Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien

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Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien
1/2018

                       2 INTERVIEW: Andrea Schmon (SMS Wien)

                       4 DISKUSSION: Jugend & Arbeit

                       8 RÜCKBLICK: Lange Nacht der Sozialwirtschaft

                      10 AMS Wien: Job Navi für junge Mütter

                       11 NEUE MITGLIEDER: Männer BBE und TOP-Lokal

Mission
Possible –                                    Vereinszeitung
                                              von

Jugendliche am Arbeitsmarkt
                                                                       Wiener Linien
Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien
Andrea Schmon im Gespräch   apW: Behinderte Menschen
                                                                         und Menschen mit gesundheit-

                                     „Ziel ist, dass                     licher Einschränkung dauerhaft
                                                                         in den Arbeitsmarkt zu integrie-
                                                                         ren ist eine ständige Herausfor-

                                 die jungen Leute                        derung. Was sind zielführende
                                                                         Maßnahmen, um die Situation

                                    Aus­bildungen
                                                                         für behinderte Menschen am
                                                                         Arbeitsmarkt zu verbessern?
                                                                         Wichtig ist eine gute, inte-

                                        machen!“
                                                                         grierte, inklusive Ausbildung
                                                                         und die Möglichkeit, dass auch
                                                                         Menschen mit geistiger Ein-
                                                                         schränkung bis 18 eine Schule
                                                                         besuchen können wie andere
            Von der Kriegsopferversorgung der beiden Weltkriege hin      Kinder auch, um zumindest
          zur Förderung der Arbeitsmarktintegration von Behinderten      ­eine Teilqualifizierung, viel-
               und Jugendlichen haben sich die Aufgaben des Sozial­       leicht sogar eine verlängerte
                                                                          Lehre abzuschließen, damit sie
          ministeriumservice stark gewandelt. Die Herausforderungen
                                                                          eine gute Basis haben.
                             wurden damit anders, aber nicht kleiner.
                                                                         apW: Vor Jahren wurde argu-
                                                                         mentiert, dass eine Lockerung
                                                                         des Kündigungsschutzes für
                                                                         begünstigte Behinderte dazu
                                                                         führt, dass Betriebe mehr Ar-

2   a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien
beitsplätze für Behinderte          Jugendcoaching für alle Ju-
             schaffen. Hat sich diese Pro-       gendlichen, die ausgrenzungs-
             gnose erfüllt?                      gefährdet sind, und Produkti-
             Definitiv nicht. Es ist aber        onsschulen, die ein Zwischen-
             auch eine Folge der wirt-           glied sind zwischen Ausbildung

                                                                                         arbeit plus Wien/Andy Urban
             schaftlichen Entwicklung, dass      und Arbeitsmarkt oder weiter-
             durch Digitalisierung und Aus-      führender Ausbildung. Wenn
             lagerungen sehr viele einfache      Jugendliche eine verlängerte
             Tätigkeiten wegfallen. Es wird      Lehre machen, zahlen wir die
             immer enger mit den Beleg-          Berufsausbildungsassistenz.
             schaften, in der Wirtschaft         Und dann gibt es noch die
             und im öffentlichen Dienst.         ­Arbeitsassistenz und das Job-
             Die Personaldecke wird so            coaching direkt vor Ort. Die                                         Eine Jugend ohne Ausbildung und
             eng, dass es kaum möglich ist,       Ausbildungspflicht bis 18 ist                                        eine ­Jugend ohne Arbeit sind soziale
             gezielt Leute mit Einschrän-         jetzt auch angelaufen, es sind                                       ­Zeit­bomben schlechthin – und für eine
             kungen aufzunehmen. Es gibt          die ersten Auswertungen ge-                                           ­Gesellschaft Herausforderungen erster
             ja einfache Tätigkeiten, wo          kommen, welche Jugendlichen                                            Rangordnung. Patentlösungen für eine
             man die Leute auch wirklich          in keinem System sind. Aber                                            ­sichere Arbeitsmarktintegration von
             so einsetzen kann, dass sie                                                                                  ­Jugendlichen gibt es keine, eine fundierte
             100% der Leistung erbringen.                                                                                  Ausbildung ist aber jedenfalls die wichtigs­
             Aber solche Jobs haben viele                                                                                  te Basis. Leider ist manchen noch immer
             Firmen nicht mehr.
                                                     „Nur etwa ein Drittel                                                 nicht klar, dass die Aussichten auf einen
                                                     aller Firmen mit über                                                 Lehrplatz ohne Pflichtschulabschluss äu­
             apW: Ist das einer der Gründe,                                                                                ßerst schlecht stehen. Dafür ist ohne Aus­
             warum viele Firmen lieber die
                                                     25 MitarbeiterInnen                                                   bildung die Wahrscheinlichkeit über die
             Ausgleichstaxe zahlen, als be-          ­beschäftigt Menschen                                                 gesamte Erwerbslaufbahn sehr hoch,
             günstigt Behinderte einzustel-                                                                                ­arbeitslos zu werden, und mit immer
             len?
                                                      mit Behinderung.“                                                     ­wiederkehrenden längeren Perioden in
             Das ist ein Grund. Aber es sind                                                                                 ­Arbeitslosigkeit konfrontiert zu sein.
             viele Vorurteile da. Und es ist
Andy Urban

             auch die Scheu, gerade bei          wir haben noch keine Strafen                                          Zur Schaffung von Zukunftsperspektiven
             Leuten mit psychischen Ein-         ausgesprochen. Das Ziel ist,                                          müssen viele große und kleine Räder sinn­
             schränkungen: Egal, wie unbe-       dass die jungen Leute Ausbil-                                         voll ineinandergreifen. Möglichst früh an­
             gründet – wenn man nie damit        dungen machen und nicht di-                                           zusetzen lohnt sich mehrfach. Schulische,
             zu tun hatte und sich nicht mit     rekt in die Hilfsarbeit oder die                                      außerschulische und betriebliche Möglich­
             dem Thema auseinander setzt,        Beschäftigungstherapie gehen,                                         keiten und Angebote sollten geeignet sein,
             ist viel Angst da.                  denn das kann sich verfestigen.                                       Jugendliche mit Unterstützungsbedarf ab­
                                                                                                                       zuholen, ihnen Möglichkeiten einer berufli­
             apW: Wie viele Firmen zahlen        apW: Es heißt, 5.000 Jugend-                                          chen (und persönlichen) Entwicklung auf­
             sich so aus ihrer Verantwor-        liche zwischen 14 und 17 fallen                                       zuzeigen und sie auf diesem – manchmal
             tung?                               aus dem Ausbildungssystem.                                            steinigen und langen – Weg zu begleiten.
             Zirka zwei Drittel der Pflicht-     Wie groß ist der Wiener Anteil?                                       Dazu gilt es, sie mit der Realität des wirkli­
             stellen in den Firmen, die Be-      In Wien haben wir so 1.500-                                           chen Lebens und des Arbeitsmarkts zu
             hinderte anstellen, sind be-        1.700, schätzen wir, die wirk-                                        konfrontieren, vorhandene Illusionen zu re­
             setzt, aber nur etwa ein Drittel    lich rausfallen, das ist rund ein                                     lativieren. Die supertollen Jobs mit hohem
             aller Firmen mit über 25 Mitar-     Drittel von ganz Österreich.                                          Einkommen liegen nicht auf der Straße,
             beiterInnen beschäftigt Men-        Viele davon haben Migrations-                                         wenn auch schöne, bunte Bilder der Wer­
             schen mit Behinderung.              hintergrund, denen Deutsch                                            bung mitunter anderes vermitteln.
                                                 fehlt oder die aus anderen
             apW: Das SMS ist stark im Ju-       Gründen nicht mitkommen. Da                                           Umso wichtiger sind vielfältige Angebote,
             gendbereich engagiert. Wel-         gibt es in Wien schon einen                                           die individualisiert helfen, Jugendliche in
             che Aufgaben hat das Sozial-        größeren Anteil als am Land.                                          Ausbildung und Arbeit bringen. Dabei
             ministeriumservice bei der                                                                                geht es um Projekte, die vorhandene Po­
             Heran­führung Jugendlicher an       apW: Wir danken für das                                               tenziale entwickeln und auch einen Beitrag
             den Arbeitsmarkt?                   ­Gespräch.                                                            zur Chancengerechtigkeit leisten. Zum
                                                                                                                       Wohl der jungen Menschen und letztlich
                                                                                                                       zum Wohl aller.
             Andrea Schmon
             Sozialarbeiterin und promovierte Juristin, ist seit 2008 Leiterin der
             Landesstelle Wien des Sozialministeriumservice (vormals Bundessozialamt).                                 Ihr/Euer Christoph Parak

                                                                                                                                  a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v     3
Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien
diskussion

    „Man darf nie aufhören,
    sich was einfallen zu lassen“
    Gesprächsrunde zur Arbeitsmarktintegration Jugendlicher in Wien

    apW: Die jungen Leute, die zu            H. Hollergschwandtner: Ein          rufsorientierungsprozesses,        W. Eder: Und dann ist da der
    euch kommen, haben alle                  großes Thema bei vielen jun-        mit unklaren oder realitäts­       Wunsch nach Matura. Da
    schon eine Vorgeschichte                 gen Menschen mit Behinde-           fernen Berufswünschen. Wir         gibt’s natürlich Jugendliche,
    beim AMS. Mit welchen Vor-               rung ist die Stigmatisierung.       sind sehr dahinter, dass sie       wo der familiäre Druck da ist:
    stellungen kommen die Ju-                Die waren vielleicht in einer       auch über das Gehalt gut           Mein Kind soll’s besser haben.
    gendlichen ins Projekt?                  Sonderschule, denken, „Mir          nachdenken. Sie wollen zwar        Auch wenn sich aufgrund der
    S. Scharbert: Unsere Zielgrup-           wird eh nix zugetraut“. Wenn        „viel Geld verdienen“, aber Fri­   Schulkarriere schon abzeich-
    pe sind Menschen ohne oder               sie bei uns im Rahmen des Be-       seurin, Sekretärin werden.         net, dass das nicht geht. Und
    maximal Pflichtschulabschluss.           triebes mitarbeiten können,         E. Stemberger: Ich erlebe lei-     da ist es schon schwierig, sich
    Sehr viele mit Fluchthinter-             werden sie endlich wahrge-          der auch ganz stark bei den        auch für neue Erwartungshal-
    grund, aber auch Personen                nommen als jemand, der was          Mädchen: ein Ziel ist, einfach     tungen zu öffnen.
    mit Behinderung. Was sie wol-            leisten kann. Und sie kommen        schwanger werden, ein Kind         AG: Das ist auch ein Ost-West-
    len, ist arbeiten. Ausbildung            mit klaren Erwartungen: Ich         haben heißt für sie Absiche-       Gefälle: Eine Lehrausbildung
    ist bei den Über-18-jährigen             will Geld verdienen, ich will ei-   rung. Vollkommen absurd, aber      ist etwas Hochwertiges in
    schwierig zu vermitteln, die             ne Ausbildung/einen Job.            das sind Träume, die ihnen vor-    Westösterreich, und im Osten
    sind vielleicht schon verheira-          A. Gurtner: Manche haben            gegaukelt werden. Als ich vor      nach wie vor Plan B. Wenn ich
    tet, haben kleine Kinder, sie            konkrete Berufswünsche und          25/30 Jahren angefangen hab’       es in der Schule nicht schaffe,
    müssen Geld verdienen. Wir               Vorstellungen, was sie machen       in der Jugendarbeit, waren die     na dann mach’ ich halt eine
    versuchen trotzdem, ihnen                wollen. Andere stehen ganz          Mädels anders drauf. Das ist       Lehre. Die ist nicht gleichwer-
    das nahe zu legen.                       am Anfang eines langen Be-          wirklich ein Rückschritt.          tig mit der Matura.

                                                                                                                    apW: Sind schulische Erfah-
                                                                                                                    rungen ein wichtiges Thema in
    A|B|O Jugend -                                                                                                  Eurer Arbeit?
    Arbeit |Beratung|Orientierung                                                                                   SS: Schule ist eher negativ
                                                                                                                    ­besetzt bei den meisten, da
                                                                                                                     haben sie Misserfolge gehabt,
    Träger: ARGE ÖSB Consulting GmbH & WUK Werkstätten- und Kulturhaus
                                                                                                                     wurden zum Teil auch ge-
    Projekttyp: Beratungs- und Betreuungseinrichtung                                                                 mobbt ... Bei jungen Erwach-
    Aufgabenstellung: Beratung und Workshops zu Fragen der Berufsorientierung, Berufsausbildung,                     senen ist Ausbildung, Lehr­
    Weiterbildung und Arbeitsaufnahme; Kompetenzenfeststellung; Vermittlung zu Lehrausbildung in                     abschluss kaum ein Thema.
    Betrieben, Überbetrieblicher Lehre, Praktikumsplätzen, Arbeitserprobung, -training, Job plus Ausbildung          Es geht immer darum, ich will
    und in Arbeit                                                                                                    ­einen guten Job finden, ich
    Zielgruppe(n): Beim AMS vorgemerkte Lehrstellen oder Arbeit suchende Jugendliche und junge                        will schnell viel Geld verdienen.
    Erwachsene im Alter von 15-21 Jahren                                                                              ES: Bei unseren Über-18-jähri-
                                                                                                                      gen ist Lehre ganz oft ein The-
    Auftraggeber: AMS Wien
                                                                                                                      ma. Die sagen alle, sie wollen
                                Anzahl der TeilnehmerInnen pro Jahr: 1580 (inkl. TeilnehmerInnen aus dem              es besser haben als ihre El-
                                Vorjahr)
                                                                                                                      tern. Aber Schule: Dort haben
                                Zentrale Ziele des Projekts: Im Rahmen der Beratungs- und                             sie gelernt, dass sie dumm
                                Betreuungseinrichtung A|B|O Jugend steht die individuelle Vorbereitung der            sind, und dass Lernen etwas
                                Jugendlichen auf die Anforderungen eines betrieblichen Umfeldes im                    Böses ist und weh tut.
                                Mittelpunkt. Ziel ist eine nachhaltige Vermittlung auf Lehrstellen und
                                                                                                                      AG: Beim Projekt youngFIT
                                Dienstverhältnisse am ersten Arbeitsmarkt.
                                                                                                                      haben wir auch Mädchen, die
                                                                                                                      eine Schule abgeschlossen ha-
                                Walpurga Eder ist fachliche Projektleiterin von A|B|O Jugend – WUK                    ben und dann feststellen, sie
                                Werkstätten und Kulturhaus und Beraterin für Arbeit suchende Jugendliche.             wollen in den technischen Be-

4   a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien
Andy Urban

             reich. Die haben ganz gute        beiten sehr daran, dass die Ju-   nach dem Krankenstand wie-         v.l.: Walpurga Eder (A|B|O Ju­
                                                                                                                    gend), Eva Stemberger (Projekt
             schulische Leistungen, und        gendlichen sich trauen, zu sa-    der kommen.
                                                                                                                    Handwerk), Anja Gurtner
             auch gute Chancen, im Be-         gen, wenn etwas nicht passt.      AG: Die jungen Frauen haben        (Sprungbrett für Mädchen),
             reich Technik und Handwerk        M. Windisch: Pünktlichkeit ist    manchmal bei uns zum ersten        ­Christoph Parak (apW), Eva
                                                                                                                     Schober (apW), Michaela Win­
             etwas zu finden. Aber bei der     das erste, woran wir arbeiten,    Mal die Erfahrung, dass sie
                                                                                                                     disch (pro aktiv Wien – greenlab),
             Mehrheit überwiegen negative      jeden Tag um dieselbe Uhrzeit     ernstgenommen werden und            Sabine Scharbert (ArbeitsRaum),
             Schulerfahrungen.                 kommen, sich krankmelden,         ihnen jemand zuhört. Bei uns        Hemma Hollergschwandtner
                                                                                                                     ­(Wien Work QUALITrain)
             WE: Die, die „Schulversager“      wenn sie krank sind, und dann     kommen auch die reinen Mäd-
             waren, wissen in der Regel
             auch, wo sie sehr schwach
             sind, und können das in der       sprungbrett für Mädchen
             Berufsorientierung zuordnen.
             „Da brauch ich Mathematik,
             und das kann ich nicht.“ Da       Träger: Verein Sprungbrett
             muss man genauer hinschau-        Projekttyp: Beratungs- und Betreuungseinrichtung
             en – sind das die eigenen
                                               Aufgabenstellung: Beratung und Betreuung von Mädchen und jungen Frauen zwischen 11 und 20 Jahren,
             Ängste oder ist das wirklich      Berufsorientierung, Arbeitsmarktintegration, Perspektivenerweiterung, Empowerment, psychosoziale
             die Realität? Was wir sehr        Beratung.
             stark erleben, ist, dass es bei
                                               Zielgruppe(n): Mädchen und junge Frauen zwischen 11 und 20 Jahren mit Beratungs- und
             Jugendlichen, die z.B. eine
                                               Unterstützungsbedarf; Unternehmen in Wien und Umgebung/Eltern und Vertrauenspersonen/Schulen,
             Lehre abgebrochen haben,          LehrerInnen und in der LehrerInnenausbildung Tätige/MultiplikatorInnen.
             massive Prüfungsängste gibt.
                                               Auftraggeber: je nach Projekt verschiedene: AMS Wien, MA 57 – Frauenabteilung der Stadt Wien, BKA –
             Je länger das zurückliegt, des­
                                               Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend, waff, Sozialministeriumservice.
             to mehr hat es sich verfestigt.
                                               Anzahl der Teilnehmerinnen pro Jahr: mind. 3.500 Mädchen und junge Frauen
             apW: Zu euren Angeboten:                                   Zentrale Ziele des Projekts: Beratung und Unterstützung von Mädchen und
             Was kommt bei Jugendlichen                                 jungen Frauen in Hinblick auf eine selbstständige Lebensführung im privaten
             fast immer gut an, was mögen                               wie öffentlichen Bereich; ganzheitliche Mädchenförderung, Stärkung und
             sie? Und was für Verpflichtun-                             Empowerment; Berufsorientierung und Perspektivenerweiterung;
             gen gibt es, die sie gar nicht                             psychosoziale Beratung; Beitrag zur Chancengleichheit zwischen den
                                                                        Geschlechtern, Beitrag zur Aufhebung des geschlechtsspezifisch segregierten
             mögen?
                                                                        Arbeitsmarktes und des Gender Pay Gaps.
             HH: Aus meiner Sicht geht’s
             sehr stark um das Thema
             Kommunikation, Regeln auf-                                 Anja Gurtner ist als Betriebsarbeiterin tätig und in dieser Funktion mit der
             stellen und einhalten. Wir ar-                             Arbeitsmarktintegration von jungen Frauen befasst.

                                                                                                                  a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v     5
Mission Possible - Jugendliche am Arbeitsmarkt - arbeit plus wien
chengruppen gut an: in der               gen haben. Wir hatten neulich     man mit gutem Gewissen wo             den sie den oder die auch ein.
    Werkstatt arbeiten, ohne dass            eine Exkursion zu den Wiener      empfehlen kann. Es gibt na-           Förderungen helfen zwar, aber
    ein Bursch über die Schulter             Netzen, wo die AusbildnerIn-      türlich auch Jugendliche, wo          nur wegen der Förderung
    schaut und blöd kommentiert.             nen das so spannend vorge-        man das Gefühl hat, die sind          nimmt niemand eine Arbeits-
    Was nicht so gut klappt: Ver-            stellt haben, dass sich danach    noch nicht jobreif. Da suchen         kraft. Die Förderung unter-
    bindlichkeit und Erreichbar-             gleich drei beworben haben.       wir eher in Richtung verlän-          stützt nur, damit sie der Per-
    keit. Eine falsche Telefonnum-           Das ist oft der erste Schritt,    gerte Lehre.                          son mehr Zeit geben können
    mer am Lebenslauf, E-Mail-               Kontakte herzustellen und zu      HH: Wir sprechen Klein-,              zum Einarbeiten.
    Adressen, wo sie dann nicht              ermöglichen. Und sprungbrett      Kleinst- und Mittelbetriebe an.
    hinein schauen…                          profitiert sehr vom AmaZone       Da machen wir auch immer              apW: Wie geht ihr mit ge-
    WE: Unsere gleichgeschlecht-             Award, da können wir den Un-      wieder Business-Frühstücke,           schlechtsspezifischen Unter-
    lichen Gruppen mit den Bur-              ternehmen auch was bieten.        wo wir Angebote und Förde-            schieden in Eurer Arbeit mit
    schen finden 14-tägig statt.             ES: Wir machen das völlig in-     rungen für Firmen vorstellen.         den Jugendlichen um?
    Und sie kommen gern, weil                dividuell, weil die Jugendli-     Man darf nie aufhören, sich           AG: Was mir auffällt, ist, dass
    viele dieser Jugendlichen sehr           chen immer ganz unterschied-      was einfallen zu lassen, damit        bei unseren Mädchen familiäre
    einsam sind. Sie lieben es, ein-         liche Bedürfnisse und Ziele       jede/r Jugendliche die richtige       Verpflichtungen schon relativ
    mal in der Woche für zwei                haben. Wir können intern bei      Stelle findet. Wir beraten und        früh da sind. Sie müssen sich
    Stunden unter Gleichaltrigen             Kolping Arbeitsplätze suchen:     helfen auch, wenn mal etwas           um die Geschwister kümmern,
    zu sein.                                 Hilfsarbeiter-Jobs, oder auch     schief geht.                          für die Eltern dolmetschen,
    ES: Einsamkeit ist ein ganz              im Pflegebereich. Es ist schön,   MW: Der persönliche Kunden-           das Thema Vereinbarkeit Fa-
    großes Thema, wenn das Geld              wenn Jugendliche, die in einen    kontakt und die Kundenpflege          milie-Beruf ist schon bei Teen-
    zum Mitmachen fehlt. Und In-             Job vermittelt wurden, mal        sind unsere große Stärke.             agern präsent. Kombiniert mit
    ternetsucht, bis hin zu wirklich         wieder vorbeischauen. Da sit-     Wenn die Firma bereits gute           dem Wunsch, möglichst bald
    depressiven Störungen.                   zen dann die anderen so da –      Erfahrungen mit Leuten von            zu heiraten und Kinder zu
    Thema Vermittlung: Was sind              oh, der hat’s geschafft… Das      uns gemacht hat, kann man             kriegen. Ich hatte zwei Mäd-
    erfolgreiche Strategien?                 hat Vorbildwirkung.               anrufen und sagen „Schauen            chen, die eine wollte KFZ-
    AG: Im Sprungbrett ist die Be-           WE: Gutes Matching ist natür-     Sie, der/die entspricht zwar          Technikerin werden, die ande-
    triebsarbeit sehr wichtig, wir           lich wichtig. Und das zeichnet    noch nicht zu 100% Ihrem An-          re Maschinenbauerin. Beide
    pflegen da sehr gute Unter-              unsere BeraterInnen und Be-       forderungsprofil, aber...“ und        hatten Termine für ein Vorstel-
    nehmenskontakte. Die Mäd-                triebskontakterInnen aus, die     wenn die Firma weiß, wir              lungsgespräch, bei beiden ha-
    chen sollen reale Begegnun-              wissen, welche Jugendlichen       schicken gute Leute, dann la-         ben die Eltern dazwischenge-

    Pro aktiv Wien - greenlab                                                  Projekt Handwerk

    Träger: itworks Personalservice & Beratung gGmbH                           Träger: Kolping Österreich

    Projekttyp: Sozialökonomischer Betrieb                                     Projekttyp: Gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt

    Aufgabenstellung: handwerkliches Arbeiten, „das sinnstiftende Tun“         Aufgabenstellung: Arbeitsmarktintegration durch Reparatur- und
    in konkreten Umsetzungsbereichen im Kontext der Landschafts­               ­Instandhaltungsarbeiten aller Art im Bereich Hausarbeit in den S
                                                                                                                                               ­ ozial­-
    architektur und der Stadtplanung, gekoppelt mit einer leistungsori-         einrichtungen von Kolping Österreich bzw. diverse Tätigkeiten im so-
    entierten Entlohnung in einem marktorientierten Setting.                    zialen/hauswirtschaftlichen Bereich in den Kolping-Seniorenheimen.

    Zielgruppe(n): Jugendliche im Alter von 18 bis 25 Jahren, denen der        Zielgruppe(n): Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von
    Übergang von Schule in einen Arbeitsplatz oder Lehrausbildung              19 bis 25 Jahren, die beim AMS Wien zumindest seit 4 Monaten als
    noch nicht gelungen ist.                                                   Arbeit suchend vorgemerkt sind und eine Nettoarbeitslosigkeit von
                                                                               mindestens 1 Jahr aufweisen sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Auftraggeber: AMS Wien
                                                                               der Beratungs- und Betreuungseinrichtung „step2job“.
    Anzahl der TeilnehmerInnen pro Jahr: 44
                                                                               Auftraggeber: AMS Wien
    Zentrale Ziele der Projekts: Vermittlung von fachspezifischem Wis-
                                                                               Anzahl der TeilnehmerInnen pro Jahr: 17 Transitarbeitsplätze,
                              sen im Bereich handwerkliches Arbeiten
                                                                                                       4 Arbeitstrainingsplätze
                              im Landschaftsbau; Erweiterung und
                              ­Festigung der persönlichen und sozialen                                     Zentrale Ziele der Projekts: (Wieder-)
                               Kompetenzen; Erarbeiten von realisti-                                       Einstieg ins Erwerbsleben; soziale Stabili-
                               schen Zukunftsperspektiven in Richtung                                      sierung; Orientierung bezüglich einer fun-
                               Arbeits- und Ausbildungsplatz am ersten                                     dierten Qualifizierung
                               Arbeitsmarkt

                                                                                                           Eva Stemberger ist Projektkoordina­
                                Michaela Windisch ist Projektleiter-                                       torin von Projekt Handwerk; macht
                                Stellvertreterin von pro aktiv ­Wien -                                     Case Management, Coaching, Out­
                                greenlab.                                                                  placement.

6   a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
funkt und verboten, hin zu ge-       beit, legen es dort ab, und ge-   nicht auf Wege und so. Erst           ausforderung, vor allem wenn
hen. Da muss man wirklich            hen danach damit heim. Das        wenn man das anspricht – oh,          sie aus Familien kommen, wo
Elternarbeit leisten.                ist den Firmen egal, weil es      wie komm ich da eigentlich            die Kontrolle durch die Eltern
MW: Jugendliche, die zu              nicht vor Ort getragen wird.      hin. Problematisch ist es eher        sehr groß ist, und sie nur ge-
greenlab kommen, wissen im           Aber so sind nicht alle Mäd-      bei Jugendlichen mit Flucht-          wisse Zeiten haben, wo sie
Vorfeld, das ist eine hand-          chen.                             hintergrund. Die wollen in            sich bewegen dürfen und Zei-
werkliche Tätigkeit, das ist                                           ­Wien bleiben.                        ten, wo sie zuhause sein müs-
Landschaftsgärtnerei und             apW: Das AMS würde die Ju-         MW: Wir haben nicht so gute          sen. Da ist es eine Herausfor-
Holzverarbeitung. Bei den            gendlichen ja gerne raus aus       Erfahrungen gemacht – Stadt-         derung, dass sie zum Termin
Mädchen, die kommen, ist ei-         der Stadt zu den Jobs im           grenze Wien, danach gibt’s           im Sprungbrett kommen oder
gentlich kein Unterschied zu         Wes­ten vermitteln: Ist das        nichts mehr. Ich glaub schon,        zur Exkursion. Wir haben auch
den Burschen.                        Thema Mobilität eines, an dem      dass das auch damit zusam-           eigene Workshops: wie bewe-
WE: Was sehr wohl typisch            ihr arbeitet?                      men hängt, dass sie hier             ge ich mich sicher im öffentli-
weiblich ist, ist das Kopftuch.      SS: Wir haben einen eigenen        Freundeskreis und Familie ha-        chen Raum.
Und das ist natürlich in der         Workshop entwickelt: „Leben        ben.                                 WE: Wo wir hellhörig werden,
Vermittlung eine Herausforde-        in Wien“, weil wir merken,         HH: Bei Menschen mit Behin-          ist, wenn Jugendliche sagen,
rung.                                dass es Jugendliche gibt, die      derung ist Mobilität ein Rie-        es gibt z.B. Verwandte in Tirol.
AG: Den Mädchen ist bewusst,         kommen aus ihrem Bezirk            senthema – mit Rollstuhl bin         Da können wir dann anknüp-
dass das am Arbeitsmarkt ein         nicht raus: wo ist mein Bezirk     ich angewiesen auf Barriere-         fen.
Nachteil sein kann. Es ist frus­     auf der Landkarte von Wien,        freiheit im öffentlichen Ver-        HH: Niemand wird für zwei
trierend, wenn es an sowas           wie komme ich von A nach B,        kehr. Da gibt es vielleicht eine     Monate Saisonarbeit die Woh-
scheitert, obwohl das Mäd-           wie kaufe ich mir eine Fahr-       Firma die sagt, ich nehme            nung aufgeben – noch dazu
chen supermotiviert und su-          karte. Und ein Lehrstellenplatz    gern jemanden mit Behinde-           beim aktuellen Wohnungs-
perfit ist.                          außerhalb von Wien? Viele ha-      rung, und den Behinderten,           markt in Wien. Aber wer zahlt
                                     ben keine Ahnung, wo z.B. St.      der sagt, ich will den Job ma-       das?
apW: Wird da vorgeschlagen,          Pölten ist.                        chen, ich steige auch dreimal        WE: Und wenn es dann noch
das Kopftuch abzulegen?              ES: Die Jugendlichen wollen        um, aber das Umsteigen ist           Bundesländer gibt, die die
WE: Es gibt Mädchen, die da-         wirklich dringend einen Job,       nicht barrierefrei!                  Mindestsicherung nicht auf die
zu bereit sind, in der Arbeit        und wenn wir dann eine Stelle      AG: Bei manchen Mädchen er-          Lehrlingsentschädigung auf-
das Kopftuch abzulegen. Die          finden, irgendwo außerhalb         leben wir schon die Mobilität        stocken, kann man sich das
gehen mit Kopftuch in die Ar-        von Wien, schauen die gar          innerhalb von Wien als Her-          Leben dort nicht leisten. n

Wien Work QualiTRAIN                                                   ArbeitsRaum

Träger: Wien Work integrative Betriebe und AusbildungsgmbH             Träger: IMPULS - Caritas und Volkshilfe gGmbH

Projekttyp: Qualifizierungsprojekt                                     Projekttyp: Gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt

Aufgabenstellung: Qualifizierung und Vermittlung, Dauer max.           Aufgabenstellung: Beschäftigung, Beratung und Vermittlung von
6 Monate                                                               langzeitarbeitslosen Personen in den Arbeitsmarkt

Zielgruppe(n): Menschen mit Behinderungen (ab 50% ) ab dem             Zielgruppe(n): 18-24 jährige arbeitslose Personen mit und ohne Min-
18. Lj                                                                 destsicherungsbezug (Schwerpunkt asylberechtigte Personen), in
                                                                       Einzelfällen langzeitarbeitslose Personen bis 49 Jahre.
Auftraggeber: Sozialministeriumservice Landesstelle Wien, Koopera-
tionsvereinbarung mit AMS Wien                                         Auftraggeber: AMS Wien, ESF, MA 40

Anzahl der TeilnehmerInnen pro Jahr: 60-80 Personen                    Anzahl der TeilnehmerInnen pro Jahr: 126 im Jahr 2017

Zentrale Ziele des Projekts: Erhöhung der Vermittelbarkeit von         Zentrale Ziele des Projekts: Jungen Menschen Chancen zu geben,
Menschen mit Behinderungen durch (Höher-)Qualifizierung mittels        Stabilisierung, wirtschaftsnahe Beschäftigung, Berufsorientierung,
Schulungen, betrieblichem Arbeitstraining, Beratung und Beglei-        Personalentwicklung, Vermittlung in den Arbeitsmarkt.
                          tung; Vermittlung der TeilnehmerInnen in
                          ein sozialversicherungspflichtiges Dienst­
                          verhältnis; Förderung von Selbst­                                      Sabine Scharbert ist die Leiterin von
                          bestimmung und Selbstwirksamkeit im                                    ArbeitsRaum.
                          Berufs­leben von Menschen
                          mit Behinderungen.

                          Hemma Hollergschwandtner leitet
                          den Bereich Jobmanagement bei Wien
                          Work.

                                                                                                           a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v   7
Rückblick Lange Nacht der Wiener Sozialwirtschaft

                                                      Rekorde, Hitze und
              1                                       ein bisschen Fußball
             So viele BesucherInnen wie nie zuvor,                         Im Schutzhaus Zukunft trafen sich AkteurInnen aus der Arbeits-
                                                                           marktpolitik (sogar aus den Bundesländern!) zum gemütlichen
             eine neue Spendenhöchstleistung und
                                                                           Beisammensein – das Vernetzungsevent ist bei vielen bereits ein
             ­rekordverdächtig hohe ­Temperaturen –                        Fixtermin. In ungezwungener Atmosphäre wurden neue Kontak-
             das ist die ­Bilanz der heurigen Langen                       te geknüpft, alte Bekannte begrüßt, geschmaust und von den
             Nacht der Wiener Sozialwirtschaft, zu der                     Fans des runden Leders auch ein bisserl Fußball-WM geschaut –
                                                                           im angrenzenden Bereich des Gastgartens lief im Public Viewing
             arbeit plus Wien gemeinsam mit AMS Wien
                                                                           das Match Argentinien-Kroatien. Apropos Fußball: Auch der
             und waff eingeladen ­hatten.                                  Sammelleidenschaft konnte gefrönt werden, gab es doch eine
                                                                           kleine, feine Tschutti-Tauschbörse.
                                                                           Nicht zuletzt unterstützten die BesucherInnen durch Loskauf
                                                                           und Spenden das Benefizanliegen des Abends. Nach dem all-
              2
                                                                           jährlichen Motto „Jedes Los gewinnt, manche auch zweimal“
                                                                           freuten sich die BesucherInnen über fünf Hauptpreise – zwei
                                                                           aufbereitete Fahrräder von Trendwerk-dieRadstation, einen Ca-
                                                                           tering-Gutschein von pro mente Wien die Caterei, einen Dyson-
                                                                           Staubsauger von Volkshilfe Wien SÖB sowie traditioneller Weise
                                                                           die Kapitänswürde bei der beliebten Job-TransFair Tretboot-Re-
                                                                           gatta – sowie 500 (schon wieder ein Rekord!) weitere Preise.
                                                                           Die Preise bestanden zum Teil aus Produkten oder Dienstleis­
Andy Urban

                                                                           tungsgutscheinen der Sozialökonomischen Betriebe, die damit
                                                                           eindrucksvoll ihre vielfältigen Leistungen demonstrierten.

8            a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
Dank den
                                                                                                                      Sponsoren

                                                                                                                      Ohne die Unterstützung
                                                                                                                      durch arbeit plus Wien-Mit-
                                     3
                                                                                                                      glieder sowie Unternehmens-
                                                                                                                      sponsoren und ohne die
                                                                                                                      großzügigen Spenden von
                                                                                                                      Vereinen und Privatpersonen
                                                                                                                      wären weder die äußerst at-
                                                                                                                      traktiv bestückte Tombola
                                                                                                                      noch der Erlös von über
                                                                                                                      4.200,- Euro (neuer Rekord!)
                                                                                                                      für den Verein backup mög-
                                                                                                                      lich gewesen. Der Verein
                                                                                                                      backup unterstützt unver-
                                                                                                                      schuldet in finanzielle Not­
                                                                                                                      lage geratene Arbeitslose
                                                                                                                      rasch und unbürokratisch.
                                     4

                                                                                                                      Nochmals ein herzliches
                                                                                                                      ­Dankeschön an alle
                                                                                                                      ­SponsorInnen!

                                                                                                                      Sachpreise bzw. Gutscheine
                                                                                                                      kamen von:
                                                                                                                      • Trendwerk – dieRadstation,
                                                                                                                      dieWerkstatt, derDruck • UKI
                                                                                                                      • Equalizent • DerMann •
                                                                                                                      ZIB-Training • FAB – PS Mat-
                                                                                                                      tighofen, Triga • FK Rapid
                                                                                                                      • Verein backup • Murad &
                                                                                                                      ­Murad • Das Band • Jugend
 5                                                            6
                                                                                                                       am Werk – ZOBA-ZOBA
                                                                                                                       • Caritas • Volkshilfe Wien
                                                                                                                       • AMS/LGS • Roland Sauer
                                                                                                                       • itworks – green lab • IBIS
                                                                                                                       ACAM • Die Berater • Wiener
                                                                                                                       Hilfswerk • INIGO • Unik.at
                                                                                                                       • Michl‘s Restaurant
                                                                                                                       • Job-TransFair • ­gabarage
                                                                                                                       • AK Wien • ­die Caterei

                                                                                                                      Großzügige Geldspenden
                                                                                                                      sind eingegangen von:
  7                                               8                                                                   IBIS ACAM
                                                                                                                      IP Center
1 >>> Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales, betonte die Bedeu-
                                                                                                                      bit Schulungscenter
tung der Sozialen Unternehmen. 2 >>> Gruppenbild mit neuer arbeit plus Wien-Vorstandsvorsitzender Swant-
je Meyer-Lange (2.v.l). 3 >>> Alexander Juen (stv. GF des Waff) begrüßt Franz-Josef Lackinger (GF bfi Wien)           BFI
4 >>> Gemütliches Beisammensein am Tisch von Trendwerk mit Marianne Heinisch (Leiterin RGS Schloss­                   ZIB Training
hoferstraße) 5 >>> AMS-Wien, SMS-Wien mit Trägern und Dachverband an einem Tisch 6 >>> Wolfgang Sperl
                                                                                                                      BEST
(Wien Work-GF) freut sich mit dem frischgebackenen Kapitän Walter Kiss (Volkshilfe Wien) und LAbg GRin
Tanja Wehsely 7 >>> Roland Sauer (Sektionschef im Sozialministerium) und Manuela Vollmann (ABZ*Austria-
GFin) 8 >>> AK-Wien-MitarbeiterInnen mit Hannes Edlinger vom Sozialministerium und Silvia Leodolter (AK-
Delegierte im AMS Wien Landesdirektorium)

                                                                                                                a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v   9
GASTBEITRAG AMS WIEN

     Job Navi – Ausbildungswege
     für junge Mütter
     Jungen Müttern ohne Berufsausbildung werden durch ein innovatives Projekt berufliche
     Zukunftsperspektiven eröffnet. Die Berücksichtigung der Lebenssituation und großes
     Engagement in der unterstützenden Begleitung sorgen für den erhofften Erfolg.

     Junge Mütter ohne Berufsaus-             ben fehlendem oder nur unzu-                                            ven eröffnet, die begeistert                          adaptiert. Zwischen den ein-
     bildung oder weiterführende              reichend unterstützendem so-                                            genützt werden. Einige As-                            zelnen Modulen sind die erfor-
     Schule haben meist keinen                zialen Netzwerk –, geht eine                                            pekte, die den jungen Müttern                         derlichen Praktikumszeiten
     Platz im Berufsleben, auf den            ganze Reihe von Folge- und                                              dabei besonders wichtig sind:                         eingebettet. In den Phasen
     sie nach der Baby-Karenz zu-             Begleitproblemen einher: Ar-                                            gute Vorbereitung und Berufs-                         der Vorbereitung auf die Aus-
     rückkehren könnten. Zudem                beitslosigkeit, Armutsgefähr-                                           orientierung, Unterstützung                           bildung werden auch kogniti-
     fehlt Ihnen auch so gut wie              dung, Gesundheitsprobleme                                               bei der Berufsentscheidung,                           ve Voraussetzungen geschaf-
     immer die erforderliche Unter-           sowie zusätzlich ein Mangel an                                          Perspektive eines Lehrab-                             fen und das erforderliche
     stützung für einen Einstieg in           Perspektiven für die Kinder.                                            schlusses, Ausbildungsmög-                            ­Management für die Verein-
     die Arbeitswelt – und sie sind           Insofern erscheint es wichtig,                                          lichkeit in Teilzeit, Vorberei-                        barkeit von Ausbildung und
     für arbeitsmarktpolitische An-           für diese Zielgruppe etwas                                              tung auf den Lehrabschluss                             Verantwortung für Kinder un-
     gebote sehr schwer erreich-              Konstruktives zu bewirken –                                             über „Kompetenz mit Sys­                               ter den erschwerten Bedin-
     bar.                                     und damit auch einigen sozi-
     Allein in Wien gibt es mehr als          alen und gesellschaftspoliti-
     2.500 junge Mütter unter 25              schen Herausforderungen zu                                                 Das erforderliche ­Management
     Jahren ohne jene ausreichen-             begegnen.
     de Vorbildung, die eine erfolg-                                                                                     für die Vereinbarkeit von Ausbildung
     reiche Teilnahme am Erwerbs-             NEUE PERSPEKTIVEN                                                          und Verantwortung für Kinder
     leben ermöglichen könnte. Mit            FÜR JUNGE MÜTTER
     einer Arbeitslosenquote von                                                                                         wird trainiert.
     knapp 40 Prozent sind Perso-             Mit „Job Navi“ wurde ein An-
     nen mit maximal Pflichtschul-            gebot „maßgeschneidert“, das
     ausbildung in Wien besonders             den jungen Müttern einen                                                tem“, vorübergehende Kinder-                          gungen, unter denen die jun-
     gefährdet, um aus dem Ar-                Lehrabschluss ermöglicht und                                            betreuung vor Ort im Bedarfs-                         gen Mütter meist leben, unter-
     beitsmarkt ausgegrenzt zu                sie vor und während der Teil-                                           fall, individuelle sozialpädago-                      stützt, gelernt und trainiert.
     werden. Das insbesondere                 nahme an der Ausbildung um-                                             gische Begleitung und                                 Das seit Jänner 2017 laufende
     dann, wenn die Betreuungs-               fassend unterstützt, damit sie                                          Unterstützung, Wahlmöglich-                           Projekt wird seit Beginn be-
     pflichten für Kinder ein weite-          einen guten Start in ihr Be-                                            keiten zwischen verschiede-                           gleitend evaluiert. Die Ergeb-
     res Hindernis für die Job-Ver-           rufsleben und ihre Kinder eine                                          nen Berufen.                                          nisse werden in den beiden
     mittlung darstellen. Mit unzu-           bessere Zukunftsperspektive                                             Für Job Navi wurde das mo-                            angeführten Veröffentlichun-
     reichender Bildung und                   haben.                                                                  dulare „Kompetenz mit Sys­                            gen dargestellt.
     Kinderbetreuungspflichten,               Für rund 100 junge Mütter                                               tem“ für zunächst drei Lehr­                          Der zweite Durchgang von
     oftmals alleinerziehend – ne-            wurden damit neue Perspekti-                                            berufe auf Basis von Teilzeit                         Job Navi hat bereits begon-
                                                                                                                                                                            nen, Anfang 2019 wird der
                                                                                                                                                                            dritte Durchgang gestartet.
                                                               Doris Landauer (Hg.)                                           Doris Landauer (Hg.)

                                                                                                                                                                            2019 werden auch der Ab-
                                                                                         Job Navi                                                    Job Navi               schluss des ersten Durch-
     INFO                                                               Ausbildungswege für junge Mütter                               Ausbildungswege für junge Mütter
                                                                                                                                                                            gangs und die Lehrabschluss-
                                                                                            Die Entstehung.                                          Die Teilnehmerinnen.

     Bezugsquellen                                                                                                                                                          prüfungen zu feiern sein. Zu
                                                                                      Die persönlichen Geschichten.                                  Phase 1 und Phase 2.
                                                                                            Die erste Bilanz.                                         Die zweite Bilanz.

                                                                                                                                                                            diesem Zeitpunkt wird die
     Beide Bücher sind kostenfrei beim AMS Wien
                                                                                                                                                                            dritte und abschließende Bi-
     zu beziehen – einfach ein Mail an
     dagmar.hoellerer-fellner@ams.at                                                                                                                                        lanz dieses Projektes gezogen
     mit der Angabe Ihrer Postadresse schreiben!                                                                                                                            werden können, die wieder in
     Weitere Infos finden sich auf der Webseite                                                                                                                             einer Publikation veröffent-
     http://www.unentdeckte-talente.at/das-projekt/                                                                                                                         licht werden wird.

10   a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
NEUES MITGLIED

                                                                TOP-Lokal:
                                                                Vielfältig nachhaltig
                                                                Der Gastronomiebetrieb setzt bei der Job-
                                                                Vermittlung genauso auf Nachhaltigkeit wie
                                                                bei der ressourcenschonenden
                                                                Betriebsführung.

NEUES MITGLIED                                                  Als sozialökonomischer Betrieb handelt das TOP-Lokal sozial,
                                                                nachhaltig und ökologisch. Ziel des engagierten Projekts ist es,

Die Männer BBE                                                  langzeitarbeitslosen Menschen mit Hilfe von Transitarbeitsplät-
                                                                zen im Restaurant- und Cateringbereich den Wiedereinstieg in
                                                                den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. „Wir wollen als Team
Ein Beitrag zur Pluralisierung männlicher                       erreichen, dass sich nach Ablauf des sechsmonatigen Transit-
Lebenschancen im Rahmen zunehmender                             dienstverhältnisses unsere Arbeitskräfte stabil und gefestigt der
                                                                Herausforderung eines Arbeitsverhältnisses am regulären Ar-
Geschlechtergerechtigkeit
                                                                beitsmarkt stellen wollen und können und dass diese Reintegra-
                                                                tion von Dauer ist“, erläutert Geschäftsführer Martin Röhsner.
Das Konzept der Männer BBE ist maßgeblich mit der Män-          „Unsere wichtigsten Prinzipien sind dabei die Wertschätzung
nerberatung Wien und deren profeministischer Ausrichtung        sowie die Anerkennung des Wissens und der Erfahrung jeder/je-
verwoben. Der Zugang zur Zielgruppe der erwerbslosen            des Einzelnen, das individuelle Eingehen auf unsere Transitar-
Männer, die angewandten Methoden und Grundhaltungen             beitskräfte und ein positives und motivationssteigerndes Be-
basieren auf dreißigjähriger Erfahrung in der Entwicklung       triebsklima“, ergänzt Projektleiterin und Co-Geschäftsführerin
von adäquaten Antworten auf diverse Problem- und Kon-           Elisabeth Schügerl-Kiener, die immer ganz nah dran an den Mit-
fliktlagen von Männern. Das Projekt richtet sich an erwerbs-    arbeiterInnen ist.
lose Männer und adressiert sie als Betroffene und (Mit-)Ge-     Durch seine gute Lage in der Wiener Innenstadt ist das Restau-
stalter im Sinne einer geschlechtergerechten Gesellschaft.      rant vor allem beliebt bei den Geschäftsleuten der Umgebung
Aktuell ist die Männer BBE im fünften Projektjahr und er-       (Mittagstisch!) und bei allen, die sozial und ökologisch nachhaltig
reicht im Zeitraum eines Jahres 160 Männer im Alter von 21      essen und feiern wollen: Die EMAS-Zertifizierung (weltweit an-
bis 65 Jahren aus dem Raum Wien. Das Beratungskonzept           spruchsvollstes System für nachhaltiges Umweltmanagement)
ist ist ein Gruppenprogramm mit gesamtheitlichem Betreu-        zeigt die ressourcenschonende Ausrichtung deutlich. Übrigens:
ungsansatz. Dem Teilnehmer wird ein soziales Umfeld ange-       Das Team des TOP-Lokal sorgt auch für köstliche Caterings: An-
boten, auf das er je nach individuellem Bedarf und Möglich-     geboten werden Fingerfood und Snacks für coole Partys, kalte
keit einsteigen kann.                                           und warme Buffets für gelungene Events sowie mehrgängige Me-
                                                                nüs an der gedeckten Tafel für besondere Anlässe – und das alles
BBE. Begegnen. Bewegen. Entscheiden.                            mit hohem sozialen Engagement und Einsatz für die Umwelt!

Zentral sind der persönliche Kontakt, das Üben, sich selbst
wahrzunehmen und mitzufühlen, sowie das Teilen von Pro-
blemen, das sowohl verbindet als auch Veränderung bringt.
Die Gruppe bietet jene heilenden Faktoren, die aus der Er-
starrung herausführen, vor allem ein Gefühl der Zugehörig-
keit, Zeit und Raum zum Reden, auf der Basis von Vertrauen,
Verlässlichkeit und Verschwiegenheit – das ermöglicht, sich
zu öffnen und Hilfe anzunehmen. Für viele Betroffene wird
das Gefühl von Wertschätzung zum ersten Mal erlebbar und
dieses Gefühl aktiviert Neugier, Freude und Kreativität. Im
                                    Endbericht wird nicht nur
                                    Klärendes im Hinblick auf
INFO                                                            INFO
                                    weitere Vermittlungs­
Männer BBE                          arbeit sichtbar, sondern    TOP-Lokal
Keplerplatz 12/21, 1100 Wien        auch die menschliche        Fleischmarkt 18, 1010 Wien
www.maenner.at                      Seite des Teilnehmers.      Tel. (01) 513 02 03; www.top-lokal.at

                                                                                                  a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v   11
IN MEDIAS RES
     Ob Film, TV, Print oder Internet: Diese Rubrik widmet sich arbeitsmarktrelevanten News mit Medienbezug.

     Tamara Brandstätter,                                                   HG. ARBEITERKAMMER SALZBURG
     Julia-Rita Warmuth, Bernhard Kittel                                    UND ZENTRUM FÜR ETHIK UND
                                                                            ­ARMUTSFORSCHUNG
     Arbeitslosigkeit junger
     ­Erwachsener in Wien;                                                  Lesebuch Soziale Ausgrenzung III
                                                                            Mandelbaum Verlag, 2017, 152 Seiten
     Individuelles Erleben
     aus sozio­logischer Perspektive.
     Universität Wien 2017                                                                                     Nach „Aspekte von Armut
                                                                                                               in wohlhabenden Gesell-
                                                                                                               schaften“ und „Alltags-
     Aus einer Kooperation des Instituts für Wirtschaftssoziologie der                                         welten – Alltagserfahrun-
     WU Wien und des Master-Studiengangs Soziologie der Universität                                            gen“ beschäftigt sich die
     Wien entstand die Studie „Arbeitslosigkeit junger Erwachsener in                                          Reihe Lesebuch Soziale
     Wien“, in deren Fokus 36 junge Menschen stehen, die zum Zeit-                                             Ausgrenzung im dritten
     punkt des Interviews arbeitslos waren oder vor kurzem Erfahrung                                           und jüngsten Band mit
     mit Arbeitslosigkeit gemacht hatten. Jedem der (anonymisierten)                                           Arbeitswelten. Das Ergeb-
     Interviews werden mehrere Seiten gewidmet, um einen detaillierten                                         nis ist ein kleines, aber fei-
     Einblick in die Lebenswelten junger Erwachsener zwischen 18 und                                           nes Büchlein, das ein viel-
     28 mit schwieriger Erwerbsbiographie zu bieten.                                                           fältiges Bild heutiger und
     Gemeinsam ist fast allen Befragten, dass ihre Vorstellungen, was                                          künftiger Arbeitswelten
     den Arbeitsmarkt und ihre eigenen Jobvorstellungen betrifft, teil-                                        zeichnet. In 27 Beiträgen
     weise sehr unrealistisch (so möchte etwa ein Befragter bei den                                            erzählt das Lesebuch ab-
     Wiener Philharmonikern spielen, wenn daraus nichts wird, würde er      seits von Zahlen und Statistiken von den vielen Seiten der
     aber auch die Tonkünstler nehmen), teilweise äußerst pessimistisch     Arbeitswelt und von ihren Veränderungen, von ihren Chan-
     sind. Auffällig ist auch, dass Eltern entweder gar nicht oder sogar    cen ebenso wie von ihren Schattenseiten. Da wird die Arbeit
     als Hindernisse beim Einstieg ins Arbeitsleben in Erscheinung tre-     der „unsichtbaren“ Putzfrau ebenso behandelt wie die Pro-
     ten, indem sie das Kind z.B. in Richtung der eigenen Interessen        bleme von 24-Stunden-BetreuerInnen oder der Einsatz von
     drängen oder ihm gar die Fähigkeit zum Wunschjob absprechen.           neuen Technologien und Digitalisierung allgemein.
     Die Interviews wurden in fünf Gruppen, basierend auf Motivation
     und Werten (von aktiven Realisten bis perspektivenlos Resignier-       Begleitend und ergänzend zu den Perspektiven von Wissen-
     ten), eingeteilt. Bemerkenswert ist, dass in der Gruppe der Resi-      schaftlerInnen aus den unterschiedlichsten Disziplinen und
     gnierten die Zahl an Interviewten, die entweder selbst durch           PraktikerInnen aus Interessensvertretungen, Institutionen
     Schwangerschaft die Arbeitslosigkeit „unterbrochen“ haben, oder        und Unterstützungsstrukturen, finden sich kreative, unmittel-
     eine schwangere Freundin/Lebensgefährtin haben, sehr hoch ist.         bare Zugänge aus einer Schreibwerkstatt für Arbeitsuchen-
     Diese und weitere Auffälligkeiten zu finden, ist jedoch den Lesenden   de, die von der AK Salzburg mitorganisiert wurde. So wird
     überlassen – so detailliert und gut lesbar die Interviews auch doku-   das Buch über weite Strecken auch zum Sprachrohr für Men-
     mentiert sind, es fehlt leider jegliche Zusammenfassung, Schlussfol-   schen, die selbst von Ausgrenzung und Stigmatisierung be-
     gerung oder gar Empfehlung, welche Maßnahmen zur Unterstützung         troffen sind und von Hürden, Verwundbarkeit und beschä-
     junger Erwachsener greifen könnten. Somit bietet die Studie zwar ei-   menden Erfahrungen erzählen können.
     nen durchaus interessanten Einblick in das vielschichtige Zusammen-    Und das ist der wahrscheinlich stärkste Part des Buches,
     spiel zwischen Menschen und den gesellschaftlichen Strukturen, in      denn da erhält man Momentaufnahmen etwa aus dem Leben
     denen sie sich bewegen, belässt es jedoch bei 36 Einblicken, ohne      Arbeitsloser, in denen sie die Leserinnen und Leser beispiels-
     diese zu einem größeren Bild zusammenzuführen.                         weise an ihren Gedanken und Gefühlen beim Bewerbungsge-
     Für Interessierte, die Beispiele von konkreten Erfahrungen mit Ar-     spräch teilhaben lassen. Und wenn ein über 50-jähriger
     beitslosigkeit suchen, ist die Publikation durchaus von Interesse.     durch Krankheit aus dem gewohnten Berufsleben Geworfe-
     Was diese Fälle jedoch für den weiteren Umgang mit Jugendar-           ner zugibt, dass auch er früher gedacht hatte: „Arbeitslose
     beitslosigkeit in Wien bedeuten, muss jede/r LeserIn für sich selbst   tun nichts, sind faul“, wird zusätzlich der Perspektivenwech-
     herausfinden.                                                          sel thematisiert, der sich durch persönliche Betroffenheit er-
                                                                            gibt und ganz neue, wenn auch unangenehme Einsichten
     Gratis Download unter: https://soc.univie.ac.at/fileadmin/user_        bringt. So gesehen schon fast eine Pflichtlektüre für alle, die
     upload/i_soc/Personal/Publikationen/Brandstaetter_Warmuth_             Langzeitarbeitslose diffamieren und Kürzungen im Sozialbe-
     Kittel_2017_Jugendarbeitslosigkeit_Wien.pdf                            reich als Allheilmittel sehen …

12   a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
VERÖFFENTLICHUNGEN VON
ARBEIT PLUS WIEN
MutmacherInnen II,
Beschäftigung & Beratung
in Wien, Videoproduktionen
                                                                                                                   Ziel: Wieder­
                                                                                                                   erlangung
                                                                                                                   der Arbeits­
                                    Im Herbst erscheint der                                                        fähigkeit
                                    zweite Teil der erfolgrei-
                                    chen Publikation „Mut-
                                                                 10 JAHRE STANDFEST
                                    macherInnen. Von Men-
                                    schen, die sich zurück in
                                    die Arbeitswelt auf-
                                    machten und dabei nur
                                                                 Eine gute Begleitung
                                    gewinnen konnten“.
                                    Mehr als 20 Menschen
                                                                 erleichtert den Weg
                                    unterschiedlicher Her-
                                    kunft und Ausbildung,        2008 wurde erstmals ein Angebot unter dem Namen Standfest beim
                                    die es besonders schwer      Verein Dialog – Sucht und Beschäftigung angeboten. Es war ein von
                                    hatten, einen (neuen)        der Sucht- und Drogenkoordination und dem WAFF initiiertes und
                                    Job zu finden, erzählen      getragenes Projekt unter finanzieller Beteiligung des esf. „Erstmals
im neuen Buch ihre Geschichten. Da ist zum Beispiel der          konnten wir mit diesem speziellen Programm Personen, die bei der
über 50-jährige, der gehörlos ist, nie die Gebärdensprache       MA 40 oder dem AMS Wien gemeldet waren und deren Arbeitsfähig-
erlernt hat und sich trotzdem im neuen Job bewährt und           keit im Zusammenhang mit einer Suchterkrankung eingeschränkt war,
sogar andere anleitet. Oder die topausgebildete, erfahrene       längerfristig zielgerichtet auf dem Weg zur Wiedererlangung der Ar-
Marketing-Expertin, die erst über die leider „sistierte“         beitsfähigkeit begleiten“, erläutert Projektleiter Wolfgang Kramer.
­Aktion 20.000 wieder einen Job fand. Als neuer Aspekt           Neu war unter anderem eine Zuweisungskette in enger Zusammen-
 wurden für den zweiten Band der MutmacherInnen neben            arbeit mit dem Institut für Suchtdiagnostik, als abklärende Stelle und
 den BeraterInnen auch die ArbeitgeberInnen vor den Vor-         dem Projekt Standfest als betreuende Einrichtung. Das psychosozi-
 hang geholt, um zu erfahren, wie sie von der Zusammen­          ale Angebot Standfest war immer gekoppelt mit der Möglichkeit der
 arbeit mit Sozialen Unternehmen profitieren.                    Nutzung der medizinischen Angebote von Sucht und Beschäftigung.
 Übrigens: Vom ersten Band gibt es noch Restexemplare            Neben der fachlichen Kompetenz zum Thema Suchterkrankung
 (siehe Foto), die unter office@arbeitplus-wien.at (Schutz-      zeichnete Standfest die sehr individuell gestaltbare multiprofessio-
 gebühr Euro 9,-) bestellt werden können.                        nelle und multimodale Ausrichtung des Angebots aus. Das wurde
                                                                 über die Jahre auch beibehalten, gab es doch Veränderungen seit
Katalog „Beschäftigung und Beratung in Wien“                     dem Ursprungsangebot über den Einstieg des AMS Wien als För-
Eine weitere erfolgreiche Publikation von arbeit plus Wien       dergeber und damit verbunden die Veränderung der Rolle als
ist der Katalog „Beschäftigung und Beratung in Wien“,            Kursanbieter bis hin zum Status als BBE seit 2016. Auch hat sich die
der im Sommer neu erscheint. Als einziges Druckwerk              Zuweisung verändert und das regionale Kompetenzzentrum wurde
gibt er einen Gesamtüberblick über alle Beschäftigungs-          als koordinierende und abklärende Stelle geschaffen, über die aktu-
und Beratungseinrichtungen in Wien und wird auch von             ell die Personen mit Unterstützungsbedarf zugewiesen werden.
den BeraterInnen des AMS Wien bei ihrer täglichen Arbeit         „Dass wir seit nunmehr zehn Jahren für die Zielgruppe der Perso-
verwendet. Die Neuauflage kann unter office@arbeitplus-          nen im Graubereich der Arbeitsfähigkeit ein individuelles Programm
wien.at gegen eine Schutzgebühr von Euro 12,– (zuzüglich         anbieten können, wollen wir zum Anlass nehmen, zu einem Tag der
Porto) bestellt werden (Auslieferung erfolgt im August).         Offenen Türe einzuladen“, freut sich Projektleiter Kramer. „Am
                                                                 Nachmittag des 10. September präsentieren wir Ihnen die Einrich-
„Jung, motiviert, arbeitslos?“                                   tung und stehen für den Austausch und Diskussionen mit einem in-
und „50 plus und arbeitsuchend“                                  teressierten Fachpublikum bereit. Bitte merken Sie sich den Tag vor,
Um die positiven Effekte der aktiven Arbeitsmarktpolitik         um 14 Uhr geht’s los!“
besonders anschaulich zu zeigen, gestaltete W24 für ar-
beit plus Wien erstmals zwei Video-Reportagen. Anhand
konkreter Beispiele dokumentieren die Filme (jeweils in          INFO
einer drei bzw. 15 Minuten langen Version verfügbar) die
                                                                 Verein Dialog – Sucht und Beschäftigung –
Bedeutung von Beschäftigung und individueller Beratung
in sozialintegrativen Projekten. Dabei kommen (ehemali-
                                                                 Standfest BBE
ge) TeilnehmerInnen zu Wort und erzählen, was ihnen              Modecenterstraße 14 (Eingang Döblerhofstr. 9), 4. Stock, 1030 Wien
­besonders geholfen hat. Schau’n Sie sich das an auf             Standfest BBE wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des AMS
 www.arbeitplus-wien.at                                          Wien und der Sucht und Drogenkoordination Wien finanziert.

                                                                                                    a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v   13
Gastbeitrag waff

        Die Wiener Ausbildungsgarantie:
        gleiche Chancen für ALLE
        Je besser die Ausbildung, desto besser die Arbeitsmarktchancen – daher ist es ganz besonders
        wichtig, dass alle Jugendlichen die gleichen Chancen haben, eine fundierte (Berufs-)
        Ausbildung absolvieren zu können.

        Wien unterstützt dabei umfas-            Lehre. Bisher sind in diesem       reguläre Lehrstelle finden. Klar   Wiener Ausbildungsgarantie
        send mit der Wiener Ausbil-              Bereich durchaus herzeigbare       ist dabei: Das AMS Wien muss       werden.
        dungsgarantie, die Kernstück             Erfolge erzielt worden. So         dafür die notwendigen finan-       Die Wiener Ausbildungs­
        des Qualifikationsplan Wien              sinkt die Zahl der „early          ziellen Mittel vom Bund zur        garantie beinhaltet aber noch
        2020 ist. Er ist eine gemeinsa-          school leavers“ kontinuierlich.    Verfügung gestellt bekom-          viel mehr Angebote. So unter-
        me Strategie von Stadt Wien,             Waren es 2009 noch 11,9 Pro-       men. Die überbetriebliche          stützt etwa das Jugend-
        Sozialpartnern und allen wich-           zent so ist ihr Anteil 2016 auf    Lehrausbildung (ÜBA) ist ein       coaching des Sozialministeri-
        tigen Bildungs- und Arbeits-             8,7 Prozent gesunken.              unverzichtbares Sprungbrett        umservice (SMS) den Über-
        markteinrichtungen, um Wie-                                                 für den Ausbildungsweg und         gang von der Schule in den
        nerInnen mit höchstens                   ÜBA ist                            die berufliche Zukunft.            Beruf in der 8. und 9. Schul­
        Pflichtschulabschluss zu einer           unverzichtbar                      Ziel muss es sein, dass mög-       stufe und trägt dazu bei,
        besseren Ausbildung zu ver-              Im März dieses Jahres haben        lichst viele Jugendliche aus       Schulabbruch zu verhindern.
        helfen. Schule und Berufserst-           sich Stadt und Sozialpartner       der ÜBA in einen Betrieb           Die Produktionsschulen wie-
        ausbildung sind dabei die                darauf geeinigt, den Qualifika-    wechseln und ihre Ausbildung       derum ­bemühen sich um jene
        wichtigsten Hebel. Ziel ist es,          tionsplan Wien bis 2030 zu         dort praxisnah abschließen zu      Jugendlichen, die Schule oder
        dass möglichst viele Jugendli-           verlängern und die Lehrausbil-     können, um danach möglichst        Lehre abgebrochen haben
        che eine über Pflichtschule              dung zu sichern. Neben dem         als Fachkraft übernommen zu        und am Arbeitsmarkt noch
        hinausgehende Ausbildung                 klaren Bekenntnis zu einer         werden. Um das zu forcieren,       nicht angekommen sind. Das
        schaffen. Die wichtigste                 qualitativ hochwertigen Aus-       haben AMS Wien und waff            von waff und SMS finanzierte
        Grundlage dafür sind ein leis­           bildung in den Betrieben gab       heuer erstmals die Lehrstel-       Projekt spacelab-Produktions-
        tungsfähiges Schulsystem und             es auch Konsens zur überbe-        lenbörse „Volltreffer“ veran-      schule Wien mit vier Stand­
        eine qualitativ hochwertige              trieblichen Lehre für jene, die    staltet. Sie soll zum jährlichen   orten ist dabei ein Best-­
        Berufserstausbildung bzw.                trotz aller Bemühungen keine       Fix­starter im Rahmen der          Practice-Modell.
                                                                                                                       Ein weiteres Vorreiterprojekt
                                                                                                                       ist „StartWien – Das Jugend-
                                                                                                                       college“. Zielgruppen sind in
                                                                                                                       erster Linie nicht mehr schul-
                                                                                                                       pflichtige Asylberechtigte und
                                                                                                                       subsidiär Schutzberechtigte
                                                                                                                       sowie AsylwerberInnen von
                                                                                                                       15 bis 21 Jahren. Künftig sollen
                                                                                                                       auch Jugendliche aus EU- und
                                                                                                                       Drittstaaten sowie sonstige
                                                                                                                       benachteiligte Jugendliche
                                                                                                                       das Jugendcollege besuchen.
                                                                                                                       Es bietet echte Zukunfts­
                                                                                                                       perspektiven und damit eine
                                                                                                                       zentrale Grundlage für eine
                                                                                                                       später erfolgreiche Integration
                                                                                                                       in den Arbeitsmarkt. Das Ju-
                                                                                                                       gendcollege wird aus Mitteln
                                                                                                                       der Stadt Wien, des AMS
                                                                                                                       ­Wien und via waff aus Mitteln
 waff

                                                                                                                        des Europäischen Sozialfonds
        Jugendliche werden an ihren Aufenthaltsorten erreicht: Berufsinfo im Park                                       finanziert.

14      a rbe i ts m a r kt p o l it ik akti v
GASTBEITRAG ARBEIT PLUS ÖSTERREICH

arbeit plus Innovation Lab: Ort
für Experimente und Vernetzung
Im Juni 2016 haben wir uns bei arbeit plus mit einem ersten Konzept, vielen Ideen und
der Lust aufs Experimentieren im Gepäck auf eine unbekannte Reise gemacht. Wir haben das
arbeit plus Innovation Lab gegründet.

Wir verstehen das Innovation                                                                                         schaft, etc.) zu vernetzen. Wir
Lab als offenen Denk- und Ex-                                                                                        beobachten, dass viel zu oft
perimentierraum. Es gibt re-                                                                                         parallel gearbeitet wird, an-
gelmäßige Treffen, zu denen                                                                                          statt organisationsübergrei-
wir alle Mitglieder und Interes-                                                                                     fend sozial innovative Lösun-
sierten offen einladen, mit                                                                                          gen zu entwickeln.
dem Wunsch, gemeinsam mit                                                                                            Außerdem finden neue Social
vielen verschiedenen                                                                                                 Enterprises sehr wenig An-
Akteur*innen ins Denken und                                                                                          schluss an das vorhandene Er-
ins Tun zu kommen. Der in-                                                                                           fahrungswissen. Die etablier-
haltliche Fokus des Innovation                                                                                       ten Sozialen Unternehmen
Labs liegt auf dem Thema                                                                                             wiederum profitieren vom fri-
„Arbeit“ in all seinen Facetten.                                                                                     schen Wind „der Jungen“. Um
Wir sind an Entwicklungen am                                                                                         diesen Austausch zu verstär-
Arbeitsmarkt, der Arbeits-                                                                                           ken, haben wir mit Jänner
marktpolitik und den Sozialen                                                                                        2018 die Mitgliedschaft bei
Unternehmen interessiert, die                                                                                        ­arbeit plus für neue Social En-
wir im Kleinen testen und im                                                                                          terprises, die im Bereich der
Großen andenken.                                                                                                      Inklusion und Integration von
                                                                                                                      benachteiligten Menschen am
Innovation muss sich                                                                                                  Arbeitsmarkt tätig sind, geöff-
                                   123rf.com

auch in der Form                                                                                                      net. Zusätzlich hat sich im
­wiederfinden                                                                                                         April 2018 eine neue Arbeits-
Die Formate des arbeit plus                    Am Weg zum inklusiven Arbeitsmarkt für alle?                           gruppe zum Thema Social
Innovation Labs sind so bunt                                                                                          ­Enterprises geformt.
wie die Inhalte, und das aus
gutem Grund. Wir schaffen                      Zehn Innovation Labs               zum Thema Digitalisierung          Mit dem arbeit plus Innovation
nicht nur einen Rahmen zum                     und eine bunte                     und „Gute Arbeit“ in Sozialen      Lab, der Öffnung für neue Mit-
Experimentieren, sondern wa-                   ­Palette an Themen                 Unternehmen bis hin zur Aus-       glieder und der Einrichtung
gen das Experiment mit der                     In Zahlen ausgedrückt, gab es      einandersetzung mit neuen          der AG Social Enterprises ent-
Vielfalt der Formate,                          bislang zehn Innovation Labs.      Organisations- und Führungs-       wickeln wir das weiter, was wir
Akteur*innen und Inhalte                       Einige Labs hatten einen           modellen wie der Soziokratie.      seit 30 Jahren verfeinert ha-
auch selber: Manches klappt                    Workshop-Charakter, einige                                            ben: Wir verbinden Unterneh-
auf Anhieb sehr gut und wird                   andere waren Abendveran-           Mit der neuen                      menswelten, Ideen und Gene-
verfeinert, manch anderes                      staltungen. Wir hatten eine        Mitgliedschaft ver-                rationen. Wir bringen Men-
wird wieder verworfen. Au-                     Museumsführung und viele           binden wir Welten                  schen und Organisationen
ßerdem lernen wir ständig                      Arbeitsfrühstücke. Auch die        Ein wichtiges Ziel des arbeit      zusammen, setzen Impulse
weiter und kooperieren bei                     Themen waren sehr vielseitig:      plus Innovation Labs ist es        und schaffen eine vertrauens-
den Formaten und Inhalten                      Von der Unterstützung bei der      auch, die etablierten Sozialen     volle Atmosphäre für soziale
mit anderen Organisationen.                    Entwicklung von Geschäfts-         Unternehmen mit den neu            Innovationen. Wir arbeiten ge-
Das ist in sich ein innovativer                modellen durch Peer-Feed-          entstandenen Social Enterpri-      meinsam an einem inklusiven
Prozess und, so unsere Erfah-                  back und Design-Thinking, der      ses sowie mit vielfältigen ar-     Arbeitsmarkt für alle!
rung, ein wichtiger Hebel, um                  Einreichung bei innovativen        beitsmarktpolitischen
innovative Projekte anzu­                      Fördercalls, über Vorträge,        Akteur*innen (öffentliche          http://arbeitplus.at/
stoßen.                                        Diskussionen und Workshops         Hand, Verwaltung, Zivilgesell-     innovation-lab/

                                                                                                                   a r b eitsma r ktpoli t i k akt i v   15
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