KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH

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KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
Konzept
Mensch + Natur                                  Leit inien

                                                  l
                                                MaSSnah en

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Leitlinie und Maßnahmenprogramm zur Umsetzung   Progra

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der umweltrechtlichen ufgaben im Wasser-,
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Boden-, atur- und rtenschutz im Stadtgebiet
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 ffenbach am Main
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KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
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                                                                                                                                                                                                   u
                                                                                                                                                                                                            w
Grußwort .................................................................................................................................................................... 3
                     .
Einleitung ......................................................................................................................................................................... 4
                     .
1 usgangslage und Zielsetzung des Konzepts .................................................................. 5
    A
                                                                                                                                 .
1.1. Rechtlich-planerische Rahmenbedingungen des Natur- und Landschaftsschutzes .............................................. 8
                                                                                                                                                                                                                                            Wir alle können dazu beitragen, eine
                                                                         ­
                                                                                                                                             ­
                                                                                                                                                                 .
1.2. Rechtlich-planerische Rahmenbedingungen des Gewässerschutzes ................................................................... 9
                                                                                                                                                                                                                                            gesunde Natur, attraktive Lebensräume in

                                                                                                                                                 .
1.3. Rechtlich-planerische Rahmenbedingungen des Bodenschutzes ...................................................................... 10

                                                                                                                                     .
2 Die Stadt als Ökosystem ......................................................................................... 11
                                                                                                                                                                                                                                            der Stadt und für die Städter zu erhalten.
                                                                                                     .
2.1. Der Boden innerhalb einer Stadt ....................................................................................................................... 12
                                                                                                 .
2.2. Stadtklima ............................................................................................................................................................. 13
                                     .
2.3. Die Stadt als Biotop ............................................................................................................................................... 16
                                                                 .
3 Funktion und Vielfalt der naturnahen Lebensräume ..............................................23

                                                                                                                                                     .
3.1. Das Biotopverbundsystem ................................................................................................................................ 24
                                                                                     .
3.2. Erhebung des IST-Zustands auf der Grundlage von hochauflösenden Luftbildern .............................................. 24

                                                                                                                                                             .
3.3. Entwicklungsziele ............................................................................................................................................. 32
                                                             .
3.4. Maßnahmentypen und Umsetzungsstrategie ..................................................................................................... 42                                       Li e b e O ffe n b ac h e ri n n e n u n d O ffe n b ac h e r,
                                                                                                                     .
4            ewässermanagement und ochwasserschutz ................................................... 51
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                                                                                                             H
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4.1.         Kenndaten der Gewässer und Hochwasserschutzanlagen ................................................................................ 53
                                                                                                                             .
4.2.         IST-Zustand und Defizite ................................................................................................................................... 53               Der Umweltschutz in Offenbach am Main hat eine große soziale, ökologische und wirtschaftliche Be-
                                                                             .
4.3.         Rechtlich-verbindliche Entwicklungsziele ........................................................................................................... 55                       deutung. Nur mit ihm gelingt es uns, die Möglichkeit der Erholung und Naturerfahrung in stadtnahen
                                                                                                                 .
4.4.         Maßnahmentypen und Umsetzungsstrategien ................................................................................................... 56                                Freiräumen, die Lebensqualität der Stadt und die biologische Vielfalt zu entwickeln und gemeinsam mit
                                                                                                                         .
                                                                                                                                                                                           Ihnen für künftige Generationen ein gesundes Stadtklima zu bewahren. Sowohl auf Bundes- wie auch auf
5 Umsetzungsstrategie ..............................................................................................59
                                                                                                                                                                                           Landesebene wurden bereits allgemeine Strategien erarbeitet um die biologische Vielfalt und die Funk-
        
                                                                                         .
5.1. Natur- und Landschaftsschutz........................................................................................................................... 61
                                                                                                                                                                                           tionsfähigkeit der Ökosysteme zu erhalten. In dem vorliegenden „Konzept Mensch und Natur“ werden
                                                                                             .
5.2. Bodenschutz .................................................................................................................................................... 70
                                                                                                                                                                                           diese Strategien für das Stadtgebiet Offenbachs angewandt und Schutz- und Entwicklungsziele aufge-
                                             .
5.3. Gewässerschutz .................................................................................................................................................... 72
                                                                                                                                                                                           zeigt. Dabei geht es sehr konkret um den Erhalt des typischen Landschaftsbildes der traditionellen Kultur-
                                                     .
6             nhang: echtliche rundlagen, Literatur und Quellen ......................................... 77                                                                               landschaft auf den stadtnahen Freiflächen und die Wahrnehmung der vielfältigen Natur in der Innenstadt.
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                                     R
                                                                                 G
                                                                                                                                                         .
6.1.         Natur- und Landschaftsschutz........................................................................................................................... 78                    Vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt bekommt die Verpflichtung, unsere Umweltgüter Natur,
                                                                                             .
6.2.         Bodenschutz .................................................................................................................................................... 80           Wasser, Boden für die jetzigen und zukünftigen Offenbacherinnen und Offenbacher zu bewahren, eine
                                             .
6.3.         Gewässerschutz .................................................................................................................................................... 81        ganz besondere Bedeutung.
                                                     .
6.4.         Klimaschutz ............................................................................................................................................................ 82
                                         .
6.5.         Immissionsschutz ................................................................................................................................................... 84       Diese Aufgabe können wir nur gemeinsam bewältigen. Wir alle können dazu beitragen, eine gesunde
                                                         .
                                                                                                                                                                                           Natur, attraktive Lebensräume in der Stadt und für die Städter zu erhalten. Dafür einzutreten ist unsere
Literatur .......................................................................................................................................................................... 88
                                                                                                                                                                                           Aufgabe. Die Umsetzung dieses Konzeptes dient uns allen, vor allem Ihnen den Menschen, die hier leben.
                 .
7 Kartenwerk .............................................................................................................93
        
                                                 .
7.1. Übersichtskarte Offenbach am Main ....................................................................................................................... 95
                                                                                                         .
7.2. Bürgel-Rumpenheim............................................................................................................................................... 97                   hr
                                                                 .
                                                                                                                                                                                           I
7.3. Bieber..................................................................................................................................................................... 99        Peter Schneider
                             .
7.4. Rosenhöhe-Hainbach ........................................................................................................................................... 101                     ürgermeister
                                                                     .
                                                                                                                                                                                           B
Impressum ................................................................................................................................................................... 102
                         .
2             Konzept  Mensch + Natu r                                                                                                                                                                                                                                K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   3
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
2

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                                                                Unser Ziel ist es, eine ausreichend
                                                                                                                                        1

                                                                                                             A
                                                                komfortable Lebensqualität im Sinne der      Zielsetzung des Konzepts

                                                                ­
                                                                Umweltvorsorge für Sie zu entwickeln
                                                                                                                                        2

                                                                                             ­
                                                                und für morgen zu bewahren.

                                                                                                                                        3
                                                                                                                                        4
                                                                                                                                        5
Das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz besteht aus unterschiedlichen Fachbereichen im Umwelt-
recht und im Klimaschutz. Die Dienstleistungen, die wir erbringen und die rechtlichen Verpflichtungen, die
wir für unsere Stadt Offenbach am Main erfüllen, haben immer auch Auswirkungen auf das Wohlbefinden
und die Lebensqualität in unserer Stadt.
                                                                                                                                        6
Wir haben hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Fachbereiche mit den darin liegenden Aufgaben
sowie daraus folgende Entwicklungen und Handlungsschritte für Sie erstellt. Sowohl in der Innenstadt
als auch in den Stadtrandlagen verbergen sich vielfältige Lebensräume und -qualitäten, die das Leben in                                 7
der Stadt abwechslungsreich machen und ein uneingeschränktes Naturerlebnis ermöglichen.

Unser Ziel ist es, eine ausreichend komfortable Lebensqualität im Sinne der Umweltvorsorge für Sie als
Bürgerinnen und Bürger in Offenbach am Main heute zu entwickeln und für morgen zu bewahren. Die
Umsetzung der vorliegenden Entwicklungen und Maßnahmen führen uns dort hin.

Wir sind für Sie gerne da, bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen oder Themen haben, die Ihnen
wichtig sind.

    hre
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     eike ollerbach,
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         H
     mt für mwelt, nergie und Klimaschutz
A
             U
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Wir danken allen       eteiligten für die Mitwirkung bei der rstellung der       roschüre.
                   B
                                                           E
                                                                             B
4      Konzept  Mensch + Natu r                                                                                                     5
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2
  1   Ausgangslage und Zielsetzung des Konzepts                                                                                                                                       Ausgangslage und Zielsetzung des Konzepts                     2
                                                                                                                                                                                                                                                    1

      1.	Ausgangsl age und Zielsetzung
         des Konzepts                                                                                                          Problemen in Deutschland, spontan einen Aspekt        die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Offenbach
                                                                                                                               des Umwelt- und Klimaschutzes. Und 63 % der           am Main erhalten und unterstützt werden, so dass
                                                                                                                               Befragten waren der Meinung, dass nur unter hin-      sich die Biodiversität regeneriert, Umweltschäden

      D        ie Stadt Offenbach am Main, mitten im Bal-
               lungsraum des Rhein-Main Gebietes, unter-
      liegt vielfältigen ökonomischen und ökologischen
                                                                        Herausforderungen hinsichtlich des Stadtklimas
                                                                        und des Hochwasserschutzes in Offenbach sowie
                                                                        dem Verlust der Kulturlandschaft und der Erhaltung
                                                                                                                               reichender Berücksichtigung des Umwelt- und Kli-
                                                                                                                               maschutzes Zukunftsaufgaben, wie zum Beispiel
                                                                                                                               die Globalisierung, zu meistern sind.
                                                                                                                                                                                     minimiert werden können und die Lebensqualität
                                                                                                                                                                                     erhalten bleibt.

      Herausforderungen. Damit verbunden ist auch die                   der Artenvielfalt Rechnung getragen werden kann.                                                             Das Amt für Umwelt Energie und Klimaschutz wirkt
      Verpflichtung auf Klimaveränderungen zu reagieren.                                                                       Ziel des hier vorliegenden Konzeptes und              im Rahmen seiner rechtlichen Aufgaben als Untere
      Als Kommune in der Haushaltskonsolidierung (bis                   Der Sicherung und Entwicklung von naturnahen           Handlungsleit fadens „Mensch und Natur “              Naturschutz-, Untere Wasser- und Untere Boden-
      2022) hat sich die Stadt dazu verpflichtet, durch                 Flächen in der Stadt kommt eine besondere Puffer-      ist es, aufzuzeigen, wie die Schutzgüter Natur- und   schutzbehörde in verschiedenen regionalen Arbeits­
      die Ansiedlung von Gewerbe und die Entwicklung                    wirkung für negative Effekte durch Luftverschmut-      Landschaft, Wasser und Boden in ihrer Funktions-      gruppen mit. So z. B. bei der Bearbeitung und
      von Wohngebieten sowohl die Zahl von Arbeits­                     zung zu, die in der Rhein-Main ­Region besonders       fähigkeit und Vielfalt als Lebensraum und somit       Weiterentwicklung der hessischen Biodiversitäts-
      plätzen als auch die Einwohnerzahl zu erhöhen.                    hoch ist. Durch Trockenheit und Hitze sind Mensch      als Lebensgrundlage im Rahmen der gesetzlichen        strategie, dem hessischen Klimaschutzplan, bei der
      Damit verbunden ist der Erhalt der Wohn- und Auf-                 und Natur in besonderem Maße belastet. Durch           Aufgaben der Stadt Offenbach am Main erhalten         Flächennutzungsplanung mit dem Regionalverband
      enthaltsqualität durch die Wahrung und Entwick-                   die Einträge von Schadstoffen in die Umwelt, ins-      und entwickelt werden müssen (vgl. Grundsatz          FrankfurtRheinMain sowie bei Projekten zur Klima­
      lung von Naherholungsstandorten, sowohl in der                    besondere durch das weitere Nutzen von fossilen        BNatSchG).                                            anpassung, im Bodenschutz, der Radverkehrsför-
      Innenstadt als auch in den Stadtrandlagen. Durch                  Brennstoffen, werden die menschliche Gesundheit                                                              derung und dem regionalen Energiekonzept. Des
      die Siedlungsentwicklung und der damit verbunde-                  geschädigt und die Ökosysteme belastet. Dadurch        Ein besonderes Augenmerk liegt                        Weiteren erfolgt ein regelmäßiger Austausch mit
      nen Zerschneidung von ­Lebensräumen sowie der                     verursachte wirtschaftliche Kosten sind u.a. auf die   dabei auf drei Themen:                                den entsprechenden Unteren Behörden der be-
      Nutzungsintensivierung, nehmen die flächenmäßige                  Aufwendungen für die Beseitigung von Unwetter-         1.	Dem Erhalt und der Aufwertung des städti-         nachbarten Kommunen des Kreises Offenbach und
      Anzahl naturnaher Standorte und die damit verbun-                 schäden oder auf Kosten zur Behandlung umwelt-             schen Naherholungsbereichs und des gesam-         der Städte Frankfurt, Hanau, Darmstadt und Wies-
      dene traditionelle Kulturlandschaft ­rapide ab.                   bedingter Erkrankungen zurück zu führen.                   ten ­Lebensraumes für Tiere und Pflanzen.         baden, sowie regelmäßige Arbeitstreffen im Regie-
                                                                                                                               2.	Dem Erhalt der Funktionsfähigkeit des Bodens,     rungspräsidium Darmstadt.
      Der Verlust von Lebensräumen ist eng mit einem                    Darüber hinaus führt Umweltverschmutzung und               als Grundlage der Nahrungsmittelproduktion
      Rückgang von Tier- und Pflanzenarten gekoppelt                    die Zerstörung von naturnahen Lebensräumen zu              und des Artenreichtums.                           Darüber hinaus ist die Stadt Offenbach am Main
      und ist eine Hauptursache für die defizitäre Verän-               erheblichen Wechselwirkungen, so dass die Belas-       3.	Überführung der Gewässer in einen bzw. Erhalt     im Zusammenhang mit dem als Badesee aus-
      derung der biologischen Vielfalt und der Funktions-               tung bei einigen Altersgruppen in der Bevölkerung          der Gewässer im natur­nahen Zustand und der       gewiesenen Teil des im Naturschutzgebiet Rum-
      fähigkeit der Ökosysteme. Um dieser Entwicklung                   groß ist. Ein gestörtes ökologisches Gleichgewicht         Hochwasserschutz.                                 penheimer- und Bürgeler Mainbogen gelegenen
      entgegen zu wirken sind bereits in Bund und Land                  kann schädliche Einflüsse nicht mehr ausreichend       Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte in der      Schultheis-Weihers im Arbeitskreis der Badesee-
      Strategien und Gesetzesgrundlagen entwickelt wor-                 kompensieren, so dass es unter anderem zu ­einem       Entwicklung des Ballungsraumes Rhein-Main kann        betreiber des Hessischen Ministeriums für Umwelt,
      den (z.B. Hessische Nachhaltigkeitsstrategie, Hes-                gehäuften Auftreten von Schädlingen kommen
      sische Biodiversitätsstrategie), die dazu beitragen               kann, einheimische Arten durch neu zugewander-
      sollen, die Lebensgrundlage der Bürgerinnen und                   te in gestörten Biotopen verdrängt werden und
      Bürger zu schützen und für künftige Generationen                  stehende Gewässer durch Nährstoffeinträge mit
      zu erhalten.                                                      Algen überwuchern oder sich rasant in ausge-
                                                                        ­
                                                                        trocknete Biotope verwandeln, um nur einige Bei-
      Insbesondere vor dem Hintergrund einer Großstadt                  spiele aufzuführen.
      im Ballungsraum des Rhein-Main Gebietes kommen
      diese ökologischen Veränderungen gemeinsam mit                    Die Erholung und Regeneration sowohl der Natur
      Themen, wie dem demographischen Wandel, der                       als auch der Bürgerinnen und Bürger wird einge-
      Veränderung des Stadtklimas durch den Klima-                      schränkt und schmälert somit die Funktionalität von
      wandel und dem zunehmenden Flächenverbrauch                       Natur und Landschaft und die ­Lebensqualität der
      durch Straßen- und Siedlungsentwicklung lang-                     Menschen im Ballungsraum.
      fristig zum Tragen. Eine nachhaltige Stadtentwick-
      lung umfasst daher neben den ökonomischen und                     Laut einer Veröffentlichung des Umweltbundes-
      ­sozialen Entwicklungszielen (Masterplan Offenbach)               amtes (20151) nannten im Jahr 2014 19 % der
       auch die ökologischen Aspekte, damit zukünftigen                 Befragten, auf die Frage nach den wichtigsten
                                                                        ­                                                      Blick von oben auf Offenbach am Main

      1 Monitoringbericht 2015 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Umweltbundesamt

      6     Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                                                      K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   7
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2
  1   Ausgangslage und Zielsetzung des Konzepts                                                                                                                             Ausgangslage und Zielsetzung des Konzepts                      2
                                                                                                                                                                                                                                           1

      Klima­schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz    Naturschutz ist nach dem Bundes­­natur­               Im Alltag bedeutet dies, dass Bürgerinnen und Bür-       1.2 Rechtlich-planerische
      vertreten. Im Rahmen der kommunen übergreifen-        schutzgesetz § 1 folgender­maßen definiert:           ger zu den Belangen des Natur- und Artenschutzes         Rahmenbedingungen
      den Gewässerbewirtschaftung ist die Stadt festes      „Natur und Landschaft sind auf Grund ihres ­eigenen   beraten werden. Insbesondere die Unterweisungen          des Gewässerschutzes
      Mitglied in der Arbeitsgruppe KAG Rodau-Bieber.       Wertes und als Grundlage für Leben und Gesund-        zur städtischen Satzung zum Schutz der Grünbe-
                                                            heit des Menschen auch in Verantwortung für die       stände, zum Schutz von Wespen, Bienen, Hummeln           Die rechtlichen Vorgaben auf Bundes-, Landes- und
      Für das folgende Konzept wurde ein Maßnahmen-         künftigen Generationen im besiedelten und unbe-       und Hornissen, sowie zum Artenschutz bei Bau- und        Kommunalebene legen die Aufgaben des Gewäs-
      programm erstellt, welches die Grundlage unseres      siedelten Bereich nach Maßgabe der nachfolgenden      Sanierungsvorhaben werden hier oft und regelmäßig        serschutzes fest.
      Handelns bis 2030 aufzeigt. Dabei wurden Maß-         Absätze so zu schützen, dass                          durchgeführt.
      nahmen in den Handlungsfeldern Natur- und Land-       1. die biologische Vielfalt,                                                                                   Grundsätzlich nimmt die Untere Wasserbehörde alle
      schaft, Boden und Wasser auf den gesetzlichen         2.	die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des         Im Rahmen der Stadtentwicklung wird die Zulässig-        im Wasserhaushalt- und im Hessischen Wasserge-
      Grundlagen erarbeitet. Maßnahmensteckbriefe, die          Naturhaushalts einschließlich der Regene­         keit von Vorhaben, die einen Eingriff in Natur- und      setz definierten Bestimmungen und Zielsetzungen
      den Inhalt und das Ziel der Maßnahmen aufzeigen,          rationsfähigkeit und nachhaltigen                 Landschaft darstellen, geprüft. In diesem Zusammen-      auf der kommunalen Ebene wahr, soweit diese nicht
      sind in Kapitel 5 zusammengeschrieben                     Nutzungs­fähigkeit der Naturgüter sowie           hang wird die Eingriffs-/Ausgleichsregelung bei natur-   auf das Regierungspräsidium Darmstadt durch ent-
                                                            3.	die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie       schutzrechtlichen Eingriffen (§§ 13 bis 19 BNatSchG)     sprechende Verordnungen übertragen worden sind.
      1.1 Rechtlich-planerische                                 der Erholungswert von Natur und Landschaft        angewendet und die Prüfung nach Artenschutzrecht
      ­Rahmenbedingungen                                        auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst      (§§ 44 bis 47 BNatSchG) sowie die Planung und            Zu den grundlegenden Aufgaben der Unteren
      des Natur- und                                            auch die Pflege, die Entwicklung und, soweit      Ausführung von vorlaufenden Ausgleichs- bzw. Er-         Wasserbehörde gehören somit die Zulassung von
      Land­s chaftsschutzes                                     erforderlich, die Wiederherstellung von Natur     satzmaßnahmen durchgeführt (Ökokontomaßnah-              und die Gewässeraufsicht über Abwasseranlagen,
                                                                und Landschaft.“                                  men § 10 des Hessischen Ausführungsgesetzes zum          einschließlich der damit in Verbindung stehenden
      Die Aufgabe der Unteren Naturschutzbehörde beim       Zur Umsetzung dieser Aufgaben stehen dem Natur-       Bundesnaturschutzgesetz - HAGBNatSchG). Weiter­          Einrichtungen. Dies betrifft das mineralölhaltige Ab-
      Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz ist es, die   schutz eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung,     hin ist die untere Naturschutzbehörde gemäß § 1a         wasser, Abwasser aus der Zahnbehandlung und
      Weisungen des Landes Hessen und der geltenden         die sicherstellen sollen, dass in Offenbach eine      BauGB in die städtische Bauleitplanung (Erstellung       der chemischen Reinigung gemäß Abwasserver-
      Gesetze bezüglich des Naturschutzes (BNatSchG,        ökologisch nachhaltige Stadt­entwicklung verfolgt     von Bebauungsplänen und Flächennutzungsplänen,           ordnung.
      HAGBNatSchG, EU-Recht usw.) auszuführen.              wird und alle Maßnahmen unternommen werden,           sowie Landschaftsplanung) mit einzubeziehen und
                                                            um ­Lebensraum und Lebensvielfalt für Natur und       darüber hinaus stadtintern bei informellen Planun-       Ein weiterer Aufgabenbereich beinhaltet die Zulas-
                                                            Mensch zu erhalten und zu entwickeln.                 gen, städtebaulichen Entwürfen, bei Bauvoranfragen       sung von und Gewässeraufsicht über Benutzungen
                                                                                                                  und städtischen Bauvorhaben zu beteiligen.               von oberirdischen Gewässern III. Ordnung (alle nicht
                                                                                                                                                                           in den Anhängen des Hessischen Wassergesetzes
                                                                                                                  Die Biotopvielfalt wird durch das ausgewiesene Bio-      genannten Gewässer) und dem Grundwasser. Hier-
                                                                                                                  topverbundsystem nach §§ 20-21 BNatSchG er­halten,       zu gehören Entnahmen (z. B. Grundwasserhaltung
                                                                                                                  gesichert und geschützt. Die Sicherung und Pflege        für Baumaßnahmen) und Einleitungen (z. B. Ver­
                                                                                                                  der Naturdenkmale ist nach der Naturdenkmalverord-       sickerung von Niederschlagswasser).
                                                                                                                  nung der Stadt Offenbach am Main auszuführen. Mit
                                                                                                                  dem Schutz von Natur und Landschaft einher geht          Auch Genehmigungen der Erweiterung oder Er-
                                                                                                                  die Erstellung von Konzepten zum Arten- und Biotop-      richtung baulicher Anlagen in und an oberirdischen
                                                                                                                  schutz nach § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 13         Gewässern und Überschwemmungsgebieten sind
                                                                                                                  HAGBNatSchG.                                             Aufgaben der Unteren Wasserbehörde.

                                                                                                                  Ergänzend werden Pflegepläne und Pflegevorgaben für      Neben der Wahrnehmung der üblichen Zuständig-
                                                                                                                  die, mit der Landschaftspflege betrauten Organisatio-    keiten, ist die Umsetzung von wasserspezifischen,
                                                                                                                  nen in Offenbach erarbeitet und die Beseitigung von      gesetzlich vorgegebenen Maßnahmen aus dem
                                                                                                                  illegalen Bauten im Außenbereich erwirkt. Nachhaltig     Bewirtschaftungs- und Maßnahmenprogramm
                                                                                                                  und zukunftsweisend sind die Aufgaben im Rahmen          2015 – 2021 für das Land Hessen und dem Hoch-
                                                                                                                  der Umweltbildung, z. B. die Naturschutzpaten­schaften   wasserrisikomanagementplan Main in Hessen durch
                                                                                                                  für Kitas und Schulen oder das „grüne Klassenzimmer“     die Untere Wasserbehörde vorzunehmen.
                                                                                                                  z. B. am Schultheis Weiher.

      Schultheis-Weiher

      8    Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                                              K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   9
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2
  1   Ausgangslage und Zielsetzung des Konzepts                                                                                 Ausgangslage und Zielsetzung des Konzepts   2

      1.3 Rechtlich-planerische                                die Einhaltung der öffentlichen und rechtlichen Vor-
      Rahmenbedingungen                                        schriften zu sorgen. Auch im Außenbereich regelt
      des Bodenschutzes                                        nach § 35 des Baugesetzbuches die Bauaufsichts-
                                                               behörde die Einhaltung der öffentlich-rechtlichen
      Der Boden ist neben Sauerstoff, Wasser und Licht         Vorschriften. Eine derartige Beeinträchtigung liegt
      essen­tiell für jegliches Leben, ob Pflanze, Tier oder   nach § 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB vor, wenn die Belan-
      Mensch.                                                  ge des Bodenschutzes beeinträchtigt sind.

      Aus diesem Grund obliegt dem Bodenschutz die             Sowohl baugenehmigungspflichtige als auch bau-
      wichtige Aufgabe, die natürlichen Funktionen des         genehmigungsfreie Auf- und Einträge von Boden-                                                               1
      Bodens nachhaltig zu schützen und im gegebenen           material können zu erheblichen Beeinträchtigungen
      Fall wiederherzustellen.                                 von Bodenfunktionen führen.
                                                                                                                      Die Stadt als Ökosystem                               2
      Dies bedeutet, schädlichen Auftrag bzw. Eintrag zu       Das Hessische Ausführungsgesetz zum Bundes­
      vermeiden oder nach dem Stand der Technik zu mi-         naturschutzgesetz enthält keine Ausnahme­
      nimieren. Ebenfalls muss die Bodenstruktur erhalten      be­s timmung von der naturschutzrechtlichen                                                                  3
      bleiben und vor Verdichtungen sowie Austrocknun-         Ein­­­­griffsregelung für baugenehmigungsfreie Auf-
      gen geschützt werden. Bei nachteiligen Bodenbe-          schüttungen auf Ackerflächen. Die Naturschutzbe-
      lastungen (Kontaminationen) sind diese qualitativ        hörden sind damit verpflichtet, bei jedem Ein- oder                                                          4
      und quantitativ durch Untersuchungen zu erfassen         Auftrag von Bodenmaterial auf oder in Ackerflächen

                                                                                                                                                                            5
      und entsprechend zu beseitigen (sanieren).               zu ­prüfen, ob ein naturschutzrechtlicher Eingriff
                                                               nach § 17 des Bundesnaturschutzgesetzes vorliegt.
      Der gesetzliche Bodenschutz ist auf Landesebene
      auf zwei Institutionen verteilt: Die Oberen Boden-
      schutzbehörden bei den Regierungspräsidien sind
                                                               Zur Abklärung einer notwendigen Eingriffs-Aus-
                                                               gleichsregelung hat die Untere Bodenschutzbe­                                                                6
      verpflichtet die Belange des Bodenschutzes gemäß         hörde nach § 3 Abs. 3 HAltBodSchG die Untere
      dem Bundesbodenschutzgesetz umzusetzen. So ist
      hierbei das Schutzgut Boden vor allem bei der Auf-
                                                               Naturschutzbehörde zu beteiligen.
                                                                                                                                                                            7
      stellung eines Flächennutzungs- oder Bebauungs-
      plans hinreichend zu behandeln. Auch ist die Obere
      Bodenschutzbehörde im Rahmen der Fachaufsicht
      verpflichtet die bei den Kreisen und kreisfreien Städ-
      ten angesiedelten Unteren Bodenschutzbehörden zu
      prüfen und steuernd einzugreifen.

      Die Unteren Bodenschutzbehörden sind vor allem
      für die Regelung der Auf- und Einbringung von Ma-
      terialien auf oder in den Boden gemäß § 4 Abs. 3
      HAltBodSchG sowie § 12 BBodSchV zuständig.
      Bei diesem Vorgang, der natürlichen Bodenfunk­
      tionen sowie Funktionen als Archiv der Natur- und
      Kulturgeschichte betreffen kann, sind auch die Be-
      lange des Baurechts sowie des Naturschutzrechts
      mit betroffen.

      Nach § 2 Abs.1 Satz 3 der Hessischen Bauord-
      nung (HBO) zählen Aufschüttungen zu den bau­
      lichen Anlagen. Hierbei hat nach § 53 Abs. 2 HBO
      die Bauaufsichtsbehörde bei baulichen Anlagen für        Guter Boden – essentiell für jegliches Leben

      10   Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                     11
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2   Die Stadt als Ökosystem                                                                                                                                                                                 Die Stadt als Ökosystem                 2

      2. Die Stadt als Ökosystem                                                                                                Böden spielen damit eine tragende Rolle im Ökosys-    scher Instrumente kann eine nachhaltige Boden-
                                                                                                                                tem und sind eine essenzielle Lebensgrundlage, die    nutzung realisiert werden.
                                                                                                                                wir schützen müssen. Vor ­allem wenn zur ­Bildung
                                                                                                                                von einem Meter neuem ­Boden 15.000 Jahre be-         Stadtnahes Wohnen und Arbeiten sollen wieder

      S       tädte bergen ein großes Potenzial für den
              Erhalt der Biodiversität. Durch eine Vielfalt
      an Habitaten und lokalen klimatischen und struktu-
                                                                        Ausdehnung ab. Einzelbäume und kleine Grün­
                                                                        flächen können das Klima örtlich verbessern, aus-
                                                                        gedehnte waldähnliche Bestände können darüber
                                                                                                                                nötigt werden.

                                                                                                                                2.1.1	Neuflächenverbrauch
                                                                                                                                                                                      erschwinglich werden. Die Nachfrage nach neuem
                                                                                                                                                                                      Bauland ist aus dem Bestand zu decken – die Innen-
                                                                                                                                                                                      städte sind dabei zu revitalisieren.
      rellen Besonderheiten, kann eine mitteleuropäische                hinaus das Lokalklima auch in angrenzenden Quar-        und Flächenrecycling
      Großstadt bis zu 1000 Arten ein Zuhause bieten.                   tieren beeinflussen.                                                                                          2.2 Stadtklima
      Verschiedene Studien prognostizieren den Städten                                                                          Durch den Bau von Häusern und Straßen sowie die
      in Zukunft sogar einen weiteren Anstieg der Biodi-                2.1 Der Boden innerhalb                                 Erstellung von Flächen zum Nahrungsmittelanbau        Das Klima im Stadtgebiet von Offenbach unterschei-
      versität. Charakteristisch für die urbane Artenzu-                einer Stadt                                             oder die Gestaltung von Parkanlagen und Gärten        det sich vom Klima der angrenzenden Freiflächen.
      sammensetzung sind hierbei ein hoher Anteil an                                                                            werden kontinuierlich neue Flächen in Anspruch        Die Umwandlung vegetationsbedeckter Areale in
      Neobiota, neu eingewanderte oder eingeschleppte                   Der Boden im Allgemeinen hat vielfältige Funktionen.    genommen. Allein die vorhandenen Brachflächen in      versiegelte Bodenoberflächen führt zu einer starken
      Arten, und eine hohe Fluktuation der Artenvielfalt.               Er ist Lebensraum für Tiere, Pflanzen, Mikroorganis-    Städten übersteigen die jährlich benötigten gewerb-   Erwärmung der Flächen. Die Struktur der Bebauung
      Etwa ein Drittel der einheimischen Arten wurde be-                men und uns Menschen. Er liefert uns Nahrungs­          lichen Flächen.                                       kann lokal veränderte Windverhältnisse zur Folge
      reits durch Neueinwanderer ersetzt. Genaue Zahlen                 mittel und nachwachsende Rohstoffe. Er filtert den                                                            haben und die Verschmutzung durch Abgase führt
      existieren für Offenbach am Main jedoch noch nicht.               Niederschlag sowie das Grundwasser und ist Ort          Im Gegensatz dazu steht vor allem der weiter aus-     zu einer erhöhten Konzentration von Feinpartikeln
                                                                        für wichtige Stoffkreisläufe.                           geübte Neuflächenverbrauch als unverantwortliches     in der Luft.
      Die langfristige Veränderung von Klima- und Wit-                                                                          Handeln. Hier muss auf breiter Basis ein Umdenken
      terungsverhältnissen forciert jedoch das vermehr-                 Innerhalb von Städten wird der Boden besonders          erfolgen.                                             Die Veränderung des Klimas zeigt sich vor allem in
      te Auftreten von Pflanzen- und Tierarten, die auf                 in seinen Nutzungsfunktionen beansprucht. Dies                                                                Temperatur, Luft und Niederschlag. Die städtische
      Grund des stark veränderten Ökosystems in der                     geschieht durch Überprägungen in Form von Ver-          Auf der Grundlage der Gesetzeslage und des            Durchschnittstemperatur im vollbebauten Bereich
      Stadt gute Ausbreitungsbedingungen finden. Dabei                  siegelungen, Überbauungen, Verlagerungen und            Wissens der Fachämter muss den Bürgerinnen            ist 0,5 bis 1,5 °C höher als die Durchschnittstem-
      sind es teilweise Arten, die gesundheitliche Risiken              verschiedenartigen Einträgen. Durch die Abschir-        und Bürgern und Entscheidern ein neues Boden­         peratur im Umland – die Stadt wird zur „Wärme­
      für den Menschen darstellen2. In Offenbach sind                   mung von Luft und Wasser durch undurchlässige           bewusstsein vermittelt werden – ­Parlamente müs-      insel“. Ein gemeinsames Forschungsprojekt der
      dies unter anderem die Beifuß-Ambrosie (Ambro-                    Beläge und Baumaterialien wird er in seiner natürli-    sen über die Grenzen der Kommunen ­hinaus für         Stadt Offenbach mit dem Deutschen Wetterdienst
      sia artimisiifolia) und der Eichen-Prozessionsspinner             chen Funktion nahezu vollständig beraubt.               eine weitere Beschränkung des Ausuferns der In-       (DWD) von 2012 bis 2014 hatte zum Ziel das Ver-
      (Thaumetopoea processionea).                                                                                              anspruchnahme sorgen.                                 halten dieser städtischen Wärmeinsel bei sommer-
                                                                        Für den städtischen Raum bedeutsam ist auch                                                                   lichen Temperaturen zu untersuchen. Dabei stellte
      Naturnahe Strukturen in der Stadt leisten wichtige                die Funktion des Bodens als Kohlenstoffspeicher,        Bereits heute bestehen entsprechende Handlungs-       sich heraus, dass das Auftreten von sommerlichen
      Dienste für die Bürgerinnen und Bürger. Insbeson-                 besonders, weil hier ein Großteil der Kohlen­dioxid–    instrumente zum Ausgleich für Neuflächeninan-         Hitzetagen zunehmen wird und die Ausprägung
      dere die Durchgrünung der Innenstadt, spontan                     Emissionen verursacht wird. Kohlenstoff ist im          spruchnahme. Für die Stadt Offenbach am Main          (Höchsttemperatur mindestens 25 °C) stark von der
      oder geplant, stellt eine wichtige Ökosystem-Dienst-              ­Boden in Form von Humus, also abgestorbenem            hat das Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz       umgebenden Bebauung abhängt – in ländlichen
      leistung dar: durch Pflanzen wird das Mikroklima                   und (teil-)zersetztem Pflanzenmaterial, gespeichert.   die ehemaligen Altablagerungen (Deponien) und die     Freiflächen gibt es weniger Hitzetage als im bebau-
      verändert, dies führt v.a. zur Minderung von Hitze                 Dies ist nur dann möglich, wenn der Boden auch         ehemaligen Gewerbeflächen erfasst. Vorrangig war      ten Bereich. Prognosen für die zukünftige Entwick-
      und zur Abschirmung vor Wind. Durch das Laub                       mit ­Vegetation bedeckt ist.                           dabei die Ermittlung von Schadstoffen im Boden        lung der sommerlichen Temperaturen geben jedoch
      werden Aerosole und Staub aus der Luft gefiltert                                                                          und Grundwasser. Sekundär können diese Daten          an, dass die Problematik der Überhitzung vor allem
      und Feinstaubpartikel gebunden. Große Sträucher                   Ein natürlicher Bodenzustand ist auch für das           sehr effektiv für eine Überplanung mit einer neu-     in den Nachtstunden zu beachten sein wird: Der
      und Bäume tragen zur Schalldämmung in der Stadt                   städtische Kleinklima von Bedeutung, da be-             en Nutzung von zum Teil Brachflächen verwendet        nächt­liche Temperaturunterschied zwischen über-
      bei und haben eine hohe Wirkung auf die Aufent-                   wachsender Boden sich nicht so schnell wie              werden – Flächenrecycling ist hier das Stichwort.     hitztem Stadtbereich und Umland wird größer wer-
      haltsqualität und die Erholung vor Ort. Zur Siche-                versiegelte Flächen erwärmt. Zum anderen kann           Maßnahmen wie Gebäudemanagement zur Aus-              den, Städte werden zunehmend nachts schlechter
      rung und Wahrung der Grünbestände gibt es die                     bei Hitze und langanhaltenden Trockenperioden           schöpfung von Flächenpotenzialen, Wiedernutzung       abkühlen. Die Planung von innerstädtischen Durch­
      Satzung zum Erhalt geschützter Grünbestände der                   zuvor gespeichertes Wasser nach und nach ver-           des Bestands, Innenentwicklung vor Außenentwick-      grünungsbereichen ist somit wichtig, um dem
      Stadt Offenbach am Main3.                                         dunsten. Damit entsteht gerade für das Stadt­           lung können den Flächenverbrauch so mindestens        prognostizierten Anstieg der absoluten jährlichen
                                                                        klima ein wichtiger Kühleffekt.                         eindämmen. Mit einer aktiven Bodenpolitik unter       Hitzetage entgegenzuwirken und die nächtliche Ab-
      Die Wirkung von Parks, Wäldern und baumbestan-                                                                            Einbindung innovativer rechtlicher und ökonomi-       kühlung in der Innenstadt zu verbessern.
      denen Flächen in der Stadt hängt dabei von ihrer

      2 DAS-Deutsche Anpassungsstrategie, Monitoringbericht 2015, Umweltbundesamt.
      3 Satzung zum Schutz der Grünbestände der Stadt Offenbach am Main, 2004.

      12    Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                                                       K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   13
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2   Die Stadt als Ökosystem                                                                                                                                                                                        Die Stadt als Ökosystem                 2

      Mit der Klimafunk tionskarte (Abbildung) hat die                 struktur, Einwohnerzahlen und den Grad der Indus-       ­ eologie (HLUG) getroffen. Die PM 2,5 – Belastung
                                                                                                                               G                                                            Mit NO2-Passivsammlern wurden 2014 an der Bie-
      Stadt Offenbach eine wichtige Arbeitsgrundlage ge-               trialisierung bestimmt. In der Stadt tragen vor allem   im Rhein-Main-Gebiet von 2004 – 2014 zeigt, dass             berer Straße mit 44,7 µg/m³ und der Mainstraße
      schaffen, um auf aktueller Datenbasis den Themen-                die Verbrennungsprozesse von Kfz-Motoren bzw.           der Grenzwert der 39. BImSchV von 25 µg/m³, der              mit 54,0 µg/m³ ebenfalls grenzwertüberschreitende
      komplex Lokalklima frühzeitig in stadtplanerische                Gebäudeheizungen und Industrieanlagen zur Ver-          seit 01.01.2015 gilt, deutlich unterschritten wird. Der      NO2-Konzentrationen ermittelt. Dies ist auch für das
      Überlegungen mit einzubinden. Diese dient auf einer              schlechterung der Luft bei. Die Auswirkungen von        Indikator für die durchschnittliche PM 2,5-Exposition        Jahr 2015 zu erwarten.
      großräumigen Maßstabsebene als erste Orientierung,               belasteter Luft auf Mensch und Natur hängen von         von 20 µg/m³ wird ebenfalls unterschritten. Damit
      um Problem- und Gunsträume zu identifizieren.                    Art und Umfang der vorhandenen Luftschadstof-           sollte PM  2,5 für Offenbach keine Relevanz haben.           Feinstaub PM10 und die übrigen Schadstoffe stel-
                                                                       fe ab. Luftverunreinigungen wie Kohlenstoff­dioxid                                                                   len in Offenbach kein lufthygienisches Problem dar,
                                                                       (CO2) oder Methan (CH4) stellen eine Gefahr für das     Für Stickstoffdioxid als einen der Hauptschad­stoffe         auch wenn aufgrund spezieller Ereignisse wie z. B.
                                                                       Weltklima dar, beeinflussen aber auch durch Wech-       gibt es zwei Kenngrößen: das Jahresmittel (der               das Silvesterfeuerwerk an einzelnen Tagen Spitzen-
                                                                       selwirkungen das städtische Klima. Fein­stäube,         Grenzwert der 39. BImSchV beträgt 40 µg/m³) und              konzentrationen zu verzeichnen sind.
                                                                       Ruß und Stickoxide gefährden die menschliche Ge-        das 1-h-Mittel (der Grenzwert der 39. BImSchV be-
                                                                       sundheit, aber auch die natürlichen Ökosysteme.         trägt 200 µg/m³). Dieses darf 18-mal im Jahr über-           Über das Jahr wurde an der Unteren ­Grenzstraße
                                                                       Der saure Regen führt durch die Auswaschung von         schritten werden. Derartig hohe Konzentrationen              z. B. eine PM10-Konzentration von durchschnittlich
                                                                       Stickoxiden zur Versauerung von Oberflächenge-          wurden an der Luftmessstation bisher nicht gemes-            22,9 µg/m³ gemessen. Damit wurde der Grenzwert
                                                                       wässern und Stadtböden.                                 sen. Die Stickstoffdioxidbelastung ist allerdings über       für das Jahresmittel von 40 µg/m³ weit unterschrit-
                                                                                                                               das gesamte Jahr auf einem hohen Niveau. Daher               ten. Der Grenzwert für das Tagesmittel in Höhe von
                                                                       Der Gesetzgeber hat zum Schutz der mensch­              wurde im Jahr 2014 mit einem Jahresmittelwert von            50 µg/m³ wurde insgesamt 14-mal überschritten.
                                                                       lichen Gesundheit in der 39. Verordnung zum Bun-        49 µg/m³ der Grenzwert für das Jahresmittel von
                                                                       desimmissionsschutzgesetz Grenzwerte für einige         40 µg/m³ überschritten.                                      Aufgrund der bisherigen Messungen hat das Land
                                                                       der oben genannten Luftschadstoffe festgelegt.                                                                       Hessen federführend durch das Umweltministeri-
                                                                       Luftreinhaltung ist daher eine gesetzliche, den         Für das Jahr 2015 lässt sich anhand der maximalen            um für die Stadt Offenbach einen Luftreinhalteplan
                                                                       Kommunen übertragene Aufgabe. Das Hessische             Tagesmittelwerte bzw. der errechneten gleitenden             aufgestellt, dessen Maßnahmen vor allem dazu
                                                                       Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) be-            Jahresmittelwerte für NO2 noch keine zuverlässige            beitragen sollen, die verkehrlichen Luftbelastungen
                                                                       treibt zur Überwachung der Luftqualität seit Jahren     Prognose abgeben.                                            zu verringern. So wurde z. B. im Rahmen der 2.
                                                                       ein Netz von Luftmessstationen. In Offenbach sind                                                                    Fortschreibung des Luftreinhalteplans für den Bal-
                                                                       seit 2008 an drei stark befahrenen Straßen Passiv-      Tabelle: Maximale ­Tagesmittelwerte der Konzen­              lungsraum Rhein Main 2015 das gesamte Stadtge-
                                                                       sammler zur Ermittlung der Stickstoffdioxidkonzen-      tration ­verschiedener Luftschadstoffe in µg/m3              biet Offenbachs als Umweltzone ausgewiesen und
                                                                       tration aufgestellt und im Jahr 2013 wurde aufgrund     (www.hlug.de).                                               ein Lkw-Durchfahrtsverbot nachts in der Mainstraße
                                                                       der nachgewiesenen, grenzwertüberschreitenden                                                                        eingeführt. Viele weitere Maßnahmen (Radverkehr,
      Klimafunktionskarte                                              Stickstoffdioxidbelastung die Luftmessstation4 an        Schadstoff                   CO      NO     NO2    PM10     Service & Marketing, schulisches Mobilitätsmanage­
                                                                       der Unteren Grenzstraße in Offenbach eingerichtet.       Monat                                                       ment, Steigerung der Attraktivität des ÖPNV) ­sollen
      Für eine Entwicklung hin zur zukunftsfähigen Stadt                                                                        Dezember                 0,90      198,8    68,5     43,5   zu einer deutlichen Senkung der Luftbelastung
      müssen im Hinblick auf das Lokalklima folgende                   An der Luftmessstation Untere Grenzstraße wird                                                                       beitragen. Weil aber diese Maßnahmen nicht aus­
                                                                                                                                November                 1,11      227,5    68,2     39,7
      Fragestellungen beantwortet werden:                              die Konzentration der Luftschadstoffe CO, NO, NO2                                                                    reichen, um den NO2-Grenzwert zu unterschreiten,
      `` Wie können Planer und Architekten Klimaaspekte                und PM105 kontinuierlich über 24 h gemessen. Zur         Oktober                  0,72      115,1    51,2     53,9   wird es zeitnah eine 3. Fortschreibung des Luft-
          in ihre räumliche Planung integrieren?                       Beurteilung der Belastungs­situation werden unter-       September                0,39       52,3    54,5     27,7   reinhalteplans geben müssen. So hatte der VGH
      `` Welche Maßnahmen sind wo sinnvoll?                            schiedliche Kenngrößen herangezogen, für die in                                                                      Wiesbaden am 30.06.2015 über eine Klage der
                                                                                                                                August                   0,39       38,0    69,8     34,3
      `` Welche „Luftleitbahnen“ müssen unbedingt                     der 39. Verordnung zum Bundesimmissionsschutz-                                                                       Deutschen Umwelthilfe gegen das Land Hessen
          freigehalten werden, damit in den stark verdich-             gesetz (BImSchV) in der Regel Grenzwerte festge-         Juli                     0,40       30,6    70,6     44,7   entschieden.
          teten Stadtteilen nachts noch                                setzt sind. Sobald diese überschritten werden, ist       Juni                     0,32      42,70   53,40    28,10
          ausreichende Abkühlung stattfindet?                          Handlungsbedarf angesagt.                                Mai                      0,39      41,60   58,40    29,80   Auch das Hessische Landesamt für Umwelt und
                                                                                                                                                                                            Geologie stellt in seiner Veröffentlichung „Quantifi-
                                                                                                                                April                    0,44      81,30   69,40    39,90
      Luftqualität                                                     PM 2,56 wird zwar nicht in Offenbach, aber an                                                                        zierung des Nitratabbauvermögens…“7 2015 fest,
      Die Luftqualität ist ein weiterer, wichtiger Einflussfak-        verschiedenen Luftmessstationen in Hessen mit            März                     0,65     148,50   74,70    81,50   dass die atmosphärische Deposition von Stickstoff
      tor für Natur, Landschaft und städtische Ökosyste-               deutlich höherer Schadstoffbelastung gemessen.           Februar                  0,50      99,20   63,90    69,70   noch erheblich ist und eine weitere Verminderung der
      me. Sie wird maßgeblich durch Art und Umfang der                 Die Auswahl der zu messenden Luftschadstoffe                                                                         Stickstoffeinträge von Böden und Grundwasser über
                                                                                                                                Januar 2015              0,64     130,30   60,80   138,50
      städtischen Bebauung bzw. der städtischen Infra-                 wird vom Hessischen Landesamt für Umwelt und                                                                         den Luftpfad erforderlich ist.

      4 http://www.hlug.de/start/luft/lustmessnetz.html
      5 PM10: Feinstaub (Particulate Matter), Durchmesser < 10 μm
      6 PM 2,5: Feinstaub (Particulate Matter), Durchmesser < 2,5 µm                                                           7 Weber, F.A. et al. (2015)

      14     Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                                                             K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   15
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2   Die Stadt als Ökosystem                                                                                                                                                                                                      Die Stadt als Ökosystem                 2

      2.3 Die Stadt als Biotop                                                                                                      können. Durch Handel, Gärten und Grünanlagen,                        stört zu werden. Um die besondere Vielfalt in der
                                                                                                                                    dringen ständig neue Verbreitungseinheiten von                       Stadt langfristig zu sichern und zu entwickeln, ist die
      2.3.1 Habitatvielfalt und Biodiversität                                                                                       nichteinheimischen Pflanzen ins Stadtgebiet ein                      Erstellung einer Kartierung des IST-Zustandes der
                                                                                                                                    oder entfliehen kontrollierten Wuchsgebieten (Gär-                   schützenswerten Biotope in der Innenstadt wichtig,
      Die Stadt als Lebensraum bietet eine große Habitat­                                                                           ten, Baumschulen, Gärtnereien). Gegen diese Kon-                     sowie der damit verbundene Schutz und die Ent-
      vielfalt. Während die ländliche Umgebung immer                                                                                kurrenz müssen sich die lokalen Arten zur Wehr                       wicklung der geschützten Biotope. Im Rahmen der
      mehr vereinheitlicht und monokulturell bebaut wird,                                                                           setzen können, um nicht von den dominanten Neu-                      Nachhaltigkeitsstrategie Hessen initiiert das Land
      sinkt dort die Vielfalt an vorhandenen Lebens-                                                                                ankömmlingen unterdrückt zu werden.                                  die Aktion ‚Wildes Hessen‘ für Bürgerinnen und Bür-
      räumen für Pflanzen und Tiere. In einer urbanen                                                                                                                                                    ger. In dieser Mitmach-Aktion soll die Wahrnehmung
      Umgebung hingegen kann durch das Angebot viel-                                                                                Die städtische Flora wird überwiegend aus kurzle-                    für biologische Vielfalt erhöht werden und Artenviel-
      fältiger kleinräumiger und teilweise kurzlebiger Flä-                                                                         bigen Ruderalfluren, Gebüschen und Vorwäldern                        falt durch Bewusstseinsbildung erfahrbar werden10.
      chen (Flächen mit einem hohen Störpotenzial) ein                                                                              gebildet. Auf Grund des, wie bereits oben erwähn-
      ­Mosaik aus eng vernetzten Habitaten entstehen,                                                                               ten, extrem hohen Nährstoffangebotes in urbanen
       die die Eigen­ schaften von natürlichen Habitaten                                                                            Gebieten, gedeihen auch stickstoffbedürftige Hoch-
       aufweisen können. Dazu zählen unter anderem in-                                                                              staudenfluren besonders gut (Beispielarten: Große
       nerstädtische ­Grünflächen, Parks und Friedhöfe, Still-­                                                                     Brennnessel, Urtica dioica; Goldruten, Solidago
      und Fließgewässer, Straßenbäume, Hausdächer und                                                                               sp.; Giersch, Aegopodium podagraria; Kälberkropf,
      begrünte Fassaden, sowie Industriebrachen und                        Fledermausfreundliches Haus Wetterpark                   Chaerophyllum sp.; Kletten-Labkraut, Galium apa-
      Bahndämme.                                                                                                                    rine; Zaunrübe, Bryonia dioica). Dazu kommen die
                                                                           Da bei allen baulichen Maßnahmen artenschutz-            verschiedenen Wiesen- und Rasengesellschaften
      Industrie und Bahngelände haben zum Beispiel                         rechtliche Belange nach dem Bundesnaturschutz-           der Parks und Gärten. Dabei bestehen intensiv
      ähnliche Eigenschaften wie Geröllfelder und andere                   gesetz zu beachten sind, hat das Amt für Umwelt,         bewirtschaftete Wiesen- und Rasenflächen zu-
      Trockengebiete und bieten Nahrungs- und Brutha-                      Energie u. Klimaschutz Offenbach das Merkblatt           meist aus nur 15 – 20 Arten und sind somit nicht
      bitate für Reptilien, wie Zaun- (Lacerta agilis) und                 „Artenschutz bei Baumaßnahmen“ 9 erstellt. Hier          sonderlich artenreich (Beispielarten: Deutsches                      Zauneidechsen (Lacerta agilis) lieben kleine Biotope
      Mauereidechsen (Podacris muralis), und Vögel, wie                    sind alle relevanten gesetzlichen Grundlagen aufge-      Weidelgras, Lolium perenne; Rispengras, Poa sp.;
      Haubenlerche (Galerida ­cristata) und Neun­töter (La-                listet und es enthält Hinweise, welche Tierarten be-     Schwingel, Festuca sp.; Straußgras, Agrostis sp.).                   Neben ihrer Bedeutung für die innerstädtische Ar-
      nius collurio).8 Türme und Hausdächer bieten Nist-                   sonders häufig von Baumaßnahmen betroffen sind.          Im bebauten Gebiet und auf versiegelten Flächen                      tenvielfalt sind diese Biotope für die Grünversor-
      möglichkeiten für gebäude­wohnende Arten wie zum                                                                              trifft man bevorzugt auf Trittgesellschaften (Beispiel-              gung von großer Bedeutung. Ein Biotopverbund
      Beispiel Mauersegler (Apus apus) und verschiedene                    Die typische städtische Artengemeinschaft ist als        arten: Einjähriges Rispengras, Poa annua; Breit-                     schafft ganz allgemein ein System, das gleichartige
      Arten von Fledermäusen.                                              Pioniergesellschaft kurzlebig, da sie nicht ausrei-      wegerich, Plantago major; Strahlenlose Kamille,                      Biotope verknüpft und einen Austausch von Pflan-
                                                                           chend dazu in der Lage ist, sich auf neue Stand-         Matricaria discoidea; Wegrauke, Sysimbrium offici-                   zen und Tieren ermöglicht. Ein Beispiel hierfür stellt
                                                                           ort- oder Umweltbedingungen einzustellen. Eine           nale; Gewöhnlicher Löwen­zahn, Taraxacum sect.                       der Verbund von Wäldern durch Hecken und Flur-
                                                                           Artengemeinschaft in naturnaher Umgebung kann            Ruderalia), sowie Ritzen- und Mauerfugenvegeta-                      gehölze dar. Das Phänomen der Verinselung von
                                                                           durch ihre Vielfältigkeit anders auf Veränderungen       tion (Beispielarten: Scharfer Mauerpfeffer, Sedum                    Lebensräumen führte in den letzten Jahren zum
                                                                           reagieren und kann durch ein städtisches Habitat         acre; Mauer-Glaskraut, Parietaria judaica; Zerbrech-                 Rückgang weniger mobiler Arten. Diese sind eng
                                                                           trotz allem nicht ersetzt werden. Trotzdem bekommt       licher Blasenfarn, Cystopteris fragilis; Mauerraute,                 an die oft isoliert liegenden Lebensräume angepasst
                                                                           die Stadt als Lebensraum eine immer größere Be-          Asplenium ruta-muraria).                                             und werden häufig durch Arten mit unspezifischen
                                                                           deutung für die Biodiversität.                                                                                                ökologischen Ansprüchen verdrängt. Um die Viel-
                                                                                                                                    Daher ist die Sicherung und Entwicklung der ge-                      falt standorttypischer Arten langfristig zu erhalten,
                                                                           2.3.2 Flora und Fauna in der Stadt                       setzlichen geschützten Biotope nach § 30 des                         ist die Erstellung eines Biotopverbundkonzeptes
                                                                                                                                    BNatSchG außerhalb des Biotopverbundsystems                          neben den reinen Schutzausweisungen naturnaher
                                                                           Flora:                                                   im innerstädtischen Bereich eine sehr wichtige Auf-                  Flächen erforderlich.
                                                                           In der Stadt befindet sich auf engstem Raum eine         gabe. Durch die Zerschneidung der Lebensräume in
                                                                           Vielzahl unterschiedlichster Standorte. Pflanzen, die    der Stadt und der hohen Konkurrenz durch weniger                     Eine weitere herausragende Bedeutung in der Stadt
                                                                           sich im städtischen Gefüge behaupten, können sich        spezialisierte Arten, sind diese naturnahen Biotope                  kommt Bäumen zu. Sie sind nicht nur ein attrakti-
                                                                           weit verbreiten (Samen-/Pollenflug) und sind oft ein-    sehr wertvoll für die innerstädtische Artenvielfalt und              ves, städtebauliches Element, dass die Qualität des
                                                                           jährig. Sie werden Pionierpflanzen genannt, die neu      die Grünversorgung in der Stadt. Durch den zuneh-                    Wohn- und Lebensraumes in der Stadt erhöht und
                                                                           entstandene Habitate schnell besiedeln, aber auch        menden Siedlungsdruck stehen diese Biotope auch                      die Identifikation des Menschen mit dem öffentli-
      Mauersegler (Apus apus) am Feuerwehrturm                             lange Ruheperioden durch ihre Samen über­brücken         in einer unmittelbaren Gefährdung überbaut und zer-                  chen Raum fördert, sondern erfüllen auch ­wichtige

      8 Tierökologische Erhebungen: Entwicklungsgebiet Waldheim Süd, Stadt Offenbach. IBU: Ingenieurbüro für Umweltplanung, 2008.
      9 http://www.offenbach.de/medien/bindata/of/flyer/Bauherrenmerkblatt_OF_Merkblatt_Artenschutz_b_Baumassnahmen.pdf             10 Maßnahmensteckbrief : http://hessen-nachhaltig.de/de/wildes-hessen.html

      16    Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                                                                            K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   17
KONZEPT MENSCH + NATUR LEITLINIEN - MASSNAHMEN PROGRAMM - STADT OFFENBACH
1 2   Die Stadt als Ökosystem                                                                                                                                                                                                  Die Stadt als Ökosystem                 2

      ­kologische Funktionen. Zum einen sind sie in
      ö                                                                    Zu den zu beachtenden Kriterien gehören: mor-           Fauna:                                                        Grünzüge, Gewässer und nicht erschlossenes Brach-
      der Luftreinhaltung unersetzlich – durch die CO2-                    phologische und physiologische Eigenschaften            Vorteilhafte Eigenschaften für Tierarten, die sich            land in der Stadt als Stationen für wandernde Tiere.
      Bindung der pflanzlichen Atmung wird Sauerstoff                      (Wuchskraft, Kronen-, Stamm- und Wurzelbildung,         in der Stadt ansiedeln, sind eine geringe Flucht­
      frei gesetzt. Weiterhin dienen sie der Filterung des                 Habitus, Lichtdurchlässigkeit u. a.); Standortan-       distanz, keine Abhängigkeit von weiten und offenen            Insbesondere größere Grünflächen, Parks mit al-
      durch Verkehr und Industrie aufgewirbelten Staubs,                   sprüche (Klima, Boden, Wasser, Lichtbedarf);            Flächen, Anpassung an reich strukturiertes (felsi-            tem Baumbestand, Alleen oder Friedhöfe bieten
      aber auch dem Lärmschutz.                                            gärtnerischer Aufwand (Verbesserung der Wachs-          ges) Gelände (z. B. Stadttaube – hervorgegangen               vielen, ansonsten eher stadtmeidenden Arten ein
                                                                           tumsbedingungen, Pflegeaufwand); Erfahrungen            aus Felsentaube, Columba livia), menschenähnliche             Refugium. So tritt im Rumpenheimer Schlosspark
      Zum anderen sind Bäume, vor allen Dingen ab                          über Lebenserwartung, Widerstandsfähigkeit ge-          Nahrungsansprüche (z. B. Wanderratte, Rattus nor-             beispielsweise der imposante Hirschkäfer (Lucanus
      ­einem gewissen Lebensalter, Lebensraum für eine                     gen Umweltbe­lastungen aller Art, extreme Wachs-        vegicus) oder reine Spezialisierung auf menschliche           cervus) auf, im Leonhard-Eißnert-Park kann man
       Vielzahl von Tierarten11. Dabei kann jeder Teil des                 tumsverhältnisse; Verkehrssicherheit (Stand- und        Nahrung (z. B. Mehlkäfer, Tenebrio molitor), eine             auf den Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)15 treffen.
       Baumes besiedelt werden: Rinde und Borke, Höhlen                    Bruchsicherheit); regionale Besonderheiten und Er-      hohe Reproduktionsrate, geringe Körpergröße, kei-             ­Diese Arten benötigen einen großen Totholz-Anteil
       im Stamm, das Totholz umgestürzter Bäume und die                    fahrungen (auch regionale Einschränkung des Ver-        ne Konkurrenz oder zu große Belästigung für Men-               im Wald, aber auch Komposthaufen in umliegen-
       Laubkrone. Alte Bäume und Baumhöhlen sind wich-                     wendungsbereiches); Verwendungsmöglichkeiten            schen, keine hohe Feuchtigkeitsabhängigkeit und                den, besiedelten Gebieten werden für die Larven-
       tige Strukturelemente zum Erhalt der städtischen                    für besondere Fälle13.                                  Unempfindlichkeit gegen Immissionen und andere                 aufzucht benutzt. Die wohl jedem bekannte Amsel
       Biodiversität. Auf Grund der Vielzahl von Nutzungs-                                                                         Verschmutzungen.                                               (Turdus merula) war bis ins 19. Jahrhundert als
       interessen in der Stadt müssen praxis­nahe Maß-                     Die am häufigsten vorkommenden Stadtbaum­arten                                                                         scheuer Waldvogel bekannt – heutzutage kommt
       nahmen zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung                       sind Acer campestre (Feldahorn), Acer platanoides       Die Stadt ist für bestimmte Vogelarten ein ­idealer Le-        sie nicht nur in Wäldern und Parks, sondern auch
       erfolgen. Ergänzend zu der Kartierung von Höhlen-                   (Spitzahorn), Acer pseudoplatanus (Bergahorn),          bensraum und da sie an bestimmte ­Habitatstrukturen            in weitaus urbaneren Bezirken vor. Auch andere,
       bäumen im Schloßpark Rumpenheim ­müssen Park-                       Aesculus hippocastanum (Gewöhnliche Rosskasta-          gebunden sind, eignen sie sich hervorragend als                eher aus dem Umland bekannte Vögel, haben in
       anlagen, Friedhöfe und Grünflächen in Offenbach                     nie), Betula pendula (Hängebirke), Carpinus betulus     Indikatororganismen. Sie besiedeln fast alle Biotop-           Parks eine neue Heimat gefunden: Insektenver-
       auf diese Thematik untersucht und ein Konzept zum                   (Hainbuche), Fraxinus excelsior (Gemeine Esche),        komplexe und können mit vertretbarem Aufwand                   tilger wie Buntspecht (Dendrocopos major) und
       Erhalt und zur Sicherung von altem Baumbestand in                   Picea abies (Gemeine Fichte), Picea omorica (Ser-       auch auf ­größeren Flächen gut erfasst werden. An-             Kleiber (Sitta europaea) und nächtliche Jäger wie
       Offenbach erarbeitet werden12.                                      bische Fichte), Picea pungens (Stech-Fichte), Pinus     hand der nachgewiesenen Vorkommen bestimmter                   der Waldkauz (Strix aluco). Auch für größere Säu-
                                                                           nigra (Schwarzkiefer), Quercus robur (Stieleiche),      Arten ­lassen sich Rückschlüsse auf die Struktur ihrer         getiere, besonders jene, die sich immer weiter an
      Ein Stadtbaum kann als Indikator für die Lebens­                     Robinia pseudoacacia (Gewöhnliche Robinie), Sor-        Lebensräume und zur aktuellen Qualität der ­Habitate           menschliche Siedlungsgebiete heranwagen, bieten
      qualität innerhalb eines Stadtgebietes dienen.                       bus aucuparia (Vogelbeere oder Eberesche), Taxus        ableiten und Aussagen über mögliche Auswirkungen               alte Parks und Friedhöfe einen Lebensraum: Neben
      Jedoch kommt nicht jede Baumart als Stadt-
      ­                                                                    baccata (Europäische Eibe) und Tilia sp. (verschiede-   von Vorhaben treffen.                                          dem schon lange etablierten Eichhörnchen (Sciu-
      baum in Betracht. Einerseits sind die physiologi-                    ne Lindenarten)14. In Offenbach ist besonders häufig                                                                   rus vulgaris), treten Wildschwein (Sus scrofa) und
      schen Verhältnisse in der Stadt schwierig für viele                  Plantanus x hispanica (Ahornblättrige Platane) als      Dies steht unter dem Gesichtspunkt, dass Städte                Fuchs (Vulpes vulpes) auf und dringen immer weiter
      Baumarten, andererseits muss bei der Auswahl                         Stadtbaum angepflanzt worden.                           oder bestimmte Strukturen in Städten „Trittsteine“             in menschliche Siedlungsgebiete vor.
      von Stadtbaumarten auch auf Sicherheit, Ästhetik                                                                             für Tierarten sind und eine Verbindung zwischen ein-
      und Praktikabilität in der Pflege geachtet werden.                                                                           zelnen Biotopen darstellen. So dienen Grünflächen,

      Stadtbäume auf dem Deich                                                                                                     Nashornkäfer: Im Leonhard-Eißnert-Park kann man auf ihn (Oryctes nasicornis) treffen.

      11 Dietz, M. (2014)
      12 Maßnahmensteckbrief: Kartierung von Habitat- und Höhlenbäumen im Innenstadtbereich
      13 www.galk.de
      14 Wittig & Streit, 2004                                                                                                     15 Biodiversitätsbroschüre der Stadt Offenbach am Main

      18    Konzept Mensch + Natu r                                                                                                                                                                                        K o nz e pt   Me n s c h +  N at u r   19
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