MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER KRANKENKASSEN 2015 - Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit ...

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MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER KRANKENKASSEN 2015 - Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit ...
MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG
DER KRANKENKASSEN 2015
Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und
Wirtschaftlichkeit - auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation
MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER KRANKENKASSEN 2015 - Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit ...
AUSGANGSSITUATION
UND ERGEBNISSE
Schätzungen zufolge verdoppelt sich der Zusatzbeitrag bis     müssen, da sie in den letzten Jahren Ansehen in der Bevöl-     Der Gesetzgeber fordert die Sicherung der Versorgung in der   sätze bietet. Hier bietet sich gerade im Bereich der Notfall-
2018 auf insgesamt 1,8 %. Ursächlich hierfür sind neben der   kerung verloren hat bspw. durch die Einführung der Basis-      Fläche auf hohem Niveau und eine Verstärkung der integ-       und Krankenhausversorgung die Chance, angesichts der
demografischen Entwicklung insbesondere die Reformen          Tarife und der daraus resultierenden teilweise unklaren        rativen Ansätze. Ausprägungen von Health Maintenance          demografischen Entwicklung auch künftig eine hochwertige
der großen Koalition, die zu erheblichen Ausgabensteige-      Kostenübernahmeregelungen (Privatpatient ist nicht gleich      Organization (HMO), wie in den USA oder der Schweiz, sind     Gesundheitsversorgung in der Fläche sichern zu können.
rungen führen. Prognosen von Wirtschaftsinstituten und        Privatpatient) sowie vor allem aufgrund der Prämienstei-       in ihrer jetzigen Form jedoch nur bedingt für das deutsche    Die notwendige Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge
Experten gehen davon aus, dass die verschiedenen Reformen     gerungen in den vergangenen Jahren. Eine Abschaffung des       Gesundheitssystem geeignet, da sie die Probleme der kosten-   führt nicht automatisch zu weiteren Belastungen der
Mehrkosten von bis zu 40 Mrd. Euro bis zum Jahr 2020 mit      PKV-Systems hin zu einer Bürgerversicherung, wird jedoch       intensiven Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum in        Krankenkassen, da die Migranten meist jung und somit in
sich bringen werden. Die Mehrbelastungen in Milliardenhöhe    von den befragten Experten kurz- bis mittelfristig nicht       Deutschland nicht lösen. Eine engere Abstimmung zwischen      der Regel gesund sind. Die Krankheiten, die sie sich bei der
müssen durch die Versicherten alleine getragen werden.        erwartet, auch wenn einige Parteien dies aktuell fordern.      den verschiedenen Beteiligten im Gesundheitswesen ist         Flucht zugezogen haben, sind in der Regel behandelt, bevor
Die dadurch steigenden Zusatzbeiträge führen zu einem         Kurz- bis mittelfristig sind keine Einschnitte im gesetzlich   allerdings in jedem Fall anzustreben, um die große Hetero-    sie in das deutsche Gesundheitssystem kommen. Die Effekte
verschärften Wettbewerb der Krankenkassen um Versi-           vorgegebenen Leistungskatalog der gesetzlichen Kranken-        genität in der Versorgungslandschaft in eine zukunftsfähige   der Flüchtlingskrise werden sich insbesondere im Jahr 2017
cherte. Neben den Leistungs- und Qualitätsaspekten wird       versicherung zu erwarten; in den nächsten 10 bis 20 Jahren     Struktur zu transformieren.                                   auswirken, wenn rund eine Million Flüchtlinge die Warte-
auch der Preis ein wesentliches Kriterium im Wettbewerb um    werden diese aufgrund der demografischen Entwicklung           Die fortschreitende Digitalisierung bietet u.a. die große     zeit von 15 Monaten überschritten haben dürften und in die
die Versicherten sein.                                        durchgeführt werden müssen. Die Differenzierung bei den        Chance, die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum          gesetzliche Krankenversicherung integriert werden.
Auch die privaten Krankenversicherungen sind von dem          Satzungsleistungen wird zwischen den Krankenkassen             sicherzustellen. Zu den Telematikanwendungen mit großem
weiter steigenden Ausgabenniveau massiv betroffen. Jedoch     hinsichtlich Höhe, Service und Qualität in den nächsten        Potenzial gehört die Telemedizin, da sie trotz räumlicher
wird die PKV-Branche grundlegende Entscheidungen treffen      Jahren deutlich zunehmen.                                      Distanz zur ärztlichen Versorgung, Diagnose und Therapiean-
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4   Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                       Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   5

                                                                                                                            INHALT
                                                        Ziele der Marktstudie 2015                                                                              6
                                                        Wettbewerbssituation in der Gesetzlichen Krankenversicherung                                       10
                                                        Entwicklung des Zusatzbeitrags                                                                     13
                                                        Wechselaktivitäten der Versicherten innerhalb des GKV-Systems                                       17
                                                        Wechselaktivitäten der Versicherten zwischen den Versicherungssystemen 19
                                                        Kosten- und Prämienentwicklung bei den Privaten Krankenversicherungen 21
                                                        Finanzreserven und Leistungsausgabenentwicklung in der GKV                                         24
                                                        Entwicklung Arzneimittelmarkt                                                                      26
                                                        Entwicklung Krankenhausbereich                                                                     28
                                                        Verwaltungskosten                                                                                  31
                                                        Entwicklung von neuen Versorgungsmodellen                                                          32
                                                        Digitalisierung als Chance für die Krankenkassen?                                                  37
                                                        Versorgung der Flüchtlinge                                                                         41
                                                        Chancen und Risiken der Marktentwicklung - Zusammenfassung                                         43
MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER KRANKENKASSEN 2015 - Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit ...
6   Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                             Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   7

    ZIELE DER MARKTSTUDIE 2015

Die unabhängige BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft                      für die Kassen notwendigen Zusatzbeiträge sind nur noch von        Von 2005 bis 2014 haben sich die gesamten Gesundheits-          Bis 2040 wird die Bevölkerung in Deutschland kontinuierlich
hat eine Marktanalyse zur Entwicklung der GKV-Branche                       den Mitgliedern zu leisten und werden als einkommensab-            ausgaben um ca. 36 % erhöht (von 240,4 Mrd. Euro auf 328,0      auf 76,0 Mio. Personen und bis 2050 auf 71,9 Mio. Personen
durchgeführt. Für die Marktanalyse sind Branchen-Insider                    hängige Beiträge über den Arbeitgeber im Rahmen der Lohn-          Mrd. Euro). Die höchsten Anstiege pro Jahr sind dabei auf die   absinken. Der Anteil der Menschen über 67 Jahre steigt von
im Rahmen einer semistrukturierten Erhebung (Telefon-                       und Gehaltsabrechnung abgeführt. In der Vorgängerstudie            soziale Pflegeversicherung (4,2 % p.a.) und die gesetzliche     15,1 % in 2013 auf 21,5 % in 2040 an. Gleichzeitig sinkt der
interview mit einer Dauer von ca. 15 bis 20 Min.) befragt                   2014 erwarteten die befragten Experten mit der Einführung          Krankenversicherung (4,1 % p.a.) entfallen. In 2013 und 2014    Anteil der unter 20-jährigen von 14,7 % in 2013 auf 12,6 %
worden. Neben Krankenkassenvertretern sind auch Vertreter                   der einkommensabhängigen Zusatzbeiträge grundsätzlich              sind die Ausgaben jeweils um mehr als 4 % im Vergleich zum      in 2040. Der Anteil der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter
der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), Vertreter der                      geringere Wechselaktivitäten bei den Versicherten im Gegen-        Vorjahr gestiegen.                                              (zwischen 20 und 67 Jahren) sinkt von 51,0 Mio. in 2013 auf
PKVen, Experten aus Gesundheitspolitik, der Sozial- und                     satz zu pauschalen Zusatzbeiträgen. In 2015 hat BDO die            Der Trend der steigenden Gesundheitsausgaben wird sich          41,9 Mio. in 2040. Durch die aktuelle Flüchtlingssituation in
Wirtschaftswissenschaft sowie Dienstleistungsunternehmen                    Wechselaktivitäten untersucht sowie die Expertenschätzung          auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Experten         Deutschland wird sich die demografische Struktur ändern,
für die GKVen befragt worden, um eine Einschätzung durch                    für die zukünftigen Entwicklungen wiederholt abgefragt.            erwarten bis zum Jahr 2040 einen Anstieg von jährlich 1,4 %     die Auswirkungen sind jedoch noch nicht absehbar oder
ein breites Spektrum von Branchenexperten zu erhalten.                      Den veränderten Mechanismen auf der Einnahmeseite stehen           bis 2,8 % der realen Gesundheitsausgaben pro Versichertem       Bevölkerungsvorausberechnungen zu entnehmen.
Die befragten Teilnehmer der Marktstudie repräsentieren                     die seit Jahren steigenden Gesundheits- und Leistungsaus-          (inflationsbereinigt). Hintergrund ist zum einen der demo-      Global betrachtet bestimmen aktuell und wohl auch
rund 25 % der Mitglieder der gesetzlichen Krankenversiche-                  gaben gegenüber. Insgesamt wurden im Jahr 2014 rund 328            grafische Wandel in der Bevölkerung, zum anderen das            zukünftig die folgenden Trends die Gesundheitsbranche
rungen.                                                                     Mrd. Euro für Gesundheitsausgaben ausgegeben.                      Voranschreiten des medizinisch-technischen Fortschritts.        insgesamt:
Das Jahr 2015 hat für die gesetzlichen Krankenversicherungen                Der größte Anteil mit knapp 59 % entfällt dabei auf die
zu großen Veränderungen bei den Einnahmen geführt. Seit                     gesetzlichen Krankenkassen. Gefolgt von den privaten Haus-           DIE WACHSENDE MARKTMACHT DER PATIENTEN:                         DIE ZUNEHMENDE VERNETZUNG UND
dem 01.01.2015 gilt ein einheitlicher Beitragssatz von 14,6 %,              halten/privaten Organisationen mit einem Anteil von ca.                                                                              DATENTRANSPARENZ:
                                                                                                                                                 Über das Internet werden mehr Gesundheitsdaten frei
wobei der Arbeitsgeberbeitrag auf 7,3 % festgefroren ist. Die               13,2 %.                                                              zugänglich und gleichzeitig werden Patienten stärker in         Behandlungsergebnisse werden transparenter und poli-
                                                                                                                                                 die Finanzierung der Leistung eingebunden (Gebühren             tisch wird bspw. auch in Deutschland durch die große
                                                                                                                                                 für Medikamente, Zuzahlungen, Zusatzversicherungen).            Koalition die Entwicklung von Qualitätsindikatoren
                                         Abbildung 1: Gesundheitsausgaben nach Ausgabenträgern 2014                                                                                                              vorangetrieben. Die Krankenkassen sind mit digitalen
                                                                                                                                                                                                                 Neuerungen konfrontiert und müssen Datensicherheit
                                                                                                                                                 INTEGRIERTE BEHANDLUNGSANSÄTZE:
                                                              4,5 %                                                                                                                                              fortwährend garantieren.
                                                              14,8 Mrd. €                           öffentliche Haushalte                        International weist die Gesundheitspolitik vermehrt
                                                                                                    gesetzliche Krankenversicherung              Konzepte auf, die die Effizienz im Gesundheitswesen
            4,3 %                                                                                   soziale Pflegeversicherung                   über integrierte Versorgungsmodelle verbessern                  GROSSE HETEROGENITÄT IN DER VERSORGUNG
            13,9 Mrd. €                13,2 %                                                       gesetzliche Rentenversicherung               sollen. Regionale Gesundheitszentren sollen bspw. in            UND REGIONALE UNTERSCHIEDE:
                                       43,2 Mrd. €
                                                                                                    gesetzliche Unfallversicherung               Deutschland die Behandlungswege optimieren und die              Selbst in leistungsstarken Gesundheitssystemen wie
                                                                                                    private Krankenversicherung                  Versorgung in ländlichen Regionen sichern. Die Kran-            in Deutschland hängt eine angemessene medizinische
                                                                                                    inkl. privater Pflegeversicherung            kenkassen sind zunehmend Verhandlungspartner und                Versorgung oft vom Wohnort ab. Mit dem Strukturfonds
                         8,9 %                                                                      Arbeitgeber                                  Strukturförderer.                                               hat der Gesetzgeber in 2015 ein Instrument geschaffen,
                         29,3 Mrd. €                                                                private Haushalte/private Org. o.E.                                                                          der zu einer besseren Verteilung der Gesundheitsange-
1,6 %                                                                                                                                            GERINGE KENNTNISSE ÜBER DIE EFFEKTIVITÄT                        bote in der Fläche führen soll.
5,2 Mrd. €                                                     58,5 %                                                                            DER VERSORGUNGSANGEBOTE UND GERINGE
1,3 %                                                          191,8 Mrd. €                                                                      TRANSPARENZ ÜBER DIE QUALITÄT:
4,4 Mrd. €                                                                                                                                                                                                       SCHLEICHENDE MONISTIK ZUR
                                                                                                                                                 Über Evaluationsinitiativen der Krankenkassen und
            7,8 %                                                                                                                                Auswahlverfahren bei der Vergabe von Projektförde-              KRANKENHAUSFINANZIERUNG:
            25,5 Mrd. €                                                                                                                          rungen (Innovationsfonds) werden Empirie und Evalua-            Bedingt durch die zunehmend schwierige wirtschaft-
                                                                                                                                                 tion vorangetrieben, um die Effektivität und Qualität von       liche Lage der Krankenhäuser und den bestehenden
                                                                                                                                                 Versorgungsangeboten zunehmend besser bewerten zu               Investitionsstau steigen die Krankenkassen (indirekt) in
                                                        Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015, Gesundheit – Ausgaben 2000 bis 2014     können.                                                         die Investitionsfinanzierung mit ein.
MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER KRANKENKASSEN 2015 - Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit ...
8   Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                      Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   9

Der wirtschaftliche und öffentliche Druck auf die gesetzli-   Nachfolgend werden die Ergebnisse sowie Hintergründe
chen Krankenkassen wird sich erhöhen, da Finanzierungs-       der strategischen und operativen Sichtweise der Markstudie       Abbildung 2: Perspektivisches Spannungsfeld der Krankenkassen (Darstellung BDO)
lücken nach der aktuellen Gesetzgebung ausschließlich von     dargestellt:
den Mitgliedern über einkommensabhängige Zusatzbeiträge                                                                                                                                            •
                                                              yy Fortschreibung der Krankenkassenstudie 2014
zu tragen sind. Veränderungen wird es durch die Demografie                                                                                                                                         •
                                                                  yy Wettbewerb der Krankenkassen
auch innerhalb der privaten Krankenversicherungen (PKV)
                                                                 yy Entwicklung des Zusatzbeitrages                        •                                                                       •
sowie der Pflege- und Rentenversicherungen geben. In 2016
                                                                 yy Wechselaktivitäten der Versicherten
mussten die PKVen ihre Prämien durchschnittlich um 4,1 %                                                                   •                                                                       •
erhöhen.                                                         yy Entwicklung der PKV - Wechselaktivitäten zwischen
                                                                                                                           •                                                                       •
                                                                    den Versicherungssystemen                              •
Die BDO Marktstudie hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwick-
lung der GKV-Branche fortlaufend unter dem Aspekt             yy Themenschwerpunkt 1:
                                                                                                                           •
des steigenden finanziellen Drucks zu eruieren. Über die         Entwicklung der Leistungsausgaben und des
Zusammenschau anderer Begleitforschungen und Markt-              Leistungsangebotes mit dem Fokus auf der Sicherstellung
beobachtungen werden die Themenkomplexe sowohl aus               der Gesundheitsversorgung sowie DMP und regionalen
strategischer als auch aus operativer Sicht beleuchtet. Ein      Versorgungskonzepte
Themenkomplex bildet die aktuelle Flüchtlingssituation
sowie mögliche Auswirkungen auf die Krankenversiche-          yy Themenschwerpunkt 2:
                                                                 Digitalisierung als Chance für die Krankenkassen?               •
rungen.
Die befragten Teilnehmer wurden wie im letzten Jahr zu        yy Themenschwerpunkt 3:
allgemeinen Marktentwicklungen befragt und um eine               Entwicklung der Krankenkassenlandschaft vor dem                 •
Einschätzung gebeten, insbesondere zum Wettbewerbs- und          Hintergrund der Flüchtlingssituation in Deutschland             •
                                                                                                                                 •
Fusionsverhalten der Krankenkassen, der Entwicklung des
                                                              yy Ausblick:                                                       •
Zusatzbeitrages, dem Wechselverhalten der Versicherten
(innerhalb des GKV-Systems, Systemwechsel in die PKV),           Chancen und Risiken der Marktentwicklung
der Entwicklung der Leistungsausgaben in den einzelnen
Segmenten sowie der Entwicklung des Leistungskatalogs der
gesetzlichen Krankenversicherung.

    Als Schwerpunktthema hat BDO im Befragungsdesign
    zunächst die fortschreitende Digitalisierung mit
    Perspektiven für die Sicherstellung der Gesundheitsver-
    sorgung im ländlichen Raum vorgegeben; die Versor-
    gungs- und organisatorischen Anforderungen durch die
    Flüchtlingsthematik hat die Interviews allerdings über-
    lagert, so dass als weiteres Schwerpunktthema Erfah-
    rungsberichte zu der aktuellen Flüchtlingssituation
    abgefragt worden sind.
MARKTSTUDIE ZUR ENTWICKLUNG DER KRANKENKASSEN 2015 - Der Krankenkassenlandschaft im Hinblick auf Versorgungsnotwendigkeit und Wirtschaftlichkeit ...
10 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                          Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   11

    WETTBEWERBSSITUATION
    IN DER GESETZLICHEN
    KRANKENVERSICHERUNG

Aktuell sind von den ca. 80,7 Mio. Versicherten in Deutsch-              die sechs unterschiedlichen Kassenarten mit derzeit 116      Die zehn größten Krankenkassen sind drei Ersatzkassen               AOK Plus, AOK Rheinland-Hamburg, AOK Nordwest, AOK
land etwa 87 % im gesetzlichen Krankenkassensystem versi-                unterschiedlichen Krankenkassen (Stand Januar 2016). Die     (Techniker Krankenkasse, Barmer GEK, DAK Gesundheit),               Niedersachsen) und die IKK Classic mit jeweils 1,8 bis 6,9
chert. Die rund 54,7 Mio. Mitglieder und 16,2 Mio. beitrags-             Mitgliederzahl der GKV hat im Jahr 2015 mit einem Mitglie-   sechs AOKen (AOK Bayern, AOK Baden-Württemberg,                     Mio. Mitgliedern (Stand 01.07.2015).
frei mitversicherten Familienangehörigen verteilen sich auf              derzuwachs von rund 1,5 Millionen deutlich zugenommen.
                                                                                                                                                                                     Abbildung 4: TOP 10 Krankenkassen
                                        Abbildung 3: Versicherte 2016 im Überblick (Stand Januar 2016)

                                                                                                                                          Techniker-Krankenkasse (TK)                                                                                             6,9 Mio.
                                                                                                                       VDEK
                                                                                                                                                            Barmer GEK                                                                                         6,7 Mio.
                                                                                                                       KBS
                                                                                         26,7 Mio.                     LKK                             DAK-Gesundheit                                                                4,9 Mio.
                                                                                                                       IKK
                                                                                                                                                            AOK Bayern                                             3,3 Mio.
                                                                                                                       BKK
                                                                            1,7 Mio.                                   AOK                   AOK Baden-Württemberg
                   20,7 Mio.                                                                                                                                                                                   3,0 Mio.
                                                                            0,7 Mio.      5,4 Mio.
                                                                                                                                                              IKK classic                                  2,6 Mio.
  1,4 Mio.
 0,5 Mio.           4,1 Mio.                                                             11,7 Mio.                                                             AOK Plus                                 2,3 Mio.

                    8,8 Mio.                                                                                                                  AOK Rheinland/Hamburg                                 2,0 Mio.

                                                                                                                                                        AOK NordWest                                2,0 Mio.
                                            0,3 Mio.     6,0 Mio.                        24,7 Mio.
                   19,2 Mio.                 0,2 Mio.                                                                                               AOK Niedersachsen                             1,8 Mio.
                                                         3,0 Mio.
                                             1,3 Mio.
                                                         5,5 Mio.

                   Mitglieder                           Mitversicherte                 Versicherte gesamt                             Zum Stichtag 1. Januar 2016 konnte die Techniker Kranken-           Wechselaktivitäten zwischen den Krankenkassen. Besonders
                                                                                                                                      kasse mit rund 320.000 neuen Mitgliedern das größte Plus            betroffen von Verlusten sind Krankenkassen, die einen
                                                                                                                                      verzeichnen. Die AOK Rheinland/Hamburg, AOK Plus, AOK               Zusatzbeitrag über dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag
                                                                                                                                      Baden-Württemberg sowie die AOK Nordwest hatten einen               erheben, wie z. B. die DAK Gesundheit mit rd. 184.000
                                                                                                                                      Zuwachs von über 100.000 Mitgliedern.                               Versicherten und die IKK classic mit rd. 100.000 Versicherten.
                                                                                                                                      Dreizehn Krankenkassen haben jedoch in 2015 einen                   Kassen mit einem niedrigeren Zusatzbeitrag hingegen konnten
                                                                                                                                      Mitgliederverlust zu verzeichnen. Das größte Minus machte           deutlich zulegen. So konnte die AOK Plus rund 165.000
                                                                                                                                      die BKK Pfalz mit knapp 16.000 Mitgliedern sowie die                neue Versicherte gewinnen, genauso wie einige kleinere
                                                                                                                                      Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau        Krankenkassen (z. B. hkk, Metzinger BKK). Detailliertere
                                                                                                                                      (SVLFG) und die Deutsche BKK mit einem Rückgang von                 Ergebnisse werden in der Stichtagserhebung zum 1. April 2016
                                                                                                                                      je rund 10.000 Mitgliedern. In einer Befragung des WIdO             (dfg Ranking nach Mitgliederzahlen) erwartet.
                                                                                                                                      gaben die meisten GKV-Mitglieder für ihren Wechsel                  In der Marktstudie wurden die Experten zum zukünftigen
                                                                                                                                      Leistungs- und Versorgungsaspekte und nicht allein den              Wettbewerbs- und Fusionsdruck der Krankenkassen befragt,
                                                                                                                                      Preis oder Zusatzbeitrag als Grund an. Bis zur Einführung           der sich aus den oben genannten Rahmenbedingungen ergibt.
                                                                                                                                      des Gesundheitsfonds im Jahr 2009 stellte insbesondere              In der letzten Marktstudie ist von allen Teilnehmern
                                                                                                                                      der Preis ein wesentliches Kriterium bei einem Wechsel der          erwartet worden, dass die Anzahl der Fusionen ansteigen
                                                                                                                                      Krankenkasse dar.                                                   wird. In den Jahren 2011 bis 2014 waren im Vergleich zu
                                                                                                                                      In diesen Zahlen ist noch nicht enthalten, wie viele Mitglieder     den Vorjahren wenige Fusionen von Krankenkassen zu
                                                                                                                                      seit Jahresbeginn 2016 die Krankenkasse gewechselt haben,           beobachten, da konjunkturabhängig viel Geld im System
                                                                                                                                      weil ihre Kasse den Zusatzbeitrag erhöht hat. Erste                 vorhanden war. In 2015 gab es bis Ende des Jahres 2015 acht
                                                                                                                                      Auswertungen zeigen für das erste Quartal 2016 größere              Krankenkassenfusionen, weitere sind angekündigt.
12 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   13

                                                                  ENTWICKLUNG DES ZUSATZBEITRAGS

FUSIONEN IN 2016                                               Von 2009 bis 2014 hatten die Krankenkassen die Möglich-           Seit dem 1. Januar 2015 können Krankenkassen zusätzlich
    yy BKK VBU, BKK Demag Krauss-Maffei, BKK Schleswig-        keit, individuelle Zusatzbeiträge zu erheben bzw. Prämien         zum festgesetzten Beitragssatz von 14,6 % einen prozen-
       Holstein und BKK Basell zum 01.01.2016                  an Versicherte auszuschütten. In den Jahren 2010 bis 2012         tualen Zusatzbeitragssatz von ihren Mitgliedern einfor-
                                                               erhoben teilweise bis zu 13 Krankenkassen einen Zusatz-           dern. Für das Jahr 2015 wurde auf Basis der Empfehlung des
    yy BKK ProVita und BKK family zum 01.01.2016
                                                               beitrag. Dieser lag im Schnitt bei 8 EUR. Seit Ende 2012 hat      GKV-Schätzerkreises ein durchschnittlicher Zusatzbeitrags-
    yy BKK Linde und HEAG BKK zum 01.01.2016                   keine Krankenkasse mehr einen Zusatzbeitrag erhoben.              satz von 0,9 % prognostiziert. Der tatsächliche durchschnitt-
    yy DAK-Gesundheit und BKK Beiersdorf AG zum                                                                                  liche Zusatzbeitragssatz lag 2015 bei 0,83 %.
                                                               In den Jahren 2013 und 2014 haben im Gegensatz dazu 14
       01.07.2016
                                                               bzw. 20 Krankenkassen eine Prämie im Schnitt von 80 EUR
                                                               an ihre Mitglieder ausgeschüttet.
GEPLANTE FUSIONEN:                                                                                           Abbildung 5: Zusatzbeiträge in 2015
    yy Barmer GEK und Deutsche BKK zum 01.01.2017                  Zusatzbeitrag           AOK          BKK          IKK         KBS         LKK         VdEK           Gesamt            in %
Es wird von allen Teilnehmern der Marktstudie erwartet,            in % - 2015
dass, bedingt durch den zunehmenden wirtschaftlichen               nicht erhoben                                                              1                             1            0,8 %
Druck, die Fusionen weiter ansteigen werden. Die Intensität        0,0%                                  2                                                                 2             1,6 %
wird jedoch im Vergleich zu den letzten 10 bis 20 Jahren
                                                                   0,3%                      2           2                                                                 4             3,3 %
abnehmen. Entscheidend für die Fusionen der Krankenkassen
                                                                   0,35%                                 1                                                                  1            0,8 %
ist die Finanz- bzw. Rücklagesituation der jeweiligen Kasse,
                                                                   0,4%                                  5                                                  1              6             4,9 %
die in 2015 verschärft worden ist. Die Kassenart spielt als
Voraussetzung für eine Fusion nur eine untergeordnete Rolle.       0,5%                                  5                                                                 5              4,1 %
Auch kassenartenübergreifende Fusionen werden zukünftig            0,6%                                  8            2                                                    10             8,1 %
zunehmen.                                                          0,7%                                  2                                                                 2             1,6 %
Ein weiterer entscheidender Punkt für die Wettbewerbs-             0,7%                                 16            1                                                    17           13,8 %
intensität ist die Entwicklung des Zusatzbeitrages und des         0,8%                                  1                                                                  1            0,8 %
Leistungsangebotes sowie die damit verbundenen Wechsel-            0,8%                      1          12            1           1                        2               17           13,8 %
aktivitäten der Versicherten.                                      0,9%                      8          35                                                 3              46            37,4 %
                                                                   1,1%                                  2                                                                 2             1,6 %
  Die befragten Experten erwarten mittel- bis lang-                1,2%                                  6            1                                                    7             5,7 %
  fristig eine Anzahl von 80 bis 100 Krankenkassen auf             1,3%                                  1            1                                                    2             1,6 %
  dem Markt, insbesondere bei den Krankenkassen mit                Gesamt                   11          98            6           1           1            6              123           100 %
  geringen Mitgliederzahlen werden in den nächsten
  Jahren infolge des wirtschaftlichen Drucks verstärkte
  Fusionstendenzen gesehen. Die Entwicklung hin zu
  einer „Einheitskasse“ wird von den Experten hingegen
  eher zurückhaltend und als wenig wahrscheinlich einge-
  schätzt, da sich hierfür derzeit kein politischer Wille
  abzeichnet.
14 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                              Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   15

In 2016 wird der Zusatzbeitragssatz der Krankenkassen um                  dem prognostizierten Zusatzbeitrag, erheben in 2016 nun
durchschnittlich 0,2 % auf 1,1 % ansteigen (GKV-Schätzer-                 25 Krankenkassen (21 %) einen Zusatzbeitrag, der über dem                                              Abbildung 7: Veränderung Zusatzbeitrag 2016 zu 2015
kreis). Lagen bisher nur elf Krankenkassen (9 %) in 2015 über             Zusatzbeitrag des GKV-Schätzerkreises liegt.                          Zusatzbeitrag            AOK          BKK          IKK       KBS           LKK         VdEK           Gesamt            in %
                                                                                                                                                in % - 2016 zu 2015
                                             Abbildung 6: Zusatzbeiträge in 2016 (Stand 04.01.2016)
                                                                                                                                                nicht erhoben                                                               1                             1            0,8 %
      Zusatzbeitrag                  AOK               BKK     IKK        KBS          LKK        VdEK       Gesamt         in %                0,00%                     4           32            4                                                    40          33,9 %
      in % - 2016
                                                                                                                                                0,10%                      1           1                                                                  2            1,7 %
      nicht erhoben                                                                    1                        1          0,8 %
                                                                                                                                                0,15%                                  1                                                                  1            0,8 %
      0,00%                                            1                                                        1          0,8 %
                                                                                                                                                0,19%                                                                                     1               1            0,8 %
      0,30%                            2               1                                                        3          2,5 %
                                                                                                                                                0,20%                     5           28                                                  3              36          30,5 %
      0,40%                                            3                                                        3          2,5 %
                                                                                                                                                0,30%                                  15           1                                     1              17          14,4 %
      0,50%                                            4                                                        4          3,4 %
                                                                                                                                                0,35%                                  1                                                                  1            0,8 %
      0,59%                                                                                           1         1          0,8 %
                                                                                                                                                0,40%                                  4                                                                 4             3,4 %
      0,60%                                            3       2                                                5          4,2 %
                                                                                                                                                0,45%                                  1                                                                  1            0,8 %
      0,70%                                            11                                                       11         9,3 %
                                                                                                                                                0,49%                                  1                                                                  1            0,8 %
      0,75%                                            1                                                        1          0,8 %
                                                                                                                                                0,50%                      1           5                      1                                           7            5,9 %
      0,80%                            1               3                                                        4          3,4 %
                                                                                                                                                0,60%                                  1            1                                     1               3            2,5 %
      0,90%                            1               15                                                       16        13,6 %
                                                                                                                                                0,70%                                  2                                                                  2            1,7 %
      0,99%                                            2                                                        2          1,7 %
                                                                                                                                                0,80%                                  1                                                                  1            0,8 %
      1,00%                            1               9        1                                     2         13        11,0 %
                                                                                                                                                Gesamt                    11          93            6         1             1            6              118           100 %
      1,05%                                            1                                                        1          0,8 %
      1,09%                                            1                                                        1          0,8 %           Die AOK PLUS, AOK Sachsen-Anhalt und BKK MEM mit
                                                                                                                                           jeweils einem Zusatzbeitrag von 0,30 % sind nur in Sachsen             0,2 % prognostiziert. Bis zum Jahr 2019 wird vom GKV-
      1,10%                            5               20                                             1         26       22,0 %
                                                                                                                                           (AOK PLUS), Thüringen (AOK PLUS, BKK MEM) und Sachsen-                 Spitzenverband eine Erhöhung des Zusatzbeitrages auf
      1,20%                                            6        1                                     1         8          6,8 %                                                                                  bis zu 1,8 % erwartet. Dies würde eine Verdopplung des
                                                                                                                                           Anhalt (AOK Sachsen-Anhalt) geöffnet. Dementsprechend
      1,30%                                            6        1           1                                   8          6,8 %                                                                                  ursprünglichen Zusatzbeitrags aus 2015 von 0,9 % (GKV-
                                                                                                                                           sind hier auch nur eingeschränkte Wechselaktivitäten für die
      1,35%                                            1                                                        1          0,8 %                                                                                  Schätzerkreis) bedeuten. Hintergrund der steigenden
                                                                                                                                           Versicherten möglich.
      1,40%                            1               3        1                                               5          4,2 %                                                                                  Krankenkassenbeiträge sind gemäß Expertenmeinung
                                                                                                                                           Insgesamt zeigt sich, dass sich die Bandbreite der Zusatz-
      1,50%                                            1                                              1         2          1,7 %                                                                                  insbesondere die Reformen der großen Koalition, z. B.
                                                                                                                                           beiträge in 2016 im Vergleich zu 2015 deutlich erhöht hat.
      1,70%                                            1                                                        1          0,8 %                                                                                  das Krankenhausstrukturgesetz, das Versorgungsstär-
                                                                                                                                           Gab es 2015 nur 14 unterschiedliche Zusatzbeiträge von
                                                                                                                                                                                                                  kungsgesetz, das Hospiz- und Palliativgesetz und das
      Gesamt                          11               93      6           1           1              6        118        100 %            0,0 % bis 1,3 %, hat sich die Spannweite auf insgesamt 21
                                                                                                                                                                                                                  Präventionsgesetz. Die Mehrbelastungen in Milliarden-
                                                                                                                                           unterschiedliche Zusatzbeiträge von 0,0 % bis 1,7 % erhöht.
2015 musste nur eine der TOP 25 Krankenkassen einen                       auf 1,4 % (AOK Rheinland-Hamburg) bzw. 1,5 % (DAK                                                                                       höhe müssen - nach aktueller Gesetzeslage - durch die
Zusatzbeitrag über dem Zusatzbeitrag des GKV-Schätzer-                    Gesundheit) anheben.                                             Rund 1/3 der Krankenkassen haben in 2016 ihren Beitrags-               Versicherten alleine getragen werden.
kreises erheben (0,9 %). In 2016 jedoch müssen neun der                                                                                    satz nicht erhöht. Ein weiteres Drittel hat die Beiträge um die
                                                                          Von den 20 Krankenkassen, die den niedrigsten Zusatz-
TOP 25 Krankenkassen einen Zusatzbeitrag über dem Zusatz-                                                                                  vom Schätzerkreis erwarteten 0,2 % erhöht.
                                                                          beitrag erheben, ist ein Großteil nicht bundesweit zugänglich                                                                      Die Entwicklung der Leistungsausgaben war ebenfalls Thema
beitrag des GKV-Schätzerkreises von 1,1 % erheben.                        für Versicherte. Fünf Krankenkassen sind nur betriebsbezogen                                                                       der Marktstudie und wird detailliert vorgestellt. Steigende
                                                                                                                                             Die befragten Experten erwarten, dass der Zusatzbeitrag
Den höchsten Zusatzbeitrag mit 1,7 % erhebt die Viactiv                   wählbar, lediglich vier Krankenkassen sind bundesweit für                                                                          Gesundheits- und Leistungsausgaben sind neben den
                                                                                                                                             in den nächsten Jahren weiter ansteigen und sich auch die
Krankenkasse (ehemals BKK vor Ort) für ihre rund 570.000                  alle Versicherten geöffnet. Die Metzinger BKK, die als einzige                                                                     Wechselaktivitäten der Versicherten zwischen den Kranken-
                                                                                                                                             Bandbreite der Zusatzbeiträge weiter erhöhen wird. Für
Mitglieder (Stand: 01.07.2015). Zwei weitere große Kranken-               Krankenkasse auch in 2016 keinen Zusatzbeitrag erhebt, ist                                                                         kassen und den Gesetzesreformen Gründe für zukünftig
                                                                                                                                             2017 wird eine weitere Steigerung der Zusatzbeiträge um
kassen müssen ebenfalls überdurchschnittlich ihre Beiträge                nur für Versicherte in Baden-Württemberg geöffnet.                                                                                 steigende Zusatzbeiträge.
16 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   17

                                                                   WECHSELAKTIVITÄTEN DER
                                                                   VERSICHERTEN INNERHALB
                                                                   DES GKV-SYSTEMS

Aktuell sind nach der Erhöhung der Zusatzbeiträge 2016          Die Anzahl der Mitglieder einer Kasse sowie der Gewinn von       kasse ein sehr gutes Image, was neben den Prämienzah-
auch die Diskussionen über eine Rückkehr zur paritätischen      neuen Mitgliedern ist für die Krankenkassen neben den Morbi-     lungen auch einer der Gründe für den starken Zuwachs in den
Finanzierung wieder neu entfacht. Insbesondere die SPD          ditätsmerkmalen der Versicherten ein wichtiges Element           vergangenen Jahren war. Hier bleibt aber abzuwarten, welche
spricht sich für eine Rückkehr zur einheitlichen Finanzierung   für ihre Wirtschaftlichkeit. In der Marktstudie wurden zum       Auswirkungen der starke Zuwachs in den vergangenen Jahren
von Arbeitgebern und Arbeitnehmern aus.                         einen die Wechselaktivitäten der Mitglieder innerhalb des        auf die zukünftige Kostenentwicklung haben wird.
                                                                GKV-Systems und zum anderen die Systemwechsler (von              Die Versichertenstruktur ist für die Kassen trotz morbidi-
  Die Experten aus der Marktstudie erwarten, dass mittel-       und in die PKV) betrachtet.                                      tätsorientiertem Risikostrukturausgleich immer noch ein
  fristig der festgelegte Einheitsbeitrag von 14,6 % ange-      In den vergangenen Jahren konnten über die Erhebung von          entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit. Gemäß
  hoben wird und ergänzend dazu der Arbeitgeberbeitrag          pauschalen Zusatzbeiträgen durch einige Krankenkassen            AOK Bundesverband sind gesunde Versicherte immer noch
  erhöht wird, um die Versicherten zu entlasten. Eine           verstärkte Wechselaktivitäten festgestellt werden. Die DAK       “gute Risiken“, die Anreize zur Risikoselektion sind jedoch
  komplette Rückkehr zur paritätischen Finanzierung wird        hat bspw. 2012 500.000 Mitglieder wegen eines Zusatz-            gesunken und die Verteilung ist fairer geworden. Von einigen
  sehr kontrovers eingeschätzt. Veränderungen bei den           beitrags in Höhe von 8 Euro pro Monat und Versichertem           Kassen wird eine rasche Reform des Finanzausgleichs gefor-
  Beitragssätzen werden jedoch erst nach der nächsten           verloren. Im Gegenzug haben Krankenkassen Mitglieder             dert, um die Verteilung effizienter und gerechter zu gestalten.
  Bundestagswahl in 2017 erwartet.                              hinzugewonnen, die den Versicherten Prämien oder Divi-           Hintergrund sind Überzahlungen bzw. Unterdeckungen
                                                                denden ausgeschüttet haben.                                      von unterschiedlichen Kassen, die wiederum zu besonders
                                                                Dieser Effekt ist in 2015 aufgrund der einkommensabhän-          günstigen bzw. höheren Zusatzbeiträgen führen können.
                                                                gigen Zusatzbeiträge nicht eingetreten. Diese moderaten          Eine vorgeschlagene Änderung ist z. B. die Berücksichtigung
                                                                Wechselaktivitäten in 2015 sind von den Experten erwartet        regionaler Versorgungs- und Vergütungskriterien, um für
                                                                worden und insbesondere auf zwei Gründe zurückzuführen:          mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen und Überzahlungen
                                                                                                                                 in Regionen mit besonders günstigen Ausgabenstrukturen zu
                                                                   1. Vorsichtige Kalkulation des Zusatzbeitrags der
                                                                                                                                 vermindern.
                                                                      Krankenkassen in 2015 bzw. Orientierung an der
                                                                      Prognose des Schätzerkreises                               Die Wechselaktivitäten der Versicherten werden ein Krite-
                                                                                                                                 rium für die zukünftige Entwicklung der Zusatzbeiträge sowie
                                                                   2. Preisaffine Kunden sind bereits in den Vorjahren
                                                                                                                                 für die Fusionen bei den einzelnen Krankenkassen sein.
                                                                      gewechselt
                                                                                                                                 Eine Studie der IGES prognostiziert für die Wechselaktivi-
                                                                Bei den Versicherten sind hauptsächlich zwei Gründe neben
                                                                                                                                 täten der Versicherten verschiedene Szenarien in Abhängig-
                                                                dem Wechsel aus “Verärgerung über die eigene Kasse“
                                                                                                                                 keit der Höhe und Bandbreite der Zusatzbeiträge.
                                                                entscheidend für die Wechselaktivitäten: Preis und Leistung.
                                                                Leistungsaffine Versicherte können über Leistungen, die
                                                                über den Regelleistungskatalog hinausgehen (z. B. Bonus-           Ab 2016 rechnen die Experten mit deutlich steigenden
                                                                programme, zusätzliche Vorsorgeleistungen, Vermittlungs-           Wechselaktivitäten der Versicherten, da nicht nur die
                                                                services für Arzt-Termine, 24-h-Service-Hotlines) gehalten         Zusatzbeiträge angestiegen, sondern auch die Spann-
                                                                werden. Preisaffine Versicherte konnten bisher über Prämien-       weite der Zusatzbeiträge größer geworden ist. Spielte
                                                                bzw. Dividendenausschüttungen gebunden bzw. geworben               der Zusatzbeitrag bisher eine untergeordnete Rolle
                                                                werden, zukünftig im geringeren Maße über die Höhe des             gegenüber dem Leistungsangebot einer Krankenkasse
                                                                Zusatzbeitrags. Ein zusätzlicher Aspekt ist, dass Versicherte,     seit der Einführung des Gesundheitsfonds in 2009,
                                                                die in einem Programm der Krankenkasse sind (z. B. DMP)            rechnen die Experten damit, dass - auch bedingt durch
                                                                oder Leistungen der Krankenkassen verstärkt in Anspruch            die mediale Begleitung - steigende Wechselaktivitäten
                                                                nehmen, eher selten ihre Krankenkasse wechseln. Auch das           durch die Erhöhung des Zusatzbeitrags in 2016 zu beob-
                                                                Alter der Versicherten spielt eine Rolle bei den Wechsel-          achten sind. Die gestiegenen Zusatzbeiträge führen
                                                                aktivitäten, jüngere Versicherte haben insgesamt eine              zu einem gesteigerten Wettbewerb bei den Kranken-
                                                                stärkere Wechseltendenz als ältere Versicherte. Auch das           kassen. Neben den Leistungs- und Qualitätsaspekten
                                                                Image einer Krankenkasse wird zunehmend in die Wechsel-            wird nun auch der Preis ein Kriterium im Wettbewerb
                                                                überlegungen einbezogen, bspw. hat die Techniker Kranken-          um die Versicherten sein.
18 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                          Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   19

                                                                                                                                      WECHSELAKTIVITÄTEN DER
                                                                                                                                      VERSICHERTEN ZWISCHEN DEN
                                                                                                                                      VERSICHERUNGSSYSTEMEN

                                                                                                                                   Nicht nur die Wechselaktivitäten der Versicherten innerhalb           2011 galt, dass das Bruttojahreseinkommen mindestens
                        Abbildung 8: Szenarien für Mitgliederbewegungen (Quelle: iges; eigene Darstellung BDO)                     des GKV-Systems beeinflussen die Krankenkassen, sondern               drei aufeinanderfolgende Jahre oberhalb der Versicherungs-
                                                                                                                                   auch die Zu- und Abgänge von Versicherten in das System               pflichtgrenze liegen musste, bevor ein Wechsel in die private
                                                                                                                                   der Privaten Krankenversicherungen. Im Gegensatz zu den               Krankenversicherung möglich wurde. Mit der Gesundheits-
                                                                                                                                   gesetzlichen Krankenkassen erfolgt die Beitragsberechnung             reform 2011 wurde die Dreijahresfrist abgeschafft und es
                                                                                                                                   über individuelle Beiträge auf Basis einer Risikoberech-              reicht aus, wenn das Vorjahreseinkommen über der Versiche-
                                                                                                                                   nung. Die Beitragsberechnung in der GKV erfolgt über das              rungspflichtgrenze liegt. Die Rückkehr in die GKV ist für einen
                                                                                                                                   Solidarprinzip mit einer Gleichgewichtung des einzelnen               Privatversicherten grundsätzlich jedoch nur möglich, wenn er
                                                                                                                                   Versicherten. Im Schnitt wechselten in den vergangenen vier           versicherungspflichtig wird (z. B. weil sein Einkommen sinkt)
                                                                                                                                   Jahren ca. 0,3 % der Versicherten jedes Jahr von der GKV in           oder wenn er als beitragsfreies Familienmitglied gesetzlich
                                                                                                                                   eine der 43 PKVen.                                                    mitversichert werden kann.
                                                                                                                                   Festzustellen ist, dass die Anzahl der Eintritte in die PKV trotz
                                                                                                                                   Senkungen der Eintrittshürde leicht zurückgegangen ist. Vor

                                                                                                                                                                   Abbildung 9: Entwicklung der Versicherungspflichtgrenze seit 2005

                                               Tabelle 1: Szenarien für Mitgliederbewegungen (iges)
                                                                                                                                                                                                                                                                    56,25 T€
                  Zusatzbeitrag (ZB)                          Konservatives Szenario                   Aggressives Szenario
                                                                                                                                                                                                                                                      54,90 T€
              1,5 % - 0,3 % über Ø ZB                        2-3 % Mitgliederverlust                   5 % Mitgliederverlust
                                                                                                                                                                                                                                        53,55 T€
                      1,2 % - Ø ZB                            1 % Mitgliederverlust                   2-3 % Mitgliederverlust                                                                                                52,20 T€
              0,9 % - 0,3 % unter Ø ZB                        1 % Mitgliedergewinn                    2 % Mitgliedergewinn                                                                                        50,85 T€
                                                                                                                                                                                            49,95 T€
              0,5 % - 0,7 % unter Ø ZB                        2 % Mitgliedergewinn                    3 % Mitgliedergewinn                                                                             49,50 T€
                                                                                                                                                                       48,15 T€ 48,60 T€
              0,3 % - 0,9 % unter Ø ZB                        5 % Mitgliedergewinn                    8 % Mitgliedergewinn                                  47,70 T€
                                                                                                                                                 47,25 T€
                                                                                                                                    46,80 T€

Unterstützt wird die Studie von einer aktuellen Befragung                  einem Einsparbeitrag von 20 EUR pro Monat (240 EUR im
des WIdO, in dem die meisten GKV-Mitglieder angaben, ab                    Jahr) über einen Wechsel nachzudenken.

                                                                                                                                         05

                                                                                                                                                    06

                                                                                                                                                               07

                                                                                                                                                                          08

                                                                                                                                                                                     09

                                                                                                                                                                                                10

                                                                                                                                                                                                          11

                                                                                                                                                                                                                    12

                                                                                                                                                                                                                                13

                                                                                                                                                                                                                                             14

                                                                                                                                                                                                                                                           15

                                                                                                                                                                                                                                                                        16
                                                                                                                                                                                                        20

                                                                                                                                                                                                                                                        20
                                                                                                                                                                                                                  20

                                                                                                                                                                                                                              20

                                                                                                                                                                                                                                                                      20
                                                                                                                                                                                              20

                                                                                                                                                                                                                                           20
                                                                                                                                                             20
                                                                                                                                       20

                                                                                                                                                                                   20
                                                                                                                                                  20

                                                                                                                                                                        20
                                                                                                                                   In den vergangenen Jahren war neben einem Rückgang                    2014 lag die Anzahl der Versicherten, die in das GKV-System
                                                                                                                                   der Wechsel von Versicherten in die PKV eine gesteigerte              zurückwechselten höher als die Anzahl der Neueintritte in
                                                                                                                                   Rückwechseltendenz in die GKV zu beobachten. Von 2012 bis             die PKV.
20 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                                        Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   21

                                                                                                                                                 KOSTEN- UND PRÄMIENENTWICKLUNG BEI
                                                                                                                                                 DEN PRIVATEN KRANKENVERSICHERUNGEN

                                                                                                                                              In den vergangenen Jahren sind die Kosten für ambulante                tagegeld) und Zahnleistungen (Zahnersatz, Zahnbehand-
                                 Abbildung 10: Wechsel zwischen GKV und PKV in Deutschland (in Tausend)                                       Leistungen (Arztbehandlung, Arzneimittel, Heil- und Hilfs-             lung, Kieferorthopädie) in den privaten Krankenversiche-
                                                                                                                                              mittel, Heilpraktiker, Sonstige), stationäre Leistungen (inkl.         rungen deutlich gestiegen.
                                                                                                                                              Wahlleistung Chefarzt und Unterkunft, Ersatz-Krankenhaus-
                                                                                                              Abgänge zur GKV (in 1000)
                                                                361 362                                       Übertritte zur PKV (in 1000)                                 Tabelle 2: Versicherungsleistungen der PKV 2008 bis 2014 (in Mio. EUR)
                                                                          338                                                                      Versicherungsleistungen PKV nach                                                                         Anstieg 2008 bis 2014
                                                  328 325 325
                                310         316                                                                                                                                                2008           2010          2012             2014
                                                                                298                                                                Leistungsarten (in Mio. EUR)                                                                              absolut             in %
                                                                                                              288
                                      271                                             275 285                                                      Ambulante Leistungen                        8.921,1        9.556,7      10.006,3         10.742,0           1.820,9              20 %
                         247                                                                            245                                        Stationäre Leistungen                       5.838,5        6.425,8         6.741,1          7.084,9         1.246,4              21 %
       226                                                                                        234               228 232
                   217                                                                                                                             Zahnleistungen                              2.902,1        3.214,4       3.649,7            3.935,9         1.033,8              36 %
                                      186                                                                                                          Krankentagegeld                              744,5           840,2          874,3              874,5          130,0              17 %
             170                                                                                                              160 163
                                                                                                                                        151        Krankenhaustagegeld                           512,4          504,3         495,4               487,2           -25,2             -5 %
       130                                                                                                                                         Pflegezusatzversicherung                       24,2           35,4           54,0              83,4             59,2           245 %
             152                            144
                                                  155 149 149 148                     154         155 151 147 153 158 162 124 117
                                                                                            144                                                    Sonstige Leistungen                           58,3            50,5           77,9               78,1            19,8             34 %
                                                                    130 130 131
                   109          112                                                                                                                Besondere Versicherungsformen                550,2           589,4         609,0               624,3             74,1            13 %
                           98
                                                                                                                                                   Gesamt                                   19.551,3          21.216,7     22.507,7         23.910,3           4.359,0              22 %
      70
      75
      80
      85
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      97
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                                                                                                                                              dabei überproportional um 8 % an.                                      zeigt sich eine überproportionale Steigerung der Leistungs-
In der PKV-Vollversicherung haben verschiedene Effekte                                                                                        Vergleicht man die Entwicklung der Leistungsausgaben der               ausgaben im ambulanten Bereich, die auch durch den Wegfall
dazu geführt, dass das Neugeschäft in der PKV in den Jahren                     BDO hat die Experten zum zukünftigen Wechselver-                                                                                     der Praxisgebühr (Ausgabenreduzierung von 2004 bis 2012)
                                                                                                                                              PKV mit der Entwicklung der Leistungsausgaben der GKV
2012 bis 2014 rückläufig war:                                                   halten in das PKV-System befragt. Sie gehen davon                                                                                    beeinflusst ist.
                                                                                                                                              zeigt sich, dass die Leistungsausgaben in der GKV um 28 %
                                                                                aus, dass die Wechseltendenzen von der GKV in das
    yy Steigende Entwicklung der Versicherungspflichtgrenze
                                                                                PKV-System eher weiterhin rückläufige bzw. stagnie-
    yy Steigende Anzahl sozialversicherungspflichtig                                                                                                            Tabelle 3: Vergleich Entwicklung PKV zu GKV-Leistungsausgaben 2008 bis 2014 (in Mio. EUR)
                                                                                rende Tendenzen zeigen werden, bedingt durch stei-
       Beschäftigter aufgrund der guten Lage am                                 gende Prämien, Unisextarife und den “schlechten Ruf“                                                    Ambulante                Stationäre                                      Leistungsausgaben
       Arbeitsmarkt (mehr Beschäftigte in einem sozial-                         der PKVen. Insgesamt ist der Wechsel zwischen den                  Vergleich Entwicklung PKV                                                            Zahnleistungen
                                                                                                                                                                                        Leistungen               Leistungen                                            gesamt
       versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis                        Systemen stark davon beeinflusst, in welcher familiären            zu GKV-Leistungsausgaben
       gegenüber den Vorjahren)                                                 Situation sich der jeweilige Versicherte befindet bzw.             2008-2014 (in. Mio. EUR)           PKV        GKV*          PKV        GKV            PKV         GKV           PKV            GKV
    yy Abkehr der PKV-Branche von den sogenannten                               welche Vorerkrankungen oder welchen Morbiditäts-                   2008                              8.921,1    67.950,0      5.838,5    52.140,0       2.902,1    10.930,0      19.551,3      150.900,0
       “Billigtarifen“                                                          status dieser aufweist. Der Trend der Rückwechsel bei
                                                                                                                                                   2010                              9.556,7    72.420,0      6.425,8    58.130,0       3.214,4     11.420,0     21.216,7     164.960,0
Als Ergebnis dieser Effekte ist die Anzahl der Personen mit                     vorhandener Möglichkeit in das GKV-System wird nach
                                                                                                                                                   2012                            10.006,3     73.640,0       6.741,1   61.660,0       3.649,7     11.750,0     22.507,7      173.150,0
einer Krankheitsvollversicherung in der PKV zum Jahresende                      Einschätzung der Experten bedingt durch die weiterhin
                                                                                                                                                   2014                             10.742,0 85.050,0          7.084,9   67.860,0       3.935,9    13.030,0     23.910,3       193.630,0
2014 auf 8,83 Millionen Personen gesunken. Auch in 2015                         gute Lage am Arbeitsmarkt sowie die steigende Versi-
                                                                                                                                                   Steigerung 2008-2010                7,1 %       6,6 %       10,1 %      11,5 %       10,8 %        4,5 %         8,5 %           9,3 %
ist die Anzahl der Versicherten im vierten Jahr hintereinander                  cherungspflichtgrenze verstärkt zunehmen.
                                                                                                                                                   Steigerung 2010-2012               4,7 %           1,7 %     4,9 %       6,1 %       13,5 %        2,9 %         6,1 %           5,0 %
gesunken auf rund 8,79 Millionen versicherte Personen.
                                                                                                                                                   Steigerung 2012-2014                7,4 %      15,5 %         5,1 %     10,1 %         7,8 %      10,9 %         6,2 %          11,8 %
Der Beihilfemarkt hingegen ist seit Jahren stabil und wird                                                                                         Steigerung 2008-2014              20,4 %       25,2 %       21,3 %     30,1 %        35,6 %       19,2 %       22,3 %          28,3 %
sich in den nächsten Jahren gemäß Expertenmeinung auch
so fortsetzen.                                                                                                                                *Kosten für Ärztliche Behandlung, Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel, Soziale Dienste, Prävention, Selbsthilfe, Früherkennungsmaß-
                                                                                                                                              nahmen, Schwangerschaft / Mutterschaft
22 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                              Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen 23   Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen 23

Die geringeren Leistungssteigerungen in der PKV gegenüber                    Im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenkassen sind jedoch
der GKV führen jedoch nicht zu geringeren Beitragsstei-                      in den privaten Krankenversicherungen Leistungskürzungen            Die Experten gehen allerdings von Veränderungen bei
gerungen, denn auch die PKV-Beiträge steigen seit Jahren                     ausgeschlossen.                                                     den PKVen aus, um die Attraktivität der privaten Kran-
überproportional an. Im Durchschnitt sind die Beiträge der                                                                                       kenversicherung zu steigern - beispielsweise durch eine
                                                                             Ein weiterer Grund für die deutlichen Preisanpassungen im           stärkere Betonung der Leistungsseite. Auch hier wird
Versicherten von 2000 bis 2016 um durchschnittlich 3,7 %                     vergangenen Jahr stellt die aktuelle Niedrigzinsphase dar.
angestiegen. In 2016 haben sich die Beiträge sogar um 4,1 %                                                                                      das Ausgabenniveau insgesamt durch die demografi-
                                                                             Die Alterungsrückstellungen, die von den Versicherten zur           sche Entwicklung weiter ansteigen.
erhöht.                                                                      Vermeidung zukünftiger Prämiensteigerungen mit einem Teil
Gründe für die Steigerungen der Prämien in den letzten                       der Beiträge bezahlt werden, werden geringer als aktuariell         Fusionen wie bei den GKVen sind jedoch in der PKV-
Jahren waren insbesondere:                                                   kalkuliert verzinst. Entsprechend müssen die Versicherten           Branche nicht zu erwarten, da die Abrechnungs-
                                                                             erhöhte Beiträge zahlen, um auf dem gleichen Niveau                 verbände getrennt zu führen sind und Tarife nicht ohne
    yy Steigende Gesundheitskosten durch z. B. neue
                                                                             Rückstellungen zu bilden und steigende Beiträge im Alter            weiteres zusammengeführt werden können.
       OP-Verfahren, moderne Geräte, neue
       Untersuchungsmethoden und neue Medikamente                            abfedern zu können. Gemäß Expertenmeinung führt eine
                                                                             Zinssenkung von 0,1 Prozentpunkten zu einer Beitrags-             Chancen wie auch Risiken für die PKVen ergeben sich aus der
       sowie bessere Diagnosen und Therapien
                                                                             erhöhung von 1-1,5 %.                                             Zinsentwicklung für die Altersrückstellungen, die den Kosten-
    yy Steigende Lebenserwartung
                                                                                                                                               anstieg in späteren Jahren bremsen sollen. Der Rechnungszins
    yy Zunahme von Volkskrankheiten                                          Eine wichtige Rolle für die Stabilität der Versicherung und die
                                                                                                                                               für die PKV-Versicherten wurde in den vergangenen Jahren
                                                                             Beitragsanpassungen in der PKV stellt auch der Anteil der
Die PKV ist gesetzlich verpflichtet, jährlich die tatsächli-                                                                                   mit 3,5 % kalkuliert. In 2013 mussten die Prämien für die
                                                                             Abschluss- und Verwaltungsaufwendungen gemessen an den
chen Ausgaben mit den kalkulierten zu vergleichen. Bei einer                                                                                   Versicherten infolge gestiegener Leistungsausgaben und der
                                                                             Beitragseinnahmen (Verwaltungskostenquote) dar. Fällt die
Abweichung um mehr als 10 % müssen die Rechnungsgrund-                                                                                         schwierigen Kapitalmarktsituation aufgrund des anhaltend
                                                                             Verwaltungskostenquote niedrig aus, wird ein hoher Anteil
lagen überprüfet werden und bei Bestätigung der Abweichung                                                                                     niedrigen Zinsniveaus deutlich erhöht werden. Im Neukun-
                                                                             der Beiträge angelegt und kommt dem Kunden zugute. In den
die Beiträge angepasst werden. Kontrolliert werden die Versi-                                                                                  dengeschäft liegt den Tarifen entsprechend der Empfehlung
                                                                             vergangenen Jahren ist diese Quote im Zuge der gesetzlich
cherungsunternehmen von unabhängigen Treuhändern und                                                                                           der Aktuarvereinigung ein Rechnungszins von 2,5 bzw. 2,75 %
                                                                             vorgeschriebenen Provisionsdeckelung deutlich gesunken.
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin),                                                                                   zugrunde, um die Prämienentwicklung für die Versicherten
um die Richtigkeit der Prämienkalkulation sicherzustellen.                                                                                     aufgrund der Zinssituation zu entlasten.
                                                                                                                                               Eine Abschaffung des PKV-Systems hin zu einer Bürgerver-
                                         Tabelle 4: Entwicklung Abschluss-/Verwaltungsaufwendungen
                                                                                                                                               sicherung, wie von einigen Politikern und Branchenexperten
                                                           PKV - Anteil Verwaltungs- und                         GKV - Anteil Netto-           gefordert, wird jedoch von den befragten Experten kurz- bis
                                                       Abschlussaufwendungen an Einnahmen                       verwaltungskosten an           mittelfristig nicht erwartet. Eine Abschaffung der Koexis-
                                        Abschluss-                Verwaltungs-            Aufwendungen           Einnahmen gesamt
                                                                                                                                               tenz von GKV und PKV wird in den nächsten fünf Jahren als
                                      aufwendungen               aufwendungen                gesamt
                                                                                                                                               unwahrscheinlich erachtet. Inwieweit sich aus der volatilen
               2007                         8,1 %                    2,7 %                    10,8 %                    5,3 %                  Kapitalmarktsituation negative Auswirkungen für private
              2008                          8,3 %                    2,6 %                    10,9 %                    5,1 %                  Krankenversicherer ergeben, bleibt abzuwarten.
              2009                          8,5 %                    2,6 %                    11,1 %                    5,2 %
               2010                        8,0 %                     2,5 %                    10,5 %                    5,4 %
               2011                        8,0 %                     2,4 %                    10,4 %                    5,1 %
               2012                         7,3 %                    2,5 %                    9,8 %                     5,1 %
               2013                         6,7 %                    2,3 %                    9,0 %                     5,1 %
               2014                        6,4 %                     2,4 %                    8,8 %                     4,9 %
24 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                        Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen 25

    FINANZRESERVEN UND
    LEISTUNGSAUSGABENENTWICKLUNG
    IN DER GKV

Die Finanzreserven der gesetzlichen Krankenkassen sind bis               Die Rücklagen der Krankenkassen sowie die aktuelle              Die Bedingungen für die Krankenkassen werden sich durch         Ein weiterer Bereich, der stark von der demografischen
Ende 2015 um rund eine Mrd. EUR auf gut 14,5 Mrd. EUR                    wirtschaftliche Lage einzelner Marktteilnehmer stellen sich     den demografischen Wandel in der Bevölkerung in den             Entwicklung abhängt, ist der Bereich der Pflege bzw. häusli-
abgeschmolzen. 2013 lagen die Reserven noch bei 16,4 Mrd.                differenziert dar. Während die DAK ein Minus von rd. 300 Mio.   nächsten Jahren (Jahrzehnten) ändern und den Wettbe-            chen Krankenpflege. Hier sind sich die Experten einig, dass
EUR. Die Ursache liegt bei den schneller als die Einnahmen               EUR ausweist und auch die Lage bei vielen Betriebskranken-      werbsdruck verschärfen. Auch die Reformen der großen            es ebenfalls zu einem überdurchschnittlichen Leistungsaus-
steigenden Ausgaben. Hinzu kommen die Reformen der                       kassen und einigen AOKen herausfordernd ist, zeigt sich bei     Koalition, wie z. B. das Krankenhausstrukturgesetz, das Ver-    gabenanstieg kommen wird.
großen Koalition, die die Kosten zusätzlich treiben. Auch                anderen Krankenkassen, wie z. B. der Techniker Krankenkasse,    sorgungsstärkungsgesetz, das Hospiz- und Palliativgesetz
die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB)                der Barmer GEK und bei den AOKen in Sachsen/Thüringen           und das Präventionsgesetz führen zu Mehrleistungsausgaben
                                                                                                                                                                                                           Bis 2040 wird von Experten ein Anstieg zwischen 1,4
belastet die Krankenkassen. Im Jahr 2015 musste der                      sowie in Sachsen-Anhalt, eine stabilere wirtschaftliche Lage.   in den nächsten Jahren.
                                                                                                                                                                                                           % und 2,8 % p.a. der realen Gesundheitsausgaben pro
Gesundheitsfonds erstmalig Strafzinsen für die kontofüh-                 In den Industrieländern steigen die Gesundheitsausgaben         Betrachtet man die Leistungsausgaben je Versichertem,             Versichertem erwartet (inflationsbereinigt). Durch die
renden Banken in Höhe von 1,8 Mio. EUR zahlen. Gemessen                  stetig und entwickeln sich zu einem der größten Kosten-         zeigen sich in den letzten zehn Jahren kontinuierliche Stei-      Steigerung der Leistungsausgaben werden weitere regu-
an dem Gesamtvolumen des Fonds in Höhe von 200 Mrd.                      blöcke der öffentlichen Haushalte. Diese Entwicklung wird       gerungen um ca. 4,5 % pro Jahr. Die Entwicklung hat sich          lierende Eingriffe in den Markt vorhergesehen.
Euro ist dieser Betrag zwar als eher gering anzusehen, kann              durch den medizinischen Fortschritt beschleunigt und der        im vergangenen Jahr gegenüber den Vorjahren jedoch leicht
die Krankenkassen jedoch bei Erhöhung des Negativzinses                                                                                                                                                    Die Einflüsse der zukünftig weiter steigenden Leistungs-
                                                                         demografische Wandel treibt die Kosten weiter nach oben.        abgeflacht. Die Kosten der Krankenhausbehandlung machen
durch die EZB weiter belasten.                                                                                                                                                                             ausgaben auf den gesetzlich vorgegebenen Leistungska-
                                                                                                                                         dabei gut 1/3 der gesamten Ausgaben der gesetzlichen
                                                                                                                                                                                                           talog werden von den Experten differenziert betrachtet.
                                                                                                                                         Krankenversicherung aus, danach kommen Ausgaben für
                                     Abbildung 11: Leistungsausgaben 2005 bis 2015 in EUR je Versichertem                                                                                                  In den nächsten 5 bis 10 Jahren werden vorerst keine Ein-
                                                                                                                                         Arzneimittel, Ärztliche Behandlung und sonstige Leistungs-
                                                                                                                                                                                                           schnitte und Erweiterungen erwartet, in den nächsten
                                                       6,6 %                                                              CAGR           ausgaben. Zu den sonstigen Leistungsausgaben zählen bspw.
                                                                                             5,3 %     5,3 %              2005-2015                                                                        10 bis 20 Jahren hingegen wird es Einschnitte aufgrund
                             4,3 %        4,6 %                                                                                          Krankengeld, Fahrtkosten, Vorsorge- und Rehabilitationsleis-
                                                                                                                  3,8%                                                                                     der demografischen Entwicklung geben müssen.
               3,0 %                                           3,2 %                                                                     tungen.
 2,5 %                                                                  2,5 %     2,5 %
                                                                                                                                                                                                           Einige Experten erwarten jedoch, dass die Krankenkasse
                                                                                                                  2.857      3,3 %       In der Marktstudie wurden die Experten u.a. befragt, wie sich
                                                                                                                                                                                                           teilweise ihre individuellen Satzungsleistungen kürzen
                                                                                                       2.755                             die Leistungsausgaben in den nächsten Jahren entwickeln
                                                                                            2.616                                                                                                          bzw. Programme einstellen werden. Der Unterschied
                                                                                                                   491       4,7 %       und welche Auswirkungen dies auf den gesetzlich reglemen-
                                                                        2.423      2.484                467                                                                                                bei den Satzungsleistungen zwischen den Kranken-
                                                               2.363                                                                     tierten Leistungskatalog der Krankenkassen haben wird.
                                                       2.291                                  463                                                                                                          kassen hinsichtlich Höhe, Service und Qualität wird in
                                           2.149                         422        442                            193       2,6 %       In den Augen der Experten sind insbesondere der medizi-           den nächsten Jahren deutlich größer werden. Damit
                             2.054                             395                                       187
                1.970                                   385                                   173                                        nisch-technische Fortschritt und die demografische Entwick-       wird auch die Wechselbereitschaft der Versicherten
   1.913                                    355                                     164
                               331                              152       160                           475        493       3,5 %       lung der Bevölkerung die entscheidenden Treiber bei den           zunehmen.
                 306                                    147                                   431
   296                                      140                                                                                          Leistungsausgaben. Es wird von den Experten insgesamt ein
                              134                              432        416       419
    126          128                                    429                                              185       190        1,0 %      Anstieg der Leistungsausgaben erwartet, der sich jedoch
                              385          404                                                181
   350           356                                                      167       169                                                  in den einzelnen Segmenten unterscheidet. Während im
                                                        160    164
                                                                                                        476        494       3,4 %       ärztlichen und Krankenhausbereich sowie Arzneimittelbe-
                               152          156                                               450
    141          147                                                      397       405                                                  reich überproportionale Anstiege erwartet werden, sehen
                                                        377    388
    311          322          335           351                                                                                          die Experten im zahnärztlichen Bereich eher geringe Steige-
                                                                                                                                         rungsraten, bedingt durch die regulierenden Eingriffe. Auch
                                                                                                                                         die innerhalb des Präventionsgesetzes geforderten Mehrauf-
   688           709           717          742         794    833        861       885       919       965        995       3,6 %       wendungen, die nicht durch den Morbi-RSA gespeist werden,
                                                                                                                                         führen zu gesteigerten Leistungsausgaben bei den Kranken-
                                                                                                                                         kassen.
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                                                                                               13

                                                                                                            14

                                                                                                                    15
                                                                        20

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                                                                                                                  20
                                                                                             20
                                                               20

                                                                                                       20
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                                           20

     Krankenhausbehandlung                                          Ärztliche Behandlung
     Zahnärztliche Behandlung insgesamt                             Arzneimittel
     Heil- und Hilfsmittel                                          Sonstige Aufwendungen
     Vergleich zum Vorjahr
26 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                             Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   27   Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen   27

    ENTWICKLUNG ARZNEIMITTELMARKT

Für die Ausgabendynamik gibt es im Arzneimittelmarkt                       durch die AMNOG-Regelungen (frühe Nutzenbewertung)                 Die Kosten für die neuen Arzneimittel, die in den ersten
zwei Faktoren: die gesetzliche Absenkung des Hersteller-                   sowie Erstattungspreisverhandlungen.                               zwölf Monaten nach Markteinführung und vor Abschluss
abschlags von 16 auf sieben Prozent und eine starke Verteu-                Die Ausgabenzuwächse für die Arzneimittel haben sich trotz         der frühen Nutzenbewertung für neue Arzneimittel verlangt
erung der Therapie mit patentgeschützten Arzneimitteln                     der hohen Ausgaben für patentgeschützte Medikamente in             werden können, führen aus Sicht der Kassen zu den gestei-
(Hochpreispolitik). Arzneimittel wie die neuen Hepatitis-                  2015 gegenüber dem Vorjahr abgeflacht. Sind die Ausgaben           gerten Ausgaben im Arzneimittelbereich. Viele Kranken-
C-Präparate, MS-Präparate oder moderne Krebsmittel                         in 2014 noch um 9,4 % je Versichertem angestiegen (auch            kassen fordern daher, die im Zuge der frühen Nutzenbewer-
treiben die Ausgabenentwicklung voran. Es gibt allerdings                  bedingt durch den Rückgang des Herstellerrabatts), sind die        tung ausgehandelten Erstattungsbeträge auch rückwirkend
auch wirksame Kostenbremsen: Rabatterlöse im Generika-                     Ausgaben in 2015 nur um 3,9 % angewachsen.                         für das erste Jahr geltend zu machen. Der GKV-Spitzen-
bereich, im Bereich der patentgeschützten Arzneimittel                                                                                        verband fordert z. B. den ausgehandelten Erstattungspreis
                                                                                                                                              rückwirkend bis zum Tag des Markteintritts gelten zu lassen.
                                    Abbildung 12: Entwicklungen im GKV-Fertigarzneimittelmarkt bis 2014
                                                                                                                                              Die Techniker Krankenkasse plädiert für die freie Preisbildung
                                                                                                                                              für die Dauer des sechsmonatigen Nutzenbewertungsver-
                                                                                                                                              fahrens und die einmonatige Opt-out-Frist. Der Effekt dieser
             Umsatz (in Mrd. €)                                                                                                    6,7 %
                                                                                                                                              Einsparungen wurde im AMNOG-Report berechnet: Eine
             Nettokosten (in Mrd. €)                                                                                         3,6 %
                                                                                                                        2,4 %                 Hochrechnung aus Abrechnungsdaten der DAK Gesundheit
             Verschreibungen (in Mio.)                                                                      4,2 % 0,0 %
                                                                                                       6,7 %                      10,3 %      kommt auf ein GKV-weites Einsparpotenzial von 365 bis 380
                                                                                               5,5 %                                          Millionen Euro im Jahr, was einem Drittel Prozentpunkt beim
                                                                                       6,8 %                                      4,1 %       Beitrag entsprechen würde. Für die DAK hätte dies im Jahr
                                                                   6,2 %                                      3,4 %       2,7 %
                                                                            8,3 % 0,9 %                  7,3 %     -3,3 %                     2014 einem Einsparpotenzial von 20 Mio. EUR bzw. 0,5 %
                                                           6,6 %
                                                  10,4 %              -10,0 %                    6,1 %                                        der Gesamtausgaben zur Folge.
                                                                                         6,0 %
                                        2,7 % 2,7 %            -0,9 %       15,2 % -0,9 %                                                     Im Sommer steht voraussichtlich eine AMNOG-Novelle an,
                4,7 %-1,7 % 5,2 %
           7,0 %                                                       -9,5 %                                                                 bei der die Krankenkassen über eine Verkürzung der Frist von
                                                                                                                                              zwölf Monaten diskutieren wollen.
          6,3 %
                  -3,5 %
                                                                                                                                                Unabhängig von der ggf. anstehenden AMNOG-Novelle
                                                                                                                                                wird jedoch von den Experten erwartet, dass auch in
                        -11,3 %
                               -3,1 %                                                                                                           den nächsten Jahren die Steigerungen im Arzneimittel-
                                     -3,0 %
                                          -4,3 %1,5 % 0,1 % -1,6 %                                                                              bereich überdurchschnittlich sein werden. Insbesondere
                                                                                                                                                Kosten- und Mengensteigerungen bei individualisierten
                                                                                                                                      0,9 %
                                                                                                   3,0 % 0,0 %-0,2 %1,3 % 1,9 %                 Medikamenten/Therapien und Krebsmedikamenten
                                                                             3,7 %      3,5 % 2,4 %
                                                                     -23,9 %      -2,9 %                                                        werden gemäß Expertenmeinung Preistreiber sein.
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28 Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen                                                                                                                                                                  Zukunftsaussichten der Gesetzlichen Krankenkassen 29

    ENTWICKLUNG
    KRANKENHAUSBEREICH

Im Krankenhausbereich sind insbesondere steigende Patien-       Seitens des statistischen Bundesamtes wird konstatiert: „Für        Seit dem 1. Januar 2016 ist das Gesetz zur Reform der             yy Sollten Tarifabschlüsse Kosten verursachen, die die
tenzahlen und neue Behandlungsmöglichkeiten für Patienten       die Krankenhausplanung bedeutet dies, dass Änderungen               Strukturen der Krankenhausversorgung (Krankenhaus-                   Obergrenze für Preiszuwächse im Krankenhausbereich
für die Ausgabenanstiege verantwortlich. Die Zahl der stati-    im künftigen Bedarf an Einrichtungen und medizinischem              strukturgesetz – KHSG) in Kraft. Das Gesetz zielt darauf ab,         überschreiten, soll der Überschreitungsbetrag hälftig
onären Fälle nahm von 2005 bis 2014 von 16,5 auf 19,1 Mio.      Personal absehbar sind. Die Auswirkungen werden sich                die Qualität der Krankenhausversorgung zu stärken und die            durch die Krankenkassen ausgeglichen werden.
zu. Die stationäre Gesundheitsversorgung in Deutschland         aber vermutlich nicht nur auf den Krankenhausbereich                Finanzierungsmöglichkeiten der Krankenhäuser zu verbes-           yy Einrichtung von Strukturfonds (hälftig aus Mitteln des
wird auch zukünftig mit der Entwicklung steigender Patien-      beschränken. Hier sei auch der Bereich der notärztlichen            sern. Kernpunkte des Gesetzes sind:                                  Gesundheitsfonds)
tenzahlen konfrontiert werden. Durch eine höhere Morbi-         Versorgung genannt, der vor allem bei Herz-/Kreislaufer-               yy Fixkostendegressionsabschlag: Einführung verän-          Bleibende Herausforderung ist die Heterogenität der
dität in der Bevölkerung verbunden mit der demografischen       krankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall etc. eine wichtige               derter Regelungen bei vereinbarten Mehrleistungen        Versorgung. So wird die Gesundheitsversorgung im
Entwicklung wird der Fallzahlanstieg insgesamt begründet.       Rolle spielt“ (Statistische Ämter des Bundes und der Länder,              (diese werden aktuell mit einem Abschlag von             ländlichen Raum entscheidend sein, da bedingt durch
Aber auch gesetzliche Neuregelungen haben erheblichen           2010).                                                                    25 % vergütet, der bei erneuter Vereinbarung der         demografiebedingte Rückgänge der Bevölkerung, zuneh-
Einfluss auf die Kostenentwicklung im Krankenhausbereich.                                                                                 Leistungen drei Jahre lang besteht), die stärker die     mende Fallzahlverluste durch Ambulantisierung, fehlende
                                                                                                                                          Krankenhäuser mit Mengensteigerungen und nicht           Spezialisierung und dem zunehmendem Fachkräftemangel
      Abbildung 13: Veränderung der Krankenhausfälle in den Bundesländern 2030 zu 2008 nach Status-Quo-Szenario in %
                                                                                                                                          mehr über die Einbezugnahme in die Berechnung            die Versorgung nur noch schwierig sicherzustellen ist.
                                                                                                                                          des Basisfallwertes auch Krankenhäuser ohne              Anbieter in Ballungsräumen sehen sich hingegen insbeson-
                  Baden-Württemberg                                                                     13,4
                                                                                                                                          Mengenausweitung in den Folgejahren betreffen. Die       dere dem steigenden Konkurrenzdruck sowie einer zuneh-
                                   Bayern                                                                 14,0                  9         Dauer des Fixkostendegressionsabschlags beträgt drei     menden ungleichen Verteilung in der ärztlichen Versorgung
                                     Berlin                                                                14,1                           Jahre. Daneben wird fixiert, für welche Leistungen der   ausgesetzt. Kritisch stellt sich die Lage insbesondere in
                                                                                                                                          Abschlag nicht oder nur hälftig gilt.                    ländlichen Regionen dar, wo ungünstige, sich wechselseitig
                            Brandenburg                                                        9,7
                                                                                                                        21             yy Mengenorientierte Bewertungsrelationen: Berück-          verstärkende Faktoren, wie ein bereits vorhandener niedriger
                                  Bremen                                3,7
                                                                                                                                          sichtigung von Skaleneffekten bei der Mengenaus-         ärztlicher Versorgungsgrad, eine ungünstige demografi-
                                Hamburg                                                                  13,5                             weitung durch Krankenhäuser.                             sche Entwicklung der Bevölkerung oder ein im Vergleich
                                                                                                                       26
                                   Hessen                                                      9,7                                     yy Auf stationäre Krankenhausleistungen von Akut-           hoher Altersanteil bei den Ärztinnen und Ärzten, zusammen
                                                                                                                                          kliniken sowie psychiatrischen Häusern, soweit           kommen.
          Mecklenburg-Vorpommern                                  2,3
                                                                                                                               11
                                                                                                                                          die Kosten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz          Die rein leistungsabhängige Vergütung kann die
                          Niedersachsen                                          6,6
                                                                                                                                          getragen werden, finden zur Entlastung der               Vorhaltekosten bei der notwendigen Rund-um-die-Uhr-
                 Nordrhein-Westfalen                                           6,0                                                        Krankenhäuser der Mehrerlösausgleich sowie der           Versorgung für das typische “kleine Landkrankenhaus“ nicht
                        Rheinland-Pfalz                                                7,5                                                Mehrleistungsabschlag keine Anwendung.                   decken. Der bisher gültige Anspruch auf eine wohnortnahe
                                                                0,3                                                                    yy Qualitätsorientierte Vergütung: Mindestmengen bei        Versorgung wurde im Koalitionsvertrag 2013 bereits durch
                                 Saarland
                                                                                                                                          planbaren Leistungen eines definierten Kataloges, bei    “gute Erreichbarkeit“ ersetzt und wird in 2015 als zumutbar
                                  Sachsen               -1,3
                                                                                                                                          denen die Behandlungsqualität von der Menge der          tituliert. Entsprechend wird sich die Krankenhauslandschaft
                        Sachsen-Anhalt           -7,3                                                                                     erbrachten Leistungen abhängt.                           in ländlichen und strukturschwachen Gebieten in den
                                                                                         8,3                                           yy Zweitmeinung: Geplante Verpflichtung bei Eingriffen,     nächsten Jahren grundlegend ändern. Fusionen verbunden
                    Schleswig-Holstein
                                                                                                                                          die der Mengensteuerung unterliegen.                     mit Standortschließungen werden zunehmen. Innovative
                               Thüringen                 -2,6
                                                                                                                                                                                                   Projekte zur Sicherstellung der Versorgung werden gesetz-
                                                                                                                                       yy Der Versorgungszuschlag wird ab 2017 durch einen
                            Deutschland                                                 8,0                                                                                                        geberisch gefördert und sind ein Lösungsansatz.
                                                                                                                                          Pflegezuschlag ersetzt (500 Mio. EUR p.a.).
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