NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek

Die Seite wird erstellt Fritz Wegner
 
WEITER LESEN
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
N O V 2 0 17 – F E B 2 0 18
                                                             E U R 6 , 9 0 D/A   S F R 9, 9 0

            Das Kunstmagazin f ür Entdecker

 Die Kunst-App

                            NOORD-NEDERLAND
im App Store und
 bei Google Play
mobil.artmapp.net

             ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR
                                 DIE MASKE KUNSTWEGEN
                    BISMARCK BUCHER CHAGAS DOSTAL VISCH VOGEL
                 BERN EMDEN HERFORD MÜNCHEN SAARBRÜCKEN SCHWERIN ZWOLLE
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
65

Die „Stadt der Türme“ hat seit Kurzem mit dem thyssen-
krupp-Testturm eine echte Attraktion der Superlative: Die
darin befindliche, mit über 200 Metern höchste Besucher­
plattform Deutschlands befindet sich in einer Mischung aus
architektonischem Highlight, in dem Hochgeschwindig­
keitsaufzüge für die höchsten Wolkenkratzer der Welt
getestet werden, und Objekt voll schlanker Eleganz, die auf
die Ferne als neue Landmarke wirkt und von der aus Besucher
sowohl einen faszinierenden Blick ins Umland werfen und
Kunst­werke gleichermaßen anschauen können.
       Kunst- und Kulturbegeisterte finden in der Region
Schwarzwald-­Bahr-Heuberg zahlreiche kulturelle „Hidden
Champions“: Das Erich Hauser-Areal auf dem alten Salinen-
gelände und das „Forum Kunst Rottweil“ gehören ebenso
dazu wie das ­Mu­seum Art.Plus in Donaueschingen und die
Sammlung Grässlin in St. Georgen. Es ist eine Region, die mit
Naturreizen ebenso wenig geizt, wie mit kulturellem An­
gebot – und zeitgenössische Kunst wird darin besonders groß
geschrieben.

CHRIS GERBING

                            w w w . ro t t w e i l . d e
           t e s t t u r m . t h y s s e n k r u p p - e l e v a t o r. c o m

                   Rott weil mit thyssenkrupp -Testturm,
                             Foto:© thyssenkrupp
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
67

            Rot t weil und die Gegenwar tskunst

Ganz alt trifft ganz neu

      Seit den 1970er-Jahren stehen die Zeichen in Rottweil ganz
      auf zeitgenössisch: Mit dem „Forum Kunst Rottweil“ betitel-
      ten Kunstverein, den Ausstellungen für Gegenwartskunst,
      die in der drei Stockwerke umfassenden Galerie der Kreis­
      sparkasse seit 1999 präsentiert werden, dem Skulpturenfeld
     „KUNSTdünger“ am Rande der Stadt, dem Areal von Erich
      Hauser, dessen Stahlskulpturen auch stadtbildprägend in der
      City aufgestellt sind, und dem 2009 eröffneten „kunst raum
      rottweil – museum der gegenwart“ im Dominikanermuseum

                                                                                        W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
      bieten sich dem Besucher zahlreiche Möglichkeiten des
     ­E intauchens in aktuelles regionales wie internationales
      Kunstschaffen. Für ARTMAPP sprach Chris Gerbing mit dem
      Künstler und Kurator Jürgen Knubben darüber, warum Rott-
     weil ein fruchtbarer Boden für Gegenwartskunst ist und was
      es diesen Herbst in Baden-Württembergs ältester Stadt und
      ihrer Umgebung an zeitgenössischer Kunst zu entdecken gibt.

                             Tobias Zaft, „FlexiPolis“, 2016,
       interaktive Lichtskulptur (modulares Stecksystem), Acr ylglas, LED - Platinen,
         WL AN - Modul, Stahl, 85 x 38 x 38 cm (inkl. Stahlsockel), 4 Editionen,
                 Courtesy: Sammlung Karin Abt-Straubinger, Stuttgart,

                                                                                        ARTM APP
   Ausstellung „kunst raum rott weil – museum der gegenwart“ im Dominikanermuseum
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
68                                                                                                                                                                     69

                                     ARTMAPP: Herr Knubben, weshalb fällt in Rott-
                                     weil zeitgenössische Kunst auf so guten Boden?

                              Jürgen Knubben: Rottweil war nie Arbeiter-, sondern immer
                              Bürgerstadt. Daraus resultiert das große Kulturinteresse, auf
                              dem die zeitgenössische Kunst auf bauen konnte. Sie wurde
                              hier schon vor fast 50 Jahren in hoher Qualität gezeigt, wobei
                              Erich Hauser, Romuald Hengstler, Franz Bucher und Felix
                              Schlenker die Triebfedern dafür waren. Diese „Viererbande“
                              gründete den Kunstverein – das „Forum Kunst Rottweil“ –,
                              der bis heute überwiegend von Künstlern getragen wird. Des-
                              halb ist es auch so selbstverständlich, dass die Bürger der Stadt
                              sich gerne mit Gegenwartskunst umgeben und sie aufge-
                              schlossen verfolgen.

                                     ARTMAPP: Stichwort „Forum Kunst Rottweil“:                           ARTMAPP: Im nur wenige Laufminuten entfern-
                                     Wo liegen die Schwerpunkte? Und was zeigen Sie                        ten Dominikanermuseum befindet sich mit dem
                                     über die Jahreswende?                                                „kunst raum rottweil – museum der gegenwart“
                                                                                                           ein weiterer Spielort für zeitgenössische Kunst.
                                JK: „Forum Kunst Rottweil“ widmet sich ausschließlich                     Wie grenzt er sich inhaltlich vom Kunstverein ab?
                                 der Präsentation und Vermittlung von zeitgenössischer
                               Kunst in allen Disziplinen. Wir legen besonderen Wert                 JK: Der 2009 eröffnete „kunst raum rottweil“ versteht sich als
                                 ­d arauf, dass sich die Künstler auf den Raum einlassen,           Plattform für regionale zeitgenössische Kunst und rückt
                              ­wodurch sich ein gewisser Schwerpunkt auf Installationen             Kunstphänomene in den Blick, die den Kulturraum zwischen
                                  ­ergibt. Der Kunstverein versteht es auch als seine Aufgabe,        Schwarzwald und Schwäbischer Alb geprägt haben und
                                insbesondere jungen Kunstschaffenden eine Ausstel­                   ­prägen. Er wird von einer Ausstellungsgemeinschaft getra-
                                lungsmöglichkeit zu bieten und sie dadurch zu fördern. Als            gen, der neben der Stadt Rottweil auch der Landkreis, die
                              Ausstellungsraum steht dem „Forum Kunst Rottweil“ der                 ­K reissparkasse und der Kunstverein „Forum Kunst Rottweil“
                                historische Bürgersaal zur ­Ver­f ügung, der optimale Mög-            angehören. Die Institutionen arbeiten in einem kritisch-offe-
                                lichkeiten für Skulpturen, I­ nstallationen und die Hängung           nen Dialog eng miteinander und versuchen, Synergieeffekte
                                  auch großformatiger Gemälde bietet. Bis Mitte November              zu nutzen. Ein erfolgversprechendes Modell für die Präsen­
                                ist die Wanderausstellung zum zehnjährigen Jubiläum der               tation von Gegenwartskunst im ländlichen Raum!
                               Karin Abt Straubinger-Stiftung zu sehen. Eine sehr per­
                                   sönliche Schau, die zuvor in den Stutt­g arter Galerieräumen
                                 gezeigt wurde und von Rottweil weiter in die Leipziger
                               Baum­wollspinnerei wandern wird. Weil die Stifterin eng
                                mit dem „Forum Kunst Rottweil“ verbunden ist, war es uns                                  Klaus Hack, „Babel“, 2010,
                                   ein An­liegen, ihr über die Ausstellung unseren Dank für die

                                                                                                                                                                       W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
                                                                                                                   Pappel, weiß gefasst, 243 x 42 x 49 cm,
       Jürgen Knubben,          ideelle und finanzielle Unterstützung aus­z u­d rücken. Ab                    im Besitz des Künstlers, © VG Bild- Kunst, Bonn 2017
     Kurator und Bildhauer,    26. No­vember zeigen wir dann die vierte Kunstaktion der                    Ausstellung „kunst raum rott weil – museum der gegenwart“
          Foto: privat          letzten 47 Jahre: Nachdem Künstler bereits Fahnen, Koffer                                   im Dominikanermuseum
                                und S   ­ childer für Rottweil gestalteten, liegt nun das Au­
                                 genmerk auf Flaschen. „NEBUK ADNEZAR – Künstler
                                machen Flaschen für Rottweil“ heißt die Schau, an der über
                               90 Kunstschaffende – unter anderem Ottmar Hörl, Leiko
                               ­I kemura, Stefan Strumbel und Franz Erhard Walther –
                                ­be­teiligt sind. Sie alle hatten b
                                                                  ­ ereits Einzelausstellungen im
                                Kunstverein und gestalten nun jeweils eine jener 15-­L iter-
                              „Nebukadnezar“-Bordeaux-­F laschen, die nur einmal im
                                Jahr ­aufwendig ­produziert werden.

                                                                                                                                                                       ARTM APP
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
70                                                                                                                                                                                                                                          71

                                                      ARTMAPP: Was gibt es im „kunst raum rottweil“                         ARTMAPP: Etwas außerhalb der Innenstadt sind
                                                      aktuell zu sehen?                                                     die Kunststiftung Erich Hauser und der „KUNST-
                                                                                                                            dünger“ in Hausen zu finden. Benennen Sie kurz
                                                JK: Momentan zeigen wir die zweiteilige Ausstellung „Turm-                  deren Schwerpunkte?
                                               Bau“. Es handelt sich um über 40 utopische Bildhauermodelle.
                                               Weil Türme zu allen Zeiten in der Architektur eine bedeuten-         JK: Das Areal, auf dem Erich Hauser (1930–2004) lebte und
                                                de Rolle gespielt haben, von den Wehr- und Kirchtürmen des          arbeitete, ist heute ein Gesamtkunstwerk, das einen Skulp­
                                                Mittelalters bis zu den Wolkenkratzern unserer Zeit, war es         turenpark beinhaltet. Außerdem ist an den offenen Sonntagen
                                                uns ein Anliegen, das Thema aufzugreifen. Denn Rottweil              seine Kunstsammlung zu besichtigen. Wer außerhalb dieser
                                                hat seit Anfang Oktober mit dem thyssenkrupp-Testturm              Tage durch Rottweil schlendert, begegnet seinen Skulpturen
                                                ein neues architektonisches Highlight: Der Stuttgarter              auf verschiedenen öffentlichen Plätzen der Stadt. Zudem
                                               Tragwerksplaner Werner Sobek zeichnet zusammen mit                  ­vergibt die Stiftung seit 20 Jahren in zweijährigem Turnus
                                                dem Stararchitekten Helmut Jahn dafür verantwortlich.               ­einen Werkstattpreis überwiegend an Bildhauer. Die Künstler
                                               Der Turm, in dem Hochgeschwindigkeitsaufzüge für                     leben und arbeiten auf dem Areal und werden am Ende der
                                               Wolken­kratzer g­ etestet werden, ist trotz seiner fast 250 Meter    mehrmonatigen Arbeitsphase mit Ausstellung und Katalog
                                                Höhe ein beeindruckend filigraner Bau. Im großzügigen               der Öffentlichkeit präsentiert. Der „KUNSTdünger“ ist ein
                                               ­Foyer und auf der höchsten Besucherplattform Deutschlands           2002 ins Leben gerufenes Skulpturenfeld in Hausen, auf dem
                                                zeigen wir ein Drittel der „TurmBau“-Schau, die übrigen zwei        aktuell 2 4 Arbeiten zeitgenössischer Künstler präsentiert
            Siegfried Neuenhausen,              Drittel sind im „kunst raum rottweil“ zu sehen. Eigentlich          werden. Mit der grün gestrichenen Telefonzelle am Rande des
        Kunstaktion „NEBUK ADNEZAR –           war die ­Sparkasse als Ausstellungsort vorgesehen gewesen –          Feldes betreibt der Verein das kleinste Ausstellungshaus für
     Künstler machen Flaschen für Rott weil“    deren Räumlichkeiten werden aber gerade saniert, weshalb             zeitgenössische Kunst in Baden-Württemberg. Seit 14. Ok­
          © VG Bild- Kunst, Bonn 2017          wir auf die beiden genannten Orte ausgewichen sind. Der              tober sind dort Werke von Andrea Kernbach und Nikolaus
     Ausstellung im „Forum Kunst Rott weil“    Testturm wird damit natürlich auch zum Exponat der Schau!            Kernbach zu sehen.

                                                                                                                            ARTMAPP: Herr Knubben, herzlichen Dank für
                                                                                                                            das Gespräch!

                                                                                                                                                       Tu r m B a u I & I I
                                                                                                                            Tu r m - M o d e l l e i n d e r z e i t g e n ö s s i s c h e n S k u l p t u r
                                                                                                                                            Die Kre i ssparka sse R ot t we il
                                                                                                                                        mit je einer Ausstellung zu Gast:
                                                                                                                                                 Bis 26. November 2017
                                                                                                                                     „ t h y s s e n k r u p p -Te s t t u r m“ R o t t w e i l
                                                                                                                                                   Bis 18. Februar 2018
                                                                                                                    „ k u n s t ra u m ro t t w e i l “ d e s D o m i n i k a n e r m u s e u m s R o t t w e i l
                                                                                                                                          www. dominikaner museum. de

                                                                                                                                                                                                                                            W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
                                                                                                                                     2 6 . N o v e m b e r 2 0 1 7 b i s 7. J a n u a r 2 0 1 8
                                                                                                                                                    N EBUK A DN EZ A R
                                                                                                                                  Künstler machen Flaschen f ür Rot t weil
                                                                                                                                           w w w . f o r u m k u n s t ro t t w e i l . d e

                                                                                                                                     w w w . k u n s t s t i f t u n g - e r i c h h a u s e r. d e
                                                                                                                                         w w w . k u n s t d u e n g e r- ro t t w e i l . d e

                                                                                                                                                                                                               Claus Bur y,

                                                                                                                                                                                                                                            ARTM APP
                                                                                                                                                                                                      Kunstaktion „NEBUK ADNEZAR –
                                                                                                                                                                                                 Künstler machen Flaschen für Rott weil“,
                                                                                                                                                                                                  Ausstellung im „Forum Kunst Rott weil“
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
72                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   73

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              CAFÉS/BARS

                                                                                                                                                                                                                                       Res t a u r a n t We i ns t u b e                                         Pa u ls C a f é B a r L o u n g e
       HOP IN ROT T WEIL                                                                                                                                                                                                               G ri m m                                                                  Blumengasse 8
                                                                                                                                                                                                                                       Oberamteigasse 5                                                          T +49 ( 0 ) 741 48 0 079 9
                         Stay & Eat                                                                                                                                                                                                    T +49 ( 0 ) 741 683 0                                                     w w w.p a u l s - l o u n g e.d e

                                   *
                                                                                                                                                                                                                                       w w w.w e i n s t u b e - g r i m m.d e
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 P r i m a Ka f f e e, e i n e u n g l a u b l i c h e A u s w a h l
                                                                                                                                                                                                                                       „ D i e“ We i n s t u b e G r i m m g i b t e s e i g e n t l i c h       a n Te e s o r t e n, C o c k t a i l s – b e i Pa u l
                  vo n Cl au dia S c hn eid e r                                                                                                                                                                                         g a r n i c h t : We r d a s L o ka l z u m e r s t e n M a l            Baumgär tner ist man stets bestens
                                                                                                                                                                                                                                        b e t r i t t, i s t e r s t u n s i c h e r, o b e r s i c h n a c h    a u f g e h o b e n, e g a l o b m a n s i c h a u f d e n
                                                                                                                                                                                                                                        l i n k s o d e r n a c h r e c h t s w e n d e n s o l l. L i n k s     B a r h o c ke r s c hw i n g t o d e r i m c o o l e n
                                                                                                                                                                                                                                        f i n d e n s i c h Ec k b a n kg r u p p e n, e i n e d u n k l e       S a m t s e s s e l v e r s i n k t. U n d w e n n d e r k l e i n e
                                                                                                                                                                                                                                       B a l ke n d e c ke, s c h m i e d e e i s e r n e G i t t e r,           H u n g e r ko m m t ? Ta g s ü b e r ke i n P ro b l e m:
                                                                                                                                                                                                                                       Wa p p e n s c h e i b e n i n d e n Fe n s t e r n – G e -               Dann holt man sich einfach in der
                                                                                                                                                                                                                                       m ü t l i c h ke i t p u r i m h i s t o r i s c h e n Te i l, a l s o    B ä c ke r e i n e b e n a n e i n e B r ez e l o d e r e i n
                                                                                                                   Historische Innenstadt Rott weil, Foto: © rott weil.de                                                              i n d e r u r s p r ü n g l i c h e n We i n s t u b e. Re c h t s        S t ü c k To r t e. D a s s t ö r t h i e r n i e m a n d e n.
                                                                                                                                                                                                                                       i s t a l l e s h e l l e r, l u f t i g e r – ke i n Wu n d e r,
                              HOTEL                                                                                                                                                                                                     d a s Re s t a u r a n t w u r d e e r s t v i e l s p ä t e r h i e r
                                                                                                                                                                                                                                        e t a b l i e r t. Zw e i g e t e i l t w i e d a s H a u s i s t        SoLuna
                                                                                                                                                                                                                                        a u c h d i e S p e i s e ka r t e. H i e r f i n d e n s i c h          H a u p t s t r a ß e 50                                                                      „Hübscher Winkel“
     Hotel Johanniterbad                                                                                                                                                                                                                k l a s s i s c h e s c hw ä b i s c h e G e r i c h t e w i e d e r     T +49 ( 0 ) 741 269513 0 2
     J o h a n n s e r g a s s e 12                                                                                                                                                                                                     f a m o s e Zw i e b e l ro s t b r a t e n, M a u l t a s c h e n,      w w w.c a f e - s o l u n a - ro t t w e i l.d e
     T +49 ( 0 ) 741 53 070 0                                                                                                                                    RESTAU R ANTS                                                         S c hw a r z w ä l d e r Zi e g e n kä s e o d e r a u c h
     w w w.j o h a n n i t e r b a d.d e                                                                                                                                                                                               Wu r s t s a l a t i n v e r s c h i e d e n e n Va r i a t i o n e n.    Ta p a s, S c h i n ke n p l a t t e u n d e i n G l ä s c h e n       Café Bar „Il Cappuccino“
                                                                                                                                                                                                                                       A u f d e r a n d e r e n S e i t e h a t Kü c h e n c h e f              C a v a? V i n o t i n t o ? O d e r d o c h l i e b e r               Hauptstraße 4
     D a s „ B a d“- H o t e l, w i e e s i n Ro t t w e i l                w i e d e r a u f - u n d g r ü n d l i c h u m b a u t e.                 D i e J o h a n n i t e rs t u b e                                              J o s t B e v e r m a n n e i n Fa i b l e f ü r d i e                    Ka f f e e u n d e i n C ro i s s a n t ? D a s h ä n g t v o n        T +49 ( 0 ) 741 9424 8 4 8
     l i e b e v o l l g e n a n n t w i r d, l i e g t i d y l l i s c h   B a d e n kö n n e n G ä s t e i m m e r n o c h – e t w a                 J o h a n n s e r g a s s e 12                                                  i t a l i e n i s c h e Cu c i n a u n d f r a n z ö s i s c h e          d e r Ta g e s z e i t a b. A b e r e g a l, o b i m
     d i r e k t a m S t a d t g r a b e n, d e r f r ü h e r Te i l        i m W h i r l p o o l d e r l u x u r i ö s e n G r a f e n s u i t e.     T +49 ( 0 ) 741 53 070 0                                                        Cu i s i n e, u n d d e s h a l b g i b t e s i m „G r i m m“             S o m m e r d r a u ß e n u n t e r e i n e m Ka s t a n i e n -       D a s s c h m a l e H a u s, a n g e b a u t a n
     d e r B e f e s t i g u n g s a n l a g e n w a r. S e i n e n         32 Zi m m e r, a l l e i n d e n l e t z t e n J a h r e n                 w w w.j o h a n n i t e r b a d.d e                                              a u c h C ro s t i n i u n d Ta g l i a t e l l e, D o r a d e           baum oder innen an langen massiven                                     Ro t t w e i l s Wa h r z e i c h e n, d a s S c hw a r z e
     Namen trägt das Hotel nicht zu Unrecht:                                r e n o v i e r t, b i e t e n d e n G ä s t e n Ko m f o r t u n d                                                                                         ro y a l e, Fl a m m k u c h e n o d e r S a l a t                       H o l z t i s c h e n – d a s „ S o L u n a“ v e r s p r ü h t         To r, h e i ß t „ H ü b s c h e r W i n ke l“. D e r N a m e
     Seit dem späten Mit telalter betrieb der                               Ru h e. I h r e n Wa g e n kö n n e n s i e a u f d e m                    We r n a c h e i n e m S p a z i e r g a n g d u r c h d i e                    „ Pe c h e u r “ – a l l e s i n e r s t k l a s s i g e r                s ü d l i c h e n Ch a r m e u n d d e r S e r v i c e g u t e         i s t P ro g r a m m, u n d i m E r d g e s c h o s s d e s
     J o h a n n i t e ro r d e n a n d i e s e r S t e l l e e i n e       h o t e l e i g e n e n Pa r k p l a t z s t e h e n l a s s e n,          s c h ö n e A l t s t a d t H u n g e r v e r s p ü r t, i s t i m              Q u a l i t ä t.                                                          L a u n e.                                                             s c hw ä b i s c h - r e i c h s s t ä d t i s c h e n Ku l t u r d e n k-
     B a d e a n s t a l t. B i s i n d i e 3 0 e r- J a h r e d e s        d e n n d i e h i s t o r i s c h e I n n e n s t a d t Ro t t w e i l s   Re s t a u r a n t d e s J o h a n n i t e r b a d s b e s t e n s              .                                                                                                                                                mals zelebrieren die Brüder Luceri und
     20. J a h r h u n d e r t s w u r d e n n o c h Re i n i -             m i t i h r e n K i r c h e n u n d B r u n n e n, d e m                   a u f g e h o b e n. Kü c h e n c h e f To b i a s M a i e r                                                                                                                                                                     i h r Te a m i t a l i e n i s c h e s L e b e n s g e f ü h l:
     gungs - und medizinische Bäder verab -                                 H o c h t u r m u n d d e m S c hw a r z e n To r, d e n                   zelebrier t auf hohem Niveau regionale                                                                                                                                                                                           E s p r e s s o u n d (n a k l a r ) C a p p u c c i n o,
     r e i c h t, b e v o r Fa m i l i e M a i e r, d i e d a s             p r ä c h t i g e n Fa s s a d e n u n d E r ke r n, d e n                 u n d s a i s o n a l e Kü c h e, l ä s s t s i c h a u c h                                                                                                                                                                      w u n d e r b a r e We i n e u n d k l e i n e G e r i c h t e.
     H o t e l i n d e r d r i t t e n G e n e r a t i o n f ü h r t,       malerischen Gassen lässt sich bequem zu                                    m e d i t e r r a n o d e r f e r n ö s t l i c h i n s p i r i e r e n.                                                                                                                                                         D r a u ß e n s i t z e n ka n n m a n a u c h b e i
     n a c h e i n e m B r a n d d e n g e s a m t e n Ko m p l e x         Fu ß e r f o r s c h e n.                                                  Er verarbeitet ausschließlich frische                                                                                                                                                                                            Re g e nw e t t e r – d i e G a r t e n t e r r a s s e i s t

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
                                                                                                                                                       P ro d u k t e. S o f i n d e n s i c h a u f d e r                                                                                                                                                                              ü b e r d a c h t.
                                                                                                                                                       H e r b s t ka r t e B a c h f o r e l l e m i t Wa s a b i,
                                                                                                                                                       A l b l i n s e n u n d W i l d k r ä u t e r n, e i n G e r i c h t,
                                                                                                                                                       d a s Re h r ü c ke n a u s Ro t t w e i l e r J a g d m i t                                                                                                                                                                     C a f é Ko n d i t o r e i S c h ä d l e
                                                                                                                                                       Z a r t b i t t e r k u v e r t ü r e, P r e i s e l b e e r e n, S a l b e i                                                                                                                                                    Ra t h a u s g a s s e 2
                                                                                                                                                       u n d H a s e l n u s s s p ä t z l e ko m b i n i e r t, a b e r                                                                                                                                                                T +49 ( 0 ) 741 76 5 4
                                                                                                                                                       a u c h s a u t i e r t e J a ko b s m u s c h e l n – o d e r e i n
                                                                                                                                                       k l a s s i s c h e s Ko t e l e t t v o m h ä l l i s c h e n                                                                                                                                                                   We r, v o r a l l e m a n M a r k t t a g e n, e i n e n
                                                                                                                                                       Ei c h e l s c hw e i n. We r S u p p e n l i e b t,                                                                                                                                                                             P l a t z a u f d e r Te r r a s s e e r g a t t e r t, ka n n
                                                                                                                                                       b e ko m m t e i n e k l a s s i s c h e s c hw ä b i s c h e                                                                                                                                                                    s i c h g l ü c k l i c h s c h ä t z e n. D a s „ S c h ä d l e“
                                                                                                                                                       Fl ä d l e s u p p e s e r v i e r t o d e r p ro b i e r t m a l                                                                                                                                                                direkt gegenüber dem historischen Alten
                                                                                                                                                       e t w a s N e u e s: z u m B e i s p i e l e i n e                                                                                                                                                                               Ra t h a u s h ä l t d i e Tr a d i t i o n d e s k l a s s i -
                                                                                                                                                       Pa s t i n a ke n - A p f e l - S u p p e m i t B e r g a m o t t e -                                                                                                                                                            s c h e n Ka f f e e h a u s e s h o c h: D i e Ku c h e n
                                                                                                                                                       s c h a u m! Ei n k r e a t i v e s D e s s e r t z u m                                                                                                                                                                          u n d To r t e n s i n d h a u s g e m a c h t u n d n o c h
                                                                                                                                                       S c h l u s s? S e l b s t v e r s t ä n d l i c h! U n d w e r                                                                                                                                                                  i m m e r s i n d S p ez i a l i t ä t e n w i e S c h o ko b a -
                                                                                                                                                       s o m m e r s i m G a r t e n s p e i s t, g e n i e ß t e i n e                                                      Foto: © Restaurant Weinstube Grimm                                                                         n a n e n, „ S a r a l e“ u n d „ A n n a l e“ i m
                                                                                                                                                       t r a u m h a f t e A u s s i c h t.                                                                                                                                                                                             P ro g r a m m. U n b e d i n g t p r o b i e r e n – u n d

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ARTM APP
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        n i c h t a n d i e k l e i n e n M o n s t e r d e n ke n, d i e
                                                  Rott weiler „fasnet“: Biss, Foto: © rott weil.de                                                                                                                                                                                                                                                                                      s i c h Ka l o r i e n n e n n e n!
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
Am Hohenkarpfen werden viele Künste gepflegt

 Es gibt Orte, die vermögen die Seele
zu berühren, das Gemüt zu besänftigen         Hotel Hofgut Hohenkarpfen
   und das Hamsterrad des Alltags
       zum Stehen zu bringen.

                                                          Susanne Ritzi- Mathé, Inhaberin,
                                                        und Francois Howard Kurz, Direktor

                                                      Alle Fotos: © Hotel Hofgut Hohenkarpfen

                                         Das Hotel Hofgut Hohenkarpfen ist ein besonderer Ort. Die       Ein weithin bekannter Anziehungspunkt für Kunstinte­
                                          uralte Bausubstanz atmet den Geist von 300 Jahren, ist aber    ressierte ist das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene
                                          mit stilsicherer Hand ins Hier und Jetzt befördert worden.     Kunstmuseum Hohenkarpfen. Die museumseigene Samm-
                                         Diese behutsame Verbindung von Altem und Neuem erzeugt          lung sowie wechselnde Ausstellungen widmen sich der
                                          ein Wohlgefühl beim Eintreten in das Hofgut. Ebenso die        südwestdeutschen Kunst im 19. und 20. Jahrhundert insbe-
                                        21 Hotelzimmer und die drei modernen Tagungsräume; ihre          sondere der Landschaftsmalerei. Die gelungene Verbindung
                                          spektakuläre Aussicht macht die Köpfe frei und lässt neue      von Kunst, Landschaft und Natur auf dem Hohenkarpfen ver-
                                        ­Inspiration zu.                                                 vollständigt ein S
                                                                                                                          ­ kulpturenfeld mit zeitgenössischen Werken,
                                                 Die ruhige und klare Linie spiegelt sich auch in der    das auf Initiative der ­Hotelierfamilie entstand.
                                         ­k ulinarischen Handschrift des Küchenchefs Stefan Schäfer
                                        wider. Er gestaltet saisonale Rohstoffe zu Köstlichkeiten, die                         Hotel Hofg ut Hohenkar pfen
                                          nicht nur den Bauch glücklich machen, s­ ondern auch das                                7 8 5 9 5 H a u s e n o b Ve r e n a
                                        Auge satt. Die Küche setzt aber auch auf ­ehr­l iche Bo­den­                                       T. 0 7 4 2 4 9 4 5 0
                                          ständigkeit und freut sich über hungrige Wanderer, festliche         D i e Ö f f n u n g s z e i t e n f ü r R e s t a u ra n t u n d Te r ra s s e
                                         Hochzeitsgesellschaften oder das verliebte Paar mit Hang                         s i n d t ä g l i c h v o n 1 1 : 3 0 b i s 2 3 : 3 0 U h r,
                                          zum Besonderen. Der Hohenkarpfen wird durch die freund-                Wa r m e K ü c h e : t ä g l i c h v o n 1 1 : 3 0 b i s 1 3 : 3 0 U h r
                                          schaftliche Gastlichkeit des Teams auf hohem Niveau ein Ort                              und von 18 bis 2 1:30 Uhr
                                          um immer wiederzukehren.                                                                  www. hohenkar pfen. de
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
76

           Das Kunstmuseum Hohenkarpfen in der Region Schwarz wald – Baar– Heuberg

               Gegenkultureller Standort
                                                                             Standort“ – zu einem der ersten Regionalmuseen für süd-
                                                                          westdeutsche Landschaftskunst des 19. und 20. Jahrhunderts
     Wer einen Blick auf Vorstand und Kuratorium der Kunst­                  aus dem Dunstkreis der Akademien in Karlsruhe, Stuttgart
          stiftung Hohenkarpfen wirft, der ahnt, warum sie auf 30 Jahre      und M­ ünchen entwickelt. Die jährlich zwei bis drei Ausstel-
         erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann. Prominente und              lungen – zuletzt wurden Werke von Käte Schaller-­H ärlin
         ­einflussreiche Bürger – im besten Sinne die gesellschaftliche      präsentiert – werden stets von Katalogen begleitet, die als
       Crème jener Gegend, die sich Schwarzwald–Baar–Heuberg               ­Beitrag zur Kulturgeschichte der Region gelesen werden dür-
        nennt – stehen für ein geglücktes Beispiel von Mäzenatentum.         fen. Auch das Modell der offenen und systematischen
     Die Stiftung brauchte dies vor allem in ihren Anfängen, da das         ­Kooperation mit Städten, Gemeinden und Landkreisen der
       Kunstmuseum fernab der urbanen Zentren angesiedelt wurde             Region gehört zum Programm auf dem „Karpfen“. Das bringt
        und schlicht das Geld fehlte, um aus dem baulich vernach­            Synergie­effekte, vermehrte Haushaltsmittel und personelle
       lässigten früheren Meierhof am Fuße des 912 Meter hohen            Arbeitsbündnisse mit sich. Dass sich also hier Bürger, im
       Karpfen ein Museumsjuwel zu machen. Über 400.000 Mark              ­Ü brigen nicht nur ­prominente, gerne engagieren, und das
       ­k ostete dieses Heldenstück, das sich zunächst mit dem               über den selbstverständlichen Ausstellungsbesuch hinaus, ist
      ­Namen des in Hausen ob Verena geborenen, emeritierten                 also gut zu verstehen (siehe auch das folgende Interview mit
     ­P rofessors ­F riedemann Maurer – dem Vorsitzenden der                Professor Friedemann Maurer).
       Kunststiftung – verbindet.                                                                                                                                                Kunststiftung Hohenkarpfen, Foto: © Kunststiftung Hohenkarpfen
                 Am Anfang der Stiftung, für Maurer ein „glücklicher      SIEGMU N D KOPITZKI

      Beifang“ des persönlichen Lebensweges, stand 1984 die
         Schenkung eines riesigen Konvoluts. Es enthielt Darstellun-
         gen des Lebens und der Landschaft in der Hochbaar von der
       Hand des Tuttlinger Zeichners und Buchillustrators Ernst                                                                              „Kleinod in der Provinz“
      Rieß (1884–1962). Zeitgleich entstand die Idee eines Kunst-
        museums, das im denkmalgeschützten Ökonomiegebäude
        im Juni 1986 eröffnet wurde.                                                                                                         Friedemann Maurer, der 77-jährige emeritierte Pädagoge, der          Umgründung der bisher nur auf Rieß ausgerichteten lokalen
                 Seitdem ist der „Karpfen“ mit seiner gewachsenen und                                                                        in Hausen ob Verena geboren wurde und wieder dort lebt, ist            Museumsinitiative zu einer überregional ausgerichteten
        ­i nzwischen umfangreichen Sammlung aus der Mu­seums­                                                                                Initiator und Vorsitzender der Kunststiftung Hohenkarpfen.           ­E inrichtung, die sich auf die südwestdeutsche Landschafts­
        landschaft Baden-Württembergs nicht mehr wegzudenken.                                                                                Für ARTMAPP traf ihn Siegmund Kopitzki zum Gespräch.                   tradition im 19. und 20. Jahrhundert konzentrieren sollte.
       Kunst­stiftung und Kunstverein haben sich, trotz periphe-                                                                                                                                                  Und in ebendieser Schwerpunktsetzung verbirgt sich das
         rer Lage – Maurer spricht gerne von „gegen­k ulturellem                                                                                   ARTMAPP: Herr Professor Maurer, in einem Bei-                   ­Erfolgsgeheimnis des Karpfenmuseums.
                                                                                                                                                   trag zum 30-jährigen Jubiläum der Kunststiftung

                                                                                                                                                                                                                                                                                   W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
                                                                                                                                                   Hohenkarpfen schreiben Sie, dass diese Gründung                        ARTMAPP: Es ist ein Liebesverhältnis zwischen
                                                                                                                                                   für Sie ein „glücklicher Beifang“ war. Längst gilt                     Ihnen und dem Kunstmuseum. Aber die Liebe
                                                                                                                                                   dies wohl auch für die Besucher des „Karpfen“ ...                      allein ernährt ein solches Unternehmen wohl nicht.
                                                                                                                                                   War der Erfolg des „Kunstmuseums“ absehbar?                            Wie halten Sie den Betrieb am Rande der großen
                                                                                                                                                                                                                          weiten Welt am Laufen?
                                                                                                                                             Friedemann Maurer: Der Erfolg der Kunststiftung Hohenkar-
                                                                                                                                             pfen war nicht vorhersehbar. Denn ursprünglich ging es                FM: In der Tat verbinden mich mit dem „Karpfen“ und der
                               Friedemann Maurer,                                                                                            lediglich um ein kleines Museum für Werke des verstorbenen             hiesigen Region Herkommen und Verwurzelung in einer
             Initiator und Vorsitzender der Kunststiftung Hohenkarpfen,                                                                      Zeichners und Jugendstilkünstlers Ernst Rieß. Der unsere               ­a lteingesessenen Familie, eine glückliche Kindheit trotz
                        Foto: © Kunststiftung Hohenkarpfen                                                                                   unmittelbare Umgebung, die Baar, und Hausen ob Verena be-              Kriegs- und Nachkriegszeit sowie formative Gymnasialjahre
                                                                                                                                             treffende Bestand von Zeichnungen, Lithografien und                    in der Kreisstadt Tuttlingen. Und dann ist da unser kleiner
                                                                                                                                             Ölgemälden sollte den Grundstock einer „Ernst-Rieß-Stube“             ­Familiensitz, das „Hansmichel-Haus“, das seit über 300 Jah-
                                                                                                                                             im Hofgut Hohenkarpfen bilden. Als die Baumaßnahmen im                 ren Lebens- und Zufluchtsort der Familie ist. So konnte ich
                                                                                                                                             denkmalgeschützten Ökonomiegebäude des Anwesens                        trotz langer beruf licher Abwesenheit von einem über Ge­
                                                                                                                                             schon begonnen hatten, trat eine große Ernüchterung ein.               nerationen gewachsenen Beziehungsnetz ausgehen, auf
                                                                                                                                             Denn die konservatorischen Auflagen für die feinen, wertvol-         verlässliche Hilfe der Unternehmer, Politiker sowie der Bürger

                                                                                                                                                                                                                                                                                   ARTM APP
                                                                                                                                             len Bleistiftzeichnungen von Rieß erschwerten eine reguläre            der Landschaft rund um den Karpfen bauen und auf den
                                                                                                                                             Museums- und Ausstellungsarbeit. Deswegen erfolgte die               ­Zusammenhalt der kulturell Interessierten vertrauen.
NOORD-NEDERLAND ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR - DIE MASKE KUNSTWEGEN - Bacchus-Vinothek
TurmBau I & II
                                                                                                                                                                                                                                                    79
                                                                                                                    ARTMAPP: Wer auf die prominente Namensliste                               ARTMAPP: Sie haben unlängst den Kustos
                                                                                                                    der Organe der Stiftung blickt, dem wird in der Tat                       Stefan Borchardt ans Nannen-Museum in Emden
                                                                                                                    fast schwindlig. Sponsoren sind begehrt,                                  verloren – und guten Ersatz gefunden. Trotzdem:

Turm-Modelle in der zeitgenössischen Skulptur
                                                                                                                    Sie haben sie ...                                                         Das war ein Verlust?

                                                                                                             FM: Wenn man ein klares Konzept hat, findet man auch                     FM: Stefan Borchardt hat das Profil des Karpfenmuseums
                                                                                                             ­Mäzene und Sponsoren. Die hiesige Wirtschaft hat das Karp­              über zehn Jahre hinweg mit landesweit beachteten Ausstel-
                                                                                                              fenmuseum nicht zuletzt gefördert, weil das auratische                  lungen geprägt. Seine Berufung an die Kunsthalle Emden
                                                                                                             Zusammenspiel von Kunst- und Naturschönem allein schon                   macht uns stolz. Für seine Nachfolge konnten wir aus einem
                                                                                                              durch die Lage des Hofguts begünstigst ist und weil die Qua-            hervorragend qualifizierten Bewerberkreis auswählen, wir
                                                                                                              lität der Ausstellungen den hohen Maßstäben moderner                    haben uns für Mark R. Hesslinger entschieden. Der junge
                                                                                                              kunsthistorischer Arbeit gerecht wird. So wirbt das „Kleinod            Kunsthistoriker ist als Oberschwabe von Geburt an mit
                                                                                                              in der Provinz“ für sich und findet die notwendige Unterstüt-           schwäbischer Landschaft und Kunst vertraut. Mit ihm haben
                                                                                                              zung. Diese stabile Entwicklung des Museums verdankt auch               wir einen glänzend ausgebildeten Museumsfachmann, der für
                                                                                                              den ständigen und stetigen Kooperationen mit der Staatlichen            die Kunststiftung Hohenkarpfen brennt. Das ist ein echter
                                                                                                              Hochschule für Musik Trossingen und der Erzabtei St. Martin             Gewinn.
                                                                                                              zu Beuron mit ihrer bedeutenden Tradition der Beuroner
                                                                                                              Kunstschule ein festes Fundament.                                               ARTMAPP: Die Programmplanung für 2018 steht.
                                                                                                                                                                                              Was werden die Besucher des „Karpfen“ zu sehen
                                                                                                                    ARTMAPP: Ihre Ausstellungen, Sie erwähnten das                            bekommen?
                                                                                                                    bereits, widmen sich überwiegend der Landschafts-
                                                                                                                    und Porträtkunst des 19. und 20. Jahrhunderts.                    FM: Vom 25. März bis 15. Juli 2018 wird die Kunststiftung
                                                                                                                    Die Gegenwartskunst lassen Sie dagegen aus.                       ­Hohenkarpfen eine monografische Ausstellung des zwischen
                                                                                                                    Ist es nicht Zeit, diese Linie zu hinterfragen?                    Impressionismus und beginnendem Expressionismus
                                                                                                                                                                                         ­a nzusiedelnden Malers Albert Weisgerber (187 8 –1915)
                                                                                                             FM: Diese thematische Begrenzung im Arbeits- und Ausstel-                  ­p räsentieren. In der Sommerausstellung steht dann die
                                                                                                              lungsprogramm hat sich als ausgesprochen segensreich                     ­L andschaftsmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts zwischen
                                                                                                              erwiesen. Kleine Einrichtungen, die „alles“ machen wollen,              Donaubergland und westlichem Bodensee im Fokus.
                                                                                                              gefährden ihr Niveau und ihr Profil. Und: Die kulturellen Ein-
                                                                                                              richtungen um den „Karpfen“ herum und all die Kunstkreise                       ARTMAPP: Friedemann Maurer – vielen Dank für
                                                                                                              in der Region leisten Vorbildliches. Dazu wollen wir auf dem                    das Gespräch!
Abraham David Christian        Claus Bury                                Klaus Hack                          „Karpfen“ nicht in Konkurrenz treten, sondern eher ergänzen
Pagode, 2003, Bronze           Hochhauslandschaft, 2010, verschiedene    Babel, 2010, Pappel, weiß gefasst    mit einem bewusst stillen Programm des zum Teil schon Ver-                            www. k unstst if t ung-hohenkar pfen. de
Sammlung Zweckverband OEW)     Holzarten und Kupferlegierungen                                                gessenen, doch Bedeutsamen und Großen aus der Geschichte
                                                                                                              des künstlerischen Schaffens und der wichtigen Lehrer an den
                                                                                                             Akademien in Karlsruhe, München und Stuttgart.
Ausstellung mit Arbeiten von
Roland Boden, Claus Bury, Abraham David Christian, Marc Dittrich, Anke Eilergerhard,
Eberhard Freudenreich, Klaus Hack, Erich Hauser, Stephan Huber, Urban Hüter,
Leiko Ikemura, Andrea Kernbach, Nikolaus Kernbach, Hubert Kiecol, Sun-Rae Kim,
Jürgen Knubben, Henner Kuckuck, Wolfgang Laib, Pi Ledergerber, Sen-Hao Lo,

                                                                                                                                                                                                                                                    W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
Heinz Mack, Adrian Maryniak, Frank Neye, Werner Pokorny, Thomas & Renée Rapedius,
Karl Manfred Rennertz, Stefan Rohrer, Jo Schöpfer, Hans Schüle, Alf Setzer,
Abi Shek, Martin Spengler, Markus F. Strieder, Timm Ulrichs, Peter Vogel, Tobias Zaft

Mit je einer Ausstellung sind wir zu Gast im „thyssenkrupp Testturm“ Rottweil
vom 20. Oktober bis 26. November 2017
und im „kunst raum rottweil“ des Dominikanermuseums Rottweil
vom 15. Oktober 2017 bis 18. Februar 2018

                                                                         Kreissparkasse

                                                                                                                                                                                                                                                    ARTM APP
                                                                          Rottweil                                                         Ausstellungsansicht Kunststiftung Hohenkarpfen, Foto: © Kunststiftung Hohenkarpfen
81
                  Donaueschingen:

Zeitgenössische Kunst in historischem Museumsgebäude

     Museum Art.Plus

                                                                                                                                      W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
                                                       Museum Art.Plus mit der Arbeit „GULFF“ (2014) von Paul Schwer in der Brigach
                                                          und „Lightning Strike“ (2008) von David Nash auf dem Museumsvorplatz

                                                                                                                                      ARTM APP
                                                                            Beide: © VG Bild- Kunst, Bonn 2017
Etwas abseits der großen Fernstraßen liegt idyllisch am          Museums auf der Kunstvermittlung liegt. Insbesondere ein             sich unter diesem Fokus vereinen lassen. „Leidenschaft .                 „Museum im Busch“. In seinen Kunstwerken kombiniert er                                         83
                                                                           ­ usammenf luss von Brigach und Breg die Stadt Donau­
                                                                           Z                                                                reiches „KinderKunstProgramm“ will die Kleinen und ganz              ­ assion – Im Fokus: Pierre Soulages“ lautet der Titel der Aus-
                                                                                                                                                                                                                 P                                                                         unter­s chiedlichste Materialien, wechselt gern zwischen
                                                                           eschingen mit ihrer wechselvollen, reichen Geschichte. In        Kleinen schon früh an Kunst heranführen. In verschiedenen            stellung, auf die dann ab Mitte Februar 2018 das genaue                   der zweiten und dritten Dimension und macht damit
                                                                           unmittelbarer Nähe der Donauquelle ist hier – seit 2009 – das   Ausstellungen wurden die Besucher in Kunstprojekte                    Gegenteil folgt: „colorful – farbenfroh“ ist die Jahresaus­               ­deutlich, dass die ­Verschlagwortung als Künstler (hier der
                                                                           Museum Art.Plus beheimatet. Die baden-württembergische           ­i n­v olviert, dazu ­k ommen Künstlergespräche und eine             stellung 2018 benannt, die ausgehend von den Gemälden                    „Bildhauer“, dort der „Maler“) längst an ihre Grenzen ge-
                                                                           Privatsammlung ist in einem bereits Mitte des 19. Jahrhun-      ­Vernetzung in der R   ­ e­g ion, die auch andere Kunstformen mit-    Dorothy Fratts (1923–2017) die vielfältigen Erscheinungs­                  stoßen ist und dass z­ wischen Abstraktion und Figuration
                                                                           derts errichteten Museumsbau direkt an der Brigach zu Hause       einbezieht. So gibt es ­K ooperationen mit der Staatlichen          formen, Möglichkeiten und Positionen im Umgang mit Farbe                  immer noch ein Hüppi passt.
                                                                           und hat sich der zeitgenössischen Kunst in ihren diversen        Hochschule für Musik Trossingen, mit den Donaueschinger              auslotet. Die Ausstellung ist eine Premiere, denn noch nie
                                                                           Spielarten sowie dem Dialog der Künstler verschrieben. Der       Musiktagen, der K   ­ unstschule und dem Kommunalen Kino            ­waren so viele Kunstwerke der US-amerikanischen Künstle-                 CHRIS GERBING

                                                                           Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Kunst seit den            Guckloch in ­D onaueschingen sowie zahlreichen weiteren              rin außerhalb ihres Heimatlandes zu sehen. Fratt entwickelte
                                                                           1980er-Jahren. Internationale und regionale Positionen wer-      Kultur­a nbietern; ebenso greift das Museum mit Skulpturen           die Farbfeldmalerei auf ihre ganz eigene Weise weiter, indem                                               Bis 28. Januar 2018
                                                                           den gleichermaßen präsentiert und spiegeln damit die              in den gesamten Stadtraum aus. Die Ausstellungen selbst –           sie intuitiv Formen und Farben auf großformatigen Leinwän-                      L e ide n schaf t . Pa ssion – Im Fok u s: P ie r re Soulages
                                                                           Sammlung wider, wobei ein wesentlicher Schwerpunkt des           jährlich eine große Hauptausstellung und drei kleinere im            den kombinierte. Zu ihrem „Markenzeichen“ wurden starke
                                                                                                                                           „2-RAUM“ – entstehen aus den Beständen der stiftungseige-             Kontraste bezüglich Farbwert und Kontrast, die gelegentlich                                 1 2 . November 2017 bis 10. März 2018
                                                                                                                                             nen Sammlung heraus, die um Leihgaben ergänzt werden.               Landschaftsassoziationen hervorrufen. Obwohl ihre Arbei-                        A l f o n s o H ü p p i (i m 2 - R A U M d e s M u s e u m A r t . P l u s)
                                                                                                                                                      Noch bis Ende Januar 2018 präsentiert das Museum           ten nie spontan entstanden, sondern auf der Grundlage von
                                                                                                                                           Art.Plus Werke des Großmeisters des Malens in Schwarz,                zahlreichen Skizzen, bezeichnete sie ihre Arbeitsweise stets                                           Ab Mit te Febr uar 2018
                                                                                                                                            Pierre Soulages, einem der wichtigsten internationalen               als Reise ins Ungewisse und als Abenteuer, deren Ergebnis oft                    „ c o l o r f u l – f a r b e n f ro h “ – J a h r e s a u s s t e l l u n g 2 0 1 8
                                                                                                                                            Vertreter der abstrakten Kunst. Dass er beileibe nicht der           eine Überraschung für sie selbst darstelle. Ihre farbenfrohen                                               Mu seum Ar t. Plu s
                                                                                                                                             einzige Künstler ist, der schwarze Kunstwerke schafft,             Werke werden um intensiv koloristische, zwei- und dreidi-                                          w w w . m u s e u m - a r t- p l u s . c o m
                                                                                                                                             macht die Ausstellung en passant deutlich, denn seinen 14           mensionale Arbeiten internationaler Künstler ergänzt.
                                                                                                                                             groß­for­matigen „Outrenoirs“ – schwarze Bilder jenseits der                Im „2-RAUM“, einer gesonderten Ausstellungsfläche
                                                                                                                                             Schwärze – werden Kunstwerke von Tony Cragg, Ellsworth              im Museum, wird über die Laufzeit der Soulages-Ausstel-
                                                                                                                                            Kelly, François Morellet und einigen weiteren Zeitgenossen           lung hinaus bis 10. März 2018 Alfonso Hüppi präsentiert,
                                                                                                                                             ergänzend beigefügt. So wird deutlich, wie unterschiedlich          ein K­ osmopolit im Wortsinn: Der zweimalige „documen-
                                                                                                                                             die Wirkung des Schwarz im Wechselspiel mit dem Licht und           ta“-Teilnehmer lebt und arbeitet in Baden-Baden und
                                                                                                                                             anderen Farben sein kann und welch verschiedene Positionen          Namibia, dort leitet er das von ihm 1998 mitbegründete
W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
ARTM APP

                                                                                                                                                                                                                                       Blick in den zentralen Ausstellungsraum mit Werken von Pierre Soulages, © VG Bild- Kunst, Bonn 2017
Julian Göthe, „This Room is my Castle of Quiet“,
                                                                                                                                                                   umrahmt von griechischen und römischen Standbildern
                                                                                                                                                               der „Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen“, Donaueschingen

                                                                           Schloss Heiligenberg, Linzgau am Bodensee, Gesamtanlage, Foto: Achim Mende

                                                                                     Für den Or t of fen und trotzdem auf dem Sprung in die Internationalität

                                                                                                 Schloss Heiligenberg
                                                                            Im Hinterland des Bodensees, unweit von Kloster Salem,                    bereits dem Studium. Ihre künstlerischen Positionen las-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     UND JEDEM ANFANG
                                                                             liegt auf einem Bergsporn Schloss Heiligenberg. Im Ur-                    sen ex­e mplarisch die Bandbreite der Möglichkeiten von
                                                                             sprung m ­ ittelalterlich wurde es während der Renaissance
                                                                             umgebaut und besitzt mit seinem prunkvollen Festsaal ei-
                                                                                                                                                     Video­installationen und Performances über einen eher wis-
                                                                                                                                                       senschaftlich moti­v ierten Ansatz bis hin zur Verwendung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            WOHNT EIN
                                                                             nen der we­n igen ­e rhaltenen Repräsentativräume dieser                von Comics und Slogans und dem Einsatz unterschiedlichster
                                                                            Epoche. In den Genuss dieser besonderen Atmosphäre kom-
                                                                             men seit 2011 ­e inmal jährlich drei junge, aufstrebende
                                                                                                                                                     Materialien deutlich werden.
                                                                                                                                                               Bei aller Internationalität, so betont Erbprinz Christian
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 ZAUBER INNE...
                                                                            Künstler. Sie müssen sich j­ eweils „durch unverkennbare For-              zu Fürstenberg, sei es ihm genauso wichtig, „dass die Künstler
W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R

                                                                             mensprache her­vorgetan haben und das Potenzial erahnen                   die Offenheit haben, sich mit dem Ort und der Region zu                                                                                                                                       Zitat:
                                                                             lassen, im internationalen Diskurs Fuß zu fassen“, so die                ­beschäftigen“. Und wenn später eine ihrer ­E ntdeckungen –                                                                                                            Hermann Hesse, *1877 - †1962
                                                                            ­I nitiatorin des Projekts ­„ Fürstenberg Zeitgenössisch“, Erb-            beispielsweise das portu­g iesische Duo João Maria Gusmão &                                                                                                          Foto: Blick auf die Donauquelle
                                                                             prinzessin ­Jeannette zu Fürstenberg. Die durch eine Jury               Pedro Paiva – auf der Biennale von Venedig zu sehen ist, freut
                                                                             ausgewählten Künstler ­erhalten während ihres dreimona­                   dies die zukunftsweisenden Mäzene na­t ürlich umso mehr.
                                                                             tigen Aufenthalts nicht nur finanzielle Unterstützung und              „Unser Wunsch ist es, junge Künstler zu unterstützen und
                                                                            weitläufige Arbeits- sowie ­L ebensräumlichkeiten, sondern               ­i hnen die Möglichkeit zu geben, sich über die Ausstel­
                                                                             genießen auch intensiven Austausch mit dem ebenfalls hier               lungen bei uns zu präsentieren“, streicht Jeannette zu                   Entdecken Sie die Stadt an der Donauquelle!
                                                                            wohnenden ­E rbprinzenpaar – Familienanschluss inklusive.                Fürstenberg ­heraus. Im Frühjahr 2018 ist es wieder so weit: In          Hier, wo die Reise der Donau beginnt, erwartet Sie die Residenzstadt
                                                                           Aus der räumlichen Nähe erwachsen nicht selten Freund-                      den Mu­s eumsräumlichkeiten der Fürstlich Fürstenber­
                                                                                                                                                                                                                              Donaueschingen mit einer lebendigen Verbindung aus Tradition und
                                                                             schaften: „Die Verbindung zwischen dem Erbprinzenpaar                     gischen Sammlungen in Donaueschingen findet dann wieder
                                                                                                                                                                                                                              Moderne. Bummeln Sie entlang der hübschen Innenstadt bis zum Fürst-
                                                                             und den Künstlern ist sehr herzlich. Die Künstler lieben das              die stets das Stipendium beschließende Ausstellung statt, bei
                                                                            Programm. So etwas ist selten“, bemerkt Moritz Wesseler,                   der sich die Künstler mit den Ergebnissen ihrer dreimonatigen          lich Fürstenbergischen Schloss und in den weitläufigen Schloss-
                                                                             Kurator von „Fürstenberg Zeitgenössisch“, hinsichtlich der             ­A rbeitsphase der Ö   ­ ffentlichkeit präsentieren.                      park, bestaunen Sie die Donauquelle und entdecken Sie die Museums-       www.donaueschingen.de
                                                                             besonderen Atmosphäre. Die diesjährigen Stipendiaten                                                                                             vielfalt und die zahlreichen kulturellen Highlights.                   Mehr erleben bei einer spannenden Erlebnisführung!
                                                                           ­Trisha Baga, ­K asper Bosmans und Catharine Czudej ­stammen
ARTM APP

                                                                                                                                                        CHRIS GERBING
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Buchung über die Tourist-Info, Tel. 0049 (0)771.857 221
                                                                             aus den USA, Belgien und Südafrika, erste A    ­ usstellungen
                                                                             auf inter­n ationalem Parkett und Auszeichnungen folgten                             www. f ue rste nbe rgzeitge noessisch . com
86                                                                                                                                                                                                                                                                                    87
                           Sammlung Grässlin in der Städtischen Galerie Karlsruhe

                                      Mut zur Freiheit
      Der deutsche Südwesten ist reich an Privatsammlungen:
      ­F rieder Burda, Adolf Würth, Rüdiger Hurrle, die Ehepaare
        Schauf ler und Klein sind klangvolle Sammlernamen mit             Die Liste der Namen liest sich wie das Who’s who des Infor-
        mehr oder minder großen Kunstsammlungen, die sie in               mel und mit etlichen von ihnen, allen voran Erich Hauser,
        ­eigenen Museen, gern auch im Dialog mit (noch) auf dem           verband die Grässlins eine enge Freundschaft. Letzteres
        Kunstmarkt erhältlichen Werken oder solchen aus öffent­           ­erklärt auch, weshalb es nur wenige weitere bildhauerische
        lichem Museumsbesitz, präsentieren. Die Sammlung Anna             Positionen in deren Sammlung gibt: Hauser war einerseits
        und Dieter Grässlin – zusammengetragen innerhalb weniger           ­enger Berater des Paars, andererseits aber sehr darauf bedacht,
        Jahre durch den Unternehmer und seine Frau – darf in diesem         eine singuläre Rolle innerhalb ihrer Kollektion einzunehmen.
       Reigen nicht fehlen, denn sie ist eine der profilier­testen im     Deshalb konnte sich Dieter Grässlin nur heimlich seinen lang
       ­Bereich des Informel. Hierbei handelt es sich um eine nach        gehegten Wunsch einer Kricke-Skulptur erfüllen, die gerade
     1945 unter dem Eindruck von Krieg und Zerstörung entstan-              so groß sein durfte, dass sie ins Schlafzimmer passt. Dort
        dene Kunstrichtung, die weniger Stil denn künstlerische           nämlich hatte Hauser keinen Zutritt.
        Haltung ist. Die sich ihr verpflichtet fühlenden Künstler lehn-            Die Ausstellung „Mut zur Freiheit“ entstand in Koope-
        ten Kompositions- und Formprinzipien, aber auch die               ration mit dem Mittelrhein-Museum in Koblenz; in Karlsruhe
        geometrische Abstraktion ab. Es ist eine Kunst, die aus dem       wird sie um rund 30 Arbeiten von Willi Baumeister, Georg
        Dagegen schöpft, die ein „Panorama individueller Positionen“      Meistermann, Lothar Quinte und weiteren aus dem Bestand
        umfasst und eine „offene und prozessuale Bildform anstrebt“       der Städtischen Galerie ergänzt. Wer sie verpasst, hat immer
     (Christoph Zuschlag). Es sind entsprechend sperrige Kunst-           noch die Möglichkeit, die Sammlung in dem 2006 eröffneten
     werke, die in jenen Jahren entstanden – oft, aber nicht immer        KUNSTRAUM GRÄSSLIN in St. Georgen zu sehen, der vor
        ohne Vorplanung, mit großer Geste und r­ aschem Schwung.          Ort ergänzt wird durch die „Räume für Kunst“: Ungenutzte
     Zudem vernetzten sich die in Künstlergruppen wie „ZEN 49“,           Ladenflächen gibt es durch dieses Projekt in St. Georgen seit
     „Quadriga“ oder „Gruppe 53“ zusammengeschlossenen                    1995 (fast) nicht mehr, denn statt Leerstand werden sie mit
        Künstler, pflegten den Austausch und beförderten damit ein        Kunst bespielt.
        neues Lebensgefühl, das aber noch geprägt war von den
         ­eigenen Kriegserlebnissen. Die Städtische Galerie Karlsruhe,    CHRIS GERBING

        die mit der Sammlung Garnatz eine weitere Privatkollektion
     von Museumsformat permanent zeigt, ist entsprechend für                                16. Dezember 2017 bis 11. März 2018
        die Präsentation der Sammlung Grässlin ein nahezu idealer                                          Mut zur F re ihe it
     Ort. Jean Fautrier, Wols, Peter Brüning, Karl Fred Dahmen,               I n f o r m e l a u s d e r S a m m l u n g A n n a u n d D i e t e r G rä s s l i n
        Karl Otto Götz, Emil Schumacher, Fred Thieler und etliche

                                                                                                                                                                                                                                                                                      W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
                                                                                                                 im Dialog
        andere aus Grässlin’schem Besitz – insgesamt 100 Kunst­
     werke von zwölf Künstlern – werden ab Dezember 2017 in                                      Städt ische Galer ie Karlsr uhe
        der Ausstellung durch ausgewählte hauseigene Bestände                                            www. karlsr uhe. de
          ergänzt: Kunstwerke, die zwischen 1946 und 1974 entstan-
        den und die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten sowie                           K U NS T R AU M GR Ä S SL I N, St. Georgen
        die Diversität der unter dem Begriff zusammengefassten                                   w w w . s a m m l u n g - g ra e s s l i n . e u
        Künstler widerspiegeln.

                                                                                                                                                                     Carl Buchheister, „Komposition Changvil“, 1960, © VG Bild- Kunst, Bonn 2017, Sammlung Anna und Dieter Grässlin

                                                                                                                                                                                                                                                                                      ARTM APP
                                                                                                                                                                                          linke Seite: KUNSTRAUM GRÄSSLIN, St. Georgen, Foto: Uwe Spoering
BEGE Galerien
88

                                                                                       Foto: Visual Art work

                                                                                                                            Villingen - Schwenningen

                                                                                               Kulturstadt im Grünen
                                                                           Bis zur Gründung des südwestlichen Bundeslandes verlief               Von der Klassischen Moderne bis zur Gegenwart reicht das
                                                                              die Grenze zwischen Südbaden und Württemberg-Hohen­                    Spektrum der Ausstellungen, die in der Städtischen Galerie
                                                                                zollern genau zwischen den beiden Städten Villingen und
                                                                             Schwenningen. Erst mit der Gebietsreform 1972 entstand
                                                                                                                                                    präsentiert werden, die sich im Stadtteil Schwenningen
                                                                                                                                                     ­b efindet. Dabei zeigt sich deutlich, wie gut die beiden
                                                                                                                                                                                                                                                                    Markus Lüpertz HERZSCHMERZ
                                                                              die Doppelstadt, in der sich bis heute einige Eigenheiten             ­u rsprünglich selbstständigen Städte zwischenzeitlich                                                          noch bis zum 17. November 2017
                                                                              ­erhalten haben – offensichtlich nicht zum Nachteil der Kul-            ­z u­s ammengefunden haben: Ein Teil der Sonderausstel­
                                                                             tur, denn man betitelt sich als „Kulturstadt im Grünen“.
                                                                           Mit Franziskanermuseum, Uhrenindustriemuseum und
                                                                                                                                                    lungen ist im Franziskanermuseum zu Gast, andere werden
                                                                                                                                                     im L   ­ ovis-­K abinett in Schwenningen gezeigt. Bis Mitte                                            Robert Schad + Sati Zech PingPong
                                                                             ­S täd­t ischer Galerie sind sowohl Ur- und Frühgeschichte,
                                                                              Schwarzwälder Volkskunde, die Geschichte der Uhren­
                                                                                                                                                   ­D ezember sind dort Meisterschüler der HBK Dresden zu
                                                                                                                                                       ­sehen, die ­„ Farbenprächtige Malerei und raumgreifende
                                                                                                                                                                                                                                                              24. Novemer 2017 – 20. Januar 2018
                                                                             industrie als auch die Kunst der Klassischen Moderne bis               Installa­t ionen“ ausstellen. Schwenningen galt übrigens
                                                                             hin zur Gegenwart abgedeckt.
                                                                                       Der mittelalterliche Stadtkern von Villingen mit
                                                                                                                                                    lange als „größtes Dorf Württembergs“ und der Expressio-
                                                                                                                                                     nismus ist hier b  ­ esonders greifbar. Hans Herkommer erbaute
                                                                                                                                                                                                                                       der Drucker HPH Serigrafien 20 internationaler Künstler
                                                                              dem frühgotischen Münster, dem spätgotischen Rathaus,
                                                                              der Stadtmauer und drei der ursprünglich vier Tortürme ist
                                                                                                                                                    Ende der 1920er-Jahre das Rathaus, das Krematorium auf dem
                                                                                                                                                 ­Waldfriedhof von J­ ulius Feucht hält dieses hohe Niveau mit
                                                                                                                                                                                                                                                                    27. Januar – 3. März 2018
                                                                                                                                                                                                                                                                     art KARLSRUHE Halle 3 F05/06
                                                                           weitgehend erhalten. Auch das Franziskanermuseum gehört                      seinem die Gotik neu interpretierenden Stil. Bereits seit 1931
                                                                                zum historischen Bestand. Es befindet sich in einem ehemali-      wird das aus dem 17. Jahrhundert stammende Bauernhaus am
                                                                              gen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kloster. Während
                                                                              die Kirche heute Konzertsaal ist, lässt sich in Kreuzgang und
                                                                                                                                                    Marktplatz ­museal genutzt, es beherbergt das Heimat- sowie
                                                                                                                                                  Uhren­m useum und macht damit auf die Tradition der                                                                         22. – 25. Februar 2018
                                                                            ­K apitelsaal auf den Spuren der Franziskaner wandeln, in den         ­U h­r enproduktion im Schwarzwald aufmerksam, die in
W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R

                                                                           Mönchs­zellen hingegen ist die stadtgeschichtliche Abteilung
                                                                             mit Grabungsfunden untergebracht. Bis in die Gegenwart
                                                                                                                                                     Schwenningen ihr Z      ­ entrum hatte. Darauf fokussiert ebenso
                                                                                                                                                      das Uhrenindustriemuseum, das sich in der ehemaligen
                                                                                                                                                                                                                                                  Thomas Röthel / Pi Ledergerber / Manu Wurch
                                                                             reicht dieser Bereich, der auch den Einfluss des Fremdenver-
                                                                             kehrs und die Etablierung als Industriestandort verdeutlicht.
                                                                                                                                                  württembergischen Uhrenfabrik Bürk befindet, einem der
                                                                                                                                                      einst wichtigsten deutschen Uhrenhersteller, der dazu bei-
                                                                                                                                                                                                                                                                              STAHL STEIN PAPIER
                                                                           Unter­haltungselektronik „Made in Villingen“, beispielsweise
                                                                              das SABA-Radio, war weltbekannt – und wirkt doch heute in
                                                                                                                                                     trug, dass Schwenningen jahrzehntelang als bedeutendste
                                                                                                                                                   Uhrenstadt der Welt galt.
                                                                                                                                                                                                                                                                          9. März – 22. April 2018
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Thitz Tüten Kunst
                                                                               ­einer sich rasant verändernden Welt wie aus der Zeit gefallen.
                                                                           Auch ein 1979 von der Firma Kienzle gebauter Computer ist zu          CHRIS GERBING

                                                                              bestaunen, der die Ausmaße einer Einbauküche und dennoch
                                                                           weit weniger Speicherkapazität als ein Smartphone hat! Das                                        Bis 4 . März 2018                                                                                       27. April – 2. Juni 2018
                                                                           Alte Rathaus wird als Sonderausstellungsfläche bespielt, dort                            „ D e r S c h a t t e n d e s K r i e g e s“
                                                                                sind aktuell Kunstwerke der Schwarzwälder Klassischen                                 Altes R athaus, Villingen
                                                                           ­Moderne unter dem Titel „Der Schatten des Krieges“ zu sehen.                          w w w . f ra n z i s k a n e r m u s e u m . d e
                                                                           Die Sammlung Heinzmann, hervorgegangen aus der gleich-
                                                                                                                                                                                                                         BEGE Galerien Ulm                  Galerie am Saumarkt
                                                                             namigen Buchhändlerfamilie, umfasst überwiegend Werke                             galer ie.villingen-schwenningen. de                       89073 Ulm                          Fischergasse 34 , 89073 Ulm
                                                                           von Ludwig Engler, Waldemar Flaig, Paul Hirt und Richard                                                                                      Tel +49 (0) 179 . 483 41 88        Tel +49 (0) 731 . 934 074 11 und +49 (0) 731 . 6 33 49
ARTM APP

                                                                                                                                                                 www. uhre nindu st r ie mu se um . de
                                                                           Ackermann, die im halbjährlichen Turnus mit unterschied­
                                                                             licher Schwerpunktsetzung gezeigt werden.                                                                                                                                      Mo und Di nach Vereinbarung,
                                                                                                                                                                                                                         www.bege-galerien.de               Mi bis Fr 11 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 15 Uhr
93

                    Singen arbeitet suk zessive an seinem Image als Kulturstadt

       Ein zweites Museum unterm
              Hohentwiel

„Liebe deine Stadt“ – eine Rosette mit diesem eindring­lichen
Apell hängt locker an der Türe der Galerie Vayhinger in ­Singen.
Wird die Stadt am Fuß des Hohentwiel etwa nicht geliebt? Vor
   drei Jahren haben Helena und Werner Vayhinger ihre eta­blier­
  te Galerie im Radolfzeller Stadtteil Möggingen zugunsten
   des „Wohnzimmers“ in Singen aufgegeben. Sie wollten keine
   ­dis­t anzierten Ausstellungen im White Cube mehr wie zuvor
30 Jahre geübt, sondern „Leben in und mit Kunst“.
            Nein, ihr Verhältnis zu Singen sei ungetrübt. „Eine
    span­nende Stadt! Mit einer ungewöhnlichen kulturellen Viel-
  falt.“ So oder so ähnlich formulierten sie schon im November
2014, als ARTMAPP das Paar besuchte.
            „Liebe deine Stadt“, das war ein von 2005 bis 2015
 ­laufendes Kunstprojekt von Merlin Bauer in Köln. Mit seiner
26 Meter breiten und vier Meter hohen gleichnamigen Skulp-
  tur, die 2007 in der Nähe des dortigen Schauspielhauses
  installiert wurde, forderte er zum genaueren Hinschauen auf,
    zum Erkennen von Qualitäten, und wandte sich zugleich
  ­gegen mangelnden Respekt und fehlendes Wissen. So, genau-               Helena und Werner Vayhinger, Foto: © Galerie Vayhinger
    so, möchten auch die Vayhingers ihre „freche“ Rosette an der
Haustüre verstanden wissen.
            Andere Räume – anderes Denken. Im Januar 2018

                                                                                                                                      W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R
   geht ihre Themenausstellung „Von Mensch und Maschine“,
von acht Künstlern interpretiert, zu Ende. Der Oberbürger-
  meister der Stadt hatte sie eröffnet. Und er habe kluge Dinge
    dazu g­ esagt. Das ist durchaus nicht selbstverständlich. Der
­Konstanzer Galerist Stefan Geiger könnte da von ganz an­de­
  ren Erfahrungen mit Stadtoberhäuptern erzählen … Was
wird als nächstes folgen? Helena und Werner Vayhinger sind
  keine Getriebenen mehr wie viele ihrer Galeristenkollegen.        Vayhingers nehmen sich jetzt einfach Zeit. Das funktioniert
Auf die Frage, welche Künstler sie im nächsten Jahr ausstellen      bei Gabriela und Hermann Maier, die 200 Meter weiter das
werden, lächeln sie und deuten an, dass das noch nicht ent-         MAC – Museum Art & Cars betreiben, noch nicht ganz so gut.
    schieden ist. Sie seien noch in einem Denkprozess …             Ebenfalls vor vier Jahren hatte das Stifterpaar sein Museum, in
                                                                     dem auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche Old­t imer
                                                                    und Kunst in einen Dialog gebracht werden, eröffnet. Die
                                                                    ­großen Feuilletons widmeten Beiträge, von „Bilbao im Hegau“
             „MAC 2“, Foto: © MAC – Museum Art & Cars               war die Rede. Einer der Höhepunkte im noch jungen Aus­
                                                                     stellungsleben des MAC war 2015 die Präsentation von Andy

                                                                                                                                      ARTM APP
                                                                    Warhols „Cars“-Serie mit den dazugehörigen Auto­mobilen
                                                                     der Marke Daimler-Benz.
94                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         95

                                                                                           stratozero.net,
                                                                                     Künstleratelier und Archiv,
                                                                                      Foto: © Harald F. Müller

                                                                             Dass sich das Museum inzwischen zu einer echten ­Institution        Und noch einen Zugewinn kann die aufstrebende Kulturstadt            zeigt in der aktuellen Ausstellung seines Hauses in Koope­
                                                                               entwickeln konnte, liegt nicht nur in der pro­fessionellen Prä-   verbuchen. Der Konzeptkünstler Harald F. Müller, der sowohl          ration mit der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen den
                                                                               sentation der Ausstellungen, sondern auch am Gegenstand             durch seine irritierenden Fotografien und Cuts b
                                                                                                                                                                                                  ­ ekannt ist als   „Stand der Dinge“ (bis 7. Januar 2018), einen Längsschnitt
                                                                               selbst: Mit den Oldtimern holen die Maiers, die über einen re-      auch durch seine Kooperationen mit internationalen Ar­             durch die künstlerische Produktion der Mitglieder des Künst-
                                                                               präsentativen Fahrzeugpark verfügen, die Autonarren ins             chitekten, die seine Expertise für die Farbgestaltung ihrer       lerbundes Baden-Württemberg. Im Anschluss daran ziehen
W I N T E R 2 0 1 7/ 1 8 — R O T T W E I L S C H W A R Z W A L D B A A R

                                                                               Haus; mit Bildern und Skulpturen die Kunstfreunde. So wer-         Gebäude heranziehen, hat seinen Sitz von Öhningen am               Drucke in die Räume ein: von Andreas Rosenthal, dem Düs-
                                                                               den Schwellenängste auf beiden Seiten abgebaut.                   ­Untersee nach Singen verlegt. Sein komfortables Atelier im          seldorfer Künstler, sowie Drucke und Grafiken aus der reichen
                                                                                       Doch damit ist die Erfolgsgeschichte noch nicht zu          Industriegebiet der Stadt gleicht einer Speditionshalle.           Sammlung des Museums.
                                                                             Ende erzählt. Das Stifterpaar vergrößert nun die Aus­                Müller schottet sich aber durchaus nicht von der Menschheit                Zuletzt: Die „goldenen Äpfel“, Teil einer Skulptur von
                                                                               stellungsfläche – nicht zuletzt als Reaktion auf das enorme         ab, er versteht das Atelier als Kommunikationszentrum –           Ilya Kabakov, die der russische Künstler anlässlich des inter-
                                                                             Besucherfeedback – und errichtet gegenüber dem „alten“               ­G äste mit Kunstverstand sind sehr willkommen. Und ja:             nationalen Kunstprojekts „Hier Da Und Dort“ im Jahr 2000
                                                                             ­Museum das „MAC 2“. Der Rohbau steht bereits. Eine zen­              Sie kommen auch.                                                   zur Landesgartenschau installiert hatte, sind wieder da. Die
                                                                               trale, 26 Meter hohe Halle wird das Herzstück des neuen                    Dagegen läuft im Kunstmuseum Singen, das vor zwei          Äpfel waren gestohlen worden. Es sind zwar nur Kopien, aber
                                                                              Museums bilden. Hier werden künftig Foto-, Licht- und                Jahren aufwendig renoviert sowie vergrößert wurde und nun         vom Künstler für gut befunden …
                                                                           ­Audioinstallationen inszeniert. Das „MAC 2“ hat neben 3.000            endlich ein Depot für die umfangreiche Sammlung hat, alles
                                                                            Quadratmetern Nutzfläche sogar einen Lift, der Oldtimer bis            strukturiert – so auch im Kunstverein, der einmal im Jahr das     SIEGMU N D KOPITZKI

                                                                               ins obere Stockwerk transportiert. Das historisierende              Museum mit dem Format „Singen Kunst“ bespielt und nach
                                                                              ­Gebäude wurde wie schon das „MAC 1“ vom Gottmadinger                einem überfälligen Vorstandswechsel wieder im ruhigen                             www. k unst museum-singen. de                    Christoph Bauer, Direktor des Kunstmuseums Singen,
                                                                            Architekten Daniel Binder geplant und soll im Frühjahr 2019           Fahrwasser angekommen ist. Ja, Ulrike Veser, die neue Vor­                           w w w . g a l e r i e v a y h i n g e r. d e              Foto: © Kunstmuseum Singen
                                                                               fertig sein. Die aktuelle Ausstellung gilt übrigens dem             sitzende, denkt laut über Neuerungen bei den Auftritten des                        www. k un st ve re in-singe n . de
                                                                            ­US-Pop-Art-Künstler Francis Gill (bis 18. Februar 2018). Der          Kunstvereins nach, worüber noch zu berichten sein wird.
ARTM APP

                                                                                                                                                                                                                                           w w w . h a ra l d f m u e l l e r. d e
                                                                               Mann mit Westernhut ließ es sich nicht nehmen, die Aus­             Christoph Bauer, der das 1990 eröffnete Kunstmuseum leitet,                        w w w . m u s e u m - a r t- c a r s . c o m
                                                                               stellung in Singen zu besuchen.
Sie können auch lesen