Ressourceneffizienz in der Industrie aus Sicht der IG BCE

 
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Informationen zur
 Industriepolitik

Ressourceneffizienz in der Industrie
aus Sicht der IG BCE

  Mehr Ressourceneffizienz für eine bessere Umwelt und Beschäftigung
  Rohstoffpreise und steigende Nachfrage als weitere Effizienzmotoren
  Fixierung auf Arbeitskosten beenden!
  Fortschritte im produzierenden Gewerbe anerkennen! - Beispiele
  Vorleistungsproduzenten unverzichtbar für mehr Ressourcenschutz
  Produkte im Lebenszyklus betrachten!
  Innovationen als Schlüsselfaktor zur Steigerung der Ressourceneffizienz
  Anforderungen an Unternehmen und Mitbestimmung
Die natürlichen Ressourcen stärker zu schonen und damit die Umweltbelastungen zu reduzieren
ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Bewährte und neue Ressourceneffizienz-
Technologien sind stärker in Wirtschafts-, Arbeits- und Lebenswelt zu integrieren. Dem betriebli-
chen Innovationsprozess und der Mitbestimmung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. Mehr Ressourceneffizienz ist machbar -, das zeigen
diverse Branchen und Unternehmen. Für die notwendigen, weiteren Fortschritte sind Ressour-
ceneffizienz-Strategien in den Mittelpunkt unternehmerischen und politischen Handelns zu stel-
len.

                                                                                  Die Notwendigkeit einer verbesserten Ressour-
Ressourceneffizienz für eine bessere                                              ceneffizienz wird bereits seit den 90er Jahren
Umwelt und Beschäftigung                                                          diskutiert. Die Wissenschaft hat mit Konzepten wie
                                                                                  "Faktor Vier" (Ernst Ulrich von Weizsäcker) und
Der Abbau, die Umwandlung und der gesamte                                         "Faktor 10" (Friedrich Schmidt-Bleek) die Notwen-
Lebenszyklus von Rohstoffen sind vielfach mit                                     digkeit und die Chancen einer höheren Ressour-
erheblichen Belastungen für Mensch und Um-                                        cenproduktivität erforscht.
welt verbunden. Zunehmend zeigt sich die End-
lichkeit vieler Ressourcen, wie auch an den stei-                                 Im Mittelpunkt dieser Forschungen steht die Fra-
genden Rohstoffpreisen und den aufwendiger                                        ge, wie steigende wirtschaftliche Leistungen bei
und teurer werdenden Gewinnungsmethoden zu                                        minimiertem Faktoreinsatz natürlicher Ressourcen
sehen ist. Das anhaltend hohe wirtschaftliche                                     zu erreichen sind. Trotz wissenschaftlicher Vorar-
Wachstum in den Schwellenländern und die                                          beiten hat die Steigerung der Ressourceneffizienz
starke Nachfrage nach Energie- und Material-                                      bislang nur bedingt Eingang in die Entscheidun-
rohstoffen in Industrieländern beschleunigen                                      gen von Politik und Wirtschaft gefunden. So wurde
diese Entwicklung.                                                                zwar das Ziel einer Verdoppelung der Rohstoff-
                                                                                  produktivität in die Nachhaltigkeitsstrategie der
Bestehenden Wohlstand zu erhalten und                                             Bundesregierung aufgenommen, jedoch fehlt es
Wohlstand für alle Menschen auf diesem Plane-                                     an konkreten Maßnahmen und Instrumenten. Ak-
ten zu schaffen, wird zukünftig nur zu erreichen                                  tuell konzentriert sich die Debatte auf eine not-
sein, wenn es gelingt, die Umweltbelastungen                                      wendige höhere Energieeffizienz. Genauso wichtig
deutlich zu reduzieren und die natürlichen Res-                                   ist jedoch, dass die Ressourcennutzung insge-
sourcen zu schonen. Das Ziel, die Ressourcen-                                     samt stark verbessert wird, also auch die stoffliche
produktivität zu steigern, ist daher noch stärker                                 Nutzung der mineralischen und nachwachsenden
in den Mittelpunkt politischen und unternehmeri-                                  Rohstoffe, um eine nachhaltige Entwicklung si-
schen Handelns zu stellen. Dabei kann es zu-                                      cherzustellen.
künftig nicht mehr allein darum gehen, die relati-
ve Ressourcenproduktivität zu
                                                                                          Optionen zur Ressourceneffizienzsteigerung
erhöhen, das heißt den Res-
sourceneinsatz je definierter                 Ansatzpunkt                                                       Ansatzpunkt                                 Ansatzpunkt
Produktionsmenge zu reduzie-              Produktlebenszyklus                                               Wertschöpfungskette                       Veränderung in den Köpfen
ren.
                                     Ressourceneffizienzoptimierte                                  Ressourceneffizienzorientierte Veränderung der Produktionsmuster
                                     Produktgestaltung: Produktdesign und                           Gestaltung von Wertschöpfungs-
Es muss gelingen, auch den           Produkt-Dienstleistungs-Systeme                                ketten
absoluten Verbrauch von Res-
sourcen zu verringern. Dies wird                                                                                                                Ressourceneffizienzorientierte
                                                                                                                                                ganzheitliche Managementsysteme
aber nur zu schaffen sein, wenn                                                                                                                 (inkl. Informationssysteme)
Wertstoffkreisläufe zunehmend        Rohstoff- und Werkstoffauswahl /
                                     neue Werkstoffe und nachwachsende
geschlossen werden und - län-        Rohsstoffe
gerfristig gesehen - die Ener-
gienversorgung auf erneuerbare                                                                      Ressourceneffizienzoptimierte
Energien umgestellt wird. Der                                                                       Infrastrukturlösungen
Energiewende und der Aufarbei-       Ressourceneffizienzoptimierte Produk-                                                                      Forschung & Entwicklung / Forschungs-
                                     tionssysteme / Querschnittstechnologien                                                                    transfer / Lernprozesse
tung und Wiederverwertung von
Produkten, Stoffen und Materia-
                                     Ressourceneffizienzoptimierte Produkt-
len in wirtschaftlichen Kreisläu-    nutzungsphase / Langlebige Produkte
fen ist also höchste Priorität                                                                                                                  Veränderung der Konsummuster
einzuräumen.                         Weiter-/Wieder-/Umnutzung in Kaska-
                                     dennutzungssysteme / Recycling

                                     Quelle: Dr. Kora Kristof, Ressourceneffizienz erhöhen und Arbeitsplätze sichern, Wuppertal Institut 2009

                                                                                                                                                                      2
Rohstoffknappheiten, Beschäftigung und              zunehmend auch andere Volkswirtschaften die
Arbeitskosten                                       Umwelttechnologien als Markt entdeckt haben und
                                                    hohe Investitionen in diesen Bereichen tätigen.
Eine höhere Ressourcenproduktivität ist nicht       Entwicklung und Einsatz ressourcenschonender
nur aus ökologischen Gründen unabdingbar.           Innovationen und Technologien sind somit ent-
Auch ökonomische und beschäftigungspolitische       scheidende Beiträge zur Sicherung und Schaffung
Rahmenbedingungen signalisieren, dass die           aktueller Beschäftigung.
Industrie gefordert ist, ressourceneffizientere
Produktionsprozesse zu entwickeln. Angesichts       Fixierung auf Arbeitskosten beenden!
internationaler und offener Märkte sind die Un-
ternehmen einem zunehmenden Wettbewerb              Bis heute stehen in Bezug auf die Wettbewerbsfä-
ausgesetzt. Auch der Zugang zu Rohstoffen           higkeit die Arbeitskosten im Fokus von Unterneh-
unterliegt diesem Wettbewerb.                       men, Politik und Wirtschaftswissenschaften. Über-
                                                             sehen wird dabei, dass mittlerweile im
                                                             Durchschnitt mehr als 40 Prozent der
                                                             Kosten im produzierenden Gewerbe in
                                                             Deutschland Materialkosten sind. Durch
                                                             Preissteigerungen und Engpässe bei
                                                             Rohstoffen gewinnen die Materialkosten
                                                             gegenüber den Lohnkosten immer mehr
                                                             an Gewicht. Die Löhne und Gehälter ma-
                                                             chen lediglich noch 25 Prozent aus. Von
                                                             1960 bis heute hat sich die Arbeitsproduk-
                                                             tivität des produzierenden Gewerbes
                                                             mehr als verdreifacht, während sich die
                                                             Materialproduktivität im gleichen Zeit-
                                                             raum lediglich verdoppelt hat. Noch gerin-
                                                             ger ist der Zuwachs der Energieprodukti-
                                                             vität mit rund 50 Prozent. Dabei zeigen
                                                             Forschungsarbeiten, dass es im produzie-
                                                             renden Gewerbe noch erhebliche Ein-
Quelle: HWWI                                        sparpotenziale bei Materialeinsatz und Energie-
                                                    verbrauch gibt. Diese Einsparpotenziale gehören
So müssen in der chemischen Industrie aktuell       in den Mittelpunkt strategischer und operativer
rund 90 Prozent der eingesetzten fossilen Roh-      Entscheidungen der Unternehmen - und nicht die
stoffe importiert werden. Selbst bei den einge-     Arbeitskosten.
setzten nachwachsenden Rohstoffen muss die
chemische Industrie noch rund 60 – 70 Prozent
importieren. In der Stahlindustrie sind die deut-   Ressourceneffizienz braucht „Gute Arbeit“
schen Stahlunternehmen stark abhängig von
wenigen globalen Rohstoffkonzernen. Der Man-        Für viele Beschäftigte hat diese eindimensionale
gel an nationalen stofflichen Ressourcen und        Kostenbetrachtung zu geringerem Einkommen
die Abhängigkeit von multinationalen Rohstoff-      und unsicherer Beschäftigungslage geführt. Eine
konzernen können durch gezielte Steigerung der      weitere Senkung der Lohnkosten und eine Ver-
Ressourceneffizienz und forcierte Schließung        schlechterung der Arbeitsbedingungen werden die
von Wertstoffkreisläufen verringert werden. An-     notwendigen Effizientsteigerungen bei der Nut-
gesichts der global fortschreitenden Verknap-       zung der natürlichen Ressourcen erschweren.
pung stofflicher Ressourcen sind Ressourcenef-      Eine effizientere und umweltschonendere Nutzung
fizienz-Technologien bereits heute ein entschei-    der Ressourcen wird nur mit gut qualifizierten und
dender Wettbewerbsvorteil.                          motivierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
                                                    gelingen.
Allein die Preissteigerungen bei unterschiedli-
chen Stahlarten oder Rohstoffen der chemi-
schen Industrie machen eine hohe Ressourcen-        Fortschritte im produzierenden Gewerbe
effizienz und entsprechende Prozess- und Pro-       anerkennen. Weitere Schritte fordern!
duktinnovationen unverzichtbar für die deutsche
Wirtschaft. Die deutschen Unternehmen sind          Dass weitere Schritte der Ressourcenentlastung
hier noch vielfach führend. Diese Führung gilt es   möglich sind, zeigt die Entwicklung der letzen
zu halten und auszubauen, da                        Jahre. Deutschland und einigen anderen Länden
                                                    ist es bei der Nutzung bestimmter Umweltres-

                                                                                                  3
duktionstechniken und Produktionsanla-
                                                              gen, zum Beispiel durch moderne
                                                              Schmelzwannen, gelang es, den Ener-
                                                              gieeinsatz und somit auch die CO2-
                                                              Emission zu reduzieren. Auch bei der
                                                              Rohstoffeffizienz verzeichnet die Glas-
                                                              industrie seit vielen Jahren Verbesse-
                                                              rungen. Grundsätzlich ist Glas zu 100
                                                              Prozent stofflich wieder verwertbar. Aus
                                                              gebrauchtem Glas entsteht schon heute
                                                              in einem geschlossenen Kreislauf viel-
                                                              fach wieder neues Glas. Zwischen 30
                                                              und 95 Prozent beträgt der Scherbenan-
                                                              teil bei der Produktion von Glasverpa-
                                                              ckungen in Deutschland. Damit verrin-
                                                              gert sich der Energieeinsatz beim
                                                              Schmelzvorgang um bis zu 30 Prozent
                                                              gegenüber den Schmelzvorgängen, bei
                                                              denen ausschließlich die natürlichen
                                                              Rohstoffe eingesetzt werden.
Quelle: Statistisches Bundesamt

sourcen gelungen, die relative oder gar die ab-     Aluminium
solute Ressourcenintensität zu reduzieren.
                                                                               Ein besonders ressour-
                                                                               cenintensiver     Industrie-
So konnte die Energieproduktivität zwischen
                                                                               zweig ist die Aluminium-
1990 und 2007 um rund 40 Prozent gesteigert
                                                                               branche. Man braucht
werden. Die Rohstoffproduktivität in Deutschland
                                                                               einen spezifischen Ener-
ist zwischen 1994 und 2007 um 35 Prozent ge-
                                                                               gieeinsatz von durch-
stiegen. Das deutsche produzierende Gewerbe
                                                                               schnittlich   13,5    MWh
hat in den letzen Jahren einen geringeren Pri-
                                                                               elektrischer Energie, um
märenergie- und Rohstoffverbrauch erreichen
                                                                               eine Tonne Primäralumi-
können. Diese Fortschritte sind anzukennen!
                                                                               nium zu produzieren. Zwar
Aber sie reichen nicht aus. Die Dynamik der                                    konnte auch hier der Ener-
Entwicklung ist zu gering, um das von der Bun-
                                                    Foto: pixelio              gieeinsatz verringert wer-
desregierung verfolgte Ziel einer Verdoppelung
                                                    den(1950 noch 21 MWh Strom pro Tonne Alumi-
der Ressourcenproduktivität bis zum Jahr 2020
                                                    nium), dennoch ist die Aluminiumindustrie auf-
zu erreichen.
                                                    grund der heute zur Verfügung stehenden Produk-
                                                    tionstechnologien noch sehr energieintensiv, ob-
                                                    wohl allein aus Kostengründern alle Möglichkeiten
Entwicklung der Ressourceneffizienz in              genutzt werden, um den Energieaufwand weiter
den Branchen – Beispiele                            zu senken. Der hohe Ressourceneinsatz bei der
                                                    Herstellung muss aber mit den erzielten Ressour-
Diese Entwicklung kann an einzelnen Branchen        ceneinsparungen bei Verwendung der Aluminium-
verdeutlicht werden.                                produkte verrechnet werden. Die Aluminiumindust-
                                                    rie liefert kontinuierlich Beiträge zur Reduzierung
                                                    von Materialeinsätzen bei gleicher oder verbesser-
Glasindustrie                                       ter Funktionalität, zum Beispiel im Fahrzeugbau.
                                                    Wichtige Beiträge zur Ressourceneinsparung
Bei der Glasher-                                    liefert das Recycling von Aluminium, weil der
stellung    konnte                                  Energiebedarf für das Umschmelzen bis zu 95
der        Energie-                                 Prozent geringer ausfällt als für die Gewinnung
verbrauch       seit                                von Primäraluminium. Allerdings ist es aufgrund
1970 um 77 Pro-                                     der steigenden Nachfrage bislang nicht gelungen,
zent      verringert                                die absolute Menge des Recyclingaluminiums zu
werden.      Durch                                  erhöhen. Die Rekultivierung des Bauxitabbaus
effizientere Prod-                                  und die Behandlung und sichere Deponierung des
                                  Foto: Schott AG
                                                    Rotschlamms sind daher weiterhin aktuelle Her-
                                                    ausforderungen der Branche.

                                                                                                     4
Chemieindustrie                                                                                   Vorleistungsproduzenten unverzichtbar
                                                                                                  für Ressourcenschutz
In der Chemieindustrie
werden viele verschie-                                                                            Chemieindustrie, Stahlindustrie und weitere ener-
dene Rohstoffe einge-                                                                             gieintensive Branchen wie Aluminium- oder Kup-
setzt, neben erdölba-                                                                             ferherstellung stehen am Anfang der Wertschöp-
sierten Stoffen und                                                                               fungsketten. Sie benötigen oftmals viel Energie
seltenen Erden auch                                                                               und Rohstoffe. Auf der engen Verzahnung der
nachwachsende Roh-                                                                                Vorleistungsbranchen mit den weiterverarbeiten-
stoffe.                                        Foto: BASF SE                                      den Branchen und den vielfältigen Vernetzungen
                                                                                                  der Wertschöpfungsketten basiert der leistungsfä-
Parallel dazu hat die Chemieindustrie, wie auch                                                   hige Industriestandort Deutschland. Genauso
die Stahlindustrie, einen hohen Energie-                                                          wichtig: Das produzierende Gewerbe insge-
verbrauch. Trotz gestiegener Produktion konnte                                                    samt erforscht und produziert zunehmend Techno-
die chemische Industrie ihren Energiebedarf in                                                    logien und Produkte, die zur Lösung des Klima-
Europa in den letzen Jahren um ca. 4 Prozent                                                      problems und weiterer globaler Herausforderun-
pro Jahr senken.                                                                                  gen gebraucht werden.
Die Emission von Klimagasen konnte sowohl
absolut als auch spezifisch (pro produzierte Ein-                                                 Produkte im Lebenszyklus betrachten.
heit)   gesenkt    werden.     In   Deutschland                                                   Abgerechnet wird zum Schluss!
konnten der Energieeinsatz von 1990 bis 2009
um 33 Prozent und die Treibhausgase um 48                                                         Grundsätzlich ist bei der Klima- und Umweltbilanz
Prozent reduziert werden. Die Betrachtung der                                                     von Produkten immer der gesamte Lebenszyklus
Produktbilanz vieler chemischer Stoffe zeigt,                                                     zu betrachten. Der bei der Herstellung aufgewen-
dass deren Herstellung ressourcenintensiv ist,                                                    dete Energie- und Materialeinsatz ist mit den ein-
bei der Anwendung und der Verwendung dieser                                                       gesparten Aufwendungen während der Verwen-
chemischen Produkte zeigt sich aber auch, dass                                                    dung zu verrechnen. Sowohl mögliche Verschie-
sie über ihren gesamten Lebenszyklus mehr                                                         bungen von Umweltbelastungen durch Verlage-
Ressourcen einsparen als bei ihrer Herstellung                                                    rungen ins Ausland, als auch die ganzheitliche
benötigt wird.                                                                                    Lebenszyklusbetrachtung sind deshalb bei politi-
                                                                                                  schen Entscheidungen zur Ressourceneffizienz zu
Nach einer Studie des Weltchemieverbandes                                                         berücksichtigen.
ICCA sparen Chemieprodukte über ihren ge-
samten Lebenszyklus ca. 2,6 Mal mehr Treib-                     Für weitere Fortschritte brauchen die Unterneh-
hausgase ein als in der gesamten Chemiepro-                     men verlässliche und langfristige Rahmenbedin-
duktion entstehen. Die Studie
kommt zu dem Ergebnis, dass
ohne die Produkte der Chemiein-
                                   Innovationen eine Richtung geben
dustrie die weltweiten CO2-
Emissionen ca. 10% höher aus-
gefallen wären. Dammmaterialien,      Resso urcen effi zien zpoten ti ale                                       R essou rcene ffizienzziele se tze n
                                     un d –verb rauch smu ste r ermitteln                                     und An reizsysteme d aran a usrich te n
Materialgewichtseinsparungen
durch moderne Kunststoffe, Nied-
rigtemperatur-Waschmittel    und                                                    In no va tive
                                                                          Resso urcen effi zi ente Lö sung en
viele weitere Anwendungsfelder                                                      entwickeln
von    Chemieprodukten    helfen
beim Sparen von natürlichen
                                               Te chno log ien                                                    Prod ukte / D ien stle istung en
Ressourcen und beim Klima-
schutz.
                                                                                                                             Na chha ltige Zuku nftsmä rkte
Die Studie kommt allerdings auch                                                                                                      ersch lie ßen
zu einem weiteren Ergebnis:
Wenn die chemische Industrie
weltweit einheitlich die bestmögli-
che Technologie verwenden wür-                                 Marktein fü hrun gsförde rung
                                                                        anp assen
                                                                                                                                        Expo rtfö rderu ng
                                                                                                                                           anp assen
                                                                                                                                                              KfW-Förderu ng etc.
                                                                                                                                                                  anp assen
de, könnte der globale Beitrag
zum Klimaschutz noch deutlich
                                                          Que le : Dr. Kor a Kristof, Pr of. Dr. Pe ter Hen nicke, Res source neffizien z Paper 7.2, 2008
höher ausfallen.

                                                                                                                                                                                    5
gungen sowie die Anerkennung des Tatbestan-          ein Dialog mit der Bevölkerung, in dem offen und
des, dass ein Großteil des produzierenden Ge-        glaubwürdig die Potenziale, aber auch die Gefah-
werbes in einem internationalen Wettbewerbs-         ren und Grenzen neuer Technologien dargestellt
umfeld agiert. Einseitige, überfordernde klima-      und diskutiert werden.
und umweltpolitische Zielsetzungen in Deutsch-
land und Europa führen angesichts globaler           Grundsätzlich sind Forschung und Entwicklung
Märkte in der Regel nicht zu einer Verbesse-         stärker an ressourceneffizienteren technischen
rung. Es kommt lediglich zu einer geografischen      und organisatorischen Lösungen auszurichten,
„Verschiebung von Umweltbelastungen“ (carbon         damit Materialien und Verfahren ressourcenspa-
leakage).                                            rend optimiert werden. Hohe Bedeutung haben
                                                     dabei die Forschungsfelder der Werkstoffe, der
                                                     Nanomaterialien, Katalysatoren in der Chemie, die
Innovationen als Schlüsselfaktor zur                 Mikrosystemtechnik und die industrielle Biotechno-
Steigerung der Ressourceneffizienz                   logie. Auch der Transfer des in der Wissenschaft
                                                     generierten Know-how in konkrete Produkte und
Eine entscheidende Voraussetzung für die Stei-       Verfahren ist zu verbessern. Für den Bereich der
gerung der Ressourceneffizienz ist eine aktive       Ressourceneffizienz geht es dabei vor allem um
Innovationspolitik. Die IG BCE unterstützt die       folgende Verfahren und Produkte:
Hightech-Strategie und die Programme der Bun-
desregierung zur Entwicklung innovativer Effi-
zienztechnologien. Beispielhaft sind Programme              Ausbau und Aufbau von geschlossenen
wie r² „Innovative Technologien für Ressourcen-              Wertstoffkreisläufen
effizienz“ in deren Mittelpunkt rohstoffintensive           Leichtere Materialien, um transport- und
Produktionsprozesse stehen. Hierzu zählen un-                mobilitätsbedingte Emissionen zu verrin-
ter anderem die Chemieindustrie, die Metall- und             gern
Stahlproduktion sowie die Baustoffherstellung.              Oberflächenveredelungsverfahren
Die IG BCE unterstützt den Ansatz, dass strate-             abfallfreie Produktionsverfahren
gisch wichtige Rohstoffe (seltene Erden) in die-            optimierte Wartungs-/Instandhaltungs-
sen Programmen betrachtet werden, die für                    zyklen
hochwertige Technologien unverzichtbar sind.                Effiziente Produkt-Dienstleistungs-
Der Bund hat mit der Gründung der „Deutschen                 Systeme
Materialeffizienzagentur“ (demea) eine Institution          Ressourcenoptimierte Verpackungssys-
geschaffen, die wichtige Impulse für eine ver-               teme
besserte Ressourceneffizienz in den Unterneh-               Modularisierungskonzepte und Multifunk-
men leisten kann.                                            tionsgeräte
                                                            Bessere Materialien zur Steigerung der
Die Innovationspolitik hat dabei einen Schwer-               Wirkungsgrade bei den erneuerbaren
punkt auf kleinere und mittlere Unternehmen                  Energien (z. B. Rotoren für Windenergie-
(KMU) zu legen. Hemmnisse, ressourceneffi-                   anlagen, polymere Solarzellen)
ziente technische Lösungen in KMUs umzuset-                 Verbesserung der Gebäudetechnik (z. B.
zen, sind vielfältig und oft auch durch die KMUs             Dämmstoffe, Latentwärmespeicherputz,
allein nicht überwindbar. Ihnen fehlen - im Ge-              moderne Fenster) und
gensatz zu den Konzernen - oft Innovationswis-              Effizienzsteigerung im Elektro- und Elekt-
sen, Marktkenntnisse und qualifiziertes Personal             ronikbereich (z.B. organische Leuchtdio-
für Effizienzsteigerungsstrategien und deren                 den (OLED, PEM-Brennstoffzelle, Memb-
(betriebswirtschaftliche) Bewertung. Eine flä-               rane für Lithiumzellen)
chendeckende Innovationspolitik zur Ressour-
ceneffizienzsteigerung muss daher die KMUs
„an dem Ort abholen, an dem sie stehen“. Es ist      Anforderungen an die Unternehmen
zu begrüßen, dass diese Erkenntnisse zuneh-
mend in einigen Bundesländern und KMU-               Die Unternehmen brauchen langfristige Investiti-
Förderprogrammen umgesetzt werden. So bei-           onsstrategien, die sich an einer nachhaltigen Un-
spielsweise durch die Effizienz-Agentur in NRW.      ternehmensentwicklung orientieren, anstatt auf
                                                     kurzfristige Renditeziele zu setzen. Die IG BCE
Für die IG BCE sind innovationsfördernde Rah-        wird in den Betrieben und Aufsichtsräten die De-
menbedingungen zentrale Voraussetzung für            batte für mehr gesellschaftliche und unternehmeri-
weitere Verbesserungen in der Energie- und           sche Nachhaltigkeit intensivieren. Der deutschen
Materialeffizienz. Dazu gehört auch, die Chan-       Industrie stehen die besten Voraussetzungen zur
cen neuer Technologien zu nutzen und offen zu        Verfügung, um bei der Ressourceneffizienz weite-
sein gegenüber Wissenschaft und neuen Ent-           re wegweisende Schritte zu erreichen. Gefordert
wicklungen. Von zentraler Bedeutung ist dabei

                                                                                                   6
sind Produkt- und Prozessinno-
vationen ebenso, wie die ver-
stärkte Diffusion von technisch                                Mitarbeiter/-innen „mitnehmen“
vielfach schon vorhandenen
Lösungen in der gesamten In-
dustrie. Die Unternehmen sind
gefordert, Ressourceneffizienz-                                                     Netzwerk
                                                      Agenda Setting
verbesserungen gezielt als In-                     durch Peergroups und
                                                                               Ressourceneffizienz:
                                                                                   Dialoge und
                                                                                                                   Schule und
novationstreiber auf der Pro-                           Kampagnen                  Erfahrungs-
                                                                                    austausch
                                                                                                       berufliche Aus- und Weiterbildung

dukt- und Verfahrenseite einzu-
                                                                                                                 (Virtuelle) Ressourcen-
setzen. Für etliche Branchen                 Medienpartnerschaften
                                                  schließen
                                                                                 Veränderung                            universität
                                                                                in den Köpfen
und Unternehmen ist die Orien-
tierung auf ressourceneffiziente                                   Preise /                     Handlungsmuster
                                                                                           verstehen und verändern
                                                                 Wettbewerbe
Produkte noch keine Selbstver-
ständlichkeit. In anderen Bran-
chen, wie z. B. den energiein-
                                                                             Informationen zu
tensiven Branchen, dem Kraft-                                                 Good Practice
werksbau, aber auch den er-
neuerbaren Energiebranchen,
sind     ressourceneffizienzstei-
gernde Produkt- und Prozess-                      Quelle: Dr. Kora Kristof, Prof. Dr. Peter Hennicke, Ressourceneffizienz Paper 7.2, 2008

zinnovationen bereits zentraler
Bestandteil der Unternehmens-
strategien. Die Unternehmen sind darüber hin-               die Möglichkeit haben, sich im Zusammenhang mit
aus gehalten, ihre Produktions- und Logistikkon-            den betrieblichen Abläufen zur Ressourceneffi-
zepte unter dem Gesichtspunkt der Ressour-                  zienz weiterzubilden und zu qualifizieren. Nur
ceneffizienz zu überprüfen. Auch hier haben                 wenn sie in der Lage sind, die Neu- bzw. Umges-
viele Unternehmen ihre Strategien bislang aus-              taltung ihrer Arbeitsplätze aktiv und qualifiziert zu
schließlich auf die Einsparung von Arbeitskos-              begleiten, werden nachhaltige Unternehmensziele
ten und die Reduzierung von „working capital“               zu erreichen sein, die zur Sicherung und Schaf-
ausgerichtet.                                               fung von Arbeitsplätzen führen und den Kriterien
                                                                                           „Guter Arbeit“ genügen. Erfolgreiche Ressourcen-
Anforderungen an Mitbestimmung und                                                         effizienzstrategien erfordern eine erweiterte Betei-
Gewerkschaften                                                                             ligungs- und Qualifikationskultur, „Gute Arbeit“ und
                                                                                           die sozialverträgliche Gestaltung von Verände-
Die IG BCE ist davon überzeugt, dass Unter-                                                rungsprozessen.
nehmen nur gemeinsam mit Beschäftigten und
Arbeitnehmervertretern die erforderlichen Effi-
zienzsteigerungen des Ressourceneinsatzes
erreichen werden. Daher müssen Beschäftigte
und Betriebsräte stärker als bisher in entspre-
chende Unternehmensstrategien und -prozesse
mit einbezogen werden.

Betriebsräte und Beschäftigte sind die Experten
an ihren Arbeitplätzen. Sie verfügen über ein
umfangreiches Wissen hinsichtlich möglicher
Einsparpotenziale beim Material- Wasser-, Ener-                                            Impressum
gie- und Flächenverbrauch. Vielfach haben sie                                              Herausgeber:                              IG Bergbau, Chemie, Energie,
innovative Ideen für neue Produkte und Prozes-                                                                                       Hauptvorstand
                                                                                           Verantwortlich:                           Michael Vassiliadis
se. Es wird daher eine gewerkschaftliche Aufga-                                            Text/Redaktion:                           Tomas Nieber
be sein, den Betriebsräten noch stärker die Mög-                                                                                     Abt. Wirtschafts- und Industriepolitik
lichkeit zu geben, auf Prozesse betrieblicher                                              Kontakt:                                  tomas.nieber@igbce.de
Ressourceneffizienz einzuwirken. Dabei müssen                                              Gestaltung:                               silberland medienprojekte GmbH
Beschäftigte und Arbeitnehmervertreter/-innen                                              Titelfoto:                                iStock
von Anfang an aktiv in die entsprechenden Um-
                                                                                           Hannover,                                 September 2011
strukturierungsprozesse einbezogen werden und

                                                                                                                                                                              7
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