Nachbarin - Armut ist weiblich - Caritas Bern
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Bern Nr. 2 / 2021 Nachbarin Armut ist weiblich Seit 50 Jahren haben Frauen in der Schweiz politische Rechte. Gleichstellung ist jedoch noch nicht erreicht. Eine Folge: Frauen sind häufiger von Armut betroffen als Männer. Woran liegt das? Wie lässt sich das ändern?
Inhalt Inhalt 3 Editorial Kurz & bündig 4 News aus dem Caritas-Netz Bild: Zoe Tempest Schwerpunkt Die alleinerziehende Mutter Anika Vonow (Name 6 «Ich fühlte mich geändert) ist auf Unterstützung angewiesen. Sie ist mutterseelenallein» damit nicht allein: Frauen sind in der Schweiz häufiger von Armut betroffen als Männer. Schwerpunkt Schwerpunkt 10 Armut ist weiblich Armut ist weiblich Schwerpunkt 12 Interview: In diesem Jahr feiern wir in der Schweiz 50 Jah- Erwerbsbiografien entscheiden re Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Seither wurde in Sachen Gleichstellung von Mann Ich will helfen und Frau viel erreicht – und doch nicht ge- nug: Frauen sind in der Schweiz noch immer 13 «Ich schlage eine Brücke zwischen häufiger von Armut betroffen und tragen ein zwei Welten» höheres Armutsrisiko als Männer. An diesen Umstand wollen wir mit der einmalig violetten Caritas Bern Farbgebung und dem abgewandelten Titel des aktuellen «Nachbarn» erinnern. Wir zeigen auf, 14–17 Damit Integration bestmöglich dass wirkliche Gleichstellung der Geschlech- gelingt ter auch für die Armutsbekämpfung in der Schweiz entscheidend ist. 18 Das Fragenstellen steht im Lesen Sie im Schwerpunkt die Geschichte von Mittelpunkt seines Jobs Anika Vonow (Name geändert). Schwanger- schaft, gesundheitliche Probleme, Kindsvater weg, Lehrabbruch: Für die alleinerziehende Kolumne Mutter von zwei Mädchen geriet der Einstieg 19 Das Schweigen der Frauen ins Berufsleben äusserst schwierig – mit weit- reichenden Folgen. Weshalb ist Anika kein Einzelfall? Was sind die Gründe dafür, dass Frauen in der Schweiz stärker von Armut betroffen sind als Männer? Welche Massnahmen braucht es gegen diesen Missstand? Die neue Ausgabe des «Nachbarn» liefert Antworten. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! ab Seite 6 2 Nachbarn 2 / 21
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser 50 Jahre Frauenstimmrecht – Grund genug, bewusst Frauen in den Fokus dieser Ausgabe zu stellen. Zumal Armut – auch in der Schweiz – immer noch primär weiblich ist. Für diesmal ist deshalb die Titelseite weiblich und nicht rot, sondern violett. Aufgrund der im letzten Jahr durchgeführten Leserschaftsumfrage haben wir zudem bei einzelnen Rubriken Änderungen vorgenommen; mehr dazu erfahren Sie auf Sei- te 4. Doch nicht nur das: Auch die Versandverpackung des Ma- gazins ist anders. Nach umfassenden Abklärungen haben wir Bild: zvg uns für die ökologisch und ökonomisch verträglichste Variante entschieden. Matthias Jungo Geschäftsleiter Caritas Bern Thematisch bleibt das Magazin, das logischerweise diesmal «Nachbarin» heisst, natürlich ebenso vielfältig und spannend, «Nachbarn», das Magazin der wie es auch die Aufgaben von Caritas sind. Lesen Sie in dieser regionalen Caritas-Organisationen, Ausgabe, wie Frauen sich gegenseitig stärken und wie Caritas erscheint zweimal jährlich: im April und im Oktober. mit ihren Angeboten Alleinerziehende spürbar entlastet, dies am Beispiel einer jungen Mutter. Im Regionalteil erfahren Sie Gesamtauflage: mehr über den Dolmetschdienst Comprendi. Wer sind die Per- 37 300 Ex. sonen, die im Hintergrund diese Dienstleistung von Caritas Auflage BE: Bern möglich machen? 3300 Ex. Redaktion: Mit dem Dolmetschdienst und vielen weiteren Angeboten en- Hana Kubecek (regional) gagiert sich Caritas Bern fortwährend konstant dafür, sozial Roland Schuler (national) benachteiligten Menschen ein würdevolles Leben zu ermögli- Gestaltung, Produktion und Druck: chen. Mit Ihrer Unterstützung helfen Sie uns, dieses Engage- Stämpfli AG, Bern ment kontinuierlich weiterzuführen. Vielen herzlichen Dank! Papier: Profibulk, FSC-zertifiziert Versandfolie: «I’m eco» (aus recycelten Altfolien) Caritas Bern Matthias Jungo Zähringerstrasse 25 3012 Bern Tel. 031 378 60 00 www.caritas-bern.ch PC 30-24794-2 Nachbarn 2 / 21 3
Kurz & bündig Leserschaftsumfrage Wie das «Nachbarn» bei Ihnen ankommt Im vergangenen Jahr baten wir Sie um Ihre Meinung zum «Nachbarn». Mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich befragten wir die «Nachbarn»-Leserschaft online und mit einem Papierfragebogen. Gerne präsentieren wir Ihnen die wichtigsten Resultate und erste Änderungen. Eine starke Mehrheit der Befragten oder gekaufte Titel von ca. 30 Mi- nalen Inhalte (ab S. 14). Dies ge- (89%) bewertet das «Nachbarn» als nuten aus. Insgesamt kommt das schieht auf Kosten der Rubrik «gut bis sehr gut». Unser Maga- «Nachbarn» bei der Leserschaft sehr «Persönlich» mit der Passanten- zin erhält von der Leserschaft die gut an. Darüber freuen wir uns sehr! umfrage und der Kinderzeichnung. Note 4,3 auf einer Skala von 5. Ge- Zudem haben wir für die Versand- mäss gfs-zürich ist das ein sehr gu- Einige Änderungen folie die nachhaltige «I’m eco»- ter Wert. 78% der Leserinnen und Nicht alle Rubriken interessieren je- Variante gewählt, die einen hohen Leser lesen oder blättern zudem jede doch gleich stark. Aufgrund dieser Anteil an recycelten Altfolien ent- Ausgabe durch – auch das ein sehr Rückmeldungen nehmen wir bereits hält. Künftig streben wir auch guter Wert. Die durchschnittliche in dieser Nummer einige Änderun- eine bessere Verknüpfung des ge- Lesedauer beträgt rund 40 Minuten. gen vor: Wir stärken das Schwer- druckten «Nachbarn» mit online Zum Vergleich: Das Bundesamt für punktthema mit der Titelgeschichte publizierten Inhalten an und mit Statistik wies im Jahr 2018 einen (S. 6–9) und dem Expert/innen- gendergerechter Sprache werden Durchschnittswert für abonnierte Interview (S. 12) sowie die regio- wir uns weiter beschäftigen. Welche Rubriken des «Nachbarn» werden wie häufig gelesen? 100% 90% 88% 87% 80% 82% 78% 76% 70% 60% 64% 61% 58% 58% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Kurznachrichten: Titelgeschichte Fachlicher Artikel zu Caritas- Kommentar Gastkolumne Ich will helfen: Passanten- Kinderzeichnung Kurz & bündig Hintergrundartikel Angeboten zur Sozialpolitik Porträt umfrage Welche Themen interessieren Sie am meisten? Das «Nachbarn»… 60% … informiert … ist … berichtet über … ist gut über vertrauens- relevante qualitativ … weckt 50% 53% 53% Caritas würdig Themen hochstehend Emotionen 100% 40% 90% 39% 80% 89% 88% 37% 84% 30% 35% 79% 70% 71% 20% 60% 50% 10% 40% 30% 0% Sozialpolitik Persönliche Blick hinter Caritas- Familienarmut 20% Schicksale die Caritas- Angebote 10% Kulissen 0% 4 Nachbarn 2 / 21
Kurz & bündig Lernstube Zürich Altstetten NEWS Lernen in ungezwungener youngCaritas Aargau gestartet Atmosphäre «youngCaritas Aargau» ist der neue Jugendbereich von Caritas Aargau für Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 30 Jahren. Im Juni ist bei «youngCaritas Aargau» das erste Team von zehn jungen Menschen gestartet, die gemeinsam ein eigenes Freiwilligen- projekt aufbauen werden. Das neue Projekt der jungen Leute soll im Herbst 2021 Form annehmen. www.caritas-aargau.ch/youngcaritas Bild: Egelmair Photography Neue Digi-Treffs bei Caritas Solothurn Wer nicht mit Laptop und Smartphone umgehen kann, verliert heute schnell den Anschluss in vielen Lebens- bereichen. Ab Anfang 2022 startet deshalb bei Caritas Solothurn ein neuer Digi-Treff. Ratsuchende können Erwachsene, die Lücken in den schulischen mit ihren Geräten den Digi-Treff besuchen und ihre Grundkompetenzen aufweisen, geraten Fragen stellen. Freiwillige sind vor Ort und beantwor- ten die Anliegen individuell. im Alltag häufig in schwierige Situationen. www.caritas-solothurn.ch/news In Zürich bietet ihnen die Lernstube Zürich Altstetten unkompliziert Zugang zu Lern- und Unterstützungsangeboten. Caritas Luzern: 20 Jahre Sterbebegleitungskurse Laut Studien haben rund 15 Prozent der erwachsenen Der Kurs «Begleitung in der letzten Lebensphase» von Bevölkerung in der Schweiz Schwierigkeiten mit Le- Caritas Luzern feiert sein 20-Jahre-Jubiläum. 2001 sen, Schreiben und Rechnen, obwohl die Betroffenen fand der erste Kurs statt, der bereits grossen An- die gesamte Volksschule absolviert haben. Das Feh- klang fand. Seither haben rund 1100 Interessierte an len dieser schulischen Grundkompetenzen erschwert den Kursen teilgenommen. Die Teilnehmenden lernen es ihnen oft, einen Computer oder ein Handy zu be- durch eine intensive und persönliche Reflexion mit dienen und schränkt sie in ihrem privaten und beruf- dem Thema Tod, Sterbende und deren Angehörige lichen Alltag stark ein. zu begleiten. www.caritas-luzern.ch/sterbebegleitung In Zürich erhalten diese Menschen mit dem Ange- bot der Lernstube dank kostenlosen und einfach zugänglichen Lern- und Unterstützungsangeboten eine Perspektive. Mitte August ist die Lernstube Caritas Thurgau: Notherberge sucht Unterstützung Zürich Altstetten, die Caritas Zürich im Auftrag des Die Kirchliche Notherberge Thurgau bietet seit Früh- Mittelschul- und Berufsbildungsamtes Kanton Zü- ling 2020 eine Unterkunft für Menschen in akuten rich betreibt, am neuen Standort im Stellwerk 500 in Notsituationen. Sie ist seit ihrer Eröffnung stark aus- Zürich Altstetten eingezogen. Nebst offenen Kursen, gelastet. Im November 2020 wurde als Trägerschaft um besser Lesen, Schreiben, Rechnen oder die Bedie- ein Verein gegründet, in dem Caritas Thurgau im Vor- nung von Computer und Handy zu lernen, bietet die stand vertreten ist. Die Notherberge sucht weitere Lernstube einen Schreibdienst zur Unterstützung Mitglieder und Spender/innen, um den Betrieb sicher- bei administrativen Themen sowie eine Bewerbungs- stellen zu können. werkstatt. Ergänzt werden die Angebote mit einer www.kirchliche-notherberge.ch kostenlosen Kinderbetreuung. www.caritas-zuerich.ch/lernstube Nachbarn 2 / 21 5
«Warum hast du nicht abgetrieben?» Diese Frage will Anika Vonow nie mehr hören, auch wenn sie heute auf Unterstützung angewiesen ist. Noch während der Lehre zur Systemgastronomin wurde die heute 24-Jährige schwanger. Sie musste die Ausbildung abbrechen – aber sie gibt nicht auf.
Schwerpunkt «Ich fühlte mich mutterseelenallein» Nichts wünscht sich die 24-jährige, alleinerziehende Mutter von zwei Mädchen mehr, als endlich auf eigenen Füssen zu stehen, auszubrechen aus der Armut und Einsamkeit. Und nie mehr die Frage zu hören: «Warum hast du nicht abgetrieben?» Viele Frauen erleben Ähnliches in der Schweiz. Text: Lena Tobler Bilder: Zoe Tempest V on Armut betroffen? Ich? Wahrscheinlich an den Glücksmoment, als sie die kleine Ava* in den hätte Anika Vonow* gelacht, wenn ihr dies Armen hielt. «Ohne Unterstützung hätte ich es nicht jemand an ihrem 18. Geburtstag prophezeit geschafft», ist Anika überzeugt. hätte. Warum auch? Frisch verliebt blickte die angehende Systemgastronomiefachfrau zuver- sichtlich in die Zukunft. Bis ein paar Monate später ein Schwangerschaftstest ihre Befürchtungen bestä- «Wie soll ich als alleinstehende tigte: Sie erwartete ein Kind. Was nun? Ihre Eltern, Mutter in Ausbildung zwei geschockt von dem, was ihrer Ansicht nach nicht sein durfte, wandten sich von ihrer Tochter ab. Und der Va- Kinder ernähren?» ter des Kindes? Traurig winkt Anika ab. Zu schmerz- haft ist die Erinnerung an damals, als er einfach aus ihrem Leben verschwand. Trotz Verhütung wieder schwanger Anika fasste neuen Mut. Nun wollte sie ihren Lehr- Für Anika war klar: Sie würde das Kind zur Welt brin- abschluss nachholen. Nach unzähligen Bewerbungen gen. Doch die anspruchsvolle Ausbildung, Schwan- fand sie nach rund einem Jahr einen Lehrbetrieb, in gerschaftsbeschwerden und die wachsende Sorge um dem sie wieder ins zweite Lehrjahr einsteigen konnte. die Zukunft waren zu viel. «Auch meine Freundinnen Als sie sich kurz darauf erneut verliebte, schien ihre verabschiedeten sich sang- und klanglos von mir. Ich Welt in Ordnung. Doch die Geschichte wiederholte sich: fühlte mich mutterseelenallein und war plötzlich Trotz Verhütung wurde Anika bald darauf schwanger – völlig isoliert.» Das war für die werdende Mutter das und wieder liess sie der Kindsvater im Stich. Schlimmste. Die junge Frau wurde krank, verlor ihre Lehrstelle und wusste nicht mehr ein und aus. In ih- Alle rieten ihr abzutreiben. Und auch sie fragte sich: rer Not wandte sie sich an die Schweizerische Hilfe «Wie soll ich als alleinstehende Mutter in Ausbildung für Mutter und Kind (SHMK), wo sie ein offenes Ohr zwei Kinder ernähren?» Ihre Mutter stand zwar wieder für ihre Sorgen fand. Auf deren Anraten meldete sie zu ihr. Als IV-Rentnerin konnte sie ihre Tochter aber sich beim Sozialamt. Ihr wurde ein Platz vermittelt, höchstens moralisch unterstützen. So ganz auf sich al- an dem sie sich abseits vom Alltag erholen und auf die lein gestellt, sah sie keinen anderen Ausweg, als sich Geburt vorbereiten konnte. Noch gut erinnert sie sich von ihrem ungeborenen Kind zu trennen. Nachbarn 2 / 21 7
Schwerpunkt Im Spital wurde Anika aber plötzlich klar: «Das ist Anika ist kein Einzelfall. In der Schweiz tragen Frauen mein Kind. Es lebt. Eine Abtreibung werde ich nie ver- ein höheres Armutsrisiko als Männer. Wie bei Anika kraften. Und wenn ich noch viel weiter unten durch sind das Mutterwerden und die fehlende Vereinbarkeit muss – ich behalte es.» Noch einmal wandte sie sich von Ausbildung oder Job mit der Familiensituation an ihre Betreuerin bei der SHMK. Diese kam sofort ins entscheidende Gründe für diesen Missstand. Armut Spital, regelte den Austritt und nahm Anika sogar für ist auch in der Schweiz zu einem grossen Teil weiblich eine Nacht zu sich nach Hause. «Ich stand völlig neben (siehe S. 10–12). mir», erinnert sie sich. Dass ein paar Monate später die Geburt mit dem letzten Schulblock vor dem Abschluss Highlights und Entlastung Inzwischen sind die Mädchen drei- und fünfjährig. Wenn Anika von ihren Mädchen erzählt, hat ihre Stim- «Ich bin so glücklich, me einen warmen Klang und ihre Augen strahlen. «Ich dass die beiden da sind.» bin so glücklich, dass die beiden da sind.» Wochentags werden die Mädchen von einer Tagesmutter betreut. Anika ist froh darüber, so kommen die beiden mit an- kollidierte, liest sich wie die Ironie des Schicksals. Sie deren Menschen zusammen. Glücklich ist die heute hatte doch alles gegeben. Obwohl bislang sehr ver- 24-jährige Mutter auch, dass Ava und Aliki über das ständnisvoll, sah sich ihr Lehrmeister ausser Stande, Caritas-Patenschaftsprojekt «mit mir» eine Patin und die Lehre um ein weiteres Jahr zu verlängern. Erneut zwei Paten gefunden haben. Die Patin von Ava geht mit stand Anika vor dem Nichts, diesmal aber mit der ihr in den Wald, zum Schwimmen und verbringt so viel zweijährigen Ava und der neugeborenen Aliki*. Zeit mit ihr. Die Paten von Aliki unternehmen meist mit Günstige Lebensmittel und Notwendiges für den Haushalt findet Anika regelmässig im Caritas-Markt. Das entlastet das Familienbudget merklich. 8 Nachbarn 2 / 21
Schwerpunkt beiden Mädchen schöne Ausflüge. Diese Ausflüge sind Highlights für die Kinder und entlasten den Alltag von Anika stark. Das Familienbudget wird zudem durch den Caritas-Markt geschont. Anika kann sich dort re- gelmässig mit günstigen Lebensmitteln für die Familie und verbilligten Haushaltprodukten versorgen. Endlich auf eigenen Füssen stehen Gesundheitlich erlebt Anika immer noch Auf und Abs. Dass sie trotzdem Teilzeit und im Stundenlohn bei einer Fast-Food-Kette arbeiten kann, gibt ihr Auf- trieb. «Hier kann ich zeigen, was ich kann.» Dass ihr Arbeitgeber nach einem kurzen Unterbruch auch während des Lockdowns geöffnet hatte, war für sie ein Glücksfall. Die phasenweise geschlossenen Schu- len und das damit verbundene Homeschooling waren jedoch eine zusätzliche Belastung im Alltag der Allein- erziehenden. Anika mag ihren Job. Doch der kleine Verdienst und die Alimente für Aliki reichen bei Weitem nicht zum Leben. Die Abhängigkeit vom Sozialamt macht der jungen Frau sehr zu schaffen. Ihr grösster Wunsch ist es, endlich einen Berufsabschluss zu schaffen und ihre Familie aus eigener Kraft unterhalten zu können. Der Versuch, nach der Geburt von Aliki die Handels- schule zu absolvieren, wurde gleich von zwei Abend- Lesen und Ruhe: So tankt die alleinerziehende Mutter in ihrer spärli- chen Freizeit Kraft. «Noch wissen die Mädchen nicht, was es heisst, arm zu sein.» zu sein und dass ihre Mutter jeden Franken zwei- oder gar dreimal umdrehen muss. Und warum sie ihnen den Wunsch nach einem Paar Finken mit dem Bild der Schneekönigin Elsa nicht erfüllen kann. Froh ist Ani- schulen im Keim erstickt. Der Berater bei der einen ka über die gut erhaltenen Kinderkleider, die sie von meinte: «Gehen Sie lieber arbeiten. Die Schule kön- ihrer Nachbarin erhält oder die Unterstützung durch nen Sie nachholen, wenn die Kinder grösser sind.» Bei Caritas. Trotzdem möchte sie mit all ihren Kräften aus der zweiten bekam sie zu hören: «Ein Handelsdiplom schafft man nicht nur mit dem Präsenzunterricht.» Solche gedankenlos dahingesagten Phrasen verletzen «Es tut weh, als Anika zutiefst. Genauso wie die Frage einer der spär- lichen Kolleginnen: «Wie kannst du dir mit dem Geld Sozialschmarotzerin vom Sozialamt einen Fernseher leisten?» Dass sie die- abgestempelt sen von ihrer Mutter erhalten hat, macht die Sache nicht besser. «Es tut weh, als Sozialschmarotzerin ab- zu werden.» gestempelt zu werden.» Ausbruch aus der Armutsfalle der Armutsfalle ausbrechen und sich gegen Ende des Entmutigen lässt sich die junge Mutter nicht: Sie Monats nicht immer fragen müssen, ob das Geld noch plant, nächstes Jahr ihre Lehre doch noch abzuschlies- für die Lebensmittel reicht. «Und vor allem will ich nie sen. Sie weiss, dass sie das kann, und hofft auf einen mehr mit der Frage konfrontiert werden: Warum hast Lehrbetrieb, der ihr eine Chance gibt. Sie will endlich du nicht abgetrieben?» auf eigenen Füssen stehen. Für sich und ihre beiden Mädchen. Noch wissen diese nicht, was es heisst, arm * Namen geändert Nachbarn 2 / 21 9
Schwerpunkt Armut ist weiblich 50 Jahre nach Annahme des Stimm- und Wahlrechts für Frauen bleiben in der Schweiz zentrale Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern bestehen. Diese führen dazu, dass Frauen überdurchschnittlich oft von Armut betroffen sind. Text: Dr. Bettina Fredrich, Geschäftsleiterin der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EKF) Illustration: Isabelle Bühler D ie Armutsquote von Frauen liegt bei 9,1 Pro- Frauen ist also alles andere als zufällig – sie ist syste- zent, diejenige von Männern bei 8,4 Prozent. matisch. Welches sind die Gründe dafür? Beschränkt man sich auf Schweizer Staatsan- gehörige, lag die Armutsquote von Frauen 2019 bei Auf dem Arbeitsmarkt schlechter gestellt 8,1 Prozent, jene der Männer bei 6,7 Prozent. Einige Frauen sind überdurchschnittlich oft von prekären mögen den Unterschied kleinreden. Seine Relevanz Lebenslagen betroffen. Sie bekommen fast doppelt so liegt jedoch in der Tatsache, dass Frauen seit Beginn häufig als Männer nur befristete Arbeitsverträge oder der Armutsmessung stets häufiger von Armut betrof- gehen mehreren Jobs gleichzeitig nach. Auch die Quote fen waren als Männer. Dies gilt auch für die Armuts- der Unterbeschäftigung ist bei Frauen viel höher. Das gefährdung, also das Risiko, in Armut abzurutschen. heisst, sie würden gerne mehr arbeiten, finden aber kei- Die stärkere Armutsbetroffenheit und -gefährdung von ne Stelle mit höherem Pensum. Bei den Aussteuerun- 10 Nachbarn 2 / 21
Schwerpunkt gen zeigt sich ein ähnliches Bild. Verlieren Frauen ihre Kommentar Arbeit, tragen sie ein grösseres Risiko, ausgesteuert zu werden und ganz aus dem Arbeitsmarkt auszuscheiden. Armut und Frauen verdienen weniger Gleichstellung Hinzu kommen grosse Lohnunterschiede: Gemäss Bundesamt für Statistik lag 2018 der Medianlohn von zusammen angehen Frauen bei 6067 Franken, derjenige von Männern bei 6857 Franken. Fast die Hälfte dieses Unterschieds ist Prekäre Arbeitsverhältnisse in so- nicht erklärbar durch strukturelle Faktoren wie Bil- genannten Frauenberufen sowie dungsniveau, Arbeitserfahrung oder Führungsposi- fehlende Vereinbarkeit von Beruf tionen. Das Lohnniveau in Berufen mit einem hohen und Familie sind entscheidende Frauenanteil liegt denn auch deutlich tiefer als das Ursachen von Frauenarmut. Was Lohnniveau in Berufen mit einem hohen Männeranteil. ist zu verbessern? Frauen und Männer haben ein Recht Teilzeiterwerb durch Familiengründung auf eine existenzsichernde Arbeit. Der Entscheid zur Erwerbstätigkeit bei der Familien- Dass menschenzentrierte Tätigkei- gründung ist immer noch wesentlich vom Lohn und ten wie Pflege und Betreuung, so- somit vom Geschlecht abhängig. Während Frauen ihr genannte Care- oder Sorgearbeit, Erwerbspensum mehrheitlich reduzieren und einen viel schlechter abgegolten werden Grossteil der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeit als beispielsweise Tätigkeiten in der übernehmen, stocken Männer ihr Erwerbspensum in Finanzbranche, bedarf einer Kor- der gleichen Lebensphase auf. Dadurch tragen aber rektur. Wo nicht einmal Mindest- Frauen auch das Armutsrisiko. Bei einer Trennung löhne bezahlt werden, braucht es die oder Scheidung laufen sie Gefahr, ihren Lebensunter- Einführung eines gesetzlichen Min- halt nicht sichern zu können. Heute können nicht ein- destlohnes. Um die Vereinbarkeit mal die Hälfte der Frauen in der Deutschschweiz ihre von Familie und Beruf für alle zu er- Existenz alleine sichern. möglichen, muss das Angebot an fa- milienexterner und schulergänzen- Familie und Beruf schwer vereinbar der Kinderbetreuung die Nachfrage Dies hat auch mit der mangelhaften Vereinbarkeit von decken. Mindestens für armutsbe- Familie und Beruf in der Schweiz zu tun. Kita-Plätze troffene Familien müssen die Ange- sind nicht nur sehr teuer, es gibt auch noch zu wenige. bote kostenlos sein. Nur so können Viele Frauen verzichten deshalb – auch unfreiwillig – Frauen ihre Arbeitspensen erhöhen auf eine Erwerbsarbeit. Das wirkt sich jedoch später und das Armutsrisiko verringern. negativ aus, denn die Altersvorsorge ist an Erwerbsar- Die unbezahlte Sorgearbeit soll- beit gekoppelt. Weil Frauen aber während der Erwerbs- te zudem besser zwischen Frauen phase weniger verdienen, oft nur in Teilzeitpensen tä- und Männern verteilt werden. Die tig sind oder nach der Geburt eines Kindes ganz aus Wirtschaft muss entsprechende dem Erwerbsleben ausscheiden, sind sie auch im Alter Arbeitsmodelle fördern. Vorgesetz- öfter arm. Fast zwei Drittel der Beziehenden von Er- te sollen Väter- und Männerrol- gänzungsleistungen sind Frauen. len vorleben, die die Übernahme von Betreuungs- und Hausarbeit Wirft Corona die Frauen zurück? als etwas Selbstverständliches be- Neben den Einkommenseinbussen und Arbeitser- trachten. Unternehmen können eine schwernissen waren für viele Familien auch das Home- Vorreiterrolle übernehmen in der office und die Schulschliessungen belastend. Die ersten Einführung von Elternzeiten und Studien zeigen deutlich, dass Mütter durch das Home- tieferen Wochenarbeitszeiten, wenn office stärker beeinträchtigt waren als Männer, weil sie Arbeitnehmende mit tiefen Löhnen gleichzeitig Kinder betreuen mussten. So erstaunt es Betreuungsaufgaben haben. So kön- wenig, dass vorab Mütter im ersten Lockdown im Früh- nen Gleichstellung und Armut zu- ling 2020 ihr Pensum im Homeoffice reduzierten. sammen angegangen werden. Die Gleichstellung lässt auf sich warten, mit gravie- renden Konsequenzen. Eine davon: stärkere Armuts- Marianne Hochuli, Mitglied der betroffenheit. Geschäftsleitung, Caritas Schweiz Nachbarn 2 / 21 11
Schwerpunkt ERWERBS- BIOGRAFIEN ENTSCHEIDEN Dr. Isabel Martínez Ihr aktueller Forschungs- schwerpunkt liegt bei der Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie bei Bild: Florian Bachmann Steuerfragen. Sie ist Ein Interview mit Isabel Martínez, Mitautorin der KOF-Studie promovierte Ökonomin, Konjunktur- zu Corona und Ungleich- forschungsstelle (KOF), ETH Zürich heit in der Schweiz. Interview: Roland Schuler Frauen sind in der Schweiz noch immer einem Buben wird es noch oft leichter gemacht, einen gut be- höheren Armutsrisiko ausgesetzt als Männer. zahlten Ingenieursjob zu wählen, wohingegen Mädchen die Weshalb ist das so ist? schlechter bezahlte Option Kindergärtnerin nahegelegt Scheidung und Alter sind statistisch gesehen die grössten Ar- wird. Da liegt noch ein Weg vor uns. mutsrisiken. Frauen sind in beiden Lebenslagen stärker be- troffen als Männer. Das hat in erster Linie mit den weiblichen Sie fanden in einer aktuellen Studie* heraus, Erwerbsbiografien zu tun. In unserer Gesellschaft sind diese dass die Corona-Krise bestehende Ungleichheit geprägt von der Geburt von Kindern. Es wird auch von der verschärfte. Wie zeigt sich das? «Mutterschaftsstrafe» gesprochen. Mütter kehren nicht mehr, Haushalte mit tiefen Einkommen haben in der Corona-Kri- in viel kleineren Pensen oder in Jobs mit geringerem Lohn zu- se höhere Einkommensausfälle als finanziell besser Ge- rück ins Erwerbsleben. Das führt zu höherem Armutsrisiko. stellte. Im Durchschnitt mehr als 20 Prozent gegenüber 8 Prozent bei besser Verdienenden. Sie mussten auch viel Wo sehen Sie Hebel, um dieses Risiko zu mindern? häufiger Erspartes auflösen. Viele verschuldeten sich gar. Ein grosser Hebel wäre eine kostenlose, flächendeckende Kinderbetreuung. Eine solche müsste eine Grundinfra- Zeigen sich Geschlechterunterschiede in der struktur sein – wie Schienen und Strassen. Heute stehen Betroffenheit durch die Krise? viele Paare vor der Entscheidung: Soll die Frau mehr arbei- In der Corona-Krise stieg bei Frauen besonders die Mehrbe- ten? Oder lohnt sich das aufgrund der Betreuungskosten, lastung durch Homeschooling und Betreuung stärker als bei die dadurch entstehen, nicht? Dabei zeigt die Forschung, Männern. Frauen reduzierten auch ihre bezahlte Arbeit stär- dass für Mütter der Wiedereinstieg ins Erwerbsleben für ker als Männer. In Wirtschaftskrisen ist typischerweise die die ökonomische Absicherung sehr wichtig ist. Exportwirtschaft mit klassischen Männerberufen betroffen. Anders in dieser Krise: Die Binnenwirtschaft mit Branchen Bei der Kinderbetreuung wären auch die Väter in der Pflicht. mit hohem Frauenanteil wie Detailhandel oder Gastronomie Sicherlich. Hier wäre eine Vaterschaftszeit förderlich – und ist ebenfalls stark betroffen. Gemessen an den Arbeitslosen- zwar startend erst dann, wenn der Mutterschaftsurlaub en- zahlen sind Frauen jedoch nicht stärker betroffen als Männer. det. Das würde den beruflichen Wiedereinstieg von Müt- tern entscheidend fördern. Die Krise trifft die Ärmsten am stärksten. Mit Blick in die Zukunft: Was macht Ihnen da am meisten Sorgen? Welche Rolle spielt die Lohnungleichheit zwischen den Wer wenig verdient und in der Krise Erspartes aufbrau- Geschlechtern? chen musste, kann nicht auf Knopfdruck etwas ansparen. Bei einem Paar verdient die Frau meist weniger als der In der nächsten Wirtschaftskrise droht ein Polster zu feh- Mann. Das ist nach wie vor so. Es macht für viele Paare len. Und wir wissen: Eine nächste Wirtschaftskrise kommt daher ökonomisch Sinn, dass die Frau beruflich kürzertritt. mit Sicherheit. Auch aus gesamtökonomischer Sicht birgt fehlendes Polster ein Risiko: Wenn die Menschen genug Müsste nicht auch hier angesetzt werden? Geld haben, um die Binnennachfrage zu gewährleisten, Ganz klar. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte selbst- kann diese bei Krisen dämpfend wirken. verständlich sein, keine Diskussion. Es gibt bei den Einkom- mensunterschieden zwischen den Geschlechtern aber zu- * KOF-Studie zu Corona und Ungleichheit in der Schweiz: sätzlich strukturelle Ungleichheiten in der Sozialisierung: https://kof.ethz.ch > Suchbegriff «Corona und Ungleichheit» 12 Nachbarn 2 / 21
Ich will helfen «Ich schlage eine Brücke zwischen zwei Welten» Jeannine arbeitet als Freiwillige bei Caritas Luzern für das Patenschaftsprojekt «mit mir». Die Sekundarlehrerin begleitet als regionale Vermittlerin zurzeit neun Patenschaften und unterstützt die Patinnen und Paten, die Kinder und ihre Eltern beim Beziehungsaufbau. Text und Bild: Claudia Blaser «Bereits als Jugendliche habe ich erste Erfahrungen andere Menschen in ihrem Umfeld engagieren, ohne als Freiwillige gesammelt – in einem Konzertlokal da- Geld dafür zu erwarten. Es muss ja nicht unbedingt in heim in Sursee. Ich bin in einer sehr engagierten Fami- einem Projekt oder Verein sein. Man kann auch dem lie aufgewachsen. Bei uns gehörte freiwilliges Engage- Grosi beim Wocheneinkauf oder dem Nachbarn beim ment einfach dazu. In den letzten Jahren bin ich viel Pneuwechsel helfen. Wichtig ist einfach, dass wir den gereist. Besonders der Nahe Osten hat es mir angetan. Zusammenhalt nicht vergessen, dass wir alle zum so- Die enorme Gastfreundschaft, die ich auf meinen Rei- zialen Miteinander beitragen.» sen erleben durfte, hat in mir den Wunsch geweckt, mich zu Hause in der Schweiz für Migrantinnen und Migranten zu engagieren. Seit drei Jahren bin ich nun als regionale Vermittlerin im Caritas-Projekt «mit mir» tätig, das benachteiligte Kinder mit einer freiwilligen Bezugsperson zusam- menbringt. Ziel ist es, den Kindern etwas zu ermögli- chen, das ohne diese Hilfe nicht möglich wäre, und die Eltern zu entlasten. Zurzeit begleite ich neun Paten- schaften in der Zentralschweiz. Ich bin beim ersten Treffen dabei, kläre Wünsche und Erwartungen ab, führe regelmässig Gespräche mit allen Beteiligten und bin bei Fragen immer für sie da. Es ist immer wieder schön mitzuerleben, wie in wenigen Monaten eine nachhaltige Beziehung zwischen den Patinnen und Pa- ten und ihrem Patenkind entsteht. Für mich ist es eine grosse Bereicherung, dass ich eine Brücke zwischen zwei Welten schlagen und Personen zusammenführen kann, die sich sonst nie getroffen hätten. Es imponiert mir, wie viel Vertrauen die Kinder und ihre Eltern der für sie zunächst fremden Person ent- STECKBRIEF gegenbringen. Um sich auf Unbekanntes einzulassen, Jeannine Ambühl (32) ist in Sursee aufgewachsen und braucht es ja meistens etwas Überwindung. Die Offen- wohnt heute in Luzern. Sie absolvierte zunächst eine KV- heit und Neugier, die dieses Projekt erfordert, finde ich Lehre, bevor sie sich zur Lehrerin ausbilden liess. In der sehr inspirierend. Das bekräftigt mich immer wieder Freizeit singt die Sekundarlehrerin in einem Chor und ist in meinem Engagement. Kraft gibt mir auch der Aus- gerne in der Natur unterwegs. Sie ist viel gereist und be- tausch mit anderen Freiwilligen. Es motiviert mich zu sonders fasziniert von der arabischen Kultur. sehen, dass ich nicht allein bin, dass sich auch viele Nachbarn 2 / 21 13
Caritas Bern Damit Integration bestmöglich gelingt Die optimale Verständigung in der Zusammenarbeit mit Migrantinnen und Migranten ist Voraussetzung für deren erfolgreiche Integration. Kommunikation ist vielseitig und komplex. Wenn verschiedene Sprachen zusammenkommen, wird es ziemlich anspruchs- voll. In solchen Situationen bietet Caritas Bern mit dem Dolmetschdienst Comprendi professionelle Unterstützung. Autorin: Hana Kubecek Fotos: Lothar Schröger S eit 15 Jahren sorgt der Dolmetschdienst Com- leistung von Caritas Bern vermittelt pro Jahr im Durch- prendi von Caritas Bern für eine optimale schnitt 19 000 Dolmetscheinsätze in 62 Sprachen; u. a. Verständigung zwischen der Migrationsbe- in Arabisch, Farsi, Tigrinya, Somali, Swahili und Kur- völkerung und Fachpersonen und erleichtert disch. Rund 240 interkulturell Dolmetschende arbei- Menschen mit unzureichenden Deutschkenntnissen ten aktuell im Auftrag von Caritas Bern. Comprendi den Zugang zu notwendigen Dienstleistungen im Ge- hat sich über die letzten 15 Jahre zu einem namhaften sundheits-, Sozial- und Bildungsbereich. Verständigung ermöglichen Interkulturell Dolmetschende machen eine Verständi- «Interkulturell Dolmetschende gung in vielen Gesprächssituationen mit fremdsprachi- machen eine Verständigung gen Personen überhaupt erst möglich. Sie tragen dazu bei, Sachlagen zu klären und Missverständnisse auszu- mit fremdsprachigen Personen räumen. Nebst der sprachlichen Qualifikation verfügen überhaupt erst möglich.» sie über Hintergrundwissen in beiden Kulturen. Dies hilft, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, und erlaubt eine effiziente Gesprächsführung. Etwa dann, wenn Dienstleistungsanbieter im Bereich des interkulturel- sie bei einem Beratungs- oder Elterngespräch Hinter- len Dolmetschens entwickelt. Auch technologisch wur- grundwissen über das Sozial- oder Bildungssystem in de vieles modernisiert. Seit mehr als einem Jahr laufen der Schweiz oder im Herkunftsland aufzeigen. Oder die Vermittlungen digital. Über eine Online-Vermitt- wenn es um die Gesundheit geht, ist es entscheidend, lungsplattform werden Aufträge abgewickelt. Alle zur genau zu verstehen und verstanden zu werden. Des- Verfügung stehenden interkulturellen Dolmetschen- halb braucht es bei Beratungsgesprächen oder Konsul- den sind dort aufgeführt und können direkt gebucht tationen oft interkulturelles Dolmetschen via Telefon werden. Damit alles perfekt funktioniert, braucht es oder durch persönlich anwesende Dolmetschende. ein kompetentes Team im Hintergrund. Ein kompetentes Team im Hintergrund Wer sind die Personen, die beim Dolmetsch- macht Vermittlung möglich dienst Comprendi im Hintergrund arbeiten? Rund 1100 Kundinnen und Kunden, vorwiegend aus Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie mehr über dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich, zählt die Personen, die beim Dolmetschdienst Comprendi der Dolmetschdienst Comprendi heute. Diese Dienst- von Caritas Bern im Hintergund arbeiten. 14 Nachbarn 2 / 21
Caritas Bern Nikolai Post, 34, in Ausbildung Laurence Zbinden, 36, zum Fachmann Finanzen: ausgebildete Sozialpädagogin: «In der Konzentration «Energie in der Natur liegt die Entspannung» tanken» Was kommt dir für ein Bild in den Sinn, Was kommt dir für ein Bild in den Sinn, wenn du an den Dolmetschdienst Comprendi wenn du an den Dolmetschdienst Comprendi denkst? denkst? Die Bremer Stadtmusikanten – wir sind alle verschie- Ein bunter Blumenstrauss. den und doch sind wir alle gleich. Beschreibe mit drei Schlagworten den Beschreibe mit drei Schlagworten den Dolmetschdienst Comprendi. Dolmetschdienst Comprendi. Brücke, Engagement, Integration. Sympathisch, offen, ehrlich. Was ist deine Tätigkeit bei Comprendi? Was ist deine Tätigkeit bei Comprendi? Ich bin verantwortlich für die Betreuung der interkul- Support, Fakturierung und Löhne der interkulturell turell Dolmetschenden seit Mitte 2021. Dolmetschenden seit 2020. Was beflügelt dich an deinem Job? Was beflügelt dich an deinem Job? Der Kontakt zu Menschen mit unterschiedlichen kul- Der Kontakt mit den Menschen sowie technische und turellen Hintergründen. buchhalterische Fragestellungen. Was erfüllt dich mit Hoffnung? Was erfüllt dich mit Hoffnung? Dass der Mensch sich grundsätzlich verbessern und Alle kleinen und schönen Gesten im Alltag und alle gros- sich für andere einsetzen möchte – nur so können wir sen positiven Veränderungen, für die sich viele Men- Sorge zu der Welt und zu der Menschheit tragen. schen mit Herz und grossem Engagement einsetzen. Was ist dein Lebensmotto? Was ist deine Lieblingsbeschäftigung? Weniger ist mehr. Sport und Triathlon. Was ist deine Lieblingsbeschäftigung? Welche Ausbildung würdest du nachholen, wenn In der Natur unterwegs zu sein. du könntest? Welche Ausbildung würdest du nachholen, Einen Nähkurs, damit ich kleinere Dinge selbst erle- wenn du könntest? digen kann. Das Dolmetschen. Was sagt der Gegenstand über dich aus, Was sagt der Gegenstand über dich aus, den du für das Foto gewählt hast? den du für das Foto gewählt hast? Ich mag Schach, das hilft mir, mich zu entspannen. Ingwer: mit Energie und Neugier durch das Leben gehen. Nachbarn 2 / 21 15
Caritas Bern Angelika Louis, 57, ausgebildete Veaan Bürgin, 48, ausgebildete Betriebsökonomin: interkulturelle Dolmetschende: «Neugierig auf «Kommunizieren ist Menschen» mehr als informieren» Was kommt dir für ein Bild in den Sinn, wenn du Was kommt dir für ein Bild in den Sinn, an den Dolmetschdienst Comprendi denkst? wenn du an den Dolmetschdienst Comprendi Ich sehe Menschen, die miteinander im Dialog sind, die denkst? engagiert, aufmerksam und bewusst im (Berufs)Leben Eine unentbehrliche Dienstleistung für gute Verstän- stehen, um gemeinsam etwas zu erreichen. digung in den Regelstrukturen. Beschreibe mit drei Schlagworten den Beschreibe mit drei Schlagworten den Dolmetschdienst Comprendi. Dolmetschdienst Comprendi. Chancengleichheit, Verbundenheit, Integration. Kompetenzen, Migrationshintergrund, interkulturelle Was ist deine Tätigkeit bei Comprendi? Kommunikation. Ich bin für den Gesamtbetrieb, d.h. Personal, Dolmet- Was ist deine Tätigkeit bei Comprendi? schende, Kunden, Finanzen, Weiterentwicklung usw. Seit 2018 arbeite ich als interkulturelle Dolmetschende verantwortlich. und seit 2019 auch noch als Sacharbeiterin. Was beflügelt dich an deinem Job? Was beflügelt dich an deinem Job? Die Begegnungen mit den Dolmetschenden, die tägli- Gerade meine Doppelrolle finde ich vielseitig und enorm che Arbeit mit meinen engagierten und kompetenten spannend. Einerseits sind da die Dolmetschenden, die Kolleginnen und Kollegen. ich gerne in verschiedenen und auch schwierigen Si- Was erfüllt dich mit Hoffnung? tuationen begleite und berate. Anderseits habe ich mit Junge Menschen, die sich mit dem reellen Leben ausei- Kunden aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen nandersetzen und sich für unsere Umwelt und unsere zu tun. Die Kommunikation zwischen den verschiede- Lebensbedingungen engagieren. nen Lebenswelten hat mich schon immer fasziniert. Was ist dein Lebensmotto? Was erfüllt dich mit Hoffnung? Waage – Balance zwischen Ruhe und Aktivität. Solidarisches Handeln in der Gesellschaft. Was ist deine Lieblingsbeschäftigung? Was ist dein Lebensmotto? Reisen, kochen, fotografieren, in der Natur sein, Sam- Das Leben im Hier und Jetzt geniessen. meln von Gegenständen aller Art … Was ist deine Lieblingsbeschäftigung? Welche Ausbildung würdest du nachholen, Alles, was mich inspiriert. wenn du könntest? Welche Ausbildung würdest du nachholen, Landschaftsgestalterin, Gartenarchitektin, Köchin. wenn du könntest? Was sagt der Gegenstand über dich aus, Germanistik studieren. den du für das Foto gewählt hast? Was sagt der Gegenstand über dich aus, Die Muschel ist ein wunderschönes, schlichtes Objekt – den du für das Foto gewählt hast? wenn ich sie ans Ohr halte, höre, sehe und rieche ich I love Music. das Meer. 16 Nachbarn 2 / 21
Caritas Bern Birgit Fuchs, 58, Agnes Heiniger, 51, ausgebildete ausgebildete Kauffrau: Handarbeits- und Werklehrerin: «Zufriedenheit in der «In der Bewegung Vielseitigkeit finden» die Ruhe finden» Was kommt dir für ein Bild in den Sinn, wenn du Was kommt dir für ein Bild in den Sinn, wenn du an den Dolmetschdienst Comprendi denkst? an den Dolmetschdienst Comprendi denkst? Ein farbenfroher Markt in einem warmen Land. Bunt Ein farbiges Mosaik, ganz viele verschiedene (unikate) gekleidete Menschen aus aller Welt unterhalten sich in Teile ergeben zusammen das Ganze. verschiedenen Sprachen. Beschreibe mit drei Schlagworten den Beschreibe mit drei Schlagworten den Dolmetschdienst Comprendi. Dolmetschdienst Comprendi. Kulturelle Vielfalt, verstehen und verstanden werden. Sprachen. Menschen. Kulturen. Was ist deine Tätigkeit bei Comprendi? Was ist deine Tätigkeit bei Comprendi? Seit 2004 arbeite ich in wechselnden administrativen Seit 2015 bin ich zuständig für den Support Kunden Aufgabenbereichen. Aktuell zählen die Lohnverarbei- und interkulturell Dolmetschende, Telefondienst, Ein- tung und die Fakturierung zu meinen Aufgaben. satzplanung Team sowie E-Mail-Bewirtschaftung und Was beflügelt dich an deinem Job? ich bin Praxisbildnerin Lernende Kauffrau/Kaufmann. Wenn ich mir vorstelle, dass eine mir nahestehende Was beflügelt dich an deinem Job? Person notfallmässig ins Spital muss, weder die Spra- Ich finde es ein grosses Privileg, für eine humanitäre che der Ärztin noch der Pflegenden versteht, dann wird Organisation arbeiten zu dürfen. Die spannende, her- mir die Bedeutung unserer Arbeit bewusst. ausfordernde und vielseitige Tätigkeit, das engagierte Was erfüllt dich mit Hoffnung? Team, der Arbeitsort in Bern. Dass Corona irgendwann kein so zentrales Thema Was erfüllt dich mit Hoffnung? mehr sein wird. Die Nichtwiederwahl von Donald Trump. Was ist dein Lebensmotto? Was ist dein Lebensmotto? Irgendwo zwischen richtig und falsch ist ein Ort, da Nicht immer nach mehr streben. treffen wir uns. Was ist deine Lieblingsbeschäftigung? Was ist deine Lieblingsbeschäftigung? Eine spezifische Lieblingsbeschäftigung habe ich nicht. Bewegung und Sport, durch Brockenhäuser stöbern, Die Abwechslung macht es aus – Garten, Familie, Natur, alte Dinge auffrischen oder umfunktionieren. Freunde, Lesen. Welche Ausbildung würdest du nachholen, Welche Ausbildung würdest du nachholen, wenn du könntest? wenn du könntest? Polster- und Dekorationsnäherin, Landschaftsgärtne- Ich bin zufrieden mit meiner Wahl. Am ehesten viel- rin, Dokumentalistin. leicht eine Mischung aus Kauffrau und Gärtnerin. Was sagt der Gegenstand über dich aus, Was sagt der Gegenstand über dich aus, den du für das Foto gewählt hast? den du für das Foto gewählt hast? Der Turnschuh symbolisiert meine Freude an der Be- Ich denke das ist selbsterklärend. wegung. Nachbarn 2 / 21 17
Gesichter hinter der Caritas Bern Das Fragenstellen steht im Mittelpunkt seines Jobs Durch seine Menschenkenntnis, sein Einfühlungsvermögen sowie seine berufliche Erfahrung hilft Lothar Schröger als Jobcoach seinen Klienten, den für sie passenden Beruf herauszufinden und darin Fuss zu fassen. Er gehört zum vierköpfigen Jobcoaching- Team der Arbeitsintegration Caritas Bern. Text und Foto: Hana Kubecek falls zum Aufgabenbereich des Jobcoachs. Die Abwechslung und Vielschichtigkeit machen diese Ar- beit spannend und herausfordernd zugleich. Lothar Schröger, der süddeutsche Wurzeln hat, kann auf eine beweg- te Jobgeschichte blicken. In frühe- ren Jahren arbeitete er während fünf Jahren in Italien, dort lernte er auch seine Partnerin – eine Schwei- zerin – kennen. Seit gut 18 Jahren lebt der Vater dreier Jugendlicher in Bern. In seiner Berufskarriere hat er bislang immer mit Menschen gearbeitet, zunächst vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Seit- dem er selbst Vater geworden ist, A zieht er es vor, primär mit Erwach- nhand von mehreren Ge- bedeutet, Menschen ganzheitlich senen zu arbeiten. sprächen macht sich Job- und unvoreingenommen in ihrem Die politischen Vorgaben und das, coach Lothar Schröger sozialen Umfeld zu betrachten. Da- was die betroffenen Personen ef- ein Bild von der Situa bei sind die individuellen Werte, die fektiv benötigen, sind nicht immer tion der Klientinnen und Klienten. kulturellen und religiösen Prägun- nachhaltig und zielführend für Durch zielgenaues Fragen werden gen sowie die unterschiedlichen So- eine erfolgreiche (Re-)Integration. ihre individuelle Ressourcen, In- zialisierungs- und Bildungsverläu- Es gibt Situationen, die belastend teressen sowie Ziele und deren fe mit zu berücksichtigen. Meine und kräftezehrend sind. Auftanken Erreichung herausgearbeitet. Zu Aufgaben sind sehr individuell und kann er gut zu Hause in einer Ge- der Klientschaft gehören Menschen richten sich nach dem jeweiligen nossenschafts-Wohngemeinschaft in belastenden Situationen mit Unterstützungsbedarf der zu unter- und mit seinen Kindern. Auch die Schweizer Pass als auch mit Migra stützenden Person. Ich lege Wert, Hütte «Weidli» in Därstetten ist tionshintergrund. Der Arbeitsinte durch Fragen eigene Erkenntnisse ein wunderbarer Ort zum Ausspan- gration Caritas Bern werden die in der Klientin, im Klienten aus- nen – einfach ausgestattet, ohne Klientinnen und Klienten durch zulösen. Denn ein Coach soll nicht Strom und weitab von jeglichem die regionalen Sozialdienste zuge- werten, sondern motivieren», erläu- Verkehrslärm. «Das einzig Bestän- wiesen. tert der 56-jährige Jobcoach. dige im Leben ist der Wandel», ist Als Sozialpädagoge hat sich Lothar Das Finden von passgenauen Ar- Lothar Schröger überzeugt. «Eines Schröger im systemischen Bera- beits- und Praktikaplätzen sowie Tages baue ich mir mein eigenes tungsansatz weitergebildet. «Sys- die Zusammenarbeit mit den zu- Tiny House und pflanze Bäume zum temisch zu denken und zu arbeiten, weisenden Stellen gehören eben- Schutz unseres Lebensraumes.» 18 Nachbarn 2 / 21
Kolumne Das Schweigen der Frauen Text: Martina Hügi Illustration: Isabelle Bühler I ch blickte auf den positiven Schwangerschaftstest Nation und gehen durch Höllvetia, während ihnen und glaubte, es drei Monate lang niemandem erzäh- strafend nachgerufen wird: «Selbst schuld!» len zu dürfen, obwohl ich genau dann am meisten Hilfe und Verständnis gebraucht hätte. Weil man so Die letzte Hexe Anna Göldi brennt noch immer. Heu- bei einer Fehlgeburt einfacher weiter schweigen könn- te hätte sie als alleinerziehendes Mami immerhin te, auch wenn man viel- Sozialhilfe, aber Müt- leicht gar nicht will. Bis ter werden nach wie vor mein Freund gestand, verteufelt. Der moderne dass er unter dem Mit- Scheiterhaufen heisst schweigen auch litt. Von Armut. Man wird im da an sagte ich: «Raus! Stich gelassen. Dabei Raus mit der Sprache!» könnte gerade Mutter Helvetia Mamis aus ih- Doch das Schweigen ren brenzligen Lagen der Frauen bleibt eine befreien und zum Bei- altbewährte Tradition. spiel die Kosten für die Wir haben seit 50 Jah- Kinderbetreuung über- ren das Recht auf eine nehmen – wie in fort- Stimme, aber kein Ge- schrittlichen Ländern. sicht, weil unsere Be- Damit Mamis wieder dürfnisse noch nicht arbeiten können. gesehen werden. Und Mutter Helvetia schaut Doch solange wir schwei- weg. Auf jeder kleinen gen, signalisieren wir: Münze. Ihr Gegenüber «Es ist ok.» Dabei ist ist ein muskulöser Alp- es wie beim Sich-als- hirt. Auf den grösseren Münzen. Und zeigt, dass Män- schwanger-Outen: Stoppen wir das Schweigen, denn wir ner mehr verdienen. Seit bald 140 Jahren. Ungleich- sitzen nicht ohnmächtig in Eizell-Haft. stellung. Und besonders Mütter halten die nachhaltigste Waf- Will ich einen neuen Menschen ins Leben begleiten, fe an der Hand: ihre Kinder. Wir können der nächsten geht das höchstens ein halbes Jahr, aber zur Hälfte Generation vorleben, uns für Gerechtigkeit einzuset- lohn- und rentenfrei. Viele Mütter ertragen es stillend zen, bis wir gehört und gesehen werden. Und solange schweigend. Sie sind doch die wahren Milchkühe der Helvetia wegschaut, gebe ich dem Problem ein Gesicht. Martina Hügi (*1985) ist Comedienne und Slampoetin und lebt in Winterthur. www.martinahuegi.ch Bild: zvg Nachbarn 2 / 21 19
AdobeStock Danke, dass es Sie gibt. Caritas Bern hilft armutsbetroffenen Familien und benachteiligten Menschen im Kanton Bern. Ihre Unterstützung – Spende oder Legat – ist wertvoll. Herzlichen Dank! Bestellen Sie unsere Vorsorgemappe und den Jahresbericht: info@caritas-bern.ch oder 031 378 60 00 Spendenkonto 30-24794-2
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