Die StaDt wirtSchaft von morgen 100

 
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Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
100   MOTIVATION
JAHRE FÜR DIE ZUKUNFT

                          HEAG 2040

                          Die Stadt­
                          wirtschaft von
                          morgen

                  titel
Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
Zukunftsinstitut :: HEAG

Impressum

Eine Studie des

Herausgegeben von:
HEAG Holding AG – Beteiligungsmanagement der Wissenschaftsstadt Darmstadt (HEAG)
Im Carree 1
64283 Darmstadt
Tel.: +49-6151-709-2000
info@heag.de
www.heag.de

Redaktion
Zukunftsinstitut GmbH – Internationale Gesellschaft für Zukunfts- und Trendberatung
Robert-Koch-Str. 116E
65779 Kelkheim
Tel.: +49-6174-9613-0
info@zukunftsinstitut.de
www.zukunftsinstitut.de

Autoren
Christian Rauch
Adeline Seidel

Projektleitung
Christian Rauch (Zukunftsinstitut)
Daniel Pfeffer (HEAG)

Grafikdesign
Christoph Almasy

Illustrationen

Adam Drobiec, GraphicLove, Frankfurt

Druck und Verarbeitung
Werbedruck Petzold GmbH, Gernsheim

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wurde entweder die männliche oder die weibliche Form personenbezogener
Hauptwörter gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. Frauen
und Männer mögen sich gleichermaßen von den Inhalten der Studie angesprochen fühlen!

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche
Zustimmung der HEAG Holding AG in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) repro-
duziert oder unter der Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2012 HEAG

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Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
Inhalt

Inhalt

Vorwort                                                                               5

Energie 2040: Auf dem Weg ins postfossile Zeitalter                                   6

Immobilien 2040: Wohnen in der Welt von morgen                                       16

Mobilität 2040: Aufbruch in ein neues Mobilitätszeitalter                            26

Telekommunikation 2040: Auf dem Weg in die Smart City                                36

Gesundheit 2040: Gesundheit als Schlüsselressource der Zukunft                       46

Kultur und Kongresse 2040: Die Stadt als kreativer Hotspot der Wissensgesellschaft   52

Entsorgung 2040: Von der Entsorgungswirtschaft zur Rohstoffindustrie                 60

HEAG 2040: Das Beteiligungsmanagement von morgen                                     68

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Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
Zukunftsinstitut :: HEAG

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Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
Vorwort

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        as 100-jährige Bestehen der HEAG        Zusätzlich zu umfassenden Trendanalysen
        ist für mich nicht nur Anlass, auf      hat das Zukunftsinstitut dazu ausführliche
        die Erfolge in der Vergangenheit zu     Interviews mit Experten, Entscheidern und
schauen, sondern den Blick auch auf das zu      Multiplikatoren aus Darmstadt geführt, um
richten, was vor uns liegt. Zu diesem Zweck     ihre Vorstellungen und Ausblicke auf die
hat die HEAG in Zusammenarbeit mit dem          Zukunft einfließen zu lassen. Für diese in-
Zukunftsinstitut die vorliegende Studie, die    formativen Gespräche und die Bereitschaft,
einen Ausblick auf die künftigen Entwick-       so offen über ihre Zukunftsvorstellungen
lungen in den sieben Geschäftsfeldern der       zu sprechen, möchte ich allen Interview-
Stadtwirtschaft gibt, erarbeitet.               partnern an dieser Stelle noch einmal sehr
Den Geschäftsfeldern der HEAG, Energie,         herzlich danken.
Immobilien, Mobilität und Telekommuni-
kation, kommt dabei besondere Aufmerk-          Die Studie soll insbesondere Antworten auf
samkeit zu. In ihrer Funktion als Beteili-      folgende Fragen liefern:
gungsmanagement werden darüber hinaus
die Geschäftsfelder Gesundheit, Kultur und        » W elche relevanten Trends beeinflussen
Kongresse sowie Entsorgung und Abwasser              unsere sieben Geschäftsfelder?
in eigenen, kürzeren Kapiteln beleuchtet.         » Welche Ansprüche werden Menschen
Und letztlich wird auch der Frage nachge-            im Jahr 2040 an Lebensqualität und
gangen, wie die HEAG in ihrer Funktion als           Daseinsvorsorge stellen?
Holding für die Unternehmen der HEAG-             » Welche Innovationen werden die
Gruppe sowie das Beteiligungsmanagement              gesellschaftlichen und wirtschaftli-
der HEAG in Zukunft aussehen kann.                   chen Rahmenbedingungen in Zukunft
Eine Zukunft unserer Stadtwirtschaft ohne            prägen?
die HEAG ist nicht vorstellbar. Denn als Mul-     » Welche neuen Wege, Chancen und
tidienstleister für die Wissenschaftsstadt           Potenziale lassen sich für die Zukunft
Darmstadt sind HEAG und Stadt in langer              der HEAG aufzeigen?
Tradition eng miteinander verbunden. Und
die Bürgerinnen und Bürger Darmstadts und       Die Studie soll zukunftsinteressierten Bürge-
Südhessens sind schon seit 100 Jahren die       rinnen und Bürgern sowie politisch Verant-
Kunden der Stadtwirtschaftsunternehmen.         wortlichen vor allem Ideen, Inspirationen
Die Zukunftsstudie zielt im Kern zwar auf       und Denkanstöße liefern, wie die Stadtwirt-
die Geschäftsfelder der HEAG, spannt den        schaft und damit die Zukunft Darmstadts
Untersuchungsrahmen zugleich aber weiter:       in wichtigen Lebens- und Wirtschaftsbe-
Sie bezieht regionale Besonderheiten ebenso     reichen aussehen kann. Sie wird einfließen
wie wichtige Branchenentwicklungen und          in die politischen Diskussionen über die
gesellschaftliche Trends ein.                   Zukunft unserer Stadt.

                                                Viel Spaß beim Studium dieser spannenden
                                                Lektüre wünscht Ihnen Ihr

               Jochen Partsch
               Oberbürgermeister
               Wissenschaftsstadt Darmstadt

                                                                                                     5
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Energie 2040

Auf dem Weg
ins postfossile
Zeitalter

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                            E
                                   nergie wird auch in Zukunft die Basis   Clean Tech wird zum Wachstumsmarkt
                                   für wirtschaftliche Entwicklung und     Nummer 1
                                   Wohlstand sein. Doch das Energie-       Rund um den Globus – auch in der Rhein-
                            konzept der alten Industriegesellschaft        Main-Region und in Darmstadt – fließen hohe
                            funktioniert unter den Bedingungen von         Investitionssummen inzwischen in Techno-
                            Globalisierung, Klimawandel, Verteuerung       logien zur Erzeugung sauberen Stroms, in die
                            von Ressourcen und wachsendem Umwelt-          energetische Gebäudesanierung, in Aktiv-
                            bewusstsein längst nicht mehr.                 häuser, die mehr Energie erzeugen, als sie ver-
                            Während der Stromverbrauch weltweit            brauchen, in eine völlig neue Infrastruktur
                            steigt, wird er in westlichen Ländern meist    von Elektro- und Wasserstofftankstellen bis
                            stagnieren oder gar sinken. Gleichwohl wird    hin zu dezentralen Kraftwerken und Smart
                            der Pro-Kopf-Verbrauch auch 2040 noch auf      Grids mit intelligenten Energiespeichern
                            hohem Niveau liegen.                           und in nachhaltige Mobilitätslösungen. Von
                            Um den Energiehunger zu stillen, werden        riesigen, leistungsstarken Windparks bis hin
                            wir zwar auch in den nächsten Jahrzehnten      zu einer Fülle kleinster „Energiesammler“,
                            nicht völlig auf fossile Brennstoffe ver-      die thermische oder Bewegungsenergie in
                            zichten können. Die Treiber für ökonomi-       Elektrizität umwandeln, wird eine breite
                            schen und gesellschaftlichen Fortschritt       Palette modernster Umwelttechnologien den
                            sind sie aber längst nicht mehr – ebenso       Energiesektor auch in Darmstadt und Hessen
                            wenig die Unternehmen und Geschäftsmo-         revolutionieren.
                            delle, die sich auf sie gründen.
                                                                           Tanzend die Welt verbessern: Das niederlän-
                            Nach der Nuklearkatastrophe im japa-           dische Unternehmen Sustainable Dance Club
                            nischen Fukushima hat in Deutschland           hat einen Tanzboden entwickelt, mit dem sich
                            ein massiver Verdrängungswettbewerb            Partykultur und Klimaschutz vereinen lassen.
                            zugunsten alternativer Konzepte eingesetzt,    Der Sustainable Dance Floor kam im Rahmen
                            der auch Darmstadt bis 2040 zu einer Green     der Partyreihe Organic Disco auch in der Darm-
                            City macht. An vielen Stellen wird in den      städter Centralstation wiederholt zum Einsatz.
                            kommenden Jahrzehnten durch die HEAG           Wer darauf tanzt, erzeugt über eingebaute
                            Südhessische Energie AG (HSE) und deren        mechanische Federn, die an elektrische Genera-
                            Tochtergesellschaft ENTEGA der Grund-          toren angeschlossen sind, sauberen Strom. So
                            stein für eine technologisch innovative        können Besucher von Diskotheken, Clubs und
                            Energieversorgung gelegt. Als ökologische      Festivals tanzend die Welt ein kleines bisschen
                            Vorreiter haben sie nach der Devise „Energie   besser machen. www.sustainabledanceclub.com
                            der nächsten Generation“ frühzeitig die        www.organic-disco.de/events
                            Weichen mutig auf Zukunft gestellt und In-
                            vestitionen kompromisslos in Innovationen      Ökonomie wird von Ökologie in Zukunft
                            für eine CO2-neutrale Energieversorgung        nicht mehr zu trennen sein. Der HSE-Kon-
                            gelenkt.                                       zern kann daher mit seinen Unternehmen
                                                                           eine Menge zur Lösung der Umwelt- und Kli-
                                                                           maproblematik beitragen, ohne an Qualität,
                                                                           Effektivität oder wirtschaftlichem Ergebnis
                                                                           einzubüßen. Im Gegenteil: Geschäftsmodelle,
                                                                           die auf Umwelt- und Klimaschutz setzen, sind
                                                                           die Grundlage für stabiles und ausbaufähiges
                    Michael Böddeker                                       Wachstum im Energiesektor.
                    Vorstand HSE
                                                                           Um im Wettbewerb weiterhin die Nase vorn
                                                                           zu haben, werden auch HSE und ENTEGA
Wir werden uns in Deutschland langfristig von                              in den kommenden Jahrzehnten nicht
                                                                           nur innovative Anlagen, sondern auch
der heutigen Struktur der Energieversorgung                                intelligente Businesslösungen entwickeln.
verabschieden. Viele Energieversorger, die                                 Angefangen bei regionalen CO2-Zertifikaten
keinen ökologischen Weg gehen, werden                                      und lokalen Klimafonds, über Bereitstellung
                                                                           und Nutzung von Ladeinfrastrukturen für
vom Markt verschwinden. Gleichzeitig                                       Elektromobilität samt Abrechnungsmodellen
wird sich der Wettbewerb um den Kunden                                     bis hin zu umfassenden Beratungs- und
deutlich verschärfen. Gewinnen wird ihn,                                   Serviceangeboten rund um Umwelttechnolo-
                                                                           gien, regenerative Energie, Smart-Metering-
wem es gelingt, die Kunden in puncto Energie                               Anwendungen etc. Denn die technischen
ökologisch und kostenseitig zu entlasten.                                  Hürden auf dem Weg ins postfossile Zeitalter
                                                                           sind zwar hoch, aber keineswegs so schwer zu
                                                                           überwinden, wie es oft geschildert wird.
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Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
Energie 2040

Organic Disco: Der Sustainable Dance Floor in der Centralstation

Erneuerbare Energien und Energieeffizienz                          eingesparter Treibhausgase und die Ener-
Bereits heute wird in Darmstadt ein viel-                          giebilanz hin abgeklopft wird. Gerade weil
fältiger Energiemix genutzt. Neben der                             ein Großteil der weltweiten CO2-Emissionen
Kernenergie, Kohle und Erdgas steigt die                           auch in den nächsten Jahrzehnten noch
Bedeutung der „Erneuerbaren“, also Bio-                            durch die Energieerzeugung verursacht
masse, Windenergie, Photovoltaik, Was-                             wird, werden Versorger künftig auch daran
serkraft und Geothermie, an der Energie-                           gemessen, welchen Beitrag sie zur Begren-
erzeugung ununterbrochen. Ihr Anteil am                            zung von Klimawandel und Erderwärmung
Gesamtstromverbrauch wird im Jahr 2040                             leisten. Anders als viele andere Unternehmen
bundesweit über 65 Prozent betragen, am                            hat sich die ENTEGA jedoch frühzeitig in
Endenergieverbrauch werden es 2040 rund                            ihrem Geschäftsmodell der Klimaneutralität
45 Prozent sein. Dank der Vorreiterrolle von                       verschrieben. Während es anderswo noch Zu-
HSE und ENTEGA wird die Versorgung mit                             kunftsmusik war, wurden ENTEGA-Kunden
regenerativer Energie in Südhessen deutlich                        bereits CO2-neutral mit Energie und Gas
über dem Bundesdurchschnitt liegen.                                versorgt. Bis zum Jahr 2025 wird man alles
                                                                   daran setzen, das Optimum für alle Kunden
Im Jahr 2040 wird der Öko-Stromanteil in der                       sofort, zu jeder Zeit und zu einem guten
Green City rund 80 Prozent ausmachen. Die                          Preis zu realisieren. Dabei handelt ENTEGA
Abhängigkeit von fossilen Ressourcen und                           nach dem Dreiklang: vermeiden, vermindern,
Energieimporten verringert sich dadurch auf                        kompensieren. Zuvorderst geht es darum,
ein Minimum. Bis 2040 wird dazu innerhalb                          den CO2-Ausstoß durch die Nutzung von
Darmstadts und in der Region nicht nur das
komplette Solarenergiepotenzial ausgenutzt,
sondern auch Anlagen zur Nutzung von
Windkraft, Erdwärme und Biomasse werden
deutlich ausgebaut. Die systematische
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien
wird vor allem möglich durch eine Vielzahl
ressourcenschonender Innovationen zur
Erhöhung der Energieeffizienz und zur ener-
                                                                                  Jochen Partsch
getischen Optimierung von Altbauten. Denn                                         Oberbürgermeister, Aufsichtsratsvorsitzender HSE
neben dem Ausbau der Umwelttechnologien
zur Energieerzeugung liegt in der Einsparung
die größte „Energiequelle“ der Zukunft.                            Wir müssen alles daran setzen, die Energiewende
Klimaschutz und Klimaneutralität                                   möglichst bald zu verwirklichen. HSE und
Der Klimaschutz wird auch in den nächsten                          ENTEGA haben dafür frühzeitig den Grundstein
Jahrzehnten das große Thema unserer Zeit                           gelegt. Bereits im Jahr 2025 wird in Darmstadt
sein. CO2-Bilanzen werden zu einer neuen
globalen „Leitwährung“. Städte, Unter-                             die Mehrheit der Haushalte und Unternehmen
nehmen, Gebäude, Events, Angebote vom                              erneuerbare Energie nutzen.
Apfel bis hin zum Zugticket – es gibt künftig
nichts mehr, was nicht auf die Menge
                                                                                                                                               9
Die StaDt wirtSchaft von morgen 100
Zukunftsinstitut :: HEAG

                                                                             Fahrzeug wird dann mit Strom betrieben.
Ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen wird                               In größeren Städten wie Darmstadt werden
heute durch die Energieerzeugung verursacht.                                 es weit mehr sein. – Nicht zuletzt dank der
                                                                             erfolgreichen Umsetzung und Fortführung
Wachstum und Wohlstand werden in Zukunft nicht                               von frühen Initiativen, die Hessen und die
länger auf Kosten der Umwelt gehen können. Wenn                              Rhein-Main-Region zum Vorreiter für Elekt-
wir vom Teil des Problems zum Teil der Lösung                                romobilität gemacht haben.
werden wollen, ist Klimaneutralität schlichtweg                              HSE und ENTEGA werden einen entschei-
eine reale Notwendigkeit.                                                    denden Beitrag zur nachhaltigen Mobilität
                                                                             leisten. Schon 2020 werden Kunden bei
Michael Böddeker                                                             der HSE und ENTEGA Elektroautos leasen
Vorstand HSE                                                                 können. Und nicht zuletzt wird die ENTEGA
                                                                             es durch den Ausbau ihres Öko-Stroman-
                                                                             gebots schaffen, ganze Fahrzeugflotten
                             Ökostrom zu vermeiden und nicht ver-            klimaneutral fahren zu lassen.
                             meidbare Emissionen zu reduzieren (etwa
                             durch Energieeffizienzmaßnahmen). Erst im       Pole Position für Elektroautos: Auch in
                             letzten Schritt werden CO2-Emissionen durch     Darmstadt arbeitet der Ingenieurs- und Wis-
                             zusätzliche Maßnahmen wie beispielsweise        senschaftlernachwuchs an der Elektromobilität
                             Wiederaufforstung von Waldflächen kompen-       von morgen. 250 Kilogramm schwer, 116 PS
                             siert. Mit der Strategie einer klimaneutralen   stark – das ist der Rennwagen eta2012, mit
                             Energieversorgung werden die HSE und            dem das TU Darmstadt Racing Team (DART
                             ENTEGA auch langfristig eine überregionale      Racing) 2012 an der Formula Student Electric
                             Vorreiterstellung behaupten.                    teilnimmt. Der Hochschulkonstruktionswettbe-
                                                                             werb ist eine Erweiterung des Formula Student
                             Energie und Mobilität: Nachhaltige              Germany, die auf die Innovationspotenziale der
                             Verkehrslösungen                                Elektromobilität zielt. Das Darmstädter Team
                             Das Energiekonzept der Zukunft ist ohne         mit über 40 Studierenden unterschiedlicher
                             Elektromobilität nicht denkbar. Elektro-        Fachrichtungen hat dafür gemeinsam mit Part-
                             autos sind der Beginn einer anderen Logik       nern aus der Industrie sowie mit Unterstützung
                             von Energie und Mobilität. Regenerativ          des Fachgebiets Fahrzeugtechnik und weiterer
                             gespeist, wird E-Mobility von elektrisch        Institute der Technischen Universität ein rein
                             betriebenen Bussen über S-, U- und Stra-        elektrisch angetriebenes Fahrzeug konzipiert,
                             ßenbahnen bis hin zu Elektroautos, E-Bikes      entwickelt, konstruiert und gefertigt. Mit dem
                             und Elektrorollern zentraler Bestandteil        eta2012 wird DART Racing 2012 bei mehreren
                             eines smarten und ressourcenschonenden          Rennen im In- und Ausland gegen Konkurrenten
                             urbanen Lebensstils sein.                       aus aller Welt antreten. Es siegt aber nicht
                             Das hehre Ziel, im Jahr 2020 in Deutschland     das Team mit dem schnellsten Auto, sondern
                             eine Million Elektrofahrzeuge rollen zu         das mit dem besten Gesamtpaket, gemessen
                             lassen, wird man trotz vielfältiger Bemü-       an Konstruktion, Performance auf der Strecke,
                             hungen nicht vollständig erreichen. Danach      Kostenplanung und anderen wirtschaftlichen
                             aber sind die Fortschritte enorm: 2030          Aspekten. Der Hochschulkonstruktionswettbe-
                             fahren auf deutschen Straßen 6 Millionen        werb fordert somit interdisziplinäre Fähigkeiten
                             Elektroautos – fast jedes achte zugelassene     von den Teilnehmern. www.dart-racing.de

                                                                             Auch der HSE-Konzern wird sich in den
                                                                             nächsten Jahrzehnten an Geschäftsmodellen
                                                                             und Infrastrukturprojekten für nachhaltige
                                                                             Verkehrslösungen beteiligen. In Darmstadt
                    Harald Pleines
                    Leitender Redakteur Darmstädter Echo
                                                                             und Hessen werden HSE und ENTEGA dazu
                                                                             zusammen mit Partnern bis 2040 ein Netz
                                                                             aus Ladestationen für Elektroautos und
Gerade im Stadtverkehr werden kleine Elektro­fahr­                           Akkus mit Öko-Strom aufbauen und davon
zeuge eine intelligente Alternative zum großen Pkw                           doppelt profitieren: Einerseits wird Elektro­
sein. Die HSE könnte dazu die passenden Lös­­un­                             mobilität in den kommenden Jahren zum
                                                                             lukrativen Wachstumsmarkt, an dem immer
gen anbieten und Parkplätze mit Lade­stat­­ionen                             öfter Unternehmen jenseits der Automobilin-
ausstatten. So würde sie den Trend zur Elektro­                              dustrie partizipieren. Andererseits erfordert
mobilität fördern und zugleich davon profitieren.                            der Ausbau der erneuerbaren Energien ein
                                                                             intelligentes Netzmanagement über zusätz-
                                                                             liche flexible Speicher. Die Batterien von
10
Energie 2040

Elektrofahrzeugen bieten sich dafür geradezu
an: „Vehicle-to-Grid“ lautet die Zauberformel
der Zukunft, die Autos zu Energiespeichern
                                                 Die zunehmende Dezentralisierung schafft
werden lässt. Elektrofahrzeuge werden damit      neue Wachstumschancen für regionale Energie­
zu Cross Innovations – Innovationen, die alte    dienstleister wie die HSE. Beim Ausbau der
Branchengrenzen überwinden.
                                                 Versorgungsnetze zum Smart Grid sowie beim Bau
Energieautarkie versus Vernetzung                und Betrieb von Anlagen zur umweltfreundlichen
Im Jahr 2040 wird sich Darmstadt längst –        Energieerzeugung kann die HSE ihre Stärke
wie bundesweit viele andere Kommunen
auch – im Strombereich zu 100 Prozent
                                                 in der Region ausspielen – weil sie näher an
selbst versorgen können. Sogar Metropolen        den Verbrauchern dran ist und besser mit
wie München werden es schaffen, das Ziel         regionalen Produzenten und lokalem Handwerk
einer „nachhaltigen Energieautonomie“
umzusetzen und im Jahr 2020 ihre Bürger
                                                 zusammenarbeiten kann.
mit Strom aus erneuerbaren Quellen zu
                                                 Jochen Partsch
versorgen, 2030 dann auch sämtliche Unter-       Oberbürgermeister, Aufsichtsratsvorsitzender HSE
nehmen des Stadtgebiets. Letztlich wird dies
ganzen Regionen gelingen. Dennoch wird die
Energieautarkie von Städten und Regionen
nur eine Übergangslösung zur Beschleuni-         kleiner Anbieter. Es bedeutet jedoch auch,
gung und Umsetzung der Energiewende in           dass die Energienetze in Zukunft in beide
den kommenden Jahrzehnten sein. Gerade           Richtungen ausgebaut werden. Nicht mehr
der Ausbau der Stromnetze zum Smart Grid         nur vom Versorger zum Kunden, sondern auch
wird dazu beitragen, dass man sich von           vom Kunden zum Versorger. Erst so werden
diesem Konzept langfristig auch teilweise        die Potenziale des Smart Grid Wirklichkeit
wieder löst. Denn um eine preiswerte,            und intelligente Lösungen anwendbar.
ökologische und klimaneutrale Energiever-        Smart Grids werden im Jahr 2040 ganze
sorgung sicherzustellen, wird man stärker        Städte und Regionen vernetzen, bis hin
auf die Europäisierung des Strommarktes          zu europäischen und internationalen
setzen, internationale Allianzen sowie           Dimensionen.
Liefer- und Produktionsverträge schließen.
Mehr als in der Autarkie wird die Zukunft        Intelligente Energie: Für die umweltfreund-
der Energieversorgung Darmstadts und Hes-        liche und zuverlässige Energieversorgung von
sens durch die HSE daher in der regionalen       morgen sind neue Lösungen für die intelligente
und überregionalen Vernetzung liegen.            Energieverteilung und -speicherung gefragt.
                                                 AKASOL hat als erster deutscher Hersteller
Smart Grid: Die Dezentralisierung der            einen modularen Lithium-Ionen-Batteriespeicher
Versorgung                                       für die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien
Die Umstellung auf erneuerbare Energien          in Ein- und Mehrfamilienhäusern entwickelt,
führt zu einem massiven Strukturwandel           der sich von außen über ein Smart Grid steuern
der Energieerzeugung. In den nächsten            lässt. Für den neeoQube wurde das Darmstädter
Jahrzehnten wird es darum gehen, intelli-        Unternehmen 2012 mit dem Smart Energy
gente Stromnetze aufzubauen. Diese Smart         Award, dem Hessischen Staatspreis für intelli-
Grids beginnen bei Smart Homes und               gente Energie, in der Kategorie Energiespeicher
Energie-plus-Häusern, die durch innovative       ausgezeichnet. www.akasol.com
Konstruktion und den Einsatz modernster
Umwelttechnologien mehr Energie er-              Das bietet enorme Chancen für innovative
zeugen, als für ihren Betrieb und von ihren      mittelständische Unternehmen in einem
Bewohnern benötigt wird. Dank ausgeklü-          Markt, in dem die Karten neu gemischt
gelter Energiekonzepte werden Gebäude            werden. Die Monopole der Großkonzerne
– von Einfamilienhäusern bis hin zu Wol-         brechen zunehmend auf. Es entwickelt sich
kenkratzern – zu eigenen Kraftwerken. Aus        ein fruchtbarer Wettbewerb vieler flexibler
Energieverbrauchern werden Erzeuger, die         Firmen, der eine starke Dynamik erzeugt
die Energie, die sie selbst nicht benötigen,     und Privat- wie Geschäftskunden bessere
im Gegenwert von zig Milliarden Euro in          Preise bietet. Das Smart Grid wird auch in
öffentliche Netze einspeisen.                    Darmstadt und Hessen die Energienutzung
Das alles impliziert eine Dezentralisierung      und -versorgung nachhaltig, effizient und
der Stromerzeugung und Energieversorgung,        bedarfsabhängig regulieren. Unternehmen
wie sie in Deutschland seit der Einführung       wie die HSE werden dabei eine zusätzliche
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gefördert      Rolle übernehmen: Sie werden vom reinen
wird. Dezentral bedeutet: in den Händen vieler   Versorger zum Energiemanager.
                                                                                                             11
Zukunftsinstitut :: HEAG

                                                                            Verfügung steht. Die Akkus von Elektro-
Die intelligente Stromversorgung über das Smart                             autos, die nicht benötigt werden, werden
Grid erfordert in Zukunft eine stärkere Verzahnung                          sich automatisch als Zwischenspeicher zur
                                                                            Verfügung stellen, wenn Strom im Überfluss
von Stadtwirtschaftsunternehmen. Nötig ist ein                              vorhanden ist. So laden sich Batterien etwa
kluges Zusammenspiel von Energieversorgung,                                 nachts auf, tagsüber fließt die Energie, falls
Wohnungsbau sowie Daten-Services und                                        es zu Engpässen kommt, zurück ins Netz.
Vernetzung durch Kommunikationsdienstleister.                               In den kommenden Jahren werden immer
Harald Pleines                                                              mehr Innovationen rund ums Smart Me-
Leitender Redakteur Darmstädter Echo                                        tering den Umgang mit dem „Digitalstrom“
                                                                            erleichtern. Auch die ENTEGA wird mit
                                                                            neuen Self-Metering-Tools den Energiever-
                                                                            brauch für jedes Gerät sichtbar machen.
                                                                            Durch die Visualisierung bekommen
                            Smart Metering: Intelligentes                   Menschen ein völlig neues Bewusstsein für
                            Energiemanagement                               ihren Energiekonsum. Damit erhöhen solche
                            Für den Ausbau der Stromnetze zum Smart         Anwendungen auch die Bereitschaft, den
                            Grid, für die intelligente Energieversorgung,   persönlichen Verbrauch gezielter zu steuern
                            Verbrauchssteuerung und -abrechnung wird        und zu reduzieren.
                            das Smart Metering in Zukunft unerlässlich
                            sein. Es ist die elementare Voraussetzung für   Chips in Geräten und Steckdosen erfassen
                            die Optimierung der Energienutzung und          künftig, wo aktuell wie viel Energie ver-
                            den umfassenden Umstieg von fossilen auf        braucht wird. Apps für Smartphones und
                            erneuerbare Ressourcen.                         Tablet-PCs oder browserbasierte Anwen-
                            Intelligente Stromzähler zeigen Kunden          dungen auf Webportalen visualisieren den
                            künftig nicht nur den aktuellen Energiever-     Verbrauch von Strom und Gas in Echtzeit
                            brauch und die tatsächliche Nutzungszeit        und warnen, wenn selbstgesteckte Ober-
                            an. Smart Meter werden in Zukunft zu            grenzen überschritten werden. Zugleich
                            Multi Utility Communication Controllern,        werden sie zeigen, wie viel Strom zum Bei-
                            mit denen sich neben dem Strom- auch der        spiel durch eine Photovoltaik-Anlage einge-
                            Wasser-, Gas- und Wärmeverbrauch erfassen       speist wird. Durch interaktive Projektionen
                            und intelligent steuern lässt. Sie ermögli-     kann künftig jede beliebige Oberfläche zum
                            chen durch die automatische Übertragung         Interface werden, auch Wände oder Fuß-
                            von Daten an Unternehmen des HSE-               böden. Die Stromverbrauchsanzeige kann
                            Konzerns eine optimierte Energienutzung,        so beispielsweise direkt auf die jeweilige
                            die Bedarfsanpassung an die Erzeugung           Steckdose projiziert werden. Unsichtbare
                            und damit variable Leistungsentgelte.           Prozesse des Energieverbrauchs werden da-
                            Waschmaschinen werden sich erst dann            durch sichtbar, einzelne Energieverbraucher
                            einschalten, wenn der Strompreis besonders      wie etwa die Heizung aus der Ferne steu-
                            günstig ist, weil gerade überdurchschnitt-      erbar. Nutzer können so ihren Verbrauch in
                            lich viel Energie aus Windkraftanlagen zur      direkter Interaktion optimieren.

                                                                            Dank innovativer Sensoriksysteme in
                                                                            Smart Homes und umfassender Vernet-
                                                                            zung wird die Steuerung der technischen
                                                                            Ausstattung von Häusern und das intelli-
                                                                            gente Energie- und Netzmanagement im
                  Dr.-Ing. Hans-Jürgen Braun                                Jahr 2040 jedoch weitgehend autonom und
                  Vorstandsvorsitzender bauverein AG                        eigenständig erfolgen. Bis zu dem Punkt,
                                                                            wo wir keine Lichtschalter und Thermos-
                                                                            tate mehr benötigen werden, weil Räume
Das Kerngeschäft von Energieversorgern wird                                 und Gebäude „wissen“, wann, wie viele
sich in Zukunft um innovative Dienstleistungen                              Menschen und vor allem wer, mit wel-
erweitern – von der Energieberatung bis hin                                 chen Bedürfnissen sich in ihnen aufhält.
                                                                            Beleuchtung und Belüftung, der Betrieb
zur Steuerung des Verbrauchsverhaltens. Self-                               von Haushaltsgeräten, Unterhaltungs-
Metering wird dabei zu einem wichtigen Tool für                             elektronik, IT-Systemen und Netzwerken,
höhere Energieeffizienz und die Reduzierung des                             Heizungs- und Klimaanlagen – all das wird
                                                                            im Jahr 2040 vielfach selbstreguliert funkti-
Stromverbrauchs.                                                            onieren und auf individuelle Bedürfnisse
                                                                            und Ansprüche reagieren.
12
Energie 2040

Um diese enormen Potenziale eines smarten          Energieeinsparungen von durchschnittlich rund
Energiemanagements in Darmstadt                    3 Prozent pro Haushalt allein durch das „sozio-
und Hessen zu realisieren, werden die              technische“ Informationsdesign.
Energie- und Telekommunikationsnetze               www.opower.com
des HSE-Konzerns in den nächsten Jahren
systematisch miteinander gekoppelt. Und            Social Metering – spielerisch Energie sparen:
nicht zuletzt wird dazu auch die Zusammen-         Mit der Social-Metering-App des deutschen
arbeit mit Immobiliendienstleistern wie der        Greentech-Start-up GreenPocket wird das
bauverein AG zur Entwicklung intelligenter         Energiesparen zum festen Bestandteil im Alltag
Gebäude- und Energiekonzepte für das               der Generation Facebook. Die durch Smart
Smart Home von morgen intensiviert.                Meter aufgezeichneten Verbrauchsdaten können
                                                   durch die Einbindung in die App dazu genutzt
Innovatives Involvement: Einbindung von            werden, um sich mit anderen Verbrauchern zu
Verbrauchern                                       vergleichen. Push-Nachrichten und Wettbe-
Immer mehr Menschen werden zu be-                  werbe motivieren Nutzer, sich langfristig mit
wussten, nachhaltigkeitsorientierten Kon-          ihrem Energieverbrauch zu beschäftigen und
sumenten. Im Jahr 2040 werden die meisten          möglichst CO2-effizient zu leben. Die Grundlage
Deutschen – ob als private Verbraucher oder        bildet ein einfaches Punktesystem rund um
Entscheider in Unternehmen – mit einem             Energieeffizienz und Umweltbewusstsein. Wer
völlig neuen, ökologischen Bewusstsein an          kontinuierlich effizient mit Energie haushaltet,
das Thema Energie herangehen. Auf diese            erhält virtuelle Abzeichen und Trophäen. Diese
stärkere Sensibilisierung werden sich Ener-        sogenannten Badges können im persönlichen
giedienstleister wie die HSE und ENTEGA            Facebook-Profil geteilt werden. Zugleich steigen
einstellen und innovative Angebote ent-            Verbraucher damit im Ranking der „grünen
wickeln, um auch künftig neue Kunden               Stromspar-Liga“ auf.
zu gewinnen und zu binden. Schon heute             www.greenpocket.de/social-metering
setzt die ENTEGA mit ihrem Dreiklang der
Vermeidung, Verminderung und Kompen-               Durch die Verbindung von Smart Metering
sation von CO2-Emissionen offensiv auf             und Social Web ergeben sich völlig neue
die klimaneutrale Energieversorgung ihrer          Marketing- und Kommunikationskanäle für
Kunden. Um diese Strategie weiter voranzu-         Energieversorger. Die ENTEGA kann über
treiben, werden HSE und ENTEGA zudem               diesen Weg künftig virtuelle Punkte mit
vermehrt auf psychologische Komponenten            realen Preisen, wie zum Beispiel Eintritts-
und den spielerischen Wettbewerb für mehr          karten für Konzerte in der Darmstädter
Energieeffizienz und höhere Einsparungen           Centralstation, oder mit Wiederauffors-
setzen.                                            tungsprojekten zur direkten Kompensation
                                                   von CO2-Emissionen verknüpfen. Das stärkt
Kundenverhalten sensibilisieren statt Ener-        nicht nur die individuelle Kundenbindung,
giespartipps: Smart Metering gilt als wichtiger    sondern auch die Markenbekanntheit als
nächster Schritt zur stärkeren Verbrauchssen-      innovativer Serviceanbieter.
sibilisierung. Doch die rein technische Visu-
alisierung von Verbrauchsdaten ohne kluges
Informations- und Servicedesign greift zu kurz.
Die US-Softwareschmiede Opower hat daher
für mehrere ihrer Geschäftskunden – über 60
Energieversorger – einen Smart-Metering-Service
nach verhaltenspsychologischen Erkenntnissen
entwickelt, um Endkunden zu höherer Ener-
gieeffizienz zu motivieren. Das simple Prinzip:
Der direkte Vergleich mit anderen führt zu                          Dr.-Ing. Monika Meyer
sozialem Konkurrenzdruck. Opower hat dies im                        Geschäftsführerin Institut Wohnen und Umwelt
positiven Sinne auf den Strommarkt übertragen.
Millionenfach haben Kunden jeden Monat einen
schriftlichen Energiereport erhalten, der den      Um tatsächlich zu erreichen, was in puncto
Verbrauch des eigenen im Verhältnis zu ver-        Energieeffizienz technisch möglich ist, sind
gleichbaren Haushalten der Nachbarschaft zeigt.    Anreize und unterstützende Strategien nötig, die
Dabei wurde sowohl der Durchschnittswert
der Nachbarschaft als auch der Verbrauch des       verdeutlichen, dass sich Energiesparen für jeden
effizientesten Nachbarn anonymisiert abgebildet.   Einzelnen rechnet. Fortschritt braucht Förderung.
Der Effekt: Keiner wollte schlechter abschneiden   Der Markt allein wird es nicht richten.
als die Nachbarn. In der Folge führte der
spielerische Wettbewerb zu signifikanten
                                                                                                                            13
Zukunftsinstitut :: HEAG

                                                                            deutliche Reduzierung des Energiebedarfs
Die größten Potenziale zur Erreichung von CO2-                              zu erreichen, wird es in den nächsten Jahren
                                                                            nicht nur auf den energieeffizienten Neubau
Einsparungszielen liegen in der energetischen                               ankommen, sondern vor allem auf die ener-
Sanierung des Bestands. Auf dem Weg zu einer                                getische Sanierung des Bestands.
energieeffizienten Stadt wird man damit ungleich
                                                                            Die Neuerfindung von Altbauten: Jüngst wurde
mehr bewirken als mit ambitionierten Neubauten.                             im Mühltal bei Darmstadt das deutschlandweit
                                                                            erste Gebäude eröffnet, das zum Plus-Energie-
Dr.-Ing. Monika Meyer
                                                                            haus saniert wurde. Basis des energy+ Home
Geschäftsführerin Institut Wohnen und Umwelt
                                                                            ist ein über 40 Jahre altes Wohnhaus, wie es in
                                                                            dieser Art seinerzeit bis zu 12.000 Mal im Rhein-
                                                                            Main-Gebiet gebaut wurde. Karsten Tichelmann,
                            Smart Metering und individuelles Energie-       Professor am Fachbereich Architektur der TU
                            monitoring über Apps sind erst der Anfang       Darmstadt, wollte mit der Sanierung aber kein
                            neuer, umfassender Konzepte zur Einbin-         wissenschaftliches Projekt realisieren, sondern
                            dung von Kunden in die Förderung erneu-         eine Form energetischer Modernisierung, die sich
                            erbarer Energien und in ökologische, auf        auch von den Kosten her auf andere Gebäude
                            Klimaschutz ausgerichtete Unternehmen. Die      mit ähnlichen Strukturen übertragen lässt. Das
                            HEAG als Muttergesellschaft der HSE hat be-     Ergebnis ist kein mit komplizierter Hightech
                            reits früh auf Bürgersolaranlagen als innova-   verbautes Energiesparhaus, sondern eine alltags-
                            tives Beteiligungsmodell gesetzt. Die im Zuge   taugliche und doch architektonisch ansprechende
                            der Initiative gebauten Solaranlagen werden     Lösung. Die ins Dach integrierte Photovoltaik-
                            mit Beträgen ab 500 Euro von privaten           Anlage kann den Haushaltsstrom sowie das Heiz-
                            Anlegern finanziert, die ihr Geld so sicher     system, die Luft-Wasser-Wärmepumpe, versorgen
                            anlegen und gleichzeitig einen persönlichen     und zusätzlich die Energie für ein Elektroauto mit
                            Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Das     einer täglichen Fahrleistung von 100 Kilometern
                            Erfolgsmodell dieser direkten Beteiligung von   bereitstellen.
                            Privatinvestoren aus Darmstadt und der Re-      www.tsb-ing.de/projekte/energyhome.html
                            gion wird die HSE in Zukunft auf lokale und
                            regionale Bürgerwindkraftanlagen, Wieder-       Bestandsimmobilien werden in den kom-
                            aufforstungsprojekte zur CO2-Kompensation       menden Jahren immer stärker in den Fokus
                            bis hin zu gemeinschaftlichen Bioenergiean-     der Energiewende rücken. Mit der energe-
                            lagen ausweiten.                                tischen Sanierung und energieeffizienten
                                                                            Modernisierung von Gebäuden eröffnet sich
                            Energetische Sanierung: Moderne Altbauten       ein riesiger Zukunftsmarkt für innovative
                            Gebäude stehen für fast 40 Prozent des          Energiedienstleister des HSE-Konzerns.
                            globalen Energieverbrauchs und verur-
                            sachen etwa 30 Prozent der weltweiten           Reverse Innovation: Neue Logik im
                            Treib­hausgas-Emissionen. Allein in Deutsch-    Energiegeschäft
                            land sind rund 80 Prozent der Immobilien        Die ENTEGA wird neue Anreize zum Ener-
                            älter als 25 Jahre, in Darmstadt sind es        giesparen schaffen, um die persönliche
                            sogar noch etwas mehr. Um bis 2040 eine         Nachhaltigkeitsbilanz von Verbrauchern und
                                                                            Haushalten zu optimieren, damit zugleich
                                                                            aber mehr Kunden gewinnen und hochpro-
                                                                            fitabel sein. Denn die Geschäftsmodelle und
Um mit großen, überregionalen, zum Teil rein                                Wertschöpfungsmechanismen von Energie-
virtuellen Anbietern konkurrieren zu können,                                versorgern werden sich in den nächsten Jahr-
                                                                            zehnten deutlich wandeln. Auch das wird Teil
müssen regionale Unternehmen Allein­stellungs­                              der Energiewende sein: In Zukunft werden
merkmale bieten. Die Chance der HSE liegt darin,                            nicht mehr diejenigen Kunden Rabatte und
stärker als wirklich kundennaher Dienstleister                              Vergünstigungen bekommen, die möglichst
                                                                            viel verbrauchen. Vielmehr werden jenen
aufzutreten und sich mit zusätzlichen Services zu                           Vorteile eingeräumt, die möglichst wenig
positionieren – von Energiespartipps und der War­                           verbrauchen. Das liegt auf den ersten Blick
t­ung von Geräten bis hin zum Leasing von Elektro­                          konträr zu dem, was Anbieter für wirtschaft-
                                                                            lich halten. Allerdings werden genau diese
autos und neuen, intelligenten Lösungen vor Ort.                            Anbieter vermehrt Kunden gewinnen, weil
                                                                            sie ihnen helfen, Kosten zu sparen. Mit dieser
Harald Pleines
                                                                            Logik in der Verbraucherperspektive wird
Leitender Redakteur Darmstädter Echo
                                                                            auch die ENTEGA bis 2040 ihren Kundenkreis
                                                                            systematisch erweitern.
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Energie 2040

                                                                                      Energetische Sanierung ist ein
                                                                                      riesiger Hebel – aber auch weitaus
                                                                                      mehr als die Dämmung von Ge­
                                                                                      bäude­­hüllen. In Zukunft werden
                                                                                      wir auch nicht mehr nur die
                                                                                      Energieeffizienz einzelner Häuser
                                                                                      betrachten. Durch ein vernetztes
                                                                                      Energie­management wird man
                                                                                      die Öko-Bilanz ganzer Viertel und
                                                                                      Siedlungen optimieren. Wenn die
                                                                                      Vielzahl an Einspar­möglichkeiten
                                                                                      intelligent miteinander verknüpft
                                                                                      wird, bewirkt man mehr als mit
                                                                                      einzelnen fragwürdigen Fassaden­
                                                                                      dämmungen von Altbauten.
                                                                                      netzwerkarchitekten

1970 erbaut, 2011 energetisch saniert – zum Plus-Energiehaus

Neue Kundenanreize: Energieeffiziente Haus-                    weiter vom reinen Versorger hin zu einem
haltsgeräte können einen erheblichen Betrag                    ganzheitlichen Energiedienstleister und
zum Schutz des Klimas und der Umwelt leisten.                  -manager entwickeln. Möglich wird das
Mit einem modernen Kühlgerät etwa kann im                      nicht zuletzt dadurch, dass der Energie-
Vergleich zu einem alten Gerät bis zur Hälfte                  sektor immer stärker mit anderen Branchen
der Energie eingespart werden. Die ENTEGA                      zusammenwächst – etwa mit der Automobil-
unterstützt ihre Kunden daher, wenn diese sich                 industrie im Bereich Elektromobilität oder
für den Kauf eines neuen, energieeffizienten                   der Telekommunikationsbranche für ein in-
Trockners, eines Kühl- oder eines Gefriergerätes,              telligentes, vernetztes Energiemanagement
einer Waschmaschine oder eines Geschirrspülers                 und innovative Abrechnungssysteme. So
entscheiden. ENTEGA gewährt jedem ihrer                        wird der HSE-Konzern bis 2040 zu einer Full-
Ökostrom-Kunden beim Neukauf einen Zuschuss                    Service-Energie-Agentur, die sich um alle Be-
von 50 Euro, sofern die Geräte bestimmte                       lange in energetischen Fragen kümmert und
Energieeffizienzklassen nach EU-Energielabel                   den Kunden dabei praktische Unterstützung
erfüllen. Bei einer Waschmaschine oder einem                   bietet. Angefangen bei der Energieeffizienz,
Geschirrspüler beispielsweise muss das A+++                    bis hin zur klimaneutralen Ausgestaltung
sein. Der Ökozuschuss ist pro Jahr auf ein                     ihres Lebens oder ihres Unternehmens.
Gerät je Haushalt begrenzt. www.entega.de/
oekozuschuss

In Zukunft wird der Preis nicht mehr das al-
leinige Kriterium für Konsumenten sein. Der                    Die Logik des Energiegeschäfts wird sich deutlich
Trend hin zu mehr Ökologie und Energie-                        wandeln. Die Devise wird in Zukunft nicht mehr
effizienz schafft ein enormes Potenzial für                    lauten: größere Menge gleich größerer Umsatz. Im
neue und profitable Angebote jenseits der
Commodity-Lieferung. Schon im Jahr 2025                        Gegenteil: Wer Kunden hilft, ihren Verbrauch zu
wird nicht mehr der Vertrieb von Energie im                    senken, und es schafft, dass sie sich beim Thema
Vordergrund stehen, sondern das Angebot                        Energie und Klimaschutz selbst keinerlei Gedanken
an technischen Lösungen, die dem Kunden
helfen, seine persönliche Energie- und                         mehr machen müssen, wird einen Wettbewerbs­
Nachhaltigkeitsbilanz zu optimieren – vom                      vorteil und größeres Kundenwachstum haben.
Self-Metering-Tool über Wärmepumpen,
Solar- und Windkraftanlagen bis hin zur                        Michael Böddeker
energetischen Sanierung von Gebäuden.                          Vorstand HSE
HSE und ENTEGA werden sich daher immer
                                                                                                                        15
Zukunftsinstitut :: HEAG

16
Immobilien 2040

Wohnen in
der Welt von
morgen

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Zukunftsinstitut :: HEAG

                           D
                                   ie Zukunft gehört der Stadt. Weltweit   Vom Wohn- zum Lebensraum: Die Ära der
                                   schreitet die Urbanisierung voran,      Multifunktionalität
                                   und in Europa erwarten wir eine         In den nächsten Jahren werden die klassi-
                           Reurbanisierungswelle, im Besonderen in         schen Grenzen zwischen Wohnen und Ar-
                           High-Tech-Städten wie Darmstadt. Entgegen       beiten, zwischen Beruf und Freizeit, öffent-
                           dem deutschlandweiten Bevölkerungsrück-         lich und privat, Familien- und Freundeskreis
                           gang wächst in den kommenden Jahr-              weiter verschwimmen. Das zunehmende
                           zehnten in Darmstadt die Einwohnerzahl:         Bedürfnis und die steigende Notwendigkeit,
                           2040 werden rund 155.000 Menschen in der        flexibel, mobil und permanent erreichbar zu
                           Wissenschaftsstadt leben. Der prosperie-        sein, verstärken diesen Trend ebenso wie die
                           rende Standort erlebt auch dank Univer-         Möglichkeiten, die durch moderne Technik,
                           sität, Hochschule und zahlreichen For-          Internet und digitale Vernetzung entstehen.
                           schungseinrichtungen sowie der zentralen        Unterschiedliche Nutzungen überlagern
                           Lage in der Metropolregion eine konstante       und ergänzen sich.
                           Zuwanderung. Globalisierung und weltweite
                           digitale Vernetzung erzeugen nicht primär       Innovativer Wohnungsbau und zukunfts-
                           Dezentralisierung und Regionalisierung,         weisendes Immobilienmanagement werden
                           sondern führen auch zu einer weiteren           daher auch neue Konzepte entwickeln, die
                           Verdichtung urbaner Gebiete.                    eine funktionale Integration und Konver-
                                                                           genz unterschiedlicher Lebensbereiche
                           Vielfalt durch Urbanität                        zulassen: Wohnen und Arbeiten, Arbeiten
                           Zudem führt der Megatrend Individualisie-       und Konsum, Kinder- und Altenbetreuung
                           rung zu einer steigenden Vielfalt an Lebens-    am Wohn- und Arbeitsort, Privat- und Ge-
                           stilen, Familienmodellen, Konsummustern         schäftsleben – all das wird künftig (wieder)
                           – und auch Wohnformen. Neue Freiheiten          stärker ineinandergreifen.
                           und Optionen ermöglichen immer mehr
                           individuelle Entscheidungen in der privaten     Weil bauliche Strukturen künftig schneller
                           Lebensführung. Jeder kann sein Leben in         und flexibler auf gesellschaftliche Verände-
                           eigener Regie nach persönlichen Vorlieben,      rungen reagieren müssen, die notwendigen
                           Wünschen und Zielen gestalten. Städte           Herstellungs-, Bewirtschaftungs- und
                           sind hierfür sowohl Inkubatoren als auch        Modernisierungskosten jedoch weiterhin
                           „Testlabore“. Der Wunsch nach Individu-         hoch sind, werden Wohnungen, Grundrisse,
                           alität und Selbstverwirklichung wächst          Gebäude und Quartiere zunehmend multi-
                           weiter, mündet aber zugleich auch in neuen      funktional und „nutzungsneutral“ gestaltet.
                           Gemeinschaften, Szenen, Kulturen, Arbeits-      Sie ermöglichen so vielfältige Lebens- und
                           formen, Familien- und Lebensmodellen            Wohnmodelle, bieten beispielsweise Haus-
                           jenseits alter Konventionen. Werte, die auf     gemeinschaften Räume der Begegnung,
                           gesellschaftlichen Zusammenhalt ausge-          die den Zusammenhalt fördern. Auch
                           richtet sind, haben auch im Jahr 2040 noch      Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften
                           Bestand.                                        und Baugruppen von Privatpersonen, die
                                                                           sich zusammenschließen, um gemeinsame
                                                                           Wohnwünsche zu realisieren, werden immer
                                                                           selbstverständlicher.

                                                                           Durch intelligente Nutzungskonzepte
                                                                           werden aus reinen Wohnhäusern und
                                                                           -vierteln Räume, die rund um die Uhr „in
                                                                           Betrieb“ sind. Co-Working Spaces – moderne,
                                                                           voll ausgestattete Gemeinschaftsbüros, die
                                                  netzwerkarchitekten      temporär an Freelancer vermietet werden
                                                                           – finden sich dort ebenso wie Angebote
                                                                           zur Kinderbetreuung, Elder-Care-Services,
Die Zukunftsfähigkeit von Städten liegt in bau­                            Gemeinschaftsgärten und andere Angebote
lichen Strukturen, die eine Vielfalt an Wohn- und                          zur gemeinschaftlichen Nutzung wie Do-it-
                                                                           yourself-Werkstätten und Wissenscafés für
Lebensmodellen zulassen, die flexibel und offen
                                                                           Lernangebote von Bürgern für Bürger.
auf sich wandelnde Bedürfnisse reagieren können.                           Mit dem generationenübergreifenden Mie-
Nutzungsmischung ist ein entscheidender Aspekt                             terprojekt WohnArt3 hat die bauverein AG
                                                                           früh den Grundstein für zukunftsweisende
nachhaltiger Stadtentwicklung.
                                                                           Co-Housing-Modelle zum gemeinschaftli-
                                                                           chen Leben in Darmstadt gelegt.

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Immobilien 2040

WohnArt 3 in Darmstadt-Kranichstein: Generationenübergreifendes Wohnen im Passivhaus

Die Vielzahl unterschiedlicher Lebensstile,                Kommunikationstechnologien für Haus-
Familienformen und Arbeitsmodelle verän-                   haltsgeräte, Unterhaltungselektronik und
dert künftig nachhaltig die Anforderungen                  Energieversorgung, werden 2040 alltäglich
an Wohnräume und den Wohnungsbau.                          sein.
Immobiliendienstleister werden darauf
mit flexiblen Angeboten, differenzierten                   Doch Technik allein macht Smart Homes
Wohnkonzepten und innovativen Manage-                      nicht zu intelligenten Häusern. Technologie
mentansätzen reagieren. Sie leisten dadurch                liefert nur die Blaupause für ein neues,
einen aktiven Beitrag zu einem vielfältigen                vernetzteres und „smartes“ Wohnen. Nicht
urbanen Leben in Darmstadt. Wohnungen,                     alles, was technisch möglich ist, macht für
Gebäude, Siedlungen und Stadtteile werden                  Menschen Sinn. Wirklich innovativ sind
zunehmend als Gesamtsystem gedacht, die                    Lösungen erst dann, wenn sie den Alltag
Wohnen, Arbeiten und Freizeit integrieren. So
werden sie nicht nur lebendiger, bunter und
sozialer, sondern vor allem zukunftsfähiger –
und profitabler.

Smart Homes: Technik war erst der Anfang
Der Kühlschrank merkt, dass seine Vorräte
zu Ende gehen. Er ordert selbständig online                                     Harald Pleines
nach. Außen auf dem Display wird ein                                            Leitender Redakteur Darmstädter Echo
Rezept­vorschlag für restliche Lebensmittel
angezeigt. Die Heizung hat sich rechtzeitig
                                                           In einer Stadt mit stetem Bevölkerungswachstum
vor dem Nachhausekommen eingeschaltet,
und beim Eintreffen erscheinen auf dem TV-                 wie Darmstadt muss auch die Infrastruktur
Bildschirm im Wohnzimmer Filmvorschläge,                   „mitwachsen“. Eine der großen Zukunfts-
die Einladung zur Videokonferenz mit der
                                                           aufgaben wird sein, für ein breiteres Angebot
Familie sowie die aktuellen Verbrauchs-
daten für Strom und Gas. Viele typische                    an Wohnraum, öffentlichem Nahverkehr,
Visionen für das Smart Home werden in                      Bildungseinrichtungen sowie zur Kinder-
den kommenden Jahren Wirklichkeit.
                                                           und Altenbetreuung zu sorgen.
Vernetzte, „intelligente“ Häuser, ausge-
stattet mit innovativen Steuerungs- und

                                                                                                                                   19
Zukunftsinstitut :: HEAG

                                                                             Downaging: Ältere Menschen bleiben
                                                                             länger jung
                                                                             In den kommenden drei Jahrzehnten steigt
                                                                             der Anteil der über 65-Jährigen in Deutsch-
                                                                             land von 21 auf 31 Prozent. In Darmstadt
                  Dr.-Ing. Hans-Jürgen Braun                                 wird dieser Anstieg zwar spürbar sein, aber
                  Vorstandsvorsitzender bauverein AG                         längst nicht so drastisch ausfallen. 2040 wird
                                                                             hier der Anteil der Menschen, die älter als
                                                                             65 Jahre sind, bei 25 Prozent liegen (2012: 18
In Zukunft kommt eine Vielzahl neuer                                         Prozent). Die Hochschullandschaft, die Nähe
Anforder­ungen und individueller Lebensstile                                 zur Global City Frankfurt und die zentrale
                                                                             Lage in der Metropolregion Rhein-Main
auf uns zu. Weder die Förderrichtlinien der                                  machen auch künftig Darmstadt zum Mag-
Ämter und des sozialen Wohnungsbaus noch                                     neten für junge Menschen und sind Garant
die Bauformen sind darauf eingestellt. Schon                                 für eine soziale Durchmischung der Stadt.
heute sind 60 Prozent unserer Bewerber Singles                               Neben dem statistischen Alterungsprozess
oder Alleinerziehende. Wir müssen daher auch                                 gibt es auch eine zweite, positive und chan-
innovative Gemein­schafts­wohnmodelle für                                    cenreiche Seite des demografischen Wandels.
                                                                             Das Alter wird von den Menschen völlig
weniger gut gestellte Menschen oder Alten-WGs                                neu definiert: Das subjektiv empfundene
entwickeln.                                                                  Alter sinkt. Mit der Einstellung gegenüber
                                                                             dem Alter wandeln sich auch der Lebensstil
                                                                             älterer Menschen, ihr Konsumverhalten und
                                                                             ihre weiteren Lebensziele. „Downaging“ wird
                                                                             zum Lebensgefühl der Generation 50plus. Die
                                                                             Jahre zwischen 60 und 70 gelten als das neue
                            spürbar erleichtern. Rein technologiege-         „mittlere Alter“. 70-Jährige fühlen sich im
                            triebene Entwicklungen stoßen dabei an           Schnitt 15 Jahre jünger. Der Lebensstil selbst
                            Grenzen. Stattdessen sind intelligente           über 80-Jähriger wird sich grundlegend von
                            Wohnkonzepte gefragt, die sich an den            dem früherer Generationen unterscheiden.
                            Bedürfnissen der Bewohner orientieren            Die Alten von morgen werden wesentlich
                            und sich wechselnden Lebenssituationen           fitter, vitaler und gesünder sein. Denn die
                            anpassen. Wirklich smart wird ein Zuhause        Anzahl der Lebensjahre, die Menschen in Ge-
                            erst, wenn es sich auf seine Bewohner,           sundheit verbringen, wächst. Die Lebenser-
                            deren Lebensstil und Lebensumstände              wartung steigt nicht, weil sich der Alterungs-
                            einstellen kann. Wenn sich Familienzuwachs       prozess verlangsamt und verlängert, sondern
                            ankündigt, erwachsen gewordene Kinder            weil er immer später im Leben einsetzt.
                            ausziehen oder pflegebedürftige Angehörige
                            ins Haus geholt werden, müssen auch Wohn-        Schneller als von vielen vermutet, bahnt sich
                            flächen und -räume flexibel gestaltet werden     bis 2025 ein neues Altersverständnis seinen
                            können. Neben adaptiven, lernenden Tech-         Weg. Das Bild, das sich die Gesellschaft
                            nologielösungen gehören zum Smart Home           im Jahr 2040 vom Alter, Älterwerden und
                            also auch „mitwachsende“ Grundrisse und          Altsein macht, unterscheidet sich grund-
                            flexible Zonierungen.                            legend von dem früherer Zeiten. Das lange
                                                                             prophezeite Negativszenario einer alternden
                            Auch Darmstädter Immobiliendienst-               Gesellschaft – Vergreisung, Siechtum, demo-
                            leister wie die bauverein AG werden in den       grafische Katastrophe – weicht zusehends
                            nächsten Jahren innovative Lösungen für          einem neuen Altersbild.
                            das Smart Home der Zukunft entwickeln.
                            Sie werden vor allem die sozialen Bedürf-        Ein Leben lang: Wohnen in der Silver Society
                            nisse der Bewohner spiegeln, Arbeits- und        Wir werden eine Zukunft erleben, in der Be-
                            Wohnbereiche ebenso umfassen wie „Social         griffe wie „altersgerecht“, „Seniorenresidenz“
                            Hubs“ – Treffpunkte, in denen alle zusam-        oder gar „Altersheim“ weitgehend aus dem
                            menkommen und Platz für Kinder, Gäste            Sprachgebrauch verschwunden sind. Das ist
                            und Freunde ist. Smart Homes werden auch         jedoch nicht nur Ergebnis eines neuen Mind-
                            die Zukunft Darmstadts bestimmen – wenn          sets und veränderten Lebensstils älterer
                            sie mehr sind als Technikspielereien und         Menschen, sondern auch von Strategien,
                            stattdessen die Lebensqualität spürbar           Technologien und Konzepten, die es er-
                            verbessern. Erst dann sind Lösungen wirk-        lauben, bis ins hohe Alter in den eigenen vier
                            lich so intelligent, dass sich das Investieren   Wänden unabhängig und selbstbestimmt zu
                            lohnt.                                           leben.
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Immobilien 2040

Bei Neubauprojekten wie auch bei der Mo-
dernisierung von Bestandsbauten werden
künftig die Anforderungen an ein neues
Wohnen im Alter in vielfältiger Weise Beach-
tung finden. Ageless- und Universal-Design-                            Edda Haack
Konzepte sorgen dafür, dass Alltagsprodukte                            Leiterin Diakonisches Werk Darmstadt-Dieburg
und Wohnungseinrichtungen so gestaltet
sind, dass eine flexible, leichte und intuitive
Nutzung mit hoher Fehlertoleranz möglich            Die Hürden im Umgang mit neuen
ist. Barrierefreiheit und Ästhetik sind nicht       Technologien, die alten Menschen ein
länger ein Gegensatz.
Ambient Assisted Living (AAL) bestimmt
                                                    längeres Leben in den eigenen vier
als Gestaltungsprinzip von elektronischen           Wänden ermöglichen, werden in den
Produkten bis hin zu Dienstleistungen               nächsten Jahrzehnten sukzessive
immer stärker den Trend zu einem selbstbe-
stimmten Leben im Alter. AAL-Technologien
                                                    abgebaut. Die damit verbundenen
werden das alltägliche Leben älterer oder be-       Chancen für die Zukunft sind enorm, und
nachteiligter Menschen situationsabhängig           entsprechende Anwendungen werden
und unaufdringlich unterstützen.
                                                    einen riesigen Gewinn darstellen.
Die bauverein AG hat dazu beispielsweise
schon früh den Service SOPHIA aufgebaut.
Das Angebot bietet älteren und hilfsbedürf-
tigen Menschen Unterstützung im Alltag
und schafft die Voraussetzung, um ihnen ein         Lage als ganzheitliche Generationshäuser
längeres selbständiges Leben im häuslichen          gestaltet – inklusive Familienzentren, Kinder-
Umfeld zu ermöglichen. Es bezieht dabei             krippen und Serviceeinrichtungen wie Wäsche-
explizit Pflegepersonal, Ärzte und Angehö-          reien. www.wohnart3.de www.wohnenab60.ch
rige durch erweiterte Kommunikationstools
und erleichterte soziale Interaktion mit            Auch die bauverein AG hat mit der Moder-
ein. Das modulare Angebot umfasst eine              nisierung des Hochhauses Kirchtanne 6
24-Stunden-Service-Zentrale, wöchentliche           frühzeitig die Weichen hin zu einem bar-
Patenanrufe, persönliche Beratung sowie ein         rierefreien, alternsgerechten Wohnen in
Sicherheitsarmband mit Alarmfunktion. Die           Darmstadt gestellt. Durch innovative Ser-
Affinität alter Menschen zu solchen digital         vices und Wohnmodelle werden Immobilien-
gestützten Diensten wird immer weiter               dienstleister älteren Menschen in Zukunft
steigen. Im Jahr 2040 werden Menschen               immer mehr Angebote für eine selbständige
auch im hohen Alter aktiv an den Innova-            Lebensführung mit mehr Lebensqualität
tionen der digitalen Kultur partizipieren:          bereitstellen. Letztlich profitieren aber
Smartphones, soziale Netzwerke und mobile           alle Generationen von Maßnahmen zur
Internetanwendungen werden dann selbst              Barrierefreiheit: Die richtige Breite von
für die Mehrzahl der 80- und 90-Jährigen            Durchgängen, leicht bedienbare Fenster
fester Bestandteil ihres Alltags sein.              und Türen, stufenlose, stolperfreie Wege,
                                                    rutschhemmende Oberflächen, sichere
Generationenkompatibel statt nur altengerecht:      Griffe im Sanitär- und Treppenbereich,
Das generationenübergreifende Mieterprojekt
WohnArt 3 engagiert sich für gemeinschaftliches
Wohnen von Jung und Alt in Darmstadt. Initiiert
von der Bau- und Wohngenossenschaft Wohn-
Sinn und der bauverein AG, organisiert der Verein
die Selbstverwaltung der Bewohner. Die Anlage,      Das gesellschaftliche Ziel ist es, so lange
an der viele Bewohner mitgeplant haben, um-         wie möglich – auch im hohen Alter –
fasst insgesamt 44 Wohnungen von 50 bis 130
Quadratmetern, die fast ausnahmslos barrierefrei
                                                    selbständig in der eigenen Wohnung
sind. Auch die Stiftung Altenwohnen der Stadt       zu leben. Bis zum Jahr 2020 werden
Zürich SAW verfolgt das Ziel, alternsgerechtes      mindestens 20 Prozent unserer Bestände
Wohnen in hochwertiger Architektur zu güns-
tigen Preisen anzubieten. Diverse Maßnahmen
                                                    alternsgerecht gestaltet sein.
fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen:
                                                    Dr.-Ing. Hans-Jürgen Braun
Serviceangebote von der Einkaufshilfe bis           Vorstandsvorsitzender bauverein AG
zur häuslichen Pflege können je nach Bedarf
gebucht werden. Neubauten werden in zentraler
                                                                                                                                  21
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