Ressourceneffizienz in der Industrie aus Sicht der IG BCE
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Informationen zur Industriepolitik Ressourceneffizienz in der Industrie aus Sicht der IG BCE Mehr Ressourceneffizienz für eine bessere Umwelt und Beschäftigung Rohstoffpreise und steigende Nachfrage als weitere Effizienzmotoren Fixierung auf Arbeitskosten beenden! Fortschritte im produzierenden Gewerbe anerkennen! - Beispiele Vorleistungsproduzenten unverzichtbar für mehr Ressourcenschutz Produkte im Lebenszyklus betrachten! Innovationen als Schlüsselfaktor zur Steigerung der Ressourceneffizienz Anforderungen an Unternehmen und Mitbestimmung
Die natürlichen Ressourcen stärker zu schonen und damit die Umweltbelastungen zu reduzieren ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Bewährte und neue Ressourceneffizienz- Technologien sind stärker in Wirtschafts-, Arbeits- und Lebenswelt zu integrieren. Dem betriebli- chen Innovationsprozess und der Mitbestimmung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. Mehr Ressourceneffizienz ist machbar -, das zeigen diverse Branchen und Unternehmen. Für die notwendigen, weiteren Fortschritte sind Ressour- ceneffizienz-Strategien in den Mittelpunkt unternehmerischen und politischen Handelns zu stel- len. Die Notwendigkeit einer verbesserten Ressour- Ressourceneffizienz für eine bessere ceneffizienz wird bereits seit den 90er Jahren Umwelt und Beschäftigung diskutiert. Die Wissenschaft hat mit Konzepten wie "Faktor Vier" (Ernst Ulrich von Weizsäcker) und Der Abbau, die Umwandlung und der gesamte "Faktor 10" (Friedrich Schmidt-Bleek) die Notwen- Lebenszyklus von Rohstoffen sind vielfach mit digkeit und die Chancen einer höheren Ressour- erheblichen Belastungen für Mensch und Um- cenproduktivität erforscht. welt verbunden. Zunehmend zeigt sich die End- lichkeit vieler Ressourcen, wie auch an den stei- Im Mittelpunkt dieser Forschungen steht die Fra- genden Rohstoffpreisen und den aufwendiger ge, wie steigende wirtschaftliche Leistungen bei und teurer werdenden Gewinnungsmethoden zu minimiertem Faktoreinsatz natürlicher Ressourcen sehen ist. Das anhaltend hohe wirtschaftliche zu erreichen sind. Trotz wissenschaftlicher Vorar- Wachstum in den Schwellenländern und die beiten hat die Steigerung der Ressourceneffizienz starke Nachfrage nach Energie- und Material- bislang nur bedingt Eingang in die Entscheidun- rohstoffen in Industrieländern beschleunigen gen von Politik und Wirtschaft gefunden. So wurde diese Entwicklung. zwar das Ziel einer Verdoppelung der Rohstoff- produktivität in die Nachhaltigkeitsstrategie der Bestehenden Wohlstand zu erhalten und Bundesregierung aufgenommen, jedoch fehlt es Wohlstand für alle Menschen auf diesem Plane- an konkreten Maßnahmen und Instrumenten. Ak- ten zu schaffen, wird zukünftig nur zu erreichen tuell konzentriert sich die Debatte auf eine not- sein, wenn es gelingt, die Umweltbelastungen wendige höhere Energieeffizienz. Genauso wichtig deutlich zu reduzieren und die natürlichen Res- ist jedoch, dass die Ressourcennutzung insge- sourcen zu schonen. Das Ziel, die Ressourcen- samt stark verbessert wird, also auch die stoffliche produktivität zu steigern, ist daher noch stärker Nutzung der mineralischen und nachwachsenden in den Mittelpunkt politischen und unternehmeri- Rohstoffe, um eine nachhaltige Entwicklung si- schen Handelns zu stellen. Dabei kann es zu- cherzustellen. künftig nicht mehr allein darum gehen, die relati- ve Ressourcenproduktivität zu Optionen zur Ressourceneffizienzsteigerung erhöhen, das heißt den Res- sourceneinsatz je definierter Ansatzpunkt Ansatzpunkt Ansatzpunkt Produktionsmenge zu reduzie- Produktlebenszyklus Wertschöpfungskette Veränderung in den Köpfen ren. Ressourceneffizienzoptimierte Ressourceneffizienzorientierte Veränderung der Produktionsmuster Produktgestaltung: Produktdesign und Gestaltung von Wertschöpfungs- Es muss gelingen, auch den Produkt-Dienstleistungs-Systeme ketten absoluten Verbrauch von Res- sourcen zu verringern. Dies wird Ressourceneffizienzorientierte ganzheitliche Managementsysteme aber nur zu schaffen sein, wenn (inkl. Informationssysteme) Wertstoffkreisläufe zunehmend Rohstoff- und Werkstoffauswahl / neue Werkstoffe und nachwachsende geschlossen werden und - län- Rohsstoffe gerfristig gesehen - die Ener- gienversorgung auf erneuerbare Ressourceneffizienzoptimierte Energien umgestellt wird. Der Infrastrukturlösungen Energiewende und der Aufarbei- Ressourceneffizienzoptimierte Produk- Forschung & Entwicklung / Forschungs- tionssysteme / Querschnittstechnologien transfer / Lernprozesse tung und Wiederverwertung von Produkten, Stoffen und Materia- Ressourceneffizienzoptimierte Produkt- len in wirtschaftlichen Kreisläu- nutzungsphase / Langlebige Produkte fen ist also höchste Priorität Veränderung der Konsummuster einzuräumen. Weiter-/Wieder-/Umnutzung in Kaska- dennutzungssysteme / Recycling Quelle: Dr. Kora Kristof, Ressourceneffizienz erhöhen und Arbeitsplätze sichern, Wuppertal Institut 2009 2
Rohstoffknappheiten, Beschäftigung und zunehmend auch andere Volkswirtschaften die Arbeitskosten Umwelttechnologien als Markt entdeckt haben und hohe Investitionen in diesen Bereichen tätigen. Eine höhere Ressourcenproduktivität ist nicht Entwicklung und Einsatz ressourcenschonender nur aus ökologischen Gründen unabdingbar. Innovationen und Technologien sind somit ent- Auch ökonomische und beschäftigungspolitische scheidende Beiträge zur Sicherung und Schaffung Rahmenbedingungen signalisieren, dass die aktueller Beschäftigung. Industrie gefordert ist, ressourceneffizientere Produktionsprozesse zu entwickeln. Angesichts Fixierung auf Arbeitskosten beenden! internationaler und offener Märkte sind die Un- ternehmen einem zunehmenden Wettbewerb Bis heute stehen in Bezug auf die Wettbewerbsfä- ausgesetzt. Auch der Zugang zu Rohstoffen higkeit die Arbeitskosten im Fokus von Unterneh- unterliegt diesem Wettbewerb. men, Politik und Wirtschaftswissenschaften. Über- sehen wird dabei, dass mittlerweile im Durchschnitt mehr als 40 Prozent der Kosten im produzierenden Gewerbe in Deutschland Materialkosten sind. Durch Preissteigerungen und Engpässe bei Rohstoffen gewinnen die Materialkosten gegenüber den Lohnkosten immer mehr an Gewicht. Die Löhne und Gehälter ma- chen lediglich noch 25 Prozent aus. Von 1960 bis heute hat sich die Arbeitsproduk- tivität des produzierenden Gewerbes mehr als verdreifacht, während sich die Materialproduktivität im gleichen Zeit- raum lediglich verdoppelt hat. Noch gerin- ger ist der Zuwachs der Energieprodukti- vität mit rund 50 Prozent. Dabei zeigen Forschungsarbeiten, dass es im produzie- renden Gewerbe noch erhebliche Ein- Quelle: HWWI sparpotenziale bei Materialeinsatz und Energie- verbrauch gibt. Diese Einsparpotenziale gehören So müssen in der chemischen Industrie aktuell in den Mittelpunkt strategischer und operativer rund 90 Prozent der eingesetzten fossilen Roh- Entscheidungen der Unternehmen - und nicht die stoffe importiert werden. Selbst bei den einge- Arbeitskosten. setzten nachwachsenden Rohstoffen muss die chemische Industrie noch rund 60 – 70 Prozent importieren. In der Stahlindustrie sind die deut- Ressourceneffizienz braucht „Gute Arbeit“ schen Stahlunternehmen stark abhängig von wenigen globalen Rohstoffkonzernen. Der Man- Für viele Beschäftigte hat diese eindimensionale gel an nationalen stofflichen Ressourcen und Kostenbetrachtung zu geringerem Einkommen die Abhängigkeit von multinationalen Rohstoff- und unsicherer Beschäftigungslage geführt. Eine konzernen können durch gezielte Steigerung der weitere Senkung der Lohnkosten und eine Ver- Ressourceneffizienz und forcierte Schließung schlechterung der Arbeitsbedingungen werden die von Wertstoffkreisläufen verringert werden. An- notwendigen Effizientsteigerungen bei der Nut- gesichts der global fortschreitenden Verknap- zung der natürlichen Ressourcen erschweren. pung stofflicher Ressourcen sind Ressourcenef- Eine effizientere und umweltschonendere Nutzung fizienz-Technologien bereits heute ein entschei- der Ressourcen wird nur mit gut qualifizierten und dender Wettbewerbsvorteil. motivierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gelingen. Allein die Preissteigerungen bei unterschiedli- chen Stahlarten oder Rohstoffen der chemi- schen Industrie machen eine hohe Ressourcen- Fortschritte im produzierenden Gewerbe effizienz und entsprechende Prozess- und Pro- anerkennen. Weitere Schritte fordern! duktinnovationen unverzichtbar für die deutsche Wirtschaft. Die deutschen Unternehmen sind Dass weitere Schritte der Ressourcenentlastung hier noch vielfach führend. Diese Führung gilt es möglich sind, zeigt die Entwicklung der letzen zu halten und auszubauen, da Jahre. Deutschland und einigen anderen Länden ist es bei der Nutzung bestimmter Umweltres- 3
duktionstechniken und Produktionsanla- gen, zum Beispiel durch moderne Schmelzwannen, gelang es, den Ener- gieeinsatz und somit auch die CO2- Emission zu reduzieren. Auch bei der Rohstoffeffizienz verzeichnet die Glas- industrie seit vielen Jahren Verbesse- rungen. Grundsätzlich ist Glas zu 100 Prozent stofflich wieder verwertbar. Aus gebrauchtem Glas entsteht schon heute in einem geschlossenen Kreislauf viel- fach wieder neues Glas. Zwischen 30 und 95 Prozent beträgt der Scherbenan- teil bei der Produktion von Glasverpa- ckungen in Deutschland. Damit verrin- gert sich der Energieeinsatz beim Schmelzvorgang um bis zu 30 Prozent gegenüber den Schmelzvorgängen, bei denen ausschließlich die natürlichen Rohstoffe eingesetzt werden. Quelle: Statistisches Bundesamt sourcen gelungen, die relative oder gar die ab- Aluminium solute Ressourcenintensität zu reduzieren. Ein besonders ressour- cenintensiver Industrie- So konnte die Energieproduktivität zwischen zweig ist die Aluminium- 1990 und 2007 um rund 40 Prozent gesteigert branche. Man braucht werden. Die Rohstoffproduktivität in Deutschland einen spezifischen Ener- ist zwischen 1994 und 2007 um 35 Prozent ge- gieeinsatz von durch- stiegen. Das deutsche produzierende Gewerbe schnittlich 13,5 MWh hat in den letzen Jahren einen geringeren Pri- elektrischer Energie, um märenergie- und Rohstoffverbrauch erreichen eine Tonne Primäralumi- können. Diese Fortschritte sind anzukennen! nium zu produzieren. Zwar Aber sie reichen nicht aus. Die Dynamik der konnte auch hier der Ener- Entwicklung ist zu gering, um das von der Bun- Foto: pixelio gieeinsatz verringert wer- desregierung verfolgte Ziel einer Verdoppelung den(1950 noch 21 MWh Strom pro Tonne Alumi- der Ressourcenproduktivität bis zum Jahr 2020 nium), dennoch ist die Aluminiumindustrie auf- zu erreichen. grund der heute zur Verfügung stehenden Produk- tionstechnologien noch sehr energieintensiv, ob- wohl allein aus Kostengründern alle Möglichkeiten Entwicklung der Ressourceneffizienz in genutzt werden, um den Energieaufwand weiter den Branchen – Beispiele zu senken. Der hohe Ressourceneinsatz bei der Herstellung muss aber mit den erzielten Ressour- Diese Entwicklung kann an einzelnen Branchen ceneinsparungen bei Verwendung der Aluminium- verdeutlicht werden. produkte verrechnet werden. Die Aluminiumindust- rie liefert kontinuierlich Beiträge zur Reduzierung von Materialeinsätzen bei gleicher oder verbesser- Glasindustrie ter Funktionalität, zum Beispiel im Fahrzeugbau. Wichtige Beiträge zur Ressourceneinsparung Bei der Glasher- liefert das Recycling von Aluminium, weil der stellung konnte Energiebedarf für das Umschmelzen bis zu 95 der Energie- Prozent geringer ausfällt als für die Gewinnung verbrauch seit von Primäraluminium. Allerdings ist es aufgrund 1970 um 77 Pro- der steigenden Nachfrage bislang nicht gelungen, zent verringert die absolute Menge des Recyclingaluminiums zu werden. Durch erhöhen. Die Rekultivierung des Bauxitabbaus effizientere Prod- und die Behandlung und sichere Deponierung des Foto: Schott AG Rotschlamms sind daher weiterhin aktuelle Her- ausforderungen der Branche. 4
Chemieindustrie Vorleistungsproduzenten unverzichtbar für Ressourcenschutz In der Chemieindustrie werden viele verschie- Chemieindustrie, Stahlindustrie und weitere ener- dene Rohstoffe einge- gieintensive Branchen wie Aluminium- oder Kup- setzt, neben erdölba- ferherstellung stehen am Anfang der Wertschöp- sierten Stoffen und fungsketten. Sie benötigen oftmals viel Energie seltenen Erden auch und Rohstoffe. Auf der engen Verzahnung der nachwachsende Roh- Vorleistungsbranchen mit den weiterverarbeiten- stoffe. Foto: BASF SE den Branchen und den vielfältigen Vernetzungen der Wertschöpfungsketten basiert der leistungsfä- Parallel dazu hat die Chemieindustrie, wie auch hige Industriestandort Deutschland. Genauso die Stahlindustrie, einen hohen Energie- wichtig: Das produzierende Gewerbe insge- verbrauch. Trotz gestiegener Produktion konnte samt erforscht und produziert zunehmend Techno- die chemische Industrie ihren Energiebedarf in logien und Produkte, die zur Lösung des Klima- Europa in den letzen Jahren um ca. 4 Prozent problems und weiterer globaler Herausforderun- pro Jahr senken. gen gebraucht werden. Die Emission von Klimagasen konnte sowohl absolut als auch spezifisch (pro produzierte Ein- Produkte im Lebenszyklus betrachten. heit) gesenkt werden. In Deutschland Abgerechnet wird zum Schluss! konnten der Energieeinsatz von 1990 bis 2009 um 33 Prozent und die Treibhausgase um 48 Grundsätzlich ist bei der Klima- und Umweltbilanz Prozent reduziert werden. Die Betrachtung der von Produkten immer der gesamte Lebenszyklus Produktbilanz vieler chemischer Stoffe zeigt, zu betrachten. Der bei der Herstellung aufgewen- dass deren Herstellung ressourcenintensiv ist, dete Energie- und Materialeinsatz ist mit den ein- bei der Anwendung und der Verwendung dieser gesparten Aufwendungen während der Verwen- chemischen Produkte zeigt sich aber auch, dass dung zu verrechnen. Sowohl mögliche Verschie- sie über ihren gesamten Lebenszyklus mehr bungen von Umweltbelastungen durch Verlage- Ressourcen einsparen als bei ihrer Herstellung rungen ins Ausland, als auch die ganzheitliche benötigt wird. Lebenszyklusbetrachtung sind deshalb bei politi- schen Entscheidungen zur Ressourceneffizienz zu Nach einer Studie des Weltchemieverbandes berücksichtigen. ICCA sparen Chemieprodukte über ihren ge- samten Lebenszyklus ca. 2,6 Mal mehr Treib- Für weitere Fortschritte brauchen die Unterneh- hausgase ein als in der gesamten Chemiepro- men verlässliche und langfristige Rahmenbedin- duktion entstehen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ohne die Produkte der Chemiein- Innovationen eine Richtung geben dustrie die weltweiten CO2- Emissionen ca. 10% höher aus- gefallen wären. Dammmaterialien, Resso urcen effi zien zpoten ti ale R essou rcene ffizienzziele se tze n un d –verb rauch smu ste r ermitteln und An reizsysteme d aran a usrich te n Materialgewichtseinsparungen durch moderne Kunststoffe, Nied- rigtemperatur-Waschmittel und In no va tive Resso urcen effi zi ente Lö sung en viele weitere Anwendungsfelder entwickeln von Chemieprodukten helfen beim Sparen von natürlichen Te chno log ien Prod ukte / D ien stle istung en Ressourcen und beim Klima- schutz. Na chha ltige Zuku nftsmä rkte Die Studie kommt allerdings auch ersch lie ßen zu einem weiteren Ergebnis: Wenn die chemische Industrie weltweit einheitlich die bestmögli- che Technologie verwenden wür- Marktein fü hrun gsförde rung anp assen Expo rtfö rderu ng anp assen KfW-Förderu ng etc. anp assen de, könnte der globale Beitrag zum Klimaschutz noch deutlich Que le : Dr. Kor a Kristof, Pr of. Dr. Pe ter Hen nicke, Res source neffizien z Paper 7.2, 2008 höher ausfallen. 5
gungen sowie die Anerkennung des Tatbestan- ein Dialog mit der Bevölkerung, in dem offen und des, dass ein Großteil des produzierenden Ge- glaubwürdig die Potenziale, aber auch die Gefah- werbes in einem internationalen Wettbewerbs- ren und Grenzen neuer Technologien dargestellt umfeld agiert. Einseitige, überfordernde klima- und diskutiert werden. und umweltpolitische Zielsetzungen in Deutsch- land und Europa führen angesichts globaler Grundsätzlich sind Forschung und Entwicklung Märkte in der Regel nicht zu einer Verbesse- stärker an ressourceneffizienteren technischen rung. Es kommt lediglich zu einer geografischen und organisatorischen Lösungen auszurichten, „Verschiebung von Umweltbelastungen“ (carbon damit Materialien und Verfahren ressourcenspa- leakage). rend optimiert werden. Hohe Bedeutung haben dabei die Forschungsfelder der Werkstoffe, der Nanomaterialien, Katalysatoren in der Chemie, die Innovationen als Schlüsselfaktor zur Mikrosystemtechnik und die industrielle Biotechno- Steigerung der Ressourceneffizienz logie. Auch der Transfer des in der Wissenschaft generierten Know-how in konkrete Produkte und Eine entscheidende Voraussetzung für die Stei- Verfahren ist zu verbessern. Für den Bereich der gerung der Ressourceneffizienz ist eine aktive Ressourceneffizienz geht es dabei vor allem um Innovationspolitik. Die IG BCE unterstützt die folgende Verfahren und Produkte: Hightech-Strategie und die Programme der Bun- desregierung zur Entwicklung innovativer Effi- zienztechnologien. Beispielhaft sind Programme Ausbau und Aufbau von geschlossenen wie r² „Innovative Technologien für Ressourcen- Wertstoffkreisläufen effizienz“ in deren Mittelpunkt rohstoffintensive Leichtere Materialien, um transport- und Produktionsprozesse stehen. Hierzu zählen un- mobilitätsbedingte Emissionen zu verrin- ter anderem die Chemieindustrie, die Metall- und gern Stahlproduktion sowie die Baustoffherstellung. Oberflächenveredelungsverfahren Die IG BCE unterstützt den Ansatz, dass strate- abfallfreie Produktionsverfahren gisch wichtige Rohstoffe (seltene Erden) in die- optimierte Wartungs-/Instandhaltungs- sen Programmen betrachtet werden, die für zyklen hochwertige Technologien unverzichtbar sind. Effiziente Produkt-Dienstleistungs- Der Bund hat mit der Gründung der „Deutschen Systeme Materialeffizienzagentur“ (demea) eine Institution Ressourcenoptimierte Verpackungssys- geschaffen, die wichtige Impulse für eine ver- teme besserte Ressourceneffizienz in den Unterneh- Modularisierungskonzepte und Multifunk- men leisten kann. tionsgeräte Bessere Materialien zur Steigerung der Die Innovationspolitik hat dabei einen Schwer- Wirkungsgrade bei den erneuerbaren punkt auf kleinere und mittlere Unternehmen Energien (z. B. Rotoren für Windenergie- (KMU) zu legen. Hemmnisse, ressourceneffi- anlagen, polymere Solarzellen) ziente technische Lösungen in KMUs umzuset- Verbesserung der Gebäudetechnik (z. B. zen, sind vielfältig und oft auch durch die KMUs Dämmstoffe, Latentwärmespeicherputz, allein nicht überwindbar. Ihnen fehlen - im Ge- moderne Fenster) und gensatz zu den Konzernen - oft Innovationswis- Effizienzsteigerung im Elektro- und Elekt- sen, Marktkenntnisse und qualifiziertes Personal ronikbereich (z.B. organische Leuchtdio- für Effizienzsteigerungsstrategien und deren den (OLED, PEM-Brennstoffzelle, Memb- (betriebswirtschaftliche) Bewertung. Eine flä- rane für Lithiumzellen) chendeckende Innovationspolitik zur Ressour- ceneffizienzsteigerung muss daher die KMUs „an dem Ort abholen, an dem sie stehen“. Es ist Anforderungen an die Unternehmen zu begrüßen, dass diese Erkenntnisse zuneh- mend in einigen Bundesländern und KMU- Die Unternehmen brauchen langfristige Investiti- Förderprogrammen umgesetzt werden. So bei- onsstrategien, die sich an einer nachhaltigen Un- spielsweise durch die Effizienz-Agentur in NRW. ternehmensentwicklung orientieren, anstatt auf kurzfristige Renditeziele zu setzen. Die IG BCE Für die IG BCE sind innovationsfördernde Rah- wird in den Betrieben und Aufsichtsräten die De- menbedingungen zentrale Voraussetzung für batte für mehr gesellschaftliche und unternehmeri- weitere Verbesserungen in der Energie- und sche Nachhaltigkeit intensivieren. Der deutschen Materialeffizienz. Dazu gehört auch, die Chan- Industrie stehen die besten Voraussetzungen zur cen neuer Technologien zu nutzen und offen zu Verfügung, um bei der Ressourceneffizienz weite- sein gegenüber Wissenschaft und neuen Ent- re wegweisende Schritte zu erreichen. Gefordert wicklungen. Von zentraler Bedeutung ist dabei 6
sind Produkt- und Prozessinno- vationen ebenso, wie die ver- stärkte Diffusion von technisch Mitarbeiter/-innen „mitnehmen“ vielfach schon vorhandenen Lösungen in der gesamten In- dustrie. Die Unternehmen sind gefordert, Ressourceneffizienz- Netzwerk Agenda Setting verbesserungen gezielt als In- durch Peergroups und Ressourceneffizienz: Dialoge und Schule und novationstreiber auf der Pro- Kampagnen Erfahrungs- austausch berufliche Aus- und Weiterbildung dukt- und Verfahrenseite einzu- (Virtuelle) Ressourcen- setzen. Für etliche Branchen Medienpartnerschaften schließen Veränderung universität in den Köpfen und Unternehmen ist die Orien- tierung auf ressourceneffiziente Preise / Handlungsmuster verstehen und verändern Wettbewerbe Produkte noch keine Selbstver- ständlichkeit. In anderen Bran- chen, wie z. B. den energiein- Informationen zu tensiven Branchen, dem Kraft- Good Practice werksbau, aber auch den er- neuerbaren Energiebranchen, sind ressourceneffizienzstei- gernde Produkt- und Prozess- Quelle: Dr. Kora Kristof, Prof. Dr. Peter Hennicke, Ressourceneffizienz Paper 7.2, 2008 zinnovationen bereits zentraler Bestandteil der Unternehmens- strategien. Die Unternehmen sind darüber hin- die Möglichkeit haben, sich im Zusammenhang mit aus gehalten, ihre Produktions- und Logistikkon- den betrieblichen Abläufen zur Ressourceneffi- zepte unter dem Gesichtspunkt der Ressour- zienz weiterzubilden und zu qualifizieren. Nur ceneffizienz zu überprüfen. Auch hier haben wenn sie in der Lage sind, die Neu- bzw. Umges- viele Unternehmen ihre Strategien bislang aus- taltung ihrer Arbeitsplätze aktiv und qualifiziert zu schließlich auf die Einsparung von Arbeitskos- begleiten, werden nachhaltige Unternehmensziele ten und die Reduzierung von „working capital“ zu erreichen sein, die zur Sicherung und Schaf- ausgerichtet. fung von Arbeitsplätzen führen und den Kriterien „Guter Arbeit“ genügen. Erfolgreiche Ressourcen- Anforderungen an Mitbestimmung und effizienzstrategien erfordern eine erweiterte Betei- Gewerkschaften ligungs- und Qualifikationskultur, „Gute Arbeit“ und die sozialverträgliche Gestaltung von Verände- Die IG BCE ist davon überzeugt, dass Unter- rungsprozessen. nehmen nur gemeinsam mit Beschäftigten und Arbeitnehmervertretern die erforderlichen Effi- zienzsteigerungen des Ressourceneinsatzes erreichen werden. Daher müssen Beschäftigte und Betriebsräte stärker als bisher in entspre- chende Unternehmensstrategien und -prozesse mit einbezogen werden. Betriebsräte und Beschäftigte sind die Experten an ihren Arbeitplätzen. Sie verfügen über ein umfangreiches Wissen hinsichtlich möglicher Einsparpotenziale beim Material- Wasser-, Ener- Impressum gie- und Flächenverbrauch. Vielfach haben sie Herausgeber: IG Bergbau, Chemie, Energie, innovative Ideen für neue Produkte und Prozes- Hauptvorstand Verantwortlich: Michael Vassiliadis se. Es wird daher eine gewerkschaftliche Aufga- Text/Redaktion: Tomas Nieber be sein, den Betriebsräten noch stärker die Mög- Abt. Wirtschafts- und Industriepolitik lichkeit zu geben, auf Prozesse betrieblicher Kontakt: tomas.nieber@igbce.de Ressourceneffizienz einzuwirken. Dabei müssen Gestaltung: silberland medienprojekte GmbH Beschäftigte und Arbeitnehmervertreter/-innen Titelfoto: iStock von Anfang an aktiv in die entsprechenden Um- Hannover, September 2011 strukturierungsprozesse einbezogen werden und 7
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