Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)- Teil 1 - Vortrag am 28. April 2022 im virtuellen Raum Institut für Psychotherapie des ...
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Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)- Teil 1 Vortrag am 28. April 2022 im virtuellen Raum Institut für Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf Prof. Dr. Jana Volkert Department Psychologie Medical School Berlin
Inhalt 1. Transdiagnostische Ansätze und Evidenzbasierung 2. Mentalisierungskonzept 3. Prämentalisierende Modi 4. Entstehung von Mentalisierung 5. Klinische Theorien: – Ungleichgewicht der Mentalisierungsdimensionen – Schaltmodell – Theorie des Fremden Selbst 6. MBT: Struktur, Haltung und Interventionen 7. (Vorläufiges) Fazit und MBT Ressourcen
Persönlichkeitsfunktionen Transdiagnostischer Ansatz im AMPD des DSM-5 • Einzigartigkeit Identität • Stabilität des Selbstwerts • Einzug der dimensionalen Diagnostik • … von Persönlichkeitsstörungen im DSM- Selbst 5 und ICD-11 • Verfolgen von Zielen • prosoziale Maßstäbe Selbst- steuerung • … • normale bis schwer eingeschränkte Persönlichkeit auf einem Kontinuum • Erleben und Motive anderer Empathie • Toleranz unter- • Hohe konzeptuelle und empirische schiedlicher Sichtweisen Interpersonelle Überschneidungen zwischen PF und Beziehungen • Tiefe und Dauer von Mentalisierung Beziehungen Nähe • anderen Menschen nahe sein… APA 2013; Hopwood et al. 2018; Tyrer et al. 2019; Renneberg & Herpertz 2021; Zettl et al. 2020
Evidenzbasierung der MBT • Cochrane Review nennt MBT als eine der „wahrscheinlich MBT als eine der „Big Four“ zur wirksamen“ Therapien (Størebo Behandlung der BPS! et al. 2020) zur Behandlung der Borderline Persönlichkeitsstörung • Grundprinzipien erweitert für andere Persönlichkeits-, Ess-, Sucht-, Angststörungen und Depressionen • Anwendung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, psychisch erkranke Eltern, in der Prävention
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) • In den 90er Jahren von Anthony Bateman und Peter Fonagy auf Basis eines psychodynamischen Behandlungskonzepts in Londoner Tagesklinik entwickelt • MBT als ein sich stetig weiterentwickelndes Modell • Therapeutisches Ziel: Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit • Internationales MBT Netwerk organisiert vom Anna-Freud-Centre, London • Deutsche Organisation: MBT-D-ACH
Verschiebung des therapeutischen Fokus Was (Inhalte) Wie (Struktur) Mentale Mentale Prozesse Repräsentationen z.B. MBT, Mindfulness… • Wirksamkeit von Psychotherapie empirisch fundiert • Aber begrenzter Erfolg!: Non-Responder, Abbrecher... • Therapeutischer Fokus hat sich für Patienten verschoben, die von den klassischen Therapien wenig profitieren
Mentalisierung • transdiagnostisches Konzept Selbst Andere • essenzielle menschliche Kapazität, Affekt-bewusstsein sich selbst und andere als intentionale Wesen zu begreifen • ermöglicht Adaptation an sich verändernde Umwelt Achtsamkeit Mentalisierun Empathie g • Aufbau und Erhalt zwischenmenschlicher Beziehungen Implizit & • Assoziation mit Bewusstsein für Explizit Explizit Veränderungsprozessen in der mentale Befindlichkeiten Psychotherapie Choi-Kain & Gunderson (2008) Wu et al. (2020); Luyten et al. (2020); Fonagy & Allison (2014); Fonagy et al. (2002) 9
Was ist mentalisieren? • Fokus auf internale Zustände und nicht Verhalten • Die Fähigkeit die eigene emotionale und Beziehungs-Welt zu verstehen • „Sich selbst von außen, den anderen von innen sehen.“ Deswegen tue ich… Ich fühle dies… Dann fühlst Du Dich… Dann fühle ich Und dann tust mich wiederum… Du dies…
Gutes Mentalisieren Andere Explizite- Aufmerksamkeit Affekt External (durchsichtig) Mz Internal (undurchsichtig) Kognitionen Implizit- automatisch Selbst D. Bevington
Effektives Mentalisieren • Neugierde in Bezug auf Mentales • Bewusstsein für Mentales • Bewusstsein für Einfluss auf Andere • Bewusstsein, dass Mentales undurchsichtig oder “opak” ist • Erlaubt verschiedene Perspektiven • Ist nicht paranoid
Prämentalisierende Modi
Prämentalisierende Modi • gehen der Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit im Kleinkindalter voraus • unreife Form mentaler Verarbeitungsprozesse • treten bei Patienten mit BPS im Sinne einer das psychische Selbst schützenden Funktion regelmäßig auch im Erwachsenenalter auf (Bateman, 2014; Übersicht dazu u.a. bei Euler und Walter, 2018) Teleologischer Modus Äquivalenzmodus Als-ob-Modus
Teleologischer Modus • ist entwicklungspsychologisch der früheste, dem Mentalisieren vorausgehende psychische Zustand • die Umwelt muss „funktionieren“, um innere Spannungszustände zu mindern • nur real Beobachtbares ist von Bedeutung und nur real befriedigende Handlungen oder körperliche Eingriffe können mentales Erleben zu beeinflussen “Wenn es mir schlecht geht, muss ich mich schneiden, nur dann geht es mir besser.” “Wenn ich ein Problem habe, dann schlage ich zu. Das hilft immer.”
Äquivalenz-Modus: Ich weiß was Du denkst! • Überbetonung der inneren Welt • Psyche-Welt-Isomorphismus: Innere Welt und äußere Realität werden als identisch erlebt • Erschreckende innere Bilder bekommen Realitätscharakter • Subjektive psychische Erfahrung wird als schrecklich erlebt; Panikanfälle, Albträume, Flashbacks • Intoleranz gegenüber alternativen Perspektiven • Selbstbezogene negative Kognitionen wirken real, Minderwertigkeitsgefühle SIND minderer Wert “Ich bin nutzlos. Ich weiß, dass Du mich bemitleidest!” “Ich bin immer diejenige, die Schuld ist.” “Immer wenn ich nach Hamburg fahre, regnet es dort.”
Als-Ob-Modus • Innere Welt ist von der äußeren Realität entkoppelt • Gedanken bilden keine Brücke zwischen Innen und Außen • Gefühle von Leere und Bedeutungslosigkeit • Endlose Gespräche über Gedanken und Gefühle –ohne dass diese zu Veränderungen führen • Gleichzeitiges Bestehen widersprüchlicher Überzeugungen • Affekt und Gedanken stimmen häufig nicht überein
Entstehung von Mentalisierung und Epistemisches Vertrauen
Wie entsteht Mentalisieren? „Das psychische Selbst taucht auf, wenn sich das Kind als denkendes und fühlendes Wesen in der Psyche einer anderen Person wahrnehmen kann.“ (Fonagy et al. 2002)
Theorie des sozialen Biofeedback (Gergely & Watson, 1998) frühe Affektregulation & Entstehung von Mentalisierung marki ert Psychisches Repräsentation kongr e und Selbst uente des eigenen Spieg Ausdruck sekundäre elung Repräsentationen Zustands „Verdauung“ Abnahme der Körperliches Resonanz inneren Signal Selbst Erregung aler primäre Non-verb k Repräsentationen Ausdruc
Kann mich jemand sehen? Hallo...Sag mir was los ist! Markiertes und kongruentes Ich höre, sehe und Danke! Jetzt fühle Dich. Spiegeln Das Gefühl, das Du habe ich nicht mehr so erlebst ist überstehbar und wir viel Angst. nennen es „Trauer“. Vertrau mir. Das ist also Trauer...
Epistemisches Vertrauen • Bewusste Bereitschaft des Individuums von einer anderen Person gesendete Signale und Informationen als vertrauenswürdig, generalisierbar und relevant für sich selbst einzustufen (Wilson & Sperber, 2012) • Erwartung, dass an uns gerichtete intentionale Kommunikation relevant sein wird (Sperber et al., 2010)
Epistemisches Vertrauen Grundlage der kulturellen Evolution: • Werkzeuge, die zur Herstellung von Werkzeugen benötigt werden, sind in Ihrer Funktion nicht direkt erkennbar • der Prozess der Werkzeugherstellung wird undurchsichtig • erfordert Kommunikation
4. Die epistemische Übereinstimmung 2. Du siehst 3. Ich sehe, dass mich du mich siehst (relativ genau) Ich fühle mich von dir gesehen Epistemisches Vertrauen 1. Ich sehe mich 5. Ich werde also dem vertrauen, was du mir Du sagst. Ich
Epistemisches Vertrauen und Mentalisierung Erfolgreiche Steuerung der sozialen Welt Über andere Das ermöglicht... etwas lernen Mentalisierung Das ist die Grundlage für… Selbst-Kontrolle & Öffnet selektiv Selbst-Lernen den Lernkanal Über die Welt lernen Epistemisches Vertrauen Die Mentalisierung der Bezugsperson des Kindes Sichere Bindung fungiert als prototypischer Feinfühlige ostensiver Hinweis Interaktion
Epistemisches Misstrauen und Mentalisierungsprobleme Mentalisierungs- Problematisches Verständnis für schwierigkeiten andere Der Lernweg ist geschlossen, epistemisches Probleme steuern zufällig geöffnet Dilemma soziale Welt oder wechselt Epistemische Extreme dazwischen. Hypervigilanz Leichtgläubigkeit Mangelndes Ostensive Hinweise epistemisches werden nicht verarbeitet, Vertrauen Unsichere/ desorganisierte fehlen oder sind Vernachlässigung/ Bindung verwirrend Bindungstrauma
Klinische Theorien: 1) Ungleichgewicht der Mentalisierungsdimensionen 2) Schaltmodell 3) Fremdes Selbst
Gutes Mentalisieren Andere Explizite- Aufmerksamkeit Affekt External (durchsichtig) Mz Internal (undurchsichtig) Kognitionen Implizit- automatisch Selbst D. Bevington
Ungleichgewicht der Mentalisierungsdimensionen Fonagy, P., & Luyten, P. (2009). Development and Psychopathology, 21, 1355-1381. BPS Implizit- Impulsive, quick assumptions Does not genuinely appreciate others’ Explizit- Automatisch about others thoughts and feelings perspective. Pseudo-mentalizing, kontrolliert not reflected on or tested, cruelty Interpersonal conflict ‘cos hard to consider/reflect on impact of self Internal BPSon others External Lack of conviction about own ideas Hyper-vigilant, judging Seeking external reassurance by appearance. Overwhelming emptiness, Evidence for attitudes and other Seeking intense experiences internal states hasto come from BPS outside Affektiv Kognitiv Unnatural certainty about ideas Overwhelming dysregulated emotions, Anything that is thought is REAL Not balanced by cognition come Intolerance of alternative ways To dominate behavior. Lack of of seeing things. contextualizing of feelings leads to BPScatastrophyzing Andere Selbst Hypersensitive to others’ Rigid assertion of self, controlling Moods, what others say. others’ thoughts and feelings. Fears ‘disappearing’
Kognitionspsychologisches Schaltpunktmodell • kontrollierte und explizite Prozesse im präfrontalen Kortex schalten in automatische und implizite Prozesse im posterioren Kortex und in subkortikale Areale (Mayes, 2006) um • Deaktivierung der expliziten Mentalisierung (Nolte et al., 2013) • Aktivierung evolutionär früherer Schutzfunktionen nämlich Kampf-, Flucht- oder Einfrierreaktionen statt (Fonagy & Luyten 2009b) M E Mentalisieren Autopilot N T A L I S I Schaltpunkt E R U N G Emotionale Anspannung
Mentalisierungsmodell von selbstverletzendem Verhalten: „Das fremde Selbst“ Hohe Erregung Dysregulation Andere werden Mentalisierung nicht mehr versagt verstanden Selbstverletzung Unerträgliche Unerträglichen Zustand innere loswerden Selbstzustände Fremdes Selbst
Das Fremde Selbst • Wiederholte und überwiegende Erfahrung das Fürsorgepersonen von negativen Affekten überwältigt werden und fehlerbehaftetes soziales Feedback geben (Fonagy et al. 2010) • Verinnerlichung von nicht-kongruenten fremden Repräsentationen des Selbst („Ich bin hässlich“) • Schwache Mentalisierungsfähigkeit und starke affektive Erregung
Das Fremde Selbst Bei Dominanz des Fremden Selbst: • Keine positiven Selbstanteile mehr verfügbar, mglw. Selbstfragmentation, Erleben von massivem Selbsthass • Selbst- oder Fremdverletzendes Verhalten als Versuch fremde Selbstanteile zu externalisieren und Selbstkohärenz wiederherzustellen (Taubner et al. 2015)
Mentalisierungsbasierte Therapie
WIE KANN EPISTEMISCHES VERTRAUEN IN DER PSYCHOTHERAPIE WIEDERHERGESTELLT WERDEN?
Drei Phasen eines kumulativen Prozesses, der Psychotherapie wirksam macht Fonagy, P., Luyten, P., Allison, E., & Campbell, C. (2017) Kommunikationssystem 1 Kommunikationssystem 2 Kommunikationssystem 3 Inhalt Epistemisches Vertrauen in der Generalisierung des Psychotherapie epistemischen Vertrauens vermittelt ein überzeugendes Verständnis des Patienten als ein Salutogenese Akteur, der Selbsterkenntnis erzeugt Therapeut Patient Erhöhtes Interesse an der Psyche des Wiedererlangung Therapeuten und seinem robuster Umgang mit Gedanken Mentalisierungs- wohlwollendes und Gefühlen prozesse soziales Umfeld
Setting und Indikation von MBT • Stationäre, tagesklinische und ambulante Settings möglich • Einzel-, Gruppen- und Familientherapie, einzeln oder kombiniert • Dauer 12 bis 24 Monate • Dauer und Frequenz abhängig von Stabilität der Patient:innen – bei hoher Selbst- Fremdgefährdung, Substanzmissbrauch, instabilen Wohnverhältnissen und/oder fehlender sozialer Unterstützung stationär oder TK – Bei stabileren sozialen Verhältnissen und weniger Risiko ambulant
Therapieplanung Ziele Spezifische Prozesse Beurteilung der • Diagnosestellung Mentalisierung und • Psychoedukation Gesamtpersönlichkeit • Hierarchie therapeutischer Ziele Patienten für die • Stabilisierung von Verhaltensproblemen und sozialen 1 Behandlung gewinnen Schwierigkeiten • Überprüfung Medikation und Krisenplan • Schriftliche Fokusformulierung („work in progress“)/ Teilnahme an einer Sitzung des Behandlungsteams (alle drei Monate wieder) Verbesserung der • Wenn Symptome und Verhaltensprobleme kontrolliert Mentalisierungs- sind, wird an interpersonalen Problemen mit dem Ziel 2 fähigkeit gearbeitet, konstruktive und intime Beziehungen führen zu können. Abschluss • 6 Monate vor Therapieende 3 • Bearbeitung und Vorbereitung der Trennung • Entwicklung eines Follow-Up Programms
Fokusformulierung • Ziele • Hilft das Denken von Therapeut/in und Patient/in zu organisieren – jeder sieht verschiedene Gedankenstrukturen • Modelliert einen mentalisierenden Ansatz– es wird nicht angenommen, dass der/die Patient/in dies kann (explizit, klar und mit Beispielen) • Modelliert Bescheidenheit, was die Natur der Wahrheit angeht • Risikomanagement • Analyse der Risikokomponenten auf eine intentionale Art und Weise • Vermeide Überstimulierung durch die Fokusformulierung • Überzeugungen vom Selbst • Beziehungen von diesen zu spezifischen (variierenden) internen Zuständen • Historische Aspekte in Kontext gesetzt • Zentrale aktuelle Probleme in Beziehungskontext gesetzt • Identifikation von Bindungsmustern – was wird aktiviert • Hürden, die damit verbunden sind • Positive Aspekte • Wann Mentalisierung funktioniert hat und die Situation verbessert hat • Antizipation der sich entfaltenden Behandlung • Wirkung der individuellen- und Gruppentherapie
Mentalisierungsfördernde Haltung Neugierde/aufrichtiges Interesse am psychischen Zustand des Gegenübers nicht-wissend aktiv/ balancierend empathisch/ wertschätzend Mentalisieren Im Moment sein verstärkend Patient ist Experte seiner Selbst offen wertfrei
MBT Haltung im Überblick • konstantes Beobachten welcher Denkmodus liegt vor • teleologisch, psychisch äquivalent, Als-Ob, mentalisierend • Beobachten des emotionalem Stressniveaus • optimales Stressniveau halten in dem noch explizit mentalisieren kann • nicht-mentalisierende Reflexionen so schnell wie möglich unterbrechen • Brüche in der Beziehung reparieren • Beitrag an Missverständnissen und Konflikten der reflektieren • Verantwortung übernehmen • Wenn der Therapeut seine eigene Mentalisierung verliert: Diese als Erstes zurückgewinnen! • Missverständnisse und Fehler (z. B. empathische Einbrüche, Konflikte oder Enactments) = optimales Trainingsfeld für eine verbesserte Mentalisierung • fehlerfreundliche Haltung!
Interventionen • Einfach und kurz • Affekt fokussiert: Liebe, Wünsche, Verletzungen, Aufregung, Ärger, Scham, Ekel • Bezogen auf gegenwärtige Geschehnisse oder Handlungen – die aktuelle psychische Realität: von Moment zu Moment • Bewusstseinsnahe oder bewusste Inhalte stehen im Vordergrund sowie das therapeutische Bündnis (Rupture & Repair) • Keine starke Aktivierung des Bindungssystems (zu starker Affekt behindert Mentalisierung) • Identifikation von Brüchen der Mentalisierung
Interventionsspektrum Supportiv/ Empathisch häufigsten Spannung Sicher bei hoher Am Klären, Elaborieren, Challenge Einfaches Mentalisieren – Affekt und affektiver Fokus Spannung wenigsten Sicher bei niedriger Am Mentalisieren in der Beziehung
Zusammenfassung der Interventionen Prozess Intervention • “Stop, Listen, Look” • Empathie • “Stop, Re-wind, Explore” • Klarifikation • “Stop and Stand” • Exploration • Affekt- und interpersonelle • Challenge Regulation in Sitzungen • Affektidentifikation • Brüche in der Beziehung • Affektfokus reparieren • Mentalisieren der Beziehung • Fokus auf Missverständnisse
Teleologischer Modus This Photo by Unknown Author is licensed under CC BY-SA
Nicht-mentalisierende Modi addressieren TELEOLOGISCHER MODUS Klinische Form • Erwarten das Sachen “gemacht” werden. • Folgen in der physikalischen Welt bestimmen das Verständnis der inneren Welt – „Ich habe eine Überdosis genommen: Ich muss suizidal gewesen sein.“ • Motive von anderen werden erschlossen darüber was passiert • “Was du machst, nicht was du sagst” Therapeut • Unsicherheit und Anspannung erlebt • Handlungswunsch – Medikation prüfen, Brief, Anrufen, Sitzung überziehen Intervention • Empathische Validierung des Bedürfnisses • Tun oder sein lassen nach der Exploration des Bedürfnisses • Affektiver Fokus auf das Dilemma des Tuns Iatrogen • Exzessives “Tun” • Fürsorge beweisen, in dem Glauben es würde zu positiver Veränderung führen. • Elastizität (erweitern was man tut z.B. extra Sitzungen, nur um danach mit mehr Auflagen zu kommen) anstelle von Flexibilität
Modus der psychischen Äquivalenz
Nicht-mentalisierende Modi addressieren PSYCHISCHE ÄQUIVALENZ Klinische Form • Sicherheit/ Zweifel werden aufgeschoben • Realität wird von der eigenen Erfahrung definiert • Endgültigkeit – Es ist einfach so • Internal = external Therapeut erlebt • Verwirrung. • Wunsch zu wiedersprechen • Aussage scheint logisch, aber offensichtlich über-generalisiert • Unsicherheit was zu sagen ist • Wut, Nase voll, Hoffnungslosigkeit Intervention • Empathische Validierung zusammen mit subjektiver Erfahrung • Neugier – Wie sind Sie zu dieser Erkentniss gekommen? • Eigene Verwirrung darstellen (markiert) • Verwandtes Thema (Ablenkung) um Mentalisierung auszulösen, dann zum Ursprungsthema zurück kehren Iatrogen • Mit dem Patienten argumentieren/ streiten • Zu viel auf den Inhalt achten • Kognitiv Anfechten
Als-Ob-Modus
Nicht-mentalisierende Modi addressieren Als-Ob Modus Klinische Form • Belangloses reden/ unbegründete Schlussfolgerungen über mentale Befindlichkeiten • Wenig Affekt. Keine Freude • Sich im Kreis drehen ohne zu Schlüssen zu kommen • Keine Veränderung • Dissoziation – Selbstverletzen um Bedeutungslosigkeit zu vermeiden. • Körper und Geist sind gespalten Therapeut • Langeweile erlebt • Patient stimmt ihren Konzepten und Ideen zu • Identifikation mit ihrem Modell • Gefühl es würde in der Therapie vorangehen Intervention • Ausmaß sondieren • Aktueller Fokus der Sitzung • Konterintuitiv • Challenge Iatrogen • Nichterkennen • Zustimmen unter Annahme das es Real wäre • Erkentnis-Fähigkeiten-orientierte Intervention
Kontraindikation, Risiken, Patienteninformation Kontraindikation: • Therapie von Sexualstraftätern à Gefahr der Schulung Vertrauen bei potentiellen Opfern zu erwecken (keine empirischen Daten vorhanden) Risiken, Nebenwirkungen: • Bisher keine empirischen Daten à zukünftiger Forschungsbedarf Wie informiere ich Patientinnen und Interessierte über das Verfahren? Die MBT ist ein psychotherapeutisches Verfahren, in dem es darum geht, das Verstehen von mir selbst und meinen wichtigsten Beziehungen in einer vertrauensvollen und offenen Beziehung zu einer Therapeutin zu verbessern und schnelle Muster der Interpretation zu überdenken. Dabei schaut man sich besonders an, welche Erfahrungen starke Gefühle, starre Denkmuster und impulsives Verhalten auslösen. Im therapeutischen Prozess wird dies auch anhand der Erlebnisse und Gefühle mit der Therapeutin geübt. Besonders geeignet erscheint die MBT bei Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung.
Fazit • MBT als evidenzbasierte Therapie zur Behandlung von BPS (Størebo et al. 2020) • Fokus auf Verbesserung der Mentalisierung • Adaptationen (Überblick: Volkert, Hauschild & Taubner 2019): – antisoziale PS (Bateman et al. 2016) – Depression (Halstensen et al., 2021) MBT für Jugendliche mit SSV – Essstörungen (Robinson et al. 2016) – psychisch erkrankte Eltern mit Misshandlungsrisiko (Volkert et al. 2019; Neukel et al. 2021; Volkert et al., 2021) – Jugendliche mit Störung des Sozialverhaltens (Taubner et al. 2021) • Notwendigkeit spezifische Wirksamkeit weiter zu untersuchen: Veränderungsmechanismus, transdiagnostisch… (De Meulemeester et al. 2018; Fonagy et al. 2021) Leuchtturm-Elternprogramm
MBT Videos • Videobeispiele mit Anthony Bateman, u.a. bei Youtube https://www.youtube.com/watch?v=I zBHDSnR2jk&t=45s • https://mentalizinginitiative.org • BELTZ Video-Learning Schwierige Situationen in der Psychotherapie • Mentalisieren für Eltern: Psychoedukationsvideos und weitere Materialien unter https://www.leuchtturm- elternprogramm.de
MBT Bücher
MBT Bücher und Zeitschriftenartikel MBT Bücher Taubner, V., Fonagy, P., & Bateman, A. W. (2019). Mentalisierungsbasierte Therapie (Vol. 75). Hogrefe Verlag. Bateman, A., & Fonagy, P. (2016). Mentalization-based treatment for personality disorders: A practical guide. Oxford University Press. Deutschsprachige Einführungsartikel Taubner, S., Bark, C., & Volkert, J. (2018). Mentalisierungsbasierte Therapie für Patienten mit Borderline- Persönlichkeitsstörung. Nervenheilkunde, 37(07/08), 513-519. Volkert, J., & Euler, S. (2018). Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT). PDP-Psychodynamische Psychotherapie, 17(3), 138-146. Aktuelle englischsprachige Artikel Fonagy, P., Campbell, C., Constantinou, M., Higgitt, A., Allison, E., & Luyten, P. (2021). Culture and psychopathology: An attempt at reconsidering the role of social learning. Development and Psychopathology, 1-16. Wu, H., Liu, X., Hagan, C. C., & Mobbs, D. (2020). Mentalizing during social InterAction: A four component model. Cortex, 126, 242-252. Luyten, P., Campbell, C., Allison, E., & Fonagy, P. (2020). The mentalizing approach to psychopathology: State of the art and future directions. Annual review of clinical psychology, 16, 297-325. Storebø, O. J., Stoffers-Winterling, J. M., Völlm, B. A., Kongerslev, M. T., Mattivi, J. T., Jørgensen, M. S., ... & Simonsen, E. (2020). Psychological therapies for people with borderline personality disorder. Cochrane Database of Systematic Reviews, (5). Volkert, J., Hauschild, S., & Taubner, S. (2019). Mentalization-based treatment for personality disorders: efficacy, effectiveness, and new developments. Current psychiatry reports, 21(4), 1-12.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Kontakt: jana.volkert@medicalschool-berlin.de
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