WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND

 
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WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
Worst of AfD-EU-Wahlprogramm
3:         Asyl-         und
Zuwanderungspolitik

Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 3

    Screenshot

Wie die Überschrift schon suggeriert möchte die AfD unter der
Teilüberschrift „6.1 – Nationale Souveränität in der Asyl- und
Zuwanderungspolitik wiederherstellen“ die Zuständigkeit über
Fragen der Asyl- und Zuwanderungspolitik zurück in die Hände
der einzelnen Nationalstaaten geben, welche diesen von der EU
„geklaut“ worden sei (ja, dass es genug Staaten gab, die die
ganze Zeit lang eigenmächtig gehandelt haben und damit den
WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
ursprünglich guten Plan der EU zunichte machten ignoriert die
AfD in gewohnter Manier).

Als besondere Hindernisse auf dem Weg dahin gelten der AfD
sowohl der sogenannte „Migrationspakt“ als auch der „Globale
Flüchtlingspakt“. Die AfD fordert, dass Deutschland aus diesen
austreten sollte. Es ist erneut äußerst absurd, dass diese
Forderung im Wahlprogramm für die Wahl zum EUROPAPARLAMENT
steht – denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die
AfD kann schlecht im Europaparlament einen Antrag stellen,
dass Deutschland aus den oben genannten austreten soll – es
geht hier also nicht darum, potenzielle Wähler bei der
entsprechenden Wahl von den eigenen Positionen zu überzeugen,
sondern schlicht und ergreifend um die eigene Propaganda um
jeden Preis.

Halbwahrheiten                und         Lügen          zum
Migrationspakt
Doch auch abgesehen von der fehlerhaften Platzierung ist diese
Forderung auch reiner Populismus und entspricht nicht der
Realität. Um das zu verdeutlichen zitiere ich den genannten
„Migrationspakt“ wortwörtlich: „Dieser Globale Pakt stellt
einen rechtlich nicht bindenden Kooperationsrahmen dar, der
auf den Verpflichtungen aufbaut, auf die sich die
Mitgliedstaaten in der New Yorker Erklärung für Flüchtlinge
und Migranten geeinigt haben.

In der Erkenntnis, dass die Migrationsproblematik von keinem
Staat allein bewältigt werden kann, fördert er die
internationale Zusammenarbeit zwischen allen relevanten
Akteuren im Bereich der Migration und wahrt die Souveränität
der Staaten und ihre völkerrechtlichen Pflichten“ (Quelle). Es
ist also das erklärte Ziel des Vertrages, den Nationalstaat
als Souverän NICHT zu gefährden. Ganz im Gegenteil möchte der
WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
Pakt sogar Ziele erfüllen, die inhaltlich mit dem AfD-
Wahlprogramm übereinstimmen (man darf sich nicht von der
mangelnden Hetze in der Formulierung abschrecken lassen…).

Darunter fällt zum Beispiel Punkt 21 der allgemein
formulierten Ziele: „21. Zusammenarbeit bei der Ermöglichung
einer sicheren und würdevollen Rückkehr und Wiederaufnahme
sowie einer nachhaltigen Reintegration“ (man ziehe die Achtung
der Menschenrechte ab und füge eine schroffere Wortwahl hinzu
und dann könnte dieser Punkt von der AfD hinzugefügt worden
sein). Oder auch „4. Sicherstellung dessen, dass alle
Migranten über den Nachweis einer rechtlichen Identität und
ausreichende Dokumente verfügen“, „9. Verstärkung der
grenzübergreifenden Bekämpfung der Schleusung von Migranten“
oder abschließend „23. Stärkung internationaler Zusammenarbeit
und globaler Partnerschaften für eine sichere, geordnete und
reguläre Migration“.

Man bedenke, dass sogar die LINKE den Beitritt Deutschlands
ablehnte – weil die Formulierungen Migration selektiver machen
und einengen! Fazit: Dieser Punkt (wie auch die gesamte Taktik
der AfD in Bezug auf den Migrationspakt) ist nichts anderes
als ein bewusstes Verbreiten von Halbwahrheiten und Lügen zur
Stimmungsmache    gegen      die   Regierung     und    deren
Flüchtlingspolitik.

„Remigration“
WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
Screenshot

In Punkt 6.5 „Remigration statt Massenzuwanderung“ schreibt
sich die AfD einen Standpunkt der Identitären Bewegung
(Quelle) auf die Fahne. Auch hier offenbart sich mal wieder,
dass die AfD sich keineswegs von Rechtsextremen und Nazis
distanzieren möchte sondern viel mehr den Schulterschluss mit
selbigen sucht, wie schon seit mehr als einem halben Jahr
deutlich ist (siehe Chemnitz). Weiterhin ist die Rede von
„millionenfache[r] Aufnahme junger, durchsetzungsfähiger
Menschen aus der Dritten Welt“.

Dies ist eine Überspitzung, man kann schon fast sagen eine
maßlose Übertreibung. In bekannter AfD-Manier wird hier die
Überrumpelung Europas (oder, für den deutschen Wähler,
Deutschlands im Speziellen) suggeriert, eine Darstellung, die
auf keinerlei Faktenbasis beruht. Die Partei möchte die
Situation so darstellen, als wären tatsächlich mehrere
Millionen junge, männliche Flüchtlinge auf Deutschland
eingestürmt und hätten unsere Kulturnation angegriffen (dass
das nicht stimmt, habe ich schon im vorherigen Teil der Reihe
gezeigt).
WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
Sinkende Flüchtlingszahlen
Die Zahlen sprechen eine andere, nüchterne Sprache: So wurden
zum Beispiel in Deutschland 2015 314.409 Asylbewerber im Alter
von unter 30 Jahren, davon 117.008 unter 16 (Quelle), also
unter 200.000 im Bereich 16-30, den die AfD als so große
Gefahr für unsere „Kulturnation“ darstellt, statt
„millionenfach“. Diese Zahl kann sogar noch zu hoch gegriffen
sein, da hier nur die gestellten Anträge beachtet wurden.
Erfahrungsgemäß werden davon bei weitem nicht alle angenommen.

Und die Zahlen sind nicht etwa gestiegen oder gar „explodiert“
– 2015 war schon der Höhepunkt, in den Jahren danach sieht es
noch „harmloser“ aus. 2017 waren es noch 149.117 Flüchtlinge
unter 30 Jahren, davon ca. 78.000 unter 16. (Quelle). Man
sieht also schon bei einer rationalen Betrachtung der Zahlen,
dass die AfD einfach nach Belieben übertreibt und eine
Situation konstruiert, die so nicht existiert und auch in
absehbarer Zeit nicht existieren wird (außer wir investieren
vermehrt in Rüstung, die in Krisengebiete exportiert wird, wie
die AfD es fordert…). Mehr dazu:

 Faktencheck: Sind Flüchtlinge nur junge Männer?

Flucht und Migration vermischt
Nach der Panikmache kommt eine weitere scheinbare
„Bestätigung“ der AfD-Forderung, man solle die Flüchtlinge
zurückschicken: Dabei stellt die AfD die These auf,
„Massenzuwanderung“ sei der wichtigste Grund für Migration.
Die Argumentation dabei klingt beim Überfliegen und ohne
Hintergrundwissen logisch: Durch Migration fehlen in den
Herkunftsländern natürlich Arbeitskräfte, dadurch wird die
wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation schlimmer und
noch mehr Leute fliehen – ein Teufelskreis.

Und tatsächlich kann man kaum leugnen, dass die Migration ein
WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
Multiplikator sein kann – aber ganz so einfach ist es dann
doch nicht. Tatsächlich ist die Migration nicht der Grund
dafür, dass die meisten Menschen flüchten – es sind nach wie
vor Kriege und politische Instabilität. Der Beweis dafür ist,
dass nach wie vor akute Kriegsgebiete (Syrien, Afghanistan,
Süd-Sudan, Somalia) 4 der 5 Hauptherkunftsländer von
Flüchtlingen stellen.

Fünfter im Bunde ist übrigens Myanmar, wo Muslime vor
rassistischen Ausschreitungen fliehen müssen. (Quelle). Daraus
folgt schließlich für uns: Man kann die Flüchtlinge nicht
einfach „zurückschicken“ und dadurch alle Probleme hier und in
den Herkunftsländern beheben wie es die AfD suggeriert, denn
das Problem ist nicht vorrangig der Fachkräftemangel, sondern
die instabile Situation. Wenn die AfD wirklich an einer Lösung
des Problems interessiert wäre, würde sie sich also für
Frieden und die Rechte verfolgter Muslime einsetzen….

Mehr bei Teil 2:
 Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 2: Wie die AfD die Nation
 „schützen“ will

Artikelbild: volksverpetzer.de

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WORST OF AFD-EU-WAHLPROGRAMM UND
Morddrohungen gegen linke
Journalisten durch Neonazis

Morddrohungen, Farbanschläge
Selbst die Berichterstattung über rechte Angriffe führt
inzwischen anscheinend zu Repressalien gegen Journalist*innen
durch Neonazis. Ein Journalist, der regelmäßig über rechte
Aufmärsche und Veranstaltungen in Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz berichtete, wurde im März mehrfach Opfer
verschiedener Anschläge. Sie Auto war mehrfach beklebt und
beschmiert worden, seine Reifen waren aufgeschlitzt worden, es
gab einen Farbanschlag auf sein (altes) Haus.

Über diese Ereignisse berichtete Beobachter News am 7. April
(Hier). Ihr Chefredakteur, Alfred Denzinger, der selbst auch
bereits Opfer von Farbanschlägen gewesen war, gab daraufhin
ein Interview mit dem SWR (Hier) über diese rechtsextremen
Einschüchterungsversuche gegen den Journalisten. Denzinger
machte in dem Interview auch die Hetze rechtsextremer
Webseiten für den Hass auf Journalist*innen verantwortlich,
woraufhin eben jene Seiten erwartungsgemäß über ihn
berichteten (Mehr bei Beobachter News).

Es ist absurd, aber weil Journalisten sich über neonazistische
Angriffe auf die Presse beschwerten, inszenierten diese das
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als Angriff auf ihre faktenfreie Berichterstattung, was zu
weiteren, echten Angriffen auf die Journalisten führte. Denn
wie Denzinger öffentlich machte, erhielt er daraufhin selbst
Morddrohungen (Hier). In einer Unterführung in Sulzbach wurden
darüberhinaus Farbschmierereien mit rechten Parolen und den
Namen und Adressen bekannter links gerichteter Personen und
Journalist*innen entdeckt. Inzwischen ermittelt die
Staatsanwaltschaft.

Bild: beobachternews.de

Rechte gewalt gegen Journalist*innen
Auch ein weiteres Redaktionsmitglied von Beobachter News wurde
wiederholt Opfer von neonazistischen Attacken (Mehr dazu).
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union beklagte
in einer Pressemitteilung die Gefahr für unabhängigen und
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kritischen Journalismus, die von Rechtspopulisten und
Rechtsextremen in vielen Ländern ausgeht. Eine Studie zeigt,
dass sich in Deutschland nach Chemnitz die Angriffe auf
Journalist*innen mehr als verdreifacht haben.

 Wegen Chemnitz: Gewaltsame Angriffe auf Journalisten haben
 sich mehr als verdreifacht

Auch der Verfassungsschutz geht von einer wachsenden Gefahr
von Rechtsextremisten aus. So soll es 12.700 gewaltbereite
Rechtsextreme geben, jeder zweite (Quelle). Während sich laut
Konstantin Kuhle, innenpolitischen Sprecher der FDP-Fraktion
im Bundestag, immer mehr Rechte Online zu gewalttätigen
Straftaten verabreden und politische Gegner*innen und
Journalist*innen angreifen, wird gleichzeitig ein rechtes
Opfernarrativ      verbreitet.     So    werden    vermehrt
Auseinandersetzungen und Vorfälle der „Antifa“ zugeschrieben,
oder gar gestellt, wie kürzlich in Fellbach durch die AfD.

 Opferinszenierung: AfD erwischt, wie sie eigenen Infostand
 zerlegt – Schuld sei „die Antifa“

Ziel ist natürlich, sich selbst als Opfer darzustellen, damit
wiederum       die     eigentlichen        Angriffe       und
Einschüchterungsversuche wie durch die Morddrohungen als
gerechtfertigt präsentiert werden können. Und um die
wahrgenommen Gegner*innen zu entmenschlichen. Deshalb ist es
wichtig, sich nicht durch Gewalt aus dem Diskurs drängen zu
lassen, meint auch BN-Chef Denzinger: „Mit jedem Anschlag
steigt meine Überzeugung, dass unsere Berichterstattung
notwendig und sinnvoll ist. Jeder Anschlag trägt dazu bei,
meine journalistische Tätigkeit weiter zu verstärken. Niemals
dürfen wir uns von faschistischen Anschlägen einschüchtern
lassen. Sie dürfen ihr Ziel nicht erreichen – und sie werden
es nicht erreichen.“
Artikelbild: beobachternews.de

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Fake! Keine Vergewaltigung in
Arnstadt: Hetze mit Lügen

Frei erfunden!
Seit ein paar Tagen verbreitet sich der Screenshot einer
Meldung überall: So soll „am Wochenende“ eine Jugendliche in
Arnstadt brutal vergewaltigt worden sein.
Screenshot via Mimikama

Dieser Screenshot wird von vielen entsetzten Menschen geteilt,
vornehmlich jedoch in rechten und rechtsextremen Gruppen, da
im Beitrag behauptet wird, der Grund, warum „die Medien“ nicht
darüber berichten, sei, dass man öffentliche Reaktionen „wie
in C[h]emnitz“ verhindern wolle. Damit wird indirekt
unterstellt, dass die Vergewaltigung durch einen Asylbewerber
begangen worden sein soll.

Es passt gleichzeitig in das rechtsextreme Narrativ der
„kriminellen Ausländer“ und der Medien („Lügenpresse“), die
vermeintliche „Wahrheit“ verschweige. Die Beiträge werden dort
tausende Mal geteilt.
Screenshots #DieInsider

Meldung ist frei erfunden!
Doch wie die Landespolizeiinspektion Gotha in der Thüringer-
Allgemeinen (Quelle) berichtet, handelt es sich dabei um einen
Fake.

 „Im Bereich der Landespolizeiinspektion Gotha ist keine
 derartige Straftat angezeigt worden. Es hat im genannten
 Zeitraum auch keine ähnlich gelagerten Straftaten gegeben“ –
 Polizeisprecherin Jana Kojer

Wie unsere Kollegen von Mimikama berichten (Hier) weist dieser
Fake große Ähnlichkeiten zu einer ähnlichen Falschmeldung von
2016 auf. Damals soll es eine Vergewaltigung in Göppingen
gewesen sein. Einige Details aus dem Fake sind sogar
identisch:
Screenshot Mimikama.at

Es handelt sich also wieder einmal um eine von unzähligen
Lügen und Falschmeldungen, die in Social Media verbreitet
werden, um den Hass gegen Schutzsuchende zu schüren. Es ist
zwar schrecklich, dass mit solchen Methoden gehetzt wird, aber
andererseits ist es beruhigend zu wissen, dass in Zeiten, in
welchen Deutschland so sicher ist wie seit der
Wiedervereinigung nicht mehr (Mehr dazu), man nur auf Lügen
zurückgreifen kann, um solche Meldungen zu verbreiten. Für
einige notorische Hetzer können die ständigen Lügen wohl auch
bald Konsequenzen haben:

 Endlich! Polizei knöpft sich rechte Fake-News-Hetzer vor

Artikelbild: Screenshot facebook.com/ via Mimikama
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Polizei korrigiert Fake News
über   Chemnitz:   AfD   auf
Twitter bloßgestellt

AfD wieder beim lügen erwischt
Die AfD verbreitet wieder das falsche Narrativ der wachsenden
Unsicherheit, die sie auf Migration zurückführt. Nur leider
entspricht das überhaupt nicht der Wahrheit: Laut jüngster PKS
ist es in Deutschland so sicher wie seit 1992 nicht mehr (Mehr
dazu). Auch die Kriminalität unter Migranten ging stark
zurück, angenommene Asylbewerber sind sogar weniger kriminell
als die Restbevölkerung.

 Mit diesen Fakten über Flüchtlingskriminalität zerlegst du
 die AfD in Diskussionen

Vor ein paar Tagen twitterte die AfD dann diese Fake-Grafik
zum Stadtfest in Chemnitz:

Screenshot twitter.com
Polizei enttarnt fake News
Direkt auf den Tweet mit der Fake-Grafik antwortete gestern
der offizielle Account der Polizei Sachsen:

 Nach Rücksprache mit der zuständigen Polizeidirektion
 #Chemnitz und dem Veranstalter selbst, haben wir Ihnen unsere
 Erkenntnisse       noch     einmal      zusammengetragen.
 pic.twitter.com/SpOgLeNCC9

 — Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 29. März 2019

Hier die Grafik, die sie mit anhängte,               die   die
Falschdarstellung der AfD widerlegt:

Quelle: Polizei Sachsen

Zusammenfassung: 2016 gab es KEINE Vorkommnisse, die AfD hat
die „Schlägerei mit Beteiligung eines Marokkaners“ erfunden.
2017 gab es KEINEN vorzeitigen Abbruch des Festes, KEINE
„Massenschlägerei“. 2018 wurde das fest wegen gewaltbereiten
rechten Hooligans abgebrochen! Mit welchen die AfD übrigens
später gemeinsam marschierte (Mehr dazu). Und ergänzend zur
Polizei: 2019 ist das Stadtfest Chemnitz NICHT wegen der
Gefahr durch Migranten abgesagt worden, sondern wieder
aufgrund der Angst vor Hooligans und dem rechten Mob (Mehr
dazu).

Es ist fast schon ironisch: Die vom Verfassungsschutz bereits
teilweise überwachte Partei warnt vor steigender Gefahren und
Kriminalität. Doch wenn es diese wirklich gäbe, müsste sie
dann Vorfälle erfinden und Lügen? Müsste sie Sachverhalte
falsch darstellen, damit die Realität zu ihren Behauptungen zu
passen scheint? Und dort, wo es wirklich Gefahren,
Kriminalität und Abbrüche gab, sind sie die Folge genau jener,
die angeblich vor „Migration warnen“ wollen. Das Stadtfest
Chemnitz wurde wegen Rechten abgebrochen. Und das sagt alles
darüber aus, wer hier die wahre Gefahr darstellt. Danke
Polizei Sachsen für die Richtigstellungen!

Zum Thema:
 Unglaublich, wie dreist die AfD zu Chemnitz lügt

Artikelbild:   Luis   Molinero,   shutterstock.com,   Screenshot
twitter.com

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Exklusiv: Antifa Zeckenbiss
veröffentlicht   Video  von
Hetzjagd gegen Maaßen

Hetzjagd! Also, gegen Maaßen
Deutschlands missverstandenster Ex-Verfassungsschutz-Chef
möchte wieder in die Medien. Er hat das Gefühl, er sei unfair
behandelt worden, weil er noch nicht genug öffentlich gegen
Flüchtlinge und Frau Merkel geschimpft habe. In einem
Interview mit der „FAZ“ sagt Maaßen jetzt „Eigentlich war ich
derjenige, gegen den eine Hetzjagd stattgefunden hat“
(Quelle).

Der Mann, der dutzende Angriffe auf Menschen aufgrund ihrer
Hautfarbe und ihres Aussehens, sowie mindestens 9 Angriffe auf
Journalisten, sowie ein Beweisvideo entgegen jeglicher
Beweislage leugnete, hält die Kritik an seinen unbelegten
Verschwörungstheorien für unfair. Dass er seinen Posten räumen
musste, weil er unter anderem ausgerechnet die SPD als
„linksradikal“ bezeichnete (HAHAHA), ist offensichtlich eine
„Hetzjagd“ (Quelle) und viel schlimmer als das, was in
Chemnitz passierte! Eindeutig!
Jetzt mal im ernst
Sarkasmus beiseite. Nach der AfD und Identitäre (Hier), nach
Patzelt (Hier) und nach Broder (Hier) bedient sich der nächste
Rechte der wehklagenden Opfer-Darstellung, weil sie dem
Bauchgefühl der Rechtsextremen und Konservativen entspricht,
die sich als Opfer von Merkel, „Linksgrünen“ und Flüchtlingen
betrachten.

Aber holen wir mal etwas aus. Und gerne etwas weiter. Was war
in Chemnitz passiert? Unbestritten ist die Verbrüderung der
AfD mit der rechtsextremen Szene. Auch versuchen die
Rechtsextremen mit vielen Lügen und Verschwörungstheorien zum
Totschlag und Demos (Liste), zum #wirsindmehr Konzert (Hier)
und zur Kriminalität in Chemnitz (Hier) die Deutungshoheit der
Ereignisse zu erlangen. Gab es einen Mob, Pogrome, Hetzjagden?

Hier die Fakten
Unter einem Mob verstehe ich eine wütende, pöbelnde
Menschenmenge. Manchmal auch eine gewalttätige, die Passanten,
Polizisten oder Journalisten angreift. Alles das ist passiert
und ist auch ausführlich dokumentiert. Schauen wir uns die
wütende, pöbelnde Menschenmenge an, die bei Pegida-
Demonstrationen inzwischen zum Normalzustand gehören. Man
denke an den berühmten Hutbürger. Angriffe auf Journalisten
sind in Chemnitz oft dokumentiert.

 Vorhin wurde ich von Neonazis, ja, so muss man sie nennen,
 angegriffen. Mikro ist weg, mir geht’s zum Glück gut. Polizei
 war mal wieder überfordert. Wasserwerfer war zeitweise
 eingekesselt. #Chemnitz #c0109 pic.twitter.com/pl7pqIzy5T

 — Jan-Henrik Wiebe (@jan_wiebe) September 1, 2018

 Ein Journalist wird in #Chemnitz         attackiert.#C0109
 pic.twitter.com/oDP4IlClsA
— BuzzFeedNewsDE (@BuzzFeedNewsDE) September 1, 2018

 Hier noch ein Ausschnitt aus dem Video von @streetcoverage,
 es ist echt unfassbar. #Chemnitz0109 #chemnitznazifrei
 #chemnitz #c0109 pic.twitter.com/R2L4uxEZLP

 — Christopher Lauer (@Schmidtlepp) September 1, 2018

Viele weitere Vorfälle hat ARD-Faktenfinder Patrick Gensing
hier dokumentiert. Insgesamt gab es allein an diesem Tag
mindestens 9 dokumentierte Angriffe auf JournalistInnen. Das
waren mehr als im gesamten Jahr 2017 (Quelle).

„Hetzjagden“?
Der erste Erwähnung von „Jagd“ machte Johannes Grunert in der
ZEIT,    als   er   „Rechte   jagen   Menschen“     titelte.
Regierungssprecher Seibert verurteilte die rechte Gewalt in
Chemnitz. Er sagte wörtlich:

 „Solche Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen
 Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den
 Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin, das hat bei
 uns in unseren Städten keinen Platz, und das kann ich für die
 Bundesregierung sagen, dass wir das auf das Schärfste
 verurteilen.“

Die Bundesregierung selbst nutzte also bereits selbst früh die
Formulierung „Hetzjagd“ und vielleicht sogar als erstes. Es
ist davon auszugehen, dass Journalisten sich an die
Formulierung des Regierung und der Kanzlerin gehalten haben.
Dass Menschen anderen Aussehens, neben Journalisten und
anderen, angegriffen wurden, ist gut dokumentiert, man siehe
das bekannte „Hase“-Video:

 'Es gab keinen Mob, es gab keine Hetzjagden!' #Chemnitz Mein
Name ist Hase, ich weiß von nix & ich bleibe hier.
 @MPKretschmer #c2708 #KopfTisch pic.twitter.com/MazvdRjZds

 — C. Storch (@Storch_i) September 5, 2018

Die Polizei berichtet, dass Nichtdeutsche, von Vermummten
niedergeschlagen worden sind. Straßenschlachtartige Szenen
haben sich in Chemnitz abgespielt:

 Die Lage in #Chemnitz eskaliert. Straßenschlachten zwischen
 Linksautonomen und rechtsextremen Hooligans. #c0109
 pic.twitter.com/k4DJhpAzWj

 — Jan-Henrik Wiebe (@jan_wiebe) September 1, 2018

Sind das „Hetzjagden“?
Hetzjagd bedeutet im übertragenen Sinne üblicherweise entweder
eine Diffamierung oder Cybermobbing von Privatpersonen in der
Öffentlichkeit, oder „das Verfolgen, Jagen eines
Menschen“ laut Duden. Es gab Angriffe und Ausschreitungen auf
Journalisten und nichtweiße Menschen, siehe das „Hase“-Video.
Qualifiziert das als Hetzjagd? Es wurden Menschen Menschen
angegriffen, auch kurz gejagt. War es eine organisierte und
über weite Strecken organisierte Jagd? Eher nicht.

Die Videos sprechen aber für sich. Hier wurden wahllos
Menschen angegriffen, weil sie eine andere Hautfarbe haben
oder journalistisch tätig waren. Rein semantisch könnte man
vielleicht sagen: Es gab keine Hetzjagd. Aber es gab definitiv
einen gewalttätigen Mob, verbale und physische Angriffe auf
Menschen, Hitlergrüße und andere Straftaten. Dann waren es
eben gewalttätige demokratiefeindliche und fremdenfeindliche
Ausschreitungen eines rechtsextremen Mobs. So besser?
Maaßen leugnet rechte gewalt in chemnitz

Laut Verfassungsschutzpräsident seien deutsche Medien in
Chemnitz auf eine Falschmeldung hereingefallen. Er
behauptete: „Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im
Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall
authentisch ist.“ Doch das stimmt ebenfalls überhaupt
nicht, wie sich später herausstellt. Abgesehen davon, dass
Maaßen darüber mit der BILD geredet hat, anstatt seine
Vorgesetzten zu informieren.

Und abgesehen davon, dass er völlig ohne Belege sagte, dies
sei eine versuchte Ablenkung vom Totschlag in Chemnitz. Das
war zum einen eine reine Verschwörungstheorie, die den
lächerlichen „Lügenpresse“-Rufen der AfD in die Hände spielte.
Zum anderen hat er von „Mord“ gesprochen, obwohl wegen
Totschlags ermittelt wurde. Eine Unterscheidung, die er als
Jurist kennen muss. Erneut eine sprachliche Eskalation im
Sinne von Rechtsextremen. Maaßen distanzierte sich nicht von
den Äußerungen, aber erklärte politischen Motive – Etwas, das
seines Amtes nicht angemessen war.

Man könnte seinen Standpunkt, dass es technisch gesehen „keine
Hetzjagden“ gab, rein semantisch irgendwo rechtfertigen. Doch
er und seine Anti-Merkel-Verbündeten in der Union und AfD
behaupten, es sei „gar nichts“ passiert. Und alle Angriffe
können dadurch relativiert und geleugnet werden, dass man
behauptet, es hätte keine „Hetzjagd“ gegeben. Das ist ein
Problem. Und wurde zu Recht massenhaft kritisiert. Maaßen, ein
Mann, der nicht nur heimlich die AfD beraten haben soll
(Quelle!), sondern schon 1997 von einer „unkontrollierten
Masseneinwanderung“ durch das Asylrecht sprach (Quelle!), ist
politisch alles andere als neutral.

Die „Hetzjagd“ gegen Maaßen
Doch selbst wenn man ihm semantisch diese Entschuldigung
zusprechen würde, hat er dies jetzt endgültig zerstört, wenn
die berechtigte Kritik in den Medien und von den
„linksradikalen Kräften in der SPD“ (seine Worte) daran
ebenfalls eine „Hetzjagd“ sein soll. Ach, ein Nazi-Mob, der
Journalisten und Menschen mit Migrationshintergrund angreift,
Hitlergrüße zeigt und weitere Straftaten begeht, ist keine
„Hetzjagd“, aber mediale Kritik an Falschaussagen schon?
Wirklich?

Nicht nur das politische Eingreifen Maaßens im September 2018,
sondern das Verbreiten von offensichtlichen Falschaussagen und
spätestens seine geradezu paranoiden Verschwörungstheorien
haben gezeigt, dass er für sein Amt mehr als ungeeignet war.
Doch es waren nur die letzten Tropfen, die das Fass zum
Überlaufen brachten. Seine Personalie war zuvor bereits sehr
kritisch gewesen. Hier:

 Musste Maaßen wirklich gehen, damit die AfD beobachtet werden
 kann?

Maaßen füttert einfach nur die Bauchgefühl-Rechten der (nicht
offiziell als Organ anerkannten) „konservativen Werteunion“,
die sich bedroht und unfair behandelt fühlen. Man hängt sich
an dem Begriff „Hetzjagd“ derart auf und verurteilt Regierung
und Presse dafür, verwendet ihn aber selbst bei jeder
Gelegenheit, egal, wie unangebracht er ist. Als Außenstehender
kommt man sich veralbert vor.

Antifa Zeckenbiss
In einer Medienlandschaft, in der Schlagworte und
Kampfbegriffe wie das erfundene „Kantholz“ (Mehr dazu) schon
die ganze Geschichte erzählen sollen, bleibt kein Platz für
Fakten oder Differenzierung. Und das weiß auch Maaßen. Er
nennt die Meinungsfreiheit „nicht kostenlos“. Meinungsfreiheit
ist kostenlos, aber niemand ist frei von Kritik. Es gibt kein
Recht auf „Kritikfreiheit“, Herr Maaßen. Und berechtigte
Kritik ist keine „Hetzjagd“.

Achja, das Video von Antifa Zeckenbiss aus dem Titel des
Artikels möchte ich auch niemandem vorenthalten:

 Herr #Maaßen behauptet das auch er, Opfer einer #Hetzjagd
 geworden ist. Ein Video was uns natürlich exklusiv vorliegt,
 zeigt den Tathergang. Wir denken die Echtheit wird er diesmal
 bestätigen können. #Zeckenbiss #Menschenjagd #Sachsen
 #Chemnitz #AFD #Verfassungsschutz pic.twitter.com/IESRYkB0It

 — Antifa Zeckenbiss (@AZeckenbiss) March 11, 2019

Artikelbild: Bundesministerium des Innern/Sandy Thieme, CC BY-
SA 3.0 DE, Screenshot twitter.com

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Wegen Chemnitz: Gewaltsame
Angriffe auf Journalisten
haben    sich   mehr   als
verdreifacht

Lügenpresse rufe schaden
Die „Lügenpresse“-Rufe der AfD und Pegida sind nicht einfach
nur ein Ausdruck von Medienkritik, welche ja durchaus
gerechtfertigt sein kann. Wie eine Studie des Europäischen
Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) jetzt zeigt,
führt die ständige Hetze gegen JournalistInnen und Medien auch
direkt zu körperlichen Angriffen (Quelle).

Von den 26 gewaltsamen Angriffen auf MedienvertreterInnen im
letzten Jahr hatten allein 22 einen politisch rechten
Hintergrund. In einem Fall wurde ein Journalist von einem
Umweltaktivisten im Hambacher Forst angegriffen. Der Höhepunkt
der Attacken waren die rechtsextremen Ausschreitungen in
Chemnitz Ende August. Damals fanden allein 9 Angriffe an einem
Tag statt.

Gefährliche entwicklung
Das ECPMF sammelt die Daten seit 2015, damals registrierte man
43 Angriffe, im Jahr darauf 19. Die Macher der Studie gehen
aber davon aus, dass der Rückgang trog. Es gab einfach weniger
Gelegenheiten, in welchen die Presse-Hasser auf erkennbare
JournalistInnen gestoßen sind. Die Hetze gegen die Presse aus
dem rechten Spektrum manifestiert sich weiterhin in einer
direkten körperlichen Bedrohung, insbesondere in Sachsen. Die
Macher der Studie stellen fest:

 „Die mit dem Erstarken von Pegida und der AfD seit Ende 2014
 lautstark propagierten „Lügenpresse“-Verleumdungen verfangen
 bei einer Minderheit der Deutschen. Sie senken – das legt der
 sozialwissenschaftliche Forschungsstand nahe − die
 Hemmschwelle zur Gewalt gegen Journalisten auch bei Menschen,
 die zuvor nicht als Extremisten aufgefallen sind.“ (Quelle)

 Faktencheck:    Hetzjagd   und   Nazi-Mob   in   Chemnitz?   –
 Beweisvideos

Artikelbild: volksverpetzer.de

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Greta, Chemnitz & Co: 6
Gründe, warum die AfD in der
Krise steckt

Warum die AfD in der Krise steckt
In Umfragen sieht es nicht mehr ganz so rosig für die AfD aus.
Während ihr im Spätsommer letzten Jahres die höchsten
Umfragewerte bescheinigt wurden, sieht sie auch das
wohlwollendste Meinungsinstitut einige Prozentpunkte gefallen.
Die meisten Umfragen sehen sie bei 12% oder 13% und damit auf
dem Wert der Bundestagswahl (Quelle). Das ist natürlich immer
noch nicht wenig, aber der konstante Zulauf der letzten Jahre
scheint erstmal gestoppt und sich umgekehrt zu haben.

Das hat mehrere Gründe, und sind teilweise auch leider kein
Grund zur Freude. Und heißt auch noch lange nicht, dass
faschistische Tendenzen in einer im Bundestag vertretenen
Partei Schnee von gestern sind. Die nächsten Monate werden
entscheidend, und auch was Politik und Medien jetzt tun. Doch
um zu wissen, was getan werden muss, muss man erst die
Ursachen kennen.

1.) Flüchtlinge? Welche Flüchtlinge?
Die Anzahl der gestellten Asylanträge geht in Deutschland
immer weiter zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die
gestellten Erstanträge um weitere 18 Prozent, während sie im
Jahr davor bereits um 73% gefallen waren. Auch die
Schutzquote, also der Prozentsatz der bewilligten
Anträge, ging zurück. Statt zuvor 43% bekamen nur noch 35% den
Asylstatus gebilligt (Quelle).

Innenministerium

Im Jahr 2018 wurden auch so viele Asylbewerber in andere EU-
Staaten abgeschoben wie noch nie. Es wurden auch mehr Menschen
über das Dublin-Verfahren abgeschoben als übernommen worden
sind (Quelle). Damit bleibt die Nettozuwanderung, bei welcher
der Familiennachzug miteingerechnet ist, unter der von der
Groko festgelegten Obergrenze von 180.000 bis 220.000.

Das alles auf Kosten von Toten im Mittelmeer, in der Sahara
und in den Foltergefängnissen in Libyen (Mehr dazu). Europa
wird für Schutzsuchende abgeriegelt. Bis Oktober 2018 wurden
knapp 20.000 Menschen abgeschoben (Quelle), viele davon so
absurd unmenschlich, dass es einem die Sprache verschlägt
(Mehr dazu). Die Einwanderung nach Deutschland ist auf einem
neuen Tiefstand, die Mehrheit davon auch noch aus Europa, die
Fluchtzahlen sind auch gesunken. Mehr dazu:

 Völlig absurd: So     verzweifelt   sind   Rechte,   weil   die
 Asylzahlen sinken
In diesem Punkt hat die AfD also quasi „gewonnen“. Dass ihre
Politik, die sich im Wesentlich auf „Flüchtlinge weg!“
reduzieren lässt, durchgesetzt hat, ist aber ein
zweischneidiges Schwert. Das Hauptthema, weshalb sie gewählt
wurde, hat sich damit quasi erübrigt. Es gibt keinen Grund zur
Aufregung (mehr). Das gemeinsame Feindbild ist ausgelutscht.
Und wir leben bereits das vierte Jahr mit Schutzsuchenden.
Während die Kriminalität gleichzeitig auf historischen
Tiefstständen ist (Mehr dazu). Die viel beschworene Apokalypse
ist ausgeblieben.

2.) Spendenaffären
Erst die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel, dann
Europawahl-Kandidat Guido Reil, nun auch Parteichef Jörg
Meuthen: Die Ausmaße der AfD-SpendenaffäreN (!) weiten sich
immer weiter aus (Mehr dazu). Illegale Spenden in
Millionenhöhe kommen ans Licht und lassen die AfD, die sich
als „gegen das Establishment“ darstellt, in doppelter Hinsicht
schlecht aussehen.

Nicht nur zeigt sich, dass die angeblichen Kämpfer gegen das
Unrecht genau so in unseriösen Affären stecken können wie die
„Altparteien“, auch sprechen große Geldsummen von Unternehmern
nicht für das Image des „Kämpfers für den kleinen Mann“. Erst
Recht nicht welche aus dem Ausland, woher doch so viele böse
Dinge aus der Sicht der AfD herkommen.

 Die größten Steuergeld- & Spendenskandale der AfD

3.) Drohende Überwachung                     durch       den
Verfassungsschutz
Das Bundesamt für Verfassungsschutz prüft derzeit eine
Überwachung der Partei (Hier das Gutachten bei
netzpolitik.org), und unter anderem zeigt jüngst ein Satz
Gaulands   bei   Maischberger,   wie   verbreitet   der
Rechtsextremismus in der AfD ist. Und dass der
Verfassungsschutz die Bedrohung endlich ernst nimmt.

 Dieser Satz Gaulands bei Maischberger könnte das Ende der AfD
 bedeuten

Die AfD klagt derzeit gegen die Überprüfung des
Verfassungsschutzes (Quelle). Also gegen die öffentliche
Bekanntmachung der Überprüfung. Denn bereits diese schadet dem
Image der Partei. Dass das Amt endlich Schritte für eine
Überwachung der Partei eingeleitet hat, ist richtig und
wichtig. Eine Überwachung würde die faschistischen Tendenzen
in der Partei quasi behördlich bestätigen und damit auch den
letzten Zweiflern die Möglichkeit nehmen, das zu verleugnen.

5.) Chemnitz & die Nazis
Kommen wir noch einmal auf die faschistischen Tendenzen in der
AfD zu sprechen. Viele AfDler empören sich über die „Nazi-
Keule“. Manchmal zu Recht. Aber der Höcke-„Flügel“ der AfD,
der laut Gauland satte 40% der Partei ausmacht und damit
stärkste Kraft in der Partei ist, ist der Knackpunkt. Die
meisten in der AfD fischen am rechten Rand, bedienen sich
fremdenfeindlicher Ressentiments, hauen rassistische Sprüche
raus, und so weiter.

„Nazi“ ist da trotzdem oft überzogen. Aber beim „Flügel“, der
vom Verfassungsschutz bereits als „Verdachtsfall“ eingestuft
worden ist, sind, wie auf 400 Seiten des Gutachtens
nachzulesen ist, schon eindeutige faschistische Tendenzen und
Forderungen zu sehen (Mehr dazu hier). Die AfD gewann seit
ihrer Gründung mit der immer weiteren Radikalisierung immer
weiter an Stimmen. Zunächst wurde der wirtschaftsliberale
Flügel Luckes gestürzt und später der rechtspopulistische
Flügel Petrys.
Der Einfluss der Faschisten wuchs immer weiter. Den Höhepunkt
erreichte die Radikalisierung im Spätsommer 2018 mit Chemnitz,
als die AfD offen mit vom Verfassungsschutz beobachteten
Neonazis und anderen Rechtsextremen gemeinsam durch die Stadt
marschierte, zusammen mit Hitlergrüßen, Angriffen auf
Journalisten und Menschen anderer Hautfarbe (Mehr dazu).

Es zeigte deutlich, wie faschistisch die AfD in weiten Teilen
inzwischen geworden war – und wie wenig der Rest der Partei
fähig oder willens war, etwas dagegen zu unternehmen. Zu
diesem Zeitpunkt hatte die AfD ihre höchsten Umfragewerte.
Aber seit diesem Wendepunkt begann der stetige Rückgang der
Wähler, denen diese hässliche Fratze des Faschismus dann doch
zu viel war.

6.) Greta, Diesel und Co.
Kommen wir also zu den Flüchtlingen zurück. Oder besser
gesagt: Eben nicht mehr. Die nationale Debatte hat sich weg
bewegt von Obergrenzen und Kriminalität. Wir reden jetzt über
die Klimakrise, Diesel-Fahrverbote, Grenzwerte und so weiter.
Die AfD hat bei diesen Themen nichts mehr zu bieten. Natürlich
wird die Debatte teilweise weiter auf dem gleichen
populistischen Niveau geführt, man blicke nur auf die „100
Lungenärzte“.

 Keine Belege, keine Experten: 5 Fakten          zu   den   100
 Lungenärzten gegen Schadstoffgrenzwerte

Aber hier fehlt der AfD das Alleinstellungsmerkmal. Union und
FDP decken die „Gegenseite“ zu den Feindbildern der AfD
(Grüne, Linke) bereits ab, gelegentlich auch mit Populismus.
Was kann die AfD also noch beisteuern? Mit glatter
Klimawandelleugnung kommt sie auch nicht weit, mit Populismus
ist sie nicht allein. Sie ist hier nicht die einzige
„Alternative“. Warum also die Schmuddelpartei wählen?
Und nun kommt eine Person wie Greta Thunberg und nutzt „grünen
Populismus“. Das mag man kritisch sehen, aber Fakt ist: Wenn
Klima und Co. emotional diskutiert werden, redet man nicht
mehr über die typischen AfD-Themen. Das Agenda-Setting durch
Greta ist gelungen, ob man das befürwortet oder nicht.
Natürlich wird versucht, mehr über ihre Person zu reden als
über Maßnahmen gegen die Klimakrise. Aber ein Erfolg ist zu
verbuchen: Die AfD-Themen sind weg. Und dadurch verliert sie
an Boden.

 Greta Thunberg: Bis zu 50% der Hass-Kommentare stammen von
 Fake Accounts

Das Ende der Faschisten herbeiführen
Die AfD taumelt. Und egal, ob man ein Demokrat des
sozialliberalen oder konservativen Spektrums ist, sollte man
ein Interesse haben, die Rechtsextremen und ihr Netzwerk aus
dem Bundestag zu schaffen. Die AfD ist derzeit ein Sprungbrett
für   allerlei     Holocaust-Leugner,       Faschisten     und
Ethnopluralisten. Ob die AfD sich vollends zur „Höcke“-Partei
entwickelt und dadurch selbst zerstört, oder den seit Jahren
überfälligen Deradikalisierungsprozess durchführt, ist aus
dieser Sicht erst einmal zweitrangig. Wichtig ist, dass wir
jetzt nicht zulassen, dass rechtsextreme Einstellungen weiter
normalisiert und hofiert werden.

 AfD vor dem Abgrund: So können          wir   das   Ende    der
 Rechtsextremen herbeiführen

Artikelbild: Höcke: knipsdesign,     shutterstock.com,      Greta
Thunberg: Jan Ainali, CC BY-SA 4.0

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Musste Maaßen wirklich gehen,
damit die AfD beobachtet
werden kann?

AfD zum Prüffall erklärt
Der Verfassungsschutz prüft jetzt, ob die Alternative für
Deutschland in Zukunft bundesweit überwacht werden soll. Teile
der AfD werden in einigen Bundesländern bisher bereits
überwacht, so die Jugendorganisationen der AfD in Bremen,
Niedersachen und Baden-Württemberg. Der rechtsnationale
„Flügel“ der AfD um Björn Höcke wurde darüber hinaus zum
„Verdachtsfall“ erklärt – Das heißt, eine Beobachtung ist
eingeschränkt möglich.
Die Gesamt-AfD ist allerdings bisher nur ein „Prüffall“, was
heißt, dass der Verfassungsschutz bisher tatsächliche
Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen sieht,
aber (zumindest noch nicht) eindeutige extremistische
Tendenzen. Das heißt aber auch, dass eine endgültige
Beobachtung noch nicht entschieden ist. So viel zu den Fakten
(Quelle).

AfD-AnhängerInnen, aber auch PolitikerInnen sehen darin jetzt
retrospektiv den „wahren Grund“, warum der vorangegangene
Verfassungsschutz-Chef Maaßen entlassen wurde. Das ist
tatsächlich einer der Gründe, warum Maaßen eine Fehlbesetzung
war, aber nicht der ausschlaggebende. Wir möchten das zum
Anlass nehmen und an die vielen Probleme der Person Maaßen in
diesem Amt erinnern, von denen Chemnitz der Tropfen war, der
das Fass zum Überlaufen brachte.

1. MAASSEN SOLL DIE AFD BERATEN HABEn
In der zweiten Jahreshälfte 2015 hat sich Maaßen unter
anderem zweimal mit Frauke Petry getroffen, ohne das
Kanzleramt darüber zu informieren. Die AfD war damals
wohlgemerkt noch nicht im Bundestag. Die AfD-Aussteigerin
Schreiber behauptet in ihrem Buch, dass es darum ging, wie die
Rechtsextremen       eine      Beobachtung      durch      den
Verfassungsschutz vermeiden könnten. Der BfV-Präsident
bestreitet das. Maaßen war kein Freund der Objektivität,
sondern ein Freund der AfD.

2.  GEHEIME   INFORMATIONEN AUS                          DEM
VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT AN DIE                          AFD
WEITERGEGEBEN
Laut Kontraste hat der Verfassungsschutzpräsident dem AfD-
Politiker Brandner „Zahlen aus dem Verfassungsschutzbericht“
genannt, der „noch nicht veröffentlicht“ gewesen sei. Das
bestätigt der AfD-Mann. Das war 5 Wochen vor der
Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichtes. Das sei
unüblich und spricht erneut für eine Sonderbehandlung der AfD.
Doch das waren nicht die einzigen Dinge, die sie besprochen
haben sollen:

3. ÜBER HAUSHALT DES VERFASSUNGSSCHUTZES
GESPROCHEN?
Brandner sagte Kontraste ebenfalls mehrmals, dass er mit
Maaßen auch über den Haushalt des Verfassungsschutzes
gesprochen habe. Dabei ist dieser geheim und darf nur
im Vertrauensgremium mit ganz wenigen Bundestagsabgeordneten
besprochen werden. Zur Erinnerung: Maaßen selbst war es, der
Netzpolitik.org wegen „Landesverrat“ anzeigte, als sie unter
anderem Details aus dem Haushalt des Verfassungsschutzes
veröffentlichten!

4. FALL AMRI: MAASSEN HAT ÜBER V-MANN
GELOGEn
Dem Verfassungsschutzpräsidenten wird darüber hinaus auch
vorgeworfen, beim Anschlag Amris am Breitscheidplatz gelogen
zu haben. Er hatte einen V-Mann im Umfeld Amris eingeschleust.
Doch er hat bestritten, dass es so einen V-Mann gegeben
hätte. Eine Lüge, wie sich herausstellte. Warum log er? Was
wusste der V-Mann? Hätte der Anschlag verhindert werden
können? Das weiß bis heute niemand.

5. MAASSEN Wollte SS-OFFIZIER POSTHUM
SCHÜTZEn
Zwischen dem Verfassungsschutz und einem Reporter kam es zu
einer juristischen Auseinandersetzung. Das geht aus der Mail
eines Journalisten an mehrere Bundestagsabgeordnete hervor,
die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt. Ein
Journalist wollte die Herausgabe von über 30 Jahre alten
Akten    zum    Kriegsverbrecher       SS-Hauptsturmführer
Brunner einklagen. Und bekam Recht. Doch Maaßen erkennt das
Urteil nicht an. Er ging in Revision und hat angekündigt,
das Bundesarchivgesetz entsprechend ändern zu wollen. Warum
schützt der Geheimdienst diesen Nazi und missachtet die Justiz
und Pressefreiheit?

6. ER VERSUCHTE, DIE LÜGE ÜBER V-MANN ZU
VERTUSCHEN
Laut eines Berichts des Tagesspiegels hat das Bundesamt für
Verfassungsschutz früh versucht, auf die Aufdeckung der
Existenz des V-Mann Einfluss zu nehmen. Wie auch das BfV
selbst bestätigt, hatten sie „anwaltliche Korrekturbitten“
versendet. Darin forderte sie angeblich die Medien auf, nicht
darüber zu berichten. „Falschberichterstattungen“ würden die
Sicherheitsbehörden diskreditierten hieß es. Doch es war
natürlich nicht falsch. Eine Warnung vor einer Falschmeldung,
die gar keine war? Eine bekannte Taktik, denn:

7.   MAASSEN   VERBREITETE                    UNBELEGTE
VERSCHWÖRUNGSTHEORIE
Diese Frechheit brachte ihn schließlich zu Fall: Laut
Verfassungsschutzpräsident seien deutsche Medien auf eine
Falschmeldung hereingefallen. Er behauptete: „Es liegen keine
Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu
diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.“ Doch das stimmt
ebenfalls      überhaupt     nicht,     wie    sich     später
herausstellt. Abgesehen davon, dass Maaßen darüber mit der
BILD geredet hat, anstatt seine Vorgesetzten zu informieren.

Und abgesehen davon, dass er völlig ohne Belege sagte, dies
sei eine versuchte Ablenkung vom Totschlag in Chemnitz. Das
war zum einen eine reine Verschwörungstheorie, die den
lächerlichen „Lügenpresse“-Rufen der AfD in die Hände spielte.
Zum anderen hat er von „Mord“ gesprochen, obwohl wegen
Totschlags ermittelt wurde. Erneut eine sprachliche Eskalation
im Sinne von Rechtsextremen. Maaßen distanzierte sich nicht
von den Äußerungen, aber erklärte politischen Motive – Etwas,
das seinem Amt nicht angemessen ist.

8. SCHÜTZTe MAASSEN DIE AFD VOR EINER
ÜBERWACHUNG?
Es gab Hinweise darauf, dass Maaßen aktiv die AfD vor einer
Überwachung durch den Verfassungsschutz schützte. Die
Verfassungsschutzämter einiger Bundesländer hatten schon im
März 2018 bei einer Amtsleitertagung eine Beobachtung der AfD
zumindest in Teilen vorgeschlagen. Doch dem Innenministerium
wurde   übermittelt:    Eine   Überwachung    sei   nicht
„gewünscht“. Man behauptete sogar, diese Einschätzung sei
einhellig gewesen, was bewiesenermaßen nicht stimmt. Experten
zu Folge bestand der Verdacht, dass „Herr Maaßen die AfD
systematisch vor nachrichtendienstlicher Beobachtung schützen
will“.

MAASSEN – EIN RECHTER HARDLINER
Alles deutet daraufhin, dass Maaßen die AfD beraten hat, sie
vor einer Bewachung schützte und ihr politisch durch gezielte
Falschaussagen wie über Chemnitz Unterstützung gab. Über den
Fall Amri wollen wir gar nicht reden, der der AfD-Angst-
Narrative viel Vorschub geleistet hatte. Maaßen war schon
immer ein rechter Hardliner. Seine Promotion 1997 handelte
über „Die Rechtsstellung des Asylbewerbers im Völkerrecht“.

Darin beschwerte er sich 1997 über die „unkontrollierte
Masseneinwanderung“ über das Asylrecht. Unkontrolliert!
Masseneinwanderung! Im Jahr 1997! Im Jahr 1997 gab
es lediglich ein paar tausend anerkannte Flüchtlinge. Es ist
keine Übertreibung zu sagen, dass Maaßen eine politische
Agenda hatte und sich diese mit der der Rechtsextremen der
AfD deckt. Er verbreitete AfD-Narrative lange bevor es die AfD
gab. Es ist deutlich, dass er seine Aufgabe als oberster
Verfassungsschützer     seinen    persönlichen    politischen
Einstellungen unterordnete.

In gewisser Weise musste er also tatsächlich gehen, damit
endlich geprüft werden könne, ob die AfD verfassungsfeindlich
und extremistisch ist. Doch was ihm wirklich das Amt kostete
war seine offene und buchstäbliche Parteilichkeit. Natürlich
sah die AfD kein Problem darin. Aber ob die insgesamt 1070
Seiten an Belegen, die jetzt zusammengetragen wurden, eine
Beobachtung rechtfertigen, werden wir erst sehen. Wir sind der
Meinung, Indizien gibt es genug, siehe hier:

 11 Gründe, warum die AfD vom Verfassungsschutz überwacht
 werden sollte

Artikelbild: Bundesministerium des Innern/Sandy Thieme, CC BY-
SA 3.0 DE

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Magnitz & das Kantholz: Die
AfD instrumentalisiert sogar
ihre eigenen Leute

Krokodilstränen
Eines vorweg: Ich wünsche Herrn Magnitz schnellste Genesung &
verurteile den Angriff auf ihn aufs Schärfste. Das erwähne
ich,    obwohl     es    selbstverständlich       ist.     Der
Bundestagsabgeordente der AfD wurde vor zwei Tagen angegriffen
und verletzt. PolitikerInnen aller Parteien haben den Angriff
ebenfalls verurteilt. Und das ist gut und richtig. Aber die
AfD ist kein Opfer und ist es nie gewesen.

Sie stellt sich gerne als solches dar. Da sind „weiße Männer“
plötzlich eine unterdrückte Minderheit (Hier) und alle anderen
Parteien spielen unfair. Regelmäßige LeserInnen unseres Blogs
wissen jedoch, dass die AfD nicht nur mit politisch mit
schmutzigen Tricks spielt, wie beim letzten Hammelsprung
(Hier), ihre Abgeordneten die kriminellsten von allen Parteien
sind (Hier), sondern auch die meisten Lügen verbreiten (Hier).
Die Heuchelei der AfD
Das Problem ist, dass die AfD systematisch unser (politisches)
Klima vergiftet. Sie hetzt mit Lügen und Unterstellungen gegen
Minderheiten und ihre politischen GegnerInnen. Sie will diese
„jagen“ und „entsorgen“. In den geschlossenen Gruppen auf
Facebook und in den Kommentarspalten sprechen ihre Anhänger
täglich davon, Flüchtlinge zu töten (Hier) oder Frau Merkel
(Hier) und bejubeln einen Attentäter, der „Ausländer töten“
wollte (Hier). Die AfD ist gewalttätig. Sie ist kein Opfer.
Auch Frank Magnitz findet Gewaltfantasien gegen Frau Merkel
zumindest lustig, wenn man sich einen Post von vor 3 Jahren
ansieht:

Screenshot hier: Link, (Das würde selbstverständlich niemals
einen Angriff auf ihn rechtfertigen!)

Im Schnitt gibt es vier Angriffe auf Flüchtlinge TÄGLICH.
(Quelle) Am 29. August brechen drei Täter einem Syrer das
Nasenbein (Quelle), am 1. September verprügeln zwei Männer
ein Mitglied des Integrationsrates und seinen Begleiter, einen
Geflüchteten aus Afghanistan (Quelle). Am 5. September schlägt
ein 20-jähriger einem syrischen Schüler eine Bierflasche auf
den Kopf (Quelle). Am 23. September schlägt ein Mann auf zwei
Frauen aus Somalia und Äthiopien ein (Quelle). Nur ein paar
Beispiele.

Die AfD hat diese Fälle nie mitbekommen, geschweige denn sich
von dieser Gewalt distanziert. Sie fühlt sich dafür nicht
verantwortlich. Nicht für Ausschreitungen wie in Chemnitz.
Auch nicht für Angriffe auf andere PolitikerInnen. Parteichef
Gauland sagte 2016: „Man muss politische Auseinandersetzungen
führen dürfen, ohne für kriminelle Handlungen verantwortlich
gemacht zu werden“. (Quelle)
Sie instrumentalisiert sogar ihre eigenen
Leute
Die AfD hat wenig Skrupel, jede noch so obskure Straftat für
ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Da werden drei betrunkene,
prügelnde Jugendliche aus Amberg zur nationalen Debatte,
während bis zu 20 vermummte, gewalttätige Deutsche aus Wurzen
kaum Erwähnung finden (Quelle). Oder eine Tötung durch
Deutsche in Blankenburg (Quelle). Und auch wenn das Opfer wie
bei Magnitz selbst AfD-Abgeordneter ist, schreckt man
anscheinend nicht davor zurück, das auszuschlachten.

Erstens: Dass die Tat politisch motiviert war, ist zwar nahe
liegend, aber noch lange nicht bewiesen. Wir sollten uns daran
erinnern, dass wir solche Debatten inzwischen führen, bevor
wir wissen, was passiert ist. Das hinderte die AfD aber nicht
daran, das bereits faktisch so zu behandeln. Und den anderen
Parteien dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wir
erinnern uns: Die AfD hält sich wiederum nicht für Angriffe
auf Flüchtlinge oder politische Gegner verantwortlich.

Und als sei der Angriff und die Verletzungen Magnitz nicht
schlimm genug: Warum hat die AfD in ihrer Pressemitteilung
über den Vorfall gelogen und ausgeschmückt? Wie die Polizei
gestern mitteilte, haben die Täter entgegen der Aussagen der
Partei ihn nicht mit „einem Kantholz“ bewusstlos geschlagen,
nicht „gegen seinen Kopf getreten“ und auch kein „Bauarbeiter“
sei zu Hilfe geeilt, um den Angriff zu stoppen. Selbst der
inzwischen wieder zu Bewusstsein gelangte Magnitz denkt, es
könnte auch einfach ein Raubüberfall gewesen sein. (Quelle)

Die AfD kann das Lügen nicht abstellen
Ist die Wahrheit nicht „dramatisch“ genug, AfD? Ich weiß,
warum sie es so dargestellt haben. Damit es maximal so
aussieht wie ein geplanter, politisch motivierter Anschlag.
Die AfD, die sich als Opfer aufspielen möchte, kann es nicht
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