Internationale Schulpartner-schaften - Ergebnisse einer empirischen Studie zu den internationalen Aktivitäten deutscher UNESCO-Projektschulen ...

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Internationale
Schulpartner-
schaften
Ergebnisse einer empirischen
Studie zu den internationalen
Aktivitäten deutscher
UNESCO-Projektschulen
2
    Internationale Schulpartnerschaften
Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung                                                              4

1.1   Die UNESCO-Projektschulen                                             4
1.2 Pädagogisch-konzeptionelle Herausforderungen                            5

2. Methodisches Vorgehen                                                   5

2.1   Die Fragebogenerhebung                                                5
2.2 Die Leitfadeninterviews                                                 6

3. Internationale Aktivitäten der deutschen UNESCO-
   Projektschulen                                                          6

3.1   Kooperationen und Schulpartnerschaften der UNESCO-Projektschulen
      in Zahlen                                                             6
3.2 Länderschwerpunkte und regionale Verteilung der Kooperationen und
    Schulpartnerschaften                                                    7
3.3 Inhaltliche Schwerpunkte und Leerstellen internationaler Aktivitäten   10
3.4 Individuelles Engagement und Netzwerke als Ausgangspunkt für
    gelingende Kooperationen                                               10
3.5 Herausforderungen                                                      11

4. Potenziale der UNESCO-Projektschulen für die Zukunft                    12

      Literatur                                                            13

      Anhang                                                               15
                                                                                Internationale Schulpartnerschaften

      Kooperationen der deutschen UNESCO-Projektschulen                    15
      Autorinnen                                                           17

      English Summary: International School Partnerships                   18

                                                                                 3
1. Einleitung

                                      Die Anforderungen an Bildung in Zeiten der            Anliegen untereinander vernetzt. Heute sind welt-
                                      Globalisierung sind komplex wie nie zuvor: Der        weit etwa 12.000 Schulen Mitglied im UNESCO
                                      Umgang mit Unsicherheit und die Sicherheit, nur       Associated Schools Network (ASPnet). Sowohl in
                                      einen Bruchteil des Wissens der Menschheit zu         der BRD als auch in der DDR entwickelten sich je-
                                      kennen, sowie die Anforderungen an komplexe           weils Netzwerke der UNESCO-Projektschulen.1
                                      Problemlösungen und an globale Solidarität ver-
                                      langen in der Schule nach vielfältigen Formen des     Im Jahr 2021 umfasst das gesamtdeutsche
                                      Lernens. Mit den 2015 verabschiedeten Globalen        Netzwerk 283 Schulen und Bildungseinrichtungen.
                                      Nachhaltigkeitszielen im Rahmen der Agenda            Der Zugehörigkeit zum Netzwerk geht in
                                      2030 wurden diese Anforderungen in einen politi-      Deutschland ein entwicklungsorientierter
                                      schen Rahmen gegossen: Ziel 4 fordert eine qua-       Zertifizierungsprozess voraus: In drei Stufen be-
                                      litative Veränderung von Bildung und benennt          weisen die Schulen über einen Zeitraum von je-
                                      explizit die Notwendigkeit der Integration von        weils etwa zwei Jahren ihr Engagement für die
                                      Kompetenzen für das Leben in der globalisier-         Werte und Ziele der UNESCO. So soll eine lang-
                                      ten Welt. Die UNESCO-Projektschulen verstehen         fristige Verankerung der UNESCO-Statute im
                                      sich in diesem Kontext als besondere Akteurinnen      Schulprofil realisiert werden. Mit diesem aufwändi-
                                      der Globalisierung und der Internationalisierung      gen Zerti­fi­zierungsprozess kann die Auszeichnung
                                      der Gesellschaft. Mit dem UNESCO-Projektschul­        als UNESCO-Projektschule als distinkte Qualitäts­
                                      programm motiviert, unterstützt und vernetzt die      anforderung bewertet werden, die sich von an-
                                      Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) internatio-          deren Schulprofilauszeichnungen abhebt. Auf ih-
                                      nal orientierte Bildungseinrichtungen, die sich am    rem Weg als UNESCO-Projektschulen werden die
                                      Wertekanon der UNESCO orientieren und internati-      Schulen durch die Landeskoordinationen und die
                                      onale Partnerschaftsarbeit verstärken möchten.        kultusministeriellen Vertreterinnen auf der Ebene
                                                                                            der Bundesländer sowie die bei der DUK angesie-
                                      Die hier vorgestellte wissenschaftliche Studie        delte Bundeskoordination unterstützt.
                                      knüpft an zwei umfangreichere Arbeiten zu
                                      den deutschen UNESCO-Projektschulen an:               Im Schulalltag soll sich die UNESCO-Auszeichnung
                                      Zum einen an die vom Max-Planck-Institut für          mit innovativen Lernformaten zeigen, die sich
                                      Bildungsforschung durchgeführte Untersuchung          thematisch auf die sechs von der UNESCO ge-
                                      zu internationalen Kontakten und Aktivitäten der      förderten inhaltlichen Schwerpunkte bezie-
                                      deutschen UNESCO-Projektschulen aus dem Jahr          hen: Menschenrechts- und Demokratiebildung,
                                      1995 (Fuchs 1995), zum anderen an die Dissertation    Interkulturelles und inklusives Lernen und
                                      von Anja Sanders (2011), welche Jahresberichte der    Zusammenleben in Vielfalt, Bildung für nachhal-
                                      UNESCO-Projektschulen von 2003 bis 2006 einer         tige Entwicklung, Global Citizenship Education,
                                      tiefergehenden Analyse unterzogen hatte.              Risiken und Chancen im digitalen Zeitalter und
                                                                                            UNESCO-Welterbebildung. Entsprechend dem
                                      Im Auftrag der DUK haben Wissenschaftlerinnen in      Whole School Approach2 verstehen sich UNESCO-
                                      einer aktuellen Studie (Richter & Scheunpflug 2021)   Projektschulen auch selbst als Akteurinnen in die-
                                      die internationale Partnerschaftsarbeit genauer in    sen Themenfeldern – sie sollen also nicht nur
                                      den Blick genommen. Im Fokus stehen Formate in-       Institutionen der Wissensvermittlung sein, son-
                                      ternationaler Kooperationen und deren inhaltliche     dern sich als Orte verstehen, die im Rahmen dieses
                                      Ausgestaltung; Beispiele guter Praxis und Hürden      Wertekanons handeln und so eine entsprechende
                                      für Schulentwicklungsprozesse in UNESCO-              Erlebensebene für die Schulgemeinschaft schaffen.
Internationale Schulpartnerschaften

                                      Projektschulen wurden identifiziert.                  Mit diesem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz
                                                                                            haben die Schulen auch den Auftrag, in ihr Umfeld
                                                                                            und die lokalen Bildungslandschaften hineinzuwir-
                                                                                            ken.3
                                      1.1   Die UNESCO-Projektschulen
                                      Die UNESCO-Projektschulen sind insofern be-
                                                                                            1   Vgl. zur Geschichte der UNESCO-Projektschulen in der
                                      sonders, als dass sie das älteste und größte
                                                                                                DDR, Timm 2021; Jornitz & Timm 2021; vgl. zur Entwick-
                                      Netzwerk der UNESCO bilden. Inzwischen kann das           lung der UNESCO-Projektschulen, Köhler 1984, 2008;
                                      Schulnetzwerk auf eine fast 70-jährige Geschichte         Rissom 1984, 2003; DUK 1975; UNESCO 2008.
                                      zurückblicken: 1953 begann die UNESCO ein
                                                                                            2   Vgl. UNESCO 2018.
                                      Schulnetzwerk aufzubauen, das Schulen an
                                      die Arbeit der UNESCO bindet und mit diesem           3   Vgl. DUK 2019.

4
1.2 Pädagogisch-konzeptionelle
    Herausforderungen
                                                        2. Methodisches
Der Qualitätsanspruch der UNESCO-Projektschulen
                                                           Vorgehen
erfordert eine thematische und didaktische Kon­
zep­tion von Partnerschaften und internationa-
len Aktivitäten. Hier stellt sich die Frage, welche
Themen und Inhalte sich für die jeweiligen interna-
tionalen Schulpartnerschaften und Kooperationen
eignen und wie diese didaktisch umgesetzt wer-
den können. Daran anknüpfend ist die Gestaltung
und Ausbildung der pädagogischen Begleitung für
das Gelingen der Implementation pädagogischer           Die empirische Datenerhebung der vorliegen-
Konzepte relevant.                                      den Studie wurde nach dem „Mixed-Methods-
                                                        Prinzip“ umgesetzt, welches quantitative und qua-
Empirische Erkenntnisse und Erfahrungen aus             litative Erhebungs- und Auswertungsinstrumente
der Praxis zeigen, dass die Gestaltung der pä-          kombiniert. In einem ersten Schritt erfolgte eine
dagogischen Begleitung von internationalen              quantitative Datenerhebung als Vollerhebung al-
Begegnungen einen wichtigen Beitrag zu Inhalt           ler UNESCO-Projektschulen in Deutschland, um
und Interpretation von Lernprozessen im Kontext         ein umfassendes Bild über die Anzahl und regiona-
einer Begegnungsreise leisten kann (vgl. Krogull        le Verteilung internationaler Aktivitäten der Schulen
& Scheunpflug 2013; Krogull 2018). Eine zentra-         zu erhalten. Die so gewonnenen Erkenntnisse
le Herausforderung stellt hier die Qualifizierung der   wurden im zweiten Schritt in Leitfadeninterviews
begleitenden Lehrkräfte dar.                            mit Koordinatorinnen und Koordinatoren an
                                                        UNESCO-Projektschulen und einer qualitati-
Insbesondere bei Schulpartnerschaften und               ven Auswertung dieser Daten vertieft. Die empi-
Aktivitäten in Kooperation mit Ländern des              rische Datenerhebung wurde begleitet von einer
Globalen Südens ist der Umgang mit dem                  Literaturanalyse.
„Colonial Backpack“ eine weitere unbeque-
me Herausforderung: Hier wird zum Beispiel
schnell deutlich, dass die koloniale Vergangenheit
auch im 21. Jahrhundert Auswirkungen auf Be­            2.1 Die Fragebogenerhebung
ziehungen zwischen Süd und Nord hat. Bei Part­
nerschaftsaktivitäten mit dem Globalen Süden            Über einen Online-Fragebogen wurden systema-
sind die Beziehungen häufig unbewusst ge-               tisch Rahmendaten, Informationen über internati-
prägt vom immer noch vorherrschenden Hilfe-             onale Aktivitäten sowie Kooperationsländer abge-
und Überlegenheitsparadigma und sie bergen              fragt. Im Erhebungszeitraum November 2020 bis
die Gefahr der postkolonialen Manifestation a­ lter     Februar 2021 wurden 283 Projektschulen ange-
Machtgefälle (vgl. Scheunpflug 2020).                   schrieben und um Rückmeldung gebeten – eine
                                                        Herausforderung, da die Schulen zum Zeitpunkt
Ein zentraler Aspekt bei der Gestaltung internati-      der Datenerhebung mit den Auswirkungen der
onaler Aktivitäten ist die angestrebte langfristige     zweiten Welle der Corona-Pandemie konfrontiert
Wirkung, die über die Integration von Erfahrungen       wurden. Trotz der schwierigen Umstände füllten
entsprechend dem „Whole School Approach“ er-            199 Schulen den Fragebogen mit viel Engagement
reicht werden soll. Aktivitäten im Kontext von          aus und der Rücklauf von 70 % ist ausreichend
Schulpartnerschaften sollen langfristig, umfassend      groß, um Überlegungen zur Weiterentwicklung des
und über die begrenzte Gruppe der Teilnehmenden         Netzwerks anstellen zu können.
hinaus wirken.
                                                        Insgesamt antworteten 151 vollständig anerkann-
Das Qualitätspapier der UNESCO-Projektschulen           te Schulen, 38 Schulen mit dem Status „mitarbei-
hebt hervor, dass diese unterschiedliche unter-         tend“ (zweite Stufe) und 10 „interessierte“ Schulen
richtliche und außerunterrichtliche Aktivitäten         (erste Stufe), die sich um eine Aufnahme in das in-
entwickeln und kombinieren sollten. Einen eige-         ternationale Netzwerk bemühen. Die Stichprobe
nen Schwerpunkt bildet die Kooperation mit au-          gab somit ungefähr die Verteilung im Netzwerk
ßerschulischen Lernorten. Angestrebt wird eine          hinsichtlich des Status der Aufnahme wieder. Im
                                                                                                                Internationale Schulpartnerschaften

ganzheitliche Schulentwicklung, für die die ge-         Statistik-Programm SPSS wurden die Daten ana-
meinschaftliche Partizipation aller an der Schule       lysiert, neu gruppiert und miteinander verglichen.
Beteiligten anzustreben ist. Besonders hervorge-        Der Datensatz wurde zudem mit dem von der
hoben wird die Entwicklung einer werteorientier-        DUK-Bundeskoordination zur Verfügung gestellten
ten Haltung bei Lehrkräften wie Schülerinnen und        Datensatz aus den Jahresberichten der Schulen für
Schülern, die die Anliegen der Bildungsagenda           das Schuljahr 2019/2020 verbunden.
2030 und der Sustainable Development Goals, der
globalen Nachhaltigkeitsziele, widerspiegelt.

                                                                                                                 5
2.2 Die Leitfadeninterviews                             3. Internationale
                                      Das Ergebnis der quantitativen Erhebung bilde-
                                      te die Grundlage für die Auswahl der Schulen
                                                                                                 Aktivitäten
                                      für die tiefergehenden qualitativen Interviews.
                                      Ziel der Leitfadeninterviews war es, weitrei-
                                                                                                 der deutschen
                                      chendere Erkenntnisse über die internationa-
                                      len Kooperationen und Schulpartnerschaften der             UNESCO-
                                      UNESCO-Projektschulen zu erlangen. Die Auswahl
                                      der Schulen aus den 199 Datensätzen erfolgte ent-          Projektschulen
                                      sprechend dem qualitativen Forschungsparadigma
                                      in Anlehnung an das theoretische Sampling nach
                                      Glaser & Strauss (1998) mit dem Ziel, eine maxi-
                                      male Diversität im Antwortverhalten zu erreichen.
                                      Anhand theoriebasierter Kriterien wurden zum
                                      Beispiel Schulen mit unterschiedlichem UNESCO-
                                      Status, unterschiedlichem Beitrittsjahr in das
                                      Netzwerk sowie Schulen verschiedener Schularten
                                      und in unterschiedlichen Trägerschaften ausge-
                                      wählt. Ein zentrales Auswahlmerkmal war auch die        3.1 Kooperationen und
                                      Qualität und Quantität der im Fragebogen angege-            Schulpartnerschaften der
                                      benen Kooperationen – wobei hier sowohl dieje-              UNES­CO-Projektschulen in
                                      nigen Schulen mit wenig als auch solche Schulen
                                      mit vielen Kooperationen von Interesse erschienen.          Zahlen
                                      Die Auswahl der Schulen hatte somit keinerlei wer-      Die Befunde zeigen ein bedeutend hohes Enga­
                                      tende Bedeutung hinsichtlich ihres Engagements.         gement der beteiligten Schulen für die interna-
                                      In einem iterativen Prozess wurden schließlich          tionale Arbeit. In den Daten zeigt sich eine gro-
                                      Interviews mit Schulkoordinatorinnen und Schul­         ße Vielzahl der internationalen Kooperationen
                                      koordinatoren von 15 UNESCO-Projekt­schulen ge-         und Schulpartnerschaften der beteiligten Schulen
                                      führt. Die Interviews wurden paraphrasiert, tran-       in einer Vielzahl von Ländern. Besonders her-
                                      skribiert und in Anlehnung an das Vorgehen der          vorzuheben ist hier die Anzahl von 611 langfris­
                                      qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring 2008) ausge-       tigen Kooperationen, die von den UNESCO-
                                      wertet. Die so entstandenen Kategorien bildeten         Projektschulen (mit-)unterhalten werden. Diese
                                      die Eckpunkte für empirisch fundierte Aussagen          verteilen sich laut Fragebogenerhebung auf über
                                      über die Qualität der internationalen Aktivitäten der   80 Länder.4 Hinzu kommt eine große Anzahl
                                      deutschen UNESCO-Projektschulen.                        an kurzfristigen Kooperationen und einmaligen
                                                                                              Projekten, von denen mehr als 680 im Fragebogen
                                                                                              erfasst werden konnten. Aufgrund des einge-
                                                                                              schränkten Rücklaufs in dieser Frage dürfte auch
                                                                                              dies aber nur ein Teil dessen sein, was die Schulen
                                                                                              tatsächlich leisten.

                                                                                              Deutlich wird die Tatsache, dass nur 8,5 % der be-
                                                                                              fragten Schulen nicht über eine Partnerschaft
                                                                                              im Ausland verfügen. Das bedeutet im Umkehr­
                                                                                              schluss, dass 91,5 % der Schulen mindestens eine
                                                                                              Partnerschaft pflegen. Auffällig ist ebenso die hohe
                                                                                              Anzahl der Kooperationen mancher Schulen: 26,6 %
                                                                                              aller Schulen, das heißt rund ein Viertel der Schu­
                                                                                              len, pflegen fünf oder mehr Partnerschaften; 15
                                                                                              Schulen geben an, sieben oder mehr internationa-
                                                                                              le langfristige Kooperationen und Partnerschaften
                                                                                              eingegangen zu sein und langfristig zu unterhal-
                                                                                              ten, vgl. hierzu nachfolgende Tabelle zur Häufigkeit
Internationale Schulpartnerschaften

                                                                                              der langfristigen Kooperationen pro Schule:

                                                                                              4   Diese Zahl ist nur eine Annäherung aufgrund des partiel-
                                                                                                  len Rücklaufs von 70 %. Die Auswertung ausgehend von
                                                                                                  den Jahresberichten der UNESCO-Projektschulen zum
                                                                                                  Schuljahr 2019/2020 dokumentiert sogar mehr als 105
                                                                                                  verschiedene Länder mit Partnerschulen und Koopera-
                                                                                                  tionen.

6
Anzahl der                                                 Festgehalten werden kann auch, dass die ab-
                        Anzahl der Schulen     Prozent
Partnerschaften                                            solute Anzahl der Länder, in welchen UNESCO-
                                                           Projektschulen Kontakte pflegen, mit der wach-
    0                           16               8,5
                                                           senden Gesamtzahl an Kooperationen gestiegen
    1                           41               21,1      ist: Während sich die Schulpartnerschaften im Jahr
    2                          32                16,1      1980 lediglich auf 16 Länder beziehungsweise 1992
                                                           auf 41 Länder verteilten, sind es im Jahr 2020 min-
    3                           31               15,6
                                                           destens 80 – laut der tabellarischen Auswertung
    4                          24                12,1      der Jahresberichte 2019/20 der UNESCO-Projekt­
    5                          22                11,1      schulen sogar 105 – Kooperationsländer, die mit
    6                           16               8,0       UNESCO-Projektschulen in Verbindung stehen.
    7+                          15               7,5
    Gesamt                    1975              100,0
                                                           3.2 Länderschwerpunkte
→       Anzahl langfristiger Kooperationen                     und regionale Verteilung
                                                               der Kooperationen und
                                                               Schulpartnerschaften
Ein Vergleich zu den vorhergehenden Jahrzehn­
ten zeigt: 1980 pflegten 19 Schulen 57 Schul­
partner­schaften (vgl. Fuchs 1995, S. 7 f.), das heißt     Ein weiteres zentrales Ergebnis zeigt sich
                                                           in der Verteilung der Kooperationen und
im Durchschnitt drei Schulpartnerschaften pro
                                                           Schulpartnerschaften auf Länder und Regionen.
Schule. Im Jahr 1992 unterhielten 76 Schulen 203
Schulpartnerschaften (2,7 Schul­partner­schaften pro       Interessant ist hier, dass sich über 60 % der
Schule). Sanders hatte für die Jahre 2003 bis 2006         Partnerschaften auf die EU und das weitere Europa
berechnet, dass jede UNESCO-Projektschule im               beziehen. 12 % beziehen sich auf Afrika, 10 % auf
Durchschnitt Kontakt zu vier Schulen im Ausland            Asien, 5 % auf Nordamerika, 7 % auf Lateinamerika
unterhält (Sanders 2011, S. 142). Aus der hier vorlie-     und 1,4 % auf Australien und Ozeanien. Damit ist
genden Berechnung geht nun hervor, dass im Jahr            der Anteil der Partnerschaften mit Europa fast ge-
2020 197 Schulen 611 Schulpartnerschaften pfleg-           nauso hoch, wie er 1980 war (67 %), während er
ten (das heißt mehr als drei Schulpartnerschaften          1992 mit 54 % angegeben wurde (vgl. Fuchs 1995).
im Schnitt pro Schule). Damit ist die Anzahl der           Schon damals wurde die starke Fokussierung
Partnerschaften im statistischen Durchschnitt ver-         auf Europa bemängelt. Erstaunlich ist die gerin-
hältnismäßig stabil und zwischen 1980 und 2020             ge Anzahl der Schulpartnerschaften mit den USA
nur wenig ansteigend. Das ist überraschend, zeigt          und Kanada. Hier wäre angesichts der wirtschaftli-
aber zum einen, dass für Schulen die Arbeit in             chen, kulturellen und sprachlichen Bedeutung bei-
Partnerschaften vermutlich nicht beliebig aus-             der Staaten ein deutlich höherer Anteil zu erwar-
zuweiten ist. Zum anderen ist zumindest in den             ten. Dies erscheint auch bedeutsam angesichts
Daten auch eine ausgeprägte Streuung der Anzahl            der Tatsache, wie viele Schülerinnen und Schüler
der Partnerschaften festzustellen: Während knapp           jährlich mit kommerziellen Anbietern in diese bei-
30 % der Schulen keine oder nur eine Part­nerschaft        den Länder zum Schulaustausch ausreisen.
pflegen, sind es bei mehr als 25 % der Schulen
fünf und deutlich mehr.

5       Anmerkung: Diese Frage wurde nur von 197 Schulen
        ­ eantwortet.
        b

                     Diverse: 7 (1 %)                               →   Langfristige Kooperationen nach Regionen
Australien und Ozeanien: 8 (1 %)                                        (Anzahl; Prozent)
          Nordamerika: 31 (5 %)
Süd- und Mittelamerika: 41 (7 %)
                                                                                                                   Internationale Schulpartnerschaften

                     Asien: 60 (10 %)

                                                                                  Europäische Union: 319 (52 %)

                     Afrika: 73 (12 %)

          Weiteres Europa: 72 (12 %)

                                                                                                                       7
Weiteres Europa                                                      Fach- oder Berufsschule

                                                Süd- und Mittelamerika                                                      Grundschule

                                                          Nordamerika                                                       Gymnasium

                                                    Europäische Union                                                       Sekundarschule

                                               Australien und Ozeanien                                                      Sonstiges

                                                                  Asien

                                                                 Afrika

                                                       Anteil in Prozent   0      20     40    60   80     100

                                      →   Kooperationen nach Regionen und Schularten6               nommen wird.7 Auch die Anzahl der langfristi-
                                                                                                    gen Kooperationen mit Regionen in Süd- und
                                                                                                    Mittelamerika (41 Ko­operationen) und Asien
                                      Aus den Daten lässt sich zudem auch erken-                    (60 Koope­rationen) ist angestiegen.
                                      nen, dass die Hypothese, dass Gymnasien über-
                                      proportional über größere Distanzen reisen, sich              Festgehalten werden soll an dieser Stelle auch,
                                      so nicht bestätigen lässt. Da Gymnasien im ge-                dass Länder mit europäischer Kolonialgeschichte
                                      samten Datensatz überrepräsentiert sind, zei-                 26 % ausmachen.8 Davon entfallen 15 Koopera­
                                      gen sie sich auch hier dominant, wie das obi-                 tio­nen auf Indien. Bei den Kooperationen mit
                                      ge Diagramm „Kooperationen nach Regionen und                  Afrika zeigt sich deutlich die deutsche Ko­lonial­
                                      Schularten“ sichtbar macht. Es wird aber auch                 geschichte: Ost-Afrika ist mit 9 Partner­schaften in
                                      deutlich, dass die Partnerschaften zum Beispiel               Tansania und 8 Kooperationen in Ruanda vertreten,
                                      nach Lateinamerika von verschiedenen Schularten               gefolgt von Namibia (7), Kenia und Ghana (je 6).
                                      bedient werden. Nordamerika scheint eine Domäne
                                      gymnasialer Bildung zu sein.                                  Bei der Bewertung aller absoluten Zahlen ist zu
                                                                                                    bedenken, dass auch die absolute Anzahl der
                                      Die Prozentanteile der Partnerschaften mit Re­                Schulen im Netzwerk stieg und somit die absolute
                                      gionen in Übersee beziehungsweise mit Ländern                 Anzahl der Kooperationen insgesamt Zuwachs ver-
                                      des Globalen Südens sind insgesamt gestie-                    zeichnete.
                                      gen: 1980 registrierte Fuchs (1995, S. 8) fünf,
                                      1992 18 Partnerschaften mit Trikont-Ländern, zu               Die Besonderheit der Partnerschaften nach
                                      welchen Länder der Regionen Lateinamerika,                    Übersee wird in den qualitativen Interviews er-
                                      Afri­ka und Asien zählen. Im Jahr 2020 pfleg-                 kennbar. Kooperationen mit Afrika, Asien oder
                                      ten die UNESCO-Projektschulen 178 Kontakte in                 Lateinamerika werden zwar hinsichtlich ih-
                                      Ländern, die laut Liste des OECD Development                  rer Organisation und Finanzierung als aufwän-
                                      Assistance Committee (DAC) zu den sogenann-                   dig, inhaltlich jedoch als bereichernd und pres-
                                      ten „Entwicklungs- und Schwellenländern“ zählen               tigeträchtig beschrieben, wobei diese Wirkung
                                      (BMZ 2021), das sind 29 % aller Kooperationsländer.           sowohl innerhalb der Schule als auch in deren
                                      Deutlich erweitert hat sich gegenüber 1992 der                Außenbeziehungen nutzbar gemacht werden kann.
                                      Anteil der Kooperationsbeziehungen nach Afrika                Ein Schulkoordinator vergleicht die europäischen
                                      (vgl. Fuchs 1995, S. 8) von 2 % auf 12 %. In ab-              Partnerschaften im Verhältnis zu Partnerschaften
                                      soluten Zahlen sind die Kontakte mit Schulen in               in Übersee mit dem Bild zweier komplett unter-
                                      Afrika von vier auf 73 gestiegen. Die qualitativen            schiedlich konstruierter Häuser:
                                      Interviews (siehe zum Beispiel Interview „Gesa-
                                      Großstadt“) legen nahe, dass diese Steigerung                 „Das eine ist seit 50 Jahren Frankreich im-
                                      durch die anwachsende Förderung für den Aus­                  mer gleich, immer Donnerstag das Essen beim
Internationale Schulpartnerschaften

                                      tausch in diese Region ermöglicht wurde und                   Griechen, immer Mittwoch die Schlittschuhhalle.
                                      die stärkere Beachtung von Afrika in der öffent-
                                      lichen Aufmerksamkeit als förderlich wahrge-
                                                                                                    7    Vgl. hierzu die Deutsch-Afrikanische Jugendinitiati-
                                                                                                         ve beziehungsweise den Marshallplan mit Afrika. Die
                                                                                                         Deutsch-Afrikanische Jugendinitiative war ein Pilotpro-
                                                                                                         jekt zur Stärkung des Dialogs zwischen deutschen und
                                                                                                         afrikanischen Jugendlichen (2017-2020). Der Marshall-
                                                                                                         plan mit Afrika wurde 2016 verkündigt und steht für das
                                                                                                         Bestreben, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik auf
                                                                                                         Augenhöhe zu gestalten (https://www.bmz.de/de/laen-
                                                                                                         der/marshallplan-mit-afrika).

                                      6   Im oben stehenden Balkendiagramm wurde jede Region        8    Wir beziehen uns hier auf alle Kolonien nach der Berlin-
                                          auf 100 % gesetzt und der Anteil der verschiedenen             Konferenz 1884. Länder wie Brasilien (Unabhängigkeit
                                          Schularten an den Kooperationen abgebildet.                    1822) sind nicht berücksichtigt.

8
Verstehen Sie, das ist immer das Gleiche. Und in
[Gastland in Afrika] ist es immer ein neues Thema,
                                                                                                           Frankreich inkl.
das förderwürdig ist. Wir haben Kunst, wir haben                                                           Überseegebiete
Partizipation, wir haben Gender. Jedes Mal ein neu-                                                        (ca. 20 %)
es Thema, jedes Mal neue Inhalte. Man kann das
nicht vergleichen. Das eine ist das Errichten eines
Mehrfamilienhauses und das andere ein Bungalow
mit 120 m². Beides ist toll, aber es wäre unfair zu
sagen, das sei das Gleiche.“ (Gym-Mittelstadt, 111-
125)9

                                                                                                           Alle anderen
Verteilung der Kooperationen auf                                                                           Kooperations-
                                                                                                           länder (ca. 80 %)
einzelne Länder
Die genaue Verteilung der 611 erhobenen Koopera­             →   Kooperationen mit Institutionen in Frankreich
tionen auf 80 Länder lässt sich einer ausführli-
chen Tabelle im Anhang auf Seite 5 entnehmen.
Bemerkenswert ist, dass sich von allen Koope­
rationen im Netz­werk 18,6 % auf ein einziges Land,          Indien ist das Land des Globalen Südens mit den
nämlich Frank­reich, beziehen. Nimmt man die fran-           meisten Kooperationen (15), gefolgt von Tansania
zösischen Überseegebiete hinzu, macht Frankreich             (9), Ruanda (8) und Bolivien (8). Auf Namibia ent-
ein Fünftel aller Kooperationen aus. Hier zeigt sich,        fallen sieben Kooperationen und auf Burundi eine
mit welcher Intensität das Deutsch-Französische              ­Ko­operation. Vergleicht man diese Zahlen mit den
Jugendwerk beziehungsweise die deutsch-franzö-                ehemaligen deutschen Kolo­nialgebieten in Afrika,
sische Aussöhnung die schulischen internationalen             dann wird ersichtlich, dass Tansania, Ruanda,
Kooperationen geprägt hat.                                    Namibia und Burundi zu diesen Ländern zu zäh-
                                                              len sind, jedoch keine Kontakte nach Togo und
An zweiter Stelle der häufig genannten Län­der                Kamerun bestehen. Nicaragua gehört mit acht Ko­
steht Spanien mit 48 Kooperationen beziehungs­                operationen ebenfalls zu den häufiger gewählten
weise 8 % der Nennungen. Auf Polen, das Land                  Kontakten unter den Ländern des Globalen Südens.
an dritter Stelle, beziehen sich 42 Kooperationen
und damit 7 % der Nennungen. China ist mit 20                Auffallend ist, dass die häufig genannten Länder
Kooperationen im Netzwerk vertreten.                         des Globalen Südens auch diejenigen sind,
                                                             die in vielfältige weitere Netzwerke eingebun-
Sieben Länder (Frankreich, Spanien, Polen, Groß­             den sind: So steht Ruanda im Mittelpunkt ei-
britannien, die USA, Italien und Russland) machen            ner Länderpartnerschaft mit Rheinland-Pfalz,
über 50 % der internationalen Kooperationen aus.             Tansania ist Schwerpunktland der Partnerschaften
Hingegen gibt es in 19 Ländern nur jeweils eine              evangelischer Landeskirchen und Bolivien eini­
Kooperation, das heißt diese 19 Länder vereinen              ger katholischer Bistümer. Nicaragua ist ei-
insgesamt 3,8 % aller Kooperationen auf sich.                nes der Schwerpunktländer deutscher Städte­
                                                             partnerschaften.

                                                             Es gibt einige wenige Schulen, die ihre Partner­
9     Auszug aus einem paraphrasierten Interviewtranskript
      unter Nutzung eines Pseudonyms und mit Angabe der      schaf­ten nicht sternförmig von ihrer Schule aus-
      Zeilennummer.                                          gehend in der Addition verschiedener unilateraler

        Nordamerika (USA): 1 (4 %)                           →   Regionale Übersicht zu den 25 Ländern mit dem
                                     USA                         höchsten Anteil an Schulpartnerschaften mit
Australien und Ozeanien: 1 (4 %)                                 deutschen UNESCO-Projektschulen
                               Australien
    Süd- und Mittelamerika: 2 (8 %)
                      Bolivien, Nicaragua
                                                                                                                                   Internationale Schulpartnerschaften

                                                                                       Europäische Union: 9 (36 %)
                      Asien: 3 (12 %)                                                  Frankreich inkl. Überseegebiete, Italien,
                     China, Indien, Israel                                             Niederlande, Polen, Schweden, Spanien,
                                                                                       Tschechien, Ungarn

         Weiteres Europa: 3 (12 %)
Russland, Ukraine, Vereinigtes Königreich

                                                                                       Afrika: 6 (24 %)
                                                                                       Ghana, Kenia, Namibia, Tansania,
                                                                                       Uganda, Ruanda

                                                                                                                                   9
vorgeschlagen und von den Schulen mit konkreten
                                                                                             Aktivitäten umgesetzt.

                                                                                             In der Analyse der Ausgestaltung der Aktivitäten
                                                                                             zeigt sich:
                                                                                             •     Die Bedeutung von Begegnungsreisen und
                                                                                                   Austauschprogrammen ist mit 17 und 19 %
                                                                                                   insgesamt sehr hoch.
                                                                                             •     Eine geringe Bedeutung haben Kinderpaten­
                                                                                                   schaften (2 %) und die reine Übermittlung
                                                                                                   von Spenden (6 % aller Aktivitäten).
                                                                                             •     Der Anteil gemeinsamer Kunst-, Kultur- und
                                                                                                   Sportprogramme liegt unter 10 %.
                                                                                             •     Reine Fremdsprachenprogramme ohne
                                                                                                   Begegnungscharakter zeigen ebenfalls einen
                                                                                                   geringen Stellenwert.

                                                                                             Auffällig ist außerdem der geringe Anteil gemein-
                                                                                             samer unterrichtlicher Arbeit. Im Hinblick auf die
                                                                                             UNESCO-Aktivitäten findet diese kaum Erwähnung,
                                                                                             hier wird eher die außerunterrichtliche thema-
                                                                                             tische Zusammenarbeit betont. Ebenso diskus-
                                                                                             sionswürdig ist die implizite Unterstellung, dass
                                      →   Modell multilateraler Koperationen                 die UNESCO-Arbeit zwingend mit internationa-
                                                                                             len Begegnungen verbunden sei. Einige Schulen
                                                                                             rechtfertigen sich ausführlich damit, wie sie
                                                                                             zum Beispiel mit lokalen Projekten und digitalen
                                      oder bilateraler Kooperationen aufbauen, son-          Methoden ebenso einen internationalen Bezug in
                                      dern trilateral gemeinsame Projekte bearbeiten.        Anbindung an die UNESCO-Statuten herstellen.
                                      Partnerschaften dieser Art sind organisatorisch wie
                                      pädagogisch und inhaltlich anspruchsvoll. Sie spie-    Eine deutliche Leerstelle lässt sich in der the-
                                      geln aber in besonderem Maße den multilateralen        matischen Ausgestaltung von Begegnungsarbeit
                                      Anspruch der UNESCO wider und bieten ein beson-        zwischen Nord und Süd identifizieren. Aus den
                                      deres Erfahrungsfeld internationaler Kooperationen.    Interviews wird deutlich, dass die interviewten
                                      Im Rahmen des UNESCO-Schulnetzwerks wurden             Schulen beispielsweise die Problematiken der wirt-
                                      multilaterale Formate für Schülerinnen und Schüler     schaftlichen Ungleichheiten zwar thematisieren
                                      verschiedener Länder dabei bereits mehrfach um-        und sich um eine Partnerschaft auf Augenhöhe be-
                                      gesetzt.                                               mühen. Eine intensive Auseinandersetzung mit den
                                                                                             dahinterliegenden Problematiken, eine Reflexion
                                                                                             der eigenen Rolle und gegebenenfalls der koloni-
                                                                                             alen Geschichte findet jedoch bislang eher verein-
                                      3.3 Inhaltliche Schwerpunkte und                       zelt und nicht durchgehend statt. Die pädagogi-
                                          Leerstellen internationaler                        schen Potenziale einer Stärkung dieser Perspektive
                                          Aktivitäten                                        lassen sich an einzelnen Praxisprojekten erkennen
                                                                                             (vgl. Schilling 2017).
                                      Die Bearbeitung UNESCO-relevanter Themen und
                                      Schwerpunkte ist ein zentraler Anspruch an die
                                      UNESCO-Projektschulen. Diesbezüglich wird deut-
                                      lich, dass Partnerschaften in Übersee oft nicht nur
                                                                                             3.4 Individuelles Engagement und
                                      längerfristig, sondern auch thematisch ausge-              Netzwerke als Ausgangspunkt
                                      prägter und vielfältiger sind. Die Auswertung zeigt,       für gelingende Kooperationen
                                      dass 20 % aller Aktivitäten – also auch kurzfristi-
                                      ge Aktivitäten – in eine feste Schulpartnerschaft      Die Studie zeigt, dass die zentralen Gelingens­
                                      gegossen sind, die eine gegenseitige langfristi-       bedingungen für funktionierende langfristige
                                      ge Verpflichtung bedeuten. Die Interviewgespräche      Partnerschaftsarbeit engagierte Lehrkräfte und
                                      mit den Schulkoordinatorinnen und -koordi-             die Zusammenarbeit mit externen Partnerinnen
Internationale Schulpartnerschaften

                                      natoren zeigen, dass die Schulen thematische           und Partnern sind. In der vorliegenden Studie wird
                                      Überlegungen mit Kreativität didaktisch an die je-     deutlich, dass die Quantität und Qualität internatio-
                                      weilige schulische Situation anpassen. Von beson-      naler Aktivitäten häufig von einzelnen Personen ab-
                                      derer Bedeutung sind hierbei Themen aus dem            hängig sind – wechseln diese die Schule oder ge-
                                      Kontext von Frieden und Versöhnung, manchmal           hen in den Ruhestand, kommt es nicht selten zu
                                      in Verbindung mit lokalen Kriegsgeschehnissen          einem Ruhen der internationalen Partnerschaften.
                                      in der Vergangenheit oder einer bestehen-
                                      den Städtepartnerschaft. Die Agenda 2030 und           Dieses Vakuum kann durch enge Arbeit in Netz­
                                      der Klimawandel sowie der UNESCO-spezifische           werken aufgefangen werden. Die Hälfte der in-
                                      Fokus auf Welterbestätten sind weitere heraus-         ternationalen Kooperationen ist in weitere
                                      ragende Themenfelder. Einzelne Aktivitäten und         Netz­werke außerhalb des UNESCO-Netzwerks ein­­
                                      Themensetzungen werden dabei auch von der              gebunden. Hierzu zählen beispielsweise Städte­
                                      Bundeskoordination der UNESCO-Projektschulen           partnerschaften, aber auch zivilgesellschaft­liche

10
Organisationen, die Kirchen oder auch das PASCH-            -partner, dass mit der Auszeichnung als UNESCO-
Netz. Die Netzwerke unterstützen die Schulen in der         Projektschule viele der bereits durchgeführten
thematischen Ausge­staltung und der Finanzierung            Aktivitäten zusammenkommen und sich neu bün-
von Aktivitäten im Rahmen von langfristigen Koope­          deln lassen. Der Handlungsrahmen „UNESCO“ ver-
ra­tionen. Eine trennscharfe Unterscheidung von             bindet das Engagement wie einen roten Faden und
Netzwerken und finanziellen Förderinstitutionen             legitimiert durch die Verankerung im Schulprofil
ist selten machbar, da viele Förderprogramme wie-           die Durchführung weiterer Projekte.
derum auch ein Netzwerk bieten, in dem weitere
Aktivitäten wachsen.                                        Drittens zeigt sich das UNESCO-Profil auch als
                                                            Motor und Katalysator für Aktivitäten und den
                                                            Aufbau neuer Kooperationen. Interview­partne­
                                                            rinnen und -partner, die eher diese Funktion her-
Bedeutung des UNESCO-                                       ausstellen, berichten, wozu die Mitgliedschaft sie
Schulnetzwerks                                              inspiriert hat.

Die DUK-Bundeskoordination bietet als natio-                Die vernetzende und inhaltsgebende Arbeit der
nale Koordinatorin des Netzwerks der UNESCO-                Bundeskoordination als zentrale Institution des
Projektschulen in Deutschland thematische                   Netzwerks wird durchgehend als äußerst wichtig,
Begleitungen, Materialien, Fortbildungen und                unterstützend und motivierend bewertet.
Fachveranstaltungen an. Sie stellt die organisatori-
sche wie inhaltliche Zentrale des Netzwerks auf na-
tionaler Ebene dar, kommuniziert in den internati-
onalen Raum wie zu den Landeskoordinatorinnen
                                                            3.5 Herausforderungen
und -koordinatoren in den Bundesländern und ent-            Die mit Abstand größte Schwierigkeit wird in der
scheidet mit über die Aufnahme und Anerkennung              Finanzierung der Kooperationen gesehen sowie
von Schulen als UNESCO-Projektschulen.                      in der allgemeinen schulischen Überlastung. Der
                                                            Aufwand an Organisationsarbeit stellt eine weite-
Was die Auszeichnung und die Mitgliedschaft im              re Herausforderung dar, ebenso die Absprachen
Netzwerk der UNESCO-Projektschulen für die je-              in der eigenen wie in der Partnerschule. Auffallend
weiligen Schulen bedeutet, ist unterschiedlich.             ist teilweise auch die Herausforderung, über-
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung le-             haupt eine geeignete Partnerschule zu finden.
gen diverse Aspekte offen: Einerseits wird der              Hier zeigten die Interviews eine große Zufälligkeit
Nutzen der Profilierung als Schule nach außen               darin, wie die Entscheidung zur Auswahl ei-
und die Abgrenzung von anderen Schulen ge-                  ner Partnerschule vor sich geht. Auch der
nannt. Besonders Gymnasien müssen in man-                   Zwang, für die Begegnungsreisen entsprechen-
chen Regionen um Schülerinnen und Schüler, um               de Unterbringungsmöglichkeiten für Lehrkräfte
Fördergelder und Anerkennung kämpfen – die                  wie für Schülerinnen und Schüler zu finden, stellt
UNESCO-Auszeichnung ist hierbei hilfreich. Ein für          eine Herausforderung dar. Folgendes sind die in
die Schulentwicklung relevanterer Aspekt ist die            der quantitativen Erhebung am häufigsten ge-
Orientierungsfunktion der Auszeichnung. An vielen           nannten Herausforderungen in der Planung und
Stellen beschreiben die Interviewpartnerinnen und           Durchführung internationaler Aktivitäten:

Herausforderung                                                  Anzahl                     in Prozent

Finanzierung der Aktivitäten                                       36                          13,5
Überlastung der Verantwortlichen                                   27                           10,1
Integration der Aktivitäten in den Schulalltag                     27                           10,1
Hoher Aufwand an Organisation und Administration                   20                           7,5
der UNESCO-Aktivitäten
Unmotivierte Kolleginnen/Kollegen und Schulleitungen               17                           6,3
Kommunikation, Absprachen und Organisation                         16                           6,0
mit Partnerschule, Kontinuität
                                                                                                                  Internationale Schulpartnerschaften

Corona                                                             14                           5,3
Umgang mit kultureller/sozialer Differenz                          13                           4,9
Umgang mit Sprachbarrieren                                         12                           4,5
Finden geeigneter Partnerschulen                                   12                           4,3
Finden von Gastfamilien für die Unterbringung der                  11                           4,1
Schülerinnen und Schüler/Lehrkräfte

Weitere Einzelnennungen (Visaprobleme, Brexit, schlechtes          61                          22,9
Internet, Entfernung, soziökonomische Differenzen etc.)
Gesamt                                                            266                          100,0

→   Herausforderungen in internationalen Kooperationen

                                                                                                                  11
Finanzierung der Aktivitäten                              4. Potenziale
                                      Der Bedarf der Finanzierung der Austauschaktivi­
                                      täten wird in den Schulen unterschiedlich viru­
                                                                                                   der UNESCO-
                                      lent. Die Interviews zeigen, dass der sozioöko-
                                      nomische Hintergrund der Eltern und deren
                                                                                                   Projektschulen
                                      Bereitschaft und Potenz zur Finanzierung inter-
                                      nationaler Aktivitäten eine entscheidende Rolle              für die Zukunft
                                      spielen, ob Schülerinnen und Schüler an inter-
                                      nationalen Austauschaktivitäten teilnehmen oder
                                      nicht. Insbesondere die Reisekosten oder räum-
                                      lich beengte Gegebenheiten im Zuhause stellen
                                      einen Hinderungsgrund für die Teilnahme an ei-
                                      ner Austauschmaßnahme oder die Aufnahme von
                                      Gastschülerinnen und -schülern dar. Während ei-
                                      nige Schulen berichten, dass das Budget im
                                      Schulhaushalt für entsprechende Aktivitäten
                                      Unterstützung ermöglicht, Fördervereine der
                                      Schule Möglichkeiten eröffnen oder Eltern nicht
                                      nur den Beitrag für die Reise des eigenen Kinds
                                      leisten, sondern auch großzügig Spendenläufe
                                      sponsern, scheint die Durchführung von Schul­             Die Anforderungen an Bildung, die auch in der
                                      austauschreisen bei Schulen mit bildungsfer-              Agenda 2030 der Globalen Nachhaltigkeitsziele for-
                                      nem Klientel oder hohem Migrationsanteil eine             muliert sind, werden in der Zukunft dringlicher. Die
                                      nicht immer überwindbare Herausforderung zu               Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass die
                                      sein. Entscheidend für eine gute Finanzierung der         UNESCO-Projektschulen bereits auf einem guten
                                      Aktivitäten sind Engagement und Kompetenz der             Weg sind, diesen zu entsprechen. Die Studie legt
                                      Lehrkräfte im Schreiben von Zuschussanträgen,             auch dar, welche Stellschrauben die entscheiden-
                                      in der Akquise von Fördergeldern und im Fin­              den sein können, um das Potenzial der Aktivitäten
                                      den immer neuer, kreativer Wege, um mit                   und der Erfahrungen der UNESCO-Projektschulen
                                      den Schülerinnen und Schülern gemeinsam                   besser zu nutzen – insbesondere auch für Schulen
                                      Finanzmittel zu erschließen:                              außerhalb des Netzwerks.

                                      „Wir haben Eicheln gesammelt, für so einen                Das Erfahrungswissen, das Engagement und
                                      Fleischer, der einen Schinken machen wollte. Pro          die vorhandenen Netzwerke der UNESCO-
                                      Kilo hat der einen Euro Verzehrgutschein gegeben          Projektschulen sind äußerst wertvoll und können
                                      und dann haben wir 2500 Euro für zwei Tonnen              Schulen außerhalb des Netzwerks inspirieren, ähn-
                                      Eicheln Sammeln in der Schule bekommen.“ (Gym-            liche Schulentwicklungsprozesse anzugehen.
                                      Mittelstadt, 161-165)10
                                                                                                Die Bedeutung von Schulen in Deutschland für die
                                      Zusammenfassend kann festgehalten werden,                 Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik sowie für
                                      dass die in dieser Studie befragten Schulen die           die Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele
                                      Akquise von Fördermitteln für die internationa-           wird häufig unterschätzt. Die UNESCO-Projekt­
                                      len Kooperationen als mühsam darstellen. Es               schu­len machen die Rolle und Möglichkeiten der
                                      wird der Wunsch nach mehr Überblickswissen er-            internationalen Arbeit an Schulen in avancier-
                                      kennbar und konkrete Unterstützung durch die              ter Weise exemplarisch sichtbar. Als Netzwerk ei-
                                      Bundeskoordination der UNESCO-Projektschulen              ner renommierten internationalen Organisation ha-
                                      gefordert.                                                ben diese eine Autorität nicht nur im öffentlichen
                                                                                                Raum, sondern auch auf politischer Ebene.

                                                                                                Die Expertise und Möglichkeiten der UNESCO-
                                                                                                Projektschulen in Deutschland und des internati-
                                                                                                onalen UNESCO-Schulnetzwerks sowie der weite-
                                                                                                ren Partnerorganisationen des Netzwerks sollten
                                                                                                weiter dynamisch entwickelt werden. Auf die-
Internationale Schulpartnerschaften

                                                                                                ser Basis können die UNESCO-Projektschulen
                                                                                                von der Ebene ihrer lokalen Kontexte und
                                                                                                Bildungslandschaften bis hin zur Ebene der trans-
                                                                                                nationalen Zusammenarbeit wirksam sein.

                                      10 Auszug aus einem paraphrasierten Interviewtranskript
                                         unter Nutzung eines Pseudonyms und mit Angabe der
                                         Zeilennummer.

12
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                                                        Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik
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                                                                                               Oelschläger.
                                      Richter, S. (2018): Lernen zwischen Selbst
                                      und Fremd. Zur Qualität von Lernprozessen                Scheunpflug A. (2020): Global learning: Educational
                                      in Freiwilligendiensten im Globalen Süden. In:           research in an emerging field. In: European
                                      Zeitschrift für internationale Bildungsforschung         Educatio­nal Research Journal. 2021; 20(1): S. 3-13.
                                      und Entwicklungspädagogik, 41. Jhg, Ausgabe
                                      1-2018. S. 17-22. Online verfügbar unter: https://       Schilling, K. (2017): Begegnungsreisen als
                                      www.waxmann.com/index.php?eID=downlo-                    Orte Globalen Lernens. Ein Dialogprojekt zur
                                      ad&id_artikel=ART102443&uid=frei, letzter Abruf:         Kolonialgeschichte Tansanias. In: Richter, S. &
                                      01.07.2021.                                              Krogull, S. (Hrsg.): Globales Lernen in Süd-Nord-
                                                                                               Begegnungsreisen (Bd. 2): Münster: Comenius-
                                      Richter, S., & Krogull, S. (Hrsg.): (2017): Globales     Institut, S. 31f. Online verfügbar unter: http://
                                      Lernen in Süd-Nord-Begegnungsreisen (Bd. 2):             fachstelle-glis.de/wp-content/uploads/2017/04/
                                      Münster: Comenius-Institut. Online verfüg-               Globales_Lernen_in_Begegnungsreisen_web_
                                      bar unter: http://fachstelle-glis.de/wp-con-             fa.pdf, letzter Abruf: 01.07.2021.
                                      tent/uploads/2017/04/Globales_Lernen_in_
                                      Begegnungsreisen_web_fa.pdf, letzter Abruf:              Statista (2021): Anzahl der allgemeinbildenden
                                      01.07.2021.                                              Schulen in Deutschland im Schuljahr 2019/2020
                                                                                               nach Schulart. Online verfügbar unter: https://
                                      Richter, S. & Scheunpflug, A. (2021): Internationale     de.statista.com/statistik/daten/studie/235954/um-
                                      Aktivitäten der UNESCO-Projektschulen in                 frage/allgemeinbildende-schulen-in-deutschland
                                      Deutschland. Studie im Auftrag der Deutschen             nach-schulart; Abfrage 5. Januar 2021.
                                      UNESCO-Kommission. Bonn: Deutsche UNESCO-
                                      Kommission.                                              Thomas, A., Abt, H., Chang, C., Thimmel, A.,
                                                                                               Ponte, U. de, Zeutschel, U., & Würbel, A.
                                      Rissom, H.-W. (1984): 30 Jahre UNESCO-Modell­            (2007): Internationale Jugendbegegnungen als
                                      schularbeit in der Bundesrepublik Deutschland            Lern- und Entwicklungschance: E   ­ rkennt­nis­
                                      – Ein bisschen Geschichte. In: Deutsche                  se und Empfehlungen aus der Studie „Lang­
                                      UNESCO-Kommission (Hg.): 30 Jahre UNESCO-                zeitwirkungen der Teilnahme an inter­nationa­len
                                      Modellschulen in der Bundesrepublik Deutschland,         Jugendaustauschprogrammen auf die Per­
                                      S. 32-42. Bonn: Deutsche UNESCO-Kommission.              sönlichkeitsentwicklung“. Bergisch-Gladbach:
                                                                                               Thomas-Morus-Akademie.
                                      Rissom, H.-W. (2003): UNESCO-Modellschulen
                                      ­gewinnen an Profil. Aufbruch – Konsolidierung –         Timm, Susanne (2021) (im Druck): Internationale
                                       ­internationale Anerkennung. Forum der UNESCO-          Bezüge der Pädagogik und Forschung in der DDR.
                                        Projektschulen (03-04/2003).                           In: Bennecke, Jakob (Hrsg.), Erziehung und Bildung
                                                                                               in der DDR. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
                                      Sanders, A. (2005): Bildung für das Leben in der
                                      Welt­gesellschaft. Die UNESCO-Projektschulen als         UNESCO (1953): Resolution 1.3. Leitlinien für ‘Edu­
                                      eine Antwort auf die Herausforderungen unserer           cation for Living in a World Community’. 7th ses-
                                      Zeit. Zeitschrift für Erlebnispädagogik. 25(4), S. 49-   sion of the UNESCO General Conference. Paris:
                                      57.                                                      UNESCO.

                                      Sanders, A. (2011): Bildung für das Leben in             UNESCO (Hrsg.) (2008): First Collection of Good
                                      der Weltgesellschaft – Eine dokumenten- und              Practices for Quality Education. Paris: UNESCO.
                                      fallanalytisch gestützte Untersuchung des                Online verfügbar unter http://unesdoc.unesco.org/
                                      Bildungskonzepts der UNESCO-Projektschulen               images/0016/001627/162766e.pdf, letzter Abruf
                                      Deutschlands. [Doctorthesis, Universität Lüneburg,       01.07.2021.
                                      Fakultät Bildung]. https://pub-data.leuphana.de/
                                      frontdoor/index/index/docId/644, letzter Abruf           UNESCO (2018): UNESCO Associated Schools
                                      01.07.2021.                                              Network. Guide for National Coordinators. Paris:
                                                                                               UNESCO. Online verfügbar unter: https://www.
                                      Scheunpflug, A. (2003): Die Entwicklung zur glo-         unesco.de/sites/default/files/2019-03/UNESCO_
                                      balen Weltgesellschaft als Herausforderung für           Associated_Schools_Network-Guide_National_
Internationale Schulpartnerschaften

                                      das menschliche Lernen. Entwicklungspädagogik            Coordinators.pdf, letzter Abruf 01.07.2021.
                                      – Globales Lernen – Internationale Bildungs­
                                      forschung. In: Lang-Woitasik, G. & Lohrenscheit, C.      Zeutschel, Ulrich (2001): Austauschforschung: Ihre
                                      (Hg.): 25 Jahre ZEP. Frankfurt am Main: IKO - Verlag     Entwicklung und Beiträge für die Praxis, SSIP e.V.
                                      für Interkulturelle Kommunikation.                       (AG Austauschforschung). Online verfügbar unter:
                                                                                               http://www.forscher-praktiker-dialog.de/download/
                                      Scheunpflug, A. (2014): Globales Lernen und die          ausforsch.pdf, letzter Abruf 01.07.2021.
                                      Debatte um Postkolonialität – die Komplexität
                                      der Stärkung mündiger Subjekte. In: Zeitschrift          Zeutschel, Ulrich (Hg.) (2004): Jugendaustausch
                                      für Internationale Bildungsforschung und Ent­            – und dann…? Erkenntnisse und Folgerungen aus
                                      wicklungspädagogik, (4/2014), S. 31-34.                  Wirkungsstudien und Nachbetreuungsangeboten
                                                                                               im internationalen Jugendaustausch. Bergisch-
                                                                                               Gladbach: Thomas-Morus-Akademie.

14
Anhang
Kooperationen der deutschen UNESCO-Projektschulen (Stand: August 2021)
Die folgende Übersicht enthält die tabellarische Übersicht der Ergebnisse zur Verteilung der langfristigen
­Ko­operationen der UNESCO-Projektschulen. Sie basiert auf den Rückmeldungen von 70 % der Schulen des Netz­
 werks im Zuge der Befragung für die Studie. Auf Basis der Jahresberichte der Mitgliedsschulen des UNESCO-
 Schulnetzwerks in Deutschland zum Schuljahr 2019/20 lassen sich über 800 Schulpartnerschaften und lang­
 fristige
 ­        Ko­opera­tionen verteilt auf 105 Länder erheben.

                                                                                                          Länder mit
                                                                                           Weiteres                         Globaler
 Land                              Häufigkeit      Prozent       Afrika         EU                      europ. Kolonial­
                                                                                           Europa                           Süden12
                                                                                                         geschichte11

 Frankreich                            112           17,9                       112
 Spanien                               48            7,7                        48
 Polen                                 42            6,7                        42
 Vereinigtes Königreich                34            5,4                                      34
 USA                                   31            4,9                                                       31
 Italien                               24            3,8                        24
 Russland                              21            3,3                                      21
 China                                 20            3,2                                                                          20
 Niederlande                           19             3                         19
 Indien                                15            2,4                                                       15                 15
 Tschechien                            15            2,4                        15
 Ungarn                                10            1,6                        10
 Tansania                               9            1,4           9                                           9                  9
 Bolivien                               9            1,4                                                       9                  9
 Ruanda                                 8            1,3           8                                           8                  8
 Nicaragua                              8            1,3                                                       8                  8
 Diverse                                7            1,1
 Namibia                                7            1,1            7                                          7                  7
 Schweden                               7            1,1                         7
 Israel                                 7            1,1
 Australien                             7            1,1
 Kenia                                  6             1            6                                           6                  6
 Ghana                                  6             1            6                                           6                  6
 Frankreich (Übersee)                   6             1                          6                             6                  6
 Ukraine                                6             1                                        6                                  6
 Uganda                                 5            0,8           5                                           5                  5
 Senegal                                4            0,6           4                                           4                  4
 Ägypten                                4            0,6           4                                           4                  4
 Portugal                               4            0,6                         4
 Nepal                                  4            0,6                                                                          4
 Japan                                  4            0,6
                                                                                                                                       Internationale Schulpartnerschaften

 Finnland                               4            0,6                         4
 Dänemark                               4            0,6                         4
 Costa Rica                             4            0,6                                                        4                 4
 Brasilien                              4            0,6                                                        4                 4
 Südafrika                              3            0,5           3                                           3                  3
 Malawi                                 3            0,5           3                                           3                  3

11   Nach unserem Verständnis zählen hierzu alle Länder, die über einen signifikanten Zeitraum vollständig oder teilweise durch
     ­ uropäische Länder besetzt waren.
     e

12 Entsprechend der OECD-DAC-Liste für „Entwicklungs- und Schwellenländer“ (BMZ 2021).

                                                                                                                                       15
Länder mit
                                                                                                         Weiteres                      Globaler
                                      Land                      Häufigkeit   Prozent   Afrika    EU                 europ. Kolonial­
                                                                                                         Europa                        Süden12
                                                                                                                     geschichte11

                                      Madagaskar                    3         0,5        3                                 3              3
                                      Äthiopien                     3         0,5        3                                 3              3
                                      Türkei                        3         0,5                           3                             3
                                      Rumänien                      3         0,5                 3
                                      Litauen                       3         0,5                 3
                                      Belarus                       3         0,5                           3                             3
                                      Norwegen                      3         0,5                           3
                                      Irland                        3         0,5                 3
                                      Belgien                       3         0,5                 3
                                      Argentinien                   3         0,5                                          3              3
                                      Tunesien                      2         0,3        2                                 2              2
                                      Sierra Leone                  2         0,3        2                                 2              2
                                      Mali                          2         0,3        2                                 2              2
                                      Haiti                         2         0,3                                          2              2
                                      Lettland                      2         0,3                 2
                                      Estland                       2         0,3                 2
                                      Bulgarien                     2         0,3                 2
                                      Armenien                      2         0,3                                                         2
                                      Thailand                      2         0,3                                                         2
                                      Peru                          2         0,3                                          2              2
                                      Malta                         2         0,3                 2
                                      Kolumbien                     2         0,3                                          2              2
                                      Griechenland                  2         0,3                 2
                                      Ecuador                       2         0,3                                          2              2
                                      Chile                         2         0,3                                          2
                                      Simbabwe                      1         0,2        1                                 1              1
                                      Liberia                       1         0,2        1                                 1              1
                                      Burundi                       1         0,2        1                                 1              1
                                      Burkina Faso                  1         0,2        1                                 1              1
                                      Benin                         1         0,2        1                                 1              1
                                      Bangladesch                   1         0,2                                                         1
                                      Guatemala                     1         0,2        1                                 1              1
                                      Südkorea                      1         0,2
                                      Schweiz                       1         0,2                           1
                                      Philippinen                   1         0,2                                                         1
                                      Palästina                     1         0,2                                                         1
                                      Pakistan                      1         0,2                                                         1
                                      Neuseeland                    1         0,2
Internationale Schulpartnerschaften

                                      Moldavien                     1         0,2                           1                             1
                                      Mexiko                        1         0,2                                          1              1
                                      Luxemburg                     1         0,2                 1
                                      Libanon                       1         0,2                                                         1
                                      Dominikanische Republik       1         0,2                                          1              1
                                      Deutschland                   1         0,2                 1

                                      Gesamt inkl. „Keine“        627         100       73       319       72             165            178

                                      Keine Kooperation            -16        -2,6

                                      Gesamt                       611        97,4     11,9 %   52,2 %    11,7 %         27 %          29,1 %

16
Autorinnen

Annette Scheunpflug
Dr. Annette Scheunpflug hat den Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik an der Otto-Friedrich-Universität in
Bamberg inne. Zu ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre gehören Themen der Bildungsqualität, auch
im Globalen Süden, der weltbürgerlichen Bildung und des Globalen Lernens, der pädagogischen Anthropologie
und des Verhältnisses von Bildung und Religion. Sie gibt die Zeitschrift für Internationale Bildungsforschung
und Entwicklungspädagogik – ZEP heraus und ist Mitglied im Fachausschuss Bildung der Deutschen UNESCO-
Kommission sowie im Board des International Bureau of Education (IBE) der UNESCO in Genf.

Sonja Richter
Sonja Richter ist freiberufliche Wissenschaftlerin und Beraterin für Bildungsfragen im globalen Kontext. Zu ihren
Arbeitsschwerpunkten zählen Konzeption, Evaluation und praktische Umsetzung von Bildungskonzepten Globalen
Lernens und der Bildung für nachhaltige Entwicklung im internationalen Kontext. Sie ist Gründerin von Voluntaris
– Zeitschrift für Freiwilligendienste, berufenes Mitglied in der Konferenz Evangelischer Freiwilligendienste
und Mentorin im internationalen Weiterbildungsmaster „Educational Quality in Developing Countries“ an der
Universität Bamberg und der Protestant University of Rwanda in Butare, Ruanda.

                                                                                                                    Internationale Schulpartnerschaften

                                                                                                                    17
English Summary:
                                       International School Partnerships
                                       With its support for the UNESCO Associated Schools Network, the German Commission for UNESCO mo-
                                       tivates and connects internationally oriented educational institutions that are guided by UNESCO’s canon
                                       of ­values and that aim to strengthen their international partnerships. In 2021, the German network com-
                                       prises 283 schools and educational institutions. Worldwide, approximately 12,000 educational institutions
                                       belong to the UNESCO Associated Schools Network, which was launched with German participation in
                                       1953. This study takes a closer look at the partnerships of German UNESCO Associated Schools. It focus-
                                       es on their formats of international cooperation and their contents. Examples of good practice, obstacles
                                       and potentials for school development processes in UNESCO Associated Schools are identified.

                                       Methodological Approach

                                       The empirical data collection of the study followed a “mixed methods approach” which combines quan-
                                       titative and qualitative survey and evaluation instruments. As a first step, a quantitative data collection
                                       method was applied as a full survey of all UNESCO Associated Schools in Germany to obtain a com-
                                       prehensive picture of the number and regional distribution of international activities of the respective
                                       schools. Data from 199 schools, i.e. over 70% of all schools in the network, is included in the study. The
                                       sample is representative in terms of school type and participation in the network. As a second step, these
                                       quantitative findings were enhanced through guided interviews with 15 coordinators at UNESCO Associ-
                                       ated Schools and the qualitative analysis of this data. The empirical data collection was accompanied by a
                                       literature review.

                                       Results

                                       The findings show a significantly high level of commitment to international work among the participating
                                       schools. The data describes a large variety of international cooperations and school partnerships among
                                       participating schools in a large number of countries. Of particular note is the number of 611 long-term co-
                                       operations (co-)maintained through UNESCO Associated Schools. These are distributed across more than
                                       80 countries. In addition, there is a large number of short-term cooperations and one-time projects, of
                                       which more than 680 could be recorded. 91.5% of schools maintain at least one international partnership.
                                       26.6%, about a quarter of all schools, maintain five or more partnerships. The number of partnerships per
                                       school has remained relatively stable on average, with little increase between 1980 and 2020. One-fifth
                                       of all cooperations relate to France (incl. French overseas territories). Second among the more frequently
                                       mentioned countries is Spain with 48 cooperations or 8% of mentions. Poland, the third most frequent-
                                       ly mentioned country, accounts for 42 cooperations, or 7% of all mentions. China is represented in the
                                       network with 20 cooperations. Seven countries (France, Spain, Poland, the UK, the USA, Italy and Russia)
                                       account for over 50% of international cooperations.

                                       Another key finding is related to the distribution of cooperations and school partnerships across coun-
                                       tries and regions. Over 60% of partnerships relate to the EU and wider Europe. 12% relate to Africa, 10% to
                                       Asia, 5% to North America, 7% to Latin America, and 1.4% to Australia and Oceania. In 2020, UNESCO As-
                                       sociated Schools maintained 178 contacts in countries that, according to OECD/DAC, belong to so-called
                                       “developing and emerging countries” (BMZ 2021), which is 29% of all partnerships. The distinctiveness of
                                       overseas partnerships becomes apparent in the qualitative interviews. Cooperation with Africa, Asia or
                                       Latin America is described as costly in terms of organization and financing, but as enriching in terms of
                                       content for the schools and their external relations.

                                       The implementation of UNESCO-relevant topics and priorities is a central requirement for UNESCO Asso-
                                       ciated Schools. In this regard, it is evident that overseas partnerships are often not only long-term, but
                                       also thematically more pronounced and diverse. The evaluation shows that 20% of all activities – including
 Internationale Schulpartnerschaften
Internationale Schulpartnerschaften

                                       short-term activities – are embedded in a permanent school partnership, signifying a mutual long-term
                                       commitment. Another striking feature is the low proportion of joint classroom work with the partners.
                                       With regard to UNESCO activities, this is hardly mentioned. One gap identified concerns the thematic
                                       design of encounters between the Global North and the Global South – for example, an intensive exami-
                                       nation of colonial history has so far taken place only occasionally, but not consistently.

                                       The study shows that the key conditions for long-term partnership work to succeed are committed
                                       teachers and cooperations with external partners.

                                       UNESCO Associated Schools showcase the central role of international cooperation and understanding
                                       and are recognized as drivers for innovation and quality in education by promoting a culture of peace and
                                       sustainable development, global citizenship and appreciation of cultural diversity. The contributions of
                                       schools in Germany to foreign cultural and educational policy as well as to the implementation of the Sus-
                                       tainable Development Goals are important and should be strengthened.

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