MENSCH, MACH' MIT UND HANDLE FAIR! - NACHHALTIGE - Stadt Solingen
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SO!LINGEN SO! SIND WIR NACHHALTIGE BESCHAFFUNG IN SOLINGER UNTERNEHMEN Sozialwirtschaft – Handwerk – Gastronomie – Produktionsbetriebe MENSCH, MACH` MIT UND HANDLE FAIR!
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort........................................................................................................................................................ 3 1. Hintergrund, Ziel und Ablauf des Projekts ................................................................................................ 4 2. Zentrale Ergebnisse................................................................................................................................... 9 3. Sozialwirtschaft....................................................................................................................................... 10 3.1. Online-Umfrage......................................................................................................................... 10 3.2. Interviews.................................................................................................................................. 10 3.3. Workshop „Schritte zu einem nachhaltigeren Einkauf in der Sozialwirtschaft“ .......................... 13 3.4. Handlungsempfehlungen für die Unternehmen der Sozialwirtschaft ........................................ 14 4. Handwerksbetriebe................................................................................................................................. 16 4.1. Interviews.................................................................................................................................. 16 4.2. Handlungsempfehlungen für die Handwerksbetriebe................................................................. 17 5. Gastronomiebetriebe.............................................................................................................................. 19 5.1. Interviews.................................................................................................................................. 19 5.2. Workshop zum Einkauf von öko-fairen Lebensmitteln und Getränken........................................ 21 5.3. Handlungsempfehlungen für Gastronomiebetriebe.................................................................... 21 6. Dienstleistungs- und Produktionsbetriebe................................................................................................ 23 6.1. Online Befragung....................................................................................................................... 23 6.2. Interviews.................................................................................................................................. 23 6.3 Handlungsempfehlungen für Dienstleistungs- und Produktionsbetriebe...................................... 23 7. Weiterentwicklung des Projekts auf der 4. Solinger Nachhaltigkeitskonferenz ........................................ 27 8. Fazit........................................................................................................................................................ 28 9. Literaturempfehlungen und Tipps........................................................................................................... 31 Das Projekt und die Handlungsempfehlungen wurden gemeinsam durchgeführt von: FSI Forum für soziale Innovation gGmbH Lisa Stroetmann Opferfelder Str. 22, 42719 Solingen h.wietert-wehkamp@institut-fuer-soziale-innovation.de Klingenstadt Solingen in Kooperation mit: Sofia Thives-Kurenbach Ariane Bischoff Koordination Kommunale Entwicklungspolitik Strategiebereich Nachhaltige Entwicklung Walter Scheel-Platz 1, 42651 Solingen Walter Scheel-Platz 1, 42651 Solingen Gefördert durch Engagement Global gGmbH im Rahmen des Servicestelle Kommunen in der Einen Welt-Programms mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Gefördert von mit ihrer mit Mitteln des
VORWORT Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, sozialen Einrichtungen, Handwerk, Unternehmen und der Politik, die vergangenen Monate haben uns so klar wie nie zuvor gezeigt, dass unser Leben, unsere Sicherheit, unsere Wirt- schaft und Arbeitsplätze im Zeitalter der Globalisierung gefährdet sind. Durch neue Gefahren wie das Corona- Virus bekommt die vermeintlich positive Grenzenlosigkeit mit weltweitem Warenaustausch und Reiseverkehr einen schalen Beigeschmack. Nach der Krise werden wir in vie- len Bereichen der Globalisierung nicht einfach zur Normalität zurückkehren können, sondern müssen die Zusammenhänge hinsichtlich der Kreisläufe der Natur und der Rolle von Mensch und Tier neu bewerten. Wir haben keinen Planeten B. Deshalb sollten wir unsere Erde hegen und pflegen. Fair, regional und ökologisch einzukaufen, ist eines der Mittel, die jede und jeder von uns in der Hand hat, als einzelne Person, als Verband, als Einrichtung und als Unternehmen. Welche Lebensmittel kaufen wir ein, woher stammen die Arbeitsmaterialien, die wir beschaffen? Menschen, die einkaufen, können sich für nachhaltige Produkte entscheiden. Das bedeutet, sie übernehmen Verantwortung für Mensch und Umwelt entlang einer gesamten Lieferkette. Ein notwendiger Schritt, wenn wir es ernst damit meinen, dass wir unseren Kindern und Enkeln eine lebendige, gesunde Umwelt hinterlassen wollen, mit fairen Lebensbedingungen für alle. Solingen hat sich als „Stadt des Fairen Handels – Fairtrade Town“ zum Ziel gesetzt, den fairen, ökologischen und regionalen Handel stadtweit zu fördern und auch selbst erste Schritte getan. Die vorliegende Broschüre richtet sich vor allem an die Verantwortlichen für Einkauf und Beschaf- fung in Solinger Unternehmen. Sie enthält Ideen für konkrete Schritte, Anschriften, Anregungen und Beispiele, Empfehlungen und Tipps. Entwickelt wurde sie im Rahmen des Förderprojektes „Mensch, mach mit und handle fair“, das gemeinsam mit dem Forum für Soziale Innovation (FSI) durchgeführt wurde. Deshalb lassen Sie uns kommunal umdenken und solidarisch handeln – national, europäisch und international! Ihr Tim Kurzbach Oberbürgermeister 3
1. HINTERGRUND UND ZIEL DES PROJEKTES Der Solinger Stadtrat hat 2018 einstimmig die erste Verständnis einer nachhaltigen Beschaffung Solinger Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Die Verantwortungsvolles, zukunftsfähiges Handeln in Strategie umfasst 56 Unterziele in sechs Themenfel- Politik, Wirtschaft und Gesellschaft orientiert sich an dern mit 210 handlungsleitenden Maßnahmen, als den Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung, lebendiges Konzept wird sie fortlaufend weiterent- wenn drei Prinzipien erfüllt sind: wickelt. Hunderte Solingerinnen und Solinger aus verschiedenen Bereichen von Stadtgesellschaft, Ver- • Die natürlichen Ressourcen und die Umwelt bilden waltung und Politik waren an der Entwicklung des die Grundlage für die menschliche Entwicklung Handlungsprogramms beteiligt und sind mit seiner auf der Erde. Soziales und wirtschaftliches Handeln Umsetzung beschäftigt. muss innerhalb der ökologischen Grenzen des Planeten stattfinden. Das Ziel einer Nachhaltigen Beschaffung • Alle Menschen auf der Erde besitzen universelle In der Solinger Nachhaltigkeitsstrategie liegt ein zen- Grundrechte, die sich in den allgemeinen Men- traler Schwerpunkt darauf sich aktiv für menschen- schenrechten widerspiegeln Dazu gehört auch würdige Arbeits- und Lebensbedingungen einzuset- das Recht auf körperliche Unversehrtheit, men- zen. Im Themenfeld „Globale Verantwortung und schenwürdige Arbeitsbedingungen und das Prin- Eine Welt“ wird dies durch das folgende strategische zip, dass „niemand zurückgelassen werden darf“. Ziel1 anschaulich: • Die heutigen Generationen stehen in der Verant- wortung, dass auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen und angemessen leben „Die Stadt Solingen beschafft im Jahr 2023 die Pro- können. dukte aus dem Globalen Süden* bzw. aus anderen Auch Einkaufsentscheidungen, ob von Unternehmen Erdteilen zu 100 % (die Konzerntöchter mindestens oder Verbraucherinnen und Verbrauchern, müssen zu 50 %) als fair gehandelte, ökologisch produzierte sich innerhalb des Rahmens bewegen, den auch Waren (sofern diese verfügbar sind). die weltweit von den Vereinten Nationen beschlos- Die Stadtverwaltung Solingen deckt ihren Bedarf an sene „Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung“ Lebensmitteln im Jahr 2023 zu 100 % (und ihre Kon- vorgibt. Dieser setzt den Rahmen für die Erreichung zerntöchter mindestens zu 50 %) aus umweltscho- von entsprechenden Qualitätszielen. Die Globalen nend produzierten Lebensmitteln der Region (sofern Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals diese regional verfügbar sind). - SDGs) bilden die Grundlage für die Solinger Nach- haltigkeitsstrategie. Bis 2023 gibt es mindestens 30 Pilotunternehmen Einer von vielen Umsetzungsschritten ist Solingens (z.B. Sozial- und Wohlfahrtsverbände, Produktions- Auszeichnung als „Stadt des Fairen Handels - Fair- und Dienstleistungsbetriebe), die mit der Umsetzung trade Town“ im Jahr 2018, um durch Projektvorha- einer öko-fairen Beschaffung begonnen haben: Sie ben und Öffentlichkeitsarbeit eine sozial gerechte Wirt- beschaffen mindestens 5 Produkte aus dem Globalen schaft und ein verantwortliches Handeln der Menschen Süden öko-fair und kaufen mindestens 5 Produkte re- voranzubringen. 2020 ist klar: Solingen ist erneut gional und/oder ökologisch ein.“ für zwei weitere Jahre Stadt des Fairen Handels! Das *Globaler Süden ist eine inzwischen verbreitete Bezeichnung für hier vorliegende Handlungskonzept ist ein wichtiger die Entwicklungs- und Schwellenländer. Schritt, um mit zahlreichen Partnerinnen und Part- nern in diesem Thema voranzukommen. SO!LINGEN SO! SIND WIR Solingen 1 Maßnahmenprogramm zur Nachhaltigkeitsstrategie (Teil 2), S. 95, online verfügbar unter https://www.solingen.de/ MENSCH, C1257EBD00357318/files/teil_2_massnahmenprogramm_urheber-klin- genstadt-solingen.pdf/$file/teil_2_massnahmenprogramm_urheber- WIR MACHEN MIT! klingenstadt-solingen.pdf?OpenElement aufgerufen am 05.03.2020. 4
MENSCH, SOLINGEN – Herausgegeben von: Klingenstadt Solingen, Der Oberbürgermeister · Strategische Planung und Standortentwicklung · Walter-Scheel-Platz 1, 42651 Solingen · Bildnachweis: © william87 / Visions-AD / elxeneize - stock.adobe.com / © Gina Sanders - Fotolia.com / © Dirk Marx - Bergische Bilder / © Marcus Fey SEI MIT DABEI AUF DEM WEG ZUR NACHHALTIGEN KOMMUNE! UNSER LEITBILD FÜR EINE ENKELTAUGLICHE ZUKUNFT Wir für “Eine Welt”, im Denken und im Handeln! E TEI LH AB E GLOBALE VERANTWORTUNG GESEL LSC HA FTL ICH UND EINE WELT Teilhabechancen aller Wir für faire, gerechte nsc hliches, we ltoffenes Solingen! und ein me UNSERE MISSION: Wir – die Akteure der Stadt- und Zivilgesellschaft – tragen gemeinsam durch unser Handeln zu einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne einer ökologisch intakten, ökonomisch erfolgreichen und sozial aus- gewogenen Kommune bei. Dieser Verantwortung fühlen wir uns lokal und global verpflichtet. Mit Dialog, Beteiligung und Zusammenarbeit gestalten wir beste Zukunft. UNSERE VISION: Die Stadt Solingen entwickelt sich zur Vorreiterin und Vorbild einer lokal und global nachhaltigen Kommune in Nordrhein-Westfalen und Deutschland. Dazu werden originäre Ideen angestrebt. MOB ILITÄT Wir für eine menschen- und umweltfreundliche Mobilität! AF T ARBEIT UND WIRTSCH , Arbeit Wir für gute Ausbildung Beschä ftigung an einem und afts- zukunftsfähigen Wirtsch standor t! NATÜRLICHE RESSOURCEN UND UMWELT Wir für die Bewahrung unseres natürlichen Kapitals als „Stadt im Grünen“! KLIMA UND ENERGIE Wir für ein re ssourcen- un Planen, Wirt d klimaschon schaften un endes d Leben!
Nachhaltige Produkte Definition und Bedeutung des Fairen Handels Es gibt eine Vielzahl von Definitionen für das Schlag- Auf diese Definition des Fairen Handels einigte sich wort „Nachhaltigkeit“. Unser Verständnis für ein 2001 der informelle Arbeitskreis FINE – ein Zusam- nachhaltiges Produkt ist an die folgende Definition2 menschluss der vier internationalen Dachverbände angelehnt: des Fairen Handels3. Nach unserem heutigen Ver- ständnis sind bei der Beurteilung, ob ein Produkt nachhaltig ist, Regionalität und ökologische Produk- tion stets in Verbindung mit fairen Herstellungsbe- dingungen zu beurteilen. © TransFair e.V., Jakub Kaliszewsk „Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produ- zentinnen, Produzenten und Arbeiterinnen und Ar- beiter – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger „Grundsätzlich zeichnen sich nachhaltige Produkte Entwicklung. Die Organisationen des Fairen Handels dadurch aus, dass sie gegenüber entsprechenden, engagieren sich, bestärkt von Verbraucherinnen und dem gleichen Gebrauchszweck dienenden Erzeug- Verbrauchern, aktiv für die Unterstützung der Produ- nissen oder Waren über besondere Umwelt- oder zenten, für die Bewusstseinsbildung sowie für Kam- Gesundheitsvorteile verfügen, besonders sozialver- pagnen zur Veränderung der Regeln und der Praxis träglich hergestellt werden und damit einen gesell- des konventionellen Welthandels.“ schaftlichen und/oder volkswirtschaftlichen Vorteil bieten. Dies kann beispielsweise durch einen sparsa- men Umgang mit Energie, Wasser, anderen Ressour- cen und Verbrauchsmaterialien, durch Vermeidung von Schadstoffen, Langlebigkeit und Reparierfähig- keit oder die Beachtung von Sozialstandards bei der Herstellung erfolgen.“ © TransFair e.V., Adnand Parmar 2 Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (2014): Nachhaltige Beschaffung konkret - Arbeitshilfe für den umweltfreundlichen und sozialverträglichen Einkauf in Kommunen, S. 4. Online verfügbar unter https://www.nachhaltigkeitsstrategie.de/fileadmin/Downloads/N- 3 Forum Fairer Handel, Definition. https://www.forum-fairer-han- Service/publikationen/Leitfaden_Beschaffung_web_einzel.pdf del.de/fairer-handel/definition/ aufgerufen am 05.03.2020. 6
Der Ablauf des Projekts „Mensch, Solingen, Vorgehensweise: Aus der Praxis für die Praxis! mach‘ mit und handle fair! Im Oktober/November 2019 wurden Online-Erhe- Das Projekt „Mensch, Solingen, mach‘ mit und handle bungen mit unterschiedlicher Ausrichtung für die fair!“ wurde im Rahmen der Solinger Nachhaltig- jeweiligen Zielgruppen vorgeschaltet. Diesen waren keitsstrategie von der Stadt Solingen gemeinsam bereits erste Informationssammlungen beigefügt. mit dem FSI Forum für soziale Innovation umgesetzt. Eine Einladung zur Teilnahme wurde über verschie- Das Projekt wurde in drei Stufen umgesetzt: dene Verteiler versandt und in vielen Fällen von ei- nem telefonischem Kontakt begleitet. Ende 2019 • Im ersten Schritt galt es, sich ein Bild zu machen, wurden die Interviews durchgeführt. Im Dezember welche guten Ansätze und Herausforderungen für und Januar fand jeweils ein Workshop statt, im Feb- die nachhaltige Beschaffung es schon gibt. Dazu ruar noch ein weiterer. trugen standardisierte Online-Umfragen und qua- litative Interviews mit einzelnen Betrieben bei. Insgesamt wurden ca. 130 in Solingen ansässige Unternehmen und Betriebe innerhalb der jeweiligen • Basierend auf diesen Ergebnissen gab es im zwei- Zielgruppen angesprochen. An den verschiedenen ten Schritt thematische Workshops zu den The- Stufen des Projekts haben sich schließlich ca. 50 Un- men nachhaltige Textilien und nachhaltige Gastro- ternehmen beteiligt. nomie. Dort haben Referentinnen und Referenten konkret über die Möglichkeiten einer ökologisch ausgerichteten, fairen Beschaffung informiert. In Hinblick auf die Methodik4 ist es wichtig anzumer- Gleichzeitig konnten die Akteure miteinander in ken, dass die Vorgehensweise, z.B. im Rahmen der einen ersten Austausch kommen. Bestandsaufnahme, keinen Anspruch auf Repräsenta- • Im dritten Schritt wurden Handlungsempfehlun- tivität nach wissenschaftlichen und empirischen Ge- gen für die nächsten Schritte erarbeitet, die in die- sichtspunkten erhebt. Angestrebt war ein möglichst ser Broschüre vorgestellt werden. Diese wurden qualitativ ausgerichtetes Vorgehen: Im Mittelpunkt gemeinsam mit vielen Befragten erarbeitet. Sie stand, relevante Ansprechpersonen zu identifizieren, richten sich in erster Linie an die Menschen, die in inhaltlich in den Dialog einzutreten, zu fördernde und ihrer jeweiligen Institution oder ihrem Unterneh- hemmende Faktoren zur öko-fairen Beschaffung ken- men für Beschaffung und Einkauf zuständig sind. nenzulernen, erste Netzwerke aufzubauen und Hand- Des Weiteren sind hier auch Erkenntnisse und Hin- lungsempfehlungen herauszuarbeiten, die ein weiter- weise für Multiplikatoren und Multiplikatorinnen gehendes Vorgehen ermöglichen. festgehalten. Damit sind diejenigen gemeint, die eine nachhaltige Beschaffung und insbesondere den fairen Handel vorantreiben, unterstützen oder Mitstreitende aus Stadtgesellschaft und Wirtschaft gewinnen möchten. Die Zielgruppen sind Unternehmen aus den Berei- chen Wohlfahrtspflege und soziale Einrichtungen, Handwerksbetriebe, Gastronomie-, Produktions- und Dienstleistungsbetriebe. Um den Einstieg mit einer klaren Fragestellung zu erleichtern, lag der Fo- kus im Projekt auf den Projektgruppen Textilien und Lebensmittel. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass ein großes Interesse an vielen weiteren Fragen einer nachhaltigen Beschaffung besteht. Das Projekt wurde durch die Engagement Global gGmbH (Servicestelle Kommunen in der Einen Welt) 4 In einem gesonderten Anhang zu dieser Broschüre finden Sie die mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaft- Ergebnisse der Sozialwirtschaft sowie für Produktions- und Dienstleis- tungsunternehmen. Bei den anderen Zielgruppen haben nur wenige liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ge- Personen die Online-Fragebögen ausgefüllt, so dass hier eine detaillierte Einsicht die Anonymität der Befragten gefährden würde. Sollten Sie kon- fördert. krete Fragen zur angewandten Methodik haben, können Sie sich selbstver- ständlich gerne mit den Projektverantwortlichen in Verbindung setzen. 7
Durchführung einer Bestandaufnahme zur Erfassung der bereits bestehenden Ansätze sowie Herausforderungen für eine öko-faire Beschaffung Durchführung von Workshops mit Teilnehmenden der Studie, Expertinnen und Experten und möglichen Netzwerkpartnerinnen und -partnern Zielg rupp en m otiv Entwicklung von zielgruppenspezifischen Handlungsempfehlungen iere n& sens ibilis iere n Solinger Unternehmen beginnen bzw. verstärken ihre Aktivitäten, ihre Beschaffung nach ökologischen und sozialen Standards auszurichten. Koordinierungs-, Unterstützungs- und Begleitmaßnahmen sollen dazu beitragen, hemmende Faktoren abzubauen und fördernde Faktoren zu verstärken. 8
2. ZENTRALE ERGEBNISSE Das Projekt hat gezeigt, dass das Bewusstsein um die ökologischen und sozialen Dimension des un- ternehmerischen Einkaufs unterschiedlich stark aus- geprägt ist. Während es auf der einen Seite bereits einige sehr gute Ansätze bei allen befragten Unter- nehmensgruppen gibt, fühlen sich die meisten Be- fragten relativ schlecht informiert oder widmen der nachhaltigen Beschaffung insgesamt bisher wenig Aufmerksamkeit. Generell wurde die Initiative der Stadt und des Forums für Soziale Innovation FSI sehr positiv wahrgenommen und die große Mehrheit der Befragten wünscht sich eine weitergehende Unter- stützung beim Thema nachhaltiger Einkauf. Basierend auf den Projektergebnissen ergeben sich fünf zentrale Handlungsempfehlungen: Bestehende Strukturen nutzen Verbände, Dachorganisationen etc. sollten sich den Themen rund um einen nachhaltigen Einkauf stärker widmen und an die Unternehmen herantragen. Stadt hilft bei Vernetzung und Koordinierung Die Stadt Solingen kann zur Vernetzung und Koordinierung der Aktivitäten beitragen. Fokus auf guten Beispielen Die Öffentlichkeitsarbeit sollte sich auf die Bekanntmachung von guten Ansätzen und Beispielen fokussieren. Dies fördert die Möglichkeit des Austausches und schafft Anreize für die Unter- nehmen. Inklusiver Prozess Alle beteiligten Akteure (Verbände, Industrie, Handel, Verbraucherinnen und Verbraucher, Kostenträger) müssen in den Prozess einbezogen und senisibilisiert werden. Der Dialog untereinander muss stark gefördert werden. Politische Rahmenbedingungen Es müssen politische und wirtschaftliche Bedingungen geschaffen werden, die den öko-fairen Einkauf fördern und dazu beitragen, nachhaltigen Angeboten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber konventionellen Anbieterinnen und Anbietern zu verschaffen. 9
3. SOZIALWIRTSCHAFT 3.1. Online-Umfrage • Vier von zwölf Befragten waren der Meinung, dass mehr Informationen und Aufklärungsarbeit Die Umfrage an Einrichtungen der Sozialwirtschaft dazu beitragen könnten, die öko-faire Beschaffung wurde zum einen über die Liga der Wohlfahrtsver- von Produkten in den Bereichen Lebensmittel und bände versandt, zum anderen über den Pflegever- Textilien zu fördern. bund der Stadt Solingen gestreut. Der Pflegeverbund Solingen versteht sich als unabhängige Arbeitsge- • Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich we- meinschaft, in der sich Experten aus den verschiede- niger gut oder schlecht informiert zum Thema nen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens öko-faire Beschaffung. zu einer aktiven Zusammenarbeit verpflichtet haben, • Unterstützung ist vor allem im Bereich Textilien um die Qualität der Pflege für die Bürgerinnen und (50%) und dabei u.a. im Bereich Kleidung (30%) Bürger Solingens zu optimieren. Krankenhäuser und erwünscht. große Gemeinschaftspraxen wurden zusätzlich im Vorfeld der Umfrage telefonisch angesprochen. Ins- 3.2. Interviews gesamt haben schätzungsweise 95 öffentliche und Insgesamt wurden fünf qualitative Leitfadeninter- private Einrichtungen die Online-Umfrage erhalten. views im Bereich der Sozialwirtschaft durchgeführt. Im Ergebnis wurde die Umfrage 26 mal, allerdings Dabei wurden ein Seniorenheim, ein Krankenhaus, nicht in jedem Fall vollständig, ausgefüllt. ein großer Träger mit Krankenhaus und weiteren so- zialpflegerischen Einrichtungen, eine Einrichtung für Ergebnisse der Online-Umfrage Menschen mit Behinderung sowie ein Pflegedienst • Qualität, Langlebigkeit und Preis sind die wichtigs- befragt. Alle befragten Einrichtungen hatten zuvor ten Merkmale für Einkaufsentscheidungen. an der Umfrage teilgenommen. • Knapp 50% der Befragten gaben an, dass öko-faire Ergebnisse der Interviews Kriterien in den Bereichen Lebensmitteln und Texti- lien eine sehr wichtige oder wichtige Rolle spielen. Nachhaltigkeit allgemein • Zwei von 21 Befragten gaben an, in ihrer Einrich- • Obwohl das Thema Nachhaltigkeit mehrdimensi- tung ein Konzept, einen Leitfaden oder Vorgaben onal ist, wird es dennoch zunächst vor allem mit zur öko-fairen Beschaffung zu haben. seiner ökologischen Dimension assoziiert. In fast • 83% der Befragten gaben an, in den Bereichen allen Einrichtungen gibt es Arbeitsgruppen oder Lebensmittel und elektrische Energie und Wärme- verantwortliche Personen, die sich speziell dem energie die größten Potenziale für die Umsetzung Thema Nachhaltigkeit, häufig mit einem Fokus einer öko-fairen Beschaffung zu sehen. Textilien auf Umwelt- und Klimaschutz widmen. landeten mit 72% auf Platz drei. • „Baustellen“ im Bereich Nachhaltigkeit sehen alle Befragten in Themen wie Energieversorgung, Müll- vermeidung und -trennung oder Mobilität. Auch genannt wurde die Bewusstseinsbildung bei Mit- arbeitenden, Kolleginnen und Kollegen oder Vor- gesetzten. Einkauf/Beschaffung • Je größer die Einrichtung, desto komplexer ist das Einkaufssystem. In kleineren Unternehmen läuft die Beschaffung dezentral, in größeren Unterneh- men gibt es eigene Abteilungen dafür. • Alle Befragten nennen mehrfach das Thema Preis und bemängeln die niedrigen Budgets, die sie häufig dazu zwängen, weniger nachhaltig einzu- kaufen. © Grafik: Stadt Solingen • Große Betriebe gehören meist Einkaufsgemein- schaften an und schreiben Aufträge nicht mehr selbst aus. 10
• Mehrere Befragte gaben an, dass es ihnen im All- Stattdessen läge es bei einzelnen Verantwortli- tag an Zeit fehle, sich mit Themen wie der öko-fairen chen, ob sie zum Beispiel Kaffee aus fairem Han- Beschaffung auseinanderzusetzen. del in ihrer Zweigstelle ausschenken wollten. • Probleme und Herausforderungen wurden vor allem beim Preis gesehen, da alle Befragten da- „Die Herausforderung ist, den nachhaltigen Einkauf von ausgehen, dass öko-faire Produkte wesentlich strategisch flächendeckend mit Rahmenbedingun- teurer als herkömmliche Produkte seien. Ein Inter- gen umzusetzen, auch für uns als Vorstand und viewter gab außerdem an, dass regionale Lebens- dann noch bei Kostendruck“ – Vorstandsmitglied ei- mittel nicht in der benötigten Menge bzw. in dem nes Sozialunternehmens benötigten Vorfertigungsgrad verfügbar seien. Lebensmittel „Man könnte den Versuch starten, diesen Aspekt mit • Im Bereich Lebensmittel gibt es in allen Einrichtun- der Pflegekasse zu diskutieren.“ – Geschäftsführerin gen erste gute Ansätze für einen ökologischen, re- eines privaten Pflegedienstes gionalen und fairen Einkauf, wobei der Fokus klar auf der Regionalität und damit auf Frische und Qualität der Produkte liegt. Mehrere Einrichtun- Textilien gen schenken zwar intern fair gehandelten Kaffee • Im Bereich Textilien gab lediglich eine Einrichtung aus, aber nicht im gastronomischen Service. an, auf das „öko-tex“-Siegel für Bettwäsche zu • Große Betriebe kaufen hauptsächlich über den achten. Andererseits berichteten mehrere Inter- Großhandel ein und achten dabei nicht auf Siegel viewte, dass Lieferanten, die sich auf Ausschrei- für ökologische oder fair gehandelt Produkte. Klei- bungen für Textilien bewerben, eine Selbstaus- nere Betriebe kaufen eher lokal ein. kunft geben müssten, ob sie ihren Mitarbeitenden einen Mindestlohn zahle. • Allgemein war das Wissen über Siegel und Zer- „Mit der richtigen Planung der Ressourcen (Geld und tifikate für öko-faire Textilien bei den Befragten fachliche Kompetenz beim Kochen) schaffen wir es wesentlich geringer als beim Thema Lebensmittel. sehr gut unseren ökologischen Fußabdruck klein- • Mehrere Befragte gaben an, nur lokal oder regi- zuhalten und auch den sozialen Mindeststandards zu onal ansässige Wäschereien zu beauftragen, um entsprechen.“ – Geschäftsführerin eines Seniorenheims lange Transportwege zu vermeiden • Als Herausforderung wurde benannt, dass Öko- textilien nicht dieselbe Qualität wie herkömm- • In Bezug auf die Informationen zu öko-fairem Ein- liche Textilien hätten und zum Teil manchmal kauf waren die Befragten sich uneins. Ein Inter- nicht den strengen Hygienevorschriften gerecht viewter wies darauf hin, dass er beim Großhändler würden, weil sie zum Beispiel nicht chemisch zu keine Informationen bei den Beschreibungen der reinigen seien. Ein anderes Problem sei die Liefer- jeweiligen Produkte finden könne, ein anderer menge, die nicht immer erbracht werden könne. Interviewter gab an, dass es diese Informationen Liefergarantien seien aber unverzichtbar. sehr wohl gäbe. • Als Produkte mit großem Potenzial für fairen Ein- kauf wurden vor allem Früchte wie Bananen, aber auch Kaffee und Tee genannt. In Bezug auf öko- logischen und regionalen Anbau wurde regional © TransFair e.V., Jakub Kaliszewsk verfügbares Obst und Gemüse genannt. • Nur eine der befragten Einrichtungen hat ein Kon- zept zum öko-fairen Einkauf in Bezug auf Lebens- mittel. Eine andere Einrichtung gab an, generell zwar ein Leitbild zur Nachhaltigkeit zu besitzen, dieses im Einkauf aber noch nicht umzusetzen. 11
ept zum e andere Wünsche und Anreize • Alle Befragten gaben an, dass der Preis ein we- bild zur sentlicher Faktor für öko-faire Produkte sei. Um och nicht in ihren Einrichtungen in relevanten Mengen inzelnen Diakonie im Kirchenkreis nachhaltiger einkaufen zu können, bräuchte es Recklinghausen – Best Practice in demnach zwingend eine Erhöhung der Budgets in s fairem vielen Bereichen. Sachen Textilbeschaffung • Die Betrachtung von Lebenszykluskosten spielt bisher eine untergeordnete Rolle, wie die Rück- „Im Jahr 2017 bekommt der und meldung der Befragten verdeutlicht. In vielen Wirtschaftsbetrieb die Aufgabe zu rungen prüfen, ob wir in unserem Werk Fällen werden auch dann Produkte angeschafft, wenn sie zwar günstiger im Einkauf sind, aller- allem nachhaltig produzierte Arbeitskleidung dings aufgrund von Qualitätsmängeln schneller ehen, da einsetzen können. Unterstützung und ersetzt werden müssen. n davon Informationen erhalten wir von Herrn • Einige Befragten gaben an, dass es ihnen an Infor- Pfarrer Weinbrenner, der VEM, Femnet mationen, praktischen Beispielen und Vernetzung ss öko- und der Christlichen Initiative Romero. mangele. Sie hätten die Motivation, diese Themen Produkte Förderlich ist auch die Mitarbeit im anzugehen, bräuchten dazu aber auch Unterstüt- egionale Mainzer Kreis, der sich für Nachhaltigkeit zung von außen. im Ökumenischen Kontext einsetzt. Gute • Eine Interviewpartnerin bekräftigte, dass es zu- in dem Beispiele der Städte Dortmund, Stuttgart nächst richtungsweisende Politik „von oben“ bräuchte sowie Angebote des Staates, die mit den und Bonn helfen im praktischen Tun Prüflinien der Kassen kompatibel sein müssten. weiter.“ Auch die Pflegeverbände und übergeordneten Institutionen seien gefragt, nach praktikablen Lö- Womit haben wir uns beschäftigt? , auf das sungen zu suchen, auch in Bezug auf festgelegte ererseits mit den Hintergründen der Pflegesätze. die sich Textilindustrie. n, eine mit den Labeln und Ihren Aussagen. „Ich muss mich immer entscheiden zwischen ökolo- gisch sein und wirtschaftlich sein und das darf nicht eitenden sein - wenn das aufhört, diese Grenze aufhört, dann mit sozialen und ökologischen werde viele auf grün umsteigen.“ Kriterien sowie Ihren Überprüfungsverfahren. – Geschäftsführerin eines privaten Pflegedienstes kate für inger als mit Partnerorganisationen wie der Christlichen Initiative Romero, die das Heft „Ein Weg durchs Label- regional Labyrinth“ herausgebracht haben. lange mit Nutzerinnen und Nutzern und Lieferanten. textilien n hätten Ergebnis: schriften Es konnten Angebote zu nachhaltiger Dienst- und misch zu Schutzkleidung eingeholt werden. Schließlich wur- enge, die de ein Unternehmen beauftragt. Trotz geringer Preissteigerung fand die Bekleidung vor allem bei Bisherige den Umsetzungsergebnisse Nutzerinnen - Beispiele und Nutzern großen Anklang. Was hat die Diakonie konkret erreicht?? Die Grafik finde ich verzichtbar!! Gerhard Bröker Diakonisches Werk im Kirchenkreis 12 Recklinghausen - Wirtschaftsbetrieb GmbH g.broeker@diakonie-kreis-re.de
3.3. Workshop „Schritte zu einem Die Teilnehmenden lernten sich kennen und konnten nachhaltigeren Einkauf in der sich auch mit Expertinnen für nachhaltige Textilbe- Sozialwirtschaft“ schaffung austauschen. Mit ihrer Expertise trugen- Marijke Mulder von der Nichtregierungsorganisation Beim Workshop am 03.12.2019 im Evangelischen FEMNET e.V. sowie Gerhard Bröker aus der Diakonie Altenzentrum Ohligs waren Vertreterinnen und Recklinghausen bei. Frau Mulder klärte in einem Vor- Vertreter von insgesamt vier Solinger Einrichtungen trag über die unterschiedlichen Siegel und Zertifikate bzw. Trägern der Wohlfahrtspflege vertreten. Der im Bereich nachhaltige Textilien auf. Herr Bröker wie- inhaltliche Schwerpunkt lag auf Fragen zur fairen derum berichtete aus seiner eigenen Erfahrung mit Beschaffung von Textilien. Die Veranstaltung hatte der Ausschreibung zu öko-fairer Arbeitskleidung und folgende Ziele: von den Erfahrungen seiner Einrichtung im Bereich • Austausch und Vernetzung der Teilnehmenden einer nachhaltigen Beschaffung. 5 • Weitergabe von Informationen zum Thema nach- haltige Textilbeschaffung • Beitrag zur Erarbeitung von Handlungs empfehlungen Fotos: © Klingenstadt Solingen 5 Die Dokumentation des Workshops finden Sie in einem sepa- raten Anhang. 13
3.4. Handlungsempfehlungen für die sparsames Wirtschaften andererseits kompensiert Unternehmen der Sozialwirtschaft werden oder Lebenszykluskosten berücksichtigt werden können. Weitere Ziele könnten in den Basierend auf den Ergebnissen der Umfrage, Inter- Themen Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation views und Workshops im Bereich Sozialwirtschaft und Kundenüberzeugung liegen. wurden die folgenden Handlungsempfehlungen entwickelt. • Es gibt bereits gute Beispiele in Solingen für An- sätze zu einem nachhaltigeren Einkauf, zum Bei- • Das Projekt „Mensch, Solingen, mach mit und spiel im Evangelischen Altenzentrum Ohligs oder handle fair“ hat, bezogen auf die ausgewählten dem städtischen Gerhard-Berting-Haus. Diese An- Zielgruppen, eine erste Bestandsaufnahme zu En- sätze könnten bekannter gemacht werden, um gagement und Bedarfen in Sachen einer öko-fai- das Thema in der Öffentlichkeit zu platzieren und ren Beschaffung geliefert. Gleichzeitig wurde Vorbildfunktionen zu nutzen. bereits ein erster Schritt zur Vernetzung gemacht. Aufbauend auf diesen Ergebnissen sollten die Ein- • Die Stadt sollte – auch – in ihrer eigenen Rolle als richtungen der Sozialwirtschaft und Wohlfahrts- Trägerin sozialer Einrichtungen mit gutem Beispiel pflege unbedingt auf ihrem Weg zu einer nachhal- vorangehen, klare Richtlinien für eine öko-faire tigeren Beschaffung weiter unterstützt werden, Beschaffung vorgeben und diese möglichst auch da diese Unterstützung gewünscht und vonnöten öffentlich bekannt machen und bewerben. Soweit ist. Dazu ist die Einrichtung einer zentralen Stelle ein Qualitätsmanagement vorhanden ist, sollten die- empfehlenswert, die die Vernetzung vorantreibt se Kriterien darin aufgenommen werden. Rechtli- und mit inhaltlicher Expertise beratend tätig sein che Rahmenbedingungen sind ggf. anzupassen. kann. Deren Ansprechperson sollte den Überblick • Eine breite Vernetzung der Träger und Akteure sollte über alle Initiativen haben und möglichst kontinu- aufgebaut und gefördert werden, um die Etablie- ierlich in dieser Position bleiben. rung des Netzwerks und den Aufbau einer dauer- • Die Workshops haben gezeigt, dass es wichtig ist, haften, arbeitsfähigen und erfolgreichen Struktur zu zunächst alle für die Weiterarbeit relevanten Ak- unterstützen. Hier soll der Blick im Bedarfsfall auch teure zu definieren und in den weiteren Prozess über die Stadtgrenzen hinausgehen, beispielsweise miteinzubeziehen. Dies gilt insbesondere auch für ins Städtedreieck Solingen-Wuppertal-Remscheid. übergeordnete, regionale oder bundesweite Stel- • Die Gründung neuer Einkaufsgemeinschaften mit len und Entscheidungsträger, auch auf höherer besonderer Ausrichtung, Kaufkraft und gemeinsa- Ebene. Eine koordinierende Stelle sollte den „Fa- mer Expertise soll angeregt und gefördert werden. den aufgreifen“, den weiteren Prozess begleiten, • Es erscheint wichtig, dass sich eine Weiterarbeit die Akteure vernetzen und im Bedarfsfall zwischen am Thema zügig und unmittelbar an die bishe- ihnen vermitteln. Im Rahmen der Vernetzung rigen Schritte anschließt, um schnell an bereits wäre die Ausrichtung von Austauschtreffen, z.B. erworbene gute Ansätze anknüpfen zu können. in Form von Konferenzen oder Workshops denk- Die Weiterarbeit sollte strategisch und praktisch bar, die mit allen identifizierten Akteuren, d.h., mit weiteren Maßnahmen zur Umsetzung der Vertretenden aus den jeweiligen Einrichtungen, Solinger Nachhaltigkeitsstrategie verknüpft wer- Verbänden, Kostenträgern und politischen sowie den. Beispiele können Projekte zur öffentlichen staatlichen oder kommunalen Entscheidungsträ- Beschaffung der Stadt Solingen oder die Projekte gern. Die vorliegenden Projektergebnisse können FaireKita oder Fairtrade-Schools sein. dabei als Ausgangsbasis für den weiteren Prozess • Ein Fokus muss stets auf Öffentlichkeitsarbeit liegen. dienen. Inhaltlich sollte vor allem das Spannungs- Es wird empfohlen die Weiterarbeit am Thema auch feld „Preis“ in Hinblick auf eine Veränderung von in die politischen Gremien einzubringen. Einkaufsentscheidungen im Fokus stehen. • Die Zielsetzung kann in der Erarbeitung möglicher Lösungsansätze liegen: Was wären die Rahmenbe- dingungen für eine Forderung nach der Erhöhung von Pflegesätzen – beispielsweise, um nachhaltige Qualitätskriterien beim Einkauf für Bewohnerin- nen und Bewohner von Einrichtungen. Ein wei- teres Ziel könnte sein, gemeinsam Konzeptideen zu erarbeiten, mit denen mögliche Mehrkosten für eine öko-faire Beschaffung einerseits durch 14
• Um den nachhaltigen Einkauf strategisch zu ver- braucht es Bewegung und Druck zugleich von ankern, müssen Nachhaltigkeitskriterien Eingang „oben“ und „unten“. Dachverbände und Zusam- in das Qualitätsmanagement von sozialen Ein- menschlüsse müssen gemeinsam daran arbeiten, richtungen finden, soweit dies vorhanden ist. Das in entsprechenden Gremien auf Landes- und Bun- würde eine konsequente und dauerhafte Über- desebene das Thema zu anzubringen. Gleich- wachung und Weiterentwicklung ermöglichen. zeitig aber sollten Nutzerinnen und Nutzern von Hierzu ist es notwendig, mit den Kostenträgern sozialen Einrichtungen sensibilisiert und motiviert zu verhandeln. Da es bereits positive Beispiele in werden, um selbst ihren Wunsch nach öko-fairen Einrichtungen gibt und sich Organisationen mit Angeboten zu artikulieren. Mittel- und langfristig Beratungsleistungen in diesem Feld finden lassen, ist es wichtig, dass Einrichtungen und Träger eine wäre auch eine Expertise von außen denkbar. eigene demokratische Vernetzungsstruktur etab- • In den Interviews zeigte sich, dass viele Sozialun- lieren und sich gegenüber einer -anfänglich sicher ternehmen bereits in Einkaufsgemeinschaften or- hilfreichen Koordination emanzipieren. ganisiert und unter Umständen dadurch in ihrer Einkaufsentscheidung gebunden sind. Diese Ge- meinschaften müssen daher als eine weitere Ak- teursgruppe in den Dialog eingebunden werden. Eine Herausforderung und Chance zugleich ist in dem Umstand zu sehen, dass die Einkäuferge- meinschaften oftmals eine Vielzahl von Unterneh- men bündeln. Einerseits ist es sicher nicht einfach, die vielen Interessen zu beachten. Wenn sich an- dererseits viele Akteure gleichzeitig in Richtung ei- nes öko-fairen Einkaufs bewegen würden, könnte © TransFair e.V., Jakub Kaliszewsk ein großer und dynamischer Effekt erzielt werden. • Die Interviews und Workshops haben gezeigt, dass das Engagement für öko-faire Beschaffung häufig dem Verdienst einzelner, motivierter Per- sonen zuzurechnen ist. Um Richtlinien für einen nachhaltigen Einkauf strategisch zu verankern und die Nachhaltigkeit des Prozesses zu sichern, Hinweise für den weiteren Prozess Zentrale Akteure, Organisationen • Liga der Wohlfahrtsverbände und Strukturen und • bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. • Pflegeverbund Solingen • Einkaufsgemeinschaften Weitere Akteure • Kostenträger • Kundinnen, Kunden und deren Angehörige Mögliche Indikatoren für • Vorhandensein eines Leitfadens zur öko-fairen Beschaffung Monitoring • Anzahl von nachhaltig beschafften Produktgruppen • Teilnahme an Vernetzungstreffen • Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien im Qualitätsmanagement Impulse / Optionen • Verknüpfung und Austausch mit dem Projekt „Faire Kita“ oder Fairtrade School • Verknüpfung mit Projekten zum nachhaltigen Konsum, zu Vorgehensweisen unter dem Motto „Mein Weg – Mehrweg“ Weitere Themen • Energie • Mobilität 15
4. HANDWERKSBETRIEBE 4.1. Interviews Einkauf • Nachhaltige Alternativen haben, zumindest kurz- Ergebnisse der Interviews fristig betrachtet, häufig einen höheren Preis. Während einige Handwerker davon berichteten, Nachhaltigkeit allgemein nachhaltige Aspekte in der Beratung zu betonen • Das Verständnis der Interviewten zum Thema und somit auch höhere Preise rechtfertigen zu Nachhaltigkeit ist sehr unterschiedlich. Während können, benannten andere das Problem, dass viele manche sich informieren und sehr interessiert Kunden nicht bereit seien, einen höheren Preis zu sind, stehen andere dem Thema sehr skeptisch zahlen. Ein Interviewter benannte die „Wegwerf- gegenüber. mentalität“ vieler Menschen als großes Problem. • Nachhaltigkeit bedeutet für alle Interviewten in • Zwei Befragte zeigten sich skeptisch gegenüber ei- erster Linie Langlebigkeit und die damit einher- nigen aktuellen Diskussionen in der Öffentlichkeit gehende Ressourceneinsparung. An zweiter Stelle zu Umweltfragen. Sie berichteten von Paradoxien stehen ökologische Aspekte. Soziale Standards in und fehlender Motivation, wenn man merke, dass Herkunftsländern spielen eher keine Rolle. das eigene Engagement in der Masse untergehe. • Die Mitwirkenden berichteten von der Schwierig- • Beim Thema Arbeitskleidung gab lediglich ein keit, bei den von ihnen verwendeten Produkten Handwerker an, bereits Nachforschungen über auf Siegel der Nachhaltigkeit zu achten. Dabei ist die Arbeitsbedingungen bei den Herstellern an- es von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich, gestellt und sich dann für einen zertifizierten inwieweit überhaupt schon Siegel existieren. Bei Händler entschieden zu haben. Die anderen Inter- Farben und Holz wurden verschiedene Kennzeich- viewten hatten sich dazu noch keine Gedanken nungen erwähnt, denen teils eine hohe Bedeu- gemacht, bezogen jedoch ihre Arbeitskleidung tung beigemessen wurde. In anderen Bereichen, zufällig und unwissentlich von einer Marke, die als zum Beispiel Elektrokabel und Metalle, sind keine Mitglied der Fair-Wear-Foundation ist. Baustellen umweltschonenden und fairen Alternativen be- der Nachhaltigkeit sind laut den Interviewten vor kannt. allem Fragen der Mobilität, Energieeinsparungen und Müllvermeidung. • Generell herrschte Konsens darüber, dass bei deut- „Im Alltag denke ich nicht an Nachhaltigkeit, son- schen Herstellern nicht nur eine hohe Qualität, son- dern ich denke an Produktion, Preis und Qualität.“ dern auch eine gewisse Sorgfalt gegenüber ökolo- – Mitarbeiter in einem Metallverarbeitungsbetrieb gischen und sozialen Aspekten in der Produktion wichtig sei. Die befragten Handwerksbetriebe be- tonten außerdem, dass sie versuchen würden, auf • Baustellen der Nachhaltigkeit sind laut den Inter- kurze Lieferwege zu achten. viewten vor allem Fragen der Mobilität, Energie- • Als größte Herausforderung für alle Befragten einsparungen und Müllvermeidung. wurde ein Zeitproblem im Alltagsgeschäft ge- • Einige Handwerksmeister gaben an, dass sie eine nannt, um sich mit den sozialen und ökologi- Veränderung von Kundenwünschen, ob bei Privat- schen Anforderungen auseinanderzusetzen. Ein personen oder Firmenkundschaft bzw. öffentlichen Handwerker beschrieb, dass er in seiner Freizeit Ausschreibungen, zu mehr Nachhaltigkeit wahr- Fachzeitschriften läse und sich weiterbilden wür- nehmen würden. Andere Interviewte beschrieben, de, weil es im Spaß mache und er dies als sehr dass sie davon nichts merken würden. wichtig erachte. • Die Befragten sahen in puncto nachhaltiges Hand- werk und Nachhaltigkeit allgemein die Verantwor- tung sowohl bei Einzelnen, die ein Bewusstsein entwickeln müssten, als auch bei Verantwortli- chen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Einige äußerten, dass die Kreishandwerkerschaft oder die Handwerkskammer auch dazu da seien, Impulse zu setzen und ihre Mitglieder auf dem Weg hin zu einem nachhaltigeren Betrieb zu un- terstützen. 16
Zwei • 4.2. Handlungsempfehlungen für die Handwerksbetriebe Befragte zeigten • Einige Handwerksmeister gaben an, dass sie eine Veränderung von Kundenwünschen, entweder bei sich Privatpersonen oder Firmenkunden bzw. öffent- skeptisch lichen Ausschreibungen, hin zu mehr Nachhaltig- keit wahrnehmen würden. Andere Interviewte be- schrieben, dass sie davon nichts merken würden. kussionen in • Die durchgeführten Interviews haben gezeigt, fragen. Sie Ein Projekt der Zentralstelle für die dass die bisherige Sensibilisierung für Nachhal- d fehlender Weiterbildung im Handwerk (ZWH) tigkeitsthemen sich in dieser Zielgruppe stark s das eigene Über einen Zeitraum von zwei Jahren unterscheidet und vom freiwilligen Interesse und he. Engagement der Handwerkerschaft abhängt. In (von Mitte 2019 bis etwa Mitte 2021) erster Linie wird Nachhaltigkeit mit Langlebigkeit wird das Projektteam in regionalen lediglich ein Workshops die Führungskräfte im gleichgesetzt. Um die Betriebe zu unterstützen, hungen über wäre es daher notwendig, ein Bewusstsein für Handwerk zur Mitarbeit vor Ort ökologische und soziale Facetten nachhaltiger Herstellern einladen. Mit dem Leitfaden Einkaufs- und Herstellungsweisen zu schaffen. zertifizierten Nachhaltigkeit im Handwerk und dem Nachhaltigkeits-Navigator werden • Wie von den Interviewten gewünscht, sollten Die anderen bestehende Strukturen wie die Kreishandwerker gemeinsam nutzerfreundliche noch keine Management-Werkzeuge entwickelt, die schaft genutzt werden, damit diese sich des edoch ihre in Zukunft alle Handwerksbetriebe für Themas verstärkt annehmen könne. Es könnten sentlich von eine Bestandsaufnahme zur eigenen Schulungen veranstaltet werden (z.B. auch als Nachhaltigkeit und zur Formulierung E-Learning-Programm), mit denen sich Teilneh- r Fair-Wear- ihrer eigenen, nachhaltigen mende aus dem Bereich Handwerk fortbilden und Zukunftsstrategie nutzen können. vernetzen können. Thematisch sollte es unter an- derem um die Vorstellung von Siegeln und Zertifi- ber, dass bei Das Fundament für die Arbeit an den katen für verschiedene Produkte gehen. eine hohe Werkzeugen zum nachhaltigen • Im Bereich Bildung und Bewusstsein für Fragen isse Sorgfalt Wirtschaften bildet der Deutsche der Nachhaltigkeit ist es unerlässlich, die nächste en Aspekten Nachhaltigkeitskodex (DNK), ein Generation im Handwerk und ihre Ausbildungs- kostenfrei nutzbarer Berichtsstandard e befragten stätten in den Fokus zu nehmen. Um Lehrlinge für Unternehmen und andere erdem, dass Organisationen, der vom Rat für und Auszubildende zu sensibilisieren, sollten diese Querschnittsthemen verstärkt in die Ausbildungs- zu achten. Nachhaltige Entwicklung entwickelt curricula aufgenommen werden. Eine andere wurde. le Befragten Möglichkeit wären externe Bildungsangebote, Das Projektteam unterstützt Betriebe zum Beispiel von Nichtregierungsorganisationen ch mit den dabei, eine „DNK-Erklärung“ zu wie FEMNET e.V., welche unter anderem auch Pro- forderungen jekte mit Berufsschulen veranstalten. erstellen. Im Anschluss kann das DNK- gelten, dass „Ich kann nicht beeinflussen, was die Leute Logo, auch „Signet“ genannt, in der • Da es den meisten Betrieben an Zeit mangelt, um essen oder wo sie ihre Kleidung einkaufen, ft fehle. Ein Unternehmenskommunikation mit sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen, aber ich kann beeinflussen, was für einer Freizeit Kunden, Zulieferern, Kreditgebern und Produkte ich verwende oder auch in der sollten Beratungsangebote geschaffen werden, in weiterbilden Auftraggebern genutzt werden. denen maßgeschneiderte Möglichkeiten angebo- Beratung. Da kann man schon kleine Dinge Außerdem hilft eine „DNK-Erklärung“ ten werden. d er dies als ändern oder ein Bewusstsein dafür Betrieben dabei, eine Strategie zur schaffen“ Zukunftsfähigkeit ihres Betriebes zu erstellen. nachhaltiges lgemein die Projektwebseite: www.nachhaltiges-handwerk.de nzelnen, die en, als auch Ansprechpartnerin: Juliane Kriese - jkriese@zwh.de itischer und ßerten, dass oder die seien, solche 17 17
• Die Interviews gaben Aufschluss darüber, wie schaft haben die Interviewten unterschiedliche Er- schwierig es bei verschiedenen Produkten ist, öko- fahrungen gemacht. Hier scheint es wichtig, das logische oder gar fair gehandelte Alternativen zu Bewusstsein der Kundschaftzu stärken und aufzu- erhalten. In vielen Bereichen, z.B. Metall, scheint klären, damit langfristig eine Nachfrage entsteht. dies nach bisherigen Recherchen nicht oder kaum Dies könnte zum Beispiel durch Informationskam- möglich zu sein. Daher sollten – nach Hinweisen in pagnen die Kreishandwerkerschaft oder auch die den Gesprächen – Formate entwickelt werden, um Stadt Solingen geschehen. Dies ist aber stark bran- in einen Dialog mit Industrie und Handel zu treten, chenabhängig. die diese Produkte vertreiben. Bereits existierende • Öffentliche Auftraggeber wie Kommunen kön- Angebote müssen bekannter gemacht werden. nen in ihren Ausschreibungen in Konformität mit Hier kann z.B. der KOMPASS Nachhaltigkeit eine Vergabevorschriften mehr umweltschonende und wichtige Hilfestellung bieten, dieses stetig wach- sozial verträgliche Produkte verlangen. Damit set- sende Portal ist jedoch bisher wenig bekannt. Auch zen sie Standards und haben Einfluss auf die För- andere hilfreiche (digitale) Informationen (siehe derung nachhaltiger Produkte. Die Stadt Solingen Liste zur Veröffentlichungen im Anhang) werden sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen und ihre zurzeit noch kaum genutzt. In Bezug auf die Nach- Bemühungen zu einer nachhaltigeren Beschaffung frage von öko-fairen Produkten durch die Kund- verstärken. © TransFair e.V., Ilkay Karakurt Hinweise für den weiteren Prozess Zentrale Akteure, Organisationen • Innungen/Kreishandwerkerschaft und Strukturen • Unternehmerfrauen NRW e.V. – Arbeitskreis Solingen • Zukunftskreis Nachhaltigkeit Hoch 3 (ZN3), ein Arbeitskreis aus bergischen Unternehmen, die sich über Methoden, Themen zur nachhaltigen Entwicklung und Ideen austauschen. Weitere Akteure • Kundschaft, Verbraucherinnen und Verbraucher Mögliche Indikatoren für • Vorhandenseins eines Leitfadens zur öko-fairen Beschaffung Monitoring • Anzahl von nachhaltig beschafften Produktgruppen • Teilnahme an Vernetzungstreffen • Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien im Qualitätsmanagement Impulse / Optionen • Verknüpfung und Austausch mit dem Projekt Handwerk Weitere Themen • Energie • Mobilität 18
5. GASTRONOMIEBETRIEBE miebetriebe aufgesetzt. 5.1. Interviews ie DeHoGa Die Online-Umfrage für diese Zielgruppe wurde zum en versandt, einen über den Deutschen Hotel- und Gaststätten- esandt, die Was bedeutet „regional“ verband e.V. (DeHoGa Nordrhein e.V.) versandt, zum involviert miebetriebe eigentlich? anderen direkt an Betriebe geleitet, welche seit 2018 geaufgesetzt. zufällig „Aus der Region, für die Region“ heißt, im Solinger Fairtrade-Town-Prozess involviert sind. geschrieben. e DeHoGa dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zusätzlich wurden einige zufällig ausgewählte Be- Vermarktung eines Produktes in einer triebe angeschrieben. Die Online-Umfrage wurde n von drei versandt, abgegrenzten Region stattfinden. Da der Wie in die der nur von drei Gastronomiebetrieben bearbeitet. Trotz esandt, W as jedoch Begriff bednicht eutetrechtlich„redefiniert gional“ der kleinen Stichprobe konnten in den vertieften somit auch involviert eist, igekann ntlichdas ? Prädikat „regional“ sehr Gesprächen trotzdem aufschlussreiche Erkenntnisse wurden e zufälligfünf unterschiedlich „Aus der Region,verstanden werden für die Region“ – heißt, gewonnen werden, die auch Parallelen zu anderen her Hinsicht eschrieben. dass die Kundinnen was für Erzeugung, und Kunden auch Verarbeitung und Zielgruppen aufzeigten. verwirrend sein Vermarktung kann. eines Produktes in einer ment vonOnline- drei Manchmal ist damit ein konkreter Es wurden fünf qualifizierte Interviews bei drei Res- zweckmäßig abgegrenzten Region stattfinden. Da der ie in der Landstrich gemeint, in anderen Fällen Begriff jedoch nicht rechtlich definiert taurants, einem Caterer und einem von einem Verein en sollte. somit auchIn auch ein größerer Umkreis. Letztlich ist, kann das Prädikat „regional“ sehr betriebenen Café durchgeführt. n trotzdem wurden fünf geht es darum, so unterschiedlich nah am Endkunden verstanden werden – nen werden, zu produzieren und zu verarbeiten wie her Hinsicht was für Kund*innen auch sehr möglich. Ergebnisse der Interviews Zielgruppen ment Online- verwirrend sein kann. Manchmal ist damit Mit der einRegionalität konkreter Landstrich gemeint, von Lebensmittel weckmäßig in anderen Fällen auch ein größerer Gute Ansätze wie Gemüse oder Obst geht meist auch en sollte. In chiedlich, es Umkreis. Letztlicheinher. die Saisonalität geht es Das darum, so nah bedeutet • Die befragten Betriebe achten bereits auf regio- nnentrotzdem Caterer am mehr Endkunden Frische, zumehr produzieren Reife, undmehrzu nalen und saisonalen Einkauf. Auch Fairtrade-Pro- en werden, verarbeiten Geschmack wie – möglich. und eine wesentlich dukte kommen zum Einsatz. Hier unterscheiden Café. Zielgruppen bessere Ökobilanz. Denn die meisten sich jedoch die Betriebe, die einen klaren Fokus Mit der Regionalität von Lebensmittel heimischen Obst- und Gemüsesorten auf ein öko-faires Image setzen, sehr von den wie Gemüse oder Obst geht meist auch verbrauchen im Vergleich zu konventionellen Cafés und Restaurants. die Saisonalität einher. Das bedeutet chiedlich, es Importprodukten viel weniger Wasser mehr Frische, mehr Reife, mehr und CO2, durch kurze Lieferwege und nen Caterer e befragten Geschmack – und eine wesentlich Kühlzeiten. Wer dennoch auf Mangos „Aber man darf auch nicht vergessen, nachhaltig, Café. bessere Ökobilanz. Denn die meisten be achten und Co nicht verzichten möchte, kann klar, mit Bauern zusammen. Aber dir fehlt einfach heimischen Obst- und Gemüsesorten s auf sich an Bio-Zertifizierungen und Siegeln die Zeit. Deswegen gehen auch viele bei diesen verbrauchen des fairen Handels im orientieren. VergleichUnd es zu alen und Importprodukten viel weniger Wasser Großhändlern einkaufen.“ – Geschäftsführerin eines gibt Tipps und Tricks, die man nutzen Restaurants sonalen und kann,CO um 2 , durch diekurze Lieferwege von Regionalität und f. Auch Kühlzeiten. Wer Produkten besser dennoch auf bewerten Mangos zu befragten und Co nicht verzichtendazumöchte, irtrade- können. Informationen findenkann Sie • Nachhaltigkeit bedeutet für alle Interviewten in e achten kte kommen sich an Bio-Zertifizierungen auf den folgenden Webseiten: und Siegeln des fairen Handels orientieren. Und es erster Linie Langlebigkeit und damit Ressource- auf insatz. Hier gibt Tipps und Tricks, die man nutzen www.verbraucherzentrale.de neinsparung. An zweiter Stelle stehen ökologi- alen rscheidenund sche Aspekte. Soziale Standards in Herkunftslän- kann, um die Regionalität von Produkten www.NABU.de sonalen klaren Fokus besser bewerten zu können. dern spielen keine Rolle. f. vonAuch www.Mein-Klimaschutz.de Informationen dazu finden Sie auf den ehr den • Drei der Interviewten haben sich in ihrer Unter- rtrade- ants. folgenden Webseiten: nehmensphilosophie dem öko-fairen Einkauf ver- te kommen schrieben und nutzen dies auch öffentlichkeits- www.verbraucherzentrale.de ch in ihrer nsatz. Hier wirksam als Alleinstellungsmerkmal. öko-fairen www.NABU.de rscheiden • Siegel und Zertifikate geben den Interviewten www.Mein-Klimaschutz.de durchaus eine Orientierung beim Einkauf im Einzel- laren Fokus hr von den handel. Besteht jedoch ein persönlicher Austausch 20 mit der Ebene Produktion oder Handel, wiegt das ants. Vertrauen mehr. Für die Kundschaft seien Siegel h in ihrer weniger relevant, die Qualität sei entscheidend. öko-fairen 19 20
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