Medienmitteilung - Fructus.ch
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THEMA MIT SPERRFRIST FÜR DIE MEDIEN BIS FREITAG, 12. März 2021, 24.00 UHR Medienmitteilung FRUCTUS ernennt den Usterapfel zur 14. Schweizer Obstsorte des Jahres Samstag, 13. März 2021 Kontakt: Schweizer Obstsorte des Jahres und FRUCTUS: Franziska Oertli, Projektleiterin, 079 793 94 46, franziska.oertli@fructus.ch Experten und Expertinnen für telefonische Auskünfte am 11. März, siehe Seite 3 Schweizer Obstsorte des Jahres 2021: Der Usterapfel FRUCTUS, die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, ernennt mit dem Usterapfel die bekannteste Sorte aus der Gruppe der Süssäpfel zur Schweizer Obstsorte des Jahres 2021. Als S ss pfel werden Sorten bezeichnet, die besonders reich an Zucker und gleichzeitig säurearm sind. Als Tafeläpfel entsprechen sie nicht den heutigen Anforderungen an ein ausgewogenes Zucker-Säure-Verhältnis und sind deshalb weitgehend in Vergessenheit geraten. Selbst in seiner Ursprungsregion um Uster sind die meisten der mächtigen Usterapfelbäume verschwunden. Der einst so beliebte Usterapfel ist jedoch viel mehr als eine geballte Ladung Fruchtzucker. Äusserlich ist er gut zu erkennen an den kleinen, länglichen und leicht unregelmässig geformten Früchten mit hellgelber Schale. Mit seinen besonderen Aromen lässt er sich vielfältig verarbeiten und passt damit bestens in den aktuellen Ernährungstrend, bei dem die Entdeckung traditioneller Produkte und vergessener Geschmäcker eine grosse Rolle spielt. Ein bis zwei Süssapfelbäume für die Selbstversorgung Seit Urzeiten lieben Menschen süsse Nahrungsmittel. Bevor der industriell hergestellte Zucker billig zu kaufen war und in den Küchen Einzug hielt, standen deshalb in fast jedem Obstgarten ein bis zwei Bäume mit Süssäpfeln. Diese Zuckerbomben unter den Äpfeln lieferten süsse Beilagen, süss- aromatische Trockenfr chte und klebrigen Zuckerersatz in Form von Apfeldicksaft, in der französischen Schweiz vin cuit genannt. Es gab unzählige lokale Süssapfelsorten und manche Region hatte ihren eigenen Lieblings-Süssapfel. Der Usterapfel jedoch war so beliebt, dass er in fast allen Regionen der Schweiz angepflanzt wurde. Er ist nicht nur sehr süss, sondern auch von einem besonderen Aroma. Zwei Legenden, keine Belege Obstsortenexperte Göpf Mülli aus Uster hat sich intensiv mit dem Usterapfels und seiner Geschichte befasst. Zur Herkunft kursieren zwei Legenden, die besagen, dass Heimkehrer aus fremden, militärischen Diensten um 1750 Zweige des Usterapfels nach Uster gebracht und hier auf einen Apfelbaum gepfropft haben sollen. Trotz seinen Nachforschungen konnte Mülli weder einen Beleg dafür finden, dass der Sohn einer Familie Manz aus Nänikon die Zweige aus Frankreich mitgebracht Vereinigung FRUCTUS / www.fructus.ch / info@fructus.ch 1
hat noch, dass es ein Oberst Blatter aus dem Schloss Uster war, der die Reiser in den Niederlanden geschnitten und mitgenommen hat. Allerdings stellte sich heraus, dass es auf dem Schloss Uster keinen Oberst Blatter gab, jedoch einen Oberst Schlatter. Beide Namen sind in zwei Synonymen für den Usterapfel enthalten: Blatterapfel und Schlatterapfel. Die Konfusion ist also komplett und die Herkunft des Usterapfels bleibt weiterhin im Dunkeln. Woher der Apfel auch stammt, die Begeisterung für diese Sorte war vor 250 Jahren so gross, dass sie sich rasch verbreitete. Usterapfelbäume standen bis vor 50 Jahren in den Obstgärten vom süddeutschen Raum bis ins Welschland. Wie bei allen verbreiteten Sorten entstand bald eine Fülle von Lokalnamen wie Citronenapfel, Chridebüchsler, Ankebälleli, Museau de mouton, Pomme citron und andere. Der mit der Vanillenote Seine Beliebtheit verdankte der Usterapfel bestimmt auch seinem hohen Zuckergehalt. Der grösste Unterschied zu anderen Süssapfelsorten ist jedoch sein Aroma mit einer leichten Vanillenote. Dieses bleibt den Menschen, die als Kinder Usteräpfel gegessen haben, oft ein Leben lang im kulinarischen Gedächtnis. Als Tafelapfel löst die Sorte heute selten Begeisterung aus, dafür fehlt ihr die Säure. Aber sorgfältig verarbeitet entfalten reife Usteräpfel ein ganzes Universum an Aromen, die an eine holzgetäfelte Stube, Kachelofenwärme und den Duft von Weihnachtsgewürz erinnern. Wird ein getrockneter Usterapfelschnitz lange gekaut, entfaltet sich im Mund eine wohlige Welle von Süsse und Geschmack. Sterilisiert in einem Sud mit etwas Karamell und Zitronenschale sind Usteräpfel ein allzeit bereites und feines Dessert. Beim Kochen zerfallen sie nicht und passen in Schnitzen gegart als Beilage zu kräftigen Gerichten. In der Mischung mit sauren oder geschmacklich neutralen Äpfeln sind Usteräpfel zuverlässige Verbesserer. Sie verleihen dem Apfelsaft oder Mus ein feines Aroma und die nötige Süsse. Entweder viele Usteräpfel oder fast keine Ein typisches Sortenmerkmal des Usterapfels sind die unregelmässigen Erträge. Nach einer oft überreichen Ernte folgt in der Regel ein Jahr ohne Früchte. Diese Alternanz lässt sich nicht verhindern und die Äpfel müssen darum gefeiert werden, wenn es sie gibt. Nebst diesem kleinen Makel ist der Usterapfelbaum robust und nur wenig anfällig für Pilzkrankheiten. Die Früchte reifen in der zweiten Hälfte des Septembers und lassen sich ungekühlt nur wenige Wochen, gekühlt bis Ende Jahr lagern. Mit zunehmendem Alter entwickeln Usterapfelbäume grosse, sortentypisch-runde Kronen und werden zu prägenden Elementen in der Landschaft. Bis es aber soweit ist, braucht es anhaltende Pflege und Geduld. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Stadt Uster werden engagierte Landwirtinnen und Landwirte auf dem Gemeindegebiet dieses Jahr etwa 25 junge, hochstämmige Usterapfelbäume pflanzen. So wird der Usterapfel in seinem Ursprungsort weiterhin anzutreffen und seine Früchte hoffentlich auch zu kaufen sein. FRUCTUS ist überzeugt, dass dem zitronengelben Usterapfel die Rückkehr in die Küchen gelingen wird. Wiederentdeckt oder neu interpretiert von innovativen Köchinnen und Köchen, die die Vielfalt unserer lokalen Produkte zelebrieren. Franziska Oertli P jek lei e in Sch ei e Ob e de Jah e Vereinigung FRUCTUS / www.fructus.ch / info@fructus.ch 2
Folgende Fachpersonen stehen Ihnen am Mittwoch, 11. März von 09:00 bis 12:00 und von 13:30 bis 16:30 Uhr für telefonische Interviews zur Verfügung: Name Funktion Themenbereich Telefonnummer Präsident Vereinigung Vereinigung FRUCTUS Alfred Aeppli 079 745 43 38 FRUCTUS und ihre Projekte Geschichte und Obstsortenexperte Göpf Mülli Sorteneigenschaften des 044 940 26 57 FRUCUTS Usterapfels FRUCTUS- Fruchteigenschaften und Vorstandsmitglied, kulinarisches Potenzial Peter Enz 079 691 72 00 Leiter Botanischer Garten Zürich Anfragen in Französisch Stadt Uster und Leiter Natur, Land- Usterapfel / Philipp Jucker und Forstwirtschaft, 044 944 72 76 Biodiversitätsförderung Stadt Uster in Uster allgemeine Fragen zum Projektleiterin Usterapfel und zur Franziska Oertli Schweizer Obstsorte 079 793 94 46 Schweizer Obstsorte des des Jahres 2021 Jahres Bilder zum Usterapfel könne über folgenden Link heruntergeladen werden. https://we.tl/t-rNlfDOgVH6 Legenden und Bildquellen auf den Seiten 5 und 6 Die Schweizer Obstsorte des Jahres 2021 wird unterstützt von: Herzlichen Dank! Vereinigung FRUCTUS / www.fructus.ch / info@fructus.ch 3
Traditionelles Usterapfel-Rezept Überliefert von Göpf Mülli, FRUCTUS-Obstsortenexperte und Usterapfel-Liebhaber aus Uster Müllis Caramellschnitze im Glas Nach Belieben 50 bis 150 Gramm Zucker in 5 Deziliter Wasser auflösen 2 Kilogramm gut reife Usteräpfel ungeschält halbieren, Gehäuse entfernen und in Schnitze schneiden. 1 bis 2 Esslöffel Zucker sorgfältig karamellisieren, mit dem Zuckerwasser ablöschen. Apfelschnitze und 1 Stück dünn abgeschälte Zitronenschale dazugeben. Äpfel knapp weichkochen. Schnitze in ein Glas füllen, Flüssigkeit nochmals kurz aufkochen und darüber giessen. Luftdicht verschliessen und unter einer Decke langsam abkühlen lassen. Mit oder ohne Schlagrahm servieren. Ein schnelles und feines Dessert! Vereinigung FRUCTUS / www.fructus.ch / info@fructus.ch 4
Schweizer Obstsorte des Jahres 2021: Der Usterapfel Bildlegenden zur Medienmittelung Den Link zu den Bildern finden Sie auf Seite 3 der Medienmitteilung Usterapfel Gut behangenem Ast an einen Usterapfel- Bild: Bernadette Boppart Hochstammbaum. Bild: Bernadette Boppart Vitaler, hochstämmiger Usterapfelbaum in Typische Anordnung von drei Usteräpfeln Vollblüte. Die Nachbarsbäume mit ande- Bild: Bernadette Boppart ren Sorten sind bereits verblüht. Bild: Bernadette Boppart Traditionelle Usterapfel-Produkte: Usterapfelbäume blühen im Vergleich zu Getrocknete Schnitze, sterilisierte anderen Sorten sehr spät. Sie alternieren, Schnitze, sortenreiner Usterapfelschnaps das heisst, auf ein ertragreiches Jahr folgt Bild: Franziska Oertli meist ein Jahr ohne Ernte. Bild: Franziska Oertli Usteräpfel vor dem Schloss Uster, dem Erst nach kalten Herbstnächten erscheint Wahrzeichen der Stadt Uster auf einigen Usteräpfeln etwas rote Farbe. Bild: Franziska Oertli Bild: Franziska Oertli
Typisch Usterapfel: klein, hochgebaut und Überliefertes Rezept und feines Dessert: oft leicht asymmetrisch in der Form Müllis Caramellschnitze Bild: Franziska Oertli Bild: Franziska Oertli Der Usterapfel, neu interpretiert Illustration: vogelbeere.ch (Sabine Münzenmaier) Briefmarkensujets zur Schweizer Obstsorte des Jahres. Die Briefmarken können bei FRUCTUS bezogen werden.
FRUCTUS unterstützen Wissen zu alten Obstsorten Mitglied werden sammeln und weitergeben Schweizer Obstsorte des Jahres 2021 FRUCTUS, die Vereinigung zur Förderung alter FRUCTUS setzt sich ein für die Erhaltung und Verbrei- Obstsorten tung alter, vom Aussterben bedrohter Obstarten und Obstsorten. sucht, erhält und erforscht alte Obstsorten und beschreibt deren Eigenschaften Alte Obstsorten erhalten bedeutet für FRUCTUS auch, zu erforschen, wie die fast vergessenen Sorten bündelt das reiche, pomologische Wissen und heute für Ernährung und Landwirtschaft genutzt wer- macht es für die Öffentlichkeit zugänglich den können. Dank den Erkenntnissen wird es für den Anbau und die Verarbeitung möglich, die Vorzüge betreut Obstsortensammlungen und organisiert alter Sorten gezielt zu nutzen. Sortenausstellungen Mit der Ernennung zur Obstsorte des Jahres stellt organisiert Exkursionen und Weiterbildungen FRUCTUS jedes Jahr eine alte Obstsorte mit beson- fördert den traditionellen Hochstamm-Obstbau deren Fruchteigenschaften oder einer kulturellen Bedeutung ins Rampenlicht. FRUCTUS erzählt ihre informiert und berät Privatpersonen und Geschichten und sorgt dafür, dass die Sorten unserer Institutionen bei der Sortenwahl Vorfahren wieder bekannt werden. Wie zum Beispiel jene des Usterapfels. gibt jährlich vier informative Bulletins heraus ernennt die «Schweizer Obstsorte des Jahres» Mitglied werden Usterapfel Mitglied Jahresbeitrag CHF 60.- Kollektivmitglied Jahresbeitrag CHF 160.- Mitglied auf Lebenszeit Einmalbeitrag CHF 800.- Spenden und FRUCTUS-Projekte unterstützen PC: 80-16350-4 IBAN: CH82 0900 0000 8001 6350 4 Vereinigung FRUCTUS Wädenswil Der Usterapfel lässt sich dank seiner Süsse und seinem typischen Aroma zu vielen Produkten verarbeiten. FRUCTUS Wir danken herzlich für die Unterstützung unserer Schweizer Obstsorte des Jahres 2021: Müller-Thurgau-Strasse 29 8820 Wädenswil www.fructus.ch info @ fructus.ch Telefon 044 518 03 40
Ein Süssapfel kommt nach Sortentypisches Aroma Uster und erobert die Schweiz mit Vanillenote Die kleinen Äpfel mit der unverkennbaren, oft unregel- mässigen und schmal-kegelförmigen Form werden nur etwa 5.5 bis 7cm hoch. Sie sind von weiss- bis zitronen- gelber Grundfarbe, die auf der Sonnenseite manchmal von roter Farbe überzogen ist. Etwa Mitte September sind die Äpfel reif und lassen sich wenige Wochen lagern. Das Aroma reifer Usteräpfel ist intensiv-fruchtig und von einer leichten Vanillenote geprägt. Menschen, die schon als Kind Usteräpfel gegessen haben, bleibt dieser typi- sche Geschmack oft zeitlebens im kulinarischen Ge- dächtnis erhalten. In gedörrten Apfelschnitzen kommen Aromen und Süsse besonders gut zur Geltung. Gekocht sind die «Usteröp- felschnitzli» von angenehm fester Konsistenz und eine exklusive Beilage zu salzigen Gerichten. Als Beigabe zu sauren Äpfeln sorgen Usteräpfel in Apfelmus oder Most für die Süsse und ein ausgewogenes Aroma. Dieser ganz besondere Apfel will neu entdeckt werden. FRUCTUS ernennt den Usterapfel deshalb zur Schweizer Obstsorte des Jahres 2021. Vor hundert Jahren standen in fast jedem Obstgarten ein Göpf Mülli, bekannter Pomologe aus Uster, hat sich in- bis zwei Bäume mit Süssäpfeln. Als Süssäpfel werden Sor- tensiv mit dem Usterapfel befasst, der 1750 erstmals schrift- ten bezeichnet, die besonders reich an Zucker und lich erwähnt wird. Darüber, wie der süsse Apfel nach Uster gleichzeitig säurearm sind. Diese eigentlichen Zucker- gekommen sein soll, kursieren zwei Versionen: Eine besagt, bomben unter den Äpfeln lieferten süsse Beilagen, Tro- dass die Sorte aus Kriegsdiensten in Frankreich zurückge- ckenfrüchte und Zuckerersatz in Form von Apfeldicksaft, bracht wurde. Die andere, dass ein Oberst Blatter aus in der französischen Schweiz vin cuit genannt. den Niederlanden, wo er in militärischem Dienst stand, Süssäpfel sind heute kaum noch gefragt. Der Usterapfel, die Apfelzweige mitgebracht haben soll. einst der Star unter den Süssäpfeln in der Schweiz und Trotz intensiven Nachforschungen konnte Göpf Mülli keine Süddeutschland, ist im pomologischen Gedächtnis zwar Nachweise finden, welche die eine oder andere Variante noch vorhanden. Die typisch mächtigen Usterapfel- bestätigen. Die Herkunft des süssen Apfels bleibt damit bäume sind aber heute selbst in ihrer Ursprungsregion weiterhin im Dunkeln. selten geworden. Der Usterapfelbaum ist anspruchslos und nur leicht anfällig Die vielen Synonyme wie Ankebälleli, Museau de mou- für Pilzkrankheiten wie Schorf, Mehltau oder Marssonina. ton, Goldapfel, Chridebüchsler, Pomme citron und ande- Anfänglich wächst er stark und aufrecht und bildet im ren zeigen, dass der Süssapfel einst weit über sein Alter eine mächtige und runde Krone. Die Sorte neigt zur Ursprungsgebiet im Züricher Oberland hinaus verbreitet Alternanz: Auf ein ertragreiches Jahr folgt meistens ein und beliebt war. Jahr mit sehr wenigen Früchten.
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