Positionen Dialogforen 2021 Kleine Dinge, große Wirkung
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Dialogforen 2021 Kleine Dinge, große Wirkung Positionen
Inhalt 3 Vorwort 16 CO2-Staubsauger — die Lösung aller Klimaprobleme? 4 Nach der Seuche ist vor der Seuche Christoph Beuttler Prof. Armin Nassehi 18 Klimakiller als Wertstoff 6 Das Ringen um die richtige Strategie Dr. Barbara Olfe-Kräutlein Prof. Melanie Brinkmann 20 Mobilfunk: Grenzwerte beachten 8 Allgegenwärtig und doch unsichtbar Dr. Inge Paulini Nadja Ziebarth 22 Irrationale Ängste versus Wissenschaft 10 Großer Wurf statt kleiner Schritte Prof. Achim Enders Dr. Lars Gutow 24 Programm 12 Je kleiner, desto schädlicher Peter Sänger 26 Impressum, Quellen, Bildnachweis 14 Wir haben ein Recht auf saubere Luft! Dr. Alexandra Schneider 2
Vorwort Die Münchener Rück Stiftung setzt sich mit den Risiken der Men- schen auseinander. Es war deshalb unvermeidlich, dass wir in den Dialogforen das Pandemiethema aufgreifen. Die jetzige Pandemie ist Kleine Dinge, nicht nur eine gesundheitliche und menschliche Tragödie. Sie lähmt große Wirkung auch die Wirtschaft in vielen Teilen, verschärft weltweit die soziale Ungleichheit und ist eine Bewährungsprobe für unsere Gesellschaft, wie sie viele von uns noch nicht erlebt haben. Aber es gibt noch weitere „kleine Dinge mit großer Wirkung“, die auf- grund der Pandemie in den Hintergrund gerückt sind. Die globale Umweltverschmutzung und der Klimawandel schreiten auch im Lock- down weiter voran. Die jüngsten Fluten und riesigen Waldbrände in aller Welt sind eine deutliche Mahnung, dass wir Umwelt- und Klima- schutz endlich ernst nehmen müssen. Die vorliegende Publikation der Dialogforen 2021 fasst die wichtigsten Positionen der fünf Veranstaltungen zu Pandemie, Feinstaub, CO2, Mikroplastik und Strahlung zusammen. An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal herzlich bei den Referentinnen und Referenten der diesjährigen Reihe. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen Ihr Team der Münchener Rück Stiftung 3
Dialogforum 26. Januar 2021 Für Seuchenexperten und Virologen steht fest: Es ist nur Um auf die nächste Pandemie möglichst gut vorbereitet zu Viren und Bakterien — seit Jahrtausenden eine Frage der Zeit bis zur nächsten Pandemie. Das in vielen sein, hat eine Reihe von Ländern auf der Jahrestagung der eine weltweite Bedrohung Ländern übliche soziale Miteinander auf engem Raum und WHO im Mai 2021 einen internationalen Pandemievertrag der globale Flugverkehr machen es Viren und Bakterien ins Spiel gebracht, der auf eine bessere internationale Nach der Seuche ist leicht, sich rasch über den ganzen Globus zu verbreiten. „Wir wissen bereits seit langem, dass von den vermutet Kooperation abzielt. Dadurch hofft man, früher warnen und schneller handeln zu können, um eine beginnende Pande- vor der Seuche ungefähr 300.000 Viren im Tierreich einige auf den Men- schen überspringen können“, hebt Prof. Philipp Osten wäh- mie im Keim zu ersticken. Außerdem soll der Pandemiever- trag verhindern, dass ärmere Staaten beim Kampf um rend des Dialogforums im Januar 2021 hervor. Er steht dem knappe Güter wie Schutzausrüstung oder Impfstoffe auf medizinhistorischem Museum in Hamburg vor. der Strecke bleiben. Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO vermuten, Doch ein Problem kann auch ein internationaler Pandemie- dass sich COVID-19 mit großer Wahrscheinlichkeit in einem vertrag nicht aus der Welt schaffen. „Bei Dingen wie Viren, Tier durch natürliche Evolution entwickelt hat und dann auf die man nicht sehen kann, dauert es lange, bis bei den Men- den Menschen übergesprungen ist. Solche sogenannten schen und in der Gesellschaft ein Umdenken stattfindet“, zoonotischen Infektionen sind nicht ungewöhnlich. Aller- weiß der Soziologe Prof. Armin Nassehi. „Wir tun uns dings hat jede Pandemie ihren eigenen Verlauf: „Beim Aids- schwer damit, von jetzt auf gleich eine neue Situation zu virus HIV vergingen vom Auftreten der ersten Krankheits- akzeptieren und reagieren psychologisch gesehen mit Ver- fälle 1981 mehrere Jahre, bis das Virus identifiziert war“, drängung.“ Sein Ratschlag: Man müsse den Menschen erinnert sich Osten. Bei COVID-19 hingegen stand bereits während einer Pandemie eine positive Zukunft aufzeigen, nach wenigen Wochen das PCR-Testverfahren zum Nach- gleichzeitig aber eine gewisse Grundspannung in der weis einer Infektion zur Verfügung. „Das ist nicht zuletzt der Gesellschaft aufrechterhalten. Denn die Erfahrung mit „Pandemien können jederzeit ‚Coalition for Epidemic Preparedness Innovations‘ zu ver- COVID-19 habe gezeigt: Wenn die Infektionszahlen sinken danken“, ergänzt Prof. Melanie Brinkmann vom Helmholtz- und die gefühlte Bedrohung abnimmt, gerät das Thema für und überall auftreten. Es hängt Zentrum für Infektionsforschung. Diese Koalition für Inno- viele Menschen wieder in den Hintergrund. viel an der Lebensweise der vationen in der Epidemievorbeugung ist eine weltweite Menschen, mit welchen Erregern Allianz zum Aufbau eines Forschungsnetzwerks für Impf- wir es zu tun bekommen und wie stoffe und virale Infekte. Ohne die dort entwickelten Platt- formen hätte es vermutlich deutlich länger gedauert, bis sie sich verbreiten.“ Impfstoffe zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zur Ver- fügung gestanden hätten. Prof. Armin Nassehi Ludwig-Maximilians-Universität 4
Dialogforum 26. Januar 2021 Viren und Bakterien — seit Jahrtausenden eine weltweite Bedrohung Ressourcen- One-Health-Ansatz für einteilung effizientes Gesundheits- Verstädterung Klimawandel management Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass die menschliche Gesundheit nicht nur vom Men- Umwelt Lebensmittel- Wasser schen selbst und der ihn umgebenden medizini- sicherheit schen Infrastruktur abhängt. Vielmehr spielen auch Faktoren wie eine intakte Umwelt sowie Berührungspunkte mit der Tierwelt eine wichtige Rolle. Diese ganzheitliche Betrachtung wird im One-Health-Ansatz hervorgehoben. Für effiziente Vorsorge müssen wir mehrdimensional denken. Menschen Tiere Land- Ökosysteme wirtschaft Energie Gerechtigkeit Quelle: Global Risk Forum GRF Davos 5
Dialogforum 26. Januar 2021 „Das Virus ist da und entfaltet seine zerstörerische Kraft, Für den israelischen Weg zur Eindämmung der Corona- Viren und Bakterien — seit Jahrtausenden aber wir müssen nicht mit ihm leben, auch wenn wir es Pandemie findet Nassehi lobende Worte: „Als Gesellschaft, eine weltweite Bedrohung nicht ausrotten können,“ ist Prof. Melanie Brinkmann über- die unter ständiger Bedrohung von außen steht, war Israel zeugt. Allerdings, so die Virologin, erfordere das ein konse- rasch in der Lage, wissenschaftliche, kulturelle und politi- Das Ringen um quentes proaktives Verhalten. Sie plädiert für eine langfris- tige No-Covid-Strategie ohne Neuinfektionen mit strenger sche Steuerungsformen aus einem Guss zu entwickeln und sehr rational mit dem Virus umzugehen.“ Man solle das die richtige Strategie Quarantäne, lokalen Mobilitätskontrollen und Massentes- tungen. „Wir dürfen das Virus nicht an der langen Leine las- nicht als Plädoyer für einen ständigen Kriegszustand verste- hen. Aber in der modernen Gesellschaft sei es bislang nur sen. Denn je mehr es zirkuliert, desto eher können sich Vari- unter solch drastischen Voraussetzungen möglich gewesen, anten bilden, gegen die Impfstoffe nicht mehr richtig dass die unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräfte an wirken“, befürchtet Brinkmann. einem Strang zögen. Nassehi’s Rat für die nächste Pande- mie lautet daher: „Wir müssen Instanzen in Wissenschaft, „Ob wir schlauer als das Virus sind hängt davon ab, inwie- Kultur und Gesellschaft schaffen, die ständig im Dialog mit- weit die Gesellschaft sich modellkonform verhält“, meint einander stehen. Dann sind die unterschiedlichen Akteure dagegen der Soziologe Prof. Armin Nassehi. Er ist skep- bereits gewohnt, miteinander zu reden, wenn die nächste tisch, inwieweit das gelingt: „Soziologisch betrachtet ist die Krise vor der Tür steht. Wenn wir das hinbekommen, dann moderne Gesellschaft keine Organisation, in der sich die hätte die Corona-Pandemie zumindest etwas Positives Menschen genau an Skripte halten. Was wir tun, ist nicht bewirkt.“ unbedingt vom Verstand geprägt, sondern von dem, was im Alltag funktioniert.“ Da stünden uns auch unsere Gewohn- heiten im Weg. „Wir sind schlauer „Jede Gesellschaft hat ihre eigene Kultur, mit einem Über- griff der Natur umzugehen“, erläutert der Medizinhistoriker als das Virus.“ Prof. Philipp Osten. Impfgegner seien dabei kein neues Phä- nomen. Schon 1796, als der englische Landarzt Edward Jen- Prof. Melanie Brinkmann ner eine Schutzimpfung gegen Pocken mittels eines Kuh- Helmholtz-Zentrum pockenvirus entwickelt hatte, formierte sich Widerstand in für Infektionsforschung der Bevölkerung. „Die Impfung mit einem tierischen Virus wurde sogar teilweise mit Sodomie verglichen“, so Osten. „Dieser ganze Sumpf, den wir auch heute sehen bei den Corona-Leugnern, den gibt es leider schon sehr lange. Das ist ein fruchtbarer Boden, der nie austrocknet.“ 6
Dialogforum 26. Januar 2021 Corona- Viren und Bakterien — seit Jahrtausenden Fallzahlen eine weltweite Bedrohung Vorsorge verhindert Katastrophen Ohne schützende Katastrophenvorsorge ist wichtig. Das gilt Maßnahmen auch in der Gesundheit. Einfache Dinge wie das Tragen von Masken können die Verbreitung von Kapazität des Krankheiten vielleicht nicht ganz aufhalten, aber Gesundheitssystems spürbar verlangsamen. Das gleiche gilt für die Reduzierung von Kontakten. Es mag lästig sein, aber dadurch gewinnen wir Zeit, Belastungs- spitzen werden vermieden und Gesundheits- systeme nicht überlastet. Mit schützenden Maßnahmen Zeit Quelle: Bundesregierung 7
Dialogforum 11. Februar 2021 Ob im Meer oder auf den abgelegensten Schneefeldern Auch bioabbaubare Kunststoffe bieten keinen Ausweg, wie Mikroplastik — klein, schädlich und überall in der Arktis, kleinste Plastikpartikel finden sich überall auf BUND-Expertin Ziebarth verdeutlicht. „Bioabbaubar bedeu- der Erde. „Nicht alle Kunststoffe sind gleich bedenklich. tet, dass es Bakterien gibt, die den Kunststoff auflösen, Es hängt davon ab, welche Art von Additiven wie Weich- wofür allerdings eine bestimmte Temperatur und Feuchtig- Allgegenwärtig macher, UV-Stabilisatoren oder Flammschutzmittel sie enthalten“, verdeutlicht Dr. Lars Gutow vom Alfred-Wegener- keit nötig sind“, erläutert sie. Insofern sei es ein irreführen- des Wort, das man keinesfalls so verstehen dürfe, den Kaf- und doch unsichtbar Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresfor- schung während des Dialogabends im Februar 2021. feebecher einfach in der nächsten Hecke entsorgen zu können. Ebenfalls keinen Ausweg bieten Kunststoffe aus Das Schlimme daran sei, so der Meeresbiologe, dass uns nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zucker. Mikroplastik bis in die Ewigkeit begleite und die Menge „Ob Sie Polyethylen aus Erdöl oder Zucker herstellen, macht nicht linear, sondern exponentiell steige. Denn Mikroplastik beim Abbau des Kunststoffs für die Umwelt keinen Unter- entsteht auf vielerlei Art: Beim Waschen von Textilien, durch schied“, verdeutlicht ECOFARIO-Gründer Porkert. den Reifenabrieb von Fahrzeugen oder durch Kunstrasen auf Sport- und Spielplätzen. Außerdem ist es als Reibkörper Weil man nicht genau weiß, wie schädlich Mikroplastik in Kosmetika enthalten. Über Abwässer gelangen die Parti- langfristig für Flora und Fauna ist, tritt Meeresbiologe kel in die Flüsse und schließlich ins Meer. „Wir wissen nicht Gutow dafür ein, nach dem Vorsorgeprinzip zu handeln, um genau, welche Mengen sich tatsächlich in den Ozeanen den Eintrag zu verringern. Immerhin hat die EU mit ihrer befinden und welche Schäden die Mikropartikel in Lebewe- 2019 verabschiedeten Einweg-Plastik-Richtlinie die rechtli- sen anrichten“, räumt Gutow ein. chen Grundlagen für einen nachhaltigeren Umgang mit Kunststoffen geschaffen. Das entbindet uns aber nicht, so Will man Mikroplastik vermeiden, muss man umfassend viel wie möglich Plastikabfall und Plastikabrieb zu dagegen vorgehen. „Wir brauchen einen gesellschaftlichen vermeiden. „Mikroplastik ist überall, Aufbruch, es reicht nicht, hier und da ein wenig zu schrau- ben“, ist Nadja Ziebarth vom Bund für Umwelt und Natur- und die Quellen sind vielfältig.“ schutz Deutschland (BUND) überzeugt. Das sei eine politi- sche Frage, an den Konsumenten werde es nicht scheitern. Nadja Ziebarth Das Problem dabei: „Die Politik muss gegen eine starke Bund für Umwelt und Naturschutz Lobby seitens der Chemie- und Ölindustrie ankämpfen“, Deutschland (BUND) beklagt Dr. Sebastian Porkert, Geschäftsführer und Grün- der von ECOFARIO, einem Startup, das sich der Entfernung von Mikroplastik aus dem Abwasser verschrieben hat. 8
Dialogforum 11. Februar 2021 Mikroplastik Mikroplastik — klein, schädlich und überall Jährlich pro Person in Deutschland freigesetzte Mengen Mikroplastik in Deutschland — die zehn wichtigsten Quellen 1.229 g 302 g 228 g 182 g Reifenabrieb Freisetzung bei Bitumenabrieb von Granulat und (davon 81 % PKW) Abfallentsorgung Asphalt Pelletverluste bei Die Quellen für Mikroplastik sind vielzählig. Kunststoffproduktion Pro Land und Region unterscheiden sie sich auch deutlich. Analysen für Deutschland zeigen ein klares Bild: Die große Masse an Mikroplastikpar- tikeln wird durch den Straßenverkehr verursacht. 132 g 117 g 109 g 99 g Verwehungen an Sport- Freisetzung Abrieb Abrieb Kunststoff- und Spielplätzen auf Baustellen Schuhsohlen verpackungen 91 g 77 g Abrieb Fahrbahn- Faserabrieb bei der markierungen Textilwäsche Quelle: Fraunhofer UMSICHT (2018) 9
Dialogforum 11. Februar 2021 Die Weltmeere sind einer der letzten Speicher für das Auf intelligente technologische Lösungen setzt Dr. Sebas- Mikroplastik — klein, schädlich und überall gesamte Mikroplastik, das die Menschheit produziert. tian Porkert, Geschäftsführer und Gründer von ECOFARIO. Angesichts des Ausmaßes der Verschmutzung werden Das Startup hat eine Anlage gebaut, die Mikroplastik effizi- die Ozeane bereits als „Plastiksuppe“ bezeichnet. Nach ent und günstig aus dem Abwasser entfernt. „Im Durch- Großer Wurf Schätzungen der Weltnaturschutzunion IUCN kommen jährlich zwischen 0,8 und 2,5 Millionen Tonnen Mikroparti- schnitt gelangen 7000 Partikel pro Kubikmeter Wasser nach der Reinigung aus den Kläranlagen in die Umwelt. statt kleiner Schritte kel dazu. Selbst wenn man diesen Eintrag stoppen könnte, wäre das Problem nicht gelöst. „Mittlerweile befinden sich Jetzt kann man sich ausrechnen, was zusammenkommt, wenn allein in München etwa 14 Kubikmeter Abwasser pro geschätzt 150 bis 200 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle Sekunde anfallen“, erklärt der Ingenieur. Er sieht die Politik in den Ozeanen. Die bekommen wir nicht mehr heraus, so in der Bringschuld, die mit einer konsequenten Gesetzge- dass das Material durch die UV-Strahlung spröde wird und bung das Problem entschärfen könnte. nach und nach zu Mikroplastik zerfällt“, verdeutlicht der Meeresbiologe Dr. Lars Gutow. Ganz langfristig sei damit Letztlich ist das Plastik in der Umwelt ein Spiegel unserer zu rechnen, dass die Partikel auf den Meeresgrund sinken gesellschaftlichen Einstellung und sichtbares Zeichen für und sedimentieren. „Aber wir sollten es nicht herausfischen, das Verhalten des Menschen gegenüber der Natur. Statt weil wir dann auch einen großen Teil der Pflanzen- und Tier- eines einfachen „weiter so“ mit kleineren Korrekturen sei welt dort unten schädigen.“ eine „Meereswende“ nötig, die unter anderem eine drasti- sche Reduzierung der Einträge garantiere, fordert Ziebarth. „Plastik hat in den Meeren nichts zu suchen“, pflichtet Nadja Es brauche einen gesellschaftlichen Aufbruch, eine Trans- Ziebarth vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- formation mit einem umfassenden sozialen und ökologi- land (BUND) bei. Neben Vermeidung neuer Plastikabfälle schen Wandel. „Wir können nicht hier und da ein wenig würde es viel helfen, Kunststoffe konsequent zu recyceln. schrauben, sondern brauchen den großen Wurf“, lautet das „Wenn wir substanzielle Mengen Ein großer Teil werde zwar energetisch verwertet, also ver- Fazit der Umweltexpertin. brannt, aber dadurch auch nicht mehrfach genutzt, kritisiert an Mikroplastik aus dem Meer sie. „Entscheidend ist, aus welchen Verbundstoffen etwa fischen wollen, leidet der sensible eine Verpackung besteht, damit nicht nur minderwertiger Lebensraum darunter. Der Scha- Kunststoff nach dem Aufbereiten entsteht, sondern eine den ist größer als der Nutzen.“ sinnvolle Wiederverwertung möglich ist. Da ist noch Luft nach oben“, urteilt Ziebarth. Um Mikroplastik zu vermeiden, Dr. Lars Gutow müsse man bereits beim Produktdesign ansetzen. „Oder wir Helmholtz-Zentrum für Polar- bemühen uns um technische Lösungen wie Filter für und Meeresforschung Waschmaschinen, um den textilen Abrieb zurückzuhalten.“ 10
Dialogforum 26. Januar 2021 Mikroplastik entsteht durch Zersetzung von größeren Mikroplastik — klein, schädlich und überall Plastikteilen (z.B. Autoreifen- abrieb oder Verpackungen) oder wird gezielt von der Der gefährliche Weg Industrie hergestellt (z.B. für Kosmetika oder Wasch- Fische und Meeresfrüchte mittel). von Mikroplastik landen als Nahrung wieder beim Menschen. Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind, werden als Mikroplastik bezeichnet. Es befindet sich heute fast überall. In Böden, auf Bergen, im Mikroplastik gelangt ins Abwasser. Kläranlagen Eis von Gletschern, in Flüssen, Seen und Meeren. können die Teilchen nicht komplett herausfiltern. Der Mensch ist Verursacher der Plastikflut, über seine Nahrung wird er jedoch auch wieder zum Absorber – mit bisher nicht ausreichend erforsch- ten Gefahren für die Gesundheit. Teile des Plastiks enden Das Mikroplastik gelangt in riesigen Müllstrudeln, in Flüsse und Meere. sinken auf den Meeres- boden oder werden von Meeresbewohnern mit der Nahrung aufgenommen. Quelle: Umweltbundesamt, dpa (MDR) (2019) 11
Dialogforum 16. März 2021 Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist Luftver- Analog zur angestrebten CO2-Neutralität spricht sich Peter Feinstaub — das unsichtbare Gift schmutzung das größte Risiko für unsere Gesundheit. Sänger, Geschäftsführer des Berliner Startup Green City Etwa sieben Millionen Menschen sterben demnach welt- Solutions, für eine Feinstaubneutralität aus. Sein Vorschlag: weit jedes Jahr, vor allem an Feinstaub aus Verbrennungs- „Feinstaubemissionen müssen einen Preis bekommen, Je kleiner, prozessen, Industrie und Landwirtschaft. Warum das so ist, erläutert die bundespolitische Sprecherin für Umweltpolitik damit man erkennt, wie hoch der wirtschaftliche Schaden durch vorzeitige Todesfälle oder mehr Erkrankungen ist.“ desto schädlicher und Umweltgesundheit der Grünen, Dr. Bettina Hoffmann: „Bei Luftschadstoffen gibt es keine Grenze zwischen schäd- Sein Unternehmen beschäftigt sich mit der Frage, wie Inno- vationen und Technologien dazu beitragen können, den lich und unschädlich. Schon kleinste Mengen können die Feinstaub in der Atmosphäre zu verringern und hat dafür Gesundheit gefährden.“ einen speziellen Luftfilter entwickelt. Dabei kommt es nicht nur auf die Größe der Partikel an, die Noch besser wäre es natürlich, wenn erst gar keine Schad- von weniger als einem Mikrometer (Millionstel Meter) bis zu stoffe in die Luft gelangten. Manch eine Feinstaubquelle 10 Mikrometer reicht. Entscheidend ist auch die Zusam- haben die Menschen dabei gar nicht auf dem Schirm, seien mensetzung: „Feinstaub aus biologischem Material wie es die Rauchgase von privaten Holzöfen, das Abbrennen von Saharastaub entfaltet eine ganz andere toxische Wirkung Räucherstäbchen und Kerzen oder das Düngen in der Land- als Ruß aus dem Auspuff“, erklärt Dr. Alexandra Schneider, wirtschaft. „Wir brauchen eine Kultur der Schadstoffvermei- Leiterin der Arbeitsgruppe „Environmental Risks“ am Insti- dung“, fordert die Umweltpolitikerin Hoffmann. Andernfalls tut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrum München. würde Deutschland das selbstgesteckte Ziel verfehlen, den „Je kleiner sie sind, desto tiefer dringen die Partikel in die Schadstoffausstoß bis 2030 gegenüber 2005 um 45 Pro- Lunge ein und können von dort direkt in den Blutkreislauf zent zu senken. „Wir sollten mutig vorangehen und keine und in die Zellen wandern oder die Blut-Hirn-Schranke Angst vor zu ambitionierten Zielen haben, die sich letztlich „Kontinuierlich schlechte Luft passieren“, ergänzt sie. Schneider fordert strengere Grenz- als Treiber für Innovation und technischen Fortschritt erwei- werte und moniert, dass für ultrafeine Partikel, die kleiner sen können“, meint sie. einzuatmen hat seine Folgen. als 0,1 Mikrometer sind, noch überhaupt keine Grenzwerte Ein Jahr in London zu leben ist existieren. etwa so schädlich, wie 300 Zigaretten zu rauchen.“ Peter Sänger Geschäftsführer des Berliner Startup Green City Solutions 12
Dialogforum 16. März 2021 Feinstaubanteile nach Quellen in Deutschland Feinstaub — das unsichtbare Gift in Prozent (auf ganze Werte gerundet) Die größten Feinstaub-Sünder Landwirtschaft Das Umweltbundesamt veröffentlicht regelmäßig Industrie 18 % 38 % Zahlen und Fakten zur Feinstaubbelastung in Deutschland. Mittels hunderter Messstationen in städtischen und ländlichen Regionen (das soge- nannte Ländermessnetz) werden die Emittenten analysiert. Für Deutschland ergibt sich ein relativ klares Bild: Über ein Drittel des Feinstaubs stammt aus der Industrie. Verkehr und Landwirt- Heizung/Öfen/Kamine schaft steuern ebenfalls erhebliche Anteile bei. 12 % Straßenverkehr 15 % Seeverkehr 10 % Kraftwerke 6% Quelle: Umweltbundesamt (getair) (2019) 13
Dialogforum 16. März 2021 Die gute Nachricht: In Deutschland nehmen die Feinstaub- Schon lokal begrenzte Maßnahmen wie etwa eine Verringe- Feinstaub — das unsichtbare Gift emissionen stetig ab. Laut Umweltbundesamt werden die rung des Verkehrs können Schneider zufolge rasche Ver- Grenzwerte für die Partikelgrößen 10 und 2,5 Mikrometer besserungen bringen. Denn ein großer Teil des Feinstaubs (PM 10 bzw. PM 2,5) seit Jahren so gut wie überall eingehal- stammt vom Abrieb von Bremsen, Reifen und der Straße. Wir haben ein Recht ten. Die schlechte Nachricht: „Im Vergleich zu den USA oder zu den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation Diesen verursachen alle Fahrzeuge - egal ob Diesel, Benzi- ner oder Elektroantrieb. Auch auf Bundesebene existieren auf saubere Luft! WHO sind die Grenzwerte in Deutschland und Europa sehr hoch angesetzt“, bemängelt die Gesundheitsexpertin Dr. wirksame Ansatzpunkte, etwa Gesetze zur Luftreinhaltung wie die Bundesimmisionsschutzverordnung. „Die Bundes- Alexandra Schneider. regierung nimmt da aber immer nur die schwächstmögli- chen Werte, damit die Verordnung gerade noch so erfüllt „Alle Bürger haben ein Recht auf saubere Luft, das aber wird“, kritisiert Hoffmann. nicht verwirklicht ist“, stellt die Grünen-Bundestagsabge- ordnete Dr. Bettina Hoffmann fest. Ein Grund für das eher Neben Verordnungen und Gesetzen sind lokale technische zaghafte Vorgehen der Politik könnte darin liegen, dass der Lösungen denkbar. Dazu gehört der City Tree des Berliner Zusammenhang von Luftverschmutzung und Todesfällen Startup Green City Solutions. Es ist nach Unternehmensan- der Öffentlichkeit nicht richtig bekannt ist. So werden häu- gaben der erste Bio-Tech-Filter auf Basis von Mooskulturen, fig Lungenkrebs oder Herzerkrankungen als Todesursache der in Verbindung mit smarter IoT-Technologie (Internet of genannt, auch wenn sie möglicherweise auf Mikropartikel Things) die Luftqualität nachweislich verbessert. Der City zurückzuführen sind. Und weil Luftverschmutzung ein kom- Tree ist etwa 3 Meter hoch und sieht aus wie ein mit Holzla- plexes Thema mit vielen Ursachen ist, gibt es keine einfa- mellen besetzter Kubus. Umgebungsluft wird angesaugt, chen Lösungen. Denn mit jedem Emittenten, ob im Trans- Moose filtern Schadstoffe und Feinstoff heraus, saubere portwesen, der Industrie oder der Landwirtschaft, muss und kühlere Luft strömt wieder aus. „Es ist klar, dass wir mit „Wir sind nicht machtlos. Mit man jeweils aushandeln, wieviel er zu einer besseren Luft- einen oder zwei City Trees die Welt nicht retten werden“, qualität beitragen kann. „Wir können mehr und die Bevölke- räumt Geschäftsführer Peter Sänger ein. Aber sie können lokalen Maßnahmen lassen sich rung will auch mehr“, ist sich Hoffmann sicher. die Luftqualität an Feinstaub-Hotspots in den Städten ver- die Luftqualität und damit bessern. Langfristig kann sich Sänger eine Art Vertical Far- die Gesundheit rasch verbessern.“ ming vorstellen, bei der die City Tree-Technologie im Fassa- denbau eingesetzt wird. Der City Tree mag ein Baustein für Dr. Alexandra Schneider bessere Luft sein, an einer Reduktion des Feinstaubeintrags Leiterin der Arbeitsgruppe „Environmental führt aber kein Weg vorbei. Risks“ am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrum München 14
Dialogforum 16. März 2021 Mittlere PM10-Konzentration (µg/m3) Feinstaub — das unsichtbare Gift in Deutschland Feinstaubkonzentrationen rs na h im Abwärtstrend 50 Ve r keh 45 d n gru n ter r Hi 40 c he PM10 sind Feinstaubpartikel mit einem aero- tis St äd dynamischen Durchmesser von 10 Mikrometern oder kleiner. Diese werden in verschiedenen 33 nd gru Kategorien gemessen: verkehrsnah, städtisch n ter 30 r Hi und ländlich. In allen drei Bereichen sehen he lic nd wir einen erfreulichen Abwärtstrend der Luft- Lä belastung in den letzten gut 20 Jahren in 22 Deutschland. Jetzt gilt es, diesen Trend ambitio- 19 20 niert fortzusetzen. 15 12 10 1995 2000 2005 2010 2015 2019 Quelle: Umweltbundesamt (2019) 15
Dialogforum 15. April 2021 Im Mai 2021 wurde mit 419 pro Million Luftteilchen (ppm) Doch ohne finanzielle Unterstützung oder eine angemes- CO2 — Wertstoff oder Klimakiller? die höchste Kohlendioxid-Konzentration in unserer Atmo- sene CO2-Bepreisung werden CCU und CCS wohl nicht die sphäre seit Beginn der Aufzeichnungen Ende der 1950er- erforderliche Dynamik erreichen. „Auf längere Sicht wäre es Jahre gemessen. Damals lag sie noch bei weniger als sinnvoll, CCU in das Emissionshandelssystem einzubin- CO2-Staubsauger — 320 ppm. Mit CO2-Einsparungen alleine, etwa durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien oder durch mehr Ener- den“, empfiehlt Prof. Sabine Fuss, Leiterin der Arbeits- gruppe Nachhaltiges Ressourcenmanagement und globaler die Lösung gieeffizienz, lassen sich die Klimaziele von Paris kaum errei- chen. Denn dafür müsste allein die EU ihre Treibhausgas- Wandel beim Mercator Research Institute on Global Com- mons and Climate Change (MCC). Letztlich müsse man aller Klimaprobleme? Emissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. eine CCU-Förderung aber immer ganzheitlich betrachten. „Die CO2-Nutzung kann ein Beginn für ambitionierte Klima- schutzpfade sein, doch sollten finanzielle Anreize stets auf Laut Umweltbundesamt ist das gleichbedeutend damit, die Vermeidung oder Entnahmen von CO2 gerichtet sein.“ geplanten jährlichen Minderungen um den Faktor 3 zu erhöhen. Für die angestrebte Gesamtminderung von 95 Dass die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre keine Prozent bis 2050 müssten die CO2-Einsparungen sogar perfekte Lösung ist, darüber gibt sich Beuttler keinen Illusi- fast um den Faktor sieben steigen. Deshalb empfehlen etwa onen hin. „Natürlich kann es sein, dass das eine oder andere die Experten von der Deutschen Akademie der Technikwis- Kohlekraftwerk durch CCS länger am Netz bleibt.“ Aber senschaften acatech, flankierend die Nutzung und Speiche- wenn das Ziel eine CO2-neutrale Welt sei, komme man an rung von CO2 mit Hilfe sogenannter CCUS-Technologien der Technologie nicht vorbei, weil es immer bestimmte Rest- (Carbon Capture, Usage and Storage oder Kohlenstoffab- emissionen gebe. „Es ist keine Frage von wollen, sondern scheidung, -verwendung und -speicherung) voranzutreiben. wir müssen jetzt loslegen“, appelliert er und fügt hinzu: „Die Technologien sind da, jetzt müssen wir sie möglichst „Das Herausfiltern von CO2 Die große Frage lautet, wie wirtschaftlich das ist. Christoph schnell in großem Maßstab zur Anwendung bringen.“ Beuttler von der Firma Climeworks, einem der weltweit füh- aus der Atmosphäre ist essenziell, renden Unternehmen zur Entfernung von CO2 aus der um die globalen Klimaziele zu Atmosphäre mittels containergroßer „Staubsauger“, räumt erreichen.“ ein: Mit Kosten von 600 bis 800 Dollar pro Tonne sei man derzeit noch zu teuer. „Wir stehen aber erst am Anfang der Christoph Beuttler Technologie und dürften im Lauf der Zeit in den Bereich von Climeworks 100 Dollar pro Tonne vorstoßen.“ Das so gewonnene Koh- lendioxid kann entweder durch Speicherung vollständig aus der Luft entfernt (Carbon Capture and Storage, CCS) oder als Rohstoff (Carbon Capture and Utilization, CCU) verwen- det werden. 16
Dialogforum 15. April 2021 Jährliche globale Treibhausgasemissionen (Gt/Jahr) CO2 — Wertstoff oder Klimakiller? Traditionelle CO2-Entnahme 70 Klimaschutztechnologien als letzter Ausweg 60 Ohne Maßnahmen Vermiedenes CO2 50 Die Menschheit muss ihre CO2-Emissionen dras- tisch reduzieren, um das 2-Grad-Limit einzuhal- 40 ten. Wir sind jedoch zu langsam in unseren welt- weiten Bemühungen. Die Einsparungen werden 30 nicht ausreichen. Selbst bei einer hundertprozen- tigen Umstellung unserer Energiewirtschaft auf erneuerbare Energieträger sowie einer weitge- 20 Emittierende 2°C-Pfad henden Dekarbonisierung weiterer Sektoren, Technologien werden weiterhin Emissionen entstehen: In der 10 +CO2 Landwirtschaft und in manchen Industriesparten, aber auch über natürliche Prozesse. Diese unver- 0 Technologien zur meidbaren Emissionen müssen über CO2-Ent- Kohlenstoffentfernung nahme-Verfahren ausgeglichen werden. Spre- chen wir von 1,5-Grad, müssen negative –10 – CO2 Emissionen noch viel früher realisiert werden. 2010 2050 2100 Quelle: UNEP (2017) 17
Dialogforum 15. April 2021 Was tun mit dem Kohlendioxid, das mithilfe technischer Daneben lässt sich CO2 auch für die Herstellung von Kunst- CO2 — Wertstoff oder Klimakiller? Verfahren der Atmosphäre entzogen wird? Eine Möglichkeit stoffen, Chemikalien, Dünger oder sogar Proteinen für Nah- wäre, es in unterirdische Speicher, zum Beispiel in ehema- rungsmittel verwenden. „Man kann keine pauschale Ant- lige Öl- oder Gaslagerstätten, zu verpressen – auch bekannt wort über Sinn oder Unsinn der CCU-Technologie geben, Klimakiller als Carbon Capture and Storage (CCS). Doch hierzulande sind die Vorbehalte dagegen groß, wie Dr. Barbara Olfe- sondern muss jede Anwendung einzeln betrachten“, gibt Olfe-Kräutlein zu bedenken. Vor allem komme es darauf an, als Wertstoff Kräutlein vom Institute for Advanced Sustainability Studies erläutert: „Die Speicherung von CO2 in Deutschland trifft wie langlebig das Produkt sei, ergänzt Sabine Fuss vom Mercator Research Institute on Global Commons and Cli- auf wenig gesellschaftliche Akzeptanz. Irrationalen Ängsten mate Change (MCC). Zum Beispiel entlässt ein syntheti- vor Lecks oder Erdbebengefahr ist schwer beizukommen.“ scher Kraftstoff das gebundene CO2 rasch wieder in die Atmosphäre. „Man muss genau messen, wieviel Treibhaus- Eine noch wenig bekannte Alternative ist die Nutzung des gas in den einzelnen Phasen vermieden oder entzogen wird, gewonnenen CO2 als Rohstoff für andere Produkte – Car- damit CCU als Klimaschutzmaßnahme auch tatsächlich bon Capture and Usage (CCU). Die relevanten Technologien wirkt.“ stehen zwar noch am Anfang ihrer Entwicklung, könnten langfristig aber durchaus eine Rolle im Stoffkreislauf des Ohne Förderung, so Doris Hafenbradl, hätte man die Power- CO2 spielen. „Die Vorstellung, dass man aus dem hässlichen to-Gas-Technologie von Electrochaea nicht bis zur Markt- Klimagas etwas Nutzbares machen kann, ist natürlich sehr reife entwickeln können. Aber auch die Photovoltaik hätte attraktiv“, schwärmt die Wissenschaftlerin Olfe-Kräutlein. ohne großzügige Einspeisevergütung in Deutschland kaum Zum Beispiel, um umweltfreundlicher hergestelltes Gas zu den Durchbruch geschafft. „Das breite Spektrum der För- erhalten gegenüber fossilen Quellen. Wie das funktioniert, derlandschaft zeigt, dass die Politik erkannt hat, welches erläutert Dr. Doris Hafenbradl, Geschäftsführerin bei der Potenzial in der CCU-Technologie steckt“, ist Olfe-Kräutlein „CO2 lässt sich vielfältig Electrochaea GmbH in Planegg bei München. Das Startup überzeugt. Ohne gleichzeitige Verringerung der CO2-Emis- hat eine Power-to-Gas-Technologie entwickelt, bei der mit sionen werden uns aber weder CCS noch CCU vor dem Kli- verwenden.“ Stromüberschüssen aus Erneuerbaren Energien und Was- makollaps retten. ser zunächst Wasserstoff hergestellt wird. Im Anschluss Dr. Barbara Olfe-Kräutlein helfen Mikroorganismen dabei, CO2 mit dem Wasserstoff in Forschungsgruppenleiterin beim Institute Methan umzuwandeln. Dieses wiederum kann direkt ins for Advanced Sustainability Studies Gasnetz eingespeist werden. „Wir können unseren Prozess als Speichertechnologie verwenden, bei der grüner Strom in Gas umgewandelt und im Gasnetz gespeichert wird. Bei Bedarf lässt sich dieser Prozess dann wieder umkehren.“ Oder man verwertet das Gas auf herkömmliche Art zum Heizen oder Kochen. 18
Dialogforum 15. April 2021 CO2 — Wertstoff oder Klimakiller? CO CO CO 2 2 2 CO2-Entnahme-Verfahren Aufforstung und Bioenergie mit CO2-Abscheidung Ozeandüngung Wiederaufforstung und -Verpressung (BECCS) Eisen oder andere Nährstoffe Heute wird bereits eine Vielzahl an CO2-Ent- Baumwachstum entzieht Pflanzen wandeln CO2 in Biomasse um, werden dem Ozean zugesetzt, um nahme-Verfahren erforscht und vielerorts prak- der Atmosphäre CO2. die Energie liefert. CO2 wird aufge- die CO2-Aufnahme zu erhöhen. fangen und im Boden gespeichert. tisch getestet. Sie lassen sich unter anderem in biologische, chemische oder technische Verfah- ren unterteilen. Die verschiedenen Verfahren CO CO CO 2 2 2 bedeuten teils massive Eingriffe in Ökosysteme, so dass eine Kosten-Nutzen-Analyse nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten unbedingt nötig ist. Die Grafik zeigt einige Beispiele, die heute diskutiert werden. Biokohle Enhanced Weathering Luftfilter (DAC) Teilverbrannte Biomasse wird den Bei der chemischen Verwitterung von CO2 wird der Umgebungsluft durch Böden zugefügt und absorbiert Gesteinen wird der Atmosphäre CO2 chemische Prozesse entzogen und im zusätzlich CO2. entzogen. Um diesen Vorgang zu Boden gespeichert. beschleunigen, werden dem Boden zerkleinerte Mineralien zugesetzt. Quelle: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (2019) 19
Dialogforum 20. Mai 2021 Die Frage nach den gesundheitlichen Folgen der Handynut- Eine gänzlich andere Meinung vertritt der Physiker und 5G, WLAN und Infrarot — unsichtbare zung ist so alt wie der Mobilfunk selbst. Immerhin handelt Mediziner Prof. Achim Enders, Leiter des Instituts für Elekt- Strahlung, unsichtbarer Feind? es sich um hochfrequente elektromagnetische Strahlung, romagnetische Verträglichkeit an der Technischen Universi- der wir uns körpernah aussetzen. Auch in der Wissenschaft tät Braunschweig. Wenn das Thema wirklich relevant wäre, Mobilfunk: gibt es dazu konträre Meinungen, denn: „Die Nichtexistenz eines Risikos lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen“, so seine Argumentation, würden sich viel mehr Wissen- schaftler mit den Auswirkungen von Elektrosmog befassen. Grenzwerte beachten umreißt die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), Dr. Inge Paulini, die Problematik. „Aber eine entspre- „Ich kann mit der Fragestellung, inwieweit technische Geräte durch Funkstrahlung gestört und damit indirekt chende Studienlage erlaubt, das Ausmaß eines möglichen Menschen gefährdet werden, wesentlich mehr für die Risikos einzugrenzen.“ Deshalb nimmt ihre Behörde eine Sicherheit bewirken“, ist er überzeugt. Gesamtschau der weltweiten Studien vor. Und auch wenn es keine wissenschaftlich gesicherten Belege für gesund- Mögliche biologische Auswirkungen der Mobilfunkstrah- heitliche Schäden unterhalb der Grenzwerte gebe, schränkt lung bei Einhaltung der Grenzwerte hält er für minimal. Paulini ein: „Weil es sich um eine relativ junge Technologie Und da solche Effekte bislang nicht real nachgewiesen handelt, müssen wir bezüglich Aussagen über die Langzeit- seien, sollte man sich um dringendere Probleme der Strah- gefährdung etwa hinsichtlich Krebs vorsichtig sein. Dazu lungssicherheit kümmern. „Die Studien, die wissenschaft- betreiben wir laufend Forschung.“ lichen Standards folgen, belegen meine Aussagen nach- drücklich“, betont Enders. „Auch bei 5G geht die größte „Es gibt sehr wohl eine Reihe von Studien, die jenseits der Strahlungsbelastung mit einem Anteil von 90 bis 95 Erwärmung von Köpergewebe, auf die das BfS Bezug Prozent vom Handy selbst aus, egal wieviel Basisstationen nimmt, gesundheitsschädliche Effekte nachweisen“, ent- sich in der Nähe befinden.“ gegnet Jörn Gutbier, Vorsitzender des Vereins „diagno- „Es gibt keine wissenschaftlich se:funk“. Er bezieht sich auf 94 Reviews, in denen soge- nannte athermische Wirkungen wie gentoxische Effekte, gesicherten Belege für negative Fruchtbarkeitsschäden oder neurologische Effekte wie Stö- Gesundheitseffekte durch Mobil- rungen der Gedächtnisleistung betrachtet werden. Zudem funk unterhalb der geltenden zitiert er die Internationale Agentur für Krebsforschung Strahlungsgrenzwerte.“ (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO: Sie hat 2011 Hochfrequenzfelder von Mobiltelefonen Dr. Inge Paulini als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Allerdings Präsidentin des Bundesamts für ist das auf der IARC-Skala die geringste Gefährdungsein- Strahlenschutz stufung, in die auch Extrakte von Ginkgo oder Aloe-Vera, sauer eingelegtes Gemüse oder Nickel bzw. Nickellegierun- gen fallen. 20
Dialogforum 20. Mai 2021 Darstellung des elektromagnetischen 5G, WLAN und Infrarot — unsichtbare Spektrums mit Frequenz und Wellenlänge Strahlung, unsichtbarer Feind? Elektromagnetische Gammastrahlung Radioaktive Stoffe Ionisierende Strahlung 10 21 10 20 10 –12 Strahlung und Felder Röntgenstrahlung 10 19 10 18 10 –11 10 –10 Röntgengerät 10 –9 1 nm Linearbeschleuniger 10 17 10 –8 10 16 Optische Strahlung Nichtionisierende 10 –7 100 nm 10 15 UV-Strahlung Strahlung Elektromagnetische Strahlung umfasst ein Sichtbares Licht 10 14 10 –6 10 –5 weites Spektrum. Von gefährlicher radioaktiver Infrarot-Strahlung 10 13 10 –4 0,1 mm Strahlung bis hin zum Erdmagnetfeld. Der neue 10 12 Hochfrequente Felder 10 –3 Mobilfunkstandard 5G gehört zu den hochfre- Radar 10 11 10 10 10 –2 quenten Arten. In der Übersicht ist er zwischen Mikrowellen 10 –1 10 cm Mobilfunk (GSM, UMTS, LTE) 10 9 Radiowellen und Mikrowellen anzusiedeln, bei- Ultrakurzwelle 10 0 Kurzwelle 10 8 des Strahlungsarten, die längst in unseren Alltag Mittelwelle 10 7 10 1 integriert sind. 5G ist nicht ionisierend, d.h. die Langwelle 10 6 10 2 100 m Energie reicht nicht aus, Erbgut direkt zu schädi- 10 5 10 3 Niederfrequente Felder gen. Eine detaillierte Forschung zu 5G steht Wechselstromleitungen 10 4 10 4 jedoch noch aus. Daran entzünden sich Debatten. Elektrogeräte 10 3 10 5 100 km 10 2 10 6 10 1 10 7 Statische Felder Frequenz Wellenlänge Erdmagnetfeld Hz m Leitungen zur Hochspannungs- Gleichstrom-Übertragung Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) (2021) 21
Dialogforum 20. Mai 2021 Warum wird Elektrosmog als allenfalls minimale hypotheti- „Wir können Kopfschmerzen und Krebs nicht in einen Topf 5G, WLAN und Infrarot — unsichtbare sche Gefahr so breit in der Öffentlichkeit diskutiert? Der werfen“, entgegnet BfS-Prasidentin Inge Paulini. Bei Krebs Strahlung, unsichtbarer Feind? Physiker Achim Enders unternimmt einen Erklärungsver- werde aber genau hingesehen, ob eine Kausalität auf der such: „Wissenschaft kann versuchen, die Menschen mit Zell- oder Körperebene bestehe und entsprechende Zahlen Irrationale Ängste Fakten, Wissen und Bewertungen aufzuklären. Aber die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass bei alledem eine höchst in den Krebsregistern der Länder das auch untermauern. „Unser Verständnis von Vorsorge ist Folgendes: Wenn die versus Wissenschaft emotionale Komponente mitschwingt, die die Menschen gegenüber rationalen Argumenten taub macht.“ Auch, dass Gesellschaft flächendeckend eine Technologie mit Frequen- zen etablieren will, die noch nicht so gut erforscht sind, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) von Amts wegen dann müssen wir mehr Forschung dazu betreiben. Das offenen Fragestelllungen zu möglichen Gefahren nachgeht, machen wir, und wir schließen dabei nichts von vornherein würde zur Verunsicherung der Menschen beitragen. aus,“ so Paulini. Die Frage nach Vertrauen in die Institutio- nen könne man nur mit Transparenz und Offenheit lösen. Für die Wissenschaft selbst sei das Thema aber ohne große Relevanz, weil das Ergebnis meist unergiebig sei und der Bei allen unterschiedlichen Positionen: Dass die Bevölke- Aufwand sich nicht lohne. Enders macht noch eine andere rung einen Anspruch auf Aufklärung hinsichtlich möglicher Rechnung auf: „In Europa gibt es jedes Jahr rund 800 Tote Risiken hat, ist unumstritten. Gesundheitliche Gefahren infolge von schwarzem Hautkrebs allein durch die Nutzung durch Mobilfunk sind nicht völlig auszuschließen, doch hat von Solarien, hierzulande sterben schätzungsweise 1000 die Forschung dazu derzeit keine belastbaren Erkenntnisse. bis 2000 Menschen durch Radonbelastung in den Häusern. Schlafstörungen und auch Kopfschmerzen etwa werden Die Forschungsfragen bezüglich eines hypothetischen wahrscheinlicher physiologisch durch Überanstrengung der Restrisikos bei Mobilfunk sind da doch ein Luxusproblem.“ Augen („Office-Eye-Syndrom“) verursacht. Sicher ist jedoch auch: Die Nutzung von Mobilfunk hat unbestrittene Vorteile „Wie bei der Corona-Pandemie Nach Ansicht von Jörn Gutbier, Vorsitzender des Vereins und ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Jeder hat „diagnose:funk“, desinformieren staatliche Stellen die es in der Hand, sein Mobiltelefon von Zeit zu Zeit auszu- schwingt auch bei der Diskussion Legislative und die Öffentlichkeit und verweigern so eine schalten und die individuelle Strahlenbelastung deutlich zu um Risiken des Mobilfunks eine wirksame Vorsorgepolitik. Weder bei massiven Zunahmen minimieren. höchst emotionale Komponente von Schlafstörungen, der Verdoppelung von Lymphdrüsen- mit.“ krebs bei jungen Frauen in den vergangenen 14 Jahren oder dem verstärkten Auftreten von Kopfschmerzen bei Kindern Prof. Achim Enders würden öffentliche Untersuchungen angestoßen. „Dabei ist Leiter des Instituts für Elektromagnetische Vorsorge möglich. Wir hätten jetzt schon die Möglichkeit, Verträglichkeit an der Technischen Universi- mit der bestehenden Technologie anders umzugehen und tät Braunschweig strahlungsarme Konzepte mit weniger Leistung umzusetzen.“ 22
Dialogforum 20. Mai 2021 Von 1G bis 5G 5G, WLAN und Infrarot — unsichtbare Strahlung, unsichtbarer Feind? Generationen der Mobilfunkstandards 1G 2G 2,5G 2,75G Die Entwicklung des Mobilfunks begann bereits 1958 1992 2001 2006 in den 1920er-Jahren. Es dauerte jedoch bis in die Mobiles Telefonieren Mobiles Telefonieren mit Digitale Datenübertragung Weiterentwicklung der mit analoger Sprachüber- digitaler Sprachübertragung (GPRS) digitalen Datenübertragung 50er, bis nennenswerte Nutzerzahlen zu sehen tragung (GSM) (EDGE) waren. Ab hier nahm die Entwicklung einen immer schnelleren Verlauf. Heute ist der Mobil- funk aus kaum einer Region unserer Erde mehr wegzudenken. Er übernimmt nicht nur Kommu- 3G 4G 5G nikationsaufgaben, sondern spielt eine wichtige Rolle in der Bildung, beim Daten- und Wissens- transfer und sogar bei Zahlungsströmen. Um das zu leisten, mussten zwingend neue Mobilfunk- standards entwickelt werden. 2004 2010 2020 Gleichzeitiges Senden und Weiterentwicklung von Intelligente Echtzeit- und Empfangen mehrer Daten- UMTS; höhere Download- Massenkommunikation ströme (UMTS) Geschwindigkeiten (LTE) Quelle: dpa, Nordwestzeitung (2019) 23
Programm Dialogforum 26. Januar 2021 Dialogforum 11. Februar 2021 Viren und Bakterien — Mikroplastik — seit Jahrtausenden klein, schädlich und überall eine weltweite Bedrohung Ob in den Weltmeeren, in unseren Flüssen, in Böden oder in Kosmetika: Mikroplastik ist inzwischen überall und verän- Die Corona-Krise ist nur das jüngste Beispiel: In unserer dert die gesamte Biosphäre unseres Planeten. Die wasser- globalisierten Welt können sich winzige Krankheitserreger unlöslichen Kunststoffpartikel sind kleiner als fünf Millime- rasend schnell über alle Erdteile ausbreiten – mit fatalen ter und sind längst auch in unserer Nahrungskette Konsequenzen. Wie unterscheiden sich Viren, Bakterien angekommen. Wie können wir die Mikroplastikflut eindäm- und Parasiten und was macht uns überhaupt krank, wenn men? Wie gefährlich ist Mikroplastik in unserer Nahrung? sie uns befallen? Wie können wir uns effektiver schützen Was muss an unseren nationalen und internationalen und auf zukünftige Pandemien besser vorbereiten? Und wie Umweltgesetzen geändert werden? Können Mikro- verändern Pandemien menschliches Verhalten und unser organismen beim Abbau von menschengemachten Kunst- gesellschaftliches Zusammenleben? stoff wie etwa PET zum Einsatz kommen? Prof. Melanie Brinkmann Infektionsbiologin am Helmholtz-Zentrum Dr. Lars Gutow für Infektionsforschung und an der Technischen Meeresbiologe beim Alfred-Wegener- Universität Braunschweig Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven Prof. Armin Nassehi Soziologe an der Ludwig-Maximilians- Dr. Sebastian Porkert Universität München Geschäftsführer und Gründer von ECOFARIO, München Prof. Philipp Osten Medizinhistoriker und Direktor des Medizin- Nadja Ziebarth historischen Museums Hamburg Mikroplastikexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Bremen Mehr zum Dialogforum am 26. Januar 2021 Mehr zum Dialogforum am 11. Februar 2021 24
Dialogforum 16. März 2021 Dialogforum 15. April 2021 Dialogforum 20. Mai 2021 Feinstaub — CO2 — 5G, WLAN und Infrarot — das unsichtbare Gift Wertstoff oder Klimakiller? unsichtbare Strahlung, Feinstaub ist ein natürlicher Bestandteil unserer Luft. Durch Kohlendioxid – ein kleines Molekül im Zentrum der gegen- unsichtbarer Feind? Verbrennungsmotoren, Reifenabrieb, Industrie und Kraft- wärtigen Klimawandel-Debatte. Der CO2-Gehalt der Erdat- 5G ist das neue Zauberwort. Nicht nur die Mobilfunkbran- werke steigt die Konzentration von Feinstaub in unserer mosphäre steigt kontinuierlich an und daran hat unsere che ist davon elektrisiert, sondern auch ein großer Teil unse- Umwelt jedoch enorm an – und kann massive Gesundheits- Lebensweise einen wesentlichen Anteil. Die Erhöhung der rer Gesellschaft. Mit moderner Technik erhofft man sich probleme auslösen. So ist es Wissenschaftlern bereits CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist eng mit dem eine ungeahnte Geschwindigkeitszunahme bei der Daten- gelungen, Feinstaub in menschlichen Zellen nachzuweisen. beobachteten Anstieg der globalen Durchschnittstempera- übertragung. Informationsaustausch soll noch besser, rei- Zusätzlich sind in Feinstaub enthaltene Rußpartikel extrem tur verknüpft – auch mit der Veränderung klimatischer Mus- bungsfreier und schneller funktionieren. Kritiker hingegen schädlich für das Klima weltweit. Wer sind die größten ter. Wie beeinflusst CO2 das Klima genau? Welche Möglich- sehen noch große Mängel bei der Infrastruktur. Viele fürch- Feinstaubemittenten und wie lässt sich die Belastung redu- keiten bieten Ingenieurlösungen wie etwa Carbon Dioxide ten die neue Technik auch wegen potenzieller Gesundheits- zieren? Brauchen wir strengere Grenzwerte – in der EU und Removal (CDR) oder Carbon Capture and Storage/Usage risiken. Aber auch Infrarotstrahlung, die wir längst einset- weltweit? Wie kann ich mich vor Fein- und Ultrafeinstaub (CCS/CCU)? Sind solche Ansätze sinnvoll und zielführend? zen, beeinflusst unsere Umwelt. Wie wirken Infrarotstrahlen schützen? Und welches Potenzial bieten natürliche CO2-Senken? eigentlich genau? Können Handystrahlung oder WLAN im Alltag tatsächlich krank machen? Und wie genau macht Dr. Bettina Hoffmann MdB Christoph Beuttler sich die Medizin „gefährliche“ Arten der Strahlung zunutze? Sprecherin für Umweltpolitik und Umwelt- Carbon Dioxide Removal Manager bei gesundheit von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Climeworks Zürich im Bundestag, Berlin Prof. Achim Enders Prof. Sabine Fuss Leiter des Instituts für Elektromagnetische Peter Sänger Leiterin der Arbeitsgruppe Nachhaltiges Verträglichkeit an der Technischen Universität Geschäftsführer von Green City Solutions, Bestensee Ressourcenmanagement und globaler Wandel Braunschweig beim Mercator Research Institute on Global Dr. Alexandra Schneider Commons and Climate Change (MCC), Berlin Jörn Gutbier Leiterin der Arbeitsgruppe „Environmental Risks“ Vorsitzender des Vereins „diagnose:funk“, am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrum Dr. Doris Hafenbradl Stuttgart München – Deutsches Forschungszentrum für Mikrobiologin und Geschäftsführerin bei der Gesundheit und Umwelt Electrochaea GmbH, Planegg Dr. Inge Paulini Präsidentin des Bundesamts für Strahlen- Dr. Barbara Olfe-Kräutlein schutz, Salzgitter Forschungsgruppenleiterin beim Institute for Advanced Sustainability Studies, Potsdam Mehr zum Dialogforum am 16. März 2021 Mehr zum Dialogforum am 15. April 2021 Mehr zum Dialogforum am 20. Mai 2021 25
Impressum, Quellen, Bildnachweis © 2021 Quellen: Bildnachweis: Münchener Rück Stiftung Global Risk Forum Davos (2020) Hans-Günther Kaufmann (Seite 4), Verena Meier Königinstraße 107 Seite 5 (Seite 6), Nadja Ziebarth (Seite 8), Lars Gutow 80802 München (Seite 10), Peter Sänger (Seite 12), Alexandra Telefon +49 (0) 89/38 91-88 88 Bundesregierung (2021) Schneider (Seite 14), Christoph Beuttler (Seite Telefax +49 (0) 89/38 91-7 88 88 Seite 7 16), Barbara Olfe-Kräutlein (Seite 18), Inge info@munichre-foundation.org Paulina (Seite 20), Achim Enders (Seite 22) www.munichre-foundation.org Fraunhofer UMSICHT(2018) Seite 9 Redaktion: Anmerkung der Redaktion: Christian Barthelt, Umweltbundesamt, dpa (MDR) (2019) Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wird Dirk Reinhard, Seite 11 davon abgesehen, bei Fehlen einer geschlechts- Dr. Angelika Sturny, neutralen Formulierung sowohl die männ- Bettina Winkler Umweltbundesamt, getair (2019) liche als auch weitere Formen anzuführen. Die (Münchener Rück Stiftung) Seite 13 gewählten männlichen Formulierungen gelten Andreas Schuck, München deshalb uneingeschränkt auch für die weiteren Umweltbundesamt (2019) Geschlechter. Gestaltung: Seite 15 Keller Maurer Design, München UNEP (2017) Seite 17 Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (2019) Seite 19 Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) (2021) Seite 21 Dpa, Nordwestzeitung (2019) Seite 23 26
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