Nicht ohne Pädagogik - GEW Hamburg

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Nicht ohne Pädagogik - GEW Hamburg
DIGITALISIERTER UNTERRICHT

Nicht ohne Pädagogik
Interview mit Martin Brause, Verantwortlicher für die
Digitalisierung aller Bildungsmaßnahmen in der Stadt
  hlz: Herr Brause, wie gut wa-       Klassenlehrerinnen und Klas-         Verbreiten von reinen Linklisten,
ren Sie vorbereitet auf die Coro-     senlehrer auch im Fernunterricht     von denen es im Netz mehr als
na-Krise?                             wichtige Bezugspunkte für die        genug gibt, sondern eine Ein-
                                      Schülerinnen und Schüler. Dabei      ordnung, Kommentierung und
  Martin Brause: Niemand              haben – und das wiederhole ich       Empfehlung einer Reihe von
von uns hat in der Vergangenheit      hier noch einmal bewusst – die       Apps, Lernportalen u. ä., die aus
Erfahrungen im Fernunterricht         Hamburger Lehrkräfte sehr gute       unserer Sicht und der Sicht der
eines ganzen Schulsystems sam-        Arbeit geleistet.                    Lehrerinnen und Lehrer für den
meln können. Die Corona-Krise            Seit der Öffnung der Schu-        Unterricht in Hamburg geeignet
und die Schulschließungen ab          len haben sich die Anforderun-       sind. Dabei mussten wir vor al-
dem 16. März haben uns alle,          gen erneut verändert, jetzt sind     lem den unterschiedlichen Vo-
die Lehrerinnen und Lehrer, die       Präsenz- und Fernunterricht zu       raussetzungen der Lehrerinnen
Schülerinnen und Schüler, die         kombinieren und wir müssen           und Lehrer Rechnung tragen. So
Eltern und auch die BSB, insge-       davon ausgehen, dass dieser hy-      haben wir insbesondere in den
samt vor eine große Herausforde-      bride Unterricht vielleicht auch     ersten Ausgaben des Newsletters
rung gestellt. Dabei stand zuerst     noch im nächsten Schuljahr           sehr grundlegende Themen auf-
die Herstellung der Kommuni-          stattfinden wird.                    bereitet und dafür eigene Lern-
kation zwischen Lehrkräften und                                            videos erstellt, die kleinschrittig
Schülerinnen und Schülern im             hlz: Können Sie einmal über-      und gut verständlich auch dieje-
Vordergrund, der Austausch von        blickartig skizzieren, wie die       nigen unterstützen konnten, die
Materialien, Aufgaben, Dateien        Maßnahmen aussehen?                  bisher wenig mit digitalen Bil-
war zu regeln. Neue Unterrichts-                                           dungsmedien gearbeitet haben.
formen im Fernunterricht mit             Martin Brause: Bei den Un-        Für die einzelnen Fächer haben
Lernmanagementsystemen und            terstützungsmaßnahmen          für   wir auch in Zusammenarbeit mit
Videokonferenzsoftware waren          einen digital gestützten Fernun-     den Fachreferenten der BSB und
plötzlich gefragt. Aus heutiger       terricht haben wir uns auf vier      des Landesinstituts gemeinsam
Sicht muss ich sagen, dass sich       Schwerpunkte         konzentriert:   Webseiten erstellt, die die ge-
die Hamburger Lehrerinnen und         Information, Beratung, Weiter-       eignetsten     Unterrichtsmedien
Lehrer dabei hoch engagiert und       bildung und Bereitstellung von       und -ideen präsentierten. Und
verantwortungsvoll um gute Lö-        technischer Unterstützung.           vor allem haben wir die Lehre-
sungen für ihre Klassen bemüht           Hierbei möchte ich zuerst ‚Di-    rinnen und Lehrer im Newsletter
haben. Diese Lösungen waren           gital macht Schule‘ nennen, den      selbst zu Wort kommen lassen,
analog und digital, so wie auch       Newsletter, den die Stabsstelle      mit ihren besten Beispielen und
der Fernunterricht insgesamt          Digitalisierung und das Referat      Empfehlungen aus dem Unter-
kein rein digitaler Unterricht ist.   Medienpädagogik des Landes-          richt. Unter Einbezug der Exper-
Es ging vielmehr darum, päd-          instituts gemeinsam herausgege-      tise aus der BSB, dem Landes-
agogisch sinnvoll analoge und         ben und an alle Lehrerinnen und      institut und der Lehrerinnen und
digitale Anteile so zu kombi-         Lehrer in Hamburg verschickt         Lehrer konnten wir inhaltlich
nieren, dass sie der Aufnahme-        haben. Dieser Newsletter war         sehr schnell auf die Bedarfe aus
und Konzentrationsfähigkeit der       besonders, weil er sofort mit der    den Schulen reagieren und den
verschiedenen Jahrgangsstufen         Corona-Krise eingesetzt hat und      Newsletter kurzfristig anpassen
und der Möglichkeiten der Kin-        zweimal wöchentlich auf geeig-       und ergänzen.
der und Jugendlichen zuhause          nete digitale Unterrichtsmateria-       Ein Schwerpunkt war aber
entsprachen. Es ging auch dar-        lien für die einzelnen Fächer hin-   immer der Datenschutz. Dazu
um, mit den Schülerinnen und          gewiesen hat, eigene Lernvideos      haben wir nicht nur die Schullei-
Schülern in Kontakt zu bleiben        und best-practice-Beispiele aus      tungen in Schreiben des Landes-
und ein offenes Ohr für sie in        den Schulen sichtbar gemacht         schulrates zum Einsatz digitaler
diesen ungewöhnlichen Zeiten          und weitergegeben hat. Das be-       Medien im Fernunterricht infor-
zu haben. Schließlich bleiben die     deutete für uns aber nicht das       miert, sondern auch im News-

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Foto: BSB
letter regelmäßig Empfehlungen
abgegeben. Vor allem aber haben
wir gemeinsam mit unserem Be-
hördlichen Datenschutzbeauf-
tragten sehr viele Anfragen dazu
beantwortet.
   Im Verlauf der letzten Wochen
hat sich der Charakter des News-
letters verändert, hin zu konzep-
tionellen Themen für den digital
gestützten Fernunterricht.
   Besonders hinweisen möchte
ich noch auf das Webinar-Ange-
bot unseres Landesinstitutes, das
täglich zu verschiedenen The-
men Lehrkräfte in Webinaren
fortgebildet hat. Hier ging es da-
rum, digitale Anwendungen ken-
nen zu lernen, die im Fernunter-
richt eingesetzt werden konnten.

  hlz: Wie wurden diese Ange-
bote angenommen?

   Martin Brause: In den ersten
Wochen haben knapp 1000 Lehr-
kräfte pro Woche an den Webina-
ren teilgenommen. Wenn ich al-
leine an diese Zahlen denke, aber
auch vor allem an die vielen, vie-
len Rückmeldungen und Fragen,
die uns erreicht haben, dann war
diese Arbeit erfolgreich und ich
bin insgesamt zufrieden mit die-        „Es geht eben nicht um eine Technisierung des Lehrens und Lernens,
                                        sondern um die bewusste, kompetente, pädagogische Entscheidung für
sem Teil der Unterstützung.
                                        die geeignetsten Methoden und Medien“.
                                        Martin Brause leitet als Chief Digital Officer (CDO) die Stabstelle
  hlz: Bei viel Licht gibt es auch      Digitalisierung beim Staatsrat der Behörde für Schule und
Schatten. Wo sehen sie diese?           Berufsbildung (BSB). Als CDO verantwortet er die Umsetzung der
                                        Digitalisierungsstrategie der BSB und die strategische Steuerung der
   Martin Brause: Die gesam-            Aktivitäten in deren Handlungsfeldern. Vor seiner Tätigkeit als CDO
te Situation war so, dass wir           war Martin Brause viele Jahre als Schulleiter in Hamburg sowie in
alle mit Problemen zu kämp-             verschiedenen Funktionen innerhalb der BSB tätig.
fen hatten. Das betrifft auch die
technische Unterstützung. Wir           und wir mussten gemeinsam mit        Lehrens und Lernens, sondern
haben in den Märzferien unse-           Dataport auch an den Wochen-         um die bewusste, kompetente,
re Kommunikations- und Kol-             enden intensiv an der Stabilität     pädagogische Entscheidung für
laborationsplattform      eduPort       und Performanz arbeiten. Dabei       die geeignetsten Methoden und
aktualisiert. Das war eine wich-        konnten dann andere Restarbei-       Medien. Hier hat sich in der
tige Maßnahme, die uns in der           ten der eduPort-Aktualisierung       Corona-Krise dann stellenweise
Corona-Krise einerseits gehol-          nicht wie geplant stattfinden.       auch Unsicherheit gezeigt, wenn
fen, aber auch Schwierigkeiten             Schwierigkeiten haben sich        es um solche Entscheidungen für
gemacht hat. Alle Netze, alle           auch überall dort gezeigt, wo Un-    den Unterricht ging.
Provider hatten mit dem Lock-           terrichtskonzepte für das Lernen
down, dem Fernunterricht und            mit digitalen Bildungsmedien           hlz: Hamburger Schulen ha-
dem massenweisen HomeOffice             noch nicht deutlich genug aus-       ben eine durch die Firma Data-
Auslastungen erlebt, die vorher         gearbeitet waren oder noch bes-      port realisierte Internetverbin-
noch nie eingetreten waren. Da-         ser: gelebt wurden. Es geht eben     dung mit einer Bandbreite von
von war auch eduPort betroffen          nicht um eine Technisierung des      maximal 100 MBit/s, in vielen

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020                                                                     41
Fällen sogar noch weniger. Zu                feststellen, kann der vorhande-                     vergleichbar z. B. mit Baden
den "Stoßzeiten" des Unterrichts             ne Internetanschluss auf seine                      Württemberg oder Bremen?
ist es mit dieser Bandbreite nicht           Auslastung geprüft und in der
möglich, moderne Internetan-                 Bandbreite bedarfsgerecht ange-                        Martin Brause: Mit dem
wendungen und vor allem Videos               passt werden. Dazu wenden sich                      Schul-Support-Service steht den
abzurufen.       Videokonferenzen            Schulen an das Funktionspost-                       staatlichen allgemeinbildenden
sind ebenfalls nur mit wenigen               fach Schul-IT.                                      Schulen ein Angebot für eine
Teilnehmerinnen und Teilneh-                                                                     strukturierte,    standardisierte
mern durchführbar. Ist geplant,                hlz: Bekanntlich gibt es in                       Betreuung und Wartung der lo-
diese Bandbreite zu erhöhen und              Hamburg im Gegensatz zu an-                         kalen IT-Ausstattung zur Verfü-
wenn ja: wann wird das der Fall              deren Bundesländern keine                           gung. Dabei handelt es sich um
sein?                                        einheitlichen Lösungen zum                          eine Kooperation zwischen dem
                                             Management der in den Schu-                         Hamburger Informatik Techno-
   Martin Brause: Alle all-                  len existierenden Hardware und                      logie Center (HITeC) e. V., dem
gemeinbildenden       staatlichen            der auf den Geräten installierten                   Fachbereich Informatik der Uni-
Hamburger Schulen, mit Aus-                  Software.                                           versität Hamburg und der Schul-
nahme der Schule auf der Insel                                                                   behörde. Studentische Mitarbei-
Neuwerk, sind an das städtische                 Martin Brause: Zur Zeit                          ter, die bei HITeC e.V. angestellt
Glasfasernetz angeschlossen und              existiert ein "Flickenteppich" an                   sind, sollen Lehrkräfte weitest-
können somit auch mit über 100               Lösungen. Die Firma, die diese                      gehend bei der Beseitigung von
MBit/s synchron versorgt wer-                Lösungen betreuen soll (3S),                        Störungen und der Durchführung
den. Darüber können wir froh                 ist leider keine große Hilfe, vor                   von notwendigen Wartungsar-
sein, damit haben wir bereits                allem durch die langen Feed-                        beiten an den unterrichtlich ein-
schnelle Internetanbindungen,                backzeiten, mit denen auf die                       gesetzten Computern entlasten.
die andere Kommunen für ihre                 "Tickets" der Schulen reagiert                      Die Schulen können aber auch
Schulen aktuell erst noch errich-            wird und auch durch mangelnde                       andere externe Dienstleister oder
ten müssen. In der Frage wird                Kompetenz auf manchen Gebie-                        schuleigenes Personal mit der
von Schwierigkeiten gespro-                  ten.                                                Wahrnehmung der Aufgaben be-
chen, die ich allerdings so pau-                                                                 auftragen. Der Support der schu-
schal nicht bestätigen kann. Nur               hlz: Ist geplant, den Hambur-                     lischen IT-Geräte liegt im Ver-
so viel: Sollten Schulen Beein-              ger Schulen eine einheitliche                       antwortungsbereich der Schulen.
trächtigungen in der Bandbreite              Managementlösung anzubieten,                        Der Betrieb der komplexen,

                  NEWSLETTER 16                                                                              02.06.2020

                                      Digital macht Schule
                               Stabsstelle Digitalisierung (BSB) & Referat Medienpädagogik (LI)

              SCHWERPUNKT: FLIPPED CLASSROOM
              Sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter, liebe Kolleginnen und Kollegen,

              wir freuen uns, Ihnen den 16. Newsletter zur Gestaltung des Fernunterrichts zukommen zu lassen.

              Im heutigen Newsletter legen wir den Schwerpunkt auf die Unterrichtsmethode des „Flipped Classrooms“ und
              zeigen Ihnen anhand von drei Beiträgen, wie Sie die Methode zur Gestaltung hybrider Lernarrangements
              nutzen können.
              Ebenso möchten wir auf die #webinaroffensiveHH2.0 aufmerksam machen, in der noch Plätze frei sind. In
              diesen Webinaren erhalten Sie grundlegende Informationen zur Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von
              Apple-Tablets.

              Alle bisher veröffentlichten Newsletter finden Sie zum Download auf https://digitalmachtschule.de.

              Bleiben Sie gesund!

Anregungen, Tipps, Leitfaden, Konzept? Inwieweit die bisher 16 veröffentlichten Briefe der Orientierung dienten
(jeweils an 20 000 Kolleg_innen verschickt) wurde noch nicht evaluiert

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zentralen Netzwerkinfrastruktur
(WAN, LAN, WLAN) an den                      Was ist moodle?
staatlichen allgemeinbildenden                  Eine Lernplattform bzw. Learning Management System (LMS)
Schulen wird zentral durch Da-               ist ein webbasiertes Content-Management-System, das der Bereit-
taport erbracht. Im Rahmen des               stellung von Lerninhalten und der Organisation von Lernprozessen
Digitalpakts Schule wird die pä-             dient. Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler können im LMS
dagogische IT-Ausstattung stetig             online arbeiten und so digital gestützten Unterricht durchführen.
anwachsen und erfordert somit                Im LMS können Unterrichtskonzepte bis hin zu kompletten Un-
auch den weiteren Ausbau der                 terrichtsgestaltungen für die Lerngruppe, für die gesamte Schule
bisherigen Wartung- und Sup-                 und auch schulübergreifend bereitgestellt werden. Das LMS be-
portstrukturen an den Schulen.               inhaltet verschiedene Module für den Unterricht mit vielfältigen
Eine Vielzahl an Tablets und                 methodischen Funktionen, wie Abstimmung und Gruppenräume,
Notebooks lassen sich mit Ma-                kollaborative Formate zur gemeinsamen Bearbeitung von Doku-
nagementlösungen am besten                   menten. Es ermöglicht die Kommunikation zwischen Lernenden
betreiben. Für die derzeit 341               und Lehrenden. Über das LMS können Aufgaben gestellt und
allgemeinbildenden Schulen ist               Antworten eingereicht werden. Mit Einsetzung des DigitalPakts
das eine strukturelle Herausfor-             Schule wurde ein Projekt für ein LMS an den staatlichen Schu-
derung, die sorgfältig geplant               len und dem Landesinstitut gegründet und sich inzwischen für die
werden muss. Daran arbeiten wir              moodle-basierte Lösung entschieden. Moodle ist ein open source
mit einem Projekt im Rahmen                  System, das weltweit in 230 Ländern bei über 170 Millionen Nut-
des DigitalPakts Schule.                     zern u.a. in öffentlichen Bildungseinrichtungen wie Schulen und
                                             Universitäten eingesetzt wird. Eine große Entwicklercommunity
  hlz: Welche Erkenntnisse                   entwickelt moodle permanent weiter.
konnten sie gewinnen?
                                        dieser Basis treffen wir weitere      gigantischen Ausweitung der
   Martin Brause: Die Corona-           Entscheidungen. Was für mich          digitalen Kommunikation, die
Krise hat uns deutlich gezeigt,         aber schon unstrittig ist, ist das    die Frage nach dem Daten-
welche Bereiche wir noch in-            zentrale Vorhaben, ein leistungs-     schutz aufwirft. Wie sieht es mit
tensiv bearbeiten müssen. So            starkes Lernmanagementsystem          der Datensicherheit aus sowohl
ist deutlich geworden, dass             bereitzustellen, das wir unter        zwischen der digitalen Kommu-
bisher nur wenige Schulen mit           dem DigitalPakt Schule begon-         nikation von Kolleg_innen als
Lernmanagementsystemen ar-              nen haben. Mittlerweile setzen        auch der zwischen Lehrkraft und
beiten. Damit meine ich nicht           wir dieses moodle-basierte LMS        Schüler_in?
die Dateiablagen, sondern web-          an einer Reihe von Schulen er-
basierte Lernportale, wo ich als        folgreich ein (Siehe Kasten).            Martin Brause: Datenschutz
Lehrkraft      Unterrichtsphasen        Wir glauben, dass eine solche         ist gerade im Unterricht mit vor-
digital vorbereite und in denen         open-source basierte Lösung auf       wiegend Minderjährigen beson-
die Schülerinnen und Schüler            zentralen Servern eine richtige       ders wichtig. Ich habe eingangs
digital arbeiten können. Also           Entscheidung ist und wir haben        schon darüber gesprochen. Wir
ideal für den Fernunterricht,           entschieden, die Erprobung und        haben bereits vor Jahren aus
aber ebenso sinnvoll und wich-          Einführung drastisch vorzuzie-        dieser Überlegung heraus eine
tig im Präsenzunterricht. In das        hen. Diesen Weg müssen wir            einheitliche dienstliche Mailad-
Lernmanagementsystem sollten            konsequent weiterverfolgen und        resse mit Dateiaustauschmög-
ein geeigneter Messenger, eine          wir haben bereits entschieden,        lichkeiten für Lehrkräfte einge-
Videokonferenzlösung und ein            dass wir dieses LMS in der Aus-       führt. Wir haben natürlich auch
Online-Office integriert sein.          und Fortbildung der Lehrkräfte,       in dieser Krisenzeit erlebt, dass
                                        in den allgemein- und berufs-         verschiedene Lösungen genutzt
  hlz: Welche Schlussfolgerun-          bildenden Schulen bereitstellen       wurden, die für bestimmte Be-
gen ziehen Sie daraus?                  wollen. Das wird erstmals eine        darfe ihre Berechtigung haben.
                                        wirklich überall genutzte IT-Lö-      Hier haben wir die Schulleitun-
   Martin Brause: Besonders             sung sein. Darüber hinaus müs-        gen und die Lehrkräfte auf die
wichtig ist mir, dass wir die viel-     sen wir weiter an der Zuverläs-       Datenschutz-Anforderungen
fältigen Erfahrungen dieser Kri-        sigkeit und Performance unserer       hingewiesen. Wir haben aber
senzeit sehr gut zusammentragen         Kommunikationsinstrumente,            auch betont, dass in der Corona-
und auswerten. Dazu haben wir           besonders unter schwierigsten         Krise viele Anwendungen nicht
bereits mit Schulen viel gespro-        Bedingungen, arbeiten.                so schnell und tiefgreifend ge-
chen, zurzeit findet eine weitere                                             prüft werden konnten, wie wir
Erhebung unseres IfBQ statt. Auf             hlz: Das klingt nach einer       das gewohnt sind. Trotzdem

hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020                                                                   43
durften die Schulen sie nutzen,      aber gezeigt, dass wir mehr als      vorbereitet sein, indem digital
aber immer unter der Vorausset-      die bisher vorhandenen 11.000        gestützter Unterricht, digitale
zung von Freiwilligkeit und auf      mobilen Endgeräte den Schulen        Unterrichtskonzepte, leistungs-
die Krisenzeit begrenztem Ein-       ausleihen wollen und deshalb in      starke Lernplattformen und ein
satz.                                der letzten Maiwoche weitere         guter Fortbildungsstand aller
                                     35.000 mobile Endgeräte für alle     Lehrkräfte flächendeckend vor-
  hlz: Schließt dies die Video-      Schulen bestellt haben.              herrschen. Alle Lehrkräfte wie
Portale wie Skype, Zoom o.Ä.                                              auch die Schülerinnen und Schü-
mit ein?                                hlz: Was halten Sie davon,        ler haben die digitalen Möglich-
                                     dass aktuell die Bunderegierung      keiten und Herausforderungen
   Martin Brause: Gerade über        bedürftigen Schüler_innen 150        kennenlernen können. Ich bin
die Videoportale ist in Bezug        Euro für die Anschaffung digita-     überzeugt, dass wir die richtigen
auf Datenschutz viel diskutiert      ler Medien zur Verfügung stellt?     strategischen    Entscheidungen
worden. Hier denke ich an Sky-                                            für die Digitalisierung im Bil-
pe, das in den Schulen genutzt          Martin Brause: Der Fern-          dungsbereich getroffen haben.
werden kann und wozu sich un-        unterricht ist kein rein digita-     Wir haben jetzt gelernt, welche
sere Datenschützer, so wie ich es    ler Unterricht. Er braucht aber      Themen wir mit mehr Tempo
oben beschrieben habe, geäußert      Endgeräte, um an den digitalen       und Nachdruck verfolgen müs-
haben. Der Anbieter von Zoom         Anteilen entsprechend teilzu-        sen.
hat an seiner Lösung viel gear-      nehmen. In der Corona-Krise, in
beitet, um die Sicherheit zu er-     der alle Schülerinnen und Schü-        hlz: Gibt es durch die Corona-
höhen. Mir ist es aber besonders     ler zuhause waren und vielfach       Krise Ihrer Meinung nach einen
wichtig, dass wir auch selbst mit    die Eltern noch dazu, hat sich ein   Paradigmenwechsel, was die
einer Jitsi-Instanz auf eigenen      Bedarf nach weiteren mobilen         schulische     Unterrichtsgestal-
Servern gemeinsam mit Data-          Endgeräten aufgezeigt. Wir ha-       tung in der Fläche nachhaltig
port eine datenschutzkonforme        ben in Hamburg deutschlandweit       verändern wird?
Videokonferenzlösung anbieten.       zuerst reagiert und sehr schnell
Weiterhin enthält unser Lernma-      allen Schulen gestattet, schul-         Martin Brause: Es ist zu hof-
nagementsystem die leistungs-        eigene Geräte auszuleihen. Ich       fen und ich bin auch überzeugt,
starke Videokonferenz-Lösung         begrüße das Sonderprogramm           dass die Nutzung der digitalen
BigBlueButton.                       der Bundesregierung, da ich, wie     Möglichkeiten beim Lernen ei-
                                     gesagt, den Bedarf sehe. Mitt-       nen starken Schub erfahren hat.
   hlz: Es ist bekannt, dass die     lerweile ist die Umsetzungsent-      Viele Lehrkräfte haben dabei
Schulen vor der Krise nur zöger-     scheidung für alle Bundesländer      gelernt, dass sie digital arbeiten
lich die Angebote in Hinblick auf    gefallen, sodass die Schulträger     können, dass sie sich einarbeiten
die Ausstattung mit Hardware,        die Tablets und Notebooks be-        und auch Fehler machen können
wie sie durch die Bundesregie-       schaffen und die Schulen sie aus-    und dürfen. Sie haben vor allem
rung vorgesehen war, angenom-        leihen können. Wir haben für die     gelernt, dass digitale Medien
men haben. Rächt sich dies nun       Hamburger Schulen 35.000 neue        hilfreich sind und pädagogisches
in der aktuellen Situation?          Endgeräte bestellt, so dass die      Handeln wirksam unterstützen
                                     Schulen mit den bereits vorhan-      können. Diese Erfahrungen und
   Martin Brause: Das würde          denen Endgeräten in der Lage         dieser Wissenszuwachs werden
ich für die Hamburger Schulen        sein werden, ausreichend Leih-       nicht wieder verschwinden. Die
so nicht sagen. Wir haben be-        geräte zur Verfügung zu haben.       Schülerinnen und Schüler und
reits sehr gute Ausstattungen mit                                         die Lehrkräfte werden das digi-
Präsentationstechnik und End-          hlz: Was haben Sie in dieser       tale Arbeiten auch pädagogisch
geräten in den Schulen. Für die      Krise in Bezug auf Ihre Aufga-       sinnvoll im Präsenzunterricht
weiteren Schritte haben wir ein      benstellung gelernt?                 nutzen. Davon bin ich überzeugt.
pädagogisch-technisches Rah-
menkonzept bereitgestellt, das          Martin Brause: Vor allem             hlz: Ich danke Ihnen.
die Schulen prozesshaft bei der      habe ich gelernt, dass wir auch
Integration digitaler Medien und     mit vermeintlich undenkbaren            Das Interview wurde schrift-
der konzeptionellen Unterrichts-     Situationen wie dem spontanen        lich geführt. Die Fragen stell-
entwicklung für das Lernen mit       Fernunterricht für ein ganzes        ten Joachim Geffers und Wolf
und über digitale Medien unter-      Schulsystem umgehen können.          Rambatz; IT-Admin Gymnasium
stützt. Ich finde es richtig, dass   Dabei ist es eigentlich unmög-       Allee
man zuerst die Konzepte erar-        lich, sich darauf umfassend vor-
beitet. Die Corona-Krise hat uns     zubereiten. Wir können nur so

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