NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg

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NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
Baden-Württemberg

MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG

NABU-Naturschutzziele 2020
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort                                             03

Präambel                                            04/05

LANDWIRTSCHAFT
Gesunde Lebensmittel – gesunde Lebensräume          06/07

WALD
Wilde Wälder und mehr Natur auf ganzer Fläche       08/09

MOORE
Stellschrauben für Klima und Natur                  10/11

NATURVERTRÄGLICHE ENERGIEWENDE
Miteinander: Naturschutz und Erneuerbare Energien   12/13

GRÜNE INFRASTRUKTUR
Grünes Wegenetz für Baden-Württemberg               14/15

NATURA 2000
Internationaler Naturschutz im Ländle               16/17

Glossar                                             18
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
VORWORT

Liebe Freundinnen und Freunde der Natur,

die Vielfalt der Natur gehört zu den größten Schätzen    und nicht mehr für die Holzgewinnung genutzt wer-
unseres Landes. Die Blumenwiesen der Schwäbischen        den. Das Bundesnaturschutzgesetz sieht seit Jahren
Alb, die naturnahen Wälder im Schwarzwald, die           vor, dass es einen Biotopverbund auf zehn Prozent
Moore im Allgäu und die Sanddünen Nordbadens             der Bundesfläche gibt. Das Land Baden-Württem-
– diese Lebensräume mit ihrer reichen Tier- und          berg hat in seiner Naturschutzstrategie festgelegt, wie
Pflanzenwelt wollen wir erhalten. Und dafür ist noch     europäische Vorgaben zu Natura 2000 und Ziele für
viel zu tun.                                             eine naturverträglichere Landwirtschaft umgesetzt
                                                         werden sollen. Alles gut also?
Wir im NABU Baden-Württemberg haben uns 2010
entschlossen, uns auf ausgesuchte Themenbereiche         Leider nein. Denn trotz einiger Fortschritte kommt
zu fokussieren, um diese mit voller Kraft bearbeiten     draußen in der Natur noch zu wenig an. Wir sind der
zu können. Diese Fokussierung hat sich bewährt und       Meinung: Das muss sich ändern. Mit den NABU-
hat mit dazu geführt, dass wir eines unserer größten     Naturschutzzielen als Richtschnur werden wir unse-
Ziele inzwischen erreicht haben: Baden-Württem-          ren Beitrag dazu leisten.
berg hat einen ersten Nationalpark!
                                                         Die meisten Ziele können wir nur gemeinsam errei-
2015 haben wir unsere Ziele überprüft, aktualisiert      chen – gemeinsam mit naturverbundenen Menschen
und erneut im gesamten Verband diskutiert. Das           in der Politik, in der Land- und Forstwirtschaft, in
Ergebnis halten Sie nun in Händen: die NABU-Na-          Unternehmen, Medien und Verwaltungen. Und mit
turschutzziele 2020. Sie enthalten die sechs Themen-     allen Baden-Württembergerinnen und Baden-Würt-
bereiche, in die wir bis 2020 den Großteil unserer       tembergern.
Kraft legen werden: Landwirtschaft, Wald, Moore,
naturverträgliche Energiewende, Grüne Infrastruk-        Machen Sie sich gemeinsam mit uns stark für die
tur und Natura 2000.                                     Natur!

Viele unserer Ziele hat die Politik bereits in Gesetze
und Strategiepapiere gegossen. Bereits 2007 hat die
Bundesregierung festgeschrieben, dass fünf Prozent       Ihr Johannes Enssle
der deutschen Wälder der Natur überlassen bleiben        Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg

                                                                                                                     02/03
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
PRÄAMBEL

NABU-Naturschutzziele 2020:
Mehr Natur für Baden-Württemberg
Natur und Mensch stehen weltweit vor zwei zentralen        Prioritäten: Expertise gezielt einsetzen
Herausforderungen: dem Klimawandel und dem Ver-            In den NABU-Naturschutzzielen 2020 sind zahlreiche
lust der biologischen Vielfalt. Wenn wir es nicht schaf-   wichtige Umweltprobleme bewusst nicht abgebildet.
fen, den Klimawandel zu stoppen und den Verlust der        Dabei steht außer Frage: Der Einsatz gegen Agro-
biologischen Vielfalt aufzuhalten, wird das unsere Welt    Gentechnik, Atomkraft und Flächenverbrauch bleibt
für immer ändern – zum Schlechten.                         wichtig. Der NABU wird auch künftig dazu nicht
                                                           schweigen und sich beispielsweise in Bündnissen en-
Gemeinsam mit der Politik müssen wir deswegen              gagieren. Im Sinne einer klaren Prioritätensetzung
kraftvoll gegensteuern. Das bedeutet für den NABU:         wird er den Großteil seiner Kraft jedoch auf die Um-
sich einmischen in die Politik, im Landtag und in den      setzung der NABU-Naturschutzziele konzentrieren.
Gemeinden. Sich stark machen für diejenigen, die kei-
ne Stimme haben wie Feldhamster, Große Hufeisenna-         Schlüsselstellen: Umweltbildung und Naturerlebnis
se und Sonnentau.                                          Um den Naturschutz in Baden-Württemberg voran
                                                           zu bringen, bedarf es eines Wandels. Nicht nur in der
Seinen Schwerpunkt legt der NABU darauf, Klima-            Politik, auch in den Köpfen und Herzen der Men-
wandel und Artensterben dort zu bekämpfen, wo er           schen. Jeder Mensch entscheidet jeden Tag darüber,
die größte Kompetenz, die meiste Erfahrung und aus-        wie sehr Natur und Umwelt belastet werden – bei der
reichend Ressourcen besitzt. Ob auf Äckern, in Wie-        Wahl des Energieversorgers, des Verkehrsmittels oder
sen, Wäldern oder Mooren: In diesen Ökosystemen            der gekauften Lebensmittel. Die Bildung für nachhal-
entscheidet sich, ob unsere Pflanzen- und Tierwelt         tige Entwicklung ist der Schlüssel, den Wandel in den
vielfältig und überlebensfähig bleibt oder ob die Natur    Köpfen anzustoßen. Umweltbildung und Naturerleb-
verarmt. Hier befinden sich wichtige Stellschrauben für    nis sind für den NABU zentrale Aufgaben, die sich
den Klimaschutz: Landwirtschaft verantwortet rund 16       in allen Themenbereichen widerspiegeln. Hier hat der
Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes, gesunde Wäl-          NABU eine Kernkompetenz – und diese wird er wei-
der und lebendige Moore binden riesige Mengen Koh-         terhin einbringen.
lenstoff. Naturschutz ist also Arten- und Klimaschutz
in einem.

                                                                                                                   04/05
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
LANDWIRTSCHAFT

Gesunde Lebensmittel –
gesunde Lebensräume
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
LANDWIRTSCHAFT

Äcker, Wiesen und Weiden prägen Baden-Württem-                         Politik. Sie fördert viel zu oft eine Landwirtschaft, die
berg. Bäuerinnen und Bauern haben eine artenreiche                     die biologische Vielfalt zugunsten landwirtschaftlicher
Kulturlandschaft geschaffen: Wiesen voller bunter                      Maximalerträge preisgibt.
Blumen, Getreideäcker mit rotem Klatschmohn und
                                                                       Den Bäuerinnen und Bauern, die hochwertige Lebens-
Streuobstwiesen mit knorrigen Apfelbäumen.
                                                                       mittel produzieren und zugleich Kiebitz und Schach-
Die heutige, industrielle Landwirtschaft hat nur wenig                 brettfalter eine Heimat geben, brauchen eine ausrei-
mit den ursprünglichen Landnutzungen zu tun, die                       chende Förderung der EU und der Landesregierung.
unsere Kulturlandschaften geschaffen haben. Was in                     Der NABU fordert einen Wandel hin zu einer natur-
Jahrtausenden geschaffen wurde, wird in Jahrzehnten                    verträglichen Landwirtschaft – zumal von artenrei-
zerstört. Einstige Allerweltsarten wie Feldlerche und                  chem Grünland weit weniger klimaschädliche Emissi-
Feldhamster verschwinden aus der Landschaft und                        onen ausgehen als von intensiv genutzten Maisäckern
tauchen in den Roten Listen bedrohter Tierarten wie-                   auf Moorböden.
der auf. Die Verantwortung dafür trägt vor allem die

NATURSCHUTZZIELE
• Der Rückgang der schützenswerten Lebensräume und Arten der
  Agrarlandschaften des Landes ist nicht nur gestoppt, sondern die
  Trendumkehr eingeleitet.
                                                                                                   DER      NABU HANDELT
NABU-KERNFORDERUNGEN                                                                               • Der NABU setzt sich zusammen mit dem
• Das Land legt ein wirksames Aktionsprogramm „Landwirtschaft                                        Landesschafzuchtverband für die traditio-
  und Biodiversität“ auf und setzt es um. Die notwendigen Aufwer-                                    nelle Schäferei und damit für die Erhaltung
  tungsmaßnahmen, um artenreiches Grünland, Streuobstwiesen, die                                     schützenswerter Lebensräume ein.
  Biodiversität auf Ackerflächen und die Natura-2000-Arten der Feldflur                            • Der NABU hat in den Saalbachwiesen bei
  in einen guten (Erhaltungs-)Zustand zu bringen, werden ergriffen.                                  Bruchsal Land gekauft und schafft darauf
• Das Land baut in Baden-Württemberg ein Netz aus repräsentativen                                    Lebensräume für Grauammer, Weißstorch
  Modellbetrieben auf, in denen eine zukunftsweisende, nachhaltige                                   und Helmknabenkraut.
  Landbewirtschaftung für die Betriebe der Region demonstriert wird.

Der NABU fordert eine Agrarlandschaft, in der Kornblumen blühen können und auch Feldlerchen wieder eine Heimat finden. Hier sind die EU
und die Landesregierung gefragt, Landwirte ausreichend zu fördern.

                                                                                                                                            06/07
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
WALD

Wilde Wälder und
mehr Natur auf ganzer Fläche
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
WALD

Kaum ein anderer Lebensraum steht so sehr für ge-                        Doch in Zeiten leerer Kassen und steigendem Roh-
sunde Natur wie unsere Wälder. Fast 40 Prozent der                       stoffbedarf fallen oftmals zu viele Bäume der Säge
Fläche Baden-Württembergs ist mit Wald bedeckt –                         zum Opfer. Deshalb plädiert der NABU für eine
somit gehört unser Bundesland zu den waldreichsten                       naturverträgliche Forstwirtschaft im baden-württem-
der Republik. Dieses wertvolle Gut müssen wir schüt-                     bergischen Wald: Naturverjüngung statt Anpflanzung
zen – der NABU bekennt sich jedoch auch zu einer                         von Bäumen, ungenutzte Urwaldflächen, Vorfahrt für
naturverträglichen Nutzung unserer Wälder.                               heimische und standorttypische Baumarten sowie ein
                                                                         flächendeckendes Vorkommen alter Bäume.
Lebendige Wälder mit einem hohen Anteil an alten
und bereits abgestorbenen Bäumen sind von un-                            Der NABU setzt sich dafür ein, mehr qualifiziertes
schätzbarem Wert: Sie geben seltenen und gefährde-                       Forstpersonal einzustellen, damit dieses für eine aus-
ten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat und brem-                        gewogene Balance von Naturschutz und Waldnut-
sen den Klimawandel.                                                     zung sorgen kann.

NATURSCHUTZZIELE
• Bis 2020 entwickeln sich fünf Prozent der Wälder im Land natürlich und ohne forstliche Eingriffe. Staats-
  und Kommunalwald tragen maßgeblich zu diesem Ziel bei.
• Mehr Natur auf der ganzen Waldfläche entsteht durch effektiven Waldnaturschutz und eine naturverträgli-
  che Forstwirtschaft.

NABU-KERNFORDERUNGEN
• Das Land bewirtschaftet seinen Staatswald ökologisch vorbildlich                                     DER      NABU HANDELT
  und setzt sein Waldbaukonzept von 2014, die „Gesamtkonzeption
                                                                                                       • NABU-Naturwaldgemeinden: Der NABU
  Waldnaturschutz“ und Natura 2000 vorbildlich um.
                                                                                                         zeichnet Kommunen aus, die eine naturnahe
• Das Land unterstützt den Kommunal- und Privatwald bei der                                              Bewirtschaftung ihrer Wälder durchführen.
  Umsetzung des Alt- und Totholzkonzeptes, bei Natura 2000, der
                                                                                                       • Der NABU trägt mit dem Kauf von Wald im
  FSC-Zertifizierung sowie beim naturnahen Waldbau.
                                                                                                         Langenhardt bei Lahr und dessen Behand-
• Das Land unterstützt eine naturfördernde, regionale                                                    lung als Bannwald zum Erreichen des Fünf-
  Holzwirtschaft, indem es den Einsatz von heimischer Tanne und                                          Prozent-Zieles bei.
  Buche im Holzbau fördert.

Für Arten wie den Raufußkauz sind Wälder mit altem Baumbestand überlebenswichtig, denn nur hier findet er ausreichend Nahrung und Unter-
schlupf. In ungenutzten Wäldern entwickeln sich die Urwälder von morgen. Hier fühlen sich besondere Pilzarten wie der Ästige Stachelbart wohl.

                                                                                                                                                 08/09
NABU-Naturschutzziele 2020 - MEHR NATUR FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG - Baden-Württemberg
MOORE

Stellschrauben
für Klima und Natur
MOORE

Alle kennen die typischen Moorbilder, aber kaum je-                  weltweiten Kohlenstoffdioxid-Emissionen stammen
mand verbindet sie mit unserer Heimat. Moore – so                    aus geschädigten und zerstörten Mooren.
meinen viele – gibt es in Schottland, Russland und
Nordamerika, aber nicht bei uns. Dabei war Baden-                    Im Torf ist weltweit rund ein Drittel des Kohlen-
Württemberg über Jahrtausende reich an Mooren.                       stoffvorrates der Erde gebunden. Daher bremsen
Leider ist von diesem Reichtum heute nur noch we-                    lebendige Moore den Klimawandel wirksam ab.
nig zu sehen: 95 Prozent aller ursprünglichen Moo-                   Wer Moore erhält und renaturiert, schützt deshalb
re sind entwässert, abgetorft und unter Maisäckern                   gleichzeitig Natur und Klima. Der NABU fordert
verschwunden. Das ist schädlich für den Wasser-                      Politik und Verwaltung auf, den Schutz der letzten
haushalt, fatal für die Tier- und Pflanzenwelt und                   Moore Baden-Württembergs mit höchster Priorität
für das Klima katastrophal. Denn zehn Prozent aller                  zu versehen und energisch voranzutreiben.

NATURSCHUTZZIELE
• Bis 2020 sind mindestens 30 Prozent aller geeigneten Moorflächen
  im Land renaturiert. Das schließt 50 Prozent der Moorflächen im
  Staatswald ein.
• Bis 2020 sind 20 Prozent der 2015 noch ackerbaulich genutzten
  Torflagerstätten in Grünland umgewandelt.
                                                                                                 DER      NABU HANDELT
NABU-KERNFORDERUNGEN                                                                             • In Hinterzarten im Schwarzwald und in den
• Das Land muss bis Ende 2015 ein Moorschutzprogramm vorlegen,
                                                                                                   Bodenmösern im Allgäu renaturiert der NABU
  mit dem die oben genannten Ziele erreicht werden, und es konse-
                                                                                                   zwei Moorgebiete.
  quent umsetzen.
                                                                                                 • Das NABU-Naturschutzzentrum Federsee
• Das Land richtet seine Agrar- und Waldpolitik auf den Moorschutz
                                                                                                   hat im Zuge zweier EU-geförderter Projekte
  aus, indem es die Naturschutzstrategie Baden-Württemberg von
                                                                                                   wertvolle Moorflächen renaturiert und Le-
  2014 umsetzt.
                                                                                                   bensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten
• Das Land erhöht die Mittel für den Flächenerwerb, um Moorrenatu-                                 geschaffen.
  rierungen zu ermöglichen.

Auch Moorfrösche und der fleischfressende Sonnentau brauchen Moore, um überleben zu können. Deshalb engagiert sich der NABU in Mooren
und baut beispielsweise Sperren, damit weniger Wasser aus den Mooren abfließen kann.

                                                                                                                                           10/11
NATURVERTRÄGLICHE ENERGIEWENDE

Miteinander: Naturschutz
und Erneuerbare Energien
NATURVERTRÄGLICHE ENERGIEWENDE

Der Ausstieg aus der atomaren und fossilen Energie-                       Der Fokus des NABU liegt auf der Windenergie, da sie
nutzung kann nur mit einem deutlichen Ausbau der                          neben der Solarenergie in Baden-Württemberg über
erneuerbaren Energien bewältigt werden. Jegliche                          das größte Ausbaupotenzial verfügt. Gerade Windrä-
Bestrebungen, eine naturverträgliche Energiewende                         der sind jedoch mitunter eine Gefahr für Vogel- und
voranzubringen, scheitern jedoch, wenn nicht eine                         Fledermausbestände. Deshalb fordert der NABU,
Aufgabe in den Fokus gerückt wird: Wir alle müssen                        ökologisch besonders hochwertige und landschaftlich
Energie einsparen und effizienter nutzen.                                 sensible Flächen von Windkraftanlagen freizuhalten.
                                                                          Auch spricht sich der NABU dafür aus, keine Wind-
Für den NABU steht fest: Die Energiewende ist drin-                       energieanlagen in Dichtezentren von Rotmilanen zu
gend nötig, sie muss jedoch naturverträglich vollzo-                      bauen. Der Standort muss sorgfältig gewählt und die
gen werden – der Klimaschutz und der Schutz der                           Anlagen müssen naturverträglich betrieben werden.
Biologischen Vielfalt sind gleichrangige Ziele.

NATURSCHUTZZIELE
• Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg findet so zügig wie möglich
  naturverträglich statt.
• Die Bestände windkraftsensibler und derzeit bedrohter Vogel- und Fledermausarten sind in
  Baden-Württemberg so groß, dass einzelne Verluste an Windrädern nicht bestandsgefährdend sind.

NABU-KERNFORDERUNGEN
• Das Land erarbeitet ein umfassendes Konzept zur Senkung des
                                                                                                       DER NABU HANDELT
  Energieverbrauchs und setzt es zeitnah um.
                                                                                                       • Im vom Umweltministerium geförderten Projekt
• Um den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen,
                                                                                                         „Dialogforum Erneuerbare Energien“ beraten
  setzt das Land zunächst auf naturschutzfachlich unkritische
                                                                                                         und unterstützen NABU und BUND Bürgerinnen
  Gebiete.
                                                                                                         und Bürger während der Beteiligungs- und
• Das Land legt ein Aktionsprogramm auf, um die Bestände wind-                                           Planungsprozesse von Windkraftanlagen.
  energiesensibler und bedrohter Vogel- und Fledermausarten
                                                                                                       • Der NABU setzt sich für Bestände windkraft-
  außerhalb windhöffiger Gebiete zu fördern.
                                                                                                         sensibler Arten wie Fledermäuse und Rotmilan
• Das Land ergreift Maßnahmen, um die Substratgewinnung von                                              ein.
  Biogasanlagen naturverträglich zu gestalten.

Der Rotmilan ist ein Beispiel für eine windkraftsensible Vogelart. Der NABU setzt sich dafür ein, dass Windkraftanlagen nur dort gebaut werden, wo
der Bestand des Greifvogels nicht gefährdet wird.

                                                                                                                                                     12/13
GRÜNE INFRASTRUKTUR

Grünes Wegenetz
für Baden-Württemberg
GRÜNE INFRASTRUKTUR

Ein Land der Sackgassen: So zeigt sich Baden-Würt-                        das sich Tiere und Pflanzen ausbreiten können. Doch
temberg für viele Pflanzen und Tiere. Immer wieder                        zwischen Gesetz und Wirklichkeit liegen Welten –
enden die Wege von Erdkröte und Feuersalaman-                             von einem Biotopverbund ist im Land kaum etwas zu
der an Autobahnen, an Industriegebieten oder vor                          sehen.
Maisäckern. Dabei ist es für alle Lebewesen überle-
benswichtig, sich ausbreiten zu können. Sie müssen                        Deshalb wird es höchste Zeit, dass das Land seinen
umherwandern und neue Lebensräume erschließen –                           Generalwildwegeplan und den Biotopverbundplan
gerade auch dann, wenn sich die Umwelt etwa durch                         umsetzt. Und auch Kommunen sollten aktiv werden:
den Klimawandel verändert.                                                Sie können ihre Grünflächen naturnah umgestalten.
                                                                          Bunte Blumenwiesen statt steriler Rasenflächen und
Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Das Bundes-                         heimische Stauden auf Verkehrsinseln statt endloser
naturschutzgesetz schreibt einen so genannten Bio-                        Paraden von Stiefmütterchen. Damit können Städte
topverbund auf mindestens zehn Prozent der Lan-                           und Gemeinden einen wertvollen Beitrag zum Bio-
desfläche vor, also ein Netz von Lebensräumen, über                       topverbund leisten.

NATURSCHUTZZIELE
• Mindestens zehn Prozent der Landesfläche sind als Biotopverbund
  gesichert, wie es das Bundesnaturgesetz vorschreibt.
• Bis 2020 haben 100 Kommunen in Baden-Württemberg ihr Sied-
  lungsgrün zur Förderung der biologischen Vielfalt umgestaltet.

NABU-KERNFORDERUNGEN
• Bis 2020 wird sowohl im Landesentwicklungsplan als auch in den
  fortgeschriebenen Regionalplänen der Biotopverbund gesichert.
  Dazu gehören die Korridore des Generalwildwegeplans sowie die                                        DER       NABU HANDELT
  Kern- und Verbundflächen des Biotopverbunds im Offenland.                                            • Der NABU unterstützt und berät Gemeinden
• Das Land startet ein Aktionsprogramm „Grüne Infrastruktur“, das                                        wie Bühl oder Ostfildern bei der naturnahen
  unter anderem in jedem Regierungsbezirk eine Grünbrücke pro                                            Umgestaltung des Siedlungsgrüns.
  Jahr finanziert.                                                                                     • Seit Jahren erfasst der NABU Gefahrenstellen
• Das Land und die kommunalen Spitzenverbände unterstützen die                                           für Amphibien und hilft den Tieren an Brenn-
  Kommunen bei der Schaffung von Vorrangflächen für die biologi-                                         punkten über die Straße.
  sche Vielfalt auf kommunalen Flächen.

Einige Gemeinden wie Donzdorf gestalten ihr Siedlungsgrün jetzt schon vorbildlich. Viele weitere sollen folgen! Zudem ist es dringend nötig,
Wegenetze mittels Grünbrücken zu knüpfen, damit auch Dachse nicht mehr so häufig unter Autoreifen landen, sondern über die Straße finden.

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NATURA 2000

Internationaler
Naturschutz im Ländle
NATURA 2000

Dünenlandschaften an Europas Küsten, artenreiche                     Sachmittel für Natura 2000 erhöht hat. Viele Arten
Wiesen in Deutschland, Weidewälder in Spanien:                       befinden sich noch immer in „ungünstig-schlechtem“
Über 200 typische Landschaften möchte die EU mit                     (rot), bzw. in „ungünstig-kritischem Erhaltungszu-
ihrem Naturschutzprogramm Natura 2000, das auf                       stand“ (gelb). Der NABU setzt sich seit Jahren dafür
der Vogelschutz- und der FFH-Richtlinie basiert, be-                 ein, dass Baden-Württemberg die EU-Richtlinien um-
wahren. Sie schreibt vor, dass Tier- und Pflanzenarten               setzt. Für viele Behörden jedoch ist Natura 2000 nach
sowie Lebensraumtypen in einen günstigen Erhal-                      wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Aus Unwissenheit
tungszustand versetzt werden müssen: Die Ampel,                      verstoßen sie gegen geltendes Recht – und mitunter
die den Zustand der Arten und Lebensräume anzeigt,                   auch mit Absicht.
muss auf Grün stehen.
                                                                     Vielen Naturschutzbehörden fehlt zudem das Personal,
Von diesen Vorgaben ist Baden-Württemberg weit ent-                  das die Richtlinien korrekt umsetzen kann. Deshalb ist
fernt, obwohl die Landesregierung fast flächendeckend                es wichtig, dass der NABU die Umsetzung von Natura
Landschaftserhaltungsverbände eingerichtet und die                   2000 weiterhin vehement einfordert und begleitet.

NATURSCHUTZZIELE
• Bis 2020 befinden sich keine Tier- und Pflanzenarten sowie keine Lebensraumtypen der beiden EU-Richtli-
  nien mehr im roten Bereich.
• 2020 sind nur noch 16 FFH-Arten und 10 FFH-Lebensraumtypen im kritischen gelben Bereich. Das ent-
  spricht einer Halbierung zum Stand von 2015.

NABU-KERNFORDERUNGEN
• Im Landeshaushalt werden pro Jahr 20 Millionen Euro zusätzlich für                              DER NABU HANDELT
  Natura 2000 und den Schutz von Verantwortungsarten bereitgestellt.
                                                                                                  • Der NABU pflegt Sanddünen im Oberrheingra-
• Das Land stärkt die Naturschutzverwaltung auf allen Ebenen, so dass                               ben und schafft so Lebensräume für bedrohte
  Natura 2000 gut umgesetzt wird.                                                                   Tier- und Pflanzenarten wie die Sandsilber-
• Das Land legt gemeinsam mit Kommunen ein Aktionsprogramm zur                                      scharte (links).
  Akzeptanzsteigerung von Natura 2000 auf und finanziert die Umsetzung.                           • Ehrenamtliche des NABU setzen sich in
• Das Land unterstützt Umweltverbände bei der Begleitung der Manage-                                Landschaftserhaltungsverbänden für bedrohte
  mentplan-Erstellung, indem es den Verbänden in jedem Regierungsbe-                                Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten ein.
  zirk hauptamtliches Personal finanziert.

Baden-Württemberg beheimatet viele EU-geschützte Gebiete und Arten. Für Fledermäuse, Bodenseevergissmeinicht und blumenbunte Wiesen will
der NABU dieses Engagement noch verstärken.

                                                                                                                                            16/17
GLOSSAR

Alt- und Totholzkonzept                                  Lebensraumtypen
Konzept des Landes zur Steigerung der Alt- und Tot-      Einteilung von Lebensräumen in Kategorien gemäß
holzanteile im Wald. Alte und abgestorbene Bäume         der europäischen FFH-Richtlinie. Wertvolle Lebens-
bieten einer Vielzahl von Pflanzen, Pilzen und Tieren    raumtypen Baden-Württembergs sind beispielsweise
eine unverzichtbare Lebensgrundlage. Sie sind daher      naturnahe Hochmoore, Wacholderheiden, Orchide-
für die biologische Vielfalt im Wald von größter Be-     en-Buchenwälder und artenreiche Mähwiesen.
deutung.
                                                         Moor
Bannwald                                                 Sehr nasse Standorte mit einer mindestens 30 Zenti-
Streng geschütztes Waldgebiet, in dem sich der Wald      meter dicken Torfschicht. Aufgrund des hohen Was-
ohne menschlichen Einfluss natürlich entwickeln          serstandes zersetzen sich abgestorbene Pflanzenteile
kann.                                                    kaum, so dass das Material in organischer Form über-
                                                         dauert (=Torf), anstatt sich in seine Bestandteile zu
FFH-Gebiete                                              zersetzen. Der Torfboden hat daher einen sehr hohen
Nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtli-       organischen Anteil von mindestens 30 Prozent.
nie geschützte Gebiete, die der Erhaltung bestimm-
ter Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensraumtypen        Natura 2000
dienen sollen. FFH-Gebiete stehen nicht per se unter     Bezeichnung für ein zusammenhängendes Netz von
strengem Schutz, eine Nutzung ist erlaubt und Ein-       Schutzgebieten, das innerhalb der Europäischen
griffe sind möglich. Eine erhebliche Verschlechterung    Union nach den Maßgaben der FFH- und der Vogel-
der Gebiete ist jedoch verboten. FFH-Gebiete bilden      schutzrichtlinie errichtet wird.
zusammen mit den Vogelschutzgebieten das Schutz-
gebietsnetz Natura 2000.                                 Naturverjüngung
                                                         Bezeichnung für Jungbäume, die im Wald ohne
FSC-Zertifizierung                                       menschlichen Eingriff aus Samen hervorgehen. Das
Der Forest Stewardship Council, kurz FSC, ist eine in-   Gegenteil wären Anpflanzungen.
ternationale Non-Profit-Organisation (engl. steward-
ship „Verantwortung, Verwalteramt“). Holz, das nach      Waldbaukonzept 2014
FSC-Kriterien zertifiziert wurde, stammt aus nach-       Der Landesforstbetrieb ForstBW hat 2014 ein neu-
haltiger Waldnutzung. Dazu gehören auch die Wah-         es Waldbaukonzept, die sogenannte Waldentwick-
rung und Verbesserung ökonomischer, ökologischer         lungstypen-Richtlinie verabschiedet. Darin werden
und sozialer Funktionen der Forstbetriebe.               die Grundzüge zur Bewirtschaftung des Waldes be-
                                                         schrieben. Für die Förster im Staatswald ist die Richt-
Landschaftserhaltungsverbände (LEV)                      linie verbindlich umzusetzen. Für den Kommunal-
Verbände, die die regionale Kulturlandschaft – insbe-    und Privatwald hat sie Empfehlungscharakter.
sondere Natura 2000-Gebiete – erhalten, pflegen und
wiederherstellen. Mitglieder eines Landschaftserhal-
tungsverbandes sind Gemeinden, Landkreise, Natur-
schutz- und Bauernverbände, die in drittelparitätisch
besetzten Gremien eines LEV zusammen arbeiten.
IMPRESSUM

Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
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70178 Stuttgart

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Fax: 0711.966 72-33
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Text und Redaktion: Uta Heinemann
Grafik Design: SCHWARZZUWEISS
Agentur für Kommunikation und Design
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Überarbeitung 2. Auflage: Hannes Huber
Kommunikation, www.hanneshuber.de
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
2. Auflage, Stuttgart, Juli 2017

Bildnachweis:
Titel: blickwinkel/R. Bala (Storch), blickwinkel/
A.Hartl, blickwinkel/J. Hauke, blickwinkel/P.
Schütz, blickwinkel/A. Bernhard, blick-
winkel/D. & M. Sheldon, blickwinkel/R. Günter,
3: U. Regenscheit, 4: R. Koch 6: blickwinkel/A.
Hartl, 7: blickwinkel/W. Rolfes, Blickwinkel/U.
Hilsmann, S. Huber, 8: blickwinkel/J. Hauke,
9: blickwinkel/W. Rolfes, U. Prietzel, J. Enssle,
10: blickwinkel/P. Schütz, 11: blickwinkel/J.
Fieber, M. Röhl, 12: blickwinkel/A. Bern-
hard, blickwinkel/McPHOTO, M. Schäf, 13:
blickwinkel/McPHOTO, blickwinkel/B. Krö-
ger, 14: blickwinkel/D. & M. Sheldon, 15:
C. de Mattia, M. Eick, Wikipedia/D. Krieger,
16: blickwinkel/R. Günter, 17: U. Heinemann,
A. Baumann, blickwinkel/ M. Delpho.

                                                    18/19
Für Mensch und Natur...
... setzt sich der NABU Baden-Württemberg seit 1965 ein. Die Unterstützung für die Arbeit des NABU wächst: In Baden-Württem-
berg sind inzwischen über 90.000 Mitglieder die Basis dafür, dass der NABU wirkungsvoll für eine ökologische Agrarwende und
den Erhalt der Biologischen Vielfalt kämpfen kann. Herzstück des NABU Baden-Württemberg sind die Aktiven in den rund 250
NABU-Gruppen, die ehrenamtlich und unter großem persönlichem Einsatz für den Schutz von Tieren und Pflanzen sorgen und
dem NABU vor Ort ein Gesicht geben.
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