Marktbericht 2. Quartal 2021 - Verstärkte Divergenz - Baloise Asset Management
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Marktbericht 2. Quartal 2021 Verstärkte Divergenz Konjunkturausblick › Wir erwarten gegen Mitte des Jahres einen durch Aufholeffekte befeuerten Konjunkturaufschwung, welcher jedoch regional unterschiedlich stark ausfallen dürfte. › Die Inflationsraten dürften in den nächsten Monaten deutlich ansteigen. Besonders in Europa wird dieser Anstieg aber nur von temporärer Natur sein. Finanzmarktimplikationen › Das Tiefzinsumfeld bleibt trotz des jüngsten Zinsanstiegs intakt. Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien behalten somit ihre relative Attraktivität, sind aber vielfach hoch bewertet. › Es dürften weiterhin primär Unternehmen in zyklischen Branchen vom Konjunkturaufschwung profitieren. Risiken › Die globale Impfkampagne schreitet sehr ungleichmässig und teilweise schleppend voran. Dies birgt die Gefahr, dass sich neue Mutationen des Coronavirus bilden, welche die wirtschaftliche Normalisierung erneut gefährden. › Die Unsicherheit bezüglich der Langfristigkeit des globalen Inflationsanstiegs führt zu erhöhter Nervosität in Bezug auf anfällige Zinserhöhungen, besonders in den USA. Weltwirtschaft: Unterschiedliche Aussichten Die Weltwirtschaft erholt sich von der Coronakrise, zu den Impfungen erhalten. Die EU hingegen hinkt jedoch je nach Region unterschiedlich schnell. Um diesen Ländern deutlich hinterher. den Ausbruch von Coronavirus-Mutationen zu unter- binden, traten besonders in Europa verschärfte Grafik 1 Eindämmungsmassnahmen in Kraft. Diese belasteten Die Coronakrise belastet Länder unterschiedlich das Weltwirtschaftswachstum im 1. Quartal. Der Reales BIP indexiert, 100 = BIP im Jahr 2019 Rückgang war aber milder als im Frühling 2020. Das 125 ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Erstens blieben diesmal die globalen Lieferketten mehrheitlich intakt, 120 zweitens waren bereits Konjunkturunterstützungs- 115 massnahmen vorhanden und drittens wählten Regierungen im Schnitt gezieltere und somit weniger 110 einschneidende Massnahmen (mit Ausnahme von EU- 105 Staaten wie Deutschland). 100 Mit dem voranschreiten der Impfkampagnen rechnen 95 wir mit einer graduellen Lockerung der aktuellen Restriktionen. Das lässt für Mitte des Jahres insgesamt 90 12/19 12/20 12/21 12/22 12/23 wieder stärkeres Wachstum erwarten, wenn auch mit China USA Euroraum Italien regionalen Unterschieden. Diese dürften auch in den Welt Schweiz Deutschland nächsten Jahren feststellbar sein (siehe Grafik 1). Quellen: Baloise Asset Management, IWF World Economic Outlook, per April 2021 Ein Grund für die regionalen Unterschiede ist, dass die lokalen Impfkampagnen unterschiedlich rasch Weitere Gründe für die Divergenz der konjunkturellen voranschreiten. Impfstoffmangel und Lieferengpässe Erholung sind: die Stärke der Wirtschaft vor der Krise, bleiben signifikante Hürden. Im Durchschnitt impfen die Abhängigkeit vom Tourismus und das Ausmass der daher die wohlhabenden Länder 25 Mal schneller als Massnahmen der Regierungen in Bezug auf Länder mit den niedrigsten Einkommen. Aber auch Restriktionen, aber auch Hilfspakete. innerhalb der Industriestaaten gibt es starke Differenzen. Vorreiter wie Israel oder das Vereinigte Königreich haben bereits einen Grossteil ihrer Schweiz: Positive Aussichten nach Dämpfer zu Bevölkerung mindestens einmal geimpft und in den Jahresbeginn. Die Schweizer Wirtschaft erholt sich USA sollen alle Erwachsenen bis Ende April Zugang von der tiefsten Rezession seit Mitte der 1970er-Jahre. Der erneute Lockdown führte aber zu einem 2
schwachen Jahresstart. Die Lage am Arbeitsmarkt ist letzten Monaten weiter schrumpfen. Besonders der somit insgesamt noch fragil und die Anzahl Dienstleistungssektor leidet unter den aktuellen Stellensuchender stieg in den letzten Monaten weiter Umständen, während die Industrie sich relativ robust an. Die Arbeitslosenquote lag im März bei 3,4 %. Für zeigt. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) dieser beiden das stark betroffene Gastgewerbe liegt die Quote bei Sektoren für März signalisieren, dass sich diese 10 % und ist rund doppelt so hoch wie vor der Krise Tendenz auch im kommenden Quartal fortsetzen wird. (4,9 %). Erst in den letzten Wochen verbesserten sich Heterogen ist auch die Entwicklung der Mitglieds- die vorlaufenden Konjunkturindikatoren wieder. Das staaten. Die Daten deuten zwar auf eine wirtschaftliche KOF-Barometer z.B. klettere Ende März, dank stark Expansion der gesamten Währungsunion. Der positiver Signale aus der Industrie, auf 117,8 Punkte Wachstumsmotor bleibt aber Deutschland, dessen und steht somit so hoch wie zuletzt im Sommer 2010. PMI mit 57,3 Punkten im März ein 3-Jahres-Hoch Das deutet auf eine robuste Erholung im 2. Quartal hin. erreichte. Die Werte für Frankreich und Spanien liegen Mit dieser dürfte auch die Teuerungsrate schrittweise hingegen nur knapp über der Wachstumsschwelle von in den positiven Bereich zurückkehren und bis Ende 50 Punkten. Auch diese Divergenz in der des Jahres auf 0,7 % ansteigen. Wachstumsdynamik dürfte über die nächsten Monate Bestand haben. Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr 2020 2021 Die Inflation stieg bereits deutlich an, von –0,3 % im BIP-Wachstum –3,0 % 3,2 % Dezember 2020 auf 1,3 % im März 2021. Dies war teils Inflation (Jahresendwert) –1,7 % 0,7 % umfangreichen Änderungen bei den Gewichtungen im Index geschuldet. Ein weiterer Anstieg getrieben von USA: Massive Unterstützung für die Konjunktur. Basiseffekten und einer stärkeren Nachfrage ist für die Nachdem der Kongress im Dezember ein Fiskalpaket nächsten Monate zu erwarten (siehe Abschnitt Fokus: im Umfang von 900 Mrd. USD verabschiedet hatte, Inflation). wurde im März gleich mit 1’900 Mrd. USD nachgelegt, Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr denn der Arbeitsmarkt ist nach wie vor schwach. Im 2020 2021 März lag die Arbeitslosenquote mit 6,0 % noch 2,5- BIP-Wachstum –6,6 % 4,4 % Prozentpunkte über dem Vorkrisenniveau. Dieses Inflation (Jahresendwert) 1,2 % 2,1 % Hilfspaket zusammen mit einer wirksamen Impfkampagne bildet eine ausserordentlich starke China: Auf robusten Beinen trotz tiefer Impfraten. Ausgangslage für einen kräftigen Wirtschafts- Anders als in Europa und Nordamerika, wo durch aufschwung in den nächsten Monaten. Die jüngsten Impfaktionen eine Normalisierung der Wirtschafts- vorlaufenden Makrodaten stützen dies, so schoss z.B. aktivität angestrebt wird, scheint China die Pandemie der Einkaufsmanagerindex der amerikanischen mit schnellen und scharfen Lockdowns im Griff zu Industrie im März auf 64,7 Punkte. So hoch lag der haben. Denn mit nur 10 verabreichten Impfdosen pro Index zuletzt Anfang der 1980er-Jahre. Den Umfragen 100 Einwohner hinkt China, wie viele andere zufolge wird es für Unternehmen zunehmend Schwellenländer, den Industriestaaten hinterher. Zum schwieriger, die steigende Nachfrage zu bedienen, da Vergleich: In Grossbritannien oder den USA wurden die Auswirkungen des Coronavirus die Verfügbarkeit bis anhin mehr als fünfmal so viele Impfungen von Materialien einschränkt. In Folge stiegen auch die verabreicht. Trotzdem zeichnete sich bereits vor ein Inflationserwartungen an. Besonders in den nächsten paar Monaten eine relativ starke Erholung in der sechs Monaten dürfte die Inflation, gemessen am Industrie ab. Und nun ziehen auch die schwächeren Konsumdeflator, das langfristige Ziel der US- Sektoren nach. Laut den Einkaufsmanagerumfragen Notenbank von 2,0 % überschreiten. Aktuell ist danach war die Zuversicht der Dienstleistungsunternehmen im aber wieder mit einem Rückgang zu rechnen. März so hoch wie seit 10 Jahren nicht mehr. Die Auch längerfristig soll die Konjunktur vom Staat Zuversicht wird durch die nach wie vor grosszügige gestützt werden. So hat Bidens Regierung kürzlich den Kredit- und Liquiditätsversorgung gestützt. Falls die ersten Teil eines Achtjahresplans zur grundlegenden Wirtschaftsdaten weiter Stärke zeigen und besonders Modernisierung der US-Infrastruktur vorgestellt. Die auch der private Konsum weiter ansteigt, dürfte die rund 2 Bio. USD, welche u.a. für Brücken, Strassen Regierung, als einzige der grossen Volkswirtschaften, und die Energie- und Wasserversorgung eingeplant dann die wirtschaftspolitischen Massnahmen im sind, sollen primär durch eine Erhöhung des 2. Halbjahr schrittweise zurückfahren. Steuersatzes für Unternehmen von 21 % auf 28 % Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr finanziert werden. 2020 2021 BIP-Wachstum 2,3 % 8,4 % Zahlen im Überblick, in % ggü. Vorjahr 2020 2021 Inflation (Jahresendwert) 0,1 % 2,5 % BIP-Wachstum –3,5 % 6,4 % Inflation* (Jahresendwert) 1,2 % 2,3 % * Gemessen am Konsumdeflator. Geldpolitik: Märkte der Fed voraus EU: Eine schleppende Erholung. Anhaltende Die Aussagen der Notenbanken sind klar, aber die Eindämmungsmassnahmen und ein schwacher Unsicherheit rund um die Inflationsentwicklung Impfstart liessen die europäische Wirtschaft in den lassen Anleger zweifeln, was zu Volatilität an den 3
Finanzmärkten führt. Die Konjunktur wird mithilfe von (EZB) zu viel. Sie sah die Gefahr, dass die höheren niedrigen Zinsen und Hilfspaketen der Regierungen Zinsen die Wirtschaft bremsen könnten. Im März angekurbelt. Das lässt die Preise ansteigen und schürt kündigte sie daher an, dass sie ihre Anleihenkäufe im somit Inflationsängste. Damit die Wirtschaft nicht 2. Quartal beschleunigen werde, um dadurch den überhitzt, müssen die Notenbanken früher oder später Zinsanstieg in Schach zu halten. die Zinsen anheben. Diese Erwartung spiegelt sich nun an den Finanzmärkten wider. So zogen die Die aktuellen Preise am Terminmarkt signalisieren Langfristzinsen besonders in den USA, wo es jüngst eine Zinserhöhung in der Schweiz. Dies dürfte dem starke fiskalpolitische Impulse gab, stark an. Seit globalen bzw. spezifisch dem US-Zinsanstieg Jahresbeginn stieg der Zins 10-jähriger US- geschuldet sein und nicht dem lokalen konjunkturellen Staatsanleihen um rund 80 Basispunkte an und liegt Umfeld. Die jüngsten Inflationsprognosen der somit wieder auf dem Niveau von Anfang 2020. Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen nämlich, dass die Inflation auch im Jahr 2023 deutlich Die Reaktion der US-Notenbank Fed war, zu betonen, unter der 1%-Marke verweilt, sogar unter der dass der Inflationsanstieg als temporär einzustufen sei Annahme, dass der Leitzins bei –0,75 % bleibt. Es gibt und dies keine Änderung der Geldpolitik rechtfertige. daher keine Anzeichen für eine restriktivere Geldpolitik Sie beabsichtigt, die Zinsen so lange auf dem aktuellen in der Schweiz in den nächsten Jahren. Niveau zu belassen, bis sich der Arbeitsmarkt von der Krise erholt hat und die Inflation bei mindestens 2,0 % Es bleibt festzuhalten, dass trotz der jüngsten liegt und höher tendiert. Auch sollen weiterhin Anleihen Zinsanstiege die Zinsen im historischen Vergleich im Umfang von 120 Mrd. USD pro Monat erworben niedrig bleiben. Die Unsicherheit in Bezug auf die werden, bis substanzielle Fortschritte in Bezug auf das Geschwindigkeit der Zinsanpassung in den USA birgt Beschäftigungsmandat und das Inflationsziel erreicht jedoch die Gefahr von unerwünschter Volatilität an den worden sind. globalen Finanzmärkten. Anders als in der Vergangenheit möchte die Fed ihre Geldpolitik in diesem Zyklus auf effektiven Daten und Fokus: Inflation nicht auf Prognosen abstützen. Aktuell plant sie daher keine Leitzinserhöhung bis Ende 2023. Das sehen Die Teuerung dürfte in den meisten Regionen in viele Anleger anders. Die Preise an den den nächsten Monaten stark ansteigen. Drei Terminmärkten deuten darauf hin, dass Investoren mit treibende Kräfte spielen dabei eine zentrale Rolle: einem ersten Zinsanstieg Ende 2022 und mit einem Basiseffekte, angebotsseitige Engpässe und die weiteren Schritt für 2023 rechnen (siehe Grafik). Die massiven fiskalpolitischen Geldflüsse. Die ersten Börsen reagieren nicht primär auf Fakten, sondern auf beiden Kräfte sind temporäre Effekte für 2021. Der Erwartungen. Wir erachten jedoch die aktuellen dritte Faktor ist auch längerfristig von Bedeutung, Markterwartungen als zu optimistisch und erwarten jedoch primär für die USA relevant. noch keine Zinserhöhung im nächsten Jahr. Grafik 3 Grafik 2 Leitzinsen Leitzinsen In % In % 3.00 3.00 2.50 2.50 2.00 2.00 1.50 1.50 1.00 1.00 0.50 0.50 0.00 0.00 -0.50 -0.50 -1.00 01/13 01/15 01/17 01/19 01/21 01/23 -1.00 01/13 01/15 01/17 01/19 01/21 01/23 USA EU CH USA EU CH Hinweis: Für die Schweiz und die Eurozone wird die Inflation anhand des Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessen. Für die USA wird der Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 10.04.2021 Konsumdeflator dargestellt, da sich die US-Notenbank an diesem Messwert orientiert. Die prognostizierte Entwicklung entspricht den aktuellen Terminmarktpreisen. Auch in Europa zogen die Langfristzinsen an, wenn Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.04.2021 auch weniger stark als in den USA. Die Rendite 10- jähriger Bundesanleihen liegt zwar rund Der Basiseffekt ist ein statistisches Phänomen. Da die 30 Basispunkte über dem Jahresendwert, aber mit – Inflation als Veränderungsrate zum Vorjahr berechnet 0,28 % immer noch im negativen Bereich. Doch bereits wird, kommt es zu Verzerrungen, wenn der Basiswert, dieser Anstieg war der Europäischen Zentralbank d.h. der Wert vor einem Jahr, aussergewöhnlich hoch 4
oder tief war. Aufgrund des Ölpreisrückgangs vor Obligationen: Niedrige Risiko- einem Jahr und der anschliessenden Erholung werden die Inflationsraten nur schon aufgrund der Ölpreis- prämien trotz Coronarisiko Entwicklung in den nächsten Monaten höher ausfallen. Rückblick: Mit dem Impffortschritt in den USA gewann Mit der wirtschaftlichen Wiedereröffnung ist ein relativ die amerikanische Wirtschaft im 1. Quartal deutlich an rascher Anstieg des Konsums zu erwarten. Die Dynamik. Höhere Staatsausgaben im Zusammenspiel Produktionskapazitäten vieler Unternehmen waren mit einer zurückhaltenden Fed unterstützten diese jedoch in Folge der Pandemie stark eingeschränkt und Entwicklung entscheidend. Da die gestiegenen wurden noch nicht wieder vollständig hochgefahren. Inflationserwartungen sowie der damit einhergehende Dies dürfte zu Engpässen auf der Angebotsseite Zinsanstieg bei amerikanischen Staatsanleihen führen und somit temporär zu höheren Preisen, bis das gemäss Einschätzung der Fed als temporär zu Angebot wieder die stärkere Nachfrage bedienen erachten sind, stellen diese keine Gefahr für das kann. Unternehmen berichten zudem vermehrt über Wirtschaftswachstum dar. Diese aufgehellten höhere Einsatzkosten in der Produktion, weil u.a. die Erwartungen spiegelten sich auch in der Entwicklung Rohstoffpreise stark angestiegen sind. der US-Unternehmensanleihen wider. Der durchschnittliche Kreditaufschlag im Vergleich zu Staatsanleihen mit der gleichen Laufzeit tendierte im Grafik 4 1. Quartal wieder um das Vorkrisenniveau von rund Fiskalpolitische Massnahmen der Regierungen 95 Basispunkten. in % des Bruttoinlandprodukts 40 Die EZB war aufgrund der bislang fragilen Erholung der 35 europäischen Wirtschaft darauf bedacht, günstige 30 Konditionen am Kapitalmarkt zu gewährleisten. So 25 betonte die EZB, dass sie ihr Pandemie- 20 Notkaufprogramm (PEPP) «entschlossen und 15 effizient» einsetzen wird, sollten die Zinsen auf ein 10 Niveau ansteigen, das als schädlich für die 5 wirtschaftliche Erholung angesehen wird. Die hohe 0 Aktivität der EZB auf dem Anleihenmarkt zeigt sich auch im sehr niedrigen Niveau der Kreditaufschläge, Spanien Indien Indonesien China Korea Italien Japan Brasilien Deutschland Australien Kanada USA Frankreich Mexiko Russland Südafrika Vereinigtes Königreich welche ein Jahr nach Beginn der Pandemie über fast alle Sektoren hinweg bereits auf oder gar unter dem Zusätzliche Ausgaben und entgangene Einnahmen Vorkrisenniveau liegen. Auch besonders hart Darlehen, Kapitalzuschüsse und Garantien getroffene Sektoren wie der Einzelhandel und die Transportbranche (inklusive Fluggesellschaften) Quelle: Baloise Asset Management, Internationaler Währungsfonds, per April 2021 weisen verglichen mit dem Vorkrisenniveau keine zusätzliche Kreditrisikoprämie mehr auf und dies trotz Als Reaktion auf die Coronakrise haben Regierungen anhaltender Lockdowns und eingeschränkter Mobilität massive Hilfspakete geschnürt. Wie inflationär diese (siehe Grafik). Massnahmen sind, ist abhängig davon, wohin die Gelder fliessen. In Europa machen Kredite, Staats- garantien und Kapitalzuschüsse den Grossteil der Grafik 5 Massnahmen aus (siehe Grafik). Diese sorgen für die Europa: Kreditaufschläge von Unternehmensanleihen je nötige Liquidität bei Unternehmen, lassen die Sektor Konsumentenpreise aber wenig ansteigen, d.h., sie in Basispunkte sind nicht besonders inflationär. Auch zusätzliche 350 Ausgaben für Kurzarbeitsprogramme sind eher als 300 Deflationsschutz anstatt als Inflationstreiber zu 250 interpretieren. Das Ziel solcher Programme ist es, den Einkommensverlust von Arbeitnehmern zu mindern 200 und somit dem Einbruch der Inflation aufgrund eines 150 Nachfrageeinbruchs vorzubeugen. In den USA hingegen lag der Fokus vielmehr auf zusätzlichen 100 Ausgaben wie z.B. direkten Zahlungen an Haushalte 50 via den sogenannten «Stimulus-Checks» und auf 0 entgangene Einnahmen, wie Steuererleichterungen. 02/20 04/20 06/20 08/20 10/20 12/20 02/21 04/21 Diese kurbeln in der Summe den Konsum und somit Automobil Kommunikation Energie Lebensmittel und Getränke die Teuerung stärker an als die zuvor erwähnten Gesundheitswesen Einzelhandel dominierenden Massnahmen in Europa. Das bedeutet, Technologie Transport dass der Anstieg der Inflation in den USA insgesamt Hinweis: Basis für die Darstellung ist der Bloomberg Barclays Euro-Aggregate Corporates Index. nachhaltiger ist als in Europa. Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 12.04.2021 5
Ausblick: Unserer Ansicht nach wird die fiskal- und Grafik 6 geldpolitische Unterstützung durch die nationalen Entwicklung Aktienmärkte Regierungen bzw. Zentralbanken in Europa und den 140 USA bestehen bleiben. Beide Regionen leiden immer noch unter den Nachwirkungen der durch die Covid- 130 19-Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen 120 Turbulenzen. Die US-Wirtschaft wird zwar durch 110 weitere fiskalpolitische Massnahmen enorm gestützt, was zusätzlichen Inflationsdruck mit sich bringt (siehe 100 Abschnitt USA). Wir glauben aber nicht, dass die Fed 90 die Zinsen vor 2023 anhebt, da sie einerseits 80 Inflationsraten von über 2,0 % für eine gewisse Zeit sogar begrüssen würde und andererseits weil der US- 70 Arbeitsmarkt nach wie vor fragil ist. 60 01/20 04/20 07/20 10/20 01/21 04/21 Vor diesem Hintergrund dürften die Zentralbanken in den kommenden Monaten weiterhin eine SMI Euro Stoxx 50 S&P 500 MSCI EM stabilisierende Rolle im Anleihemarkt spielen. Wir Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L. P., per 12.04.2021 erwarten daher, dass die Kreditaufschläge von europäischen und amerikanischen Trotz gradueller Zinsanstiege bleibt das Tiefzinsumfeld Unternehmensanleihen auf niedrigem Niveau stabil intakt. Zudem stimmen uns die stärkeren bleiben werden. Konjunkturaussichten grundsätzlich konstruktiv für Aktien. Wir sehen spezifisch noch weiteres Aktien: Aufholjagd der Zykliker Aufholpotenzial in den zyklischen Märkten über die nächsten drei Monate. Letztlich werden Branchen wie Rückblick: Die Erwartungen der Börsianer an den z.B. Industrie und Energie besonders von der Wirtschaftsaufschwung sind hoch. Das Jahr 2021 wirtschaftlichen Wiedereröffnung profitieren. Allfällige begann somit positiv für Aktien. Der globale Korrekturen an den Märkten können daher auch als Aktienmarkt, gemessen am MSCI All Country Index, Möglichkeit betrachtet werden, um gezielt in zyklische stieg im 1. Quartal um 4,2 % an. Wie von uns im letzten Titel und Märkte umzuschichten. Marktbericht erwartet, gehörten besonders zyklische Sektoren und Märkte, wie z.B. der europäische FX: US-Dollar legt zu Aktienmarkt, zu den Gewinnern. So lag die Performance des Euro Stoxx 50 bei 10,3 %. Stark waren auch die amerikanischen Titel. Diese stiegen Rückblick: Der Euro markierte zwischendurch mit um 6 % an. Einen kräftigen Start ins Jahr hatten auch einem Kurs von 1.11 seinen höchsten Stand Schwellenländer-Aktien. Diese lagen Mitte Februar gegenüber dem Schweizer Franken seit Sommer noch beinahe 12 % über dem Jahresendwert. 2019. Per 12. April lag die Aufwertung des Euro seit Inflationsängste und folglich der US-Zinsanstieg Jahresbeginn bei 1,6 % gegenüber dem Schweizer belasteten aber diesen Markt in der zweiten Hälfte des Franken. Auch der US-Dollar, der im letzten Jahr stark 1. Quartals stark. Der hohe Schuldenberg in US-Dollar nachgab, konnte sich in den ersten Monaten des in vielen Schwellenländern macht diese besonders Jahres deutlich erholen. Stärkere Konjunktur- und empfindlich gegenüber US-Zins- und Zinsaussichten für die USA liessen den US-Dollar im Währungsschwankungen. 1. Quartal um satte 6,6 % gegenüber dem Schweizer Franken ansteigen, bevor die Stärke in den ersten Ausblick: Die Bewertungen der meisten Märkte sind Apriltagen wieder nachliess. nach wie vor weit überdurchschnittlich. Hohe Bewertungen spielen zwar primär langfristig eine Rolle Ausblick: Wir gehen davon aus, dass mit dem für die erwartete Rendite, machen die Märkte jedoch Voranschreiten der globalen Impfkampagnen ein auch kurzfristig anfälliger für Kurskorrekturen. Hinzu insgesamt risikofreundliches Marktumfeld anhält. Dies kommt die Unsicherheit bezüglich der Inflations- und schwächt etwas den Aufwertungsdruck auf den Zinsentwicklung. Da höhere Zinsen die relative Schweizer Franken und somit die Notwendigkeit der Attraktivität von Aktien mindern, dürften weitere Schweizerischen Nationalbank, am Devisenmarkt zu Zinsanstiege auch für Kursschwankungen bei Aktien intervenieren. Die noch schleppende Konjunktur- sorgen. erholung und der träge Impffortschritt im Euroraum lassen jedoch keine weitere starke Aufwertung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken in den nächsten Monaten erwarten. Die Treiber für die US- Dollar-Stärke hingegen, d.h. das positive Wachstums- und Zinsdifferenzial, bleiben jedoch intakt und dürften den Greenback auch in den kommenden Monaten stützen. 6
Grafik 7 Grafik 8 Entwicklung Währungen Entwicklung Immobilien Schweiz 2700 1.24 1.03 1.01 2500 1.19 0.99 0.97 2300 0.95 1.14 2100 0.93 0.91 1900 1.09 0.89 0.87 1700 1.04 0.85 01/20 04/20 07/20 10/20 01/21 04/21 1500 03/15 03/16 03/17 03/18 03/19 03/20 03/21 EUR/CHF EUR/USD USD/CHF (rechte Skala) SXI Swiss Real Estate Funds Total Return Index Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L. P., per 12.04.2021 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L. P., per 12.04.2021 Ausblick: Der Ausblick für Immobilien bleibt stark Immobilien Schweiz anhängig von der gesamtwirtschaftlichen Lage. Sollte die Impfkampagne immer mehr an Fahrt gewinnen und Rückblick: Der anhaltende zinsbedingte sollten die Lockdown-Massnahmen allmählich Anlagenotstand und die beschränkten Anlage- gelockert werden, erwarten wir ab dem 2. Quartal 2021 alternativen befeuern weiterhin die starke Nachfrage eine Erholung der Schweizer Wirtschaftsaktivität. Dies der Anleger nach Immobilien. Die Nettoanfangs- zusammen mit dem anhaltenden Tiefzinsumfeld sind renditen am Transaktionsmarkt, insbesondere von positive Stützen für den Immobilienmarkt. D.h., dass sehr gut gelegenen Mehrfamilienhäusern, sind weiter die hohen Bewertungen auch in den nächsten gesunken und liegen bei 1,60 %. Im 1. Quartal 2021 Monaten noch Bestand haben können. betrug die Rendite-Differenz zwischen dem Erwerb einer erstrangigen Immobilie und einer 10-jährigen Das Risiko ist, dass, obwohl sich die Staatsanleihe auf dem Schweizer Markt unverändert Konjunkturaussichten insgesamt aufhellen, sich 2,2 %, womit dieser 50 Basispunkte über dem schleichend Firmenkonkurse bei Mietern insbesondere historischen Durchschnitt lag. in strukturschwachen Sektoren, wie u.a. im Gastgewerbe, in der Hotellerie und im Textilgewerbe, Innerhalb des 1. Quartals lag die Performance von einstellen dürften. Dank grosszügiger Massnahmen Immobilienfonds gemäss dem SXI Swiss Real Estate der Regierung konnte bis anhin eine Konkurswelle in Funds Total Return Index bei +0,4 %. Ende Februar Folge der Coronakrise vermieden werden, aber im 2021 erreichte das durchschnittliche Agio des März 2021 stieg die Anzahl der Firmenkonkurse nun in Schweizer Immobilienfondsmarktes nahezu 34 %. Die mehreren Regionen deutlich an. Die Agio-Differenz zwischen kommerziellen gesamtschweizerische Konkursrate liegt dabei nun Immobilienfonds und Wohnimmobilienfonds lag bei zum ersten Mal seit Beginn der Krise deutlich über dem rund 14 %. Ende 2020 erreichten die Agios von Trend. Wohnimmobilienfonds mit 43 % den höchsten Wert der letzten zwölf Jahre – im 1. Quartal 2021 lag dieses immer noch bei rund 38 %. Auch die kommerziellen Fonds sind mit rund 24 % Agio verhältnismässig hoch bewertet. 7
Redaktion Melanie Rama Dominik Schmidlin Blaise Roduit Senior Economist, Investment Strategy Head of Investment Strategy Head of Fixed Income melanie.rama@baloise.com dominik.schmidlin@baloise.com blaise.roduit@baloise.com Philipp Karstens Dominik Sacherer Immobilien-Portfoliomanager (Drittkundenmandate) Junior Credit Analyst philipp.karstens@baloise.com dominik.sacherer@baloise.com Baloise Asset Management Schweiz AG Aeschengraben 21, 4002 Basel www.baloise-asset-management.com Erscheinung Viermal pro Jahr, Redaktionsschluss: 12.04.2021 Disclaimer Baloise Asset Management AG übernimmt keine Gewähr für die verwendeten Kennzahlen und Performance-Angaben. Der Inhalt der Publikation beinhaltet Meinungen zur Marktentwicklung und dient ausschliesslich zu Informationszwecken und nicht der Anlageberatung. Insbesondere stellen die Informationen in keiner Weise ein Kaufangebot, eine Anlageempfehlung oder eine Entscheidungshilfe in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen dar. Es wird keine Haftung für Verluste oder entgangene Gewinne übernommen, die aus einer Nutzung der Informationen entstehen könnten. Swiss Exchange AG («SIX Swiss Exchange») ist die Quelle des Swiss Market Index (SMI) und der darin enthaltenen Daten. SIX Swiss Exchange war in keinerlei Form an der Erstellung der in dieser Berichterstattung enthaltenen Informationen beteiligt. SIX Swiss Exchange übernimmt keinerlei Gewährleistung und schliesst jegliche Haftung (sowohl aus fahrlässigem sowie aus anderem Verhalten) in Bezug auf die in dieser Berichterstattung enthaltenen Informationen – wie unter anderem für die Genauigkeit, Angemessenheit, Richtigkeit, Vollständigkeit, Rechtzeitigkeit und Eignung für beliebige Zwecke – sowie hinsichtlich Fehlern, Auslassungen oder Unterbrechungen im SMI oder dessen Daten aus. Jegliche Verbreitung oder Weitergabe der von SIX Swiss Exchange stammenden Informationen ist untersagt. 8
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