NEUES AUS DEN POLNISCHEN NACHBARREGIONEN

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NEUES AUS DEN POLNISCHEN NACHBARREGIONEN
Presseschau 02/2019                                                                               30. April 2019

                 NEUES AUS DEN
                   POLNISCHEN
                NACHBARREGIONEN

+++ SPEZIAL: Lehrer_innen-Streik: Lehrer_innen-Streik bis September 2019 ausgesetzt |
Als ob es zwei verschiedene Streiks gäbe … | Arbeitgeber_innen zeigen Verantwortung ++
+ Polen und Dänemark bauen eigene Ostsee-Pipeline +++ Stettin bekommt
Stadtschnellbahn +++ Wałbrzych verzichtet auf Plastik +++ Frühjahrsputz in Parks und
Wäldern +++ Marsch für das Leben +++ Neo-Nazi-Treffen verhindert +++ Stoewer kehrt
nach Stettin zurück +++ Neues Theater in Breslau +++ TIPPS: Theaterfestival
„Kontrapunkt“ in Stettin | Moniuszko-Wochenende in Stettin | Neißefilmfestival | Deutsch-
Polnisches Bischofstreffen am Europa-Tag in Frankfurt +++

SPEZIAL
Landesweiter Lehrer_innen-Streik
Der lang angekündigte, landesweite Streik der Lehrerinnen und Lehrer, der zunächst vom 8. bis
zum 27. April 2019 andauerte, war das wichtigste Thema in der lokalen als auch überregionalen
Presseberichterstattung im Monat April in Polen. Wir widmen uns daher dem Streik in dieser
Ausgabe etwas ausführlicher. Es wird dabei um die Forderungen, Reformansätze, den
Streikverlauf und den Stand der Verhandlungen gehen; wir werden auf die unterschiedliche
Berichterstattung eingehen und auf gesamtgesellschaftliche Impulse außerhalb der Schulen
schauen.

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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E-Mail: martin.kujawa@dpg-brandenburg.de                  !                                       Presseschau
Telefon: +49 171 944 3098                       Gefördert vom MdJEV des Landes Brandenburg   Ausgabe April 2019
Presseschau 02/2019                                                                               30. April 2019

BILDUNG
Lehrer_innen-Streik bis
September 2019 ausgesetzt
Der landesweite Streik der Lehrer_innen und
Lehrer der Grund- und weiterführenden Schulen
– der größte Streik seit 1992 – ist nach 18
Streiktagen am 27. April 2019 zunächst
ausgesetzt worden. Nachdem Gespräche
zwischen den Streikenden und
Regierungsvertretern am 18. April ergebnislos
abgebrochen wurden, wurde zunächst weiter
gestreikt. Jetzt berief Premierminister Mateusz
Morawiecki einen Runden Tisch ein, um über die
Zukunft der schulischen Bildung zu sprechen.
An den ersten beiden Treffen nahmen allerdings
keine Vertreter_innen des Lehrerbundes teil, da
die Regierung nicht signalisiert habe, so der „Schulstreik – Gemeinsam arbeiten wir und
Lehrerbund, auf ihre Forderungen einzugehen. gemeinsam streiken wir!“, Plakat des Lehrerbundes
Der Lehrerbund hat den Streik allerdings nicht ZNP, Autor: Wikimedia-Commons-User ‚Silar‘,
beendet, viel mehr ruft er zu einem Dienst nach Creative Commons BY-SA 4.0
Vorschrift auf und kündigte an, den Streik im
September, also kurz vor den Parlamentswahlen, wieder aufzunehmen.
Zu den Forderungen des Lehrerbundes gehören neben einer Gehaltserhöhung in zwei Stufen um
jeweils 15 Prozent, höhere Ausgaben für Bildung, ein neues Bewertungs- und
Beförderungssystem für Lehrer_innen und der Rücktritt der Bildungsministerin Anna Zalewska.
Die Regierung hatte lediglich eine geringe Lohnerhöhung angeboten, ein Teil der Gewerkschaft
Solidarność hatte dieses Angebot zwar angenommen, das Gros der Lehr_innen hatte sich
jedoch in einer Abstimmung für einen landesweiten Streik ausgesprochen. Das Einstiegsgehalt
liegt in der Referendariatszeit bei derzeit 1751 Złoty Nettogehalt (etwa 410 Euro), bei
diplomierten Lehrer_innen bei 2377 Złoty (550 Euro). Die geringen Gehälter führen, so der
Lehrerverband, einerseits zu Lehrermangel und haben andrerseits Auswirkungen auf die Qualität
der schulischen Bildung
Inwiefern die von der Regierung initiierten Gespräche am Runden Tisch, an denen insgesamt
100 Personen (Regierungsvertreter, Politiker unterschiedlicher Parteien, Gemeindevertreter,
Lehrer_innen), teilnahmen Lösungen bringen, ist noch nicht absehbar. Die Polityka kritisierte,
dass an den Gesprächen aus Platzgründen der Beauftragte für Bürgerrechte nicht teilnehmen
kann, populistische und für ihre unsachliche Debattenführung bekannte Politiker jedoch mit am
Tisch sitzen. Zunächst soll in fünf Unterkommisionen eine breitere Debatte geführt werden,
bekannt sind dabei nur die Themen: „Lehrer_innen im Bildungssystem“, „Qualität der Bildung“,

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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„Moderne Schulen“, „Schüler_innen im Bildungssystem“, „Eltern im Bildungssystem“. Die
Gespräche sollen am 10. Mai fortgesetzt werden.
Darüber, dass eine allgemeine Debatte – gerade nach mehreren die Bildungssituation
verkomplizierenden Reformen der letzten Jahre – notwendig erscheint, sind sich viele Zeitungen
einig. Zu wichtigen Themen zählt beispielsweise die Rzeczpospolita neben dem Gehaltssystem
und der Finanzierung der Bildung ein höheres Ansehen des Lehrerberufs, eine neue Verteilung
der Lehrstundenlast, mehr Autonomie für Schulen und Lehrer_innen, Verschlankung des
Lehrplans mit weniger Auswendiglernen und anderen Bewertungssystemen, Abschaffung der
Abschlussprüfungen und eine geringere Hausaufgabenlast. Was das Finanzierungssystem der
Bildung angeht, wird von Vertretern des Gemeinde- und Städtebundes bemängelt, dass die
Gemeinden zwar einen Teil der Bildung – auch der Lehrergehälter – mittragen, aber ansonsten
wenig Mitspracherechte besitzen und häufig zu geringe eigene Steuereinnahmen haben, um
beispielsweise mit zusätzlichen Sonderzahlungen Anreize zu schaffen oder Mehrstunden zu
finanzieren. Ein großes Problem im ländlichen Raum ist der Mangel an Fachlehrer_innen, häufig
müssen diese mit einem geringen Stundenpensum an mehreren Schulen unterrichten.
Nach Angaben des Lehrerbundes streikten landesweit 80 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer,
nach Angaben des stellvertretenden Bildungsministers Maciej Kopeć etwa 50 Prozent der
Schulen. Nach dem Streik wird nun diskutiert, ob womöglich eine Verlängerung des Schuljahres
in die Sommerferien hinein droht. Der stellvertretende Bildungsminister beantwortete in einem
Interview die Frage danach nicht abschließend und wies daraufhin, das es Sache der
Schuldirektionen sei, gegebenenfalls das Pensum der verpassten 18 Schultage nachzuholen.
Die Bildungsministerin Anna Zalewska geht allerdings davon aus, dass die
Schuljahresprogramme bis zu den Sommerferien absolviert werden können.
Die Abschlussprüfungen am Ende der Grundschulzeit und der Gymnasien, die in die Zeit des
Streiks fielen, konnten abgenommen werden. Zur Durchführung der Prüfungen wurden in der
Regel das Lehrpersonal, das nicht streikte, zu Prüfungen abdelegiert und nicht streikende
Religionslehrer_innen eingesetzt. Mancherorts wurden auch andere lokale Geistliche (Priester,
Nonnen) und sogar Polizist_innen zur Aufsicht eingesetzt. Die Rzeczpospolita warnte dabei in
einem Kommentar davor, dass die Prüfungen, die von schulfremden Personen durchgeführt
wurden, gerichtlich angefochten werden könnten. Auch könnten Eltern gegen die Verletzung des
Grundrechtes auf Bildung klagen, was einige Elternvertreter_innen auch angekündigt hatten.
Nach Auffassung von Rechtsexperten sei allerdings der Staat in der Pflicht, die von der
Verfassung garantierte Schulbildung zu gewährleisten, die Streikenden selbst können nicht
verklagt werden. Für die Abiturprüfungen, die demnächst in Polen durchgeführt werden, erließ
der Sejm vorsorglich für den Streikfall mit Stimmen des Regierungslagers ein neues Gesetz: Falls
die Zulassung durch den aus Lehrkräften bestehenden pädagogischen Rat einer Schule nicht
erfolgt, weil der pädagogische Rat – z.B. wegen eines Streiks – nicht zusammentritt, kann die
Zulassung auch durch den Direktor der Schule oder sogar durch Vertreter der Gemeinde, in
deren Verantowrtung die jeweilige Schule liegt, ausgesprochen werden.
Umfragen zufolge traf der Lehrer_innen-Streik auf ein breites Verständnis in der Bevölkerung.
Etwa 43 Prozent der Bevölkerung befürworten den Streik laut einer telefonischen Umfrage. In
der Tat fanden in vielen Städten – auch in Stettin, Breslau oder Gorzów –

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Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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Solidaritätsdemonstrationen statt, und auch nach Streikende wurden noch Spenden für den
Streik gesammelt. Die Gazeta Wyborcza ist allerdings der Meinung, dass die Frage, ob jemand
den Streik unterstützt oder nicht, sich weder an der Zugehörigkeit zum Regierungslager oder zur
Opposition noch zur Zugehörigkeit zu einer bestimmten Bevölkerungsschicht ausmachen lässt.
Ihrer Meinung nach zieht sich das Verständnis für die Streikenden und die Einsicht einer nötigen
Aufwertung des Bildungswesens quer durch die Gesellschaft.
QUELLEN: TYGODNIK POWSZECHNY 07.04.2019, RZECZPOSPOLITA 10.04., 11.04., 17.04., GAZETA
WYBORCZA GORZÓW 12.04.2019, GŁOS SZCZECIŃSKI 25.04.2019, POLITYKA, 26.04.2019, GAZETA
WYBORCZA 28.04.2019, RADIO SZCZECIN 30.04.2019

BILDUNG MEDIEN
Als ob es zwei verschiedene Streiks gäbe …
Die Berichterstattung über den Lehr_innen-Streik war sehr unterschiedlich. Besonders große
Diskrepanzen gab es zwischen den Hauptnachrichtensendungen der öffentlichen staatlichen
Fernsehens TVP und den Privatfernsehsendern. Generell ließ sich feststellen, dass die
Nachrichten im öffentlichen Fernsehen dem Thema Lehrer_innen-Streik weit weniger Raum
widmeten. Hier überwog die Berichterstattung über die trotz des Streiks planmäßig
durchgeführten Prüfungen, zum Teil mit Aussagen von nicht-streikenden Lehrern unterlegt, dass
das Wohl der Schüler ihnen am wichtigsten sei. Außerdem betonten die TVP Nachrichten die
Bereitschaft von Regierungsvertretern zu Gesprächen.
Die Nachrichtsendung Fakty des Privatsenders TVN zeigte mehrfach Unterstützung der
Streikenden durch Eltern oder Demonstranten, während dies in der Berichterstattung des
öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht vorkam. Hier häuften sich dafür Aussagen, die Opposition
habe den Streik mit initiiert. TVN rechnete den Fernsehzuschauern vor, wie hoch die Gehälter der
Lehrer_innen sind, bzw. wie vergleichsweise niedrig sie nach den Angeboten der Regierung
blieben, dabei – so die Kritik der Zeitung Rzeczpospolita, die die Fernsehbericherstattung
analysierte – vergaß der Privatsender TVN zu erwähnen, dass die Gehälter auch bei der
Vorgängerregierung zwischen 2012 und 2015 nicht erhöht worden waren.

Insgesamt, so die Rzeczpospolita, kamen bei allen Fernsehberichten zu wenig die betroffenen
Schülerinnen und Schüler zu Wort.
QUELLE: RZECZPOSPOLITA, 13.04.2019

BILDUNG WIRTSCHAFT
Arbeitgeber_innen zeigen Verantwortung
Der landesweite Streik der Lehrer_innen stellte nicht nur für die Schülerinnen und Schüler und
die Eltern der zu betreuenden Kinder vor große Herausforderungen, auch Arbeitgeber_innen
waren in der Verantwortung, mit dem Streik umzugehen, wenn ihre Arbeitskräfte von den
Arbeitsniederlegungen in den Schulen betroffen waren. Nach Recherchen der Rzeczpospolita

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
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gingen viele Arbeitgeber verantwortungsvoll mit dem Streik um, was nach Ansicht der Zeitung zu
einem positiven Impuls im Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis führen könnte. Viele Firmen
gewährten Angestellten die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten, kamen ihnen mit flexiblen
Arbeitszeitszeitmodellen (z.B. Vertrauensarbeitszeit) und zusätzlichen Sonderurlaubstagen
entgegen. Einige große und mittelständische Unternehmen boten auf den Betriebsgeländen
Betreuungsangebote für Kinder an oder richteten Kinderecken ein, damit Eltern ihre Kinder mit
zum Arbeitsplatz nehmen konnten, andere zahlten Sonderzuschläge für die privat zu leistende
Kinderbetreuung. Bereits vor dem angekündigten Streik haben viele Firmen die Bedürfnisse ihrer
Angestellten abgefragt. Diese Herangehensweise an die Bedürfnisse Angestellter mit Kindern,
die Unternehmer gezwungenermaßen zu Streikzeiten an den Tag legten, könnte – als
Nebenprodukt der Lehrerstreiks – bleibende gesamtgesellschaftliche Auswirkungen auf eine
familienfreundlichere Arbeitgeberpolitik haben, die sich gleichzeitig auf ein positives Image der
jeweiligen Unternehmen auswirke, findet die Rzeczpospolita.
QUELLE: RZECZPOSPOLITA 09.04.2019

INFRASTRUKTUR/WIRTSCHAFT
Polen und Dänemark bauen eigene Ostsee-Pipeline
215 Millionen Euro stellt die Europäische Union für den Bau einer unter der Ostsee verlaufenden
Erdgasleitung zur Verfügung. Mit Hilfe des polnisch-dänischen Projekts „Baltic Pipe“ soll Gas
aus norwegischen Quellen über Dänemark nach Polen geliefert werden und auf diese Weise zur
Diversifikation der Gasquellen im östlichen Teil Europas beitragen. Als Hintergrund für die
Entstehung des „Baltic-Pipe-Projektes“ gilt die Kritik Polens und anderer europäischer Länder
gegenüber der deutsch-russischen Investition Nord Stream 2. Die Versorgung mit dem
norwegischen Erdgas soll die Unabhängigkeit Polens von russischem Gas verringern. Die
Verhandlungen mit Dänemark über den Verlauf der neuen Pipeline dauerten über drei Jahre und
wurden im November 2018 erfolgreich abgeschlossen. Mit dem Zuschuss der Europäischen
Union soll nun mit dem Bau begonnen werden. Eine entsprechende Vereinbarung wurde Mitte
April in Brüssel unterzeichnet. Die 900 Kilometer lange „Baltic-Pipe“ soll ab Oktober 2022
Erdgas pumpen. Das Datum ist nicht zufällig: 2022 läuft der Liefervertrag zwischen der
polnischen Regierung und dem russischen Energiekonzern Gazprom aus. Jährlich sollen über
die polnisch-dänische Pipeline etwa zehn Milliarden Kubikmeter Gas geliefert werden. Bei
Bedarf kann das Gas auch in die Gegenrichtung aus Polen nach Dänemark gepumpt werden.
Die „Baltic-Pipe“ wird die Erdgasleitungen von Nord Stream und Nord Stream 2 kreuzen. Als
Abnahmepunkt ist der Ostseekurort Niechorze in Westpommern geplant. Von dort aus wird das
Gas weiter nach Polen und in Zukunft auch in die benachbarten Länder wie Litauen oder
Lettland transportiert. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem dänischen Gas- und Strom-
Übertragungsnetzbetreiber Energinet und dem polnischen Gas-Übertragungsnetzbetreiber GAZ-
SYSTEM S.A. entwickelt. Die Ostsee-Erdgasleitung ist die nächste strategische Investition
Polens in den Energiesektor, um unabhängiger von russischen Energiequellen zu sein. Ende

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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2015 wurde in Swinemünde auf Usedom ein Flüssiggasterminal in Betrieb genommen. Mit
Schiffen wird hier Gas aus Katar importiert, das zurzeit etwa ein Drittel der gesamten
Gasversorgung Polens deckt. Nach dem bereits beschlossenen Ausbau soll das Terminal etwa
die Hälfte der Versorgung decken.
QUELLEN: RZECZPOSPOLITA 15.04.2019, GAZETA WYBORCZA 15.04.2019,
WEBSEITE DES PROJEKTES: WWW.BALTIC-PIPE.EU

INFRASTRUKTUR
Stettin bekommt Stadtschnellbahn
538 Millionen Zloty (etwa 135 Mio. Euro) bekommt Stettin von der Europäischen Union für den
Bau einer Metropolbahnstrecke (SKM), die die Oderstadt mit den umliegenden Orten wie Police,
Gryfino und dem Flughafen Goleniów verbinden wird. Die Bahnstrecke ähnelt mit ihren 40
Haltestellen einer S-Bahn und ist zurzeit die größte Investition dieser Art in Polen. Ans Netz
werden sowohl bereits existierende als auch neu gebaute Strecken angeschlossen. Die SKM soll
bis 2022 entstehen. Die Investitionskosten belaufen sich insgesamt auf etwa 740 Millionen Zloty.
Die ersten Arbeiten auf der Strecke nach Police haben bereits begonnen. Das großformatige
Bauvorhaben in Stettin wurde mit großem Interesse auch auf der deutschen Seite der Grenze
begrüßt. Gewünscht wäre außer dem Streckenausbau Stettin–Gryfino auch ihre Verlängerung
nach Schwedt an der Oder, betonten Vertreter kleiner und mittlerer Unternehmen aus beiden
Ländern, die Mitte April in Schwedt über die Perspektiven der deutsch-polnischen
Zusammenarbeit im Grenzgebiet diskutierten. So würde die kulturelle Attraktivität Stettins viel
mehr als bisher auch auf das Umland auf der deutschen Seite ausstrahlen.
QUELLEN: GŁOS SZCZECIŃSKI 12.04.2019, NORDKURIER 13.04.2019

UMWELT
Wałbrzych verzichtet auf Plastik
Wałbrzych (Niederschlesien) verbietet als erste Stadt in Polen und als eine der ersten in Europa
Plastik. Ab dem 1. Mai wird die Nutzung von Einweg-Besteck, -Geschirr und -Verpackungen aus
Plastik auf allen von der Stadt organisierten Veranstaltungen untersagt. Das Verbot gilt auch für
Veranstaltungen, die aus dem städtischen Budget mitfinanziert werden. Laut dem
Stadtpräsidenten Roman Szełemej produzieren die 115.000 Einwohner von Wałbrzych pro Tag
etwa eine Tonne Plastikmüll. Aufgrund der großen Menge findet die Stadt keine Abnehmer mehr,
die den Müll entsorgen. Der Aktion „Stop Plastik“ soll eine Bildungskampagne folgen. Mit
großformatigen Plakaten will die Stadt auch die Einwohner_innen davon überzeugen, auf
Einwegverpackungen in ihren Haushalten zu verzichten. Ab dem neuen Schuljahr bekommen
auch alle Erstklässler in Wałbrzych ökologische Trinkflaschen. In Polen wird zurzeit nur etwa ein
Drittel der Kunststoffverpackungen recycelt. Gleichzeitig entwickelt sich die Szene der kleinen
Unternehmen rasch, die Alternativen zu Plastik anbieten. Im vergangenen Jahr wurde

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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beispielsweise von der jungen Polin Róża Rutkowska eine organische Verpackung aus
Kombucha-Pilz erfunden. Sie hält Lebensmittel bis zu sechs Monate frisch und eignet sich zum
Essen, anstatt zum Wegwerfen. Auch immer mehr Betreiber_innen von Cafés und Restaurants in
ganz Polen verzichten auf Einwegbecher oder Strohhalme aus Plastik bzw. ersetzen sie mit
Mehrweg-Alternativen.
QUELLEN: GAZETA WYBORCZA 04.04.2019, RZECZPOSPOLITA 02.04.2019

GESELLSCHAFT UMWELT
Frühjahrsputz in Parks und Wäldern
In Gorzów und Stettin fanden am vergangenen Wochenende große Müllsammelaktionen statt. In
Stettin waren Bürgerinnen und Bürger der Stadt am so genannten Smaragdsee (auf dem rechten
Oderufer) unterwegs, um das beliebte Ausflugsziel zum Saisonstart zu reinigen. Mit Teppichen
und Autoreifen bis zu liegengelassenen Grills konnten vier Container gefüllt werden. In Gorzów
durchforsteten etwa 60–70 Einwohner_innen die Parks der Stadt, der Gruppe schlossen sich
noch 25 Häftlinge aus der Strafanstalt an. Die Aktion wurde von zwei Recyclingunternehmen
gesponsort, die die Gruppen mit Gerät und Einweghandschuhen ausstattete und den Müll
kostenlos entgegennahm. Die Aktionen sollen fortgesetzt werden, insbesondere der Żeromski-
Park in Stettin, der Arkonka-Wald und das Oderufer sollten nach Ansicht der Stettiner
Aktivist_innen gesäubert werden. Gerade am Oderufer sollte die Bevölkerung dafür sensibilisiert
werden, Abfälle nicht gedankenlos liegen zu lassen.
QUELLEN: GAZETA WYBORCZA SZCZECIN 27.04.2019, GAZETA WYBORCZA GORZÓW 27.04.2019

GESELLSCHAFT POLITIK
Marsch für das Leben
Am Sonntag, 28. April 2019 fand in Stettin der „Marsch für das Leben“ statt. Die Demonstranten
aus der Pro-Life-Bewegung zogen bereits zum 17. Mal durch die Stadt. Bei dem diesjährigen
Marsch, der sich für den Schutz des Leben und gegen Abtreibungen ausspricht, wurden sie
auch von einigen Politikern unterstützt. An der Spitze des Stettiner Marsches lief u.a. der
polnische Innenminister Joachim Brudziński und der Europaabgeordnete der PiS Czesław Hoc
mit. Der unabhängige Stadtpräsident Piotr Krzystek trat bei der Kundgebung zusammen mit
dem Erzbischof Andrzej Dzięga auf und hielt eine kurze Ansprache, in der er zum Ausdruck
brachte, dass das Leben für ihn „vom Moment der Empfängnis heilig“ sei. An dem mit sehr
vielen rot-weißen Nationalfahnen geschmückten Umzug, der unter dem Motto „Liebe ist größer
als …“ stand, sollen etwa 17.–18.000 Menschen teilgenommen haben.
QUELLEN: GAZETA WYBORCZA SZCZECIN 29.04.2019, RADIO SZCZECIN 30.04.2019, NA TEMAT 30.04.2019

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GESELLSCHAFT
Neo-Nazi-Treffen verhindert
Der Inlandsgeheimdienst ABW (Agentur für Innere Sicherheit) und die Polizei haben am
Samstag, 20. April 2019 ein Neo-Nazi-Treffen in Dzierżoniów verhindert. In dem
niederschlesischen Dorf sollte konspirativ ein Konzert zum Geburtstag Adolf Hitlers stattfinden.
Zwei Anführer aus der Blond-and-Honor-Bewegung wurden verhaftet und der
Staatsanwaltschaft zugeführt. Sie müssen sich wegen Aufrufes zu nationalistisch und rassistisch
begründeten Hasstaten verantworten. Die beiden Personen sind wegen ähnlicher Vergehen
bereits vorbestraft und treten in der Szene auch international auf. Bei dem geplanten Konzert
sollten auch einige Neonazi-Bands aus Deutschland auftreten. Zum Treffen waren etwa 300
Neonazis aus Polen, Deutschland, der Schweiz und der Ukraine angereist. Derweil konnten am
rechtsextremen Rockfestival „Schild und Schwert“ am selben Wochenende im oberlausitzischen
Ostritz etwa 750 Szene-Anhänger – auch aus Polen – anreisen. Sie wurden auf dem Weg vom
polnischen Bahnhof in Krzewina Zgorzelecka über die Neißebrücke zum Festivalgelände von
polnischer und sächsischer Polizei kontrolliert und eskortiert.
QUELLEN: GAZETA WYBORCZA WROCŁAW 22.04., 23.04.2019

KULTUR
Stoewer kehrt nach Stettin zurück
Etwa 900 Exponate, darunter einzigartige Autos, erwirbt die Stettiner Stadtverwaltung von
Manfred Bauer, dem Gründer des Stoewer Museums im hessischen Wald-Michelbach. Stoewer
war bis 1945 ein in Stettin ansässiges Unternehmen, bekannt vor allem als Auto-, Fahrrad- und
Nähmaschinenhersteller. Firmengründer Bernhard Stoewer (1834-1908) gilt weltweit zusammen
mit seinen Söhnen als einer der Pioniere der Automobilindustrie. Die erfolgreiche Geschichte des
Unternehmens fand mit dem Zweiten Weltkrieg ihr vorläufiges Ende. Nachdem die Rote Armee
Stettin eroberte, wurde die gesamte Fabrik demontiert und hinter den Ural abtransportiert. Die
Anlage wurde dort allerdings niemals montiert und letztendlich verschrottet. Die Sammlung des
1941 in Stettin geborenen Manfred Bauer bekommt nun das Stettiner Museum für Technik und
Verkehr. Die Stadt bezahlt dafür 750.000 Euro.
QUELLEN: KURIER SZCZECIŃSKI 04.04.2019, GAZETA WYBORCZA 04.04.2019

KULTUR
Neues Theater in Breslau
Früher war hier eine Bäckerei, jetzt befindet sich an ihrer Stelle auf der Breslauer Insel Kępa
Mieszczańska (deutsch: Bürgerwerder) ein Theater. Den Namen übernahm die Kultureinrichtung
von ihrem Vorgänger und heißt „Piekarnia“, also Bäckerei. Zur Einweihung des neuen Standortes
wurde das Stück „The Prisoner“ unter der Regie des französisch-britischen Dramatiker- und

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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Telefon: +49 171 944 3098                       Gefördert vom MdJEV des Landes Brandenburg   Ausgabe April 2019
Presseschau 02/2019                                                                               30. April 2019

Regisseurduos Peter Brook und Marie-Helene Estienne gezeigt. Das verlassene Gebäude wurde
2013 vom Immobilieninvestor Archicom mit dem Ziel erworben, hier eine Kultureinrichtung zu
errichten. Für das künstlerische Konzept zeichnet sich das legendäre Grotowski-Institut
verantwortlich. Das Programm des neuen Theaters präsentiert sich imposant: Noch in diesem
Frühling wird das Stück „Poskromienie“ („Die Zähmung“) des Polnischen Theaters im
Untergrund (Teatr Polski w Podziemiu) von Monika Pęcikiewicz Premiere feiern. Geplant sind
auch eine „Nacht mit Fakten“ sowie die Aufführung des alternativen Theatersüberblick „The Best
Off“. Im Mai wird der neue Kulturstandort zudem das Internationale Festival der Kunst der neuen
Medien „Biennale Wro“ beherbergen.
QUELLE: GAZETA WYBORCZA WROCŁAW, 25.04.2019

KULTUR-TIPP
Theaterfestival „Kontrapunkt“ in Stettin
Noch bis zum 6. Mai dauert in Stettin das 54. Theaterfestival der kleinen Form „Kontrapunkt“.
Das Festival gehört zu den ältesten Veranstaltungen dieser Art in Polen. „Kontrapunkt“ stellt die
neuesten Trends und Experimente sowohl bereits etablierter als auch angehender Künstler vor.
In diesem Jahr steht das Festival unter dem Motto „Bin ich etwas schuldig?“ Dies bezieht sich
auf die drei großen Jahrestage des vergangenen Jahres: 100 Jahre Unabhängigkeit Polens, 100
Jahre Frauenwahlrecht sowie 50 Jahre März-Unruhen 1968, die das Land nach den
Studentendemonstrationen in eine politische Krise geführt hatten. Diese drei Themen prägten in
den letzten Monaten in großem Maße die Theaterkunst in Polen. Die Veranstalter_innen wollen
allerdings das Motto des Festivals außerhalb seines patriotischen Kontextes setzen und das
Publikum zum gesellschaftlichen und kulturellen Nachdenken anregen. Zum 12. Mal in der
Geschichte des Festivals wird ein Teil des Publikum für einen Tag nach Berlin fahren, um dort
kulturelle Einrichtungen zu besuchen. Geplant ist unter anderem der Besuch des Museums
Barberini in Potsdam, sowie die Teilnahme am Stück „Abgrund“ von Thomas Ostermeier in der
Schaubühne am Lehniner Platz.
QUELLE: GŁOS SZCZECIŃSKI, 26.04.2019

KULTUR-TIPP
Moniuszko-Wochenende in Stettin
Zu Ehren des vor 200 Jahren geborenen Komponisten und Dirigenten Stanisław Moniuszko
finden am 4. und 5. Mai 2019 einige Konzerte in Westpommern statt. Am Sonntag um 12:00 Uhr
startet im Stettiner Park Jasne Błonia eine Polonaise, anschließend wird zum musikalischen
Picknick eingeladen. Bereits am 4. Mai gibt es eine musikalische Aufführung mit Solist_innen der
Stettiner Oper im Amphitheater von Połczyn-Zdrój, das an diesem Tag feierlich auf den Namen
des Vaters der polnischen Nationaloper Stanisław Moniuszko getauft wird. Auf dem Marktplatz

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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von Tuczno wird es am 5. Mai ebenfalls ein musikalisches Picknick geben, mit einem
Kinderprogramm ab 14:00 und einem Abschlusskonzert ab 19:00 Uhr.
QUELLE: GAZETA WYBORCZA SZCZECIN 28.04.2019

KULTUR-TIPP
Neißefilmfestival
Im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck findet vom 7. bis 12. Mai 2019 an insgesamt
20 Spielstätten u.a. in Bautzen/Budyšin, Görlitz/Zgorzelec, Liberec und Zittau wieder das Neiße-
Filmfestival statt. Im Programm dieses Filmfestivals werden deutsche, polnische, tschechische
und weitere zeitgenössische und historische Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme gezeigt.
Zu den Höhepunkten gehören mit Sicherheit die Stummfilmkonzerte und das Open-Air-Kino auf
dem Görlitzer Lutherplatz. Der Festivalfokus richtet sich im Wahljahr 2019 auf dem „Homo
politicus“. Der polnische Schauspieler Jan Nowicki wird mit einem Ehrenpreis des Festivals
geehrt. Schirmherren des Neiße-Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des
Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hejtman der Region Liberec, und Rafał Gronicz,
Bürgermeister der Stadt Zgorzelec.
QUELLE: ONET, 22.04.2019
PROGRAMM: WWW.NEISSEFILMFESTIVAL.NET

ANKÜNDIGUNG
Deutsch-Polnisches Bischofstreffen am Europa-Tag in
Frankfurt
Am 9. Mai 2019 findet in der Friedenskirche von Frankfurt (Oder) das Ökumenisches Deutsch-
Polnische Bischofstreffen am Europa-Tag statt. Ab 16 Uhr diskutieren Bischof Markus Dröge, der
Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Erzbischof Henryk
Muszyński, Senior-Primas Polens aus Gniezno, Erzbischof Heiner Koch vom Erzbistum Berlin,
die Generalsuperintendentin Theresa Rinecker aus dem Sprengel Görlitz der EKBO, Bischof
Waldemar Pytel der Evangelisch-Augsburgischen Diözese Breslau und Diözesanbischof Tadeusz
Lityński der Diözese Zielona Góra-Gorzów zur „christlichen Verantwortung für den Frieden 80
Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs“. Ab 18
Uhr findet ein ökumenischer deutsch-polnischer Gottesdienst statt.
QUELLE: HTTPS://WWW.OEC-FF.DE/INDEX.PHP/DE/VERANSTALTUNGEN

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Herausgeberin: Deutsch-Polnische Gesellschaft
Brandenburg, Redaktion: Monika Stefanek und
Adrian Fiedler, Koordination: Martin Kujawa
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