Stadt - Land - Zukunft - Wahrnehmung der Lebensbedingungen in strukturschwachen ländlichen Gebieten - GRÜNE Bundestagsfraktion
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Stadt – Land – Zukunft Wahrnehmung der Lebensbedingungen in strukturschwachen ländlichen Gebieten Ergebnisbericht Sebastian Götte und Yvonne Ludewig Weimar, den 25. September 2020
Liebe*r Leser*in, der eigene Wohnort ist für viele Menschen das Zentrum ihres Lebens. Er sollte deshalb möglichst lebenswert sein: die Dinge des täglichen Bedarfs bereitstellen, soziale Anknüpfungspunkte bieten, kulturelle und Freizeitinteressen befriedigen. Nebenbei sollte natürlich auch ein Leben in Sicherheit und mit dem gewünschten Maß an Ruhe möglich sein. An vielen Orten in Deutschland ist das so. Andere – gerade auf dem Land – haben Optimierungspotenziale. Dort fehlen zentrale Aspekte der Daseinsvorsorge, Arbeitsplätze oder Möglichkeiten der abwechslungsreichen Lebensgestaltung. Diese Studie möchte einen Beitrag dazu leisten, die Lebenszufriedenheit in solchen so genannten strukturschwachen Regionen zu ermitteln. Sie fragt, was ausreichend vorhanden ist und vor allem, was fehlt – und liefert so Ansatzpunkte für politische Gestaltung. Sie ist damit ein wichtiger Baustein im Projekt „Stadt-Land-Zukunft“, in dem die Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Dialog mit den Bürger*innen Politikansätze für die ländlichen Regionen Deutschlands erarbeiten will. Wir wünschen eine anregende Lektüre und jede Menge Ideen, wie das Leben in Deutschland noch lebenswerter werden kann! Weimar im September 2020 Sebastian Götte und Yvonne Ludewig Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 2
Die Menschen leben gern in ihrer Region - und das unabhängig Sechs Dinge, die es 1 davon, ob sie als strukturschwach oder strukturstark geführt wird. 73 Prozent sagen sogar, dass sie dies sehr gern tun. Oft ist der sich zu merken lohnt eigene Wohnort der Lieblingsort in Deutschland. Und wenn er es nicht ist, dann in vielen Fällen ein anderer Ort im eigenen Bundesland. Über die Hälfte der Befragten lebt überdies schon seit ihrer Geburt in der Region, in strukturschwachen Regionen ist dieser Anteil deutlicher ausgeprägt. Auch mit ihrer Beschäftigungssituation sind diejenigen, die 2 erwerbstätig sind, weit überwiegend eher oder sehr zufrieden. Unterschiede zwischen den Regionstypen sind nicht erkennbar. Der Anteil Beschäftigter ist in den beiden Regionen der Neuen Bundesländer etwas niedriger als in den anderen Regionen und liegt ungefähr gleichauf mit dem der Rentner*innen und Pensionär*innen. Die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen ist aus Sicht der Beschäftigten nicht so sehr vom Regionstyp abhängig, sondern eher von der Branche. So wird sie im Gesundheits- und Sozialwesen am höchsten eingeschätzt, in der industriellen Fertigung sowie bei Energie & Logistik am geringsten. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 3
Als größte Stärken der eigenen Region werden Landschaft und Sechs Dinge, die es 3 Natur sowie die Menschen und Gemeinschaft vor Ort genannt. Nur im strukturstarken Landkreis Regensburg stehen sich zu merken lohnt wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Landschaft und Natur ist übrigens auch ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für einen Lieblingsort. Unter den größten Schwächen in den ländlichen Regionen befinden sich immer infrastrukturelle Aspekte. Bei den strukturschwachen Regionen werden hier auch immer fehlende Industrie und Arbeitsplätze thematisiert, im strukturstarken Landkreis fehlende oder zu teure Wohnungen. Unter allen abgefragten Aspekten der Daseinsvorsorge sind die 4 Befragten am zufriedensten mit der gesundheitlichen Versorgung sowie dem Angebot an Kitas, Kindergärten und Schulen in der Region. Kaum jemand äußert hier Unzufriedenheit. Am unzufriedensten sind sie - vor allem in den strukturschwachen ländlichen Regionen - mit dem öffentliche Personenverkehr sowie den Fahrrad- und Fußwegen. Im strukturstarken Landkreis Regensburg fehlt es am meisten an passendem Wohnraum. Die Antworten spiegeln hier also die größten Schwächen der Region. Wenn danach gefragt wird, welche der nicht zufriedenstellenden Aspekte am dringendsten verbessert werden sollten, fallen die Antworten zwischen den Regionen relativ unterschiedlich aus. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 4
Je nach Regionstyp würden unterschiedliche Aspekte der Sechs Dinge, die es 5 Daseinsvorsorge die Lebenszufriedenheit der Menschen am meisten verbessern: In den ländlich strukturschwachen sich zu merken lohnt Landkreisen wäre es ein besseres ÖPNV- und Fernverkehrsangebot sowie eine lebhaftere Kultur. Im städtisch strukturschwachen Gera wären es Arbeits- und Ausbildungsplätze und Orte für Gemeinschaft. Und im ländlich strukturstarken Landkreis Regensburg wäre es passender Wohnraum. Für diese Veränderungen wird vor allem die Politik, und hier stark 6 die Kommunalpolitik, verantwortlich gemacht. Im Vergleich mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft vor Ort schneidet die Politik bei der Beurteilung ihrer bisherigen Arbeit immer am schlechtesten ab. Im Regionenvergleich sind die Befragten in der Stadt Gera mit allen Akteuren am unzufriedensten. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 5
Das Projekt „Stadt-Land-Zukunft“ fokussiert sich auf fünf Regionen in Deutschland. Drei strukturschwachen ländlichen Landkreisen werden eine Studiendesign strukturschwache Stadt und ein strukturstarker ländlicher Landkreis gegenüber gestellt. Aus den Erkenntnissen in den ländlich strukturschwachen Regionen im Vergleich mit den beiden anderen Regionstypen sollen deren spezifische Bedarfe ermittelt werden. In jeder Region wurden dafür N=200 Personen, repräsentativ für die dort lebende Bevölkerung ab dem 14. Lebensjahr, in einem standardisierten Telefoninterview befragt. Erhebungsinstitut aproxima Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung Weimar mbH Erhebungsart Standardisierte Telefoninterviews (CATI) Erhebungszeitraum 24.08. bis 07.09.2020 Grundgesamtheit Wohnbevölkerung der Landkreise Merzig-Wadern, Rostock, Höxter und Regensburg sowie der Stadt Gera ab dem 14. Lebensjahr Auswahlverfahren systematische Zufallsauswahl innerhalb der Regionen, auf Haushaltsebene nach Last-Birthday-Verfahren Fallzahl N=200 pro Region, N=1.000 gesamt Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 7
Für die Studie wurden drei als strukturschwach definierte ländliche Landkreise sowie eine als strukturschwach definierte Stadt ausgewählt. Zur Kontrastierung Studiendesign diente ein als strukturstark definierter Landkreis. In der Tabelle sind einige Strukturindikatoren aufgeführt. Auf den folgenden Seiten stellen wir die Struktur der Teilstichproben aller fünf Regionen vor. LK Merzig- LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg Wadern Strukturtyp städtisch ländlich ländlich strukturschwach strukturschwach strukturstark Bundesland Mecklenburg- Nordrhein- Saarland Thüringen Bayern Vorpommern Westfalen Einwohnerzahl ca. 103.000 ca. 216.000 ca. 140.000 ca. 93.000 ca. 194.000 Fläche ca. 555 km² ca. 3.400 km² ca. 1.200 km² ca. 150 km² ca. 1.400 km² Bevölkerungs- 186 Ew/km² 63 Ew/km² 117 Ew/km² 612 Ew/km² 139 Ew/km² dichte Anzahl der 7 112 10 1 41 Gemeinden Autobahn- 5 12 2 3 13 anschlüsse nächster Saarbrücken, Warburg, Regensburg, Fernverkehrshalt Rostock Gera Trier Paderborn Straubing der Bahn Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 8
Demographische Struktur der Teilstichprobe Landkreis Merzig-Wadern Geschlecht Altersgruppen 100 „Der Landkreis Merzig-Wadern ist der westlichste und 80 flächengrößte Landkreis des Saarlandes sowie der mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte. Merzig-Wadern wird auch als 60 27,7 36,7 40 der „grüne Landkreis“ des Saarlandes bezeichnet. Zu diesem 17,0 17,9 51,0 49,0 20 0,7 Ruf hat vor allem seine große Waldfläche beigetragen. Der 0 Landkreis ist aus dem 1816 in der preußischen Rheinprovinz 14-29 30-44 45-59 60+ k. A. gegründeten Kreis Merzig hervorgegangen.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Merzig-Wadern) Beschäftigungsstatus Haushaltsnettoeinkommen Schüler*in, Student*in, 6,3 Azubi 100 Voll-/Teilzeit 54,3 80 erwerbstätig 60 selbständig, 4,9 40 24,2 28,1 22,9 freiberuflich 17,8 20 7,1 Nicht-Beschäftigte 6,7 0 5.000 € + < 1.500 € k. A. 1.500-2.999 € 3.000-4.999 € Rentner*in, Pensionär*in 26,2 Sonstiges, keine Angabe 1,5 jeweils in Prozent aller Befragten des Landkreises | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 9
Demographische Struktur der Teilstichprobe Landkreis Rostock Geschlecht Altersgruppen 100 „Der Landkreis Rostock ist ein Landkreis in 80 Mecklenburg-Vorpommern. Mit 3421 km² Fläche ist er der viertgrößte Landkreis in Deutschland. 60 45,2 40 22,0 Die Kreisstadt ist Güstrow. In Bad Doberan 19,5 50,9 49,1 20 11,8 1,5 befindet sich eine Außenstelle der Verwaltung. 0 Der Landkreis bildet gemeinsam mit der 14-29 30-44 45-59 60+ k. A. Hansestadt Rostock, der Stadt Ribnitz-Damgarten sowie der Gemeinde Ahrenshoop die Regiopolregion Rostock. Der Landkreis verzeichnet einen leichten Bevölkerungszuwachs.“ Beschäftigungsstatus Haushaltsnettoeinkommen (https://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Rostock) Schüler*in, Student*in, 8,5 Azubi 100 Voll-/Teilzeit 36,3 80 erwerbstätig 60 34,6 selbständig, freiberuflich 7,0 40 24,0 22,1 10,9 8,5 20 Nicht-Beschäftigte 8,8 0 5.000 € + < 1.500 € k. A. 1.500-2.999 € 3.000-4.999 € Rentner*in, Pensionär*in 38,8 Sonstiges, keine Angabe 0,6 jeweils in Prozent aller Befragten des Landkreises | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 10
Demographische Struktur der Teilstichprobe Landkreis Höxter Geschlecht Altersgruppen 100 „Der Kreis Höxter ist ein Kreis im Regierungsbezirk 80 Detmold (Ostwestfalen-Lippe) im äußersten Osten Nordrhein-Westfalens und liegt mit seinen Grenzen 60 37,3 40 25,3 am Dreiländereck zu Niedersachsen und Hessen. 18,2 16,8 50,4 49,6 20 2,3 Kreisstadt ist Höxter. Mit 118 Einwohner je km² 0 weist der Kreis die niedrigste Bevölkerungsdichte 14-29 30-44 45-59 60+ k. A. aller Kreise in Nordrhein-Westfalen und nach dem Kreis Olpe die zweitniedrigste Einwohnerzahl aller Kreise in Nordrhein-Westfalen auf.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_H%C3%B6xter) Beschäftigungsstatus Haushaltsnettoeinkommen Schüler*in, Student*in, 7,2 Azubi 100 Voll-/Teilzeit 46,1 80 erwerbstätig 60 selbständig, 34,0 27,7 freiberuflich 7,0 40 22,8 20 7,7 7,9 Nicht-Beschäftigte 8,8 0 5.000 € + < 1.500 € k. A. 1.500-2.999 € 3.000-4.999 € Rentner*in, Pensionär*in 27,6 Sonstiges, keine Angabe 3,3 jeweils in Prozent aller Befragten des Landkreises | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 11
Demographische Struktur der Teilstichprobe Stadt Gera Geschlecht Altersgruppen 100 „Gera ist eine kreisfreie Hochschulstadt im 80 Osten Thüringens. Hinter der Landeshauptstadt 48,0 Erfurt steht Gera nach Fläche an zweiter und 60 40 22,7 nach Bevölkerung hinter Jena an dritter Stelle 52,3 47,7 13,0 14,0 20 2,3 im Freistaat Thüringen. Gera liegt im Norden 0 des Vogtlands an der Weißen Elster im 14-29 30-44 45-59 60+ k. A. ostthüringischen Hügelland in etwa 200 Metern Höhe und gehört zur Metropolregion Mitteldeutschland.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Gera) Beschäftigungsstatus Haushaltsnettoeinkommen Schüler*in, Student*in, 3,3 Azubi 100 Voll-/Teilzeit 41,2 80 erwerbstätig 60 39,3 selbständig, 2,8 40 20,1 22,9 freiberuflich 14,0 20 3,8 Nicht-Beschäftigte 7,6 0 5.000 € + < 1.500 € k. A. 1.500-2.999 € 3.000-4.999 € Rentner*in, Pensionär*in 45,0 Sonstiges, keine Angabe 0,0 jeweils in Prozent aller Befragten des Landkreises | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 12
Demographische Struktur der Teilstichprobe Landkreis Regensburg Geschlecht Altersgruppen 100 „Der Landkreis Regensburg ist der südlichste Landkreis 80 des Regierungsbezirks Oberpfalz in Ostbayern und umgibt die kreisfreie Stadt Regensburg zur Gänze. Im Süden 60 29,4 40 19,8 22,7 26,2 grenzt er an drei Landkreise von Niederbayern.“ 50,1 49,9 20 1,8 (https://de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Regensburg) 0 14-29 30-44 45-59 60+ k. A. Beschäftigungsstatus Haushaltsnettoeinkommen Schüler*in, Student*in, 6,1 Azubi 100 Voll-/Teilzeit 55,1 80 erwerbstätig 60 selbständig, 23,3 30,8 freiberuflich 5,1 40 21,4 16,5 20 8,0 Nicht-Beschäftigte 6,4 0 5.000 € + < 1.500 € k. A. 1.500-2.999 € 3.000-4.999 € Rentner*in, Pensionär*in 25,0 Sonstiges, keine Angabe 2,2 jeweils in Prozent aller Befragten des Landkreises | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 13
Die Region Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 14
Herkunft In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns damit, wie stark die Menschen mit ihrer Region verbunden sind, wie hoch die Lebenszufriedenheit ist und welche Stärken und Schwächen die Region aus ihrer Sicht hat. Die Einschätzung all dessen kann unter anderem davon abhängen, seit wann ein Mensch in der Region lebt. Deshalb interessierte uns zunächst, ob die Befragten seit ihrer Geburt in der Heimatregion geblieben sind, zwischendurch einmal woanders gelebt haben und dann zurückkehrten oder ob sie neu in die Region gezogen sind. 41 Prozent von ihnen zählen zu den "Zuwanderer*innen", und die Gründe für ihren Zuzug sind auf den ersten Blick sehr gleich verteilt. Ein Drittel gab an, wegen Arbeit oder Ausbildung in die Region gekommen zu sein, ein weiteres Drittel wegen der Partner*innen und ebenso ein Drittel wegen der Familie. Andere Gründe gaben neun Prozent der Befragten an. Es war möglich, mehrere Gründe zu nennen. 53 Prozent aller Befragten leben seit der Geburt ununterbrochen in der Region, 5 Prozent sind in der Region geboren und nach einem Aufenthalt woanders wieder zurückgekehrt. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 15
Leben Sie seit Ihrer Geburt in dieser Region oder sind Sie erst hierher gezogen? Herkunft Gründe für den Hinzug Arbeit oder 33,2 keine Angabe 0,2 Ausbildung Partner*in 32,0 seit der Geburt in der Region Familie 32,5 41,0 Sonstiges 8,6 53,4 5,4 von woanders in die Region gezogen zwischendurch woanders gelebt in Prozent aller Befragten | N=1.000 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 16
Ein Blick auf die Regionen differenziert das Bild. In den ländlichen strukturschwachen Herkunft Landkreisen lebt die Mehrheit der Befragten seit ihrer Geburt ohne Unterbrechung in der Region. Im Landkreis Rostock sind das mit 59 Prozent die Meisten, im Landkreis Höxter ist ihr Anteil 57 Prozent, im Landkreis Merzig-Wadern 56 Prozent. Die Verteilung in der strukturschwachen Stadt Gera und dem strukturstarken Landkreis Regensburg weicht insofern davon ab, dass mehr Personen von woanders in die Region gezogen sind. Ihr Anteil ist damit ähnlich hoch wie der von Personen, die seit ihrer Geburt in der Region leben (vgl. Abbildung Seite 18). Die Gründe für den Zuzug zeigen ebenfalls Ähnlichkeiten zwischen den ländlichen strukturschwachen Landkreisen auf der einen Seite und Gera sowie dem Landkreis Regensburg auf der anderen (vgl. Abbildung Seite 19). In den Landkreisen Merzig- Wadern, Rostock und Höxter ist der Hauptgrund für den Zuzug die Familie (am stärksten in Höxter mit 43 Prozent), gefolgt von den Partner*innen (am stärksten in Merzig-Wadern mit 36 Prozent). Eine Besonderheit weist der Landkreis Rostock auf: Hier nennen relativ viele Befragte sonstige Gründe, die sich häufig auf die schöne Landschaft und im Speziellen die Ostsee beziehen. In Gera und dem Landkreis Regensburg wird mit Abstand die Arbeit bzw. Ausbildung als häufigster Grund für den Zuzug genannt (42 bzw. 47 Prozent). Obwohl Gera also als strukturschwach bezeichnet werden kann, besitzt es aufgrund seines städtischen Charakters eine gewisse wirtschaftliche Anziehungskraft. Im Landkreis Regensburg spiegeln die Zuzugsgründe die Strukturstärke der Region. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 17
Herkunft LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg 0,8 35,9 33,7 38,0 46,7 49,3 49,0 48,1 55,7 59,0 56,6 7,6 7,3 5,3 4,0 2,8 bin woanders geboren und dann hierher gezogen habe zwischendurch woanders gelebt lebe seit meiner Geburt in der Region jeweils in Prozent aller Befragten der Region | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 18
Gründe für den Umzug in die Region LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg Arbeit oder 21,8 29,3 21,8 41,5 47,1 Ausbildung Partner*in 35,6 27,2 34,1 33,0 29,7 Familie 37,9 30,9 42,5 31,1 21,8 Sonstiges 6,9 19,5 3,4 7,5 6,9 häufig wegen der Landschaft (Ostsee) jeweils in Prozent aller Befragten der Region, die von woanders zugezogen sind | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 19
Lebenszufriedenheit Wir haben die Befragten gefragt, wie gern sie in ihrer Region leben. Das Ergebnis ist eindeutig: 73 Prozent von ihnen tun das sehr gern, 25 Prozent eher in der Region gern. Nur knapp 3 Prozent leben eher oder überhaupt nicht gern dort. Das bedeutet: Alle Mängel und Schwächen, die wir auf den nächsten Seiten aufdecken werden, führen nicht dazu, dass sich die Menschen in ihrer Region prinzipiell unwohl fühlen. Zumindest diejenigen, die (noch) in der Region leben. Natürlich ist es möglich und wahrscheinlich, dass generell Unzufriedene - wenn sie die Gelegenheit dazu hatten - bereits in andere Regionen gezogen sind. Doch auffälligerweise unterscheidet sich die Lebenszufriedenheit nicht signifikant zwischen strukturstarken und strukturschwachen Regionen. Die höchste Zufriedenheit messen wir im Landkreis Rostock, wo 89 Prozent der Befragten sehr gern leben. Die niedrigste gibt es in der strukturschwachen Stadt Gera. Aber auch dort leben immer noch 55 Prozent der Befragten sehr gern, 42 Prozent eher gern. Der strukturstarke Landkreis Regensburg steht an zweiter Stelle. Die Lebenszufriedenheit ist übrigens bei denjenigen am größten, die seit ihrer Geburt in der Region leben. Wir werden am Ende des Berichts noch einmal darauf eingehen, welche der auf den folgenden Seiten betrachteten Faktoren einen besonders hohen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 20
Wie gern leben Sie in Ihrer Region? Mittelwert Lebenszufriedenheit in der Region gesamt 0,1 2,4 24,8 72,7 1,3 LK Merzig-Wadern 1,0 25,1 73,9 1,3 LK Rostock 1,4 10,1 88,5 1,1 LK Höxter 5,0 26,4 68,7 1,4 Stadt Gera 3,7 41,6 54,7 1,5 LK Regensburg 0,6 0,9 20,9 77,6 1,2 überhaupt nicht gern eher nicht so gern eher gern sehr gern jeweils in Prozent aller Befragten der Region | N=200 | zu 100 fehlende Prozent sind „weiß nicht“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 21
Stärken und Schwächen Wie wir gesehen haben, sind es vor allem zwischenmenschliche oder wirtschaftliche Gründe, die Menschen in eine Region ziehen. Eine Frage dieser der Region Studie ist jedoch, was eine Region lebenswert macht. Dazu gehören neben der sozialen Eingebundenheit und wirtschaftlichen Stärke auch die Angebote der Daseinsvorsorge und das, was man als Charakter einer Region bezeichnen könnte. Mit der Daseinsvorsorge beschäftigen wir uns im nächsten Abschnitt. Mit Blick auf den Charakter ihrer Region sollten uns die Befragten deren größte Stärke und größte Schwäche nennen. Über alle Regionen hinweg werden vor allem zwei Faktoren thematisiert: der landschaftliche und der soziale. Antworten aus dem Bereich Landschaft, Natur und Klima werden von 32 Prozent aller Befragten als Stärke ihrer Region ins Feld geführt. 20 Prozent betrachten die Menschen vor Ort oder die Gemeinschaft und Solidarität untereinander als größte Stärke. Alle anderen aus den Antworten gebildeten Kategorien sind deutlich geringer besetzt (vgl. Abbildung Seite 23). Insgesamt die größten Schwächen der Regionen sind fehlende Industrie, Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze (19 Prozent), eine schlechte Verkehrsanbindung sowie unzureichender ÖPNV (13 Prozent) und fehlende sonstige Infrastruktur, wie Internet, Handel und Gesundheitsversorgung (12 Prozent, vgl. Abbildung Seite 24). Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 22
Was, würden Sie sagen, ist die größte Stärke der Region, in der Sie leben? Größte Stärke Landschaft und Natur 32,0 der Region die Menschen, Gemeinschaft, Solidarität 20,4 Wirtschaft, Zukunftsaussichten 9,8 ländlicher und ruhiger Charakter 8,8 gute Lebensqualität 7,7 Tourismus 6,7 gute Infrastruktur 5,6 Lage, Nähe zu anderen Orten 4,9 Kultur, Architektur, Tradition 4,1 Landwirtschaft 2,1 soziale Kontakte 1,8 Sonstiges 1,2 in Prozent aller Befragten | N=1.000 | Kategorisierung einer offenen Frage mit bis zu 3 Nennungen Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 23
Und was ist ihre größte Schwäche? Größte Schwäche fehlende Industrie und Arbeitsplätze 19,0 der Region Verkehrsanbindung, ÖPNV 13,0 fehlende Infrastruktur 11,5 Stagnation, Abwanderung, fehlende Finanzkraft 5,9 Menschen 5,3 fehlende Lebensqualität 4,8 lokale Politik oder Verwaltung 3,6 fehlende oder zu teure Wohnungen 2,7 zu ruhig und ländlich 2,2 zu viel Verkehr 1,8 Natur und Umwelt 1,3 Sonstiges 2,3 in Prozent aller Befragten | N=1.000 | Kategorisierung einer offenen Frage mit bis zu 3 Nennungen Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 24
Aufschlussreicher ist gerade bei diesen Fragen jedoch der Blick auf die einzelne Region. Auf Seite 26 sind die größten Stärken und Schwächen der jeweiligen Regionen Stärken und Schwächen aufgeführt. Über alle Regionen hinweg befinden sich Landschaft und Natur sowie die Menschen unter den Top-3-Stärken, in jeweils unterschiedlicher Ausprägung. Im der Region Landkreis Rostock sind die Nennungen zu Landschaft und Natur besonders stark ausgeprägt (46 Prozent aller dort Befragten). Hinzu nennen dort 21 Prozent den Tourismus als Stärke. Hier macht sich die Ostsee deutlich bemerkbar. Dafür werden hier - wie auch in Gera und im Landkreis Regensburg - die Menschen nicht so häufig als Stärke der Region thematisiert. Im Landkreis Merzig-Wadern beziehen sich die Befragten relativ häufig auf die Lebensqualität, die sich aus der Nähe zu Frankreich und kulinarischen Highlights ergibt. Beim Landkreis Regensburg zeigt sich klar seine Strukturstärke: 34 Prozent der Befragten geben eine Antwort aus dem Komplex Wirtschaft, Arbeitsplätze und Zukunftsaussichten. Als größte Schwächen werden in fast allen strukturschwachen Regionen fehlende Industrie und Arbeitsplätze thematisiert. Am stärksten ist dies in Gera der Fall (34 Prozent). Lediglich im Landkreis Höxter scheint dies ein kleineres Problem zu sein (11 Prozent), hier werden von den meisten Befragten die fehlende Verkehrsanbindung und der schlechte ÖPNV adressiert (23 Prozent). Ansonsten drehen sich die meisten Nennungen um fehlende Infrastruktur unterschiedlichster Art. Außerdem werden Stagnation, Abwanderung und Finanzschwäche beklagt. In der Stadt Gera scheint es außerdem eine ungünstige Gemengelage aus der Einstellung der vor Ort lebenden Menschen und der lokalen Politik oder Verwaltung zu geben. Im strukturstarken Landkreis Regensburg werden vor allem fehlende Infrastrukturen und fehlende oder zu teure Wohnungen genannt. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 25
Größte Stärken und Schwächen der Regionen LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg größte Stärken Menschen, Gemeinschaft, 35,6 Landschaft und Natur 45,9 Landschaft und Natur 32,4 Landschaft und Natur 30,8 Wirtschaft, Arbeit, 33,7 Solidarität Zukunftsaussichten Tourismus 20,7 Menschen, Gemeinschaft, Menschen, Gemeinschaft, 13,5 24,8 Landschaft und Natur 32,3 Solidarität Solidarität Landschaft und Natur 18,6 Menschen, Gemeinschaft, 15,4 Lebensqualität 13,6 Solidarität ländlich und ruhig 13,6 Lage, Nähe zu anderen Menschen, Gemeinschaft, 12,8 7,1 Orten Solidarität ländlich und ruhig 8,5 ländlich und ruhig 11,2 Lebensqualität 9,7 ländlich und ruhig 6,2 Infrastruktur 10,8 Lage, Nähe zu anderen 8,4 Orten gute Infrastruktur 6,2 Lebensqualität 10,0 LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg größte Schwächen fehlende Industrie und fehlende Industrie und 25,9 Verkehrsanbindung, ÖPNV 22,6 fehlende Industrie und Verkehrsanbindung, ÖPNV 13,3 22,2 34,2 Arbeitsplätze Arbeitsplätze Arbeitsplätze fehlende Infrastruktur fehlende oder zu teure 13,4 10,2 Verkehrsanbindung, ÖPNV 17,1 fehlende Infrastruktur 12,6 Menschen 11,5 Wohnungen fehlende Industrie und 10,5 fehlende Infrastruktur 16,8 Verkehrsanbindung, ÖPNV 9,5 Arbeitsplätze Stagnation, Abwanderung, fehlende Infrastruktur 9,7 10,2 Finanzschwäche Stagnation, Abwanderung, Stagnation, Abwanderung, Stagnation, Abwanderung, fehlende Lebensqualität 6,3 6,2 6,1 6,8 Finanzschwäche Finanzschwäche Finanzschwäche lokale Politik oder 8,8 Verwaltung fehlende Infrastruktur 5,1 jeweils in Prozent aller Befragten der Region | N=200 | Kategorisierung einer offenen Frage mit bis zu 3 Nennungen Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 26
Größte Stärken und Schwächen der Regionen (O-Töne) LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg größte Stärken „Die Region hat einen schönen „Die landschaftliche „Es hat einen großen Teil „Ich finde die Umgebung toll „Die wirtschaftliche Situation, Wald und Seen, die man Umgebung und das Klima Land, schön in der Nähe von und kulturell ist für die bei uns gibt es viele besuchen kann.“ durch die Ostsee sind eine Bergen, gut zum Wandern.“ Stadtgröße viel los.“ Arbeitsplätze, aber große Stärke.“ Erholungsfaktor und Kultur sind auch gegeben.“ „Wir leben in einem „Der Tourismus, die ganze „Dass jeder jeden kennt, dass „Die Region gibt sich nicht auf, Dreiländereck, die Stärke Infrastruktur eigentlich. Es ist die Sportvereine gut obwohl größere Unternehmen dabei ist die Lebenseinstellung angenommen werden und weggebrochen sind.“ „Beste Möglichkeiten für ein der Menschen: leben und sehr viel gebaut worden, vor dass man sich aufeinander gutes Leben: Natur, Kultur, leben lassen.“ allem an der Küste oben ist verlassen kann.“ Arbeit – alles, was gute alles top.“ Lebensqualität ausmacht.“ LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg größte Schwächen „Die Veränderung der Region „Dass wir unsere Jugend nicht „Schlechte Anbindung an „Die Industriebetriebe fehlen. „Bezahlbarer Wohnraum fehlt, von einem Kohlerevier zu halten können, weil es keine ÖPNV oder die Autobahn. Zur Nach der Wende wurde alles auch wenn viel gebaut wird. einem Wirtschaftszentrum.“ Arbeitsplätze oder Autobahn braucht man eine plattgemacht und nix Neues Aber diese Wohnungen sind Zukunftsmöglichkeiten gibt.“ Stunde.“ angesiedelt.“ sehr teuer.“ „Die Lage ist sowohl Vor- als „Die Telekommunikation, es auch Nachteil. Wir hängen im „Die Versorgung der „Post, Bank und Einkaufs- „Man müsste sich mehr gibt immer wieder Saarland und in Deutschland Bevölkerung ist nicht möglichkeiten sind nicht zu zutrauen. Die Menschen sind Leitungsprobleme, und die immer am letzten Zipfel.“ befriedigend, die Ressourcen Fuß zu erreichen und ÖPNV nicht immer offen für Neues.“ wachsende Bevölkerungs- werden ‚verschleudert‘.“ ist schlecht.“ dichte (Gentrifizierung).“ typische O-Töne zu den größten Stärken und Schwächen der Regionen Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 27
Stärken und Schwächen der Region Nach der offenen Frage nach der größten Stärke und Schwäche haben wir zu sieben Themenfeldern nachgefragt, ob die Befragten sie zu den Stärken oder Schwächen der Region zählen würden. Erfreulich ist, dass die meisten dieser vorgegebenen Themenfelder vorher schon durch die Befragten selbst genannt wurden. Sie sind es also wirklich, die den Charakter einer Region formen. Deutlich an erster Stelle der Stärken stehen Landschaft und Natur. Fast alle Befragten betrachten sie als eine Stärke ihrer Region (97 Prozent). Es folgt, dass die Region gesunde und sichere Lebensbedingungen bietet. 84 Prozent der Befragten sehen darin eine Stärke ihrer Region. Für 80 Prozent sind dies auch die Menschen. Am kritischsten sind die Befragten bei der Kreativität und dem Innovationsgeist der Bevölkerung. Hierin sehen 38 Prozent eher eine Schwäche ihrer Region. 44 Prozent betrachten außerdem die Zukunftsaussichten eher als eine Schwäche. Es liegt nahe, dass dies nach Strukturtyp der Region unterschiedlich ist. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 28
Ich nenne Ihnen jetzt einige Dinge. Bitte sagen Sie mir, ob diese aus Ihrer Sicht eher zu den Stärken oder eher zu den Schwächen Ihrer Region Stärken und Schwächen zählen. der Region Land und Natur 3,1 96,7 gesunde und sichere Lebensbedingungen 12,7 84,4 Menschen 13,9 80,2 Tradition und kulturelles Erbe 19,1 75,4 Nähe zu anderen interessanten Städten oder 30,4 65,0 Regionen Kreativität und Innovationsgeist der Menschen 37,6 52,9 Zukunftsaussichten 43,9 47,2 eher eine Schwäche eher eine Stärke jeweils in Prozent aller Befragten | N=1.000; zu 100 fehlende Prozent sind „weiß nicht“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 29
Stärken und Schwächen Diese Unterschiede zwischen den Regionen sind auf Seite 30 dargestellt. Die ländlich strukturschwachen Landkreise sind gegenüber der Stadt Gera (städtisch der Region strukturschwach) vor allem bei den gesunden und sicheren Lebensbedingungen, den Menschen und der Tradition bzw. dem kulturellen Erbe überlegen. Demgegenüber besitzt Gera einen Vorteil bei der Nähe zu interessanten Städten und Regionen. Im ländlich strukturstarken Landkreis Regensburg nehmen etwas mehr Personen die gesunden und sicheren Lebensbedingungen, Tradition und kulturelles Erbe sowie die Nähe zu anderen Städten und Regionen als Stärke wahr als dies in den ländlich strukturschwachen Regionen der Fall ist. Vor allem aber werden die Zukunftsaussichten hier von etwa doppelt so viel Befragten als Stärke gesehen als in den Landkreisen Merzig-Wadern, Rostock oder Höxter. Doch auch zwischen diesen drei Landkreisen bestehen kleinere Unterschiede (vgl. Abbildung Seite 31). So werden im Landkreis Merzig-Wadern die Menschen häufiger als Stärke wahrgenommen als in Rostock oder Höxter. Im Landkreis Rostock werden Tradition und kulturelles Erbe nicht so sehr als Stärke definiert wie in den anderen beiden Landkreisen. Und die Befragten im Landkreis Höxter sehen die Nähe zu anderen Städten und Regionen nicht so häufig gegeben wie die in Rostock und Merzig-Wadern. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 30
Ich nenne Ihnen jetzt einige Dinge. Bitte sagen Sie mir, ob diese aus Ihrer Sicht eher zu den Stärken oder eher zu den Schwächen Ihrer Region zählen. Land und Natur gesunde und sichere Lebensbedingungen Menschen städtisch Tradition und kulturelles Erbe struktur- ländlich schwach struktur- schwach ländlich Nähe zu anderen interessanten Städten strukturschwach und Regionen Kreativität und Innovationsgeist der Menschen ländlich strukturstark Zukunftsaussichten 0 10 20 30 30 40 50 50 60 70 80 90 100 100 0 10 10 20 30 30 40 50 50 60 60 70 80 80 90 100 100 jeweils in Prozent aller Befragten der Strukturtypen | ländlich strukturschwach N=600, städtisch strukturschwach und ländlich strukturstark je N=200 | nur „ist eher eine Stärke“ dargestellt Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 31
Ich nenne Ihnen jetzt einige Dinge. Bitte sagen Sie mir, ob diese aus Ihrer Sicht eher zu den Stärken oder eher zu den Schwächen Ihrer Region Stärken und Schwächen zählen. der Region Land und Natur gesunde und sichere Lebensbedingungen Menschen LK Rostock Tradition und kulturelles Erbe LK Höxter Nähe zu anderen interessanten Städten und Regionen LK Merzig- Kreativität und Innovationsgeist der Wadern Menschen Zukunftsaussichten 0 10 20 30 30 40 50 50 60 70 80 90 100 100 jeweils in Prozent aller Befragten der Region | N=200 | nur „ist eher eine Stärke“ dargestellt Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 32
Die Zufriedenheit mit dem Leben im eigenen Wohnort spiegelt auch die Antwort auf die Lieblingsort Frage wider, in welchem Ort in Deutschland die Befragten am liebsten leben würden. Aus allen Orten von der See bis in die Berge wählen 58 Prozent ihren eigenen Wohnort aus. Zwischen den Regionen gibt es dabei tendenzielle aber nicht signifikante Unterschiede: am häufigsten nennen Bewohner*innen des Landkreises Rostock ihren Wohnort als Lieblingsort (64 Prozent), am seltensten die des Landkreises Merzig- Wadern (50 Prozent). Es gibt hier keinen Zusammenhang zum Strukturtyp der Region. Im strukturstarken Landkreis Regensburg wählen 58 Prozent ihren eigenen Wohnort. Wer einen anderen Lieblingsort angibt, verortet diesen häufig in Bayern. 22 Prozent dieser Befragtengruppe nennt entweder das Bundesland oder eine seiner Regionen bzw. Orte. Im weitesten Sinne kann auch die Alpenregion (4 Prozent) dazu gezählt werden. Dem stehen 17 Prozent der Befragten gegenüber, die es eher an Nord- oder Ostsee zieht. Wie verwurzelt die Befragten in ihrer eigenen Region sind, zeigt die regional differenzierte Auswertung der Lieblingsorte auf Seite 33. In allen fünf Regionen liegen die meisten Lieblingsorte im eigenen Bundesland, wenn es nicht der aktuelle Wohnort ist. Am deutlichsten zeigt sich dies im Landkreis Regensburg. Dort verorten 72 Prozent aller Befragten, die nicht den eigenen Wohnort angeben, ihren Lieblingsort in Bayern. Alle anderen Regionen in Deutschland erhalten nur Anteile unter 10 Prozent. Ist es nicht das eigene Bundesland, dann entscheiden sich in den meisten anderen Regionen die Befragten für das Meer und die Küste. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 33
Wenn Sie sich aussuchen könnten, wo Sie in Deutschland leben möchten – wo würden Sie am liebsten leben? Lieblingsort In welcher Gegend? keine Angabe 0,8 Bayern 21,6 eigener anderer Meeresregion 16,5 Wohnort Ort Saarland 11,6 MVP 11,1 Thüringen 7,9 41,5 Großstädte 7,0 NRW 5,1 57,8 Alpenregion 4,1 Baden-Württemberg 2,4 Ausland 2,1 Sachsen 1,4 Sonstiges 9,3 Kategorisierung einer offenen Frage in Prozent aller Befragten | N=1.000 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 34
Lieblingsort nach Regionen LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg Saarland 47,5 Mecklenburg- 58,3 Nordrhein-Westfalen 24,4 Thüringen 39,2 Bayern 71,8 Vorpommern Bayern 13,9 23,6 Meeresregion 23,3 Meeresregion 20,3 Meeresregion Meeresregion 11,9 Großstädte 11,6 Großstädte 13,5 jeweils in Prozent aller Befragten der Region | N=200 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 35
Begründung für den Lieblingsort Warum entscheiden sich die Befragten für den jeweiligen Lieblingsort? Hier zeigen sich ganz deutlich ein Pull- und ein Push-Faktor für die Entscheidung, in einer Region zu leben oder in eine andere zu wollen. Wer den Lieblingsort woanders verortet, der begründet dies überwiegend mit landschaftlichen oder klimatischen Argumenten. Dies tun 52 Prozent derjenigen, deren Lieblingsort nicht ihr Wohnort ist. Alle anderen Kategorien fallen demgegenüber deutlich ab. 18 Prozent wollen zurück an ihren Geburtsort bzw. in ihre Heimat, 17 Prozent geben an, dass sie sich am genannten Ort einfach wohl fühlen. Das wiederum ist das Hauptargument derjenigen, die ihren eigenen Wohnort als Lieblingsort nennen. 43 Prozent von ihnen sagen, dass es ihnen dort einfach gefällt. Sie haben also ein positives Gefühl, das aus ganz unterschiedlichen Quellen gespeist werden kann. 25 Prozent thematisieren die Landschaft oder das Klima, 20 Prozent hält es in ihrer Heimat. Mit ganz konkreten Verweisen auf Lebensbedingungen oder Infrastruktur argumentieren nur wenige Befragte. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 36
Warum möchten Sie an diesem Ort am liebsten leben? Begründung für Landschaft/Klima/Schönheit 24,7 51,8 den Lieblingsort Heimat/Geburtsort/lebe schon lange hier 19,7 18,4 fühle mich wohl/es gefällt mir 43,3 17,0 Lebensbedingungen/Infrastruktur/Lage 10,2 10,0 Lebensqualität (sauber, ruhig, klein) 9,7 9,6 Menschen/Gemeinschaft 5,4 9,3 Familie/soziales Umfeld 10,2 6,1 Sonstiges 0,4 3,7 Kulturangebot 1,0 3,0 Arbeit und Wirtschaft 3,6 2,1 ländlich 3,8 1,8 Immobilie 2,0 0,4 eigener Wohnort anderer Ort jeweils in Prozent aller Befragten der jeweiligen Gruppe | eigener Wohnort N=578, anderer Ort N=415 Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 37
Öffentliche Daseinsvorsorge Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 38
Bewertung der Neben den „weichen“ Standortfaktoren, die wir im letzten Abschnitt betrachtet Daseinsvorsorge haben, tragen die sehr konkreten Aspekte der Daseinsvorsorge zu einer lebenswerten Region bei. Diese schauen wir uns nun an. Über alle betrachteten Regionen hinweg ist die Zufriedenheit mit den meisten abgefragten Aspekten der Daseinsvorsorge hoch. Auf einer Skala von 1=sehr zufrieden bis 4=sehr unzufrieden schneiden alle mit "gut" ab. Am besten wird die gesundheitliche Versorgung bewertet, mit der insgesamt 42 Prozent der Befragten sehr zufrieden sind, 48 Prozent eher zufrieden. An zweiter Stelle steht das Angebot an frühkindlicher Erziehung und Schulen. 31 Prozent sind hiermit sehr zufrieden, 47 Prozent eher. Kaum jemand äußert bei diesen Punkten echte Unzufriedenheit. Das größte Unzufriedenheitspotenzial herrscht bei der Mobilität: Mit dem Zustand der Fahrrad- und Fußwege sind 41 Prozent aller Befragten eher oder sehr unzufrieden, mit dem ÖPNV-Angebot 40 Prozent und mit dem Fernverkehrsangebot 37 Prozent. Wie die Abbildung auf Seite 39 jedoch auch zeigt, ist bei allen abgefragten Aspekten der Anteil der Zufriedenen höher als der der Unzufriedenen. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 39
Wie zufrieden sind Sie persönlich mit folgenden Dingen in Ihrer Region? Bewertung der Mittelwert gesundheitliche Versorgung 1,7 8,5 47,8 41,9 1,7 Daseinsvorsorge Kitas, Kindergärten und Schulen 2,1 6,4 47,4 31,0 1,8 Orte zum geselligen Beisammensein 4,6 18,6 48,8 23,8 2,0 passender Wohnraum 3,9 16,5 50,0 20,8 2,0 Kulturangebote 4,4 22,3 49,5 20,6 2,1 Verfügbarkeit und Qualität von Internet und 2,2 7,4 23,3 45,3 16,5 Mobilfunk Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze 5,4 24,4 44,1 15,5 2,2 Zustand der Fahrrad- und Fußwege 9,7 30,7 46,4 12,2 2,4 ÖPNV inkl. Rufbusse, Mitfahrbänke u. ä. 12,2 27,3 38,9 16,3 2,4 Anbindung an Fernverkehr mit Bahn und Bus 12,8 23,8 41,9 12,5 2,4 sehr unzufrieden eher unzufrieden eher zufrieden sehr zufrieden in Prozent aller Befragten | N=1.000; zu 100 fehlende Prozent sind „weiß nicht“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 40
Auf Ebene der Gesamtstichprobe zeigen sich mit Blick auf die Altersgruppen Bewertung der signifikante Unterschiede bei vier Faktoren. So sind die Befragten ab dem 30. Lebensjahr unzufriedener mit der Gesundheitsversorgung als die 14-29-Jährigen. Daseinsvorsorge Besonders kritisch damit zeigen sich Personen im mittleren Lebensalter. Bei den Kulturangeboten sinkt die Zufriedenheit mit dem Alter der Befragten. Mit dem ÖPNV sind Personen zwischen dem 30. und 44. Lebensjahr und ab dem 60. Lebensjahr überdurchschnittlich zufrieden, 14-29-Jährige hingegen besonders selten. Letzteres gilt auch für die Zufriedenheit mit dem Fernverkehr. Gesundheitsversorgung Kulturangebote ÖPNV Fernverkehr 100 96 89 86 90 100 100 100 77 77 80 80 68 80 80 64 61 60 59 54 54 60 60 60 47 49 60 50 40 40 40 40 20 20 20 20 0 0 0 0 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ jeweils in Prozent aller Befragten, Summe der Kategorien „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 41
Bewertung der Daseinsvorsorge Die Differenzierung nach Landkreisen zeigt, dass es um die gesundheitliche Versorgung und die Infrastrukturen für Kinder in allen fünf Regionen nach Ansicht der Befragten am besten bestellt ist. Die größten Schwachstellen zeigen sich jedoch an unterschiedlichen Punkten. In den Landkreisen Merzig-Wadern und Höxter sind es das ÖPNV- und das Fernverkehrsangebot. Dieses liegt im Landkreis Rostock im Mittelfeld, hier steht es um die Fahrrad- und Fußwege sowie um das Internet- und Mobilfunkangebot am Schlechtesten. In der strukturschwachen Stadt Gera zählt das ÖPNV-Angebot sogar zu den Stärken, ebenso das Angebot an Wohnraum. Auch hier sind es vor allem der Zustand der Rad- und Fußwege sowie ergänzend das Arbeitsplatz- und Ausbildungsangebot, die den Befragten Sorge bereiten. Im strukturstarken Landkreis Regensburg beklagen sich die meisten Befragten über das Wohnraumangebot sowie ebenfalls über den Zustand der Rad- und Fußwege. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 42
Wie zufrieden sind Sie persönlich mit folgenden Dingen in Ihrer Region? LK Merzig-Wadern LK Rostock LK Höxter Stadt Gera LK Regensburg gesundheitliche Versorgung Gesundheitsversorgung 3,2 3,3 3,3 3,1 3,6 Kitas, Kindergärten Kitas,und Schulen und Schulen Kindergärten 3,2 3,2 3,3 3,1 3,4 Orte zum geselligen Orte zum geselligen Beisammensein 2,8 3,3 2,9 3,0 2,8 Beisammensein passender Wohnraum passender Wohnraum 3,1 2,8 3,1 3,2 2,6 Kulturangebote Kulturangebote 2,8 2,9 2,7 2,9 3,2 Verfügbarkeit und Qualität von Internet und Mobilfunk 3,0 2,9 2,9 2,4 2,6 Internet und Mobilfunk Arbeits-, Ausbildungs- und 2,5 3,4 Arbeits-, Ausbildungs- und Schulplätze 2,6 2,7 2,7 Studienplätze Zustand der Fahrrad- und 2,3 2,7 Zustand der Fahrrad- und Fußwege 2,6 2,5 2,9 Fußwege ÖPNV inkl. Rufbusse, 3,1 2,8 ÖPNV inkl. Rufbusse, Mitfahrbänke u. ä. 2,0 2,8 2,4 Mitfahrbänke u. ä. Anbindung an Fernverkehr mit 2,6 2,9 Fernverkehrsanbindung 2,2 2,8 2,5 Bahn und Bus Mittelwerte auf einer Skala von 1=sehr unzufrieden bis 4=sehr zufrieden über alle Befragten der jeweiligen Region, die eine Antwort geben konnten | N=200 pro Region abzüglich der jeweiligen Anteile für „weiß nicht“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 43
Bewertung der Auf den folgenden Seiten differenzieren wir diejenigen Faktoren der Daseinsvorsorge nach Altersgruppen, bei denen es signifikante Unterschiede gibt. Daseinsvorsorge Im Landkreis Rostock steigt die Unzufriedenheit mit den Kulturangeboten mit steigendem Alter. Kulturangebote 100 96 81 80 71 65 60 40 20 0 14-29 30-44 45-59 60+ in Prozent aller Befragten, Summe der Kategorien „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 44
Im Landkreis Höxter sind die 14-29-Jährigen und die 45-49-Jährigen mit dem Bewertung der Kulturangebot am unzufriedensten. Arbeits- und Ausbildungsplätze werden am meisten in den mittleren Altersgruppen vermisst. Bei den Mobilitätsthemen Daseinsvorsorge erweisen sich die 45-59-Jährigen als am kritischsten. Ab dem 60. Lebensjahr sind die Menschen damit zufriedener als alle anderen Altersgruppen. Kulturangebote Arbeits- und Ausbildungsplätze ÖPNV 100 100 100 80 69 65 80 65 65 80 58 49 50 47 60 43 60 60 44 34 40 40 40 22 20 20 20 0 0 0 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ Fernverkehr Fuß- und Radwege 100 100 78 76 80 67 80 68 59 63 60 47 60 jeweils in Prozent aller Befragten, Summe der 35 Kategorien „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“ 40 40 20 20 0 0 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 45
In der Stadt Gera sinkt die Zufriedenheit mit dem ÖPNV ab dem mittleren Alter Bewertung der deutlich. Beim Fernverkehr zeigt sich eine extrem ausgeprägte umgekehrte U- Kurve: Während 14-29-Jährige und Personen ab dem 60. Lebensjahr weit Daseinsvorsorge unterdurchschnittlich zufrieden sind, liegt die Zufriedenheit in den mittleren Altersgruppen deutlich über dem Durchschnitt. Fuß- und Radwege werden vor allem von den 14-29-Jährigen stark kritisiert. ÖPNV Fernverkehr Fuß- und Radwege 100 88 100 100 85 72 76 80 80 72 80 57 60 60 60 52 46 42 40 40 27 30 40 15 20 20 20 0 0 0 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ jeweils in Prozent aller Befragten, Summe der Kategorien „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 46
Bewertung der Im Landkreis Regensburg steigt die Unzufriedenheit mit den Orten für Geselligkeit Daseinsvorsorge mit steigendem Alter. Orte zum geselligen Beisammensein 100 92 78 80 70 64 60 40 20 0 14-29 30-44 45-59 60+ in Prozent aller Befragten, Summe der Kategorien „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 47
Bewertung der Daseinsvorsorge Die Profile in der Abbildung auf Seite 43 zeigen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Regionstypen. Die strukturschwache Stadt Gera steht in einigen Punkten etwas besser da als die Landkreise, vor allem bei Internet und Mobilfunk sowie dem ÖPNV-Angebot. Die Landkreise haben beim Zustand der Fahrrad- und Fußwege sowie leicht bei der Gesundheitsversorgung die Nase vorn. Stärkere Unterschiede bestehen zwischen strukturschwachen und -starken Landkreisen. Der strukturstarke Landkreis Regensburg führt in fast allen Punkten, besonders deutlich beim Arbeits- und Ausbildungsplatzangebot. Lediglich das Angebot an passendem Wohnraum ist in den strukturschwachen Landkreisen etwas besser. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 48
Wie zufrieden sind Sie persönlich mit folgenden Dingen in Ihrer Region? Vergleich ländlich strukturschwach und städtisch strukturschwach Vergleich ländlich strukturschwach und ländlich strukturstark Gesundheitsversorgung Kitas, Kindergärten und Schulen ländlich strukturschwach Orte zum geselligen Beisammensein ländlich passender Wohnraum strukturstark Kulturangebote Internet und Mobilfunk Arbeits-, Ausbildungs- und Schulplätze Zustand der Fahrrad- und Fußwege ÖPNV inkl. Rufbusse, Mitfahrbänke u. ä. städtisch ländlich strukturschwach strukturschwach Fernverkehrsanbindung 4sehr 3 eher 2 eher sehr1 4sehr 3 eher 2 eher sehr1 unzufrieden unzufrieden zufrieden zufrieden unzufrieden unzufrieden zufrieden zufrieden Mittelwerte auf einer Skala von 1=sehr unzufrieden bis 4=sehr zufrieden über alle Befragten der jeweiligen Regionstypen, die eine Antwort geben konnten | ländlich strukturschwach N=600, städtisch strukturschwach und ländlich strukturstark N=200, jeweils abzüglich der Anteile für „weiß nicht“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 49
Mit Blick auf die Altersgruppen in den ländlichen strukturschwachen Gebieten sind Bewertung der jüngere Personen mit dem ÖPNV unzufriedener als Personen ab dem 30. Lebensjahr. Am zufriedensten sind die Befragten der ältesten Gruppe. Beim Daseinsvorsorge Fernverkehr steigt die Zufriedenheit mehr oder weniger stetig mit dem Alter. Fuß- und Radwege werden hingegen mit steigendem Alter kritischer bewertet, allerdings ab dem 60. Lebensjahr wieder besser. Möglicherweise besitzt hier das Rad nicht mehr eine so hohe Bedeutung. . ÖPNV Fernverkehr Fuß- und Radwege 100 100 100 80 80 80 71 61 64 58 60 49 52 60 51 51 60 51 47 41 36 40 40 40 20 20 20 0 0 0 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ 14-29 30-44 45-59 60+ jeweils in Prozent aller Befragten, Summe der Kategorien „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“ Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 50
Bewertung der Daseinsvorsorge Für die ländlichen strukturschwachen Gebiete haben wir Unterschiede zwischen demographischen Gruppen geprüft. Diese zeigen sich vor allem bei der Einschätzung des Mobilitätsangebots. Je älter die Befragten sind, desto zufriedener zeigen sie sich mit ÖPNV und Fernverkehr. Demgegenüber steigt die Unzufriedenheit mit dem Zustand der Fahrrad- und Fußwege. Die Unzufriedenheit mit ÖPNV und Fernverkehr nimmt außerdem mit steigendem Bildungsgrad und Einkommen zu. Erwerbstätige, Selbständige und Freiberufler zeigen sich beim Angebot an Kitas, Kindergärten und Schulen unzufriedener als andere, ebenso bei Internet und Mobilfunk. Schüler*innen, Student*innen und Auszubildende sind zufriedener mit dem Ausbildungsplatzangebot als andere Personen mit dem Arbeitsplatzangebot. Am unzufriedensten damit sind naheliegenderweise Nicht-Beschäftigte. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 51
Bewertung der Daseinsvorsorge Diejenigen Befragten, die mit einem oder mehreren Aspekten unzufrieden waren, fragten wir danach, welche dieser Aspekte am dringendsten verbessert werden sollten. Sie konnten bis zu drei Aspekte nennen. Waren sie mit maximal drei Aspekten unzufrieden, haben wir diese als dringendste Kandidaten gezählt. Die Abbildung auf Seite 46 zeigt, dass die unterschiedlichen Facetten der Mobilität am häufigsten genannt wurden. Je 31 Prozent wählen das ÖPNV-Angebot und den Zustand der Fahrrad- und Fußwege aus. 25 Prozent wünschen sich dringend ein besseres Angebot bei Internet und Mobilfunk. Und 23 Prozent priorisieren einen besseren Fernverkehr. Am seltensten ausgewählt wurden Orte für Geselligkeit, die Gesundheitsversorgung und das Angebot an Kitas, Kindergärten und Schulen. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 52
Welche Dinge müssten am dringendsten verbessert werden? Bewertung der ÖPNV inkl. Rufbusse, Mitfahrbänke u. ä. 30,7 Daseinsvorsorge Zustand der Fahrrad- und Fußwege 30,5 Verfügbarkeit und Qualität von Internet und Mobilfunk 25,3 Anbindung an Fernverkehr mit Bahn und Bus 22,8 Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze 22,1 passender Wohnraum 16,8 Kulturangebote 13,3 Orte zum geselligen Beisammensein 8,9 gesundheitliche Versorgung 8,3 Kitas, Kindergärten und Schulen 6,5 in Prozent aller Befragten | N=1.000 | Es waren bis zu 3 Nennungen unter den Dingen möglich, mit denen die Befragten eher oder sehr unzufrieden waren. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 53
Bewertung der Daseinsvorsorge Ein Blick auf die Regionen zeigt, dass die Prioritäten recht unterschiedlich sind. Im Landkreis Merzig-Wadern wünschen sich über die Hälfte der Befragten dringend eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots. Ein Drittel möchte zügig mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze. Im Landkreis Rostock hingegen drängen vor allem die Verfügbarkeit von Internet und Mobilfunk sowie der Zustand der Fahrrad- und Fußwege. Der Landkreis Höxter ist eine Mischung aus beidem: Hier werden das ÖPNV- und das Internet/Mobilfunkangebot priorisiert. Die Stadt Gera sollte aus Sicht fast der Hälfte ihrer Befragten etwas für ihre Fahrrad- und Fußwege tun, 30 Prozent wünschen sich kurzfristig mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze. Und im strukturstarken Landkreis Regensburg fehlen am dringendsten passender Wohnraum sowie guter ÖPNV. Stadt-Land-Zukunft – Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung Seite 54
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