Norddeutsche Kantaten - O LUX BEATA TRINITAS Beat Duddeck Ensemble Schirokko Hamburg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
O LUX BEATA TRINITAS Norddeutsche Kantaten des Frühbarock für Altus, Streicher und Basso continuo Beat Duddeck Ensemble Schirokko Hamburg
O Lux Beata Trinitas Beat Duddeck Altus / Countertenor Norddeutsche Kantaten Rachel Harris Violine / violin (Anon Italien Anfang 17. Jhd) Beat Duddeck Bratsche / viola (Anon Sachsen, 19. Jhd) Ensemble Schirokko Hamburg Altgambe / alto viol (Jörn Erichsen, Bad Gandersheim 2008) 01 Herr, wenn ich nur dich habe 11:15 Adam Lord Violine / violin (Henry Jay ca. 1730) (Manuskript Uppsala ca. 1670) David Pohle 02 O du allersüßester und freundlichster Herr Jesu 6:53 Ilja Dobruschkin Bratsche / viola (Kopie nach Stradivarius (1719) von R. Paesold 1989) (Gedr. Königsberg 1646) Christoph Werner 03 Paduana à 5 in g 5:00 Barbara Messmer Viola da Gamba / viol (Kopie von Guillaume Barbey, von David Rubio) (Hamburg 1667) Dietrich Becker Laura Frey Violone in G / G-violon (Anon Böhmen 19. Jhd) 04 Ecce Domine 9:22 (Gedr. Hamburg 1661) Augustin Pfleger Dennis Götte 14-chöriger Chitarrone (Lars Jönsson, 1994) 05 Vater unser, der du bist im Himmel 7:08 14-chörige Erzlaute / arciliuto (Lars Jönsson, 2004) (Manuskript Uppsala ca. 1670) Christian Geist 06 Ego dormio 5:05 Detlef Bratschke Truhenorgel mit Bassturm / organ (Henk Klop 1997) (Gedr. Königsberg 1646) Christoph Werner 07 Was betrübst du dich, meine Seele 5:07 (Gedr. Dresden 1665) Christoph Bernhard Produced by Beat Duddeck 08 Sonata à 5 in C 5:24 Recording Producer, Editor, Engineer & Mastering: Andreas Werner, Silencium Musikproduktion (Manuskript Uppsala ca. 1670) David Pohle Recorded at Kirche St Godehard, Hildesheim, 09 O lux beata Trinitas 6:23 5.–7. November 2019 (Gedr. Königsberg 1646) Christoph Werner Photos: Cover: Roberto Catarinicchia, unsplash.com Künstler: Beat Duddeck © Kea Radons 10 Da namen sie den Leichnam Jesu – O Traurigkeit, O Hertzeleid! 7:55 Ensemble Schirokko © Chris Reiner (Manuskript Uppsala ca. 1670) Christian Geist Konzertauftritte: © Ilja Dobruschkin Total Time 69:38 Artwork & Layout: CC.CONSTRUCT, Barbara Huber Executive Producer Solo Musica: Hubert Haas 2 3
O Lux Beata Trinitas (2) O du allersüßester und freundlichster Herr Jesu, o du holdseligster Herr, was ist doch schöners Norddeutsche Kantaten des Frühbarock und süßers, denn in der Finsternis und vielfältigen Bitterkeit dieses Lebens der göttlichen Trau- Beat Duddeck rigkeit begierig zu sein und ein seufzend Verlangen zu haben nach der ewigen Seligkeit, auch mit dem Gemüte dort hoffen, da gewißlich die wahren Freuden sind. Ensemble Schirokko Hamburg Ach, wann werde ich dahin kommen, wann werde ich doch einmal vor deinem Angesichte er- scheinen, wann werde ich von deiner Schönheit satt werden? Wann wirst du mich aus diesem (1) Finstern führen, dass ich lobe deinen Namen und ferner kein Verdruss noch Leid erfahre? Wann Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib werde ich hin gehen zu jenem verwunderlichen und deinem allerschönesten Hause, da die Stim- und Seele verschmacht, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. me der Freude und Frohlockung erklinget in den Hütten der Gerechten? (Ps. 73, 25-26) Wohl denen, o Herr, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar, Sela. Ich habe gnug im Himmel und auf Erden, der beste Schatz, der einem nur kann werden, das höchste Gut, der starke Gott ist mein – wer wollte nicht mit Gott vergnüget sein? (4) Ecce Domine, mensurabiles posuisti dies Siehe, Herr, du hast meinen Tagen ihr Maß zu- Ich habe gnug, was kann der Himmel geben, wo Du nicht bist, o süßes Seelen Leben. Was ist‘s, meos et substantia mea tanquam nihilum gemessen und mein Leben ist wie nichts vor dass mich auf Erden laben kann –wenn ich dich nicht, o Schönster, schaue an. ante te; verumtamen universa vanitas omnis dir; gleichwohl ist jeder lebende Mensch nur Ich habe gnug, hinweg mit andren Schätzen, was kann der Staub, der stolzen Welt ergötzen, homo vivens. (Ps. 38,6) ein Hauch. o Eitelkeit! kömmt Not und Tod herbei, so siehet man, wie alles nichtig sei. In imagine pertransit homo et frustra contur- Als ein Trugbild geht der Mensch vorbei und Ich habe gnug, trotz dem, der mir tu wieder, mein treuer Schütz schlägt Neid und Feinde nieder. batur; thesaurizat et ignorat cui congregabit. sorgt sich umsonst, er rafft zusammen und Er ists, der mich im Herzeleid erfreut; in meinem Gott hab ich die Seeligkeit. Amen. (Ps. 38, 7) weiß nicht, wer es einheimst. 4 5
Avarus non impletur pecunia et qui amat divi- Der Habgierige wird vom Geld nicht satt und Libera me Domine, quoniam conturbata sunt Errette mich, Herr, denn meine Glieder sind tias fructum non capiet ex eis. (Eccl. 5,9) wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen dar- ossa mea et anima mea turbata est. Sana me, zerfallen und meine Seele ist verstört. Heile aus haben. Domine, quoniam infirmus sum. (Ps. 6,3) mich, Herr, denn ich bin schwach. Et hoc est vanitas, sicut enim egressus est de Und das ist die Eitelkeit, wie er nämlich aus Convertere, Domine, et eripe animam meam; Herr, wende dich zu mir und errette meine utero matris suae, sic revertetur et nihil aufe- der Mutter Leib herausgegangen ist, so wird salvum me fac Domine propter misericordi- Seele, hilf mir, Herr, um deines Mitleids wil- ret pro labore suo. (Eccl. 5,14) er zurückgehen, und wird nichts für seine Ar- am tuam. (Ps. 6,5) len! beit bekommen. Miserabilis prorsus infirmitas hominis: quo- Ganz elend ist die Schwäche des Menschen, modo venit, sic revertetur et nihil auferet pro wie er gekommen ist, so wird er zurückkehren labore suo. (Eccl. 5,14) und wird für seine Arbeit nichts wegtragen. (5) Quid ergo prodest ei, quod laboravit in ven- Was also nützt es ihm, wenn er sich für den Vater unser, der du bist im Himmel, geheyliget werde dein nahme. Zukomme dein reich, dein tum, (Eccl. 5,15) quid prodest ei, si univer- Wind anstrengt? Was nützt es ihm, wenn er wille gescheh, wie im Himmel also auch auf Erden. Unser täglichs brot gib uns heut und verlas sum mundum lucretur et animae detrimen- die ganze Welt gewönne und Schaden an sei- uns unsere schuld, als wir verlaßen unsern schuldigern. tum patietur, quid prodest ei? (Matth. 16, 26) ner Seele nähme? Was hat er davon? Und führ uns nicht in versuchung, sondern erlöß uns von dem ubel. Denn dein ist das reich und Quae ergo expectatio mea nonne Dominus, Worauf also soll ich hoffen, wenn nicht auf die kraft und die herligkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Matth. 6, 9-13) (Ps. 38, 8) tu ergo Domine exaudi oratio- den Herrn? Also, Herr, höre mein Gebet, nei- nem meam, auribus percipe lacrymas meas, ge deine Ohren zu meinen Tränen, denn ich quoniam advena ego sum et peregrinus sicut bin ein Gast bei dir, ein Fremdling wie meine patres mei. (Ps. 38,13) Väter. 6 7
(6) (9) Ego dormio, et cor meum vigilat. Vox dilecti Ich schlafe, aber mein Herz hält Wache. Die O lux beata Trinitas et principalis Unitas, iam O glückseliges Licht der Dreieinigkeit und mei pulsantis: Aperi, aperi mihi, soror mea, Stimme meines Freundes, der anklopft: Öff- sol recedit igneus, infunde lumen cordibus. vornehmste Einheit, wenn jetzt die feurige amica mea, columba mea, immaculata mea, ne, öffne mir, meine Schwester, meine Freun- Sonne versinkt, gieße dein Licht in die Herzen quia caput meum plenum est rore, et cincinni din, meine Taube, meine Vollkommene, denn ein. mei guttis noctium. mein Haupt ist voll Tau, und meine Locken Te mane laudum carmine, te deprecemur Dich wollen wir morgens mit Lobgesang, dich voller Tropfen der Nacht. vespere; te nostra supplex gloria per cuncta wollen wir abends preisen; dich soll unser Expoliavi me tunica mea, quomodo induar Ich habe mein Kleid ausgezogen, wie soll ich laudet saecula. demütiges Loblied durch alle Zeiten verherr- illa? Lavi pedes meos, quomodo inquinabo es wieder anziehen? Ich habe meine Füße lichen. illos? gewaschen, wie soll ich sie wieder besudeln? Deo Patri sit gloria ejusque soli Filio cum Ehre sei Gott Vater und seinem einzigen Sohn Dilectus meus misit manum suam per fora- Mein Freund steckte seine Hand durchs Rie- Spiritu Paraclito, nunc et per omne saeculum. gleichwie dem tröstenden Geist, jetzt und men, et venter meus intremuit ad tactum ejus. gelloch, und mein Innerstes zitterte vor sei- Amen. durch alle Zeiten. Amen. (Cant.C. 5, 2-4) ner Berührung. (10) (7) Da namen sie den Leichnam Jesu, der abgenommen war, und wickelten ihn in ein rein Leinwand Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auff Gott, denn ich werde und bunden ihn mit reinen Tüchern und mit den Specereyen wie die Jüden pflegen zu begraben. Ihm noch danken, daß er meines Angesichtes hülffe und mein Gott ist. Was betrübst du dich, Es war aber an der Stätte, da er gecreutziget ward, ein Garte, und in dem Garten ein neu Grab, meine Seele? (Ps. 42, 6) das war Josephs, welches er hatte laßen hauen in einen Felsen, in welches niemand je gele- get war. Daselbst hin legten sie Jesum umb des Rüsttags willen der Juden, dass der Sabbath anbrach und das Grab nahe war und weltzeten einen großen Stein für die Thür des Grabes und gingen davon. (Joh. 19,40-42) 8 9
O Traurigkeit! O Hertzeleid! Ist das nicht zu beklagen? Gottes Vatters einigs Kind wird ins Grab Beat Duddeck getragen. Singen ist für mich von Anfang an Sprache und Leben, Religion und Emotion. Seit ich als Kind mit O große Noth! Gott selbst liegt todt. Am Creutz ist Er gestorben, hat dadurch das Himmelreich meiner Mutter sang, im Kinder- und Jugendchor Konzert und Oper kennenlernen durfte – auch uns aus Lieb erworben. solistisch als Knabe in meiner Heimatstadt Braunschweig –, erlebe ich das Singen als das mir gemäße Mittel, mich des Alltags zu entheben und mir die Welt zu erschließen. Zuerst in regio- O Jesu, du, mein Hülf und Ruh! Ich bitte dich mit Thränen. Hilf, das ich mich biß ins Grab nach nalen Chören, dann im Landesjugendchor Niedersachsen ergaben sich prägende Kontakte, die dir möge sehnen! zu einem Gesangsstudium an der Musikhochschule Köln bei Prof. Kobeck führten. Damals war Übersetzung der lateinischen Texte: Katharina Kimm mein Ziel, als Tenor Opernsänger zu werden. Allerdings mehrten sich gleichzeitig die Konzerte in Barock- und Renaissancemusik, wo ich – wie schon im Jugendchor – meine Erfahrung als Aufnahme 5.-7. November 2019 in St. Godehard, Hildesheim. Tonmeister: Andreas Werner. Altus machen durfte. Ich fand durch Gesang auf Konzertreisen in alle Welt und mehr als 100 Wir bedanken uns bei der Gemeinde St. Godehard für die freundliche Unterstützung und bei dem CD-Produktionen mit verschiedensten Ensembles der Alten Musik nicht nur meinen Beruf, son- Michaeliskloster Hildesheim für die Ausleihe der Truhenorgel. dern auch Familie und Freunde. Ich bin dankbar für Höhepunkte in szenischer Arbeit oder musi- kalische Entdeckungsreisen, die ja gerade auch in der Alten Musik immerwährend Unbekanntes zutage fördern. Ein wenig soll auch diese CD das widerspiegeln, die mir in ihrer Intimität ein Herzensanliegen ist. Ensemble Schirokko Hamburg Wenn Scirocco, der heiße Wüstenwind, Grenzen und Küsten überschreitet und bis in norddeut- sche Gefilde vordringt, dann trägt er mediterranes Temperament zu nordischer Melancholie, umschmeichelt warm, wo sonst nur die hanseatisch-steife Brise weht, würzt Küstennebel mit fremdländischen Aromen. 10 11
Seine musikalische Inkarnation findet er im Ensemble Schirokko Hamburg: Gegründet 2007, Norddeutsche Kantaten des Frühbarock setzt es sich aus MusikerInnen zusammen, die an bedeutenden internationalen Ausbildungs- Die Werke dieser Einspielung spannen einen Bogen von Danzig über Güstrow, Hamburg, Gottorf stätten für Historische Aufführungspraxis — in Trossingen, Bremen, Würzburg, London und bis nach Kopenhagen und Stockholm. Die Kantoren und Kapellmeister hatten an den lutheri- Amsterdam — studiert haben. Unter der Leitung der Konzertmeisterin Rachel Harris verbindet schen Kirchen und Höfen des Nordens ideale Arbeitsmöglichkeiten. Als geistiger Übervater das Ensemble das versierte Spiel auf historischen Instrumenten oder deren Nachbauten mit dieser zu Anfang des 17. Jahrhunderts geborenen Komponisten ist Heinrich Schütz zu sehen. stilbewussten, lebendigen Interpretationen. Durch seine Lehrtätigkeit und durch die große Zahl seiner veröffentlichten Werke hat er die Bei Konzerten unter anderem beim Festival Alte Musik Knechtsteden, Rheingau Musikfestival, nachfolgende Generation über alle Maßen geprägt. beim Festival TON:Arten Sasbachwalden und beim Weserbergland Musikfestival sowie bei zahl- reichen Auftritten im norddeutschen Raum konnte Schirokko vor begeistertem Publikum sein David Pohle wurde im Jahre 1624 in Marienberg bei Chemnitz geboren. musikalisches Feuer entfachen. Auftritte für 2021 sind beim Festival Alte Musik Knechtsteden und den Händel-Festspielen Halle geplant. Seine Ausbildung erhielt er in Dresden als Schüler von Heinrich Schütz. Dieses lodert auch auf den vier bisher erschienenen CDs »The Division Violin« (2008), »Schirok- In den Jahren 1648/49 wirkte er als Instrumentalist in Merseburg, 1650 in Kassel. kos Seereisen« (2009), »Schirokkos Telemann« (2010), und »Le Monde Parisien« (2014), alle In den Fünfzigerjahren finden wir ihn in Weißenfels, Zeitz und wieder in Merseburg. erschienen beim Label Ambitus. Mit den raffinierten Collagen seiner unterschiedlichen Mot- 1660 wechselt Pohle als Konzertmeister und Kapellmeister nach Halle. Hier entfaltet sich unter to-Programme (z.B. „Reiselust“) variiert auch die Ensemblegröße von einer kammermusikali- seiner Leitung für zwanzig Jahre ein reichhaltiges Musikleben. Als der Hof 1680 nach Weißen- schen Besetzung bis hin zum vollbesetzten Symphonieorchester. fels übersiedelt, wird er durch Johann Philipp Krieger abgelöst. Pohle ging wieder nach Zeitz Seit 2016 wird das Ensemble bei seinen Produktionen u. A. mit der Rheinischen Kantorei durch und wirkte dort bis 1682. Die letzte Station seines Lebens war dann erneut der Hof von Merse- die Hamburger Kulturbehörde regelmäßig gefördert. burg, dessen Kapellmeister er bis zu seinem Tode im Jahr 1695 blieb. Von dem geistlichen Konzert “Herr, wenn ich nur dich habe” gibt es zwei handschriftliche Quel- len, eine in Uppsala, wo der größte Teil seiner überlieferten Werke zu finden ist und eine in der Berliner Bokemeyer-Sammlung. Diese Sammlung entstand im Umfeld des Hofes von Schles- 12 13
wig-Holstein-Gottorf. Dass Pohle, der fast sein ganzes Leben im Gebiet der sächsischen Sekun- Dietrich Becker wurde 1623 in Hamburg geboren. Nach einer Anstellung als Organist in dogenituren Merseburg, Weißenfels und Zeitz verbracht hat, in dieser Sammlung vertreten ist, Ahrensburg trat er 1627 in die Kapelle des Celler Welfenherzogs Christian Ludwig ein und wid- könnte ein Indiz dafür sein, dass er auch kurze Zeit in Gottorf war. mete sich fortan dem Violinspiel. Nach etlichen Engagements in fürstlichen Kapellen ging er 1662 zurück nach Hamburg, um sich fortzubilden. Kurze Zeit später trat er in die Ratskapelle Von den 20 Sonaten à 4-8 und B.C., die sich handschriftlich in Kassel befinden, fehlt leider das ein und wurde 1667 nach dem Tode des langjährigen Ratsmusikdirektors Johann Schop dessen Stimmbuch der 1.Violine. Von einigen Sonaten sind aber vollständige Abschriften in Kassel und Nachfolger. Aus Dankbarkeit widmete er seine “Musikalische[n] Frühlingsfrüchte” 1668 dem Uppsala überliefert, so auch von der Sonata à 5. Hamburger Senat. Nachdem Christoph Bernhard im Jahre 1674 sein Amt als Leiter des Ham- burgischen Kantorats aufgab, übernahm es Becker interimistisch für fast ein Jahr bis zur Wahl Joachim Gerstenbüttels am 10.2.1675. Das ihm gleichzeitig überantwortete Domkantorat be- Christoph Werner wurde um das Jahr 1617 im sächsischen Gottleuba geboren. hielt er bis zu seinem Tode. Leider weiß man nichts über sein Leben, bis er 1646 Organist und Kantor an der Katharinenkir- Dietrich Becker starb 1679 in Hamburg. che in Danzig wird und später auch Nachfolger von Kaspar Förster an St. Marien. Von seinen 1646 in Königsberg gedruckten “Praemessa musicalia (…)” existiert eine Abschrift Augustin Pfleger wurde 1635 in Schlackenwerth, der böhmischen Residenz der Herzö- in der Ratsbücherei Lüneburg als Teil einer sehr umfangreichen Handschrift mit der Signatur KN ge von Sachsen-Lauenburg geboren. Herzog August (reg. 1619–1656), erhielt 1623 für seine 206, datiert “Hamburgi 15. Junii 1647”. Als Schreiber wird oft Matthias Weckmann angeführt, Verdienste als kaiserlicher Feldherr die Herrschaft Schlackenwerth in Böhmen. Er und seine diese Zuweisung ist aber alles andere als sicher. drei Nachfolger (Julius Heinrich 1656–1665, Franz Erdmann 1665–1666, Julius Franz 1666– KN 206 ist bis heute, neben wenigen verstreuten Stimmbüchern in einigen europäischen Bib- 1689) regierten Sachsen-Lauenburg von hier aus, zumal das Lauenburger Schloss 1616 (durch liotheken die wesentliche Quelle dieses sehr wichtigen Wernerschen Werkes. Die geistlichen die Fahrlässigkeit des Organisten) abgebrannt war und nie wieder aufgebaut wurde. Konzerte “O du allersüßester”, “Ego dormio” und ”O lux beata trinitas” sind hier zu finden. Ob Pfleger Schüler von Johann Erasmus Kindermann in Nürnberg war, ist Spekulation. 1650 wird Werner zum Vizekapellmeister am kursächsischen Hof in Dresden erkoren, stirbt Wahrscheinlich wirkte er als Kapellmeister in Schlackenwerth bis 1661. aber im selben Jahr. 14 15
In seinem opus 1 “Psal. Dial. & Mot.(…), Hamburg 1661”, dem auch das “Ecce Domine” ent- gegangen wäre, hätte er dann nicht lieber seine Werke dem Sammler Düben übergeben, statt stammt, bezeichnet er sich als Kapellmeister von Herzog Julius Heinrich. Gleichzeitig widmet er sie in Gottorf zurückzulassen? Es ist zumindest auffallend, dass Pfleger rein quantitativ nach das Werk schon seinem neuen Arbeitgeber Herzog Gustav Adolph von Mecklenburg [Güstrow] Buxtehude der prominenteste Komponist in der Dübensammlung ist. und nennt sich seinen Diener (cliens). Nach Ernst Ludwig Gerber ist Pfleger von Gottorf wieder nach Schlackenwerth zurückgegan- Tatsächlich übernimmt Pfleger 1662 in Güstrow das Amt des Vizekapellmeister des Herzogs gen, jedenfalls wird er anlässlich seiner zweiten Hochzeit am 23.7.1686 wieder als Kapellmeis- Gustav Adolph neben dem Kapellmeister David Danielis. ter in Schlackenwerth bezeichnet. Bemerkenswert ist allerdings der Aktenvermerk er sei “erneut” zum Vizekapellmeister ernannt Sein Sterbedatum ist nicht bekannt. worden, auch schreibt er 1662 an den Herzog, dass aus der vorherigen Bestallung noch 20 Mit dem Tode Herzog Julius Franz’ endete die Regentschaft des Hauses Anhalt in Sachsen-Lau- Reichstaler Besoldung ausstünden. Das lässt den Schluss zu, dass Pfleger schon vor 1661 ein- enburg. 1689/90 kam Schlackenwerth durch Heirat an die Markgrafen von Baden, das von Juli- mal in mecklenburgischen Diensten stand. us Franz errichtete Schloss brannte 1690 aus. 1665 ist er dann auf Empfehlung von Herzog Gustav Adolph Kapellmeister in Gottorf geworden. Der Nachfolger Pflegers könnte schon ab 1690 Johann Kaspar Ferdinand Fischer gewesen sein. Seine erste große Amtshandlung war die musikalische Ausgestaltung der Gründungsfeier der Erstmals findet sich sein Name 1692 im Kirchenregister anlässlich der Geburt seines ersten Kieler Universität. Kindes. Wie es zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses im Jahre 1673 kam, ist unklar. Pflegers Nach- folger Johann Theile hat schon im selben Jahr die Passionsmusik seinem neuen Arbeitgeber, Herzog Christian Albrecht gewidmet. Die zahlreichen darin enthaltenen Dedikationen u.a. von Christian Geist wurde 1640 in Güstrow geboren. Sein Vater war Kantor an der Dom- Dietrich Buxtehude lassen vermuten, dass Theiles Umzug nach Gottorf schon lange geplant war. schule. Es ist in diesem Zusammenhang auch bemerkenswert, dass sich in der Bokemeyer-Sammlung Möglicherweise war er bis 1670 am dortigen Hofe Herzog Gustav Adolphs angestellt. keine einzige Pfleger-Partitur mit Gottorfer Rötelsignatur findet und das nach acht Jahren Ka- pellmeistertätigkeit. Alle handschriftlich überlieferten Werke haben den Weg zu Gustav Düben 1663 hat er sich erfolglos um die Nachfolge Thomas Selles in Hamburg beworben. Zwar wurde nach Stockholm gefunden. Es ist natürlich nur eine Vermutung, aber wenn Pfleger im Streit sein Auftritt sehr gelobt, die Stelle ging aber an Christoph Bernhard. 16 17
1670 finden wir ihn für kurze Zeit als Sänger am dänischen Hof, bevor er im Juni des Jahres “Sein bisheriger Dienstherr, der Kurfürst von Sachsen gab seine Einwilligung zu Bernhards nach Stockholm geht und dort bis 1680 als Hoforganist in der Kapelle Gustaf Dübens wirkt. Übersiedlung nach Hamburg nur unter der Bedingung, dass, wenn er seiner bedürfe, man ihn In dieser Zeit dürften auch die geistlichen Konzerte “Vater unser” und “Da na[h]men sie den wieder zurückschicken solle.” Leichnam Jesu” entstanden sein. Während die Autorschaft Geists bei dem zweiten Werk durch Da Bernhard aber ohne Erlaubnis in ein festes Anstellungsverhältnis in Hamburg getreten war, die autographe Überlieferung eindeutig ist, ist das “Vater unser” später mit anderer Hand Geist forderte der Kurfürst seinen “Churfürstlichen Bestallungsbrief” zurück. zugeschrieben worden. Christoph Bernhards Opus Primum, die “Geistlichen Harmonien” von 1665, aus dem das geist- 1685 zieht es Christian Geist zurück nach Kopenhagen. Er wird Organist an der Heiliggeistkir- liche Konzert “Was betrübst du dich, meine Seele” stammt, widmet er als “Director der Musica” che und heiratet die Witwe seines Vorgängers Johann Martin Radeck. in tiefer Dankbarkeit dem Hamburger Senat. 1689 übernimmt er zusätzlich das Amt des Organisten an der Holmens Kirke als Nachfolger von Dieser hatte ihn zuvor mit allen Ehren empfangen. Folgt man Johann Mattheson, so sind ihm die Johann Lorentz. Vornehmsten der Stadt mit sechs Kutschen zwei Meilen bis Bergedorf entgegengefahren. In der Christian Geist stirbt im Jahre 1711 in Kopenhagen an der Pest. Europa erleidet zwischen 1709 ersten Kutsche soll auch Matthias Weckmann gesessen haben. und 1713 die letzte große Pestpandemie. Der zeitgleich wütende Große Nordische Krieg ver- Neun Jahre später, nach dem Tode seines Freundes am 24.2.1674 scheinen die hamburgischen stärkt mit seinen umherziehenden Armeen die Ausbreitung der Krankheit. Verhältnisse bei Christoph Bernhard eine gewisse Amtsmüdigkeit erzeugt zu haben, denn am 27.2.1674 bittet er auf Wunsch des Kurfürsten von Sachsen um seine Entlassung in Hamburg. Christoph Bernhard wurde 1627 in Danzig geboren. Er ging zurück nach Dresden als Erzieher der kurfürstlichen Enkel und als Vizekapellmeister. 1649 ist er als Altist in der Dresdner Hofkapelle unter Heinrich Schütz angestellt und rückt 1655 Es stellt sich die Frage, ob er die “Bitte” nicht abschlagen konnte oder ob die Verhältnisse in der zum Vizekapellmeister auf. Hansestadt so trostlos waren, dass er ein niederes Amt in Dresden dem Hamburger Kantorat vorzog. Bernhard bewirbt sich 1663 um die Nachfolge Thomas Selles in Hamburg. Durch geschicktes Taktieren seines Freundes Matthias Weckmann wird er gewählt und nimmt das Amt an. Hierzu schreibt Liselotte Krüger (Die Hamburgische Musikorganisation, Strassburg 1933): 18 19
1681 wird er endlich leitender Kapellmeister und tritt somit in die Fußstapfen seines großen Leipzig und Amsterdam (als Schüler des “Organistenmachers” Johann Pieterszoon Sweelinck) Lehrers Heinrich Schütz. 1620 als Hoforganist und später Hofkapellmeister nach Stockholm. Sohn Gustaf Düben, 1628 in Stockholm geboren, stieg in seine Fußstapfen. Bevor er 1663 die Ämter seines Vaters übernahm, Christoph Bernhard stirbt 1692 in Dresden. machte er ausgedehnte Auslandsreisen, wohl um Kontakte zu knüpfen und auch um Literatur zu besorgen. Ohne dessen Sammlertätigkeit und Freundschaft mit diversen deutschen Komponis- ten, wären große Teile der Werke von Buxtehude, Pfleger und Geist verloren gegangen. Das Netzwerk Thomas Ihlenfeldt Interessant sind die verschiedenen Kristallisationspunkte im Musikleben des 17. Jahrhunderts. In Mitteldeutschland ist an erster Stelle die Thomasschule in Leipzig zu nennen, auch wenn die auf dieser Einspielung versammelten Komponisten keine Verbindung zu ihr hatten. Ensemble Schirokko Hamburg Mindestens so große Bedeutung hatte der kurfürstliche Hof in Dresden zu Zeiten von Heinrich Schütz. Werner, Pohle und Bernhard stehen mit ihm in Verbindung. In Norddeutschland spielt die kleine Residenz im mecklenburgischen Güstrow eine erstaun- liche Rolle. Hier gab es schon lange gute Beziehungen zum Haus Oldenburg: zum Königreich Dänemark, so verbrachte Christian IV. einen Teil seiner Kindheit hier und zum Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. Christian Geist und Augustin Pfleger konnten sich hier begegnen und wurden vom Herzog nach Gottorf und Kopenhagen weiterempfohlen. Für die Überlieferung stellt das Wirken der Familie Düben einen wichtigen Verbindungspunkt dar. Großvater Andreas Düben war Thomasorganist in Leipzig und kam somit mit den wichtigs- ten deutschen Komponisten seiner Zeit in Kontakt. Sethus Calvisius, Johann Hermann Schein und Heinrich Schütz sind hier zu nennen. Vater Andreas (Anders) Düben zog nach Studien in 20 21
Beat Duddeck complished performance on period instruments or their facsimiles with vivid interpretations that are stylistically aware. Singing has always been speech and life for me, religion and emotion. Ever since I was a child singing with my mother, learning about concerts and the opera in children’s and youth choirs – At concerts during such festivals as Alte Musik Knechtsteden, the Rheingau Music Festival, as a boy soloist, too, in my native city of Braunschweig – I have experienced singing as the best TON:Arten Sasbachwalden and the Weserbergland Music Festival and at regular appearances way for me to escape everyday life and explore the world. I benefited from crucial contacts – at across northern Germany, Schirokko has been able to fan the flames of musical fire before ent- first in regional choirs, then in the Youth Choir of the Land of Lower Saxony – that led to vocal husiastic audiences. Performances are planned for 2021 at the Rheingau Music Festival, Alte studies with Prof. Kobeck at the Musikhochschule in Cologne. Being a tenor, my aim back then Musik Knechtsteden and the Handel Festival in Halle. was to be an opera singer. At the same time, there were more and more concerts of Baroque and This blaze of passion can be heard and felt on the four CDs they have made to date, namely “The Renaissance music, where – as I had done in the youth choir – I could try out my voice as a male Division Violin” (2008), “Schirokkos Seereisen” (2009), “Schirokkos Telemann” (2010), and “Le alto. Concert tours all over the world and over 100 CDs with various early music ensembles Monde Parisien” (2014), all released on the Ambitus label. The subtle collages of its various have given me not only a career, but family and friends too. I am grateful for highlights in staged themed programmes (such as “Reiselust”, traveller’s joy) are as varied as the ensemble, which work and journeys of musical discovery that invariably bring unknown works to light, particu- is flexibly sized, ranging from chamber scoring to full symphony orchestra. larly in the field of early music. This CD too is intended to reflect what is closest to my heart. In its projects with, amongst others, the Rheinische Kantorei the ensemble has been regularly supported by the Hamburg Office for Arts and Culture since 2016. Ensemble Schirokko Hamburg When the sirocco, the hot desert wind, crosses boundaries and coasts and advances into the plains of north Germany, it lends Mediterranean temper to Nordic melancholy, embraces warm- North German early Baroque cantatas ly where a Hanseatic breeze otherwise blows keenly, spices coastal mists with exotic aromas. Sirocco breeze finds its musical incarnation in Ensemble Schirokko Hamburg: founded in The works on this recording range from Danzig (now Gdansk) by way of Güstrow, Hamburg and 2007, it is composed of musicians who have studied at leading international music colleges Gottorf to Copenhagen and Stockholm. Born in the early 17th century, the choirmasters and in historical performance practice, specifically in Trossingen, Bremen, Würzburg, London and Kapellmeisters of the Lutheran churches and courts of the North had ideal working conditions. Amsterdam. Under the direction of their leader Rachel Harris, the ensemble complements ac- They were greatly indebted to a composer from the preceding generation, Heinrich Schütz. His 22 23
activities as a teacher, and the sheer volume of his published works, exercised a decisive influ- Christoph Werner was born in about 1617 in Gottleuba in Saxony. Nothing is known of ence upon his students and emulators. his early life, until he was made organist and Kantor at the Katharinenkirche in Danzig in 1646 and later succeeded Kaspar Förster at St. Marien. A handwritten copy of his “Praemessa musicalia (…)”, printed in Königsberg in 1646, is to be David Pohle was born in 1624 in Marienberg near Chemnitz. found in the Ratsbücherei in Lüneburg as part of an extensive manuscript with the shelf-mark He received his musical education in Dresden as a pupil of Heinrich Schütz. In 1648-49 he was KN 206, dated “Hamburgi 15. Junii 1647”. The scribe is often indicated as Matthias Weckmann, an instrumentalist in Merseburg, in 1650 in Kassel. In the later 1650s he worked in Weissen- though this attribution is by no means certain. fels, Zeitz and back in Merseburg. KN 206 remains the main source of his very important body of work, though individual part- Pohle moved to Halle in 1660 as orchestra leader and Kapellmeister. Under his direction, music books are also to be found scattered across the libraries of Europe. The sacred concertos “O du at the court flourished for twenty years. When the court moved to Weissenfels in 1680, he was allersüssester”, “Ego dormio” and ”O lux beata trinitas” are to be found here. replaced by Johann Philipp Krieger. Pohle returned to Zeitz and worked there until 1682. He Werner was appointed vice-Kapellmeister to the Saxon Electoral court in Dresden in 1650, but spent the rest of his life at the court in Merseburg, where he was Kapellmeister until his death died the same year. in 1695. The sacred concerto “Herr, wenn ich nur dich habe” has come down to us in two manuscript copies, one in Uppsala, where the greater part of his surviving works can be found, and one in Dietrich Becker was born in Hamburg in 1623. After serving as organist in Ahrensburg the Bokemeyer collection in Berlin, which originated at and around the court of Schleswig-Hol- he entered the musical establishment of Duke Christian Ludwig in Celle in 1627 and thereaf- stein-Gottorf. If Pohle is represented in this collection, having spent almost his whole working ter applied himself to playing the violin. After numerous engagements in the orchestras of the life in the field of the Saxon secundogenitures Merseburg, Weissenfels and Zeitz, it is reasonab- nobility he returned to Hamburg in 1662 to improve his education. Soon afterwards he entered le to suppose that he may also have spent a short time at Gottorf. the Ratskapelle there and was placed in charge of it in 1667 after the death of its long-serving music director Johann Schop. To show his gratitude for the appointment he dedicated his “Musi- The 20 Sonatas à 4-8 & b.c. held in manuscript form in Kassel are regrettably incomplete, la- kalische Frühlingsfrüchte” (musical fruits of spring) to the Hamburg Senate the following year. cking the first violin part. Some sonatas, on the other hand, exist complete in Kassel and Upp- sala, among them the Sonata à 5. 24 25
When Christoph Bernhard gave up his post as the city’s director of church music in 1674, Becker Pfleger actually entered the service of Gustav Adolph in Güstrow in 1662 as deputy to Kapell- held the position on an interim basis for almost a year until the election of Joachim Gerstenbüt- meister David Danielis. tel on February 10, 1675. The office of Domkantor, entrusted to him at the same time, was one It is noteworthy, however, that a note in the files refers to him “again” being appointed vice-Ka- he held until his death. pellmeister, and he wrote to the Duke in 1662 to say that 20 Reichstaler were outstanding from Dietrich Becker died in Hamburg in 1679. his previous term of service. That suggests that Pfleger was in the service of the House of Meck- lenburg before 1661. In 1665, he was made Kapellmeister in Gottorf on the recommendation of Duke Gustav Adolph. Augustin Pfleger was born in 1635 in Schlackenwerth (near Karlsbad, now Karlovy His first large assignment was the musical accompaniment to the foundation ceremony for the Vary), the Bohemian residence of the Dukes of Saxe-Lauenburg. Duke August (reg. 1619‒1656) University of Kiel. was awarded the domain of Schlackenwerth in Bohemia in 1623 to reward him for his services as imperial field marshal. He and his three successors (Julius Heinrich 1656‒1665, Franz Erd- It is not clear how he came to resign, or be dismissed, in 1673. Pfleger’s successor Johann mann 1665‒1666, Julius Franz 1666-1689) ruled Saxe-Lauenburg from there, after Schloss Theile dedicated his Passion setting to his new employer Duke Christian Albrecht that year. The Lauenburg burnt down in 1616 (due to the negligence of the organist), never to be rebuilt. many dedications included in it, including one from Dietrich Buxtehude, suggest that Theile’s move to Gottorf had been planned long before. Pfleger may have been a pupil of Johann Erasmus Kindermann in Nuremberg, but this is a matter of speculation. It is again noteworthy in this context to observe that the Bokemeyer collection holds not a single Pfleger score with the characteristic Gottorf shelf-mark despite his eight years of service as It is likely that he was serving as Kapellmeister in Schlackenwerth up to 1661. court music director. All the works that have survived in manuscript have made their way to In his op. 1 “Psalms, Dialogues & Motets” printed in Hamburg in 1661, from which the “Ecce Gustaf Düben in Stockholm. It can only be a supposition, but if Pfleger had left on account of a Domine” is taken, he describes himself as the Kapellmeister of Duke Julius Heinrich. He also disagreement, would he not have preferred to entrust his works to the collector Düben rather dedicated the work to his new employer Duke Gustav Adolph of Mecklenburg in Güstrow, de- than leave them behind in Gottorf? It is at least significant that in terms of sheer quantity, Pfle- scribing himself as his servant (cliens). ger is the most prominent composer in the Düben collection after Buxtehude. 26 27
According to Ernst Ludwig Gerber, Pfleger left Gottorf to return to Schlackenwerth; in any case, Christian Geist returned to Copenhagen in 1685. He was made organist of the Helligaandskirken he is again described as Kapellmeister in Schlackenwerth on the occasion of his second mar- (Church of the Holy Ghost) and married the widow of his predecessor Johann Martin Radeck. riage on July 23, 1686. In 1689 he additionally assumed the office of organist at the Holmens Kirke as successor to Johann Lorentz. The date of his death is not known. Christian Geist died of the plague in Copenhagen in 1711. Europe suffered its last great pesti- The death of Duke Julius Franz ended the regency of the house of Anhalt in Saxe-Lauenburg. In lence between 1709 and 1713. The Great Nordic War, which was raging at the same time, assis- 1689/90, Schlackenwerth passed by marriage to the Margraves of Baden; the palace built by ted the spread of the disease with its rampaging armies. Julius Franz was consumed by fire in 1690. Johann Kaspar Ferdinand Fischer could have succeeded Pfleger as early as 1690. His name is entered in the church register in 1692 on the occasion of the birth of his first child. Christoph Bernhard was born in Danzig in 1627. He is recorded in 1649 as being a contralto in the Dresden Hofkapelle under Heinrich Schütz and advanced to vice-Kapellmeister in 1655. Christian Geist was born in Güstrow in 1640. His father was choirmaster at the cathed- Bernhard applied to succeed Thomas Selle in Hamburg in 1663. Thanks to the good offices of his ral school. He may have served at the court of Duke Gustav Adolph there until 1670. friend Matthias Weckmann, he was offered the post and accepted it. He had unsuccessfully applied in 1663 to succeed Thomas Selle in Hamburg. His music was In this regard, Liselotte Krüger writes (Die Hamburgische Musikorganisation, Strasbourg highly commended, but the post went to Christoph Bernhard. 1933): “His previous lord and master, the Elector of Saxony, gave his permission to Bernhard’s He was a singer at the Danish court for a short time in 1670 before going to Stockholm that move to Hamburg under the express condition that if he had need of him again, they should send June and staying there till 1680 as court organist in the music establishment headed by Gustaf him back.” Düben. It is during this period that his sacred concertos “Vater unser” and “Da na[h]men sie den As Bernhard had taken up a tenured post in Hamburg, however, the Elector demanded the return Leichnam Jesu” (“Then took they the body of Jesus”, John 19.40) will have been written. While of his “Electoral Letter of Appointment”. Geist is established as the author of the second work from the autograph manuscript, the “Vater unser” has been ascribed to Geist by another hand. 28 29
Christoph Bernhard dedicated his opus primum, the “Geistliche Harmonien” of 1665 from which At least as much importance attaches to the Electoral Court in Dresden in the days of Heinrich the sacred concerto “Was betrübst du dich, meine Seele” is taken, in deep gratitude to the Ham- Schütz. Werner, Pohle and Bernhard are associated with him. burg Senate. This body had received him with full honours. Johann Mattheson relates that the In north Germany, the little Ducal residence at Güstrow in Mecklenburg plays a surprisingly most eminent of the city’s burghers took six coaches and went two miles out of town to Berge- large part. There were long and close relations with the house of Oldenburg; to the Kingdom dorf to meet him, Matthias Weckmann seated in the first coach. of Denmark, with Christian IV spending part of his childhood there; and to the Duchy of Schles- Nine years later, after the death of his friend on February 24, 1674, Christoph Bernhard seems wig-Holstein-Gottorf. Christian Geist and Augustin Pfleger had the opportunity to meet at to have tired of the position in Hamburg and three days later, on the 27th, he requested the city Güstrow and were recommended by the Duke to Gottorf and Copenhagen. to relieve him of his post at the wish of the Elector of Saxony. For the handing down of documents, the work of the Düben family is a vital link. Grandfather He returned to Dresden to supervise the education of the Elector’s grandchildren and to serve Andreas Düben was organist at the Thomaskirche in Leipzig and thus came into contact with as vice-Kapellmeister. some of the most important German composers of his day. Sethus Calvisius, Johann Hermann Schein and Heinrich Schütz are relevant here. Father Andreas (Anders) Düben studied in Leipzig It is open to debate whether the “wish” was one he could not refuse or whether the conditions and Amsterdam (as a pupil of “organist-maker” Johann Pieterszoon Sweelinck) before moving in the Hanseatic town were so dismal that he was ready to accept a junior position in Dresden to Stockholm in 1620 as organist and later Kapellmeister to the court. Gustaf Düben, born in rather than direct the music of the city churches in Hamburg. Stockholm in 1628, followed in his father’s footsteps. Before assuming his father’s offices in Christoph Bernhard was finally made principal Kapellmeister in 1681, following in the footsteps 1663, he undertook extensive journeys abroad, both to make contacts and to acquire literature. of his great teacher Heinrich Schütz. He died in Dresden in 1692. Without his collector’s zeal and his friendship with various German composers, large parts of the works of Buxtehude, Pfleger and Geist would have been lost. Thomas Ihlenfeldt The Network Translation: Janet and Michael Berridge, Berlin It is interesting to note the various points of crystallization in the musical life of the 17th century. In the mid-German region of Thuringia and Saxony, the school of the Thomaskirche in Leipzig stands out, even if the composers on this recording had no relationship to it. 30 31
© + ℗ 2021 Solo Musica GmbH Agnes-Bernauer-Straße 181, 80687 München www.solo-musica.de SM 349 32
Sie können auch lesen