Malteser Frankfurt - Malteser in Frankfurt
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WIR HELFEN FRANKFURTERN Titel: Iracy de Almeida, Alexandra Weitzel, Jonas Dittrich-Velte | Foto: Michael Tessmann MENSCHEN 6 Frankfurter Aussteiger, ein Fotoprojekt, das Mut macht Malteser Aktiv IN BEDRÄNGNIS 7 Die Grenzen verschiedener Welten durchschreiten 8 „Ich nahm Ihre Hilfe immer wieder in Anspruch“ Malteser Werke 9 Krank sein ohne Versicherung Malteser Migranten Medizin MENSCHEN 10 Besuchen und gemeinsam Leben genießen Die Helfende Hand IM ALTER 12 Raus gehen und Frankfurt entdecken Malteser Begleiter 13 Wir kommen, wenn Sie in Not sind Hausnotruf 14 Da sein und den letzten Weg begleiten Ambulanter Hospizdienst MENSCHEN 17 Im Einsatz für Mainhattan Rettungsdienst IM NOTFALL 22 Der Tag der Deutschen Einheit Sanitätsdienst - kein normaler Sanitätsdienst 23 Im Einsatz für Flüchtlinge Katastrophenschutz 24 Klaren Kopf behalten, wenn‘s heiß wird 25 Eins ist das neue Zwei - „Revolution“ in der Ersten Hilfe Erste Hilfe 26 Gebraucht werden Sozialpflegerische Ausbildung JUNGE MENSCHEN 28 Meine Richtung finden Freiwilliges Soziales Jahr 29 Wenn „Helfen“ im Stundenplan steht Schulsanitätsdienst STARK MACHEN 30 Macht Helfen glücklich? Jung Sozial Aktiv 31 „Mir war nicht klar, wieviel ich ausgebe!“ Alles klar mit meinem Geld BRÜCKEN 32 Anpacken für Frankfurts Bedürftige und Flüchtlinge Social Day BAUEN 33 „Die Malteser haben eine großartige Ehrenamtskultur“ 34 Ihr Engagement macht Frankfurt menschlich 35 Quo vadis Malteser Social Day 36 Gemeinsam unterwegs mit behinderten Kindern Gemeinsam unterwegs WIR 38 Ausflug zum Heiligen Stuhl FRANKFURTER 39 Spiritueller Boxenstop 40 Inklusion - ein Thema auch für die Frankfurter Malteser MALTESER 40 Köpfe und Herzen öffnen für neue Impulse 41 Gemeinsam für ein menschliches Frankfurt 42 Viele helfende Hände für „Die Helfende Hand“ 43 Was wir nachweislich geleistet haben Benefizmarkt 43 Durchblick ist immer gefragt 44 Ein offenes Ohr für jeden Helfer 45 Werden Sie Pate für Frankfurter in Not MITEINANDER 46 Bürgerakademie MALTESER 47 Ehrenamtsmagement 2020 INHALT 3
WIR HELFEN FRANKFURTERN „Frankfurtern helfen!“ unter diesem Motto stand das letzte Jahr. Die Malteser haben ganz unterschiedlichen Menschen zur Seite gestanden. Wir haben unsere Dienste weiterentwickelt, ergänzt und auch wachsen lassen. Unsere Höhepunkte 15. Juni Mit unserem Projekt „Malteser Aktiv“ ermutigen wir suchtkranke Menschen, einen Ausstieg aus schwierigen Lebenssituationen zu wagen. Bei unserer Fotovernissage im Allianzfoyer mit dem Titel „Frankfurter Aussteiger“ wurden Arbeiten dieses Projektes gezeigt. S. 6 Annette Lehmann 9. September Stadtbeauftragte Gründung „Ambulanter Malteser Hospizdienst Frankfurt“. Dazu suchen wir derzeit Ehrenamtliche, die Schwerkranke und Sterbende nach einer Qualifizierung begleiten. Gleichzeitig arbeiten wir daran in Frankfurt bekannt zu werden. S. 14 12. September Die WhatsApp-Gruppe „Flüchtlingslage FFM“ wurde eingerichtet. Unsere Helfer aus dem Katastrophenschutz und Sanitätsdienst, aber auch Ehrenamtliche aus allen Diensten halfen täglich im Zwei-Schicht-System bei der Erstversorgung der Flüchtlinge. S. 23 3. Oktober 25. Jahrestag der Deutschen Einheit in Frankfurt. 120 Malteser sorgten an mehreren Tagen für die medizinische Erstversorgung. S. 22 Die Frankfurter Malteser 250 Helferinnen und Helfer von 18 bis 80 Jahren, aus vielen Nationen, vertraute und neue Gesichter, Haupt- und Ehrenamtliche, jedem sei von ganzem Herzen gedankt. Es macht viel Freude, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Im Team können wir unsere Dienste zum Wohle des Anderen ausüben, im Sinne unseres gemeinsamen Leitsatzes „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“. Ein großer Dank unseren Förderern für ihre Unterstützung: • den vielen privaten Spendern • der Stadt Frankfurt • allen Stiftungen aus Frankfurt und Umgebung WIR HELFEN FRANKFURTERN • allen Unternehmen • der ING-DiBa, für das Startkapital zur Gründung des „Ambulanter Malteser Hospizdienst Frankfurt“. Ein herzliches Dankeschön an Vinciane Gräfin von Westphalen, meine Vorgängerin. Auf warmherzige und zielstrebige Weise hat sie 12 Jahre lang die erfolgreiche Arbeit der Malteser geleitet. Ihr Engagement hatte mich für die Malteser gewonnen. Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit im kommenden Jahr. Annette Lehmann Stadtbeauftragte 4 EDITORIAL 5
MENSCHEN IN BEDRÄNGNIS Fotostrecken und Interviews mit den Aussteigern wurden als redaktionell gestaltete Seiten auf riesige Platten ge- druckt und professionell präsentiert. Das Projekt stieß auch bei den Medi- en auf großes Interesse, der Frankfurter Rundschau war es sogar eine Doppel- Die Grenzen verschiedener Großes Lob von Schirmherrin Barbara Klemm seite wert. Frankfurter Aussteiger Und die Frankfurter selbst? Waren begeistert, wie man bei der öffent- Welten - ein Fotoprojekt, das Mut macht lichen Vernissage am 15. Juni be- obachten konnte. Die rund 350 Be- sucher blieben nach den Ansprachen durchschreiten Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Dienst? Was bedeutet das Projekt für Sie und für Ihre Familie? „Viele Menschen träumen von einem von Schirmherrin Barbara Klemm, Wir wollen damit erreichen, dass die Besonders diese wertvolle Feststellung, Ausstieg aus ihrem bisherigen Leben. Vinciane Gräfin von Westphalen Suchtkranken für sich eine andere Rol- dass die Welten nicht so weit von Nur wenige haben den Mut, diesen und Annette Lehmann noch lange. Malteser Aktiv-Gründerin le kennenlernen als „nur“ Patient oder einander sind. Dass Kunst ermöglicht, Traum in die Tat umzusetzen. Bei Finger Food und wunderschö- Vinciane Gräfin von Westphalen Täter zu sein. Dass sie etwas lernen so- Perspektiven zu öffnen und gemein- In dem Fotoprojekt „Frankfurter Aus- ner Musik von Martin Ehlert (mem- im Gespräch wie ihr kreatives Potential entwickeln same Wege zu gehen. steiger“ stellen wir 8 Frankfurterinnen phis records) nahmen sich die Gäste mit Annette Lehmann und dadurch an Selbstvertrauen und und Frankfurter vor, die den Ausstieg viel Zeit, um die Bilder anzuschauen Selbstwertgefühl gewinnen. Ich glaube, Welches Erlebnis werden Sie nie ver- trotz vieler Risiken und Ängste gewagt und mit den Fotokünstlern und Aus- das ist schon ein Ziel für sich und der gessen? haben.“ steigern ins Gespräch zu kommen. erste Weg für eine neue Perspektive. Eschenbachhaus, Café FriedA und Mit diesen Worten präsentierte die Fo- Wir bedanken uns bei einem Projekt- Wie sind Sie auf die Idee gekommen jetzt Eastside begleiten mein Leben in togruppe im Projekt „Malteser Aktiv“ team mit fantastischem Team-Spirit. Malteser Aktiv zu gründen? Welche Erfahrungen haben sie in Vernissage „Frankfurter Aussteiger“: Deutschland seit dem Beginn. Die sind ihr aktuelles Thema. „Malteser Aktiv“ den zehn Jahren, in denen Sie das Projektteam und Künstler Autor: Thomas Müffke Ich habe mein „Malteser Leben“ im Teil meiner Frankfurter Wurzeln ge- existiert seit 2006 als Kooperationspro- Projekt betreuen, gemacht? Eschenbachhaus begonnen, in dem worden. Deswegen ist dieses Projekt für jekt zwischen den Frankfurter Malte- Suchtkranke wohnen. Sie haben mich Es ist eine unglaubliche und persön- mich aber auch für meine Familie sehr sern und der Integrativen Drogenhilfe willkommen geheißen, so wie ich war liche Bereicherung. Ich habe durch wichtig und ich erzähle ihr immer, was e.V. Frankfurt (idh). Die Fotogruppe mit meinen begrenzten Deutschkennt- meine Maltesertätigkeit und dieses Pro- läuft. Bei einem der Workshops war wurde ins Leben gerufen, um Drogen- nissen und ich habe mich ab diesem jekt viele Menschen kennengelernt, de- das Thema „Portraits von Politikern“. süchtige für das Thema Fotografie Moment in Deutschland wohl gefühlt. nen ich sonst nie begegnet wäre. Was Viele Frankfurter Politiker sind foto- und Fotokunst zu interessieren und sie das Projekt betrifft, so kann man den grafiert worden. Eine davon war Petra zu motivieren, am kulturellen Leben Einer der Bewohner hat mich damals Erfolg überhaupt nicht mit den glei- Roth, OB. Dafür bin ich ihr heute ihrer Stadt mitzuwirken. gefragt: „Wohnst Du hier? Was machst chen Maßstäben messen wie bei ande- noch dankbar. Die Polizei ist kurz vor Das ist mit dem Fotoprojekt „Frankfurter Du hier? Bist Du Sozialarbeiterin oder ren Projekten. Man muss regelmäßig ihrem Besuch im Café FriedA gewesen, Aussteiger“ gut gelungen. Ärztin?“ Und er konnte nicht glauben, das Projekt oder Teile davon in Frage weil sie die Sicherheitslage vorher noch Projekt Coaches Katja Kummer und Daniela Mortara mit Künstlerin Annet P. (von li n. re) dass ich nicht beruflich im Eschen- stellen und prüfen. Nachdem ein Pro- checken mussten. Viele Besucher von „Fast alle Klienten der Gruppe be- bachhaus war. jekt, das früher sehr gut gelaufen ist, Café FriedA haben sich dann in den geisterten sich von Anfang an für das nach einiger Zeit nicht mehr so erfolg- Toiletten versteckt, denkend, dass die Thema und blieben bis zum Schluss in Ich habe dann gemerkt, dass er nur reich war, habe ich eine Besucherin Polizei wegen ihnen da sei. Als wir dem Projekt“, so Katja Kummer von der selten mit anderen Menschen in Kon- von Café FriedA gefragt, warum das ihnen dann den Hintergrund erklärt idh. „Und die meisten nahmen auch takt war. Lediglich zu Personen, die so ist und sie hat geantwortet: „Das haben, haben alle gelacht. Zu Hause voller Stolz an der Vernissage teil.“ ihn betreuten oder behandelten. Das passt nicht mehr zu uns.“ Wir haben habe ich diese Geschichte dann mei- freut sich Fotografin Daniela Mortara, habe ich dann auch bei vielen anderen dann etwas Neues überlegt. Das hält nen Kindern erzählt. Und mein damals die die Fotogruppe ehrenamtlich be- Suchtkranken festgestellt. Ich habe mir uns jung und gibt uns gleichzeitig die achtjähriger Sohn hat mich daraufhin treut. Vielleicht lag es an dem Thema, dann überlegt, was Menschen in Chance Neues zu entwickeln und aus- gefragt: „Wovor hat denn Frau Roth mit dem sich die ehemaligen Drogen- Kontakt bringen kann, die sonst zuprobieren. Angst?“ Ich finde diese Frage essentiell süchtigen identifizieren konnten, denn spontan nicht miteinander in Kontakt für unser Projekt und freue mich sehr, auch sie sind Aussteiger und haben kommen. Daraus hat sich dann das dass wir jetzt gemeinsam die Bilder den Mut, sich auf etwas völlig Neues Projekt entwickelt. Dieser Weg hat entdecken und dadurch die Grenzen einzulassen: Ein Leben ohne Drogen. mich sehr bereichert. verschiedener Welten durchschreiten. 6 MALTESER AKTIV MALTESER AKTIV 7
MENSCHEN IN BEDRÄNGNIS Malteser Suchthilfe Frankfurt ca. 50.000 Substitutionen 3 Arzthelferinnen Malteser Werke GmbH ca. 25.000 geleistete Dienststunden 5 angestellte ÄrztInnen 1 Krankenschwester 2 Verwaltungsangestellte Krank sein 5 Honorarärzte 2 Psychiater 11 studentische Aushilfen ohne Angst vor Abschiebung Neues Licht im Leben Versicherung Eine Peruanerin, 38 Jahre alt, in ihrem Herkunftsland mit einem Deutschen Das Ehepaar S. lebt seit fast acht Jahren illegal in Frankfurt. Bisher konnten sie Seit nunmehr acht Jahren ist die Mal- verheiratet, von diesem aber auf Dauer für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen „Ich nahm Ihre Hilfe teser Migranten Medizin (MMM) am getrennt und in Deutschland lebend, und haben noch niemals finanzielle Standort Frankfurt aktiv. Frankfurt stellt sich in unserer Sprechstunde Unterstützung oder andere Hilfen bei- ist einer von insgesamt zwölf MMM- vor. Es wird ein ausgedehntes Tumor- spielsweise vom Sozialamt benötigt. immer wieder in Anspruch“ Standorten bundesweit. In diesen acht Jahren haben wir hier geschehen im Bauchraum festgestellt, eine bösartige Geschwulst kann nicht Wegen ihres fehlenden Aufenthaltsti- tels sind sie auch nicht krankenversi- in Frankfurt Tausende von Patienten ausgeschlossen werden. Deshalb ist chert. Dann hat plötzlich das Sehver- Die Mitarbeiter der Malteser „Ich war bei Ihnen in dem Methadon ohne Versicherung und insbesondere schnelles Handeln erforderlich. Sie mögen von Frau S. stark abgenommen. Werke kümmern sich mit Programm, immer wieder habe ich ver- ohne Aufenthaltstitel behandelt. wird in einem hiesigen Krankenhaus Es hatte sich ein Katarakt - ein soge- viel Empathie um drogenkranke sucht da rauszukommen, ohne Drogen Wir wurden mit der Behandlung von operiert, zu ihrem großen Glück ist der nannter Grauer Star – entwickelt und im Leben klar zu kommen. Ich nahm sowohl einfachen und alltäglichen Tumor gutartig. es drohte der völlige Sehverlust. Hier Menschen die Hilfe von Ihnen immer wieder in Krankheiten als auch mit chronischen Auf Grund der Tatsache, dass sie ein half nur eine Operation. Jeden Tag kommen bis zu 200 dro- Anspruch (…) ich bin Ihnen sehr dank- und akuten Erkrankungen konfrontiert. unbegrenztes Aufenthaltsrecht in Die trübe Augenlinse musste durch genabhängige Patienten in die Am- bar, das Sie mich immer wieder aufge- Durch ein ausgedehntes Netzwerk von Deutschland besitzt, sollte sie über eine Kunststofflinse ersetzt werden. bulanzen der Malteser. Mit unserem nommen haben.“ niedergelassenen Fachärzten haben wir das Job-Center eine Kostenübernahme Wir haben den Kontakt zu einer Frank- engagierten Team aus Ärzten und me- Autor: Ansgar Kreft die Möglichkeit, auch schwierigere und durch das Sozialamt erreichen. furter Augenklinik hergestellt und den dizinischen Fachkräften kümmern wir komplexere Krankheiten zu diagnosti- Die Patientin war aus Angst vor einer Eingriff finanziert. Frau S. ist seither uns um die meist sehr verelendeten zieren oder behandeln zu lassen. erneuten Abschiebung nicht bereit, wieder in der Lage ihren pflegebe- Abhängigen. Damit sind wir der größte sich den hiesigen Behörden anzuver- dürftigen Ehemann zu versorgen. medizinische Dienstleister im Bereich Der Bedarf an medizinischer Versor- trauen. der Drogenhilfe in Frankfurt. Im Ver- gung von Patienten ohne Aufenthalts- Einen hohen Anteil der Operations- bund mit unseren Kooperationspart- titel hat in den letzten Monaten deut- kosten hat deshalb die Malteser „Die im Dunkeln sieht man nicht“ nern leisten wir seit vielen Jahren einen lich zugenommen. Migranten Medizin übernommen. Menschliche Schicksale in Zahlen wichtigen Beitrag zur Überlebenshilfe Dies betrifft insbesondere neu in das Die Patientin bedankte sich über- unserer Patienten. Land eingereiste Personen, die, aus wel- schwänglich für unsere Unterstützung Bis Ende August 2015 führten die Frank- chen Gründen auch immer, nicht regis- und hofft nun darauf, sich in Deutsch- furter MMM-Ärzte insgesamt 277 Be- Eine unserer Kernaufgaben ist die triert sind und damit auch keinen Zu- land ein neues Leben aufbauen zu kön- handlungen durch. 34 % der Patienten Heranführung von Patienten aus der gang zum Gesundheitssystem haben. nen. besuchten die Sprechstunde erstmalig, Frankfurter Drogenszene an das beste- Hier schließen wir eine wichtige Lücke 66 % stellten sich mehrfach vor. hende Hilfsangebot. Denn viele leiden in der Versorgung. Zum Abschluss wurde sie ausführlich 49 % der Patienten waren männlich nicht nur an Organ- und Gefäßkrank- dahingehend beraten, sich juristischen und 51 % waren weiblich. heiten, auch seelische Probleme und Auch in diesem Jahr gab es kritische Beistand zur Klärung ihres Aufent- Über die Hälfte unserer Patienten sind psychische Erkrankungen belasten sie. Einzelschicksale, über die wir berich- haltsstatus zu holen. Hierzu erhielt sie über 50 Jahre alt (53%). Ein weiteres Wir behandeln die schweren medizi- ten wollen. Diese Patienten bedürfen, von uns eine Liste mit entsprechend Drittel ist zwischen 31 und 50 Jahren nischen und psychiatrischen Krank- auch mit Blick auf eine Beratung über fachkundigen Rechtsanwälten und Be- alt. Junge Erwachsene (18 bis 30 Jahre) heitsbilder schnell und unkompliziert. die reine ärztliche Behandlung hinaus, ratungsstellen. suchen zu 14% unsere Ambulanz auf. Rasche Hilfe ist notwendig, um einer eines besonderen zeitintensiven, per- Kinder und Jugendliche sind eher die weiteren Verschlechterung des Gesamt- sönlichen Engagements. Ausnahme, sie machten in 2015 ledig- zustandes unserer Patienten entgegen- lich 1% aller Patienten aus. zuwirken. Das Gros der Patienten kommt mit Was uns besonders auszeichnet, ist knapp 40% aus Europa, gefolgt von Die Frankfurter Tafelrunde Alle zwei Monate steht eine stilvoll der vertrauensvolle Umgang in unserer asiatischen Patienten mit 29 % und gedeckte Tafel in Europas größter Drogenhilfeeinrichtung, dem Frankfur- Ambulanz. Er trägt dazu bei, dass sich afrikanischen Patienten mit 22%. der allgemeine Gesundheitszustand ter Eastside. Eingeladen sind Drogenabhängige sowie Frankfurter Persön- Ein geringer Anteil von Lateinamerika- unserer Patienten verbessert. So gelingt lichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. Mit dem festlichen nern (3%) suchte ebenfalls die MMM- Dr. James Jacobson es ihnen besser, sich Schritt für Schritt Abendessen schaffen Gabi Becker, Geschäftsführerin der Integrativen Ambulanz auf. 7% der Patienten kamen im Gespräch mit einer Patientin der MMM in die Gesellschaft zu integrieren. Drogenhilfe e.V. Frankfurt und die Malteser Vizepräsidentin Vinciane aus anderen Staaten. Gräfin von Westphalen einen Rahmen, in dem sich die Gäste ohne ihre Autoren: Barbara Gräfin von Brühl, Dr. Rotraut Lommel üblichen gesellschaftlichen Rollen und Vorurteile kennenlernen. Dr. James Jacobson 8 MALTESER WERKE MALTESER MIGRANTEN MEDIZIN 9
MENSCHEN IM ALTER Alles ist, wie es schon immer in unserem Besuchsdienst war: Wir ar- beiten mit Herzblut für unsere Idee, die Besuchen und gemeinsam „Die Helfende Hand“ Damit wir für alle Seiten noch mehr erreichen können, gehen wir mit einem starken Team von nunmehr vier Dafür wollen wir im Leistungsteam die besten Bedingungen schaffen und ge- meinsam zur Umsetzung beitragen. Einsamkeit und soziale Isolation älterer Frankfurter Bürgerinnen und Bürger zu Leben genießen soll wachsen und gedeihen Projektleiterinnen in das Jahr 2016. Auf unserem „Gartentag“ im Mai ist Unser Dank gilt allen Zuwendungen, ob persönlicher oder finanzieller Art durchbrechen. Wir engagieren uns täg- ein neuer (Grundriss-) Plan für den oder für den Dienst mit aktiver oder lich, die Anfragen Hilfebedürftiger und Garten „Die Helfende Hand“ entstan- passiver Unterstützung. Nur durch sie ihren ungebrochenen Bedarf nach Ge- den. Wir haben Ziele und Maßnahmen kann unsere „Helfende Hand“ in ihrer sellschaft zu decken. festgelegt, damit „Die Helfende Hand“ Beständigkeit lebendig bleiben. Auch wollen wir es nie versäumen, wachsen und gedeihen kann. Autorin: Alexandra Weitzel den ehrenamtlich Engagierten unseres Dienstes Wertschätzung für ihren Einsatz zuteil werden zu lassen: Fort- bildungen, Einzelgespräche, gesellige Treffen aller Engagierten gibt es unter anderem als Angebot. Zugleich gehen wir stets einen Schritt zurück, betrachten unsere Arbeit un- ablässig mit dem Blick von Außen, der offen ist für Neuerungen. Wir gehen immer wieder neue Wege, mehr ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Wir ar- beiten kontinuierlich in Netzwerken und Ideenwerkstätten mit anderen Frankfurter Organisationen für Seni- oren und Ehrenamtsmanagement zu- sammen. Wir lassen nichts unversucht, die Einsamen der Frankfurter Stadtge- sellschaft zu erreichen. Wir reagieren auf Besonderheiten ein- zelner Stadtteile. Wir zeigen Präsenz auf dem Frankfurter Seniorentag im Sommer. 10 DIE HELFENDE HAND DIE HELFENDE HAND 11
MENSCHEN IM ALTER Wir kommen, wenn Sie in Not sind In Frankfurt ist unser Hausnotruf wei- terhin auf dem Vormarsch. Mittlerwei- le haben wir bereits über 700 Geräte installiert, die rund um die Uhr von unserer Hausnotrufzentrale und von unserem sozialen Hintergrunddienst (SHGD) betreut werden. Unsere Geräte lassen sich mit einem Knopfdruck bedienen und holen die Projektleiterin Sonja Rustemeyer zuvor vereinbarte Hilfe, entweder durch Familienangehörige, Nachbarn und Freunde oder den SHGD unver- züglich herbei. Raus gehen leider etwas Zeit verloren. Die unan- genehme Warterei war jedoch schnell Allerdings „materialisiert“ sich der vergessen durch die hervorragende hilfsbereite Malteser nicht sofort im und Frankfurt Führung wettgemacht. Man hätte gerne Wohnzimmer bei Auslösung des Not- noch mehr gewusst und erfahren! rufes. Wir sind ein sozialer Dienst, der so schnell wie möglich Hilfe leistet. entdecken Am 8. August fand wieder einmal ein sehr gelungener Besuch im „Feldbergblick“ statt. Sollte sich aber schon in der Hausnot- rufzentrale herauskristallisieren, dass Wir wurden wie immer sehr aufmerksam ein akuter Notfall besteht, wird nicht Am 20. März und liebevoll bewirtet. Das herrliche gezögert und sofort der Rettungsdienst Freut sich, wenn die Malteser kommen: Ignatz G. aus dem Dornbusch war unser 1. Ausflug in die Deutsche Wetter ermöglichte für die meisten einschließlich der Feuerwehr zur Tür- Bank. Ein großer Dank geht an Christine Teilnehmer einen Rundgang durch die öffnung geschickt, um dem Teilneh- Schwake von der Deutschen Bank, die Schrebergärten. mer zu helfen. dies möglich gemacht hat. Die Kunst- Manchmal fühlen sich unsere Haus- Solche „Fehleinsätze“ haben wir öfter. führung war sehr professionell und sehr Am 19. September In vielen Momenten war unser Haus- notrufteilnehmer einfach nur allein, Und doch sind wir in diesen Momenten interessant. besuchten wir den „Obsthof am Stein- notruf schon sehr hilfreich. trotz eigener Pflegerin, so wie unser froh, dass es unseren Teilnehmern gut Bemerkenswert war auch, die verschie- berg“. Weil das Wetter sehr durch- Herr S., der den Hausnotruf auslöste geht und sie keine weitere Hilfe benö- denen Räumlichkeiten dieses moder- wachsen war - mal Regenschauer, So wie bei Frau M., die die Keller- und der Zentrale mitteilte, dass er ganz tigen. nen Bankgebäudes zu erleben. mal Sonnenschein - , konnten wir Kaffeeklatsch mit dem treppe in ihrem Haus hinunter fiel. alleine sei und „nicht hoch komme“. Wie man sieht, ermöglicht der Haus- Philippe Prinz von Lobkowicz, stellver- leider nicht wie geplant unter den ehrenamtlichen Team Gut, dass sie den Funksender dabei Daraufhin fuhr der Malteser Kollege notruf ein selbstständiges Leben im tretender Stadtbeauftragter der Frank- Apfelbäumen sitzen. hatte, denn ihre Tochter wäre wahr- los, um nach ihm zu schauen. eigenen häuslichen Umfeld und gibt furter Durch den fachkundigen Vortrag Wie jedes Jahr lud ich die Begleiter zu scheinlich erst nach zwei Tagen wieder Als er neben ihm stand und ihn tröstete, den Menschen ein großes Gefühl von Malteser und gleichzeitig auch Mitar- vom Eigentümer über Apfelkunde einem „Kaffee-Plausch“ am 5. Septem- zu Besuch gekommen. kam dann auch seine Pflegerin. Sicherheit. beiter der Deutschen Bank, begrüßte und die gute Bewirtung war die ber zu mir nach Hause ein. Autorin: Nicole Trinkaus die Gruppe herzlich. Stimmung trotzdem recht fröhlich. Das Wetter war warm und sonnig, so Zum Abschluss gab es Kaffee und Zwischen den Regenschauern konnte dass wir auf der Terrasse sitzen konnten. Kuchen in luftigen Höhen und mit einem unglaublichem Ausblick über man aber auch Spaziergänge machen. Sehr zu Freude aller war Herr Boelke, Viele waren gekommen und es ging wie immer fröhlich zu. Manche kamen Für Ihre Sicherheit zu Hause Frankfurt. Es war ein Ausflug „der an- ein Sponsor, den ganzen Nachmittag mit Partner, Baby und Kind. Auch Phi- deren Art“! dabei und plauderte angeregt mit den lippe Prinz von Lobkowicz hatte sich • Rauchmelder, deren Alarm auch in der Hausnotrufzentrale ankommt Teilnehmern. mit seinem Sohn dazu gesellt. • Falldetektoren, die auslösen, wenn der Teilnehmer stürzt Am 30. Mai Man hat sich ausgetauscht, sich näher • ein Mobilgerät für den Außenbereich besuchten wir das Museum für An- Am 12. Dezember kennengelernt und einfach nett ge- • eine Überwachung der Wohnung mit Sensoren, sollte der Teilnehmer stürzen. gewandte Kunst. Da wir für die Füh- wird das Jahr beendet mit dem Besuch plaudert. rung durch die „Buddha-Ausstellung“ in der Oper. Wir werden die Auf- nicht angemeldet waren ging uns führung „Don Carlos“ besuchen. Autorin: Sonja Rustemeyer 12 MALTESER BEGLEITER HAUSNOTRUF 13
MENSCHEN IM ALTER Alle Dinge für ein gelungenes Leben sollte Da sein und Raum zu eröffnen, in dem Zweifel und Ängste ebenso einen Platz haben wie Zuversicht und Hoffnung. Mag sein, Eine ganzheitliche Begegnung mit einem schwerstkranken und sterbenden Menschen ist für uns auch immer eine Wie kann man nur so offen in aller Öffentlichkeit über den Tod sprechen? und Endlichkeit auseinandersetzen. Krisen, Krankheit, Sterben und Tod rücken damit wieder in das persönliche man im Alter frühzeitig und sorgsam regeln. Weil wir immer wieder Anfragen zu Ich erinnere mich an den tadelnden den letzten Weg dass bei diesem hohen Ziel Zweifel aufkommen. Diese sind berechtigt und Begegnung mit seinem persönlichen soziokulturellen Umfeld. Zu diesem Blick einer Dame, den ich auffing als ich es wagte, bei einem heiteren Blickfeld, so dass die Schattenseiten der eigenen Lebensgeschichte und die diesen Themen erhalten und wir eine große Unsicherheit bei diesen Themen wahr- begleiten wir möchten ihnen mit Kompetenz und Wertschätzung begegnen, möch- gehören seine Angehörigen, Freunde und Bekannte, seine Sozialisation, Kirchenkaffee über den Hospizdienst zu reden. eigene Endlichkeit in die Schönheit und Lebendigkeit des Lebens integriert nehmen, laden wir Malteser-Mitglieder zu zwei kostenfreien Fachvorträgen ein: ten wir doch dem Leben mit all seinen Lebensgeschichte und Glaubensaus- Doch genau das ist es, was wir möch- werden können. Facetten begegnen. richtung. Wir möchten dieser Vielfalt ten: iritieren. So der Auftrag unseres christlich ge- Patientenverfügung | Vorsorgevollmacht: an Lebensweisen mit Offenheit und Denn nur wer von etwas irritiert ist, prägten Hospizdienstes, der Gesell- Sicherheit für sich selbst „Und wir werden alles tun, damit Sie Begegnung steht im Achtung begegnen, denn erst in der schaut nochmal hin. So kann Ent- schaft und den Ehrenamtlichen, einen Entlastung für die Angehörigen nicht nur in Frieden sterben, sondern bis Zentrum des Dienstes Fülle des menschlichen Seins begegnen tabuisierung und Integration von Raum zur Begegnung mit Krankheit, 3. Februar 2016, 17:00 Uhr zuletzt leben können.“ (Cicely Saunders) wir dem wirklichen Leben. Krankheit, Sterben und Tod im Sterben und Tod zu ermöglichen. „Begegnung“ ist ein weiteres wegwei- Malteser Geschäftsstelle, Schmidtstr. 67 Wir begegnen Krankheit, Sterben öffentlichen Leben stattfinden, wozu Denn um schwerstkranken und Das Zitat ist Ziel und wegweisender sendes Motiv unseres ambulanten und Tod nicht nur im privaten Be- wir immer wieder neu einen Beitrag sterbenden Menschen in unseren Be- Grundsatz des Ambulanten Malteser Hospizdienstes, Martin Buber drückt Erbrecht | Testamentsgestaltung: reich oder in den dafür vorgesehenen leisten. gleitungen mit Offenheit und Wert- Hospizdienstes in Frankfurt, der sich es so aus: „Alles wirkliche Leben ist Be- Liebe, die bleibt! Institutionen, sondern auch in der Im Qualifizierungskurs „Sterbende be- schätzung zu begegnen, bedarf es in der spannenden Phase des Aufbaus gegnung!“ 17. Februar 2016, 17:00 Uhr Öffentlichkeit. Nur indem wir darüber gleiten lernen“ findet Enttabuisierung der eigenen Anerkennung von Alter, befindet. Begegnung findet bei uns auf vielfältige sprechen, heben wir die Ausgrenzung und Integration auf persönlicher Ebene Krankheit und Sterben als Lebenszeit. Malteser Geschäftsstelle, Schmidtstr. 67 Gründung und Aufbau bedeutet Le- Weise statt und bringt zum Ausdruck, auf und schwerstkranke und sterbende statt, wenn sich die Ehrenamtlichen mit Autorin: Kathrin Sommer ben genauso wie Geburt, Kindheit und aus welcher Haltung und Tradition wir Menschen erhalten wieder einen Platz ihrer eigenen Begrenztheit, Schwäche Jugend, die am Beginn unseres Lebens Hospizarbeit verstehen. in unserer Gesellschaft. stehen. Es ist eine lebendige Zeit der Begegnung bedeutet für uns nicht nur Entwicklung und Entfaltung und des die Begegnung mit allem Schönen Ehrenamtliche sind Wachstums. Das Erwachsenenalter im Leben, sondern auch mit unseren ist ebenfalls eine Zeit aktiven Lebens. Ängsten, Fragen und Zweifeln, mit dem das Herz des Dienstes Schwierige Zeiten, Stagnation und Kri- was wir nicht sehen oder wahrhaben Wir möchten den Menschen nicht nur sen werden in dieser Phase meistens wollen, wie zum Beispiel Krankheit, aus einer Profession heraus, sondern nicht als aussichtslos und endgültig Sterben und Tod. Lebendigkeit bedeu- von Mensch zu Mensch begegnen. betrachtet, sondern als Entwicklungs- tet nicht das Verdrängen der Schat- Deutlich bringt das der Slogan der und Veränderungschancen gesehen. tenseiten, sondern deren Annahme Malteser zum Ausdruck „… weil Nähe Doch wie ist das im Alter, wenn Krank- und Integration in unser Leben. Denn zählt“. Uns geht es um mitmenschliche heit und Sterben und damit die End- nur, wenn wir den Menschen in seiner Nähe aus einer christlichen Einstellung gültigkeit unseres Lebens immer prä- Ganzheit sehen, begegnen wir ihm mit heraus. Deshalb ist das Herz der Hos- senter werden, wenn wir Begrenztheit Würde. pizbewegung das ehrenamtliche Enga- und Schwäche erfahren? Wie lebendig, Wir begegnen dem Menschen in seiner gement. wie lebenswert empfinden wir dann das Einzigartigkeit und nicht als Patient Wir sind dabei, Ehrenamtliche für ein Leben noch? Ist es dann nicht doch reduziert auf seine Erkrankung. Die Engagement als Hospizbegleiter zu manchmal eine Zumutung? Warum individuellen Wünsche und Bedürf- interessieren. Dazu gehören das Be- trifft es mich? Ist das noch eine wert- nisse stehen für uns im Mittelpunkt. kanntmachen unseres Dienstes in der volle Lebenszeit? Aus dieser Perspektive heraus begeg- Öffentlichkeit und die Qualifizierung Als ambulanter Hospizdienst möchten nen wir dem persönlichen Leiden, wie von Ehrenamtlichen. wir gerade bei diesen Fragen des Ha- Schmerzen, nicht nur auf der körper- Mit Begeisterung gehen wir für unseren derns und Zweifelns ansetzen. Denn lichen Ebene, sondern in gleicher Dienst in die Öffentlichkeit und auf wir betrachten Krankheit, Alter und Weise auf der soziokulturellen und die Suche nach Mitmenschen, die sich Sterben als genauso lebendige Zeit wie spirituellen Ebene. ehrenamtlich für schwerstkranke und Kindheit, Jugend und Erwachsenen- Körperliche Schmerzen lassen schnel- sterbende Menschen engagieren wollen. alter. Wir wünschen uns, dass schwerst- ler nach, wenn nicht nur der Schmerz Das irritiert manche. kranke und sterbende Menschen bis mit einem Schmerzmittel bekämpft zuletzt wirklich leben können. wird, sondern auch eine Begegnung Die neuen Wegbegleiter: Qualifizierungskurs im Ambulanten Hospizdienst Und leben bedeutet für uns, einen von Mensch zu Mensch stattfindet. 14 AMBULANTER HOSPIZDIENST AMBULANTER HOSPIZDIENST 15
REPORTAGE MENSCHEN IM NOTFALL Im Einsatz für Mainhattan Seit 1972 gehören die Malteser zum 25 Millionen Fluggäste, die am Airport Bis auf die Standorte der Rettungswa- Rettungsdienst in Frankfurt am Main. Frankfurt starten oder landen. chen für die Mehrzweckfahrzeuge Was mit einigen Ehrenamtlichen und All dies sind besondere Anforderun- (MZF) sind alle Rettungswagen (RTW) ein paar VW-Bullis begann, hat sich zu gen, denen sich der örtliche Rettungs- der Malteser auf Feuer- und Rettungs- einem modernen Rettungsdienst ent- dienst täglich zu stellen hat. Und das wachen der Berufsfeuerwehr Frankfurt wickelt. spiegelt sich auch in den Einsatzzahlen stationiert. Dies hat nicht nur logi- Fast 44 Jahre ist es her, dass die Mal- wider. stische Vorteile. In 97 Prozent der Fälle teser in Frankfurt am Main ihre erste Für 2013 registrierte die Leitstelle der war der Rettungsdienst innerhalb von offizielle Beauftragung für den öffent- Stadt Frankfurt am Main 123.468 Fall- 15 Minuten vor Ort. lichen Rettungsdienst in der Main- zahlen. Darin sind alle rettungsdienst- metropole erhielten. lich relevanten Anrufe enthalten. Bis zu jenem 1. Januar 1972 wurde der Das Stadtgebiet ist insgesamt in zwölf Rettungsdienst hauptsächlich durch Rettungswachen-Versorgungsbereiche Zeigt, wo’s lang geht: Rettungsassistentin Sarah Müller die Feuerwehr Frankfurt sichergestellt. aufgeteilt. Ehrenamtliche Einsatzkräfte der Hilf- Die Malteser decken hiervon drei ab. sorganisationen unterstützten die Feuerwehr. Meist am Wochenende besetzten die Freiwilligen mehrere VW-Bullis und waren dann an unterschiedlichen Stan- dorten in der Stadt abrufbereit. Doch in den vergangenen vier Jahr- zehnten hat sich einiges geändert. Heu- te wird der Rettungsdienst in Frankfurt partnerschaftlich sichergestellt. Neben der Berufsfeuerwehr engagieren sich der Arbeiter Samariter Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter und Malteser sowie der Fraport Medical Service – der Rettungsdienst des Frankfurter Flug- hafens – gemeinsam auf diesem Gebiet. Eine herausfordernde Aufgabe, wie schon der Blick auf die „nackten“ Zah- len verdeutlicht. Denn auf einer Fläche von knapp 250 Quadratkilometern zählt Frankfurt am Main über 700.000 Einwohner. Anders ausgedrückt: Mehr als 2.800 Einwohner je Quadrat- kilometer. Besonders an Werktagen wird die Millionen-Grenze durch zahlreiche Berufspendler schnell über- schritten. Zudem besuchen Frankfurt am Main im Jahr über sechs Millionen Touristen. Hinzu kommen noch über 16 RETTUNGSDIENST RETTUNGSDIENST 17
REPORTAGE MENSCHEN IM NOTFALL Notfallsanitäter-Ausbildung Großübung „Olymp“ Hand in Hand Die Frankfurter Malteser sind an drei Ein Highlight für die Auszubildenden Die Zusammenarbeit zwischen eh- Standorten südlich des Mains präsent: ist die jährliche Katastrophenschutz- ren- und hauptamtlichen Kräften ist in Sachsenhausen, Niederrad und übung „Olymp“. in den letzten Jahren stetig gewachsen. Oberrad. Derzeit teilen sich 64 Mitar- Während der Übung haben die Aus- So ist es üblich, dass Sanitätsdienste beiter diese Aufgabe. Zwei Drittel von zubildenden die Möglichkeit, in hauptsächlich vom Ehrenamt bewältigt ihnen sind Rettungsassistenten. realistischen Szenarien die erlernte Ein- werden. Sollte es zu personellen Eng- Die ersten ausgebildeten Notfallsani- satztaktik und die erforderlichen Maß- pässen kommen, springen hauptamt- täter befinden sich dank einer Ergän- nahmen anzuwenden. liche Kollegen ein. „Herr der Dinge“: zungsprüfung ebenfalls bereits in Rei- Auch die Jahresfortbildungen stehen Michael Müller, Leiter des Zentrallagers „Wir sind stolz darauf, dass sich hier hen der Frankfurter Malteser. den Mitarbeitern aller Hilfsorganisatio- sehr deutlich zeigt, wie der Rettungs- Eine dreijährige Ausbildung, wie sie für nen offen. So ist es nicht ungewöhn- dienst in schwierigen Situationen mit Notfallsanitäter in Vollzeitform üblich lich, dass in einer Fortbildungsmaß- Gregor Demel und Benedikt Hart ver- dem Ehrenamt Hand in Hand arbeitet“, ist, gibt es bei den Maltesern in Frank- nahme der Malteser auch Kollegen des teilen die Dienste mit einem professi- sagt Michael Gies, Leiter des Sanitäts- furt schon länger. ASB sitzen. Insgesamt sind pro Jahr 38 onellen Personaleinsatzplanungs-Tool dienstes der Malteser Frankfurt. Fortbildungsstunden nachzuweisen. namens SP-Expert. Dieses Programm Die Zusammenarbeit beginnt schon mit Bereits 2003 führten sie eine drei- Schwerpunkte sind dabei unter ande- unterstützt die Wachleiter dabei, dass der Ausbildung der Einsatzsanitäter. jährige Ausbildung für Rettungsassi- rem die Rezertifizierung (Mega-Code), die Dienste ausgeglichen sind und je- Hier ist vorgesehen, dass jeder Einsatz- stenten ein. Mittlerweile haben über die durch einen Leitenden Notarzt ab- der Mitarbeiter rollierend in alle drei sanitäter mindestens 40 Stunden als 80 Rettungsfachkräfte diesen Qualifi- genommen wird. Dazu kommen die Rettungswachen eingebunden wird. Praktikant auf einem Rettungswagen zierungsweg absolviert. Aufgrund ihrer Themen Hygiene und Arbeitssicher- So wird sichergestellt, dass jeder Mitar- verbringt. So erreicht er die erforderli- langjährigen Erfahrungen konnten die heit sowie eine Fahrerschulung. beiter innerhalb einer Woche alle drei chen fünf Dokumentationen von Ver- Malteser daher im September 2014 Ergänzend hinzu kommen noch diverse Rettungswachen durchläuft. sorgungsmaßnahmen. ohne Probleme mit der Berufsausbil- andere Themen, die jährlich mit allen Darüber hinaus stellen die Malteser dung zum Notfallsanitäter beginnen. beteiligten Organisationen abgestimmt Zentrallager der Malteser einen Sanitätszug im Rahmen des Ka- werden müssen. tastrophenschutzes. Auch hier sind sie Was das Thema Beschaffung angeht, Pro Ausbildungsjahr können derzeit mit einer gesunden Mischung aus eh- nehmen die Frankfurter Malteser eine drei künftige Notfallsanitäter betreut Rotierender Dienstplan ren- und hauptamtlichen Kollegen ver- besondere Stellung ein. So halten sie werden. treten. Getreu dem Motto „Eine besondere Herausforderung für seit elf Jahren ein Zentrallager vor, das Mit insgesamt einem Praxisanleiter, „Malteser ... weil Nähe zählt!“ die Organisation des Rettungsdienstes für mittlerweile über 100 Standorte die sieben Lehrrettungsassistenten und sind die vielen unterschiedlichen Beschaffung von Materialien und Zu- Autor: Carsten Witteck Praxisbegleitern stehen den Auszubil- Schichten“, erzählt Thorsten Staarmann, behör vornimmt. Quelle: Rettungsmagazin 5/2015 denden mehrere Ansprechpartner zur Lagebesprechung: Die Leiter der Bereitschaftsdienste Gregor Demel und Michael Gies (von li n. re) Rettungsdienst-Betriebsleiter. „Der Vorteil eines Zentrallagers liegt (gekürzte Version) Verfügung. Drei verschiedene Schichtzeiten auf ganz klar in der transparenten Kosten- Doch nicht nur die hauptamtlichen sechs Fahrzeugen bedeuten, zehn struktur sowie dem günstigeren Ein- Auszubildenden profitieren von der Dienste pro Tag zu besetzen. Keine kauf “, erläutert Ausbildung. Auch ehrenamtliche Hel- leichte Aufgabe. Jeweils zwei Fahrzeuge Michael Müller, Leiter der Zentralbe- fer, angefangen vom Einsatzsanitäter sind sogenannte klassische Schichtfahr- schaffung für die Diözesen Limburg, bis hin zum Rettungsassistenten , haben zeuge, sprich ein Tag- und ein Nacht- Mainz und Fulda. die Möglichkeit, sich im Azubi-Unter- dienst. Zwei weitere Wagen werden „Dadurch, dass wir viel grö- richt fortzubilden. jeweils mit einem Früh- und einem ßere Mengen an Materialien bestellen Die Betreuung durch die Lehrrettungs- Spätdienst und weitere zwei in nur als andere Rettungswachen, können wir assistenten stellt sicher, dass die Aus- einer Schicht betrieben. hier einen deutlich günstigeren Preis er- bildung zu jeder Zeit auf einem hohen „Damit wir ein ausgeglichenes Arbeits- zielen.“ Der Warenbestand des Zentral- Niveau erfolgt und ein Gleichgewicht zeitkonto erreichen, haben wir einen lagers beläuft sich derzeit auf knapp zwischen Theorie und Praxis sicher- rotierenden Dienstplan eingeführt“, 100.000 Euro und ist mit 2.300 Artikeln gestellt ist. erklärt Staarmann. „Das bedeutet, dass gut sortiert. jeder Mitarbeiter auf jeder Wache ab- Pro Tag versendet Michael Müller zirka wechselnd Dienst hat.“ 300 Kilogramm Waren an diverse Dies zu koordinieren, ist Aufgabe der Malteser-Gliederungen auch außerhalb drei Wachleiter. Nadine Jäger, Hessens. 18 RETTUNGSDIENST RETTUNGSDIENST 19
WIR FRANKFURTER MALTESER Annette Lehmann Philippe Prinz von Florian Dernbach Vinciane Gräfin Silke Burkhart Catherine Ratier Manfred Schaub Gregor Demel Michael Gies Bianca Sauck Stadtbeauftragte Lobkowicz Stadtgeschäftsführer von Westphalen Alles klar mit Ausbildung Weiterbildung Bereitschaftsdienste Bereitschaftsdienste Sozialpflegerische Stv. Stadtbeauftragter Projektbegleitung meinem Geld Ausbildung Hans-Martin Thorsten Staarmann Lioba Abel-Meiser Florian Plagemann Gerhard Seeger Sabine Gräfin von Regina Eyring Rainer Hansen Sarah Müller Carsten Witteck Winkelmann Einsatzdienste Ehrenamtliche Fundraising Fotograf Haller | Gemeinsam Gemeinsam stv. Helfervertreter Helfervertreterin Helfervertreter Controlling Sozialdienste | PR Bußgeld-Marketing unterwegs unterwegs Margarete Lampe Ursula Franz Vera Balestra Anna Valasiadis Alexandra Weitzel Achim Klein Dr. Rotraut Lommel Dr. James Jacobson Barbara Gräfin v. Brühl Dr. Alexandra Weizel Die Helfende Hand Die Helfende Hand Die Helfende Hand Die Helfende Hand Projektreferentin Fundraising Malteser Migranten Malteser Migranten Malteser Migranten Ortsärztin Medizin Medizin Medizin Rudolf Stastny Kathrin Sommer Sonja Rustemeyer Dr. Frauke D ruckrey Barbara Kuhn Heinz Fuchs Lilian Jüchtern Sigrid Bohn Iracy de Almeida Viviane Neigefink Projektmanagement Hospizkoordinatorin Malteser Begleiter Malteser Social Day Malteser Social Day Jugendarbeit Jung Sozial Aktiv Jung Sozial Aktiv Seniorberaterin Malteser Benefizmarkt WIR FRANKFURTER MALTESER Katharina Lutz Nicole Trinkaus Christel Sieglohr Leon van Lee Edith Weidlich - Ortsapothekerin Sekretariat Sekretariat Unternehmens- Bittersmann kooperationen Veranstaltungen 20 21
MENSCHEN IM NOTFALL Der Tag der Deutschen Einheit nach der Internationalen Automobil Katastrophenschutzleiter Gregor Demel, Sema, türkische Helferin, nach einer Ausstellung (IAA), mehr als das nur übliche Personal erforderte. IM EINSATZ der Leiter der Einsatzdienste Thorsten Staarmann und Zugführer Schicht in Fechenheim: Ein afghanisches Mädchen hat mir – kein normaler Sanitätsdienst Dass dies alles in den drei Tagen nicht alleine gestemmt werden konnte, war für Flüchtlinge Sven Seeger wurden in der intensiven Zeit zwei Mal täglich in den Krisen- erzählt, dass sie schon zwei Jahre lang als Näherin gearbeitet hat. Sie war erst von vornherein klar und so wurden auch stab der Stadt einbestellt, um zur Ge- 14. Zur Schule konnte sie nicht, da sie Schon Anfang des Jahres stand für die die umliegenden Standorte um Unter- Frankfurter Hauptbahnhof am 12.09.15: samtlage zu beraten. Daneben wurden keine Papiere hatte. Mir fiel die Kinn- Malteser Frankfurt fest, dass das Sanitäts- stützung angefragt. 200 Frankfurter begrüßen auf’s herz- die medizinischen Erstuntersuchungen lade runter, als ich solche Geschichten jahr 2015 eine besondere Bedeutung Prompte Zusagen kamen aus Limburg- lichste neu ankommende Flüchtlinge. durch Ärzte und ein klassisches Kon- hörte und mir Gedanken machte, über annehmen wird. Weilburg, Rhein-Lahn, Westerwald, Sie haben Lunchpakete mitgebracht zert in einer Turnhalle organisiert. welche Lebenserfahrung und die damit Mehrere Großveranstaltungen standen Wetzlar, Kelkheim, Darmstadt/ und halten Schilder hoch mit der Ganz aktuell bieten wir Räume un- verbundene Psyche sie nun verfügt. an und sollten bewältigt werden. Ober-Ramstadt, Gießen, Oestrich- Aufschrift „Refugees welcome“. Es ist serer Geschäftsstelle für Deutschun- Krieg, Kinderarbeit, Flucht, andere Die Feierlichkeiten zum Tag der Deut- Winkel und Altenstadt. Mit rund 120 der Anfang aufregender und anstren- terricht an und halten aktiv weiter Länder, andere Sitten, Ausgrenzung, schen Einheit erstreckten sich über Kräften waren die Malteser an zwei gender, aber auch erfüllender Zeiten Ausschau, wo wir gebraucht werden. Fremdenfeindlichkeit, kein festes Dach mehrere Tage und das auch noch kurz Unfallhilfs-stellen (UHS) voll beschäf- für die Frankfurter Malteser. über dem Kopf und so weiter. Das al- tigt und halfen sogar an einer weiteren Zentraler Dienst und Herzstück Die Hilfsbereitschaft unserer Helfer les kannte dieses 14-jährige Mädchen UHS des Arbeiter Samariter Bundes der Malteser Flüchtlingshilfe ist der war absolut außergewöhnlich. Trotz schon.“ (ASB) mit aus. Mit insgesamt drei Katastrophenschutz. anderer Ehrenämter und Berufstätig- Rettungswagen pro Veranstaltungstag Und so zeigte unser Bereitschafts- keit haben sich über 70 Personen auf Michelle Brecht, Helferin an der Sport wurde auch der Regelrettungsdienst dienst, was in kürzester Zeit möglich den „Flüchtlings-Email-Verteiler“ setzen Uni: unterstützt. gemacht werden kann. lassen. Der Schichtplan zur Betreuung „Der Sanitätsdienst in der Sport Uni Über Nacht wurden Turnhallen zu in Fechenheim füllte sich so wie von verläuft in der Regel ruhig, doch wenn Positive Bilanz Unterkünften mit Versorgung, Sicher- Zauberhand. Diese Hilfsbereitschaft wir gebraucht werden, dann geht es heitsdienst und Sanitätsdienst. Unzäh- ist bewegend und macht uns stolz. teilweise um Härtefälle, die einem nahe Dass die drei Tage allesamt sehr ruhig lige ehrenamtliche Malteser haben in gehen. Heute ging es um eine syrische verliefen, ist nicht nur der Organisation der Fabriksporthalle in Fechenheim die Bei aller Freude über unser Engage- Mutter, die wegen schwerer Depressi- der Malteser zu verdanken, sondern Betreuung übernommen. ment geht es uns natürlich nur um das onen ins Krankenhaus eingeliefert wer- aller gleichermaßen beteiligten Organi- In den Turnhallen in Kalbach und an Eine: Hilfe für die Menschen, die un- den musste. Sie hat auf der Flucht drei sationen. der Sport Uni stellten unsere Ehrenamt- sere Hilfe dringend brauchen. Exem- Kinder verloren. Nur noch zwei Kinder Darunter die Johanniter (JUH), der lichen den Sanitätsdienst – zum Teil plarisch für das Schicksal der uns nun hat sie in die Sport Uni mitnehmen ASB, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Tag und Nacht. Noch nie wurde der anvertrauten Menschen zwei kleine können. Vor Ort mussten wir daher und die Deutsche Lebens Rettungs Bereitschaftsdienst von Michael Gies Berichte. auch besprechen, wie die Betreuung der Gesellschaft (DLRG), die alle Hand in und Gregor Demel derart gefordert! beiden Kinder während des Klinikauf- Hand zusammen arbeiteten. enthaltes gewährleistet werden kann. Sanitätsdienst-Team am Tag der Deutschen Einheit Insgesamt wurden wenige Hilfeleist- Das Beispiel zeigt, dass die Flüchtlinge ungen verzeichnet und die Transporte umfassende Hilfe von verschiedensten hielten sich auch in überschaubarem Einrichtungen benötigen.“ Rahmen. Einige Protestaktionen sorgten für Autor: Florian Dernbach Unruhe am 3. Oktober. Dies beein- trächtigte die Besatzungen der beiden Unfallhilfsstellen am Main aber wenig, sie schritten weiter recht unbesorgt zur Vielen Dank an alle Helfer, Tat. die sich mit uns für die Flüchtlinge Die Abschlussillumination konnte von engagiert haben! allen eingesetzten Kräften verfolgt wer- den. Dabei wurden auch so manche Strapazen der letzten Tage mit Auf- und dazugehörigem Abbau vergessen. Letzterer fand nach dem Dienst leider ebenso selbstverständlich wieder statt. Autor: Carsten Witteck Flüchtlingen helfen: Beate Trautmann und Sabine Gräfin Haller von Hallerstein (von li n. re) 22 SANITÄTSDIENST KATASTROPHENSCHUTZ 23
MENSCHEN IM NOTFALL Klaren Kopf behalten, wenn‘s heiß wird! 350 Helfer von Hilfsorganisationen Ein Kellerbrand, eine abgestürzte Per- weibliche Besetzung von Führungs- son, 50 Verletzte auf einmal - drei funktionen. Hauptaufgabe der beiden und von zehn Szenarien, mit denen Aus- Leiterinnen: Den Zeitplan überwa- zubildende des Rettungsdienstes der chen, permanent mit dem Leitungs- Freiwilliger Feuerwehr Frankfurter Malteser jederzeit rechnen team kommunizieren und unauffällig müssen. Gute Vorbereitung ist alles, im Hintergrund die Fäden ziehen. trainieren Notfälle deshalb trainieren sie gemeinsam und Nur so kann funktionieren, was mona- mit insgesamt 350 Helfern einen Tag telang vorbereitet wurde: Ehren- und und Katastrophen lang in Frankfurts „In-Viertel“ Ostha- hauptamtliche Helfer üben zusammen fen. Neben den Auszubildenden sind von frühmorgens bis in den Abend ehrenamtliche Helfer der Malteser, hinein die unterschiedlichsten Notfälle. Anschauungsobjekt: Lehrrettungsassistentin Sheila Eckert der Freiwilligen Feuerwehr und des Autorin: Lioba Abel-Meiser beim Erste Hilfe – Kurs mit Schülern Technischen Hilfswerkes sowie der eh- renamtliche Sanitätszug der Malteser Frankfurt und des Arbeiter Samariter Bundes aktiv. Eins ist das neue Zwei : „Revolution“ in der Ersten Hilfe Zehn realistische Szenarien, professio- nell inszeniert und mit routiniert agie- renden Verletztendarstellern besetzt, machen Frankfurts größte Katastro- phenschutzübung „Olymp“ zu einem „Nur ein Tag, mit dem man Gewinn für perfekten Übungsfeld für den Katastro- sofort Leben retten kann!“ Neues Konzept Unternehmenskunden phenschutz und Rettungsdienst. So trägt „Olymp“ dazu bei, dass die Stadt Mit Freude und ohne Angst lernen, In den neuen Kursen stehen die Maß- Für Unternehmen, die unsere Ersthel- sehr gut auf Ernstfälle vorbereitet ist. wie man Leben rettet, das ist schon nahmen im Fokus, die ein Ersthelfer im ferschulungen in Anspruch nehmen, immer das Lernziel unserer Erste Notfall sicher durchführen kann. Ana- ist die kürzere Lehrgangsdauer von „Bei einer Übung dieser Größe müssen Hilfe - Ausbildung. tomische und physiologische Hinter- Vorteil. Sie müssen ihre Angestellten die Abläufe perfekt harmonisieren“, Damit das noch effektiver erreicht gründe bleiben außen vor. Der Schwer- nur noch einen Tag lang freistellen. erklärt Nadine Jäger, stellvertretende wird, wurde der zweitägige Lehrgang punkt liegt im konkreten Handeln. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich Rettungswachenleiterin der Malteser. auf einen Lehrgangstag verkürzt und Schon nach der ersten Doppelstunde durch die Verkürzung insgesamt mehr „Nicht weniger wichtig ist auch, dass noch praxisorientierter gestaltet. Zen- beherrschen die Ersthelfer die Herz- Menschen zum potenziellen Lebens- alle Helfer Spaß haben und gleichzeitig trale Idee: Was rettet wirklich Men- druckmassage. Die Umstellung des retter ausbilden lassen. viel mitnehmen.“ schenleben und was kann der Ersthel- Kurskonzeptes war eine enorme Zwar kann die endgültige Bilanz erst fer tatsächlich tun? Catherine Ratier, Herausforderung für die Ausbilder. am Jahresende gezogen werden, doch Jäger bildet mit ihrer Kollegin, der unsere Abteilungsleiterin in der Erste Vor allem, weil die Zeitkürzung Catherine Ratier ist jetzt schon zuver- Lehrrettungsassistentin Sheila Eckert, Hilfe-Ausbildung, sagt das so: automatisch Zeitdruck erzeugt. sichtlich: „Da freuen wir uns drauf, einen Teil des Leitungsteams der „Nur ein Tag, mit dem man sofort „Unsere Ausbilder schaffen das, es weil sie positiv sein wird.“ Übung. Auch das ist ein Novum, denn Leben retten kann!“ läuft bisher sehr gut“, sagt Ratier. Autorin: Lioba Abel-Meiser die Führung liegt bei den Maltesern da- „Wir haben die Teilnehmerzahl probe- mit erstmals in rein weiblicher Hand. weise auf 15 Personen beschränkt Die Malteser, federführend für die und zusätzliche Kurse eingeplant.“ rettungsdienstliche Umsetzung von Sheila Eckert und Nadine Jäger (von li n.re) „Olymp“, setzen hier ein Zeichen für 24 KATASTROPHENSCHUTZ ERSTE HILFE 25
MENSCHEN IM NOTFALL GEBRAUCHT WERDEN Fähigkeiten und Talente Teil von etwas und in der Praxis trotzdem fremd sein Auf dem Weg Verantwortung Willkommen sagen Berufsziel Betreuungsassistent Es ist Montagmorgen, in der Halle der Frau Z., (32) hat ihre Wurzeln in Ma- Frau N., (35) kommt aus dem Iran, sie Herr L., (48) hat nach seinem Austritt Neben Frau Z. und Frau N. war auch Der Betreuungsassistent oder auch All- Sport-Uni in Ginnheim herrscht reges rokko, sie kam als Kind nach Deutsch- besuchte die Universität, spricht vier aus der Bundeswehr viele Jobs gehabt, Herr L. sofort bereit, sich für den Prak- tagsbegleiter ist in der Betreuung von Treiben, fast 300 Flüchtlinge leben seit land und hat erlebt, dass man Teil von Sprachen und möchte ein selbständiges parallel dazu hat er als einziges Kind tikumseinsatz in der Sporthalle zu mel- pflegebedürftigen Menschen in voll- einigen Wochen hier. Betreut von Hel- etwas sein kann und trotzdem eine und selbstbestimmtes Leben führen, die Sorge für seine immer pflegebedürf- den. oder teilstationären Einrichtungen be- fern der Malteser, ehrenamtlichen wie gewisse Fremdheit bleibt. Frau Z. trägt das ihr einen Aufstieg im Berufsleben tiger werdenden Eltern übernommen. Alle Drei möchten mit ihrem Wissen schäftigt. hauptamtlichen. den Hidschab, sie ist für ihre Familie ermöglicht. Sie entschließt sich, ihrem Vieles ganz selbstverständlich und und Können nicht nur medizinische Seit dem 1. Januar 2015 besteht für Sie sind die ersten Ansprechpartner da und hat noch nie eine Prüfung ge- Bruder nach Deutschland zu folgen. „normal“, wie er sagt. Für eine Karriere und pflegerische Unterstützung leisten, alle in voll- und teilstationären Ein- rund um die Uhr. macht, was sie mit einigem Erstaunen Doch: Eine langfristige Arbeitsbezie- nach seiner Zeit als Leutnant bei der sondern insbesondere mit ihrem richtungen lebenden Menschen ein Drei Helfer erhalten gerade eine Ein- feststellt und jetzt nachholt. Sie hat hung bahnt sich nicht an. Frau N. steigt Bundeswehr blieb da keine Zeit. Nach sprachlichen Können dabei helfen umfassender Anspruch auf Betreuungs- weisung: Frau Z., Frau N. und Herr L., entschieden, dass es Zeit ist, auch im in die Pflege ein und es macht ihr Spaß, dem Besuch unserer Infoveranstaltung “Willkommen” zu sagen. leistungen in der Praxis. sie sind in einem Kurs mit 20 Teilneh- Berufsleben sichtbar zu werden. Ihre sie hat Erfolg bei ihren Klienten. Mit war Herrn L. klar: „Das mache ich!“ Im Jahr 2015 wurden die Stellen in mern aus neun Nationen. Kinder sind begeistert, sie haben jetzt einem Bildungsgutschein der Agentur Seine zukünftige Arbeit ist vereinbar Einrichtungen aufgestockt, von bisher Alle mit unterschiedlichen und doch eine berufstätige Mutter und auch ihr für Arbeit beginnt ihre Qualifizierung mit den familiären Aufgaben und es 1:25 auf jetzt 1:20 Bewohner. nicht so verschiedenen Biografien, wie Mann unterstützt sie auf ihrem Weg, zum Betreuungsassistenten bei uns. gibt in Deutschland einen zuneh- Wir bieten mehr Kurse zum Betreuungs- sie untereinander festgestellt haben. indem er beispielsweise die Kinder von menden Bedarf an qualifizierten Be- assistenten an und haben den Kontakt Und alle mit dem Berufsziel Betreuungs- der Schule abholt und dabei feststellt, treuungskräften. zu kooperierenden Einrichtungen wei- assistent. dass sein Kontakt zu ihnen enger ter gefestigt. geworden ist. Wir sind im Austausch mit der Agen- tur für Arbeit und sorgen so nachhaltig für eine Verbesserung der Betreuung von Pflegebedürftigen, angepasst an die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung. Autorin: Bianca Sauck 26 SOZIALPFLEGERISCHE AUSBILDUNG SOZIALPFLEGERISCHE AUSBILDUNG 27
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