Marktbericht 2. Quartal 2021 - Verstärkte Divergenz - Baloise Asset Management

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Marktbericht 2. Quartal 2021 - Verstärkte Divergenz - Baloise Asset Management
Marktbericht 2. Quartal 2021
Verstärkte Divergenz
Marktbericht 2. Quartal 2021
Verstärkte Divergenz
       Konjunkturausblick
  › Wir erwarten gegen Mitte des Jahres einen durch Aufholeffekte befeuerten Konjunkturaufschwung, welcher jedoch
      regional unterschiedlich stark ausfallen dürfte.
  ›   Die Inflationsraten dürften in den nächsten Monaten deutlich ansteigen. Besonders in Europa wird dieser Anstieg
      aber nur von temporärer Natur sein.

      Finanzmarktimplikationen
  › Das Tiefzinsumfeld bleibt trotz des jüngsten Zinsanstiegs intakt. Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien
      behalten somit ihre relative Attraktivität, sind aber vielfach hoch bewertet.
  › Es dürften weiterhin primär Unternehmen in zyklischen Branchen vom Konjunkturaufschwung profitieren.

      Risiken
  › Die globale Impfkampagne schreitet sehr ungleichmässig und teilweise schleppend voran. Dies birgt die Gefahr,
      dass sich neue Mutationen des Coronavirus bilden, welche die wirtschaftliche Normalisierung erneut gefährden.
  ›   Die Unsicherheit bezüglich der Langfristigkeit des globalen Inflationsanstiegs führt zu erhöhter Nervosität in Bezug
      auf anfällige Zinserhöhungen, besonders in den USA.

Weltwirtschaft: Unterschiedliche Aussichten
Die Weltwirtschaft erholt sich von der Coronakrise,               zu den Impfungen erhalten. Die EU hingegen hinkt
jedoch je nach Region unterschiedlich schnell. Um                 diesen Ländern deutlich hinterher.
den Ausbruch von Coronavirus-Mutationen zu unter-
binden, traten besonders in Europa verschärfte                      Grafik 1
Eindämmungsmassnahmen in Kraft. Diese belasteten
                                                                     Die Coronakrise belastet Länder unterschiedlich
das Weltwirtschaftswachstum im 1. Quartal. Der
                                                                     Reales BIP indexiert, 100 = BIP im Jahr 2019
Rückgang war aber milder als im Frühling 2020. Das
                                                                     125
ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Erstens blieben
diesmal die globalen Lieferketten mehrheitlich intakt,               120
zweitens waren bereits Konjunkturunterstützungs-
                                                                     115
massnahmen vorhanden und drittens wählten
Regierungen im Schnitt gezieltere und somit weniger                  110
einschneidende Massnahmen (mit Ausnahme von EU-                      105
Staaten wie Deutschland).
                                                                     100
Mit dem voranschreiten der Impfkampagnen rechnen                      95
wir mit einer graduellen Lockerung der aktuellen
Restriktionen. Das lässt für Mitte des Jahres insgesamt               90
                                                                       12/19            12/20           12/21           12/22             12/23
wieder stärkeres Wachstum erwarten, wenn auch mit
                                                                           China            USA               Euroraum          Italien
regionalen Unterschieden. Diese dürften auch in den
                                                                           Welt             Schweiz           Deutschland
nächsten Jahren feststellbar sein (siehe Grafik 1).
                                                                    Quellen: Baloise Asset Management, IWF World Economic Outlook, per
                                                                    April 2021
Ein Grund für die regionalen Unterschiede ist, dass die
lokalen   Impfkampagnen       unterschiedlich    rasch            Weitere Gründe für die Divergenz der konjunkturellen
voranschreiten. Impfstoffmangel und Lieferengpässe                Erholung sind: die Stärke der Wirtschaft vor der Krise,
bleiben signifikante Hürden. Im Durchschnitt impfen               die Abhängigkeit vom Tourismus und das Ausmass der
daher die wohlhabenden Länder 25 Mal schneller als                Massnahmen der Regierungen in Bezug auf
Länder mit den niedrigsten Einkommen. Aber auch                   Restriktionen, aber auch Hilfspakete.
innerhalb der Industriestaaten gibt es starke
Differenzen. Vorreiter wie Israel oder das Vereinigte
Königreich haben bereits einen Grossteil ihrer                    Schweiz: Positive Aussichten nach Dämpfer zu
Bevölkerung mindestens einmal geimpft und in den                  Jahresbeginn. Die Schweizer Wirtschaft erholt sich
USA sollen alle Erwachsenen bis Ende April Zugang                 von der tiefsten Rezession seit Mitte der 1970er-Jahre.
                                                                  Der erneute Lockdown führte aber zu einem

                                                                                                                                             2
schwachen Jahresstart. Die Lage am Arbeitsmarkt ist       letzten Monaten weiter schrumpfen. Besonders der
somit insgesamt noch fragil und die Anzahl                Dienstleistungssektor leidet unter den aktuellen
Stellensuchender stieg in den letzten Monaten weiter      Umständen, während die Industrie sich relativ robust
an. Die Arbeitslosenquote lag im März bei 3,4 %. Für      zeigt. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) dieser beiden
das stark betroffene Gastgewerbe liegt die Quote bei      Sektoren für März signalisieren, dass sich diese
10 % und ist rund doppelt so hoch wie vor der Krise       Tendenz auch im kommenden Quartal fortsetzen wird.
(4,9 %). Erst in den letzten Wochen verbesserten sich     Heterogen ist auch die Entwicklung der Mitglieds-
die vorlaufenden Konjunkturindikatoren wieder. Das        staaten. Die Daten deuten zwar auf eine wirtschaftliche
KOF-Barometer z.B. klettere Ende März, dank stark         Expansion der gesamten Währungsunion. Der
positiver Signale aus der Industrie, auf 117,8 Punkte     Wachstumsmotor bleibt aber Deutschland, dessen
und steht somit so hoch wie zuletzt im Sommer 2010.       PMI mit 57,3 Punkten im März ein 3-Jahres-Hoch
Das deutet auf eine robuste Erholung im 2. Quartal hin.   erreichte. Die Werte für Frankreich und Spanien liegen
Mit dieser dürfte auch die Teuerungsrate schrittweise     hingegen nur knapp über der Wachstumsschwelle von
in den positiven Bereich zurückkehren und bis Ende        50 Punkten. Auch diese Divergenz in der
des Jahres auf 0,7 % ansteigen.                           Wachstumsdynamik dürfte über die nächsten Monate
                                                          Bestand haben.
Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr
                                 2020        2021         Die Inflation stieg bereits deutlich an, von –0,3 % im
  BIP-Wachstum                  –3,0 %       3,2 %
                                                          Dezember 2020 auf 1,3 % im März 2021. Dies war teils
  Inflation (Jahresendwert)     –1,7 %       0,7 %
                                                          umfangreichen Änderungen bei den Gewichtungen im
                                                          Index geschuldet. Ein weiterer Anstieg getrieben von
USA: Massive Unterstützung für die Konjunktur.            Basiseffekten und einer stärkeren Nachfrage ist für die
Nachdem der Kongress im Dezember ein Fiskalpaket          nächsten Monate zu erwarten (siehe Abschnitt Fokus:
im Umfang von 900 Mrd. USD verabschiedet hatte,           Inflation).
wurde im März gleich mit 1’900 Mrd. USD nachgelegt,
                                                          Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr
denn der Arbeitsmarkt ist nach wie vor schwach. Im                                      2020           2021
März lag die Arbeitslosenquote mit 6,0 % noch 2,5-         BIP-Wachstum                –6,6 %          4,4 %
Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau. Dieses             Inflation (Jahresendwert)   1,2 %           2,1 %
Hilfspaket    zusammen      mit    einer    wirksamen
Impfkampagne bildet eine ausserordentlich starke          China: Auf robusten Beinen trotz tiefer Impfraten.
Ausgangslage für einen kräftigen Wirtschafts-             Anders als in Europa und Nordamerika, wo durch
aufschwung in den nächsten Monaten. Die jüngsten          Impfaktionen eine Normalisierung der Wirtschafts-
vorlaufenden Makrodaten stützen dies, so schoss z.B.      aktivität angestrebt wird, scheint China die Pandemie
der Einkaufsmanagerindex der amerikanischen               mit schnellen und scharfen Lockdowns im Griff zu
Industrie im März auf 64,7 Punkte. So hoch lag der        haben. Denn mit nur 10 verabreichten Impfdosen pro
Index zuletzt Anfang der 1980er-Jahre. Den Umfragen       100 Einwohner hinkt China, wie viele andere
zufolge wird es für Unternehmen zunehmend                 Schwellenländer, den Industriestaaten hinterher. Zum
schwieriger, die steigende Nachfrage zu bedienen, da      Vergleich: In Grossbritannien oder den USA wurden
die Auswirkungen des Coronavirus die Verfügbarkeit        bis anhin mehr als fünfmal so viele Impfungen
von Materialien einschränkt. In Folge stiegen auch die    verabreicht. Trotzdem zeichnete sich bereits vor ein
Inflationserwartungen an. Besonders in den nächsten       paar Monaten eine relativ starke Erholung in der
sechs Monaten dürfte die Inflation, gemessen am           Industrie ab. Und nun ziehen auch die schwächeren
Konsumdeflator, das langfristige Ziel der US-             Sektoren nach. Laut den Einkaufsmanagerumfragen
Notenbank von 2,0 % überschreiten. Aktuell ist danach     war die Zuversicht der Dienstleistungsunternehmen im
aber wieder mit einem Rückgang zu rechnen.                März so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr. Die
Auch längerfristig soll die Konjunktur vom Staat          Zuversicht wird durch die nach wie vor grosszügige
gestützt werden. So hat Bidens Regierung kürzlich den     Kredit- und Liquiditätsversorgung gestützt. Falls die
ersten Teil eines Achtjahresplans zur grundlegenden       Wirtschaftsdaten weiter Stärke zeigen und besonders
Modernisierung der US-Infrastruktur vorgestellt. Die      auch der private Konsum weiter ansteigt, dürfte die
rund 2 Bio. USD, welche u.a. für Brücken, Strassen        Regierung, als einzige der grossen Volkswirtschaften,
und die Energie- und Wasserversorgung eingeplant          dann die wirtschaftspolitischen Massnahmen im
sind, sollen primär durch eine Erhöhung des               2. Halbjahr schrittweise zurückfahren.
Steuersatzes für Unternehmen von 21 % auf 28 %            Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr
finanziert werden.                                                                     2020            2021
                                                           BIP-Wachstum                2,3 %           8,4 %
Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr
                                 2020        2021          Inflation (Jahresendwert)   0,1 %           2,5 %
  BIP-Wachstum                  –3,5 %       6,4 %
  Inflation* (Jahresendwert)    1,2 %        2,3 %
* Gemessen am Konsumdeflator.                             Geldpolitik: Märkte der Fed voraus
EU: Eine schleppende Erholung. Anhaltende                 Die Aussagen der Notenbanken sind klar, aber die
Eindämmungsmassnahmen und ein schwacher                   Unsicherheit rund um die Inflationsentwicklung
Impfstart liessen die europäische Wirtschaft in den       lassen Anleger zweifeln, was zu Volatilität an den
                                                                                                               3
Finanzmärkten führt. Die Konjunktur wird mithilfe von                        (EZB) zu viel. Sie sah die Gefahr, dass die höheren
niedrigen Zinsen und Hilfspaketen der Regierungen                            Zinsen die Wirtschaft bremsen könnten. Im März
angekurbelt. Das lässt die Preise ansteigen und schürt                       kündigte sie daher an, dass sie ihre Anleihenkäufe im
somit Inflationsängste. Damit die Wirtschaft nicht                           2. Quartal beschleunigen werde, um dadurch den
überhitzt, müssen die Notenbanken früher oder später                         Zinsanstieg in Schach zu halten.
die Zinsen anheben. Diese Erwartung spiegelt sich nun
an den Finanzmärkten wider. So zogen die                                     Die aktuellen Preise am Terminmarkt signalisieren
Langfristzinsen besonders in den USA, wo es jüngst                           eine Zinserhöhung in der Schweiz. Dies dürfte dem
starke fiskalpolitische Impulse gab, stark an. Seit                          globalen bzw. spezifisch dem US-Zinsanstieg
Jahresbeginn stieg der Zins 10-jähriger US-                                  geschuldet sein und nicht dem lokalen konjunkturellen
Staatsanleihen um rund 80 Basispunkte an und liegt                           Umfeld. Die jüngsten Inflationsprognosen der
somit wieder auf dem Niveau von Anfang 2020.                                 Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen
                                                                             nämlich, dass die Inflation auch im Jahr 2023 deutlich
Die Reaktion der US-Notenbank Fed war, zu betonen,                           unter der 1%-Marke verweilt, sogar unter der
dass der Inflationsanstieg als temporär einzustufen sei                      Annahme, dass der Leitzins bei –0,75 % bleibt. Es gibt
und dies keine Änderung der Geldpolitik rechtfertige.                        daher keine Anzeichen für eine restriktivere Geldpolitik
Sie beabsichtigt, die Zinsen so lange auf dem aktuellen                      in der Schweiz in den nächsten Jahren.
Niveau zu belassen, bis sich der Arbeitsmarkt von der
Krise erholt hat und die Inflation bei mindestens 2,0 %                      Es bleibt festzuhalten, dass trotz der jüngsten
liegt und höher tendiert. Auch sollen weiterhin Anleihen                     Zinsanstiege die Zinsen im historischen Vergleich
im Umfang von 120 Mrd. USD pro Monat erworben                                niedrig bleiben. Die Unsicherheit in Bezug auf die
werden, bis substanzielle Fortschritte in Bezug auf das                      Geschwindigkeit der Zinsanpassung in den USA birgt
Beschäftigungsmandat und das Inflationsziel erreicht                         jedoch die Gefahr von unerwünschter Volatilität an den
worden sind.                                                                 globalen Finanzmärkten.

Anders als in der Vergangenheit möchte die Fed ihre
Geldpolitik in diesem Zyklus auf effektiven Daten und
                                                                             Fokus: Inflation
nicht auf Prognosen abstützen. Aktuell plant sie daher
keine Leitzinserhöhung bis Ende 2023. Das sehen                              Die Teuerung dürfte in den meisten Regionen in
viele Anleger anders. Die Preise an den                                      den nächsten Monaten stark ansteigen. Drei
Terminmärkten deuten darauf hin, dass Investoren mit                         treibende Kräfte spielen dabei eine zentrale Rolle:
einem ersten Zinsanstieg Ende 2022 und mit einem                             Basiseffekte, angebotsseitige Engpässe und die
weiteren Schritt für 2023 rechnen (siehe Grafik). Die                        massiven fiskalpolitischen Geldflüsse. Die ersten
Börsen reagieren nicht primär auf Fakten, sondern auf                        beiden Kräfte sind temporäre Effekte für 2021. Der
Erwartungen. Wir erachten jedoch die aktuellen                               dritte Faktor ist auch längerfristig von Bedeutung,
Markterwartungen als zu optimistisch und erwarten                            jedoch primär für die USA relevant.
noch keine Zinserhöhung im nächsten Jahr.
                                                                              Grafik 3
 Grafik 2                                                                      Leitzinsen
  Leitzinsen                                                                   In %
  In %                                                                         3.00
  3.00                                                                         2.50
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  -1.00
      01/13       01/15       01/17       01/19      01/21        01/23                        USA                    EU                   CH
                  USA                    EU                  CH               Hinweis: Für die Schweiz und die Eurozone wird die Inflation anhand des
                                                                              Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessen. Für die USA wird der
 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 10.04.2021    Konsumdeflator dargestellt, da sich die US-Notenbank an diesem Messwert
                                                                              orientiert. Die prognostizierte Entwicklung entspricht den aktuellen
                                                                              Terminmarktpreisen.
Auch in Europa zogen die Langfristzinsen an, wenn                             Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.04.2021
auch weniger stark als in den USA. Die Rendite 10-
jähriger   Bundesanleihen     liegt   zwar     rund                          Der Basiseffekt ist ein statistisches Phänomen. Da die
30 Basispunkte über dem Jahresendwert, aber mit –                            Inflation als Veränderungsrate zum Vorjahr berechnet
0,28 % immer noch im negativen Bereich. Doch bereits                         wird, kommt es zu Verzerrungen, wenn der Basiswert,
dieser Anstieg war der Europäischen Zentralbank                              d.h. der Wert vor einem Jahr, aussergewöhnlich hoch
                                                                                                                                                         4
oder tief war. Aufgrund des Ölpreisrückgangs vor                                                                                                                                                     Obligationen:    Niedrige                                      Risiko-
einem Jahr und der anschliessenden Erholung werden
die Inflationsraten nur schon aufgrund der Ölpreis-                                                                                                                                                  prämien trotz Coronarisiko
Entwicklung in den nächsten Monaten höher ausfallen.
                                                                                                                                                                                                     Rückblick: Mit dem Impffortschritt in den USA gewann
Mit der wirtschaftlichen Wiedereröffnung ist ein relativ                                                                                                                                             die amerikanische Wirtschaft im 1. Quartal deutlich an
rascher Anstieg des Konsums zu erwarten. Die                                                                                                                                                         Dynamik. Höhere Staatsausgaben im Zusammenspiel
Produktionskapazitäten vieler Unternehmen waren                                                                                                                                                      mit einer zurückhaltenden Fed unterstützten diese
jedoch in Folge der Pandemie stark eingeschränkt und                                                                                                                                                 Entwicklung entscheidend. Da die gestiegenen
wurden noch nicht wieder vollständig hochgefahren.                                                                                                                                                   Inflationserwartungen sowie der damit einhergehende
Dies dürfte zu Engpässen auf der Angebotsseite                                                                                                                                                       Zinsanstieg bei amerikanischen Staatsanleihen
führen und somit temporär zu höheren Preisen, bis das                                                                                                                                                gemäss Einschätzung der Fed als temporär zu
Angebot wieder die stärkere Nachfrage bedienen                                                                                                                                                       erachten sind, stellen diese keine Gefahr für das
kann. Unternehmen berichten zudem vermehrt über                                                                                                                                                      Wirtschaftswachstum     dar.    Diese      aufgehellten
höhere Einsatzkosten in der Produktion, weil u.a. die                                                                                                                                                Erwartungen spiegelten sich auch in der Entwicklung
Rohstoffpreise stark angestiegen sind.                                                                                                                                                               der      US-Unternehmensanleihen        wider.     Der
                                                                                                                                                                                                     durchschnittliche Kreditaufschlag im Vergleich zu
                                                                                                                                                                                                     Staatsanleihen mit der gleichen Laufzeit tendierte im
 Grafik 4                                                                                                                                                                                            1. Quartal wieder um das Vorkrisenniveau von rund
  Fiskalpolitische Massnahmen der Regierungen                                                                                                                                                        95 Basispunkten.
  in % des Bruttoinlandprodukts
  40                                                                                                                                                                                                 Die EZB war aufgrund der bislang fragilen Erholung der
  35                                                                                                                                                                                                 europäischen Wirtschaft darauf bedacht, günstige
  30                                                                                                                                                                                                 Konditionen am Kapitalmarkt zu gewährleisten. So
  25                                                                                                                                                                                                 betonte die EZB, dass sie ihr Pandemie-
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  15
                                                                                                                                                                                                     effizient» einsetzen wird, sollten die Zinsen auf ein
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                                                                                                                                                                                                     Niveau ansteigen, das als schädlich für die
   5
                                                                                                                                                                                                     wirtschaftliche Erholung angesehen wird. Die hohe
   0
                                                                                                                                                                                                     Aktivität der EZB auf dem Anleihenmarkt zeigt sich
                                                                                                                                                                                                     auch im sehr niedrigen Niveau der Kreditaufschläge,
                                                                             Spanien
                Indien

                                            Indonesien

                                                         China
                                    Korea

                                                                                                    Italien

                                                                                                                                                 Japan
                                                                                                              Brasilien

                                                                                                                          Deutschland

                                                                                                                                                         Australien
                                                                                                                                        Kanada

                                                                                                                                                                                               USA
                                                                                       Frankreich
       Mexiko

                         Russland

                                                                 Südafrika

                                                                                                                                                                      Vereinigtes Königreich

                                                                                                                                                                                                     welche ein Jahr nach Beginn der Pandemie über fast
                                                                                                                                                                                                     alle Sektoren hinweg bereits auf oder gar unter dem
                 Zusätzliche Ausgaben und entgangene Einnahmen
                                                                                                                                                                                                     Vorkrisenniveau liegen. Auch besonders hart
                 Darlehen, Kapitalzuschüsse und Garantien                                                                                                                                            getroffene Sektoren wie der Einzelhandel und die
                                                                                                                                                                                                     Transportbranche       (inklusive   Fluggesellschaften)
 Quelle: Baloise Asset Management, Internationaler Währungsfonds, per April 2021
                                                                                                                                                                                                     weisen verglichen mit dem Vorkrisenniveau keine
                                                                                                                                                                                                     zusätzliche Kreditrisikoprämie mehr auf und dies trotz
Als Reaktion auf die Coronakrise haben Regierungen                                                                                                                                                   anhaltender Lockdowns und eingeschränkter Mobilität
massive Hilfspakete geschnürt. Wie inflationär diese                                                                                                                                                 (siehe Grafik).
Massnahmen sind, ist abhängig davon, wohin die
Gelder fliessen. In Europa machen Kredite, Staats-
garantien und Kapitalzuschüsse den Grossteil der                                                                                                                                                      Grafik 5
Massnahmen aus (siehe Grafik). Diese sorgen für die                                                                                                                                                    Europa: Kreditaufschläge von Unternehmensanleihen je
nötige Liquidität bei Unternehmen, lassen die                                                                                                                                                          Sektor
Konsumentenpreise aber wenig ansteigen, d.h., sie                                                                                                                                                      in Basispunkte
sind nicht besonders inflationär. Auch zusätzliche                                                                                                                                                     350

Ausgaben für Kurzarbeitsprogramme sind eher als                                                                                                                                                        300
Deflationsschutz anstatt als Inflationstreiber zu
                                                                                                                                                                                                       250
interpretieren. Das Ziel solcher Programme ist es, den
Einkommensverlust von Arbeitnehmern zu mindern                                                                                                                                                         200
und somit dem Einbruch der Inflation aufgrund eines                                                                                                                                                    150
Nachfrageeinbruchs vorzubeugen. In den USA
hingegen lag der Fokus vielmehr auf zusätzlichen                                                                                                                                                       100

Ausgaben wie z.B. direkten Zahlungen an Haushalte                                                                                                                                                        50
via den sogenannten «Stimulus-Checks» und auf
                                                                                                                                                                                                          0
entgangene Einnahmen, wie Steuererleichterungen.                                                                                                                                                          02/20     04/20     06/20     08/20     10/20     12/20     02/21    04/21
Diese kurbeln in der Summe den Konsum und somit                                                                                                                                                                 Automobil                               Kommunikation
                                                                                                                                                                                                                Energie                                 Lebensmittel und Getränke
die Teuerung stärker an als die zuvor erwähnten                                                                                                                                                                 Gesundheitswesen                        Einzelhandel
dominierenden Massnahmen in Europa. Das bedeutet,                                                                                                                                                               Technologie                             Transport
dass der Anstieg der Inflation in den USA insgesamt                                                                                                                                                   Hinweis: Basis für die Darstellung ist der Bloomberg Barclays Euro-Aggregate
                                                                                                                                                                                                      Corporates Index.
nachhaltiger ist als in Europa.                                                                                                                                                                       Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.04.2021

                                                                                                                                                                                                                                                                                     5
Ausblick: Unserer Ansicht nach wird die fiskal- und        Grafik 6
geldpolitische Unterstützung durch die nationalen           Entwicklung Aktienmärkte
Regierungen bzw. Zentralbanken in Europa und den
                                                           140
USA bestehen bleiben. Beide Regionen leiden immer
noch unter den Nachwirkungen der durch die Covid-          130
19-Pandemie           ausgelösten      wirtschaftlichen    120
Turbulenzen. Die US-Wirtschaft wird zwar durch
                                                           110
weitere fiskalpolitische Massnahmen enorm gestützt,
was zusätzlichen Inflationsdruck mit sich bringt (siehe    100
Abschnitt USA). Wir glauben aber nicht, dass die Fed        90
die Zinsen vor 2023 anhebt, da sie einerseits
                                                            80
Inflationsraten von über 2,0 % für eine gewisse Zeit
sogar begrüssen würde und andererseits weil der US-         70
Arbeitsmarkt nach wie vor fragil ist.                       60
                                                             01/20         04/20        07/20        10/20        01/21        04/21
Vor diesem Hintergrund dürften die Zentralbanken in
den      kommenden     Monaten     weiterhin   eine               SMI        Euro Stoxx 50         S&P 500         MSCI EM
stabilisierende Rolle im Anleihemarkt spielen. Wir
                                                           Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L. P., per 12.04.2021
erwarten daher, dass die Kreditaufschläge von
europäischen           und          amerikanischen        Trotz gradueller Zinsanstiege bleibt das Tiefzinsumfeld
Unternehmensanleihen auf niedrigem Niveau stabil          intakt. Zudem stimmen uns die stärkeren
bleiben werden.                                           Konjunkturaussichten grundsätzlich konstruktiv für
                                                          Aktien. Wir sehen spezifisch noch weiteres
Aktien: Aufholjagd der Zykliker                           Aufholpotenzial in den zyklischen Märkten über die
                                                          nächsten drei Monate. Letztlich werden Branchen wie
Rückblick: Die Erwartungen der Börsianer an den           z.B. Industrie und Energie besonders von der
Wirtschaftsaufschwung sind hoch. Das Jahr 2021            wirtschaftlichen Wiedereröffnung profitieren. Allfällige
begann somit positiv für Aktien. Der globale              Korrekturen an den Märkten können daher auch als
Aktienmarkt, gemessen am MSCI All Country Index,          Möglichkeit betrachtet werden, um gezielt in zyklische
stieg im 1. Quartal um 4,2 % an. Wie von uns im letzten   Titel und Märkte umzuschichten.
Marktbericht erwartet, gehörten besonders zyklische
Sektoren und Märkte, wie z.B. der europäische             FX: US-Dollar legt zu
Aktienmarkt, zu den Gewinnern. So lag die
Performance des Euro Stoxx 50 bei 10,3 %. Stark
waren auch die amerikanischen Titel. Diese stiegen        Rückblick: Der Euro markierte zwischendurch mit
um 6 % an. Einen kräftigen Start ins Jahr hatten auch     einem Kurs von 1.11 seinen höchsten Stand
Schwellenländer-Aktien. Diese lagen Mitte Februar         gegenüber dem Schweizer Franken seit Sommer
noch beinahe 12 % über dem Jahresendwert.                 2019. Per 12. April lag die Aufwertung des Euro seit
Inflationsängste und folglich der US-Zinsanstieg          Jahresbeginn bei 1,6 % gegenüber dem Schweizer
belasteten aber diesen Markt in der zweiten Hälfte des    Franken. Auch der US-Dollar, der im letzten Jahr stark
1. Quartals stark. Der hohe Schuldenberg in US-Dollar     nachgab, konnte sich in den ersten Monaten des
in vielen Schwellenländern macht diese besonders          Jahres deutlich erholen. Stärkere Konjunktur- und
empfindlich        gegenüber       US-Zins-        und    Zinsaussichten für die USA liessen den US-Dollar im
Währungsschwankungen.                                     1. Quartal um satte 6,6 % gegenüber dem Schweizer
                                                          Franken ansteigen, bevor die Stärke in den ersten
Ausblick: Die Bewertungen der meisten Märkte sind         Apriltagen wieder nachliess.
nach wie vor weit überdurchschnittlich. Hohe
Bewertungen spielen zwar primär langfristig eine Rolle    Ausblick: Wir gehen davon aus, dass mit dem
für die erwartete Rendite, machen die Märkte jedoch       Voranschreiten der globalen Impfkampagnen ein
auch kurzfristig anfälliger für Kurskorrekturen. Hinzu    insgesamt risikofreundliches Marktumfeld anhält. Dies
kommt die Unsicherheit bezüglich der Inflations- und      schwächt etwas den Aufwertungsdruck auf den
Zinsentwicklung. Da höhere Zinsen die relative            Schweizer Franken und somit die Notwendigkeit der
Attraktivität von Aktien mindern, dürften weitere         Schweizerischen Nationalbank, am Devisenmarkt zu
Zinsanstiege auch für Kursschwankungen bei Aktien         intervenieren. Die noch schleppende Konjunktur-
sorgen.                                                   erholung und der träge Impffortschritt im Euroraum
                                                          lassen jedoch keine weitere starke Aufwertung des
                                                          Euros gegenüber dem Schweizer Franken in den
                                                          nächsten Monaten erwarten. Die Treiber für die US-
                                                          Dollar-Stärke hingegen, d.h. das positive Wachstums-
                                                          und Zinsdifferenzial, bleiben jedoch intakt und dürften
                                                          den Greenback auch in den kommenden Monaten
                                                          stützen.

                                                                                                                                    6
Grafik 7                                                                         Grafik 8
  Entwicklung Währungen                                                            Entwicklung Immobilien Schweiz
                                                                                   2700
 1.24                                                                     1.03
                                                                          1.01     2500

 1.19                                                                     0.99
                                                                          0.97     2300

                                                                          0.95
 1.14                                                                              2100
                                                                          0.93
                                                                          0.91     1900
 1.09                                                                     0.89
                                                                          0.87     1700

 1.04                                                                     0.85
    01/20        04/20       07/20        10/20       01/21       04/21            1500
                                                                                      03/15       03/16     03/17      03/18     03/19      03/20     03/21
          EUR/CHF          EUR/USD          USD/CHF (rechte Skala)
                                                                                                 SXI Swiss Real Estate Funds Total Return Index
 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L. P., per 12.04.2021       Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L. P., per 12.04.2021

                                                                                 Ausblick: Der Ausblick für Immobilien bleibt stark
Immobilien Schweiz                                                               anhängig von der gesamtwirtschaftlichen Lage. Sollte
                                                                                 die Impfkampagne immer mehr an Fahrt gewinnen und
Rückblick:       Der     anhaltende      zinsbedingte                            sollten   die   Lockdown-Massnahmen        allmählich
Anlagenotstand und die beschränkten Anlage-                                      gelockert werden, erwarten wir ab dem 2. Quartal 2021
alternativen befeuern weiterhin die starke Nachfrage                             eine Erholung der Schweizer Wirtschaftsaktivität. Dies
der Anleger nach Immobilien. Die Nettoanfangs-                                   zusammen mit dem anhaltenden Tiefzinsumfeld sind
renditen am Transaktionsmarkt, insbesondere von                                  positive Stützen für den Immobilienmarkt. D.h., dass
sehr gut gelegenen Mehrfamilienhäusern, sind weiter                              die hohen Bewertungen auch in den nächsten
gesunken und liegen bei 1,60 %. Im 1. Quartal 2021                               Monaten noch Bestand haben können.
betrug die Rendite-Differenz zwischen dem Erwerb
einer erstrangigen Immobilie und einer 10-jährigen                               Das     Risiko    ist, dass,     obwohl      sich   die
Staatsanleihe auf dem Schweizer Markt unverändert                                Konjunkturaussichten insgesamt aufhellen, sich
2,2 %, womit dieser 50 Basispunkte über dem                                      schleichend Firmenkonkurse bei Mietern insbesondere
historischen Durchschnitt lag.                                                   in strukturschwachen Sektoren, wie u.a. im
                                                                                 Gastgewerbe, in der Hotellerie und im Textilgewerbe,
Innerhalb des 1. Quartals lag die Performance von                                einstellen dürften. Dank grosszügiger Massnahmen
Immobilienfonds gemäss dem SXI Swiss Real Estate                                 der Regierung konnte bis anhin eine Konkurswelle in
Funds Total Return Index bei +0,4 %. Ende Februar                                Folge der Coronakrise vermieden werden, aber im
2021 erreichte das durchschnittliche Agio des                                    März 2021 stieg die Anzahl der Firmenkonkurse nun in
Schweizer Immobilienfondsmarktes nahezu 34 %. Die                                mehreren       Regionen      deutlich       an.     Die
Agio-Differenz        zwischen        kommerziellen                              gesamtschweizerische Konkursrate liegt dabei nun
Immobilienfonds und Wohnimmobilienfonds lag bei                                  zum ersten Mal seit Beginn der Krise deutlich über dem
rund 14 %. Ende 2020 erreichten die Agios von                                    Trend.
Wohnimmobilienfonds mit 43 % den höchsten Wert der
letzten zwölf Jahre – im 1. Quartal 2021 lag dieses
immer noch bei rund 38 %. Auch die kommerziellen
Fonds sind mit rund 24 % Agio verhältnismässig hoch
bewertet.

                                                                                                                                                           7
Redaktion

 Melanie Rama                                                          Dominik Schmidlin                                    Blaise Roduit
 Senior Economist, Investment Strategy                                 Head of Investment Strategy                          Head of Fixed Income
 melanie.rama@baloise.com                                              dominik.schmidlin@baloise.com                        blaise.roduit@baloise.com
 Philipp Karstens                                                      Dominik Sacherer
 Immobilien-Portfoliomanager (Drittkundenmandate)                      Junior Credit Analyst
 philipp.karstens@baloise.com                                          dominik.sacherer@baloise.com

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Erscheinung
Viermal pro Jahr, Redaktionsschluss: 12.04.2021

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