Metabolische Chirurgie - CME-Punkte
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Einleitung In Kooperation mit: CME Adipositas ist eine chronisch fortschreitende Er- krankung, deren effektivste Behandlung im Jahr m e d c e. mg e. 2019 die bariatrische/metabolische Chirurgie g o -f a c h v e rl a darstellt. Hinter dem Begriff der metabolischen Chirurgie stehen unterschiedliche Operations- methoden, welche Gewichtsverlust hervorrufen Metabolische Chirurgie und Begleiterkrankungen (sogenannte Komor- biditäten) verbessern oder sogar in Remission bringen können. Insgesamt wirken diese Opera- Was sollten Internisten darüber wissen? tionen über Kombinationen von verschiedensten Wirkprinzipien durch Veränderung von physiolo- gischen Vorgängen im Körper. D. M. Felsenreich, G. Prager Mit zunehmendem Verständnis der Komplexität der Adipositaschirugie hat sich auch der Fokus Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie, weg vom Gewichtsverlust (bariatrische Chirur- Universitätsklinik für Chirurgie, gie) hin zur Behandlung von Komorbiditäten Medizinische Universität Wien (metabolische Chirurgie) entwickelt, wobei aber natürlich ein starker Zusammenhang besteht. Dabei geht es vor allem um Diabetes mellitus II (DMII), Fettleber/Non-alcoholic steatohepatitis (NASH), arterielle Hypertonie, Schlafapnoe und Erkrankungen des Bewegungs- und Stützappara- tes, welche mit Adipositas einhergehen. Adipositas und assoziierte Komorbiditäten Weltweit kommt es zu einem stetigen Anstieg von Adipositas, welche zu den am weitesten verbreiteten Krankheitsbildern weltweit gehört. Laut aktuellen Zahlen der WHO sind in Europa 50 % aller Menschen übergewichtig (BMI 25 kg/m²), wovon 20 % sogar adipös (BMI 30 kg/m²) sind. Das ist so brisant, da große Beob- achtungsstudien zeigen konnten, dass die rela- tive Mortalität bei einem BMI zwischen 22,5 und 25 kg/m² am niedrigsten ist und um 30 % pro 5 kg/m² BMI steigt [1]. Derzeit sind weltweit über 400 Millionen Men- Adipositaschirurgie – Sleeve-Gastrektomie – schen an DMII erkrankt, wovon bei rund 80 % die Y-Roux-Magenbypass – Omega-Loop-Magenbypass Erkrankung auf Übergewicht zurückzuführen ist. Trotz dieser bereits hohen Zahl wird eine große internistische praxis 61, 1–13 (2020) Anzahl an nichtdiagnostizierten Diabetikern als Mediengruppe Oberfranken – Dunkelziffer vermutet. Besonders viszerales Fett Fachverlage GmbH & Co. KG steigert das Risiko, an Diabetes zu erkranken, internistische praxis 2020 Band 61 / 4 1
wobei es durch verschiedenste Botenstoffe im sche Eingriffe ausgelöst werden, sind eine ver- Fettgewebe (»Adipozytokine«), welche vermehrt änderte Zusammensetzung der Bakterienflora im ausgeschüttet werden, zu chronischen Entzün- Darm (Mikrobiom) sowie auch der Gallensäuren, dungsreaktionen und in weiterer Folge auch zur was die Nahrungsverwertung und das Hunger- Abnahme der Insulinsensitivität kommt [2]. bzw. Sättigungsgefühl stark beeinflussen kann. Auch die Adipozytokinausschüttung wird durch Ebenso linear mit Adipositas assoziiert sind die einen bariatrischen Eingriff verändert [7]. stetig ansteigenden Erkrankungen des Bewe- gungs- und Stützapparates, wobei hier einmal Der endgültige Zusammenhang ist derzeit bei geschädigte Gelenke nicht mehr durch Gewichts- diesem Thema noch Teil intensiver Forschung. verlust in Remission gebracht werden können. Auch eine Reihe von Karzinomen, wie das post- Indikation zur metabolischen Chirurgie menopausale Mammakarzinom, das Ovarial- karzinom, das Kolonkarzinom sowie auch das Ab einem BMI von 40 kg/m² oder von Ösophaguskarzinom, sind adipositasassoziiert 35 kg/m², wenn mindestens eine der oben ge- [3]. Dabei kann eine dauerhafte bariatrische nannten adipositasassoziierten Komorbiditäten Gewichtsreduktion das Risiko, an einem dieser vorhanden ist, wird ein Eingriff von der Kran- Karzinome zu erkranken bzw. daran zu verster- kenkasse übernommen. Dies wird in den Leitli- ben, erheblich senken [4]. nien der österreichischen Gesellschaft für Adipo- sitaschirurgie ident wie in den internationalen Leitlinien der IFSO (International Federation for Wirkprinzipien metabolischer Chirurgie the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders) empfohlen. In Einzelfällen besteht die Indikati- Neben bekannten Grundprinzipien von adipo- on zu bariatrischen Eingriffen aber auch außer- sitaschirurgischen Eingriffen, wie Restriktion halb dieser Grenzen (z. B. bei Patienten mit nicht (Verringerung der Nahrungsaufnahme z. B. durch einstellbarem DMII). Magenverkleinerung) oder Malabsorption (Ver- ringerung der Nahrungsresorption und Nahrungs- Im Vorfeld zur Operation müssen allerdings er- verwertung z. B. durch Verkürzung der Dünn- folglose Versuche, Gewicht auf konservativem darmresorptionsstrecke), werden eine Vielzahl Wege zu verlieren (»Ausschöpfen der konservati- an weiteren Mechanismen durch die Operation ven Therapie«), stattgefunden haben. Unter be- angesprochen, welche Gewichtsverlust bewirken stimmten Umständen kann eine Primärindikation bzw. zur Remission von Komorbiditäten beitra- zu einem adipositaschirurgischen Eingriff gestellt gen. Es werden durch metabolische Eingriffe werden, auch ohne dass vorher ein konservativer Hormone in veränderter Dosierung vom Körper Therapieversuch erfolgte. Dazu zählen Patienten abgegeben. Zum Beispiel Ghrelin, welches Hun- mit einem BMI 40 kg/m², wenn konservative ger und ein Verlangen nach Essen hervorruft, Therapieversuche durch das multidisziplinäre wird nach einer Sleeve-Gastrektomie in gerin- Team als nicht erfolgversprechend eingestuft gerem Maße vom Magen abgegeben [5]. Andere wurden oder bei Patienten mit besonderer Schwe- Hormone, wie Peptid YY oder GLP1 (Glucagon- re von Begleiterkrankungen, die keinen Aufschub like Peptid 1), werden z. B. nach verschiedensten eines operativen Eingriffs erlauben. Magenbypassoperationen von neuroendokrinen Zellen im Dünn- und Dickdarm vermehrt sezer- Kontraindikationen für metabolische/baria- niert und verstärken das Sättigungsgefühl, was trische Eingriffe sind einerseits mangelnde zur Verringerung der Nahrungszufuhr führt. Die- Compliance zur lebenslangen Nachsorge und se Hormone werden z. B. nach Magenbypass in täglichen Vit amineinnahme, Schwangerschaft, einem höheren Maß ausgeschüttet [6]. Weitere Alkohol- und Drogenabusus sowie verschiede- Mechanismen, welche durch adipositaschirurgi- ne, vor allem instabile Erkrankungen des psy- 2 2020 Band 61 / 4 internistische praxis
chischen Formenkreises, ausgenommen reaktive Depressionen, welche sich auf die Adipositaser- Entfernter krankung zurückführen lassen. Zur Evaluierung Magenanteil werden präoperative psychologische Gutachten durchgeführt [8]. Sleeve Pylorus In aktuellen Empfehlungen der ADA (American Di- abetes Association), an denen sich auch die 2018 Duodenum erschienenen deutschen S3-Leitlinien »Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen« orientieren, wird bezogen auf die Indikation zum metabolischen Eingriff bei Diabetikern einen Schritt weiter gegangen: Bei konservativ nicht bzw. schwierig einstellbaren Diabetikern kann bereits ab einem BMI von 30 kg/m² eine meta- bolische Operation angeboten werden, wenn es zu keiner suffizienten Gewichtsabnahme durch Abb. 1 | Skizze einer Sleeve-Gastrektomie konservative Maßnahmen kommt. Ab einem BMI von 35 kg/m² kann auch bei gut eingestellten Diabetikern eine metabolische Operation erwo- gen werden. [9] Diese Empfehlung basiert auf alleinstehende Operationsmethode durchgeführt Ergebnissen von 15 prospektiv-randomisierten wird, einige Entwicklungsschritte durchgemacht. Studien, welche zeigten, dass die Wahrschein- Initial wurde sie als Teil der biliopankreatischen lichkeit einer postoperativen Diabetesremission Diversion mit Duodenal Switch (Kombination aus nicht vom präoperativ vorhandenen BMI abhängt. Magenbypass und Sleeve-Gastrektomie) durch- Insgesamt zeigte sich auch in diesen Studien eine geführt. Danach wurde die Sleeve-Gastrektomie signifikant bessere Remissionsrate bzw. Kontrolle vor allem als geplanter »erster Schritt« eines von DMII im Langzeitverlauf in der Gruppe mit 2-Step-Verfahrens bei superadipösen Patienten metabolischem Eingriff verglichen mit der Gruppe (BMI 50 kg/m²) angewendet, um nach Ge- mit konservativer Diabetestherapie [9]. wichtsverlust eine weitere bariatrische Opera- tion (z. B. Y-Roux-Magenbypass oder Duodenal Switch) mit geringerem Risiko vorzunehmen. Bariatrische Operationstechniken Dementsprechend sind erst wenige Langzeitstu- dien mit einem Follow-up von über 10 Jahren Weltweit kommt es zu einem kontinuierlichen verfügbar [11]. Anstieg der bariatrischen und metabolischen Operationsmethoden, wobei derzeit etwa Bei dieser Operation wird mit 5–7 Staplermaga- 685.000 adipositaschirurgische Eingriffe pro zinen ein Großteil (80–85 %) des Magens abge- Jahr durchgeführt werden. Insgesamt ist die trennt und aus dem Körper entfernt, sodass nur Sleeve-Gastrektomie die weltweit häufigste bari- noch ein Schlauchmagen überbleibt. Der Pylorus atrische Operationsmethode und macht gemein- bleibt intakt und der Dünndarm ist von diesem sam mit dem Y-Roux-Magenbypass den größten Eingriff nicht betroffen. Anteil (84 %) der Eingriffe aus [10]. Bezogen auf den %EWL (Excess Weight Loss in %) wurden nach fünf und zehn Jahren 61 % Sleeve-Gastrektomie und 53 % publiziert. Prospektiv-randomisierte Studien zeigen Remissionsraten bei DMII und Die Sleeve-Gastrektomie (Abb. 1) hat, bevor arterieller Hypertonie von 62 % und 63 % nach 5 sie nun seit etwas mehr als einem Jahrzehnt als Jahren [12–15]. Rezente Studien mit Follow-up internistische praxis 2020 Band 61 / 4 3
von über 10 Jahren zeigten, dass Nebenwirkun- Dieser Magenbypass ist besonders bei Patienten gen der Sleeve-Gastrektomie im Langzeitverlauf mit präoperativ bestehendem Reflux sowie bei Reflux und Weight Regain sind. So mussten we- Konversion von anderen bariatrischen Eingrif- gen dieser beiden Probleme im Zeitraum der 10 fen eine wirkungsvolle Operationsmethode, da Jahre bis zu 38 % der Patienten auf eine andere in dem Pouch einerseits nur noch wenige säure- bariatrische Methode konvertiert werden [11]. produzierende Belegszellen vorhanden sind und weil durch die Fußpunktanastomose Reflux von Bezogen auf die Refluxsymptomatik zeigen Stu- Gallensäure zum Pouch und Ösophagus in jedem dien mit kurzem Follow-up (5 Jahren) eine Fall verhindert werden kann. Abnahme von Reflux, was auf einen Rückgang des intraabdominellen Drucks durch Gewichts- Der %EWL des Y-Roux-Magenbypass ist ver- verlust zurückzuführen ist. Langzeitstudien (8 gleichbar dem der Sleeve-Gastrektomie bzw. je- Jahre) im Gegensatz dazu zeigen in bis zu 48 % nem etwas überlegen, wobei nach fünf und zehn der Patienten neu aufgetretenen Reflux, oft in Jahren 77 % bzw. 68 % erreicht werden können. Kombination mit neu entstandenen Hiatusher- Bezogen auf die DMII-Remission wurden nach 5 nien, wobei auch erhöhte Raten von Barrett´s Jahren 68 % erzielt [13–15]. Metaplasie beobachtet wurden [11]. Bei wenigen Patienten treten im Langzeitverlauf Vorteile der Sleeve-Gastrektomie sind, dass nach Y-Roux-Bypass Hypoglykämien (»Spätdum- postoperative Mangelerscheinungen seltener ping«: hyperinsulinämische Hypoglykämie) auf: sind als bei anderen operativen Verfahren sowie Durch postoperativen Gewichtsverlust und die auch dass endoskopische Eingriffe ins Gallen- Wiederherstellung der Insulinsensitivität kann gangsystem (endoskopische retrograde Cholan- es bei Einnahme größerer Mengen einfacher giopankreatikografie) einfacher möglich sind. Kohlenhydrate zu einem reaktiven Abfall des Blutzuckerspiegels unter den Normbereich kom- men. Diese Blutzuckerabfälle können allerdings Y-Roux-Magenbypass in den meisten Fällen mit konservativen Maß- nahmen (z. B. diätologische Beratung, Acarbose, Eine der am längsten (Erstbericht 1967 durch Ed GLP1-Analoga usw.) suffizient behandelt werden Mason) bestehenden metabolischen Operations- [14, 16]. methoden, zu der es die bisher besten Langzeitda- ten gibt, ist der Y-Roux-Magenbypass (Abb. 2). Omega-Loop-/One-Anastomosis-Magenbypass Bei dieser Operation wird einerseits ein kleiner Magenpouch geformt und andererseits ein Teil Der Omega-Loop-Magenbypass (Synonym: des Dünndarms aus der Nahrungs- und damit One-Anastomosis Gastric Bypass, Mini Gastric auch Resorptionspassage genommen (Restrikti- Bypass) (Abb. 3) ist weltweit die dritthäufigs- on und Malabsorption). Es ergibt sich eine ali- te bariatrische Operationsmethode. Bei dieser mentäre Schlinge, welche mit dem Magenpouch Methode wird eine definierte Dünndarmschlinge anastomosiert wird, und eine biliopankreatische (biliopankreatische Schlinge) mit 150–200 cm Schlinge, welche nicht mehr mit Nahrung in Be- aus der Resorptionspassage genommen. Eine ali- rührung kommt und mittels Fußpunktanastomo- mentäre Schlinge gibt es dabei nicht, da keine se in die alimentäre Schlinge eingeleitet wird. Fußpunktanastomose gesetzt wird, und der ge- Form des Pouches sowie die einzelnen Schenkel- meinsame Schenkel ist variabel [17]. längen können stark variieren, wobei an der Me- dizinischen Universität Wien der Y-Roux-Bypass Ein- und Fünfjahresergebnisse zeigen einen sehr mit einem langen und schlanken Pouch sowie guten Gewichtsverlust von 71 % und 72 % EBMIL 150 cm biliopankreatischem Schenkel und 70 cm (Excess Body Mass Index Loss) und Diabetesre- alimentärem Schenkel durchgeführt wird. missionsraten von 85 % nach zwei Jahren [18]. 4 2020 Band 61 / 4 internistische praxis
Restmagen Magenpouch Biliopankreatischer Schenkel (150–200 cm) Alimentärer Schenkel (70 cm) Gemeinsamer Schenkel Abb. 2 | Skizze eines Y-Roux-Magenbypass Restmagen Magenpouch Biliopankreatischer Schenkel (150 cm) Gemeinsamer Schenkel Abb. 3 | Skizze eines Omega-Loop-Magenbypass Symptomatischer galliger Reflux zurück in den siert: bei allen Patienten muss ein genau 300 cm Ösophagus tritt bei etwa 1–2 % nach diesem Ein- langer gemeinsamer Schenkel in der Nahrungs-/ griff auf, dies kann jedoch einfach durch eine Um- Resorptionspassage bleiben. Kurzzeitdaten erge- wandlung in eine Y-Roux-Situation gelöst werden. ben sehr vielversprechende Ergebnisse von 86 % EWL, wobei aber noch Langzeitdaten abgewar- tet werden müssen. [19] Ein weiterer Vorteil ist, SADI-S dass der Pylorus intakt bleibt, wodurch ein Dum- pingsyndrom weitgehend verhindert wird. [20] Der SADI-S (Single Anastomosis Duodeno-Ileal Ein Nachteil könnte Reflux im Langzeitverlauf Bypass und Sleeve-Gastrektomie) (Abb. 4) be- durch den Teilschritt der Sleeve- Gastrektomie schreibt einen neuen, aber vielversprechenden sein. Solange keine Langzeitdaten für diese Eingriff in der bariatrischen Chirurgie. Bei diesem Operationsmethode verfügbar sind, sollte sie in wird einerseits eine Sleeve-Gastrektomie sowie erster Linie bei Patienten mit Super Obesity (BMI auch eine Bypasskonstruktion distal des Pylorus von 50 kg/m²) angewandt und in ein Register durchgeführt. Dieser Bypass ist sehr standardi- eingebracht werden. internistische praxis 2020 Band 61 / 4 5
Magenband abgewartet werden. Wichtig zu erwähnen ist je- denfalls, dass es auch bei diesen Interventionen Das verstellbare Magenband (Abb. 5) hat im zu Komplikationen kommen kann [24, 25]. weltweiten Vergleich heute kaum noch einen Stellenwert, da Langzeitdaten gezeigt haben, dass diese Operationsmethode in Bezug auf Auswahl der bariatrischen/metabolischen den Gewichtsverlust und die Komplikationsra- Operation te unterlegen ist. Es gibt allerdings noch viele Patienten, welche ein verstellbares Magenband Die Auswahl der geeigneten Operationsmethode besitzen, welches regelmäßig unter Röntgenkon- für den jeweiligen Patienten hängt von unter- trolle eingestellt bzw. kontrolliert werden muss. schiedlichen Faktoren ab und ist nicht immer einfach: Die Ausprägung und Anzahl der Komor- In Langzeitdaten konnte nach 14 Jahren ein biditäten (DMII, art. Hypertonie, Schlafapnoe noch bestehender %EWL von 49 % bei allerdings usw.) sowie das Adipositasausmaß, Essverhalten, sehr hoher Konversionsrate von 70 % auf eine Beruf, Reflux, Alter usw. bestimmen, von wel- andere bariatrische Operationsmethode gezeigt cher OP der Patient am meisten profitiert. Jeder werden. [21] Mögliche Komplikationen des Ma- der derzeitig verfügbaren Eingriffe hat sowohl genbandes sind eine Magenbandmigration, Slip- Vorteile als auch Limitationen, welche individu- ping des Bandes sowie eine Ösophagusdilatati- ell gegeneinander abgewogen werden müssen. on, weshalb vor Reoperationen unbedingt eine Gastroskopie durchgeführt werden sollte [22]. Operationen aus der Gruppe der Magenbypässe können derzeit die höchsten DMII-Langzeitre- missionsraten erreichen, weshalb diese Eingrif- Weitere bariatrische Eingriffe fe bei Patienten mit DMII vorrangig verwendet werden sollten. Patienten, welche vor der Ope- Weitere adipositaschirurgische Eingriffe sind ration unter Reflux, Ösophagitis oder Barrett´s z. B. die biliopankreatische Diversion mit oder Metaplasien leiden, profitieren am meisten vom ohne Duodenal Switch, ein stark malabsorptiver Y-Roux-Magenbypass, da neben adäquatem Ge- Eingriff, welcher in der originalen Version ein wichtsverlust auch die Refluxsymptome nachhal- hohes Risiko von Mangelernährung und Fettstüh- tig verbessert werden können und eine bereits len hatte und daher heute weitgehend aufgege- bestehende Barrett´s Metaplasie potenziell re- ben wurde [23]. versibel ist [26]. Eine Operationsmethode, welche europaweit nur Patienten, welche durch ihre berufliche Tätigkeit in sehr wenigen bariatrischen Zentren durchge- postoperativ auf keinen Fall unter Dumpingsym- führt wird, ist die Gastric Plication (Magen- ptomen (Hypoglykämien) leiden dürfen (z. B. faltung), bei welcher der Magen in sich selbst Busfahrer, Chauffeure, Lokführer etc.), sollen eingefaltet und vernäht wird. Aufgrund des ge- bariatrische Operationsverfahren erhalten, bei ringen Gewichtsverlustes in Kurzzeitstudien so- welchen der Pylorus in der Nahrungspassage wie fehlender Langzeitdaten konnte sich diese bleibt und die Nahrung somit nur portionsweise Operationsmethode bisher nicht durchsetzen. in den Dünndarm abgegeben wird (z. B. Sleeve- Gastrektomie oder SADI-S). Seit einigen Jahren gibt es auch eine Vielzahl an endoskopischen Verfahren (Magenballons, Bei Patienten mit hohem BMI von 50 kg/m² EndoBarrier®, POSE®, Endomina®, Overstitch®, sollte ein Operationsverfahren gewählt werden, Aspire®, ValenTx®, Revita®, GI Windows® usw.). welches einerseits einen größeren Gewichtsver- Manche dieser Verfahren sind sehr vielverspre- lust erzielen kann und andererseits sicher in chend, hier müssen aber noch die weitere Ent- Bezug auf Malabsorption ist (z. B. SADI-S oder wicklung und zusätzliche Studienergebnisse Omega-Loop-Bypass). Um die intraoperative 6 2020 Band 61 / 4 internistische praxis
Entfernter Magenteil Sleeve Pylorus Duodenum Gemeinsamer Schenkel (300 cm) Abb. 4 | Skizze eines SADI-S Coecum (Single Anastomosis Duodeno-Ileal Bypass und Sleeve-Gastrektomie) Ösophagus Pouch Port Magenband Abb. 5 | Skizze eines Magenbandes Komplikationsrate zu verringern, kann bei beson- erheblich zu reduzieren. Dabei kann auch eine ders adipösen Patienten mit einem BMI von 60 präoperative Einnahme von Medikamenten wie kg/m² und einer Lebergröße, welche die bariat- Liraglutid oder Metformin helfen. rische Operation massiv erschweren würde, auch in einem ersten Schritt eine Sleeve-Gastrektomie Bei der Indikation zur bariatrischen Operation durchgeführt und nach initialem Gewichtsverlust für ältere adipöse Patienten (60 Jahre) wer- auf einen SADI-S konvertiert werden, um wei- den heutzutage grundsätzlich nach oben keine teres Gewicht zu reduzieren. Analog dazu kann Altersgrenzen gesetzt, es spielt allerdings das besonders bei diesen Patienten auch in einem biologische Alter eine große Rolle. Bei diesen ersten Schritt endoskopisch ein Magenballon Patienten geht es um »add life to years«, was gesetzt und nach initialem Gewichtsverlust ein heißen soll, dass es bei jenen vor allem um die endgültiges operatives Verfahren durchgeführt Erhöhung der Lebensqualität (Schmerzreduk- werden. Wichtig ist bei superadipösen Patienten tion, Mobilisierung usw.) geht und nicht der jedenfalls, dass durch diätologische Maßnahmen Gewichtsverlust oder die Remission von Komor- (kohlehydratarme Diät) präoperativ 10–15 kg an biditäten im Vordergrund stehen. Letztere ha- Gewicht verloren wird, um die Größe der Leber ben die höchsten Remissionsraten, je kürzer die internistische praxis 2020 Band 61 / 4 7
Erkrankung besteht, wodurch eine Remission bei Präoperative Diagnostik älteren Patienten unwahrscheinlicher wird [27]. Sollte aufgrund der genannten Leitlinien die In- Umgekehrt macht es bei der kleinen Gruppe der dikation für einen bariatrischen/metabolischen adipösen Jugendlichen Sinn, frühzeitig einzu- Eingriff gestellt werden können, so ist vor einer greifen, da die Chance, adipositasassoziierte Ko- Operation eine Reihe an obligatorischen Unter- morbiditäten in Remission zu bringen, zu diesem suchungen notwendig. Diese können einerseits Zeitpunkt noch sehr hoch ist. Allerdings gilt, bei der Auswahl der richtigen Operationsmetho- dass die Ausprägung der Komorbiditäten umso de und andererseits bei der Einschätzung des schwerwiegender sein muss, je jünger die Pati- peri- und postoperativen Risikos mithelfen. enten sind, um einen bariatrischen Eingriff zu rechtfertigen. Bei dieser Gruppe sollten auch nur erfahrene bariatrische Zentren tätig werden und Diätologische Betreuung/Beratung die Jugendlichen müssen zusammen mit ihren Eltern standardisierte prä-, peri- und postope- Mittels mehrerer Einzel- und Gruppengespräche rative multidisziplinäre Betreuungsprogramme werden die Patienten schon im Vorfeld zur Ope- durchlaufen. Weiters muss der BMI 40 kg/m² ration auf die neue Essenssituation nach dem liegen, die skeletale Reife abgeschlossen sein Eingriff vorbereitet. Diätologische Betreuung und eine Einwilligungsfähigkeit vorliegen (kei- sollte dem Patienten vor der Operation, während nesfalls vor dem 13. Lebensjahr) [28]. des Krankenhausaufenthalts und postoperativ zur Verfügung stehen. Patienten mit höherem Weiters gibt es noch spezifische Krankheitsbilder, BMI von 50 kg/m² können mithilfe diätologi- bei welchen weitere ausgearbeitete Therapiekon- scher Maßnahmen präoperativ über einen Zeit- zepte zum Einsatz kommen, um einen langfristig raum von 4–6 Wochen 10–15 kg Körpergewicht guten Erfolg zu erzielen. Bei adipösen Patienten verlieren (»Leberfasten«). Dadurch kann die mit großer Bauchwand- oder Narbenhernie (»loss Größe des linken Leberlappens reduziert werden, of domain«) kann durch das hohe Gewicht oftmals was dazu führt, dass intraoperativ das Operati- die Hernie nicht suffizient versorgt werden, da bei onsgebiet besser eingestellt werden und somit Verschluss oder Netzimplantation der intraabdo- das Operationsrisiko reduziert werden kann. minelle Druck und somit die Rezidivwahrschein- lichkeit zu hoch wären. Als Therapieansatz kann initial eine laparoskopische Sleeve-Gastrektomie Internistische Evaluierung durchgeführt werden und nach einem Jahr, wenn ein Großteil des überschüssigen Gewichts abge- Kardiopulmonale und respiratorische Abklärung nommen wurde, eine Versorgung der Hernie an- (z. B. Herzechokardiografie, Herzszintigrafie geschlossen werden [29]. oder Lungenfunktionsmessung) sind besonders bei Patienten mit ausgeprägtem metabolischem Weitere Konzepte bestehen für (morbid) adipöse Syndrom wichtig, um das Narkose- sowie das pe- Patienten, welche für eine Transplantation (z. B. rioperative Risiko einschätzen und minimieren geplante Nierentransplantation) in Frage kommen. zu können. Um dabei die intraoperative Komplikationsrate der Transplantation zu reduzieren bzw. den Patienten überhaupt auf die Transplantationswarteliste neh- Gastroskopie men zu können, kann auch in diesem Fall durch eine Sleeve-Gastrektomie präoperativ Gewicht Präoperative Gastroskopien zur Evaluierung von reduziert werden. Allerdings ist hierbei zu beden- Hiatushernien, Ösophagitis, Gastritis, Helico ken und abzuwägen, dass Patienten, welche noch bacter-pylori-Besiedelung usw. helfen einerseits, länger chronische Dialyse benötigen, von einer die richtige Operation für den jeweiligen Pati- anabolen Stoffwechsellage profitieren [30]. enten zu finden, und dienen andererseits zur 8 2020 Band 61 / 4 internistische praxis
präoperativen Helicobacter-pylori-Eradikation Knochendichtemessung oder der Behandlung der Gastritis/Ösophagitis. Zur Evaluation einer Beeinträchtigung der Kno- Präoperativ diagnostizierte Hiatushernien wer- chenstabilität ist die Knochendichtemessung ein den standardmäßig im Rahmen des bariatrischen gutes Hilfsmittel, um gegebenenfalls präopera- Eingriffs exploriert und gegebenenfalls mittels tive Mängel von Vitaminen und Elektrolyten im Hiatoplastik mitversorgt. Vorfeld substituieren zu können. Stoffwechselabklärung Aktuelle Entwicklung der metabolischen Chirurgie Diese dient der Abklärung/des Ausschlusses von stoffwechselbedingten Ursachen der Adipositas In großen vergleichenden Kohortenstudien bei wie z. B. Hypothyreose oder Cushing-Syndrom. Vergleich von adipösen Patienten mit DMII ohne Des Weiteren werden im Rahmen dieser Untersu- und mit bariatrischem Eingriff konnte gezeigt chung eine Vielzahl an Vitaminen, Elektrolyten werden, dass das Risiko, einen Schlaganfall oder und Spurenelementen gemessen, um bei beste- einen Herzinfarkt zu erleiden, bei Zweiteren er- henden Mängeln schon vor der OP mit einer Sub- heblich geringer ist. Auch im Vergleich zur kon- stitution zu beginnen. Dadurch kann das Risiko servativen medikamentösen Therapie des DMII von postoperativen Mängeln reduziert werden. bei adipösen Patienten liegt in Bezug auf die Prävention von kardiovaskulären Events der Vor- teil klar auf der Seite der metabolischen Chir Psychologische Begutachtung urgie [12]. Zur Evaluierung der ausreichenden Compliance In der Swedish Obesity Study (SOS), einer der des Patienten, um eine lebenslange Vitaminein- weltweit größten bariatrischen Studien, konnte nahme sowie regelmäßige Kontrollbesuche zu ge- im Langzeitverlauf nach bariatrischer Chirurgie währleisten, ist die psychologische Begutachtung (besonders beim Y-Roux-Magenbypass) gezeigt sehr wichtig. Es werden auch Erkrankungen des werden, dass es bei bestehendem DMII zu ho- psychischen Formenkreises, Essstörungen und De- hen Langzeitremissionsraten kommt und dass pressionen abgeklärt. So kann evaluiert werden, ein Neuauftreten von DMII adäquat verhindert ob in der ersten Zeit nach der Operation eine be- werden kann [31]. Auch im prospektiv rando- gleitende psychologische Beratung notwendig ist. misierten Vergleich von metabolischer Chirurgie mit konservativer DMII-Therapie waren in der chirurgischen Gruppe nach 5 Jahren 45 % der Weitere optionale Untersuchungen: Patienten frei von Diabetesmedikamenten und der HbA1c konnte im Durchschnitt um 2 Punkte 24h-pH-Metrie und Manometrie gesenkt werden [13]. Bezogen auf die Langzeit- Bei Refluxerkrankungen, Voroperationen oder mortalität kommt es nach Y-Roux-Magenbypass Erkrankungen von Magen und Speiseröhre kann zu einer Reduktion der Sterblichkeit an Krebser- durch diese beiden Untersuchungen eine Säu- krankungen um 60 % sowie einer Reduktion an rebelastung bzw. eine Motilitätsstörung des Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 56 % [4]. Ösophagus diagnostiziert und das Operations- verfahren angepasst werden. Bei der Manome- Am wichtigsten aber für den individuellen Pa- trie werden bei 10 Schluckversuchen die Druck- tienten ist, dass nach bariatrischen Eingriffen verhältnisse in Magen und Speiseröhre mittels die Lebensqualität, z. B. durch einen Rückgang Sonde an verschiedenen Punkten gemessen. Bei von adipositasbedingter Depression oder durch der 24h-pH-Metrie wird in der Speiseröhre die Reduktion von Schmerzen bei Bewegung und Säurebelastung sowie die Anzahl an Refluxen (sportlichen) Aktivitäten, signifikant erhöht über 24 Stunden gemessen. werden kann. internistische praxis 2020 Band 61 / 4 9
Bezogen auf das Risiko von metabolischen Ein- Aktuelle Daten aus dem Vereinigten Königreich griffen konnte in großen, vergleichenden Me- stellen eine durchschnittliche Lebenszeitver- taanalysen gezeigt werden, dass diese Art der längerung um 8 Jahre sowie, verglichen mit Chirurgie in Expertenhänden in spezialisierten konservativer Therapie, eine deutliche Redukti- Zentren effektiv und vor allem auch sehr sicher on der Kosten von 2.742 Euro für das Gesund- ist. Komplikationsraten und Mortalität sind im heitssystem pro Lebenszeit eines Patienten dar Vergleich insgesamt geringer als z. B. bei lapa- [35]. Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für roskopischer Gallenblasen- oder Blinddarment- Adipositaschirurgie in Österreich gemeinsam mit fernung [32]. dem Institut für pharmaökonomische Forschung konnte zeigen, dass pro operiertem adipösem Pa- Im Mittelpunkt der metabolischen Chirurgie tienten im Schnitt 24.600 Euro gemessen auf die steht also nicht mehr das Übergewicht, wodurch kommenden 20 Jahre gespart und zwischen 3,4 umso verständlicher wird, dass der BMI per se und 3,7 Jahren an Lebenszeit gewonnen werden nicht optimal geeignet ist, um jene Patienten können. herauszufiltern, welche von metabolischer Chir- urgie am meisten profitieren. Der Bauchumfang oder auch die »waist to height ratio« spiegeln Fazit für die Praxis die viszerale Fettmasse und damit das metabo- lische Syndrom bzw. erhöhtes kardiovaskuläres Metabolische Chirurgie ist eine effektive und Risiko besser wider [33]. Alternativ dazu kön- sichere Therapie von Adipositas und assoziier- nen validierte Scores wie der Edmonton Obesity ten Komorbiditäten. Speziell bei DMII sollte die Score zur Abschätzung des Schweregrades der Indikation zur Operation auch bei niedrigerem Erkrankung Adipositas und somit zur Stellung BMI frühzeitig gestellt werden, um eine Re- der OP-Indikation herangezogen werden. mission der Erkrankung zu erreichen bzw. ein Fortschreiten zu verhindern. Neben Reduktion Derzeit wird jedoch aufgrund der einfachen Bere- der Mortalität kann durch adipositaschirurgische chenbarkeit und breiten Anwendung am BMI bei Eingriffe auch eine Verbesserung der Lebensqua- der Indikationsstellung für einen bariatrischen/ lität sowie eine Erhöhung der Lebenserwartung metabolischen Eingriff festgehalten. erreicht werden. Die genaue Art der bariatrischen Operations- Finanzieller Nutzen der metabolischen methode sollte individuell für den jeweiligen Chirurgie Patienten evaluiert werden. Vor jedem Eingriff müssen in jedem Fall eine Reihe an Untersu- Im Bereich der bariatrischen Chirurgie als »re- chungen und Beratungen durchgeführt werden, lativ junge« chirurgische Disziplin ist es nicht um einerseits die richtige Operationsmethode zu leicht, Vorteile (Geldersparnis) für das Gesund- wählen, um das Risiko richtig einschätzen und heitssystem sowie für die Veränderung der die Patienten auch ideal auf die Zeit nach der Lebenserwartung operierter Patienten zu er- Operation vorbereiten zu können und somit das mitteln. Nichtsdestotrotz gibt es mittlerweile beste individuelle Resultat zu erzielen. mehrere aussagekräftige Studien und Modelle, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Alle Spezielle Indikationen zu bariatrischen Eingriffen verfügbaren Studien zeigen eine signifikante an Randgruppen (adipöse Jugendliche und älte- Lebensverlängerung sowie eine Reduktion der re Patienten, superadipöse Patienten 60 kg/ Kosten des Gesundheitssystems: Das ist auch m², multimorbide Patienten usw.) und Rezidiv insofern wichtig, da mittlerweile z. B. in den eingriffe sollten spezialisierten adipositaschir USA 20 % des Budgets im Gesundheitswesen für urgischen Zentren vorbehalten sein, da durch die Behandlung von Adipositas ausgegeben wird hohe Fallzahlen die Sicherheit gewährleistet [34]. werden kann. 10 2020 Band 61 / 4 internistische praxis
Allen Operationsmethoden gemein ist die Not- zu erreichen, sowie das Risiko, an Karzinomen wendigkeit einer lebenslangen Nachsorge. zu erkranken (bzw. daran zu versterben), zu re- duzieren. Zusammenfassung Adipositas und damit assoziierte Komorbiditäten Felsenreich DM, Prager G: wie Diabetes mellitus II, arterielle Hypertonie Metabolic Surgery for Specialists usw. nehmen weltweit stetig zu und haben be- in Internal Medicine reits pandemische Ausmaße erreicht. Summary: Obesity and its associated Zur metabolischen Chirurgie als effizienter The- comorbidities such as diabetes mellitus II, rapiemethode gehören unterschiedliche Ein- arterial hypertension etc. are on the rise and griffe, welche Gewichtsverlust hervorrufen und have almost reached the scale of a pandemic. Komorbiditäten verbessern bzw. in Remission bringen können. Dabei entfalten diese adipo- Metabolic surgery, an evidentially efficient sitaschirurgischen Eingriffe ihre Wirkung einer- therapy for obesity, includes different surgical seits über Malabsorption oder Restriktion (bzw. methods that may initiate weight loss and Kombinationen aus beiden) sowie Beeinflussung improve or even cure comorbidities. On the von Hormonausschüttungen, Gallensäuren, Adi- one hand, these surgical methods are based on pozytokinen und dem Mikrobiom im Körper. the principles of malabsorption and restriction (or a combination of both) and on the other, Die Indikation zu einem Eingriff kann ab einem they affect hormone release, bile acids, BMI von 40 kg/m² oder von 35 kg/m² bei adipocytokines and the body’s microbiome. Bestehen mindestens einer Komorbidität gestellt werden, wobei der Trend in Richtung frühzeitiger Generally speaking, a surgical procedure is Operation bei schlecht eingestelltem Diabetes indicated for patients with a BMI of 40 kg/m² geht. Die beiden derzeit am häufigsten durch- or a BMI of 35 kg/m² combined with a geführten bariatrischen/metabolischen Opera- minimum of one comorbidity. However, diabetic tionsmethoden sind die Sleeve-Gastrektomie patients with insufficient glycemic control tend (Schlauchmagen) und der Y-Roux-Magenbypass, to be surgically treated at a BMI even lower than wobei die Wahl der richtigen Operationsmethode that. von mehreren Faktoren abhängt und für jeden Patienten individuell vorgenommen werden soll- The currently most commonly performed te. In jedem Fall müssen zur Entscheidungsfin- bariatric/metabolic procedures are sleeve dung sowie zur präoperativen Vorbereitung und gastrectomy and Roux-en-Y gastric bypass. Risikoevaluierung verschiedene Untersuchungen The choice of procedure depends on different durchgeführt werden. factors and should be made for each patient individually. In any case, performing certain Insgesamt konnte in mittlerweile vielen Lang- examinations is crucial for decision making as zeitstudien gezeigt werden, dass metabolische well as for preoperative care and risk evaluation. Chirurgie sehr sicher ist und dass die Lebenser- wartung des Patienten dadurch erheblich verlän- A large number of long-term studies have shown gert werden kann, wodurch es auch zu einer Ent- that metabolic surgery is safe and will most likely lastung des Gesundheitssystems kommt. Durch prolong a patient’s life expectancy substantially, metabolische Chirurgie ist es auch im Langzeit- thereby relieving the health care system. In the verlauf möglich, neben Gewichtsverlust eine er- long term, metabolic surgery results in sustained hebliche Verbesserung/Remission von Diabetes weight loss, a considerable improvement (or mellitus II und kardiovaskulären Erkrankungen even remission) of diabetes mellitus II and internistische praxis 2020 Band 61 / 4 11
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