Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich

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Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
Diagnostische und therapeutische
Herausforderungen der Kinderdermatologie:

Melanozytäre Nävi

PD Dr. med. Lisa Weibel
Leitende Ärztin Pädiatrische Dermatologie
Universitäts-Kinderspital Zürich
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
Inhalt

1. Erworbene melanozytäre Nävi im Kindesalter
   • spitzoide Nävi/Tumoren und Melanom

2. Kongenitale melanozytäre Nävi
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
Normale Evolution von erworbenen Nävi im Kindesalter

 • Zunahme an Anzahl und Grösse in Kindheit normal
 • Durchschnitt mit 10 Jahren: 15-30 Nävi
 • Nävi in 1. Dekade  eher genetisch bedingt, häufig Stamm;
   Dermatoskopie: globuläres Muster
 • später auftretende Nävi  eher von exogenen Faktoren abhängig
   (UV-Exposition), häufig Extremitäten; Dermatoskopie: retikuläres
   Muster

 Nävi verhalten sich im Kindesalter dynamisch. Neues Auftreten und
 langsame Grössenzunahme sind isoliert betrachtet keine guten
 Prädiktoren für Malignität

                                                  Schaffer. Curr Opin Ped 2007
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
Dermatoskopie
                retikuläres Muster

      Melanom   globuläres Muster
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
ABCDE-Kriterien
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
«Ugly duckling» sign
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
«Ugly duckling» sign
Bei Kindern beinhaltet das „ugly duckling“ noch
einiges mehr...

                                   Grob et al. Arch.Dermatol 1998
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
Nävus Spitz

• 50% der Spitznävi treten in Kindern < 10 Jahre auf
• gutartig, zT. beunruhigende Histologie
• klinisch rot, bräunlich oder dunkelbraun/schwarz, kuppelförmig,
  < 1cm im Durchmesser
• meist glatte Oberfläche
• typische Lokalisationen: Gesicht, Hals, Unterschenkel

• Zuweisung an Dermatologie empfohlen
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
klassischer roter
• Dom-förmige Papel, glatte Oberfläche               Nävus Spitz
• Schnell wachsend

                        • dotted vessels
                        • reticular depigmentation
                        • crystalline structures
Melanozytäre Nävi Diagnostische und therapeutische Herausforderungen der Kinderdermatologie: Kinderspital Zürich
klassischer pigmentierter Nävus
      Spitz: Reed Nävus

                                     Starburst pattern
                                  Black pigment network
Melanom im Kindesalter

• 2% aller Melanome treten im Kindesalter auf
• 3% aller Todesfälle aufgrund Tumoren im Kindesalter u. Adoleszenz
  durch Melanome bedingt
• Häufigkeit über die letzten Jahrzehnte zunehmend, v.a. in der
  Adoleszenz
• Prognose variabel, bei Kindern besser als in der Adoleszenz

                                            Bartenstein. Pediatr Dermatol 2019
                                            Cordoro. J Am Acad Dermatol 2013
Melanom-Risikofaktoren

   • Anzahl Muttermale* (>50)
   • positive Familienanamnese
   • rote Haare
   • Hauttyp I und II
   • Anzahl durchgemachter Sonnenbrände

    Melanome in der (frühen) Kindheit treten meist ohne
            erkennbare Risikofaktoren auf!

   *50-70% der Melanome entstehen nicht aus Nävi

                                     Cordoro. J Am Acad Dermatol 2013
Spektrum kritischer melanozytärer Läsionen

Spitz nevus   atypical Spitz   atypical Spitz              spitzoid
                 nevus            tumour                  melanoma

                               schwierige histologische
                                  Unterscheidung
Klinische Präsentation von Melanomen bei Kindern
                     < 10 Jahren
60% der < 10-Jährigen zeigen atypische Präsentation, welche mit den
konventionellen ABCDE-Kriterien nicht erfasst werden

               Klassische Kriterien       Kriterien in der Kindheit ( 6mm             De novo, any diameter

E              Evolution                  Evolution

                                            Cordoro et al., JAAD 2013
96 childhood melanomas

•   24 (23%) misdiagnosed as benign lesions
•   30% amelanotic lesions
•   histology: nearly 50% SSM
•   markers for malignancy: change in size, shape, colour,
    bleeding/ulceration

• 5 patients died from metastatic disease

                                              Mitkov M. J Am Acad Dermatol 2016
Spitzoid melanomas (pink vascular) in children
mean age 12.5 (2-19) years

                           Carrera C, AA Marghoob. J Am Acad Dermatol 2018
„hässlich“ aussehende „Granuloma pyogenica“ oder Spitz Nävi

                 Exzision innert 10 Tagen!
Spontane Regression
- allerdings sehr langsam
10 year old boy, non pigmented Spitz nevus on face

  Baseline   1          2           3            4           5 years

8 year old boy, Reed nevus on leg

  Baseline       1          2               3             5 years

                                        Argenziano A et al. Dermatology 2011
Was tun mit klassischen Spitz-Nävi?

595 Patienten (
Alter > 12 Jahren!

                     regularly distributed dotted vessels

                     globular pattern with reticular
                     depigmentation

                           Lallas A. Br J Dermatol 2017
Vorgehen Kinderspital Zürich

• üblicherweise Exzision spitzoider Läsionen

• Kontrolle von typischen Spitz-Nävi in Absprache mit der Familie
  möglich (nach 3, 6, 12 Monaten, dann lockerer)
• Exzision zwingend wenn atypische Features:
   • Grösse > 1cm
   • Erosionen
   • Ulzeration
   • Mehrfarbigkeit
   • Asymmetrie
Granuloma pyogenicum (Botryomykom)

Eruptives „kapilläres Hämangiom“; Säuglinge und Kleinkinder
Blutet schnell und stark
Therapie: Exzision mit Histologie anstreben (topisches Timolol,
Farbstofflaser, Kryotherapie)
Kindliche Nävi am Skalp

     • Auftreten meist ab Vorschul-/Schulalter
     • oftmals rötlich (je nach Hauttyp)
     • oftmals mit zentraler Aufhellung

keine Risiko-Lokalisation
kein anderes Management als sonstwo am Körper
Halo-Nävi

            •   häufig in Kindheit
            •   benigne (Ganzkörperhautstatus!)
            •   Risiko für Vitiligo ↑
            •   Therapie schwierig, vgl. Vitiligo
Nävus-Check im Kindes/Jugendalter – wer und wann?

Kindheit                             Pubertät
Nur in Ausnahmefällen erforderlich   Multiple Nävi > 50
rasch wachsende atypische Läsionen   Atypische Nävi gemäss ABCDE
zügig zuweisen!
                                     Positive FA bezüglich Melanom
                                     Heller Hauttyp (v.a. Hauttyp I)
                                     Erhöhte UV-Belastung in Kindheit

Bei atypischen rasch wachsenden unklaren Knötchen zügig
handeln (exzidieren / zuweisen)
Unklare melanozytäre Läsionen:
• Primär makroskopische Totalexzsion (keine partielle
  Punchbiopsie/Shave-Biopsie)
• Kein Sicherheitsabstand notwendig (ggf. 1cm Nachexzision zB. bei
  atpischem Spitz Nävus/Tumor)
• Befundung durch Dermatohistopathologie- Labor (nicht allgemeine
  Pathologie); bei schwierigen Läsionen immer Zweitbefundung durch
  Melanom-Referenzzentrum
Inhalt

1. Erworbene melanozytäre Nävi im Kindesalter
   • spitzoide Nävi/Tumoren und Melanom

2. Kongenitale melanozytäre Nävi
Grösse und Klassifikation von CMN

Klein          < 1.5 cm*

Mittel         1.5 – 20 cm

Gross          20 – 40 cm

Riesig         > 40 cm

* Erwachsenengrösse

                                    Krengel S. J Am Acad Dermatol 2013
                                          Krengel S. Dermatol Clin 2012
Entstehung von CMN

                             Neuralleiste

               Pluripotente Neuralleistenzellen

           Spektrum von benignen und malignen
                     Proliferationen

            Haut                                       ZNS

•   CMN                                     •   neurokutane Melanozytose
•   kutanes Melanom                         •   ZNS-Melanom
•   proliferierende Knoten                  •   andere ZNS Pathologien

                                                Krengel et al. Hautarzt 2012
Somatisches Mosaik

                            NRAS (Q61)
                       • Mittlere + grosse
                         CMN
                       • ZNS Befunde

    Single
    NRAS
   mutation                     BRAF
                       •   kleine CMN
                       •   seltener auch
                           grosse CMN

                     Kinsler. J Invest Dermatol 2013
Melanomrisiko?

                 ZNS-Beteiligung?

  Operieren?

                     Stigmatisierung?
ZNS-Beteiligung

                                      ZNS-Fehlbildungen und
  Neurokutane Melanozytose         nicht-melanozytäre Tumoren

Intraparenchymale     Leptomeningeale      n=7
     Melanose            Melanose
   gute Prognose      Kritische Prognose

                                            Waelchli. Br J Dermatol 2015
Melanomrisiko: kleine und mittelgrosse CMN

  • Lebenszeitrisiko < 1%
  • fast ausschliesslich nach der Pubertät/im
    Erwachsenenalter
  • Melanome oberflächlich, Randbereich, SSM-Typ

  Das äusserst geringe Entartungsrisiko erfordert keine prophylaktische
  Exzision

                                                     Krengel S et al, BJD 2006
                                                Schaffer JV, Clin Dermatol 2015
Melanomrisiko: grosse und riesige CMN

  • Lebenszeitrisiko < 5% (0-12%)
  • 50% der Melanome < 5 Jahre
                                 ?
  • in Dermis/Subkutis oder im ZNS

  Es ist unwahrscheinlich, dass eine chirurgische Reduktion des Nävus
  das Melanomrisiko verringert

                                                   Krengel S et al, BJD 2006
                                              Schaffer JV, Clin Dermatol 2015
Melanomrisiko: grosse und riesige CMN

London Kohorte: 448 Patienten

• 10 Patienten = 2.2% mit Melanomen
• 9/10 starben innert weniger Monate
   • medianes Todesalter 2.5 Jahre
• 6/10 primäre ZNS-Melanome

                                        Kinsler VA. Br J Dermatol 2017
Aber – das MRI im Alter von 3-6 Monaten = wichtigster
Prognosefaktor

                               multiple CMN, egal welche Grösse und
                               Anzahl + normales MRI
                               Melanom Risiko 1-2%
                                          n=7

                               multiple CMN, egal welche Grösse und
                               Anzahl + abnormales MRI (egal was)
                               Melanom Risiko 12%

                                            Kinsler VA. Br J Dermatol 2017
Welches CMN-Kind braucht ein MRT?

Zürcher Schema

                      Nävus >20cm

                 Multiple kongenitale Nävi
                         / Satelliten

                 MRI (Schädel u. spinal!)
                        mit KM
                      (< 6 Monaten)

                                             Wälchli. Hautarzt 2013
Melanom-Risikofaktoren bei CMN

        Risikofaktoren              Keine Risikofaktoren

    • CMN Grösse
                                • Multiple Satellitenläsionen
    • ZNS-MR-Pathologie
                                • Lokalisation am Stamm / Kopf /
    • Proliferierende Knoten,     über WS
      Inhomogenität
Kleine u. mittelgrosse CMN: Operation Ja oder Nein?

Abzuwägen von:
• Stigmatisierungspotential
• Wunsch Pat/Familie
•   Homogenität, Kontrollierbarkeit
•   Operabilität

Das äusserst geringe Entartungsrisiko erfordert keine prophylaktische
         C
Exzision
Kleine und mittelgrosse CMN: Zürcher Therapieschema

                     positive FA für Melanom

                  dicke heterogene knotige Nävi

        versteckte schwierig kontrollierbare Lokalisation

                 hohes Stigmatisierungspotential

                    JA                         NEIN

        C
      Exzision eher ja               Exzision nur bei Wunsch des
                                            Pat. / der Eltern
                                              ansonsten
   evt auch ein Argument               ab der Pubertät jährliche
   für Exzision ab Pubertät           dermatologische Kontrollen
J Dtsch Dermatol Ges. Sept 2019

Schlussfolgerungen:
• Kein Operieren um jeden Preis
• Ziel ist:
       • Vermeidung von Traumatisierung – sei es durch
         Stigmatisierung oder durch zahlreiche invasive
         komplikationsbehaftete Behandlungen
       • optimales ästhetisches Langzeitergebnis
• Mögliche Aufhellung beachten, Kopfhaut-Nävi belassen
• Non Dermabrasion abraten
• final CMN colour is significantly
  associated with the individual’s skin
  colour and therefore genetically
  determined

• final CMN colour is not predictable
  from CMN colour in the first 6
  months of life
nicht operierter
                        Anteil

Ott H. et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2019
Dermabrasion
Fall von 2018

                                    Marghoob A. unpublished
                         Ott H. et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2019
                         Slutsky. Semin Cutan Med Surg 2010
Dermabrasion

               Fall von 2018

                               Ott H. et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2019
Dermabrasion

      Fall von 2018

                      Ott H. et al. J Dtsch Dermatol Ges. 2019
Trametinib

             • AKAP9-BRAF fusion
             • stärkster Pruritus &
               Schmerzen
             • tiefe muskuläre
               Infiltration
             • intrazerebrale
               Melanoztytose
Ein gutes Outcome ist
              hauptsächlich von der Resilienz
                    der Eltern abhängig

• Vorbehaltlose Akzeptanz der Situtation durch die Eltern
• «Wir packen’s auch so»
• «Unser Kind ist ok wie es ist. Wir müssen es nicht ändern»

      dieses Verhalten kann gelernt/trainiert werden
www.hautstigma.ch
-lichen
                         Dank!
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Kinderspital Zurich / Zuweisende / Fachbereich Dermatologie / Fortbildungen
Veranstaltungen
www.kispi.uzh.ch/de/zuweiser/fachbereiche/dermatologie/Seiten/default.aspx
#a=akk4
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