftsmethoden anzupassen. Die Nutzung traditioneller Kennt- nisse und Methoden trägt dazu bei, die ökologische Wider- standskraft und die Artenvielfalt der Pflanzenwelt zu erhalten. 2014 wurden 20 000 Hektaren Land aufgeforstet, und seit 2012 konnten fast 30 000 Familien ihr Einkommen steigern. Das SECO unterstützt weltweit über 100 Programme im Bereich Biodiversität, die wirtschaftliche © SECO Möglichkeiten im Zusammen- hang mit der Artenvielfalt schaf- fen und eine nachhaltige Nut- zung der Ressourcen fördern. 16
MYANMAR: VOM WIEDERAUFBAU ZUR DEMOKRATISCHEN UND FRIEDLICHEN TRANSITION Die Unterstützung der Schweiz beim Wiederaufbau in Myanmar nach dem Wirbelsturm Nargis von 2008 und beim friedlichen Übergang zur Demokratie ist ein Beispiel für ein Projekt in einem fragilen Kontext. Neben der hu- manitären Hilfe, mit der bereits über 130 Schulen und Gesund- heitszentren saniert wurden, konnten zwischenzeitlich im © EDA Rahmen einer gemeinsamen Kooperationsstrategie auch meh- rere Entwicklungsprojekte um- und die Erarbeitung eines Ver- gesetzt werden. So wurden mit haltenskodexes für friedliche Unterstützung der DEZA seit und transparente Wahlen im 2014 rund 2000 Ausbildungs- November 2015 unterstützt. plätze geschaffen, namentlich im Gastgewerbe, aber auch in den Bereichen der Schneiderei, HORN VON AFRIKA: UNTERSTÜTZUNG IM der Elektroinstallationen, der BEREICH GESUNDHEIT ZUR REDUKTION DER Schönheitspflege, usw. Fachleu- KINDER- UND MÜTTERSTERBLICHKEIT te der AMS haben ausserdem seit 2011 aktiv zu einer friedli- Die DEZA engagiert sich seit für das Gesundheitswesen mit chen Konfliktbeilegung beige- 2008 für eine Verbesserung der humanitärer Hilfe begonnen, tragen, namentlich durch ein medizinischen Versorgung am welche die Unterstützung von Waffenstillstandsabkommen, Horn von Afrika. Diese Tätigkeit nichtstaatlichen Partnern bei führt sie heute im Rahmen ihrer der Sanierung und beim Unter- Gesamtstrategie zur Stabilisie- halt von Spitälern erlaubte. Seit rung der Region fort. In Somalia 2013 wird dieses Engagement hat die DEZA ihr Engagement durch längerfristige Programme gestärkt, die zur Umsetzung ei- nes nationalen Gesundheits- und Ernährungsprogramms der Behörden beitragen. So wurden etwa neue Ambulatorien ge- baut, die 16 000 Personen be- handelten, darunter mehr als 9000 Frauen. Die Kinder- und die Müttersterblichkeit sind in den begünstigten Regionen stark zurückgegangen. 17 © JHNP/Adriane Ohanesian 2014
RAHMENKREDIT DER HUMANI- TÄREN HILFE UND DES SCHWEIZERSCHEN KORPS FÜR HUMANITÄRE HILFE SKH 18 © DEZA
Eine humanitäre Antwort auf steigende Bedürfnisse Geopolitische Spannungen und bewaffnete Konflikte Im zunehmend schwierigen Umfeld konzentriert sich haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. die humanitäre Hilfe auf zwei Schwerpunkte: Das humanitäre Völkerrecht wird immer häufiger missachtet, der Zivilbevölkerung wird der Zugang Humanitäre Nothilfe zur Hilfe verweigert. Diese trägt das grösste Leid und sieht sich massivster Gewalt und grosser Not ausge- Nothilfe heisst für die Schweiz in erster Linie Hilfe vor setzt. Bewaffnete Konflikte, aber auch die negativen Ort. Dafür setzt sie rund zwei Drittel der humanitären Folgen des Klimawandels zwingen Millionen von Gelder ein. Sie fliessen in den Schutz der meistbetrof- Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen, was sich fenen Zivilbevölkerung – insbesondere von Flüchtlin- auch in einer rekordhohen Zahl von Flüchtlingen und gen und intern Vertriebenen – und deren Versorgung Vertriebenen widerspiegelt. mit dem Lebensnotwendigsten. Dazu zählen Notun- terkünfte, Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, Nah- Die humanitäre Hilfe der DEZA trägt dazu bei, Leben rungsmittel, und medizinische Hilfsgüter. zu retten und Leiden zu lindern. Mit Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitä- Hilfe vor Ort heisst auch Hilfe zur Selbsthilfe. Gerade re Hilfe (SKH) setzt sie eigene Programme um oder in länger dauernden bewaffneten Konflikten ist es stellt ihr Wissen den Partnerorganisationen zur Ver- entscheidend, Menschen frühzeitig auf ein wieder fügung. Zudem unterstützt sie die Umsetzung von selbstständigeres Leben vorzubereiten. Dabei hilft Programmen der Partnerorganisationen mit Finanz- auch das Engagement der humanitären Hilfe in der beiträgen, Hilfsgütern und mit Nahrungsmittelhilfe. Rehabilitation, im Wiederaufbau sowie in der Kata- strophenvorsorge. Diese Bereiche bleiben neben der Die wichtigsten Partnerorganisationen sind das Nothilfe relevant für die humanitäre Hilfe. Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die humanitären UNO-Organisationen, nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen sowie Schweizer Hilfswerke. HUMANITÄRE NOTHILFE FÜR DIE UKRAINE Die humanitäre Hilfe der DEZA medizinische Geräte, Medika- versorgte im Jahr 2015 die not- mente und vor allem Chemikalien leidende Bevölkerung in der für die Trinkwasseraufbereitung Ostukraine auf beiden Seiten in die Region. Damit profitierten der so genannten «Kontaktlinie» 3,2 Millionen Menschen jeweils mit insgesamt 1230 Tonnen Hilfs- während sechs Monaten von gütern. Drei Konvois brachten sauberem Trinkwasser. In der Ostukraine wurden nach Ausbruch des Konflikts im Jahr 2014 5 Millionen Menschen von Nothilfe abhängig. 19 © DEZA
Stärkung des humanitären Rechts- effizienten Koordinierung und den finanziellen Res- rahmens sowie des operationellen sourcen hängt der Erfolg oder Misserfolg der inter- humanitären Systems: nationalen humanitären Hilfe ab. Die Hilfe vor Ort ist untrennbar mit der Einhaltung Dank ihrer Präsenz vor Ort, ihrer Erfahrung und des humanitären Völkerrechts sowie der interna- ihrem internationalen Ansehen kann sich die huma- tionalen Normen und humanitären Prinzipien ver- nitäre Hilfe gemeinsam mit den Partnern der Schwei- bunden. Damit die Hilfe die notleidenden Menschen zer internationalen Zusammenarbeit im bilateralen in bewaffneten Konflikten erreicht, müssen Konflikt- und multilateralen Dialog mit Erfolg für diese Anlie- parteien der internationalen Hilfe den Zugang zur gen einsetzen. Zivilbevölkerung ermöglichen. Davon und von der HUMANITÄRER EINSATZ FÜR DIE OPFER DES SYRIEN-KONFLIKTS Der Syrienkonflikt ist mit 4 Milli- in Damaskus unter Leitung eines onen Flüchtlingen, 6,5 Millionen SKH-Bauingenieurs. intern Vertriebenen und insge- samt 18 Millionen Bedürftigen In Libanon unterstützte die hu- im Jahr 2015 die grösste huma- manitäre Hilfe rund 500 Familien, nitäre Katastrophe unserer Zeit. die syrische Flüchtlinge beher- Sie stellt für die internationale bergen. Ebenfalls in Libanon humanitäre Hilfe eine schwere aber auch in Jordanien reno- Belastungsprobe dar. vierte sie Schulen, so dass rund 57 000 einheimische Kinder und Von 2011 bis 2015 standen der syrische Flüchtlingskinder zur humanitären Hilfe der DEZA ins- Schule gehen können (siehe gesamt 203 Millionen Franken Seite 7). für die Unterstützung der be- troffenen Bevölkerung in Und nicht zuletzt engagiert sich Syrien und den benachbarten die humanitäre Hilfe für einen Staaten zur Verfügung. Dazu besseren Zugang zur Zivilbevöl- kamen 25 Millionen Franken für kerung und in der Koordinie- die notleidende Bevölkerung in rung der internationalen Syrien- Irak. hilfe. Mit den Mitteln wurden Hilfspro- gramme des IKRK sowie von UNO- und Nichtregierungsor- ganisationen vor Ort unter- stützt. Ebenso entsandte die humanitäre Hilfe Experten. So steht etwa das Notunterkunft- Programm des UNO-Flücht- lingshochkomissariats UNHCR 20 © DEZA
Thematische und geografische Prioritäten des humanitären Engagements Für die humanitäre Hilfe der DEZA stehen 2017 bis In der Katastrophenvorsorge sowie bei der Rehabili- 2020 folgende Themen im Vordergrund, die in der tation und im Wiederaufbau engagiert sie sich wenn Bewältigung der humanitären Herausforderungen immer möglich so, dass Anknüpfungspunkte zur Ent- zentral sind: wicklungszusammenarbeit geschaffen werden kön- nen. Der schrittweise Ausstieg der humanitären Hilfe »»Schutz der Zivilbevölkerung aus Programmen erfolgt in enger Absprache mit den »»Minderung des Katastrophenrisikos Vertretungen vor Ort und den Schweizer Partnern »»Wasser und Siedlungshygiene der internationalen Zusammenarbeit. Sie berücksich- »»Geschlechterspezifische Gewalt tigt dabei selbstverständlich auch die Nachhaltigkeit der Resultate. Zusätzlich engagiert sie sich in den Themenbereichen Nahrungsmittelhilfe sowie medizinische Nothilfe. Sie richtet ein besonderes Augenmerk auf die Hilfe für Flüchtlinge und intern Vertriebene. Geografisch konzentriert sich die humanitäre Hilfe auf die Krisenherde im Mittleren Osten und in Afrika südlich der Sahara, wo die Bevölkerung noch wäh- rend Jahren auf Nothilfe angewiesen sein dürfte. ZUGANG ZU SAUBEREM Gleichzeitig muss die humanitäre Hilfe flexibel blei- TRINKWASSER IN ben, um rasch auf neue Krisen, Konflikte und Kata- SÜDSUDAN strophen reagieren zu können. In Südsudan unterstützt die hu- manitäre Hilfe der DEZA die lokalen Behörden beim Aufbau der Trinkwasserversorgung für über 100 000 Menschen. Heute hat lediglich knapp die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu sau- berem Trinkwasser in diesem Land, das weiterhin als fragil gilt. Nach der Unterzeichnung der Friedensverträge, welche im Jahr 2005 die Spaltung zwischen dem Norden und dem Süden Sudans festschrieben, kehrten gegen eine halbe Million Men- schen zurück in den Südsudan. Dadurch verschärften sich die bereits bestehenden Wasser- versorgungsprobleme. 21 © DEZA
RAHMENKREDIT TECHNISCHE ZUSAMMEN- ARBEIT UND FINANZHILFE ZUGUNSTEN VON ENTWICKLUNGS- LÄNDERN 22 © DEZA
Verringerung der Armut und der Anfälligkeit für globale Risiken Die Entwicklungszusammenarbeit ist in einem Umfeld Die DEZA will alle Formen von Armut und die Anfäl- tätig, das sich ständig verändert und sowohl Chancen ligkeit gegenüber globalen Risiken verringern. In Über- als auch Herausforderungen bietet. Die Zahl der Perso- einstimmung mit der Agenda 2030 ist sie bestrebt, die nen, die in extremer Armut leben, hat sich innerhalb Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungs- von 15 Jahren halbiert. Doch Faktoren wie Missernten, ländern zu verbessern, und dabei auf eine nachhaltige mangelnde Bildung oder Krankheiten stürzen auch Nutzung der natürlichen Ressourcen und den Erhalt weiterhin ganze Bevölkerungsgruppen erstmals oder der Biodiversität zu achten. Die Armutsbekämpfung erneut in Armut. Globale Risiken wie der Klimawandel erfordert sowohl lokale als auch globale Lösungen. oder eine unsichere Ernährungslage treffen vor allem Die DEZA konzentriert ihre Tätigkeit auch im Zeitraum die Ärmsten und die Verletzlichsten. 2017–2020 auf folgende drei Handlungsachsen: »»bilaterale Zusammenarbeit mit Schwerpunkt- ländern und -regionen. VERANTWORTUNGS- VOLLE BODENPOLITIK »»fünf Globalprogramme zur Bewältigung der IN DER REGION DES globalen Herausforderungen und zur Erarbeitung MEKONG globaler öffentlicher Politiken (Klimawandel und Umwelt, Ernährungssicherheit, Wasser, Gesund- In Laos, Kambodscha, Myanmar heit, Migration und Entwicklung). und Vietnam übertragen die Regierungen immer häufiger »»Beteiligungan multilateralen Organisationen Boden in Form von Konzessio- wie Weltbank, regionalen Entwicklungsbanken, nen an Investoren, die landwirt- Entwicklungsorganisationen der UNO sowie glo- schaftliche Grossbetriebe, Berg- balen Fonds und Netzwerken. bauunternehmen oder Wasser- kraftwerke betreiben. Dies geht auf Kosten der Familienbetriebe. Als Folge davon verschlimmern sich die Armut und die Ernäh- rungslage der Kleinbauern. In der Region des Mekong erar- beitet die DEZA gemeinsam mit Behörden und zivilgesellschaftli- chen Organisationen politische Strategien, die den Zugang von Kleinproduzenten zu natürlichen Ressourcen sichern. Aufgrund dieser Erfahrungen nimmt sie ausserdem Einfluss auf die For- mulierung internationaler Nor- men, etwa im Fall der «Freiwilli- gen Leitlinien für die ver- antwortungsvolle Verwaltung von Boden- und Landnutzungs- 23 rechten». © DEZA
Thematische und geografische Schwerpunkte Bis 2020 wird sich die DEZA noch stärker zugunsten Einkommen sowie die Entwicklung des lokalen Pri- von Themen engagieren, bei denen die Schweiz über vatsektors. Erfahrung und Knowhow verfügt, die international anerkannt sind: »»Sie verstärkt das Engagement in fragilen Kontex- ten, insbesondere in Afrika und im Nahen Osten. »»Sie führt ihr Engagement in der Bewältigung globaler Risiken fort: Klimawandel und Umwelt, »»Schwerpunkte setzt die DEZA weiterhin bei der Wasser, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Migra- Gleichstellung von Frau und Mann und der guten tion und Entwicklung. Regierungsführung. »»Mit ihrer Unterstützung eröffnet sie Zukunftsper- Geografisch gesehen ist die DEZA auf fast allen Kon- spektiven, namentlich durch Grund- und Berufs- tinenten präsent. Von ihrer bilateralen Hilfe gehen bildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und in der Periode 2017–2020 55% an Afrika und den Nahen Osten, 30% nach Asien sowie 15% nach Lateinamerika und in die Karibik. IMPULSE FÜR DIE BESCHÄFTIGUNG Die DEZA konzentriert sich dabei auf 14 Schwer- punktländer1 und 7 Schwerpunktregionen2, die sie In Bangladesch unterstützt die anhand bestimmter Kriterien festlegt. Zu diesen DEZA das Projekt «Katalyst», gehören das Ausmass von Armut und Fragilität, die welches durch den Einsatz inno- Dialogbereitschaft des Landes und die Relevanz für vativer Ideen bessere landwirt- die Entwicklungs- und Aussenpolitik. schaftliche Erträge und die Er- höhung der Einkommen der armen ländlichen Bevölkerung 1 Benin, Burkina Faso, Mali, Mosambik, Niger, Tansania, Tschad, Bangladesch, Nepal, Mongolei, Myanmar, Bolivien, anstrebt. Aufgrund seiner neu- Haiti und Kuba. artigen Unterstützung für den 2 Regionen: Horn von Afrika, Südliches Afrika, Grosse Seen, Privatsektor erhielt das Projekt Nordafrika und Naher Osten, Mekong, Hindukusch und 2014 den Innovationspreis der Zentralamerika. OECD. Das Projekt «Katalyst» ist Bestandteil des DEZA-Pro- gramms zur Entwicklung der Landwirtschaft und der Wirt- schaft im ländlichen Raum in Bangladesch. Dank diesem Pro- gramm konnten rund 920 000 Kleinbauern und -unternehmen ihr Jahreseinkommen seit 2013 um durchschnittlich 81 USD stei- gern. Dies entspricht einer über 40-prozentigen Erhöhung des landwirtschaftlichen Einkom- mens. 24 © DEZA
Multilaterales Engagement Die Tätigkeit der multilateralen Organisationen er- Rund 40 % der Mittel aus dem Rahmenkredit wer- gänzt die bilaterale Hilfe der Schweiz. Sie ermöglicht den für die multilaterale Zusammenarbeit aufgewen- es, koordinierte Lösungen für gemeinsame Probleme det. Indem sie ihre Hilfe auf eine begrenzte Zahl von zu entwickeln. Die multilateralen Organisationen ver- Organisationen konzentriert, kann die Schweiz die fügen über eine politische Legitimität und operative Verwendung ihrer Finanzbeiträge wirksam überwa- Kapazitäten, die es ihnen ermöglichen, auf der gan- chen, in den Führungsgremien Einfluss nehmen und zen Welt aktiv zu werden. Durch die Unterstützung einen produktiven Dialog pflegen. multilateraler Initiativen stellt die Schweiz nicht nur ihre Solidarität unter Beweis, sondern übernimmt Die Schweiz engagiert sich bei Entwicklungsbanken, auch Verantwortung. in Entwicklungsorganisationen der UNO sowie in globalen Fonds und Netzwerken. Es handelt sich um DEZA und SECO wählen die Organisationen, mit 15 prioritäre Organisationen, die für das Funktionie- denen sie zusammenarbeiten, aufgrund von vier Kri- ren des internationalen Systems zentral sind, die mit terien aus: einem regionalen Mandat ausgestattet sind oder die über eine thematische und normative Ausrichtung 1. Relevanz der Organisationen für die Politik der verfügen. Schweiz im Bereich Entwicklung 2. ausgewiesene Ergebnisse der Organisationen RECHT UND SICHER- 3. Möglichkeit zur Einflussnahme auf Politik und HEIT: EIN PROJEKT Strategien der betreffenden Organisation IN 86 LÄNDERN 4. aussenpolitische Interessen der Schweiz Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) bil- det zusammen mit der Welt- bank die wichtigste multilaterale Partnerin der Schweiz. Mit ihrer Unterstützung für das UNDP trägt die DEZA etwa dazu bei, für die Bevölkerung von 86 Län- © UNDP dern den Zugang zum Rechts- system und zur Sicherheit zu verbessern. Im Jahr 2014 nah- men weltweit 750 000 Personen, davon 51 % Frauen, die Dienste von Rechtsberatungsstellen in Anspruch. 25
RAHMENKREDIT FÜR DIE WIRTSCHAFTS- UND HANDELS- POLITISCHEN MASSNAHMEN IM RAHMEN DER ENTWICKLUNGS- ZUSAMMEN- ARBEIT 26 © SECO
Armut in Ländern mittleren Einkommens reduzieren Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen Angesichts der beträchtlichen finanziellen Bedürf- zur Armutsbekämpfung haben in den letzten Jah- nisse der Partnerländer wird die öffentliche Entwick- ren weiter an Bedeutung gewonnen. Während in lungshilfe häufig dazu eingesetzt, zusätzliche Mittel den 1990er-Jahren der Grossteil der Armen in den zu generieren, seien es private Investitionen oder einkommensschwächsten Ländern der Welt lebte, Steuereinnahmen. Die öffentlichen Gelder haben sind heute sieben von zehn Menschen in extremer somit einen Multiplikator-Effekt. Armut in Ländern mit mittlerem Einkommen (Middle Income Countries, MICs) anzutreffen. Hinzu kom- men wachsende Ungleichheiten in diesen Ländern. Globale Risiken wie Klimawandel, Wirtschafts- und DIE ÖFFENTLICHEN Finanzkrisen oder instabile politische Verhältnisse GELDER BESSER verstärken bestehende Probleme zusätzlich. VERWALTEN An diesem neuen Kontext orientiert sich die wirt- In Peru unterstützt das SECO schaftliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz. die öffentliche Hand mit über Sie unterstützt Länder dabei, Rahmenbedingungen USD 6 Millionen dabei, die Fi- zu stärken und damit das wirtschaftliche Potential nanzen besser zu verwalten und des Privatsektors in der Armutsbekämpfung aus- den Bürgerinnen und Bürgern zuschöpfen. Dabei kann das SECO auf eine über auf allen Ebenen qualitativ 20-jährige Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen. hochstehende Dienstleistungen anzubieten. Das peruanische Finanzministerium sowie die re- gionalen und kommunalen Ver- waltungen erhalten Unterstüt- zung bei der Budgetplanung, der Erhebung von Steuern und der Ausgabenkontrolle. Dank ei- nes neu eingeführten mehrjäh- rigen Budgets konnte Peru seine Planungssicherheit erhö- hen, was Engpässe bei essentiel- len Dienstleistungen wie Bildung oder Gesundheit reduziert. 27 © SECO
Nachhaltiges und inklusives Wachstum für alle Das SECO ist bestrebt, nachhaltiges und inklusi- »»Mehr und bessere Arbeitsplätze: Über Inves- ves Wachstum zu fördern. In Übereinstimmung mit titionen in Unternehmen und die Stärkung inter- der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wird nationaler Standards trägt das SECO zur Schaf- im Rahmenkredit 2017–2020 ein besonderer Akzent fung von Arbeitsstellen und menschenwürdigen auf die soziale Dimension der Nachhaltigkeit gelegt. Arbeitsbedingungen bei. Der neue Begriff «inklusiv» unterstreicht, dass die Früchte des Wachstums allen Bevölkerungsschichten »»Gestärkter Handel und höhere Wettbewerbs- zugutekommen sollen. fähigkeit: Auf multilateraler, regionaler und bila- teraler Ebene fördert das SECO die wirtschaft- Mit seinen wirtschafts- und handelspolitischen Mass- lichen Stärken und Absatzmöglichkeiten seiner nahmen im Rahmen der Entwicklungszusammenar- Partnerländer. beit verfolgt das SECO vier Ziele: »»Emissionsarme und klimaresiliente Wirt- »»Wirksame Institutionen und Dienstleistun- schaft: Zur Senkung der CO2-Emissionen und gen: Ein klarer rechtlicher Rahmen und eine Erhöhung der Klimaresilienz von Volkswirtschaften funktionierende Energieversorgung sind etwa unterstützt das SECO unter anderem Massnahmen Voraussetzungen für den Aufbau von kleinen und in den Bereichen Stadtentwicklung, Energieversor- mittleren Unternehmen (KMU). gung und ressourceneffiziente Privatwirtschaft. VERANTWORTUNGSVOLLE GESCHÄFTS- METHODEN FÜR MEHR WETTBEWERBSFÄHIGKEIT Das von der Internationalen ren ausgebildet, die 250 KMU – Arbeitsorganisation umgesetzte 81 davon in Vietnam – dabei Projekt SCORE (Sustaining unterstützten, ihre Praktiken an- Competitive and Responsible zupassen. Den meisten gelingt Enterprise) wird vom SECO seit es, einen Sozialdialog einzufüh- 2009 in neun Ländern unter- ren, die Unfallrate zu senken und stützt. Das Projekt fördert die die Produktionskosten zu redu- Entwicklung von KMU mit Aus- zieren. bildungskursen und der Sensibi- lisierung für verantwortungs- volle Arbeitsbedingungen und stärkt so ihre Wettbewerbsfä- higkeit. Zwischen 2009 und 2012 wurden in den neun Partnerlän- dern über 250 lokale Instrukto- 28 © SECO
Geografische Prioritäten und Partner Das SECO konzentriert sich weiterhin auf acht Wichtige Partnerorganisationen des SECO sind die Schwerpunktländer mit mittlerem Einkommen: Weltbank und ihre Institutionen, regionale Entwick- Ägypten, Tunesien, Ghana, Südafrika, Indonesien, lungsbanken und ausgewählte UNO-Organisatio- Vietnam, Kolumbien und Peru. Viele dieser Partner- nen. In diesem Rahmen beteiligt sich das SECO auch länder nehmen Schlüsselrollen in regionalen und glo- am internationalen Dialog zu Entwicklungsfragen im balen Wirtschaftskontexten ein und können somit Finanz- und Wirtschaftsbereich. Darunter fallen The- positive oder negative Auswirkungen auf ganze men wie leistungsfähige Steuerverwaltungen und Regionen haben. Transparenz, gute Regierungsführung im Rohstoff- bereich, die Verminderung städtischer Armut und Neben der Zusammenarbeit mit den eigenen Part- eine Wirtschaft mit weniger CO2-Ausstoss. nerländern engagiert sich das SECO auch in Schwer- punktländern anderer Bundesstellen wie der DEZA. Weiterhin zentral bleibt die Zusammenarbeit des Diese sogenannten Komplementärmassnahmen SECO mit dem Privatsektor, der wertvolle opera- bauen auf der spezifischen Expertise des SECO auf, tionelle und finanzielle Beiträge an Entwicklungs- beispielsweise im Bereich der Verwaltung öffentli- projekte leisten kann. Auch andere Partner wie die cher Gelder oder der Handelsförderung. Zivilgesellschaft und die Wissenschaft sind eng eingebunden. Zudem begleiten SECO und DEZA in Osteuropa gemeinsam Staaten auf dem Weg zu Demokratie und sozialer Marktwirtschaft (vgl. Rahmenkredit Transitionszusammenarbeit mit den Staaten Osteu- ropas). ZUSÄTZLICHE MITTEL FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN Das SECO beteiligt sich am Pro- Ziel des SREP ist es, zusätzlich gramm der Weltbank für erneu- USD 3,8 Milliarden von Entwick- erbare Energien (SREP: Scaling- lungsbanken und aus dem Pri- Up Renewable Energy Program). vatsektor zu sammeln. Sie sollen Seit 2010 steuerte das SECO für Erdwärme-, Sonnen- und rund USD 25 Millionen bei. Un- Windenergieprojekte eingesetzt terstützt werden 27 Entwick- werden. lungsländer in der Förderung erneuerbarer Energien. Zweites 29 © David Dodge, Green Energy Futures
RAHMENKREDIT TRANSITIONS- ZUSAMMENARBEIT MIT DEN STAATEN OSTEUROPAS 30 © UNDP
Für mehr Demokratie und Menschenrechte, wirtschaftliches Wachstum und soziale Gerechtigkeit Im Rahmen der Transitionszusammenarbeit unter- Ungleichheiten (auch geschlechtsbezogene), sowie stützt die Schweiz in Osteuropa ehemalige kommu- inner- und zwischenstaatliche Konflikte. nistische Länder auf ihrem Weg zu Demokratie und sozialer Marktwirtschaft: Albanien, Bosnien und Die Schweiz engagiert sich in diesen Ländern, weil Herzegowina, Kosovo, Mazedonien und Serbien sie aus Solidarität gegenüber Armen und Ausge- sowie die Ukraine, Moldawien, Georgien, Armenien, schlossenen handelt. Sie ist aber auch in ihrem eige- Aserbaidschan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbe- nen Interesse tätig: Die Transitionszusammenarbeit kistan. Diese Länder sind nicht Mitglied der Europä- soll wirtschaftliche Opportunitäten für die Schweiz ischen Union. In diesem Sinn unterscheidet sich die fördern. Sie soll vor Ort Arbeitsplätze schaffen und Transitionszusammenarbeit vom Erweiterungsbei- so Alternativen zur Migration eröffnen. Sie soll auch trag der Schweiz an die neuen EU-Mitgliedstaaten. irreguläre Migration und Drogen- sowie Menschen- handel reduzieren. Gleichzeitig soll sie zur Vorbeu- In den Ländern Osteuropas besteht trotz Fortschritten gung und Beilegung von Konflikten beitragen. In weiterhin Nachholbedarf an Reformen (z.B. Dezen- allen Fällen ist der Reformwille der Staaten eine wich- tralisierung, Rechtsstaatlichkeit und Kapazitäten der tige Voraussetzung für eine wirksame Unterstützung öffentlichen Dienste). Hinzu kommen neue Heraus- durch die Schweiz. forderungen wie etwa soziale und ökonomische VEREINFACHTE BEHÖRDENGÄNGE IN SERBIEN Im Westbalkan hat die DEZA nen Zugang haben, hat sich die eine Stärkung der lokalen Gou- durchschnittliche Frist bis zur vernanz und eine Verbesserung Erlangung einer Baubewilligung der kommunalen Dienstleistun- von 77 auf 58 Tage verringert. gen erreicht, indem sie unter an- derem die Vereinfachung der Verfahren unterstützte. Einige Gemeinden haben ein «One- Stop-Shop»-System mit einem einzigen Schalter für die Aus- stellung von persönlichen Doku- menten und Genehmigungen eingeführt, das von der Bevölke- rung laut einer Umfrage sehr ge- schätzt wird. Mit der Einführung eines solchen Systems in Süd- serbien, zu dem 350 000 Perso- 31 © DEZA
Vier Hauptthemen Die DEZA und das SECO tragen gemeinsam die Ver- »»Die DEZA und das SECO setzen sich dafür ein, dass antwortung für die Transitionszusammenarbeit in öffentliche Versorgungsbetriebe bezüglich Osteuropa. Die Portfolios beider Institutionen ergän- Trinkwasser, Abwasser und Energie wirksam zen sich und bauen auf den jeweiligen Kompetenzen und nachhaltig operieren, und dass Wasser und Stärken in vier Hauptbereichen auf: in den zentralasiatischen Staaten gerecht verteilt wird. »»Die DEZA und das SECO engagieren sich auf der lokalen, regionalen und zentralstaatlichen Ebene »»Im Gesundheitsbereich trägt die DEZA zum für die Festigung der demokratischen Struk- gleichberechtigten Zugang der Bevölkerung zu turen, die Stärkung der Rechtstaatlichkeit und die besseren Gesundheitsdienstleistungen bei. Die Verbesserung der Qualität öffentlicher Dienstleis- Schwerpunkte liegen auf der Verbesserung der tungen. Gesundheitsprävention (Tabak, Alkohol, ungesun- de Ernährung) zur Reduktion nicht übertragbarer »»Die Transitionszusammenarbeit fördert das Krankheiten (zum Beispiel Diabetes, Herz-Kreis- Potential des Privatsektors und insbesondere lauf- und Atemwegserkrankungen), und auf der der kleinen und mittleren Unternehmen über Stärkung der Gesundheitssysteme. die Verbesserung der Rahmenbedingungen, die Erleichterung des Marktzugangs sowie die Reform Die Programme bearbeiten themenübergreifend der Berufsbildungssysteme. Ein zentrales Anliegen auch die Aspekte Konfliktprävention, Konflikt- bleibt die Verbesserung der Beschäftigungslage, transformation und Menschenrechte, sowie namentlich von Jugendlichen. Migration. Im letztgenannten Bereich arbeiten DEZA und SECO eng mit dem SEM zusammen. Den Rahmen dazu bilden die Migrationspartnerschaften mit Kosovo, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina. 32
FÖRDERUNG DER UNTERNEHMENS- TÄTIGKEIT IN ZENTRALASIEN © DEZA In Kirgisistan und Tadschikis- Die Rückerstattung der Mehr- tan engagiert sich das SECO wertsteuer an die Unterneh- zugunsten von günstigen wirt- men ist dank elektronischer schaftlichen Rahmenbedingun- Verarbeitung und Vereinfa- gen für lokale Unternehmen. chung der Abläufe wesentlich Das SECO hat die Erarbeitung zuverlässiger geworden. Die wirkungsvollerer Gesetze und Zahl und Häufigkeit der Inspek- Bestimmungen und den Auf- tionen hat ebenfalls abgenom- bau von Knowhow bei Beam- men, sodass der Privatsektor ten und Akteuren des Privat- dank der Hilfe des SECO rund sektors unterstützt. Ein Beispiel USD 15 Millionen pro Jahr ein- für ein erfolgreiches Projekt: spart. ZUGANG ZU TRINKWASSER FÜR ALLE IN KOSOVO Zwischen 1999 und 2014 stieg Verankerung der eingeleiteten der Anteil der Bevölkerung Ko- Reformen führt die Schweiz par- sovos mit einer Trinkwasserver- allel dazu einen kontinuierlichen sorgung von 44% auf 76 %. Die- Dialog mit dem interministeriel- ser Erfolg ist den gemeinsamen len Rat für Wasser in Kosovo. Bemühungen von DEZA und SECO zur Verbesserung der Trink- und Abwassersysteme des Landes zu verdanken. Die DEZA engagiert sich in ländlichen und das SECO in städtischen Gebie- ten. Sie verbessern die Kapazi- täten der staatlichen Wasser- versorgungsbetriebe Kosovos, indem sie neue Infrastruktur- anlagen (Kanalisierungen, Klär- anlagen) und Personalschulun- gen finanzieren. Zur langfristigen 33 © Vedat Xhymshiti
RAHMENKREDIT MASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DES FRIEDENS UND DER MENSCHLICHEN SICHERHEIT 34 © Dan Nguyen
Ein massgeblicher Beitrag zu mehr Frieden und menschlicher Sicherheit Frieden und menschliche Sicherheit zu fördern, Ohne Frieden und Menschenrechte kann es keine gehört zu den Prioritäten der schweizerischen Aus- nachhaltige Entwicklung geben – und umgekehrt. senpolitik. Dabei steht der Schutz des einzelnen Diese Erkenntnis hat auch Eingang in den Zielen für Menschen und seiner Würde im Mittelpunkt. Jeder nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 gefun- Mensch soll ohne Angst, ohne Not und in Wür- den, die die UNO-Generalversammlung im Septem- de leben können. Zu diesem Zweck nimmt sich die ber 2015 verabschiedet hat. Erstmals wird damit der Schweiz den Herausforderungen von Krieg, Gewalt, Zusammenhang zwischen Frieden, Sicherheit und Missachtung der Menschenrechte sowie Vertreibung Entwicklung in einer universellen Entwicklungsagen- und Menschenhandel an. da verankert. Für die Förderung des Friedens und der menschlichen Für die Schweiz ist diese Erkenntnis nicht neu. Der Sicherheit ist die Abteilung Menschliche Sicherheit Bundesrat trägt ihr nun aber verstärkt Rechnung (AMS) in der Politischen Direktion des EDA zustän- und präsentiert die Massnahmen zur Förderung des dig. Ihre diplomatisch-politische und zugleich opera- Friedens und der menschlichen Sicherheit als Teil der tionelle Tätigkeit trägt massgeblich dazu bei, die stra- Botschaft über die internationale Zusammenarbeit. tegischen Ziele der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz zu erreichen. SCHWEIZER WISSEN UND ERFAHRUNG FÜR DIE OSZE IN DER UKRAINE Die Schweiz stellt der Speziel- Prinzipien und -Verpflichtungen len Beobachtermission (SMM) festzuhalten. Dadurch trägt sie der Organisation für Sicherheit zum Abbau der Spannungen und Zusammenarbeit in Europa und zur Förderung von Frieden (OSZE) Expertinnen und Exper- und Sicherheit bei. ten (2015: 16 Personen) zur Ver- fügung. Dazu gehört auch der stellvertretende Missionschef. Er nimmt allgemeine Management- aufgaben wahr und hilft mit, in der Ostukraine lokale Waffen- stillstandsvereinbarungen auszu- handeln und humanitäre Korri- dore zu errichten. Die SMM in der Ukraine sammelt Informationen und berichtet re- gelmässig über die Sicherheits- lage. Zum Auftrag gehört, allfäl- lige Verletzungen der OSZE- 35 © OSZE
Thematische und geografische Prioritäten Wie die raschen politischen Veränderungen der letz- Wie die internationale Zusammenarbeit insgesamt, ten Jahre in Osteuropa, dem Mittleren Osten oder setzt die AMS Schwerpunkte in Afrika südlich der Myanmar gezeigt haben, muss die AMS in der Lage Sahara sowie in Nordafrika und dem Mittleren Osten. sein, schnell auf Krisen zu reagieren. Gleichzeitig Ein weiterer Schwerpunkt ist der OSZE-Raum. Dazu muss sie sich langfristig engagieren können, um Frie- kommen einzelne Länder in Asien und in Lateiname- den nachhaltig zu schaffen und das notwendige the- rika, wo die AMS ihr bewährtes, zum Teil langjäh- matische und geografische Wissen aufzubauen. Der riges Engagement fortsetzt oder neue, vielverspre- Rahmenkredit ermöglicht der AMS die Arbeit in den chende Chancen zur Verbesserung der menschlichen vier Bereichen der menschlichen Sicherheit: Sicherheit ergreift. »»Mit der Friedenspolitik setzt sich die AMS dafür ein, dass Konflikte mit friedlichen Mitteln, das SCHWEIZER heisst im Dialog zwischen Parteien, beigelegt wer- VERMITTLUNG ZUR den können. UMSETZUNG DES FRIEDENSABKOMMENS »»Ergänzend zur humanitären Hilfe entwickelt die AUF DEN PHILIPPINEN AMS die humanitäre Politik weiter. Ziel ist es, die Zivilbevölkerung insbesondere in bewaffneten Auf den Philippinen unterstützt Konflikten besser zu schützen. die Schweiz die Regierung und die Islamische Befreiungsfront »»Mit der Menschenrechtspolitik fördert die AMS der Moros dabei, das Friedens- die Menschenrechte und setzt sich dafür ein, dass abkommen vom 27. März 2014 diese respektiert werden. Die Staaten müssen erfolgreich umzusetzen. Auf An- ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen und frage der beiden ehemaligen Zusagen nachkommen. Konfliktparteien übernahm die Schweizer Sondergesandte für »»In der Migrationsaussenpolitik setzt sich die Vergangenheitsarbeit den Vor- AMS ein für den Schutz von Vertriebenen und sitz der Kommission für Über- Migrantinnen und Migranten, die besonders ge- gangsjustiz und Versöhnung. fährdet sind. Sie fördert eine menschenwürdige internationale Migrationspolitik und bekämpft Als Vorsitzende ist es ihre Auf- den Menschenhandel. gabe, zwischen den beiden Par- teien zu vermitteln, damit die Kommission ihren Auftrag wahr- nehmen kann. Auftrag der Kom- mission ist, einen Bericht über den Umgang mit den massiven Menschenrechtsverletzungen und den Verletzungen des hu- manitären Völkerrechts wäh- rend des Konflikts zu erstellen und Empfehlungen für das wei- tere Vorgehen abzugeben. 36 © REUTERS / Samsul Said
Ausgefeilte Instrumente und Zusammenarbeit mit Schlüsselakteuren Die AMS arbeitet mit einer breiten Palette von Inst- Am wirksamsten ist die schweizerische Politik der rumenten, die sie je nach Situation einsetzt: Media- menschlichen Sicherheit, wenn sie ihre Schwer- tion, Fazilitation, politischer Dialog und Vergangen- punkte auf allen zur Verfügung stehenden Ebenen heitsarbeit gehören dazu ebenso wie langfristige verfolgt. Ein Beispiel dafür ist der Schutz von Men- Programme in einem bestimmten Land oder einer schenrechtsverteidigerinnen und -verteidigern, den Region, regelmässige bilaterale Treffen (Bsp. Men- die Schweiz sowohl in multilateralen Gremien und schenrechtskonsultationen) und diplomatische Inter- im bilateralen Austausch mit Staaten einfordert, als ventionen, multilaterale Dialoge und Prozesse (Bsp. auch in konkreten Fällen selber bietet. Da Frieden UNO-Menschenrechtsrat) und diplomatische Initi- und menschliche Sicherheit nicht nur von Staaten ativen (Bsp. Nansen Initiative) oder der Einsatz von abhängen, arbeitet die AMS mit allen relevanten Expertinnen und Experten über den Schweizerischen Akteuren zusammen. Dazu gehören insbesondere Expertenpool für Zivile Friedensförderung. Organisationen und Personen aus Politik, Zivilgesell- schaft, Wirtschaft und Wissenschaft, aber je nach Kontext auch nicht-staatliche bewaffnete Gruppen. MENSCHENRECHTS- KONSULTATIONEN SCHWEIZ – NIGERIA Die Schweiz und Nigeria füh- ren seit 2011 jährlich bilate- rale Konsultationen zum Thema Menschenrechte durch. Diese Gespräche dienen dazu, die Menschenrechtslage in einem vertraulichen Rahmen zu disku- tieren. Ziel ist, konkrete Erfah- rungen auszutauschen und auf eine Verbesserung der allgemei- nen Situation hinzuwirken. Gleichzeitig kommen Fragen der internationalen Menschenrechts- politik zur Sprache, und es wer- den Möglichkeiten für die Zu- sammenarbeit ausgelotet. Wäh- rend der Konsultationen werden auch konkrete Umsetzungspro- jekte lanciert – zum Beispiel ein Lehrgang für die nigerianischen Polizeikräfte im Bereich der Menschenrechte. 37 © EDA
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