Modellregion GAP DEMOGRAFIE-CHECK bis 2028 - Der demografische Wandel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen - Auswirkungen auf die regionale Entwicklung
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DEMOGRAFIE-CHECK bis 2028 Modellregion GAP Der demografische Wandel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen – Auswirkungen auf die regionale Entwicklung
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen INHALT Was genau bedeutet „Demografischer Wandel“ eigentlich? ................................................................................. 3 Begriffsklärung ................................................................................................................................................... 3 Gründe für den demografischen Wandel ........................................................................................................... 3 Wandel der Haushalte ........................................................................................................................................ 4 Bevölkerungsprognosen ..................................................................................................................................... 4 Wie sicher sind Prognosen? ............................................................................................................................ 4 Prognose: Welt ................................................................................................................................................ 6 Prognose: Europäische Union ......................................................................................................................... 6 Prognose: Deutschland ................................................................................................................................... 6 Prognose: Bayern ............................................................................................................................................ 6 Prognose: Landkreis Garmisch-Partenkirchen ................................................................................................ 7 Quellenverzeichnis ........................................................................................................................................... 13 Was bedeutet der demografische Wandel für die regionale Entwicklung im Landkreis? .................................... 17 Wirtschaft ......................................................................................................................................................... 19 Landwirtschaft .................................................................................................................................................. 25 Tourismus ......................................................................................................................................................... 30 Arbeitsmarkt..................................................................................................................................................... 35 Gesellschaft ...................................................................................................................................................... 41 Bildung und Betreuung..................................................................................................................................... 47 Gesundheitswesen, Pflege und Heime ............................................................................................................. 52 Siedlung, technische Infrastruktur und Nahverkehr ........................................................................................ 58 Kommunale Finanzen ....................................................................................................................................... 65 Anhang I: Links ...................................................................................................................................................... 71 Anhang II: Migrationssaldo der Einzelgemeinden................................................................................................. 72
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen VORWORT LANDRAT HARALD KÜHN Der demographische Wandel in Europa ist kein überraschendes, plötzliches Phänomen. Vielmehr handelt es sich um langfrisg vorhersehbare Entwicklungen der Bevölkerung. Dabei sind demographisch relevante Größen an erster Stelle die Geburten- und Sterberaten sowie die Zu- und Abwanderung von Einwohnern. In Deutschland sind wir mit niedrigen Geburtenraten, durch medizinischen Fortschri einer relaven Abnahme der Sterberaten sowie auf Bundesebene derzeit mit einer negaven Migraonsrate konfronert: es verlassen mehr Menschen Deutschland als im Gegenzug zuwandern. Der größte Teil Oberbayerns und der Alpenlandkreise weist erfreulicherweise eine posive Bevölkerungsent- wicklung, überwiegend durch Zuwanderung verursacht, auf. Unser Landkreis dagegen hat nun mehrere Jah- re mit einem geringen, aber dennoch konnuierlichen Bevölkerungsrückgang zu kämpfen gehabt. Dass diese Entwicklung im letzten Jahr nun zum Sllstand gekommen ist, kann noch nicht als Indiz für eine grundsätzliche Trendwende gewertet werden. Zudem verläu die Entwicklung in den einzelnen Gemeinden unseres Landkrei- ses sehr unterschiedlich. Bereits bei der Erstellung des Landkreisentwicklungskonzeptes wurde sichtbar, dass die demographische Ent- wicklung Handlungsbedarf mit sich bringt. Während wir im Bereich der medizinischen Versorgung gut gerüstet sind, gibt die konnuierliche Abwanderung der höher qualizierten jungen Landkreisbürger bzw. die Zunahme der Berufspendlerströme in Nachbarlandkreise Anlass zur Sorge. Es wurde daher im Entwicklungskonzept die Teilnahme am von der Europäischen Union geförderten Projekt DEMOCHANGE als ein wünschenswertes Projekt festgelegt. Wir sind dankbar, dass der Landkreis für dieses alpenweiten Projekt als Modellregion ausgewählt wurde. Unsere Ziele einer Projekeilnahme sind ein noch detaillierteres Verständnis des demographischen Wandels in den Landkreisgemeinden sowie eine Akvierung von Wirtscha- und Sozialpartnern, geeignete Maßnahmen zur Einleitung einer Trendwende zu entwickeln. Mit der Vorlage des Demographie-Checks, der von der Hochschule München erstellt wurde, besitzen wir hierfür nun eine umfassende Grundlage für die anstehenden Arbeiten. Es würde mich freuen, wenn möglichst viele Akteure aus den Bereichen Wirtscha und Soziales sich an der Diskussion, der Entwicklung von Maßnahmen und der daran anknüpfenden Umsetzung akv beteiligen. Hierfür möchte ich für den Landkreis bereits heute meinen Dank aussprechen. Ihr Landrat Harald Kühn
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen WAS GENAU BEDEUTET „DEMOGRAFI- rungen in Deutschland liegen im Wesentlichen in diesen vier Entwicklungen: SCHER WANDEL“ EIGENTLICH? 1. Weniger Geburten: Die Anzahl der Kinder je Der Begriff „demografischer Wandel“ ist heute Frau ist seit Beginn des 20. Jahrhundert stark allgegenwärtig in politischen Diskussionen und ist gesunken. Seit Anfang der siebziger Jahre liegt zum allgemeinen Sprachgut geworden. Er wird die Zahl der Sterbefälle in Deutschland sogar meist benutzt, um zu beschreiben, dass unsere 4 über der Zahl der Geburten . Dies führt zu ei- Bevölkerung älter wird und zahlenmäßig abnimmt. ner Erhöhung des Durchschnittsalters und Dies ist grundsätzlich richtig. Der demografische langfristig zu einer Abnahme der Gesamtbe- Wandel läuft regional allerdings sehr unterschied- völkerung. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht lich ab. dies: Ein Ehepaar besteht aus zwei Personen. Bekommen diese zwei Personen nur ein Kind, BEGRIFFSKLÄRUNG so ist in diesem Fall die Elterngeneration dop- pelt so stark wie die Kindergeneration. Das Die „Demografie“ beschreibt den Zustand und die Durchschnittsalter errechnet sich dann aus Veränderungen einer Bevölkerung. Dabei werden dem Alter zweier Eltern und dem Alter nur ei- Statistiken zur Struktur der Bevölkerung nach An- nes Kindes. Im statistischen Durchschnitt be- 1 zahl und Zusammensetzung genutzt . Ein „demo- kommen Frauen in Deutschland heute 1,4 Kin- grafischer Wandel“ ist allgemein betrachtet also der – damit ist jede Kindergeneration etwa ein zunächst nur eine Änderung in der Struktur der 5 Drittel kleiner als die Elterngeneration . Um Bevölkerung, wie sie in den modernen Gesellschaf- die Bevölkerung konstant zu halten, wären 2,1 ten im Grunde ständig vorkam. So betrug der An- Kinder je Frau notwendig . 6 teil der unter 20jährigen in Deutschland im Jahr 1950 gut 30 Prozent – im Jahr 1995 waren es nur 2. Alternde Babyboomer: Im Wirtschaftswunder 2 noch knapp 22 Prozent . der 1950er und 1960er wurden zwischenzeit- lich vergleichsweise viele Kinder je Frau in Gegenwärtig vollzieht sich in Deutschland eine Deutschland geboren, bevor ein gesellschaftli- Änderung hin zu einem geringeren Anteil junger cher Wertewandel, die Einführung der Pille 7 Menschen und einem größeren Anteil älterer Men- und das Ende des Wirtschaftswunders die Ge- schen an der Bevölkerung. Gleichzeitig steigt der 8 burtenzahlen wieder sinken ließen . Die starke Anteil der Personen mit Migrationshintergrund. In Generation der im „Babyboom“ geborenen vielen Regionen verringert sich zudem die Gesamt- Personen hat dann selbst wiederum deutlich bevölkerung. Der Begriff „demografischer Wandel“ weniger Kinder als ihre Elterngeneration be- wird aktuell meist mit diesen drei Entwicklungen kommen. Die Babyboomer haben heute ein gleich gesetzt. mittleres Lebensalter erreicht und werden in den kommenden Jahrzehnten daher den Al- GRÜNDE FÜR DEN DEMOGRAFISCHEN 9 tersdurchschnitt stark anheben . WANDEL 3. Höhere Lebenserwartung: Die durchschnittli- Demografische Veränderungen laufen langfristig che Lebenserwartung der Deutschen hat sich ab. Der heutige demografische Wandel geht auf seit den fünfziger Jahren weitgehend kontinu- Entwicklungen zurück, die schon vor Jahrzehnten ierlich verlängert. Die durchschnittliche Le- begannen. Entsprechend können diese Verände- benserwartung einer um 1950 geborenen Frau rungen zumindest in den nächsten Jahrzehnten liegt bei etwa 69 Jahren, die einer Frau, die im auch nicht vollständig gestoppt werden und wer- Jahr 2004 geboren wurde, dagegen schon bei 10 3 den weiterhin eine gesellschaftliche Realität sein . etwa 82 Jahren . Da die Menschen immer Die Gründe für die heute stattfindenden Verände- länger leben, steigt auch das Durchschnittsal- ter der Gesamtbevölkerung. 3
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Alterung der Steigerung der Babyboom- Lebenserwartung Generation Rückgang der Rückgang der Geburten Zuwanderung Demo- grafischer Wandel 4. Weniger Zuwanderung: Die Effekte der höhe- BEVÖLKERUNGSPROGNOSEN ren Lebenserwartung und sinkenden Geburten wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch die Aufnahme junger Ausländer abge- WIE SICHER SIND PROGNOSEN? mildert. Da die Zuwanderung von Ausländern Verschiedene amtliche Stellen erstellen Prognosen nach Deutschland heute restriktiver gehand- 11 zur künftigen Entwicklung der Bevölkerung. Solche habt wird, ist dieser Effekt nun geringer . Prognosen beinhalten immer aus heutiger Sicht getroffene Annahmen über künftige gesellschaftli- WANDEL DER HAUSHALTE che Entwicklungen. Beispielsweise muss geschätzt werden, wie viele Kinder künftig geboren werden Demografischer Wandel bedeutet auch Wandel oder wie viele Personen künftig zu- und fortziehen der Haushalte. So sinkt mit abnehmenden Gebur- werden. Solche Schätzungen können sich aber als tenzahlen die Zahl der Mehrpersonenhaushalte, da falsch erweisen, wenn sich wichtige Rahmenbedin- es weniger Familien mit mehreren Kindern gibt. gungen ändern. So könnte durch ein Kriegsereignis Mit einer steigenden Lebenserwartung nimmt die in der europäischen Nachbarschaft die Einwande- Zahl der Einpersonenhaushalte zu, da es mehr rung stark ansteigen oder durch eine tiefe wirt- verwitwete ältere Menschen gibt. Weniger Ehe- schaftliche Krise die Geburten weiter zurück gehen. schließungen, mehr Scheidungen und spätere Fa- Umso weiter der Blick in die Zukunft reicht, umso miliengründungen führen zu einer Zunahme der ungewisser ist, ob die für die Prognose genutzten Ein- und Zweipersonenhaushalte. Insgesamt wird Annahmen tatsächlich zutreffen werden. Insge- es künftig mehr Haushalte geben während die 12 samt zeigt sich bei der Betrachtung von Vergan- durchschnittliche Haushaltsgröße sinkt . Im Zeit- genheitswerten, dass die tatsächliche Entwicklung raum 2005 bis 2025 wird in Deutschland die Zahl nur sehr selten so gleichmäßig und gleitend ver- der Haushalte – trotz Bevölkerungsverlust – um läuft wie in Prognosen errechnet. Die langfristigen etwa 5 Prozent zunehmen. Die durchschnittliche Trends, die in den Annahmen recht gut berücksich- Haushaltsgröße wird im selben Zeitraum von 2,08 13 tigt werden können, werden oft durch kurzfristige Personen auf 1,94 Personen sinken . Schwankungen überlagert, die in Prognosen kaum 14 vorhergesehen werden können . 4
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Künftige Bevölkerungsentwicklung nicht unve- Prognosen sind lediglich Richtungsanzeiger ränderbar Bei der Lektüre muss berücksichtigt werden, dass Je nach den getroffenen Annahmen können sich die komplexen Einflussfaktoren der künftigen Be- die Prognosen verschiedener amtlicher Stellen für völkerungsentwicklung nicht vollständig abgebildet dieselben Gebiete und Zeiträume erheblich unter- und vorhergesagt werden können. Es wäre daher scheiden. Einige Stellen veröffentlichen auch meh- erstaunlich und wohl vor allem dem Zufall geschul- rere Prognose-Varianten mit jeweils unterschiedli- det, wenn es in 20 Jahren exakt so viele Einwohner chen Annahmen und Ergebnissen. Im Folgenden geben würde, wie die amtlichen Stellen heute werden mittlere Prognose-Varianten der Vereinten vorausberechnen. Eine gewisse Skepsis bei der Nationen, des Statistischen Amts der Europäischen Betrachtung von Bevölkerungsprognosen ist daher Gemeinschaft, des Statistischen Bundesamts sowie angebracht. Die Berechnungen zeigen aber durch- des Bayerischen Landesamts für Statistik und Da- aus die Richtung auf, die die Bevölkerungsentwick- tenverarbeitung vorgestellt. In diesen Berechnun- lung aktuell eingeschlagen hat – für strategische gen wird im Wesentlichen angenommen, dass sich und politische Entscheidungen sind die Berech- die Trends der letzten Jahre fortsetzen. Die Höhe nungen also sehr wertvoll, auch wenn sie nicht zu der künftigen Zu- und Fortzüge sowie die Zahl der 100 Prozent eintreffen. Korrekterweise müssten im Geburten sind aber keineswegs festgeschrieben. Folgenden alle Aussagen mit Wendungen wie „vo- Das Handeln der Akteure vor Ort, die wirtschaftli- raussichtlich“ oder „gemäß den Berechnungen“ che Entwicklung oder politische Entscheidungen abgeschwächt werden. Darauf wurde zur Verbes- können diese durchaus beeinflussen. Die Alterung serung der Lesbarkeit aber verzichtet. Beim Lesen der Bevölkerung kann aber nur abgemildert wer- der Prognosen sollte immer dieser Halbsatz mitge- 15 den . dacht werden: „Wenn sich die von den Experten getroffenen Annahmen als richtig erweisen, dann…“. Bevölkerungsentwicklung 2008 bis 2028: amtliche Vorausberechnung 2009 vs. 2010 10% 8% Entwicklung der Bevölkerung 2008 bis 2028 in Prozent 6% 4% 2% 0% -2% Bayern Oberbayern Landkreis GAP -4% -6% Vorausberechnung des LfStaD aus dem Jahr 2009 Vorausberechnung des LfStaD aus dem Jahr 2010 5
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen betroffen. Die Bevölkerung wird von 82 Millionen PROGNOSE: WELT Einwohnern im Jahr 2005 – je nach Annahmen – Die Weltbevölkerung wird weiterhin stark anwach- um 11 bis 16 Prozent abnehmen und bis 2050 auf 19 sen: von aktuell knapp 7 Milliarden auf 9 Milliarden 69 bis 74 Millionen zurückgehen . Während 2005 Menschen im Jahr 2050. Gründe für diesen starken das Durchschnittsalter 42 Jahre betrug, wird es 20 Anstieg sind die weltweite Erhöhung der Lebens- 2050 bei etwa 50 Jahren liegen . Gleichzeitig än- erwartung und die hohen Geburtenraten in vielen dert sich die Altersstruktur der Bevölkerung. Der Entwicklungsländern. Vor allem in Afrika und Asien Anteil der über 65jährigen wird sich von 19 Prozent wird die Bevölkerung dadurch bis 2050 stark zu- im Jahr 2005 auf über 30 Prozent im Jahr 2050 nehmen. Es wird aber angenommen, dass die Ge- erhöhen. Demgegenüber wird sich der Anteil der burtenrate auch in den Entwicklungsländern lang- unter 20jährigen von 20 Prozent auf etwa 15 Pro- 21 fristig sinken wird. In den weiter entwickelten zent verringern . Die Bevölkerungsabnahme ver- Ländern wird sich die Bevölkerung nur gering ver- läuft in den neuen Bundesländern und dem Saar- ändern, ohne Zuwanderung würde sie in diesen land deutlich schneller als in den anderen Bundes- Ländern insgesamt sogar leicht abnehmen. Der ländern. In Bayern und Berlin wird die Bevölkerung Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevöl- in den nächsten Jahren zunächst noch ansteigen. In kerung wird in den meisten Ländern der Welt stark Hamburg beginnt die Bevölkerung erst in den 16 nächsten Jahrzehnten zu sinken und wird 2050 steigen . 22 sogar insgesamt noch höher sein als 2005 . PROGNOSE: EUROPÄISCHE UNION PROGNOSE: BAYERN In der EU wird die Gesamtbevölkerung etwa bis zum Jahr 2035 noch steigen und danach wieder Auch in Bayern wird die Bevölkerung in Zukunft abnehmen. Diese Gesamtentwicklung setzt sich sinken, allerdings ist Bayern das deutsche Flächen- aus sehr unterschiedlichen Entwicklungen in den land mit dem geringsten Bevölkerungsrückgang. einzelnen Mitgliedstaaten zusammen. In den meis- Von 12,5 Millionen Einwohnern im Jahr 2005 wird ten westeuropäischen Mitgliedsstaaten wächst die die Bevölkerung – je nach Annahmen – um 3 bis 8 Bevölkerung noch bis etwa 2035. Ein großer Teil Prozent abnehmen und bis 2050 auf 12,1 bis 11,4 23 der Bevölkerungszunahme in diesen Staaten ist auf Millionen zurückgehen . Dieser vergleichsweise Zuwanderung zurückzuführen. Die osteuropäi- geringe Rückgang geht auf eine weiterhin hohe schen Mitgliedsstaaten und Deutschland erleben Zuwanderung nach Bayern zurück, vor allem aus 17 Deutschland. Tatsächlich wird die bayerische Be- schon vor 2035 starke Bevölkerungsverluste . Unabhängig von regionalen Bevölkerungszunah- völkerung die nächsten 5 bis 10 Jahre noch zuneh- men- oder abnahmen wird der Anteil älterer Men- men, bevor die Zuwanderung die geringen Gebur- 24 schen an der Bevölkerung in allen Ländern der EU tenzahlen nicht mehr ausgleichen kann . Die Alte- 18 rung der Bevölkerung in Bayern verläuft dagegen stark steigen . ähnlich wie in Deutschland insgesamt. Auch hier PROGNOSE: DEUTSCHLAND wird sich der Anteil der über 65jährigen an der Gesamtbevölkerung von 18 Prozent 2005 auf 31 25 Deutschland ist im europäischen Vergleich beson- bis 33 Prozent 2050 erhöhen . ders stark von Alterung und Bevölkerungsrückgang vereinfachte Aussagen der Bevölkerungsprognosen bis etwa 2030 nahezu überall: starke Alterung der Bevölkerung Welt EU Deutschland Bayern GAP •starke Zunahme in •im Westen Zunahme •nahezu überall •im Süden Zunahme • einziger bay. Alpen- Entwicklungsländern •im Osten Abnahme starke Abnahme •im Norden Abnahme LK mit starker Abn. Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 6
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Die Geschwindigkeit des demografischen Wandels ab 5000 Einwohnern. Im Laufe des Jahres 2011 unterscheidet sich in den einzelnen bayerischen werden voraussichtlich Berechnungen für alle Regionen stark. Im Wesentlichen vollziehen sich bayerischen Gemeinden veröffentlicht werden. In die Bevölkerungsabnahme und die Alterung im diesem Dokument wird auf die Bevölkerungsent- Norden Bayerns schneller als im Süden Bayerns. wicklung in den Gemeinden im Zeitraum 2003 bis Die meisten Regionen Oberbayerns, der Landkreis 2008 anhand von Karten eingegangen. Lindau sowie der Raum Erlangen-Nürnberg werden in den nächsten beiden Jahrzehnten sogar noch Kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang bis 2028 26 klar an Bevölkerung hinzu gewinnen . Die Einwohnerzahl des Landkreises Garmisch- Partenkirchen ist seit den 90er Jahren insgesamt PROGNOSE: LANDKREIS GARMISCH- leicht gestiegen. 1993 lebten 85.400 Personen im PARTENKIRCHEN Landkreis, 2008 waren es 86.500. Seit 2005 geht die Bevölkerung jedoch zurück; diese Entwicklung Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Bevölkerung wird sich fortsetzen. Bis 2028 wird die Bevölkerung des Gebiets der DEMOCHANGE-Modellregion auf 82.800 Personen bzw. um 4,3 Prozent zurück Landkreis Garmisch-Partenkirchen und deren Ent- gehen. Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist wicklung bis zum Jahr 2028. Die folgenden Aussa- der einzige Landkreis im Alpenvorland, in dem im gen zur Entwicklung der Bevölkerung stützen sich Zeitraum 2008 bis 2028 die Bevölkerung deutlich auf die Bevölkerungsvorausberechnung des Bayeri- zurück gehen wird, in den meisten dieser Landkrei- schen Landesamts für Statistik und Datenverarbei- se kommt es sogar zu einem Zuwachs der Bevölke- tung aus dem Jahr 2010. Die Aussagen zur Entwick- rung. lung der Haushalte fußen auf der Raumordnungs- prognose des Bundesamtes für Bauwesen und Starke Unterschiede zwischen den Gemeinden Raumordnung aus dem Jahr 2009. Bei Fertigstel- lung dieses Dokuments erstellte das Bayerische Innerhalb des Landkreises ist die Bevölkerungs- Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung entwicklung seit den 90er Jahren sehr unterschied- Bevölkerungsvorausberechnungen für Gemeinden lich verlaufen. So waren – in den Jahren 1993 bis 2008 – Uffing, Seehausen und Unterammergau die Komponenten der Bevölkerungsentwicklung im Landkreis GAP (2008 bis 2028 in 5-Jahres-Schritten) 20 Sterbefälle 15 10 pro 1000 Einwohner Geburten 5 Saldo aus Zuzügen und Fortzügen Bevölkerungs- 0 veränderung insgesamt -5 Saldo aus Geburten und Sterbefällen -10 Sterbefälle Geburten Saldo aus Geburten und Sterbefällen Saldo aus Zuzügen und Fortzügen Bevölkerungsveränderung insgesamt Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 7
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Gemeinden mit dem stärksten Bevölkerungszu- 2008 auf voraussichtlich 14,3 Sterbefälle je 1.000 wachs des Landkreises Garmisch-Partenkirchen. Einwohner im Jahr 2028 ansteigen. Diese Entwick- Hier kam es zu einem Anstieg um mehr als 15 Pro- lung verläuft wesentlich intensiver als in Bayern zent, in Seehausen sogar um mehr als 20 Prozent. insgesamt (2008: 9,7 Sterbefälle je 1.000 Einwoh- Die Gemeinde Ettal hingegen verzeichnete im sel- ner; 2028: 11,6 Sterbefälle je 1.000 Einwohner). ben Zeitraum einen Rückgang von mehr als 20 Prozent ihrer Einwohner, Mittenwald von mehr als Auch bei den Geburtenzahlen gibt es deutliche 10 Prozent und Grainau von mehr als 8 Prozent Abweichungen. Im Zeitraum 1998 bis 2008 hat sich ihrer Bürger. In den Gemeinden Garmisch- der Landkreis immer weiter von den durchschnitt- Partenkirchen, Oberammergau und Schwaigen lichen Geburtenzahlen des Freistaates sowie des waren die Bevölkerungszahlen ebenfalls rückläufig, Regierungsbezirks Oberbayern entfernt. Die aktuel- jedoch lag der Rückgang unter 5 Prozent. Alle an- len Geburtenzahlen in Bayern liegen im Schnitt bei deren Gemeinden des Landkreises konnten einen 8,5 und in Oberbayern sogar bei 9,2 Geburten je leichten Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Auch 1.000 Einwohner. Der Landkreis Garmisch- die Bevölkerungsstruktur unterscheidet sich deut- Partenkirchen dagegen verzeichnet momentan nur lich zwischen den Gemeinden. Vereinfacht be- 6,9 Geburten je 1.000 Einwohner. Die Prognose für trachtet ist in den südlichen Gemeinden der Anteil den Landkreis Garmisch-Partenkirchen geht bis der älteren Einwohner höher als in den meisten zum Jahr 2020 zunächst von leicht steigenden nördlichen Gemeinden des Landkreises. Auch künf- Geburtenzahlen aus (7,2 Geburten je 1.000 Ein- tig wird die Bevölkerungsentwicklung in den ein- wohner im Jahr 2018). Dies ist auf eine vergleichs- zelnen Gemeinden uneinheitlich verlaufen. weise starke Generation der Anfang der 90er Jahre geborenen Frauen zurückzuführen, die ins beson- Hohe Sterbe- und niedrige Geburtenzahlen ders geburtenrelevante Alter kommen. Danach werden die Geburtenzahlen aber auch im Land- Besonders auffällig für den Landkreis Garmisch- kreis sinken und 2028 wieder unter 7 Geburten je Partenkirchen ist eine überdurchschnittlich hohe 1.000 Einwohner fallen. Zahl von Sterbefällen. Die Zahl der Sterbefälle wird von 11,8 Personen je 1.000 Einwohner im Jahr Vergleich der Altersstruktur in Bayern und im Landkreis GAP (2008) GAP Bayern 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Altersjahre Die Linienhöhe gibt den Anteil der Bevölkerung im jeweiligen Alter an Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 8
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Altersstruktur: 19 Prozent Zuwachs in der Alters- Starker Rückgang der jüngeren Bevölkerung gruppe „50+“ bis 2028 Der Anteil der Altersgruppe „0-24 Jahre“ an allen Bis 2028 kommt es im Landkreis Garmisch- Einwohnern wird von 24 Prozent im Jahr 2008 auf Partenkirchen zu einer stetigen Verschiebung der 20 Prozent im Jahr 2028 zurück gehen. Dies ent- Bevölkerungsanteile hin zu den höheren Altersklas- spricht einem Rückgang von rund 4.400 Personen. sen. Besonders die Zahl der über 49jährigen wird Der Anteil der Altersgruppe „25-49 Jahre“ wird von sich bis zum Jahr 2028 stark erhöhen auf rund 34 Prozent im Jahr 2008 auf 28 Prozent im Jahr 43.100 Personen. Im Jahr 1993 waren es nur rund 2028 ebenfalls stark zurück gehen. Dies entspricht 32.300 Personen und im Jahr 2008 rund 36.100 einem Rückgang von etwa 6.300 Personen. Personen. Dies entspricht einem Zuwachs um 7.000 Personen oder 19 Prozent im Zeitraum 2008 Umzüge: Unsicherheiten bei der Prognose bis 2028. Die Altersgruppe „50+“ wird dann 52 Hinsichtlich der Höhe der künftigen Zu- und Prozent der Gesamtbevölkerung des Landkreises Fortzüge wird in den Berechnungen des Lande- ausmachen. In Oberbayern hingegen wird der samts für Statistik angenommen, dass sich der Anteil der Generation „50+“ im Jahr 2028 bei nur Trend des Zeitraums 2003 bis 2009 fortsetzt. Diese 44 Prozent liegen, in Bayern insgesamt bei 46 Pro- Annahme dürfte die größte Unsicherheit in der zent. Die stärkste Veränderung der Bevölkerungs- Berechnung darstellen. In der Vergangenheit ha- struktur im Landkreis findet in der Altersklasse ben die Zu- und Fortzüge in besonderen Maße „65+“ statt. Der Anteil der über 64jährigen lag im Schwankungen erlebt, die kaum vorhergesehen Jahr 1993 bei 19 Prozent und 2008 bereits bei 24 werden konnten. Politische Entscheidungen und Prozent. 2028 wird der Anteil der über 64jährigen wirtschaftliche Entwicklungen können sich hier bei 30 Prozent liegen. Grund für die rasante Verän- stark und auch sehr kurzfristig auswirken wie z.B. derung der Bevölkerungsanteile ist die Alterung geschehen in der Zeit der Wiedervereinigung. Die der Generation der Babyboomer bei gleichzeitigem Möglichkeiten der Einflussnahme auf regionaler Zuzug von Personen, die das 50. Lebensjahr bereits Ebene sind in solchen Fällen recht eingeschränkt. erreicht haben. Bevölkerungsentwicklung im Landkreis GAP nach Altersgruppen (1993 bis 2028 in 5-Jahres-Schritten) 100.000 90.000 80.000 16.000 65+ Jahre (19 %) 24.800 70.000 (30 %) 16.300 60.000 (19 %) 50 bis 64 Jahre 50.000 18.400 ( 22 %) 40.000 30.500 (36 %) 25 bis 49 Jahre 30.000 23.300 (28 %) 20.000 10.300 (12 %) 15 bis 24 Jahre 7.300 10.000 (9 %) 12.300 0 bis 14 Jahre 9.000 (14 %) 0 (11 %) 1993 1998 2003 2008 2013 2018 2023 2028 0 - 14 Jahre 15 - 24 Jahre 25 - 49 Jahre 50 -64 Jahre 65+ Jahre Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 9
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Mehr Zuzüge als Fortzüge bei den Älteren Menschen im mittleren Alter verlassen den Land- kreis Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen wird in den kommenden Jahren weiterhin mehr Zu- als In der Altersgruppe „25-49 Jahre“ verlassen dage- Fortzüge verzeichnen können, wenn sich der Trend gen mehr Menschen den Landkreis als hinzuziehen der letzten Jahre fortsetzt. Das Muster der Zu- und (-2,7 Personen je 1.000 Einwohner in dieser Alters- Fortzüge im Landkreis unterscheidet sich allerdings klasse pro Jahr). In Personen bedeutet dies, dass deutlich von dem in ganz Bayern und noch stärker „netto“ insgesamt etwa 380 Menschen in dieser von dem Muster in Oberbayern. So ziehen in den Altersklasse im Zeitraum 2004 bis 2008 abgewan- Landkreis viele ältere Menschen, während mehr dert sind. In Bayern und Oberbayern gab es in der junge Menschen den Landkreis verlassen als hinzu- Altersgruppe der 25 bis 49jährigen deutlich mehr ziehen. So sind in den Jahren 2004 bis 2008 insge- Zuzüge als Fortzüge (+2,4 bzw. +7,6 Personen je samt fast 1.000 Personen der Altersklasse „50+“ 1.000 Einwohner in dieser Altersklasse pro Jahr). In mehr in den Landkreis Garmisch-Partenkirchen der Altersgruppe der 18 bis 24jährigen verzeichnen zugezogen als fortgezogen. In Bayern insgesamt ist Bayern und Oberbayern die stärksten Zuzüge das Verhältnis zwischen Zuzügen und Fortzügen in (+17,0 bzw. +42,0). Der Landkreis Garmisch- dieser Altersgruppe fast ausgeglichen, in Oberbay- Partenkirchen gewinnt hier ebenfalls hinzu, aller- ern insgesamt ziehen mehr Menschen in dieser dings geringer mit +4,3 Personen je 1.000 Einwoh- Altersgruppe fort als zu. Die starken Zuzüge in den ner in dieser Altersklasse pro Jahr. In der Alters- Landkreis sind mit ein Grund dafür, weshalb ein gruppe der 0 bis 17jährigen gleichen sich Zu- und vergleichsweise hoher Anteile der Bevölkerung im Fortzüge nahezu aus; in Bayern und Oberbayern Seniorenalter ist. sind die Zuzüge dagegen höher als die Fortzüge. Summe aus Zu- und Fortzügen im Landkreis GAP (Durchschnitt 2004 bis 2008) 20,0 Saldo der Zu- und Fortzüge pro 1.000 Einwohner 15,0 10,0 5,0 0,0 0 - 17 18 - 24 25 - 29 30 - 49 50 - 64 65+ -5,0 -10,0 -15,0 Bayern Garmisch-Partenkirchen (Lkr) Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 10
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Deutlich mehr und kleinere Haushalte Während die Bevölkerung im Landkreis Garmisch- Partenkirchen abnimmt, wird sich die Zahl der Haushalte weiterhin erhöhen. Die durchschnittli- che Haushaltsgröße wird abnehmen. Im Jahr 2005 waren im Landkreis 44.000 Haushalte registriert. Bis zum Jahr 2025 werden es voraussichtlich mehr als 50.000 Haushalte sein. Dies entspricht einem Zuwachs von etwa 15%. Die durchschnittliche Haushaltsgröße im Jahr 2008 lag bei 1,8 Personen je Haushalt und ist deutlich niedriger als der bay- ernweite Durchschnitt (2,1 Personen je Haushalt). Im Jahr 2025 werden es weniger als 1,7 Personen je Haushalt sein. Die Zahl der 1- und 2- Personenhaushalte im Landkreis Garmisch- Partenkirchen wird stark zunehmen. Dies ist maß- geblich auf die Veränderung der Bevölkerungs- struktur zurückzuführen, da ältere Menschen oft nur noch zu Zweit oder Alleine leben. Die Zahl der Haushalte über 2 Personen wird sich dagegen ver- ringern. Dies ist zum Einen in der Abnahme Ein- wohner in den jüngeren Altersgruppen begründet, hängt aber auch mit gesellschaftlichen Entwicklun- gen zusammen. Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 11
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Altersstruktur der Bevölkerung im Landkreis GAP 2008 und 2028 Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 12
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen 17 QUELLENVERZEICHNIS Eurostat (2008): Europa in Zahlen. Eurostat Jahr- buch 2008. Herausgegeben von Amt für amtliche 1 F.A.Brockhaus GmbH (2006): Comf - Diet (Brock- Veröffentlichungen der Europäischen Gemein- haus Enzyklopädie in 30 Bänden). S. 420 schaften (eurostat Statistische Bücher). S. 136–144 18 2 Müller, Albrecht (2004): Die Reformlüge. 40 Eurostat (2010): Eurostat - Tables, Graphs and Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Maps Interface (TGM) table. Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren. S. 19 Statistisches Bundesamt (2009): Bevölkerung 115 Deutschlands bis 2060. 12. koordinierte Bevölke- 3 4 5 7 S. 6 / S. 8–12 / S. 36 / S. 11–12 / S. 11–12 / 9 rungsvorausberechnung. S. 39–40 11 S. 14-16: Bundesinstitut für Bevölkerungsfor- 21 Statistisches Bundesamt (2006): Bevölkerung schung (2008): Daten, Fakten, Trends zum demo- Deutschlands bis 2050. 11. koordinierte Bevölke- graphischen Wandel in Deutschland. rungsvorausberechnung. S. 57–58 & Statistisches 6 10 20 S. 14 / S. 38 / S. 19: Statistisches Bundesamt Bundesamt (2009): Bevölkerung Deutschlands bis (2006): Bevölkerung Deutschlands bis 2050. 11. 2060. 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberech- koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. nung. S. 39–40 22 23 8 14 S. 24–27 / S. 30–31: Kistler, Ernst (2006): Die / Statistisches Bundesamt (2010): Bevölkerung Methusalem-Lüge. Wie mit demographischen My- und Erwerbstätigkeit 2060. Bevölkerung in den then Politik gemacht wird. Bundesländern, dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern bis 2060. Ergebnisse der 12. 12 Statistische Ämter des Bundes und der Länder koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. (2007): Demografischer Wandel in Deutschland. 24 Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund Birmann, Volker (2007): Bevölkerungsentwick- und in den Ländern (Demografischer Wandel in lung in Bayern bis 2050 - Ergebnisse der 11. koor- Deutschland, Heft 1). S. 26–28 dinierten Bevölkerungsvorausberechnung. Heraus- gegeben von Bayerisches Landesamt für Statistik 13 Bucher, Hansjörg; Schlömer, Claus; Wilke, Nina und Datenverarbeitung (Bayern in Zahlen, Nr. 4). S. (2009): Raumordnungsprognose 2025/2050. Be- 133–135 völkerung, private Haushalte, Erwerbspersonen. 25 Herausgegeben von Bundesamt für Bauwesen und Statistisches Bundesamt (2010): Bevölkerung Raumordnung (BBR) (Berichte / Bundesamt für und Erwerbstätigkeit 2060. Bevölkerung in den Bauwesen und Raumordnung, 29). S. 38 Bundesländern, dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern bis 2060. Ergebnisse der 12. 15 26 / S. 117–119 Bayerisches Landesamt für Sta- koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung. & tistik und Datenverarbeitung (2009): Statistisches Bundesamt (2006): Bevölkerungsfort- Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für schreibung 2005, Fachserie 1 Reihe 1.3. Bayern bis 2028. Ergebnisse für kreisfreie Städte und Landkreise (Beiträge zur Statistik Bayerns, Heft 539). 16 United Nations Department of Economic and Social Affairs. Population Division (2009): World Population Prospects. The 2008 Revision. High- lights. Herausgegeben von United Nations (Work- ing Paper, No. ESA/P/WP.210). S. X Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 13
Entwicklung der Einwohnerzahl Spatzenhausen D E M O G R A F I E - C H EC K -6 Uffing Bad Bayersoien -12 Riegsee M o d e l l re g i o n L a n d k re i s Vorsicht bei Prognosezahlen! +1 +2 Seehausen Großweil G a r m is c h - Pa r te n k i rc h e n -1 +34 Entwicklung der Einwohnerzahl Bad Kohlgrub im Zeitraum 2003 bis 2008 in Prozent +12 Murnau …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 +31 > +5 Prozent Saulgrub > +2,5 Prozent bis +5 Prozent 0 Ohlstadt > +0,5 Prozent bis +2,5 Prozent Schwaigen -13 Unterammergau -1 -0,5 Prozent bis +0,5 Prozent +6 < -0,5 Prozent bis -2,5 Prozent Oberammergau < -2,5 Prozent bis -5 Prozent -22 Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Eschenlohe < -5 Prozent -15 Zum Vergleich Ettal 14 -5 Bayern: +0,8 Prozent Oberau LK GAP: -1,1 Prozent -7 gemeindefreies Gebiet Werte unter den Gemeindenamen: Wallgau Farchant -7 Entwicklung der Einwohnerzahl -13 im Zeitraum 2003 bis 2008 pro Jahr in Personen Zum Vergleich Krün Bayern: +19268 Garmisch-Partenkirchen -18 LK GAP: -193 -54 Datengrundlage: Genesis Online-Datenportal des Mittenwald Bayerischen Landesamtes für Statistik -89 Grainau und Datenverarbeitung (2010) -17 www.statistikdaten.bayern.de Bearbeitung: Alexander Veser Kartographie: Johannes Egger Erstellung: März 2011 Projekt demochange 0 2 4 8 Hochschule München Km Fakultät für Tourismus www.demochange.org ±
Altersstruktur Spatzenhausen D E M O G R A F I E - C H EC K +30,8 Uffing Bad Bayersoien +31,2 Riegsee M o d e l l re g i o n L a n d k re i s Vorsicht bei Prognosezahlen! +43,7 +20,7 Seehausen Großweil G a r m is c h - Pa r te n k i rc h e n +16,3 +7 Anteil der Einwohner im Alter ab Bad Kohlgrub 50 Jahren an allen Einwohnern 2008 Murnau …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: +8,5 „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 +18,7 Saulgrub > 42 +21,1 > 40 bis 42 Ohlstadt Schwaigen +22,3 Unterammergau +20,4 > 38 bis 40 +22,4 > 36 bis 38 Oberammergau +11,3
Komponenten der Bevölkerungsentwicklung Spatzenhausen D E M O G R A F I E - C H EC K -3,7 Uffing Bad Bayersoien -2 Riegsee M o d e l l re g i o n L a n d k re i s Vorsicht bei Prognosezahlen! +0,3 +0,9 Seehausen Großweil G a r m is c h - Pa r te n k i rc h e n -0,5 +7,4 Natürliches Saldo und Migrations- Bad Kohlgrub saldo im Durchschnitt der Jahre +2,6 Murnau …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 +1,3 2004 bis 2008 Saulgrub mehr mehr -0,1 Geburten Sterbefälle Ohlstadt Schwaigen als als -1,9 Unterammergau -0,5 +2,2 Sterbefälle Geburten mehr Zuzüge Oberammergau -2 als Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Eschenlohe Fortzüge -4,4 mehr Ettal Fortzüge 16 -3,3 als Oberau -1,1 Zuzüge gemeindefreies Gebiet Wallgau Farchant -2,4 Werte unter den Gemeindenamen: -1,7 Entwicklung der Einwohnerzahl im Zeitraum 2003 bis 2008 in Prozent Zum Vergleich Krün Bayern: +0,8 Prozent Garmisch-Partenkirchen -4,4 LK GAP: -1,1 Prozent -1 Datengrundlage: Genesis Online-Datenportal des Mittenwald Bayerischen Landesamtes für Statistik -5,6 Grainau und Datenverarbeitung (2010) -2,3 www.statistikdaten.bayern.de Bearbeitung: Alexander Veser Kartographie: Johannes Egger Erstellung: März 2011 Projekt demochange 0 2 4 8 Hochschule München Km Fakultät für Tourismus www.demochange.org ±
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen WAS BEDEUTET DER DEMOGRAFISCHE WANDEL FÜR DIE REGIONALE ENTWICK- LUNG IM LANDKREIS? Der demografische Wandel bewirkt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen eine tiefgreifende Veränderung der Bevölkerungsstruktur und eine Abnahme der Gesamtbevölkerung. Diese Veränderungen werden sich auf nahe- zu alle gesellschaftlichen Bereiche auswirken. Dadurch stellt sich eine Vielzahl wichtiger Fragen für die Zukunft der Region, z.B.: Wie viele Schüler wird es im Landkreis Garmisch-Partenkirchen künftig geben und was bedeu- tet das für den Fortbestand der Schulen? Welche Arbeitskräfte stehen den Unternehmen in der Region künftig zur Verfügung? Was bedeutet der steigende Anteil älterer Menschen in der deutschen Bevölkerung für die touristischen Angebote? Diese und andere Fragen werden in thematischen Übersichtsblättern aufgegriffen: Arbeitsmarkt Kommunale Wirtschaft Finanzen Siedlung, technische Land- Infrastruktur wirtschaft und Auswirkungen Nahrverkehr des demografischen Wandels auf ... Gesundheits- wesen, Tourismus Heime und Pflege Bildung und Gesellschaft Betreuung Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 17
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen Quellenhinweis Falls nicht gesondert in den Quellenverzeichnissen der Übersichtsblätter vermerkt, beruhen alle Zahlen und HM Berechnungen in den Tabellen, Diagrammen und in mit gekennzeichneten Textabschnitten auf diesen Quel- len: - Künftige regionale Bevölkerung: Bevölkerungsvorausberechnung des Bayerischen Landesamts für Sta- tistik und Datenverarbeitung aus dem Jahr 2010. - Künftige regionale Haushalte: Raumordnungsprognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumord- nung aus dem Jahr 2009. - Regionale und bayerische Vergangenheits- und Gegenwartswerte zu verschiedensten Themen, z.B. Be- triebsstruktur in der Landwirtschaft: Genesis-Online Bayern (Portal des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung, www.statistikdaten.bayern.de). Hinsichtlich der Verlässlichkeit von Zahlen zur künftigen Bevölkerung und den künftigen Haushalten gelten Ein- schränkungen, auf die im Abschnitt „Wie sicher sind Prognosen?“ auf den Seiten 4 bis 5 hingewiesen wird. Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 18
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen WIRTSCHAFT Zusammenfassung Wirtschaftsleistung über 30 Prozent unter bayerischem Durchschnitt - Kleinteilige Wirtschaftsstruktur - heute Dienstleistungssektor dominiert klar - Sehr viele Angestellte in Gesundheitswesen und Gastgewerbe - Dienstleistungen nur in traditionellen Bereichen stark - Produzierendes Gewerbe sehr schwach gestern Dynamik des Wirtschaftswachstums wesentlich geringer als in Bayern insgesamt Bevölkerungsrückgang führt zu Verringerung der Binnennachfrage - Alterung verändert Produktnachfrage morgen - Zunahme des Konsums bei Gesundheit und Reisen - Veränderung des Konsums noch stärker falls Abga- ben steigen - Aber: Vorlieben der „Senioren von morgen“ unklar - Steigende Zahl der Single-Haushalte Indikatoren Entwicklung des nominalen Bruttoinlandsprodukts pro Einwohner (in Prozent des Basisjahres 1993) 1993 1998 2003 2008 GAP 100 % 107 % 115 % 126 % … wie dynamisch hat sich die Wirt- Oberbayern 100 % 119 % 134 % 150 % schaft entwickelt? Bayern 100 % 115 % 128 % 145 % Anteil der Beschäftigten im Landkreis GAP nach Wirtschaftszweigen (2008; soz.vers.pflichtig Beschäft.) Landkreis GAP Oberbayern Bayern Gesundheitswesen Gastgewerbe Einzelhandel Verwaltung Ausbaugewerbe Sozialwesen Verkehr und Lagerei freiberufl., wissensch., techn. Dienstleist. sonstiges verarbeitendes Gewerbe Erziehung und Unterricht … welche Finanzdienstleistungen und Versicherungen Branchen KFZ-Handel und -reparatur sind im Landkreis Maschinenbau Garmisch- wirtschaftliche Dienstleistungen Partenkir- Nahrungsmittel chen beson- sonstige Dienstleistungen ders wich- Großhandel tig? Chemie Ver- und Entsorgung Hoch- und Tiefbau Kunst Kommunikation und Information Metallerzeugung und -verarbeitung Immobilien Landwirtschaft Haushaltsdienstleistungen 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 19
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen WIRTSCHAFT Analyse Wirtschaftsleistung über 30 Prozent unter bayerischem Durchschnitt Die Wirtschaftsleistung pro Kopf liegt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen deutlich unter dem Landes- durchschnitt. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner betrug 2008 etwa 24.400 Euro. Dies entspricht etwa 69 Prozent des bayerischen Durchschnittswertes, das Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigen HM entspricht etwa 77 Prozent des bayerischen Durchschnittswertes . Kleinteilige Wirtschaftsstruktur Die Betriebsstruktur der Unternehmen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist sehr kleinteilig mit weni- ger als 1 Prozent der Unternehmen mit 50 oder mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Über 95 1 Prozent der Unternehmen hat weniger als 10 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte . Dienstleistungssektor dominiert klar Die sektorale Wirtschaftsstruktur des Landkreises zeigt klare regionale Besonderheiten. Die Landwirt- schaft hat eine etwas geringere Bedeutung als im Landesdurchschnitt. Der Anteil des industriellen Sektors lag 2008 dagegen mit rund 15 Prozent der regionalen Wertschöpfung sehr deutlich unter dem Durch- schnitt von 32 Prozent in Bayern. Sehr hoch ist die Bedeutung des Dienstleistungssektors: Dieser lag bei HM rund 84 Prozent im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gegenüber 67 Prozent in Bayern . Sehr viele Angestellte in Gesundheitswesen und Gastgewerbe Die Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in vielen wichtigen regionalen Wirtschafts- sektoren unterscheidet sich sehr stark von den bayerischen Durchschnittswerten. Der Anteil der im Gast- Aktuelle gewerbe Beschäftigten an allen Beschäftigten war im Landkreis Garmisch-Partenkirchen 2008 fast fünf- Situation mal so hoch wie in Bayern. Im Gesundheitswesen war dieser Anteil 2,6-mal, im Bereich Verwaltung 1,6- mal und im Einzelhandel 1,2-mal so hoch wie in Bayern insgesamt. Das Ausbaugewerbe war der einzige nicht-Dienstleistungsbereich, in dem der Anteil der dort Beschäftigten an allen im Landkreis Beschäftig- ten deutlich über dem bayerischen Durchschnitt lag (1,2-mal so hoch); der Anteil des Hoch- und Tiefbaus HM lag dagegen nur beim 0,8fachen des Landesdurchschnitts . Dienstleistungen nur in traditionellen Bereichen stark Innerhalb des Dienstleistungssektors gab es jedoch auch Branchen, die im Vergleich zum Landesdurch- schnitt deutlich schwächer besetzt sind. So liegt der Anteil der im Bereich Kommunikation und Informati- on Beschäftigten an allen im Landkreis Beschäftigten nur beim 0,3-fachen des bayerischen Durchschnitts. Bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Großhandel lag der Anteil jeweils beim 0,4-fachen. In den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen lag der Anteil beim 0,7-fachen des bayerischen Durchschnitts. Die modernen Dienstleistungen sind im Landkreis Garmisch- Partenkirchen also deutlich schwächer vertreten als die „traditionellen“ wie Gesundheit, Gastgewerbe HM und Einzelhandel . Produzierendes Gewerbe sehr schwach In der bayerischen Wirtschaft wichtige Bereiche des produzierenden Gewerbes sind im Landkreis Gar- misch-Partenkirchen nur sehr schwach vertreten. So beträgt der Anteil der in der Metallerzeugung und -verarbeitung Beschäftigten an allen im Landkreis Beschäftigten nur ein Viertel des bayerischen Durch- schnitts. Im Maschinenbau beträgt dieser Wert nur das 0,3-fache sowie im Bereich Chemie und sonsti- HM gem verarbeitenden Gewerbe das 0,4-fache des Landesdurchschnitts . Entwick- Dynamik des Wirtschaftswachstums wesentlich geringer als in Bayern insgesamt lung seit Die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen verlief deutlich weniger dynamisch 90er als in Bayern und im Regierungsbezirk Oberbayern insgesamt. So ist das nicht-preisbereinigte Bruttoin- landsprodukt pro Kopf im Zeitraum 1993 bis 2008 im Landkreis Garmisch-Partenkirchen um 26 Prozent HM gestiegen, in Oberbayern dagegen um 50 Prozent und in Bayern insgesamt um 48 Prozent . Auch im Vergleich mit anderen bayerischen alpinen oder ländlichen Kreisen verlief die wirtschaftliche Entwicklung 2 im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wenig dynamisch . Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 20
Demografie-Check Landkreis Garmisch-Partenkirchen WIRTSCHAFT Analyse Bevölkerungsrückgang führt zu Verringerung der Binnennachfrage Die von der Bundesregierung beauftragte Studie „Wirtschaftsmotor Alter“ beinhaltet Szenarien zur Ent- wicklung der Konsumnachfrage vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der demografische Wandel zu einer Abnahme des Konsums insgesamt sowie zu star- ken Verschiebungen in der Nachfrage nach bestimmten Konsumgütern führen wird. Dabei wurden zu- 3 sammengefasste Produktgruppen wie z.B. „Gesundheit“ oder „Nahrungsmittel“ betrachtet . Durch die Alterung und eine in Deutschland insgesamt sinkende Bevölkerung nimmt auch die arbeitende Bevölke- rung ab – vorausgesetzt, dass die aktuellen Erwerbsquoten bei Frauen und über 50jährigen auch in der Zukunft gelten. Die Zahl der arbeitenden – und damit ein Erwerbseinkommen verdienenden – Personen in Deutschland sinkt demnach zwischen 2005 und 2035 um etwa 20 Prozent. Daraus wird sich ein Rück- gang der Binnennachfrage ergeben. Beteiligen sich künftig jedoch Frauen und über 50jährige stärker am Arbeitsmarkt, kann die Beschäftigung bis etwa 2020 sogar noch wachsen. Danach wird sie aufgrund der 4 starken Abnahme der Personen im erwerbsfähigen Alter allerdings sinken . Bei der Beurteilung des Nach- fragerückgangs muss jedoch berücksichtigt werden, dass zum Einen auch die zahlenmäßig steigenden Senioren über Einkommen verfügen, beispielsweise aus Renten und Vermögen, und dass zum Anderen HM der Rückgang an Kindern auch einen Rückgang an Personen ohne eigenes Einkommen bedeutet . Alterung verändert Produktnachfrage Neben den Auswirkungen auf die Höhe der Binnennachfrage insgesamt sind durch den demografischen Wandel auch Änderungen in der Nachfrage nach bestimmten Produktgruppen zu erwarten. So geben Personen ab 75 Jahren beispielsweise doppelt so viel für Gesundheit und halb so viel für Verkehrsmittel (ohne private Kraftfahrzeuge) aus als 20 bis 49jährige. Im Jahr 2003 hatte die Gruppe der über 50jährigen bei allen untersuchten Produktgruppen einen Anteil am gesamten Konsum in Deutschland von mindes- 5 tens 45 Prozent, bei Gesundheit sowie bei Reisen und Hotels lag er bei über 60 Prozent . Künftige Zunahme des Konsums bei Gesundheit und Reisen Entwick- Eine einfache Modellrechnung für Deutschland, die die heutigen altersspezifischen Konsummuster fort- lung schreibt, kommt zu diesen Ergebnissen: Künftig werden nur noch die über 50jährigen für absolute Zu- wächse in der Nachfrage nach einzelnen Produktgruppen sorgen. So werden die Anteile der Ausgaben für die Produktgruppe Gesundheit an den gesamten Konsumausgaben im Zeitraum 2005 bis 2025 um 12 Prozent steigen; für Reisen und Hotels um 6 Prozent. Anteilsmäßig werden auch die Ausgaben für Kör- perpflege (+4 Prozent) und für Energie (+2 Prozent) steigen. Dagegen wird der Anteil der Ausgaben für Verkehrsmittel (ohne private Kraftfahrzeuge) um 5 Prozent abnehmen sowie die Ausgabenanteile für 6 Home Entertainment, Aktive Freizeitgestaltung und Restaurants um jeweils 1 bis 2 Prozent abnehmen . Veränderung des Konsums noch stärker falls Abgaben steigen In einer anderen Modellrechnung wird angenommen, dass die verfügbaren Einkommen der arbeitenden Bevölkerung aufgrund steigender Abgaben für Rentenbeiträge sinken. Hier ergeben sich noch wesentlich stärkere Verschiebungen der Ausgabenanteile zwischen den Produktgruppen: Der Anteil der Ausgaben für Gesundheit an den Gesamtausgaben steigt um 40 Prozent und für Reisen und Hotels um 13 Prozent. Die Ausgaben für die Produktgruppen Nahrungsmittel, Kommunikation, Bekleidung, Schuhe und Schmuck, Verkehr, Home Entertainment und aktive Freizeitgestaltung gehen in diesem Szenario alle zwi- schen 3 und 8 Prozent zurück. Politische Reformen, die zu einer verstärkten Teilnahme von Frauen am 7 Arbeitsmarkt und der über 50jährigen führen, würden diese Entwicklungen abschwächen . Aber: Vorlieben der „Senioren von morgen“ unklar Die beschriebenen Modellrechnungen berücksichtigen nicht, dass das Konsumverhalten nicht nur vom Alter, sondern auch von persönlichen Werten und Präferenzen geprägt ist. Inwiefern sich etwa das Kon- sumverhalten der künftigen Senioren von dem der heutigen Senioren unterscheiden wird, kann die Stu- 8 die nicht beantworten . So haben viele der heutigen Senioren noch die Mangelzeiten des Krieges und Wiederaufbaus miterlebt. Die künftigen Senioren sind dagegen schon in der Zeit des Wirtschaftswunders 9 aufgewachsen und haben beispielsweise als Erwachsene die Fitnesswelle miterlebt . Vorsicht bei Prognosezahlen! …dienen zur Orientierung, siehe Abschnitt: „Wie sicher sind Prognosen?“, Seiten 4 bis 5 21
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