Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...

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Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
Das Magazin der tb.glarus zur Energiezukunft für Sie
2/2021

     Mit Biogas geht das
         Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik,
           über das CO2 -neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren.
Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
AUGENBLICK

             Aufgeweckt und kompetent
             Schon nach kurzer Zeit während der Schnup-
             pertage bei den tb.glarus war für Ajla Bajrami
             der Fall klar: «Da will ich hin.» Heute ist sie
             Lernende Kauffrau im zweiten Lehrjahr und hat
             nicht nur die verbuchten Kundenrechnungen
             auf ihrem PC im Griff. Am Schalter, am Telefon
             oder per E-Mail beantwortet sie Fragen zur
             Strom-, Wasser-, Gasrechnung oder zum bevor-
             stehenden Umzug. Ihre kompetente Art
             kommt bei den Kunden sehr gut an und moti-
             viert die 17-Jährige für ihre tägliche Arbeit.
Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
EDITORIAL

                                                                   Liebe Leserin,
                                                                         lieber Leser
                                                                                                                       Eine lange Leitung zu haben, gilt umgangssprachlich als eher
                                                                                                                       unvorteilhaft. In der Strom-, Wasser-, Gas- und Wärmeversor-
                                                                                                                       gung gehören lange Leitungen aber zu unserem Tagesgeschäft –
                                                                                                                       gemeinsam bilden sie unsere Versorgungsnetze.

                                                                                                                       Die neuen fernauslesbaren Verbrauchszähler, Smart Meter ge-
                                                                                                                       nannt, eröffnen dabei neue Möglichkeiten der Netzbewirtschaf-
                                                                                                                       tung. «Meter to Cash» heisst das Verfahren, das sich dabei zu
                                                                                                                       einem der Kernprozesse der Energiebranche entwickelt. Lesen
                                                                                                                       Sie dazu den Beitrag auf Seite 11 dieses Hefts mit unserem
                                                                                                                       Abteilungsleiter Markt + Digital, Jürg Zentner. Die Digitalisierung
                                                                                                                       macht unsere Gesellschaft effizienter, wobei die Daten – Dreh-
                                                                                                                       und Angelpunkt der modernen Energiebranche – auch
                                                                                                                       entsprechend geschützt werden müssen.

                                                                                                                       Oberstes Ziel der tb.glarus ist und bleibt es, mittels Unterhalt
                                                                                                                       und Planung unsere Netze in bester Verfassung zu halten
                                                                                                                       und die Versorgungssicherheit wirtschaftlich zu gewährleisten.

                                                                                                                       Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und einen
                                                                                                                       angenehmen Sommer.

                                       Mario Zimmermann, Hauptabteilungsleiter Vertrieb + Entwicklung

                                       Aus dem Inhalt

                                         12                                                                             14                                                   20
                                       Leben in der Energiezentrale                                                    Bauindustrie auf dem Holzweg                       Umweltfreundlich düngen
                                       Module auf dem Dach und an der Fassade, Bat-                                    Innovativ, ökologisch und hocheffi-                Wie Stickstoff über Bakterien
                                       terie im Keller: So nutzen Sie den selbst erzeug-                               zient – weshalb Bauen mit Holz gerade              zu den Pflanzen kommt,
                                       ten Sonnenstrom optimal zum Eigenverbrauch.                                     ein fulminantes Comeback erlebt.                   erklärt Beat Christen, ETH.
Fotos: Samuel Trümpy (Seite 1 und 2)

                                       Impressum

                                       2. Jahrgang, Juni 2021, erscheint vierteljährlich
                                       Herausgeber: Technische Betriebe Glarus, Feldstrasse 1, 8750 Glarus,
                                       Tel. 058 611 88 88, info@tbglarus.ch, tbglarus.ch
                                                                                                                                                                   Drucksache
                                       Konzept, Redaktion und Gestaltung: Redact Kommuni­kation AG, 8152 Glattbrugg;
                                                                                                                                                       myclimate.org/01-21-864810
                                       redaktion@redact.ch | Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen

                                                                                                                                                                                       100 %   2 / 2021   3
Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
KURZ UND BÜNDIG

So lese ich meine Energierechnung
«Wie setzt sich eigentlich der Endbetrag meiner Energierechnung zusammen?»
Diese Frage haben Sie sich möglicherweise auch schon beim prüfenden Blick
auf Ihre Stromrechnung gestellt.
Objekt: Einfamilienhaus, 5 Zi Parterre, mehrgeschossig, Ennetbühlerstrasse 13, 8755 Ennenda

Messpunkt: CH10001012345EWEnnenda00002070501
Elektrizität
                                            Zähler-Nr.   Verbrauch Verbrauch      Stand alt      Stand neu      Faktor            Menge
Verbrauchsermittlung                                        von       bis
Hochtarif (I)                               39244041     01.09.20   01.11.20            7'579         7'855                       276 kWh
Niedertarif (II)                                         01.09.20   01.11.20            9'244         9'654                       410 kWh
                                                                         Menge          Ansatz   Dauer    Betrag CHF      MwSt Betrag CHF
Betragsermittlung                                                                                          exkl. MwSt.     Satz inkl. MwSt.

Netznutzung

Netznutzung tb.grid mix
Hochtarif (I)                                                          276 kWh      Rp. 9.05                      24.98    7.70       26.90
Niedertarif (II)                                                       410 kWh      Rp. 6.05                      24.81    7.70       26.72
Systempreis                                                            1 Anzahl     Fr. 12.00     2 Mt.           24.00    7.70       25.85
Allgemeine Systemdienstleistungen (SDL)                                686 kWh      Rp. 0.16                       1.10    7.70        1.18
Total                                                                                                                                 80.65

Energie

Energie tb.grid mix
Einheitstarif                                                          686 kWh      Rp. 7.30                      50.08    7.70       53.94
Total                                                                                                                                 53.94

Öffentliche Abgaben

Konzessionsabgabe (Öko-Abgabe) an die Gemeinde Glarus                  686 kWh      Rp. 1.00                       6.86    7.70        7.39
Bundesabgabe (Netzzuschlag)                                            686 kWh      Rp. 2.30                      15.78    7.70       17.00
Total                                                                                                                                 24.39
Total Objekt                                                                                                                         158.98

                                                          Verbrauchsvergleich

   600
   500                                                                                                    410
                                                                                  387
   400
                                          294
Grundsätzlich
  300         besteht diese aus drei Komponenten, 276                  – S chliesslich kommen noch die «Öffentlichen Abgaben»
nämlich
  200   «Netznutzung»   (grün), «Energie» (gelb) und                      hinzu. Das ist einerseits die Konzessionsabgabe (Öko-
«Öffentliche
  100        Abgaben»  (blau).                                            Abgabe) von 1,0 Rp. / kWh an die Gemeinde Glarus, womit
     0                                                                    Energieeffizienzmassnahmen gefördert werden.
Als Basis für die Verrechnung der drei Komponenten
                                           Hochtarif (I) sind             AndererseitsNiedertarif
                                                                                        wird hier eine
                                                                                                  (II) Bundesabgabe von 2,3 Rp./ kWh
unter «Elektrizität» die Zählerstände und Verbräuche                      verrechnet, etwa zur Förderung erneuerbarer Energien
aufgeführt,01.09.2019
             unterteilt- 31.10.2019
                         in Hoch- und01.09.2020 - 31.10.2020
                                      Niedertarifzeiten.                  (KEV / EVS) und zum Schutz der Gewässer und Fische.

– Mit dem Preis der «Netznutzung» zahlen Sie für den                  Insgesamt macht der reine Stromanteil der Energiekosten
  Transport des Stroms bis zu Ihrem Zähler. Ausserdem sind             rund 35 % aus; die Netznutzungskosten rund 52 % und die
  hier ein fixer Systempreis (z.B. für Energiemessung)                 Öffentlichen Abgaben ca. 13 %.
  sowie die Kosten für den Betrieb des nationalen Übertra-
  gungsnetzes (Allgemeine Systemdienstleistungen)                      Detaillierte Erklärungen zu Ihrer Energierechnung finden
  enthalten, welche gemäss der bezogenen Energiemenge                  Sie unter tbglarus.ch/rechnung.html
  belastet werden.

– Im Abschnitt «Energie» wird jene Energie verrechnet,
   die Sie effektiv verbrauchen.

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Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
KURZ UND BÜNDIG

ABSOLUT NICHT ANSTECKEND
Wer sagt, dass Elektromobilität zwingend mit Ladeinfrastruktur verbandelt sein
muss – zumal diese teilweise schon an ihre Belastungsgrenzen stösst? In den
USA rollt nun das Mini-Elektroauto «Aptera» an den Start, das den Gegen-
beweis antreten will. Etwa 70 Kilometer Reichweite soll der Zweiplätzer pro
Tag über Solarzellen laden können, die Batterie speichert laut Hersteller genug
Energie für bis zu 1600 Kilometer. Die Allrad-Variante (3-Wheel Drive!) des
Aptera mit 150 kW soll den Sprint von 0 bis 100 km / h in 3,5 Sekunden schaffen.
Aber was ist, wenn die Sonne sich mal über mehrere Tage partout nicht zeigt?
Für diesen Fall ist natürlich trotzdem ein Ladestecker vorhanden. aptera.us

                        DIE ZAHL

                    55
           ZE T TABY TE                                          Biogas: Runter mit dem CO2-Ausstoss!
          oder 55 Billionen Terabyte – hat                       Die CO2 -Emissionen sind weltweit, aber auch in der Schweiz zu
          Ende 2020 die global verfügbare                        hoch. Senken können wir sie unter anderem durch die Nutzung
         Datenmenge nach Schätzungen des                         von Biogas. Die Produktionsanlagen in England, von denen die
           US-Speichersystemherstellers                          tb.glarus ihr Biogas beziehen, wurden neu «naturemade»-
        EMC betragen. Eine Zahl mit 21 Nullen.                   zertifiziert. Nur wenn mehr Biogas von Kunden nachgefragt
          Und die digitale Flut steigt rasant                    wird, können neue Biogas-Produktionsanlagen entstehen.
          an: Alle zwei Jahre dürfte sie sich                    Die Schätti AG Metallwarenfabrik bezieht neuerdings 100 %
              verdoppeln. Mindestens!                            Biogas für ihren kompletten Bedarf. Lesen Sie das Interview
                                                                 mit Thomas Schätti in unserer Titelgeschichte ab Seite 6. Wir
                                                                 von den tb.glarus beraten auch Sie gerne dabei, welches
                                                                 Produkt für Sie am besten geeignet ist. info@tbglarus.ch

                                                                                                               100 %   2 / 2021   5
Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
BIOGAS

 «Wenn wir etwas
   verändern, dann
   bitte nachhaltig»
           Mit ihrem Bezug von 100 Prozent Biogas kommt die Schätti
           Metallwarenfabrik in Schwanden ihrem Ziel der CO2-neutralen
           Produktion einen grossen Schritt näher. Geschäftsführer
           Thomas Schätti über Prozessenergie, Qualitätsstandards und
           den «Phönix aus der Asche»-Effekt von Stahl.
           INTERVIEW ANDRE AS TURNER      F OTO S A M U E L T R Ü M P Y

           Seit gut drei Jahren bezieht die Schätti                       wie flüssige fossile Brennstoffe und stellt keine
           Metallwarenfabrik Gas von den tb.glarus –                      Gefahr für Gewässer oder das Grundwasser dar. Für
           neuerdings sogar 100 Prozent Biogas. Was                       uns bringt Gas auch Vorteile als Prozessenergie.
           steckt hinter diesem Entscheid?                                Der Gasofen ist effizienter als der elektrisch be-
           Als ich mit meinen Brüdern Jos und Stefan hier                 heizte. Er reagiert schneller, und die Temperatur
           zu arbeiten begann, hatten wir bereits ein Unterneh-           ist einfacher zu regeln. Bei uns hat die Umstellung
           mensleitbild – und darin einen zentralen Satz:                 auf Gas ganz direkt zu einer Qualitätsverbesserung
           Wenn wir etwas verändern, dann im Sinne der                    der Produkte geführt.
           Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit.
           Das sagt eigentlich schon alles.

           Ist Ihr Fokus auf Nachhaltigkeit ein
           permanenter Lernprozess?
           Ja, es ist immer ein Anpassen, ein Nachjustieren.
                                                                                     Auf Rollen aufgezogen, warten die Stahlbänder in der
           Wir suchen nicht die Revolution, sondern sind uns                         Schätti AG Metallwarenfabrik auf die Weiterverarbeitung.
           bewusst, dass positive Entwicklungen am besten
           schrittweise erfolgen. Unser Grossvater Josef hatte
           die Firma, damals ein Installationsgeschäft für
           Zentralheizungen, bereits 1934 gegründet. Ob Mit-
           arbeitende, Eigenkapital oder Umwelt – der
           nachhaltige Umgang mit Ressourcen ist von jeher
           Bestandteil unseres Unternehmens. Interessant,
           dass der Ersatz von Heizungen bei uns jetzt wieder
           stark im Vordergrund steht – auch im Zusammen-
           hang mit Gas.

           Welche Vorteile besitzt Gas im Vergleich zu
           anderen Energieträgern?
           Der grösste Vorteil ist, dass man es eben auch
           CO2 -neutral haben kann. Gas braucht keine Lager

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Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
INTERVIEW

                                                       Dank vielseitigen, flexiblen Prozessen entstehen aus Metall innovative
                                                       Produkte: zum Beispiel hochwertige Espressomaschinen.

Welches sind in Ihrem Betrieb die
grössten Energieverbraucher?
Bei der Wärme ist dies mit Abstand der Einbrenn-
ofen für die Farben beim Lackieren unserer Metall-
waren. Dazu kommt das Heizen der Gebäude, wo
wir ebenfalls auf Gas umgestellt haben. Es gibt uns
ein Gefühl der Befriedigung, dass wir pro Jahr
rund eine Gigawattstunde Gas nun CO 2 -neutral
beziehen. Das entspricht umgerechnet dem Strom-
bedarf von rund 230 Haushalten. Unseren weiteren
Energiebedarf decken wir ausschliesslich mit
Elektrizität: Strom brauchen wir neben der Beleuch-
tung beim Laser-Schneiden der Metalle, bei
den Hydraulikaggregaten, Pumpen und Druckluft-
kompressoren.

Nicht alle Leute haben Vertrauen in Zertifikate.
Wie wichtig ist Ihnen deshalb, dass die
Produktionsanlagen für das von tb.glarus
bezogene Biogas mit dem Qualitätslabel
«naturemade star» zertifiziert sind?
Mit Zertifikaten wird natürlich auch Unfug getrie-
ben, deshalb braucht es geprüfte Qualitätsstan-
dards. Andererseits muss man es auch pragmatisch
sehen: Es können nicht überall alle auf gleich ho-     «Stahl ist der wohl am
hem Niveau arbeiten. Da die inländischen Kapazi-
täten nicht ausreichen, wird das Biogas, das die         häufigsten wiederaufbereitete
tb.glarus beziehen, im nördlichen Europa produziert.
Vor diesem Hintergrund ist die Absicherung durch
                                                         Stoff überhaupt.»
das «naturemade star»-Label enorm viel wert.              Thomas Schätti

                                                                                                            100 %   2 / 2021    7
Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
TELEKOMMUNIKATION
BIOGAS

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                                                                      tiefsten Mittelalter heute in einer unserer modernen
                                                                      LED-Leuchten steckt. Beim Kunststoff ist das
                                                                      etwas anders. Dort verliert man laufend an Qualität,
                                                                      je öfter man ihn rezykliert.

                                                                      Welchen Stellenwert hat das Recycling bei
                                                                      der Schätti Metallwarenfabrik?
                                                                      Bei uns entstehen sehr viele Sorten von Abfällen:
                                                                      neben zahlreichen Metallen auch Karton, Papier
                                                                      und verschiedene Kunststoffe. Hier betreiben wir
                                                                      sortenreines Recycling. Das heisst, wir trennen
                                                                      viel mehr Stoffe auf als die meisten Menschen
                                                                      im Privatbereich.

                                                                      Stichwort Privatbereich: Wie prägen Ihre
                                                                      beruflich gewonnenen Erkenntnisse zur
                                                                      Energie Ihr persönliches Konsumverhalten?
                                                                      Hier hat insbesondere mein Bruder Stefan eine
                                                                      Vorreiterrolle, und wir folgen ihm meist leicht zeit-
                                                                      versetzt nach. Stefan hat schon seit längerer Zeit
                                                                      Solarmodule auf dem Dach und fährt Elektroauto.
                                                                      In der Firmenfahrzeugflotte haben wir vor Jahren
                                                                      den Wechsel von Benzin auf Diesel vollzogen, jetzt
                                                                      schaffen wir uns vollelektrische Firmenfahrzeuge
                                                                      an. Ob die batteriebasierte Elektromobilität nun
                                                                      die Generallösung für die Mobilität darstellt, sei
                                                                      trotzdem mal dahingestellt. Nachhaltigkeit ent-
                                                                      steht auch da erst nach jahrelangem Betrieb:
                                                                      Dem Recycling der Batterien sollte eine möglichst
                                                                      lange Gebrauchsdauer vorangehen.

                                                                      Wie steht die Schweiz Ihrer Meinung
                                                                      nach punkto Ökologie da?
LED im Fokus: Die Schätti Metallwarenfabrik ist mit einer             Auf jeden Fall nicht so gut, wie die meisten meinen.
eigenen Kollektion am Leuchtenmarkt vertreten.                        Würden alle Länder pro Kopf so viel Energie ver-
                                                                      brauchen wie die Schweiz, wäre die Welt aufs Klima
                                                                      bezogen noch ein schlechterer Ort. Deshalb sehe
                                                                      ich uns hier ganz stark in der Verantwortung. Mit
            Der Umgang mit Ressourcen dürfte ein                      unserem hohen Wohlstand können wir es uns
            zentrales Thema bei Ihnen sein.                           leisten, voll auf umweltverträgliche Energietechno-
            Teilweise sind wir in wirtschaftliche Abläufe ein-        logien zu setzen. 
            gebunden, die uns kaum eine Wahl lassen.
            Einwegverpackungen im Export sind so ein Thema.
            Früher bekamen wir das Leergut rückgeliefert,
            doch das macht heute kaum noch ein Transporteur.
            Im Inland arbeiten wir noch mit SBB-Paletten                Umsichtig diversifiziert
            und Kartoneinlagen, die wir von unseren Schweizer
                                                                        Gemeinsam mit seinen Brüdern Jos und Stefan leitet
            Kunden zurückerhalten.                                      Thomas Schätti in Schwanden das Familienunternehmen
                                                                        Schätti AG Metallwarenfabrik in dritter Generation.
            Wo achten Sie in der Produktion auf                         Die Firma stellt zur Hauptsache elektrische Kleingeräte,
            Nachhaltigkeit?                                             Funktionsbeschläge für Möbel sowie lüftungstechnische
            Wir haben das Glück, dass uns seit den Anfängen             Komponenten her. Ein neuerer Geschäftszweig umfasst
            unseres Betriebs ein Werkstoff begleitet, der schon         die Entwicklung, die Produktion und den Verkauf von
            seit Jahrhunderten fast zu hundert Prozent rezykliert       hocheffizienten LED-Leuchten in schlichtem Design. Kult
            wird. Stahl ist der wohl am häufigsten wiederauf-           sind auch die von Schätti gebauten Espressomaschinen
            bereitete Stoff überhaupt. Er lässt sich per Magnet aus     der Marke Olympia Express.
            dem Abfall holen oder aus einer Verbrennungsanlage.

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Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
HOW TO …

Sommer geniessen –
  aber nachhaltig
      Grillpartys, Ausflüge, Baden im See: Ein schöner Sommertag
   bietet paradiesische Voraussetzungen für gemütliches oder aktives
        Zusammensein. Aber Achtung, das geht auch nachhaltig.
                                          TEXT LUK VO N BERGEN

                     Feuerfreude statt Tropenholz
                     Ob Vegi oder Fleisch: schön, wenn die Kohle glüht und das Grillgut
                     brutzelt. Ziemlich hässlicher Herkunft sind dabei aber oftmals die
                     «Zutaten» in der Kohle. Achten Sie bei der Holzkohle darauf, dass Sie
                     FSC-zertifizierte Produkte ohne Tropenholz kaufen. Denn viele dieser
                     Tropenhölzer stammen aus Raubbau und führen zu massivem Wald-
                     verlust. Kohldampf? Klingt gut, aber nicht mit abgefackelten Wäldern.

Mehrweggeschirr statt Plastikteller
Ob Hauptspeise oder Dessert: wunderbar, wenn die Speisen
auf dem Tisch liegen und der Sommerschmaus beginnt.
Sonderbar, wenn ein Abfallberg übrigbleibt. Verwenden Sie
deshalb Mehrweggeschirr und Flaschen, Tupperware-
Behältnisse und normales Essbesteck. Selbst bei den Trink-
halmen gibt es nachhaltigere Plastikalternativen aus Metall.
So vermeiden Sie Müll und dinieren erst noch mit mehr Stil.

                     Nachhaltigkeit statt Eitelkeit
                     Ob vor oder nach dem Essen: Ein entspannendes Bad in der Sonne
                     oder im See tut einfach gut – sonnengeschützt, versteht sich. Ge-
                     stresst wird dabei oft aber das Ökosystem eines Gewässers. Denn die
                     meisten Sonnenschutzmittel enthalten umweltschädigende Stoffe.
                     Alternativen gibt’s in Form natürlicher Sonnenkosmetik mit minerali-
                     schen statt chemischen Sonnenfiltern. Ja, mineralische Produkte hin-
                     terlassen oft einen feinen, weissen Film auf der Haut. Wen juckt’s?

Saisongemüse statt Exotisches
Ob als Beilage oder Snack: Knackige Gemüse-Sticks und
süsse Früchte gehören zu einer Grillade dazu. Geradezu
appetithemmend hingegen sind die Gedanken an den
Transport und die Anbaubedingungen, die herrschen, bis
Mango, Avocado, Papaya und Co. bei uns in den Regalen
stehen. Salate, Rüebli, Rhabarber und Melonen: Saisonale
und regionale Gemüse und Früchte sind gesund und stam-
men hoffentlich aus nachhaltiger Produktion. Mmmh, fein!

                                                                                             100 %    2 / 2021   9
Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
WISSEN

                                                          So hält Ihr
                                                              länger
                     Jedes dritte in der Schweiz verkaufte Velo fährt elektrisch.
                     Seine zentrale und zugleich kurzlebigste Komponente
                     ist der Akku. Lesen Sie, was zu tun ist, um seine Lebensdauer
                     deutlich zu verlängern.
                     T E XT A N D R EA S T U R N ER

Häufig laden                                                     Richtig lagern
Laden Sie Ihren Akku am besten nach jedem Gebrauch               Benutzen Sie Ihr E-Bike während längerer Zeit nicht, lagern
wieder nach! Heutige Akkus sind dank Lithium-Ionen-              Sie den Akku weder ganz voll noch total leer, sondern
Technologie richtige Energiebündel, schaffen bis zu 1000 Voll-   bei einem Ladezustand zwischen 30 und 70 Prozent.
ladezyklen und kennen auch keinen Memory-Effekt                  Kontrollieren Sie den Ladestand alle zwei Monate.
mehr. Dieser drohende Kapazitätsverlust verlangte bei
früheren Nickel-Cadmium-Akkus jeweils eine mög-                  Beim Original bleiben
lichst vollständige Entladung. Das ist heute weder nötig         Benutzen Sie ausschliesslich das Original-Ladegerät – und
noch empfehlenswert.                                             möglichst auch nur Original-Akkus. Von günstigen Nachbau-
                                                                 Fremdprodukten sollten Sie Abstand nehmen. Achten Sie
Gut temperieren                                                  zumindest unbedingt auf die echte CE-Kennzeichnung!
Akkus mögen keine Hitze. Lassen Sie Ihr E-Bike im Sommer
also lieber nicht in der prallen Sonne stehen – Schatten-        Gezielt einsetzen
parkierer fahren länger! Umgekehrt sollten Sie auch Minus-       Wenn Sie die Elektrounterstützung lediglich als temporäre
grade meiden: Bewahren Sie den Akku im Winter besser             Ergänzung Ihrer eigenen Muskelkraft einsetzen, haben
in der warmen Stube auf und setzen Sie ihn erst kurz vor         Sie am längsten etwas von Ihrem Akku. Auf diese Weise
einer Fahrt wieder ein. Laden bei Zimmertemperatur               smart genutzt, verlängern Sie nicht nur die Reichweite,
bekommt dem Akku am besten!                                      sondern auch die Lebensdauer Ihres Akkus.
DIGITALE DIENSTLEISTUNGEN

 Ohne IT kein Strom –
   und umgekehrt
         Was versteht man eigentlich unter «Meter to Cash» (M2C)? Erfahren Sie,
        was künftig bei der vernetzten Energiedatenerfassung für Sie wichtig wird.
                                         TEX T ANDREAS TURNER     F OTO S A M U E L T R Ü M P Y

   «Die Schnittstellen-Thematik
   ist zentral»: Jürg Zentner,
   Abteilungsleiter Markt + Digital.

S
       mart Meter erobern die Energiewelt, der Hunger nach        3500 Wasser- und 1400 Gaszähler im Versorgungsgebiet konti-
       Daten wächst. Mit fortschreitender Digitalisierung sind    nuierlich durch Smart Meter zu ersetzen.» Beim Einbau, Ausbau
       Gesellschaft und Wirtschaft abhängig von einer effizien-   und Tausch der Zähler wird der Monteur über ein mobiles End-
ten Versorgung mit Strom, welche ihrerseits auf voll vernetzte    gerät medienbruchfrei in den Prozess eingebunden – mit dem
und ausfallsichere intelligente Datenkommunikationssysteme        Ziel, jede noch bestehende manuelle Schnittstelle durch eine
angewiesen ist. Ohne IT kein Strom – ohne Strom keine IT.         digitale Verbindung zu ersetzen.
   Mit der Digitalisierung von Energie-Verbrauchsdaten über          Dieses moderne Energiedaten-Managementsystem ermög-
Smart Metering kommt auch auf die tb.glarus eine zentrale         licht es den tb.glarus, nicht nur die Zählerdaten der Endverbrau-
Herausforderung zu. Es geht darum, den gesamten Prozess vom       cher automatisiert zu erfassen. «Auch die Rechnungsstellung
Auslesen der Verbrauchswerte bis zum Eingang der Zahlung          und der Kundenservice werden digitalisiert», erklärt Jürg
durch den Kunden automatisiert und effizient zu gestalten.        Zentner. Und dies immer unter Einhaltung der Datenschutz-
Dieses Verfahren nennt man «Meter to Cash» (M2C).                 bestimmungen. Das fördert die Kundenzufriedenheit, indem
                                                                  Rechnungen stets rechtzeitig und fehlerfrei ankommen, trans-
Stets rechtzeitig und fehlerfrei                                  parent sind und frei von Missverständnissen beglichen werden
«Dabei haben wir insbesondere die Schnittstellen-Thematik im      können. Jürg Zentner: «Erhöhte Qualität der Resultate bei ver-
Fokus», sagt Jürg Zentner, Abteilungsleiter Markt + Digital bei   kürzter Bearbeitungszeit – Meter to Cash hat das Potenzial,
den tb.glarus. «Wir sind mitten im Prozess, die 8500 Strom-,      unsere Prozesse auf eine neue Energiestufe zu heben.»

                                                                                                                 100 %   2 / 2021   11
INFOGRAFIK

Leben im Solarkraftwerk
Klimaschutz und Energiewende profitieren davon, dass die Photovoltaik bereits
heute die kostengünstigste Art der Stromproduktion darstellt. Erfahren Sie,
wie Sie den erzeugten Sonnenstrom bestmöglich zum Eigenverbrauch nutzen.
RECH E R C H E AN D RE AS T U R N ER
INFOG R AF IK D. RÖT T E L E, I N F O G R A F I K .C H
                                                                                                                               1
                                                                                                                       Photovoltaikmodule auf dem Dach

Aufbau und Funktion
einer Solarzelle
                                        Photon
Frontkontakt (negativ)                                      e-
Siliziumschicht mit
                                                  e-
negativen Ladungsträgern
Grenzschicht
                                        e- +                                                                                                                                4
Siliziumschicht mit                                                                                                                                                      Haushalt
positiven Ladungsträgern                                                     Verbraucher
                                                   +
Rückseitenkontakt
(positiv)                                                   +
                                         1         2        3

1: Sonnenstrahlen ent-           2: Wo negativ geladene            3: Hauptfunktion der
halten Photonen, win-            Elektronen ihren Platz            Solarzelle ist das Um-
zige Energieträger.              verlassen, bleiben posi-          leiten der Wiederverei-
Silizium an der Solar-           tiv geladene Löcher.              nigung. Auf diesem
zellen-Oberfläche                Elektronen wandern                Weg entsteht Strom-
reagiert mit dem Los-            zur Ober-, Löcher zur             spannung, die abge-
lösen von Elektronen.            Unterseite der Zelle.             nommen werden kann.

                                                                                                                                                                            4
                                                                                                                                                                         Haushalt

So funktioniert Photovoltaik im Einfamilienhaus

Photovoltaikmodule 1                             Wechselrichter 3                                                                                                 3
Die in den Solarmodulen verbau-                  Der Strom der Photovoltaikmodule                                                                             Wechsel-
ten Solarzellen produzieren                      kann auch direkt über den Wech-                                                  2                            richter
Gleichstrom (DC). Sie werden in                  selrichter als Wechselstrom zu                                                Batterie                                      5
Reihe geschaltet, wobei sich                     den Verbrauchern im Haushalt                                                                                              Zähler
die Spannungen aufsummieren.                      4 gelangen, zum Beispiel Licht,
                                                 Waschmaschine, Geschirrspüler,
Batterie 2                                       Elektroauto. Nachts produziert die
Der Strom vom Dach fliesst als                   PV-Anlage nicht, die Verbraucher
Gleichstrom – je nach Auslastung                 im Haushalt beziehen den AC-
der Anlage – über eine Optimie-                  Strom über den Wechselrichter
rungs-Schnittstelle in die Batterie.             von der Batterie.

12 100 % 2 / 2021                                * bei Standardbedingungen   Quellen: swissolar.ch, energieheld.ch, Agentur für Erneuerbare Energien, Tesla
Ausrichtung der Solarmodule
                                                                          Je nach Neigungswinkel
                                                                          und Ausrichtung der
                                                                          Solarzellen definiert sich
                                                                          der Wirkungsgrad bei
                                                                          der Photovoltaik. Auch
                                                                          der mögliche Beitrag
                                                                          der Gebäudefassaden
                                                                          ist dabei beachtlich. Er
                                                                          beträgt mit 17 Terawatt-
                                                                          stunden (TWh) rund         Wirkungsgrad
                                                                          ein Viertel des Gesamt-    von Solarmodulen
                                                                          potenzials (67 TWh).       (in Prozent)

                                                                          Preise im steilen             Photovoltaikmarkt
                                                                          Sinkflug                      Schweiz
                                                                          Preis für kristalline         Kumulierte Leistung
                                                                          Solarmodule in                von PV-Anlagen
      1                                                                   Europa (in CHF pro            im Netzverbund
Photovoltaik-                                                             1 Watt Nennleistung*)         (in Megawatt)
   module                                                                                      1.00                       2500
an der Fassade
                                                                                               0.75                       2000
                                                                                                                          1500
                                                                                               0.50
                                                                                                                          1000
                                                                                               0.25                       500
                                                                                               0                          0
                                                                          2010          2019            2010        2019

                                                        4
                                                      Wallbox

                                                                Tagesverlauf im Haus mit PV-Anlage und Solarspeicher
                                                                Solaranlagen erzeugen mittags am meisten Strom. Typische
                                                                Haushalte haben allerdings auch morgens und abends Ver-
      6           Zähler 5                                      brauchsspitzen. Stromspeicher erhöhen den Eigenverbrauch.
                  Wird auf dem Dach viel Strom
                  produziert und ist die Batterie                 Bezug aus Batterie                                  5000 Watt
                  bereits voll, wird der nicht                    Netzstrombezug
                  gebrauchte, überschüssige                       Bezug direkt                                       4000 Watt
    Stromnetz     Strom über den Einspeisezähler                   aus Photovoltaik                                   3000 Watt
                 ­zurück ins Netz 6 geleitet.                    Einspeisung
                  Ist die Batterie bereits leer und                Netz und Haus-                                     2000 Watt
                  wird noch mehr Strom (AC)                        batterie
                                                                                                                      1000 Watt
                  nachgefragt, gelangt dieser aus
                  dem Netz über den Bezugs-                                                                         0
                  zähler an die Verbraucher.                0.00         6.00          12.00          18.00      0.00

                                                                                                              100 %   2 / 2021   13
HOLZBAU

Mehr als
Hüttenromantik
Schon vor Jahrtausenden wurde Holz
als Baustoff eingesetzt – und erlebt
gerade ein eigentliches Comeback.
Viele innovative Bauprojekte setzen
derzeit auf den nachhaltigen Baustoff
aus dem Wald. Auch in der Schweiz.
TEX T SIMON EBERHARD
F OTO S J Ü R G E N P O L L A K , F I L I P P O B O L O G N E S E

U
         m ein Werk von Herzog & de Meuron zu
         bestaunen, muss man nicht zwingend zur
         Elbphilharmonie in Hamburg oder zum
Olympiastadion in Peking fahren. Seit 2015 reicht
dafür eine Seilbahnfahrt auf den Chäserrugg. Auf
                                                                                            «Im Holzbau entstanden rund
dem beliebten Wander- und Skigipfel im Toggenburg                                            5000 neue Vollzeitstellen.»
haben die international renommierten Architekten                                                    Gabriela Schlumpf, Direktorin des
mit dem neuen Gipfelgebäude aus Holz eine Attrak-                                                     Verbandes Holzbau Schweiz
tion und einen weit herum sichtbaren Blickfang in
idyllischer Umgebung geschaffen.

Steigender Marktanteil                                              entstanden in den vergangenen Jahren im Holzbau
Das spektakuläre Gipfelgebäude, das 2018 mit dem                    rund 5000 neue Vollzeitstellen», sagt Gabriela
Holzbaupreis «Prix Lignum» ausgezeichnet wurde,                     Schlumpf, Direktorin des Verbandes Holzbau
ist ein besonders markantes Beispiel für die vielfäl-               Schweiz. Rund 21 000 Stellen sind es inzwischen, ein
tigen Gestaltungsmöglichkeiten mit Holz. Zudem                      bemerkenswerter Anstieg.
steht es symbolisch für den Boom, den der Holzbau                      Doch warum erlebt der seit Tausenden von Jahren
in den vergangenen zehn Jahren erlebt hat. So                       verwendete Baustoff Holz gerade in den letzten
konnte Holz als Baustoff seit 2011 seinen Marktanteil               Jahrzehnten ein solch fulminantes Comeback? «Die
kontinuierlich ausbauen – es liegt im Trend. «Zudem                 politischen und ökologischen Rahmenbedingungen

14 100 % 2 / 2021
Oben: Die Bergstation der Chäserrugg-Bahn, die 2018 den Prix
                                                       Lignum für den besten Holzbau gewann. Unten: Visualisierung
                                                       der neuen Überbauung Fischermätteli in Burgdorf.

haben diese Entwicklung sicherlich begünstigt»,
antwortet Gabriela Schlumpf. Denn Holz hat als
nachhaltiger und nachwachsender Baustoff in öko-
logischer Hinsicht gewichtige Vorteile gegenüber
dem Marktleader Beton. Dieser ist in der Herstellung
sehr energieintensiv, während Holz CO 2 bindet.
«Holz eignet sich zudem hervorragend zur Vorferti-
gung in der Werkshalle», erklärt Gabriela Schlumpf.
«Die Bauherren profitieren dadurch von einer hohen
Ausführungsqualität und Terminsicherheit. So lässt
sich ein Bauprojekt sehr genau vorausplanen und
aufgrund der wetterunabhängigen Produktion
schneller vor Ort realisieren.»

Effizienz dank Vorfabrikation
Dies bestätigt auch Didier Pichonnaz, Leiter Archi-
tektur beim Holzbauspezialisten Strüby. Unter
seiner Leitung entsteht derzeit unter anderem das
neue Wohnquartier «Fischermätteli» in Burgdorf.
Gebaut werden dort zehn Mehrfamilienhäuser

                                                                                                       100 %   2 / 2021   15
HOLZBAU

                                             Visualisierung des geplanten
                                             Hochhauses «Pi» in Zug (r).
                                             Das Tragwerk aus Holz (l.)
                                             ermöglicht den Architekten,
                                             ihr Konzept umzusetzen.

mit 168 Eigentumswohnungen im Minergie-A-Eco-
Standard – alle aus Schweizer Holz. «Dank der
Vorfabrikation kann ich als Architekt zu einem
frühen Zeitpunkt die richtigen Fragen stellen», sagt
er. Das macht den Bauprozess effizienter. «Alle                                                     «Wir wollen
arbeiten mit demselben digitalen Plan, so sind                                                  erforschen, wie wir
Bestellungen rasch ausgeführt und Änderungen                                                    mit weniger Material
schnell umgesetzt.»                                                                              mehr erreichen.»
    Die Frage «Wieso Holz?» ist für Didier Pichonnaz
verkehrt gestellt. «Man müsste eher fragen: Wieso                                                Wolfram Kübler, Holzbauingenieur

Beton oder wieso ein anderer Baustoff?» Nur für das
Fundament im Boden, das mit Wasser in Berührung
kommt, eignen sich laut Pichonnaz andere Baustoffe
besser. «Für alles, was sich über dem Boden befindet,   Wohnungen und gewähren eine Art vertikale Nachbar-
ist Holz meistens der logischste Baustoff – in ökolo-   schaft. «Wir haben Wege gesucht, die Anonymität des
gischer wie auch ökonomischer Hinsicht.»                Wohnens im Hochhaus aufzubrechen», erklärt Projekt-
                                                        leiter Martin Kostelezky den Grundgedanken. «Der
Hochhaus als Begegnungszone                             Wegfall des zentralen, tragenden Betonkerns und der
Dass Holz längst nicht mehr nur im ländlichen Raum      Ersatz durch ein Rahmentragwerk aus Holz machen
zum Bauen eingesetzt wird, beweist ein Projekt von      unser Konzept erst möglich.»
Duplex Architekten in Zug, das nur schon äusserlich        Neue, innovative Lösungen zu finden, mit Holz mög-
nicht mehr viel mit heimeliger Hüttenromantik zu        lichst viel Beton zu ersetzen, war denn auch der explizite
tun hat. An zentraler Lage entsteht unter dem Pro-      Wunsch des Auftraggebers, der Urban Assets Zug AG.
jektnamen «Pi» derzeit ein modernes Hochhaus aus        «Dies erfordert, dass wir beim Bauen umdenken», sagt
Holz. Das Besondere: Zentrale, offene Räume über        Holzbauingenieur Wolfram Kübler. Um neue Lösungen
jeweils drei Stockwerke dienen der Erschliessung der    zu erproben, führt das Projektteam in Zusammenarbeit

16 100 % 2 / 2021
Architektur: Duplex Architekten AG, Bauherrschaft: Urban Assets Zug AG, Totalunternehmer: Implenia Schweiz AG, Holzbauingenieur: WaltGalmarini AG
                                                                                                                                                                                                   «Die Buche hat
                                                                                                                                                                                                     viel Potenzial»

                                                                                                                                                                                                    Tanja Zimmermann ist Departementsleiterin «Functional
                                                                                                                                                                                                    Materials» an der Empa in Dübendorf.

                                                                                                                                                                                                    Frau Zimmermann, in der Unit «Vision Wood» des
                                                                                                                                                                                                    Empa-Forschungsgebäudes NEST gehen Sie dem
                                                                                                                                                                                                    Umgang mit Holz im Bauwesen auf den Grund. Wie
                                                                                                                                                                                                    muss man sich das vorstellen?
                                                                                                                                                                                                    Einerseits erforschen wir, wie wir einen möglichst hohen
                                                                                                                                                                                                    Grad an Vorfertigung von Holzbauelementen erreichen
                                                                                                                                                                                                    können. Hier haben wir in der Konstruktion anstelle von
                                                                                                                                                                                                    Nadelholz Buchenbrettsperrholz eingesetzt. Weiter
                                                                                                                                                                                                    untersuchen wir auch das Material Holz an sich: Wir haben
                                                                                                                                                                                                    uns dabei die Frage gestellt, was Holz alles nicht kann
                                                                                                                                                                                                    und wie wir dies lösen können.

                                                                                                                                                                                                    Zum Beispiel?
mit der ETH zahlreiche Versuche durch und hat                                                                                                                                                       Holz nimmt Feuchtigkeit auf und brennt. So haben wir
hierfür sogar ein Modell in der Grösse eines Einfa-                                                                                                                                                 versucht, Holz schwer entflammbar und wasserabweisend
milienhauses errichtet. «Wir wollen damit erfor-                                                                                                                                                    zu machen. Wir haben beispielsweise Waschbecken
schen, wie wir mit weniger Material mehr erreichen                                                                                                                                                  und Duschverkleidungen aus wasserabweisendem Holz
und dabei die erforderlichen Eigenschaften für                                                                                                                                                      entwickelt. Auch hier haben wir einen besonderen
Brandschutz, Statik und Schallschutz erfüllen kön-                                                                                                                                                  Fokus auf Buchenholz gelegt – eine unternutzte Ressource
nen», so Kübler.                                                                                                                                                                                    unserer Wälder. Hier schlummert ein grosses Potenzial.

Vorbild und Inspiration                                                                                                                                                                             Der Holzbau boomt seit einigen Jahren – weshalb?
Ein Holzhochhaus wie «Pi» ist übrigens erst seit 2015                                                                                                                                               Die Baubranche ist generell eher konservativ. Die Holz-
möglich. In diesem Jahr wurden nämlich die Brand-                                                                                                                                                   baubranche zeigt sich hingegen innovativ – aus purer
schutzbestimmungen revidiert, was es überhaupt erst
                                                                                                                                                                                                    Notwendigkeit. Denn um preislich mithalten zu können,
erlaubt, mit Holz in die Höhe zu bauen. Mit 80 Metern
                                                                                                                                                                                                    musste sie an Effizienz zulegen. Mit Vorfertigung und
Höhe wird das Zuger Hochhaus bei der Fertigstellung
                                                                                                                                                                                                    Digitalisierung konnte sie dies erreichen. Diese Konkur-
2025 vermutlich das höchste Holzhochhaus der
                                                                                                                                                                                                    renzfähigkeit und die gesellschaftliche Anforderung,
Schweiz sein – allerdings nicht sehr lange, denn
                                                                                                                                                                                                    ökologisch nachhaltig zu bauen, haben das Bauen mit
bereits sind weitere Vorhaben in Planung. Doch Hö-
henrekorde sind laut den Verantwortlichen auch nicht                                                                                                                                                Holz sicherlich begünstigt.
das Ziel. Vielmehr erhoffen sie sich, dass ihr Projekt
Bauherren und Investoren als Vorbild dafür dient, was                                                                                                                                               Welche Forschungsthemen stehen beim Holz weiter
mit Holz alles möglich ist. «Wir möchten dazu beitra-                                                                                                                                               im Fokus?
gen, die Innovationsfreude im Holzbau zu fördern,                                                                                                                                                   Wenn wir mehr mit Holz bauen, müssen wir auch bereits
und neue architektonische Lösungen aufzeigen, die                                                                                                                                                   an den Rückbau denken. Wir dürfen Holz nicht zu
sich im Holzbau ergeben», sagt Martin Kostelezky.                                                                                                                                                   Sondermüll machen und müssen daher auch bei der
Der spektakuläre Bau auf dem Gipfel des Chäserruggs                                                                                                                                                 Verbindung und Oberflächenbehandlung grün denken
ist also nur die Spitze des Aussichtsbergs.                                                                                                                                                        und neue Konzepte entwickeln.

                                                                                                                                                                                                                                                 100 %   2 / 2021   17
SMART TOOLS

  Raus mit dir!
Ob auf dem Campingplatz oder in den Bergen, ob mit
Zelt oder ganz im Freien: Diese Tools bringen raffinierten
Komfort in jedes Outdoor-Abenteuer.
R EC H E R C H E TA M A R A T I E F E N A U E R

                                Moderne Laterne
                                Tagsüber lässt sich die «LuminAID PackLite Nova» platzsparend am Ruck-
                                sack befestigen – dann lädt sie mithilfe von Sonnenlicht gleich ihre Batte-
                                rien. Wenn es dunkel wird, bläst man die Lampe einfach auf und erhellt
                                mit ihr den Abend. Die Lampe spendet bis zu zwölf Stunden Licht, verfügt
                                über verschiedene Helligkeitsstufen und wiegt nur 100 Gramm. Zu kaufen
                                gibt es die moderne Laterne auf geo-discount.ch für 30 Franken.

18 100 % 2 / 2021
Gemütlich hängen
Auch wer minimalistisch unterwegs ist, braucht einen Schlafplatz. Diese
Hängematte mit Moskitonetz sowie Regen- und Schattendach bietet einen
wohligen Rückzugsort. In den doppelten Stoffboden lässt sich eine Schlaf-
matte schieben, was das Liegen noch bequemer macht. Das Einzelzimmer
zwischen zwei Bäumen gibt es für rund 390 Franken bei exped.com.

                                                     Funkloch, na und?
                                                     Die Smartwatch Suunto lässt niemanden im
                                                     Stich: Sie ist wasserdicht bis 50 Meter Tiefe,
                                                     zeichnet die Herzfrequenz auf, kennt mehr
                                                     als 70 Sportmodi – und bietet kostenlose
                                                     Offline-Outdoor-Karten. Damit sollten Sie das
                                                     Ziel nie mehr verfehlen, auch Funklöcher
                                                     können Sie nicht vom Weg abbringen. Die smarte
                                                     Uhr gibt es beispielsweise bei suunto.com
                                                     für etwa 420 Franken.

                                                                                         Origami-Kocher
                                                                                         Dieser Wasserkocher macht zwar nichts
                                                                                         anderes als andere: Er kocht Wasser.
                                                                                         Aber nach Gebrauch lässt er sich einfach
Dusche auf Pump                                                                          zusammenfalten. So findet er in jedem
                                                                                         Rucksack und in jedem Campingbus Platz.
Die meisten Outdoorduschen muss man aufhängen,                                           Wie andere Wasserkocher benötigt er
damit mithilfe der Schwerkraft das Duschen über-                                         Strom – aber eine Steckdose lässt sich oft
haupt möglich ist. Bei diesem Modell ist das nicht                                       auch am Rande der Zivilisation finden.
nötig: Mit einer Fusspumpe befördert man die                                             Es gibt den flexiblen Kocher für etwa
22 Liter Wasser in die Höhe und geniesst während                                         25 Franken bei geschenkidee.ch.
zehn Minuten einen gleichmässigen Druck. Die
Dusche gibt es für rund 180 Franken bei hajk.ch.

                                                                                                                 100 %   2 / 2021   19
ENERGIEGESPRÄCH

                     «Biologische
                       Systeme
                      verstehen»
                        Der Systembiologe Beat Christen erforscht an
                      der ETH Zürich die Wechselwirkung von Pflanzen und
                        Bakterien. Er erklärt, wie ein «Abfallprodukt» des
                        gemeinsamen Stoffwechsels die Landwirtschaft
                      verändern könnte und wie damit der Klimawandel zu
                                        bekämpfen wäre.
                                   INTERVIEW SIMON EBERHARD      F OTO K I L I A N J . K E S S L E R

                    Herr Christen, Sie beschäftigen sich        Bakterien hatten, war eine Art Symbiose;
                    unter anderem mit der Stickstoff-           ein «friedliches» Zusammenleben von
                    Fixierung. Was muss man sich als            Pflanzen und Bakterien, bei dem ein
                    Laie darunter vorstellen?                   Tauschhandel stattfindet: Die Pflanze
                    Stickstoff ist ein Grundbaustein aller      gibt dem Bakterium Kohlenstoffquellen
                    Lebensformen und kommt in Moleku-           und Karbonsäuren, das Bakterium gibt
                    larform in der Atmosphäre vor.              Ammonium zurück.
                    Pflanzen können Stickstoff jedoch nicht
                    direkt aufnehmen, dieser muss zuerst        Aber dem ist nicht so?
                    in Ammonium umgewandelt werden.             Nein, die Situation ist weitaus komplexer.
                    Diese Umwandlung nennt man Stick-           Anders als bisher angenommen ist
                    stoff-Fixierung.                            es kein friedliches Zusammenleben,
                                                                sondern ein feindseliges: Die Pflanze
                    Und wie erfolgt diese?                      taxiert das Bakterium als Krankheits-
                    Die künstliche Herstellung von Ammo-        erreger und leitet entsprechende Ab-
                    niumdünger erfolgt über das sogenannte      wehrmassnahmen ein. Das Bakterium
                    Haber-Bosch-Verfahren. Einige Pflanzen      schützt sich, indem es einen neuen
                    beherbergen jedoch in ihren Wurzeln         Stoffwechselweg sucht. Dabei entsteht
                    Bakterien, mit deren Hilfe sie direkt aus   Ammonium – sozusagen als «Abfall-
                    dem Luft-Stickstoff Ammonium herstellen     produkt» im Überlebenskampf. Und
                    können – sie haben also in gewissem         genau dieses Abfallprodukt ist für
                    Sinne ihre eigene Düngerfabrik. Über        die Pflanze ausserordentlich wertvoll.
                    die Wechselwirkungen dieser Pflanzen
                    mit den Bakterien haben wir kürzlich        In welchen Pflanzen erfolgt
                    neue Erkenntnisse gewonnen.                 dieser Prozess?
                                                                In Hülsenfrüchten wie Soja, Erbsen,
                    Worin bestehen diese?                       Klee oder Bohnen. Hingegen sind
                    Das generelle Bild, das wir bisher vom      andere Pflanzen wie Reis, Weizen oder
                    Zusammenspiel der Hülsenfrüchte mit         Mais nicht in der Lage, die natürliche

20 100 % 2 / 2021
ENERGIEGESPRÄCH

Beat Christen (43)
studierte Molekularbiologie
und promovierte am Biozen-
trum der Universität Basel.
Seit 2013 arbeitet er als Pro-
fessor für Systembiologie
an der ETH Zürich. Er ist zu-
dem Mitgründer des ETH-
Spin-offs Gigabases Switzer-
land AG, das sich unter
anderem mit computerge-
stütztem Genom-Design
für biotechnologische und
pharmazeutische Anwen-
dungen befasst. Der passio-
nierte Kletterer ist Vater
zweier Kinder.

             100 %   2 / 2021   21
ENERGIEGESPRÄCH

                       Stickstoff-Fixierung durchzuführen.            Diese Bakterien werden künstlich
                       Wenn wir jedoch den Bauplan dieses Zu-         am Computer entwickelt?
                       sammenspiels kennen, könnte es mög-            In den letzten zehn Jahren ist es dank
                       lich werden, den Prozess der natürlichen       dem Fortschritt der Forschung erheblich
                       Stickstoff-Fixierung auch auf diese            einfacher geworden, DNA-Sequenzen
                       wichtigen Nutzpflanzen zu übertragen.          aneinanderzuketten. Wir sind so heute
                                                                      in der Lage, selbst ein Genom herzu-
                       Damit könnten sich Bauern also                 stellen. Die DNA-Synthese dient uns so-
                       das Düngen sparen?                             zusagen als Programmierhilfe, um
                       Ja. Das ist finanziell attraktiv, aber nicht   eine Zelle mit nützlichen Eigenschaften
                       nur. Denn die künstliche Herstellung           auszustatten. Diese Technologie ist
                       von Ammoniumdünger, wie er in der              unglaublich mächtig.
                       Landwirtschaft heute eingesetzt wird,
                       ist enorm energieintensiv und erfolgt          Gerade diese Macht stimmt aber
                       meistens mit fossilen Brennstoffen wie         auch nachdenklich und kann Ängste
                       Erdöl oder Erdgas. Auch auf die Gewässer       auslösen. Viele Menschen sind
                       und den Boden hat der Kunstdünger              sehr skeptisch gegenüber Eingriffen
                       negative Auswirkungen. Wenn Pflanzen           am Genom. Wie stehen Sie dazu?
  «Die Biologie hat    wie Reis, Weizen oder Mais künftig             Bei solchen Fragen muss man immer
  uns gelehrt, dass    ihr Ammonium selbst produzieren                den Nutzen einer Technologie abwägen.
  jedes Lebewesen      können, lässt sich also die Umweltbilanz       In diesem Fall besteht dieser Nutzen
                       der Landwirtschaft massiv verbessern.          darin, die Nachhaltigkeit der Landwirt-
 auf der Welt enorm                                                   schaft erheblich zu verbessern. Letztlich
energieeffizient und   Abgesehen von der Landwirtschaft –             sind es wir als Gesellschaft, die entschei-
                       kann Ihre Forschung auch auf andere            den müssen, ob und für welche Zwecke
ressourcenschonend     Sektoren Auswirkungen haben?                   solche Verfahren eingesetzt werden
      arbeitet.»       Ja, gerade im Energiesektor können wir         sollen – und für welche nicht.
                       viel von den Pflanzen lernen. Die Biologie
                       hat uns vor Augen geführt, dass jedes          Laut der Fernsehsendung «Galileo»
                       Lebewesen auf der Welt enorm energie-          könnte Ihre Forschung die Landwirt-
                       effizient und ressourcenschonend               schaft richtiggehend revolutionieren.
                       arbeitet. Auf molekularer Ebene sind viele     Sehen Sie sich selbst als Revolutionär?
                       Lösungen für unser Energieproblem              Nein. Wissenschaftliche Erkenntnisse
                       bereits vorhanden. Nehmen Sie beispiels-       beruhen immer auf vorangehenden
                       weise die Kreislaufwirtschaft: Diese           Erkenntnissen. Das ist auch hier der
                       kommt in der Biologie sehr häufig in           Fall. Die Biologie hat sich in den letzten
                       Form von Organismen vor, die Stoffe            Jahren rasant entwickelt; wir haben
                       austauschen, und Abfallprodukten,              neue Möglichkeiten und Technologien,
                       die rezykliert werden. Die Biologie kann       komplexe biologische Systeme zu ver-
                       eine Inspiration sein, um unser Energie-       stehen und selbst aufzubauen. Das ist
                       system effizienter zu machen.                  eine sehr spannende Entwicklung.

                       Was wären mögliche konkrete                    Wie sehen Sie in die Zukunft:
                       Anwendungen?                                   Sind Sie Optimist oder Pessimist?
                       Wir könnten zukünftig biologische              Optimist. Die Biologie hat eine wunder-
                       Systeme für die Herstellung von Medi-          bare Vielfalt hervorgebracht, dank
                       kamenten nutzen. Diese werden heute            der wir schon unzählige Probleme haben
                       chemisch in einer Fabrik hergestellt und       lösen können. Aus diesem Repertoire
                       dann rund um die Welt transportiert.           können wir schöpfen, wenn es darum
                       Stattdessen könnte man das Medika-             geht, die grossen Herausforderungen
                       ment durch Mikroben direkt im Körper           der Menschheit anzugehen. Die Erkennt-
                       herstellen. So sparen wir CO2 , indem          nisse aus der biologischen Forschung
                       die Energie für den Transport wegfällt.        sind eine riesige Schatztruhe, die un-
                       Ein anderes Beispiel ist Methan, das in        glaubliche Möglichkeiten bietet, neue
                       der Nutztierhaltung in grossen Mengen          Lösungsansätze zu finden – auch im
                       anfällt und sehr klimaschädlich ist.           Energiebereich. Es ist eine äusserst
                       Bakterien, die fähig sind, Methan abzu-        spannende Zeit als Entdecker und For-
                       bauen, könnten künftig dazu beitragen,         scher, gerade auch für kommende Gene-
                       in der Güllengrube den Ausstoss                rationen von Wissenschaftlern. Dieser
                       klimaschädlicher Gase zu reduzieren.           Gedanke stimmt mich optimistisch.

22 100 % 2 / 2021
RÄTSEL

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wettbewerb@redact.ch und gewinnen
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stehenden Preise. Nennen Sie uns im
Betreff bitte direkt das Lösungswort.
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und Nachnamen, Ihren Wohnort
inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefon-
nummer mit. Einsendeschluss ist der
31. Juli 2021.

Alternativ können Sie uns auch eine
Postkarte schicken an:
Redact Kommunikation AG,
Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg.

Wir wünschen Ihnen viel Spass
beim Rätseln!

Teilnahmebedingungen: Über diesen Wett­bewerb führen
wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist
nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Lösungswort der letzten Ausgabe
war «Oekologie».

                                                                           2. Preis
   1 . Preis                                                               Gesunde Raumluft
                                                                                      Das Rotronic-CO2-Panel misst Kohlendioxid,
                                                                                      Temperatur und Luftfeuchtigkeit und zeigt
                                                                                      auf seiner Warnskala plakativ, wann es Zeit
                                                                                      zum Lüften wird. Werden optimale Raum-
                                                                                      luft-Parameter eingehalten, können das Risiko
                                                                                      der Ansteckung mit Viren oder Bakterien
                                                                                      minimiert sowie das Wohlbefinden und die
                                                                                      Konzentration gefördert werden.

                                                                                      Gesamtwert des Preises: 490 Franken

                                                                           Rotronic AG, 8303 Bassersdorf, rotronic.ch/co2

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Geniessen Sie 2 Übernachtungen im Boutique-
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Willkommensdrinks und des Zugangs zum Fitness-              aus Sachseln OW biologische Bircher-
                                                            müesli. Sie sind nicht nur gesund, sondern
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Telefon 031 791 26 11, schlosshuenigen.ch                   bio-familia, 6072 Sachseln, bio-familia.com

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                                                                       Telefon 058 611 88 88
                                                                       info@tbglarus.ch
                 tbglarus.ch/solargemeinschaft                         tbglarus.ch
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