Mythen und Fakten in der Senologie - Dr. med. Elke Keil
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Die Brust in der Griechischen Mythologie • Amazon (A'mazon) die "Frau ohne Brust" , Kriegerinnen von Skythia oder Themiscrya Brustverstümmelung durch Amputation, Kauterisation, Brustverengung und Brustkneifen • Warum? = auch ein Mythos • Freiheit in ihrem rechten Arm zu haben, während sie ihre Waffen benutzen, wie den Bogen? • an Brustschmerzen oder Krebs gehindert? • Opfer an Artemis, Göttin der Jagd? • Linke Brust verblieb, um ihre Kinder zu ernähren, was die Bedeutung des Stillens unterstreicht Iavazzo et al. 2009 Verwundete Amazone, römische Kopie nach einem griechischen Original aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 3
Die Brust als Symbol für Mutterschaft, weibliche Schönheit, Fruchtbarkeit und Großzügigkeit Schlangengöttin Artemis – Göttin der Jagd, des Waldes, des Göttin der Fruchtbarkeit Mondes und die Hüterin der Frauen und Kinder aus dem Palast von Knossos in Kreta, um Im Tempel der Artemis in Ephesus, (200 n. Chr.) 1600 v. Chr 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 4
Die Brust in der griechischen Mythologie Hera stillt Hercules, er biss sich an ihrer Brustwarze fest und die Göttin zog das Baby weg, = Allegorie der schmerzhaften Mastitis aus der Milch von Hera wurde die Milchstraße Klytaimnestra, die Königin von Mykene und die Gemahlin Agamemnons, des Heldes des trojanischen Krieges, träumte, sie habe eine Schlange zur Welt gebracht. Während sie stillte, sah sie Blut aus ihrer Brustwarze treten. Dieses hämorrhagische Ereignis wurde als schlechtes Omen erklärt Der Tod von Klytaimnestra von Charles Auguste van den Berghe (1798 – 1853) = Allegorie der blutig sezernierenden Mamille Iavazzo et al. 2009 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 5
Mythen heute • BHs mit Bügel oder zu enge BH´s erhöhen das Brustkrebsrisiko • Ein Schwangerschaftsabbruch erhöht das Risiko • Durch Deo kann Krebs entstehen • Große Brüste bekommen öfter Krebs • Lehrerinnen bekommen öfter Brustkrebs • Krebs entsteht nach Trauma • Stanze lässt den Brustkrebs explodieren • Im Alter wächst Krebs fast nicht mehr • Zucker füttert den Krebs • Hat die Mutter Brustkrebs, erkrankt die Tochter auch 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 6
Mythen heute 1970er Jahre Brem und Folkman (Harvard-Universität): • Knorpel unterdrückt das Sprießen von Blutgefäßen • Tumor benötigt Angiogenese • Knorpel könnte Angiogenesehemmer enthalten 1992 Lane • Haie haben ein Knorpel-Skelett, und sie erkranken ziemlich selten an Krebs. • Lane erklärte Haiknorpel zur neuen Krebstherapie und verdiente gut daran • 200 Haie pro Tag zur Knorpelpräparaten verarbeitet 2017 Die Behauptung, dass Haie keinen Krebs bekommen, ist falsch. Über 20 Krebsarten sind bei Haien registriert worden. Haie konnten sich jedoch aufgrund ihrer besonderen Genetik seit Jahrtausenden als Jäger der Meere behaupten. 1992 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 7
Mythen • Mythen sind nicht nur amüsant oder skurril • Sie erschweren den Zugang zur Diagnostik, Ablehnung von Screening-Maßnahmen und der Therapie • Führen zur Alternativmedizin • Führen auch zur medizinischen Überversorgung („viel hilft viel“) • Kulturell große Unterschiede: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs in den USA, Europa bei 89% Heilungsrate von Brustkrebs in Ländern mit niedrigem Einkommen wird auf unter 40% geschätzt Feststellung der Krankheit im fortgeschrittenen Stadium, daher eingeschränkte therapeutische Möglichkeiten Verzögerungen bei der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs in Entwicklungsländern wegen Hindernissen in der Früherkennung eingeschränkter Patientenversorgung 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 8
Brustkrebs in Afrika strukturierte mündliche Befragung von tansanischen Frauen Morse et al. BCBCR, 2014. Breast Cancer Knowledge, Beliefs, and Screening Practices among Women Seeking Care at District Hospitals in Dar es Salaam, Tanzania. 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 9
Krebs in Pakistan • Befragung von 230 Krebspatienten • Durchschnittsalter von 46 Jahren und 63% Frauen, 75,2% hatten eine Behandlung einschließlich homöopathischer Ärzte und Glaubensheiler erhalten, bevor sie einen Onkologen aufsuchten 27% dachten, dass Krebs ansteckend ist, eine Tatsache, die mehr bei Analphabeten beobachtet wurde 27% glaubten an einen Mythos wie vergangene Sünden, bösen Blick oder Gottes Fluch als Ursache für ihren Krebs 39,6% dachten Krebs kann durch eine regelmäßige religiöse Aktivität verhindert werden Rund 30 Prozent meinten, ein sinnvolles Leben nach Krebsdiagnose sei nicht möglich Kumar et al. 2010 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 10
Mythen: Brustkrebspatientinnen werden immer jünger? 2000: Brustkrebs in Deutschland • jährlich über 47.500 Frauen erkrankt • davon etwa 19.300 im Alter unter 60 Jahren ( ~40%) • Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen • das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwas über 63 Jahren Robert Koch-Institut, Berlin 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 11
Brustkrebspatientinnen werden immer jünger? 2013 Brustkrebs in Deutschland • rund 71.600 Frauen erkrankt • fast drei von zehn betroffenen Frauen sind bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre alt (~ 30%) • Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 64 Jahren 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 12
Erkrankungs- und Sterberaten langfristiger Anstieg der Brustkrebsinzidenz in Deutschland und den meisten anderen wirtschaftlich entwickelten Ländern Ursachen: • gestiegener Anteil kinderloser Frauen • Zunahme des Alters bei der ersten Geburt • Rückgang der Stillzeiten • zumindest bis zur Jahrtausendwende die vermehrte • Einnahme von Arzneimitteln zur Hormonersatztherapie • und hormonaler Schwangerschaftsverhütung (insbesondere Kombinationspräparaten) • Veränderungen der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. • Zunahme der Entdeckungsraten durch Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch- Institut (Hrsg). Berlin, 2016 organisierte oder nicht-organisierte Früherkennungsmaßnahmen 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 13
Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch- Institut (Hrsg). Berlin, 2016 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 14
Stress macht Brustkrebs? „Krebspersönlichkeit“ ?? Krebs durch Überwiegen der Melancholie (schwarze Galle) (Humoralpathologie, schlechte Mischung der Säfte) Hippokrates (400 v. Chr.)und Galenus (200 n. Chr.), A. v. Tralle (6.Jhd.), P. v. Aegina (7.Jhd.), Avicenna (11.Jhd.) Furcht, heftige Trauer, nervöse, hysterische Beschwerden Wisemann (17.Jhd.), Guy (18.Jhd.) Krebs als Folge seelischer Überlastung, Stress und Depression (19.Jhd.) 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 15
„Persönlichkeitstyp C“ = Typus carcinomatosus W. Reich, Vertreter der frühen Freudschen Libidotheorie (20.Jhd.) u.a. • Brustkrebs als Folge von gehemmter Sexualität und Aggression, unterdrücktes Bedürfnis ein Kind stillen zu wollen, Symbolisierung des Mutterkonfliktes bei hysterisch strukturierten Frauen, schuldhaft erlebte und ins Autodestruktive gewendete sexuelle Wünsche • Sexualstauung vereint mit charakteristischer Resignation, emotionaler Leere, eingeschränkter Lebensgenuss, orgastische Impotenz, Kontakt- und Arbeitsstörung Evans 1926, Deutsch 1959, u.a. • Verlusthypothese „Tumor als Ersatz eines verlorenen Objektes und als Ausgleich eines Mangels“, Malignom als Stellvertreter einer verlorenen Bezugsperson 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 16
Überprüfung grundsätzlicher Theoreme der Psychoätiologie von Krebs anhand zweier onkologischer Erkrankungen (Brustkrebs und Bronchialkrebs) Reinhold Schwarz ( † )- deutscher Psychoanalytiker und Arzt Gründungsmitglied und langjähriger Sprecher der wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie der Deutschen Krebsgesellschaft. 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 17
Krebspersönlichkeit? • Eigenschaftsprofile von Krebspatienten • Stressbelastung und Stressverarbeitung • Riskante Verhaltensweisen • Präbioptische Krankheitswissen • Postdiagnostische Krise • Stereotype nach dem Muster des Typus C können keinen nennenswerten Beitrag zur Aufklärung der Krebsenstehung leisten Reinhold Schwarz (†) 1994 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 18
Stress macht Brustkrebs? • Dänische Metaanalyse 2006 • Untersuchungszeiträume zwischen acht und 25 Jahren. • Verlust: Frauen, die ein Kind oder ihren Ehemann durch Tod verloren hatten, erkrankten nicht häufiger an Brustkrebs • Stress und Arbeit: Studie mit mehr als 37.500 Krankenschwestern zeigte, dass Frauen mit einem stressreichen Arbeitsplatz etwas seltener an Brustkrebs erkrankten • Stress und Alltag: höchst unterschiedliche Ergebnissen, bisher nicht eindeutig zu bewerten. Hinweise, dass es das Brustkrebsrisiko nicht zu steigern scheint, wenn Frauen ihren Alltag als besonders belastend wahrnehmen. Nielsen NR, Grønbæk M (2006): Stress and breast cancer: a systematic update on the current knowledge. Nature Clinical Practice Oncology 3: 612-620 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 19
Stress macht Brustkrebs? • Englische Studie 2010 • 11.500 gesunde Frauen im Alter von 41 und 80 Jahren, neun Jahre nachbeobachtet • erfasst: mittel- bis stark belastende Begebenheiten wie Arbeitslosigkeit oder Alkohol- beziehungsweise Drogensucht der Eltern bis zu Todesfällen unter engen Angehörigen oder schweren Erkrankungen im Familienkreis, Trennung, Scheidung und Abtreibung • 313 Brustkrebsfälle ohne Zusammenhang zwischen objektiver Belastung, subjektivem Empfinden und Krebshäufigkeit Surtees PG, Wainwright NWJ, Luben RN, Khaw KT, Bingham SA (2010). No evidence that social stress is associated with breast cancer incidence. Breast Cancer Res Treat 120: 169-174 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 20
Stress macht Brustkrebs? • Metaanalyse (UK) 2017 • Auswertung von 16 prospektiven Studien • Daten von über 163.000 Männern und Frauen über teils sehr lange Zeiträume • Das vorsichtige Fazit der Autoren: Stress ist ein Faktor, der möglicherweise zu Colorectal- und Prostatakrebs beitragen kann - auch wenn man Auswirkungen wie Rauchen und Alkohol rechnerisch "abzieht" Batty G David, Russ Tom C, Stamatakis Emmanuel, Kivimäki Mika. Psychological distress in relation to site specific cancer mortality: pooling of unpublished data from 16 prospective cohort studies BMJ 2017; 356 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 21
Stress macht Brustkrebs? • Eher nicht! • Indirekte Wirkung von Stress auf Krebsentstehung: Tabak, Alkohol, ungesundes Essen • indirekte Wirkungen von Stress auf die Krankheitsverarbeitung • weniger Energie zur aktiven Krankheitsbewältigung, schlechtere Lebensqualität • unter Umständen Behandlung weniger intensiv verfolgt und von den Betroffenen weniger aktiv mitgetragen 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 22
Mythos: rechts oder links? „Eine ältere Kollegin fragte mich nach meiner Mamma-Op, welche Brust betroffen sei. Die linke Brust, war meine Antwort, worauf sie erwiderte: Das war mir klar, nachdem, was du an Schrecklichem beim Tod deines Sohnes erlebt hast, konnte es nur die linke Brust sein. Der durch das Leid entstandene Tumor sitzt immer über dem Herzen einer Mutter!“ (eine Patientin berichtet, 2018) 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 23
Viel Operation hilft viel? Entfernung von • Brustdrüse • Brustmuskel • Lymphknoten der Achselhöhle, Infra- und Supraclaviculargrube • Schlüsselbein Josef Rotter (1857–1924) William S. Halsted (1852–1922) 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 24
Kann nach NACT auf Operation verzichtet werden? Study Study N cCR Locoregional therapy 5-year locoregionel period recurrence rate Operation Only RT Operation Only RT (%) (%) De Lena et 1975-1980 132 100% of RT 65 67 29,6 31,1 al. Prospective group 60% of operation group Perloff et 1978-1983 87 18% 43 44 19 27 al. Prospective Ring et al. 1986-1999 453 136 67 69 10 21 Daveau et 1985-1999 1477 165 65 100 12 23 al. Unterschiedliche neoadjuvante Therapien Mängel in der klinischen Einschätzung, diagnostische Limits, pathologische Aufarbeitung? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 25
Kann nach NACT auf Operation verzichtet werden? • Können die heutigen diagnostischen Methoden die pCR mit einer hohen Sicherheit vorhersagen? (MRT, MG, Sono) • Reichen moderne Lokalisationsmethoden, Clipmarkierungen, Biopsiemethoden aus? • Aktuelle Studien: • Vakuumbiopsie NPV (neg. predictive values) 94,4%, FNR 4,8% (Heil et al. 2016), NPV 90%, FNR 10% (Kuerer et al., 2017) 2017 gestartet: RESPONDER-Trial (Heidelberg) „Diagnosis of Pathological Complete Response by Vacuum-assisted Biopsy After Neoadjuvant Chemotherapy in Breast Cancer”, 23 Zentren, 600 Patn. 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 26
Mythos Systemtherapie Patienten und Ärzte erwarten das Gleiche? 2155 Patientinnen, 527 Ärzte: Erhebliche Diskrepanzen zwischen den Erwartungen bzgl des Benefits der adjuvanten Therapie Thiel et al .: Shared decision-making in breast cancer: discrepancy between the treatment efficacy required by patients and by physicians, Breast Cancer Res Treat (2012) 135:811–820 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 27
Aromatasehemmer sind besser als Tamoxifen? Risikoreduktion durch adjuvante endokrine Therapie Intervention Patiens Recurrence Mortality After 5 years After 10 years Relativ After 5 years After 10 years Relative e risk risk (95% (95%CI CI) ) Rate Abs.Diff. Rate Abs.Diff. Rate Abs.Diff. Rate Abs.Diff. Tamoxifen (Tam) vs. No endocrine therapy (ET) (EBCTCG; Lancet 1998) No ET 10386 26,5% -11,4% 38,3% -13,6% 13,9% -3,5% 30,7% -7,6% 5 years of Tam 15,1% 27,7% 10,4% 23,1% Aromatase Inhibitor (AI) vs. Tamoxifen (EBCTCCG; Lancet 2005) 5 years of Tam 9885 12,1% -3,1% 22,7% -3,6% 0,80 9,4% -1,2% 24% 2,7% 0.89 (0,8- (0,73- 0,97) 0,88) 5 years of AI 9,0% 19,1% 8,2% 21,3% 5 years of Tam 11798 12,1% -2,6% 19,0% -2,0% 0,82 8,8% -1,7% 17,5% -2,9% 0,82 (0,75- (0,73- 0,91) 0,91) 2-3 years of 9,5% 17,0% 7,1% 14,6% Tam + AI up to year 5 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 28
5 years of aromatase inhibitor versus 5 years of tamoxifen Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG)* Lancet 2015 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 29
Nach 5 Jahren ist man geheilt? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 30
Viel EAT hilft viel? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 31
Viel EAT hilft viel? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 32
Viel EAT hilft viel? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 33
Tamoxifen hilft bei DCIS? AGO Mamma 2006 AGO Mamma 2013 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 34
Tamoxifen hilft gegen DCIS? • Brustkrebssterblichkeit nach Diagnose eines DCIS: Risiko 3,3% = geringfügig über dem Sterberisiko der Normalbevölkerung • Tamoxifen: Vermeidung kontralateraler Brustkrebsfälle und ipsilateraler invasiver Rezidive NNTT = 15 • Keine Gruppe, die nicht profitiert, jedoch: mehr als 40% aller Frauen über 70 versterben an kardiovaskulären Erkrankungen, und nur 5,4% an Brustkrebs • Tamoxifen hat keinen Benefit für das Gesamtüberleben • daher bei älteren Frauen kein Nutzen • JAMA Oncol 2015;1.888-896 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 35
AGO Mamma 2018 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 36
Bestrahlung hilft bei DCIS? 2006 2018 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 37
Chemotherapie: viel hilft viel? EBCTCG 2012 Intervention Patients Recurrence Mortylity After 5 years After 10 years Relative risk After 5 years After 10 years Relative risk (95% CI) (95% CI) Rate Abs.diff Rate Abs.diff Rate Abs.diff Rate Abs.diff Chemotherapie vs. no chemotherapy No chemo 5253 30,2% -9,9% 39,8% -10,2% 0,70 (0,63- 16,4% -2,7% 30,7% -4,7% 0,84 (0,76- (N+ 34%) 0,77) 0,93) Standard 20,3% 29,6% 13,7% 26,0% CMF Anthracycline (A) vs. CMF Standard 5122 32,9% -0,5% 42,1% -1,1% 0.99 (0,90- 22,4% -0,6% 34,6% -1,2% 0,97 (0,89- CMF (N+ 61%) 1,08) 1,07) Standard 32,4% 41,0% 21,8% 33,4 4 x AC CMF 9527 25,5% -3,2% 33,8% -2,6% 0,89 (0,82- 15,7% -2,9% 27,1% -3,9% 0,84 (0,76- (N+ 53%) 0,96) 0,92) Higher dose 22,3% 31,2% 12,8% 23,2% Taxane (T) + A vs. A After After After After 5 years 8 years 5 years 8 years A (more A) 33084 22,0% -2,8% - - 0,86 (0,82- 12,4% -1,2% - - 0,90 (0,84- (N+ 82%) 0,91) 0,97) TA 19,2% 11,2% - A (same A) 11167 27,3% -3,6% 34,8% -4,6% 0,84 18,2% -1,9% 26,7% -3,2 0,86 (0,79- (N+ 100%) 0,93) TA 23,7% 30,2% 16,3% 23,5% | Möbus, V. et al. , 2017 Seite 38
Chemotherapie hilft nicht bei älteren? Schlechte Prognose? Höhere Toxizität? 8949 Patientinnen, davon 566 über 65 Jahre, Ergebnis: • Ältere Patientinnen sind in Studien unterrepräsentiert • nachteiliger Effekt höheren Alters auf die pCR bestätigt, aber • auch bei älteren Patientinnen ist die Rate einer pCR nach NACT hoch ist, speziell für HER2+ Karzinome • die meisten ältere Patientinnen haben eine vergleichbar gute Prognose nach NACT, auch wenn keine pCR erreicht wird Outcome after neoadjuvant chemotherapy in elderly breast cancer patients; von Waldenfels et al.; San Antonio Breast Cancer Symposium 2017 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 39
Mythos: Schwangerschaft und Brustkrebs • Maßnahmen zur Diagnostik sind bei Schwangeren kontraindiziert • Vollnarkose ist bei Schwangeren unsicher • Brusterhaltene Therapie ist bei Schwangeren kontraindiziert • Chemotherapie ist bei Schwangeren kontraindiziert • Beendigung der Schwangerschaft verbessert die Prognose • Der mütterliche Brustkrebs metastasiert in den Feten • Eine Schwangerschaft nach Therapie eines Brustkrebses ist kontraindiziert • Schwangerschaftsassoziierter Brustkrebs hat eine schlechtere Prognose als bei nicht schwangeren Frauen 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 40
Schwangerschaft und Brustkrebs 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 41
Methadon hilft gegen Brustkrebs ? • Methadon = vollsynthetisch hergestelltes Opiod zur Schmerztherapie bei Tumorpatienten, (L-Methadon,D-Methadon, D,L-Methadon) • 6 – 10 Euro pro Monat, • wenig Nebenwirkungen, • cave Kumulation in der Anwendung! • Friesen: tumorizider Wirkmechanismus • Hilscher: positive Verläufe bei serösen Ergüssen und „metronomischer“ Chemotherapie 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 42
Methadon hilft gegen Brustkrebs ? Sommer 2017 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 43
Studie von Onken, Friesen et al. bei Patienten mit Gliomen • 27 Patienten mit Gliomen in unterschiedlichen Stadien • Alle Patienten erhielten Methadon und auch Chemotherapie, die meisten Temozolomid, • nur 9 der 27 Patienten hatten zum Zeitpunkt der Auswertung einen Rückfall • Methodische Unklarheiten • Bei den dargestellten Krankheitsbildern ist unklar, ob die günstigen Therapieverläufe zwingend auf die Methadon-Einnahme zurückzuführen sind. • Onken J, Friesen C, Vajkoczy P, Misch M: Safety and Tolerance of D,L-Methadone in Combination with Chemotherapy in Patients with Glioma. Anticancer Res. 37:1227-1235, 2017 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 44
Methadon hilft gegen Brustkrebs ? • Untersuchungen in Zelllinien • Bei welchen Tumoren in Kombination mit welchem Zytostatikum es auch bei Patienten wirkt ist nicht geklärt, (auch nicht bei Brustkrebs) • Doxorubicin: In Kombination mit D,L-Methadon konnten Forschungen an der Universität Ulm und der LMU eine Wirkverstärkung in Zellkultur (A 172) zeigen Stadlbauer B et al. 2017 • Methadon allein hat keinen nachweisbaren Effekt auf das Überleben oder Sterben der Glioblastomzellen, Verschiedene Ergebnisse durch Unterschiede in der Expression der Opiodrezeptoren, an denen Methadon andockt Latzer P, et al., Poster 33. Deutscher Krebskongress, 21.–24. Februar 2018, Berlin; Oncol Res Treat 2018;41:1–221 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 45
Methadon hilft gegen Brustkrebs? Stellungnahme der DGHO vom April 2017 • Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die von der Arbeitsgruppe der Molekularbiologin Frau Dr. Friesen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm erhoben wurden, beziehen sich ausschließlich auf vorklinische Experimente entweder mit Zellkulturen oder tierexperimentellen Studien. • Auf der Basis der bisher vorliegenden Daten zur Wirksamkeit und des möglichen Risikos einer erhöhten Sterblichkeit ist eine unkritische Off-Label-Anwendung von Methadon nicht gerechtfertigt. 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 46
Methadon hilft gegen Brustkrebs ? • Gemeinsame Stellungnahme der NATUM und des BNGO (2017): • Methadon kann die leitliniengerechte onkologische Therapie auf keinen Fall ersetzen • Es existieren erste Hinweise auf zusätzliche onkologische Effekte bei simultaner zytostatischer Tumortherapie, die bei der schmerztherapeutischen Substanzwahl berücksichtigt werden können • Es gibt jedoch bisher keine kontrollierte klinische Studien, die die Wirksamkeit belegen 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 47
16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 48
Prävention und Nachsorge: Vitamin D – Mangel macht Krebs? Wechselwirkungen zwischen Tumorzellen und Vitamin D? • hohe Serumspiegel von 25 (OH) D und regelmäßige Vitamin-D-Supplementierung sind mit niedrigeren Raten von postmenopausalem Brustkrebs assoziiert • Vitamin-D-Supplementierung ist bei der Brustkrebsvorsorge hilfreich (O'Brien KM, 2017) • niedrigere Vitamin D-Serumspiegel sind mit einem höheren Risiko, an Krebs zu erkranken assoziiert • niedrigere Serumspiegel bei Krebspatienten im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung, Brustkrebs, auch bei Eierstockkrebs • weitere Studien und Meta-Analysen sind nötig (Martin-Herranz A, 2015) 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 49
Vitamin D hilft gegen Brustkrebs? • kaum Belege für einen linearen kausalen Zusammenhang zwischen der zirkulierenden Vitamin-D-Konzentration und dem Risiko für verschiedene Krebsarten • die Existenz kausaler klinisch relevanter Wirkungen geringer Stärke kann nicht ausgeschlossen werden • das populationsweite Screening auf Vitamin-D-Mangel und die anschließende weit verbreitete Vitamin-D-Supplementation sollte derzeit nicht als Strategie zur primären Krebsprävention empfohlen werden Dimitrakopoulou VI, BMJ. 2017 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 50
Vitamin D hilft gegen Brustkrebs? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 51
Vitamin D hilft gegen Brustkrebs? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 52
16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 53
Albert Einstein, 1879 - 1955 „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ Ein Mythos? „Wichtig ist, dass man nie aufhört zu fragen...“ Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 54
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Oberhavel Kliniken GmbH, Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf Klinik Oranienburg, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg Klinik Hennigsdorf, Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf Oberhavel Klinik Gransee GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg Klinik Gransee, Meseberger Weg 12–13, 16775 Gransee Oberhavel Gesundheitszentrum GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg Medizinisches Versorgungszentrum an der Klinik Oranienburg, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg Medizinisches Versorgungszentrum Gransee, Meseberger Weg 12–13, 16775 Gransee Poliklinik an der Klinik Hennigsdorf, Marwitzer Straße 91, 16761 Hennigsdorf Rettungsdienst Oberhavel GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg Medizinische Betriebs- und Service GmbH, Robert-Koch-Straße 2–12, 16515 Oranienburg Stationäres Hospiz Oberhavel GmbH, Robert-Koch-Str. 2–12, 16515 Oranienburg
Pille macht Brustkrebs? 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 56
Mythen „Die Meinungen von Hippokrates oder Galen oder Paracelsus scheinen per se Beweiswert zu haben, ohne Ansehen der Indizien und Argumente, auf welche sich jene Aussagen stützen. Dies appelliert an die volkstümlichen Urteile, (a) dass das schiere Überdauern einer Meinung ihre Gültigkeit verbürge, und (b) dass große Denker immer richtig denken.“ A. E. Meyer, 1990 (Psychoanalytiker) 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 57
Schwangerschaft und Brustkrebs • Amant F et al.2013: Prognosis of women with primary breast cancer diagnosed during pregnancy: results from an international collaborative study. • The results show similar OS for patients diagnosed with BCP compared with nonpregnant patients. This information is important when patients are counseled and supports the option to start treatment with continuation of pregnancy. • Callihan EB et. Al, 2013 • Postpartum diagnosis demonstrates a high risk for metastasis and merits an expanded definition of pregnancy-associated breast cancer. • Our results show that PABC is independently associated with poor survival particularly those diagnosed shortly post-partum. This underscores a possible impact of the pregnant breast microenvironment on the biology and consequently the prognosis of these tumors. 16.05.2018 | GGGB / E.Keil Seite 58
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