Naturwachtblätter 2021 - Bundesverband Naturwacht eV
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B U N D E S V E R B A N D N AT U R W A C H T E . V . Naturwachtblätter 2021
I N H A LT 3
Inhalt
Vorwort4 – 6
Ranger und Corona 7
Aus den Schutzgebieten 8– 10
Train the Trainer 11–13
Nichts ist so beständig wie die Veränderung 14–15
Berliner Ranger 13–14
Impressum
Bekleidung18
Herausgeber:
Bundesverband Naturwacht e. V. Ranger-Shop 3. Umschlagseite
Redaktion Naturwachtblätter
c/o Robby Meißner,
Hermann-Löns-Weg 8
38879 Schierke
Redaktion:
Robby Meißner
Januar 2021
Fotos:
R. Fleckstein (S. 11/S. 12/S. 13 (2), C. Wagner (S. 4/S. 7), C. Schmid (S. 8),
S. Ret (S. 16/S. 17), M. Reichel (S. 9 (2), Regionalverband Thüringer Wald e.V. (S. 9),
S. Reuter (S. 10), R. Meißner (Titelbild, S. 3/S. 6/S. 14/15)
Gestaltungskonzept:
MetaDesign AG, Berlin
Gestaltung:
Satz + Gestaltung Oliver Matzke, Eggersdorf
Die namentlich gekennzeichneten Beiträge der verschiedenen Autoren geben
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. des Bundesverbandes wieder!
4 VORWORT VORWORT 5
Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer seine unvergleichliche „Handschrift“ erkannt reihe zur Konfliktbewältigung, die unter der
des Bundesverbandes, haben. Aber auch die NNL-AG Schutzge- Schirmherrschaft des Bundesverbands Na-
bietsbetreuung hat auf diese Situation turwacht stehen wird, soll ein Workshop auf
im letzten Jahr schrieb ich an dieser Stelle, reagiert und eine Umfrage in den Schutzge- unserer nächsten Fachtagung dienen. Dort
dass unser Planet und die Menschen, die bieten durchgeführt. Darüber berichte ich werden gezielt die Probleme gesammelt,
auf ihm leben, sich immer wieder verändern euch in diesem Heft. die uns als Ranger*innen direkt in diesem
und dass vieles vorhersehbar war. Nur eines gesellschaftlichen Wandel bewegen. Die
konnte wirklich niemand vorhersehen: die Gern würde ich mich an dieser Stelle freuen, Konfliktmediatorin Dr. Ulrike Garbe wird die-
weltweite Corona-Pandemie, die uns bis viele von euch zu unserer 27. Bundesweiten sen Prozess begleiten, die Workshop-Ergeb-
heute fest im Griff hat. Ob nun alle bisher ge- Naturwacht-Fachtagung vom 17.–19. März nisse auswerten und damit die künftigen
troffenen Maßnahmen, den Covid 19-Erreger Carsten Wagner im Biosphärenreservat Thüringer Wald Referent*innen gezielt auf ihre Aufgaben
zurückzudrängen, richtig gewesen waren, endlich mal wieder zu sehen und mit euch vorbereiten. Unser Kollege Frank Grütz hat
kann niemand eindeutig beantworten. zu diskutieren. Alles ist vorbereitet! Christina sich bereits als Referent für die folgenden
Die Gesellschaft erlebt ein Ereignis, das in Jahr 2020 zwei Prozent der Landesfläche als Sittig-Schubert wird euch in diesem Heft das Seminare angemeldet. In ihm schlummern
der jüngsten Menschheitsgeschichte neu große Wildnisgebiete auszuweisen wurde gastgebende Biosphärenreservat, das mit Qualitäten, von denen nur wenige von euch
und hoffentlich einmalig ist. Woher sollte jedoch mit erreichten 0,6 Prozent deutlich dem Namen „Vessertal“ als erstes Biosphä- bisher Kenntnis haben dürften. Als Karate-
also die Erfahrung stammen, auf diese verfehlt! Woran liegt’s also: am Geld oder renreservat in Deutschland gegründet wur- trainer versteht er sich hervorragend darin,
Situation immer angemessen und vor allem vielleicht doch am politischen Willen? Es ist de, vorstellen. Doch bitte seht mir nach, dass euch gezielt als Ranger*innen zu schulen,
zielgerichtet zu reagieren? Und das mög- mittlerweile seit Jahrzehnten unbestritten, diesmal die Vorbereitungen etwas getrübt angemessen auf verbale und nonverbale
lichst noch, ohne unsere Lebensqualität und dass der Erhalt der Biodiversität und der waren. Während ich diese Zeilen schreibe, Angriffe zu reagieren. Diese Seminare zur
die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu Klimaschutz existenziell für das Überleben bin ich mittlerweile skeptisch, ob die Tagung Bewältigung von Konfliktsituationen sollen
sehr zu beeinträchtigen. der Menschheit sind. Die Auswirkungen der aufgrund der Pandemie überhaupt stattfin- allen Ranger*innen zur Verfügung stehen,
schwindenden Biodiversität und der nur den kann. Falls doch, dann wird das Motto also auch denen, die (noch) nicht Mitglied
Eines jedoch gibt mir zu denken: es werden halbherzigen Umsetzung der Klimaschutz- der Tagung „Ranger im Konfliktfeld des unseres Bundesverbands sind. Die Veran-
zur Bekämpfung und zur Minderung der ziele sind daher im Gegensatz zum plötzli- Wandels von Umwelt, Natur und Gesell- staltungen werden daher über den Vertei-
Folgen der Corona-Pandemie beträchtliche chen Auftreten der Corona-Pandemie also schaft“ aktueller denn je sein! ler unseres Bundesverbands beworben,
Geldmittel akquiriert. Wahrscheinlich ist schon lange vorhersehbar. Es dürfte daher aber auch über das Netzwerk der NNL-AG
dies auch alternativlos. Plötzlich jedoch ist nicht nur mir immer wieder Rätsel aufgeben, Der griechische Philosoph Heraklit hat be- Schutzgebietsbetreuung direkt in die Ver
es möglich, viele Milliarden Euro allein in warum so wenig getan wurde und wird, um reits vor 2500 Jahren erkannt, dass „nichts so waltungen hineingetragen. Sollte unsere
Deutschland dafür bereitzustellen, während uns Menschen ein dauerhaftes Überleben beständig wie der Wandel“ ist. Diese Weis- 27. Bundesweite Naturwacht-Fachtagung
für den Natur-, Umwelt- und Klimaschutz auf unserem schönen Planeten Erde zu er- heit spiegelt sich nicht nur sehr aktuell in nicht stattfinden können, werden wir nach
seit Jahrzehnten sprichwörtlich um jeden möglichen. Am Geld kann es ja nicht liegen, unserem Tagungsmotto wider, auch Robby Möglichkeiten suchen, die zur Seminarrei-
Euro gefeilscht wird. Seine Klimaschutzziele wie wir aus der aktuellen Krise lernen… Meißner hat sich hierzu in diesem Heft seine he vorbereitenden Workshops evtl. über
hat Deutschland zwar im vergangenen Jahr Als Bundesverband Naturwacht haben wir Gedanken gemacht. Im letzten Jahr hatte ich Umfragen zu ersetzen, damit ein möglichst
erreichen können, doch nur „dank“ der Coro- versucht, möglichst schnell mit unserem angekündigt, dass wir als nationale Ranger- zügiger Auftakt in die Seminarreihe erfolgen
na-Pandemie. Im Jahr 2020 wurde wegen ei- Video „Ranger und Corona“ auf die für uns organisation auf den Wandel der gesell- kann.
nes wesentlich geringeren Flugaufkommens veränderte, Pandemie bedingte Situation zu schaftlichen Entwicklungen reagieren wer-
und durch weniger Kreuzfahrtschiffe deut- reagieren. den. Dieser Wandel, der begleitet ist auch Im September letzten Jahres führte der
lich weniger CO2 und Feinstaub freigesetzt, von Aggressionen gegenüber Ranger*innen, Bundesverband ein Train the Trainer- Semi-
der Individualverkehr dürfte in dieser Bilanz Vielen Dank an dieser Stelle an Achim Laber, hat sich im vergangenen Jahr aufgrund nar zum Thema „Kraniche als Botschafter
nur eine untergeordnete Rolle spielen. Und der kurzfristig den Schnitt und die Produk- eines erhöhten Besucheraufkommens in den der Völkerverständigung“ in der National
was kommt, wenn die Pandemie vorbei tion übernommen hat! Ich denke, alle die meisten der von euch betreuten Gebiete parkregion Vorpommersche Boddenland-
ist…? Das Ziel der Bundesregierung, bis zum dieses Video bereits gesehen haben, werden noch verstärkt. Als Auftakt zu einer Seminar- schaft durch. Unser neues Mitglied Marie-
6 VORWORT RANGER UND CORONA 7
Sophie Ohlerth schildert in diesem Heft wir als Ranger*innen sollten die aktuelle
ihre Eindrücke. Ich weiß, dass es noch mehr Corona-Krise als „Fingerzeig der Natur“ Ranger und Corona
Train the Trainer-Seminare im letzten Jahr sehen. Als Zeichen, dass wir Menschen – als
gegeben hat, doch leider sind sie mir erst nur eine Spezies auf der Erde – eben nicht Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat uns Website www.bundesverband-naturwacht.de
nach der Durchführung durch Zufall be- mehr so weitermachen können wie bisher. alle in unserer Dienstausübung vor veränderte oder direkt bei YouTube unter dem Suchwort
kannt geworden. Daher meine eindringliche Haben wir nicht sooo vielen Lebewesen mit Herausforderungen gestellt. „Ranger und Corona“. In viel besserer Qualität
Bitte: gebt uns die Seminare bekannt, damit unserer ungezügelten Lebensweise immer Ein deutlich gestiegenes Besucheraufkommen könnt ihr euch das Video auch direkt im Mitglie-
wir sie bewerben bzw. über sie berichten wieder Flexibilität geradezu abverlangt? in den meisten der von euch betreuten Gebiete derbereich unserer Website downloaden.
können! Jetzt sind wir mal dran, uns den veränderten hinterlässt Spuren: Die NNL-AG Schutzgebietsbetreuung hat sich
Dass es Ranger*innen inzwischen nicht nur Bedingungen anzupassen. Wer sollte das ❱ Wildcampen, ebenfalls diesem wichtigen Thema gewidmet
in den großen Schutzgebieten Deutschlands besser verstehen als wir Ranger*innen. Lasst ❱ ein höheres Müllaufkommen, und eine Umfrage in verschiedenen Gebieten
gibt, dürfte sich spätestens seit den „Ruhr- uns das als Chance sehen und immer wieder ❱ eine Zunahme des Betretens gesperrter der Nationalen Naturlandschaften durchge-
pott-Rangern“ rumgesprochen haben. Doch in unserer wichtigen Arbeit kommunizieren. Bereiche, führt. Da die Rückmeldungen hierzu sehr gut
wusstet ihr schon, dass auch die „grünen Wenn uns das gelingt, wird unser Job für ❱ wildes Mountainbiken sowie waren, können wir von einem repräsentativen
Lungen“ anderer Großstädte, wie Hamburg uns auch weiterhin der schönste Job der ❱ ein gestiegenes Konfliktpotential im Kontakt Ergebnis ausgehen.
oder Berlin, inzwischen von Ranger*innen Welt bleiben! Dafür wünsche ich euch Allen mit den Besuchern Als Ergebnis der Umfrage wurde eine Präsen-
fachgerecht betreut werden? Gesundheit, Schaffenskraft und Freude! legen deutlich Zeugnis davon ab. tation erstellt: „Umfrage der AG Schutzgebiets-
Alexandra Cielas berichtet in diesem Heft Viel Spaß bei der Lektüre der vorliegenden
von Berliner Großstadt-Rangern. Ihr dürft Naturwachtblätter!
gespannt sein!
Herzlichst,
Liebe Freunde, die Zukunft erscheint in
diesem Jahr und auch zukünftig ungewisser
denn je zu sein. Viele Unternehmungen,
wie bspw. unsere Tagungen oder Seminare Carsten Wagner
scheinen kaum mehr planbar zu sein. Das Vorsitzender des Bundesverbands
mag pessimistisch klingen. Doch gerade Naturwacht e. V.
Der neue Vorstand
von links
Robby Meißner,
Wir haben als Bundesverband Naturwacht betreuung zu aktuellen Zuständen während
Christina Winter,
einige Ranger*innen zu diesen veränderten Corona und zur Sammlung von Best-Practice
Carolin von Prondzinski,
Bedingungen befragt. Das Ergebnis ist ein Beispielen aus den Schutzgebieten.“ Ich emp-
Hubert Stumpf,
kurzes Video, in dem die Ranger*innen selbst fehle euch das Download dieser Präsentation
Martin Gehrke
zu Wort kommen und ihre Probleme schildern. aus dem Mitgliederbereich unserer Website.
(Geschäftsführer) und
Das Video findet ihr zum Anschauen auf unserer Carsten Wagner
Carsten Wagner
(Vorsitzender)
8 AUS DEN SCHUTZGEBIETEN AUS DEN SCHUTZGEBIETEN 9
Regional verwurzelt, weltweit vernetzt. ausgezeichnet. „Das Siegel ist ein Ansporn,
unsere Bildungsprogramme auszubauen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist
nicht als Zusatz zu verstehen. Vielmehr ist es
Grundlage unserer Arbeit“, so Rangerkollege
Matthias Hellner. 3
Unterstützer für eine nachhaltige Region
Blütenreiche Bergwiesen, ausgedehnte
1 Bergmischwälder (84 % des Gebiets), Berg-
bäche und Hochmoore prägen die Region
zwischen Oberhof, Ilmenau, Masserberg und
UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald Suhl. Das Biosphärenreservat umfasst einen
repräsentativen Ausschnitt aus der zentra-
Neben bewusstem Naturerleben und Diethard Eckhardt ist Ranger durch und leuropäischen Mittelgebirgsschwelle und 4
Schutz der Kulturlandschaft stehen vor durch. Der gelernte Forstwirt ist seit mehr wird durch das Mittelgebirge Thüringer Wald
allem nachhaltige Regionalentwicklung und als 30 Jahren im Gebiet unterwegs. Mit viel geprägt.
Bildungsprogramme im Fokus des ältesten Liebe zur Region und Engagement für die
Waldbiosphärenreservats Deutschlands. Ziele des Biosphärenreservats ist er im Ein- Die Landschaft ist überwiegend bewaldet 1 UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald
Seit 42 Jahren trägt die Region bereits den satz. Nicht nur die Ziele in der Region, auch und entsprechend forstlich genutzt. Offen- von oben
UNESCO-Titel. Fast so lange im Einsatz ist die Arbeit hat sich mit den Jahren verändert. land gibt es vor allem entlang der Bachtäler
2 Diethard Eckhardt kennt das Gebiet wie seine
Diethard Eckhardt: Vor mehr als 30 Jahren So gehörten früher klassische Wiesen- und auf Rodungsinseln. Dies wird überwie-
Westentasche. Bei unzähligen Rangerwande-
hat er als Ranger im Vessertal begonnen. Pflegemaßnahmen oder Moorrevitaliserung gen als Rinderweide genutzt.
rungen hat er Touristen und Einheimischen die
zu den Aufgaben der Ranger. „In den letzten
Besonderheiten des Biosphärenreservats gezeigt.
Es ist ein sonniger Vormittag im UNESCO- Jahren arbeiten wir verstärkt mit Schulen
Biosphärenreservat Thüringer Wald, an dem und Kindergärten der Region zusammen. Wir 2 3 Ranger Matthias Hellner ist seit 20 Jahren im
Biosphärenreservat aktiv. Naturentdeckungen
Ranger Diethard Eckhardt seiner täglichen erkunden mit den Junior-Rangern das Gebiet
Arbeit nachgeht. Der Rangerhut sitzt, und versuchen die Themen der Nachhal- mit den Junior Rangern sind der Schwerpunkt
der Rucksack ist gepackt und die ersten tigkeit für die Kinder erlebbar zu machen. seiner Arbeit. Spezial-Führung, wie „Schneeinsek-
Wanderfreunde warten schon vor dem Jährlich beteiligen wir uns zum Beispiel am ten“, gehören auch zu seinen Leidenschaften.
Infozentrum in Schmiedefeld am Rennsteig. Wettbewerb „Erneuerbare Energien“ im 4 Fünf Ranger sind mit einem Bildungsauftrag im
Eine zweistündige Wanderung rund um die Ilm-Kreis und bauen mit den Junior-Rangern Biosphärenreservat aktiv. Die Betreuung des In-
Ortschaft mit besonderen Naturmomenten Modelle, die den Einsatz von Sonnenenergie fozentrums in Schmiedefeld am Rennsteig gehört
und Einblicken in die Aufgaben der Verwal- zeigen“, so Diethard Eckhardt. zu den Kernaufgaben. Hier bekommen Groß und
tung steht auf dem Programm. Immer mit Klein einen Einblick in die Wiesen, Wälder, Bäche
dabei: Der selbst geschnitzte Wanderstock Für die Bildungsangebote wurde die Verwal- und Moore des Gebiets. Immer verknüpft mit
mit Schäferhund, der mittlerweile auch zu tung 2018 mit dem Thüringer Qualitätssiegel Beispielprojekten zum Schutz und der Entwick-
einem Markenzeichen geworden ist. für Bildung für nachhaltige Entwicklung lung der Region.
10 AUS DEN SCHUTZGEBIETEN TRAIN THE TRAINER 11
Neun Städte und Gemeinden mit ihren Orts-
„Kraniche als Botschafter
teilen gehören zur Biosphärenregion. 1979
wurde das Gebiet von der UNESCO erstmals
der Völkerverständigung“
anerkannt und ist gemeinsam mit dem
heutigen Biosphärenreservat Mittelelbe eines
der beiden ältesten Biosphärenreservate in
Deutschland. Die Zonierung in Kernzone (3,1
%), Pflegezone (23,6 %) und Entwicklungszo-
ne (73,35) gehört zu den Spezifika der Regi-
on. Weltweit ist das 33672 ha große Gebiet in
ein Netzwerk mit 714 Biosphärenreservaten
(Stand November 2020) eingebunden. Im
Laufe der letzten 40 Jahre hat sich deren Ziel-
stellung von einem klassischen Schutzgebiet
zur Modellregion für nachhaltige Regional-
entwicklung gewandelt. Daher wird heute
auch von Biosphärenreservaten der zweiten
Generation gesprochen. Es war wieder soweit
Im Weltnetz gehören diese zum internationa-
len Umweltprogramm MAB „Der Mensch und die Kulturlandschaft zu entwickeln und so
„Von Rangern – für Ranger“
die Biosphäre“. „Das UNESCO-Biosphärenre- das Zusammenleben von Mensch und Natur Nachdem es im Jahr 2019 nichts wurde, hat (zwei davon angestellt beim Talsperren
servat Thüringer Wald soll Unterstützer auf nachhaltig zu gestalten. Hier sollen modell- sich Carsten Wagner tierisch ins Zeug gelegt betrieb Sachsen –Anhalt) angereist. Des
dem Weg gelebter Nachhaltigkeit sein, der haft Projekte entwickelt und umgesetzt und das Train the Trainer Seminar „Kraniche Weiteren waren Mitarbeiter aus dem Harz,
von den hier lebenden und wirtschaftenden werden, die das ausgewogene Verhältnis als Botschafter der Völkerverständigung“ dem Drömling und dem Wattenmeer dabei.
Menschen getragen und mit Leben gefüllt von menschlicher Nutzung und natürlichen erneut vorbereitet.
wird“, so Jörg Voßhage, Leiter der Verwal- Kreisläufen im Mittelpunkt haben. Am Mittwochnachmittag startete das
tung. Die Idee der Biosphärenreservate soll Vom 23. – 25.09.2020 fand das diesjährige Seminar mit einer Exkursion entlang des
die Menschen der Region dabei unterstützen Naturwachttreffen im UNESCO- Seminar im Nationalpark Vorpommersche Barhöfter Kliffs. Wir bedanken uns bei den
Biosphärenreservat Thüringer Wald Boddenlandschaft statt. Untergebracht zwei in Barhöft stationierten Rangern, die
Wir freuen uns, Sie zur 27. Bundesnaturfach- waren wir im Hotel Seeblick in Barhöft, mit die Exkursion an Kliff, Hafen und auf dem
5 Winternatur tagung vom 17.-19.3.2021 recht herzlich be- einem sensationellen Ausblick auf die Insel Aussichtsturm leiteten. Nicht nur der Blick
grüßen zu können. Es wird ein informatives Rügen mit Ummanz, die Insel Hiddensee über die Boddenlandschaft und Hidden-
5 und spannendes Programm geben, vorbe- und die Insel Bock. Bis Mittwoch Mittag see, auch der Besuch in der Nationalpark-
reitet durch den Bundesverband Naturwacht waren alle Teilnehmer von nah und fern vor information „Haus am Kliff“ waren sehens-
e.V. und der Verwaltung des UNESCO-Bio- Ort. Ob mit Auto oder Bahn, mit Stau oder wert.
sphärenreservats Thüringer Wald. Verspätung, alle waren super motiviert und
Warme Kleidung und Schuhe im Gepäck neugierig. Letztere wurde exklusiv nur für uns geöff-
sind super und vielleicht schon einmal das net. Im Anschluss ging es zur Begegnung
Rennsteig-Lied von Herbert Roth üben. Viele neue Gesichter waren dabei. Neben mit den Kranichen beim Einflug auf die
Christian aus dem Biotopwildpark Anholter Schlafplätze nach Bisdorf. Zudem waren
Christina Sittig-Schubert, Verwaltung UNESCO- Schweiz und mir sind aus dem Biosphärenre- röhrende Rothirsche und Kahlwild beim
Biosphärenreservat Thüringer Wald servat Karstlandschaft Südharz drei Vertreter Durchstreifen des Bodden zu beobachten.
12 TRAIN THE TRAINER TRAIN THE TRAINER 13
Das Trompeten der Kraniche und das Röh- onalpark Region wertvolle Naturerlebnisse Die Eindrücke im KRANORAMA ließen die
ren der Hirsche bescherten uns ein beson- zu bieten hat. Während einige, den Snack im durchnässte Kleidung schnell vergessen und
deres Hörerlebnis. Schlösschen Sundische Wiese in der Nase, alle freuten sich sehr durch Fensterluken,
mit Gegenwind gen Westen strebten, wurde Fernglas oder Spektiv zu schauen.
Nach Rückkehr in Barhöft stand ein Vortrag als gutes Beispiel entgegen Lebensmittel-
über die „Aktuelle Entwicklung im Zug – verschwendung und Überangebot bewie- Wie immer ging die Zeit viel zu schnell
und Ausbreitungsverhalten des Kranichs“ sen, dass Harzer Rangern der Salat auch am vorbei und während die eine Hälfte der Teil-
von Dr. Günter Nowald, NABU – Kranichzen- dritten Tag ohne Kühlung in der Tupperdose nehmer sich nun verabschiedete, nutzte der
trum Groß-Mohrdorf, auf dem Programm. noch gut schmeckt. Rest der Gruppe die Zeit bis Sonntag um die
Dieser sehr interessante Einblick in das Natur, die Ostseeluft und die gemeinsame
Leben der Kraniche hat uns alle begeistert. Am Abend wartete eine gelungene Kranich- Zeit zu genießen.
Vielen Dank an dieser Stelle! beobachtung in Zingst mit Blick auf die
Am nächsten Morgen starteten wir frisch, Schlafplätze auf dem großen Kirr. Nach dem Vortrag von Dr. Günter Nowald Ein großer Dank gilt Carsten für alle Vorbe-
gesund und munter mit einer Fahrradex- Abendessen stellten die Südharzer das Kon- reitungen, die Exkursion in der Sundischen
kursion durch das Renaturierungsgebiet zept und den Umgang mit den Kranichen in Wiese und die wirklich spitzenmäßig gelun-
Sundische Wiese. Die Exkursion entlang von der Goldenen Aue am Helmestausee vor. „Schwimmen“ verwundert über das Verhält- gene Durchführung des Seminars.
Deich, Gehölz, Hoher Düne und Pramort Als Fremdlinge aus Harz, Eifel und Biotop- nis von Wasser zu Algen, Schlamm und Außerdem möchte ich mich für die Aufnah-
überzeugte alle Teilnehmer, dass die Nati- wildpark waren wir beim Sonnenaufgangs- Biomasse im Boddengewässer. me im Bundesverband beim Vorstand und
Es folgte am Freitag zunächst ein Besuch allen Mitgliedern wirklich sehr bedanken.
im NABU-Kranichzentrum in Groß-Mohr- Das Seminar und die Gemeinschaft übertref-
Am Kranorama dorf und anschließend gingen wir auf fen jegliche Vorstellungen. Vielen Dank &
Tuchfühlung mit den Kranichen bei der bis bald
Nahrungsaufnahme am KRANORAMA in
Günz. Marie Ohlerth
Gute Aussichten in Zingst
14 VERÄNDERUNG VERÄNDERUNG 15
„Nichts ist so beständig wie die Veränderung“ derungen das Salz in der Suppe und bieten
die Chance, Dinge aus anderen Perspektiven
Geduld aufbringen, dabei zuzusehen.
Sie holt freilich nicht unser Einverständnis
zu sehen, Standpunkte zu überprüfen und ein – wir haben aber die Chance, die Verän-
… pflegte mein alter Herr immer zu sagen. ohne Drohnen … Es gab kein Geocaching etwas dazuzulernen. derungen – bei uns im Harz, die Erneuerung
Meine berufliche Entwicklung ist zwar seit und kein Pokemon-Go, die meisten Gäste des Waldes – zu beobachten und unseren
27 Jahren ziemlich beständig – seit dem waren in der Lage, Wanderkarten und Zug- Wer in den letzten Jahren im Harz unterwegs Gästen zu vermitteln. Auch, wenn es verlo-
1.8.1993 arbeite ich als Ranger in der Natio fahrpläne zu lesen. war – sieht krasse Veränderungen. Massen- ckend ist – es bringt wenig, den „guten alten
nalparkwacht – Veränderungen sind aber Kollegen gingen in den Ruhestand, Kollegen haft sterben Fichten – es bleiben Kahlflächen Zeiten“ hinterher zu trauern oder überängst-
stets dabei vertraute Begleiter. kamen dazu, Aufgabenbereiche änderten oder Baumleichen übrig. Die Gäste sind lich in die Zukunft zu schauen – das „Ranger-
sich, Haare ergrauten aber der Spaß an der schockiert – die klimatischen Veränderun- leben“ findet im Hier & Jetzt statt.
Anfang der 90-er Jahre stürmten Massen Arbeit blieb ! gen begünstigen gnadenlos das Absterben
an Besuchern Richtung Brocken – ohne Fat- der Nadelbäume und die Verbreitung des Schwierigkeiten gibt es natürlich auch immer
oder Elektro-Bikes, ohne Navi, ohne Handy, Die Meteorologen sagen immer – nix ist so Borkenkäfers. Der planmäßige Anbau von in einem „Rangerleben“ – auch dafür hatte
langweilig wie eine stabile Hochdruckwet- Baumarten gelingt nicht mehr so einfach – mein Vater einen Spruch parat. „Nichts ist
terlage und auch im Rangeralltag sind Verän- man ist gezwungen zu schauen, was die so unnütz, dass es nicht noch als schlechtes
Natur so macht. Diese hat immer einen Beispiel dienen könnte“.
Plan B – und den zeigt sie uns, wenn wir die
Bleibt gesund & fröhlich
Robby Meißner, Ranger im NLP Harz
16 S TA D T N AT U R - R A N G E R S TA D T N AT U R - R A N G E R 17
Im Zeichen des Fuchses – heute durch ein Waldweide-Konzept mit
Galloway- und Hochlandrindern, sowie
Nutzungsdruck. Daher sind die Ranger so
oft wie möglich in den Gebieten unterwegs,
Stadtnatur-Ranger in Berlin Pankow Konikpferden gepflegt. Weiterhin sind Nie-
dermoorflächen mit Kleingewässern, welche
kommen mit den Besuchern ins Gespräch
und klären bei Bedarf über richtiges Verhal-
teilweise durch Torfstiche entstanden sind, ten in Schutzgebieten auf.
für Pankower Schutzgebiete charakteristisch.
Neben den Gebietskontrollen sind sie auch
Neuntöter, Zauneidechse und Steinschmät- mit Infoständen bei verschieden Veranstal-
zer fühlen sich in diesem Landschafts-Mosaik tungen im Bezirk präsent, bauen Fleder-
ebenso heimisch, wie Pirol, Biber und sogar mauskästen mit Kindern und Familien oder
die seltene Moorente. Aber nicht nur in den streifen mit Kindern durch die Natur und
Schutzgebieten am Stadtrand treffen die entdecken ihre Besonderheiten. Im kom-
Ranger auf faunistische Schönheiten: selbst menden Jahr werden Ranger-Führungen
im Pankower Bürgerpark unmittelbar neben und der Start der Junior-Stadtnatur-Ranger
der vielbefahrenen 96a treffen sie bei ihren auf dem Programm stehen.
Rundgängen auf Eisvogel und Gebirgsstelze.
Die Pankower Schutzgebiete unterliegen Alexandra Cielas, Stadtnatur-Ranger Pankow
durch ihre Lage teilweise einem sehr hohen www.stadtnaturranger-pankow.de
Hochlandrinder im LSG Buch
Die Pankower Stadtnatur-Ranger (von links: Sebastian Ret, Frederik Rothe, Alexandra Cielas,
Jasmin Eggert)
Seit Beginn des Jahres 2019 sind im Berliner welche über die hier ansässige Stiftung
Stadtbezirk Pankow vier Ranger als Mittler Naturschutz Berlin beschäftigt werden.
zwischen Mensch und Natur unterwegs. Sie Pankow wählte damals den Sonderweg, um
unterstützen das Umwelt- und Naturschutz- das Projekt ein Jahr eher starten zu können.
amt bei der Betreuung der 12 Schutzgebiete, Die vier Ranger unterstehen hier direkt dem
welche mit ca. 2300 Hektar rund 22 % der Umwelt- und Naturschutzamt und sind über
Bezirksfläche Pankows ausmachen. Genauer den Träger Steremat AFS GmbH angestellt.
handelt es sich um acht Naturschutzge-
biete und vier Landschaftsschutzgebiete, Die Landschaft des Berliner Nordens ist stark
hinzu kommen weitere geschützte Biotope, geprägt durch die Geschichte der Rieselfeld-
Landschaftsteile und Naturdenkmäler. Große nutzung. Bis Mitte der 1980er Jahre wurden
Teile der Pankower Landschaft befinden sich auf den Flächen vieler heutiger Schutzgebie-
außerdem seit 1998 im ersten und bisher ein- te Berliner Abwässer verrieselt. Durch die auf
zigen bundesländerübergreifenden (Berlin/ den teilweise recht stark belasteten Flächen
Brandenburg) Naturpark Barnim. mäßig erfolgreiche Aufforstung, entstand im
Auch in den andern 11 Bezirken Berlins Laufe der Zeit eine spannende und seltsam
gibt es seit diesem Jahr Stadtnatur-Ranger, schöne halboffene Landschaft. Diese wird
18 BERUFSBEKLEIDUNG
Ranger-Shop 19
Die Dienstbekleidung kann ausschließlich über die Verwaltungen der Nationalen Naturlandschaften bezogen werden. Lina Göhring betreibt unseren Ranger-Shop – Wer noch Naturwachtblätter der vergangenen Jahre
Bestellkonditionen und Preise sind bei den jeweiligen Verwaltungen zu erfragen. ihr könnt die angebotenen Artikel per mail sucht, kann auf Nachfrage diese Exemplare bei Lina
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