Nachhaltigen Mobilität - zur - www.greenpeace.de
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Im Wettstreit der Städte um zufriedene Bewohnerinnen und Bewohner spielt das Auto eine unrühmliche Rolle. Es macht die Luft zu schmutzig, Straßen zu laut und Kreuzungen zu gefährlich. Vier von fünf Deutschen wünschen sich, dass Städte so umgestaltet werden, dass wir kaum noch auf ein Auto angewiesen sind und unsere Wege mit dem Rad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß zurücklegen können.1 Dahinter steckt auch die wachsende Erkenntnis, dass städtischer Raum zu kostbar ist, um einen Großteil davon einem ineffizienten Verkehrsträger wie dem Auto zu widmen. Und es verbirgt sich dahinter der Wunsch nach neuen, nachhaltigen Formen der Mobilität. Viele Städte haben diesen Wunsch gehört – umgesetzt aber wird er mit sehr unterschiedlicher Konsequenz. Diese Unterschiede abzubilden, ist das Ziel des vorliegenden Rankings. Es bewertet den Stand der 14 größten deutschen Städte im Aufbau einer nachhaltigen Mobilität. Dazu wurde ein detaillierter Mix aus Kriterien und Parametern berücksichtigt. Außer Konkurrenz hat das Ranking die Stadt Freiburg untersucht, als Paradebeispiel einer deutschen
Stadt, die frühzeitig eine Verkehrspolitik entwickelt hat, die das Auto nicht länger zum Maß aller Dinge überhöht. Greenpeace konzentriert sich auf Mobilität in Städten, weil diese nach Jahrzehnten einer auf das Auto fixierten Verkehrspolitik vor großen Problemen stehen. Die Luft in den meisten deutschen Ballungszentren ist seit Jahren schlechter, als sie laut offiziellen Grenzwerten seien dürfte. Hohe Stickstoffdioxidwerte verursachen pro Jahr 10.000 vorzeitige Todesfälle.2 Eine Stadt wie Stuttgart ruft inzwischen regelmäßig Feinstaubalarm aus. Die in vielen Städten rasant wachsende Zahl der Radfahrerinnen und Radfahrer verlangt nach einem gerechten Anteil am begrenzten Straßenraum. Diese Herausforderungen können Städte am leichtesten beantworten, weil das eigene Auto hier am entbehrlichsten ist. Die hohe Bevölkerungsdichte macht nachhaltige aber vergleichsweise kostspielige Infrastrukturprojekte wie Straßen- und U-Bahnen wirtschaftlich. Die Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort, Einkaufs- und Freizeitangeboten lassen sich mit einer vorausschauenden Stadtplanung verkürzen. Der Löwenanteil der täglichen Wege lässt sich zu Fuß, mit Rad, Bus und Bahn, beziehungsweise einem intelligent verknüpften Mix verschiedener Verkehrsträger zurücklegen. Mit dieser Umstellung gewinnen Städte Platz und Lebensqualität, die Luft wird sauberer, Straßen sicherer. Eine nachhaltige Verkehrswende ist auch klimapolitisch notwendig. Der Verkehr verursacht heute rund ein Fünftel der deutschen Treibhausgase. Deren Ausstoß hat Deutschland insgesamt in den vergangenen 25 Jahren um etwa 30 Prozent senken können. Dazu hatte der Verkehr kaum etwas beigetragen: Zwischen 1990 und 2014 stagnierten die klimaschädlichen Emissionen hier nahezu – von 163 Millionen Tonnen CO2 gingen sie lediglich auf 160 Millionen Tonnen CO2 zurück. Damit auch der Verkehr einen fairen Beitrag zum Klimaschutz leistet, muss dieser Wert bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 Prozent sinken. So hat es die Bundesregierung Ende 2016 beschlossen.3 Die Verkehrswende hat in vielen Städten längst begonnen. Wie weit die größten unter ihnen dabei bislang gekommen sind und was noch zu tun bleibt, zeigt das vorliegende Ranking.
METHODIK Städteauswahl Das dritte Themenfeld „Erreichbarkeit“ besteht aus einem Das vorliegende Ranking betrachtet die vierzehn größ- quantitativen Indikator, der den Anteil der Bevölkerung ten deutschen Städte: Berlin, Hamburg, München, Köln, darstellt, die maximal 600 Meter von einer Station des Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Dortmund, schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrs wohnen. Essen, Leipzig, Bremen, Dresden, Hannover und Nürnberg. Die Einschränkung auf schienengebundene Verkehrs- Außer Konkurrenz läuft Freiburg: Mit knapp 230.000 Ein- mittel folgt der Annahme, dass Busse weniger nachhaltig wohnerinnen und Einwohnern ist die Stadt deutlich klei- sind – sowohl hinsichtlich ihres Nutzungskomforts, ihrer ner als jene des Rankings, gilt in Sachen Nachhaltigkeit Stauzeiten und ihrer derzeit fast noch ausschließlichen jedoch national wie international als Vorreiter. In diesem Versorgung mit fossilen Energieträgern. Ranking soll Freiburg zeigen, was mit einer ehrgeizigen Umweltpolitik möglich ist. Zur Bewertung wurde ein Punktesystem entwickelt, welches Gewichtungen auf zwei Ebenen erlaubt: Zunächst Die Spanne der Einwohnerzahl erstreckt sich somit von kann eine Stadt im Ranking maximal 30 Punkte erreichen. rund 500.000 (Nürnberg) bis zu gut 3,5 Millionen (Berlin). Diese Gesamtpunktzahl verteilt sich auf die Themenfelder Eine direkte Vergleichbarkeit fällt folglich schwer, zumal wie folgt: „Neue Mobilität“: 15 Punkte, „Umwelt & Gesund- die Städte zusätzlich über topographische und örtliche heit“: 10 Punkte und „Erreichbarkeit“: 5 Punkte. Demzu- Besonderheiten verfügen. Um die Bewertung lesbar zu folge konnte die Hälfte der Punkte über Indikatoren im halten, wurden diese Besonderheiten nicht zusätzlich Themenfeld „Neue Mobilität“ erreicht werden, während berücksichtigt. Nichtsdestotrotz wagt dieses Ranking Indikatoren aus „Umwelt & Gesundheit“ mit 33 Prozent einen Vergleich – in erster Linie, um eine Diskussion über und „Erreichbarkeit“ mit 17 Prozent in die Bewertung ein- nachhaltige Mobilität eine Basis zu bieten und einen Wett- geflossen sind. Diese Verteilung wird den verschiedenen bewerb zwischen Städten anzuregen. Anzahlen von Indikatoren der jeweiligen Themenfelder bzw. der Relevanz der einzelnen Indikatoren gerecht. Vergleichbarkeit der Daten Die 22 Indikatoren des Rakings verteilen sich auf drei Quellen Themenfelder: „Neue Mobilität“, „Umwelt & Gesundheit“ Die Datenerhebung erfolgte im Zeitraum von Januar sowie „Erreichbarkeit“. 2016 bis Februar 2017 und basiert in erster Linie auf frei zugänglichen Quellen des Internets – maßgeblich offizielle Unter „Neue Mobilität“ wurde untersucht, inwieweit die kommunale Internetportale und Daten der Statistikäm- Städte es ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ermögli- ter auf Kommunal- und Landesebene. Bei mangelhafter chen beziehungsweise sie motivieren, nachhaltige Ver- Informationslage wurde in Einzelfällen eine Abfrage über kehrsmittel – also den Umweltverbund aus Bus und Bahn, E-Mail oder Telefon bei den jeweils zuständigen Ämtern Rad- und Fußverkehr – zu nutzen. Entsprechend schwer vorgenommen. wiegt der Modal Split, die Verteilung der zurückgelegten Wege auf die verschiedenen Verkehrsmittel. Bislang ver- Zum Teil wurden auch Datengrundlagen genutzt, die öffentlichten Städte den Modal Split leider nur sporadisch. bereits eine erarbeitete Zusammenstellung von Daten Das Jahr, aus dem für alle untersuchten Städte zuletzt aller untersuchten Städte enthielten. So konnten für den Werte vorgelegt wurden, war 2008. Um nicht durchge- Indikator „Anzahl Autos Car-Sharing“ Werte einer Un- hend mit nahezu zehn Jahre alten Werten arbeiten zu tersuchung des „Bundesverbands CarSharing e. V.“ (bcs) müssen, haben wir uns entschlossen, die jeweils jüngsten zum Car-Sharing-Angebot im Jahr 2015 verwendet werden verfügbaren Modal Split Zahlen zu verwenden. (siehe dazu bcs 2015). In Teilen war dieses Vorgehen auch für den Indikator „aktueller Modal Split“ möglich. Hier Das Feld „Umwelt & Gesundheit“ bewertet Luftschadstoff- wurden, sofern verfügbar, Werte der Untersuchung werte, ihre Reduzierung und die Möglichkeit ihrer öffent- „Mobilität in Deutschland 2008“ genutzt (siehe dazu infas lichen Einsehbarkeit. Dabei wurden nicht nur die derzeiti- / DLR 2010). gen Verhältnisse, sondern auch die Reduktionsambitionen bewertet. Ergänzt wird die Bewertung durch Unfallzahlen unter Beteiligung von Radfahrerinnen und Radfahrern sowie Fußgängerinnen und Fußgängern, da Verkehrssi- cherheit ein wichtiger Anreiz für die Wahl dieser Fortbe- wegungsmodi darstellt. 1
Übersicht ausgewählter Schlüsselindikatoren Städte Neue Mobilität (nach Rang geordnet) Modal Split (letzter Entwicklung Pkw-Dichte Bike-Sharing Räder Car-Sharing Autos verfügbarer Wert) (Pkw/1.000 Ew.) 21% Freiburg 0 1,1 29% 2009 2014 2015 pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 34% 16% 369 402 402 31% 30% 1. Berlin 0,51 0,15 2009 2014 2015 18,98 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 13% 27% 319 319 341 27,2% 32,5% 2. München 2,25 0,47 2009 2014 2015 18,28 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 17,4% 22,8% 467 493 491 23% 40% 3. Köln 1,71 0,47 2009 2014 2015 17,89 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 15% 426 439 439 22% 35% 4. Frankfurt 2,02 0,55 30% 2009 2014 2015 17,18 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 13% 22% 448 458 455 36,1% 5. Bremen 0 0,39 24,5% 2009 2014 2015 17,12 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 23,4% 16% 394 421 425 27% 39% 6. Dresden 0,93 0,38 2009 2014 2015 16,84 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 12% 391 411 409 22% 21,9% 55,5% 7. Stuttgart 0,65 0,64 2009 2014 2015 16,62 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 7,5% 457 475 478 15,1% 32% 8. Leipzig 0,91 0,37 28% 2009 2014 2015 16,60 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 17% 23% 368 398 398 43% 9. Nürnberg 1,60 0,09 22,1% 2009 2014 2015 16,31 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 13,6% 432 465 467 21,7% 28% 10. Hamburg 1,04 0,18 42% 2009 2014 2015 16,31 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 12% 18% 404 428 430 11. Dortmund 1,34 0,11 21,3% 46,9% 2009 2014 2015 15,63 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 6,8% 24% 425 461 465 54% 12. Essen 0,87 0,14 22% 2009 2014 2015 15,24 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 444 479 481 5% 20% 38% 13. Hannover 0,13 0,62 25% 2009 2014 2015 15,07 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 19% 447 486 489 19% 40% 14. Düsseldorf 0,82 0,15 29% 2009 2014 2015 14,98 Punkte pro 1.000 Ew. pro 1.000 Ew. 12% 19% 463 491 492 2
Umwelt & Gesundheit Erreichbarkeit NO2-Jahresmittelwert 2016 PM10-Jahresmittelwert 2016 CO2-Ausstoß pro Jahr Nahverkehr Schiene Grenzwert 40 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 38,33 17,50 7,7 t 73 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 28,00 23,27 5,6 t 65 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 46,00 21,25 7,6 t 69 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 40,67 23,00 8,29 t 65 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 37,50 21,67 9,7 t 75 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 21,5 18 3,35 t 56 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 33,00 22,67 6,3 t 76 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 64,25 27,5 8,6 t 72 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 42,00 23,67 6,62 t 80 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 32,83 24,4 7,8 t 68 % μg/m3 μg/m3 pro Ew 39,67 20,55 6,32 t 38 % μg/m3 μg/m3 pro Ew. 31,13 22,33 7,3 t 57 % μg/m3 μg/m3 pro Ew 43,3 23,67 7,8 t 60 % μg/m3 μg/m3 pro Ew 45,00 24,00 11,4 t 73 % μg/m3 μg/m3 pro Ew 40,66 23,67 8,2 t 74 % μg/m3 μg/m3 pro Ew 3
FREIBURG Einwohner: 222.203 | Bevölkerungsdichte: 1.452 EW/km2 best practice Top & Flop Beim Modal Split stellt Freiburg alle untersuchten Städ- TOP: Vorbildhafte Stellplatzpflicht te in den Schatten. Nirgendwo werden weniger Wege Pro Wohneinheit müssen in Freiburg zwei wettergeschütz- mit dem Auto zurückgelegt, nirgendwo mehr mit dem te Stellplätze für Fahrräder geschaffen werden – auch das Fahrrad – und die Stadt will noch mehr. Schwachstellen ist im Vergleich mit anderen deutschen Städten vorbild- sind ein recht hoher jährlicher CO2-Wert pro Kopf, eine lich. unzureichende Kommunikation aktueller Schadstoff- messwerte sowie relativ hohe Unfallzahlen. FLOP: Zu viel CO2 Trotz der vielen guten Werte haben die Freiburgerinnen TOP: Fahrrad First und Freiburger einen recht hohen CO2-Ausstoß pro Kopf. In Freiburg wird heute fast jeder dritte Weg mit dem Fahr- Doch zumindest hat die Stadt sich vorgenommen, das zu rad zurückgelegt. Doch die Stadt setzt weiter auf CO2-freie ändern. Bis 2050 will Freiburg CO2-neutral sein. Zweiräder. Freiburgs Radwegenetz soll bis 2020 weiter ausgebaut werden. In einem so genannten „Rad-Vorrang- FLOP: Kein Bike-Sharing-System Netz“ sollen 13 Routen durchgängig miteinander verbun- Bis heute existiert kein öffentliches Fahrradleihsystem in den und das Netz so zügiger, komfortabler und sicherer Freiburg. Da sich die Werte zur Erreichbarkeit der Halte- werden. stellen des schienengebundenen Nahverkehrs nur im Mittelfeld bewegen, sollte sich dies ändern. TOP: Haltestellen ohne Barrieren Freiburg ist vorbildlich dabei, auch Menschen mit Beein- FLOP: Zu viele Unfälle trächtigungen Zugang zum schienengebundenen Nahver- So großartig die Forcierung des Radverkehrs in der Stadt kehr zu ermöglichen. Gut 92 Prozent der Haltestellen sind im Breisgau ist, was die Zahl der Unfälle mit Radfahrern barrierefrei gestaltet. Innerhalb des Rankings übertrifft anbelangt, liegt Freiburg im hinteren Drittel. Die Reduzie- nur Nürnberg diesen Wert. rung der Unfallzahlen ist immerhin Teil des Radverkehrs- konzeptes Freiburg 2020. Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 0 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr vorhanden Anzahl Autos Car-Sharing 1,1 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV in Ansätzen Pkw-Stellplätze 1 / WE NO2-Jahresmittelwert 38,33 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 2 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 17,50 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 5,15 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 2,86 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 7,7 t / EW barrierefreie Haltestellen 92 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 402 / 1.000 EW Modal Split 420 2016 Prognose für 2020 24 % Pkw pro 1000 Einwohner 28 % 400 21 % 29 % 380 16 % 20 % 28 % 360 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 34 % 4
Forderungen an die Politik Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität macht stoffmesswerte in Verbindung mit konkreten Handlungs- Freiburg sehr viel richtig. Trotzdem lassen sich Punk- empfehlungen für die Bürgerinnen und Bürger. te verbessern: Der CO2-Ausstoß muss verringert, die Schadstoffbelastung in der Stadt besser kommuniziert Weiterer ÖPNV-Ausbau werden. Beim öffentlichen Nahverkehr ist der S-Bahn- Freiburgs Straßenbahnnetz hat die Stadt schon heute gut Ausbau ein wichtiger Ansatzpunkt. Der Aufbau eines erschlossen, und weitere Strecken sind im Aufbau. Diese Bike-Sharing-Systems und der weitere Ausbau der Strategie muss konsequent fortgesetzt werden, damit Bike&Ride-Anlagen können dabei helfen, dass noch Freiburg seine Vorreiterrolle auch dauerhaft halten kann. mehr Menschen auf das Rad umsteigen. Dazu muss auch das S-Bahnnetz weiter ausgebaut werden. Strecken müssen elektrifiziert, die Taktung verdichtet und CO2-Ausstoß senken einzelne Haltestellen im Stadtgebiet neu gebaut werden. Die vergleichsweise hohen CO2-Werte der Stadt sind zum Projekte wie der Ausbau der Höllentalbahn geben hier Teil der geografischen Lage beziehungsweise den meteo- bereits den richtigen Kurs vor. rologischen Verhältnissen geschuldet. Die Werte zeigen deutlich: Es sind noch weitreichendere Maßnahmen erfor- Radverkehr u. a. durch Bike-Sharing weiter verbessern derlich. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hier der Straßen- Der Radverkehrsanteil in Freiburg ist bereits hoch, lässt verkehr. Wichtig sind eine weitere Verlagerung auf alter- sich jedoch weiter steigern. Dazu ist u. a. der Aufbau eines native Verkehrsmodi, Temporeduzierungen und deutlich stadtweiten Bike-Sharing-Systems nötig. Aber auch ein verschärfte Durchfahrtsbeschränkungen – besonders im deutlicher Ausbau der Bike&Ride-Anlagen an den Halte- inneren Stadtbereich. Dabei muss die Stadt Push-Faktoren stellen des öffentlichen Nahverkehrs muss eine wichtige – weg vom eigenen Auto –mit verstärkten Pull-Faktoren – Maßnahme sein. aufseiten des Umweltverbunds – kombinieren. Wichtig ist auch eine verbesserte Kommunikation aktueller Schad- Erreichbarkeit 73 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Freiburgs öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölkerungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 5
BERLIN Einwohner: 3,47 Mio. | Bevölkerungsdichte: 3.891 EW/km2 Punkte 18,98 Platz 1 von 30 Top & Flop Berlins Mobilität profitiert bis heute von seiner histori- TOP: Öffentlicher Nahverkehr schen Besonderheit. Bis 1990 konnte die östliche Hälfte In keiner der untersuchten Städte legen die Menschen der ehemals geteilten Stadt kein Auto kaufen, die west- mehr Wege mit dem öffentlichen Verkehr zurück. Mit 27 liche hatte kaum Verwendung für eines. Ein vergleichs- Prozent liegt die Hauptstadt hier klar vorn. weise niedriges Haushaltseinkommen trägt bis heute dazu bei, dass Deutschlands Hauptstadt von allen unter- FLOP: Ost-West-Gefälle auf der Schiene suchten Städten den niedrigsten CO2-Ausstoß pro Kopf Berlins grundsätzlich gut ausgebautes Nahverkehrsnetz aufweist und nirgends mehr Wege mit dem öffentlichen hat vor allem im Westteil große Lücken. Verkehr zurückgelegt werden. Auch als Spitzenreiter ist Berlin längst noch nicht spitze. Vor allem in puncto Bike- FLOP: Bike-Sharing Sharing und Erreichbarkeit des schienengebundenen Während andere Städte mit schnellen Pedelec-Sharing- Nahverkehrs besteht Nachholbedarf. Flotten liebäugeln, ist Berlin bei Leihfahrrädern in den vergangenen Jahren im Schneckentempo unterwegs. Das TOP: Geringe Autodichte Ergebnis: wenige Stationen mit wenigen Rädern. Immer- Die Anzahl der Pkw relativ zur Bevölkerung ist in Berlin hin will die Hauptstadt aufholen: In den kommenden niedriger als in jeder anderen deutschen Großstadt. Jahren sollen mehrere Tausend Räder hinzukommen. TOP: Relativ niedriger Pro-Kopf-Wert bei CO2 FLOP: Unfälle Auch Berlin liegt weit vom Ziel entfernt, den CO2-Ausstoß In Berlin ereignen sich überdurchschnittlich viele Ver- auf durchschnittlich zwei Tonnen pro Einwohner und Jahr kehrsunfälle, bei denen Fußgängerinnen und Fußgänger zu begrenzen. Dennoch schneidet Berlin mit 5,6 Tonnen sowie Radfahrerinnen und Radfahrer zu Schaden oder gar pro Kopf besser ab, als alle anderen untersuchten Städten. ums Leben kommen. Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 0,52 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr vorhanden Anzahl Autos Car-Sharing 0,16 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV vorhanden Pkw-Stellplätze 0 / WE NO2-Jahresmittelwert 28,00 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 2 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 23,27 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 7,78 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 2,84 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 5,6 t / EW barrierefreie Haltestellen 70 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 341 / 1.000 EW Modal Split 360 2013 Ziel-Wert für 2025 28 % 25 % Pkw pro 1000 Einwohner 340 31 % 30 % 320 18 % 29 % 300 13 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 27 % 6
Forderungen an die Politik Trotz einiger Mängel führt Berlin das Ranking an. Um tik und baut eine Autobahn mitten durch die Stadt, nach die Strahlkraft einer Stadt wie Kopenhagen zu entwi- Plänen der 1950er Jahre. ckeln, muss Berlin die Visionen einer innovativen und nachhaltigen Mobilität konsequenter und mit mehr Mobilität mit Konzept Ressourcen entwickeln und umsetzen. Sowohl bei Leihrädern als auch beim Car-Sharing stehen den Berlinerinnen und Berlinern zu wenig Alternati- Schienenausbau ven zur Verfügung. Mit dem Ausbau des Angebots an Berlin braucht mehr schienengebundenen öffentlichen Sharing-Rädern müssen auch so genannte Mobilitätshubs Nahverkehr – vor allem neue Straßenbahnstrecken. Die in und Quartierskonzepte mitgedacht werden, um Berlins den 1980er Jahren stillgelegte Straßenbahn Westberlins Mobilitätskultur mit einer integrierten Betrachtung in die wurde bis heute nur auf einzelnen Stichstrecken wieder- richtige Bahn zu lenken. belebt. Angesichts wachsender Einwohnerzahlen besteht hier dringender Nachholbedarf. Der bisherige Ausbau des Raum und Ressourcen für nachhaltige Mobilität schaf- Schienennetzes ist zu langsam – selbst auf stark nach- fen gefragten Linien wie der M48 vom Potsdamer Platz nach Der Radverkehr lässt sich nur mit entsprechende Ressour- Steglitz. cen voranbringen. Dazu gehört auch eine entsprechende Verwaltung. Bislang ächzen die entsprechenden Behörden Weniger Lärm - bessere Luft unter Personalmangel, stagnierender Radverkehrsförde- Weniger Luftschadstoffe und Lärm und dafür mehr Rad- rung und fehlender Infrastruktur. Berlins Regierung muss verkehr und Lebensqualität – die Ziele nachhaltiger Mobi- zeigen, dass sie ernsthaft an der Förderung des Radver- lität sind längst Konsens. Doch statt Geld und Ressourcen kehrs interessiert ist! in innovative Projekte zu stecken, die diese Ziele voran- bringen, setzt Berlin auf eine rückständige Verkehrspoli- Erreichbarkeit 65 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Berlins öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölkerungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 7
MÜNCHEN Einwohner: 1,42 Mio. | Bevölkerungsdichte: 4.601 EW/km2 Punkte 18,28 Platz 2 von 30 Top & Flop München ist zukunftsorientiert unterwegs. Kaum eine TOP: Barrierefreie Haltestellen andere Stadt bemüht sich mehr darum, ihre Bürgerin- Etwa 92 Prozent der schienengebundenen Haltestellen nen und Bürger zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen. des Nahverkehrs in München sind barrierefrei – einer der Bei so vielen Ambitionen im Bereich nachhaltiger Ver- besten Werte aller im Ranking untersuchten Städte. kehr fallen die eher mittelmäßigen CO2-Zahlen sowie die Pkw-Dichte umso negativer auf. FLOP: Zu viele Unfälle Nur Dresden und Bremen verzeichnen jährlich mehr Un- TOP: Umsteigen aufs Fahrrad fälle, in die Radfahrerinnen und Radfahrer oder Fußgän- Keine der anderen untersuchten Städte hat mehr Leih- gerinnen und Fußgänger involviert sind. fahrräder, und auch bei der Anzahl der Bike&Ride-Plätze belegt München einen der Spitzenplätze. Schon jetzt wer- FLOP: Dicke Luft den gute 17 Prozent der Wege mit dem Fahrrad zurückge- Münchens Stickstoffdioxid-Werte überschreiten regel- legt – ein Wert der rasch steigen soll. mäßig die Grenzwerte, und der jährliche CO2-Ausstoß pro Kopf liegt eher im Mittelfeld. Wer Radlhauptstadt werden TOP: Kampagne „Radlhauptstadt“ will, muss hier besser werden. Die städtische Kampagne „Radlhauptstadt“ will München zur „fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands“ machen. FLOP: Viele Autos - falsche Ziele Die Kampagne soll die Sicherheit für Radfahrerinnen und Trotz guter Fahrrad- und Fußverkehrsanteile ist die Pkw- Radfahrer erhöhen und die Vorteile des Zweirads kom- Dichte in München recht hoch. Zu viele Wege werden mit munizieren. Der Erfolg von Maßnahmen wie dem „Radl- dem Auto zurückgelegt. Das erst im Januar gesetzte Ziel, bis flohmarkt“ oder der „Radl-Sicherheitschecks“ sind schwer 2025 nur noch höchstens 20 Prozent der Wege mit Ver- messbar, unterstreichen aber den Willen der Stadt, den brennungsmotoren zurückzulegen, greift zu kurz: Die Stadt Radverkehr zu stärken. braucht insgesamt weniger Autos, nicht mehr E-Autos. Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 2.26 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr vorhanden Anzahl Autos Car-Sharing 0,47 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV nicht vorhanden Pkw-Stellplätze 1 / WE NO2-Jahresmittelwert 46,00 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 1 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 21,25 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 15,32 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 3,05 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 7,6 t / EW barrierefreie Haltestellen 92 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 491 / 1.000 EW Modal Split 510 2011 Pkw pro 1000 Einwohner 32,5 % 490 27,2 % 470 450 17,4 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 22,8 % 8
Forderungen an die Politik Die Isarmetropole ist in vielerlei Hinsicht auf dem rich- werden. Ein Maßnahmenbündel könnte hier eine konse- tigen Weg. Gleichwohl gibt es Bereiche mit deutlichem quente Förderung alternativer Antriebsarten im straßen- Nachholbedarf. Die Sicherheit von Radfahrerinnen und gebundenen ÖPNV sein. Radfahrern oder Fußgängerinnen und Fußgängern muss deutlich erhöht, die Luftqualität u. a. durch die Autoverkehr deutlich reduzieren Förderung alternativer Antriebsarten beim ÖPNV merk- Trotz des guten ÖPNV-Netzes und der bereits vielerorts lich verbessert werden. Zu beiden Zielen gehört es, die akzeptablen Situation für Radfahrerinnen und Radfahrer Dominanz des Autos einzuschränken. dominiert in München weiter das Auto. Damit mehr Men- schen die vorhandenen Alternativen zum eigenen Auto Radverkehr weiter ausbauen und Sicherheit erhöhen nutzen, muss der Parkraum in der Innenstadt zu Gunsten Der Anteil des Radverkehrs hat in München bereits ein von Radfahrerinnen und Radfahrern und Fußgängerinnen akzeptables Niveau erreicht. Um die guten Ansätze der und Fußgängern reduziert werden. Flankierende Maß- „Radlhauptstadt“ fortzuführen, muss die Sicherheit für nahmen wie Einfahrtsbeschränkungen oder Geschwin- Radfahrer und Fußgänger steigen. Dabei geht es vorder- digkeitsbeschränkungen tragen zusätzlich dazu bei, die gründig darum, die vom motorisierten Verkehr ausgehen- Belastung durch den Autoverkehr zu verringern und den den Gefahren zu verringern – etwa durch Geschwindig- Anteil des Umweltverbunds zu erhöhen. keitsbeschränkungen, übersichtlichere Kreuzungen und eine bessere Einsehbarkeit der Radwege für Autofahrer. Schadstoffemissionen verringern Münchens schlechte Luft ist ein entscheidender Schwach- punkt. Die resultierende Gesundheitsgefahr für die Bevöl- kerung muss mit konsequenten Maßnahmen minimiert Erreichbarkeit 69 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Münchens öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölkerungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 9
KÖLN Einwohner: 1,05 Mio. | Bevölkerungsdichte: 2.584 EW/km2 Punkte 17,89 Platz 3 von 30 Top & Flop Bei der Vielzahl alternativer Verkehrsmittel und ihrer TOP: Bike-Sharing-Dichte Verknüpfung liegt Köln im Spitzenfeld. Jedoch legen Bei Bike-Sharing liegt Köln unter den besten der untersuchten die Menschen in Köln überdurchschnittlich viele Wege Städte. Mit dem besonders gestalteten Angebot des KVB-Rades mit dem Auto zurück, der CO2-Verbrauch pro Kopf ge- gibt es beim Bike-Sharing eine Variante, die sich zumindest hört zu den höchsten und die Zahl der Radlerinnen und optisch von den Lösungen anderer Städte abhebt. Radler zu den niedrigsten. FLOP: Zu viele Wege mit dem Auto TOP: Wille zum Wandel Circa 40 Prozent aller Wege werden in Köln mit dem Auto Auch wenn Kölns Modal Split noch zu wünschen übrig zurückgelegt. Ein hoher Wert, mit dem Köln im hinteren lässt, scheinen die Ambitionen in Richtung neue, nach- Drittel landet. haltige Mobilität da zu sein. Ein gut ausgestattetes System an Leihfahrrädern, eine im Vergleich große Anzahl an FLOP: Modal Split mit Nachholbedarf Bike&Ride-Stationen und ambitionierte Planungen im Auch beim Modal Split rangiert Köln am Ende der Tabelle. Bereich Fahrradrouten geben das Gefühl, dass Köln in die Das liegt am recht hohen Anteil des motorisierten Ver- richtige Richtung schaut. kehrs, der mit einem mittelmäßigen Anteil an Radfahre- rinnen und Radfahrern einhergeht. TOP: Fahrrad-Stellplätze Köln hat sich verpflichtet, pro 40 Quadratmeter Wohnflä- FLOP: Hohe aktuelle CO2-Werte che mindestens einen Fahrrad-Stellplatz zu bauen. Damit Beim CO2-Ausstoß gehört die Millionenstadt zu den drei liegt Köln mit anderen Städten auf dem ersten Rang. Der Schlusslichtern der untersuchten Städte. Es besteht also Stellplatzschlüssel ist ein wichtiger Hebel, denn wer sein dringender Handlungsbedarf, um die entsprechende Schad- Fahrrad zu Hause gut und komfortabel abstellen kann, stoffbelastung in Zukunft zu verringern. wird es eher nutzen. Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 1,72 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr vorhanden Anzahl Autos Car-Sharing 0,47 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV vorhanden Pkw-Stellplätze 1 / WE NO2-Jahresmittelwert 40,67 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 2 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 23,00 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 12,8 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 2,05 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 8,29 t / EW barrierefreie Haltestellen 83 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 439 / 1.000 EW Modal Split 470 2013 Ziel-Wert für 2025 33 % Pkw pro 1000 Einwohner 40 % 450 23 % 430 67 % 410 15 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 22 % 10
Forderungen an die Politik Köln ist in Sachen zukunftsweisender nachhaltiger Autoverkehr deutlich einschränken Mobilitätsangebote auf einem guten Weg. Um die Si- Um den hohen MIV-Anteil am Modal Split nennenswert tuation weiter zu verbessern, bieten sich verschiedene zu reduzieren, braucht die Stadt mehr Tempo-30-Zonen, Stellschrauben an. Besonders beim Ausbau des Rad- eine weitere Verschärfung der Durchfahrtsbeschränkung verkehrsanteils besteht noch weiterer Ausbaubedarf. im inneren Stadtbereich, weitere organisatorische und Im Gegenzug muss dabei der sehr hohe MIV-Anteil am technische Maßnahmen sowie Kampagnen zum Umstieg Modal Split aktiv reduziert werden. Nicht zuletzt sind auf den Umweltverbund. weitere Maßnahmen zur CO2-Reduzierung dringend erforderlich. CO2-Ausstoß nachhaltig reduzieren Um Verkehr in Köln nachhaltiger zu gestalten, braucht die Radverkehr konsequenter fördern Stadt nicht nur insgesamt weniger Autofahrten, sondern Köln ist beim Radverkehr auf einem guten Weg. Ansätze parallel auch eine konsequente Förderung alternativer zur weiteren Verbesserung finden sich im Strategiepapier Antriebsformen beim MIV und beim straßengebundenen „Köln mobil 2025“, etwa der Plan, weitere Lücken in den ÖPNV. Hier hat Köln großen Nachholbedarf. Konkrete Alltags-Radrouten zu schließen. Um den Radverkehrsan- technische Maßnahmen müssen dabei mit informativen teil kurz und mittelfristig weiter zu erhöhen, sind weitere Mitteln kombiniert werden, um den Bürgerinnen und Maßnahmen nötig. Köln braucht bessere und breitere Bürgern nahezulegen, wie sie selbst aktiv zu einer Redu- Radwege, die Service-Infrastruktur muss ausgebaut und zierung des Schadstoffausstoßes beitragen können. begleitend der Autoverkehr in bisherigen Konfliktberei- chen entschärft und reduziert werden. Erreichbarkeit 65 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Kölns öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölkerungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 11
FRANKFURT Einwohner: 717.624 | Bevölkerungsdichte: 2.890 EW/km2 A.M. Punkte 17,18 Platz 4 von 30 Top & Flop Frankfurts Platzierung im vorderen Drittel liegt vor Radfahrbüro schon seit 2009: Frankfurt hat seit einiger allem an sehr guten Modal Split-Zahlen mit einem ho- Zeit gute Ambitionen hinsichtlich des Fahrradverkehrs, hen Anteil an Fuß- und öffentlichem Nahverkehr sowie was man inzwischen auch am Radverkehrsanteil erkennen wenigen motorisierten Wegen. Ein großes Manko ist kann. Der ist in den vergangenen Jahren gestiegen, auch jedoch der hohe CO2-Anteil pro Kopf und Jahr. wenn er in anderen Städten noch höher liegt. TOP: Viele Wege zu Fuß und mit dem öffentlichen Verkehr FLOP: Zu viel CO2 und zu wenig Ambitionen Nur in Berlin sind mehr Menschen bei ihren täglichen Frankfurt führt das Ranking an beim CO2-Ausstoß pro Jahr Wegen zu Fuß unterwegs als in Frankfurt. Auch die Zahlen und Kopf. Gleichzeitig lassen die Ambitionen in Bezug auf für den öffentlichen Verkehr können sich sehen lassen die CO2-freie Mobilität zu wünschen übrig und auch die und werden nur von Berlin und Stuttgart übertroffen. Zielsetzungen beim Modal Split könnten mutiger sein. TOP: Gute Erreichbarkeit auf der Schiene FLOP: Haltestellen mit Barrieren Über 75 Prozent der Frankfurterinnen und Frankfurter Trotz des hohen Anteils an Wegen, die mit dem öffent- wohnen nicht weiter als 600 Meter von einer Station des lichen Nahverkehr zurückgelegt werden, gibt es bei der schienengebundenen Nahverkehrs. Ein Wert, der nur Barrierefreiheit der Haltestellen noch Nachholbedarf. Für von zwei der untersuchten Städte getoppt wird. Ein Sys- die Hochflur-Fahrzeuge der überirdischen Stadtbahnstre- tem aus Straßenbahn, U-Stadtbahn, S-Bahn und Regio- cken etwa gibt es zum Teil keine Hochbahnsteige. nalverkehr sorgt für das gute Netz. TOP: Ambitionen beim Radverkehr Durchgängig beschilderte Radrouten im ganzen Stadtge- biet, zwei Leihräder pro 1000 Einwohner und ein eigenes Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 2,02 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr in Ansätzen Anzahl Autos Car-Sharing 0,55 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV in Ansätzen Pkw-Stellplätze 1 / WE NO2-Jahresmittelwert 37,50 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze Einzelfallermittlung Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 21,67 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 6,17 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 2,21 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 9,7 t / EW barrierefreie Haltestellen 60 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 455 / 1.000 EW Modal Split 480 2013 35 % Pkw pro 1000 Einwohner 460 30 % 440 420 22 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 13 % 12
Forderungen an die Politik In der Mainmetropole besteht in Bezug auf die Ver- Radverkehrsförderung weiterhin verstärken minderung des CO2-Ausstoßes der mit Abstand größte Immer mehr Frankfurterinnen und Frankfurter fahren Handlungsbedarf. Die Ambitionen im Hinblick auf den Rad. Dieser Trend kann und muss weiter verstärkt wer- Modal Split müssen dabei verstärkt werden, insbeson- den. Die bestehenden Alltagsrouten für den Radverkehr dere hinsichtlich einer Erhöhung des Radverkehrsan- müssen weiter ausgebaut und an den steigenden Bedarf teils. Auch der Zugang zum an sich gut ausgebauten angepasst werden. Neben dem ansehnlichen, aber noch Nahverkehrsnetz hat Verbesserungspotenzial. steigerungsfähigen Bike-Sharing-Angebot ist gerade die Verbesserung der Bike&Ride-Situation ein wichtiger Stellschraube CO2-Werte Ansatzpunkt. Die Stadt braucht ein klares Bekenntnis zum Frankfurt ist ein zentrales Drehkreuz für den Personen- Radverkehr, mit entsprechendem Vorrang und verbesser- und Warenverkehr. Wirtschaftlich profitiert die Stadt ten direkter Routen. Ergänzend sollte auch die Fußläufig- davon, unter Umweltgesichtspunkten leidet sie darunter. keit – vor allem auf Quartiersebene – verbessert werden, Die aktuell sehr hohen Pro-Kopf-Werte beim CO2-Ausstoß um den stattlichen Fußverkehrsanteil nicht zu gefährden. müssen dringend reduziert werden. Der Verkehr bietet hier viele Stellschrauben. Moderne, integrierte Konzepte Schienenverkehr verbessern und Zugang erleichtern zur Verknüpfung der alternativen Verkehrsträger sowie Im schienengebundenen Nahverkehr gibt es vereinzelte bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen Lücken, zum Beispiel im Süden der Stadt. Der kontinu- zur CO2-Reduzierung auf bestehenden Verkehrsachsen ierliche Netzausbau wie aktuell mit der Stadtbahn zum – zum Beispiel durch Temporeduzierungen, Durchfahrts- Riedberg oder zum Europaviertel, ist fortzusetzen. Verbes- beschränkungen oder Kampagnen, die dazu anregen, das sert werden muss die Barrierefreiheit, etwa durch weitere eigene Auto stehen zu lassen – sind dringend erforderlich. Hochbahnsteige an den Außenästen der Stadtbahn. Erreichbarkeit 75 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Frankfurt am Mains öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölke- rungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 13
BREMEN Einwohner: 551.767 | Bevölkerungsdichte: 1.695 EW/km2 Punkte 17,12 Platz 5 von 30 Top & Flop Die Hansestadt setzt aufs Rad: Für fast 24 Prozent der Verkehrsmittel bequeme Alternativen zum Papierticket: zurückgelegten Wege nutzen die Bremerinnen und Neben dem Handy-Ticket ermöglichen vor allem elektro- Bremer ihr Fahrrad – das toppt nur Freiburg. Obwohl nische Tickets wie „BOB“ oder „MIA“ eine flexible, günstige die Stadt viel unternimmt, um die Nutzung des Nahver- und unkomplizierte Nutzung des Nahverkehrs. kehrs attraktiver zu machen, werden die öffentlichen Verkehrsmittel vergleichsweise wenig genutzt. Bei den FLOP: Zu viele Unfälle Themen Umwelt und Gesundheit liegt Bremen im Ver- Hinsichtlich der Verkehrssicherheit belegt Bremen den gleich trotzdem weit vorn. letzten Platz. Die Anzahl an Unfällen mit Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radfahrerinnen und Radfahrern TOP: Rauf aufs Rad! ist in Relation zur geringen Einwohnerzahl sehr hoch. Bremen setzt den Fokus auch in Zukunft auf das Fahrrad. Nicht umsonst ist die Stadt Wiege und Spielfeld des Allge- FLOP: Geringe Nutzung und Anbindung des ÖPNV meinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Trotz der Bemühungen der Stadt, den ÖPNV durch Smart- Cards und Best-Price-Angebote attraktiver zu gestalten, TOP: Hansestadt mit frischer Brise weist Bremen eine verhältnismäßig schlechte Abdeckung Im Bereich Luftqualität macht Bremen niemand etwas des Stadtgebiets durch den schienengebundenen Nahver- vor: Die Werte für die Belastung durch Feinstaub und kehr auf. Ursache ist auch, dass die Bremer im Vergleich Stickstoffdioxid sind so gering wie in keiner anderen der am schlechtesten an die Schiene angebunden sind. untersuchten Städte. Auch bei den CO2-Emissionen wird Bremen nur von Berlin geschlagen. FLOP: Zukunftstrend Bike-Sharing verpasst Obwohl die Hansestadt sich selbst als „fahrradfreundli- TOP: Smarter Verkehrsverbund che“ Stadt beschreibt, gibt es kein nennenswertes Bike- Der VBN (Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen) geht Sharing-Angebot im Stadtgebiet. mit der Zeit und bietet für die Nutzung der öffentlichen Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 0 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr in Ansätzen Anzahl Autos Car-Sharing 0,39 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV in Ansätzen Pkw-Stellplätze 1-2 / WE NO2-Jahresmittelwert 21,5 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 1-2 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard bereits gut aufgestellt PM10-Jahresmittelwert 18 µg /m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 9,78 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 3,35 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 6,3 t / EW barrierefreie Haltestellen 75 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 425 / 1.000 EW Modal Split 440 2013 Ziel-Wert 2025 Pkw pro 1000 Einwohner 36,1 % 22 % 36 % 420 24,5 % 400 27 % 15 % 380 23,4 % 16 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 14
Forderungen an die Politik Bremen bewegt sich mit kleinen Schritten in die richti- Verkehrssicherheit erhöhen ge Richtung. Dennoch gibt es in entscheidenden Berei- Obwohl der hohe Anteil an Radfahrenden in Bremen chen starken Verbesserungsbedarf: Die Unfallzahlen erfreulich ist, lässt die Sicherheit für nichtmotorisierte von Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radfahre- Verkehrsteilnehmende zu wünschen übrig. Die veraltete In- rinnen und Radfahrern sind klar zu hoch, die öffentli- frastruktur wird dem wachsenden Radverkehr nicht mehr chen Verkehrsmittel werden zu wenig genutzt und die gerecht und erzeugt Gefahrensituationen. Bremens Ver- Anzahl der Pkws ist in den vergangenen Jahren kaum kehrsentwicklungsplan 2025 sieht einige Maßnahmen für gesunken. die qualitative Aufwertung des Radverkehrs vor. Die Breme- rinnen und Bremer steigen immer öfter auf ihr Zweirad und Anbindung an den ÖPNV verbessern kommen so dem angestrebten Modal Split-Ziel der Stadt Es gibt Gründe, weshalb die Bremerinnen und Bremer näher. Nun ist diese in der Pflicht, ihnen dafür eine sichere nur knapp 16 Prozent ihrer Wege mit den öffentlichen und hochwertige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Verkehrsmitteln zurücklegen. Unter anderem liegt es an der dürftigen Anbindung städtischer Bereiche an Innovative Ansätze voran treiben den schienengebundenen Nahverkehr. Daran ändert Bremens Verkehrsentwicklungsplan (VEP) erhielt zu Recht auch die innovativen Ticket- und Bezahlsysteme Lob von vielen Seiten. Selten wurden in einem solchen des Verkehrsverbundes nichts: Um langfristig die Umfang partizipative Elemente genutzt. Gleiches gilt für Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu stärken, die Implementierung von „Mobilitätspunkten/Mobili- müssen dringend weitere Stadtgebiete wie Findorff tätspünktchen“. Das sind intermodale Verkehrspunkte, oder verschiedene Bereiche im Bremer Norden an die die das Umsteigen vom Nahverkehr auf das Fahrrad oder Straßenbahn und Regio-S-Bahn angebunden und weitere Car-Sharing-Auto einfach machen. Die Hansestadt hat in Verknüpfungspunkte zwischen beiden Verkehrsmitteln puncto nachhaltige Mobilität bereits mehrfach mutigen geschaffen werden (z. B. in Uni-Nähe). Innovationsgeist bewiesen – Zeit, dass sich diese Energie auch auf den Ausbau des ÖPNV überträgt! Erreichbarkeit 56 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Bremens öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölkerungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 15
DRESDEN Einwohner: 536.308 | Bevölkerungsdichte: 1.634 EW/km2 Punkte 16,84 Platz 6 von 30 Top & Flop Die sächsische Landeshauptstadt schafft es knapp ins mit Bremen auf Rang 2. Nur die Berlinerinnen und Berli- Mittelfeld. Beim CO2-Ausstoß und dem öffentlichen Per- ner sind beim Treibhausgas noch sparsamer. sonenverkehr auf der Schiene, liegt sie vorn, und auch der Radanteil am Gesamtverkehr ist hoch. Schwachstel- FLOP: Unsicheres Radfahren len sind hingegen Infrastruktur und Verkehrssicherheit. Dresdens Radlerinnen und Radler leben gefährlich. Mehr Unfälle mit der Beteiligung von Radfahrenden ereignen TOP: Dichtes Netz sich nur in Bremen. Dabei gibt es Strecken wie die Bautz- Dresden punktet bei der Erreichbarkeit schienengebun- ner Straße, auf denen sich Unfälle häufen. Meist fehlt eine dener Haltestellen. Dafür sorgt vor allem ein nahezu gute Streckenführung und Radverkehrsanlagen. flächendeckendes, gut ausgebautes Netz an Straßenbah- nen. Nur in einzelnen Bereichen wie etwa dem Dresdner FLOP: Bike&Ride-Stellplätze Süden gibt es noch ein Lücken. Aber auch hier schafft die Legt man Bike&Ride-Stellplätzen auf die Einwohnerinnen Stadt derzeit mit neuen Plänen Abhilfe. und Einwohner um, belegt Dresden den Schlussplatz des Rankings. Die traurige Platzierung ist symptomatisch für TOP: Wenig Autos das bislang kühle Verhältnis der städtischen Verkehrspoli- Neben anderen untersuchten Städten glänzt Dresden mit tik zum Rad. einer relativ geringen Pkw-Dichte. Nicht einmal die Hälfte aller Dresdnerinnen und Dresdener besitzt ein eigenes FLOP: Barrierefreiheit motorisiertes Gefährt. Eine gute Basis für den Aufbau Nur etwa 58 Prozent aller Stationen im schienengebun- einer alternativen Mobilitätskultur. denen Nahverkehr sind in Dresden barrierefrei. Ein Wert, den nur Düsseldorf und Essen unterbieten können. Vor TOP: Weniger CO2 allem außerhalb des Innenstadtbereichs mangelt es an Beim CO2-Ausstoß pro Kopf rangiert Dresden gleichauf Ein- und Ausfahrmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer. Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 0,93 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr vorhanden Anzahl Autos Car-Sharing 0,38 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV vorhanden Pkw-Stellplätze 1-2 / WE NO2-Jahresmittelwert 33,00 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 1-2 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 22,67 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 0,75 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 3,18 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 6,3 t / EW barrierefreie Haltestellen 58 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 480 / 1.000 EW Modal Split 430 2013 Pkw pro 1000 Einwohner 39 % 410 27 % 390 370 12 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 22 % 16
Forderungen an die Politik Dresdens Verkehrspolitik muss den Fuß- und Fahrrad- etwa zehn Prozentpunkte und hat sich seitdem nicht verkehr stärken und die integrierte Mobilitätsführung wieder erholt. Zwar stiegen viele Fußgängerinnen und ausbauen. Fußgänger aufs Fahrrad um, doch auch der motorisierte Verkehr nahm zu. Für die Radfahrenden fehlt es an ent- In nachhaltige Infrastruktur investieren sprechenden Investitionen in die Infrastruktur, bei den In Dresden fahren immer mehr Menschen mit dem Rad. Straßenbahnhaltestellen an Barrierefreiheit. Es wird in Der Anteil des Fahrrads am Gesamtverkehr wächst stetig Dresden Zeit, die verschiedenen Verkehrsmodi in einem und liegt derzeit bei über 16 Prozent – fast dreimal so viel gleichberechtigten Verhältnis zu managen und Anreize wie noch zu Beginn der 1990er Jahre. Von den untersuch- für alternative Mobilitätsformen und deren Zusammen- ten Städten kann diese Zahl nur Freiburg noch toppen. Um wirken zu schaffen. Mehr Bike&Ride-Stellplätze, mehr der wachsenden Radlerschar gerecht zu werden und ihre Leihfahrräder und die Schließung von Lücken im Rad- Sicherheit zu gewährleisten, muss die Stadt in entspre- routennetz sind nur ausgewählte Punkte einer dringend chende Infrastruktur investieren. Negativbeispiel ist die nötigen, integrierten Verkehrsstrategie. Bautzner Straße, eine Hauptroute für Radfahrerinnen und Radfahrer, auf der sich trotz regelmäßiger schwerer Unfäl- Expertise einholen le baulich nur wenig verändert. Der Radverkehr wird zum Für die nötige umfangreiche Infrastrukturplanung – vor Teil auf schmale Gehwege verwiesen, an anderen Stellen allem im Radverkehrsbereich – braucht Dresden Expertin- fehlen die Radverkehrsanlagen ganz. Hier muss dringend nen und Experten. Ein guter Start wäre, zunächst einmal gehandelt werden. passende Stellen in der Verwaltung zu schaffen. Zurzeit gibt es lediglich je einen Mitarbeiter im Stadtplanungsamt Mobilität integriert denken und im Tiefbauamt, die schwerpunktmäßig Radverkehr Anfang der 1990er Jahre fiel der Anteil der Fußgängerin- planen. nen und Fußgänger am Gesamtverkehr in Dresden um Erreichbarkeit 76 % …der Bevölkerung wohnen weniger als 600 Meter entfernt von einer Station des schienen- gebundenen Nahverkehrs. Anzahl der Menschen, die weniger als 600 Meter von einer Station des schienenge- bundenen Nahverkehrs wohnen. über 10.000 5.000 bis unter 10.000 2.500 bis unter 5.000 1.000 bis unter 2.500 500 bis unter 1.000 unter 500 Dresdens öffentliches Schienenverkehrsnetz erweitert um Bevölkerungsdichte (1 Kästchen = 1 Quadratkilometer) 17
STUTTGART Einwohner: 612.441 | Bevölkerungsdichte: 2.954 EW/km2 Punkte 16,62 Platz 7 von 30 Top & Flop Nur 7,5 Prozent der täglichen Wege in Stuttgart werden FLOP: Fahrradanteil mit dem Fahrrad zurückgelegt, dafür 55,5 Prozent mit Nur in Essen und Dortmund werden etwas weniger Wege dem Auto – Werte, die zu den schlechtesten im Ranking mit dem Fahrrad zurückgelegt als in Stuttgart. Die ber- gehören. Auch Stickoxid-, Feinstaub- und CO2-Werte gige Lage Stuttgarts kann diesen Missstand nur in Teilen sind viel zu hoch. Andererseits hat Stuttgart eine gute erklären. Vorgabe für den Bau von Fahrrad-Stellplätzen und die meisten Bike&Ride-Plätze aller untersuchten Städte. FLOP: Zu viele Autos Die deutliche Mehrzahl aller Wege wird in Stuttgart mit TOP: Bike&Ride dem Auto zurückgelegt. Von den untersuchten Städten Keine der anderen untersuchten Städte hat mehr der Anteil mit 55,5% damit der größte. Auch Stuttgarts Bike&Ride-Stellplätze als Stuttgart. Zudem existieren an na- Pkw-Dichte gehört zu den höchsten. hezu allen S-Bahn- und DB-Stationen überdachte Stellplätze. FLOP: Besonders dicke Luft TOP: Stellplatzpflicht für Fahrräder Regelmäßig werden im Stuttgarter Kessel Stickstoffdi- Laut Verordnung müssen in Stuttgart bei jeder neuen oxid- und Feinstaubwerte in alarmierender Höhe über- Wohneinheit zwei wettergeschützte Stellplätze für Fahrrä- schritten. Das Neckartor ist inzwischen als dreckigste der geschaffen werden. Das ist im Vergleich mit anderen Straße Deutschlands bekannt. Städten vorbildlich. FLOP: Nur wenig Bike-Sharing TOP: Wenige Unfälle In Bezug auf die Zahl der Leihfahrräder gehört Stuttgart Nur in Dortmund und Essen verunglücken weniger Fuß- zu den Schlusslichtern. Dabei kann eine schnelle Verfüg- gängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und barkeit von Zweirädern ein Anreiz sein, um mehr Men- Radfahrer. Zugegebenermaßen sind in Stuttgart aber schen in den Sattel zu bringen. auch kaum Radfahrende auf der Straße. Neue Mobilität Umwelt & Gesundheit Anzahl Räder Bike-Sharing 0,65 / 1.000 EW Konzept CO2-freier Verkehr vorhanden Anzahl Autos Car-Sharing 0,64 / 1.000 EW Förderung CO2-freier ÖPNV vorhanden Pkw-Stellplätze 1 / WE NO2-Jahresmittelwert 64,25 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Fahrrad-Stellplätze 2 / WE Ambition NO2-Reduzierung vorhanden Ambitionen SmartCard in Ansätzen PM10-Jahresmittelwert 27,5 µg/m3 Grenzwert 40 µg/m3 Echtzeit-Fahrplan vorhanden Ambition PM10-Reduzierung vorhanden Anzahl Bike&Ride-Stellplätze 15,62 / 1.000 EW Unfälle im Jahr Fuß/Rad 1,28 / 1.000 EW bes. beschilderte Radrouten in Ansätzen CO2-Ausstoß pro Jahr 8,6 t / EW barrierefreie Haltestellen 89 % transparente Ausweisung vorhanden aktueller Luftschadstoffwerte Pkw-Dichte 480 / 1.000 EW Modal Split 500 2010 Pkw pro 1000 Einwohner 55,5 % 480 21,9 % 460 440 7,5 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 15,1 % 18
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