Neuer ITK-Chef: "Will gemeinsamen Auftritt mit Bosch schärfen"

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Neuer ITK-Chef: "Will gemeinsamen Auftritt mit Bosch schärfen"
PDF erstellt für uli.kreutzer@itk-engineering.de am 08.10.2021

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Neuer ITK-Chef: „Will gemeinsamen Auftritt mit
Bosch schärfen“
07.10.2021 | Autor: Svenja Gelowicz

Frank Schmidt tritt die Nachfolge des langjährigen Geschäftsführers Michael
Englert bei der Bosch-Tochter ITK Engineering an. Ein Gespräch über
Wachstumspläne, warum ITK eigenständig bleiben wird und welche Rolle
Ingenieure beim Kampf gegen den Klimawandel spielen können.

Frank Schmidt ist neuer Chef von ITK Engineering.
(Bild: ITK Engineering)
Herr Schmidt, einen Chefposten zu übernehmen ist immer eine große Nummer. Sie treten in
die Fußstapfen Ihres Vorgängers Michael Englert, der Unternehmensgründer und
langjährige Geschäftsführer war. Wie fühlt sich das an?
Es ist emotional für uns beide und für mich zugleich sehr aufregend. Der Posten ist mehr
als ein Job, ich sehe es als eine Verp ichtung. Ich habe mich für diese Position allerdings
selbst nominiert.

Wie das?
Ich bin ein Bosch-Konzerngewächs. Und wir haben uns schon vor einem Jahr Gedanken
gemacht: Michael geht bald, wie geht es dann weiter? Für mich ist die Rolle am Rande
von Bosch eine neue, besondere Herausforderung und das hat mich gereizt. Und ich habe
gleichzeitig stärker diese Verbindung zu Bosch, als Michael sie hatte.

Wird ITK jetzt mehr zu einem Bosch-Unternehmen?
Nein, so kann man das nicht sagen. Das ITK-Geschäft ist sehr speziell innerhalb der
Bosch-Gruppe und es ist wichtig, dass es seine Eigenständigkeit behält. Bosch kann ein
Türö ner sein und ITK kann sicher viel vom Mutterkonzern lernen. Aber wir machen bei
ITK rein kundenspezi sche Entwicklungen mit einem starken Anteil an Whitebox-
Engineering. Letzteres heißt, dass wir das geistige Eigentum aus Aufträgen an unsere
Kunden weitergeben. Und so manches Unternehmen würde einen Entwicklungsauftrag
aus Wettbewerbsgründen nicht bei Bosch aufgeben. Deshalb bleibt ITK de nitiv eine
eigenständige Firma. Und was noch anders ist: ITK ist ein digitales System- und
Softwareunternehmen und völlig unabhängig von Hardware. Wir können ohne den
Ballast von Produkten arbeiten und müssen uns nicht um Fertigungswerke,
Komponenten oder Vorentwicklungen kümmern. Ich will aber schärfen, wie Bosch und
ITK gemeinsam im Markt auftreten.

Die berühmten ersten 100 Tage stehen nun an. Was packen Sie zuerst an?
Zum einen, was ich gerade sagte: Schärfen, für was wir stehen. Außerdem wollen wir ITK
deutlich internationaler aufstellen. Wir haben kürzlich unser erstes Büro in China
gegründet und wollen dort deutlich wachsen, bis 2024 100 Mitarbeiter haben. Und das ist
nur der Anfang. Ein weiteres Thema sind unsere Kostenstrukturen. Wir sind, salopp
gesagt, kein Billigheimer am Markt. Auch da will ich ITK deutlicher positionieren. Und
wir wollen weiter Innovation treiben. Da passt das Modell Arbeitnehmerüberlassung
vieler anderer Entwicklungsdienstleister nicht zu uns. Und dann wollen wir jährlich mehr
als zehn Prozent wachsen, die Marktnachfrage ist riesig. Dieses Wachstum aufbauen und
weitere hochquali zierte Mitarbeiter zu gewinnen sind Aufgaben, die ich nicht
aufschieben kann. Wir sind, das ist noch ein Unterschied zu Bosch, deutlich weniger
zentralisiert. Uns ist es weitgehend egal, ob wir Mitarbeiter in Barcelona, Berlin oder
Rülzheim einstellen.

Zehn Prozent jährliches Wachstum – das klingt ambitioniert.
Ist es für uns tatsächlich nicht. In den Pandemie-Jahren konnten wir das nicht ganz
halten, aber zu Vor-Corona-Zeiten haben wir mehr gescha t. Mit dieser
Geschwindigkeit wollen wir weiterfahren. Automotive ist ein großer Wachstumsmotor,
beim Software-de nierten Auto gibt es riesige Möglichkeiten und Budgets. Und wir sind
nicht auf bestimmte Märkte angewiesen, denn keine Branche ist von der Digitalisierung
ausgenommen.

Die Branche der Entwicklungsdienstleister formt sich gerade neu, wir haben große
Übernahmen gesehen. Bosch hat 2017 ITK übernommen. Hätte das Unternehmen als kleiner
Spezialist weiter bestehen können?
Nischenspezialisten wird es weiterhin geben, keine Frage. Aber bei manchen Aufträgen
ist Größe eine Voraussetzung. Wir sehen Vergaben, die in der Größe und Komplexität um
Faktoren größer sind als vor fünf Jahren. Unternehmen fragen bei Projekten 200
Mitarbeiter an oder, anderes Beispiel, Start-ups vergeben eine
Gesamtfahrzeugentwicklung. Wenn man so ein Projekt über mehrere Dienstleister
aufteilen muss, wird es schwer zu handhaben. Für solche Vergaben brauchen
Entwicklungsdienstleister eine breite Kompetenz bei Technologien und Methoden
inklusive der anderen Ressourcen wie Personal. Gemeinsam mit Bosch können wir
umfängliche Projekte stemmen und uns im Portfolio ergänzen.

Nicht nur die Engineering-Branche verändert sich, sondern auch die Autoindustrie im
Gesamten. Viele Unternehmen streben daher in neue Märkte, um unabhängiger von ihr zu
werden.
Unser Produkt ist Entwicklung. In fünf oder zehn Jahren sieht Engineering anders aus als
heute. Die ITK soll die digitale Engineering-Firma der Zukunft sein, wenn Sie meine
Vision hören wollen. Wir denken beim Thema Autoindustrie viel zu sehr an das Produkt
auf vier Rädern, also an Inverter, Batterien, Elektromotoren. Aber genauso interessant ist
doch, welche Technik noch außenherum gebraucht wird. Beispielsweise von Kommunen,
wenn es um Laden oder Parken geht. Auch da werden Budgets frei, die Städte verändern
sich ja genauso.

Städte und Kommunen wollen aber vor allem weniger Autos.
Ich glaube nicht, dass Großstädte in den nächsten Jahren autofrei sein werden. Sie wollen
den Individualverkehr aus bestimmten Zonen verbannen. Aber das Auto ist ja nicht
grundsätzlich böse, sondern es geht darum, innerstädtische Mobilität neu zu er nden
und Autos anders zu nutzen.

Das Auto wird dennoch von vielen als großes Problem gesehen. Sie sind seit über 25 Jahren
in der Branche. War der Druck aus der Gesellschaft jemals so groß, als Ingenieur der
Autoindustrie etwas beizutragen, um mehr Klimaschutz zu erreichen?
Diese Diskussion und die Tatsache, dass wir unser Mobilitätsverhalten ändern müssen,
sind o ensichtlich. Aber ich scheue mich zu sagen, dass das nun der größte Umbruch ist.
Im Ingenieursleben war es zumeist so, dass es eine bestimmte Lösung gab sowie einen
bestimmten Weg, um dahin zu kommen. Die Herausforderung für den Ingenieur liegt
heute darin, dass der Lösungsraum sehr groß ist. Deshalb ist es auch so wichtig,
technologieo en zu sein beim Thema Klimaschutz. Ich bin nicht vollends
technologiegläubig. Gerade wenn es um den Umgang mit Daten geht, nde ich Prinzipien
sehr wichtig. Mir liegt aber etwas am Grundkonsens, dass Innovation etwas Gutes ist und
uns nach vorne bringt.

Sie selbst haben vier Töchter. Kam da schon mal der Vorwurf, dass die Autoindustrie keine
klimafreundliche Branche ist?
Alle vier engagieren sich bei dem Thema sehr, ein Vorwurf kam aber noch nie. Keine von
ihnen hat ein eigenes Auto, da sie in Städten wohnen, brauchen sie das nicht. Sie fragen
eher, was wir als Industrie tun. Und Bosch ist als erstes globales Industrieunternehmen
klimaneutral, was mich stolz macht.

Hat von ihnen eine die Ambitionen auf eine Karriere in der Autoindustrie?
Nein, keine, obwohl ich Frauen in technischen Berufen intensiv fördere. Die Chancen in
der Branche sind groß, Mobilität wird es immer geben. Und gerade junge Leute, die mit
Mobilität anders umgehen als ich selbst, die ein digitales Mindset haben – die schaden
unserer Branche nicht.

Haben Sie selbst mal E-Scooter oder ähnliche Kleinstfahrzeuge genutzt?
Selbstverständlich nutze ich solche Shared-Mobility-Angebote. Ich bin schon E-Scooter
und E-Roller gefahren und gerade mein Elektrofahrrad – natürlich mit Bosch-Antrieb –
ist eine Quelle großer Freude für mich. Das macht richtig Spaß.

  F RAN K SC HMIDT, GESCHÄF TSF Ü HRE R ITK E NGINE E RI NG
Frank Schmidt wurde 1966 in Bühlertal (Baden-Württemberg) geboren. Er studierte Elektrotechnik
   mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik an der Universität Kaiserslautern und legte 1992
   das Diplomexamen ab. 1996 promovierte er zum Dr.-Ing., ebenfalls an der Universität
   Kaiserslautern. Im gleichen Jahr ist Schmidt in die Bosch-Gruppe eingetreten und war dort ab 2011
   in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, unter anderem in Australien und Asien. Ab 2016 war
   er Geschäftsleiter Entwicklung bei Bosch Engineering in Abstatt. Seit Oktober ist er
   Geschäftsführer bei der Bosch-Tochter ITK Engineering.

(ID:47714837)

   ÜBER DE N AUTOR

                    Svenja Gelowicz
                    Redakteurin im Ressort Management

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