Managementplan UNESCO-Welterbe "Altstadt Regensburg mit Stadtamhof" - Urban Expert
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Stadt Regensburg Planungs- und Baureferat Welterbe-Managementplan für die Altstadt Regensburg mit Stadtamhof Impressum Herausgeber Stadt Regensburg Planungs- und Baureferat, Welterbekoordination D.-Martin-Luther-Straße 1, 93047 Regensburg www.regensburg.de/welterbe KoordinAtION Matthias Ripp Stadt Regensburg, Planungs- und Baureferat, Welterbekoordination Projektleitung und Redaktion Richard Mühlmann Stadt Regensburg, Planungs- und Baureferat, Welterbekoordination Bearbeitung und Planungsprozess Nils Scheffler Urban Expert – Integrierte Stadtentwicklung und Planungsprozesse scheffler@urbanexpert.net Lektorat Dr. Priska Pytlik Freie Texterin, Regensburg, www.pelagia.de Grafische Gestaltung Susanne Schießl, Grafikdesign trifft Text, www.susanneschiessl.de Katrin Dirscherl, www.katrindirscherl.com Fotos Soweit nicht anders gekennzeichnet alle Fotos: Peter Ferstl, Bilddokumentation Stadt Regensburg Titelfoto Peter Ferstl Bilddokumentation Stadt Regensburg Druck Manzsche Buchdruckerei und Verlag, Regensburg www.manz-druck.de 1. Auflage, Dezember 2011
Û Altes Rathaus Vorwort des Oberbürgermeisters | 3 Vorwort des Oberbürgermeisters »Die Menschheit sieht in den Denkmälern ein gemeinsames Ich bekräftige noch einmal mein Bekenntnis zum Welterbe- Erbe und fühlt sich kommenden Generationen gegenüber titel für Regensburg. Auch betone ich, dass für den Umgang für ihre Bewahrung gemeinsam verantwortlich«, so stellt es mit dem Welterbe die oben genannte Charta von Venedig die Charta von Venedig, die zentrale und international an- ebenso maßgeblich ist wie auch die anderen einschlägigen erkannte Richtlinie in der Denkmalpflege, fest. Darin kommt internationalen Abkommen und Verträge. Gleichermaßen nicht nur unsere Verpflichtung zum Ausdruck, unser bau- bekenne ich mich auch zu einem lebendigen und zukunfts- liches Erbe für die nachfolgenden Generationen zu erhalten, orientierten Regensburg. Dass dies kein Widerspruch ist, sondern auch, dass dies eine gesamtgesellschaftliche Auf- zeigt der hier vorliegende Welterbe-Managementplan. Er gabe ist, an der jeder mitwirken muss. entwirft eine Zukunftsperspektive für das Welterbe Regens- burg, in der Sicherung und Entwicklung gleichermaßen und Mit dem Welterbetitel für die Altstadt Regensburg mit ausgewogen ihren Platz nebeneinander finden. Stadtamhof würdigte die UNESCO 2006 nicht nur die he- rausragende Bedeutung unserer Stadt im Mittelalter und Zwar war die Erarbeitung dieses Konzepts naturgemäß in der frühen Neuzeit, sondern auch ihren beispielhaften nicht immer einfach. Das Ergebnis belegt aber, dass sich die Erhaltungszustand in der Gegenwart. Und natürlich wäre Mühen der vergangenen drei Jahre gelohnt haben. Mit dem diese Auszeichnung nicht möglich gewesen ohne das große Welterbe-Managementplan hat die Stadt Regensburg nun Engagement von Regensburgerinnen und Regensburgern ein tragfähiges Programm für den Altstadtbereich entwi- für ihre Stadt ebenso wenig wie ohne die umsichtige Arbeit ckelt, das sowohl den Schutz als auch die nachhaltige Wei- der Stadtverwaltung im Umgang mit der historischen terentwicklung des UNESCO-Welterbes Altstadt Regensburg Bausubstanz. mit Stadtamhof berücksichtigt und in Einklang bringt. Regensburgs Aufstieg in die »Champions League« der his- Mein Dank gilt allen, die am Erarbeitungsprozess beteiligt torischen Städte bedeutet mehr als eine große Anerken- waren: den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Management- nung, die mit steigenden Besucherzahlen verbunden ist. Der plan, allen Institutionen und Einrichtungen, die unterstüt- Welterbetitel hat für die Stadt auch Verpflichtungen mit zend mitgewirkt haben, meinen Mitarbeiterinnen und sich gebracht. Jeder Eingriff in die historische Struktur muss Mitarbeitern der Stadtverwaltung und nicht zuletzt allen äußerst sorgfältig überlegt werden. Jede Veränderung muss Bürgerinnen und Bürgern, die beim Welterbe-Dialog die besonders gewissenhaft abgewogen werden. Der Preis dafür Möglichkeit genutzt haben, ihre Ideen in den Management- darf jedoch nicht sein, dass jegliche Weiterentwicklung ver- plan einzubringen. hindert wird. Städte sind Orte zum Leben und Arbeiten für Menschen. Und sie bedürfen der Möglichkeit, sich mit ihnen zu verändern und anzupassen. Die besondere Herausforde- rung in einer Welterbestadt wie Regensburg ist es, die rich- tige Balance zu finden zwischen Erhalt und Veränderung, Hans Schaidinger zwischen Schutz und Weiterentwicklung. Oberbürgermeister
Vorwort der Planungs- und Baureferentin | 5 Vorwort der Planungs- und Baureferentin Wir können außerordentlich stolz auf den Welterbetitel sein, mit dem die UNESCO Regensburgs historische Bedeutung ebenso hervorgehoben hat wie die außergewöhnlich gut erhaltene Architektur und die mittelalterliche Stadtstruktur. Aber der Welterbetitel geht weit über das bauliche Erbe und die Bedeutung der einzigartigen Baudenkmäler und der malerischen Straßen, Gassen und Plätze hinaus. Dies neh- men wir zwar wahr, aber ein Stadtorganismus besteht nicht nur aus Stein, sondern er lebt und muss für die Menschen attraktiv und lebenswert sein. Nur wenn es uns gelingt, die heutigen Anforderungen an die Altstadt mit dem Auftrag, das Erbe zu erhalten, in Ein- klang zu bringen, bleibt unsere Altstadt lebendig. Dazu sind zwischen allen Partnern diente das Regensburger Modell Konzepte notwendig, die nicht nur einzelne Aspekte der zum Welterbe-Management immer wieder als Vorbild und Altstadt in den Blickpunkt rücken, sondern Planungen, die konnte im Dialog positiv weiterentwickelt werden. die vielschichtigen, unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten so gut wie möglich aufeinander abstimmen. Die Mit dem Abschluss der Planungsphase ist die Arbeit am Fortschreibung und Aktualisierung des Welterbe-Manage- Managementplan jedoch nicht beendet. Ein Kernstück des mentplans war daher in den vergangenen Jahren eine der Plans ist der Maßnahmenkatalog, in dem über 60 konkrete zentralen Aufgaben der Stadtverwaltung im Bereich des Vorhaben und Projekte für das Welterbegebiet aufgeführt Welterbemanagements. sind. Diese sollen nun in den kommenden Jahren sukzessive realisiert werden. Natürlich lässt sich nicht jedes Projekt Die Stadt Regensburg hat auf der Basis bereits vorhandener unverzüglich und unverändert umsetzen. Zum Teil sind es Planungen und Abläufe sowie neuer Ideen und Strukturen finanzielle Rahmenbedingungen, die uns Grenzen setzen, ein integriertes Konzept erarbeitet. Es ist dabei gelungen, manchmal aber auch rechtliche Bestimmungen oder plane- die sehr guten Ergebnisse der Arbeit der letzten Jahrzehnte rische Zusammenhänge. Der Handlungsleitfaden ermög- mit neuen Ansätzen aus dem Bereich des Welterbes zu ver- licht uns dennoch ein sinnvolles und strukturiertes Handeln. knüpfen und ein fundiertes Konzept auszuarbeiten, das eine Perspektive für Regensburgs Altstadt mit Stadtamhof für Viele der beschriebenen Maßnahmen können nicht allein die nächsten zehn bis 15 Jahre bietet. durch Verwaltungshandeln umgesetzt werden, sondern es bedarf dazu auch des bürgerschaftlichen Engagements. In Einen wichtigen Eckpfeiler in der Erarbeitungsphase des diesem Sinne wünsche ich mir, dass sich die Regensbur- Welterbe-Managementplans stellte die Arbeitsgruppe ger Bürgerinnen und Bürger im Hinblick auf das Welterbe Managementplan dar. Die Mitglieder entstammen öffent- einbringen. lichen und privaten Einrichtungen, die mit dem Thema Welterbe Regensburg in Berührung stehen. Ebenso wichtig Sehr herzlich bedanke ich mich bei allen, die an der Erar- war die Beteiligung der Öffentlichkeit. Beim Welterbe- beitung des Managementplans mitgewirkt haben. Ich freue Dialog waren die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich mich darauf, die zahlreichen beschriebenen Maßnahmen an der Entwicklung von konkreten Maßnahmenvorschlägen gemeinsam anzugehen und den Managementplan im Dia- zu beteiligen, die anschließend von der Verwaltung auf ihre log mit den Beteiligten und weiteren Interessierten fortzu- Umsetzungsmöglichkeiten hin geprüft wurden. entwickeln. Das von Regensburg geführte europäische Städtenetzwerk HerO hat den Erarbeitungsprozess fruchtbar bereichert. Gemeinsam mit anderen acht Städten aus allen Teilen Eu- ropas wurden Managementstrategien für historische Stadt- Christine Schimpfermann landschaften entwickelt. In einem intensiven Austausch Planungs- und Baureferentin Û Goliathhaus
Einführung des Welterbekoordinators | 7 In der insgesamt dreijährigen Bearbeitungsphase des Ma- nagementplans konnten ein Leitbild sowie Ziele und Maß- nahmen für das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof definiert werden – und das im direkten Dia- log zwischen den unterschiedlichen Beteiligten. Dieser Pro- zess war zwar nicht immer konfliktfrei, bekam aber bei der Evaluierung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr gute Noten. Auch die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt wurden in die Erarbeitung eingebunden: Im Februar 2010 Einführung des wurde dazu ein zweitägiger Workshop – der Welterbe-Dia- log – durchgeführt, der unter anderem deutlich machte, dass Welterbekoordinators die Vorstellungen und Ziele der Bürgerinnen und Bürger in vielerlei Hinsicht mit denen der Arbeitsgruppe überein- stimmten. Jede UNESCO-Welterbestätte ist dazu verpflichtet, ein ge- Verglichen mit anderen Planungsverfahren unterscheidet eignetes Managementsystem zum Schutz des sogenannten sich die angewandte Methode für den Regensburger Ma- außergewöhnlichen universellen Werts (Outstanding nagementplan in mehreren Punkten: Universal Value) vorzulegen. So ist es offiziell festgelegt in 1. Der integrierte Prozess wurde von einer breiten Zahl an Be- Nr. 108 der Richtlinien für die Durchführung des Überein- teiligten getragen, welche im direkten und kontinuierlichen kommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt. Austausch Strategien und Maßnahmen ausarbeiteten. 2. Auf Grundlage der gewählten Prozessarchitektur konnten Die Stadt Regensburg hat bereits 2004, als sie sich um den neben gemeinsamen Zielen konkrete Maßnahmen definiert Welterbetitel bewarb, zusammen mit dem Bewerbungsan- werden. trag auch einen Managementplan eingereicht. Im Juni 2007, 3. Die Regierung der Oberpfalz sowie das Land Bayern als also knapp ein Jahr nach dem erfolgreichen Eintrag in die Verwaltungsbehörde von Fördermitteln wurden von Beginn UNESCO-Welterbeliste, beschloss dann der Stadtrat, den an eingebunden. Managementplan fortzuschreiben. 4. Der Managementplan wird als praktische Arbeitsgrundla- ge begriffen und regelmäßig aktualisiert. Zu diesem Zweck Bislang gibt es keine standardisierten Richtlinien für Ma- trifft sich die Arbeitsgruppe Managementplan einmal jähr- nagementpläne. Deswegen entwickelte Regensburg eine lich. Eine Bürgerbeteiligung soll alle zwei Jahre stattfinden. eigene Methode, die sie schließlich zur Fortschreibung des Managementplans anwenden konnte. Dieser Entwicklungs- Insgesamt können der Erarbeitungsprozess und das Ergeb- prozess war eingebettet in das EU-Projekt HerO (Heritage nis als sehr erfolgreich bewertet werden. Das UNESCO- as Opportunity), das von der Stadt Regensburg federführend Welterbe wird dadurch in Regensburg noch stärker als Ge- betreut wurde: Hier tauschten sich insgesamt neun euro- meinschaftsaufgabe wahrgenommen – und das sowohl päische Kulturerbestädte kontinuierlich aus, entwickelten innerhalb der Verwaltung als auch in der ganzen Stadtge- gemeinsam ein neues Verfahren und erprobten es vor Ort. sellschaft. Ein Grund dafür ist sicher auch das gemeinsam erarbeitete Leitbild, das vielen verschiedenen Faktoren Von Beginn an stand nicht nur der Schutz der Welterbe- gerecht wird. Denn dieses Leitbild hat eben nicht nur den stätten, sondern auch deren nachhaltige Weiterentwicklung Schutz und die Pflege des Welterbes im Visier, sondern im Fokus – ein integrierter Ansatz also, der dem gesamten gleichermaßen auch die Interessen der Bürgerinnen und Regensburger Managementplan zugrunde liegt. So wurde Bürger. Regensburg soll als lebendiger und multifunktiona- die Arbeitsgruppe Managementplan ins Leben gerufen, die ler Ort erlebbar bleiben. Die Stadt soll sich aber auch konti- mit verwaltungsinternen, aber auch externen Vertretern nuierlich weiterentwickeln. Damit all dies gelingt, wurde äußerst breit besetzt war. Das Thema Welterbe wurde dabei das ursprüngliche Konzept abgelöst durch einen umfassen- als ein kommunales Querschnittsthema begriffen, da zahl- den Welterbe-Managementplan, der auch zukünftig be- reiche Bereiche der kommunalen Lebenswelt berührt sind. darfsgerecht fortgeschrieben werden soll. Zur Unterstützung des Prozesses beauftragte die Stadt Re- gensburg das Büro Urban Expert unter der Leitung von Nils Scheffler. Als externer Berater übernahm Herr Scheffler die Moderation der Arbeitsgruppe und im späteren Verlauf auch die Moderation des Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligungs- Matthias Ripp prozesses. Welterbekoordinator Û Porta Praetoria
8 | Arbeitsgruppe Managementplan INHALT | 9 Inhalt Einleitung 10 4.3 Handlungsfeld Wirtschaft 57 4.4 Handlungsfeld Wohnen 60 1 4.5 Handlungsfeld Verkehr 62 4.6 Handlungsfeld Stadtgestaltung 65 4.7 Handlungsfeld Umwelt und Erholung 68 Das UNESCO-Welterbe 4.8 Handlungsfeld Bewusstseinsbildung Altstadt Regensburg mit Stadtamhof 12 und Forschung 71 5 1.1 Das Welterbegebiet 14 1.2 Die Pufferzone 16 1.3 Der außergewöhnliche universelle Wert des Welterbes 16 Das Managementsystem 74 1.4 Das Welterbe erhalten – eine Herausforderung für die Stadt 19 5.1 Verantwortlichkeiten 76 5.2 Aufbau- und Ablauforganisation 77 2 5.3 Monitoring 81 Das Welterbe schützen – die Instrumente 2.1 Internationale Übereinkommen 24 26 6 Erarbeitungsprozess des Managementplans 84 2.2 Bundesgesetze 27 2.3 Landesgesetze 27 6.1 Vorbereitung 87 2.4 Örtliche Rechtsvorschriften 28 6.2 Vom Leitbild zu den Grundsätzen und Zielen 90 Û Die Arbeitsgruppe Managementplan am 20. September 2011 2.5 Dispositionsbeschränkte Flächen im Alleengürtel 6.3 Gemeinsame Festlegung der Maßnahmen 90 der Stadt Regensburg 31 6.4 Welterbe-Dialog – im Gespräch mit 2.6 Lokale Planungsinstrumente 31 Bürgerinnen und Bürgern 91 2.7 Weitere Grundlagen 34 6.5 Überlegungen zum Managementsystem 92 2.8 Das Welterbe fördern – 6.6 Ausblick 93 Der Welterbe-Managementplan wurde erarbeitet von der Arbeitsgrup- Förderung und Finanzierungsprogramme 35 pe Managementplan und den Teilnehmerinnen und den Teilnehmern 3 des Welterbe-Dialogs. Die Welterbekoordination bedankt sich bei allen Anhang 94 Beteiligten für die engagierte und erfolgreiche Zusammenarbeit. 1 Welterbezone und Pufferzone 96 Das Leitbild für das Welterbe Regensburg 44 2 Sanierungs- und Untersuchungsgebiete im Welterbebereich 98 4 3 Sanierungssatzungen im Welterbebereich 100 4 Rechtskräftige Bebauungspläne in der Welterbezone 102 Ziele und Maßnahmen – 5 Weitere lokale Rechtsvorschriften mit der Handlungsleitfaden 48 Relevanz für das Welterbe 104 6 Weitere Instrumente zum Schutz des Welterbes 104 4.1 Handlungsfeld Bauliches Erbe 51 7 Akteure im UNESCO-Welterbe Regensburg 106 4.2 Handlungsfeld Kultur und Tourismus 54 8 Nationale und internationale Netzwerke 111
Einleitung | 11 Partizipativer Erarbeitungsprozess: Zahlreiche Bürgerinnen der vorliegende Regensburger Managementplan natürlich und Bürger sowie verschiedene Organisationen waren an auch über den Schutz und die Zukunftsperspektiven des der Entwicklung des Regensburger Welterbe-Management- Welterbes informieren. plans beteiligt. Die Inhalte des Konzepts wurden sowohl auf die Interessen der Beteiligten als auch auf die Belange des Aufbau des Managementplans Welterbes abgestimmt. So konnte die Stadt auf der einen Û Übergabe der Welterbe-Urkunde am 11. November Seite wichtigen inhaltlichen Eingaben nachkommen, förder- Das erste Kapitel UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg te aber auf der anderen Seite auch die Identifikation mit mit Stadtamhof erläutert einführend den außergewöhnli- dem Welterbe Regensburg und eine breite Unterstützung chen universellen Wert des Welterbes Regensburg, die heuti- des Managementplans. ge Situation und die damit verbundenen grundsätzlichen Einleitung Herausforderungen. Im zweiten Kapitel informieren wir Sie ritage as Opportunity« (dt. Kulturerbe als Chance) gemein- Kontinuierliche Verbesserung: Intention des Regensburger zu den Instrumenten, die dem Erhalt des Welterbes dienen, sam erarbeitete: Insgesamt neun historische Städte aus Welterbe-Managementplans ist es, die Gegebenheiten und stellen die wichtigsten aktuellen Konzepte und Pro- neun europäischen Ländern haben sich unter der Leitung rund um das Welterbe und den Standort Altstadt kontinu- gramme für das Welterbegebiet vor. der Stadt Regensburg zum HerO-Netzwerk zusammenge- ierlich zu verbessern. Dazu wurde ein Managementsystem Am 13. Juli 2006 wurde die Altstadt Regensburg mit Stadt- schlossen und die Bedeutung solcher Managementpläne für entwickelt: Besondere Strukturen und Abläufe garantieren, Nachdem das dritte Kapitel das gemeinsam erarbeitete amhof in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Eine eine nachhaltige Entwicklung historischer Stadtlandschaf- dass kontinuierlich an der Optimierung von Schutz, Pflege, Leitbild für das Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtam- großartige Auszeichnung, die aber auch mit Aufgaben ver- ten diskutiert (www.urbact.eu/hero). Das Ergebnis: Ein nütz- Nutzung und Entwicklung des Welterbes gearbeitet wird. hof behandelt, gehen wir im vierten Kapitel auf die Umset- bunden ist. So ist Regensburg als Welterbestadt unter ande- licher und somit erfolgreicher Managementplan für Welter- Zudem kontrolliert ein eigens implementiertes Monitoring- zung des Leitbildes ein. Im Fokus stehen die Grundsätze, rem dazu verpflichtet, einen Managementplan vorzulegen, bestädte muss sowohl handlungsorientiert und interdiszi- System die Umsetzung der einzelnen Schritte und liefert Ziele und Schlüsselmaßnahmen, die für eine nachhaltige der sich damit befasst, wie sich der außergewöhnliche uni- plinär sein als auch als Prozess verstanden werden und alle wichtige Informationen, damit der Managementplan kons- Entwicklung des Welterbegebiets relevant sind. Ergänzend verselle Wert des Welterbes langfristig pflegen und erhalten relevanten Akteure an den einzelnen Schritten beteiligen. tant und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden kann. sind hier auch weitere Maßnahmenvorschläge aufgeführt, lässt. 1 die während der Erarbeitung des Managementplans ent- Damit lassen sich folgende Eigenschaften benennen, die Die Leitidee: Einklang wirtschaftlicher wickelt wurden. Regensburg ist dieser Verpflichtung nachgekommen und dem Regensburger Konzept zugrunde liegen und die zu- und welterbebedingter Interessen hat für die eingetragene Welterbezone ein Schutz- und künftigen Managementplänen als Modell und Orientierung Im fünften Kapitel machen wir Sie mit dem eigens erarbei- Entwicklungskonzept erarbeitet, das handlungsorientiert dienen sollen: Zentrale Leitidee dieses Managementplans ist es, die Ent- teten Managementsystem vertraut. Neben Wissenswertem und integriert gleichermaßen ist. In ihm sind die zentralen wicklung unserer Stadt so zu lenken, dass der Erhalt des rund um die Aufbau- und Ablauforganisation sowie zu den Grundsätze, Ziele und Maßnahmen festgelegt und koordi- Integrierter Ansatz: Beim Regensburger Welterbe-Manage- historischen Erbes auf der einen Seite und die wirtschaftli- Verantwortlichkeiten erläutern wir Ihnen außerdem das niert, die zum Schutz, zur Pflege, zur Nutzung und zur Ent- mentplan handelt es sich um ein integriertes Konzept. Kon- che Leistungsfähigkeit und Entwicklung auf der anderen Monitoring-System, das wir für den Schutz und die nachhal- wicklung des Welterbes notwendig sind. Zudem beinhaltet kret heißt das: Für eine zukunftsfähige Entwicklung der Seite gleichermaßen gewährleistet sind. Die Stadt Regens- tige Entwicklung des Regensburger Welterbes entwickelt das Konzept ein eigens erarbeitetes Managementsystem, Stadt gilt es, sowohl den Erhalt der historischen Stadtland- burg verfolgt mit ihrem integrierten Konzept im Einzelnen haben. Wer sich außerdem für den Erarbeitungsprozess des das die Verfahren und Abläufe sowie die Institutionen und schaft als auch ihre zukunftsorientierte Weiterentwicklung Folgendes: Managementplans interessiert, findet im sechsten Kapitel Schutzinstrumente für das Welterbe definiert. im Blick zu behalten. Der Managementplan bringt diese bei- nähere Informationen dazu, wie die Ergebnisse und Fest- den Aspekte gezielt in Einklang. So wurde im Vorfeld eigens • Erhalt und nachhaltige Inwertsetzung des Welterbes, setzungen in einem partizipativen Prozess entwickelt und Der vorliegende Welterbe-Managementplan soll grundle- eine Arbeitsgruppe mit Vertretern verschiedener Fachstellen • Wertschätzung und Bewusstseinsbildung über den hergeleitet wurden. gend dazu beitragen, das Welterbe für heutige und zukünf- der Stadtverwaltung und des Freistaates Bayern sowie pri- außergewöhnlichen Wert des Welterbes, tige Generationen zu erhalten und in seiner Einzigartigkeit vater Organisationen gegründet. Die Arbeitsgruppe definier- • Erhalt der Multifunktionalität und Attraktivität der Welt- Und zu guter Letzt: Auch im Anhang geben wir Ihnen er- zu schützen. Ein ebenso großes Anliegen ist es aber auch, te ein Leitbild, besprach Ziele und Maßnahmen und stimmte erbezone für ihre Bürgerinnen und Bürger und Gäste, gänzend viel Wissenswertes an die Hand – etwa über Rechts- die Lebendigkeit und Multifunktionalität der gesamten diese aufeinander ab. Der vorliegende Managementplan • Beilegung und Lösung von Interessen- und Nutzungs- vorschriften und Instrumente zum Erhalt des Welterbes. Welterbezone weiterhin beizubehalten und langfristig zu macht sich damit nicht nur stark für den substanziellen Er- konflikten, Aufgelistet sind dort ebenso die kommunalen und staatli- fördern – im Interesse der Bürgerinnen und Bürger ebenso halt des baulichen Erbes. Zugleich will er ein Leitfaden sein • Nutzung des Welterbetitels für eine gesamtstädtische, chen Dienststellen sowie die Vereine und Initiativen, die sich wie in dem der Besucherinnen und Besucher. für alle Handlungsfelder, die für die Entwicklung der Welter- wirtschaftliche Entwicklungsstrategie. für die Bewahrung des baulichen Erbes in Regensburg ein- bezone als Lebens-, Arbeits- und Freizeitort relevant sind. setzen und stark machen. Auch die Netzwerke, in denen sich Welterbe-Managementplan Von interessierten Bürgerinnen und Bürgern bis hin zum Ver- die Stadt Regensburg zum Thema Welterbe engagiert, sind mit Modellcharakter Handlungsorientierte Ausrichtung: Der Regensburger Welt- waltungsangestellten – das vorliegende Konzept sieht sich aufgeführt. Zudem finden Sie im Anhang eine Übersicht der erbe-Managementplan ist ein umsetzungsorientierter Plan. als informativer Leitfaden für die gesamte städtische Bevöl- Monitoring-Indikatoren. Der Regensburger Welterbe-Managementplan hat Modell- Er formuliert Grundsätze, Ziele und Strukturen. Darüber kerung. Er soll Sie dabei unterstützen, Aktivitäten im Ein- charakter. Denn er orientiert sich nicht nur an den Empfeh- hinaus werden Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege, klang mit dem Welterbestatus unserer Stadt zu planen und lungen, wie sie die Deutsche UNESCO-Kommission in ihrer aber auch zur Nutzung und zur Entwicklung des Welterbes umzusetzen. Vor allem Vertreter der städtischen Verwaltung Publikation Managementpläne für Welterbestätten – Ein sowie für den Standort Altstadt mit Stadtamhof aufge- sowie privater Einrichtungen, die sich mit Fragen rund um 1 Grundlage hierfür sind die Artikel 78 und 108 der seit 2005 Leitfaden für die Praxis formuliert. Zugleich integriert er die stellt. Diese sollen in den kommenden fünf bis zehn Jahren das Welterbe und dessen Belange konfrontiert sehen, finden geltenden Richtlinien für die Durchführung des Übereinkom- Ergebnisse, die das URBACT II Städtenetzwerk »HerO – He- umgesetzt werden. hier aufschlussreiche Informationen. Und zu guter Letzt will mens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt.
14 Die Stadt Regensburg begreift den Erhalt ihres einzigartigen kulturellen Erbes als eine ihrer vorrangigen Aufgaben. Zu- gleich sieht sie darin ein außergewöhnliches Potenzial und einen wichtigen Impulsgeber für die weitere Entwicklung der Stadt. Es gilt daher, den Erhalt des Welterbes in Einklang zu bringen mit der wirtschaftlichen Dynamik der histori- schen Stadt, den unterschiedlichen Nutzerinteressen und den sich daraus ergebenden Anforderungen. 1.1 Das Welterbegebiet Regensburgs Stadtbild hat den Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt überstanden und weist einen ungewöhnlich reichen Bestand an romanischer und gotischer Architektur auf. Sowohl durch die historische Dichte als auch durch das eindrucksvolle Erscheinungsbild lässt sich das gesam- te Altstadtgebilde beiderseits der Steinernen Brücke als Ensemble erkennen und als mittelalterliche Stadtgestalt erleben. Das von der UNESCO in die Welterbeliste aufge- nommene Gebiet umfasst die Altstadt Regensburg mit Stadtamhof. Es beinhaltet rund 960 Einzeldenkmäler auf einer Fläche von 183 Hektar. 179 n. Chr. errichteten die Römer am nördlichsten Punkt der Donau ein Legionslager zur Sicherung der Grenze gegen die germanischen Stämme. Nach dem Rückzug des römischen Militärs entwickelte sich das Lager zu einer Zivilsiedlung. Û Welterbezone Altstadt Regensburg mit Stadtamhof In den folgenden Jahrhunderten wuchs die Stadt zum ers- ten religiösen, politischen und wirtschaftlichen Zentrum Bayerns heran, bis sie 1810 ihre politische Selbstständigkeit und Dienstleistungen, Handwerk und Gastronomie dicht aufgeben musste und an das Königreich Bayern überging. neben- und übereinander ihren Platz. In Zahlen bedeutet das: Circa 15 000 Bewohner, 21 000 Arbeitsplätze und über Um 1320 erreichte die Stadt jene Ausdehnung, die sie 500 600 Einzelhandelsbetriebe mit rund 78 000 Quadratmetern Û Topografische Lage Û Fläche Jahre lang behalten sollte. Das ehemalige Stadtgebiet ist Verkaufsfläche finden sich hier. Zudem ist der Kernbereich Norden: 49° 01‘ 38,11‘‘ Welterbezone: 182,8 Hektar auch heute noch durch den ab 1778 vor der Stadtmauer an- der Altstadt weitgehend befreit vom motorisierten Individu- gelegten Grüngürtel erkennbar. Erst im 19. Jahrhundert alverkehr und geprägt von Fußgänger- und Radverkehr. nördliche Breite Pufferzone: 775,6 Hektar wuchs die Stadt über ihren mittelalterlichen Kern hinaus. Süden: 49° 00‘ 51,30‘‘ Gesamtfläche: 958,4 Hektar Was die Regensburger Welterbezone so besonders macht, nördliche Breite Das am nördlichen Donauufer gelegene Stadtamhof war sind das intakte Altstadtensemble mit seiner kleinteiligen, Westen: 12° 04‘ 56,49‘‘ Û Einzelbaudenkmäler eng mit Regensburg verbunden, auch wenn es nie zur städtebaulichen Struktur sowie die intensive Erlebbarkeit östliche Länge rund 960 Reichsstadt Regensburg, sondern zu Bayern gehörte. 1924 der Geschichte der Stadt durch die vielen öffentlich zugäng- Osten: 12° 06‘ 39,13‘‘ wurde Stadtamhof eingemeindet. lichen Plätze und erhaltenen Gebäude. Auch die ausgewoge- ne Mischung vielfältiger Funktionen, die Kleinteiligkeit des östliche Länge Û Einwohner Heute ist die Altstadt mit Stadtamhof ein zentraler und le- Einzelhandels und das Verkehrssystem, das auf die Gleichbe- 327,5 bis 342,5 Meter über NN circa 15 000 bendiger Innenstadtbereich. Hier finden verschiedenste rechtigung aller Verkehrsteilnehmer abzielt, gehören zu den Nutzungen wie Wohnen und Arbeiten, Einzelhandel, Kultur Besonderheiten des Altstadtbereichs.
Das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof | 17 zum Westhafen und der Straßenzug von der Linzer Straße das den Austausch kultureller und architektonischer Ein- Seidenstraßen. Dies ermöglichte einen wichtigen Austausch über die Prinz-Ludwig-Straße und die Greflingerstraße zum flüsse verdeutlicht. Viele Bauwerke von außergewöhnlicher kultureller und architektonischer Einflüsse, die das Stadtbild Stobäusplatz einen ablesbaren Abschluss bildet. Im Südos- Qualität zeugen von seiner politischen, wirtschaftlichen bis heute prägen. ten stellt die Bahnlinie Nürnberg – Passau eine städtebauli- und religiösen Bedeutung, beginnend im 9. Jahrhundert. che Zäsur dar, die im Süden des Puffergebiets von der Hang- Die urbanen Strukturen spiegeln 2000 Jahre bauliche Konti- Kriterium iii kante des sogenannten Eisbuckels abgelöst wird. Damit nuität wider und beinhalten römische, romanische und go- Das Kulturerbe stellt ein außergewöhnliches Zeugnis kultureller besitzt die Pufferzone eine eindeutige und einprägsame tische Elemente. Regensburgs Bausubstanz aus dem 11. bis Tradition dar. Ausdehnung. 2 13. Jahrhundert bestimmt noch heute das Stadtbild, welches durch hohe Gebäude, dunkle und enge Gassen und starke Die Regensburger Altstadt stellt ein außergewöhnliches Bau- und Planungsprojekte in dieser Pufferzone unterliegen Befestigungsanlagen geprägt ist. Dazu gehören Patrizier- Zeugnis kultureller Traditionen im Heiligen Römischen Reich prinzipiell keinem besonderen oder gar zusätzlichen Ge- häuser und Geschlechtertürme, eine große Zahl Kirchen dar. Im Hochmittelalter war Regensburg bevorzugter Ta- nehmigungsverfahren. Hier sind die üblichen Verfahrens- und Klöster sowie die Steinerne Brücke aus dem 12. Jahrhun- gungsort für Reichsversammlungen, aber auch zur jüngeren wege und Rechtsvorschriften anzuwenden. Eine Ausnahme dert. Die Altstadt ist außerdem bedeutend als einer der europäischen Geschichte leistete die Stadt als Sitz des Im- hiervon bilden lediglich Bau- und Planungsvorhaben, die politischen Hauptversammlungsorte bis ins 19. Jahrhundert. merwährenden Reichstags von 1663 bis 1806 ihren Beitrag. aufgrund ihrer Struktur oder Dimension das Potenzial ha- Zahlreiche Gebäude zeugen von seiner Geschichte als ein Die Überreste zweier Kaiserpfalzen aus dem 9. Jahrhundert ben, negativen Einfluss auf das Welterbekerngebiet zu ent- Zentrum des Heiligen Römischen Reiches. sowie die zahlreichen gut erhaltenen historischen Gebäude wickeln. Solche Projekte bedürfen einer Einzelfallprüfung legen Zeugnis ab vom einstigen Reichtum und der politi- und gegebenenfalls der gesonderten Abstimmung mit je- schen Bedeutung der Stadt. nen Stellen, die für den Welterbeschutz auf nationaler und UNESCO-Kriterien internationaler Ebene zuständig sind. Kriterium iv Die Altstadt Regensburg mit Stadtamhof erfüllt drei von Das Kulturerbe stellt ein hervorragendes Beispiel eines architek- 1.3 zehn Kriterien der UNESCO, um als ein Gut von außer- tonischen Ensembles dar, das einen bedeutsamen Abschnitt der Der außerge- gewöhnlichem, universellem Wert eingestuft werden zu Geschichte der Menschheit versinnbildlicht. können: wöhnliche universelle Die Altstadt von Regensburg ist ein herausragendes Beispiel Kriterium ii für eine binneneuropäische mittelalterliche Handelsstadt, Wert des Welterbes Das Kulturerbe zeigt einen bedeutenden Schnittpunkt mensch- deren historische Entwicklungsstufen gut erhalten sind. Vor licher Werte in Bezug auf die Entwicklung von Architektur und allem die Entwicklung des Handels vom 11. bis zum 14. Jahr- des Städtebaus auf. hundert wird dadurch außergewöhnlich gut veranschaulicht. Das von der UNESCO mit dem Welterbetitel ausgezeich- Regensburgs Architektur spiegelt die Rolle der Stadt als mit- nete Ensemble Altstadt Regensburg mit Stadtamhof besitzt telalterliches Handelszentrum und seinen Einfluss auf den sowohl in kultureller als auch in historischer Hinsicht eine Raum nördlich der Alpen wider. Regensburg war ein wichti- 2 Eine Karte, die die Welterbezone und die Pufferzone zeigt, außergewöhnliche Bedeutung, die weit über die nationalen ger Umschlagplatz auf den kontinentalen Handelsrouten befindet sich im Anhang auf Seite 96 / 97. Grenzen hinausgeht. Dieser »außergewöhnliche universelle nach Italien, Böhmen, Russland und Byzanz. Zudem hatte die 3 Quelle: Rückwirkende Erklärung zum außergewöhnlichen Û Goldene-Bären-StraSSe Wert« war Voraussetzung für die Ernennung zur Welter- Stadt vielfältige Verbindungen zu den interkontinentalen universellen Wert, UNESCO, 2010. bestätte, die anhand folgender Punkte schriftlich festgehal- ten ist: 1.2 Die Pufferzone • Kurzbeschreibung, • Erfüllung eines oder mehrerer der zehn spezifischen Kriterien des Welterbekomitees sowie Û Länden entlang der Donau, Ausschnitt einer StadtAN- sicht von H. G. Bahre, 1630 Quelle: Museen der Stadt Regensburg Û Reichssaal im Alten Rathaus • Integrität (Unversehrtheit) und Authentizität Die Eintragung in die Welterbeliste beinhaltet auch eine (historische Echtheit). sogenannte Pufferzone. Diese dient dem Schutz des eigent- lichen Welterbegebiets. Die Pufferzone des Welterbes Für das Welterbeensemble Altstadt Regensburg mit Stadt- Regensburg hat eine Ausdehnung von circa 776 Hektar. Sie amhof wurden diese Punkte wie folgt ausgeführt: 3 umfasst jene Bereiche, die im Blickfeld des Betrachters der Welterbezone liegen. Kurzbeschreibung Die Pufferzone wird im Norden durch den Höhenzug der Winzerer Höhen topografisch abgegrenzt. Im Uhrzeigersinn Die Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof ist an der bildet im Nordosten das Gebiet an der Holzgartenstraße Donau gelegen und stellt ein herausragendes Beispiel eines die stadträumliche Zäsur, während im Osten die Donau bis binneneuropäischen mittelalterlichen Handelszentrums dar,
Das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof | 19 1.4 Das Welterbe erhalten – eine Herausforderung für die Stadt Städte wie Regensburg stehen heute vor enormen Heraus- der denkmalpflegerischen Erlaubnis, sofern sich die geplan- forderungen. Aktuelle Entwicklungen wie der zunehmende ten Maßnahmen auf das Erscheinungsbild des Ensembles wirtschaftliche Wettbewerb, der globale Klimawandel und auswirken. Für Einzelbaudenkmäler, die innerhalb des En- demografische Veränderungen, aber auch neue (bau-)tech- sembles liegen, sind zudem alle Maßnahmen – auch die im nische Anforderungen an Gebäude und Infrastrukturen sind Gebäudeinneren – mit dem Denkmalschutz abzuklären. neue Rahmenbedingungen, die vor allem Städte mit histo- rischem Stadtkern besonders fordern. Beim Vollzug des Denkmalschutzgesetzes können Differen- zen zwischen den Interessen des Denkmalschutzes und de- Die Stadt Regensburg ist sich darüber im Klaren, wie not- nen der Eigentümer, Nutzer oder Investoren auftreten. Diese wendig es ist, wirkungsvolle Strategien zu entwickeln, die können beispielsweise folgende Bereiche betreffen: sowohl den Erhalt als auch die Weiterentwicklung des Welt- erbes im Blick haben und garantieren können. Für die Welt- • Ausbau und Umbau von Dachbereichen (Dachgauben, erbezone stellen sich vor allem folgende Herausforderungen: Dacheinschnitte, Dachterrassen) mit Auswirkung auf die Integrität der Dachlandschaft, • der Erhalt der historischen Bausubstanz und der visuellen • Einsatz von nicht denkmalgerechten Materialien (zum Integrität, Beispiel Kunststofffenster), • der Erhalt der Multifunktionalität der Altstadt Regens- • Anbringen von Werbeanlagen, Präsentation von Waren vor burg mit Stadtamhof und den Geschäften oder gastronomische Freisitznutzungen, • der richtige Umgang mit Naturrisiken und Umweltein- die die visuelle Integrität des Welterbes beeinflussen, flüssen. • Umsetzung aktueller bautechnischer Anforderungen (zum Beispiel Brandschutzausbildung, Einbau von Aufzügen, Abluftführung und Klimatisierung), Erhalt der historischen Bausubstanz • Realisierung von größerem und großflächigem Einzelhan- und der visuellen Integrität del in der kleinteiligen Baustruktur. Um die Einzigartigkeit des Regensburger Stadtbildes mit Das bauliche Erbe verpflichtet zum konsequenten Schutz seiner historischen Dachlandschaft zu bewahren, zeigten des Bestands. Dieser Schutz schließt eine Weiterentwick- sich die gestalterischen Vorgaben, die gesetzlich, aber auch lung sowie behutsame Veränderungen mit ein, damit die mit speziellen städtischen Verordnungen zum Schutz der Regensburger Altstadt und Stadtamhof auch zukünftig die Regensburger Altstadt formuliert sind, als besonders hilf- ihnen zugeordneten Funktionen erfüllen können. Allerdings reich. 4 Vor allem die hervorragende Arbeit der Denkmal- entsteht dadurch auch ein Spannungsverhältnis: Denn schutzbehörden und des Bauordnungsamts in den vergan- Û Dachlandschaft der Regensburger Altstadt Quelle: Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz auf der einen Seite soll das Welterbe bewahrt werden, auf genen Jahrzehnten haben hier Enormes geleistet. Dennoch der anderen Seite aber stehen die Interessen von Eigentü- bleibt die Herausforderung bestehen, die Bewahrung des mern und Nutzern, die zeitgemäße bauliche Projekte reali- Welterbes mit den Interessen der Eigentümer, Nutzer oder sieren möchten. Diesen Interessenkonflikt gilt es, bestmög- Investoren in Einklang zu bringen. Denn nur so kann das Integrität und Authentizität lich zu lösen, und zwar immer auch in Abstimmung mit dem bauliche Erbe in Abstimmung mit den denkmalpflegeri- Denkmalschutz und anderen Gestaltungsanforderungen. schen Belangen an heutige und zukünftige Anforderungen Regensburg ist die einzige substanziell erhaltene und bis blieb eine große Anzahl alter Gebäude gut erhalten. Dies nachhaltig angepasst und gleichzeitig bewahrt werden. heute als urbaner Mechanismus kontinuierlich funktionier- trägt zur historischen und visuellen Integrität der mittel- Bereits seit 1975 ist die Altstadt Regensburg mit Stadtamhof Und nur so lässt sich auch die Multifunktionalität der Alt- ende mittelalterliche Großstadt in Deutschland. Das Welt- alterlichen Handelsstadt bei. Dank der Steinbauweise sind ein eingetragenes Ensemble im Sinne des Bayerischen Denk- stadt langfristig erhalten. erbegebiet entspricht der mittelalterlichen Ausdehnung die Gebäude im Welterbegebiet weitgehend authentisch malschutzgesetzes. Der Umgriff der UNESCO-Welterbezone Regensburgs seit dem 14. Jahrhundert. Die Altstadt hat den erhalten geblieben. Die Sanierung der Gebäude wird sorg- entspricht diesem Ensemble. Alle Bau- und Änderungsmaß- Zweiten Weltkrieg außerordentlich gut überstanden. Infolge- fältig überwacht, nach Maßgabe der gesetzlichen Vorga- nahmen, die innerhalb des Areals vorgenommen wurden dessen, aber auch dank der in den 1970er-Jahren einsetzen- ben und unter Berücksichtigung der historischen Original- und werden, unterliegen dem Ensembleschutz im Sinne des 4 Zu den Instrumenten zum Schutz des Welterbes vergleiche den Bemühungen um den Schutz der historischen Altstadt, substanz. Bayerischen Denkmalschutzgesetzes. Sie bedürfen daher Kapitel 2 Das Welterbe schützen – die Instrumente.
Û Gastronomie in der Unteren Bachgasse Û Mobiles Hochwasserschutzsystem an der WerftstraSSe, 2011 Erhalt der Multifunktionalität der Kunden zur Folge. Diese würde dann mittelfristig zu wohner verdrängt werden oder dass die Identifikation der der den Kalkstein der Baudenkmäler angreift, und der globa- der Altstadt Regensburg mit weiteren Leerständen führen. Im Ergebnis würden schließ- lich weniger Investitionen in die Bausubstanz der Altstadt Bürgerinnen und Bürger mit dem Welterbe Schaden nimmt. So ist es beispielsweise möglich, dass die Altstadt durch eine le Klimawandel, der eine Anpassung an die sich ändernden klimatischen Bedingungen erforderlich macht. Stadtamhof fließen, was letztendlich dem Erhalt der historischen Ge- »Eventisierung« und eine vorwiegend touristische Ausrich- bäude abträglich wäre. tung der Kultur- und Einzelhandelsangebote deutlich an Hochwasser Verglichen mit den Zentren anderer Städte zeichnet sich die Attraktivität für die Regensburger Bürgerinnen und Bürger Regensburger Altstadt durch einen hohen Grad an Multi- Auch die steigende Anzahl von Touristen kann mittel- bis verliert, die diesen Ort schließlich immer weniger anneh- Bedingt durch seine Lage an den beiden Flüssen Donau funktionalität aus. Wohnen und Arbeiten, Freizeit und Gast- langfristig zur Verdrängung von Anwohnerfunktionen füh- men und frequentieren. Auch die unterschiedlichen Bedürf- und Regen ist das Altstadtgebiet seit jeher regelmäßig von ronomie, Einzelhandel und Tourismus – all diese vielfältigen ren. Zum Beispiel, wenn Wohnraum oder Geschäfte, die den nisse der verschiedenen Interessengruppen können zu Kon- Hochwasser betroffen. Die häufigeren Hochwasserereig- Nutzungen auf so engem Raum sind charakteristisch für das täglichen Bedarf der Bewohner decken, für touristische flikten führen. Beispielsweise kann eine unverträglich hohe nisse betreffen dabei nur die tiefer gelegenen Bereiche an Regensburger Welterbe und tragen zu seiner Einzigartigkeit Nutzungen wie Hotels, Pensionen oder Souvenirläden um- Dichte oder Konzentration von Nachtgastronomie zu nächt- den Flussufern. Selbst bei einem sogenannten hundertjähr- bei. Genau dies hat aber auch vielfältige Nutzungs- und Ver- funktioniert werden. Zusätzlich kann eine unverträglich lichem Lärm und anderen Beeinträchtigungen führen, die lichen Hochwasser würden nur geringe Teile der Regens- wertungsinteressen zur Folge, die zu Konflikten führen kön- hohe Besucherfrequenz zu Abnutzungen und substanziellen langfristig eine Abwanderung der angestammten Wohnbe- burger Altstadt überflutet. Folgenreicher wäre die Situation nen, die wiederum die Multifunktionalität der Welterbezone Verlusten an der historischen Bausubstanz führen. völkerung zur Folge haben könnten. auf den Donauinseln und in Stadtamhof. Aus diesem Grund gefährden. Aus diesem Grund ist es ganz besonders wichtig, plant und realisiert der Freistaat Bayern gemeinsam mit diese Multifunktionalität so konfliktarm wie möglich zu Derzeit sind allerdings keine direkten negativen Auswirkun- Eigentümer und Investoren haben häufig ein Interesse da- der Stadt Regensburg seit dem Jahr 2000 den Hochwasser- gestalten, ohne dabei das Welterbe und die damit verbun- gen des Tourismus auf das Welterbe erkennbar. Um dies ran, ihre Immobilien möglichst wirtschaftlich zu verwerten. schutz Regensburg. denen Verpflichtungen aus den Augen zu verlieren. auch in Zukunft sicherzustellen, werden entsprechende Ent- Oft gehen damit hochwertige Sanierung von Wohnungen wicklungen aufmerksam verfolgt. und steigende Miet- und Kaufpreise einher. Preiswerter Im Zuge dessen wurde 2003 ein interdisziplinärer Ideen- Nutzungskonkurrenzen Wohnraum wird knapper. Dies erschwert den Erhalt einer und Realisierungswettbewerb zur technischen und gestal- Interessenkonflikte ausgewogenen Bevölkerungs- und Sozialstruktur in der Alt- terischen Lösung des Hochwasserschutzes im Stadtgebiet Obwohl die zur Verfügung stehende Fläche begrenzt ist, stadt, wie sie in den Grundsätzen des Sozialplans für die durchgeführt. Die Ergebnisse sehen prinzipiell stationäre besteht ein Erweiterungsbedarf der Hotelbettenkapazität, Durch unterschiedliche Interessen von Anwohnern und In- Sanierung der Altstadt beschrieben ist. Tendenzen der Ver- und mobile Schutzelemente sowie Kombinationen daraus der Einzelhandels- und Dienstleistungsflächen sowie der vestoren, Gastronomie oder Tourismus kann es zu Interes- drängung altangestammter Wohnbevölkerung bzw. Gen- vor. Im Bereich des wenig gefährdeten Altstadtufers sollen Sicherung des Wohnraums und der dafür notwendigen In- senkonflikten kommen. Diese können dazu führen, dass An- trifizierung treten auf. überwiegend mobile Elemente aus Metall eingesetzt frastruktureinrichtungen im Welterbegebiet. Dies führt werden. Auf den Wöhrden und in Stadtamhof sind sowohl nicht nur zu Nutzungskonkurrenzen untereinander, sondern Für die Stadt Regensburg ist es von großem Interesse, das mobile Schutzabschnitte als auch Strecken mit Kombina- auch zu einem steigenden Verwertungs- und Anpassungs- Welterbegebiet für alle Nutzer als attraktiven Ort für Woh- tionen aus stationären Sockelmauern und mobilen Schutz- druck an das bauliche Erbe. Û Touristen in Stadtamhof nen, Arbeit und Freizeit zu erhalten. Nicht zuletzt deswegen wänden vorgesehen. setzt sie sich dafür ein, die hier genannten Nutzungskon- Durch die begrenzt vorhandene Fläche kann auch die kurrenzen und Interessenkonflikte möglichst ausgewogen Die Umsetzung der Wettbewerbsergebnisse erfolgt ab- Funktionsfähigkeit des Altstadtbereichs als Dienstleistungs- auszugleichen. schnittsweise und abhängig vom Gefährdungspotenzial und Einkaufsstandort beeinträchtigt werden. Ein Beispiel: und anderen anstehenden Planungen. Dabei kommen Einzelhandel und Dienstleister haben außerhalb der verstärkt stationäre Schutzelemente zum Einsatz. Die Stadt Altstadt bessere Möglichkeiten für großflächige Nutzungen. Naturrisiken und Umwelteinflüsse achtet bei der Realisierung des Hochwasserschutzes darauf, Daher wandern sie aus der Altstadt ab und siedeln sich an dass diese stationären Elemente die visuelle Integrität des günstigeren, innenstadtnahen Standorten an. Wenn die Für das Regensburger Welterbe haben vor allem folgende Welterbes nicht beeinträchtigen: Historische Sicht- und so entstehenden Leerstände nicht mit adäquaten Nutzun- Umwelteinflüsse Bedeutung: das Hochwasser durch die La- Blickbeziehungen werden berücksichtigt und die Bildung gen gefüllt werden, hätte dies auch eine Abwanderung ge an zwei Flüssen, die Luftbelastung durch sauren Regen, visueller Barrieren so weit wie möglich vermieden.
22 | Das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof Das UNESCO-Welterbe Altstadt Regensburg mit Stadtamhof | 23 Luftbelastung Neben dem Hochwasser ist der Gebäudebestand im Welt- halteplan für das Gebiet der Stadt Regensburg, 1. Fortschrei- erbegebiet den üblichen Einflüssen durch Luftbelastungen bung vom Dezember 2010, erläutert. ausgeliefert. Von Relevanz sind insbesondere die Luftschad- stoffe Schwefeldioxid (SO2) und Stickstoffdioxid (NO2). Sie Aus dieser Luftbelastung resultiert eine besondere Heraus- sind die Verursacher des sauren Regens, der insbesondere forderung für die Kalksteinkonservierung wichtiger Bau- Sand- und Kalksteinkonstruktionen angreift und damit die denkmäler. Im Lauf der letzten Jahre konnte an drei der be- Verwitterung und Beschädigung der Gebäude im Welterbe- deutendsten Baudenkmäler – der Porta Praetoria, der Stei- gebiet beschleunigt. Die Luftbelastung durch den Schad- nernen Brücke und dem Dom St. Peter – ein neues Verfahren stoff Schwefeldioxid hat in den 1990er-Jahren stark abge- zur Kalksteinkonservierung entwickelt und erfolgreich nommen und bleibt seit dem Jahr 2000 auf vergleichsweise angewendet werden. Dieses Verfahren soll auch in Zukunft niedrigem Niveau konstant. weitere Anwendung finden. Der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter für Globaler Klimawandel Stickstoffdioxid gemäß der 39. Verordnung zur Durchfüh- rung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (39. BImSchG) Globale, durch Menschen verursachte Klimaveränderungen – wird nicht eingehalten. Die notwendigen Maßnahmen insbesondere die zunehmende globale Erwärmung – sind zur Verminderung der NO2-Konzentration sind im Luftrein- mittlerweile durch Zeitreihen und Trendlinien eindeutig nachweisbar. Die Ausmaße und Konsequenzen für die Öko- systeme und damit für die menschliche Gesellschaft sind Û Instandhaltungsarbeiten am Dom noch weitgehend unklar. Klimaschutz sowie die »Anpassung an den Klimawandel« sind die größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sowohl für Gesellschaft und Politik als Temperaturverteilung auch für Wissenschaft und Wirtschaft. (Temperaturdifferenz) + 4°C + 2°C Auch für die Regensburger Altstadt mit Stadtamhof ist die + 3°C + 1°C »Anpassung an den Klimawandel« eine große Herausfor- derung. Die besonderen Rahmenbedingungen des Welter- Freilandtemperatur Donauebene bes (historische Bebauungsstruktur, denkmalgeschützte (=Vergleichstemperatur) Bausubstanz, hohe bauliche Dichte) lassen nur sehr einge- – 1°C – 2°C schränkt bauliche Eingriffe für Klimaschutz und Klimaan- passung zu. Um Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die auch in Einklang mit den Bedürfnissen des Welterbes Û Temperaturverteilung im Stadtgebiet in Strahlungsnächten Quelle: Stadtatlas Regensburg 2006 Û Luftschadstoffwerte in Regensburg, Messstation Schwanenplatz Quelle: Stadt Regensburg, Umwelt und Rechtsamt stehen, nimmt die Stadt Regensburg am Forschungspro- Selbstverständlich fließen die Ergebnisse des Forschungs- SO 2 gramm Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (Ex- projekts in die Fortschreibung des Welterbe-Management- 1990 17 WoSt) teil, welches das Bundesministerium für Verkehr, Bau plans mit ein. Im Vordergrund stehen dabei folgende Fragen: und Stadtentwicklung (BMVBS) durchführt. Eines der For- Wie lässt sich ein angenehmes Mikroklima für gesunde 2000 4 schungsfelder widmet sich dem Thema »Urbane Strategien Wohn- und Lebensverhältnisse in der Regensburger Alt- 2010 3 zum Klimawandel – Kommunale Strategien und Potenziale«. stadt sichern? Und wie kann das Welterbegebiet an die Hier will man Erkenntnisse dazu gewinnen, in welchen Be- Folgen des Klimawandels angepasst werden? Gerade Frei- NO 2 reichen des Regensburger Welterbes sich der Klimawandel und Grünflächen (öffentliche Straßen, Plätze und Freiflächen, 1992 52 (insbesondere der Hitzeeffekt) besonders auswirken wird. Innenhöfe, Parkanlagen und Uferbereiche) können hierzu 2000 44 Zudem sollen entsprechende Leitbilder und gestalterische einen wesentlichen Beitrag leisten. Deswegen gilt es, diese 2010 48 Typologien zur Klimaanpassung für Grün- und Freiflächen Flächen zu sichern, zu erweitern und zukunftsweisend zu initiiert werden. Der Begriff »Anpassung an den Klimawan- gestalten. Eine ebenso wichtige Aufgabe ist es, das Bewusst- Jahresmittelwert in Mikrogramm pro Kubikmeter del« wird im Managementplan im Sinne des Forschungspro- sein aller Akteure für die Folgen und Risiken des Klimawan- gramms verwendet. dels im Welterbeensemble zu schärfen.
2 Das Welterbe schützen – die Instrumente
Das Welterbe schützen – die Instrumente | 27 2.1 Internationale Europäische Konvention zum Schutz des archäo- logischen Erbes (Übereinkommen von Malta) Verabschiedet in La Valletta am 16.1.1992. Für die Bundesrepu- 2.3 Landesgesetze Übereinkommen blik Deutschland in Kraft getreten durch Bekanntmachung vom 9.10.2002 (BGBl. II S. 2709). Bayerische Verfassung In der Fassung der Bekanntmachung vom 15.12.1998 (GVBl. S. 991), 2.2 zuletzt geändert durch Gesetz vom 10.11.2003 (GVBl. S. 817). Bundesgesetze Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaff- neten Konflikten (Haager Konvention) In der Verfassung des Freistaates Bayern sind zentrale Aspek- Gesetz vom 11.4.1967 in der Fassung vom 10.8.1971 zu der Kon- te des Denkmalschutzes als öffentliche Aufgaben definiert. vention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten vom 14.5.1954. Ratifiziert durch die Bundesrepublik Deutschland Baugesetzbuch (BauGB) Bayerische Bauordnung (BayBO) am 11.8.1967 (BGBl. II 1967 S. 1233 und 1971 S. 1025). In der Fassung der Bekanntmachung vom 23.9.2004 (BGBl. I In der Fassung der Bekanntmachung vom 14.8.2007 (GVBl. S. 2414), zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 22.7.2011 (BGBl. I S. 588), zuletzt geändert durch Artikel 78 Absatz 4 des Gesetzes Als zu schützende Denkmäler wurden festgelegt in der S. 1509) geändert. vom 25.2.2010 (GVBl. S. 66). Stadt Regensburg: das Ortsbild der Altstadt Regensburg insgesamt als einzigartiger mittelalterlicher Häuserbestand Das Baugesetzbuch ist die bau- und planungsrechtliche Die Bayerische Bauordnung ist Rechtsgrundlage sämtlicher Û Brunnen im Innenhof des Alten Rathauses mit der Umgrenzung Prebrunnallee, Fürst-Anselm-Allee, Grundlage sämtlicher Bauvorhaben innerhalb und außer- Bauvorhaben innerhalb und außerhalb des Welterbegebiets. Landshuter Straße, Gabelsbergerstraße, Villastraße und die halb des Welterbegebiets. Im Interesse der Rechtsverein- Sie gilt für alle baulichen Anlagen und Bauprodukte. Stadtteile Oberer Wöhrd, Unterer Wöhrd, Stadtamhof sowie fachung wurden im Baugesetzbuch das Bundesbaugesetz Der Schutz des Welterbegebiets ist durch Rechtsnormen 81 Einzelbaudenkmäler und fünf Museen. (1960) und das Städtebauförderungsgesetz (1971) in einem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler und Verträge auf internationaler, nationaler und lokaler Ebe- einheitlichen Gesetz zusammengefasst. Die Regelungen (Denkmalschutzgesetz – DSchG) ne gesichert. Auf internationaler Ebene geschieht dies über Internationale Charta über die Konservierung des bisherigen Städtebaurechts wurden verstärkt auf die Vom 25.6.1973 (GVBl. S. 328), zuletzt geändert durch § 3 des Ge- Konventionen, Charten und europäische Übereinkommen. und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben des Städtebaus ausge- setzes vom 27.7.2009 (GVBl. S. 385). Auf der nationalen Ebene tragen die Bau- und Naturschutz- (Charta von Venedig) richtet und die dazu erforderlichen Instrumente verbessert. gesetze maßgeblich zum Schutz bei. Jedoch hat auch die Gebilligt im Mai 1964 vom II. Internationalen Kongress der Das Bayerische Denkmalschutzgesetz ist das wichtigste Steuergesetzgebung Einfluss auf Investitionen in Gebäuden Architekten und Techniker der Denkmalpflege in Venedig. Einkommensteuergesetz (EStG) Instrumentarium denkmalpflegerischen Handelns inner- und wird daher hier aufgeführt. Auf Landesebene sind das Einkommensteuergesetz in der Fassung der Bekanntmachung halb des Welterbegebiets. Es findet ferner Anwendung auf Denkmalschutzgesetz und die Bauordnung als wichtigste UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- vom 8.10.2009 (BGBl. I S. 3366, 3862), zuletzt durch Artikel 7 des Baudenkmäler sowie Ensembles und deren unmittelbare Schutzinstrumente zu nennen. Die Altstadt Regensburg mit und Naturerbes der Welt (Welterbekonvention) Gesetzes vom 22.6.2011 (BGBl. I S. 1126) geändert. Umgebung in der Pufferzone. Stadtamhof und damit das gesamte Welterbeareal ist seit Geschlossen in Paris am 23.11.1972. Ratifiziert durch die Bundes- 1975 ein eingetragenes Ensemble im Sinne des Bayerischen republik Deutschland am 23.11.1976. Die durch dieses Bundesgesetz eingeräumten steuerlichen Gesetz über den Schutz der Natur, die Pflege Denkmalschutzgesetzes. Zum Schutz des gesamten Gebiets Vergünstigungen fördern mittelbar Maßnahmen zur Erhal- der Landschaft und die Erholung in der freien Natur liefern die Bayerische Bauordnung von 1864 (letztmals no- Charta der historischen Gärten (Charta von Florenz) tung und zum Schutz von Denkmälern; ihre finanzielle Trag- (Bayerisches Naturschutzgesetz – BayNatSchG) velliert 2008) das baurechtliche und das Bayerische Denk- Erarbeitet nach Beschluss des Internationalen Komitees für weite (Entlastung) ist zum Teil erheblich. Insofern gibt es Vom 23.2.2011 (GVBl. S. 82). malschutzgesetz von 1973 das denkmalpflegerische Instru- Historische Gärten ICOMOS-IFLA vom 21.5.1981, registriert von einen direkten Zusammenhang zwischen dem Gesetz und mentarium. Zudem fallen alle angrenzenden Flächen, die im ICOMOS am 15.12.1981. dem weit fortgeschrittenen Stand der Objektsanierung im Das Gesetz bildet die rechtliche Grundlage für mehrere Blickfeld eines Einzel- oder Ensembledenkmals stehen und Welterbegebiet. Die Bescheinigungen für die Erlangung von kommunale Verordnungen, die sowohl das Welterbeareal optisch relevant sind, unter den Begriff der »Nähe«. Somit Europäisches Übereinkommen zum Schutz des Steuervergünstigungen erteilt gemäß § 7i EStG das Bayeri- als auch dessen Pufferzone betreffen. brauchen auch Bau- und Veränderungsmaßnahmen in der architektonischen Erbes (Konvention von Granada) sche Landesamt für Denkmalpflege. Umgebung des Ensembles und seiner Baudenkmäler eine Geschlossen in Granada am 3.10.1985 (Stand vom 30.9.2003). Heimatpflege in den Landkreisen, kreisfreien denkmalpflegerische Erlaubnis. 5 Unter den lokalen Schutz- Für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft getreten durch Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege – Städten und Großen Kreisstädten vorschriften ist für das Welterbegebiet vor allem die Satzung Bekanntmachung vom 2.10.1987 (BGBl. II S. 622). Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Gemeinsame Bekanntmachung des Bayerischen Staatsminis- über örtliche Bauvorschriften zum Schutze der Altstadt von Bundesnaturschutzgesetz vom 29.7.2009 (BGBl. I S. 2542), zu- teriums für Unterricht und Kultus und des Bayerischen Staats- Regensburg (Altstadtschutzsatzung) relevant. Internationale Charta zur Denkmalpflege in letzt durch Artikel 3 des Gesetzes vom 28.7.2011 (BGBl. I S. 1690) ministeriums des Innern vom 17.2.1981 Nr. IV / 2 - 7 / 92 079 historischen Städten (Charta von Washington) geändert. und Nr. I B 1 - 3003 - 1 / 1. Im Folgenden werden die für das Welterbegebiet der Stadt Beschlossen 1987 von der VIII. ICOMOS-Generalkonferenz in Regensburg relevanten Schutzinstrumente vorgestellt. 6 Washington und publiziert in ICOMOS Information 2. Dieses Bundesgesetz ist die Grundlage des Bayerischen Na- Die ehrenamtlichen Heimatpfleger beraten und unterstüt- turschutzgesetzes und lokaler Naturschutz-Verordnungen. zen die Denkmalschutzbehörden und das Landesamt für Charta für den Schutz und die Pflege des archäo- Es ist von Bedeutung für den historischen Grüngürtel, der Denkmalpflege in Fragen der Denkmalpflege und des Denk- logischen Erbes (Charta von Lausanne) das Welterbegebiet südlich der Donau umschließt, sowie für malschutzes. Die Bekanntmachung gibt Empfehlungen zu 5 So bestimmt in Artikel 6 DSchG. Beschlossen 1990 von der IX. ICOMOS-Generalversammlung einzelne besonders ausgewiesene Zonen im Welterbegebiet der Bestellung und den Aufgaben der Heimatpfleger in den 6 Stand: September 2011. in Lausanne. und in der Pufferzone. kreisfreien Städten und Großen Kreisstädten.
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