Migrationskomik als Mitbestimmung - Über die lebensweltliche Bedeutung des Migrationshumors für Jugendliche
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HUMOR 43 Luca Preite, Arbnora Aliu Vejseli und Diana Sahrai Migrationskomik als Mitbestimmung Über die lebensweltliche Bedeutung des Migrationshumors für Jugendliche Zusammenfassung Unlängst sorgten junge Komikerinnen und Komiker mit Migrationshintergrund in sozialen Medien für Aufmerksam- keit, indem sie migrationsspezifische Stereotypisierungen humoristisch und selbstironisch ansprachen. Der vorliegen- de Beitrag untersucht die lebensweltliche Bedeutung dieser Migrationskomik für Jugendliche am Beispiel der Deutsch- schweiz. Es zeigt sich, dass darin – parallel zum Aspekt der Unterhaltung – stets auch die Frage von Zugehörigkeit und Teilhabe der Jugendlichen verhandelt wird. Résumé Des jeunes humoristes issu-e-s de la migration ont récemment attiré l’attention sur les réseaux sociaux en abordant des stéréotypes spécifiques à la migration de manière humoristique et auto-ironique. La présente contribution étudie la signification de cet humour de la migration pour les jeunes par rapport au monde qui les entoure, en prenant pour exemple la Suisse alémanique. Il apparaît que cet humour – parallèlement à l’aspect divertissant – traite en perma- nence également de la question de l’appartenance et de la participation des jeunes. Permalink: www.szh-csps.ch/z2020-11-06 Einleitung Beispiel Bendrit Bajra mit seinen Videos, in Humor ist entwicklungspsychologisch be denen er den Unterschied zwischen Schwei trachtet relevant (Wicki, 2000). Im Kindes zerinnen bzw. Schweizern und Ausländerin alter werden damit eine Reihe von kogniti nen bzw. Ausländern aufgreift. Denken wir ven und sprachlichen Fähigkeiten entwi weiter an Zeki Bulgurcu mit «Swissmeme» ckelt. Darüber hinaus stellt Humor für Ju – seinem Profil auf sozialen Medien, oder an gendliche eine wichtige Ressource dar, «um die Slam-Poetin Fatima Moumouni, an Müs mit unliebsamen Erfahrungen und peinli lüm, Baba Uslender, Gabriano und viele chen Situationen» (ebd., S. 200) zurechtzu mehr. Was im Internet klein begann, findet kommen. Demnach geht Humor bzw. die Fä nunmehr auch in etablierten Kulturkreisen higkeit, bereits früh «humorvoll reagieren Gehör. Gemeinsam ist diesen Jugendlichen, zu können […] häufig mit hoher sozialer dass sie als Person mit Migrationshinter Kompetenz» einher, und fungiert so als eine grund mittels Humor und Selbstironie über «wichtige personale Ressource» (ebd.) im mehrheitsgesellschaftliche, fremdenfeindli Prozess des Erwachsenwerdens. che und rassistische Stereotypisierung und In diesem Kontext ist mit Interesse zu Stigmatisierung in Migrationsgesellschaften beobachten, wie Jugendliche mit Migrati nachdenken. Ironisiert wird eine Vielzahl onshintergrund in sozialen Medien für Auf von Themen, die Jugendliche betreffen: merksamkeit sorgen, indem sie ebendiesen schulischer und berufsbildender Alltag, Dis Migrationshintergrund humoristisch und kriminierung bei der Lehrstellensuche, Fra selbstironisch reflektieren. Nehmen wir zum gen zur Ablösung vom Elternhaus oder der Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
44 HUMOR Entwicklung von Geschlechts- und Sexual und Vertreter von Minderheiten selbst über identität. Migrationsstereotypen lustig machen (Leon Im vorliegenden Beitrag werden diese tiy, 2017; Kotthoff, Jashari & Klingenberg, jugendlichen Humorproduktionen aus einer 2013). Beispielhaft für diese Entwicklung jugend- und kultursoziologischen Perspekti kann in der Deutschschweiz die Late Night- ve eingeordnet. Es wird aus einer subjekt Sendung «Giacobbo / Müller» angeführt wer orientierten Sicht danach gefragt, welche den. War es selbst bis anfangs der 2010er Bedeutungen Jugendliche dieser Migrati Jahre möglich, dass sich Viktor Giacobbo und onskomik in ihrem Alltag beimessen. Ausge Mike Müller als «Rajiv», «Gian-Franco Benel wertet werden dazu ethnographische Daten li» oder «Mergim Muzzafer» in fragwürdiger aus teilnehmenden Beobachtungen und Weise – z. B. mittels blackfacing – über Aus themenzentrierten Interviews, die von der länderinnen und Ausländer, Migrantinnen Doktorandin Arbnora Aliu Vejseli im Rah und Migranten lustig machten, so spielen men ihrer nebenberuflichen Tätigkeit als So beide Komiker mit Verweis auf veränderte zialarbeiterin in der offenen Jugendarbeit gesellschaftliche Bedingungen diese Figuren zwischen 2017 und 2020 in einer Deutsch nicht mehr (Ramezani, 2020). Nunmehr wur schweizer Grossstadt mittels eigenständi de mit Bedrit Bajra ein junger Komiker mit gem Forschungstagebuch erhoben wurden. Migrationshintergrund in die Sendung einge Untersucht wurden Dynamiken, Prozesse laden, sowie mit «Müslüm Television» die und Bedingungen des Aufwachsens in zwei erste nationale Komiksendung lanciert, die Welten bei Jugendlichen mit Migrationshin von einem Komiker mit Migrationshinter tergrund (siehe dazu auch Weiss, 2007). Die grund geführt wurde. se zwei Perspektiven werden abschliessend In den sogenannten Comedy Studies zueinander in Beziehung gesetzt sowie mit werden diese Entwicklungen ambivalent Blick auf mögliche Implikationen für eine in diskutiert. Ist diese Präsenz von Komikerin klusive Gesellschaft andiskutiert. nen und Komikern mit Migrationshinter grund im nationalen Fernsehen für Bower (2014) als Wendepunkt der Ethno Comedy Ab Mitte der 2000er Jahre machten sich zu deuten, so beurteilt Jain (2014) diese vermehrt auch Vertreterinnen Entwicklung als eine Aktualisierung des und Vertreter von Minderheiten selbst über «Spektakels des Anderen» nach Stuart Hall1 Migrationsstereotypen lustig. (2010). Gemeint ist damit, dass im Rahmen dieser neuen Migrationskomik nun zwar auch Personen mit Migrationshintergrund Migrationskomik: eine kultur- und mitlachen dürfen; nach wie vor wird aber jugendsoziologische Einordnung Dass Fragen der Zugehörigkeit, der Inklusion und Exklusion in Komik thematisiert, ironi 1 Stuart Hall war ein britisch-jamaikanischer Intel- siert und reflektiert werden, ist kein neues lektueller, Mitbegründer der Cultural Studies und Vordenker der New Left. In seinen kulturtheoreti- Phänomen. Neu ist aber, dass sich ab Mitte schen Schriften setzt er sich mit Fragen zu Identi- der 2000er Jahre im Rahmen des Genre der tät, Differenz und Rassismus in multi-ethischen Ethno Comedy vermehrt auch Vertreterinnen Gesellschaften auseinander. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
HUMOR 45 mehrheitlich über Migrantinnen und Mig merksamkeit zu sorgen, indem sie sich als ranten als das Andere gelacht. Eine dritte Person mit offensichtlichem Migrationshin Position in dieser Debatte beziehen Kott tergrund über Stereot ypisierungen und Stig hoff, Jashari und Klingenberg (2013). Ihrer matisierungen der Migrationsgesellschaften Meinung nach zeigt die Debatte, dass die lustig machen – oder in den Worten Baba Migrationskomik selbst zum Gegenstand Uslenders: «Manchi Schwiizer bruche e kalti der Auseinandersetzung in der Migrations Dusche, denn für Sie Rassismus ist ein Muss, gesellschaft geworden ist. «Über Scherz wie für uns eine Bahnhofsrundi» (Baba Us aktivitäten», so Kotthoff, Jashari und Klin lender in «Schwarzi Schoof», 20122) genberg (2013, S. 14), «werden soziokultu relle und ethnische Differenzen nicht nur konstruiert, sondern auch flexibilisiert, un In ihrer Komik reflektieren die Jugendlichen terwandert und / oder ad absurdum ge die Selbst- und Fremdethnisierung führt». Es scheint nicht mehr unumstritten in einer lebensweltlichen Perspektive. zu sein, sich als Person ohne Migrationshin tergrund über Personen mit Migrationshin tergrund lustig zu machen. Des Weiteren Ironisiert werden dabei nicht nur vorherr bleibt im Rahmen der Migrationskomik am schende Stereotypen und die Stigmatisie bivalent, wen die Migrationskomikerinnen rung des (männlichen) Jugendlichen mit und -komiker tatsächlich auf die Schippe Migrationshintergrund am Beispiel seiner nehmen: die Personen mit Migrationshinter vermeintlichen Vorliebe und öffentlichen grund oder die Personen, die diesen stereo Zurschaustellung von schnellen Autos. Hin typisierenden und stigmatisierenden Dar terfragt wird ebenso, wie beschränkt und stellungen nach wie vor Glauben und Beach diffamierend es letztlich ist, Jugendliche tung schenken. mit balkanischem Migrationshintergrund in Nach Kotthoff, Jashari und Klingenberg den Medien pauschalisierend als soge (2013) ist es nicht überraschend, dass sich nannte «Balkan-Machos» abzustempeln – eine neue und jugendliche Migrationskomik wie in Tageszeitungen geschehen (vgl. We in den sozialen Medien formiert und entwi ber & Limina, 2015). ckelt hat, boten sich die neuen Medien doch In ihrer Komik reflektieren diese Jugend als «Diskurskanal» an, um «den in den offi lichen solche und weiterführende Themen ziellen Medien der Mehrheitsgesellschaft rund um die Frage der Selbst- und Fremd marginalisierten MigrantInnen eine Stimme ethnisierung aus einer für sie äusserst nah und einen Verstärker» (ebd., S. 19) zu bie baren, sprich lebensweltlichen Perspektive. ten. Beispielhaft dazu untersucht Preite Spannend ist dabei zu beobachten, wie das (2016, 2018) die humoristischen Online-Pro jugendliche Publikum diese Humorprodukti duktionen von Zeki Bulgurcu (Swissmeme) on breit rezipiert und selbstständig weiter und Baba Uslender, dem selbsternannten entwickelt. So gesehen treten produzierende «Paten aller Ausländer». Beide Künstler bzw. rezipierende Personen dieser Komik als schafften es, insbesondere online unter Ju gendlichen und jungen Erwachsenen mit 2 Baba Uslender (2012). Schwarzi Schoof (feat. Ba- und ohne Migrationshintergrund für Auf ba Uslender, EffE & Ensy). Uslender Production. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
46 HUMOR Lachgemeinschaft in ein Gespräch. Disku der folgenden Beobachtung: «Alte, ich will tiert werden Erfahrungen des Aufwachsens mit minere Frau ufem Tisch Sex ha, wänn ich mit Migrationshintergrund bzw. mit dem, will.» Lauthals äusserte sich A. dazu, wie er was mehrheitsgesellschaftlich als Migrati sich das Sexualleben mit seiner zukünftigen onshintergrund benannt wird, nämlich «Zu Ehefrau vorstellt. Seinen Kolleginnen und schreibung potentieller Fremdheit» (Stošić, Kollegen war dabei unmissverständlich klar, 2017, S. 82). Am Beispiel der nachfolgenden dass A. wieder einmal übertrieben hatte. ethnografischen Auswertung legt der Bei Nichtsdestotrotz fanden sie sichtlich Ver trag dar, wie Jugendliche mit Migrationshin gnügen daran, wie er sein Argument vor tergrund sich dieser lebensweltlichen Komik brachte. Alle lachten laut durcheinander und bedienen, um miteinander Bedingungen des übertrafen sich mit Erzählungen über das Er Aufwachsens in der Migrationsgesellschaft tapptwerden durch die eigenen Eltern beim zu reflektieren. Sex. An diesem Punkt schaltete sich der Ju gendliche V. ein. Er widersprach A. und be tonte stattdessen, dass es sich für einen al Jugendliche verwenden banischen Jugendlichen insbesondere in der Migrationskomik auch, um über eigene Schweiz nicht gehöre, frühzeitig aus dem El Bedingungen des Aufwachsens in ternhaus auszuziehen. So entwickelte sich Migrationsgesellschaften nachzudenken. allmählich aus mehr oder minder witzigen Stellungnahmen des Jugendlichen A. eine durchaus ernsthafte Diskussion darüber, Die Bedeutung des Migrations wann und wie Jugendliche mit Migrations humors: eine ethnographische hintergrund von zuhause ausziehen sollen, Annäherung können und dürfen, ohne dabei weder die Die teilnehmenden Beobachtungen und Ge eigenen Eltern noch die peers vor den Kopf spräche mit Jugendlichen in der offenen Ju zu stossen. gendarbeit brachten zutage, wie bedeutsam Ausgehend von Überspitzungen und Komik und Humor für Jugendliche alltäglich Ironisierungen erschufen sich die Jugendli sind. Witze sind unter Jugendlichen Teil fast chen somit die Möglichkeit eines lebenswelt jeder Unterhaltung. Erwachsenen wiederum lichen Diskussionsraumes. Diskutiert wurden kann dieser Humor auch verborgen bleiben. letztlich klassische Entwicklungsaufgaben im So gesehen erschaffen sich Jugendliche mit Jugendalter (vgl. Wicki, 2000), zum Beispiel und über Humor eigene Lebens- und Sprach Ablösung vom Elternhaus, Peer-Beziehung welten. Eine bedeutende Rolle spielt dabei oder Entwicklung von Geschlechtsidentität. das Smartphone. Über den Zugang zu sozia Zu hinterfragen wäre, ob und inwiefern sich len Medien wie Facebook, Instagram, Snap- diese Jugendlichen beispielweise im Rahmen chat und TikTok findet so unter Jugendlichen der schulischen Sexualerziehung, also eines eine schnelle Verbreitung von Inhalten statt. bildungsinstitutionellen Settings, mit ähnli Die Jugendlichen teilen die Witze ihrer Lieb cher Vehemenz und Ironie eingebracht hät lingskomikerinnen und -komiker und holen ten bzw. überhaupt hätten einbringen kön sich zugleich Inspirationen für eigene Ironi nen, ohne dabei seitens der Lehrperson auf sierungen – so zum Beispiel geschehen in Un- und Missverständnis zu stossen. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
HUMOR 47 In dieser Hinsicht kann diese Fallbeobachtung ortet, in sozialen Situationen und Hierar beispielhaft dafür stehen, wie Migrationsko chien eingebunden und kann deshalb kaum mik von Jugendlichen auch dafür verwendet unabhängig von gesellschaftlichen Kontex wird, um über eigene Bedingungen des Auf ten erörtert werden. In diesem Beitrag ging wachsens in Migrationsgesellschaften nach es darum, aufzuzeigen, wie sich Jugendliche zudenken. Danach gefragt, äussert sich der mit Migrationshintergrund in der Deutsch Jugendliche A. in einem nachfolgenden the schweiz der Komik und Selbstironie bedie menzentrierten Interview ausführlich darü nen, um eigene Lebensverhältnisse anzu ber, welche Bedeutung er der Migrationsko sprechen, sichtbar zu machen und reflexiv mik beispielweise von Bedrit Bajra oder Zeki zu verarbeiten. Der Erfolg der Migrationsko Bulgurcu in seinem Alltag beimisst. Seiner mikerinnen und -komiker zeigt, dass Fragen Meinung nach spiegelt diese Migrationsko rund um die Inklusion und Exklusion bei Ju mik mit all ihren Übertreibungen und Ironisie gendlichen mit Migrationshintergrund le rungen nicht nur Realitäten des Aufwachsens bensweltlich verankert und relevant sind. sogenannter Jugendlicher mit Migrationshin Durch ihre humoristischen Verarbeitungen tergrund wider. Darüber hinaus öffnet diese von Selbst- und Fremdethnisierungen, die Komik Aussenstehenden Einblicke in verbor im Kontext vom Zusammenleben in hetero gene und oftmals unverstandene Lebenswel genen Kontexten nicht nur die Ausnahme, ten von Jugendlichen mit Migrationshinter sondern die Normalität darstellen, beginnen grund. Wenn dabei in der Ironie latent offen sich Jugendliche mit Migrationshintergrund bleibt, wie ernst das Ganze tatsächlich ge über eigene Bedingungen des Aufwachsens meint ist, so stellt diese Ambivalenz bzw. zu äussern. In dieser Hinsicht kann diese Mi diese Offenheit womöglich genau die Vorbe grationskomik als Versuch seitens Jugendli dingung eines multikulturellen Verständnis cher und junger Erwachsener interpretiert ses untereinander dar. «Weisst du, die [ge werden, Deutungsmacht zurückzuerlangen. meint sind junge Migrationskomiker und -ko Dabei scheint der Humor für diese Jugendli mikerinnen] zeigen eigentlich, wie es wirklich chen gesamtgesellschaftlich betrachtet ein ist. Es ist schon lustig und so. Aber eigentlich zumindest verfügbares, probates und wir zeigen sie, dass wir [gemeint sind Jugendliche kungsmächtiges Instrument zu sein. Umge mit Migrationshintergrund] es nicht einfach kehrt lässt sich ebenso die Frage stellen, was haben – und so sehen es auch die Schweizer, es über eine Gesellschaft aussagt, wenn Be dass wir es nicht einfach haben» (Interview nachteiligungskritik primär als Witz für Auf mit dem Jugendlichen A., 2020). merksamkeit sorgt. Nichtsdestotrotz: Während die oben Migrationskomik als kurz dargestellten Migrationskomikerinnen Verhandlung von Zugehörigkeit und -komiker von der Tendenz her subkultu und Mitbestimmung rell wahrgenommen werden, haben es einige Die Frage, wer über wen Witze machen darf wenige wie zum Beispiel Müslüm oder Kaya beziehungsweise welche und wessen Witze Yanar zu breiterer Popularität gebracht. Dass in heterogenen Gesellschaften überhaupt es Kunstfiguren wie Müslüm schaffen, nicht zulässig sind, ist gesellschaftlich umstritten. nur bei Angehörigen der eigenen ethnischen Humor ist kulturell und lebensweltlich ver Minderheit, sondern breitenwirksam sowohl Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
48 HUMOR bei Angehörigen anderer Minderheiten als wählte Schriften 4 (S. 108 – 166) (3. Aufl.). auch bei den Autochthonen populär zu wer Hamburg: Argument. den, zeigt, dass Formen des Multikulturalis Jain, R. (2014). Das Lachen über die «Ande- mus in der Bevölkerung akzeptiert sind. Die ren»: Anti-Political Correctness als Hege- Akzeptanz von Multikulturalität in einer Mi monie. Tangram, 34, 49 – 54. grationsgesellschaft ist eine wichtige Bedin Kotthoff, H., Jashari, S. & Klingenberg, D. gung für eine inklusive Gesellschaft, in der (2013). Komik (in) der Migrationsgesell- Differenzen entlang ethnischer, religiöser, schaft. Konstanz: UVK. sprachlicher Dimensionen, aber ebenso ent Leontiy, H. (Hrsg.) (2017). (Un)Komische lang anderer Dimensionen wie Behinderung, Wirklichkeiten. Komik und Satire in (Post-) Geschlecht oder sexuelle Orientierung ak Migrations- und Kulturkontexten. Wies- zeptiert und wertgeschätzt werden. Die Mig baden: Springer. rationskomik leistet demnach einen nicht zu Preite, L. (2016). «Mir sagt man, ich sei diskri- unterschätzenden unterhaltsamen, ironisie miniert, nicht integriert; und dennoch renden und hinterfragenden Beitrag auf dem spreche ich so, als hätte ich Germanistik Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. Diesem studiert.» «Uslender Production» als Kul- Aspekt könnte eventuell im Kontext schuli turerzeugnis von Jugendlichen mit Migra- scher Inklusion mehr Beachtung geschenkt tionshintergrund. Swiss Journal of Socio- werden, beispielsweise indem humoristische logy, 42 (2), 381 – 395. Praktiken von Kindern und Jugendlichen mit Preite, L. (2018). Jugendkulturelle Online-Ar- und ohne Migrationshintergrund nicht bloss tikulationen einer sogenannt gefährdeten als Störung und Protest interpretiert und ne Jugend. Schweizerische Zeitschrift für Bil- giert, sondern auch als eine lebensweltliche dungswissenschaften, 40 (2), 335 – 350. Form der Thematisierung und Verarbeitung Ramezani, K. (2020, 17. August) «Alle kön- von Bedingungen des Aufwachsens in un nen mit einem Klick Scharfrichter sein». gleichen Gesellschaften angesehen werden. Migros-Magazin, 11 – 13. Stošić, P. (2017). Kinder mit ,Migrationshinter- grund‘. In I. Diehm, M. Kuhn & C. Machold Migrationskomik leistet (Hrsg.), Differenz – Ungleichheit – Erzie- einen unterhaltsamen, ironisierenden hungswissenschaft: Verhältnisbestimmun- gen im (Inter-)Disziplinären (S. 81 – 99). und hinterfragenden Beitrag auf Wiesbaden: Springer. dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. Weber, B. & Limina, M. (2015, 22. März). De- mütigen, bedrohen, schikanieren. Sonn- tagsZeitung, 21. Literatur Weiss, H. (2007). Leben in zwei Welten. Zur Bower, K. (2014). Made in Germany: Integra- sozialen Integration ausländischer Ju- tion as Inside Joke in the Ethno-comedy of gendlicher der zweiten Generation. Wies- Kaya Yanar and Bülent Ceylan. German baden: Springer. Studies Review, 37 (2), 357 – 376. Wicki, W. (2000). Humor und Entwicklung: Hall, S. (2010). Das Spektakel des ‹Anderen›. Eine kritische Übersicht. Zeitschrift für In J. Koivisto & A. Merkens (Hrsg.), Ideo- Entwicklungspsychologie und Pädagogi- logie, Identität, Repräsentation. Ausge- sche Psychologie, 32 (4), 173 – 185. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
HUMOR 49 Luca Preite Dozent für Jugendsoziologie Impressum Schweizerische Zeitschrift für Institut Sekundarstufe I und II Heilpädagogik, 26. Jahrgang, 11–12 / 2020 PH/FHNW ISSN 1420-1607 Hofackerstrasse 30 Herausgeber 4132 Muttenz Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik (SZH) luca.preite@fhnw.ch Haus der Kantone Speichergasse 6, Postfach, CH-3001 Bern Tel. +41 31 320 16 60, Fax +41 31 320 16 61 szh@szh.ch, www.szh.ch Redaktion und Herstellung Kontakt: redaktion@szh.ch Arbnora Aliu Vejseli Verantwortlich: Romain Lanners Redaktion: Silvia Brunner Amoser, Assistentin am Lehrstuhl für Silvia Schnyder, Daniel Stalder Sonderpädagogik: Rundschau und Dokumentation: Thomas Wetter Inserate: Remo Lizzi Gesellschaft, Partizipation und Layout: Anne-Sophie Fraser Behinderung Institut für Erscheinungsweise Erziehungswissenschaften 9 Ausgaben pro Jahr, jeweils in der Monatsmitte der Universität Zürich Inserate Freiestrasse 36 inserate@szh.ch Preise: ab CHF 220. – exkl. MwSt. 8032 Zürich Mediadaten unter www.szh.ch/inserieren aliuvejseli@ife.uzh.ch Auflage 2247 Exemplare (WEMF / SW-beglaubigt) Druck Prof. Dr. Diana Sahrai Ediprim AG, Biel Professur für Soziales Lernen Jahresabonnement Digital-Abo CHF 74.90 unter erschwerten Bedingungen Print-Abo CHF 84.90 Institut Spezielle Pädagogik Kombi-Abo CHF 94.90 und Psychologie Einzelausgabe PH/FHNW Print CHF 11.00 (inkl. MwSt.), plus Porto Digital CHF 10.00 (inkl. MwSt.) Hofackerstrasse 30 Abdruck 4132 Muttenz erwünscht, bei redaktionellen Beiträgen diana.sahrai@fhnw.ch jedoch nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Hinweise Der Inhalt der veröffentlichten Beiträge von Autorinnen und Autoren muss nicht mit der Auffassung der Redaktion übereinstimmen. Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Website www.szh.ch/zeitschrift Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 26, 11–12 / 2020
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