Mythen und Fakten in der Senologie - Dr. med. Elke Keil

 
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Mythen und Fakten in der Senologie - Dr. med. Elke Keil
Mythen und Fakten
in der Senologie

Dr. med. Elke Keil
Mythen und Fakten in der Senologie - Dr. med. Elke Keil
MYTHOS

16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 2
Mythen und Fakten in der Senologie - Dr. med. Elke Keil
Die Brust in der Griechischen Mythologie
                                                           •   Amazon (A'mazon) die "Frau ohne Brust" ,
                                                               Kriegerinnen von Skythia oder Themiscrya

                                                           Brustverstümmelung durch Amputation,
                                                           Kauterisation, Brustverengung und Brustkneifen

                                                           •   Warum? = auch ein Mythos
                                                           •   Freiheit in ihrem rechten Arm zu haben, während sie ihre
                                                               Waffen benutzen, wie den Bogen?

                                                           •   an Brustschmerzen oder Krebs gehindert?

                                                           •   Opfer an Artemis, Göttin der Jagd?

                                                           •   Linke Brust verblieb, um ihre Kinder zu ernähren, was die
                                                               Bedeutung des Stillens unterstreicht

                                                                                                Iavazzo et al. 2009
    Verwundete Amazone, römische Kopie nach einem
    griechischen Original aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.

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Die Brust als Symbol für Mutterschaft, weibliche
Schönheit, Fruchtbarkeit und Großzügigkeit

      Schlangengöttin                           Artemis – Göttin der Jagd, des Waldes, des
      Göttin der Fruchtbarkeit                  Mondes und die Hüterin der Frauen und Kinder
      aus dem Palast von Knossos in Kreta, um   Im Tempel der Artemis in Ephesus, (200 n. Chr.)
      1600 v. Chr

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Die Brust in der griechischen Mythologie

 Hera stillt Hercules, er biss sich an ihrer Brustwarze fest und die
 Göttin zog das Baby weg,

                  = Allegorie der schmerzhaften Mastitis

 aus der Milch von Hera wurde die Milchstraße

                                                   Klytaimnestra, die Königin von Mykene und die Gemahlin
                                                   Agamemnons, des Heldes des trojanischen Krieges, träumte, sie habe
                                                   eine Schlange zur Welt gebracht. Während sie stillte, sah sie Blut aus
                                                   ihrer Brustwarze treten. Dieses hämorrhagische Ereignis wurde als
                                                   schlechtes Omen erklärt
    Der Tod von Klytaimnestra von
    Charles Auguste van den Berghe (1798 – 1853)                = Allegorie der blutig sezernierenden Mamille
                                                                                                       Iavazzo et al. 2009
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Mythen heute
 •     BHs mit Bügel oder zu enge BH´s erhöhen das Brustkrebsrisiko

 •     Ein Schwangerschaftsabbruch erhöht das Risiko

 •     Durch Deo kann Krebs entstehen

 •     Große Brüste bekommen öfter Krebs

 •     Lehrerinnen bekommen öfter Brustkrebs

 •     Krebs entsteht nach Trauma

 •     Stanze lässt den Brustkrebs explodieren

 •     Im Alter wächst Krebs fast nicht mehr

 •     Zucker füttert den Krebs

 •     Hat die Mutter Brustkrebs, erkrankt die Tochter auch

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Mythen heute
                                    1970er Jahre Brem und Folkman (Harvard-Universität):
                                    •   Knorpel unterdrückt das Sprießen von Blutgefäßen
                                    •   Tumor benötigt Angiogenese
                                    •   Knorpel könnte Angiogenesehemmer enthalten

                                    1992 Lane
                                    •   Haie haben ein Knorpel-Skelett, und sie erkranken
                                        ziemlich selten an Krebs.
                                    •   Lane erklärte Haiknorpel zur neuen Krebstherapie
                                        und verdiente gut daran
                                    •   200 Haie pro Tag zur Knorpelpräparaten verarbeitet

                                    2017
                                    Die Behauptung, dass Haie keinen Krebs
                                    bekommen, ist falsch. Über 20 Krebsarten sind
                                    bei Haien registriert worden. Haie konnten sich
                                    jedoch aufgrund ihrer besonderen Genetik seit
                                    Jahrtausenden als Jäger der Meere behaupten.
                             1992
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Mythen
 •     Mythen sind nicht nur amüsant oder skurril

 •     Sie erschweren den Zugang zur Diagnostik, Ablehnung von Screening-Maßnahmen
       und der Therapie

 •     Führen zur Alternativmedizin

 •     Führen auch zur medizinischen Überversorgung („viel hilft viel“)

 •     Kulturell große Unterschiede:
      Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs in den USA, Europa bei 89%

      Heilungsrate von Brustkrebs in Ländern mit niedrigem Einkommen wird auf unter 40% geschätzt

      Feststellung der Krankheit im fortgeschrittenen Stadium, daher eingeschränkte therapeutische Möglichkeiten

      Verzögerungen bei der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs in Entwicklungsländern wegen

                  Hindernissen in der Früherkennung

                  eingeschränkter Patientenversorgung
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Brustkrebs in Afrika

    strukturierte mündliche
    Befragung von
    tansanischen Frauen

   Morse et al. BCBCR, 2014.
   Breast Cancer Knowledge, Beliefs, and Screening Practices among Women Seeking Care at District Hospitals in Dar es Salaam, Tanzania.

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Krebs in Pakistan
 •     Befragung von 230 Krebspatienten

 •     Durchschnittsalter von 46 Jahren und 63% Frauen, 75,2% hatten eine Behandlung
       einschließlich homöopathischer Ärzte und Glaubensheiler erhalten, bevor sie einen
       Onkologen aufsuchten
  27% dachten, dass Krebs ansteckend ist, eine Tatsache, die mehr bei Analphabeten beobachtet
       wurde

  27% glaubten an einen Mythos wie vergangene Sünden, bösen Blick oder Gottes Fluch als
       Ursache für ihren Krebs

  39,6% dachten Krebs kann durch eine regelmäßige religiöse Aktivität verhindert werden

  Rund 30 Prozent meinten, ein sinnvolles Leben nach Krebsdiagnose sei nicht möglich
                                                                          Kumar et al. 2010

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Mythen:
Brustkrebspatientinnen werden immer jünger?
                               2000:
                               Brustkrebs in Deutschland

                               • jährlich über 47.500 Frauen
                                 erkrankt

                               • davon etwa 19.300 im Alter unter
                                 60 Jahren ( ~40%)

                               • Brustkrebs ist die häufigste
                                 Krebserkrankung bei Frauen

                               • das mittlere Erkrankungsalter liegt
                                 bei etwas über 63 Jahren

                                Robert Koch-Institut, Berlin
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Brustkrebspatientinnen werden immer jünger?

                                2013
                                Brustkrebs in Deutschland

                                • rund 71.600 Frauen erkrankt

                                • fast drei von zehn
                                  betroffenen Frauen sind bei
                                  Diagnosestellung jünger als
                                  55 Jahre alt (~ 30%)

                                • Das mittlere
                                  Erkrankungsalter liegt bei 64
                                  Jahren

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Erkrankungs- und Sterberaten
                                                       langfristiger Anstieg der
                                                       Brustkrebsinzidenz in
                                                       Deutschland und den meisten anderen
                                                       wirtschaftlich entwickelten Ländern
                                                       Ursachen:
                                                       •   gestiegener Anteil kinderloser Frauen
                                                       •   Zunahme des Alters bei der ersten Geburt
                                                       •   Rückgang der Stillzeiten
                                                       •   zumindest bis zur Jahrtausendwende die
                                                           vermehrte
                                                       •   Einnahme von Arzneimitteln zur
                                                           Hormonersatztherapie
                                                       •   und hormonaler Schwangerschaftsverhütung
                                                           (insbesondere Kombinationspräparaten)
                                                       •   Veränderungen der Ernährungs- und
                                                           Bewegungsgewohnheiten
     Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016.   •   Zunahme der Entdeckungsraten durch
     Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-
     Institut (Hrsg). Berlin, 2016                         organisierte oder nicht-organisierte
                                                           Früherkennungsmaßnahmen

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Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016.
                             Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-
                             Institut (Hrsg). Berlin, 2016

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Stress macht Brustkrebs?
 „Krebspersönlichkeit“ ??

    Krebs durch Überwiegen der Melancholie (schwarze Galle)

    (Humoralpathologie, schlechte Mischung der Säfte)
    Hippokrates (400 v. Chr.)und Galenus (200 n. Chr.),

    A. v. Tralle (6.Jhd.), P. v. Aegina (7.Jhd.), Avicenna (11.Jhd.)

    Furcht, heftige Trauer, nervöse, hysterische Beschwerden Wisemann (17.Jhd.),
    Guy (18.Jhd.)

    Krebs als Folge seelischer Überlastung, Stress und Depression (19.Jhd.)

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„Persönlichkeitstyp C“ = Typus carcinomatosus
 W. Reich, Vertreter der frühen Freudschen Libidotheorie (20.Jhd.) u.a.

 • Brustkrebs als Folge von gehemmter Sexualität und Aggression, unterdrücktes
       Bedürfnis ein Kind stillen zu wollen, Symbolisierung des Mutterkonfliktes bei
       hysterisch strukturierten Frauen, schuldhaft erlebte und ins Autodestruktive
       gewendete sexuelle Wünsche

 • Sexualstauung vereint mit charakteristischer Resignation, emotionaler Leere,
       eingeschränkter Lebensgenuss, orgastische Impotenz, Kontakt- und Arbeitsstörung

 Evans 1926, Deutsch 1959, u.a.

 • Verlusthypothese „Tumor als Ersatz eines verlorenen Objektes und als Ausgleich
       eines Mangels“, Malignom als Stellvertreter einer verlorenen Bezugsperson

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Überprüfung grundsätzlicher
                             Theoreme der Psychoätiologie
                             von Krebs anhand zweier
                             onkologischer Erkrankungen
                             (Brustkrebs und Bronchialkrebs)

                             Reinhold Schwarz ( † )- deutscher Psychoanalytiker und Arzt

                             Gründungsmitglied und langjähriger Sprecher der
                             wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie der
                             Deutschen Krebsgesellschaft.

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Krebspersönlichkeit?
 •     Eigenschaftsprofile von Krebspatienten

 •     Stressbelastung und Stressverarbeitung

 •     Riskante Verhaltensweisen

 •     Präbioptische Krankheitswissen

 •     Postdiagnostische Krise

 • Stereotype nach dem Muster des Typus C können keinen nennenswerten
       Beitrag zur Aufklärung der Krebsenstehung leisten

                  Reinhold Schwarz (†) 1994

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Stress macht Brustkrebs?

 • Dänische Metaanalyse 2006
 •     Untersuchungszeiträume zwischen acht und 25 Jahren.

 •     Verlust: Frauen, die ein Kind oder ihren Ehemann durch Tod verloren hatten,
       erkrankten nicht häufiger an Brustkrebs

 •     Stress und Arbeit: Studie mit mehr als 37.500 Krankenschwestern zeigte, dass Frauen
       mit einem stressreichen Arbeitsplatz etwas seltener an Brustkrebs erkrankten

 •     Stress und Alltag: höchst unterschiedliche Ergebnissen, bisher nicht eindeutig zu
       bewerten. Hinweise, dass es das Brustkrebsrisiko nicht zu steigern scheint, wenn
       Frauen ihren Alltag als besonders belastend wahrnehmen.

 Nielsen NR, Grønbæk M (2006): Stress and breast cancer: a systematic update on the current knowledge. Nature Clinical Practice Oncology 3: 612-620

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Stress macht Brustkrebs?

 • Englische Studie 2010
 •     11.500 gesunde Frauen im Alter von 41 und 80 Jahren, neun Jahre nachbeobachtet

 •     erfasst: mittel- bis stark belastende Begebenheiten wie Arbeitslosigkeit oder Alkohol-
       beziehungsweise Drogensucht der Eltern bis zu Todesfällen unter engen Angehörigen
       oder schweren Erkrankungen im Familienkreis, Trennung, Scheidung und Abtreibung

 •     313 Brustkrebsfälle ohne Zusammenhang zwischen objektiver Belastung,
       subjektivem Empfinden und Krebshäufigkeit

 Surtees PG, Wainwright NWJ, Luben RN, Khaw KT, Bingham SA (2010). No evidence that social stress is associated with breast cancer incidence. Breast Cancer
 Res Treat 120: 169-174

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Stress macht Brustkrebs?

 • Metaanalyse (UK) 2017
 •     Auswertung von 16 prospektiven Studien

 •     Daten von über 163.000 Männern und Frauen über teils sehr lange Zeiträume

 •     Das vorsichtige Fazit der Autoren:

                  Stress ist ein Faktor, der möglicherweise zu Colorectal- und Prostatakrebs
                  beitragen kann - auch wenn man Auswirkungen wie Rauchen und Alkohol
                  rechnerisch "abzieht"

 Batty G David, Russ Tom C, Stamatakis Emmanuel, Kivimäki Mika. Psychological distress in relation to site specific cancer mortality: pooling of unpublished data
 from 16 prospective cohort studies BMJ 2017; 356

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Stress macht Brustkrebs?

 • Eher nicht!

 •     Indirekte Wirkung von Stress auf Krebsentstehung:

                   Tabak, Alkohol, ungesundes Essen

 •     indirekte Wirkungen von Stress auf die Krankheitsverarbeitung

 •     weniger Energie zur aktiven Krankheitsbewältigung, schlechtere Lebensqualität

 •     unter Umständen Behandlung weniger intensiv verfolgt und von den Betroffenen
       weniger aktiv mitgetragen

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Mythos: rechts oder links?

 „Eine ältere Kollegin fragte mich nach meiner Mamma-Op, welche
 Brust betroffen sei. Die linke Brust, war meine Antwort, worauf sie
 erwiderte: Das war mir klar, nachdem, was du an Schrecklichem
 beim Tod deines Sohnes erlebt hast, konnte es nur die linke Brust
 sein. Der durch das Leid entstandene Tumor sitzt immer über dem
 Herzen einer Mutter!“                (eine Patientin berichtet, 2018)

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Viel Operation hilft viel?
                                   Entfernung von

                                   • Brustdrüse
                                   • Brustmuskel
                                   • Lymphknoten der
                                     Achselhöhle, Infra- und
                                     Supraclaviculargrube
                                   • Schlüsselbein

        Josef Rotter (1857–1924)
           William S. Halsted
               (1852–1922)

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Kann nach NACT auf Operation verzichtet werden?

Study             Study         N      cCR          Locoregional therapy     5-year locoregionel
                  period                                                     recurrence rate
                                                    Operation      Only RT   Operation     Only RT (%)
                                                                             (%)
De Lena et        1975-1980     132    100% of RT   65             67        29,6          31,1
al.               Prospective          group
                                       60% of
                                       operation
                                       group
Perloff et        1978-1983     87     18%          43             44        19            27
al.               Prospective
Ring et al.       1986-1999     453    136          67             69        10            21

Daveau et         1985-1999     1477   165          65             100       12            23
al.

Unterschiedliche neoadjuvante Therapien
Mängel in der klinischen Einschätzung, diagnostische Limits, pathologische Aufarbeitung?

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Kann nach NACT auf Operation verzichtet werden?
 •     Können die heutigen diagnostischen Methoden die pCR mit einer hohen Sicherheit
       vorhersagen? (MRT, MG, Sono)

 •     Reichen moderne Lokalisationsmethoden, Clipmarkierungen, Biopsiemethoden aus?

 •     Aktuelle Studien:

                  • Vakuumbiopsie NPV (neg. predictive values) 94,4%, FNR 4,8% (Heil et al. 2016),

                  NPV 90%, FNR 10% (Kuerer et al., 2017)

 2017 gestartet: RESPONDER-Trial (Heidelberg)

 „Diagnosis of Pathological Complete Response by Vacuum-assisted Biopsy After
 Neoadjuvant Chemotherapy in Breast Cancer”, 23 Zentren, 600 Patn.

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Mythos Systemtherapie
 Patienten und Ärzte erwarten das Gleiche?

                             2155 Patientinnen, 527 Ärzte:
                             Erhebliche Diskrepanzen zwischen
                             den Erwartungen bzgl des Benefits
                             der adjuvanten Therapie

                              Thiel et al .: Shared decision-making in breast cancer: discrepancy
                              between the treatment efficacy required by patients
                              and by physicians, Breast Cancer Res Treat (2012) 135:811–820

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Aromatasehemmer sind besser als Tamoxifen?
Risikoreduktion durch adjuvante endokrine Therapie
Intervention     Patiens     Recurrence                                                Mortality

                             After 5 years           After 10 years          Relativ   After 5 years               After 10 years           Relative
                                                                             e risk                                                         risk (95%
                                                                             (95%CI                                                         CI)
                                                                             )
                             Rate        Abs.Diff.   Rate        Abs.Diff.             Rate            Abs.Diff.   Rate         Abs.Diff.

Tamoxifen (Tam) vs. No endocrine therapy (ET) (EBCTCG; Lancet 1998)

No ET            10386       26,5%       -11,4%      38,3%       -13,6%                13,9%           -3,5%       30,7%        -7,6%
5 years of Tam               15,1%                   27,7%                             10,4%                       23,1%

Aromatase Inhibitor (AI) vs. Tamoxifen (EBCTCCG; Lancet 2005)

5 years of Tam   9885        12,1%       -3,1%       22,7%       -3,6%       0,80      9,4%            -1,2%       24%          2,7%        0.89 (0,8-
                                                                             (0,73-                                                         0,97)
                                                                             0,88)
5 years of AI                9,0%                    19,1%                             8,2%                        21,3%

5 years of Tam   11798       12,1%       -2,6%       19,0%       -2,0%       0,82      8,8%            -1,7%       17,5%        -2,9%       0,82
                                                                             (0,75-                                                         (0,73-
                                                                             0,91)                                                          0,91)

2-3 years of                 9,5%                    17,0%                             7,1%                        14,6%
Tam + AI up to
year 5

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5 years of aromatase inhibitor versus 5 years of
tamoxifen                           Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG)*
                                                                                     Lancet 2015

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Nach 5 Jahren ist man geheilt?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil        Seite 30
Viel EAT hilft viel?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 31
Viel EAT hilft viel?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 32
Viel EAT hilft viel?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 33
Tamoxifen hilft bei DCIS?
 AGO Mamma 2006

                             AGO Mamma 2013

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                    Seite 34
Tamoxifen hilft gegen DCIS?
 •     Brustkrebssterblichkeit nach Diagnose eines DCIS:

                  Risiko 3,3% = geringfügig über dem Sterberisiko der Normalbevölkerung

 •     Tamoxifen:

                  Vermeidung kontralateraler Brustkrebsfälle und ipsilateraler invasiver Rezidive
                  NNTT = 15

 •     Keine Gruppe, die nicht profitiert,

                  jedoch: mehr als 40% aller Frauen über 70 versterben an kardiovaskulären
                  Erkrankungen, und nur 5,4% an Brustkrebs

 •     Tamoxifen hat keinen Benefit für das Gesamtüberleben

 •     daher bei älteren Frauen kein Nutzen
                                               • JAMA Oncol 2015;1.888-896
16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                                   Seite 35
AGO Mamma 2018

16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 36
Bestrahlung hilft bei DCIS?
                                    2006

                             2018
16.05.2018 | GGGB / E.Keil                 Seite 37
Chemotherapie: viel hilft viel?                                                                                       EBCTCG 2012

Intervention       Patients    Recurrence                                                             Mortylity

                               After 5 years              After 10 years              Relative risk   After 5 years                    After 10 years              Relative risk
                                                                                      (95% CI)                                                                     (95% CI)

                               Rate            Abs.diff   Rate             Abs.diff                   Rate              Abs.diff       Rate             Abs.diff

Chemotherapie vs. no chemotherapy
No chemo           5253        30,2%           -9,9%      39,8%            -10,2%     0,70 (0,63-     16,4%             -2,7%          30,7%            -4,7%      0,84 (0,76-
                   (N+ 34%)                                                           0,77)                                                                        0,93)
Standard                       20,3%                      29,6%                                       13,7%                            26,0%
CMF

Anthracycline (A) vs. CMF
Standard           5122        32,9%           -0,5%      42,1%            -1,1%      0.99 (0,90-     22,4%             -0,6%          34,6%            -1,2%      0,97 (0,89-
CMF                (N+ 61%)                                                           1,08)                                                                        1,07)

Standard                       32,4%                      41,0%                                       21,8%                            33,4
4 x AC

CMF                9527        25,5%           -3,2%      33,8%            -2,6%      0,89 (0,82-     15,7%             -2,9%          27,1%            -3,9%      0,84 (0,76-
                   (N+ 53%)                                                           0,96)                                                                        0,92)
Higher dose                    22,3%                      31,2%                                       12,8%                            23,2%

Taxane (T) + A vs. A
                               After                      After                       After                             After
                               5 years                    8 years                     5 years                           8 years

A (more A)         33084       22,0%           -2,8%      -                -          0,86 (0,82-     12,4%             -1,2%          -                -          0,90 (0,84-
                   (N+ 82%)                                                           0,91)                                                                        0,97)

TA                             19,2%                                                                  11,2%                            -

A (same A)         11167       27,3%           -3,6%      34,8%            -4,6%      0,84            18,2%             -1,9%          26,7%            -3,2       0,86 (0,79-
                   (N+ 100%)                                                                                                                                       0,93)
TA                             23,7%                      30,2%                                       16,3%                            23,5%

               |                                                                                                        Möbus, V. et al. , 2017                      Seite 38
Chemotherapie hilft nicht bei älteren?
 Schlechte Prognose? Höhere Toxizität?

     8949 Patientinnen, davon 566 über 65 Jahre, Ergebnis:

     •    Ältere Patientinnen sind in Studien unterrepräsentiert
     •    nachteiliger Effekt höheren Alters auf die pCR bestätigt, aber
     •    auch bei älteren Patientinnen ist die Rate einer pCR nach NACT hoch ist, speziell für HER2+
          Karzinome
     •    die meisten ältere Patientinnen haben eine vergleichbar gute Prognose nach NACT, auch wenn
          keine pCR erreicht wird

     Outcome after neoadjuvant chemotherapy in elderly breast cancer patients; von Waldenfels et al.; San Antonio Breast Cancer Symposium 2017
16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                                                                                       Seite 39
Mythos: Schwangerschaft und Brustkrebs
 •     Maßnahmen zur Diagnostik sind bei Schwangeren kontraindiziert

 •     Vollnarkose ist bei Schwangeren unsicher

 •     Brusterhaltene Therapie ist bei Schwangeren kontraindiziert

 •     Chemotherapie ist bei Schwangeren kontraindiziert

 •     Beendigung der Schwangerschaft verbessert die Prognose

 •     Der mütterliche Brustkrebs metastasiert in den Feten

 •     Eine Schwangerschaft nach Therapie eines Brustkrebses ist kontraindiziert

 •     Schwangerschaftsassoziierter Brustkrebs hat eine schlechtere Prognose als bei nicht
       schwangeren Frauen

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                             Seite 40
Schwangerschaft und Brustkrebs

16.05.2018 | GGGB / E.Keil        Seite 41
Methadon hilft gegen Brustkrebs ?
 •     Methadon = vollsynthetisch hergestelltes Opiod zur Schmerztherapie bei
       Tumorpatienten, (L-Methadon,D-Methadon, D,L-Methadon)

 •     6 – 10 Euro pro Monat,

 •     wenig Nebenwirkungen,

 •     cave Kumulation in der Anwendung!

 •     Friesen: tumorizider Wirkmechanismus

 •     Hilscher: positive Verläufe bei serösen

                  Ergüssen und „metronomischer“

                  Chemotherapie

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                      Seite 42
Methadon hilft gegen Brustkrebs ?
                                 Sommer 2017

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                     Seite 43
Studie von Onken, Friesen et al. bei Patienten mit Gliomen

 •     27 Patienten mit Gliomen in unterschiedlichen Stadien

 •     Alle Patienten erhielten Methadon und auch Chemotherapie, die meisten
       Temozolomid,

 •     nur 9 der 27 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Auswertung einen Rückfall

 •     Methodische Unklarheiten

 •     Bei den dargestellten Krankheitsbildern ist unklar, ob die günstigen Therapieverläufe
       zwingend auf die Methadon-Einnahme zurückzuführen sind.

 •     Onken J, Friesen C, Vajkoczy P, Misch M: Safety and Tolerance of D,L-Methadone in Combination with Chemotherapy in Patients
       with Glioma. Anticancer Res. 37:1227-1235, 2017

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                                                                  Seite 44
Methadon hilft gegen Brustkrebs ?
 •     Untersuchungen in Zelllinien

 •     Bei welchen Tumoren in Kombination mit welchem Zytostatikum es auch bei
       Patienten wirkt ist nicht geklärt, (auch nicht bei Brustkrebs)

 •     Doxorubicin: In Kombination mit D,L-Methadon konnten Forschungen an der
       Universität Ulm und der LMU eine Wirkverstärkung in Zellkultur (A 172) zeigen
                 Stadlbauer B et al. 2017

 •     Methadon allein hat keinen nachweisbaren Effekt auf das Überleben oder Sterben
       der Glioblastomzellen, Verschiedene Ergebnisse durch Unterschiede in der Expression
       der Opiodrezeptoren, an denen Methadon andockt
                 Latzer P, et al., Poster 33. Deutscher Krebskongress, 21.–24. Februar 2018, Berlin; Oncol Res Treat 2018;41:1–221

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                                                                      Seite 45
Methadon hilft gegen Brustkrebs?
 Stellungnahme der DGHO vom April 2017

 •     Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die von der Arbeitsgruppe der
       Molekularbiologin Frau Dr. Friesen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm
       erhoben wurden, beziehen sich ausschließlich auf vorklinische Experimente entweder
       mit Zellkulturen oder tierexperimentellen Studien.

 •     Auf der Basis der bisher vorliegenden Daten zur Wirksamkeit und des möglichen
       Risikos einer erhöhten Sterblichkeit ist eine unkritische Off-Label-Anwendung von
       Methadon nicht gerechtfertigt.

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                             Seite 46
Methadon hilft gegen Brustkrebs ?
 • Gemeinsame Stellungnahme

                  der NATUM und des BNGO (2017):

 •     Methadon kann die leitliniengerechte onkologische Therapie auf keinen Fall ersetzen

 •     Es existieren erste Hinweise auf zusätzliche onkologische Effekte bei simultaner
       zytostatischer Tumortherapie, die bei der schmerztherapeutischen Substanzwahl
       berücksichtigt werden können

 •     Es gibt jedoch bisher keine kontrollierte klinische Studien, die die Wirksamkeit
       belegen

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16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 48
Prävention und Nachsorge:
 Vitamin D – Mangel macht Krebs?
 Wechselwirkungen zwischen Tumorzellen und Vitamin D?
 •     hohe Serumspiegel von 25 (OH) D und regelmäßige Vitamin-D-Supplementierung
       sind mit niedrigeren Raten von postmenopausalem Brustkrebs assoziiert

 •     Vitamin-D-Supplementierung ist bei der Brustkrebsvorsorge hilfreich (O'Brien KM, 2017)

 •     niedrigere Vitamin D-Serumspiegel sind mit einem höheren Risiko, an Krebs zu
       erkranken assoziiert

 •     niedrigere Serumspiegel bei Krebspatienten im Vergleich zur allgemeinen
       Bevölkerung, Brustkrebs, auch bei Eierstockkrebs

 •     weitere Studien und Meta-Analysen sind nötig            (Martin-Herranz A, 2015)

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                                Seite 49
Vitamin D hilft gegen Brustkrebs?
 •     kaum Belege für einen linearen kausalen Zusammenhang zwischen der zirkulierenden
       Vitamin-D-Konzentration und dem Risiko für verschiedene Krebsarten

 •     die Existenz kausaler klinisch relevanter Wirkungen geringer Stärke kann nicht
       ausgeschlossen werden

 •     das populationsweite Screening auf Vitamin-D-Mangel und die anschließende weit
       verbreitete Vitamin-D-Supplementation sollte derzeit nicht als Strategie zur primären
       Krebsprävention empfohlen werden

                             Dimitrakopoulou VI, BMJ. 2017

16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                              Seite 50
Vitamin D hilft gegen Brustkrebs?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil           Seite 51
Vitamin D hilft gegen Brustkrebs?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil           Seite 52
16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 53
Albert Einstein, 1879 - 1955

 „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“

                             Ein Mythos?

  „Wichtig ist, dass man nie

                             aufhört zu fragen...“

           Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                     Seite 54
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Oberhavel Kliniken GmbH, Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf
Klinik Oranienburg, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg
Klinik Hennigsdorf, Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf
Oberhavel Klinik Gransee GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg
Klinik Gransee, Meseberger Weg 12–13, 16775 Gransee
Oberhavel Gesundheitszentrum GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg
Medizinisches Versorgungszentrum an der Klinik Oranienburg, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg
Medizinisches Versorgungszentrum Gransee, Meseberger Weg 12–13, 16775 Gransee
Poliklinik an der Klinik Hennigsdorf, Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf
Rettungsdienst Oberhavel GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg
Medizinische Betriebs- und Service GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg
Stationäres Hospiz Oberhavel GmbH, Robert-Koch-Str. 2–12, 16515 Oranienburg
Pille macht Brustkrebs?

16.05.2018 | GGGB / E.Keil   Seite 56
Mythen

„Die Meinungen von Hippokrates oder Galen oder Paracelsus
scheinen per se Beweiswert zu haben, ohne Ansehen der Indizien
und Argumente, auf welche sich jene Aussagen stützen. Dies
appelliert an die volkstümlichen Urteile, (a) dass das schiere
Überdauern einer Meinung ihre Gültigkeit verbürge, und (b) dass
große Denker immer richtig denken.“    A. E. Meyer, 1990 (Psychoanalytiker)

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Schwangerschaft und Brustkrebs
 •     Amant F et al.2013: Prognosis of women with primary breast cancer diagnosed during
       pregnancy: results from an international collaborative study.

 •     The results show similar OS for patients diagnosed with BCP compared with
       nonpregnant patients. This information is important when patients are counseled and
       supports the option to start treatment with continuation of pregnancy.

 •     Callihan EB et. Al, 2013

 •     Postpartum diagnosis demonstrates a high risk for metastasis and merits an
       expanded definition of pregnancy-associated breast cancer.

 •     Our results show that PABC is independently associated with poor survival
       particularly those diagnosed shortly post-partum. This underscores a possible impact
       of the pregnant breast microenvironment on the biology and consequently the
       prognosis of these tumors.
16.05.2018 | GGGB / E.Keil                                                            Seite 58
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