Mit Erdwärme gegen die Erderwärmung - Anwendungsbeispiele vom Geothermie-Forum 2021, mit Links zu allen Sessionen, Präsentationen und Videos
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Mit Erdwärme gegen die Erderwärmung Anwendungsbeispiele vom Geothermie-Forum 2021, mit Links zu allen Sessionen, Präsentationen und Videos Organised by Powered by
Erdwärme Natürliche Energie unter unseren Füssen Ende September 2021 trafen sich 300 Fachpersonen anlässlich des ersten na- tionalen Geothermie-Forums in Freiburg. Thema war die Erschliessung des geo- thermischen Potenzials, das unter unseren Füssen liegt. Denn bis 2050 könnten 25 % des Wärmebedarfs der Schweiz durch Erdwärme CO2-neutral gedeckt wer- den. Geothermie leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und der Reduktion von CO2-Emissionen. Ausserdem schafft Geothermie regionale Wert- schöpfung; ein Wirtschaftszweig also, der sich in voller Entwicklung befindet. «WIR WOLLEN UND MÜSSEN SIE NUTZEN – DIE ERDWÄRME. DAFÜR BRAUCHEN WIR SIE ALLE!» Nathalie Andenmatten Berthoud Präsidentin Geothermie-Schweiz «THINK BIG AND SCALE-UP WITH PARTNERSHIPS!» Marit Brommer Executive Director IGA International Geothermal Association Engagieren Sie sich und gestalten www.connect4geothermal.ch Sie die Zukunft mit!
Die Dekade der Geothermie Das erste nationale Geothermie-Forum ging am 21. September 2021 über die Bühne. Fast 300 Teilneh- mende aus 11 Ländern haben vor Ort und online teilgenommen. Durchgeführt wurden 8 Sessionen, wobei 34 Referate gehalten und in drei Sprachen FR/ DE/EN) simultanübersetzt wurden. Auf dem Markt- platz mit Ständen fanden über 200 1zu1-Gespräche zwischen verschiedenen Akteuren statt. Sie alle hel- fen mit, die Wertschöpfungskette der Geothermie weiterzuentwickeln, um die regional verfügbare Energie unter unseren Füssen zu nutzen und lokalen Mehrwert zu schaffen. Zur Erzeugung von Wärme, Kälte und Strom «Wir wollen und müssen sie nutzen, sind verschiedene geothermische Systeme verfügbar und werden in zahlreichen Ort- die Erdwärme» schaften bereits eingesetzt. Mit diesem Aufruf hat Nathalie Andenmatten Bert- houd von Geothermie-Schweiz das erste nationale Geothermie-Forum in Freiburg eröffnet. Und das Potenzial muss rasch freigesetzt werden. Es liegt uns zu Füssen, ist aber abgesehen von Erdwärmesonden noch wenig erschlossen. «25% des Wärmebedarfs der Schweiz kann mit Geothermie gedeckt werden, CO2-neutral und mit regionaler Wertschöpfung». Das zeigen Studien in der Schweiz wie auch in Europa. «Interkantonale Koordination ist notwendig.» Serge Boschung - Energiedirektion Kanton FR Die Nutzung dieses Energiepotenzials be- ginnt bei der Raumplanung und den Ener- gierichtplänen. «Wie für die Wasserkraft und die Windkraft sollen auch für die Geothermie bei den Kantonen übergeordnete Interessen fokussiert und auf Ebene Bund koordiniert werden», so das Plädoyer von Serge Bo- schung von der Energiedirektion des Kantons «Die Dekade der Geothermie für die Dekarbonisierung Fribourg. ist angebrochen.» Philippe Dumas, Direktor EGEC – Euro- pean Geothermal Council Alle Bilder © Roland J. Keller
Die verschiedenen erneuerbaren Energien sind er- gänzend und kombiniert für die Energiewende zu nutzen. «Auch nach der Ablehnung des CO2-Geset- zes bleiben die ehrgeizigen klima- und energiepoliti- schen Ziele des Bundesrates intakt. Geothermische Energie kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten, sowohl im Wärme- als auch im Stromsektor», so Frank Rutschmann vom Bundesamt für Energie. «Wir sind süchtig auf stets verfügbare Energie zu Die Zeit drängt sehr erschwinglichen Preisen.» Verglichen mit den hohen Erwartungen für die Frank Rutschmann, Bundesamt für Energie Energiewende – auch aus der nationalen Poli- tik – ist der Rhythmus heute zu langsam. «Um den Wandel zu beschleunigen, schaffen wir eine Dynamik der regionalen Zusammenarbeit und des Mehrwerts mit den verschiedenen Akteuren - dem Bund, den Kantonen Genf und Waadt, dem be- nachbarten Frankreich, SIG, der Universität, der Fachhochschule und den regionalen Unterneh- men. Angesichts des Klimanotstands gibt es keinen Platz für Sonderinteressen». Dies betonte Christian Brunier, CEO von SIG, und zeigte dies konkret anhand des Programms GEothermies auf. «Geothermische Energie ist für Genf von entscheidender Bedeutung, «Angesichts des Klimanotstands hat es um die Dekarbonisierung zu erreichen und auf die Kli- keinen Platz für Sonderinteressen.» makrise zu reagieren», betonte er. Christian Brunier, CEO SIG, Services industriels de Genève Es braucht Ehrgeiz, um voranzukommen. «Think big», hat Marit Brommer von der International Geo- thermal Association die Teilnehmenden ermuntert. «Realisiert mit Partnerschaften die Dekade der Geo- thermie für die Dekarbonisierung.» Alle Bilder © Roland J. Keller
Zusammen die Energiewende ermöglichen Das Zusammenspiel von Akteuren aus verschiede- nen Branchen kam in der abschliessenden Podiums- diskussion zum Ausdruck. Es nahmen teil: Philippe Dumas (European Geothermal Council), Nathalie An- denmatten Berthoud (Geothermie-Schweiz), Gianni Operto (AEE Suisse), Ronny Kaufmann (Swisspower), Andreas Hurni (Fernwärme Schweiz), Stephan Peter- hans (Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz) und David Stickelberger (Swisssolar). Denken Sie an die Geothermie? gegenseitiges Verständnis für die Realität der Anderen aufzubauen und zu pflegen. «Wir sind uns hier auf dem Podium alle einig, Eine Branche im Aufbruch auf die Umsetzung wird es ankommen.» Am Geothermie-Forum war der Ehrgeiz der Akteure aus der Geothermie Szene deutlich Die Vertreter dieser Verbände waren sich einig, dass spürbar, um ihren Beitrag für die Energie- die verschiedenen erneuerbaren Energien zusam- wende zu leisten. Diese Branche ist im Auf- men zur Dekarbonisierung beitragen können, und schwung und von einer grossen Dynamik dass dafür gemeinsame Aktionen zu unternehmen getrieben. Sicher ist, dass die Akteure der sind, z.B. in Sachen Aus- und Weiterbildung, Aufklä- verschiedenen Anspruchsgruppen engagiert rung und Kommunikation. Auch sollten weitere Ver- sind. bände aus dem Ingenieurwesen, der Architektur und der Haustechnik integriert werden, um die erneuer- bare Energie dann auch optimal einzusetzen. Ein Schulterschluss der Teilbranchen genügt allei- ne nicht, um die kommenden Herausforderungen zu lösen. Auch die Rahmenbedingungen müssen dafür stimmen. Hier wird von den Branchenver- treterInnen eine Unterstützung in der Energie-, Die Moderatoren berichten über den Aufbruchgeist, Umwelt- und Raumplanungspolitik erwartet. Eine der am Forum herrschte: vermehrte Koordination von Prozessen und Bestim- Vincent Badoux (Geotest), Benoît Valley (Université mungen unter den Kantonen sowie eine bessere Ab- Neuchâtel), Joachim Poppei (CSD Ingenieure), Karl- Heinz Schädle (Schädle GmbH), Michel Meyer (SIG), stimmung mit der Eidgenössischen Politik ist eine Olivier Lateltin (Swisstopo), Cédric Höllmüller (Geo- Notwendigkeit für die Beschleunigung der Energie- thermie-Schweiz). wende. Vereinfachungen im Gesamtsystem sind un- abdingbar, alle Akteure sind gefordert. Dafür ist ein Alle Bilder © Roland J. Keller
Beispiele in der ganzen Schweiz Zahlreiche Projekte zeugen davon, was Geothermie heute schon zur Dekarbonisierung der Gesellschaft beiträgt und bald noch leisten wird. Die geothermische Dynamik ist in der Westschweiz besonders gross: Mit dem Programm GEothermies verfolgen der Wie Niels Giroud von den SIL - Stadtwerke Kanton Genf, SIG und verschiedene Partner in Lausanne berichtete «ist die hydrother- Genf und in den französischen Nachbarregio- male Geothermie eine unumgängliche nen das Ziel, bis 2035 etwa 20% Wärme mit Ressource für den Klimaplan der Stadt Geothermie zu erzeugen. Lausanne.» Die Vorbereitungsarbeiten laufen, um diese Ressource zu erschlies- Grenzüberschreitend um das CERN herum be- sen. Eine seismische 2D-Kampagne hat liefert ein Anergienetz ein Industrie- und Wohn- stattgefunden, die Organisation Geool AG quartier im Pays de Gex. Gilles Bouvard von mit verschiedenen Energielieferanten der Terrinov hat erläutert, wie damit verbunden Region wurde gegründet, Explorations- ein regionales Ökosystem für Innovation und bohrungen sind in Vorbereitung und bis Unternehmertum entstanden ist. 2030 sollen zwei Energieanlagen mit war- men Untergrundwasser in Betrieb sein. Roland Stoll von Stoll Frères erzählte, war- um und wie er in seinem Betrieb für den Ge- Daniel Clément von EnergeÔ hat den Pro- müseanbau in Yverdon-les-Bains hydrother- zess für die Gewinnung von hydrother- male Geothermie als Energiequelle für die maler Wärme aus dem Untergrund in der Heizung seiner Gewächshäuser einsetzen Region La Côte erläutert. Ein wichtiger will. «Unsere Grosskunden, die Supermärkte, Meilenstein des Projekts: Die seismische verlangen ab dem Jahr 2025 Gemüse, das ohne Kampagne für die digitale Kartographie. CO2-Emissionen produziert wird. Geothermie «Eine Etappe nach der anderen, wir bren- ist die natürliche Antwort darauf». nen auf den Erfolg», so die Aktionäre von EnergeÔ. Auch in der Deutschschweiz zeugen Projekte vom Beitrag der Erdwärme zur Reduktion des CO2-Ausstosses: Evelyn Rubli von IWB erläuterte das ambitiöse Martin Dietler von Primeo Energie hat prä- Ziel, sich in Basel von den fossilen Energieträ- sentiert, wie der Wärme- und Kältehaus- gern zu verabschieden und die Fernwärmenet- halt mit Erdwärmesonden für das Areal ze auszubauen. Hydrothermale Wärme wird vom Switzerland Innovation Park Basel dabei weiter eine wichtige Rolle spielen. «Der geregelt wird. «Der Bedarf an Kälte im Ge- Kooperationsvertrag zwischen IWB und dem bäudepark wird weiter zunehmen. Die Nut- Wärmeverbund Riehen für die Durchführung zung des Erdreiches als thermische Batterie einer seismischen 3D-Kampagne in Riehen und hat damit eine grosse Zukunft». südlich des Rheins ist unterschrieben. weiter auf der nächsten Seite
Seit 1994 wird Riehen durch das Fernwärme- Martin Jutzeler von EWB hat über die netz mit hydrothermaler Wärme versorgt, hat Fortschritte im Projekt Geospeicher Karl-Heinz Schädle erzählt. «Bis 2020 hat das Bern berichtet. Für die im Sommer pro- natürlich heisse Wasser ungefähr einen Drit- duzierten Wärme aus der Kehrichtver- tel der 950’000 MWh des Fernwärmenetz in brennung realisiert EWB einen grossen Riehen geliefert». Der Ausbau mit dem Projekt unterirdischen Speicher. Damit kann «geo2Riehen» ist geplant. Nun wird eine seis- diese Wärme im Winter für das Fern- mische 3D-Kampagne die digitale Kartographie wärmenetz gebraucht werden. Es ist des Untergrundes an der Grenze zwischen der eines der Pilot- und Demonstrationsob- Schweiz und Deutschland ermöglichen. jekte des EU Projektes Heatstore. In Davos liefert seit 2018 eine hydrothermale In Zürich bezeugt das Anergienetz Frie- Energieanlage einen Teil der Wärme für das Fern- senberg, wie der Kältebedarf von Daten- wärmenetz der Stadt. Stephan Bolay von Geotest zentren im Dienstleistungssektor mit hat erklärt, wie dieses aus einer artesischen Quel- dem Wärmebedarf zum Wohnen und le stammende Wasser für die Wärmeproduktion mit dem Untergrund als Speicher auf genutzt wird. 2020 hat diese Wärmequelle, kom- einem Areal optimal kombiniert wer- biniert mit Wärmesonden, 54 GWh/a des Wär- den kann. Für Matthias Kolb von Anex mebedarfs von 330 GWh/a in Davos geliefert. Ingenieure eine Selbstverständlichkeit: Das realisierbare Potential liegt bei 135GWh/a – «Die gesamtheitliche Energieplanung und damit bei mehr als einem Drittel des gesam- eines Areals mit einem Anergienetz und ten Wärmebedarfs. der Nutzung des Erdreichs als Speicher ermöglicht eine grössere Energieeffi- zienz.» Eindrücklich sind auch die Beispiele aus den Niederlanden, die von Dio Verbiest von Geo- thermie Nederland präsentiert wurden: Gewächshäuser, die mit hydrothermaler Energie ge- heizt werden, sowie grosse Hybridnetze mit verschiedenen Wärmequellen und Wärmenutzern. Es gibt zahlreiche zusätzliche Projekte, die am diesjährigen Forum nicht präsentiert werden konnten.
Systeme im Verbund Bei allen Projekten spielen verschiedene Syste- me ineinander. Auf dieses Zusammenspiel kommt es an, für die Energieeffizienz des Gesamtsystems wie auch für die Zusammenarbeit aller Akteure und die Entwicklung der Wertschöpfungskette. Die Aspekte des systemischen Ansatzes wurden am Forum in verschiedenen Präsentationen beleuchtet: Je nach Anforderungen und geographischen Gege- benheiten kommen verschiedene technische Erd- wärmesysteme zum Einsatz, um die Nutzung dieser natürlichen Energiequelle zu optimieren. Einen Über- «Aus dem Projekt ist ein unternehmerisches und blick lieferte Katharina Link (Geothermie-Schweiz). innovatives Ökosystem über die Grenze hinweg ent- standen». Gilles Bouvard, Terrinov Durch die Kopplung von Erdwärme mit Wärmepum- pen kann mehr Wärme oder Kühlung erzeugt wer- den. Was dabei zu berücksichtigen ist, hat Fabrice generiert, hat Florian Rüesch vom Institut für Rognon von CSD Ingenieure und der Fachvereinigung Solartechnik anhand verschiedener Beispiele Wärmepumpen Schweiz erläutert. von grösseren Überbauungen aufgezeigt. Die Erdwärme wird vertikal im Untergrund gewonnen Welchen Bedarf es an CO2-neutraler Wärme und dann horizontal in Areale und Quartiere verteilt. und Kälte im urbanen Raum in der Schweiz Die Verbindung von Geothermie mit Fernwärmenet- gibt, und was die Geothermie in diesem Kon- zen ist dabei wesentlich. Andreas Hurni von Fernwär- text beitragen kann, hat Martin Jakob von me Schweiz hat verschiedene Szenarien aufgezeigt, TEP Energy mit Hintergrundinformationen, wie dieses Zusammenspiel verbessert werden kann. Analysen und Schlussfolgerungen erläutert. Wie kann der Untergrund für Energiespeicherung Die hydrothermale Wärme bietet ein gros- und saisonale Phasenverschiebung optimal genutzt ses Potenzial, das in der Schweiz noch we- werden? Wie können diese Speichereigenschaften nig genutzt wird, obwohl die entsprechende modelliert werden und in die Planung von urbanen Technologie reif ist. Warum dies so ist und Energiesystemen einfliessen? Diese Fragen hat das wie dies geändert werden kann, wurde im EU-Projekt Heatstore beantwortet. Luca Guglielmetti Rahmen des Programms Transfer im Projekt und Fleury de Oliveira (Universität Genf) haben die Starterleichterung für hydrothermale Geo- Resultate und die entsprechende Modellierung für thermieprojekte in der Schweiz von Fabien- die Schweiz, und im speziellen für Genf, erörtert. ne Sierro von der ZHAW untersucht und am Forum erläutert. Auch Geostrukturen können Wärme und Kälte im Untergrund speichern. Damit kann im Untertagebau Mit der Erschliessung von geothermischer die Energieeffizienz im urbanen Raum verbessert Energie sind geologische Risiken verbunden. werden, bei Neubauten wie in der bestehenden Bau- Nicole Lupi vom Bundesamt für Energie hat substanz. Dies hat Alessandro Rotta Loria von geoeg die entsprechenden Unterstützungsmass- anhand verschiedener Beispiele gezeigt. nahmen des Bundes für die Risikominimie- rung erläutert sowie die Resultate des EU Speicherung und Phasenverschiebung im Untergrund Projektes Georisk präsentiert. ist auch die Schnittstelle für die optimale Kombinati- on von Solar- und Geothermie. Wie diese Mehrwert Bild © Roland J. Keller
Ressource Untergrund: kennen, schützen und nutzen Die Schweiz hat im Vergleich zu anderen Ländern wenig Kenntnisse über ihr tiefes Erdreich. Das Teilen von Wissen und Erfahrungen ist grundlegend, um das Potenzial des Untergrundes für die Gewinnung von Energie und Ressourcen, die Raumnutzung, die Lage- rung von Stoffen sowie für den Transport nutzen zu können. Gleichzeitig dürfen die natürlichen Kreisläu- fe der Erde nicht gestört werden. Auch diese Aspekte wurden am Forum thematisiert. Ein digitales Modell des Genfer Untergrundes Die Zusammenhänge zwischen den Kenntnissen entsteht mit einer seismischen 3D Kampagne. zum Untergrund, der Innovation, der Wettbewerbs- fähigkeit und dem Zugang zu Daten hat Gunter Sid- diqi, ehemaliger Leiter Forschung Geothermie und Mittels seismischer 3D-Kampagnen können Carbon Capture beim BFE erläutert. Die Grundlagen digitale 3D-Modelle des Untergrundes er- sind vorhanden. «Notwendig sind Innovation für die stellt werden. Damit wird präzise bestimmt, Wettbewerbsfähigkeit der Tiefengeothermie, Be- was wo gemacht werden kann. Dabei wird schleunigung der Aktivitäten für Investorenrenditen, der dafür nötige Aufwand ebenso mitberück- Berücksichtigung neuer Anforderungen wie z.B CO2- sichtigt wie die Balance zwischen Nutzung Speicherung und die nachhaltige Verfügbarkeit und und Schutz. Im Herbst 2021 ist eine solche der Zugang zu Untergrund-Daten. Das ist in der föde- 3D-Seismik-Kampagne in Genf im Rahmen ralistischen Schweiz eine Herausforderung.» des Programmes GEothermies durchgeführt worden. Speziell dafür ausgerüstete Fahr- Der Schweizer Untergrund wird auch im Zusammen- zeuge versetzen den Boden in Schwingung hang mit der Entsorgung radioaktiver Abfälle in geo- und messen das Echo. Was es bedeutet, die logischen Tiefenlagern untersucht. Die entsprechen- 50‘000 Messungen einer solchen Kampagne den Standortuntersuchungen der Nagra und die im Grossraum Genf durchzuführen, haben damit gewonnenen Daten und Erkenntnisse wurden Nicolas Clerc vom Kanton Genf und Frédéric von Bernd Frieg von der Nagra vorgestellt. Die Nag- Mirjolet von den SIG erläutert. ra hat schon an Geothermieprojekten mitgearbeitet und ist für weitere Zusammenarbeiten interessiert. Der Untergrund bietet verschiedene Mög- lichkeiten und wird vielfach genutzt: für die Explorationsbohrungen ermöglichen die Identifika- Gewinnung und Speicherung von Energie tion von Standorten mit Energiepotenzial im Unter- und Ressourcen, den Transport, die räumli- grund, sogenannte geologische Reservoirs. Um die che Entwicklung, die Regeneration von Was- Erkundung des Untergrundes für Geothermie in der ser, den Ausgleich von Wärme und Kälte und Schweiz zu vereinfachen, wurde im Rahmen des Pro- für weitere natürliche Kreisläufe. Um allen grammes Transfer das Projekt Mindestdaten für Ex- Ansprüchen an den Untergrund gerecht zu plorationsbohrungen initiiert. Um welche Daten es werden, wird zurzeit im Auftrag des Bundes- sich dabei handelt und wie man zu diesen kommt, hat rates eine nationale Strategie für den Unter- Maximilian Keim von der Geothermie-Allianz Bayern grund erarbeitet. Laurent Vulliet, Mitglied erläutert. Das Projekt läuft noch und zielt darauf ab, der Eidgenössischen geologischen Fachkom- einen Standard vorzuschlagen, der sowohl wissen- mission, berichtete über den Stand der Dinge. schaftlichen Kriterien als auch der Umsetzungsreali- tät in der Praxis gerecht wird. Bild © Roland J. Keller
Innovation: Stromerzeugung, Lithium- Gewinnung, CO2-Speicherung Wenn die Temperatur hoch genug ist, kann in gros- Innovation wird sehr oft von FachexpertIn- ser Tiefe auch Strom mittels Erdwärme erzeugt wer- nen aus Technik und Wissenschaft getrieben. den. In Kombination mit der Aufnahme von Wärme Ohne soziale Akzeptanz fasst jedoch keine aus dem Untergrund können auch mineralische und Innovation Fuss. Für die Geothermie ist die metallische Stoffe gewonnen sowie CO2 im Erdreich soziale Akzeptanz von zentraler Bedeutung, gespeichert werden. Der diesbezügliche Stand der denn ohne Zustimmung der lokal betroffenen Dinge wurde am Forum ebenfalls thematisiert. Bevölkerung kommt kein Projekt zustande. Matthias Holenstein von der Stiftung Risiko- Martin O. Saar von der ETH Zürich hat einen Über- dialog hat den Spannungsbogen Innovation, blick über die verschiedenen Systeme der Tiefen- Risiko und soziale Akzeptanz erläutert und geothermie gegeben: von der hydrothermalen und Hinweise gegeben, wie und wo die Geother- petrothermalen Geothermie über sogenannte «ad- mie in der Schweiz ansetzen kann. vanced geothermal systems» und der Kombination von Geothermie mit CO2-Speicherung bis zur Gewin- nung von Stoffen aus dem Untergrund hat er den ak- tuellen Stand der Forschung und der Technik erläu- Versuche zur Minimierung des seismischen Risikos erfolgen im Untergrundlabor Bedretto im Tessin. Forschende verschiedener Hochschulen testen un- terschiedliche Methoden und Verfahren dafür. «Die Zwischenresultate sind erfolgversprechend», meinte Olivier Zingg von Geo Energie Suisse. Die Kombination von Geothermie und Lithium- Gewinnung ist vielversprechend. Wie das funktio- niert und was diesbezüglich der Stand der Dinge an Verschiedene Geothermiesysteme im Überblick. der Grenze zwischen Frankreich und Deutschland entlang dem Rheingrabens ist, hat Jean-Jacques Graff von der AFPG erklärt. Closed Loops bzw. geschlossene Systeme im tie- fen Untergrund sind eine erfolgversprechende Weiterentwicklung der Geothermie. Wie bei Erd- wärmesonden fliesst Flüssigkeit in einem ge- schlossenen System im Untergrund und nimmt Wärme auf. Das geschieht jedoch in viel grösse- rer Tiefe als bei herkömmlichen Erdwärmesonden. Daniel Mölk von Eavor hat dargelegt, wie Closed Loops funktionieren, mit welchen Leistungen und Kosten zu rechnen ist und wie der Stand des Pilotprojekts in Ge- retsried steht. Bild © Roland J. Keller
Präsentationen und Videos Die Videoaufnahmen aller Vorträge mit den Übersetzungen auf Deutsch, Französisch und Englisch sowie die PDF‘s der Präsentationen finden sich hier: • Auftakt: Energie, CO2, Umwelt – Potenzial Geothermie • Geothermie: eine breite Anwendungspalette • Speicherung von Wärme und Kälte mit Geothermie • Innovation: Stromerzeugung, Lithium-Gewinnung, CO2-Speicherung • Lancierung WING Schweiz • Geothermische Wärme und Kälte für die Dekarbonisierung der Städte • Wärme und Kälte in Industrie: Möglichkeiten mit Geothermie • Ressource Untergrund: Besser kennen, schützen und nutzen • Abschluss – Kräfte bündeln für alle Anwendungen der Geothermie Geothermie kann mindestens 25 % des Wärmebedarfs in der Schweiz decken Kontext und Hintergründe
Marktplatz für einen Wirtschaftssektor «Ihr seid am Aufbau eines Wirtschaftszweiges, denkt in skalierbaren Lösungen, in reproduzierba- ren Prozessen und in Industriestrategien, um die De- kade der Geothermie in die Realität umzusetzen». Das war die Schlussfolgerung von Philippe Dumas vom European Geothermal Council. Die Geothermie- Branche befindet sich in der Schweiz im Aufbruch und hat den Marktplatz des Forums rege genutzt. Effektive Vernetzungsmöglichkeiten Vertreterinnen und Vertreter von Bundes- und kan- tonalen Behörden, von Industriewerken und Energie- verteilern, von Finanz- und Versicherungsgesellschaf- Im Vorfeld terminierte 1zu1-Gespräche: sehr effektive ten, von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Kontaktpflege und Marktbearbeitung für Unterneh- Geologinnen, Umweltspezialisten und Energetiker men, Behördenvertreterinnen und Forschende. – die verschiedenen Anspruchsgruppen der Geother- mie waren anwesend. Auch bedeutende Akteure aus Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Dänemark und weiteren Ländern nah- men am Forum teil. Sie haben die effektiven Vernet- zungsmöglichkeiten der virtuellen Plattform www. connect4geothermal.ch rege genutzt und darauf ih- re Kompetenzen, Tätigkeitsbereiche, Dienstleistun- gen und Produkte dokumentiert. Finden, wen oder was man sucht Networking im zentralen Pausenbereich des Forums, Die Wissens- und Kompetenzdatenbank mit verschie- umgeben von den Ständen. denen Filtermöglichkeiten steht allen offen. Gesucht werden kann nach Personen, Organisationen, Pro- dukten, Dienstleistungen und Projekten. Im Vorfeld konnten zudem auf der Plattform Termine für 1zu1- Gespräche fixiert werden, welche dann im Rahmen des Forums stattfanden. ! Im Anschluss an das Forum wird die Plattform www.connect4geothermal.ch weiter betrieben und animiert, um den Wissens- und Erfahrungs- austausch sowie der Entwicklung und Umsetzung von Geothermieprojekten weiter zu ermöglichen.
Insgesamt haben sich 296 Teilnehmende für die Erstaustragung angemeldet. Ein Grossteil der Teilneh- menden verfolgte die Tagung vor Ort, knapp 30 Teilnehmende schalteten sich Online zu. Das Tagungsprogramm gliederte sich in 8 Sessionen aufgeteilt in 2 Plenar- und 6 Parallelses- sionen. Teilnehmende konnten somit 4 Sessionen live verfolgen. 186 Teilnehmende nutzten die Möglichkeit für vorab vereinbarte, persönliche 1:1-Meetings. Es wurden insgesamt 244 1zu1-Meetings vereinbart. Das Angebot umfasste 34 Referate Am Schluss: 1 Podiumsdiskussion Nächste Durchführung: 21. September 2022
Unsere Partner Dieses Forum und die damit verbundene Plattform zur Vernetzung ist dank unseren Partnern möglich geworden. Wir danken herzlich! Exklusivpartner Eventpartner GEO ENERGIE 2 Geophysics for Geology SUISSE Sessionspartner Dienstleistungspartner GIE-FR: Programme 2021 à 2023 ons et activités clés ons courtes dans les domaines de la technique Poursuite du programme actuel, à compléter avec oppe du bâtiment Ausstellungspartner e «Techniques du bâtiment» nouvelles formations au besoin. Poursuite de la formation. odules Analyse énergétique des bâtiments Edition 2021 en Valais, édition 2022 à Fribourg. Suivi par module ou CAS complet. odules Gestion énergétique communale Reprise de cette formation (en stand-by depuis 2015), accent sur enseignement modulaire: plusieurs formations courtes à la place d’une seule formation. nces «Rénover son bâtiment» dans les communes du Poursuite du programme. Accent sur la partie Dieses Projekt wurde durch das Forschungs- und Innovations- programm Horizont 2020 der Europäischen Union finanziert. germanophone du canton. exposition Energissima Participation à l’édition 2022, activités selon budget alloué par le COPIL Energie-FR. Netzwerkpartner n Energie-FR en Suisse occidentale: Agenda énergie SO Utilisation de l’Agenda comme plateforme de communication principale; développement/optimisation du site et des prestations. ation avec le CCRB Coordination des activités avec le nouveau Centre de Compétence. divers Nouvelles activités en accord avec le COPIL Energie-FR. ons pour les participants (personnes travaillant ou habitant dans le Canton) 2021 à 2023 odules Analyse énergétique des bâtiments, à Fribourg Subvention à 50% ou formation équivalente en allemand) odules Gestion énergétique communale, à Fribourg Subvention à 50% ation équivalente en allemand) ons courtes à Fribourg, organisées ou Subvention à 50% dées/financées par Energie-FR d’information et formations pour les communes Gratuit pour les participants, contribution/co-organisation eoises par les communes e «Techniques du bâtiment» Conditions spéciales, selon flyer s de déficits odules Analyse énergétique des bâtiments, HEIA-FR Maximum 10'000 CHF (uniquement pour les éditions à Fribourg) Maximum 20'000 CHF
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