Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2-neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren ...
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Das Magazin der tb.glarus zur Energiezukunft für Sie 2/2021 Mit Biogas geht das Thomas Schätti, Geschäftsführer der Schätti AG Metallwarenfabrik, über das CO2 -neutrale Einbrennen der Farben beim Lackieren.
AUGENBLICK Aufgeweckt und kompetent Schon nach kurzer Zeit während der Schnup- pertage bei den tb.glarus war für Ajla Bajrami der Fall klar: «Da will ich hin.» Heute ist sie Lernende Kauffrau im zweiten Lehrjahr und hat nicht nur die verbuchten Kundenrechnungen auf ihrem PC im Griff. Am Schalter, am Telefon oder per E-Mail beantwortet sie Fragen zur Strom-, Wasser-, Gasrechnung oder zum bevor- stehenden Umzug. Ihre kompetente Art kommt bei den Kunden sehr gut an und moti- viert die 17-Jährige für ihre tägliche Arbeit.
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Eine lange Leitung zu haben, gilt umgangssprachlich als eher unvorteilhaft. In der Strom-, Wasser-, Gas- und Wärmeversor- gung gehören lange Leitungen aber zu unserem Tagesgeschäft – gemeinsam bilden sie unsere Versorgungsnetze. Die neuen fernauslesbaren Verbrauchszähler, Smart Meter ge- nannt, eröffnen dabei neue Möglichkeiten der Netzbewirtschaf- tung. «Meter to Cash» heisst das Verfahren, das sich dabei zu einem der Kernprozesse der Energiebranche entwickelt. Lesen Sie dazu den Beitrag auf Seite 11 dieses Hefts mit unserem Abteilungsleiter Markt + Digital, Jürg Zentner. Die Digitalisierung macht unsere Gesellschaft effizienter, wobei die Daten – Dreh- und Angelpunkt der modernen Energiebranche – auch entsprechend geschützt werden müssen. Oberstes Ziel der tb.glarus ist und bleibt es, mittels Unterhalt und Planung unsere Netze in bester Verfassung zu halten und die Versorgungssicherheit wirtschaftlich zu gewährleisten. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und einen angenehmen Sommer. Mario Zimmermann, Hauptabteilungsleiter Vertrieb + Entwicklung Aus dem Inhalt 12 14 20 Leben in der Energiezentrale Bauindustrie auf dem Holzweg Umweltfreundlich düngen Module auf dem Dach und an der Fassade, Bat- Innovativ, ökologisch und hocheffi- Wie Stickstoff über Bakterien terie im Keller: So nutzen Sie den selbst erzeug- zient – weshalb Bauen mit Holz gerade zu den Pflanzen kommt, ten Sonnenstrom optimal zum Eigenverbrauch. ein fulminantes Comeback erlebt. erklärt Beat Christen, ETH. Fotos: Samuel Trümpy (Seite 1 und 2) Impressum 2. Jahrgang, Juni 2021, erscheint vierteljährlich Herausgeber: Technische Betriebe Glarus, Feldstrasse 1, 8750 Glarus, Tel. 058 611 88 88, info@tbglarus.ch, tbglarus.ch Drucksache Konzept, Redaktion und Gestaltung: Redact Kommunikation AG, 8152 Glattbrugg; myclimate.org/01-21-864810 redaktion@redact.ch | Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen 100 % 2 / 2021 3
KURZ UND BÜNDIG So lese ich meine Energierechnung «Wie setzt sich eigentlich der Endbetrag meiner Energierechnung zusammen?» Diese Frage haben Sie sich möglicherweise auch schon beim prüfenden Blick auf Ihre Stromrechnung gestellt. Objekt: Einfamilienhaus, 5 Zi Parterre, mehrgeschossig, Ennetbühlerstrasse 13, 8755 Ennenda Messpunkt: CH10001012345EWEnnenda00002070501 Elektrizität Zähler-Nr. Verbrauch Verbrauch Stand alt Stand neu Faktor Menge Verbrauchsermittlung von bis Hochtarif (I) 39244041 01.09.20 01.11.20 7'579 7'855 276 kWh Niedertarif (II) 01.09.20 01.11.20 9'244 9'654 410 kWh Menge Ansatz Dauer Betrag CHF MwSt Betrag CHF Betragsermittlung exkl. MwSt. Satz inkl. MwSt. Netznutzung Netznutzung tb.grid mix Hochtarif (I) 276 kWh Rp. 9.05 24.98 7.70 26.90 Niedertarif (II) 410 kWh Rp. 6.05 24.81 7.70 26.72 Systempreis 1 Anzahl Fr. 12.00 2 Mt. 24.00 7.70 25.85 Allgemeine Systemdienstleistungen (SDL) 686 kWh Rp. 0.16 1.10 7.70 1.18 Total 80.65 Energie Energie tb.grid mix Einheitstarif 686 kWh Rp. 7.30 50.08 7.70 53.94 Total 53.94 Öffentliche Abgaben Konzessionsabgabe (Öko-Abgabe) an die Gemeinde Glarus 686 kWh Rp. 1.00 6.86 7.70 7.39 Bundesabgabe (Netzzuschlag) 686 kWh Rp. 2.30 15.78 7.70 17.00 Total 24.39 Total Objekt 158.98 Verbrauchsvergleich 600 500 410 387 400 294 Grundsätzlich 300 besteht diese aus drei Komponenten, 276 – S chliesslich kommen noch die «Öffentlichen Abgaben» nämlich 200 «Netznutzung» (grün), «Energie» (gelb) und hinzu. Das ist einerseits die Konzessionsabgabe (Öko- «Öffentliche 100 Abgaben» (blau). Abgabe) von 1,0 Rp. / kWh an die Gemeinde Glarus, womit 0 Energieeffizienzmassnahmen gefördert werden. Als Basis für die Verrechnung der drei Komponenten Hochtarif (I) sind AndererseitsNiedertarif wird hier eine (II) Bundesabgabe von 2,3 Rp./ kWh unter «Elektrizität» die Zählerstände und Verbräuche verrechnet, etwa zur Förderung erneuerbarer Energien aufgeführt,01.09.2019 unterteilt- 31.10.2019 in Hoch- und01.09.2020 - 31.10.2020 Niedertarifzeiten. (KEV / EVS) und zum Schutz der Gewässer und Fische. – Mit dem Preis der «Netznutzung» zahlen Sie für den Insgesamt macht der reine Stromanteil der Energiekosten Transport des Stroms bis zu Ihrem Zähler. Ausserdem sind rund 35 % aus; die Netznutzungskosten rund 52 % und die hier ein fixer Systempreis (z.B. für Energiemessung) Öffentlichen Abgaben ca. 13 %. sowie die Kosten für den Betrieb des nationalen Übertra- gungsnetzes (Allgemeine Systemdienstleistungen) Detaillierte Erklärungen zu Ihrer Energierechnung finden enthalten, welche gemäss der bezogenen Energiemenge Sie unter tbglarus.ch/rechnung.html belastet werden. – Im Abschnitt «Energie» wird jene Energie verrechnet, die Sie effektiv verbrauchen. 4 100 % 2 / 2021
KURZ UND BÜNDIG ABSOLUT NICHT ANSTECKEND Wer sagt, dass Elektromobilität zwingend mit Ladeinfrastruktur verbandelt sein muss – zumal diese teilweise schon an ihre Belastungsgrenzen stösst? In den USA rollt nun das Mini-Elektroauto «Aptera» an den Start, das den Gegen- beweis antreten will. Etwa 70 Kilometer Reichweite soll der Zweiplätzer pro Tag über Solarzellen laden können, die Batterie speichert laut Hersteller genug Energie für bis zu 1600 Kilometer. Die Allrad-Variante (3-Wheel Drive!) des Aptera mit 150 kW soll den Sprint von 0 bis 100 km / h in 3,5 Sekunden schaffen. Aber was ist, wenn die Sonne sich mal über mehrere Tage partout nicht zeigt? Für diesen Fall ist natürlich trotzdem ein Ladestecker vorhanden. aptera.us DIE ZAHL 55 ZE T TABY TE Biogas: Runter mit dem CO2-Ausstoss! oder 55 Billionen Terabyte – hat Die CO2 -Emissionen sind weltweit, aber auch in der Schweiz zu Ende 2020 die global verfügbare hoch. Senken können wir sie unter anderem durch die Nutzung Datenmenge nach Schätzungen des von Biogas. Die Produktionsanlagen in England, von denen die US-Speichersystemherstellers tb.glarus ihr Biogas beziehen, wurden neu «naturemade»- EMC betragen. Eine Zahl mit 21 Nullen. zertifiziert. Nur wenn mehr Biogas von Kunden nachgefragt Und die digitale Flut steigt rasant wird, können neue Biogas-Produktionsanlagen entstehen. an: Alle zwei Jahre dürfte sie sich Die Schätti AG Metallwarenfabrik bezieht neuerdings 100 % verdoppeln. Mindestens! Biogas für ihren kompletten Bedarf. Lesen Sie das Interview mit Thomas Schätti in unserer Titelgeschichte ab Seite 6. Wir von den tb.glarus beraten auch Sie gerne dabei, welches Produkt für Sie am besten geeignet ist. info@tbglarus.ch 100 % 2 / 2021 5
BIOGAS «Wenn wir etwas verändern, dann bitte nachhaltig» Mit ihrem Bezug von 100 Prozent Biogas kommt die Schätti Metallwarenfabrik in Schwanden ihrem Ziel der CO2-neutralen Produktion einen grossen Schritt näher. Geschäftsführer Thomas Schätti über Prozessenergie, Qualitätsstandards und den «Phönix aus der Asche»-Effekt von Stahl. INTERVIEW ANDRE AS TURNER F OTO S A M U E L T R Ü M P Y Seit gut drei Jahren bezieht die Schätti wie flüssige fossile Brennstoffe und stellt keine Metallwarenfabrik Gas von den tb.glarus – Gefahr für Gewässer oder das Grundwasser dar. Für neuerdings sogar 100 Prozent Biogas. Was uns bringt Gas auch Vorteile als Prozessenergie. steckt hinter diesem Entscheid? Der Gasofen ist effizienter als der elektrisch be- Als ich mit meinen Brüdern Jos und Stefan hier heizte. Er reagiert schneller, und die Temperatur zu arbeiten begann, hatten wir bereits ein Unterneh- ist einfacher zu regeln. Bei uns hat die Umstellung mensleitbild – und darin einen zentralen Satz: auf Gas ganz direkt zu einer Qualitätsverbesserung Wenn wir etwas verändern, dann im Sinne der der Produkte geführt. Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Das sagt eigentlich schon alles. Ist Ihr Fokus auf Nachhaltigkeit ein permanenter Lernprozess? Ja, es ist immer ein Anpassen, ein Nachjustieren. Auf Rollen aufgezogen, warten die Stahlbänder in der Wir suchen nicht die Revolution, sondern sind uns Schätti AG Metallwarenfabrik auf die Weiterverarbeitung. bewusst, dass positive Entwicklungen am besten schrittweise erfolgen. Unser Grossvater Josef hatte die Firma, damals ein Installationsgeschäft für Zentralheizungen, bereits 1934 gegründet. Ob Mit- arbeitende, Eigenkapital oder Umwelt – der nachhaltige Umgang mit Ressourcen ist von jeher Bestandteil unseres Unternehmens. Interessant, dass der Ersatz von Heizungen bei uns jetzt wieder stark im Vordergrund steht – auch im Zusammen- hang mit Gas. Welche Vorteile besitzt Gas im Vergleich zu anderen Energieträgern? Der grösste Vorteil ist, dass man es eben auch CO2 -neutral haben kann. Gas braucht keine Lager 6 100 % 2 / 2021
INTERVIEW Dank vielseitigen, flexiblen Prozessen entstehen aus Metall innovative Produkte: zum Beispiel hochwertige Espressomaschinen. Welches sind in Ihrem Betrieb die grössten Energieverbraucher? Bei der Wärme ist dies mit Abstand der Einbrenn- ofen für die Farben beim Lackieren unserer Metall- waren. Dazu kommt das Heizen der Gebäude, wo wir ebenfalls auf Gas umgestellt haben. Es gibt uns ein Gefühl der Befriedigung, dass wir pro Jahr rund eine Gigawattstunde Gas nun CO 2 -neutral beziehen. Das entspricht umgerechnet dem Strom- bedarf von rund 230 Haushalten. Unseren weiteren Energiebedarf decken wir ausschliesslich mit Elektrizität: Strom brauchen wir neben der Beleuch- tung beim Laser-Schneiden der Metalle, bei den Hydraulikaggregaten, Pumpen und Druckluft- kompressoren. Nicht alle Leute haben Vertrauen in Zertifikate. Wie wichtig ist Ihnen deshalb, dass die Produktionsanlagen für das von tb.glarus bezogene Biogas mit dem Qualitätslabel «naturemade star» zertifiziert sind? Mit Zertifikaten wird natürlich auch Unfug getrie- ben, deshalb braucht es geprüfte Qualitätsstan- dards. Andererseits muss man es auch pragmatisch sehen: Es können nicht überall alle auf gleich ho- «Stahl ist der wohl am hem Niveau arbeiten. Da die inländischen Kapazi- täten nicht ausreichen, wird das Biogas, das die häufigsten wiederaufbereitete tb.glarus beziehen, im nördlichen Europa produziert. Vor diesem Hintergrund ist die Absicherung durch Stoff überhaupt.» das «naturemade star»-Label enorm viel wert. Thomas Schätti 100 % 2 / 2021 7
TELEKOMMUNIKATION BIOGAS Es kann also durchaus sein, dass ein Nagel aus dem tiefsten Mittelalter heute in einer unserer modernen LED-Leuchten steckt. Beim Kunststoff ist das etwas anders. Dort verliert man laufend an Qualität, je öfter man ihn rezykliert. Welchen Stellenwert hat das Recycling bei der Schätti Metallwarenfabrik? Bei uns entstehen sehr viele Sorten von Abfällen: neben zahlreichen Metallen auch Karton, Papier und verschiedene Kunststoffe. Hier betreiben wir sortenreines Recycling. Das heisst, wir trennen viel mehr Stoffe auf als die meisten Menschen im Privatbereich. Stichwort Privatbereich: Wie prägen Ihre beruflich gewonnenen Erkenntnisse zur Energie Ihr persönliches Konsumverhalten? Hier hat insbesondere mein Bruder Stefan eine Vorreiterrolle, und wir folgen ihm meist leicht zeit- versetzt nach. Stefan hat schon seit längerer Zeit Solarmodule auf dem Dach und fährt Elektroauto. In der Firmenfahrzeugflotte haben wir vor Jahren den Wechsel von Benzin auf Diesel vollzogen, jetzt schaffen wir uns vollelektrische Firmenfahrzeuge an. Ob die batteriebasierte Elektromobilität nun die Generallösung für die Mobilität darstellt, sei trotzdem mal dahingestellt. Nachhaltigkeit ent- steht auch da erst nach jahrelangem Betrieb: Dem Recycling der Batterien sollte eine möglichst lange Gebrauchsdauer vorangehen. Wie steht die Schweiz Ihrer Meinung nach punkto Ökologie da? LED im Fokus: Die Schätti Metallwarenfabrik ist mit einer Auf jeden Fall nicht so gut, wie die meisten meinen. eigenen Kollektion am Leuchtenmarkt vertreten. Würden alle Länder pro Kopf so viel Energie ver- brauchen wie die Schweiz, wäre die Welt aufs Klima bezogen noch ein schlechterer Ort. Deshalb sehe ich uns hier ganz stark in der Verantwortung. Mit Der Umgang mit Ressourcen dürfte ein unserem hohen Wohlstand können wir es uns zentrales Thema bei Ihnen sein. leisten, voll auf umweltverträgliche Energietechno- Teilweise sind wir in wirtschaftliche Abläufe ein- logien zu setzen. gebunden, die uns kaum eine Wahl lassen. Einwegverpackungen im Export sind so ein Thema. Früher bekamen wir das Leergut rückgeliefert, doch das macht heute kaum noch ein Transporteur. Im Inland arbeiten wir noch mit SBB-Paletten Umsichtig diversifiziert und Kartoneinlagen, die wir von unseren Schweizer Gemeinsam mit seinen Brüdern Jos und Stefan leitet Kunden zurückerhalten. Thomas Schätti in Schwanden das Familienunternehmen Schätti AG Metallwarenfabrik in dritter Generation. Wo achten Sie in der Produktion auf Die Firma stellt zur Hauptsache elektrische Kleingeräte, Nachhaltigkeit? Funktionsbeschläge für Möbel sowie lüftungstechnische Wir haben das Glück, dass uns seit den Anfängen Komponenten her. Ein neuerer Geschäftszweig umfasst unseres Betriebs ein Werkstoff begleitet, der schon die Entwicklung, die Produktion und den Verkauf von seit Jahrhunderten fast zu hundert Prozent rezykliert hocheffizienten LED-Leuchten in schlichtem Design. Kult wird. Stahl ist der wohl am häufigsten wiederauf- sind auch die von Schätti gebauten Espressomaschinen bereitete Stoff überhaupt. Er lässt sich per Magnet aus der Marke Olympia Express. dem Abfall holen oder aus einer Verbrennungsanlage. 8 100 % 2 / 2021
HOW TO … Sommer geniessen – aber nachhaltig Grillpartys, Ausflüge, Baden im See: Ein schöner Sommertag bietet paradiesische Voraussetzungen für gemütliches oder aktives Zusammensein. Aber Achtung, das geht auch nachhaltig. TEXT LUK VO N BERGEN Feuerfreude statt Tropenholz Ob Vegi oder Fleisch: schön, wenn die Kohle glüht und das Grillgut brutzelt. Ziemlich hässlicher Herkunft sind dabei aber oftmals die «Zutaten» in der Kohle. Achten Sie bei der Holzkohle darauf, dass Sie FSC-zertifizierte Produkte ohne Tropenholz kaufen. Denn viele dieser Tropenhölzer stammen aus Raubbau und führen zu massivem Wald- verlust. Kohldampf? Klingt gut, aber nicht mit abgefackelten Wäldern. Mehrweggeschirr statt Plastikteller Ob Hauptspeise oder Dessert: wunderbar, wenn die Speisen auf dem Tisch liegen und der Sommerschmaus beginnt. Sonderbar, wenn ein Abfallberg übrigbleibt. Verwenden Sie deshalb Mehrweggeschirr und Flaschen, Tupperware- Behältnisse und normales Essbesteck. Selbst bei den Trink- halmen gibt es nachhaltigere Plastikalternativen aus Metall. So vermeiden Sie Müll und dinieren erst noch mit mehr Stil. Nachhaltigkeit statt Eitelkeit Ob vor oder nach dem Essen: Ein entspannendes Bad in der Sonne oder im See tut einfach gut – sonnengeschützt, versteht sich. Ge- stresst wird dabei oft aber das Ökosystem eines Gewässers. Denn die meisten Sonnenschutzmittel enthalten umweltschädigende Stoffe. Alternativen gibt’s in Form natürlicher Sonnenkosmetik mit minerali- schen statt chemischen Sonnenfiltern. Ja, mineralische Produkte hin- terlassen oft einen feinen, weissen Film auf der Haut. Wen juckt’s? Saisongemüse statt Exotisches Ob als Beilage oder Snack: Knackige Gemüse-Sticks und süsse Früchte gehören zu einer Grillade dazu. Geradezu appetithemmend hingegen sind die Gedanken an den Transport und die Anbaubedingungen, die herrschen, bis Mango, Avocado, Papaya und Co. bei uns in den Regalen stehen. Salate, Rüebli, Rhabarber und Melonen: Saisonale und regionale Gemüse und Früchte sind gesund und stam- men hoffentlich aus nachhaltiger Produktion. Mmmh, fein! 100 % 2 / 2021 9
WISSEN So hält Ihr länger Jedes dritte in der Schweiz verkaufte Velo fährt elektrisch. Seine zentrale und zugleich kurzlebigste Komponente ist der Akku. Lesen Sie, was zu tun ist, um seine Lebensdauer deutlich zu verlängern. T E XT A N D R EA S T U R N ER Häufig laden Richtig lagern Laden Sie Ihren Akku am besten nach jedem Gebrauch Benutzen Sie Ihr E-Bike während längerer Zeit nicht, lagern wieder nach! Heutige Akkus sind dank Lithium-Ionen- Sie den Akku weder ganz voll noch total leer, sondern Technologie richtige Energiebündel, schaffen bis zu 1000 Voll- bei einem Ladezustand zwischen 30 und 70 Prozent. ladezyklen und kennen auch keinen Memory-Effekt Kontrollieren Sie den Ladestand alle zwei Monate. mehr. Dieser drohende Kapazitätsverlust verlangte bei früheren Nickel-Cadmium-Akkus jeweils eine mög- Beim Original bleiben lichst vollständige Entladung. Das ist heute weder nötig Benutzen Sie ausschliesslich das Original-Ladegerät – und noch empfehlenswert. möglichst auch nur Original-Akkus. Von günstigen Nachbau- Fremdprodukten sollten Sie Abstand nehmen. Achten Sie Gut temperieren zumindest unbedingt auf die echte CE-Kennzeichnung! Akkus mögen keine Hitze. Lassen Sie Ihr E-Bike im Sommer also lieber nicht in der prallen Sonne stehen – Schatten- Gezielt einsetzen parkierer fahren länger! Umgekehrt sollten Sie auch Minus- Wenn Sie die Elektrounterstützung lediglich als temporäre grade meiden: Bewahren Sie den Akku im Winter besser Ergänzung Ihrer eigenen Muskelkraft einsetzen, haben in der warmen Stube auf und setzen Sie ihn erst kurz vor Sie am längsten etwas von Ihrem Akku. Auf diese Weise einer Fahrt wieder ein. Laden bei Zimmertemperatur smart genutzt, verlängern Sie nicht nur die Reichweite, bekommt dem Akku am besten! sondern auch die Lebensdauer Ihres Akkus.
DIGITALE DIENSTLEISTUNGEN Ohne IT kein Strom – und umgekehrt Was versteht man eigentlich unter «Meter to Cash» (M2C)? Erfahren Sie, was künftig bei der vernetzten Energiedatenerfassung für Sie wichtig wird. TEX T ANDREAS TURNER F OTO S A M U E L T R Ü M P Y «Die Schnittstellen-Thematik ist zentral»: Jürg Zentner, Abteilungsleiter Markt + Digital. S mart Meter erobern die Energiewelt, der Hunger nach 3500 Wasser- und 1400 Gaszähler im Versorgungsgebiet konti- Daten wächst. Mit fortschreitender Digitalisierung sind nuierlich durch Smart Meter zu ersetzen.» Beim Einbau, Ausbau Gesellschaft und Wirtschaft abhängig von einer effizien- und Tausch der Zähler wird der Monteur über ein mobiles End- ten Versorgung mit Strom, welche ihrerseits auf voll vernetzte gerät medienbruchfrei in den Prozess eingebunden – mit dem und ausfallsichere intelligente Datenkommunikationssysteme Ziel, jede noch bestehende manuelle Schnittstelle durch eine angewiesen ist. Ohne IT kein Strom – ohne Strom keine IT. digitale Verbindung zu ersetzen. Mit der Digitalisierung von Energie-Verbrauchsdaten über Dieses moderne Energiedaten-Managementsystem ermög- Smart Metering kommt auch auf die tb.glarus eine zentrale licht es den tb.glarus, nicht nur die Zählerdaten der Endverbrau- Herausforderung zu. Es geht darum, den gesamten Prozess vom cher automatisiert zu erfassen. «Auch die Rechnungsstellung Auslesen der Verbrauchswerte bis zum Eingang der Zahlung und der Kundenservice werden digitalisiert», erklärt Jürg durch den Kunden automatisiert und effizient zu gestalten. Zentner. Und dies immer unter Einhaltung der Datenschutz- Dieses Verfahren nennt man «Meter to Cash» (M2C). bestimmungen. Das fördert die Kundenzufriedenheit, indem Rechnungen stets rechtzeitig und fehlerfrei ankommen, trans- Stets rechtzeitig und fehlerfrei parent sind und frei von Missverständnissen beglichen werden «Dabei haben wir insbesondere die Schnittstellen-Thematik im können. Jürg Zentner: «Erhöhte Qualität der Resultate bei ver- Fokus», sagt Jürg Zentner, Abteilungsleiter Markt + Digital bei kürzter Bearbeitungszeit – Meter to Cash hat das Potenzial, den tb.glarus. «Wir sind mitten im Prozess, die 8500 Strom-, unsere Prozesse auf eine neue Energiestufe zu heben.» 100 % 2 / 2021 11
INFOGRAFIK Leben im Solarkraftwerk Klimaschutz und Energiewende profitieren davon, dass die Photovoltaik bereits heute die kostengünstigste Art der Stromproduktion darstellt. Erfahren Sie, wie Sie den erzeugten Sonnenstrom bestmöglich zum Eigenverbrauch nutzen. RECH E R C H E AN D RE AS T U R N ER INFOG R AF IK D. RÖT T E L E, I N F O G R A F I K .C H 1 Photovoltaikmodule auf dem Dach Aufbau und Funktion einer Solarzelle Photon Frontkontakt (negativ) e- Siliziumschicht mit e- negativen Ladungsträgern Grenzschicht e- + 4 Siliziumschicht mit Haushalt positiven Ladungsträgern Verbraucher + Rückseitenkontakt (positiv) + 1 2 3 1: Sonnenstrahlen ent- 2: Wo negativ geladene 3: Hauptfunktion der halten Photonen, win- Elektronen ihren Platz Solarzelle ist das Um- zige Energieträger. verlassen, bleiben posi- leiten der Wiederverei- Silizium an der Solar- tiv geladene Löcher. nigung. Auf diesem zellen-Oberfläche Elektronen wandern Weg entsteht Strom- reagiert mit dem Los- zur Ober-, Löcher zur spannung, die abge- lösen von Elektronen. Unterseite der Zelle. nommen werden kann. 4 Haushalt So funktioniert Photovoltaik im Einfamilienhaus Photovoltaikmodule 1 Wechselrichter 3 3 Die in den Solarmodulen verbau- Der Strom der Photovoltaikmodule Wechsel- ten Solarzellen produzieren kann auch direkt über den Wech- 2 richter Gleichstrom (DC). Sie werden in selrichter als Wechselstrom zu Batterie 5 Reihe geschaltet, wobei sich den Verbrauchern im Haushalt Zähler die Spannungen aufsummieren. 4 gelangen, zum Beispiel Licht, Waschmaschine, Geschirrspüler, Batterie 2 Elektroauto. Nachts produziert die Der Strom vom Dach fliesst als PV-Anlage nicht, die Verbraucher Gleichstrom – je nach Auslastung im Haushalt beziehen den AC- der Anlage – über eine Optimie- Strom über den Wechselrichter rungs-Schnittstelle in die Batterie. von der Batterie. 12 100 % 2 / 2021 * bei Standardbedingungen Quellen: swissolar.ch, energieheld.ch, Agentur für Erneuerbare Energien, Tesla
Ausrichtung der Solarmodule Je nach Neigungswinkel und Ausrichtung der Solarzellen definiert sich der Wirkungsgrad bei der Photovoltaik. Auch der mögliche Beitrag der Gebäudefassaden ist dabei beachtlich. Er beträgt mit 17 Terawatt- stunden (TWh) rund Wirkungsgrad ein Viertel des Gesamt- von Solarmodulen potenzials (67 TWh). (in Prozent) Preise im steilen Photovoltaikmarkt Sinkflug Schweiz Preis für kristalline Kumulierte Leistung Solarmodule in von PV-Anlagen 1 Europa (in CHF pro im Netzverbund Photovoltaik- 1 Watt Nennleistung*) (in Megawatt) module 1.00 2500 an der Fassade 0.75 2000 1500 0.50 1000 0.25 500 0 0 2010 2019 2010 2019 4 Wallbox Tagesverlauf im Haus mit PV-Anlage und Solarspeicher Solaranlagen erzeugen mittags am meisten Strom. Typische Haushalte haben allerdings auch morgens und abends Ver- 6 Zähler 5 brauchsspitzen. Stromspeicher erhöhen den Eigenverbrauch. Wird auf dem Dach viel Strom produziert und ist die Batterie Bezug aus Batterie 5000 Watt bereits voll, wird der nicht Netzstrombezug gebrauchte, überschüssige Bezug direkt 4000 Watt Stromnetz Strom über den Einspeisezähler aus Photovoltaik 3000 Watt zurück ins Netz 6 geleitet. Einspeisung Ist die Batterie bereits leer und Netz und Haus- 2000 Watt wird noch mehr Strom (AC) batterie 1000 Watt nachgefragt, gelangt dieser aus dem Netz über den Bezugs- 0 zähler an die Verbraucher. 0.00 6.00 12.00 18.00 0.00 100 % 2 / 2021 13
HOLZBAU Mehr als Hüttenromantik Schon vor Jahrtausenden wurde Holz als Baustoff eingesetzt – und erlebt gerade ein eigentliches Comeback. Viele innovative Bauprojekte setzen derzeit auf den nachhaltigen Baustoff aus dem Wald. Auch in der Schweiz. TEX T SIMON EBERHARD F OTO S J Ü R G E N P O L L A K , F I L I P P O B O L O G N E S E U m ein Werk von Herzog & de Meuron zu bestaunen, muss man nicht zwingend zur Elbphilharmonie in Hamburg oder zum Olympiastadion in Peking fahren. Seit 2015 reicht dafür eine Seilbahnfahrt auf den Chäserrugg. Auf «Im Holzbau entstanden rund dem beliebten Wander- und Skigipfel im Toggenburg 5000 neue Vollzeitstellen.» haben die international renommierten Architekten Gabriela Schlumpf, Direktorin des mit dem neuen Gipfelgebäude aus Holz eine Attrak- Verbandes Holzbau Schweiz tion und einen weit herum sichtbaren Blickfang in idyllischer Umgebung geschaffen. Steigender Marktanteil entstanden in den vergangenen Jahren im Holzbau Das spektakuläre Gipfelgebäude, das 2018 mit dem rund 5000 neue Vollzeitstellen», sagt Gabriela Holzbaupreis «Prix Lignum» ausgezeichnet wurde, Schlumpf, Direktorin des Verbandes Holzbau ist ein besonders markantes Beispiel für die vielfäl- Schweiz. Rund 21 000 Stellen sind es inzwischen, ein tigen Gestaltungsmöglichkeiten mit Holz. Zudem bemerkenswerter Anstieg. steht es symbolisch für den Boom, den der Holzbau Doch warum erlebt der seit Tausenden von Jahren in den vergangenen zehn Jahren erlebt hat. So verwendete Baustoff Holz gerade in den letzten konnte Holz als Baustoff seit 2011 seinen Marktanteil Jahrzehnten ein solch fulminantes Comeback? «Die kontinuierlich ausbauen – es liegt im Trend. «Zudem politischen und ökologischen Rahmenbedingungen 14 100 % 2 / 2021
Oben: Die Bergstation der Chäserrugg-Bahn, die 2018 den Prix Lignum für den besten Holzbau gewann. Unten: Visualisierung der neuen Überbauung Fischermätteli in Burgdorf. haben diese Entwicklung sicherlich begünstigt», antwortet Gabriela Schlumpf. Denn Holz hat als nachhaltiger und nachwachsender Baustoff in öko- logischer Hinsicht gewichtige Vorteile gegenüber dem Marktleader Beton. Dieser ist in der Herstellung sehr energieintensiv, während Holz CO 2 bindet. «Holz eignet sich zudem hervorragend zur Vorferti- gung in der Werkshalle», erklärt Gabriela Schlumpf. «Die Bauherren profitieren dadurch von einer hohen Ausführungsqualität und Terminsicherheit. So lässt sich ein Bauprojekt sehr genau vorausplanen und aufgrund der wetterunabhängigen Produktion schneller vor Ort realisieren.» Effizienz dank Vorfabrikation Dies bestätigt auch Didier Pichonnaz, Leiter Archi- tektur beim Holzbauspezialisten Strüby. Unter seiner Leitung entsteht derzeit unter anderem das neue Wohnquartier «Fischermätteli» in Burgdorf. Gebaut werden dort zehn Mehrfamilienhäuser 100 % 2 / 2021 15
HOLZBAU Visualisierung des geplanten Hochhauses «Pi» in Zug (r). Das Tragwerk aus Holz (l.) ermöglicht den Architekten, ihr Konzept umzusetzen. mit 168 Eigentumswohnungen im Minergie-A-Eco- Standard – alle aus Schweizer Holz. «Dank der Vorfabrikation kann ich als Architekt zu einem frühen Zeitpunkt die richtigen Fragen stellen», sagt er. Das macht den Bauprozess effizienter. «Alle «Wir wollen arbeiten mit demselben digitalen Plan, so sind erforschen, wie wir Bestellungen rasch ausgeführt und Änderungen mit weniger Material schnell umgesetzt.» mehr erreichen.» Die Frage «Wieso Holz?» ist für Didier Pichonnaz verkehrt gestellt. «Man müsste eher fragen: Wieso Wolfram Kübler, Holzbauingenieur Beton oder wieso ein anderer Baustoff?» Nur für das Fundament im Boden, das mit Wasser in Berührung kommt, eignen sich laut Pichonnaz andere Baustoffe besser. «Für alles, was sich über dem Boden befindet, Wohnungen und gewähren eine Art vertikale Nachbar- ist Holz meistens der logischste Baustoff – in ökolo- schaft. «Wir haben Wege gesucht, die Anonymität des gischer wie auch ökonomischer Hinsicht.» Wohnens im Hochhaus aufzubrechen», erklärt Projekt- leiter Martin Kostelezky den Grundgedanken. «Der Hochhaus als Begegnungszone Wegfall des zentralen, tragenden Betonkerns und der Dass Holz längst nicht mehr nur im ländlichen Raum Ersatz durch ein Rahmentragwerk aus Holz machen zum Bauen eingesetzt wird, beweist ein Projekt von unser Konzept erst möglich.» Duplex Architekten in Zug, das nur schon äusserlich Neue, innovative Lösungen zu finden, mit Holz mög- nicht mehr viel mit heimeliger Hüttenromantik zu lichst viel Beton zu ersetzen, war denn auch der explizite tun hat. An zentraler Lage entsteht unter dem Pro- Wunsch des Auftraggebers, der Urban Assets Zug AG. jektnamen «Pi» derzeit ein modernes Hochhaus aus «Dies erfordert, dass wir beim Bauen umdenken», sagt Holz. Das Besondere: Zentrale, offene Räume über Holzbauingenieur Wolfram Kübler. Um neue Lösungen jeweils drei Stockwerke dienen der Erschliessung der zu erproben, führt das Projektteam in Zusammenarbeit 16 100 % 2 / 2021
Architektur: Duplex Architekten AG, Bauherrschaft: Urban Assets Zug AG, Totalunternehmer: Implenia Schweiz AG, Holzbauingenieur: WaltGalmarini AG «Die Buche hat viel Potenzial» Tanja Zimmermann ist Departementsleiterin «Functional Materials» an der Empa in Dübendorf. Frau Zimmermann, in der Unit «Vision Wood» des Empa-Forschungsgebäudes NEST gehen Sie dem Umgang mit Holz im Bauwesen auf den Grund. Wie muss man sich das vorstellen? Einerseits erforschen wir, wie wir einen möglichst hohen Grad an Vorfertigung von Holzbauelementen erreichen können. Hier haben wir in der Konstruktion anstelle von Nadelholz Buchenbrettsperrholz eingesetzt. Weiter untersuchen wir auch das Material Holz an sich: Wir haben uns dabei die Frage gestellt, was Holz alles nicht kann und wie wir dies lösen können. Zum Beispiel? mit der ETH zahlreiche Versuche durch und hat Holz nimmt Feuchtigkeit auf und brennt. So haben wir hierfür sogar ein Modell in der Grösse eines Einfa- versucht, Holz schwer entflammbar und wasserabweisend milienhauses errichtet. «Wir wollen damit erfor- zu machen. Wir haben beispielsweise Waschbecken schen, wie wir mit weniger Material mehr erreichen und Duschverkleidungen aus wasserabweisendem Holz und dabei die erforderlichen Eigenschaften für entwickelt. Auch hier haben wir einen besonderen Brandschutz, Statik und Schallschutz erfüllen kön- Fokus auf Buchenholz gelegt – eine unternutzte Ressource nen», so Kübler. unserer Wälder. Hier schlummert ein grosses Potenzial. Vorbild und Inspiration Der Holzbau boomt seit einigen Jahren – weshalb? Ein Holzhochhaus wie «Pi» ist übrigens erst seit 2015 Die Baubranche ist generell eher konservativ. Die Holz- möglich. In diesem Jahr wurden nämlich die Brand- baubranche zeigt sich hingegen innovativ – aus purer schutzbestimmungen revidiert, was es überhaupt erst Notwendigkeit. Denn um preislich mithalten zu können, erlaubt, mit Holz in die Höhe zu bauen. Mit 80 Metern musste sie an Effizienz zulegen. Mit Vorfertigung und Höhe wird das Zuger Hochhaus bei der Fertigstellung Digitalisierung konnte sie dies erreichen. Diese Konkur- 2025 vermutlich das höchste Holzhochhaus der renzfähigkeit und die gesellschaftliche Anforderung, Schweiz sein – allerdings nicht sehr lange, denn ökologisch nachhaltig zu bauen, haben das Bauen mit bereits sind weitere Vorhaben in Planung. Doch Hö- henrekorde sind laut den Verantwortlichen auch nicht Holz sicherlich begünstigt. das Ziel. Vielmehr erhoffen sie sich, dass ihr Projekt Bauherren und Investoren als Vorbild dafür dient, was Welche Forschungsthemen stehen beim Holz weiter mit Holz alles möglich ist. «Wir möchten dazu beitra- im Fokus? gen, die Innovationsfreude im Holzbau zu fördern, Wenn wir mehr mit Holz bauen, müssen wir auch bereits und neue architektonische Lösungen aufzeigen, die an den Rückbau denken. Wir dürfen Holz nicht zu sich im Holzbau ergeben», sagt Martin Kostelezky. Sondermüll machen und müssen daher auch bei der Der spektakuläre Bau auf dem Gipfel des Chäserruggs Verbindung und Oberflächenbehandlung grün denken ist also nur die Spitze des Aussichtsbergs. und neue Konzepte entwickeln. 100 % 2 / 2021 17
SMART TOOLS Raus mit dir! Ob auf dem Campingplatz oder in den Bergen, ob mit Zelt oder ganz im Freien: Diese Tools bringen raffinierten Komfort in jedes Outdoor-Abenteuer. R EC H E R C H E TA M A R A T I E F E N A U E R Moderne Laterne Tagsüber lässt sich die «LuminAID PackLite Nova» platzsparend am Ruck- sack befestigen – dann lädt sie mithilfe von Sonnenlicht gleich ihre Batte- rien. Wenn es dunkel wird, bläst man die Lampe einfach auf und erhellt mit ihr den Abend. Die Lampe spendet bis zu zwölf Stunden Licht, verfügt über verschiedene Helligkeitsstufen und wiegt nur 100 Gramm. Zu kaufen gibt es die moderne Laterne auf geo-discount.ch für 30 Franken. 18 100 % 2 / 2021
Gemütlich hängen Auch wer minimalistisch unterwegs ist, braucht einen Schlafplatz. Diese Hängematte mit Moskitonetz sowie Regen- und Schattendach bietet einen wohligen Rückzugsort. In den doppelten Stoffboden lässt sich eine Schlaf- matte schieben, was das Liegen noch bequemer macht. Das Einzelzimmer zwischen zwei Bäumen gibt es für rund 390 Franken bei exped.com. Funkloch, na und? Die Smartwatch Suunto lässt niemanden im Stich: Sie ist wasserdicht bis 50 Meter Tiefe, zeichnet die Herzfrequenz auf, kennt mehr als 70 Sportmodi – und bietet kostenlose Offline-Outdoor-Karten. Damit sollten Sie das Ziel nie mehr verfehlen, auch Funklöcher können Sie nicht vom Weg abbringen. Die smarte Uhr gibt es beispielsweise bei suunto.com für etwa 420 Franken. Origami-Kocher Dieser Wasserkocher macht zwar nichts anderes als andere: Er kocht Wasser. Aber nach Gebrauch lässt er sich einfach Dusche auf Pump zusammenfalten. So findet er in jedem Rucksack und in jedem Campingbus Platz. Die meisten Outdoorduschen muss man aufhängen, Wie andere Wasserkocher benötigt er damit mithilfe der Schwerkraft das Duschen über- Strom – aber eine Steckdose lässt sich oft haupt möglich ist. Bei diesem Modell ist das nicht auch am Rande der Zivilisation finden. nötig: Mit einer Fusspumpe befördert man die Es gibt den flexiblen Kocher für etwa 22 Liter Wasser in die Höhe und geniesst während 25 Franken bei geschenkidee.ch. zehn Minuten einen gleichmässigen Druck. Die Dusche gibt es für rund 180 Franken bei hajk.ch. 100 % 2 / 2021 19
ENERGIEGESPRÄCH «Biologische Systeme verstehen» Der Systembiologe Beat Christen erforscht an der ETH Zürich die Wechselwirkung von Pflanzen und Bakterien. Er erklärt, wie ein «Abfallprodukt» des gemeinsamen Stoffwechsels die Landwirtschaft verändern könnte und wie damit der Klimawandel zu bekämpfen wäre. INTERVIEW SIMON EBERHARD F OTO K I L I A N J . K E S S L E R Herr Christen, Sie beschäftigen sich Bakterien hatten, war eine Art Symbiose; unter anderem mit der Stickstoff- ein «friedliches» Zusammenleben von Fixierung. Was muss man sich als Pflanzen und Bakterien, bei dem ein Laie darunter vorstellen? Tauschhandel stattfindet: Die Pflanze Stickstoff ist ein Grundbaustein aller gibt dem Bakterium Kohlenstoffquellen Lebensformen und kommt in Moleku- und Karbonsäuren, das Bakterium gibt larform in der Atmosphäre vor. Ammonium zurück. Pflanzen können Stickstoff jedoch nicht direkt aufnehmen, dieser muss zuerst Aber dem ist nicht so? in Ammonium umgewandelt werden. Nein, die Situation ist weitaus komplexer. Diese Umwandlung nennt man Stick- Anders als bisher angenommen ist stoff-Fixierung. es kein friedliches Zusammenleben, sondern ein feindseliges: Die Pflanze Und wie erfolgt diese? taxiert das Bakterium als Krankheits- Die künstliche Herstellung von Ammo- erreger und leitet entsprechende Ab- niumdünger erfolgt über das sogenannte wehrmassnahmen ein. Das Bakterium Haber-Bosch-Verfahren. Einige Pflanzen schützt sich, indem es einen neuen beherbergen jedoch in ihren Wurzeln Stoffwechselweg sucht. Dabei entsteht Bakterien, mit deren Hilfe sie direkt aus Ammonium – sozusagen als «Abfall- dem Luft-Stickstoff Ammonium herstellen produkt» im Überlebenskampf. Und können – sie haben also in gewissem genau dieses Abfallprodukt ist für Sinne ihre eigene Düngerfabrik. Über die Pflanze ausserordentlich wertvoll. die Wechselwirkungen dieser Pflanzen mit den Bakterien haben wir kürzlich In welchen Pflanzen erfolgt neue Erkenntnisse gewonnen. dieser Prozess? In Hülsenfrüchten wie Soja, Erbsen, Worin bestehen diese? Klee oder Bohnen. Hingegen sind Das generelle Bild, das wir bisher vom andere Pflanzen wie Reis, Weizen oder Zusammenspiel der Hülsenfrüchte mit Mais nicht in der Lage, die natürliche 20 100 % 2 / 2021
ENERGIEGESPRÄCH Beat Christen (43) studierte Molekularbiologie und promovierte am Biozen- trum der Universität Basel. Seit 2013 arbeitet er als Pro- fessor für Systembiologie an der ETH Zürich. Er ist zu- dem Mitgründer des ETH- Spin-offs Gigabases Switzer- land AG, das sich unter anderem mit computerge- stütztem Genom-Design für biotechnologische und pharmazeutische Anwen- dungen befasst. Der passio- nierte Kletterer ist Vater zweier Kinder. 100 % 2 / 2021 21
ENERGIEGESPRÄCH Stickstoff-Fixierung durchzuführen. Diese Bakterien werden künstlich Wenn wir jedoch den Bauplan dieses Zu- am Computer entwickelt? sammenspiels kennen, könnte es mög- In den letzten zehn Jahren ist es dank lich werden, den Prozess der natürlichen dem Fortschritt der Forschung erheblich Stickstoff-Fixierung auch auf diese einfacher geworden, DNA-Sequenzen wichtigen Nutzpflanzen zu übertragen. aneinanderzuketten. Wir sind so heute in der Lage, selbst ein Genom herzu- Damit könnten sich Bauern also stellen. Die DNA-Synthese dient uns so- das Düngen sparen? zusagen als Programmierhilfe, um Ja. Das ist finanziell attraktiv, aber nicht eine Zelle mit nützlichen Eigenschaften nur. Denn die künstliche Herstellung auszustatten. Diese Technologie ist von Ammoniumdünger, wie er in der unglaublich mächtig. Landwirtschaft heute eingesetzt wird, ist enorm energieintensiv und erfolgt Gerade diese Macht stimmt aber meistens mit fossilen Brennstoffen wie auch nachdenklich und kann Ängste Erdöl oder Erdgas. Auch auf die Gewässer auslösen. Viele Menschen sind und den Boden hat der Kunstdünger sehr skeptisch gegenüber Eingriffen negative Auswirkungen. Wenn Pflanzen am Genom. Wie stehen Sie dazu? «Die Biologie hat wie Reis, Weizen oder Mais künftig Bei solchen Fragen muss man immer uns gelehrt, dass ihr Ammonium selbst produzieren den Nutzen einer Technologie abwägen. jedes Lebewesen können, lässt sich also die Umweltbilanz In diesem Fall besteht dieser Nutzen der Landwirtschaft massiv verbessern. darin, die Nachhaltigkeit der Landwirt- auf der Welt enorm schaft erheblich zu verbessern. Letztlich energieeffizient und Abgesehen von der Landwirtschaft – sind es wir als Gesellschaft, die entschei- kann Ihre Forschung auch auf andere den müssen, ob und für welche Zwecke ressourcenschonend Sektoren Auswirkungen haben? solche Verfahren eingesetzt werden arbeitet.» Ja, gerade im Energiesektor können wir sollen – und für welche nicht. viel von den Pflanzen lernen. Die Biologie hat uns vor Augen geführt, dass jedes Laut der Fernsehsendung «Galileo» Lebewesen auf der Welt enorm energie- könnte Ihre Forschung die Landwirt- effizient und ressourcenschonend schaft richtiggehend revolutionieren. arbeitet. Auf molekularer Ebene sind viele Sehen Sie sich selbst als Revolutionär? Lösungen für unser Energieproblem Nein. Wissenschaftliche Erkenntnisse bereits vorhanden. Nehmen Sie beispiels- beruhen immer auf vorangehenden weise die Kreislaufwirtschaft: Diese Erkenntnissen. Das ist auch hier der kommt in der Biologie sehr häufig in Fall. Die Biologie hat sich in den letzten Form von Organismen vor, die Stoffe Jahren rasant entwickelt; wir haben austauschen, und Abfallprodukten, neue Möglichkeiten und Technologien, die rezykliert werden. Die Biologie kann komplexe biologische Systeme zu ver- eine Inspiration sein, um unser Energie- stehen und selbst aufzubauen. Das ist system effizienter zu machen. eine sehr spannende Entwicklung. Was wären mögliche konkrete Wie sehen Sie in die Zukunft: Anwendungen? Sind Sie Optimist oder Pessimist? Wir könnten zukünftig biologische Optimist. Die Biologie hat eine wunder- Systeme für die Herstellung von Medi- bare Vielfalt hervorgebracht, dank kamenten nutzen. Diese werden heute der wir schon unzählige Probleme haben chemisch in einer Fabrik hergestellt und lösen können. Aus diesem Repertoire dann rund um die Welt transportiert. können wir schöpfen, wenn es darum Stattdessen könnte man das Medika- geht, die grossen Herausforderungen ment durch Mikroben direkt im Körper der Menschheit anzugehen. Die Erkennt- herstellen. So sparen wir CO2 , indem nisse aus der biologischen Forschung die Energie für den Transport wegfällt. sind eine riesige Schatztruhe, die un- Ein anderes Beispiel ist Methan, das in glaubliche Möglichkeiten bietet, neue der Nutztierhaltung in grossen Mengen Lösungsansätze zu finden – auch im anfällt und sehr klimaschädlich ist. Energiebereich. Es ist eine äusserst Bakterien, die fähig sind, Methan abzu- spannende Zeit als Entdecker und For- bauen, könnten künftig dazu beitragen, scher, gerade auch für kommende Gene- in der Güllengrube den Ausstoss rationen von Wissenschaftlern. Dieser klimaschädlicher Gase zu reduzieren. Gedanke stimmt mich optimistisch. 22 100 % 2 / 2021
RÄTSEL Finden Sie das Lösungswort? Einfach mitmachen Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der unten stehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort. Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vor- und Nachnamen, Ihren Wohnort inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefon- nummer mit. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2021. Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln! Teilnahmebedingungen: Über diesen Wettbewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Oekologie». 2. Preis 1 . Preis Gesunde Raumluft Das Rotronic-CO2-Panel misst Kohlendioxid, Temperatur und Luftfeuchtigkeit und zeigt auf seiner Warnskala plakativ, wann es Zeit zum Lüften wird. Werden optimale Raum- luft-Parameter eingehalten, können das Risiko der Ansteckung mit Viren oder Bakterien minimiert sowie das Wohlbefinden und die Konzentration gefördert werden. Gesamtwert des Preises: 490 Franken Rotronic AG, 8303 Bassersdorf, rotronic.ch/co2 E-Bike-Spass im Emmental Geniessen Sie 2 Übernachtungen im Boutique- 3. Preis Doppelzimmer inkl. 2 Drei-Gang-Geniessermenüs, Obwaldner Brunch-Set eines reichhaltigen Frühstücksbuffets, eines Seit über 60 Jahren produziert bio-familia Willkommensdrinks und des Zugangs zum Fitness- aus Sachseln OW biologische Bircher- müesli. Sie sind nicht nur gesund, sondern und Wellnessbereich. Ebenfalls inklusive: die werden dank einheimischer Wasserkraft ganztägige E-Bike-Miete sowie ein Lunchsäckli. auch nachhaltig produziert. Wir verlosen Einzulösen zwischen Sonntag und Donnerstag ein feines Obwaldner Brunch-Set mit von Mitte März bis Mitte Oktober. familia-Müesli und Köstlichkeiten von «Guets us Obwalde». Gesamtwert des Preises: 836 Franken Gesamtwert des Preises: 75 Franken Hotel Schloss Hünigen, 3510 Konolfingen, Telefon 031 791 26 11, schlosshuenigen.ch bio-familia, 6072 Sachseln, bio-familia.com 100 % 2 / 2021 23
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