Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale

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Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
memo
1 - 2021   AKTUELLES VON MEDICA MONDIALE

                                           BURUNDI
                                           Starke Netzwerke
                                           gegen Gewalt

                                           IRAK
                                           Beratung am Zelteingang

                                           BELARUS
                                           „Manchmal braucht man
                                           unrealistische Ziele“
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
INHALT                                                                                           Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                                                                       ich werde oft gefragt, wie ich meinen Mut und mei-
                                                                                                                       ne Zuversicht in die Welt behalte. Tatsächlich kann
AKTUELL                                                                                                                Frauenrechtsarbeit sehr frustrierend sein. In jeder

                                                                 © Malin Kundi/medica mondiale
                                                                                                                       Krise sehen wir, wie sich die Situation von Frauen ver-
02       Editorial                                                                                                     schlechtert, wie unsere Warnungen sich bewahrhei-
                                                                                                                       ten, wie Politiker*innen überfordert sind und kaum
03       Aus aller Welt: Kurzmeldungen                                                                                 etwas tun.

                                                                                                                        Das ist alles wahr – und doch erlebe ich meine Arbeit
AUS UNSEREN PROJEKTEN
                                                                                                 als bereichernd. Denn immer wieder spüre ich eine enorme Kraft und
04	
   BURUNDI:                                                                                      Solidarität bei Frauenrechts-Aktivistinnen weltweit. Ein Beispiel von vielen
         Damit das Leben nicht vom                                                               ist die belarusische Aktivistin Olga Karatch, die trotz Repression und Gewalt
         Zufall abhängt                                                                          nicht aufhört, für Menschenrechte einzustehen, oder die Kölner Filme-
                                                                                                 macherin Katja Duregger, die öffentlich über das Trauma in ihrer Familie
06       I RAK:
                                                                                                 spricht. Über beide berichten wir in diesem Heft.
          Beratung am Zelteingang
                                                                                                 Kraft und Solidarität erlebe ich auch in der Zusammenarbeit mit unseren
08	
   BOSNIEN UND HERZEGOWINA:
                                                                                                 Partnerinnen, die von Bosnien bis Burundi Frauen und Mädchen zur Seite
         „Die Menschen wurden vergessen“
                                                                                                 stehen. Sie halten ihre Unterstützungsangebote auch dann offen, wenn
                                                                                                 das gesellschaftliche Leben zusammenbricht. Es gibt mir Hoffnung, dass
IM FOKUS                                                                                         wir mit unseren Partnerinnen nicht nur in Notfällen einspringen, sondern
                                                                                                 auch gesellschaftliche Aufklärungsarbeit leisten, politisch aktiv sind, um so
10       T ransgenerationales Trauma:
                                                                                                 die Strukturen vor Ort zu verändern. Diese Arbeit ist oft mühsam, aber sie
          Interview mit der Filmemacherin
                                                                                                 bricht auch nicht bei der nächsten Krise zusammen.
          Katja Duregger
                                                                                                 Vielleicht können auch Ihnen die Einblicke in unsere Arbeit und Geschichten
12       Belarus: Interview mit der
                                                                                                 von couragierten Aktivistinnen etwas Zuversicht in diese Welt schenken.
          Aktivistin Olga Karatch
                                                                                                 Schließlich können wir in der Pandemie alle etwas Mut vertragen!

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                                                                                                 Ihre
13	
   Engagement & Aktionen

15	Kontakt, Impressum

Foto Titelseite:                                                                                 Monika Hauser
„Ntimuvyirengagize!“ – „Schau nicht weg!“ Frauenorganisationen
in Burundi kämpfen für die Rechte von Frauen und Mädchen.
Mehr zu unserer Arbeit in Burundi auf S. 4–5.
© Irina Tishkova und Maria Massaro
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
AUS ALLER WELT

                       NEUE DIREKTORIN BEI MEDICA AFGHANISTAN
                                                                                                                           ++ IRAK ++
                                                                          „Afghanistan ist das tödlichste und be-
                                                                          drückendste Land für Frauen.“ Dr. Soraya         Ende 2020 hat die irakische Regierung
                                                                          Sobhrang, die neue Direktorin unserer Partner-   begonnen, viele Lager für Binnenge-
                                                                          organisation Medica Afghanistan, weiß, wovon     flüchtete zu schließen. Binnenvertriebe-
© Medica Afghanistan

                                                                          sie spricht. Seit über 20 Jahren engagiert sie   ne und ihre Unterstützer*innen kritisie-
                                                                          sich frauenpolitisch im Land, unter anderem      ren die Pläne, da es entgegen offizieller
                                                                          als Frauenrechtskommissarin der Afghanischen     Beteuerungen wenig Perspektiven für
                                                                          Menschenrechtskommission, und hat in             die Geflüchteten gebe. Die Lager in der
                       Dr. Soraya Sobhrang ist neue Direktorin von Medica                                                  Region um Dohuk und Erbil im Nordirak,
                                                                          verschiedenen Funktionen bereits mit medica
                       Afghanistan.
                                                                          mondiale zusammengearbeitet. Mit Medica          in denen medica mondiale mit der Part-
                       Afghanistan möchte sie einen Beitrag dazu leisten, Frauen und Mädchen im Land zu stärken.           nerorganisation EMMA Organization for
                       Wir wünschen Dr. Soraya Sobhrang und ihrem Team viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit! n           Human Development aktiv ist (siehe
                                                                                                                           S. 6–7), sind noch nicht betroffen. n

                       UNSERE FORDERUNGEN ZUR BUNDESTAGSWAHL
                                                                                                                           ++ BOSNIEN ++
                       Während der Coronapandemie
                                                                                                                           Im bosnischen Hotel Vilina Vlas wurden
                       hat sich die Situation von
                                                                                                                           während des Krieges Hunderte Frauen
                       Frauen und Mädchen weltweit
                                                                                                                           und Mädchen vergewaltigt. Dieses Hotel
                       verschlechtert. Bislang hat die
                                                                                                                           wird nun wieder touristisch beworben
                       Politik geschlechtsspezifische
                                                                                                                           – ohne dabei jedoch die Vorgeschich-
                       Auswirkungen jedoch kaum in
                                                                                                                           te zu erwähnen. medica mondiale und
                       den Blick genommen. Mit Blick
                                                                                                                           die bosnischen Partnerorganisationen
                       auf die bevorstehende Bundes-
                                                                                                                           wenden sich entschieden gegen diese
                       tagswahl ruft medica mondiale
                                                                                                                           geschichtsvergessene Haltung, die das
                       Politiker*innen dazu auf, aktiv
                                                                                                                           Leid von Frauen und Mädchen erneut un-
                       für Frauenrechte einzustehen.
                                                                                                                           sichtbar macht. n
                       Wir haben konkrete Forderun-
                       gen zusammengestellt, die kurz- und langfristige Maßnahmen für eine geschlechtergerechte
                       Politik skizzieren und auch die Ursachen der Gewalt in den Blick nehmen. Näheres zu
                       unseren Forderungen unter: medicamondiale.org/bundestagswahl-2021-frauenrechte.html n

                                                                                                                                           memo medica mondiale | 1-2021   03
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
PROJEKTE BURUNDI

DAMIT DAS LEBEN NICHT VOM ZUFALL ABHÄNGT
BURUNDI: FRAUEN STELLEN SICH DER GEWALT ENTGEGEN

Frauen und Mädchen, die in Burundi Gewalt erfahren, wissen häufig nicht, an wen sie sich wenden können. Auch in Gesundheits-
einrichtungen finden sie selten Unterstützung. Drei Frauenrechtsorganisationen haben beschlossen, das Problem systematisch
anzugehen – und gemeinsam mit medica mondiale ein ambitioniertes Projekt ins Leben gerufen.

M      eine Eltern haben mich geschickt, um
       Geld für unsere Familie zu verdienen.
Und was bringe ich ihnen zurück? Ein weite-
res Kind, um das wir uns kümmern müssen.“
Die 15-jährige Ada Nahimana1 ist verzweifelt.
Erst vor wenigen Monaten hat sie die Stelle als
Hausangestellte in Bujumbura angefangen.
Eines Morgens wird sie auf dem Weg zum
Wasserholen von einem jungen Mann ange-

                                                                                                                                                                © Irina Tishkova und Maria Massaro
griffen und vergewaltigt.

Unter keinen Umständen will sie, dass jemand
davon erfährt. Sie fürchtet, dass man ihr nicht
glaubt oder, schlimmer, dass man ihr die
Schuld an der Vergewaltigung gibt. Doch dann
merkt sie, dass sie schwanger ist. Das ist für    Junge Mütter werden in Burundi oft sich selbst überlassen. Das Bild zeigt nicht Ada Nahimana.
Ada Nahimana das Ende. Sie weiß, dass sie
nicht auf Verständnis hoffen kann – weder von     Nicht selten werden die Überlebenden für die                 sie sich das Leben nehmen wollte. Beim Ver-
der Familie noch von der Gesellschaft.            Gewalt verantwortlich gemacht. Staatliche                    such wurde sie entdeckt – und über mehrere
                                                  Institutionen tun wenig, um das Stigma zu                    Kontakte an die Frauenrechtsorganisation
Gewalt als Normalität                             brechen. In Sozial- und Gesundheitseinrich-                  Nturengaho weitergeleitet.
                                                  tungen finden Gewaltüberlebende selten die
Neben Fällen wie Ada Nahimanas stehen             Unterstützung, die sie benötigen.                            Mehr System und weniger Zufall
unzählige andere. Fast 23% der Frauen und
Mädchen in Burundi haben nach eigenen An-         Dass wir Ada Nahimanas Geschichte kennen, ist                Und dies ist der zweite Teil von Ada Nahimanas
gaben sexualisierte Gewalt erfahren. Beson-       deswegen zum Teil einem Zufall zu verdan-                    Geschichte – denn neben den Zufall trat ein
ders erschreckend: ca. 40% sind Teenager.         ken. Die 15-Jährige war so verzweifelt, dass                 Netzwerk von solidarischen Frauen, die ihr zu-

04   memo medica mondiale | 1-2021
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
   PROJEKTREGION
                 Ruanda

                                                                                                                                                                          © Irina Tishkova und Maria Massaro
      Cibitoke              Ngozi
                  Kayanza

 DR Kongo            Burundi
                                    Tansania

                                               „Gira Ico Ukoze!“ – „Tu etwas!“ Frauen in Burundi nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand.

                                                                                                                    PROJEKTSTECKBRIEF
hörten und Unterstützung anboten. Die Frau-    Dieses Trainingskonzept sorgt für Nachhaltig-
                                                                                                               PROJEKTREGION:
en von Nturengaho wollen nicht länger hin-     keit, weil es die psychosoziale Expertise vor                   Burundi (Cibitoke, Kayanza, Ngozi)
nehmen, dass das Überleben von Frauen und      Ort stärkt und verankert.                                       PARTNERORGANISATIONEN:
Mädchen vom Zufall abhängt. Dazu haben sie                                                                     Nturengaho, Mukenyezi Menya, Dushirahamwe.
                                                                                                               EU-Programm mit Konsortium HealthNetTPO
mit zwei weiteren lokalen Organisationen und   Großes Projekt mit großer Wirkung
medica mondiale ein Projekt ins Leben geru-                                                                    MASSNAHMEN:
fen, das sich nicht nur an die Überlebenden    Die Frauenorganisationen wollen dafür sorgen,                    Psychosoziale Betreuung für unverheiratete
wendet, sondern auch die Strukturen im Land    dass Überlebende und junge Mütter nicht                            schwangere Frauen und Mädchen
angeht. Denn wer sagt, dass Frauenorganisa-    allein gelassen werden. So wie Ada Nahimana,                     Berufskurse für schutzbedürftige Frauen
tionen hier nichts bewegen können?             die im Schutzhaus von Nturengaho eine Berufs-                    Schulung von Gesundheitsmitarbeiter*innen
                                                                                                                  in der stress- und traumasensiblen Beratung
                                               ausbildung zur Näherin absolviert hat, und die                     für Überlebende von sexualisierter Gewalt
In drei Distrikten haben sie Vereinbarungen    heute mit einem ganz anderen Selbstbewusst-
mit den Bezirkskrankenhäusern und Gesund-      sein spricht: „Ich hatte wirklich vor, mich und                 SO KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN:
heitsämtern getroffen. Zunächst wurden mit     mein wunderschönes Kind zu töten. Ich war                        100 € kostet ein Trainingstag im stress-
                                                                                                                  und traumasensiblen Ansatz.
Unterstützung von medica mondiale vor Ort      so verzweifelt und müde. Aber jetzt habe ich
                                                                                                                Mit 300 € finanzieren Sie medizinische
Trainerinnen im stress- und traumasensiblen    eine Ausbildung zur Näherin. Ich kann wieder                       Behandlungen für 10 Frauen und Mädchen.
Ansatz ausgebildet. Der Ansatz zielt darauf,   Verantwortung übernehmen – für mich und für
Betroffene von Gewalt zu stabilisieren und     meine kleine Tochter. Das macht mich heute
ihre innere Widerstandskraft zu stärken. Die   wirklich stolz.“ n
                                                                                                                   MEHR ZU UNSERER ARBEIT IN BURUNDI UNTER:
Trainerinnen schulen dann die Gesundheits-
                                                                                                                    bit.ly/Burundi_medicamondiale
fachkräfte in den Gesundheitseinrichtungen.    1
                                                   Name redaktionell geändert.

                                                                                                                                     memo medica mondiale | 1-2021   05
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
PROJEKTE IRAK

BERATUNG AM
ZELTEINGANG
UNTERSTÜTZUNG FÜR GEWALT-
BETROFFENE FRAUEN IM NORDIRAK

Wie in vielen Ländern stieg auch im Irak
die Gewalt gegen Frauen während der

                                                                                                                                                                     © Rendel Freude / medica mondiale
Coronapandemie. Besonders dramatisch
ist die Lage für geflüchtete Frauen, die
nach den Vertreibungen durch die Terror-
miliz „IS“ zu Tausenden in nordirakischen
Lagern leben. Die Organisation EMMA
Organization for Human Development
bietet mit Kursen und Beratungen einen           Die Beraterinnen von EMMA besuchen Frauen und Mädchen zuhause und informieren zu Frauenrechten und ihren
Ausweg aus der Perspektivlosigkeit.              Angeboten in den Frauenberatungszentren.

W     ie erreicht man diejenigen, die ihre
      Rechte nicht kennen – die gar nicht
wissen, dass ihnen Schutz zusteht? Beson-
                                                 Haushalten, in Wohncontainern und Zelten der
                                                 Geflüchtetenlager und Gastgemeinden und
                                                 bringen ihnen die Informationen nach Hause.
                                                                                                          Jede Krise ist auch eine Krise für
                                                                                                          Frauenrechte

ders schwierig ist der Zugang für geflüchtete                                                             Gewalt gegen Frauen ist im Irak kein neues
Frauen. Sie kennen die Strukturen nicht und      „Ich habe eine Nummer gefunden und                       Problem. Doch auch hier stieg sie mit der
haben weniger Kontakt zu Frauen vor Ort, die     angerufen“                                               Coronapandemie stark an, auch in den La-
eine Telefonnummer weiterreichen oder vom
Frauenzentrum erzählen könnten.                  Immer wieder verändern diese Besuche Leben.                    PROJEKTREGION
                                                 Auch Nesrin Hamid, die heute selbst im Frauen-             Türkei
Die Mitarbeiterinnen von EMMA wissen, dass       zentrum unterrichtet, erfuhr nur von EMMA, weil
sie nicht darauf warten können, dass die Frau-   zwei Frauen eines Tages an die Tür klopften. Ihre                      Syrien                                Iran
                                                                                                                                           Autonome
en zu ihnen kommen. Mitarbeiterinnen ihrer       Schwiegermutter warf die Broschüre von EMMA                                               Kurdische Region
                                                                                                                                   Irak
Beratungszentren – darunter Sozialarbeite-       zwar in den Müll – doch Nesrin Hamid fischte
rinnen, Psychologinnen und Juristinnen – be-     sie heraus. „Ich konnte ja kaum lesen, aber ich
suchen als mobile Teams die Frauen in den        habe Zahlen gefunden und angerufen.“

06   memo medica mondiale | 1-2021
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
gern für Geflüchtete. Und wie so oft in Krisen                 Während der Pandemie sorgten die Mitarbei-            Neben der direkten Unterstützung für gewalt-
                                    nimmt auch die Verheiratung junger Mäd-                        terinnen von EMMA dafür, dass die Kurse ver-          betroffene Frauen wenden sich die überzeug-
                                    chen zu, was meist ein Ende ihrer Schullauf-                   kleinert und Hygienebedingungen eingehalten           ten Feministinnen von EMMA an politische
                                    bahn bedeutet.                                                 wurden. Wichtig – und nötiger denn je – sei es        Entscheidungsträger*innen. Sie wollen Ge-
                                                                                                   jedoch gewesen, weiterhin eine Anlaufstelle           setze beeinflussen, wollen Strukturen im Land
                                    In allen Kursen lernen Frauen über ihre                        zu bieten.                                            verändern – und beweisen in ihren Frauenzen-
                                    Rechte                                                                                                               tren täglich, dass Veränderung möglich ist. n
                                                                                                   Für viele Frauen sind die Berufskurse der Ein-
                                    EMMA bietet gewaltbetroffenen Frauen direkte                   stieg zu weiteren Angeboten. Auch Nesrin Ha-
                                    Anlaufstellen. Sie lernen Lesen und Schreiben,                 mid fing mit einem Alphabetisierungskurs an.
                                    Nähen, Englisch oder Arabisch. Spezielle Ange-                 Heute gibt sie selbst Kurse – und lässt keinen
                                    bote gibt es für Überlebende sexualisierter Ge-                Zweifel darüber, welchen Einfluss die Arbeit              PROJEKTSTECKBRIEF
                                    walt. In allen Kursen spielen auch Frauenrechte                von EMMA auf ihr Leben hatte: „Heute erzäh-
                                    eine Rolle. Die Frauen erfahren, wo sie Unter-                 le ich anderen Frauen von meiner Geschichte            PROJEKTREGION:
                                    stützung finden und erhalten Informationen zu                  und empfehle ihnen, ihre Töchter nicht so früh         Nordirak (Autonome Kurdische Region)
                                                                                                                                                          PARTNERORGANISATIONEN:
                                    Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Frühver-                      zu verheiraten. Ich fühle mich stark und weiß,
                                                                                                                                                          EMMA Organization for Human Development,
                                    heiratung, Scheidungsrecht, den Rechten von                    dass ich meine eigene Tochter mit den richti-          Haukari e.V. mit Umsetzungspartnerinnen
                                    Binnenvertriebenen und Coronaprävention.                       gen Werten erziehen kann.“                             KHANZAD und PDO
                                                                                                                                                          MASSNAHMEN:
                                                                                                                                                           Psychosoziale Beratung von gewaltbetrof-
                                                                                                                                                             fenen Frauen (Einzel- und Gruppenkurse)
                                                                                                                                                           Unterstützung bei Rechtsverfahren für gewalt-
                                                                                                                                                             betroffene Frauen
                                                                                                                                                           Bildungsangebote und Berufskurse
                                                                                                                                                           Qualifizierung von staatlichen Anlaufstellen
                                                                                                                                                             für von Gewalt betroffene Frauen

                                                                                                                                                          SO KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN:
                                                                                                                                                           45 € finanzieren eine Selbsthilfe-Gruppen-
                                                                                                                                                             sitzung für gewaltbetroffene Frauen. In den
                                                                                                                                                             Gruppen treffen sich bis zu 12 Frauen.
© Rendel Freude / medica mondiale

                                                                                                                                                           Mit 150 € finanzieren Sie einen Alphabetisie-
                                                                                                                                                             rungskurs für einen Monat.

                                                                                                                                                             MEHR ZU UNSERER ARBEIT IM IRAK UNTER:
                                                                                                                                                              bit.ly/Irak_medicamondiale
                                    In allen Kursen lernen die Frauen neben Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Schneidern auch ihre Rechte kennen.

                                                                                                                                                                             memo medica mondiale | 1-2021   07
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
PROJEKTE BOSNIEN UND HERZEGOWINA
                                                                                                                                        PROJEKTREGION

     „DIE MENSCHEN WURDEN                                                                                                              Slowenien
                                                                                                                                                   Kroatien

      IRGENDWO AUF DEM WEG                                                                                                                             Bosnien- Brčko
                                                                                                                                                       Herzogovina
                                                                                                                                                                    Serbien

     VERGESSEN“                                                                                                                                                Podrinje
                                                                                                                                                                   Kosovo
              VERSÖHNUNG IN BOSNIEN UND HERZEGOWINA

              Auch während der Coronapandemie nutzen nationalistische Gruppierungen
              jede Gelegenheit, um die Spaltung der bosnischen Gesellschaft voranzutreiben.
                                                                                                                                  D     ie Frauen wurden allein gelassen.“ Jasna
                                                                                                      Zečević von Vive Žene zieht eine nüchter-
                                                                                                 ne Bilanz. Dabei hätten Frauenrechtsorganisa-
              Die Frauenrechtsorganisation Vive Žene setzt dagegen bewusst auf den inter-
                                                                                                 tionen alles vorausgesagt: dass familiäre Ge-
              ethnischen Dialog. Ihre Arbeit zeigt: Erinnerungsarbeit ist gerade in Krisenzeiten
              dringend nötig.                                                                    walt durch den Lockdown zunehme, und dass
                                                                                                                                  die existenzielle Unsicherheit für Überlebende
                                                                                                                                  sexualisierter Kriegsgewalt retraumatisierend
                                                                                                                                  sein könne. „Wir hatten einige Klientinnen, die
                                                                                                                                  ausgeprägte Angstsymptome zeigten.“

                                                                                                                                  Statt die Warnungen ernst zu nehmen, nutz-
                                                                                                                                  ten Politiker*innen die Krise für kurzfristige
                                                                                                                                  Machtfragen und nationalistische Rhetorik.
                                                                                                                                  Viele Klientinnen von Vive Žene hätten er-
                                                                                                                                  neut das Vertrauen in den Staat verloren, so
                                                                                                                                  Zečević: „Sie haben gemerkt, dass ihre kör-
                                                                                                                                  perlichen und seelischen Belange in der Krise
                                                                                                                                  nicht ernst genommen werden.“

                                                                                                                                  Auch in Krisen braucht es Weitsicht

                                                                                                                                  Die Mitarbeiterinnen von Vive Žene sprangen
                                                                                                                                  da ein, wo staatliche Institutionen versagten.
                                                                                                                                  Sie verteilten Pakete mit Lebensmitteln und
                                                                                                                                  Hygieneartikeln. Sie boten Beratung am Not-
                                                                                                                                  falltelefon. Und auch das Schutzhaus für ge-
© Vive Žene

                                                                                                                                  waltbetroffene Frauen blieb geöffnet und war
              Bei den gemeinsamen Workshops formulieren die Frauen ihre Gemeinsamkeiten, Trennlinien und Wahrheitsvorstellungen
                                                                                                                                  für viele ein wichtiger Anlaufpunkt.
              und bauen so Vorurteile gegenüber den „Anderen“ ab.

              08   memo medica mondiale | 1-2021
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
Neben diesem Notfalleinsatz zeichnet die Mit-                viele durch die Einschränkungen an den Krieg               PROJEKTSTECKBRIEF
              arbeiterinnen von Vive Žene ihr Weitblick aus.               erinnert fühlten, merkten sie, dass sie diesmal
              Sie wissen, dass die Menschen gerade jetzt                   nicht gegeneinander kämpfen.“                         PROJEKTREGION:
                                                                                                                                 Bosnien und Herzegowina (Brčko Distrikt und
              Versöhnung brauchen – damit alte Wunden
                                                                                                                                 Podrinje)
              nicht wieder aufreißen.                                      Die abschließenden Workshops fanden dann,             PARTNERORGANISATION:
                                                                           unter Einhaltung der Hygienevorkehrungen, in          Vive Žene
              Um hier einen Beitrag zu leisten, haben sie                  Präsenz statt. Mehrere Tage lang diskutierten         MASSNAHMEN:
              in zwei Gemeinden Klientinnen verschiedener                  die Gruppenmitglieder über ihre Werte und              Psychosoziale Gruppen- und Einzeltherapie
                                                                                                                                    für Überlebende sexualisierter Kriegsgewalt
              ethnischer Gruppen über drei Jahre in den                    Wünsche für die Zukunft. Sie tauschten sich
                                                                                                                                  Inter-ethnische Gruppengespräche für
              Austausch gebracht. Dabei wurden die Frauen                  aus und lachten miteinander. Das Vertrauen               gewaltbetroffene Frauen
              zunächst persönlich und in ethnisch getrenn-                 wuchs und Freundschaften entstanden.                   Workshops zu den Themen Frauenrechte,
              ten Gruppentreffen gestärkt. Anschließend be-                                                                         Folgen von Kriegstraumata, Demokratie
              gegneten sich die bosnischen und serbischen                  Tatsächlich haben viele Frauen ihre Haltung
                                                                                                                                 SO KÖNNEN SIE UNS UNTERSTÜTZEN:
              Frauen in moderierten Austauschtreffen.                      grundlegend geändert. 70% der Teilnehmerin-            Mit 90 € finanzieren Sie die Unterbringung
                                                                           nen gaben nach dem letzten Treffen an, grund-            von drei Frauen für einen Tag im Frauen-
                                                                           sätzlich offener für Kontakte zur anderen                schutzhaus.
                                                                           ethnischen Gruppe zu sein als zu Projekt-              Eine Gruppensitzung mit 15 Frauen kostet
                                                                                                                                    knapp 250 €.
                                                                           beginn. Besonders ermutigend: je jünger die
                                                                           Frauen, desto größer die Offenheit.

                                                                           Das Projekt sei ein deutliches Signal an die bos-
                                                                           nische Gesellschaft, so Augustina Rahmanović.
© Vive Žene

                                                                           Es zeige, warum Erinnerungsarbeit gerade in
              Gruppenbild mit Maske: Zwei der Gruppenleiterinnen machen
                                                                           der Krise wichtig ist: „Wenn alles nur unter dem
              sich bereit für Workshop-Treffen unter Corona-Bedingungen.   Aspekt der ethnischen Zugehörigkeit betrach-
                                                                           tet wird, werden die Menschen irgendwo auf
                                                                           dem Weg vergessen. Mit dem Projekt ist es
              Diesmal kämpfen sie nicht gegen-
                                                                           uns gelungen, die Menschen dieses Landes
              einander
                                                                           wieder real und sichtbar zu machen.“ Denn es
              Bei dem Projekt war es zentral, dass die Frau-               gehe eben nicht nur um individuelle Kontakte,
              en aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen                  sondern auch um die Aussicht, dass Frieden
              Vertrauen zueinander aufbauen. Auch wäh-                     und Versöhnung möglich ist – auch mit den
              rend des Lockdowns regten die Moderatorin-                   eigenen Erinnerungen und Wunden. n

                                                                                                                                                                                              © Vive Žene
              nen die Frauen dazu an, über Chat-Gruppen in
              Kontakt zu bleiben. Die Pandemie wurde bis-
              weilen sogar zu einem verbindenden Element,                       MEHR ZU UNSERER ARBEIT IN BOSNIEN UND         Die Mitarbeiterinnen von Vive Žene verteilten in der
                                                                                 HERZEGOWINA UNTER:                            Pandemie Krisenpakete mit Lebensmitteln. „Das Gefühl,
              meint Augustina Rahmanović, eine der Projekt-
                                                                                 bit.ly/Bosnien_medicamondiale                 in dieser kritischen Situation nicht allein zu sein, war für
              mitarbeiterinnen bei Vive Žene: „Obwohl sich                                                                     viele Klientinnen lebensrettend,“ so eine Mitarbeiterin.

                                                                                                                                                        memo medica mondiale | 1-2021    09
Memo - BURUNDI Starke Netzwerke gegen Gewalt - Medica Mondiale
IM FOKUS

TRANSGENERATIONALES TRAUMA:
„WIR HABEN SO VIEL IN UNS VERGRABEN“
INTERVIEW MIT DER FILMEMACHERIN KATJA DUREGGER

Katja Duregger möchte das Schweigen beenden. Die in Köln lebende Regisseurin                      ich verdrängt hatte, und glaube, dass das
spricht seit Kurzem öffentlich über das Tabuthema Kriegsvergewaltigung und die                    ein guter Weg ist. Wir haben so viel in uns
Auswirkungen, die das Trauma ihrer Großmutter auf ihr eigenes Leben hatte.                        vergraben, das muss erstmal behutsam und
                                                                                                  langsam wieder „ausgegraben“ werden. Aber
                                                                                                  der wichtigste Schritt ist, sich anderen Men-
Frau Duregger, wie ist Ihre Familiengeschichte?   Wie hat die Geschichte Ihrer Großmutter Ihr     schen zu öffnen.
Mein Vater ist Südtiroler und wurde 1938          eigenes Leben geprägt?
geboren. In dem Bergdorf, in dem mein Va-         Ich habe irgendwann gemerkt, dass die Art,
ter aufgewachsen ist, gab es eine Kaserne, in     wie ich Beziehungen führe, nicht gut ist. Ich
der zu dieser Zeit vorwiegend süditalienische     konnte andere Menschen nicht wirklich nahe
                                                                                                     „Mir hätte es früher
Soldaten stationiert waren. Und die haben in      an mich heranlassen. Da war immer so ein           geholfen, wenn jemand
dem Dorf auch viele Frauen vergewaltigt. Das      diffuses Gefühl von Scham, von Schuld, von         offen über seine trau-
war ein perfider Teil der Repression, Mussolini   etwas Schwerem. Das war mir lange nicht be-
                                                                                                     matische Geschichte
wollte, dass die Südtiroler italienisch werden.   wusst und hielt mich sehr gefangen. Ich war
Auch meine Oma wurde von einem Soldaten           überzeugt davon, dass ich ganz allein bin mit
                                                                                                     gesprochen hätte.“
vergewaltigt und wurde mit meinem Vater           dieser traumatischen Familiengeschichte.
schwanger.
                                                  Wie haben Sie sich diesem Trauma genähert?      Was hat Sie dazu bewegt, Ihre Familienge-
Wie erging es Ihrer Großmutter nach der Verge-    Was raten Sie anderen in Ihrer Situation?       schichte öffentlich zu machen?
waltigung?                                        Auch wenn es schwerfällt: Das Wichtigste        Mir hätte es früher geholfen, wenn jemand
Sie war damals jung und unverheiratet und hat     ist, sich Hilfe zu holen. Wenn man sich, wie    offen über seine traumatische Geschichte
meinen Vater allein großgezogen. Ihre Familie     ich, so lange versteckt hat, dann ist das wie   gesprochen hätte. Ich hätte mich dann nicht
und die Leute im Dorf haben sie unterstützt, so   neu laufen lernen. Da braucht man auch je-      mehr so allein gefühlt. Das Schweigen muss
gut es ging. Sie war sehr katholisch und hat,     manden, der aufpasst und einen stützt, wenn     durchbrochen werden. Dazu gehört Mut, aber
vermutlich aus dem Gefühl der Sünde oder          man fällt. Ich habe durch eine Körperthera-     wenn wir immer mehr werden, die das tun,
Schande heraus, danach nie geheiratet.            pie Zugang zu Anteilen in mir gefunden, die     dann kann sich etwas bewegen.

10   memo medica mondiale | 1-2021
© Max Grönert
                                                                                                                                 Vergewaltigungen
                                                                                                                                 zum Ende des Zweiten
                                                                                                                                 Weltkriegs

                                                                                                                                 Millionen von Frauen wurden im Zwei-
                                                                                                                                 ten Weltkrieg und den Folgemonaten
                                                                                                                                 vergewaltigt – im Holocaust, während
                                                                                                                                 der Kriegshandlungen und der Besat-
                                                                                                                                 zung. Mit der Kampagne „Niemals nur
                                                                                                                                 Geschichte – Gemeinsam gegen sexua-
                                                                                                                                 lisierte Kriegsgewalt“ erinnerte medica
Katja Duregger (50 J.) ist Filmemacherin und lebt in Köln.                                                                       mondiale 2020 anlässlich von 75 Jahren
                                                                                                                                 Kriegsende an dieses Unrecht. Wir werden
                                                                                                                                 auch zukünftig öffentlich unsere Solidari-
Wie sollten wir als Gesellschaft mit dem Thema medica mondiale plant gemeinsam mit der
                                                                                                                                 tät mit den Betroffenen zeigen und pla-
Kriegsvergewaltigungen umgehen?                Stadt Köln, einen Erinnerungsort für im Krieg
                                                                                                                                 nen unter anderem einen Erinnerungsort
Ich wünsche mir mehr Ehrlichkeit. Leider fehlt vergewaltige Frauen zu errichten. Würden Sie
                                                                                                                                 für alle Frauen, die damals und seitdem
das Bewusstsein für die dramatischen Folgen diesen Ort besuchen?
                                                                                                                                 weltweit in Kriegen vergewaltigt wurden.
von transgenerationalen Traumata noch viel                   Es würde bei mir emotional einiges bewegen,
                                                                                                                                 Kölns Oberbürgermeisterin Henriette
zu sehr. Durch das Schweigen und die Tabu-                   wenn ich an einen Ort käme, wo die Erfah-
                                                                                                                                 Reker unterstützt das Vorhaben.
isierung bleibt der Schmerz in den Familien                  rung meiner Familie sichtbar wird. Es hat
und kann sich nicht auflösen.                                etwas Tröstendes und Befreiendes, endlich
                                                             mit der eigenen Geschichte wahrgenommen
Von der Politik würde mir wünschen, dass                     und gesehen zu werden. Wenn das von offi-                                MEHR ZUM THEMENSCHWERPUNKT
                                                                                                                                       KRIEGSVERGEWALTIGUNGEN IM
die zum Teil schweren Traumata unserer                       zieller politischer Seite, von Institutionen mit-                         ZWEITEN WELTKRIEG UNTER:
Mütter und Großmütter als solche benannt                     getragen wird, hat das noch mal eine ganz                                 www.medicamondiale.org/
und anerkannt werden. Auch von politischer                   andere Kraft. n                                                           niemals-nur-geschichte
Seite geht es um Ehrlichkeit und ein Ende
des Schweigens.

                                                                                                                                               memo medica mondiale | 1-2021   11
IM EINSATZ

„MANCHMAL BRAUCHT MAN
                                                                                                   Krisenregionen hat. Viele Menschen in Bela-
                                                                                                   rus haben schreckliche Gewalt überlebt. Wir

 UNREALISTISCHE ZIELE“
                                                                                                   möchten sie unterstützen, das zu verarbeiten.
                                                                                                   Wir tauschen uns mit zwei Trauma-Beraterin-
                                                                                                   nen von medica mondiale aus und bereiten
INTERVIEW MIT OLGA KARATCH, AKTIVISTIN AUS BELARUS                                                 die Informationen in unseren Videos auf.

Als kleine Initiative gegründet, ist die belarusische Organisation „Nash Dom“ (Unser               Woher nehmen Sie Ihre Kraft?
Haus) heute in über 15 Städten im ganzen Land aktiv. Seit 2020 kooperiert „Nash                    Ich kenne die Gewalt aus eigener Erfahrung.
Dom“ mit medica mondiale. Wir haben mit der Gründerin Olga Karatch gesprochen.                     Auch ich war im Gefängnis und weiß, wozu sa-
                                                                                                   distische Polizisten in der Lage sind. Ich kann
                                                                                                   diese Erfahrungen nicht rückgängig machen,
Wie ist die aktuelle Lage in Belarus?              unsere Videos fast 30 Millionen Mal geklickt.   aber ich kann dazu beitragen, dass sich etwas
Es gibt einen Satz des Präsidenten Luka-           Man muss manchmal unrealistische Ziele ver-     ändert. Für viele Menschen ist „Nash Dom“
shenko, der die Lage gut zusammenfasst:            folgen, sonst kommt man nicht weiter.           ein wichtiger Anker. Wir haben eine Verantwor-
„Was man liebt“, so sagt er über Belarus „gibt                                                     tung, und die nehmen wir sehr ernst. n
man eben nicht her.“ Wir wenden uns dage-          Wie ist die Zusammenarbeit mit medica
gen. Das soll Liebe sein? Wenn das Geliebte        mondiale zustande gekommen?
„Nein“ sagt, muss man es gehen lassen. Und         Ich habe Monika Hauser bereits 2015 beim
die belarusische Gesellschaft sagt seit Jahren     Global Peacebuilder Summit kennen gelernt,
sehr deutlich „Nein“.                              einem Forum für Friedensstifter*innen aus
                                                                                                   Olga Karatch wünscht sich mehr Aufmerksamkeit
                                                   aller Welt. Daher wusste ich, dass medica
                                                                                                   und Solidarität der internationalen Gemeinschaft für
Wie engagiert sich Nash Dom gegen die Gewalt?      mondiale Erfahrung mit Trauma-Arbeit in         die Anliegen der Menschen in Belarus.
Wir haben Nash Dom vor knapp 20 Jahren

                                                                                                                                                          © Dmitrij Leltschuk
als lokale Initiative gegründet. Mittlerweile
sind wir im ganzen Land aktiv. Wir klären über
Menschenrechtsverletzungen auf und unter-
stützen die Menschen mit rechtlicher und psy-
chologischer Expertise.

Unsere größte Reichweite erzielen wir über
YouTube. Das ist vor zehn Jahren aus einer
absurden Idee entstanden. Ein junger Kollege
fragte mich, wie es sein kann, dass Lady Gaga
Millionen Follower hat, uns dagegen niemand
kennt – und hat sich das Ziel gesetzt, eine Mil-
lion Follower zu erreichen. Mittlerweile wurden

12   memo medica mondiale | 1-2021
ENGAGEMENT & AKTIONEN

                                   GEMEINSAM HELFEN
                                   Unser Einsatz gegen Gewalt an Frauen lebt vom Engagement und den Spenden
                                   vieler Menschen. Einige Aktionen stellen wir Ihnen in jedem Heft vor.
© Sophie Dettmar/medica mondiale

                                                                                    BIO-BROT UND
                                                                                    FRAUENRECHTE
                                                                                    Bereits seit mehreren Jahren
                                                                                    spendet das Team der „cibaria

                                                                                                                                                                                           © Ralf Emmerich
                                                                                    BioVollkornBäckerei“ in Münster
                                   RECHTE STÄRKEN                                   für medica mondiale. „Bei der

                                   STATT ROSEN                                      cibaria BioVollkornBäckerei ar-
                                                                                    beiten seit der Gründung 1990
                                                                                                                         Das Team von cibaria

                                   SCHENKEN                                         bewusst vor allem Mädchen und Frauen beratungsstellen vor Ort oder eben auch bei
                                                                                    im Handwerk. Deswegen liegt es nah, dass international aktiven Vereinen wie medica
                                   Zum Weltfrauentag am 8. März entschieden         wir uns explizit für Feministisches und Or- mondiale.“ Wir danken für das Vertrauen
                                   sich mehrere Unternehmen und Privatperso-        ganisationen engagieren, die sich gegen und den gemeinsamen Einsatz für Frauen-
                                   nen, für medica mondiale zu spenden und da-      Frauengewalt einsetzen – für die Frauen- rechte! n
                                   mit Frauen und Mädchen weltweit zu stärken.
                                   Darunter waren die Modemarke Paul Valenti-
                                   ne mit einer Ketten-Kollektion, die Künstlerin
                                   JenTonic mit feministischen Ansteckern, das
                                                                                                                                       ABLENKUNG FÜR
                                   Modelabel „Oh April", der Blumenladen „Gold-
                                   regen“ aus Köln sowie die Konditorin Theresa
                                                                                                                                       DEN GUTEN ZWECK
                                   Knipschild, die zum Weltfrauentag „Busen-                                                           Brettspiele erfreuen sich zur Corona-Zeit gro-
                                   kekse“ für den guten Zweck verkaufte. Wir                                                           ßer Beliebtheit. Der „Hans im Glück“-Verlag
                                   danken allen Spender*innen für die schönen                                                          bietet in der Krise jedoch nicht nur Ablenkung
                                   und originellen Unterstützungsideen! n                                                              – sondern spendet auch für den guten Zweck.
                                                                                                                                       „Weltweit sind Frauen nicht gleichgestellt und
                                                                                                                                       in Firmen unterrepräsentiert, auch in unse-
                                                                                                                                       rer Branche der Brett- und Kartenspiele,“ so
                                                                                                                                       Dirk Geilenkeuser von „Hans im Glück“. „Mit
                                                                                                                                       unserer Unterstützung für medica mondiale
                                                                                                                                       möchten wir einen Beitrag leisten, um diese
                                                                                                                            © privat

                                                                                                                                       Welt geschlechtergerechter zu gestalten.“ n
                                   Die „Busenkekse“ von Theresa Knipschild          Dirk Geilenkeuser von „Hans im Glück“

                                                                                                                                                           memo medica mondiale | 1-2021   13
SERVICE

                                                                                                                      wir uns um die Auflösung des Haushalts. Was
                                                                                                                      viele nicht wissen: Wir können als Erbin auch
                                                                                                                      Vermächtnisse an Dritte auszahlen, wenn Sie
                                                                                                                      noch weitere Organisationen oder Personen

                                                                                              © Lisa S/Shutterstock
                                                                                                                      bedenken möchten.

                                                                                                                      Ist die Hürde, sich mit dem Nachlass ausei-
                                                                                                                      nanderzusetzen, einmal genommen, geht es
                                                                                                                      oft leicht. Insbesondere eine kostenfreie Erst-

EIN TESTAMENT SCHREIBEN –                                                                                             beratung mit einer Fachanwältin oder einem
                                                                                                                      Fachanwalt, die wir unseren Spender*innen

WIE FANGE ICH AN?
                                                                                                                      vermitteln können, ist empfehlenswert. So
                                                                                                                      können sich persönliche Wünsche klären las-
                                                                                                                      sen und auch Fehler vermieden werden. Es ist
BERATUNG HILFT, DEN LETZTEN WILLEN ZU FORMULIEREN                                                                     ein beruhigendes Gefühl, wenn alles geregelt
                                                                                                                      ist – nach Ihrem Willen. n
Langjährige Spender*innen haben oft den Wunsch, ihr Engagement für Frauen
und Mädchen über ihr Lebensende hinaus wirken zu lassen. Ein Vorteil: Wenn Sie
an eine gemeinnützige Organisation vererben, fällt keine Erbschaftssteuer an.
                                                                                                                        HABEN SIE INTERESSE?
                                                                                                                        Möchten Sie die Testaments-
„Ich möchte mich um mein Testament küm-            unsicher, wie sie das Thema anpacken sollen.                         broschüre anfordern?
mern. In zwei Jahren höre ich auf zu arbei-        Unsere Testamentsbroschüre beantwortet ers-                          Wünschen Sie eine Beratung?
ten. Es ist ja nun eine Tatsache, dass wir         te Fragen: Wie schreibt man ein Testament?                           Dann nehmen Sie gerne
irgendwann nicht mehr sind. Und da ist es gut,     Wer sollte davon wissen? Wie kann ich meine                          Kontakt auf:
wenn alles geregelt ist.“ So oder so ähnlich be-   Familie und auch medica mondiale berück-                             Hanna Hilger
ginnen viele Telefonate, die Hanna Hilger als      sichtigen?                                                            hhilger@medicamondiale.org
Ansprechpartnerin für das Thema Testament,                                                                               + 49 (0) 221 - 93 18 98 48
Schenken und Stiften bei medica mondiale           Erben und Vererben – es ist nie zu früh,
entgegennimmt.                                     sich Gedanken zu machen.

Warum ein Testament schreiben?                     Im Gespräch können dann weitere Fragen ge-

                                                                                                                                                                        © Sophie Dettmar/medica mondiale
                                                   klärt werden, etwa zur Nachlassabwicklung, ob
Die Formulierung des letzten Willens ist wich-     die Einsetzung einer Testamentsvollstreckerin
tig. Falls individuell nichts geregelt wurde,      sinnvoll ist und wo das Testament aufbewahrt
greift das Gesetz – und die Verteilung des         wird. Immer häufiger gibt es Interesse, an
Erbes entspricht dann nicht unbedingt den ei-      medica mondiale Immobilien zu vermachen.
genen Wünschen. Viele Menschen sind jedoch         Auch das ist möglich. Auf Wunsch kümmern

14   memo medica mondiale | 1-2021
HABEN SIE FRAGEN?
                            SERVICE FÜR ALLE FRAGEN RUND UM
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                             spenden@medicamondiale.org
                             + 49 (0) 221 - 93 18 98 21
                                                                                               IN WENIGEN
                                                                                               SCHRITTEN
                            BERATUNG ZU SPENDENAKTIONEN
                            Jutta Rating                                                       ZU IHRER
                             jrating@medicamondiale.org
                             + 49 (0) 221 - 93 18 98 21                                       SPENDENAKTION
                                                                                               Starten Sie jetzt Ihre eigene Online-Spendenaktion! Geben
                                                                                               Sie Ihrer Aktion einen Namen, setzen Sie sich ein Spenden-
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                            UND NACHLASS                                                       schon können Sie mit Ihrer eigenen Spendenaktion starten.
                            Hanna Hilger                                                       Mit einem individuellen Link können Sie Ihre Freund*innen,
                                                                                               Kolleg*innen, Familie oder Bekannten zum Spenden einla-
                             hhilger@medicamondiale.org                                       den. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung!
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Herausgeberin:
medica mondiale e. V., Hülchrather Straße 4
50670 Köln, Tel. +49 (0)221 - 93 18 98 0, info@medicamondiale.org                              medica mondiale e. V.
V.i.S.d.P.: Monika Hauser
Redaktion: Esther Wahlen
                                                                                               IBAN: DE92 3705 0198 0045 0001 63
Redaktionelle Mitarbeit: Nicole Drechsler, Sara Fremberg, Martina Grantz,                      BIC: COLSDE33
Sophie Gurland, Hanna Hilger, Saskia Hintz, Anne Hild-Rivera, Barbara Horstmann,
Carolina Kamratzki, Beate Kriechel, Maria Massaro, Jutta Rating, Jovana Skrijel, Inga Weller   Sparkasse KölnBonn
Gestaltung: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH, Bonn
Druck: direct. GmbH, Hamburg
Erscheinungsweise: zweimal jährlich
Auflage: 20.000
Redaktionsschluss: 16. März 2021
© medica mondiale
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 E-Mail: hhilger@medicamondiale.org
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