Analyse der Automobilbranche auf Basis der Geschäftsberichte 2016 Masterarbeit - unipub
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Dominik Erlatsch, BSc Analyse der Automobilbranche auf Basis der Geschäftsberichte 2016 Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Science der Studienrichtung Betriebswirtschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz Betreuer: Univ.-Prof. DDr. Georg Schneider Institut für Unternehmensrechnung und Reporting Graz, Mai 2018
Gleichheitsgrundsatz Aus Gründen der Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit darauf verzichtet, geschlechterspe- zifische Formulierungen zu verwenden. Es wird hiermit jedoch ausdrücklich festgehal- ten, dass die bei Personen verwendete maskuline Form für beide Geschlechter zu ver- stehen ist.
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... III Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... V 1 Einleitung ................................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung ................................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung ........................................................................................................... 1 1.3 Disposition ........................................................................................................... 2 2 Geschäftsbericht ........................................................................................................ 3 2.1 Definition und Bestandteile ................................................................................. 3 2.2 Aufstellungspflicht ............................................................................................... 5 2.3 Nutzen ................................................................................................................. 6 2.4 Lagebericht mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie Prognosebericht . 7 2.5 Verbesserungsmöglichkeiten............................................................................... 9 3 Aktuelle Situation in der Automobilbranche ........................................................... 11 3.1 Kooperationen in der Automobilbranche .......................................................... 12 3.2 Kooperationen a zwischen Automobilherstellern mit IT- und Telekommunikationsfirmen bezüglich „autonomem Fahren“ ................................ 14 3.3 Elektromobilität 2016 ........................................................................................ 15 3.4 Absatz von Elektroautos nach Regionen............................................................ 17 3.5 Absatz von Elektroautos nach Unternehmen .................................................... 19 4 Geschäftsberichtsanalyse mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie Prognosebericht ausgewählter Automobilhersteller ..................................................... 21 4.1 Geschäftsbericht Renault Group........................................................................ 21 4.2 Geschäftsbericht PSA Group .............................................................................. 25 4.3 Geschäftsbericht Daimler .................................................................................. 30 4.3.1 Prognosebericht ..................................................................................... 31 I
Inhaltsverzeichnis 4.4 Geschäftsbericht VW ......................................................................................... 35 4.4.1 Prognosebericht ..................................................................................... 39 4.5 Vergleich der analysierten Unternehmen ......................................................... 40 5 Ausblick der Automobilbranche auf „Elektromobilität“ und „autonomes Fahren“ 43 5.1 Neue Konkurrenten in der Automobilbranche .................................................. 44 5.2 Der Traum des autonomen Fahrens .................................................................. 49 5.3 Tesla ................................................................................................................... 53 5.3.1 Entstehung und Fakten zu Tesla ............................................................. 53 5.3.2 Absatz von Tesla ..................................................................................... 54 5.3.3 Marktauftritt von Tesla ........................................................................... 56 5.4 Zukunftsprognosen ............................................................................................ 57 5 Zusammenfassung ................................................................................................... 63 Literaturverzeichnis ........................................................................................................ VI Internetquellen ............................................................................................................... IX Geschäftsberichte ........................................................................................................ XVI II
Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 5G 5. Generation AktG Aktiengesetz BAIC Beijing Automotive Industry Holding BMW Bayerische Motoren Werke BYD Build your dreams Auto CASE Connected Autonomous Shared&Services Electric CCS Carbon Dioxide Capture and Storage CEO Chief Executive Officer CMB Common Modular Platform CO2 Kohlenstoffdioxid DAX Deutscher Aktienindex DNA Desoxyribonukleinsäure DS Distinctive Series EBIT Ergebnis vor Zinsen und Steuern ELSA Energy Local Storage Advanced System EQ Electric Intelligence EU Europäische Union F&E Forschung und Entwicklung FAW First Automotive Works FMC Future Mobility Company GM General Motors GuV Gewinn- und Verlustrechnung HGB Handelsgesetzbuch IAS International Accounting Standards IT Informationstechnologie ITS Intelligente Verkehrssysteme JAC Anhui Jianghuai Automobile kW Kilowatt kWh Kilowattstunde LG Lucky GoldStar III
Abkürzungsverzeichnis Lkw Lastkraftwagen Li-ion Lithium-Ionen LTE Long Term Evolution MEB Modularer Elektrifizierungsbaukasten MIT Massachusetts Institute of Technology NCAP New Car Assessment Programme NGO Non-Governmental Organisation Ni-MH Nickel-Metallhydrid-Akkumulator Pkw Personenkraftwagen PSA Peugeot Société Anonyme SAE Society of Automotive Engineers SAIC Shanghai Automotive Industry Corporation SUV Sport- und Nutzfahrzeug TÜV Technischer Überwachungsverein UK United Kingdom VW Volkswagen ZE Zero Emission (Nullemission) ZTE Zhong Xing Telecommunication Equipment Company Limited IV
Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Innovationsstärke ..................................................................................... 16 Abbildung 2: Neuzulassungen nach Regionen ............................................................... 17 Abbildung 3: Marktanteil von Elektroautos bei Neuzulassungen .................................. 18 Abbildung 4: Anteil der E-Pkws an Neuzulassungen 2016 in der EU .............................. 19 Abbildung 5: My autonomous car .................................................................................. 29 Abbildung 6: Together - Strategie 2025 ......................................................................... 36 Abbildung 7: Markt- und Industrieführer für Elektromobilität ...................................... 45 Abbildung 8: Automatisiertes Fahren ............................................................................ 51 Abbildung 9: Befürworter von komplett selbstfahrenden Autos ................................... 52 Abbildung 10: Meistverkaufte Elektroautos der Schweiz .............................................. 55 Abbildung 11: Top Themen der Internetuser ................................................................. 61 V
Einleitung 1 Einleitung Die Automobilbranche ist seit ihren Anfängen vor mehr als 100 Jahren mit der Erfin- dung des Verbrennungsmotors verbunden und diese Art des Antriebs führte zur Domi- nanz verschiedener Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern. Allerdings kam in den letzten Jahren eine neue Art des Antriebs auf, hierbei handelt es sich um den Elektromotor. Neben dieser neuen Art des Motors wird noch eine andere Technik die Automobilbranche revolutionieren. Die Rede ist hier vom autonomen Fahren, welches die Fortbewegung massiv verändern wird. 1.1 Problemstellung Die Entwicklung dieser neuen Technologien könnte die etablierten Automobilhersteller sowie deren Marktanteile verändern. Laut Connected Car-Studie von McKinsey kann sich der Automobilmarkt stark wandeln, da sich der Marktanteil von heute 2 Prozent bis 2030 auf bis zu 65 Prozent bezüglich Elektrifizierung steigern könnte. Grund hierfür ist vor allem der zunehmende Verkauf von Hybridfahrzeugen.1 Auch beim autonomen Fahren wird die Akzeptanz der Autofahrer zunehmend größer. Laut Studie von Ernst & Young können sich 40 Prozent der Autofahrer vorstellen, dass ein Autopilot für sie fährt.2 1.2 Zielsetzung Im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit soll die Frage beantwortet werden, welche Automobilhersteller die Technologien der Elektromobilität sowie das autonome Fah- ren federführend weiterentwickeln werden, um auch in der Zukunft eine bedeutende Rolle in der Automobilbranche innezuhaben. Das Ziel dieser Masterarbeit ist es, an- hand der Geschäftsberichte einzelner Automobilhersteller zu analysieren, welche Mar- ken im Moment einen Vorsprung bezüglich Elektromobilität als auch autonomem Fah- ren besitzen und es soll dargestellt werden, ob diese auch in Zukunft ihre Marktpositi- on behaupten können. Hierbei werden die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie der Prognosebericht analysiert. Aufgrund der einfacheren Entwicklung und Herstellung 1 Vgl. McKinsey, 2017b. 2 Vgl. Ernst & Young, 2017. 1
Einleitung der Elektromotoren gegenüber den herkömmlichen Verbrennungsmotoren kommt es nicht nur zu einem Wettbewerb zwischen den etablierten Automobilherstellern, son- dern es erscheinen hierdurch auch immer wieder neue Unternehmen. Welche hierbei auftreten und sogar eine Gefahr für die etablierten Unternehmen darstellen könnten, wird ebenfalls analysiert. Neben dem Fokus auf die einzelnen Unternehmen wird auch dargestellt, welche Nationen bei diesen Technologien eine Vorreiterrolle einnehmen und für die Automobilbranche Chancen bereitstellen. 1.3 Disposition Im ersten Schritt soll in dieser Masterarbeit in Abschnitt 2 erläutert werden, worum es sich bei einem Geschäftsbericht prinzipiell handelt und welche Bestandteile dieser be- inhaltet. Zusätzlich wird aufgezeigt, welche Unternehmen einen solchen aufstellen müssen und welchen Nutzen er für die Adressaten besitzt. In Abschnitt 3 wird die ak- tuelle Situation in der Automobilbranche dargestellt, mit dem Fokus auf den aktuellen Entwicklungen bezüglich Elektromobilität sowie, welche Kooperationen unter den Au- tomobilherstellern untereinander als auch mit Unternehmen aus anderen Branchen entstehen. Die Analyse sowie der Vergleich der ausgewählten Unternehmen auf Basis der Geschäftsberichte erfolgt in Abschnitt 4. Die Darstellung der künftigen Entwicklung und ein Ausblick auf die Elektromobilität sowie das autonome Fahren werden in Ab- schnitt 5 gegeben, wobei hier auch neue Anbieter analysiert werden. Zum Abschluss erfolgt in Abschnitt 6 eine Zusammenfassung des Themas. 2
Geschäftsbericht 2 Geschäftsbericht Im folgenden Abschnitt wird zuerst eine Definition dahingehend gegeben, was unter einem Geschäftsbericht zu verstehen ist und welche Bestandteile er besitzt. Darauf aufbauend wird gezeigt, welche Unternehmen verpflichtet sind, einen solchen aufzu- stellen und welchen Nutzen er für externe Adressaten hat. Im Anschluss wird speziell auf den Lagebericht eingegangen, mit dem Fokus auf den Forschungs- und Entwick- lungsbericht sowie Prognosebericht. Zum Abschluss wird aufgezeigt, wie man einen Geschäftsbericht aufbauen sollte, damit die Adressaten die gewollten Informationen rasch finden können. 2.1 Definition und Bestandteile Der Geschäftsbericht umfasst eine verbale Darstellung des Geschäftsverlaufs des Ab- schlussjahres sowie eine Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung.3 Die Ergebnisse des abgeschlossenen Geschäftsjahres und deren Kommentierung werden mit den folgen- den drei Bestandteilen dargestellt: • Bericht des Aufsichtsrats • Corporate Governance • Lagebericht Jene drei Dokumente, welche auch vom Gesetz vorgeschrieben sind, sind notwendig, um den Geschäftsbericht vollständig aufzustellen.4 Bei der Analyse des Geschäftsverlaufs wird auch Bezug auf die Analyse der Lage ge- nommen, wobei diese Gegenstand von preis- und mengenrelevanten Determinanten der Geschäftstätigkeit und ihrer Ausprägung ist. Dabei bezieht sich die Lage auf den Abschlussstichtag, wohingegen der Geschäftsverlauf unterjährige abweichende Aus- prägungen dieser Determinanten erläutert. Auch finanzielle Risiken, welche gemäß § 289 Abs. 2 Nr. 2 HGB den Bereich Forschung und Entwicklung betreffen, sind ein Ele- ment der Lageanalyse.5 In weiterer Folge wird genau dieser Bereich, im Sinne von For- schung und Entwicklung, in den Vordergrund gerückt, um aufzuzeigen, welche Maß- 3 Vgl. Grüning, M., Publizität, 2011, S. 25. 4 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 10. 5 Vgl. Maucher, M., Lageberichterstattung, 2008, S. 9. 3
Geschäftsbericht nahmen die verschiedenen Unternehmen in der Automobilbranche dahingehend er- greifen. Das Ziel der Analyse ist hierbei nicht, dass die Adressaten die voraussichtliche Entwick- lung beurteilen, sondern dass diese die vorgenommene Beurteilung des Rechnungsle- genden nachvollziehen können. Dabei wird das Interesse nicht auf eine branchenspezi- fische Analyse der Lage gesetzt, sondern vielmehr auf eine unternehmensspezifische Analyse. Hierbei wird die Stellung des Unternehmens zum Gegenstand einer derarti- gen Analyse in Bezug auf die Absatz-, Produktions- und Beschaffungsmärkte.6 Bei der Art der Aufstellung des Geschäftsberichts kommt folgender Aussage nach Ette- rich eine besondere Bedeutung zu: „Ein ordentlicher Kaufmann prahlt nicht, sondern lässt seine Ergebnisse sprechen“.7 Die Tendenz, die Geschäftsberichte mit Informationen zu überfrachten, erscheint als Hilfsmittel, damit Probleme nicht dargestellt werden müssen. Die Erkennung der Ab- lenkung von Problemen wird billigend in Kauf genommen, da die informationsver- wöhnte Leserschaft einen umfangreichen Geschäftsbericht bereits als vollständig deu- tet, auch wenn dieser noch nicht einmal gelesen wurde.8 Allerdings wird speziell der Lagebericht, ein Bestandteil des Geschäftsberichts, seinem Zweck nur gerecht werden, wenn dieser entscheidungsnützliche, das bedeutet relevante sowie verlässliche Infor- mationen bereitstellt. Kann dies nicht erbracht werden, wäre die Daseinsberechtigung des Lageberichts fraglich.9 Ein Vergleich zwischen 1937 und 2006 zeigt, dass 1937 die 100 untersuchten Ge- schäftsberichte zwischen 0,5 und 11 Seiten hatten und die DAX-30-Unternehmen 2006 die Geschäftsberichte mit einem Umfang zwischen 130 und 308 Seiten aufstellten, dies entspricht im Mittel 213 Seiten.10 Anzumerken ist, dass der Trend bei der Aufstellung des Geschäftsberichts klar zu einer Übertragung auf externe Agenturen geht und dies erklärt, warum die Ausdrucksweisen wenig „businesslike“ sind. Des Weiteren enthalten Geschäftsberichte immer häufiger wortreiche, sachfremde Texte und durch die allgemeinen Informationen und reichhal- tigen Bilder kommt diese Aufmachung zeitweise beinahe einer Modezeitschrift 6 Vgl. Maucher, M., Lageberichterstattung, 2008, S. 14. 7 Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 32. 8 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 32. 9 Vgl. Stein, T., Lageberichtsqualität, 2010, S. 1, 2. 10 Vgl. Weste, J., Aktiengesellschaft, 1939, S. 143, zitiert nach: Grüning, M., Publizität, 2011, S. 28. 4
Geschäftsbericht gleich.11 Darum kommt man zum Schluss, dass der Geschäftsbericht nicht berichten, sondern mit Bildern und Informationen mehr zur Unterhaltung beitragen soll.12 Wird der Geschäftsbericht mit entscheidungsneutralen Informationen aufgebläht, kommt es zu einer Verwässerung und je größer die Probleme des Unternehmens sind, desto um- fangreicher wird im Geschäftsbericht auch das Vorwort sein.13 Bei der Aufstellung des Geschäftsberichts stellt sich die Frage, welche Ansprüche er erfüllen muss – zum einen die „Vollständigkeit“ im Sinne richtiger Ergebnisse und zum anderen die „Attraktivität“ im Sinne der Aufmachung. Allerdings muss die Beantwortung dieser Frage leider häufig zugunsten der „Attraktivität“ entschieden werden.14 2.2 Aufstellungspflicht Nach § 264 Abs. 1 HGB haben die gesetzlichen Vertreter von Kapitalgesellschaften ei- nen Jahresabschluss und zusätzlich einen Anhang aufzustellen, welcher mit der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung sowie einem Lagebericht eine Einheit bildet. Allerdings bezieht sich diese Aufstellungspflicht des Lageberichts nur auf große Kapi- talgesellschaften. Andere Regelungen gelten für Kleinstkapitalgesellschaften, welche nach § 267a HGB mindestens zwei der drei nachfolgenden Merkmale nicht überschrei- ten: • eine Bilanzsumme von 350 000 Euro • einen Umsatzerlös im Jahr vor dem Abschlussstichtag von 700.000 Euro • zehn Arbeitnehmer im Jahresdurchschnitt Diese müssen den Jahresabschluss nicht um einen Anhang ergänzen, wenn sie die ge- nannten Angaben nach § 268 Abs. 7 HGB, nach § 285 Nummer 9 Buchstabe c, sofern es sich um eine Aktiengesellschaft handelt, und die nach § 160 Abs. 3 Satz 2 AktG genann- ten Angaben nach der Bilanz anschließen. Personengesellschaften haben keine Verpflichtung zur Aufstellung eines Lageberichts, außer es handelt sich um eine nach § 264a HGB offene Handelsgesellschaft oder 11 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 5. a 12 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 12. 13 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 9. 14 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 18. a 5
Geschäftsbericht Kommanditgesellschaft, wobei nicht mindestens ein persönlich haftender Gesellschaf- ter eine natürliche Person ist.15 2.3 Nutzen Bei der Aufstellung des Geschäftsberichts kommt es zur Übertragung von Informatio- nen an externe Adressaten. Dabei ist wichtig, dass diese Informationen auch einen Nutzen für die externen Adressaten besitzen. Aus diesem Grund hat eine Unterneh- menskommunikation, welche nur das Informationsbedürfnis des Unternehmens in den Mittelpunkt stellt, jedoch die Zielstellungen der externen Adressaten ignoriert, im Endeffekt keine Adressaten.16 Damit es wirklich zu einem Nutzen für die externen Ad- ressaten kommt, müssen Rechnungslegungsinformationen ökonomisch brauchbar sein und dies geschieht, wenn sie relevant sowie verlässlich sind.17 Schließlich kommt bei einer Unvollkommenheit des Wissens, dem die Investoren unterliegen, den Informati- onen für den Entscheidungsprozess eine bedeutende Rolle zu.18 Der Lagebericht ist ein Instrument der regulierten externen Rechnungslegung und entwickelt sich in Richtung einer wertorientierten Unternehmensberichterstattung, die unter dem Begriff des value reporting bekannt ist. Daher zeigt der Lagebericht als Re- chenschaftsinstrument der Unternehmensleitung, wie ihre Anstrengung im abgelaufe- nen Geschäftsjahr bezüglich einer langfristigen Wertschaffung war.19 Die Publizität des Geschäftsberichts soll zwei Probleme verhindern. Im ersten Fall be- dingt sie die optimale Allokation der Ersparnisse auf die Investitionsalternativen am Kapitalmarkt, denn das Problem liegt hierbei in der besseren Informationsbasis der Unternehmen gegenüber den Investoren. Aus diesem Grund besitzen diese ein Infor- mationsproblem. Ein weiteres Problem kommt im Sinne eines Agentenproblems auf, da Investoren ihre Ersparnisse in eine Unternehmung gesteckt haben, diese Unter- nehmungen allerdings einen Anreiz haben, jene Ersparnisse an sich zu reißen.20 Für dieses Problem kommt der Begriff des Shareholder-Value-Konzepts auf, da hier näm- lich der Shareholder bzw. Aktionär und dessen Beachtung im Zentrum des unterneh- 15 Vgl. Universität Wien, 2011. 16 Vgl. Grüning, M., Publizität, 2011, S. 9. 17 Vgl. Oberdörster, T., Finanzberichterstattung, 2009, S. 24. 18 Vgl. Filipiuk, B., Risikoberichterstattung, 2009, S. 75. 19 Vgl. Funk, W., Rechnungslegung, 2008, S. 189. 20 Vgl. Healy, P. M. / Palepu, K. G.: Informationsasymmetrie, in: Journal of Accounting and Economics, 2001, S. 407. 6
Geschäftsbericht merischen Denkens und Handels steht.21 Da das Informationsbedürfnis auf Seite der Investoren durch die Anwendung des Shareholder-Value-Konzepts stärker zukunftsge- richtet ist, können die vergangenheitsbezogenen Berichtsformate wie der Jahresab- schluss diese kaum befriedigen.22 Aus diesem Grund hat der Lagebericht im Gegensatz zum vergangenheitsorientierten Jahresabschluss das Ziel, die zukünftigen Chancen und Risiken in einem Ausblick darzustellen.23 Des Weiteren wird im Lagebericht auch auf die zukünftige Entwicklung, hier vor allem auf die Umsätze, Aufwendungen und Inves- titionen etc. eingegangen. Es wird auch ausdrücklich auf die Forschung und Entwick- lung, welche im besonderen Fokus dieser Arbeit stehen, hingewiesen.24 Eine weitere Aufgabe des Anhangs ist es, die zahlenmäßigen Informationen, welche man aus der Bilanz und der GuV entnehmen kann, in Worte zu fassen, damit ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild wiedergegeben und weiters eine Erklärung dazu abgegeben werden kann.25 2.4 Lagebericht mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie Prognosebericht Zu erwähnen ist, dass es bei der Aufstellung des Lageberichts zwingend erforderlich ist, eine Prognose über die zukünftige Entwicklung inklusive der Risiken und Chancen an- zugeben.26 Beim Lagebericht sind die Finanzen und Strukturen die zwei Schwerpunkte, welche auch im Mittelpunkt des Wirtschaftsprüfers stehen.27 Er ist ein wichtiges Informations- instrument, das eine Ergänzung zum Jahresabschluss darstellt. Der Lagebericht muss den Geschäftsverlauf des Abschlussjahres sowie das Geschäftsergebnis darstellen und analysieren. Zu diesem Zweck muss eine Darstellung der Leistungsindikatoren erfolgen. Dies wird mit den Kennzahlen der finanzwirtschaftlichen und erfolgswirtschaftlichen Analyse praktiziert.28 Allerdings sollen auch Informationen über diese hinausgegeben werden. Für die Ertragslage werden Kennzahlen verwendet wie das Ergebnis vor Zin- sen und Steuern (EBIT). Des Weiteren rückt auch die Umsatzrentabilität sowie die Ei- 21 Vgl. Wöhe, G. / Döring U. / Brösel G., Betriebswirtschaftslehre, 2016, S. 50. 22 Vgl. Theis, J. C., Kommunikation, 2013, S. 18. 23 Vgl. Magin, C., Kommunale, 2011, S. 30. 24 Vgl. Hirschler, K., Bilanzwissen, 2012, S. 45. 25 Vgl. Magin, C., Kommunale, 2011, S. 30. 26 Vgl. Wöhrmann, A., Impairment, 2009, S. 205. 27 Vgl. Etterich, H. J., Geschäftsberichte, 2017, S. 15. 28 Vgl. Universität Wien, 2011. 7
Geschäftsbericht genkapital- und Gesamtkapitalrentabilität in den Vordergrund. Für die Vermögens- und Finanzlage kommen die Nettoverschuldung, das Nettoumlaufvermögen, die Eigenkapi- talquote und auch der Nettoverschuldungsgrad als Kennzahlen in Betracht. Empfohlen wird zusätzlich noch, eine vollständige Geldflussrechnung und weiters Informationen über die Innenfinanzierungskraft von Investitionen im Lagebericht aufzunehmen.29 Im Bereich der Forschung und Entwicklung existiert das Problem, wo die Forschung konkret endet und daran anschließend die Entwicklung beginnt. Gerade diese Unter- scheidung ist wichtig, da die bilanz- und steuerrechtliche Behandlung der Aufwendun- gen im Bereich der F&E davon abhängig sind, ob sie zur Forschung oder zur Entwick- lung gehören.30 Um eine mögliche Abgrenzung zu tätigen, sind Entwicklungsaktivitäten als solche definiert, wo es sich um einen Entwurf, die Konstruktion sowie das Testen einer ausgewählten Alternative handelt, nämlich für neue oder verbesserte Produkte und das, bevor die eigentliche Produktion bzw. Nutzung beginnt.31 Nach IAS 38.8 ist die Forschung definiert als „die eigenständige und planmäßige Suche mit der Aussicht, zu neuen wissenschaftlichen oder technischen Erkenntnissen zu ge- langen“. Bei der Forschung handelt es sich um eine wissenschaftliche Aktivität, die auf abstrakte Erkenntnisgewinne abzielt. Von diesen sollte dann in Zukunft profitiert wer- den, wobei nicht unmittelbar eine Verwertung der neuen Erkenntnisse möglich ist.32 Nach den internationalen Rechnungslegungsstandards nach IAS 38.8 ist die Entwick- lung „die Anwendung von Forschungsergebnissen oder von anderem Wissen auf einen Plan oder Entwurf für die Produktion von neuen oder beträchtlich verbesserten Mate- rialien, Vorrichtungen, Produkten, Verfahren, Systemen oder Dienstleistungen. Die Entwicklung findet dabei vor Beginn der kommerziellen Produktion oder Nutzung statt.“ Aus diesem Grund geht es bei der Entwicklung und zur Abgrenzung gegen die Forschung um die Schaffung konkreten Wissens, welches nun unmittelbar für be- stimmte Anwendungen nutzbar ist.33 Bezüglich der Forschung und Entwicklung existiert steuerliche Vergünstigung für jene Aufwendungen, die direkt mit diesem Bereich zusammenhängen. Hierbei kommen drei unterschiedliche Regelungstechniken in Betracht: 29 Vgl. Hirschler, K., Bilanzwissen, 2012, S. 45. 30 Vgl. Broemel, K., Steuerplanung, 2016, S. 12. 31 Vgl. Broemel, K., Steuerplanung, 2016, S. 13. 32 Vgl. Broemel, K., Steuerplanung, 2016, S. 12. 33 Vgl. Broemel, K., Steuerplanung, 2016, S. 13. 8
Geschäftsbericht • die einkommens- und körperschaftssteuerliche Bemessungsgrundlage und de- ren Variierung (genau genommen der Betriebsausgabenabzug und die Aktivie- rung von Aufwendungen) • die Variierung des Körperschaftssteuersatzes oder des Einkommenssteuertarifs im Bereich der Erträge aus Forschung und Entwicklung • die Verrechnung der Steuerschuld mit den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung34 Nach § 317 Abs. 2 HGB muss der Lagebericht und der Konzernlagebericht dahingehend geprüft werden, ob es einen Einklang zwischen dem Lagebericht und dem Jahresab- schluss sowie, wenn notwendig, mit dem Einzelabschluss nach § 325 Abs. 2a HGB gibt. Weiters muss der Konzernlagebericht mit dem Konzernabschluss und zusätzlich noch mit jenen bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnissen des Abschlussprüfers eine Schlüssigkeit ergeben. Geprüft wird auch, ob ein zutreffendes Bild von der Lage des Unternehmens mit dem Lagebericht insgesamt sowie ein zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns mit dem Konzernlagebericht insgesamt vermittelt wird. Schließlich ist zu prüfen, ob es eine zutreffende Darstellung der Chancen und Risiken der künfti- gen Entwicklung gibt. Die Prüfung der Jahresabschlüsse erfolgt durch die berufliche Tätigkeit des Wirt- schaftsprüfers, welche maßgeblich durch die Vorbehaltsaufgabe geprägt ist. Diese Prü- fung wird durch das Gesetz für bestimmte Unternehmen vorgeschrieben. Weiters hat der Wirtschaftsprüfer Bestätigungsvermerke über das Ergebnis solcher Prüfungen zu erteilen.35 2.5 Verbesserungsmöglichkeiten Im abschließenden Unterkapitel werden Möglichkeiten beschrieben, wie Unterneh- men bei der Aufstellung des Geschäftsberichts effektiver die relevanten Informationen darstellen können. Hierbei hat die visuelle Form der Informationsaufbereitung eine bedeutende Rolle in- ne, denn man sollte nicht „einen Schönheitswettbewerb gewinnen“, sondern ein sol- 34 Vgl. Spengel, C., Förderung, 2009, S. 58. 35 Vgl. Krommes, W., Jahresabschlussprüfung, 2015, S. 6. 9
Geschäftsbericht ches Design und eine Konzeption auswählen, welche die Informationsübermittlung effizient sowie „erträglich“ machen.36 Weiters sollte ein Geschäftsbericht die Informationsvermittlung konsequent durchzie- hen und nicht andauernd Platzierungen, Schriftgrößen sowie Bildabmessungen ändern und damit Verwirrung stiften.37 Gerade bei der Platzierung geht es darum, eine klare Positionierung zu entwickeln. Dies vereinfacht dem Leser die Zuordenbarkeit der gelieferten Informationen und das erhöht wiederum das Verständnis.38 Ein Geschäftsbericht muss gut strukturiert sowie derart aufgebaut sein, dass der Leser die gesuchten Informationen schnell findet, denn es wird nicht der gesamte Ge- schäftsbericht gelesen, sondern lediglich dasjenige, das interessiert. Dazu sollen so viele als möglich sinnvoll navigierende Elemente eingesetzt werden sowie die Naviga- tion und das Layout so gut als möglich strukturiert sein.39 Dieses Kapitel zeigt, dass die Aufstellung des Geschäftsberichts für die Unternehmen eine umfangreiche Arbeit darstellt und dass es hierbei auch einiges zu beachten gibt. Nach dieser Übersicht in Bezug auf den Geschäftsbericht steht in den nächsten Kapi- teln die Automobilbranche im Mittelpunkt. 36 Vgl. Heisters, V. / Leu, O., Finanzkommunikation, 2010, S. 11. 37 Vgl. Heisters, V. / Leu, O., Finanzkommunikation, 2010, S. 114. 38 Vgl. Heisters, V. / Leu, O., Finanzkommunikation, 2010, S. 198. 39 Vgl. Grosse, G. / Ripperda, K. / Voelzkow, A., Visuell, 2016, S. 25. 10
Aktuelle Situation in der Automobilbranche 3 Aktuelle Situation in der Automobilbranche Im folgenden Abschnitt werden die aktuellen Verhältnisse der Automobilbranche nä- her erläutert. Dabei wird speziell auf das Jahr 2016 eingegangen und gezeigt, welche Unternehmen in diesem Jahr die größten Absätze erzielten. Anschließend werden ver- schiedene Kooperationen beschrieben, die benötigt werden, um für die neuen Techno- logien „Elektromobilität“ sowie „autonomes Fahren“ zukunftsfähig zu werden. Zum Abschluss wird noch auf die aktuelle Situation bezüglich der Elektromobilität einge- gangen, hier unter anderem, in welchen Ländern mittlerweile die meisten Elektroautos unterwegs sind und dahingehend für die Automobilhersteller Chancen bieten. Zu Beginn werden kurz die größten Unternehmen der Automobilbranche dargestellt, um einen Überblick über diese Branche zu erhalten. Die zehn größten Unternehmen nach Absatzzahlen sind folgende: 1. Volkswagen mit 9,968 Millionen verkauften Autos. 2. General Motors mit 9,594 Millionen verkauften Autos. 3. Toyota kam auf 8,960 Millionen verkaufte Autos. 4. Renault/Nissan kam auf einen Absatz von 7,972 Millionen Autos. 5. Hyundai-Kia kam auf eine Stückzahl von 7,184 Millionen Autos. 6. Ford verkaufte 6,340 Millionen Autos. 7. Honda veräußerte 4,687 Millionen Autos. 8. Fiat Chrysler verkaufte 4,662 Millionen Autos. 9. Bei der PSA-Gruppe wurden 2,757 Millionen Autos verkauft. 10. Noch unter die größten zehn Automobilhersteller schaffte es Suzuki mit einem Verkauf von 2,607 Millionen Autos.40 Nach Ländern kommt man zum Schluss, dass die Anzahl der größten Automobilherstel- ler in Japan am höchsten ist. Mit Toyota, Honda sowie Suzuki schafften es ganze drei Automobilhersteller in die Liste der zehn größten Unternehmen, gefolgt von den Ver- einigten Staaten von Amerika und der Niederlande. Diese beiden Länder kommen je- weils auf zwei Automobilhersteller. Aus Japan kommen zwar bezüglich der Anzahl die meisten Automobilhersteller, allerdings stellt Deutschland mit Volkswagen nach Absatz 40 Vgl. Manager Magazin, 2017b. 11
Aktuelle Situation in der Automobilbranche den größten Automobilhersteller der Welt. Die übrigen zwei Automobilhersteller kommen aus den Ländern Frankreich mit der PSA Group und Südkorea mit Hyundai- Kia. Anzumerken ist, dass sich diese Liste auf den Absatz bezieht, wobei sich nach dem Umsatz eine andere Reihenfolge ergeben würde. Knapp nicht in die Liste schafften es die zwei deutschen Automobilhersteller Daimler und BMW. Allerdings muss man weiters erwähnen, dass es in der Automobilbranche vermehrt zu Kooperationen zwischen den Unternehmen kommt. 3.1 Kooperationen in der Automobilbranche Zwischen den einzelnen Automobilherstellern gibt es bereits einige Kooperationen, die im nachfolgenden Kapital aufgezeigt werden. Der Grund hierfür liegt darin, dass sich die Automobilbranche in den nächsten Jahren stark verändern wird, da Elektromobili- tät und autonomes Fahren immer populärer werden. Weiters besteht Konsens darin, dass man den schnellen Wandel nur durch Kooperationen bewältigen kann. Demnach handelt es sich hierbei nicht um ein notwendiges Übel, sondern vielmehr um eine Chance.41 Im April 2010 entstand eine Daimler-Renault-Nissan-Allianz, wobei man unter anderem bei Kleinwägen, Lastwägen und Motoren zusammenarbeiten möchte. Diese Koopera- tion wird allerdings skeptisch interpretiert, da Renault nicht gerade als „Traumpartner“ gilt. So zeichnen sich diese nicht unbedingt mit pfiffigen Modellen oder gar mit Spit- zentechnik aus. Auch von anderen Seiten wird misstrauisch berichtet, aus reiner Freundschaft wäre dieser Zusammenschluss nicht eingegangen worden, sondern viel- mehr stecke pure Notwendigkeit dahinter.42 Sechs Jahre später hat sich im Jahr 2016 die strategische Kooperation zwischen Daimler und der Renault-Nissan-Allianz weiter intensiviert. Speziell durch die Teilung der Entwicklungs- sowie Fertigungskosten wur- den neue Segmente erschlossen. Dies führte dazu, den Kunden überzeugende Fahr- zeuge mit der neuesten Technik sowie modernsten Merkmalen anbieten zu können, und dies zu wettbewerbsfähigen Preisen.43 Auch Dieter Zetsche, Vorsitzender des Vor- stands der Daimler AG, kam zu folgendem Schluss: „In den letzten sieben Jahren haben wir eine Partnerschaft geschaffen, die von Komponenten bis zu Plattformen reicht, von 41 Vgl. Grohmann, G. / Hofer, A. / Zangl, F.: Prozessinnovation, in: Industrie Management, 2005, S. 43. 42 Vgl. n-tv, 2010. 43 Vgl. Daimler, 2016. 12
Aktuelle Situation in der Automobilbranche der gemeinsamen Entwicklung bis zur Fertigung, von Pkw bis zu Nutzfahrzeugen. Dabei arbeiten wir in gemischten Teams, die projektbezogen Kompetenzen über Kontinente hinweg teilen. Ihr gemeinsamer Antrieb ist die beste Idee – ob sie nun in Paris, Stutt- gart oder Yokohama entsteht. Für unsere Kooperation sehen wir also weiterhin eine vielversprechende Zukunft.”44 Der zweitgrößte Automobilhersteller, General Motors (GM), ging 2012 eine Allianz mit Peugeot Citroën ein. Mit dieser Allianz wollen die beiden Unternehmen künftig in Eu- ropa bei Entwicklung und Einkauf zusammenarbeiten. Außerdem wird GM eine Sieben- Prozent-Beteiligung durch eine Kapitalerhöhung von PSA am französischen Konzern erwerben. Dadurch wird der US-Autobauer nach der Peugeot-Familiengruppe der zweitgrößte Aktionär. Allerdings ist diese Kooperation zwischen den beiden Unter- nehmen für Fachleute nicht unbedingt überzeugend, da das Zusammengehen zwar kurzfristig Kosten spart, aber bei der Neuausrichtung seiner Marken den PSA-Konzern nicht voranbringt.45 Weiters wurde der Automobilhersteller Opel, der fast 90 Jahre im Besitz des Autokon- zerns General Motors war, im Jahr 2017 an die PSA Group verkauft. Ökonomisch be- trachtet schreibt Opel seit 17 Jahren rote Zahlen und die PSA Group möchte die neue Tochter bis 2020 wieder profitabel machen.46 Für Opel entstand noch unter dem bisherigen Eigentümer General Motors (GM) eine Überlegung dahingehend, dass Opel zum reinen E-Auto-Bauer werden könnte. Geredet wurde hierbei von einer Art „Tesla für den kleinen Geldbeutel“. In diesem Jahr kommt bereits das erste rein elektrische Opel-Fahrzeug, der Ampera-e auf den Markt, welcher auf Basis des GM-Modells Chevy Bolt entstand. Zukünftig soll diese Technik von den Franzosen geliefert werden, da diese Technologie ab 2019 bei der PSA Group verfüg- bar sein wird.47 Eine weitere Allianz kam 2013 zwischen General Motors und Honda zustande, und zwar im Bereich der Brennstoffzellen. Durch diese Allianz möchte GM die neue Technik nun schneller zur Marktreife führen. Der Grund hierfür liegt in den schlechten Ver- kaufszahlen für Elektroautos. Hierbei geht es nicht nur darum, diese Technik gemein- sam weiterzuentwickeln, sondern auch, das nötige Netz an Tankstellen aufzubauen. 44 Daimler, 2016. 45 Vgl. Die Welt, 2012. 46 Vgl. Der Standard, 2017b. 47 Vgl. Die Welt, 2017b. 13
Aktuelle Situation in der Automobilbranche Man verspricht sich durch die vorgestellte Partnerschaft Kostenersparnisse sowie eine schnelle Serienreife. Unter dem Brennstoffzellen-Antrieb versteht man Wasserstoff als Energiequelle, wobei Emissionen nur in Form von Wasserdampf und Wärme entste- hen. Ein Vorteil gegenüber Elektroautos ist der, dass diese Wägen längere Strecken zurücklegen sowie auch schneller wieder aufgetankt werden können.48 Bei diesen Kooperationen kann erkannt werden, dass es durch die neuen Technolo- gien, im Sinne von Elektromobilität und autonomem Fahren, zusehends wichtiger wird, sich mit anderen Unternehmen zu vereinen, um zukünftig bei diesen Technologien mithalten zu können. 3.2 Kooperationen zwischen Automobilherstellern mit IT- und Telekommunikati- onsfirmen bezüglich „autonomem Fahren“ Bei den deutschen Premiumherstellern Audi, BMW und Daimler kommt es zu einer Kooperation mit verschiedenen Netzwerkanbietern und Chipherstellern, um bei der Technik für autonomes Fahren konkurrenzfähig zu bleiben. So wird künftig der Mobil- funkstandard 5G benötigt, um Fahrzeuge optimal fürs autonome Fahren zu vernetzen. Diese Kooperation wird mit den Netzwerkanbietern Ericsson, Huawei und Nokia auf der einen Seite und zusätzlich mit den Chipherstellern Intel und Qualcomm geschlos- sen. Die Unternehmen schließen sich unter dem Namen „5G Automotive Association“ zusammen. Die Mobilfunkindustrie ist allerdings in Bezug auf 5G noch nicht so weit, da diese Technik noch in der Versuchsphase steckt. Hierbei werden Daten zehn Mal so schnell wie beim zurzeit schnellsten Standard 4G/LTE transportiert. Die Voraussetzung, dass Autos vollkommen autonom fahren können, ist, dass die Reaktionszeit bei Einga- ben gegen Null geht und ein sekundenweiser Ausfall des Netzes keinen Unfall verur- sacht.49 Anfang 2017 kam ein neues Unternehmen hinzu. Es handelt sich hierbei um den chine- sischen Telekommunikationsausrüster ZTE, womit die Entwicklung des Smart Internet of Vehicles eine weitere Unterstützung bekommt. ZTE bietet hierbei flächendeckende Wireless-Verbindungen und verfügt weiters über Erfahrungen im Bereich der intelli- genten Verkehrssysteme (ITS). Im Juni 2016 erfolgte ein Test des Prototypen vom 48 Vgl. Handelsblatt, 2013. 49 Vgl. Handelsblatt, 2016. 14
Aktuelle Situation in der Automobilbranche Gründungsmitglied Ericsson, in dem es gelang, eine dauerhafte 5G-Verbindung zu ei- nem fahrenden Lkw zu halten. Der Netzwerkspezialist wollte zeigen, dass die 5G- Mobilfunktechnologie sich dahingehend eignet, eine Verbindung zu intelligenten Fahr- zeugsystemen zu ermöglichen.50 Auch der Technologieriese Google steigt ins Rennen ums autonome Fahren ein. Neben Fiat-Chrysler, mit welchen schon eine Kooperation besteht, möchte Google nun auch mit Honda im Hinblick auf die Entwicklung von selbstfahrenden Autos kooperieren. Kommt es zu einer Kooperation, dann würden die Ingenieure der Firmen in Zukunft eng zusammenarbeiten. Der Grund für diese zahlreichen Kooperationen liegt bei den hohen Kosten für die Entwicklung selbstfahrender Autos. Aus diesem Grund suchen einige Hersteller das Heil in Kooperationen, wo man sich auch mit der Technologie- branche aus dem Silicon Valley verbindet. Allerdings gibt es auch Automobilhersteller wie die beiden größten amerikanischen Unternehmen General Motors oder Ford, die es alleine schaffen wollen.51 Man sieht, dass die beiden künftigen Technologien Elektromobilität und autonomes Fahren die Automobilbranche verändern und es für manche Unternehmen schwer wird, nicht vom Markt gedrängt zu werden. Dahingehend fokussiert sich das nächste Kapitel auf die Geschäftsberichte einzelner Unternehmen, um einen Einblick zu be- kommen, welche Strategien und auch Ziele die einzelnen Unternehmen haben, um sich auch in Zukunft behaupten zu können. 3.3 Elektromobilität 2016 Wie sieht die Realität der Elektromobilität im Jahr 2016 aus? Diese Frage wird im fol- genden Kapitel beantwortet. Aktuelle Absatztrends zeigen, dass Elektrofahrzeuge mit wenigen Ausnahmen auf den globalen Märkten noch ein geringes Interesse hervorru- fen. Allerdings wird es ab 2020 eine Veränderung geben, da ab dort ein rasantes welt- weites Wachstum der E-Mobilität zu erwarten ist. Dies kann zu einer Veränderung der Wertschöpfungsstrukturen sowie der Kraftverhältnisse in dieser Branche führen. Vor allem wird die Elektromobilität vom chinesischen Markt getrieben, während das Wachstum auf anderen Märkten nur langsam vorankommt. Dies zeigt sich darin, dass in China im Gesamtjahr 2016 rund 400.000 Einheiten abgesetzt wurden. Dies stellt 50 Vgl. ZDNet, 2017. 51 Vgl. Die Presse, 2016. 15
Aktuelle Situation in der Automobilbranche rund die Hälfte des globalen Elektroautomarktes dar. Hierbei ist besonders die Innova- tionsstärke der 20 globalen Automobilhersteller interessant. Ein Vergleich der letzten fünf Jahre zeigt, dass Tesla und Renault die höchste Innovationsstärke bezüglich reiner Elektrofahrzeuge aufweist, gefolgt werden diese beiden Unternehmen von Volkswa- gen, General Motors, Daimler, Nissan und BMW.52 Weiters ist Renault bisher der einzige Anbieter, der die Sorgen der Menschen aufgrund unbezahlbarer und zu großer Fahrzeuge für den Stadtverkehr, wie es bei den Modellen von Tesla der Fall ist, mindert.53 Innovationsstärke (Index) Abbildung 1: Innovationsstärke Quelle: Center of Automotive Management, 2017. Im nachfolgenden Kapitel 4 werden anschließend die Geschäftsberichte der größten französischen sowie deutschen Automobilhersteller unter anderem auf den Bereich der Innovationsstärke hin analysiert, um einen näheren Einblick zu erhalten. Es handelt sich dabei um die Automobilhersteller Renault-Nissan, die PSA Group, Daimler sowie VW, welche bezüglich der Innovationsstärke ganz vorne vertreten sind. Eine Ausnahme ist die PSA Group, allerdings auch nur deshalb, weil diese erst mit 2016 Innovationen in diesem Bereich getätigt hat, wie aus der Grafik ersichtlich wird. Tesla, der Führende im 52 Vgl. Rheinische-Anzeigenblätter, 2016. 53 Vgl. Frankfurter Allgemeine, 2017. 16
Aktuelle Situation in der Automobilbranche Sinne der Innovationskraft bei reinen Elektrofahrzeugen, wird in Kapitel 5 zusammen mit weiteren potenziellen neuen Unternehmen in diesem Bereich analysiert. Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, sagt hierzu Folgendes: „Der paradigmatische Wandel zur E-Mobilität wird sich zu ei- nem intensiven Langstreckenrennen entwickeln, bei dem sich etablierte und neue Au- tomobilhersteller in den nächsten 10-15 Jahren einen harten Wettbewerb liefern wer- den. Nicht alle Hersteller werden diesen Wandel überleben.“54 3.4 Absatz von Elektroautos nach Regionen Welche Regionen beim Kauf von Elektroautos führend sind, zeigt nachfolgende Grafik sehr übersichtlich: Abbildung 2: Neuzulassungen nach Regionen Quelle: Center of Automotive Management, 2017. Demnach hat China klar die Vorreiterrolle inne. Weiters wird ersichtlich, dass sich hier die Anzahl der verkauften Wagen im Vergleich zu 2015 verdoppelt hat. Interessant ist weiters, dass Norwegen trotz der geringeren Einwohnerzahl im Unterschied zu den übrigen Ländern in der Grafik einen sehr hohen Anteil an Neuzulassungen von Elektro- autos besitzt. Annähernd jedes dritte neuzugelassene Fahrzeug wird rein elektrisch betrieben und es kommt damit zu einer Erhöhung um 39 Prozent im Vergleich zum 54 Linkedin, 2016. 17
Aktuelle Situation in der Automobilbranche vorhergehenden Jahr 2015. In den USA wurden von 2015 auf 2016 um 33 Prozent mehr Elektroautos neu zugelassen. Deutschland ist in Sachen Elektroautos sozusagen als „Entwicklungsland“ zu bezeichnen. So konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2015 nur ein geringes Plus nachgewiesen werden, und es werden, der Anzahl nach, auch weniger Elektroautos gekauft als in Norwegen. Aus diesem Grund hat sich der deutsche Automobilhersteller Opel dazu entschlossen hat, die Markteinführung des Elektroautos Ampera-e zuerst in Norwegen zu starten und erst später in Deutschland. Allerdings sollte man sich in Bezug auf die Neuzulassungen auch auf die Marktanteile der jeweiligen Länder konzentrieren. Dazu siehe folgende Grafik: Abbildung 3: Marktanteil von Elektroautos bei Neuzulassungen Quelle: Center of Automotive Management, 2017. Anhand der Grafik wird ersichtlich, dass Norwegen China klar hinter sich lässt. So wer- den in Norwegen rund 30 Prozent der Neuzulassungen im Bereich der Elektromobilität getätigt und es ist somit das klar führende Land bezüglich dieser Zukunftstechnologie. In China hat sich zwar der Marktanteil von 1 auf 1,7 Prozent erhöht, allerdings ist im Vergleich zu Norwegen der Marktanteil eminent kleiner. Diese Marktanteile spiegeln ganz klar wider, dass Elektroautos im Jahr 2016 noch einen sehr geringen Stellenwert besitzen und der Verkaufsboom nicht vor 2020 beginnt.55 55 Vgl. Focus Online, 2016b. 18
Aktuelle Situation in der Automobilbranche Für den Anteil der E-Pkws an den Neuzulassungen in der EU ist für 2016 eine sehr inte- ressante Grafik erschienen: Abbildung 4: Anteil der E-Pkws an Neuzulassungen 2016 in der EU Quelle: VCÖ, 2017. Demnach ist Österreich mit einem Anteil von 1,2 Prozent Spitzenreiter in dieser Kate- gorie. Der EU28-Durschnitt liegt hingegen lediglich bei 0,4 Prozent.56 3.5 Absatz von Elektroautos nach Unternehmen Neben den Verkaufszahlen nach Regionen ist die aktuelle Situation der Automobil- branche dahingehend interessant, welche Unternehmen die Vorreiterstellung im Be- reich der Elektromobilität besitzen. Weltmarktführer im Jahr 2016 ist der chinesische Hersteller BYD, dessen Marktanteil bei 13 Prozent liegt. Gefolgt wird das chinesische Unternehmen vom US-Mitbewerber Tesla, welcher auf einen Anteil von 9 Prozent kommt. Erst der dritte Automobilhersteller kommt aus der klassischen Automobilbran- che und hat einen Marktanteil von 7 Prozent. Hierbei handelt es sich um den deut- schen Automobilbauer BMW. Die anderen beiden deutschen Automobilhersteller ka- men hierbei auf die Plätze 6 mit VW und Daimler lediglich auf Platz 15.57 56 Vgl. Die Presse, 2017e. 57 Vgl. Die Presse, 2017a. 19
Aktuelle Situation in der Automobilbranche Da man anhand dieser Rangfolge sehen kann, dass aktuell nicht die klassischen Auto- mobilhersteller bei Elektroautos die Nase vorne haben, wird später auf diese im Detail eingegangen. 20
Geschäftsberichtsanalyse mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie Prognosebe- richt ausgewählter Automobilhersteller 4 Geschäftsberichtsanalyse mit Fokus auf Forschung und Ent- wicklung sowie Prognosebericht ausgewählter Automobilherstel- ler In diesem Kapitel erfolgt die Analyse vier ausgewählter Unternehmen der Automobil- branche in den Bereichen „Elektromobilität“ und „autonomes Fahren“. Es handelt sich um die Renault Group, die PSA Group, Daimler und VW. Die Wahl fiel hierbei auf diese 4 Unternehmen, da sich die vorliegende Arbeit auf die französischen Unternehmen fokussiert und als Vergleich wurden deutsche Automobilhersteller analysiert. Speziell hier wird darauf eingegangen, wie sich die Forschung und Entwicklung sowie die Prog- nose der ausgewählten Unternehmen darstellt. Zum Abschluss dieses Kapitels wird ein Vergleich der vier Unternehmen gemacht, um zu sehen, welche Unternehmen auch in Zukunft eine bedeutende Rolle in der Automobilbranche besitzen könnten. 4.1 Geschäftsbericht Renault Group Im Folgenden wird die Renault Group, zu der auch Nissan gehört, näher beschrieben, wobei der Fokus auf Forschung und Entwicklung liegt. Von 2015 auf 2016 wurden die Forschungs- und Entwicklungsausgaben von 1,990 Milliarden € auf 2,284 Milliarden € erhöht. Hierbei spricht auch Renault davon, dass die Automobilindustrie eine Revoluti- on erlebt und das Auto der Zukunft elektrisch, vernetzt sowie autonom sein wird. Da- bei geht es um die Entwicklung von Technologien und Prozessen sowie das Eingehen von Partnerschaften. Damit Renault dafür gewappnet ist, kommt es zur Anpassung durch Innovationen, zur Zusammenarbeit mit neuen Anbietern sowie darum, neue Methoden zu entwickeln. Ein Teil der Forschung bezieht sich auf das autonome Fahren. Hierbei geht es bei der Renault Group darum, das Fahrvergnügen zu erhalten und es dem Fahrer gleichzeitig zu erlauben, ihn von langweiligen oder stressigen Situationen zu befreien, die gerade auf der Autobahn oder im Stau gegeben sind. Dies zeigte die Renault Group bereits mit einem autonomen ESPACE, welcher die Fähigkeit besitzt, in bestimmten Situationen autonom zu fahren, damit der Fahrer andere Aufgaben erledigen kann. 21
Geschäftsberichtsanalyse mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie Prognosebe- richt ausgewählter Automobilhersteller Ein weiterer Bereich der Forschung beschäftigt sich mit der elektrischen Mobilität. Hierbei handelt es sich um folgende 3 Bereiche, welche die Renault Group verbessern möchte: • Die Batterie-Reichweite zu erhöhen: Hier entwickelt sich die Technologie in ei- nem sehr raschen Grad. Im Oktober 2016 wurde von der Renault Group eine Reichweite des Renault ZOE von 400 Kilometern angekündigt. Doch die For- schung ist hier noch nicht abgeschlossen, denn das wirkliche Ziel bleibt, die Bat- teriekapazität zu steigern und das in zweierlei Hinsicht: nämlich zum einen die Reichweite zu erhöhen und zum anderen die Größe zu reduzieren. Als Ergebnis soll dies Auswirkungen auf die Kosten haben. • Die Elektroauto-Technologie konkurrenzfähiger machen: dahingehend die Bat- teriekosten zu senken und die Batterie weniger sperrig zu machen und das zu einer besseren Performance. • Technologien zu entwickeln, die einfacher anwendbar sind: hier handelt es sich zum Beispiel um eine Batterie, die kabellos aufgeladen werden kann.58 Aufgrund der Wiedererfindung des Automobils fürs 21. Jahrhundert benötigt es Part- nerschaften für Fahrzeuge, die einen geringen Energieverbrauch und ein markant leichteres Gewicht besitzen, die vernetzt sind und zu einem Teil oder komplett den Autofahrer bei den Aktivitäten ersetzen. Die gemeinsamen Forschungs- und Entwick- lungsvereinbarungen beschleunigen die Entwicklung solcher Technologien und Kennt- nisse und führen zu einer Verteilung der Kosten. Diese Verträge führen dazu, dass es zu einer Beschleunigung der Umsetzung der Innovationen bei Fahrzeugprojekten kommt. Die Renault Group hat zum Ende des Jahres 2016 82 gemeinschaftliche Ver- träge unterzeichnet. Davon sind 43 europäische Verträge und die übrigen wurden, mit einer Anzahl von 39, innerhalb von Frankreich geschlossen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Bereich der Renault ZOE. Als mittlerweile Füh- render im Absatz sowie als Pionier im Bereich der 100-Prozent-Elektromobilität in Eu- ropa hat Renault die Innovationen beschleunigt und die Nullemissions-Strategie (Zero Emission: ZE) veröffentlicht. Durch eine neue Batterie namens Z.E. 40 bietet Renault eine Rekordreichweite von 400 Kilometern, welche unter realen Konditionen eine 58 Vgl. Renault, Geschäftsbericht, 2016, S. 79. Vom Verfasser ins Deutsche übertragen. 22
Geschäftsberichtsanalyse mit Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie Prognosebe- richt ausgewählter Automobilhersteller Reichweite von 300 Kilometern im städtischen Raum erlaubt. Entwickelt wurde die Batterie mit LG (Lucky Goldstar) Chem. Sie basiert auf einer Lithium-Ionen- Technologie. Zur Aufladung gibt es in Europa rund 80.000 Aufladungsterminals, welche für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden. Damit ZOE-Besitzer einfacher einen Nut- zen daraus ziehen können, hat Renault zwei gratis Services gestartet: zum einen den Z.E. Trip, damit Aufladungsstationen lokalisiert werden können und zum anderen den Z.E. Pass, welcher zum Zugang zu einer maximalen Anzahl an Terminals berechtigt. Im Jahr 2016 wurden in die Forschungs- und Entwicklungsressourcen weltweit 40 Mil- lionen € investiert, wobei 75 Prozent auf Frankreich entfallen. So ist für die Renault Group die Elektromobilität eine der bedeutendsten Bestandteile ihrer Strategie. Ziel ist es, eine Vielzahl solcher Fahrzeuge zu veröffentlichen. Beim ZOE ist der Kohlenstoff- Ausstoß während seiner Lebensdauer beinahe 40 Prozent niedriger als bei einem fir- meninternen Verbrennungsmotor. Hierbei spielt die Synergie zwischen Elektromobili- tät und erneuerbarer Energie eine tragende Rolle, denn die große Herausforderung beim Vertrieb von Elektroautos liegt auch darin, dass es zu einer optimalen Eingliede- rung der erneuerbaren Energie bei der Stromherstellung kommt. Weiters ist Renault auch beim europäischen ELSA-Projekt beteiligt, um ein stationäres Elektrizitätslager- system zu entwickeln. Dabei werden Altbatterien verwendet, die von Renault und Nissan bereitgestellt werden. 2016 hatte die Renault Group ein neues Rekordjahr. So konnten sie den weltweiten Absatz von Elektrofahrzeugen um 8,8 Prozent steigern und insgesamt 29.132 Stück verkaufen. In Europa, dem zweitgrößten Markt von Elektroautos nach China, konnte Renault seine Führung verstärken, was die 25.648 Zulassungen zeigten. Damit reprä- sentieren sie einen Anteil von 25 Prozent an den verkauften Stücken in Europa, wobei hier die verkauften Stücke des Renault TWIZY nicht einmal mitberechnet wurden. Der Renault ZOE war jenes Elektroauto mit den meisten Verkäufen im Jahr 2016, mit einer Stückzahl von 21.735 Zulassungen. Das entspricht einer Steigerung von 16 Prozent. Er gewinnt immer mehr Marktanteile auf den meisten europäischen Märkten und ist das meistverkaufte Elektrofahrzeug in Frankreich, Deutschland, Österreich sowie Däne- mark. Der Renault KANGOO Z.E. bleibt auch weiter der bestverkaufte Leicht-Lkw und das sogar jedes Jahr ab seiner Einführung. Insgesamt entspricht der Anteil der Elektro- fahrzeuge 1,4 Prozent der Verkäufe von Renault in Europa. 23
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