Nicht ohne Pädagogik - GEW Hamburg
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DIGITALISIERTER UNTERRICHT Nicht ohne Pädagogik Interview mit Martin Brause, Verantwortlicher für die Digitalisierung aller Bildungsmaßnahmen in der Stadt hlz: Herr Brause, wie gut wa- Klassenlehrerinnen und Klas- Verbreiten von reinen Linklisten, ren Sie vorbereitet auf die Coro- senlehrer auch im Fernunterricht von denen es im Netz mehr als na-Krise? wichtige Bezugspunkte für die genug gibt, sondern eine Ein- Schülerinnen und Schüler. Dabei ordnung, Kommentierung und Martin Brause: Niemand haben – und das wiederhole ich Empfehlung einer Reihe von von uns hat in der Vergangenheit hier noch einmal bewusst – die Apps, Lernportalen u. ä., die aus Erfahrungen im Fernunterricht Hamburger Lehrkräfte sehr gute unserer Sicht und der Sicht der eines ganzen Schulsystems sam- Arbeit geleistet. Lehrerinnen und Lehrer für den meln können. Die Corona-Krise Seit der Öffnung der Schu- Unterricht in Hamburg geeignet und die Schulschließungen ab len haben sich die Anforderun- sind. Dabei mussten wir vor al- dem 16. März haben uns alle, gen erneut verändert, jetzt sind lem den unterschiedlichen Vo- die Lehrerinnen und Lehrer, die Präsenz- und Fernunterricht zu raussetzungen der Lehrerinnen Schülerinnen und Schüler, die kombinieren und wir müssen und Lehrer Rechnung tragen. So Eltern und auch die BSB, insge- davon ausgehen, dass dieser hy- haben wir insbesondere in den samt vor eine große Herausforde- bride Unterricht vielleicht auch ersten Ausgaben des Newsletters rung gestellt. Dabei stand zuerst noch im nächsten Schuljahr sehr grundlegende Themen auf- die Herstellung der Kommuni- stattfinden wird. bereitet und dafür eigene Lern- kation zwischen Lehrkräften und videos erstellt, die kleinschrittig Schülerinnen und Schülern im hlz: Können Sie einmal über- und gut verständlich auch dieje- Vordergrund, der Austausch von blickartig skizzieren, wie die nigen unterstützen konnten, die Materialien, Aufgaben, Dateien Maßnahmen aussehen? bisher wenig mit digitalen Bil- war zu regeln. Neue Unterrichts- dungsmedien gearbeitet haben. formen im Fernunterricht mit Martin Brause: Bei den Un- Für die einzelnen Fächer haben Lernmanagementsystemen und terstützungsmaßnahmen für wir auch in Zusammenarbeit mit Videokonferenzsoftware waren einen digital gestützten Fernun- den Fachreferenten der BSB und plötzlich gefragt. Aus heutiger terricht haben wir uns auf vier des Landesinstituts gemeinsam Sicht muss ich sagen, dass sich Schwerpunkte konzentriert: Webseiten erstellt, die die ge- die Hamburger Lehrerinnen und Information, Beratung, Weiter- eignetsten Unterrichtsmedien Lehrer dabei hoch engagiert und bildung und Bereitstellung von und -ideen präsentierten. Und verantwortungsvoll um gute Lö- technischer Unterstützung. vor allem haben wir die Lehre- sungen für ihre Klassen bemüht Hierbei möchte ich zuerst ‚Di- rinnen und Lehrer im Newsletter haben. Diese Lösungen waren gital macht Schule‘ nennen, den selbst zu Wort kommen lassen, analog und digital, so wie auch Newsletter, den die Stabsstelle mit ihren besten Beispielen und der Fernunterricht insgesamt Digitalisierung und das Referat Empfehlungen aus dem Unter- kein rein digitaler Unterricht ist. Medienpädagogik des Landes- richt. Unter Einbezug der Exper- Es ging vielmehr darum, päd- instituts gemeinsam herausgege- tise aus der BSB, dem Landes- agogisch sinnvoll analoge und ben und an alle Lehrerinnen und institut und der Lehrerinnen und digitale Anteile so zu kombi- Lehrer in Hamburg verschickt Lehrer konnten wir inhaltlich nieren, dass sie der Aufnahme- haben. Dieser Newsletter war sehr schnell auf die Bedarfe aus und Konzentrationsfähigkeit der besonders, weil er sofort mit der den Schulen reagieren und den verschiedenen Jahrgangsstufen Corona-Krise eingesetzt hat und Newsletter kurzfristig anpassen und der Möglichkeiten der Kin- zweimal wöchentlich auf geeig- und ergänzen. der und Jugendlichen zuhause nete digitale Unterrichtsmateria- Ein Schwerpunkt war aber entsprachen. Es ging auch dar- lien für die einzelnen Fächer hin- immer der Datenschutz. Dazu um, mit den Schülerinnen und gewiesen hat, eigene Lernvideos haben wir nicht nur die Schullei- Schülern in Kontakt zu bleiben und best-practice-Beispiele aus tungen in Schreiben des Landes- und ein offenes Ohr für sie in den Schulen sichtbar gemacht schulrates zum Einsatz digitaler diesen ungewöhnlichen Zeiten und weitergegeben hat. Das be- Medien im Fernunterricht infor- zu haben. Schließlich bleiben die deutete für uns aber nicht das miert, sondern auch im News- 40 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
Foto: BSB letter regelmäßig Empfehlungen abgegeben. Vor allem aber haben wir gemeinsam mit unserem Be- hördlichen Datenschutzbeauf- tragten sehr viele Anfragen dazu beantwortet. Im Verlauf der letzten Wochen hat sich der Charakter des News- letters verändert, hin zu konzep- tionellen Themen für den digital gestützten Fernunterricht. Besonders hinweisen möchte ich noch auf das Webinar-Ange- bot unseres Landesinstitutes, das täglich zu verschiedenen The- men Lehrkräfte in Webinaren fortgebildet hat. Hier ging es da- rum, digitale Anwendungen ken- nen zu lernen, die im Fernunter- richt eingesetzt werden konnten. hlz: Wie wurden diese Ange- bote angenommen? Martin Brause: In den ersten Wochen haben knapp 1000 Lehr- kräfte pro Woche an den Webina- ren teilgenommen. Wenn ich al- leine an diese Zahlen denke, aber auch vor allem an die vielen, vie- len Rückmeldungen und Fragen, die uns erreicht haben, dann war diese Arbeit erfolgreich und ich bin insgesamt zufrieden mit die- „Es geht eben nicht um eine Technisierung des Lehrens und Lernens, sondern um die bewusste, kompetente, pädagogische Entscheidung für sem Teil der Unterstützung. die geeignetsten Methoden und Medien“. Martin Brause leitet als Chief Digital Officer (CDO) die Stabstelle hlz: Bei viel Licht gibt es auch Digitalisierung beim Staatsrat der Behörde für Schule und Schatten. Wo sehen sie diese? Berufsbildung (BSB). Als CDO verantwortet er die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie der BSB und die strategische Steuerung der Martin Brause: Die gesam- Aktivitäten in deren Handlungsfeldern. Vor seiner Tätigkeit als CDO te Situation war so, dass wir war Martin Brause viele Jahre als Schulleiter in Hamburg sowie in alle mit Problemen zu kämp- verschiedenen Funktionen innerhalb der BSB tätig. fen hatten. Das betrifft auch die technische Unterstützung. Wir und wir mussten gemeinsam mit Lehrens und Lernens, sondern haben in den Märzferien unse- Dataport auch an den Wochen- um die bewusste, kompetente, re Kommunikations- und Kol- enden intensiv an der Stabilität pädagogische Entscheidung für laborationsplattform eduPort und Performanz arbeiten. Dabei die geeignetsten Methoden und aktualisiert. Das war eine wich- konnten dann andere Restarbei- Medien. Hier hat sich in der tige Maßnahme, die uns in der ten der eduPort-Aktualisierung Corona-Krise dann stellenweise Corona-Krise einerseits gehol- nicht wie geplant stattfinden. auch Unsicherheit gezeigt, wenn fen, aber auch Schwierigkeiten Schwierigkeiten haben sich es um solche Entscheidungen für gemacht hat. Alle Netze, alle auch überall dort gezeigt, wo Un- den Unterricht ging. Provider hatten mit dem Lock- terrichtskonzepte für das Lernen down, dem Fernunterricht und mit digitalen Bildungsmedien hlz: Hamburger Schulen ha- dem massenweisen HomeOffice noch nicht deutlich genug aus- ben eine durch die Firma Data- Auslastungen erlebt, die vorher gearbeitet waren oder noch bes- port realisierte Internetverbin- noch nie eingetreten waren. Da- ser: gelebt wurden. Es geht eben dung mit einer Bandbreite von von war auch eduPort betroffen nicht um eine Technisierung des maximal 100 MBit/s, in vielen hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 41
Fällen sogar noch weniger. Zu feststellen, kann der vorhande- vergleichbar z. B. mit Baden den "Stoßzeiten" des Unterrichts ne Internetanschluss auf seine Württemberg oder Bremen? ist es mit dieser Bandbreite nicht Auslastung geprüft und in der möglich, moderne Internetan- Bandbreite bedarfsgerecht ange- Martin Brause: Mit dem wendungen und vor allem Videos passt werden. Dazu wenden sich Schul-Support-Service steht den abzurufen. Videokonferenzen Schulen an das Funktionspost- staatlichen allgemeinbildenden sind ebenfalls nur mit wenigen fach Schul-IT. Schulen ein Angebot für eine Teilnehmerinnen und Teilneh- strukturierte, standardisierte mern durchführbar. Ist geplant, hlz: Bekanntlich gibt es in Betreuung und Wartung der lo- diese Bandbreite zu erhöhen und Hamburg im Gegensatz zu an- kalen IT-Ausstattung zur Verfü- wenn ja: wann wird das der Fall deren Bundesländern keine gung. Dabei handelt es sich um sein? einheitlichen Lösungen zum eine Kooperation zwischen dem Management der in den Schu- Hamburger Informatik Techno- Martin Brause: Alle all- len existierenden Hardware und logie Center (HITeC) e. V., dem gemeinbildenden staatlichen der auf den Geräten installierten Fachbereich Informatik der Uni- Hamburger Schulen, mit Aus- Software. versität Hamburg und der Schul- nahme der Schule auf der Insel behörde. Studentische Mitarbei- Neuwerk, sind an das städtische Martin Brause: Zur Zeit ter, die bei HITeC e.V. angestellt Glasfasernetz angeschlossen und existiert ein "Flickenteppich" an sind, sollen Lehrkräfte weitest- können somit auch mit über 100 Lösungen. Die Firma, die diese gehend bei der Beseitigung von MBit/s synchron versorgt wer- Lösungen betreuen soll (3S), Störungen und der Durchführung den. Darüber können wir froh ist leider keine große Hilfe, vor von notwendigen Wartungsar- sein, damit haben wir bereits allem durch die langen Feed- beiten an den unterrichtlich ein- schnelle Internetanbindungen, backzeiten, mit denen auf die gesetzten Computern entlasten. die andere Kommunen für ihre "Tickets" der Schulen reagiert Die Schulen können aber auch Schulen aktuell erst noch errich- wird und auch durch mangelnde andere externe Dienstleister oder ten müssen. In der Frage wird Kompetenz auf manchen Gebie- schuleigenes Personal mit der von Schwierigkeiten gespro- ten. Wahrnehmung der Aufgaben be- chen, die ich allerdings so pau- auftragen. Der Support der schu- schal nicht bestätigen kann. Nur hlz: Ist geplant, den Hambur- lischen IT-Geräte liegt im Ver- so viel: Sollten Schulen Beein- ger Schulen eine einheitliche antwortungsbereich der Schulen. trächtigungen in der Bandbreite Managementlösung anzubieten, Der Betrieb der komplexen, NEWSLETTER 16 02.06.2020 Digital macht Schule Stabsstelle Digitalisierung (BSB) & Referat Medienpädagogik (LI) SCHWERPUNKT: FLIPPED CLASSROOM Sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir freuen uns, Ihnen den 16. Newsletter zur Gestaltung des Fernunterrichts zukommen zu lassen. Im heutigen Newsletter legen wir den Schwerpunkt auf die Unterrichtsmethode des „Flipped Classrooms“ und zeigen Ihnen anhand von drei Beiträgen, wie Sie die Methode zur Gestaltung hybrider Lernarrangements nutzen können. Ebenso möchten wir auf die #webinaroffensiveHH2.0 aufmerksam machen, in der noch Plätze frei sind. In diesen Webinaren erhalten Sie grundlegende Informationen zur Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von Apple-Tablets. Alle bisher veröffentlichten Newsletter finden Sie zum Download auf https://digitalmachtschule.de. Bleiben Sie gesund! Anregungen, Tipps, Leitfaden, Konzept? Inwieweit die bisher 16 veröffentlichten Briefe der Orientierung dienten (jeweils an 20 000 Kolleg_innen verschickt) wurde noch nicht evaluiert 42 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
zentralen Netzwerkinfrastruktur (WAN, LAN, WLAN) an den Was ist moodle? staatlichen allgemeinbildenden Eine Lernplattform bzw. Learning Management System (LMS) Schulen wird zentral durch Da- ist ein webbasiertes Content-Management-System, das der Bereit- taport erbracht. Im Rahmen des stellung von Lerninhalten und der Organisation von Lernprozessen Digitalpakts Schule wird die pä- dient. Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler können im LMS dagogische IT-Ausstattung stetig online arbeiten und so digital gestützten Unterricht durchführen. anwachsen und erfordert somit Im LMS können Unterrichtskonzepte bis hin zu kompletten Un- auch den weiteren Ausbau der terrichtsgestaltungen für die Lerngruppe, für die gesamte Schule bisherigen Wartung- und Sup- und auch schulübergreifend bereitgestellt werden. Das LMS be- portstrukturen an den Schulen. inhaltet verschiedene Module für den Unterricht mit vielfältigen Eine Vielzahl an Tablets und methodischen Funktionen, wie Abstimmung und Gruppenräume, Notebooks lassen sich mit Ma- kollaborative Formate zur gemeinsamen Bearbeitung von Doku- nagementlösungen am besten menten. Es ermöglicht die Kommunikation zwischen Lernenden betreiben. Für die derzeit 341 und Lehrenden. Über das LMS können Aufgaben gestellt und allgemeinbildenden Schulen ist Antworten eingereicht werden. Mit Einsetzung des DigitalPakts das eine strukturelle Herausfor- Schule wurde ein Projekt für ein LMS an den staatlichen Schu- derung, die sorgfältig geplant len und dem Landesinstitut gegründet und sich inzwischen für die werden muss. Daran arbeiten wir moodle-basierte Lösung entschieden. Moodle ist ein open source mit einem Projekt im Rahmen System, das weltweit in 230 Ländern bei über 170 Millionen Nut- des DigitalPakts Schule. zern u.a. in öffentlichen Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten eingesetzt wird. Eine große Entwicklercommunity hlz: Welche Erkenntnisse entwickelt moodle permanent weiter. konnten sie gewinnen? dieser Basis treffen wir weitere gigantischen Ausweitung der Martin Brause: Die Corona- Entscheidungen. Was für mich digitalen Kommunikation, die Krise hat uns deutlich gezeigt, aber schon unstrittig ist, ist das die Frage nach dem Daten- welche Bereiche wir noch in- zentrale Vorhaben, ein leistungs- schutz aufwirft. Wie sieht es mit tensiv bearbeiten müssen. So starkes Lernmanagementsystem der Datensicherheit aus sowohl ist deutlich geworden, dass bereitzustellen, das wir unter zwischen der digitalen Kommu- bisher nur wenige Schulen mit dem DigitalPakt Schule begon- nikation von Kolleg_innen als Lernmanagementsystemen ar- nen haben. Mittlerweile setzen auch der zwischen Lehrkraft und beiten. Damit meine ich nicht wir dieses moodle-basierte LMS Schüler_in? die Dateiablagen, sondern web- an einer Reihe von Schulen er- basierte Lernportale, wo ich als folgreich ein (Siehe Kasten). Martin Brause: Datenschutz Lehrkraft Unterrichtsphasen Wir glauben, dass eine solche ist gerade im Unterricht mit vor- digital vorbereite und in denen open-source basierte Lösung auf wiegend Minderjährigen beson- die Schülerinnen und Schüler zentralen Servern eine richtige ders wichtig. Ich habe eingangs digital arbeiten können. Also Entscheidung ist und wir haben schon darüber gesprochen. Wir ideal für den Fernunterricht, entschieden, die Erprobung und haben bereits vor Jahren aus aber ebenso sinnvoll und wich- Einführung drastisch vorzuzie- dieser Überlegung heraus eine tig im Präsenzunterricht. In das hen. Diesen Weg müssen wir einheitliche dienstliche Mailad- Lernmanagementsystem sollten konsequent weiterverfolgen und resse mit Dateiaustauschmög- ein geeigneter Messenger, eine wir haben bereits entschieden, lichkeiten für Lehrkräfte einge- Videokonferenzlösung und ein dass wir dieses LMS in der Aus- führt. Wir haben natürlich auch Online-Office integriert sein. und Fortbildung der Lehrkräfte, in dieser Krisenzeit erlebt, dass in den allgemein- und berufs- verschiedene Lösungen genutzt hlz: Welche Schlussfolgerun- bildenden Schulen bereitstellen wurden, die für bestimmte Be- gen ziehen Sie daraus? wollen. Das wird erstmals eine darfe ihre Berechtigung haben. wirklich überall genutzte IT-Lö- Hier haben wir die Schulleitun- Martin Brause: Besonders sung sein. Darüber hinaus müs- gen und die Lehrkräfte auf die wichtig ist mir, dass wir die viel- sen wir weiter an der Zuverläs- Datenschutz-Anforderungen fältigen Erfahrungen dieser Kri- sigkeit und Performance unserer hingewiesen. Wir haben aber senzeit sehr gut zusammentragen Kommunikationsinstrumente, auch betont, dass in der Corona- und auswerten. Dazu haben wir besonders unter schwierigsten Krise viele Anwendungen nicht bereits mit Schulen viel gespro- Bedingungen, arbeiten. so schnell und tiefgreifend ge- chen, zurzeit findet eine weitere prüft werden konnten, wie wir Erhebung unseres IfBQ statt. Auf hlz: Das klingt nach einer das gewohnt sind. Trotzdem hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 43
durften die Schulen sie nutzen, aber gezeigt, dass wir mehr als vorbereitet sein, indem digital aber immer unter der Vorausset- die bisher vorhandenen 11.000 gestützter Unterricht, digitale zung von Freiwilligkeit und auf mobilen Endgeräte den Schulen Unterrichtskonzepte, leistungs- die Krisenzeit begrenztem Ein- ausleihen wollen und deshalb in starke Lernplattformen und ein satz. der letzten Maiwoche weitere guter Fortbildungsstand aller 35.000 mobile Endgeräte für alle Lehrkräfte flächendeckend vor- hlz: Schließt dies die Video- Schulen bestellt haben. herrschen. Alle Lehrkräfte wie Portale wie Skype, Zoom o.Ä. auch die Schülerinnen und Schü- mit ein? hlz: Was halten Sie davon, ler haben die digitalen Möglich- dass aktuell die Bunderegierung keiten und Herausforderungen Martin Brause: Gerade über bedürftigen Schüler_innen 150 kennenlernen können. Ich bin die Videoportale ist in Bezug Euro für die Anschaffung digita- überzeugt, dass wir die richtigen auf Datenschutz viel diskutiert ler Medien zur Verfügung stellt? strategischen Entscheidungen worden. Hier denke ich an Sky- für die Digitalisierung im Bil- pe, das in den Schulen genutzt Martin Brause: Der Fern- dungsbereich getroffen haben. werden kann und wozu sich un- unterricht ist kein rein digita- Wir haben jetzt gelernt, welche sere Datenschützer, so wie ich es ler Unterricht. Er braucht aber Themen wir mit mehr Tempo oben beschrieben habe, geäußert Endgeräte, um an den digitalen und Nachdruck verfolgen müs- haben. Der Anbieter von Zoom Anteilen entsprechend teilzu- sen. hat an seiner Lösung viel gear- nehmen. In der Corona-Krise, in beitet, um die Sicherheit zu er- der alle Schülerinnen und Schü- hlz: Gibt es durch die Corona- höhen. Mir ist es aber besonders ler zuhause waren und vielfach Krise Ihrer Meinung nach einen wichtig, dass wir auch selbst mit die Eltern noch dazu, hat sich ein Paradigmenwechsel, was die einer Jitsi-Instanz auf eigenen Bedarf nach weiteren mobilen schulische Unterrichtsgestal- Servern gemeinsam mit Data- Endgeräten aufgezeigt. Wir ha- tung in der Fläche nachhaltig port eine datenschutzkonforme ben in Hamburg deutschlandweit verändern wird? Videokonferenzlösung anbieten. zuerst reagiert und sehr schnell Weiterhin enthält unser Lernma- allen Schulen gestattet, schul- Martin Brause: Es ist zu hof- nagementsystem die leistungs- eigene Geräte auszuleihen. Ich fen und ich bin auch überzeugt, starke Videokonferenz-Lösung begrüße das Sonderprogramm dass die Nutzung der digitalen BigBlueButton. der Bundesregierung, da ich, wie Möglichkeiten beim Lernen ei- gesagt, den Bedarf sehe. Mitt- nen starken Schub erfahren hat. hlz: Es ist bekannt, dass die lerweile ist die Umsetzungsent- Viele Lehrkräfte haben dabei Schulen vor der Krise nur zöger- scheidung für alle Bundesländer gelernt, dass sie digital arbeiten lich die Angebote in Hinblick auf gefallen, sodass die Schulträger können, dass sie sich einarbeiten die Ausstattung mit Hardware, die Tablets und Notebooks be- und auch Fehler machen können wie sie durch die Bundesregie- schaffen und die Schulen sie aus- und dürfen. Sie haben vor allem rung vorgesehen war, angenom- leihen können. Wir haben für die gelernt, dass digitale Medien men haben. Rächt sich dies nun Hamburger Schulen 35.000 neue hilfreich sind und pädagogisches in der aktuellen Situation? Endgeräte bestellt, so dass die Handeln wirksam unterstützen Schulen mit den bereits vorhan- können. Diese Erfahrungen und Martin Brause: Das würde denen Endgeräten in der Lage dieser Wissenszuwachs werden ich für die Hamburger Schulen sein werden, ausreichend Leih- nicht wieder verschwinden. Die so nicht sagen. Wir haben be- geräte zur Verfügung zu haben. Schülerinnen und Schüler und reits sehr gute Ausstattungen mit die Lehrkräfte werden das digi- Präsentationstechnik und End- hlz: Was haben Sie in dieser tale Arbeiten auch pädagogisch geräten in den Schulen. Für die Krise in Bezug auf Ihre Aufga- sinnvoll im Präsenzunterricht weiteren Schritte haben wir ein benstellung gelernt? nutzen. Davon bin ich überzeugt. pädagogisch-technisches Rah- menkonzept bereitgestellt, das Martin Brause: Vor allem hlz: Ich danke Ihnen. die Schulen prozesshaft bei der habe ich gelernt, dass wir auch Integration digitaler Medien und mit vermeintlich undenkbaren Das Interview wurde schrift- der konzeptionellen Unterrichts- Situationen wie dem spontanen lich geführt. Die Fragen stell- entwicklung für das Lernen mit Fernunterricht für ein ganzes ten Joachim Geffers und Wolf und über digitale Medien unter- Schulsystem umgehen können. Rambatz; IT-Admin Gymnasium stützt. Ich finde es richtig, dass Dabei ist es eigentlich unmög- Allee man zuerst die Konzepte erar- lich, sich darauf umfassend vor- beitet. Die Corona-Krise hat uns zubereiten. Wir können nur so 44 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
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