MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM

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MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
L E H R E R I N FOR M A T I O N

                                  EINE VERÖFFENTLICHUNG DES ALLIIERTENMUSEUMS
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
IMPRESSUM
KONZEPTION UND TEXTE                 Uta Birkemeyer
                                 unter Mitarbeit von
                                    Friedrun Portele
LEKTORAT                             Annette Vogler
GRAPHISCHE GESTALTUNG           s1 sans serif, Berlin
DRUCK                            Heenemann, Berlin
ABBILDUNGEN                 Wolfgang Chodan, Berlin

ZU BEZIEHEN ÜBER                   AlliiertenMuseum
                          Clayallee 135, 14195 Berlin
                         Telefon +49 (30) 81 81 99-0
                            Fax +49 (30) 81 81 99-91
                          www.alliiertenmuseum.de
                   E-Mail info@alliiertenmuseum.de
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
INHALT
Vorwort                                              4
Zur Handhabung                                       5
Das AlliiertenMuseum stellt sich vor                 6

Rundgang durch die Ausstellung
Das Museumsgebäude »Outpost Theater«                 8
1 Sieg der Alliierten – Niederlage der Deutschen     8
2 Besatzer und Besetzte                             10
3 Demokratische Erneuerung                          11
4 Blockade und Luftbrücke                           13

Das Freigelände des AlliiertenMuseums               16

Das Museumsgebäude
 »Major Arthur D. Nicholson Jr. Memorial Library«   18
5 Der Sonderstatus von Berlin                       18
6 Militärische Bedrohung und Aufklärung             20
7 Die Westmächte und die Berliner                   21

Filmangebot im AlliiertenMuseum                     22
Führungsangebot im AlliiertenMuseum                 23
Angebote für Schulen                                23
Publikationen                                       24
Weiterführende Literaturhinweise                    24
Links im Internet                                   24
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
VORWORT
Die erste Lehrerinformation »Mit der Schulklasse ins   Je weiter die wissenschaftliche Erforschung der Ge-
AlliiertenMuseum« erschien im Jahre 2000 und war       schichte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
eine Unternehmung mit vielen Unbekannten. Wie          voranschreitet, desto mehr wird uns bewusst, dass
würden die Lehrkräfte an den Schulen das Angebot       in der Zeitspanne von 1945 bis 1990 jene Grundla-
annehmen, wie die Schülerinnen und Schüler, und        gen gelegt wurden, die unser heutiges Leben bestim-
schließlich: Wie ließe sich ein Museumsbesuch in       men. Das Bekenntnis zu Freiheit, Demokratie und
die Lehrpläne des Geschichtsunterrichtes einbinden?    zum Schutz der Menschenwürde verstand sich vor
Gewiss, die Publikation war nicht ohne eine Beratung   dem Hintergrund des Nationalsozialismus keines-
mit Lehrkräften entstanden. Dennoch wurden wir         wegs von selbst, es musste von den vorangegange-
vom Ausmaß der positiven Reaktionen überrascht.        nen Generationen erlernt werden. Dieser Lernpro-
Die erste Auflage war schnell vergriffen, so dass       zess wurde von den westlichen Siegermächten USA ,
wir die Broschüre auf unserer Web-Seite zugänglich     Großbritannien und Frankreich auf nationaler wie
machten. Seitdem sind im AlliiertenMuseum räum-        internationaler Ebene eingeleitet und verlief nicht
liche wie auch inhaltliche Veränderungen vorgenom-     ohne Konflikte, wie der Kalte Krieg zeigte. Die öst-
men worden. Um nur die wichtigsten zu nennen: In       liche Siegermacht Sowjetunion war nicht bereit, diese
der Nicholson-Gedenkbibliothek wurde ein Bereich       Werte in ihrem Einflussbereich zu akzeptieren.
für Wechselausstellungen eingerichtet. Auch haben      Eine demokratische Gesellschaft baut auch auf das
wir neu erworbene Exponate in die Dauerausstel-        historische Wissen seiner Bürgerinnen und Bürger.
lung integriert. Diese Veränderungen sind nun abge-    Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weiz-
schlossen, was uns veranlasste, eine zweite Auflage     säcker hat diesen Sachverhalt sinngemäß so formu-
der Lehrerinformation zu erarbeiten.                   liert: Wenn wir nicht wissen, wo wir herkommen,
Mit der vorliegenden Publikation möchte das Alliier-   dann wissen wir auch nicht, wer wir sind. Das Alli-
tenMuseum den Lehrerinnen und Lehrern Anregungen       iertenMuseum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die
geben, das Museum als außerschulischen Lernort zu      jüngere Vergangenheit anschaulich und erlebbar zu
nutzen. Die Darstellung der Berliner Luftbrücke, der   machen. Die historische Authentizität der Ausstel-
westalliierten Demokratisierungspolitik und der Ost-   lungsobjekte verfehlt ihre Wirkung auch bei denen
West-Konfrontation knüpfen unmittelbar an die Rah-     nicht, die keine Zeitzeugen waren: bei den jungen
menlehrpläne der Sekundarstufen I und II an. Darüber   Menschen. Es wäre zu wünschen, dass das Museum
hinaus aber bietet das Museum in der Begegnung         insbesondere ihnen als Lern- und Erlebnisort neue
mit den Objekten eine Lernumgebung, die die Wahr-      Impulse zur Beschäftigung mit Geschichte gibt.
nehmungssinne schärft und den Dialog in besonderer
Weise fördert. Um einen spannenden Museumsbesuch
vorzubereiten, ist eine vertrauensvolle Zusammen-
                                                                             DR. HELMUT TROTNOW
arbeit zwischen den Lehrkräften und den wissen-                               Leiter des AlliiertenMuseums
schaftlichen Museumsmitarbeitern wünschenswert.                                             September 2007

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MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
ZUR HANDHABUNG
Für die Vorbereitung auf einen Besuch im Alliierten-   sind 45 bis 60 Minuten einzuplanen. Die Vertiefungs-
Museum mit Lerngruppen der Sekundarstufen I und II     fragen sollten im Anschluss an den Ausstellungs-
wird auf den Seiten 8 bis 21 ein Rundgang durch die    rundgang im Plenum diskutiert werden. Aufgrund
Dauerausstellung »Wie aus Feinden Freunde wur-         der engen Orientierung am Objekt wird bei den Quiz-
den. Die Geschichte der Westmächte und Berlins         fragen auf eine Differenzierung nach Sekundarstufe
von 1945 bis 1994« beschrieben. Kurze Erläuterun-      I und II verzichtet. Die Vertiefungsfragen ermögli-
gen und Abbildungen ausgewählter Objekte sowie         chen je nach Leistungsstand eine lerngruppendiffe-
Skizzen der Ausstellungsräume vervollständigen den     renzierte Auseinandersetzung mit den Ausstellungs-
Überblick über die THEMENRÄUME und Ausstellungs-       inhalten.
sequenzen. Die Vermittlung der Ausstellungsinhalte     Die Begegnung mit dem Objekt als Zeitzeugnis und
erfolgt sowohl über das historische Objekt als auch    die Konfrontation des schulischen Wissens mit den
über Einführungstexte, Objektbeschriftungen, Grafi-     in der Ausstellung vermittelten Inhalten bieten die
ken, Chronologien, Computerterminals und Inszenie-     Möglichkeit zur Reflexion über die Vorläufigkeit der
rungen einzelner Objektensembles. Das Museum wird      zeitgeschichtlichen Historiographie. Das Alliierten-
so zu einer besonderen Informationsquelle bei der      Museum möchte sich im Dialog mit den Schulen an
Erschließung historischer Bezüge. Auf den Seiten 22    derlei Diskussionen beteiligen. Über Rückmeldun-
bis 24 sind weiterführende Hinweise zur Geschichte     gen zum Ausstellungsbesuch würden wir uns sehr
der Präsenz der Westmächte in Berlin zu finden.         freuen.
Ein Ausstellungsquiz ermöglicht den Schülerinnen       Eine Besuchsdauer von bis zu zwei Stunden sollte
und Schülern, sich selbstständig in der Ausstellung    eingeplant werden. Alternativ dazu besteht auch die
zu bewegen und zentrale Ausstellungssequenzen an-      Möglichkeit, an einer einstündigen Führung durch
zusteuern. Die Quizfragen konzentrieren sich auf die   die Dauerausstellung teilzunehmen oder einen Video-
Objekte selbst, ihre Beschaffenheit oder ihre histo-   film zu einem ausgewählten Schwerpunkt der Aus-
rische Aussagekraft in der Ausstellung. Für die Be-    stellung zu sehen. Nähere Informationen zu diesen
antwortung der Fragen müssen sich die Schülerinnen     Angeboten finden sich auf der Seite 23.
und Schüler mit den unterschiedlichen Informations-
ebenen der Ausstellung auseinandersetzen. Um
ihnen den Zugang zu den Ausstellungsinhalten zu er-
leichtern, stellen die Quizfragen – soweit möglich –
Objekte in den Mittelpunkt, die die Lebenswelt und
die Alltagserfahrungen der Schülerinnen und Schüler
berühren. Die Ergebniskontrolle des Ausstellungs-
quiz erfolgt über einen Lösungssatz. Die Auflösun-
gen sind auf der hinteren Innenklappe zu finden. Für
die Beantwortung der Quiz- und Vertiefungsfragen

                                                                                                         5
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
DAS ALLIIERTENMUSEUM STELLT SICH VOR
Seit Juni 1998 erinnert das AlliiertenMuseum im Her-      Ausstellungstexte werden in deutscher, englischer
zen des ehemaligen amerikanischen Sektors in Ber-         und französischer Sprache angeboten. Der Grund-
lin-Zehlendorf an die Geschichte der westalliierten       stock der Museumssammlung wurde von den West-
Präsenz in Berlin in der Zeit von 1945 bis 1994. Die      mächten selbst gelegt. Als sie 1994 Berlin verließen,
Errichtung des AlliiertenMuseums wurde 1993 vom           übergaben ihre zivilen und militärischen Einrichtun-
Deutschen Bundestag beschlossen. Als Trägerorgani-        gen Tausende von Objekten, Dokumenten, Fotos und
sation fungiert ein internationaler Verein, der 1996      Filmmaterialien. Mit dem Bekanntwerden des Muse-
gegründet wurde. Mitglieder sind neben der Bundes-        umsprojektes erfolgten zunehmend auch Schenkun-
republik Deutschland und dem Land Berlin auch die         gen und Leihgaben von Veteranen und der Berliner
Länder der drei Westmächte Frankreich, Großbritan-        Bevölkerung. Nicht selten handelt es sich dabei um
nien und USA . Weitere Mitglieder sind das Institut für   Erinnerungsstücke und Dokumente, die von persön-
Zeitgeschichte, München, und das Deutsche Histori-        lichen Erlebnissen oder Begegnungen berichten.
sche Museum, Berlin, unter dessen Dach das Muse-          Das Museum ist in dem ehemaligen amerikanischen
umsprojekt entwickelt wurde. Das AlliiertenMuseum         Theater- und Kinogebäude »Outpost Theater« und
hat die Aufgabe, die Rolle und das Engagement der         dem amerikanischen Bibliotheksgebäude »Major
Westmächte für Berlin und Deutschland als Ganzes          Arthur D. Nicholson Jr. Memorial Library« unter-
zu dokumentieren und in Ausstellungen und Veran-          gebracht. Seit 1985 trägt die in den siebziger Jahren
staltungen zu präsentieren.                               erbaute Bibliothek diesen Namen: Nicholson war Mit-
Die in dieser Zeit sich entwickelnden Beziehungen         glied der US-Militärmission in Potsdam und wurde
zwischen Berlin, Deutschland und den Westmäch-            im März 1985 während eines Beobachtungseinsatzes
ten waren von entscheidender Bedeutung für die            von einem sowjetischen Wachposten erschossen. Das
gesamte europäische Nachkriegsgeschichte. In der          »Outpost Theater« wurde Anfang der fünfziger Jahre
Ausstellung wird die Perspektive der Westmächte           gebaut und steht seit Mai 1995 unter Denkmalschutz.
ebenso berücksichtigt wie die der Deutschen. Alle

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MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
Flaggen der vier Siegermächte,
auf sowjetische Anordnung
von der Berliner Bevölkerung
hergestellt, Juni 1945

                     DAS MUSEUMSGEBÄUDE »OUTPOST THEATER«
                     Der erste, hier untergebrachte Ausstellungsteil umfasst den Zeitraum von 1945 bis 1950 – mit einem Rückblick auf
                     den Zweiten Weltkrieg. In der Ausstellung wird der Beziehung zwischen den Besatzungsmächten und der Berliner
                     Bevölkerung ein zentraler Platz zugewiesen. Ihr durch Kriegsgegnerschaft, Sieg und Niederlage geprägtes Verhält-
                     nis erfuhr mit der Berliner Luftbrücke einen grundlegenden Wandel. Die westlichen Besatzungsmächte wurden zu
                     Schutzmächten, die in den folgenden Jahrzehnten durch ihr beharrliches Eintreten für ihren freien Zugang von und
                     nach Berlin und für die Freizügigkeit in allen vier Sektoren der Stadt entscheidenden Anteil daran hatten, dass der
                     Vier-Mächte-Status der Stadt bis zu seiner Auflösung im »Zwei-plus-Vier-Vertrag« Bestand hatte.

                     1 SIEG DER ALLIIERTEN – NIEDERLAGE DER DEUTSCHEN
                     Dieser Themenraum setzt ein beim Einmarsch der al-         In den Ausstellungssequenzen Der Kampf der Weltan-
                     liierten Truppen in Berlin im Frühjahr/Sommer 1945.        schauungen und Die Nachkriegsplanungen der Gro-
                     Ein Großfoto im Foyer des »Outpost Theater«, das die       ßen Drei, die sich im rechten Seitenraum des Foyers
                     Berliner Bevölkerung beim Einmarsch britischer Be-         befinden, wird ein Rückblick auf den Zweiten Welt-
                     satzungstruppen zeigt, dokumentiert die Lebensum-          krieg und auf die Gründe für die Besetzung Deutsch-
                     stände in der Stadt. Das Schicksal der Berlinerinnen       lands und Berlins durch die alliierten Truppen ge-
                     und Berliner lag nun in der Hand der Siegermächte,         geben. In der Ausstellungssequenz Der Kampf der
                     die eine Stadt in Trümmern vorfanden. Wie viele            Weltanschauungen werden in einer Gegenüberstel-
                     deutsche Städte war auch Berlin im Verlauf des Luft-       lung von Plakaten die ideologischen Gegensätze zwi-
                     krieges massiv bombardiert worden. Fliegerbomben,          schen dem nationalsozialistischen Deutschland und
                     die im Berliner Stadtgebiet geborgen wurden, zeugen        der den Grundwerten der Demokratie sowie der Frei-
                     vom Luftkrieg und seinen Folgen.                           heit verpflichteten Anti-Hitler-Koalition präsentiert.

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MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
»Der Berliner«, 4. August 1945,
»Das Potsdamer Schluss-Com-
muniqué«

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                                                         Der Kampf der Vereinten Nationen         »Rettet das Recht auf freie
                                                         für Freiheit«, 1943                      Meinungsäußerung. Kauft
                                                                                                  Aktien zur Unterstützung der
                                                                                                  Kriegsanstrengungen« aus
                                                                                                  der Serie »Die vier Freiheiten«
                                                                                                  von Norman Rockwell, 1943

Der Wiederaufbau Deutschlands sollte auf demo-           Im »Potsdamer Abkommen«, das auszugsweise zitiert
kratischen Werten beruhen. Doch das Ausmaß deut-         wird, wurden Denazifizierung, Demilitarisierung,
scher Kriegsverbrechen, insbesondere der plan-           Demokratisierung und Dezentralisierung als Richt-
mäßige Völkermord an den europäischen Juden,             schnur der Besatzungspolitik festgelegt. Frankreich
verstärkte die Absicht der Alliierten, dem militärisch   schloss sich unter Vorbehalt dem Schluss-Communi-
geschlagenen Kriegsgegner harte Bedingungen auf-         qué der Potsdamer Konferenz an.
zuerlegen. Die Ausstellungsgestaltung verdeutlicht       Im gegenüberliegenden linken Seitenraum des Foyers
diesen Zusammenhang durch die Anordnung der              schließen sich die Ausstellungssequenzen Das Ende
Objekte: Eine Fotodokumentation nationalsozialis-        des Krieges: Trauer und Erleichterung und Das Recht
tischer Gräueltaten steht einer Darstellung der alli-    der Sieger an. Die globale Ausdehnung und der bedin-
ierten Konferenzen gegenüber. Eine Grafik und ein         gungslose Einsatz modernster Kampfmittel machten
Computerterminal in der Ausstellungssequenz Die          den Zweiten Weltkrieg beispiellos in der Geschichte
Nachkriegsplanungen der Großen Drei skizzieren die       und führten zu grenzenlosen Zerstörungen und un-
wichtigsten Etappen der alliierten Konferenzen ab        zähligen Opfern. Fotos und Titelseiten der Tagespresse
1943 in Teheran, Jalta und Potsdam sowie ihre Ergeb-     der Alliierten in der Ausstellungssequenz zum Ende
nisse. Zentrale Bedeutung kommt auch dem »Londo-         des Krieges verdeutlichen Trauer und Schrecken über
ner Zonenprotokoll« vom 12. September 1944 über die      das unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung und des
geplanten Besatzungszonen in Deutschland und die         menschlichen Leids, aber auch die Erleichterung über
Verwaltung von Groß-Berlin zu. Frankreich erhielt erst   das Ende des Krieges. Nach der bedingungslosen Ka-
Anfang 1945 den Status einer vierten Siegermacht.        pitulation der deutschen Wehrmacht am 7. und 9. Mai
»Der Berliner«, das Nachrichtenblatt der britischen      1945 übernahmen die vier Siegermächte am 5. Juni
Militärbehörde, berichtete am 4. August 1945, dass       1945 in der »Berliner Erklärung« die Regierungsgewalt            Bombe, die im Berliner Stadt-
                                                                                                                          gebiet gefunden wurde
die »Großen Drei« sich auf der Potsdamer Konferenz       in Deutschland. Eine öffentliche Bekanntmachung
vom 17. Juli bis 2. August 1945 auf eine gemeinsame      im Original zeugt von diesem Ereignis. Fortan galt in
Politik in allen Besatzungszonen geeinigt hatten.        Deutschland das Recht der Sieger.

                                                                                                                  9
MIT DER SCHULKLASSE INS ALLIIERTENMUSEUM
Amerikanische Broschüre
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Amerikanische Broschüre,
»Handbuch für die Besatzungs-                                        Amerikanische Aufklärungs-
truppen«, 1945                                                       broschüre über Geschlechts-
                                                                     krankheiten, 1944

                                                                                                             Berlin-Führer für das französische
                                                                                                             Besatzungspersonal, 1946

                         2 BESATZER UND BESETZTE
                         Die folgenden Ausstellungssequenzen im früheren                 Militärische Zentren für die westlichen Besatzungs-
                         Zuschauerraum des »Outpost Theater« verdeutlichen               truppen in Berlin wurden Reinickendorf im franzö-
                         die politischen, rechtlichen und militärischen Rahmen-          sischen Sektor, Spandau im britischen und Steglitz
                         bedingungen, unter denen sich in der Nachkriegszeit             im amerikanischen Sektor. Diese Standorte blieben
                         die Entwicklungen in Deutschland und Berlin vollzo-             bis zum Abzug der Truppen aus Berlin im September
                         gen. Auf der rechten Seite des Ausstellungsraumes wid-          1994 bestehen. Mit dem Computer können nähere In-
                         met sich eine Ausstellungssequenz der militärischen             formationen über die Militärstandorte abgefragt wer-
                         Präsenz der alliierten Streitkräfte, auf der linken Seite       den. Die ausgestellten Uniformen und Abzeichen
                         den politischen Strukturen der Besatzungsherrschaft.            sowie der amerikanisch-französische Jeep veran-
                         Am 2. Mai 1945 endete die militärische Einnahme Ber-            schaulichen exemplarisch, wie die Alliierten das da-
                         lins durch die sowjetischen Streitkräfte. Die sowjetische       malige Stadtbild prägten, und verdeutlichen den mi-
                         Alleinherrschaft dauerte zwei Monate. Anfang Juli 1945          litärischen Aspekt der alliierten Besetzung.
                         begann die Besetzung Berlins in den drei Westsektoren           Die Militärbehörden der alliierten Siegermächte waren
                         durch die westalliierten Truppen. Eine britische Karte          für die Umsetzung der Besatzungspolitik verantwort-
                         aus dem Jahr 1945 veranschaulicht die endgültige Auf-           lich. Ihnen widmen sich die drei Ausstellungssequen-
                         teilung Berlins in vier Sektoren, wie sie am 30. Juli 1945      zen Der Alliierte Kontrollrat, Die Militärregierungen
                         auf der ersten Kontrollratssitzung beschlossen wurde.           und Die Alliierte Kommandantur auf der gegenüber-
                         Die Angehörigen der Besatzungstruppen hatten nun                liegenden linken Seite des Ausstellungsraumes. Im
                         – weit entfernt von ihrer Heimat – eine fremde Stadt            Alliierten Kontrollrat, dem höchsten Entscheidungs-
                         in einem fremden Land zu verwalten. Sprachführer,               gremium der Siegermächte in Deutschland mit Sitz in
                         Handbücher, Kartenspiel, Essgeschirr und eine Informa-          Berlin-Schöneberg, wurden gemeinsame Richtlinien
                         tionsbroschüre zur Aufklärung über Geschlechtskrank-            für die Besatzungspolitik erarbeitet. Doch die Ent-
                         heiten geben Einblicke in den Alltag der Soldaten.              scheidungen verlagerten sich nach und nach von der

                         10
Porträts der ersten west-
alliierten Stadtkommandanten
aus den Porträtgalerien ihrer
Hauptquartiere, 1945

                                                          Karteischränke der Zentral-
                                                          kartei der NSDAP aus dem
                                                          Berlin Document Center, der
                                                          zentralen Auskunftsstelle für
                                                          Entnazifizierungsverfahren

gesamtdeutschen Ebene auf die der Zonen und Sekto-      und Bezirksverwaltungen. Im Zuge der sich verschär-
ren. Die Militärregierungen waren die höchste Instanz   fenden Spannungen zwischen den Westmächten und
in den Besatzungszonen und in den Sektoren von Ber-     der Sowjetunion verließ am 16. Juni 1948 der sowje-
lin. An ihrer Spitze standen die Militärgouverneure,    tische Vertreter die Kommandantur. Danach entschlos-
die sich auf eine breit gefächerte Verwaltung stützen   sen sich die drei Westmächte, an einer gemeinsamen
konnten. Die Alliierte Kommandantur für Berlin unter-   Verwaltung ihrer Sektoren festzuhalten. Fotos, Akten,
stand dem Kontrollrat und war organisatorisch ähn-      Amtsblätter und andere Druckschriften zur Besat-
lich aufgebaut wie dieser. Geleitet wurde sie von den   zungspolitik legen von dieser komplexen Verwaltungs-
vier Stadtkommandanten, die Entscheidungen nur          tätigkeit Zeugnis ab. In einer Fotogalerie werden die
einstimmig treffen konnten. Die Entscheidungen der      Vorsitzenden der Alliierten Kommandantur präsen-
Kommandantur gingen als Befehle und Weisungen an        tiert. Die Fotos stammen aus den Porträtgalerien der
den Berliner Magistrat beziehungsweise an die Stadt-    jeweiligen Hauptquartiere.

3 DEMOKRATISCHE ERNEUERUNG
Nach Auffassung der Westmächte sollte die Besat-        mern unter der Kontrolle der Militärregierungen
zung Deutschlands dazu dienen, eine dauerhafte          dienten umfangreiche Fragebögen, die jeder Deut-
freiheitlich-demokratische Erneuerung einzuleiten.      sche über 18 Jahren auszufüllen hatte. In der Ausstel-
Wesentliche Instrumente waren der wirtschaftliche       lung ist eine Off-Stimme zu hören, die die 131 zu be-
Wiederaufbau und die Vermittlung von demokrati-         antwortenden Fragen eines Entnazifizierungsbogens
schen Grundwerten im Rahmen der »Re-education«.         vorliest. Die Hauptkriegsverbrecher wurden vor dem
In der Ausstellungssequenz Die Entnazifizierung          Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur
ist das Entnazifizierungsverfahren als Engpass in-       Rechenschaft gezogen. Neben elf Todesurteilen gab
szeniert, den jeder Deutsche passieren musste. Als      es sieben langjährige Haftstrafen, die am 1. Oktober
Grundlage für die Verhandlungen vor Spruchkam-          1946 verkündet wurden. Am 18. Juli 1947 erfolgte

                                                                                                           11
Veranstaltungsplakat
                                                    für einen Boxwettkampf,
                                                    22. März 1950

                                                                                    Boxhandschuhe eines Berliner
                Das Kleid der Braut des                                             Jungen, 1950
                deutsch-amerikanischen
                Hochzeitspaares Ursula Ehlert
                und Thomas Lathrop, Funk-
                techniker bei der US-Nachrichten-
                kompanie, gefertigt aus dem
                Wandvorhangstoff einer
                Berliner Wohnung, 1947

                                                        Tauschware vom Schwarzmarkt:
                                                        Zigarettenpackung und Streich-
                                                        holzheftchen, 1945

die Überführung der sieben Verurteilten in das Span-       Freizeitgestaltung. Das im September 1944 erlassene
dauer Gefängnis, das von den Alliierten zum Haftort        Fraternisierungsverbot, das den alliierten Soldaten
bestimmt worden war. Die Bewachung, Versorgung             zunächst jeglichen Kontakt zur deutschen Bevölke-
und Verwaltung des Spandauer Gefängnisses wurde            rung untersagte, erwies sich sehr schnell als nicht
von den vier alliierten Ländern bis zum Tod des letz-      durchführbar und wurde nach und nach gelockert.
ten Gefangenen, des ehemaligen »Stellvertreters des        Erinnerungsalben einer amerikanischen Offiziers-
Führers« Rudolf Heß, im August 1987 gemeinsam im           gattin, die von Zehlendorf aus erst die Nachbarschaft,
turnusmäßigen Wechsel sichergestellt.                      dann die ganze Stadt erkundete, alte AFN -Jazzplat-
Dem Umgang mit der Jugend im Rahmen der »Re-               ten und Tauschgüter vom Schwarzmarkt zeugen von
education« wurde von den Westmächten eine zen-             den zahlreichen deutsch-alliierten Begegnungen und
trale Bedeutung beigemessen. Amerikanische und             ihrer nachhaltigen Wirkung sowohl auf die Mitglie-
britische Militäreinheiten betrieben Clubs und Frei-       der der Besatzungstruppen als auch auf die Berliner
zeitheime. Wohltätigkeitsorganisationen in den Ver-        Bevölkerung.
einigten Staaten wie die private Hilfsorganisation         Wesentliche Etappen des wirtschaftlichen Wieder-
CARE schickten ab August 1946 Hilfspakete nach             aufbaus im Westen waren der Zusammenschluss der
Deutschland. Ein Tontöpfchen, in dem die Reste der         voneinander getrennten Wirtschaftsräume, die Wäh-
Schulspeisung mit nach Hause genommen wurden,              rungsreform und die Marshallplanhilfe. Eine statis-
und ein Paar Boxhandschuhe, die über viele Jahre           tische Übersichtskarte über den Wirtschaftsraum
sorgsam von einer Privatperson aufbewahrt wurden,          der amerikanisch-britischen Bizone und deren Auf-
lassen erahnen, wie nachhaltig diese Fürsorge die          schwung, die neuen Geldscheine und Informati-
Berliner Kinder und Jugendlichen beeinflusste. Be-          onsbroschüren zum »European Recovery Program«
gegnungen zwischen den Angehörigen der westalli-           (ERP ), wie die Marshallplanhilfe offiziell hieß, ver-
ierten Truppen und der Berliner Bevölkerung ergaben        anschaulichen die wirtschaftlichen Herausforderun-
sich auf dem Schwarzmarkt, durch eine Beschäfti-           gen. Exemplarisch für den Wiederaufbau in Berlin
gung bei den Besatzungsbehörden oder während der           wird in der Ausstellung ein Modell des Heizkraftwer-

12
Amerikanische Schallplatten,
 1946–48

                                                                                                   Stativmikrofon des RIAS, 1946

kes West im Bezirk Spandau gezeigt, dessen Bauteile       satzungsbehörden im Zuge des Aufbaus demokrati-
bereits während der Luftbrücke nach Berlin trans-         scher Medien in ihrem Sektor die erste Lizenz für eine
portiert wurden. Am 1. Dezember 1949 fand die feier-      deutsche Zeitung, die »Frankfurter Rundschau«. Am
liche Inbetriebnahme statt.                               27. September 1945 erschien die erste Ausgabe der
Die Gründung des »Rundfunks im amerikanischen             Berliner Tageszeitung »Der Tagesspiegel«, der konse-
Sektor« (RIAS) war ein Ergebnis der amerikanischen        quent für Freiheit und Demokratie eintrat. Die Lizen-
Demokratisierungspolitik. Die Entstehungsgeschichte       sierungsurkunde ist in der Ausstellung zu sehen.
des RIAS verweist aber auch auf die schwierigen Be-       Eine weitere Sequenz wirft Schlaglichter auf die Kul-
dingungen bei der Umsetzung der Politik zur demo-         turpolitik der Westalliierten. Deren Kulturabteilungen
kratischen Erneuerung. Da sich die sowjetischen Mili-     erteilten Lizenzen für die Aufführung von Theater-
tärbehörden nach der Ankunft der Westmächte in            stücken und Filmen sowie für den Druck und die Her-
Berlin weigerten, die Hoheit über den Berliner Rund-      ausgabe von Büchern und Zeitschriften. Gleichzeitig
funk mit den westalliierten Verbündeten zu teilen,        brachten die Kulturabteilungen den Berlinern Kunst
entstand 1946 der RIAS . Ein Reportergerät, ein Stativ-   und Kultur ihrer jeweiligen Heimatländer nahe. Erin-
mikrofon und Fotos legen Zeugnis von den zahlrei-         nerungsalben und sorgsam aufbewahrte Programm-
chen Reportereinsätzen im gesamten Stadtgebiet ab.        hefte zeigen den hohen Stellenwert dieser kulturellen
Am 1. August 1945 erteilten die amerikanischen Be-        Veranstaltungen bei der Berliner Bevölkerung.

4 BLOCKADE UND LUFTBRÜCKE
Die Ausstellungssequenzen zur demokratischen Er-          pen und der Berliner Bevölkerung erkennen. Die-
neuerung verdeutlichen einerseits die zunehmende          ser Wandel war eine unbedingte Voraussetzung für
politisch-ideologische Konfrontation zwischen Ost         den Erfolg des großen Gemeinschaftswerkes der
und West und lassen andererseits das sich wandelnde       Jahre 1948 und 1949: der Berliner Luftbrücke. Eine
Verhältnis zwischen den westlichen Besatzungstrup-        Chronologie von 1945 bis 1948, die – am Geländer

                                                                                                                 13
Modelle von Flugzeugen,
                                                                                       die an der Luftbrücke beteiligt
                                                                                       waren

einer Brücke zur ehemaligen Theaterbühne verlau-        50 Gramm Nährmittel, 40 Gramm Fleisch, 30 Gramm
fend – den Themenraum DEMOKRATISCHE ERNEUE-             Fett, 40 Gramm Zucker, 400 Gramm Trockenkartoffeln
RUNG mit dem Themenraum BLOCKADE UND LUFT-              und 5 Gramm Käse zur Verfügung. Die amerikanische
BRÜCKE verbindet, greift die wichtigsten Etappen        Wohlfahrtsorganisation CARE versandte während der
der zunehmenden internationalen Spannungen zwi-         Luftbrücke circa 1 000 Pakete pro Tag nach Berlin. Den
schen den Westmächten und der Sowjetunion auf.          Objekten und Dokumenten in der Vitrine ist zu ent-
Die Großblockade Berlins setzte am 24. Juni 1948        nehmend, welche Lebensmittel verschickt wurden.
ein, die logistischen Vorbereitungen für die Luftbrü-   Neben Lebensmitteln war Kohle das wichtigste Trans-
cke begannen am 26./27. Juni 1948. Am Computer-         portgut der Luftbrücke. Insgesamt wurden 1,58 Millio-
terminal lassen sich zahlreiche Artikel der Berliner    nen Tonnen nach Berlin geflogen. Die Kohle wurde vor
Tageszeitung »Der Tagesspiegel« von 1945 bis 1950       allem für die Stromerzeugung verwendet. Der lange
abfragen, die durch ihren Reportagestil die damalige    Weg der Kohle stellte ein schwieriges Transportprob-
Zeit lebendig werden lassen. Filmausschnitte aus der    lem dar: Es musste verhindert werden, dass der Koh-
amerikanisch-britischen Nachrichtenreihe »Welt im       lenstaub die Fluginstrumente unbrauchbar machte.
Film«, die wöchentlich in deutscher und englischer      Die Amerikaner verwendeten zum Schutz See-, die
Sprache in den deutschen Kinos gezeigt wurde, ver-      Briten Jutesäcke. Der Verschleiß an Kohlesäcken war
mitteln – ganz im pathetischen Stil der Zeit – einen    enorm. Planungen vom Februar 1949 sahen den An-
Eindruck von den logistischen und menschlichen          kauf von 250 000 Säcken monatlich vor. Der mit Kohle-
Herausforderungen der Luftbrücke.                       säcken gefüllte frühere Orchestergraben des »Outpost
Die Versorgung Berlins mit Strom, Gas und Lebens-       Theater« verweist anschaulich auf diese logistische
mitteln wurde durch die Luftbrücke sichergestellt.      Herausforderung. In aufeinanderfolgenden Vitrinen
Allerdings konnte nur in den Krankenhäusern rund        wird die technische, politische und menschliche Di-
um die Uhr geheizt werden. Pro Tag und pro Kopf stan-   mension der Luftbrücke beleuchtet. Uniformen und
den Angestellten, Lehrern und sonstigen Lohnemp-        Medaillen erinnern an die Hauptakteure der Luftbrü-
fängern laut Lebensmittelkarte III 400 Gramm Brot,      cke, die amerikanischen und britischen Soldaten.

14
Hilfsgüter, die 1946 bis 1949
                                                 von staatlichen und privaten
                                                 Organisationen für Berlin
                                                 gespendet wurden

Maximum und Minimum: Der Mindestbedarf von                unbeirrt der Blockade und allen Versuchen seitens
4 500 Tonnen Gütern täglich konnte allein mithilfe        der Sowjetunion widersetzten, West-Berlin in die ei-
des Flugzeugbestandes der US Air Force und der bri-       gene Besatzungszone einzugliedern. Neben dem Ber-
tischen Royal Air Force nicht transportiert werden.       liner Oberbürgermeister Ernst Reuter, der mit sei-
Daher beorderte die US Air Force alle verfügbaren         nem Appell an die »Völker der Welt« bis heute im
Mannschaften und Maschinen von den Stützpunkten           historischen Gedächtnis geblieben ist, wird an den
in Übersee nach Europa. Die Royal Air Force schloss       »Schokoladenflieger«, den amerikanischen Leutnant
Charterverträge mit zivilen Gesellschaften ab.            Gail Halverson, und an die logistischen Köpfe der
Alte und neue Flughäfen: Im Juli 1948 begann un-          Luftbrücke, den britischen Oberst der Luftwaffe Rex
ter amerikanischer Leitung die Planung eines dritten      Waite und den amerikanischen Generalleutnant Wil-
Flughafens in West-Berlin, zusätzlich zu den Flug-        liam Tunner, erinnert.
häfen in Tempelhof und Gatow. Der Flughafen Tegel         Große und kleine Flugzeuge: Im Verlauf der Luftbrü-
im französischen Sektor wurde in nur drei Monaten         cke kamen circa 15 verschiedene Flugzeugtypen zum
fertiggestellt. An den Bauarbeiten waren circa 19 000     Einsatz. Die bekannteste Maschine ist die Douglas
Berliner und vor allem Berlinerinnen beteiligt.           C-47, kurz »Dakota«. Das eigentliche »Arbeitspferd«
Das Gemeinschaftswerk »Luftbrücke« der Westmächte         aber war die Douglas C-54 mit einer Ladekapazität
und der Berliner Bevölkerung nimmt bis heute einen        von 10 Tonnen. Als »Rosinenbomber« sind die Luft-
hohen Stellenwert in der kollektiven Erinnerung ein.      brückenflugzeuge in die Geschichte eingegangen.
Souvenirs und Kostbarkeiten vermitteln uns davon          Die Luftbrücke privat: Im Sommer 1997 wandte sich
einen – nicht selten anrührenden – Eindruck.              das AlliiertenMuseum an die Mitglieder der Luftbrü-
Die »Helden« der Luftbrücke waren für die Westber-        cken-Veteranen-Organisationen mit der Bitte, persön-
liner Bevölkerung alle diejenigen, die in den Mona-       liches Bildmaterial aus der Zeit der Luftbrücke zur
ten der Not halfen und den Kampf um die Freiheit          Verfügung zu stellen. Die Fotogalerie zum Abschluss
unterstützten. Die Aktiven der Luftbrücke ihrerseits      des Themenraumes vermittelt eine Vielfalt an zeitge-
bewunderten die Berliner, weil sie sich mutig und         nössischen Impressionen aus der Sicht der Aktiven.     Kohlensack, 1948/49

                                                                                                           15
DAS FREIGELÄNDE DES ALLIIERTENMUSEUMS
Der Rundgang durch die Ausstellung führt aus dem »Outpost Theater« hinaus und zunächst auf das Freigelände des
AlliiertenMuseums. Die Großobjekte hier verweisen auf das zentrale Berlin-Problem der Westmächte: die Zugangs-
rechte von und nach Berlin.

Die Hastings war die größte Transportmaschine der       hätten erkannt werden können. Die Westmächte
britischen Royal Air Force während der Luftbrücke.      richteten bereits im Herbst 1945 einen regelmäßi-
Der ab Mai 1946 produzierte Flugzeugtyp kam be-         gen Schienenverkehr für Personen und Güter zwi-
reits ab November 1948 zum Einsatz und transpor-        schen Berlin und den westlichen Besatzungszonen
tierte vor allem Kohle. Insgesamt flogen die Hastings    ein. Nach der Blockade 1948/49 durften die Militär-
12 396 Einsätze. Heute sind noch fünf Exemplare die-    züge nur noch Angehörige der Westmächte transpor-
ses Flugzeugtyps erhalten. Eines davon ist auf dem      tieren. Der Einsatz der Züge war nicht nur aus logis-
Freigelände des AlliiertenMuseums zu sehen.             tischen Gründen wichtig, sondern auch, um durch
Durch den täglichen Verkehr der Militärzüge zwi-        das tägliche Abfertigungsverfahren die Sowjetunion
schen Berlin und der Bundesrepublik wurde sicher-       direkt in die Vier-Mächte-Vereinbarungen zur Aner-
gestellt, dass erneute Blockadeabsichten frühzeitig     kennung der westlichen Zugangsrechte einzubinden.

16
Seit 1957 gab es die »Flag Orders«. Jeder Reisende,     rungen nur noch ein Übergang in der Friedrichstraße
egal ob Soldat, Offizier oder Angehöriger, erhielt ei-   offen stehe. Einen Monat später errichteten Bau-
nen Reisebefehl von oder nach Berlin. Die sowjeti-      trupps der amerikanischen Streitkräfte eine Baracke
sche Militärpolizei durfte diese Unterlagen mit den     für die Militärpolizei. 1962 wurde daraus ein Stütz-
Passagierlisten vergleichen und prüfen. Die Züge be-    punkt der Militärpolizei aller drei Westmächte. Die-
treten durfte sie nicht.                                ser militärische Kontrollpunkt diente bis zu seinem
Der legendäre Checkpoint Charlie symbolisierte          Abbau am 22. Juni 1990 dem Zweck, eigene Trup-
durch seinen provisorischen Charakter über Jahr-        penangehörige vor ihrem Übergang nach Ost-Berlin
zehnte die Rechtsposition der Westmächte, die an        zu informieren und zu registrieren. Niemand sollte
der Freizügigkeit innerhalb der Stadt und am freien     verloren gehen. Auf westlicher Seite gab es keine
Zugang von und nach Berlin festhielten. Neun Tage       Ausweis- oder Passkontrolle, da die Westmächte an
nach dem Bau der Berliner Mauer ordnete das Innen-      der Auffassung der Vier-Sektoren-Stadt ohne Grenz-
ministerium der DDR am 22. August 1961 an, dass         kontrollen festhielten. Zivile Besucher aus dem Aus-
Ausländern, Diplomaten sowie den militärischen          land wurden über Einreiseformalitäten informiert,
und zivilen Angehörigen der westlichen Militärregie-    jedoch nicht kontrolliert.

                                                                                                         17
Frontseite des ersten Wach-
häuschens am Checkpoint
Charlie, das dort von Septem-
ber 1961 bis Mai 1976 stand

            DAS MUSEUMSGEBÄUDE »MAJOR ARTHUR D. NICHOLSON JR. MEMORIAL LIBRARY«
            Die nächsten Themenräume sind in der »Nicholson-Gedenkbibliothek« zu finden. Dieser zweite Ausstellungsteil
            stellt den Abschied der Westmächte im September 1994 an den Anfang. Er stand ganz im Zeichen der Dankbarkeit
            und der Freundschaft. Von diesem Ausgangspunkt aus wird ein Blick zurück auf die Gründe für diese Gefühlslage
            geworfen. Dies führt vom Themenraum DER SONDERSTATUS VON BERLIN über einen Themenraum MILITÄRISCHE
            BEDROHUNG UND AUFKLÄRUNG bis hin zum abschließenden Themenraum DIE WESTMÄCHTE UND DIE BERLINER.

            5 DER SONDERSTATUS VON BERLIN
            Von der zweiten Berlin-Krise zum Vier-Mächte-Ab-            lation zu vermeiden, intervenierten die Westmächte
            kommen: Am 27. November 1958 hatte der sowjeti-             nicht gegen diesen Schritt der DDR -Regierung. Am
            sche Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow die        19. und 20. August 1961 jedoch kam der amerikani-
            Zuständigkeit der Alliierten für Berlin für hinfällig er-   sche Vize-Präsident Lyndon B. Johnson nach Berlin.
            klärt. Die in Ost-Berlin herausgegebene Tageszeitung        Über diese politische Geste berichtete die amerikani-
            »Neues Deutschland« setzte am 28. November 1958             sche Truppenzeitung »Stars and Stripes« ebenso wie
            die sowjetische Forderung nach einem entmilitarisier-       über die direkte Konfrontation von amerikanischen
            ten freien West-Berlin auf die Titelseite. Der Berliner     und sowjetischen Panzern am Checkpoint Charlie am
            Karikaturist »Oskar« hat sich in seinen kritischen Zeich-   26./27. Oktober 1961. Nachdem die DDR daran fest-
            nungen immer wieder mit den sowjetischen Drohun-            gehalten hatte, am Übergang in der Friedrichstraße
            gen und den aus Westberliner Perspektive teilweise          Kontrollen für Angehörige der Westmächte durch-
            zögerlichen westlichen Reaktionen beschäftigt.              zusetzen, ließ der amerikanische General Lucius
            Die zweite Berlin-Krise fand ihren Höhepunkt mit            Clay, der Vater der Luftbrücke, als persönlicher Be-
            dem Mauerbau am 13. August 1961. Um eine Eska-              vollmächtigter des amerikanischen Präsidenten John

            18
Die SED-Parteizeitung
                                                          »Neues Deutschland«,
                                                          28. November 1958

                                                                                           Karikaturen von »Oskar«,
                                                                                           1959/60

F. Kennedy Panzer auffahren, um das Recht der Alli-       Nachdem die frühere »Gruppe der sowjetischen
ierten notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen.           Streitkräfte« aus Deutschland abgezogen war, ver-
Erst im Vier-Mächte-Abkommen über Berlin, das am          ließen auch die Truppen der Amerikaner, Briten und
3. Juni 1972 in Kraft trat, akzeptierte die Sowjetunion   Franzosen im September 1994 Berlin. Fotos und Pla-
das Recht der Westmächte auf Anwesenheit in Ber-          kate dokumentieren ihre offizielle Verabschiedung
lin, einschließlich der Zugangsrechte von und nach        am 8. September 1994 sowie die vielen kleinen Ab-
Berlin. Damit verbunden war ein ganzes Bündel an          schiedsfeiern.
deutsch-deutschen Abkommen, die zur Entspannung           In einer chronologischen Rückschau wird anhand
zwischen Ost und West beitrugen. Die Titelseite der       von Fotos und Dokumenten erklärt, wie der Abzug
Tageszeitung »Der Tagesspiegel« vom 4. Juni 1972 und      der westalliierten Truppen möglich wurde: Die Ver-
Fotos aus den sechziger Jahren von West-Berlinern bei     handlungen zwischen den vier Siegermächten und
der Antragstellung von Passierscheinen machen deut-       den beiden deutschen Staaten führten am 12. Sep-
lich, wie sich insbesondere die neue Besucherregelung     tember 1990 in Moskau zur Unterzeichnung des »Ver-
für die Berliner Bevölkerung auswirkte.                   trages über die abschließende Regelung in Bezug auf
Vom Fall der Mauer zur deutschen Einheit: Mit dem         Deutschland«, dem sogenannten Zwei-plus-Vier-Ver-
Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 begann        trag. 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrie-
der Prozess der deutschen Einigung. Eine Chronolo-        ges erhielt das nun vereinte Deutschland seine volle
gie greift die wesentlichen Etappen vom Beginn der        Souveränität. Der Sonderstatus von Berlin wurde
großen Fluchtwelle im Juli 1989 bis zur Verabschie-       aufgehoben. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Deut-
dung der Truppen der Westmächte im September              schen Einheit, erloschen die Sonderrechte der West-
1994 auf. Die Plexiglasscheibe eines Bushaltestellen-     mächte.
häuschens aus dem Jahr 1995 mit dem Spruch »Wir
wollen unsere Amis wieder« veranschaulicht, in wel-
cher Stimmung der Abschied von den ehemaligen Be-
satzungsmächten stattfand.

                                                                                                                 19
Spionagetunnel der
                                                        »Operation Stopwatch/Gold«,
                                                        1955/56

6 MILITÄRISCHE BEDROHUNG UND AUFKLÄRUNG
Dieser Themenraum stellt die nachrichtendienst-            glieder der Militärmissionen besaßen diplomatische
lichen Aktivitäten der Westmächte zur Aufklärung           Immunität und konnten sich in ihrem Wirkungs-
der sowjetischen Bedrohung rund um Berlin in den           bereich frei bewegen. Fotos der Militärmissionen in
Mittelpunkt. Seit der Luftbrücke, den wachsenden           Potsdam, Abzeichen der Missionen, Autoschilder der
internationalen Spannungen mit Ausbruch des Ko-            Einsatzfahrzeuge sowie Dokumente zum Status der
rea-Krieges und dem beginnenden Wettrüsten verfes-         Missionen wie auch Karten der militärischen Sperr-
tigte sich bei den Westmächten die Angst vor einem         gebiete erzählen von ihren offiziellen Aufgaben. Da-
sowjetischen Überraschungsangriff. Da die westliche        rüber hinaus betrieben die Militärmissionen eine
Seite davon ausging, dass ein solcher Überraschungs-       systematische Informationsbeschaffung. Sie stellten
angriff auf deutschem Boden beginnen und ganz              Truppenbewegungen fest, beobachteten Manöver,
Westeuropa treffen würde, nahm Berlin in den nach-         neue Waffensysteme et cetera. Filmsequenzen aus
richtendienstlichen Aktivitäten der Westmächte eine        den achtziger Jahren, gedreht von den Mitgliedern
besondere Rolle ein.                                       der Militärmissionen, zeigen eindringlich, welche
Die westlichen Militärmissionen in Potsdam waren           Herausforderungen die Missionsmitglieder bei ih-
eine Art Frühwarnsystem im Kalten Krieg: In den »Lon-      ren Inspektionsfahrten auf dem Gebiet der DDR zu
doner Protokollen« vom Herbst 1944 war die Grün-           bewältigen hatten. Die Arbeit der Militärmissionen
dung von Militärmissionen vereinbart worden, deren         war riskant. Zwei ihrer Angehörigen, der Amerikaner
Aufgabe darin bestand, eine bessere Kommunika-             Arthur Nicholson Jr. und der Franzose Philippe
tion zwischen den alliierten Streitkräften zu gewähr-      Mariotti, kamen 1984 beziehungsweise 1985 bei Ein-
leisten. Am 16. September 1946 wurde eine britisch-        sätzen ums Leben.
sowjetische Vereinbarung unterzeichnet, der im April       Die Geschichte des Berliner Spionagetunnels begann
1947 weitere Absprachen der Sowjetunion mit Frank-         im Jahr 1953. Damals bereiteten der amerikanische
reich und den Vereinigten Staaten folgten. Die Mit-        Nachrichtendienst »Central Intelligency Agency«

20
Veranstaltungsplakat für das
                                             britische Militärmusikfestival
                                             in Berlin, 1.–4. November 1973

Veranstaltungsplakat für den                                                                            Schild der Administration Unit
ersten Lauf der »25 km de Berlin«,                                                                      der British Infantery Brigade am
3. Mai 1981                                                   T-Shirt mit Aufdruck des                  Olympiastadion, o. D.
                                                              Plakatmotives zur letzten
                                                              Parade der alliierten Streit-
                                                              kräfte in Berlin, 1994
             Wappenschild der französi-                                                         Veranstaltungsplakat für das
             schen Streitkräfte in Berlin,                                                      »1. Deutsch-Amerikanische
             achtziger Jahre                                                                    Volksfest«, 29. Juli 1961

Straßenschild aus dem
französischen Sektor,
sechziger Jahre

(CIA ) und der britische »Secret Intelligence Service«        von Anfang an durch den britischen Doppelagenten
(SIS ) seinen Bau vor. Die Idee und das technische            George Blake informiert gewesen. Trotzdem schritt
Know-how stammten vom SIS . Der Tunnel, der von               sie zunächst nicht ein, um diese wertvolle Quelle
Rudow nach Alt-Glienicke, also vom amerikanischen             nicht zu gefährden. Die für propagandistische Zwe-
in den sowjetischen Sektor Berlins, gelegt wurde, be-         cke genutzte öffentliche Enttarnung durch die So-
herbergte eine Abhörzentrale. Die Anlage wurde am             wjetunion am 24. April 1956 erzielte jedoch nicht
11. Mai 1955 in Betrieb genommen und war elf Mo-              den gewünschten Effekt, die Vereinigten Staaten als
nate und elf Tage im Einsatz. Fast eine halbe Million         Kriegstreiber darzustellen. Die westlichen Medien re-
                                                                                                                               Wappenschild des amerikani-
Gespräche wurden auf circa 50 000 Tonbändern ge-              agierten ähnlich wie ein ostdeutscher Techniker, der             schen Hauptquartiers in der
speichert. Ihre Auswertung in den Vereinigten Staa-           bei der Tunnelentdeckung ausgerufen hatte: »Ist ja               Clayallee in Berlin-Dahlem, 1950
ten und in Großbritannien dauerte bis 1958. Als »Ope-         fantastisch!«
ration Stopwatch/Gold« ist die Spionageaktion in die          Auch das erste bekannte Satellitenfoto von Berlin
Geschichte des Kalten Krieges eingegangen. Karten-            wird in der Dauerausstellung präsentiert. Es stammt
material und Fotos dokumentieren die technischen              aus dem CIA -Satellitenprogramm »Corona« und
Installationen im Tunnel. Eine 3-D-Animation führt            wurde am 3. Mai 1965 aufgenommen. Die Militär-
den Besucher virtuell vom Zugang in Rudow durch               standorte auf dem Territorium Ost-Berlins und des
den Tunnel zur Abhörzentrale. Die Sowjetunion war             Umlandes sind gelb unterlegt.

7 DIE WESTMÄCHTE UND DIE BERLINER
Die bemalte Tür aus den amerikanischen Andrews                zeugen von den vielfältigen Spuren der westalliier-
Barracks in Lichterfelde, die britische Telefonzelle          ten Streitkräfte in Berlin. Ausschnitte aus dem Film
und die französische Straßenschilder lassen erahnen,          »Adieu Berlin« von Caroline Goldie aus dem Jahre
in welchem Umfeld die westalliierten Streitkräfte             1994 geben einen Einblick in das Leben von drei
in Berlin lebten. Die Wände mit Gebäudeschildern              Soldaten und ihren Familien in Berlin.

                                                                                                                      21
FILMANGEBOT
IM ALLIIERTENMUSEUM
In der Ausstellungssequenz Die Westmächte und            »Der Schock von Berlin« (43 Min.) Ein Film von
die Berliner laufen mehrere kleine Filme von insge-      Ekkehard Kuhn aus dem Jahr 1999. Dokumentarfilm
samt 19 Minuten Länge zur Geschichte der westalli-       über den Bau der Berliner Mauer mit historischem
ierten Präsenz in Berlin:                                Filmmaterial und Zeitzeugeninterviews.

1. Alltagsszenen aus den Siedlungen der westalliier-     »Präsident John F. Kennedy in Berlin« (17 Min.)
   ten Streitkräfte (Ausschnitte aus dem Film »Adieu     Ein Film von J. Severin und G. v. Bonin im Auftrag
   Berlin« von Caroline Goldie aus dem Jahr 1994)        des Presse- und Informationsamtes des Landes Ber-
2. Ausschnitte aus einem Einführungsvideo für US-        lin aus dem Jahr 1963. Bericht über den Kennedy
   Soldaten zum Dienstantritt in der »Berlin Brigade«    Besuch.
3. Alarmübung einer französischen Panzereinheit –
   Einsatzort Flughafen Tegel                            »Flashpoint Berlin« (55 Min.) Ein Film von Malcolm
4. Interalliierte Übungen                                Brown und Manfred Strastil aus dem Jahr 1983 in
5. Bilder von der Parade am Tag der Alliierten Streit-   englischer Sprache. Reportage über die Westmächte
   kräfte in den achtziger Jahren                        in den siebziger und achtziger Jahren.

                                                         »Les Français à Berlin« (29 Min.) Ein Film von
Weiterhin besteht die Möglichkeit, im Konferenz-         François Reichenbach aus dem Jahr 1985 in französi-
raum der »Nicholson-Gedenkbibliothek« Filme zu           scher Sprache. Dokumentarfilm über die Franzosen
sehen. Um eine rechtzeitige Voranmeldung wird ge-        im Berlin der achtziger Jahre: Sie haben in Reinicken-
beten. Es stehen folgende Filme zur Auswahl:             dorf ihre eigene kleine Stadt. Im Quartier Napoléon
                                                         liegen die Kasernen, in unmittelbarer Nähe die Post,
»Besatzer, Beschützer, Freunde« (46 Min.) Ein Film       die Schule, das Einkaufszentrum. Ein sehr persön-
von Christian Uhlig im Auftrag des Presse- und Infor-    liches Porträt des französischen Regisseurs François
mationsamtes des Landes Berlin aus dem Jahre 1996.       Reichenbach.
Dokumentarfilm über die Geschichte der Westmächte
in Berlin mit historischem Filmmaterial zur Präsenz      »Das Wunder von Berlin« (43 Min.) Ein Film von
der Alliierten in der Stadt von 1945 bis 1994.           Ekkehard Kuhn aus dem Jahr 1999. Dokumentarfilm
                                                         über den Fall der Berliner Mauer mit historischem
»Die Berliner Luftbrücke« (60 Min.) Ein Film von         Filmmaterial und Zeitzeugeninterviews
Robert E. Freye und Paul Duke aus dem Jahre 1998.
Dokumentarfilm über die Berliner Luftbrücke mit           »Adieu Berlin« (38 Min.) Ein Film von Caroline
historischem Filmmaterial und Zeitzeugeninterviews.      Goldie im Auftrag des Deutschen Historischen
                                                         Museums, Berlin, aus dem Jahr 1994. Drei westalli-
»Operation Gold« (43 Min.) Ein Film von Christian        ierte Familien werden beim Truppenabzug begleitet.
Klemke und Manfred Köhler aus dem Jahre 1997.            Der Film bietet Einblicke in den Alltag der Familien.
Dokumentarfilm über den Spionagetunnel, der in
den fünfziger Jahren von West- nach Ost-Berlin
verlief. Historisches Filmmaterial und Zeitzeugen-
interviews.

22
FÜHRUNGSANGEBOT                                          ANGEBOTE
IM ALLIIERTENMUSEUM                                      FÜR SCHULEN
Das AlliiertenMuseum bietet Führungen in deut-           LEHRERINFORMATIONSVERANSTALTUNGEN
scher, englischer und französischer Sprache an.          Wenn Sie sich über unsere Lehrerinformations-
Die Führungen dauern circa 1 Stunde und kosten           veranstaltungen und Lehrerfortbildungen informie-
35,00 Euro pro Gruppe (max. 25 Personen).                ren möchten, wenden Sie sich an Uta Birkemeyer:
Für Schülergruppen sind die Führungen kostenlos.         birkemeyer@alliiertenmuseum.de,
Inhaltliche Schwerpunktsetzungen sind nach vor-          Tel. +49 (30) 81 81 99-81, Fax +49 (30) 81 81 99-88
heriger Absprache möglich.
Alle Führungen sind mindestens zwei Wochen vor-          WORKSHOPS, PROJEKTTAGE UND SEMINARARBEITEN
her im Museumsbüro unter +49 (30) 81 81 99-90            FÜR DIE SEKUNDARSTUFEN I UND II
oder info@alliiertenmuseum.de anzumelden.                Gerne planen und führen wir Workshops, Projekt-
                                                         tage und Seminararbeiten (Fünfte Prüfungskom-
»WIE AUS FEINDEN FREUNDE WURDEN«                         ponente) gemeinsam mit Ihnen in unserer Daueraus-
FÜHRUNGEN DURCH DIE DAUERAUSSTELLUNG                     stellung durch.
Die Besucher erhalten einen Gesamtüberblick über         Bei Interesse wenden Sie sich an Uta Birkemeyer:
die Dauerausstellung und die interessantesten Ob-        birkemeyer@alliiertenmuseum.de,
jekte aus fünfzig Jahren alliierter Präsenz in Berlin.   Tel. +49 (30) 81 81 99-81, Fax +49 (30) 81 81 99-88

FÜHRUNGEN DURCH DIE GROSSOBJEKTE                         »VON FLUGZEUGEN, SPIONEN UND BOXHANDSCHUHEN.
AUF DEM FREIGELÄNDE                                      MIT BABETTE, JOHN UND MARY AUF ZEITREISE IM
Das britische Flugzeug Hastings TG 503, der Eisen-       ALLIIERTENMUSEUM« – BEGLEITHEFT FÜR KINDER
bahnwaggon der französischen Streitkräfte in Berlin      AB 9 JAHREN DURCH DIE DAUERAUSSTELLUNG
und das letzte Wachhäuschen vom Checkpoint Char-         An zehn ausgewählten Stationen der Dauerausstel-
lie erzählen in besonderer Weise die wechselvolle        lung erhalten die Kinder Gelegenheit, Rätselaufga-
Geschichte der alliierten Präsenz in Berlin. Während     ben zu lösen, zu malen und zu diskutieren. Inhalt-
dieser thematischen Führung gibt es die einmalige        lich knüpfen die Stationen an die Lebenswelt von
Gelegenheit, die Objekte von innen zu besichtigen.       Kindern an oder lenken ihren Blick auf besonders
                                                         spannende Objekte wie den »Rosinenbomber« aus
»ALS ES SCHOKOLADE VOM HIMMEL REGNETE …«                 der Zeit der Berliner Luftbrücke oder den Spionage-
EINE INTERAKTIVE FÜHRUNG FÜR GRUNDSCHULKLASSEN           tunnel aus der Zeit des Kalten Krieges.
DURCH DIE DAUERAUSSTELLUNG DES ALLIIERTENMUSEUMS         Das Begleitheft kann im Museumsshop zum Preis
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf den ersten         von 1 Euro erworben werden. Als pdf-Datei kann es
Nachkriegsjahren in Berlin und auf der Berliner Luft-    im Internet heruntergeladen werden.
brücke. Während der Führung lernen die Kinder die        Bei Rückfragen wenden Sie sich an Uta Birkemeyer:
Armeen der westlichen Besatzungsmächte kennen.           birkemeyer@alliiertenmuseum.de.
Sie entdecken, wie schwer ein Kohlensack aus der
Zeit der Luftbrücke wirklich war und erhalten Ein-
blicke in das Leben der Berliner Kinder kurz nach dem
Krieg. Als Höhepunkt besichtigen sie einen echten
»Rosinenbomber« von innen.

                                                                                                           23
PUBLIKATIONEN
                                                        »Talking with visitors and whatnot.« US-General
ZU BEZIEHEN ÜBER DAS ALLIIERTENMUSEUM
                                                        Lucius D. Clay und seine Berliner Residenz, 1945–
Ein AlliiertenMuseum für Berlin, Berlin 1995            1949, Berlin 2006

Jedes Objekt hat auch eine Seele, Berlin 1996           »Tear down this wall.« US-Präsident Ronald Reagan
                                                        vor dem Brandenburger Tor, 12. Juni 1987,
Gegenwart und Rückblick. 50 Zeugnisse zur
                                                        Berlin 2007
Geschichte der Westmächte und Berlins 1945–1994,
Berlin 1998

Pioniere der Luftbrücke. Mit einem Essay von
                                                        WEITERFÜHRENDE
Daniel Harrington, Berlin 1998                          LITERATURHINWEISE
                                                        Schule und Museum: vom Nutzen des Museums
»Let Berlin be next.« George Bush und die deutsche
                                                        für die Schule. Anregungen für den Unterricht in den
Einheit. Die Telefongespräche zwischen US-Präsi-
                                                        Fächern Geschichte, Deutsch, Physik, bildende
dent George Bush und Bundeskanzler Helmut Kohl,
                                                        Kunst, Erdkunde/Sachkunde, hg. vom Museums-
23. Oktober 1989 – 3. Oktober 1990, Berlin 1999
                                                        pädagogischen Dienst Berlin in Zusammenarbeit mit
2+4=1. Die internationale Regelung der deutschen        der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport
Einheit, Berlin 2000                                    und dem Außenamt der Staatlichen Museen zu
                                                        Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1998
The Link with Home – und die Deutschen hörten zu.
Die Rundfunksender der Westmächte von 1945 bis          Hans-Georg Lehmann, Deutschland-Chronik 1945
1994, Berlin 2001                                       bis 2000, Bonn 2000

»Wir fühlen mit den Opfer! Bitte entscheiden Sie be-    Die Vier Mächte in Berlin. Beiträge zur Politik der
sonnen.« Eine Veröffentlichung zum ersten Jahrestag     Alliierten in der besetzten Stadt, hg. von Michael
des 11. September 2001, Berlin 2002                     Bienert, Uwe Schaper, Andrea Theissen, Berlin 2007

Le Musée des Alliés de Berlin ou Berlin et la liberté   Andreas W. Daum, Kennedy in Berlin. Politik, Kultur
préservée (1945–1989). Actes du colloque à la           und Emotionen im Kalten Krieg, Paderborn 2003
Fondation Singer-Polignac (Paris), Berlin 2002

Vive Berlin! Ein Ort deutsch-französischer              LINKS IM INTERNET
Geschichte 1945–2003, Berlin 2003                       Nachkriegsgeschichte
                                                        www.dhm.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/index.html
Berlin 1945: Der private Blick. Fotografien amerika-
nischer, britischer und französischer Soldaten,         Berliner Luftbrücke
Berlin 2005                                             www.salvator.net/salmat/pw/luft/blockade.html

Es begann mit einem Kuss. Deutsch-alliierte Bezie-      Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse
hungen nach 1945, Berlin 2005                           www4.justiz.bayern.de/olgn/imt/imt_inh.htm

Von Flugzeugen, Spionen und Boxhandschuhen.             Marshallplanhilfe
Mit Babette, John und Mary auf Zeitreise im             www.loc.gov/exhibits/marshall/
AlliiertenMuseum, Berlin 2005
                                                        Mauerbau
»Ist ja fantastisch!« Die Geschichte des Berliner       www.chronik-der-mauer.de
Spionagetunnels, Berlin 2006

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