Alkohol und Konsumgifte in der Schwangerschaft - Dieser Vortrag dient nur zum Nachlesen. Die Referentin erinnert an die Urheber Rechte - BFG
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Dieser Vortrag dient nur zum Nachlesen. Die Referentin erinnert an die Urheber Rechte Alkohol und Konsumgifte in der Schwangerschaft Hebammenseminar 30.08.2016
Tabak • es ist wissenschaftlich belegt, dass Tabakkonsum multimodal negativ auf die Kindesentwicklung wirkt: • fetales Wachstum • erhöhtes Frühgeburts- Risiko • perinatale Mortalität • plötzlicher Kindstod • Atemwegserkrankungen • Übergewicht
illegale Drogen • es gibt keine wissenschaftlich belegten Studien über die Schäden beim Ungeborenen und gesundheitliche Folgen bei der kindlichen Entwicklung • wenn Konsum der Mutter bekannt ist, sollte medizinische Betreuung hinzugezogen werden • Cannabis möglichst sofort weglassen, zumal es häufig mit Tabak konsumiert wird • Benzodiazepine, Schlaf- und Beruhigungsmittel ausschleichen unter ärztlicher Aufsicht • Bei Heroinkonsum ist Substitution das Mittel der Wahl • Nach der Geburt droht dem Kind ein neonatales Abstinenzsyndrom
Alkohol Durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft entstehen beim Ungeborenen irreparable Schäden. Der Oberbegriff lautet dafür: Fetal Alcohol Spectrum Disorder (Fetale Alkohol Spektrumstörung)
FASD ist ein Regenschirmbegriff Veraltet: Aktuell: Alkoholembryopathie: Einteilung in Schweregrade I – FAS ist das Vollbild der FASD III Alkoholeffekte Partielles Fetales Alkoholsyndrom (pFAS) Fetales Alkoholsyndrom FAS Alkoholbedingte Fetale Alkoholeffekte FAE entwicklungsneurologische Intrauterine Alkoholexposition Störung (ARND) (Spohr) Fetal Alcohol Spectrum Disorders FASD
Wichtigste Kennzeichen von FASD • Gedeihstörungen während der Schwangerschaft, als Säugling oder Kind • Störungen des zentralen Nervensystems (Neurologie, Intelligenz, Verhalten) • typische Gesichtsveränderungen • andere körperliche, kleinere und größere Fehlbildungen, z. B. Herz, Gehirn, Nieren • Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft
Mund • Schmales Lippenrot, fehlende Mittelrinne, Abstand zwischen Nase und Mund ist verlängert, Mund sieht unfertig aus. • Dünne Lippen mit schmalen Lippenrot, verlängertes, kaum ausgebildetes Philtrum. • Sehr schmales Ober- und Unterlippenrot, fehlendes Philtrum, kleine Zähne, zwischen den Zähnen große Lücken, Ärzte bezeichnen diese Mundform als „Fischmund“
Auge • Die Augen sehen unterschiedlich groß aus, wegen des hängenden Augenlids. • Häufig ist die Augenform verändert, sie wirkt manchmal sehr rund, bedingt durch die Hautfalte im Inneren Augenwinkel. • Schmale zur Seite fallende Lidspalte, rechts ein hängendes Augenlid
Nase Der Nasenrücken ist verkürzt, dadurch weisen die Nasenlöcher nach vorne. Nasenrücken verkürzt und verbreitert
Profil
andere Auffälligkeiten
Trinkmenge – Grad der Beeinträchtigung Alkohol ist wasserlöslich und überwindet die Plazentaschranke. Das Baby erhält Alkohol über die Nabelschnur und hat innerhalb weniger Minuten denselben Alkoholspiegel wie die Mutter. ABER: Die Mutter baut den Alkohol um das 10fache schneller ab als das Kind. Wenn die Mutter wieder nüchtern ist, ist ihr Baby noch der schädigenden (teratogenen) Wirkung des Alkohols ausgesetzt. Nicht nur Alkoholikerinnen können Kinder schädigen
Trinkmenge – Grad der Beeinträchtigung Die Schwere der Schädigung durch den Alkoholkonsum der Mutter wird beim Kind bestimmt durch: den Blutalkoholspiegel in sensiblen Phasen der Schwangerschaft, d. h. in den Phasen der Organentwicklung die Alkoholtoleranz der Mutter und des Neugeborenen die Stoffwechselleistung der mütterlichen Leber
Trinkmenge – Grad der Beeinträchtigung Euromac-Studie /Prof. Spohr: „Ein Glas Alkohol pro Tag führt zu morphologischen Schäden.“ Ein Standardgetränk (Trinkeinheit) enthält etwa 13 Gramm Reinalkohol, das entspricht 1 Seidels Märzenbier (330 ml), 1/8 Wein (125 ml), 1 Glas Sekt (125 ml), 1 Spirituose (20 ml)
ein Glas Wein
ein Glas Wein?
sensible Phasen in der Entwicklung des Ungeborenen
Häufigkeit - mindestens 14% der Schwangeren trinken Alkohol (Bergmann et al., 2007) - es gibt in Deutschland keine FASD- Prävalenzstudien, jedoch Schätzungen - FASD Prävalenz von ungefähr 2% - Bei einer Bevölkerung von 81 Millionen Menschen daher etwa 1,6 Millionen FASD – Erkrankte Neugeborene mit FAS 4/1000 pro Jahr Neugeborene mit pFAS oder ARND 19/1000 2014 ca. 714000 Neugeborene demnach etwa 2860 Neugeborene mit dem Vollbild FAS etwa 13500 Neugeborene mit pFAS oder ARND ( May et al.2006; May et al.,2011)
Diagnostik 4 – Digit – Code • Wachstumsstörung (keine 1, mild 2, moderat 3, signifikant 4) • Faziale Dysmorphie (keine 1, mild 2, moderat 3, schwer 4) • ZNS Schädigung (keine1, möglich 2, wahrscheinlich 3, definitiv 4) • Pränataler Alkohol (nein 1, unbekannt 2, some risk 3, high risk 4) 4,4,4,4 = volles FAS; 1,1,1,1 = kein FAS; dazwischen alle Kombinationen möglich gebräuchlich: FAS; pFAS; ARND; FASD
Gehirn
Gehirn •Abwägen • Beurteilen • Intelligenz • Lernfähigkeit • Persönlichkeit • Konzentration • Zeitgefühl • Antrieb • Moral
Gehirn Das Gehirn reagiert am stärksten auf den Alkohol in der Schwangerschaft Folgen sind Schäden in -der Organentwicklung -der Gewebeentstehung -der funktionellen Ausreifung
Lernen Informationsaufnahme Informationsverarbeitung Reaktion an die Umwelt aus der Umwelt über die im Gehirn: an die Umwelt: Sinnesorgane: -Sehsinn -Hörsinn -Verknüpfung der neuen -verbaler / nonverbaler -Tastsinn Wahrnehmung mit bisher -motorischer -Bewegungs-, Kraft- und Gelerntem Stellungssinn -.... -Speicherung der Art -Gleichgewichtssinn Wahrnehmung im -Geruchssinn Gedächtnis (Kurz- / -Geschmackssinn Langzeitgedächtnis)
Lernen Dies führt zu folgenden Schwierigkeiten o Störung der Exekutivfunktionen o zu Verallgemeinern (Generalisierung) o Ursache und Wirkung zu erkennen (Kausalzusammenhänge) o Gleiches und Unterschiedliches zu erkennen (Differenzierung) o Gelerntes zu Behalten oder wieder Abzurufen o zu Antizipieren, bzw. Handlungsabfolgen zu benennen o Geringes Verständnis für Abstraktionen (Zeit, Geld) o eingeschränktes Nachvollziehen von sozialen Zusammenhängen
Störung der Exekutivfunktionen • Planung und Reihenfolgeplanung • Organisation • Zeitmanagement und Priorisierung • Arbeitsgedächtnis • Metakognition • Hemmung von Verhaltensweisen • Selbstregulation • Antrieb • Geistige Flexibilität • Fokussierung • Aufmerksamkeitsspanne • Gedächtnisspeicher • Abrufbarkeit von gespeichertem Wissen
Auswirkungen auf das Verhalten (1) beobachtbares mögliche Interpretation bei FASD Verhalten Fehlinterpretation „Ungehorsam“ - willentliches Widersetzen - Schwierigkeiten verbale - Suche nach Anweisungen zu verstehen Aufmerksamkeit und umzusetzen (output) - verstockt - Verständigungs- schwierigkeiten (input) „Lügen“ - will andere ärgern - Gedächtnisleistung - will sich durchsetzen eingeschränkt (Prozessing) - Elternhaus -Will gefallen - unverantwortlich - soziopathisches Verhalten „sitzt nicht still“ - willentliches Widersetzen - Hyperaktivität - will sich durchsetzen - Überstimulierung - will andere ärgern - Affektstau
Auswirkungen auf das Verhalten (2) beobachtbares mögliche Interpretation bei FASD Verhalten Fehlinterpretation „eingeschränkte - will andere ärgern - kann soziale Regeln nicht soziale - willentliches erfassen, interpretieren und Fähigkeiten“ Widersetzen anwenden - will sich durchsetzen - braucht - Elternhaus Organisationshilfen - „misshandeltes Kind“ „körperliche - will andere ärgern - hyper- / hyposensibel auf Aggression “ - willentliches Berührung Widersetzen - Kein Verständnis für - will sich Durchsetzen soziale Regeln - Elternhaus -„misshandeltes Kind“ - deviant
Komorbiditäten • 43% F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens • 26% F90.0 Einfache Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörung • 26% F83 Kombinierte umschriebene Entwicklungsstörung • 12% F70 Leichte Intelligenzminderung • 9,5% F94 Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters • 5% F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung • 5% F 92 Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen • 5% F80.8 Umschriebene Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache
Verhalten das zu erwarten ist Adaptiert von: Forschung Ergebnisse von :- Streissguth, Clarren et al. Diane Malbin 1994 Sprache Tatsächliches Alter =18 Lesen Fähigkeiten für tägliches Leben Zeit/Geld/ Mathe Sozial- Fähigkeiten Verständnis/ seelische Reife Wie ein Wie ein Wie ein 16 20 Wie ein 11 Wie ein 8 Wie ein 6 7 -jähriger -jähriger -jähriger -jähriger -jähriger -jähriger Ändern Sie Ihre Erwartung entsprechend!
• Kinder und Jugendliche mit FASD lassen sich leicht zu unangemessenem Verhalten verführen oder überreden, um an einer Gruppe teilhaben zu können! Gefahr von - problematischen Handlungen - kriminellen Handlungen - sexuellem Missbrauch - Drogen-, Alkoholmissbrauch
Suchtgefährdung • frühe intrauterine Gewöhnung an das Suchtmittel • Genetische Disposition zur Abhängigkeit • Soziofamiliäre Umweltfaktoren • Persönlichkeitsstruktur eines Menschen mit FASD
Suchtgefährdung Die Wahrscheinlichkeit eine Sucht zu entwicklen liegt bei Kindern und Jugendlichen mit FASD bei wahrscheinlich 20 - 30 %. In der Durchschnittsbevölkerung liegt die Wahrscheinlichkeit bei 5-8%. Die Kinder sind aber nicht als trockene Alkoholiker anzusehen! Sie durchlaufen die Phasen zur Alkoholsucht nur schneller.
Schützende Faktoren für die Entwicklung eines Kindes mit FASD • frühe Diagnosestellung • Wissen über FASD in der Umwelt • stabiles Zuhause • keine Gewalterfahrungen, Beziehungsabbrüche • ….
Informationen • www.hls-online.org • www.dhs.de • www.ch.universimed.com • www.drugcom.de • www.fasd-deutschland.de • Gabriele_Schwinn@online.de VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
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