Menschenfeindlichkeit iM netz begegnen - Demokratische Kompetenzen von Berufsschüler*innen im digitalen Raum stärken - Die Gelbe Hand

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Menschenfeindlichkeit iM netz begegnen - Demokratische Kompetenzen von Berufsschüler*innen im digitalen Raum stärken - Die Gelbe Hand
Menschenfeindlichkeit
           im Netz begegnen
                   Demokratische Kompetenzen von
    Berufsschüler*innen im digitalen Raum stärken
Qualifizierungskonzept für Lehrkräfte an Berufsschulen

                 Fachstelle
                 Fachpersonal
Menschenfeindlichkeit iM netz begegnen - Demokratische Kompetenzen von Berufsschüler*innen im digitalen Raum stärken - Die Gelbe Hand
Impressum

Düsseldorf
Dezember 2021

Herausgeber:
Machʼ meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung,
gegen Rassismus e.V.
Franz-Rennefeld-Weg 5
40472 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 43 01-193
E-Mail: info@gelbehand.de
www.gelbehand.de

Gesamtkonzept und Redaktion:
Heide Siepmann

Kooperationspartner:
lea bildungsgesellschaft

Autor*innen:
Claudio Caffo, Beate Kremser, Ursula Kristin Schmid,    Die Broschüre wird im Rahmen des Kompetenznetz­
­Sebastian Schmitz, Heide Siepmann,                     werkes „Demokratieförderung in der beruflichen
 Tadel verpflichtet! e. V.                              ­Bildung“, Fachstelle Fachpersonal, gefördert im
                                                         ­Rahmen des Bundes­programms „Demokratie leben!“
Lektorat:                                                 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
                                                          und Jugend, herausgebracht.
Textdienstleistungen Christopher Köhler

Projektleitung:
Dr. Klaudia Tietze

Gestaltung:
Doris Busch Grafikdesign

Titelbild:                                              Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des
                                                        BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen
© Rawpixel.com/Shutterstock                             tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
Inhaltsverzeichnis

4    Vorwort
5    Ziele
5    Rahmenbedingungen
6    Übersicht der Inhalte
7    Qualifizierungskonzept
7    Begrüßung und Erfahrungsaustausch
8    Anlage 1
9 Das Phänomen Hate Speech: Demokratiegefährdung im digitalen Raum
10 Anlage 2
11 Antisemitismus im Digitalen Raum
12 Anlage 3
13   Neutralität in der Schule
14   Anlage 4
15   AB 1
16   AB 2
18 Rechtspopulismus in Sozialen Medien
20 Anlage 5
21 Menschenfeindliche Meme-Konversationen in WhatsApp –
   Zum Stand der empirischen Forschung und zu ihrer Bedeutung für berufsbildende Schulen
22 Anlage 6
23 Respekt im Netz
25 Anlage 7
26   Projektplanung
27   Anlage 8
27   AB 3
28   AB 4

29 Quellen

31 Unser Kompetenznetzwerk

35 Unterstütze uns!

36 Demokratische Kompetenzen von Berufsschüler*innen im digitalen Raum stärken

                                                                                           3
Vorwort

    Digitale und analoge Sozialräume von Berufsschüler*in-       In diesem dreitägigen Qualifizierungsseminar für Berufs-
    nen sind untrennbar miteinander verknüpft. Sich für          schullehrkräfte wird relevantes Wissen zum P  ­ hänomen
    eine demokratische Kultur einzusetzen, heißt, unter-         Hate Speech und seinen Ausprägungen anwendungs-
    schiedliche Positionen auszuhalten und gleichzeitig          bezogen aufbereitet. Die Lehrkräfte bekommen Einblick
    menschenverachtenden Einstellungen entschieden               in die digitalen Umgangsformen junger Erwachsener,
    entgegenzutreten. In diesem Spannungsfeld bewegen            die Verbreitung von Hate Speech und mögliche Tools
    sich Berufsschullehrkräfte, wenn sie einen adäquaten         für den Umgang damit, die an Schüler*innen weiterge-
    Umgang mit menschenfeindlichen Äußerungen suchen,            geben werden können. Es wird unterschieden zwischen
    denen ihre Berufsschüler*innen nahezu unweigerlich           strafrechtlich relevanten und anderen antidemokra-
    begegnen.                                                    tischen Formen digitaler Menschenfeindlichkeit, mit
                                                                 denen junge Erwachsene besonders häufig konfrontiert
    Viele Lehrkräfte beschreiben die digitalen Interaktionen     sind. Schwerpunkte werden auf die digitalen Formen
    der Schüler*innen, welche eine wichtige Rolle Sozialle-      von Antisemitismus und menschenfeindliche Memes in
    ben ihrer Schüler*innen spielen, als „Parallelwelt“, die     Chat-Gruppen gesetzt. In den Reflexions­phasen wird die
    für sie größtenteils im verborgen bleibt. Häufig bekom-      demokratische Haltung der Teilnehmenden gestärkt,
    men Lehrkräfte erst davon mit, wenn bereits Hass- und        um Menschenfeindlichkeit entschieden entgegentreten
    Gewaltäußerungen im Spiel sind. Damit fühlen sich            zu können. Außerdem planen die Teilnehmenden erste
    viele überfordert.                                           Schritte in Richtung Projekten, die an ihrer Schule um-
                                                                 gesetzt werden können.
    Berufsschullehrkräfte haben ein starkes Bewusstsein
    für die digitale Welt als Sozialisationsort junger Erwach-   Das Qualifizierungskonzept steht unter freier Lizenz zur
    sener und den damit einhergehenden Problemen. Sie            Verfügung und kann als Inhouse-Schulung an Berufs-
    wollen ihren Schüler*innen als Anlaufstelle dienen und       schulen im Rahmen eines Pädagogischen Tages oder
    sie nicht alleine lassen. Dementsprechend groß ist die       als öffentlich ausgeschriebene Fortbildung in Bildungs-
    Nachfrage nach Fortbildungen zu diesem Thema.                stätten angeboten werden. Das Konzept beinhaltet
                                                                 Methodenbeschreibungen zu allen inhaltlichen Blöcken
                                                                 einschließlich Arbeitsmaterialien im Anhang. Die Ziele
                                                                 und Inhalte der Themenvorträge der externen Refe-
                                                                 rent*innen sind in Abstracts zusammengefasst.

                                                                 Mit der Veröffentlichung des Qualifizierungskonzepts
                                                                 möchte die Fachstelle „Fachpersonal“ dazu beitragen,
                                                                 die Demokratieförderung in der beruflichen Bildung zu
                                                                 etablieren und Berufsschulen zu Orten der Demokratie
                                                                 zu machen.

4
Ziele                                                    Rahmenbedingungen

Mit dieser Qualifizierung möchte die Fachstelle „Fach-   Dauer
personal“ Berufsschullehrkräfte dazu befähigen, die      Das Qualifizierungsseminar dauert zwei Tage. Wir
Demokratiekompetenz ihrer Schüler*innen zu stärken       empfehlen, an einem Donnerstagnachmittag mit dem
und sie gegen Hate Speech im Netz zu wappnen. Dazu       Seminar zu beginnen und Samstagmittag zu enden.
entwickeln die Teilnehmenden in der Qualifizierung       So müssen sich die Teilnehmenden nur für einen oder
erste Projektideen und bekommen zahlreiche Anlauf-       eineinhalb Tage freistellen lassen und haben gleich­
stellen und mögliche Kooperationspartner an die Hand     zeitig noch ein weitgehend freies Wochenende. Regel-
gegeben.                                                 mäßige Pausen ermöglichen ein konzentriertes Arbei-
                                                         ten während des gesamten Qualifizierungsseminars.
Zunächst wird ein Einblick in die digitale Lebenswelt    Die Pausenzeiten sind im Konzept nicht vorgegeben
von Berufsschüler*innen durch eine wissenschaftliche     und müssen je nach Rahmenbedingungen und Gruppe
Einordnung ihres virtuellen Nutzungsverhaltens gege-     individuell gesetzt werden.
ben. Den Lehrkräften soll dieses Hintergrundwissen
dabei helfen, die Lebensrealität ihrer Schüler*innen     Gruppengröße
besser zu verstehen und sie dort abzuholen, wo sie
                                                         Das Qualifizierungsseminar richtet sich an Berufsschul-
stehen.
                                                         lehrkräfte. Für eine gute Durchführung und einen be-
                                                         reichernden Austausch eignet sich eine Gruppengröße
In Workshops und praktischen Übungen lernen die
                                                         von 12 bis 20 Teilnehmenden.
Teilnehmenden, Hate Speech zu erkennen und situa­
tionsbezogen darauf zu reagieren. Außerdem stellen       Gruppenraum
die Referent*innen Materialien und ­Unterrichtsansätze
                                                         Der Seminarraum sollte groß genug sein, dass alle Teil-
vor, mit denen die Lehrkräfte das Thema für ihre
                                                         nehmenden in einem Stuhlkreis sitzen können. Zusätz-
­Schüler*innen aufbereiten können.
                                                         lich sollten mindestens zwei weitere Gruppenräume zur
                                                         Verfügung stehen, damit die Arbeitsgruppen ungestört
                                                         voneinander arbeiten können.

                                                         Materialien
                                                         Der Seminarraum sollte mit Leinwand, Laptop und
                                                         Beamer ausgestattet sein. Außerdem sollten im Semi-
                                                         nar- sowie in den Gruppenarbeitsräumen Pinnwände,
                                                         Flipchart, Flipchartpapier und Moderationskoffer vor-
                                                         handen sein. Darüber hinaus brauchen die Teilnehmen-
                                                         den einen WLAN-Zugang und mobile Endgeräte.

                                                                                                                   5
Übersicht der Inhalte

    Inhalt                                               Methode                               Zeit
    Begrüßung, Vorstellung                               Vortrag, Namensrunde                  30 Min.
    Erfahrungsaustausch                                  Positionsbarometer                    50 Min.

    Das Phänomen Hate Speech                             Vortrag                               90 Min.

    Antisemitismus im digitalen Raum                     Vortrag                               90 Min.

    Neutralität in der Schule                            Kleingruppenarbeit, Plenum            90 Min.

    Rechtspopulismus in sozialen Medien                  Vortrag, Gruppenarbeit,               120 Min.
                                                         Chat-Simulation, Plenum

    Menschenfeindliche Meme-Konversationen in WhatsApp   Vortrag                               90 Min.

    Respekt im Netz                                      Vortrag, Video, Plenum                90 Min.

    Projektplanung                                       Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Plenum   90 Min.
    Seminarauswertung                                    Feedback                              30 Min.

6
Qualifizierungskonzept

Begrüßung und Erfahrungsaustausch                                                            Heide Siepmann

Ziel: Die Teilnehmenden haben einen Überblick über den Ablauf des Seminars sowie die Inhalte und Ziele.
Sie lernen sich untereinander und ihre Hintergründe besser kennen. Im Seminar wird eine angenehme Arbeits­
atmosphäre für alle hergestellt. Im Erfahrungsaustausch reflektieren die Teilnehmenden ihre bisherigen Erfah­
rungen und stellen persönliche Bezüge zum Thema her.

 Ziel                          Inhalt                          Methode           Material          Zeit

 Die Teilnehmende (TN)          Begrüßung, Vorstellung          Vortrag,                            Erster
 kennen die Referent*in-        der Ref, die TN nennen ihre    ­Namensrunde                        ­Seminartag
 nen (Ref). TN kennen           ­Namen, ­Vorstellung des                                            30 Min.
 sich untereinander. Die       ­Seminarplans
 TN kennen das Seminar­
 programm.

 Die TN haben sich über        Erfahrungsaustausch:            Positions­        Ja-Nein-­         Erster
 ihre Erfahrungen mit der                                      barometer         Karten            ­Seminartag
                               Die TN positionieren sich zu
 Thematik ausgetauscht.                                                          Anlage 1           50 Min.
                               unterschiedlichen Fragen
 Die TN haben zentrale
                               und Aussagen im Raum und
 Herausforderungen in
                               nehmen zu ihnen Stellung
 ihrer Arbeit benannt. Die
                               (Anlage 1). Ref moderiert den
 TN sind sich ihrer bisheri-
                               Austausch.
 gen Umgangsstrategien
 bewusst. Die TN haben
 durch Austausch ggf.
 neue Strategien kennen-
 gelernt.

                                                                                                                 7
Anlage 1: Erfahrungsaustausch                                                                  Heide Siepmann

    An den gegenüberliegenden Seiten im Raum werden            ff „Ich habe bereits persönlich oder beruflich bereits
    die Ja- und die Nein-Karte hingelegt. Die TN stellen           Erfahrungen mit Hate Speech gemacht.“
    sich in die Raummitte. Der*die Ref liest nacheinander          (e Die TN positionieren sich auf der Ja-Nein-­Achse
    Fragen und Aussagen vor, zu denen sich die TN entlang          und berichten aus ihren Erfahrungen mit Hate
    der Ja-Nein-Achse im Raum positionieren können. Die           ­Speech.)
    TN bekommen die Möglichkeit sich zu den Fragen und
                                                               ff „Wenn ich Menschenfeindlichkeit bei meinen
    Aussagen zu äußern.
                                                                  Schüler*innen mitbekommen habe, habe ich bisher
                                                                  immer weggeschaut.“
    Fragen und Aussagen:
                                                                  (e Die TN positionieren sich auf der Ja-Nein-Achse.)
    ff „Woher kommt ihr?“
       (e Die Mitte des Raumes stellt den Veranstaltungs-      ff „Ich fühle mich sicher darin, Menschenfeindlichkeit
       ort der Fortbildung dar. Die TN positionieren sich je      in jeder Situation entgegenzutreten“
       nach dem wie ihr Wohnort zum Veranstaltungsort             (e Die TN ­positionieren sich auf der Ja-Nein-Achse.)
       liegt und kommen dabei mit den anderen TN ins           ff „Zu Aufklärung und Prävention von Hate Speech gibt
       Gespräch.)                                                 es an meiner Schule schon viele Angebote.“
    ff „Welche Fachrichtung unterrichtet ihr?“                    (e Die TN positionieren sich auf der Ja-Nein-Achse.)
       (e Die TN bilden Gruppen je nach ihren Fachrichtun-
       gen und kommen mit den anderen TN ins Gespräch.)

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Das Phänomen Hate Speech:                                                            Ursula Kristin Schmid
Demokratiegefährdung im digitalen Raum

Ziel: Ziel des Vortrags ist es, einen ersten Überblick     die Teilnehmenden unterschiedliche Hate-Speech-­
über das Phänomen Hate Speech zu vermitteln. Die           Formen und können diese erkennen und einordnen.
Berufsschullehrer*innen erhalten ein grundlegendes         ­Zudem helfen Informationen zur Entstehung und
Verständnis der relevanten Begrifflichkeiten sowie          Verbreitung von Hate Speech bei der frühzeitigen
­wissenschaftliche Einblicke zum Vorkommen und der          ­Inter­vention und der Sensibilisierung von Berufs­
 Wirkung von Hate Speech. Nach dem Vortrag kennen            schüler*innen.

 Ziel                          Inhalt                           Methode            Material         Zeit

 Die TN haben ein ver-          Das Phänomen Hate S ­ peech     Vortrag            Power-Point-      Erster
 tieftes Verständnis vom        im digitalen Umfeld von         ­(externe*r Ref)   Prä­sen­tation   ­Seminartag
 Medienkonsum und              ­Berufsschüler*innen:             Anlage 2          (PPP)             100 Min.
 vom digitalen Umfeld
                               Es wird ein Überblick über den
 ihrer Lerngruppe. Die TN
                               Medienkonsum von Berufs-
 kennen die Definition von
                               schüler*innen gegeben. Das
 Hate Speech und können
                               Phänomen Hate Speech wird
 es von Cybermobbing
                               definiert und in Bezug auf be-
 unterscheiden.
                               rufliche Bildung eingeordnet.
                               Es wird hervorgehoben, wie
                               wichtig der Einsatz für demo-
                               kratische Werte im digitalen
                               Raum ist.

                                                                                                                  9
Anlage 2: Das Phänomen Hate Speech:                                                                    Ursula Kristin Schmid
               Demokratiegefährdung im digitalen Raum

     Abstract                                                               findet sich Hate Speech nicht nur in Text-, sondern
                                                                            vielfach auch in Bildformaten wieder, in denen soziale
     Die Lebenswelt von Jugendlichen und jungen Erwach-                     Gruppen direkt (z. B. durch strafrechtlich relevante
     senen ist stärker denn je durch Online-Medien geprägt.                 Inhalte) oder indirekt (z. B. durch Stereotype oder
     Insbesondere soziale Medien sind aus dem Alltag von                    humoristische Aussagen) herabgesetzt und diffamiert
     Schüler*innen nicht mehr wegzudenken1, haben aber                      werden.4
     auch Schattenseiten: Anscheinend hat sich in den letz-
     ten Jahren ein Diskursklima entwickelt, in dem kommu-                  Im Vortrag werden die vielfältigen Formen von Hate
     nikative Angriffe, Hass und Hetze zur Norm zählen. In                  Speech beispielhaft vorgestellt und Einblicke in die
     der Forsa-Studie 2021 gaben drei Viertel der deutschen                 aktuelle Forschung zur Wirkung unterschiedlicher Hate
     Internetnutzer*innen an, bereits Hate Speech im Inter­                 Speech Formen gegeben. Ein besonderer Fokus liegt
     net gesehen zu haben. Unter den 14 bis 24-Jährigen                     dabei auf der Lebenswelt von Jugendlichen und jungen
     liegt der Wert sogar bei 98 Prozent.2                                  Erwachsenen, die aufgrund ihrer hohen Internet- und
                                                                            Social-Media-Nutzung besonders häufig mit Hate
     Der Vortrag liefert einen Überblick über das Vorkom-                   Speech konfrontiert sind.5 Schließlich werden Ansatz-
     men und die Problematiken von Hate Speech, die aus                     punkte für den Umgang mit und die Prävention von
     kommunikationswissenschaftlicher Perspektive als                       Hate Speech aufgezeigt mit dem Ziel, demokratische
     „Ausdruck von Hass gegen gesellschaftliche Gruppen“ 3                  Werte im digitalen Raum zu stärken.
     definiert wird. Anders als der Begriff vermuten lässt,

     1   Vgl. Beisch, Natalie/Koch, Wolfgang: 25 Jahre ARD/ZDF-Online­      4   Vgl. Schwertberger, Ulrike/Rieger, Diana: Hass und seine vielen
         studie: Unterwegsnutzung steigt wieder und Streaming/Media­            Gesichter: Eine sozial- und kommunikationswissenschaftliche
         theken sind weiterhin Treiber des medialen Internets. In: Media­       Einordnung von Hate Speech. In: Wachs, Sebastian/Koch-Priewe,
         perspektiven 10/2021, Frankfurt am Main: AS&S, 2021, S. 499–501.       Barbara/Zick, Andreas (Hrsg.): Hate Speech – Multidisziplinäre
     2   Vgl. Steppat, Desiree: Hate Speech Forsa-Studie 2021. Zentrale         Analysen und Handlungsoptionen: Theoretische und empirische
         Untersuchungsergebnisse, Düsseldorf: Landesanstalt für Medien          Annäherungen an ein interdisziplinäres Phänomen. Wiesbaden:
         NRW, 2021, S. 5.                                                       Springer Fachmedien, 2021, S. 53–77.

     3   Kümpel, Anna Sophie/Rieger, Diana: Wandel der Sprach- und          5   Vgl. Steppat, Desiree: Hate Speech Forsa-Studie 2021. Zentrale
         Debattenkultur in sozialen Online-Medien. Ein Literaturüberblick       Untersuchungsergebnisse, Düsseldorf: Landesanstalt für Medien
         zu Ursachen und Wirkungen von inziviler Kommunikation. Berlin:         NRW, 2021, S. 5.
         Konrad-Adenauer-Stiftung, 2019, S. 9.

10
Antisemitismus im Digitalen Raum                                                                 Claudio Caffo

Ziel: Die Teilnehmenden bekommen Einblick in             wie Rechtsextremismus und religiös begründeter
historische Referenzen und Erscheinungsformen von        Fundamentalismus. Außerdem beschäftigen sie sich
Antisemitismus mit Schwerpunkt auf Anschlussfähig-       mit pädagogischen Handlungsweisen, um Antisemitis-
keit antisemitischer Vorurteile an verbreitete Ressen-   mus im digitalen Raum mit Jugendlichen und jungen
timents. Sie beschäftigen sich mit der Verbindung von    Erwachsenen zu bearbeiten.
Antisemitismus und Ideologien der Ungleichwertigkeit,

 Ziel                         Inhalt                          Methode            Material           Zeit

 Die TN kennen die Defini­    Antisemitismus im digitalen     Vortrag            Power-Point-        Zweiter
 tionen von Antisemitis-      Raum:                           ­(externe*r Ref)   Prä­sen­tation     ­Seminartag
 mus. Die TN erkennen                                          Anlage 3          (PPP)               90 Min.
                              Antisemitismus wird definiert
 Äußerungen antisemi-
                              und von anderen Formen
 tischer Stereotype bei
                              gruppenbezogener Menschen-
 ihrer Lerngruppe. Die
                              feindlichkeit abgegrenzt. Es
 TN kennen die besonde-
                              wird erläutert, welche beson-
 ren Erscheinungs- und
                              deren Erscheinungsformen
 Verbreitungsformen von
                              Antisemitismus online hat
 Antisemitismus im digita-
                              und wie Berufsschüler*innen
 len Raum.
                              im digitalen Raum damit in
                              Kontakt kommen.

                                                                                                    Zweiter
 Mittagspause
                                                                                                    ­Seminartag

                                                                                                                  11
Anlage 3: Antisemitismus im Digitalen Raum                                                                         Claudio Caffo

     Abstract                                                              haben antisemitische Straftaten und alltägliche Dis-
                                                                           kriminierung in den letzten Jahren sowohl offline als
     Antisemitismus ist kein Randphänomen, sondern in                      auch online zugenommen8. Das Attentat von Halle im
     vielen gesellschaftlichen Sphären anzutreffen, die sich               Oktober 2019 beispielsweise kann als direkte Folge von
     nicht nur auf Rechtsextreme und religiöse Fundamenta-                 antisemitischer und rechtsextremer Radikalisierung
     list*innen beschränken. Daher ist die Bekämpfung von                  betrachtet werden.
     Antisemitismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
     In diesem Vortrag betrachten wir den Themenkomplex                    Daher widmet der Vortrag sich dem Phänomen
     Verschwörungsmythen und Antisemitismus im Netz                        ­„ Antisemitismus im digitalen Raum“ und der Frage,
     und im Alltag aus einer politisch-bildnerischen und                    was Antisemitismus und Verschwörungsmythen so
     medienpädagogischen Perspektive.                                       anschlussfähig macht. Es wird erläutert, welche Ent-
                                                                            wicklungen in entsprechenden Internetkulturen in der
     Bestehende Ressentiments und Vorstellungen von ver-                    letzten Zeit zu beobachten sind und wie Antisemitismus
     meintlich mächtigen und geheimen Eliten gibt es nicht                  und Verschwörungsmythen erkannt werden können.
     erst seit Beginn der Coronavirus-Pandemie. Allerdings                  Außerdem wird ein Überblick über universalpräventive
     erleben diese gesellschaftlichen Diskurse zurzeit eine                 pädagogische Ansätze gegen Radikalisierung in den
     erneute Hochphase6. Laut der Autoritarismus-Studie                     Bereichen Rechtsextremismus, Islamismus und Anti­
     20207 stimmen bis zu 25 Prozent der deutschen Be-                      semitismus gegeben.
     völkerung antisemitischen Aussagen zu. Gleichzeitig

     6   Vgl. Bartholdy, Fidel/Behrendt, Robert/Caffo, Claudio: Dossier.   8   Vgl. Pürckhauer, Andrea: Immer mehr antisemitische Straftaten,
         Verschwörungsmythen, (Online-)Radikalisierung und die Corona­         Mediendienst Integration, 2021.
         virus-Pandemie, 2020.
     7   Decker, Oliver/Brähler, Elmar (Hrsg.): Autoritäre Dynamiken.
         Alte Ressentiments – neue Radikalität, Gießen: Psychosozial-­
         Verlag, 2020, 35ff.

12
Neutralität in der Schule                                                                    Heide Siepmann

Ziel: Die Teilnehmenden haben über die Grenzen der         ten Erklärungen sie sich im Bildungskontext stützen
Meinungsfreiheit reflektiert und können für einen          ­können, um die gegen Menschenfeindlichkeit und für
Meinungsaustausch innerhalb der demokratischen              einen demokratischen Diskurs im zu argumentieren.
Grenzen eintreten. Sie wissen, auf welche anerkann-

 Ziel                         Inhalt                            Methode          Material          Zeit

 Die TN kennen den            Neutralität in der Schule:        Gruppen­         Anlage 4           Zweiter
 Beutelsbacher Konsens                                          arbeit, Plenum   Arbeitsblätter    ­Seminartag
                              1. Gruppenphase: Die TN
 sowie die Frankfurter                                                           (AB1 und AB2)      90 Min.
                              setzen sich in 4er-Gruppen an-
 Erklärung und haben Vor-
                              hand von Leitfragen mit dem
 und Nachteile herausge-
                              Beutelsbacher Konsens bzw.
 arbeitet. Die TN können
                              der Frankfurter Erklärung
 parteipolitische Neutra­
                              auseinander.
 lität von politischer Neu­
                              2. Gruppenphase: Die
 tralität abgrenzen.
                              ­Gruppen werden neu ge-
                               mischt. Die TN vergleichen die
                               Ansätze anhand von Leit­
                               fragen.
                              Die TN stellen im Plenum ihre
                              Ergebnisse vor.

                                                                                                                 13
Anlage 4: Neutralität in der Schule                                               Heide Siepmann

     Aufgabenstellung für die Gruppenphase 1       Aufgabenstellung für die Gruppenphase 2
     1. Was ist das Ziel des Ansatzes?             Vergleicht die beiden Ansätze.
     2. Welchen Handlungsspielraum gibt er euch?   1. Welche Vor- und Nachteile seht ihr?
     3. Welche Grenzen hat er?                     2. Inwiefern helfen sie euch in der alltäglichen Arbeit?
     4. Was könnte Kritik an dem Ansatz sein?

14
AB 1: „Beutelsbacher Konsens

1. Überwältigungsverbot.                                    Bei der Konstatierung dieses zweiten Grundprinzips
                                                            wird deutlich, warum der persönliche Standpunkt des
Es ist nicht erlaubt, den Schüler – mit welchen Mit-        Lehrers, seine wissenschaftstheoretische Herkunft und
teln auch immer – im Sinne erwünschter Meinungen            seine politische Meinung verhältnismäßig uninteres-
zu überrumpeln und damit an der „Gewinnung eines            sant werden. Um ein bereits genanntes Beispiel erneut
selbständigen Urteils“ zu hindern. Hier genau verläuft      aufzugreifen: Sein Demokratieverständnis stellt kein
nämlich die Grenze zwischen Politischer Bildung und         Problem dar, denn auch dem entgegenstehende andere
Indoktrination. Indoktrination aber ist unvereinbar mit     Ansichten kommen ja zum Zuge.
der Rolle des Lehrers in einer demokratischen Gesell-
schaft und der – rundum akzeptierten – Zielvorstellung      3. Der Schüler muss in die Lage versetzt werden,
von der Mündigkeit des Schülers.                            eine politische Situation und seine eigene Interes-
                                                            senlage zu analysieren,
2. Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist,
muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.              sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorge-
                                                            fundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu
Diese Forderung ist mit der vorgenannten aufs engste        beeinflussen. Eine solche Zielsetzung schließt in sehr
verknüpft, denn wenn unterschiedliche Standpunkte           starkem Maße die Betonung operationaler Fähigkeiten
unter den Tisch fallen, Optionen unterschlagen werden,      ein, was eine logische Konsequenz aus den beiden
Alternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indok-     vorgenannten Prinzipien ist. Der in diesem Zusammen-
trination beschritten. Zu fragen ist, ob der Lehrer nicht   hang gelegentlich – etwa gegen Herman Giesecke und
sogar eine Korrekturfunktion haben sollte, d. h. ob er      Rolf Schmiederer – erhobene Vorwurf einer „Rückkehr
nicht solche Standpunkte und Alternativen besonders         zur Formalität“, um die eigenen Inhalte nicht korrigie-
herausarbeiten muss, die den Schülern (und anderen          ren zu müssen, trifft insofern nicht, als es hier nicht um
Teilnehmern politischer Bildungsveranstaltungen) von        die Suche nach einem Maximal-, sondern nach einem
ihrer jeweiligen politischen und sozialen Herkunft her      Minimalkonsens geht.“ (Quelle: www.lpb-bw.de/­
fremd sind.                                                 beutelsbacher-konsens/ Zugriff am 09.12.2021.)

                                                                                                                         15
AB 2: „Frankfurter Erklärung – Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung

     Juni 2015                                                   Kontroverse macht unterschiedliche Interessen, Denk-
                                                                 weisen und Praxen sowie Alternativen gesellschaftlicher
     Politische Bildung wird in unterschiedlichen Schulfä-       Zukunftsentwicklung sichtbar. Die Diskussion um das
     chern sowie fächerübergreifend praktiziert und ist im       Politische erschöpft sich nicht in „allgemeinverbindli-
     außerschulischen Bereich in vielfältigster Art etabliert    chen“ Problemlösungen und kann nicht auf Governan-
     und repräsentiert: in Bildungsstätten, Jugendverbän-        ce- und Verwaltungslehre reduziert werden.
     den und bei Bildungsträgern sowie in sozialen Bewe-
     gungen und Initiativen. Herrschafts-, Macht- und soziale    3. Machtkritik: Selbstbestimmtes Denken und
     Ungleichheitsverhältnisse verändern sich und mit ihnen      Handeln wird durch Abhängigkeiten und sich über-
     auch die Bedingungen politischer Sozialisation. Daher       lagernde soziale Ungleichheiten beschränkt. Diese
     muss über Prinzipien und Standards Politischer Bil-         Macht- und Herrschaftsverhältnisse gilt es, wahrzu-
     dung immer wieder neu nachgedacht werden. Zudem             nehmen und zu analysieren.
     kommen neue Akteur*innen auf Schulen zu und bieten
     Bildungsmaterialien an. Mit dieser Erklärung wollen die     In gesellschaftlichen Debatten und Kontroversen
     Autor*innen wichtige Positionen einer kritisch-eman-        spielen Machtgefälle und ungleiche Ressourcen eine
     zipatorischen Bildung deutlich machen und damit zur         wichtige, oft nicht ausreichend wahrgenommene Rolle.
     Diskussion stellen.                                         Aufgabe einer kritisch-emanzipatorischen politischen
                                                                 Bildungsarbeit ist es, ausgeschlossene und benach-
     1. Krisen: Eine an der Demokratisierung gesell-             teiligte Positionen sichtbar zu machen. Welche gesell-
     schaftlicher Verhältnisse interessierte Politische          schaftlichen Grundprobleme werden öffentlich the-
     Bildung stellt sich den Umbrüchen und vielfältigen          matisiert, welche Stimmen werden gehört und welche
     Krisen unserer Zeit.                                        Akteur*innen setzen ihre Vorstellungen des Gemein-
                                                                 wohls durch? Welche Gründe gibt es für den Fremd- und
     Epochale Umbrüche erfordern politische Alternativen         Selbstausschluss ungleich positionierter Gruppen und
     und Optionen für gesellschaftliche Lernprozesse. Ob die     Akteur*innen? Politische Bildung thematisiert, wie
     Krise des Kapitalismus, die Krise der Ökologie, die Krise   Ausschlüsse produziert und Grenzen gezogen werden:
     der Demokratie oder die Krise der Reproduktion: Immer       etwa zwischen privat und öffentlich, sozial und poli-
     deutlicher stellen sich Fragen einer sozial-ökologischen    tisch, illegitim und legitim, Expert*innen und Laien.
     Transformation auch für die Politische Bildung. Eine
     Welt in Krisen und Umbrüchen ist nicht in standardi-        4. Reflexivität: Politische Bildung ist selbst Teil des
     sierten Modellen zu begreifen. Kompetenzorientierung        Politischen, Lernverhältnisse sind nicht herrschafts-
     wird didaktisch substanzlos, wenn politisches Wissen        frei, Politische Bildung legt diese Einbindung offen.
     und Fähigkeiten nicht auf die politische Gestaltung
     gesellschaftlicher Gegenwarts- und Zukunftsfragen           Lernende und Politische Bildner*innen sind in soziale
     bezogen werden.                                             und politische Diskurse eingebunden, die ihre Wahr-
                                                                 nehmungs-, Denk- und Handlungsweisen beeinflussen.
     2. Kontroversität: Politische Bildung in einer Demo-        Auch in Bildungsinstitutionen setzen sich die neuen
     kratie bedeutet, Konflikte und Dissens sichtbar zu          Leitbilder der „verwertbaren“ Selbstunternehmer*in
     machen und um Alternativen zu streiten.                     oder der eigenverantwortlichen Konsument*in durch
                                                                 oder es wirken geschlechtliche und ethnisierende
     Gesellschaft ist von Interessengegensätzen und Herr-        Normierungen. Kritisch-emanzipatorische Politische
     schaftsverhältnissen durchzogen. Streitfragen und           Bildung beginnt dort, wo solche Normsetzungen und
     soziale Konflikte zur Sprache zu bringen und politisch      Konstruktionen sichtbar gemacht, kritisiert und infrage
     auszutragen, ist ein grundlegendes Kennzeichen von          gestellt werden. Politische Bildner*innen sind sich ihrer
     Demokratie. Kontroversität als didaktisches Prinzip geht    gesellschaftlichen Einbindung bewusst und nehmen
     hierbei nicht in einer Dokumentation unterschiedlicher      dazu eine kritisch-reflexive Position ein, die sie transpa-
     Positionen und mitunter ähnlicher (oder bereits ein-        rent und damit kritisierbar macht. Dadurch bieten sie
     flussreicher) Perspektiven auf. Sie arbeitet Streitpunkte   den Teilnehmenden einen Schutz vor Überwältigung
     und grundlegende Dissense heraus, zeigt Gegensätze          und stärken deren Recht auf Eigensinn und Selbstbe-
     auf und fördert kritisches Denken. Eine echte politische    stimmung.

16
5. Ermutigung: Politische Bildung schafft eine            6. Veränderung: Politische Bildung eröffnet Wege,
­ermutigende Lernumgebung, in der Macht- und              die Gesellschaft individuell und kollektiv handelnd
 Ohnmachtserfahrungen thematisiert und hinter-            zu verändern.
 fragt werden.
                                                          Individuen sind den gesellschaftlichen Verhältnissen
Politisches Lernen und Handeln basiert nicht allein auf   unterworfen, zugleich aber auch in der Lage, diese zu
rationalen Analysen und Entscheidungen, sondern ist       gestalten. Politische Bildung eröffnet Zugänge, Fremd-
mit den jeweils konkreten Lebensbedingungen, also         bestimmung und Selbstentmündigung wahrzunehmen
auch mit Kämpfen um materielle Güter und soziale          und zeigt Wege zur Selbst- und Mitbestimmung auf.
Anerkennung verbunden. Politische Urteilsbildung          Praktizierte Mündigkeit vermag die eigenen und kollek-
ist ebenfalls gesellschaftlich eingebettet, entsteht in   tiven Denkweisen und Handlungsräume in konkreten
sozialen Interaktionen und hat neben den kognitiven       Kontexten zu erweitern. Dies geschieht durch Kritik,
Prozessen eine leiblich-emotionale Komponente. Politi-    Widerspruch und Protest gegenüber den bestehenden
sche Positionierungen zeigen sich in Wut und Begeiste-    sozialen Herrschaftsverhältnissen. Politische Bildung
rung, Ablehnung und Engagement. Soziale Ordnungen         eröffnet allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
sind auch in die Körper eingeschrieben. Diese Erfah-      Räume und Erfahrungen, durch die sie sich Politik als
rungen als Quellen und Hemmnisse von Lernprozessen        gesellschaftliches Handlungsfeld aneignen können. Sie
wahrzunehmen und zu thematisieren, ist eine wich-         ermöglicht Lernprozesse der Selbst- und Weltaneig-
tige Bedingung gelingender politischer Bildung. Dazu      nung in der Auseinandersetzung mit anderen, um Wege
gehört die Beteiligung der Lernenden an Planung und       zu finden, das Bestehende nicht nur mitzugestalten
Reflexion des Lernens. Die Komplexität der Themen         und zu reproduzieren, sondern individuell und kollek-
und Fragestellungen, aber ebenso die Lernwiderstände      tiv handelnd zu verändern. Im Handeln entsteht die
sind dabei produktive Quelle Politischer Bildung.         Möglichkeit, etwas Neues zu erfahren, zu denken und
                                                          zu begründen.“
                                                          (Quelle: https://uol.de/f/1/inst/sowi/ag/politische_
                                                          bildung/Frankfurter_Erklaerung_aktualisiert27.07.15.
                                                          pdf Zugriff am 10.12.2021.)

                                                                                                                   17
Rechtspopulismus in Sozialen Medien                                               Tadel verpflichtet! e. V.

     Ziel: Wie kann Rechtspopulismus in den sozialen Me­        und bekommen verschiedene Strategien aufgezeigt,
     dien differenziert, konstruktiv und effektiv entgegenge-   Rechtspopulismus in den sozialen Medien entgegen-
     treten werden? Welche Herausforderungen begegnen           zutreten. Der Workshop beinhaltet eine Mischung
     Berufsschullehrkräften dabei? Welche Handlungsoptio­       aus Inputs, praktischen Übungen und moderierten
     nen gibt es? Wie lässt sich überhaupt erkennen, mit        Diskussionen. Für die Teilnahme am Workshop ist kein
     wem man es in einer Kommentarspaltendiskussion zu          besonderes Vorwissen erforderlich.
     tun hat? Die Teilnehmenden erhalten Basiswissen über
     das Thema Hate Speech und verschiedene Akteur*in-          Workshopdauer insgesamt: 120 Min.
     nen im Netz, reflektieren ihr eigenes Nutzungsverhalten

      Ziel                         Inhalt                            Methode           Material        Zeit

      Die TN kennen                Begrüßung, der*die Ref stellt     Vortrag,          PPP              Zweiter
      den*die Ref.                 sich vor, die TN nennen ihre      Namens­runde                      ­Seminartag
                                   Namen                             (externe*r Ref)                    15 Min.

      Die TN haben ihre spon-      Beispielsituation:                Plenum            PPP              Zweiter
      tanen Reaktionsmuster                                                                            ­Seminartag
                                   Die TN werden mit einer
      auf rechtspopulistische                                                                           15 Min.
                                   Beispielsituation konfrontiert
      Äußerungen abgerufen.
                                   und gefragt, wie sie reagieren
      Im Austausch haben sie
                                   würden (Bekannte schickt
      neue Reaktionsmöglich-
                                   Video mit rassistischem Inhalt
      keiten kennen gelernt.
                                   in Gruppenchat). In der Dis-
                                   kussion wird die Bandbreite
                                   verschiedener Reaktionsmög-
                                   lichkeiten herausgearbeitet.

       Die TN kennen die Defi-     Der*die Ref erläutert die         Vortrag           PPP              Zweiter
       nition von Hate Speech,     Theorie von Hate Speech und       Anlage 5                          ­Seminartag
       wie sie das No Hate         Gegenrede (Definition des                                            10 Min.
       Speech Movement             No Hate Speech Movements).
      ­verwendet.

      Die TN haben sich über       Erfahrungsaustausch:              Gruppenarbeit                      Zweiter
      ihre Erfahrungen mit                                                                             ­Seminartag
                                   Die TN tauschen sich in
      Hate Speech ausge-                                                                                10 Min.
                                   3er-Gruppen zu folgenden
      tauscht. Die TN haben die
                                   Leitfragen aus: Welche Erfah-
      Bandbreite sowohl von
                                   rungen habt ihr mit rechts­
      Hate-Speech-Äußerun-
                                   populistischem Hate Speech
      gen als auch von Gegen-
                                   in sozialen Medien gemacht?
      rede kennen gelernt.
                                   Wie habt ihr darauf reagiert?
                                   Was hat funktioniert? Was
                                   eher nicht?

18
Die TN haben Gegen­rede     Im Telegram-Chat wird eine         Chat-Simula­   WLAN, je ein      Zweiter
praktisch im Telegram-­     Klassenchat-Gruppe simu-           tion, Plenum   mobiles End-     ­Seminartag
Chat angewendet. Die        liert. Der*die Ref übernimmt                      gerät pro TN,     35 Min.
TN haben verschiedene       die Rolle einer*s Schüler*in       Hinweis 1      eine Telegram
Strategien der Gegenre-     und schreibt eine antise-                         Gruppe, ge-
de und ihre Auswirkung      mitische Nachricht in die                         teilter Screen
auf die Dynamik in der      Chatgruppe, die die Situation                     auf Leinwand
Chat-Gruppe reflektiert.    von Ungeimpften heute mit
                            jüdischen Personen in der NS-
                            Zeit vergleicht. Eine Hälfte der
                            TN unterstützt die Parole im
                            Chat, die anderen TN sollen
                            in der Rolle einer Lehrkraft
                            dagegen argumentieren. Im
                            Plenum wird anschließend
                            herausgearbeitet, welche
                            Strategien die Dynamik der
                            Diskussion wie verändert
                            haben.

Die TN wissen, wie sie      Der*die Ref erläutert die          Vortrag,       PPP               Zweiter
Hate Speech löschen,        Möglichkeiten des Löschens,        ­Plenum                         ­Seminartag
melden, sperren, blockie­   Meldens, Sperrens, Blockie-                                         10 Min.
ren oder anzeigen           rens und Anzeigens von Hate
können. Sie können          Speech. Die TN diskutieren
abschätzen, bei welchen     über die Vor- und Nachteile
Fällen sich welche Option   der jeweiligen Optionen.
am besten eignet.

                                                                                                             19
Anlage 5: Rechtspopulismus in sozialen Medien                                          Tadel verpflichtet! e. V.

     Definition Hate Speech
     „Als Hassrede bezeichnen wir sprachliche Handlungen            In der Arbeit mit persönlichen Erfahrungen der Teil-
     gegen Einzelpersonen und/oder Gruppen mit dem                  nehmenden sind zwei Prinzipien besonders wichtig:
     Ziel der Abwertung oder Bedrohung aufgrund der                 Freiwilligkeit und Distanz. Die Teilnehmenden müssen
     Zugehörigkeit zu einer benachteiligten Gruppe in der           selbst entscheiden dürfen, ob sie eine Situation einbrin-
     Gesellschaft. Die Person oder Gruppe muss dafür rein           gen, und wenn ja, welche Details sie davon preisgeben
     zahlenmäßig nicht in der Minderheit sein, andersherum          wollen. In den rollenspielbasierten Übungen (auch in
     sind Minderheitengruppen nicht automatisch benach-             den Chats) muss unbedingt betont werden, dass es
     teiligt.“ (Quelle: https://no-hate-speech.de/de/wissen/        dabei um eine künstliche Situation geht, nicht um ein
     Zugriff am 10.12.2021.)                                        möglichst realistisches Nachspielen. Dadurch werden
                                                                    zum einen Hemmungen bei den Teilnehmenden abge-
     Hinweis 1                                                     baut, sich auf das Rollenspiel einzulassen. Zum anderen
     Es muss betont werden, dass der Umgang mit Rechts-             sollen Stereotype und die Reproduktion von gewalt-
     populismus nicht nur situationsabhängig ist, sondern           voller, diskriminierender Sprache (z. B. rassistische
     auch damit zu tun hat, ob eine Person direkt von               Schimpfwörter) verhindert werden. Vielmehr sollte das
     ­Diskriminierung und gruppenbezogener Menschen-                praktische Ausprobieren von Gesprächstipps im Vor-
      feindlichkeit betroffen ist oder nicht. Diese Unter­schiede   dergrund stehen sowie die grundsätzliche Erkenntnis,
      sollten gerade für den Schulunterricht und die ­Arbeit        dass sich Alltagssituationen praktisch beeinflussen und
      mit heterogenen Gruppen, aber auch all­gemein in der          verändern lassen.
      Fortbildung von Fachkräften mitgedacht werden.

20
Menschenfeindliche Meme-Konversationen in WhatsApp –                    Sebastian Schmitz
Zum Stand der empirischen Forschung und zu ihrer Bedeutung für berufsbildende Schulen

Ziel: Am Ende des Vortrags ist es Teilnehmenden mög-    entwickeln. Ziel ist es darüber hinaus, dass die Teilneh-
lich, dass Phänomen rechtspopulistischer und -extre-    menden den aktuellen Forschungsstand zur Rezeption
mistischer Meme-Konversationen zu erläutern, die sich   und „Wirkung“ derartiger Meme-Inhalte kennen und
ergebenden Problemlagen zu benennen und mögliche        gemeinschaftlich mögliche Ansätze für die berufsschuli-
Konsequenzen für das eigene pädagogische Handeln zu     sche Bildungsarbeit diskutieren.

 Ziel                       Inhalt                               Methode            Material      Zeit

 Die TN wissen, was         Menschfeindliche                     Vortrag            PPP            Dritter
 Memes sind und wel-        Meme-­Konversationen                 ­(externe*r Ref)                 ­Seminartag
 che Bedeutung sie in       in WhatsApp:                          Anlage 6                         90 Min.
 digitalen Interaktionen    Anhand von Beispielen wird erläu-
 haben. Sie kennen die      tert, wie sich menschenfeindliche
 Wirkungsweisen von         Memes verbreiten, wie sie wirken
 menschenfeindlichen        und welche Bedeutung sie bei der
 Memes. Sie kennen          Sozialisation von Heranwachsen-
 Möglichkeiten, men-        den spielen. Es werden theoriege-
 schenfeindliche Memes      leitete Anregungen zur praktischen
 im Unterricht zu thema-    Auseinandersetzung mit men-
 tisieren                   schenfeindlichen Memes gegeben.

                                                                                                                    21
Anlage 6: Menschenfeindliche Meme-Konversationen in WhatsApp –                                   Sebastian Schmitz
               Zum Stand der empirischen Forschung und zu ihrer Bedeutung
               für berufsbildende Schulen

     Abstract                                                    und ihre Botschaften unter dem Deckmantel des Humors
     Im Zuge der Digitalisierung hat sich die Art und Weise,     zu verbreiten. Wie erfolgreich sie bei diesem Vorgehen
     wie Menschen miteinander in Kontakt treten, stark           sind, zeigen diverse Meldungen über entsprechende
     verändert. Die Kommunikation ist nicht nur schneller,       Vorfälle in Schulen, bei staatlichen Sicherheitsorganen
     ortsunabhängiger und somit omnipräsenter geworden,          und in Teilen der organisierten Zivilgesellschaft.
     sondern vor allem auch deutlich visueller (u. a. in Form
     von Fotos, Videos, Smilies, GIFs, Stickern, Filtern und     Ausgehend von dieser Zustandsanalyse werden im
     Memen). Parallel haben sich neue Kommunikationsprak-        Rahmen des Vortrags die theoretischen Grundlagen der
     tiken entwickelt, die die gegenwärtige Kultur prägen (u.    Memetik erörtert, die generelle Problematik anhand
     a. non-formale Konversationsmodi, kurze Aufmerksam-         ausgewählter Beispiele illustriert und der Einfluss der-
     keitsspannen, geringe Verbindlichkeit, rasche Distribu-     artiger Medien bestimmt. Ergänzt werden diese Inhalte
     tion). Ein besonders spannendes Beispiel sind in diesen     durch aktuelle Forschungsergebnisse zur Erkennbarkeit
     Zusammenhang sogenannte Meme, die durch ihre                von extremistischen Meme-Botschaften durch Jugend-
     spezifische Kombination von Bild-Text-Elementen einen       liche9 sowie durch eigene Erhebungen. Abgeschlossen
     zuweilen eigenwilligen Unterhaltungswert generieren         wird der Vortrag durch Überlegungen zur Präventions­
     und millionenfach in digitalen Netzwerken geteilt wer-      arbeit, die sich an der aktuellen Theoriebildung
     den. Rechten Agitator*innen ist es in den vergangenen       orientieren und bei der Entwicklung entsprechender
     Jahren gelungen, dieses Potenzial für sich zu erschließen   Bildungsangebote helfen können.

                                                                 9   Vgl. Reinemann et. al.: Jugend – Medien – Extremismus.
                                                                     Wo Jugendliche mit Extremismus in Kontakt kommen und
                                                                     wie sie ihn erkennen, Wiesbaden 2019.

22
Respekt im Netz                                                                                Beate Kremser

Ziel: Die Teilnehmenden setzen sich mit den Themen           Sie wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie
Hass im Netz und Fake News auseinander. Sie bekom-           mit dem Thema konfrontiert werden. Außerdem lernen
men Handlungsempfehlungen, wie sie mit Hass im Netz          sie Präventionsangebote kennen.
umgehen können. Sie kennen den Unterschied zwi-
schen Sexting und dem Versenden von Nacktbildern.            Workshopdauer insgesamt: 90 Min.

 Ziel                         Inhalt                             Methode          Material         Zeit

 Die TN haben ihr Pro­        Es werden verschiedene              Vortrag,        PPP               Dritter
 blem­bewusstsein für die     ­Formen von sexueller Gewalt       ­Diskussion                       ­Seminartag
                                                                                  Anlage 7
 Erscheinungsformen von        im Netz vorgestellt. Die TN                                          10 Min.
 sexueller Gewalt im Netz      nehmen zu einer Beispiel­
 erweitert.                    situation Stellung.

 Die TN kennen die            Der*die Ref erläutert die          Vortrag          PPP               Dritter
 rele­van­ten Gesetze zu      rechtlichen Aspekte und die                                          ­Seminartag
 ­sexueller Gewalt im Netz.   Gesetzeslage zu sexueller                                             5 Min.
                              Gewalt im Netz:
                              Verletzung des Persönlich-
                              keitsrechts, Recht am
                              eigenen Bild §22
                              KunstUrhG, §201a StGB,
                              §184–§184b StGB

 Die TN haben verschie-       Handlungsmöglichkeiten             Plenum                             Dritter
 dene Strategien zum          vorstellen:                                                          ­Seminartag
 Umgang mit sexueller                                                                               15 Min.
                              Der*die Ref moderiert ein
 Gewalt im Netz kennen
                              Plenumsgespräch zu Hand-
 gelernt, die sie als Lehr-
                              lungsmöglichkeiten. Mögliche
 kräfte nutzen können.
                              Leitfragen: Was tut ihr? Mit
                              wem redet ihr? Wen informiert
                              ihr? An wen wendet ihr euch?
                              Wo holt ihr euch externe Hilfe?
                              Der*die Ref stellt Präventions-
                              angebote von Digitale Helden,
                              Klicksafe und Juuuport vor.

 Die TN kennen den Hand-      Der*die Ref stellt den Hand-       Vortrag          Handlungs-        Dritter
 lungsleitfaden Sexting       lungsleitfaden Sexting von                          leitfaden        ­Seminartag
 von „Rat auf Draht“.         „Rat auf Draht“ vor.                                Sexting           5 Min.
                                                                                  Anlage 7

                                                                                                                   23
Die TN lernen ein Aufklä-   Das Video wird abgespielt.     Video, Plenum   Video       Dritter
     rungsvideo und dessen       Anschließender Austausch im                               ­Seminartag
                                                                                Anlage 7
     möglichen Einsatz in        Plenum anhand von Leitfra-                                 15 Min.
     ihrer Klasse kennen.        gen: Wie geht es Magdalena?
                                 Wie würdest du reagieren?
                                 Wer ist schuld? Was kann man
                                 als Lehrkraft tun, um ihr zu
                                 helfen? Wie können Schü-
                                 ler*innen sich schützen?

     Die TN haben Präven­        Der*die Ref stellt Online-­    Vortrag         PPP         Dritter
     tionsangebote für           Angebote vor:                                             ­Seminartag
                                                                                Anlage 7
     Schüler*innen und                                                                      20 Min.
                                 Online-Training Love Storm,
     Fortbildungsangebote
                                 Online-Kurse von Digitale
     für Lehrkräfte kennen
                                 Helden
     gelernt.

24
Anlage 7: Respekt im Netz                                                                      Beate Kremser

Beispielsituation: „Daniel fragt Mia nach einem             Links
­erotischen Foto. Mia schickt ihm eins per WhatsApp.        •   Handlungsleitfaden Sexting:
 Beide finden es wunderschön und schauen es sich                www.saferinternet.at/fileadmin/redakteure/Footer/
 ­regelmäßig gemeinsam an. Einige Zeit später bittet            Presse/Tipps_Sexting.pdf
  ­Daniel Mia erneut um ein Bild. Weil sie es ihm ver­          Zugriff am 10.12.2021.
   weigert, droht er, das erste in eine WhatsApp-­Gruppe
                                                            •   Video:
   zu posten. Sie als Lehrkraft erfahren davon. Wie
                                                                www.youtube.com/watch?v=j9Ps_owBXew
   rea­gieren Sie? Wer ist schuld? Wen holen Sie sich zur
                                                                Zugriff am 10.12.2021.
   Beratung dazu?“
                                                            •   Online-Training Love Storm:
                                                                https://love-storm.de
                                                                Zugriff am 10.12.2021.
                                                            •   Online-Kurse von Digitale Helden:
                                                                https://akademie.digitale-helden.de/online-kurse/
                                                                Zugriff am 10.12.2021.

                                                                                                                    25
Projektplanung                                                                                Heide Siepmann

     Ziel: Die Teilnehmenden beziehen das im Qualifi-            bar sind. Sie wissen welche Materialien, Methoden oder
     zierungsseminar Gelernte auf ihren Arbeitsalltag in         Projektpartner*innen, die sie im Seminar kennenge-
     der Berufsschule. Sie haben Probleme und mögliche           lernt haben, sie für die Umsetzung eines Projektes an
     Lösungsansätze diskutiert, die an ihrer Schule umsetz-      ihrer Schule in Anspruch nehmen können.

      Ziel                          Inhalt                            Methode           Material         Zeit

      Die TN haben ein spezi­       Projektplanung:                   Einzelarbeit,     Anlage 8:         Dritter
      fisches Problem an ihrer                                        Gruppen­          AB 3 Zielkreuz   ­Seminartag
                                    Die TN füllen in Einzelarbeit
      Schule identifiziert, dass                                      arbeit, Plenum    AB 4 Projekt-     60 Min.
                                    (20 Min.) AB 3 Zielkreuz (An-
      sie bearbeiten ­möchten.                                                          planung
                                    lage 8) aus und identifizieren
      Die TN haben eine Pro-
                                    ein Problem an ihrer Schule,
      jektidee, die sie mit ihrer
                                    zu dem sie ein Projekt machen
      Lerngruppe umsetzen
                                    möchten. Anschließend gehen
      möchten. Die TN entwi-
                                    sie in Gruppen zusammen
      ckeln erste Planungs-
                                    (möglichst mit Kolleg*innen
      schritte für die Umset-
                                    derselben Schule oder mit TN,
      zung ihrer Projekt­idee.
                                    die dasselbe Problem bear-
      Die TN haben Feedback
                                    beiten) und füllen das AB 4
      zu ihrer Projektidee
                                    Projektplanung aus (20 Min.).
      erhalten.
                                    Danach stellen die Gruppen
                                    dem Plenum ihre Projektidee
                                    und die nächsten Planungs-
                                    schritte dem Plenum vor und
                                    geben sich gegenseitig Feed-
                                    back (20 Min.).

      Die TN haben inhaltliches     Es werden drei Stühle in die      Feedback­         Drei Karten       Dritter
      Feedback zum gesamten         Raummitte gestellt. Davor         methode           mit Mülleimer,   ­Seminartag
      Seminar ausgedrückt.          wird jeweils eine Karte mit       „Mülleimer,       Koffer und        30 Min.
                                    einem Mülleimer, einem            Koffer, Frage-    Fragzeichen;
                                    Koffer und einem Fragezei-        zeichen“          drei Stühle
                                    chen gelegt. Die TN sollen sich
                                    nacheinander freiwillig auf
                                    alle oder einzelne der Stühle
                                    setzen und sich dazu äußern,
                                    was sie aus dem Seminar mit-
                                    nehmen (Koffer), was sie nicht
                                    gut fanden (Mülleimer) und
                                    welche Fragen noch offengeb-
                                    lieben sind (Fragezeichen).

26
Anlage 8: Projektplanung                    Heide Siepmann

                                 Wie gut?
                   Warum?Was?
       Zielkreuz

                                 Für wen?
AB 3

                                                              27
28
     AB 4

     Projekttitel:

     Die nächsten Schritte planen:

      Was?                           Wer? / Mit wem?   Bis wann?
Quellen

Bartholdy, Fidel/Behrendt, Robert/Caffo, Claudio:       Reinemann, Carsten/Nienerza, Angela/Fawzi, Nayla/
Dossier. Verschwörungsmythen, (Online-) Radikali­       Riesmeyer, Claudia/Neumann, Katharina: Jugend
sierung und die Coronavirus-Pandemie, 2020,             – Medien – Extremismus. Wo Jugendliche mit Extremis­
https://wirsindantianti.org/materialien/dossiers/       mus in Kontakt kommen und wie sie ihn erkennen,
dossier-verschwoerungsmythen-online-                    Wiesbaden: Springer VS, 2019.
radikalisierung-und-die-coronavirus-pandemie/,
Zugriff am 23.11.2021.                                  Schwertberger, Ulrike/Rieger, Diana: Hass und seine
                                                        vielen Gesichter: Eine sozial- und kommunikationswis-
Beisch, Natalie/Koch, Wolfgang: 25 Jahre ARD/           senschaftliche Einordnung von Hate Speech. In: Wachs,
ZDF-Onlinestudie: Unterwegsnutzung steigt wieder        Sebastian/Koch-Priewe, Barbara/Zick, Andreas (Hrsg.):
und Streaming/Mediatheken sind weiterhin Treiber des    Hate Speech – Multidisziplinäre Analysen und Hand-
medialen Internets. In: Mediaperspektiven 10/2021,      lungsoptionen: Theoretische und empirische Annähe-
Frankfurt am Main: AS&S, 2021, S. 499–501.              rungen an ein interdisziplinäres Phänomen. Wiesbaden:
                                                        Springer Fachmedien, 2021, S. 53–77.
Decker, Oliver/Brähler, Elmar (Hrsg.): Autoritäre
Dynamiken. Alte Ressentiments – neue Radikalität,       Steppat, Desiree: Hate Speech Forsa-Studie 2021.
Gießen: Psychosozial-Verlag, 2020.                      ­Zentrale Untersuchungsergebnisse, Düsseldorf:
                                                         ­Landesanstalt für Medien NRW, 2021, S. 5,
Kümpel, Anna Sophie/Rieger, Diana: Wandel der             www.medienanstalt-nrw.de/fileadmin/user_upload/
Sprach- und Debattenkultur in sozialen Online-Medien.     NeueWebsite_0120/Themen/Hass/forsa_LFMNRW_
Ein Literaturüberblick zu Ursachen und Wirkungen von      Hassrede2021_Praesentation.pdf, Zugriff am
inziviler Kommunikation. Berlin: Konrad-Adenauer-­        22.11.2021.
Stiftung, 2019.

Pürckhauer, Andrea: Immer mehr antisemitische
Straftaten, Mediendienst Integration, 2021,
https://mediendienst-integration.de/artikel/immer-
mehr-antisemitische-straftaten.html, Zugriff am
23.11.2021.

                                                                                                                29
Notizen

30
Unser Kompetenznetzwerk

Als Kompetenznetzwerk stärken wir die Berufsbil-           Qualifizierungsseminare
dung als Ort der Demokratiebildung. Insbesondere
                                                           In Kooperation mit Weiterbildungseinrichtungen
die Qualitätsentwicklung sowie die Verbreitung
                                                           entwickeln wir transferorientierte Qualifizierungs­
und Verankerung von Demokratieförderung in der
                                                           seminare für das Berufsbildungspersonal. Sie basieren
beruflichen Bildung stehen dabei im Fokus. Unser
                                                           auf einer mehrstufigen Bestands- und repräsentativen
Kompetenznetzwerk wird im Rahmen des Bundes-
                                                           Bedarfsanalyse, werden erprobt und evaluiert. Die
programms „Demokratie leben!“ gefördert.
                                                           Konzepte werden unter freier Lizenz veröffentlicht und
                                                           können in Weiterbildungseinrichtungen bundesweit
                                                           eingesetzt werden.
Unsere Fachstelle
                                                           Infoportal
Als Fachstelle „Fachpersonal“ entwickeln wir ­Angebote
für das Berufsbildungspersonal an den Lernorten            Mit unserem Online-Infoportal https://demokratiefoer-
„Ausbildungsbetrieb“ und „berufsbildende Schule“           derung.gelbehand.de schaffen wir einen Ort, an dem
und stärken so seine demokratiefördernde Arbeit mit        sich das Berufsbildungspersonal über Demokratieför-
jungen Menschen.                                           derung in der beruflichen Bildung informieren, eigenes
                                                           Wissen erweitern, Unterrichtsmaterial herunterladen,
                                                           sich Ideen für eigene berufsschulische oder betriebliche
Unsere Angebote                                            Projekte holen oder sich mit Akteur*innen im Themen-
                                                           und Strukturfeld vernetzen kann.
Der Ausbildungsbetrieb und die berufsbildende Schule
sind Orte, in denen Menschen unterschiedlicher Hinter­     Fachforum
gründe und Orientierungen aufeinandertreffen und           Wir fördern die Vernetzung und den Austausch des
miteinander auskommen müssen. Diese Lernorte sind          Berufsbildungspersonals untereinander und mit
somit dazu prädestiniert, verschiedenste Positionen        Akteur:innen im Themen- und Strukturfeld. Bei
und Meinungen auszudiskutieren und demokratisches          unseren bundesweiten Fachtagungen diskutieren
Denken und Handeln zu üben und zu festigen. Im Erwerb      wir aktuelle Herausforderungen, informieren über
dieser Kompetenzen nehmen ­Ausbilder:innen, Berufs-        ­neueste wissenschaftliche Entwicklungen und stellen
schullehrkräfte und das weitere Berufsbildungs­personal     Best-Practice-Beispiele vor. Dreimal im Jahr versen-
eine strategische Rolle ein, da sie im Ausbildungs- bzw.    den wir unser Magazin per E-Mail mit einem aktuellen
Schulalltag sowohl bewusst als auch unbewusst gesell-       Themenschwerpunkt, Terminen sowie Publikations­
schaftliche Normen und Werte vermitteln. Von der Pflege     hinweisen.
einer demokratischen Streitkultur über die Wissensver-
mittlung zu demokratischen Institutio­nen bis hin zum      Beratung und Transfer
demokratischen Engagement und der Entwicklung eige-        Wir bieten bundesweit Beratung im Themenfeld
ner Projekte kann das Berufsbildungspersonal wichtige      Demokratieförderung für das Berufsbildungspersonal
Rahmenbedingungen für junge Menschen in der berufli-       und Institutionen der beruflichen Bildung an. In einem
chen und schulischen Ausbildung schaffen.                  mehrteiligen Beratungsprozess ermitteln wir spezi-
Lerneinheiten                                              fische Anliegen und entwickeln passende Lösungs-
                                                           konzepte. Darüber hinaus begleiten wir den Transfer
Wir entwickeln Lerneinheiten für das Berufsbildungsper-    unserer Qualifizierungsseminare und Lerneinheiten
sonal zum eigenständigen Einsatz in Ausbildungsbetrie-     durch professionelle Schulungen.
ben und berufsbildenden Schulen. Das Material basiert
auf einer mehrstufigen Bestands- und repräsentativen
Bedarfsanalyse, wird erprobt und fortlaufend evaluiert.

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Unser Verein                                            Engagement anregen, Engagement auszeichnen

     Unser Verein Machʼ meinen Kumpel nicht an! – für        Du, Deine Berufsschule, Dein Berufskolleg oder Betrieb
     Gleichbehandlung, gegen Rassismus e.V., auch Kumpel-    können an unserem Wettbewerb „Die Gelbe Hand“
     verein oder Gelbe Hand genannt, wurde 1986 von der      teilnehmen und mit einem Wettbewerbsbeitrag ein
     Gewerkschaftsjugend gegründet und ist somit eine der    kreatives Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassis-
     ältesten antirassistischen Organisationen in Deutsch-   mus und für ein solidarisches Miteinander zu setzen!
     land. Der Verein wird vom DGB und seinen Mitglieds­     Attraktive Preise warten auf Dich!
     gewerkschaften unterstützt.

                                                             Fachwissen teilen
     Unsere Angebote
                                                             Für Deinen Betrieb, Deine Gewerkschaft, Deine Berufs-
     Die Bekämpfung von Rassismus, Rechtsextremismus         schule oder Dein Berufskolleg bieten wir Veran­staltungen
     sowie die Beseitigung von Diskriminierung bleibt        und Vorträge rund um Rechtsextremismus, Rassismus,
     ein zentrales Thema unserer Gesellschaft. Ungleich­     Diskriminierung und Gleichbehandlung in der Arbeitswelt
     behandlung in Betrieben und Verwaltungen, rassisti-     an. Wir entwickeln Bildungs­mate­rialien, Unterrichts­
     sche Schmierereien oder rechte Stammtischparolen am     einheiten und Lernmodule (www.gelbehand.de/informie-
     Arbeitsplatz oder in der Schule kommen immer wieder     re-dich/publikationen/, www.unterrichtsmaterial.
     und überall vor. Daher machen Aktionen gegen Diskri-    gelbehand.de), die in Ausbildungsbetrieben, Berufs­
     minierung und Rassismus immer Sinn – auch wenn es       schulen und JAV-Seminaren eingesetzt werden können.
     im Alltag noch andere Probleme gibt. Werde aktiv und    Ruf uns an, wir beraten Dich gerne auch telefonisch.
     nutze unser Angebot!

                                                             Zeichen setzen
     Informieren und Vernetzen
                                                             Unser Logo, die Gelbe Hand, kannst Du auf ­Plakate,
     Anregungen für Deine Aktivitäten kannst Du Dir auf      Flyer oder Broschüren setzen. Unsere Anstecker,
     unserer Webseite holen. Dort warten auf Dich u.a.       Aufkleber und Fahnen eignen sich hervorragend für
     unser Newsletter „Aktiv für Chancengleichheit“          Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und
     (auch als Print- und E-Mail-Version erhältlich) und     Rechtsextremismus. Du kannst sie käuflich erwerben
     die Good Practice Datenbank. Hier findest Du Infor-     und dadurch auch die Arbeit des Vereins unterstützen.
     mationen zu Initiativen und Projekten aus Gewerk-
     schaften, U
               ­ nternehmen, kleineren und mittleren
     Betrieben, ­Verwaltung, Berufsschulen/-kollegs, aber
     auch ­Bildungsangebote der Gewerkschaften und viele
     Studien und Handreichungen.

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