Blickpunkt personal Nr. 1/2019 - Aktuelles - Aktivitäten - Aussichten - Hamburg.de

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Blickpunkt personal Nr. 1/2019 - Aktuelles - Aktivitäten - Aussichten - Hamburg.de
blickpunkt personal
Nr. 1/2019

Aktuelles - Aktivitäten - Aussichten
Blickpunkt personal Nr. 1/2019 - Aktuelles - Aktivitäten - Aussichten - Hamburg.de
Inhaltsverzeichnis

 Editorial ......................................................................................... Seite    3
 Werte und Digitalisierung – Hemmnisse und
 Gelingensfaktoren ....................................................................... Seite              4
 Selbstgesteuertes Lernen – Schlüsselkompetenz der
 Zukunft .......................................................................................... Seite    10
 Mehr Vielfalt wagen! – ein Plädoyer für das Prinzip
 Vielfalt in der Digitalisierung oder was Hamburg von
 Kanada lernen kann .................................................................... Seite               15
 Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt - (K)Ein Thema
 für Hamburgs Verwaltung ......................................................... Seite                     19
 Neue Agenda Ausbildung .......................................................... Seite                     23
 Zukunftswerkstatt Ausbildung ................................................ Seite                         26
 Direktabrechnung zwischen Krankenhaus und Beihilfe
 im ZPD Hamburg möglich ......................................................... Seite                      27
 Impressum .................................................................................... Seite        29

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Blickpunkt personal Nr. 1/2019 - Aktuelles - Aktivitäten - Aussichten - Hamburg.de
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,

die Digitalisierung der Freien und Hanse-       Außerdem erfahren Sie, warum Vielfalt
stadt Hamburg (FHH) nimmt weiter Fahrt          in der Digitalisierung eine wichtige Rolle
auf. Dass die Technik allein nicht ausrei-      spielt.
chen wird, unsere Verwaltung zu digitali-
sieren, ist (fast schon) eine Binsenweisheit.   Weitere Themen in diesem Heft sind die
Wie steht es aber mit unseren Werten?           sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in
Wie passen sie zur Digitalisierung, unter-      der FHH, die neue Agenda Ausbildung, ein
stützen oder behindern sie uns dabei? Le-       neues Ausbildungsformat der Beihilfe im
sen Sie hierzu den Beitrag von Christoph        ZPD Hamburg und die Direktabrechnung
Lucks in diesem Heft.                           zwischen Krankenhaus und Beihilfe.

Digitalisierung wird zu großen Teilen auch      Die Redaktion wünscht
Lernen bedeuten. Nicht nur formales Ler-        viel Spaß beim Lesen!
nen, wie es zum Beispiel im Rahmen der
Zertifizierungsreihe des Zentrums für
Aus- und Fortbildung (ZAF) erfolgt (sie-        Katharina Dahrendorf
he Blickpunkt Personal 3/ 2018), sondern
„selbstgesteuertes Lernen“. Ein Artikel
dieser Ausgabe widmet sich deshalb den
Dimensionen dieser Weiterbildungsform.
Blickpunkt personal Nr. 1/2019 - Aktuelles - Aktivitäten - Aussichten - Hamburg.de
Werte und Digitalisierung – Hemmnisse
                    und Gelingensfaktoren
                    Hamburg will die Digitalisierung positiv gestalten und vorantreiben.
 Die hamburgische Verwaltung positioniert sich klar, stößt aber gleichzeitig auf Hemm-
 nisse und Vorbehalte. Welche Prinzipien, welche Werte von öffentlicher Verwaltung
 sind es, die sich mit der Digitalisierung tatsächlich oder vermeintlich stoßen? Wie kann
 es gelingen, die Vision einer effizienteren und zugleich besseren und humaneren Ar-
 beitswelt für die Beschäftigten fühl- und erlebbar zu machen?

 Als hamburgische Verwaltung                      den Rolle, die Führungskräfte wahrneh-
                                                  men müssen, damit dieser „Change“ gut
 •• wollen   wir vorangehen und unsere in-        gelingen kann.
    ternen Prozesse digital abbilden und
    vor allem unsere Dienstleistungen den       Soweit die Theorie. Gleichzeitig nehmen
    Bürgerinnen und Bürgern digital anbie-      wir wahr, dass wir uns mit der Digitalisie-
    ten,                                        rung schwer tun. Es gibt Hemmnisse und
 •• sind wir überzeugt davon, dass es rich-     Vorbehalte, was wir manchmal als paradox
    tig ist, sich nicht nur von der technolo-   empfinden: Viele Menschen nutzen die digi-
    gischen Entwicklung treiben zu lassen,      talen und sozialen Medien intensiv in ihrer
    sondern sie aktiv zu gestalten,             Freizeit und regeln darüber ihre privaten
 •• haben wir verstanden, dass Digitalisie-     Angelegenhei-
    rung mehr ist als Technik – es geht um      ten. Gleichzei-
    Veränderungen in der Organisation und       tig glauben sie,
    es geht um Menschen,                        dass die Digi-
 •• wollen wir deshalb unser Personal mit-      talisierung mit
    nehmen und für den digitalen Wandel         ihrer Arbeit nur
    „fit“ machen,                               wenig zu tun
 •• sprechen wir in diesem Zusammenhang         hat.
    von Kulturwandel und von der tragen-

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Die Charakteristika der Digitalisierung:       Aber welche Prinzipien, welche Werte von
vorübergehender Hype, Jobkiller oder Ef-       öffentlicher Verwaltung sind es, die sich
fizienztreiber?                                mit der Digitalisierung tatsächlich oder
Manche verstehen die Digitalisierung als       vermeintlich stoßen?
„Hype“, der vorübergehen wird. Darauf
erwidern wir: Nein, Digitalisierung wird       „Verwaltungstugenden“ und Bindung an
nicht vorübergehen, der technologische         Recht und Gesetz
Fortschritt wird kommen oder ist schon         Hier hilft ein Blick einige Jahre zurück:
gegenwärtig und wir müssen uns darauf          Im Zuge der Finanzkrise 2008-2010 hat
einstellen.                                    sich die zuvor viel gescholtene deutsche
Andere würden zwar nicht sagen, dass Di-       Bürokratie Renommee zurückerobert. Tu-
gitalisierung eine „Mode“ ist, die wieder      genden wie Vertrauen, Verlässlichkeit und
vorüber geht. Sie haben aber die Sorge,        Nachhaltigkeit wurden als notwendige
dass nicht offen über Chancen, aber auch       Gegenpole zur schnelllebigen und Rechts-
objektive Risiken oder subjektiv empfun-       normen missachtenden, nur auf kurzfri-
dene Ängste gesprochen werden kann.            stige Gewinnmaximierung ausgerichteten
Wieder andere befürchten, dass sich ihre       Finanzwirtschaft wahrgenommen.
Arbeit durch die Digitalisierung sehr ver-
ändern oder sogar ganz wegfallen wird.         Ein für die öffentliche
Digitalisierung ist für sie naheliegender      Verwaltung       zentraler
Weise keine Verheißung, sondern eine Be-       Grundsatz, der in Art.
drohung.                                       20 Abs. 3 GG sogar mit
Diese Sorge ist oft kombiniert mit der         Verfassungsrang verse-
Überzeugung, dass die Digitalisierung in       hen ist, ist ihre Bindung
der privaten Wirtschaft, die an Effizienz      an Recht und Gesetz. In
und Profit orientiert sein müsse, folgerich-   einem der ersten Stra-
tig sei, dies in der öffentlichen Verwaltung   tegiepapiere zu „Digital
wegen ganz anderer Ordnungsprinzipien          First“ heißt es hingegen, dass das Recht
und Grundsätze aber nicht oder nur sehr        der Digitalisierung folgen müsse und nicht
eingeschränkt gelten könne.                    umgekehrt.
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Für manche Juristinnen und Juristen dürf-     hier als Motor und Koordinator in einem
 te der Satz „Das Recht folgt der Digitali-    das Recht verändernden Prozess wirken
 sierung“ eine latente Zumutung sein. Es       und die erforderlichen Schwerpunkte set-
 gibt Unbehagen darüber, dass rechtliche       zen.“
 Normen und Grundsätze „gefühlt“ immer
 beliebiger werden und eine auf Effizienz,     Es geht also nicht darum, das Recht der
 Schnelligkeit und Agilität setzende Ar-       Digitalisierung zu unterwerfen, sondern es
 beitswelt diese Werte zunehmend in Frage      unter Beachtung von Normzwecken und
 stellt.                                       Regelungsprinzipien zu überprüfen, anzu-
                                               passen und neu zu justieren.
 Gemeint ist hingegen Folgendes: Eine
 technologische Entwicklung und gesell-        Orientierung an Kundenbedürfnissen –
 schaftliche Umwälzung wie die Digitalisie-    das geht gut „verwaltungskompatibel“!
 rung kann und soll am Ende nicht durch        Ein für die Digitalisierung zentrales Prinzip
 rechtliche Vorschriften verhindert wer-       ist das der radikalen Kundenorientierung.
 den. Nicht die Digitalisierung als techno-    Kundinnen und Kunden werden immer
 logisch-faktische Entwicklung wird sich im    wieder durch Feedback-Schleifen in die
 Rahmen des bestehenden Rechts halten,         Produktentwicklung einbezogen.
 das Recht wird vielmehr die Wirklichkeit zu
 berücksichtigen, abzubilden und ihr einen     Der Gedanke der Kundenorientierung
 vernünftigen Rahmen zu setzen haben.          ist für die öffentliche Verwaltung nichts
                                               Neues, sondern ein seit vielen Jahren pro-
 Das Amt für IT und Digitalisierung in der     pagiertes Ziel. Aber viele Beschäftigte tun
 Senatskanzlei (ITD) formuliert in seiner      sich immer noch damit schwer, die internen
 Aufgabenbeschreibung im Internet: „Digi-      und externen Adressatinnen und Adres-
 talisierte Prozesse erfordern in der Regel    saten ihrer Leistungen als „Kundschaft“ zu
 eine Neujustierung des Rechtsrahmens.         begreifen. Es herrscht vielfach Skepsis, ob
 Bei der Verknüpfung von Verwaltungs-          Bürgerinnen und Bürger – oder auch in-
 verfahren bedarf es Rechtsanpassungen,        terne Kundinnen und Kunden – tatsächlich
 manchmal aber auch nur Änderungen bei         der Maßstab des Verwaltungshandelns
 der Rechtsauslegung. Das Amt ITD wird         sein können, oder ob nicht vielmehr die

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unbedingte Einhaltung von Rechtsnormen,         kurz und präzise formulieren. Auswahl-
Entscheidungen der Hierarchie oder lang-        verfahren zügig und transparent gestalten
jährig eingeübte Praxis für die Aufgabener-     und das Bemühen der hamburgischen Ver-
ledigung wichtiger sind. Die Bürgerinnen        waltung um Bewerberinnen und Bewerber
und Bürger sind dann am Ende doch eher          sichtbar machen.
diejenigen, denen gegenüber die Verwal-
tung die Ansprüche, Erwartungshaltungen         Ethische Fragen offen diskutieren und
und Regelungen des Staates zu adressie-         den Nutzen der Digitalisierung herausar-
ren und durchzusetzen hat (zum Beispiel,        beiten
wenn ein Antrag auf eine Verwaltungslei-        Es gibt eine Reihe weiterer Werte, die die
stung abgelehnt wird).                          Verwaltung prägen und ausmachen und
                                                durch die die Digitalisierung und die mit
Aber selbstverständlich lässt sich der          ihr verbundene Kultur von Agilität, Denken
Grundsatz der Kundenorientierung „ver-          und Arbeiten in Netzwerken und jenseits
                     waltungskompatibel“        der Silos behördlicher Organisationsein-
                     ausfüllen ­ – Verwal-      heiten vermeintlich in Frage gestellt oder
                     tungsleistungen digi-      herausgefordert werden: Verlässlichkeit,
                     tal bereitstellen – „die   Berechenbarkeit, Beständigkeit, Gleich-
                     Daten, nicht die Bür-      behandlung. Und schließlich gibt es mit
                     ger laufen lassen“.        der Digitalisierung verbundene ethische
                     Bei IT-Prozessen die       Fragestellungen, die die Skeptikerinnen
                     Nutzerinnen und Nut-       und Skeptiker gegenüber der Digitalisie-
                     zer, Bürgerinnen und       rung zu bestärken scheinen: Die Menge
                     Bürger und Verwal-         an verfügbaren auch personenbezogenen
                     tungsbeschäftigten         Daten bedroht die Werte der Selbstbe-
frühzeitig und wiederkehrend einbeziehen.       stimmung und Autonomie. Für die Akzep-
Rechtsnormen, Schreiben und Bescheide           tanz der Digitalisierung bei den Beschäf-
– auch solche, mit denen Anträge abge-          tigten der FHH wird es entscheidend sein,
lehnt werden – in verständlicher Sprache        die skizzierten Themen offen und ehrlich
abfassen. Informationsangebote im Inter-        zu diskutieren und den positiven Nutzen
net bereitstellen. Stellenausschreibungen       der Digitalisierung für die Verwaltung ins-
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gesamt, aber auch für die Beschäftigten      Gesichter, das Engagement der Menschen
 herauszuarbeiten und für möglichst viele     war getragen von dem Bedürfnis, Sinn zu
 auch konkret erlebbar zu machen.             erfahren und Gutes zu tun. Die Werte der
                                              Verwaltung, die in Frage gestellt und teils
 Über sich selbst hinauswachsen und die       auch „über Bord geworfen“ wurden, waren
 Vision einer besseren und humaneren Ar-      überlagert von noch wichtigeren, funda-
 beitswelt                                    mentaleren, „größeren“ Werten wie Men-
 Dazu abschließend noch eine Analogie und     schenwürde und dem Recht auf Leben,
 ein paar Gedanken:                           Schutz und körperliche Unversehrtheit.
 Hamburg hat den Zustrom von Geflüch-
 teten in den Jahren 2015 und 2016 gut        Die Digitalisierung erzählt noch nicht
 gemeistert, weil nicht unbedingte Re-        glaubhaft eine solche positive Geschich-
 gelkonformität, Fehlerfreiheit und Zu-       te. Die erzählte Geschichte hinter der Di-
 ständigkeitsdenken maßgebend waren,          gitalisierung lautet eher „Wenn wir nicht
 sondern Pragmatismus, Improvisations-        mitmachen, wird heute noch völlig Unge-
 kunst, Mut, auch einmal die Grenzen von      wisses mit uns passieren, im schlimmsten
 Rechtsnormen auszuloten, und vor allem       Falle werden wir als Organisation unterge-
 eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung,   hen“.
 aber auch bei den Beschäftigten der FHH
 selbst, schnell und „unbürokratisch“ zu      Wenn es aber gelingt, die Vision einer bes-
 helfen. Die Krise hatte viele menschliche    seren und humaneren Arbeitswelt für die
                                              Beschäftigten fühl- und erlebbar zu ma-
                                              chen, zum Beispiel durch

                                              •• intuitiv verständliche digitale Verwal-
                                                 tungsprozesse,
                                              •• gelebte Kundenorientierung, die der
                                                 Verwaltung Akzeptanz und Respekt si-
                                                 chert,
                                              •• variablere Modelle von Arbeit, weg von
                                                 monotonen Routinen,

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•• neue Formen der Zusammenarbeit über         diese Modelle für sich in Anspruch neh-
   Hierarchie- und Zuständigkeitsgrenzen       men wollen,
   hinweg,
•• eine Führungsphilosophie, die auf Ei-     dann kann es gelingen, die Digitalisierung
   genverantwortung und Kreativität von      in der hamburgischen Verwaltung als he-
   Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzt   rausfordernde, aber auch spannende ge-
   und                                       meinsame Aufgabe mit Zuversicht anzu-
•• größere Flexibilität von Arbeitsorten     packen und erfolgreich zu gestalten.
   und Arbeitszeiten für diejenigen, die

Autor Christoph Lucks, Leiter Abteilung Personalmanagement im
Personalamt
Selbstgesteuertes Lernen – Schlüsselkompetenz
 der Zukunft
 „Die digitale Transformation bietet Unternehmen und Mitarbeitern riesige Chancen, sie
 erfordert aber zugleich die Bereitschaft, sich das ganze Berufsleben über weiterzubil-
 den.“ (Bitkom-Geschäftsleiter Joachim Bühler)1

 Die Digitalisierung hat bereits zu großen                     auf neue Herausforderungen reagieren zu
 Veränderungen geführt. Dieser Prozess                         können. Es kann aber gleichzeitig zu Ver-
 wird sich in Zukunft weiter beschleunigen.                    unsicherungen führen. Um die Beschäf-
 Ausgelöst durch immer kürzere Innova-                         tigten zu unterstützen und Unsicherheiten
 tionszyklen wandelt sich die Arbeitswelt                      zu reduzieren, gibt es verschiedene Wei-
 ständig und wird komplexer und unvor-                         terbildungsmöglichkeiten.
 hersehbarer. Es ist zu erwarten, dass dis-
 ruptive (umwälzende) Technologien wie
 Robotik, autonome Systeme, künstliche
 Intelligenz und maschinelles Lernen große
 Auswirkungen auf unsere Art zu leben und
 zu arbeiten haben werden: Studien zufol-
 ge werden 65 % der Kinder, die heute in
 die Schule kommen, in Jobs arbeiten, die
 es heute noch gar nicht gibt2. Verände-
 rungsbereitschaft ist daher eine zentrale                     Die Entwicklung der persönlichen Kompe-
 Schlüsselkompetenz in der aktuellen und                       tenzen wird in Zeiten des digitalen Wandels
 zukünftigen Arbeitswelt. Für die Beschäf-                     ein Schlüssel, um in einer sich wandelnden
 tigten der Freien und Hansestadt Hamburg                      Welt bestehen zu können. Selbstgesteu-
 (FHH) bedeutet dies, flexibel und routiniert                  ertes und lebenslanges Lernen wird für
                                                               Beschäftigte ein zentraler Faktor.
 1
   Digitaler Mittelstand, E-Learning Unternehmen sehen viele
 Chancen (2016) https://digitaler-mittelstand.de/business/
 news/e-learning-unternehmen-sehen-viele-chancen-28240
 2
   World Economy Forum, The Future of Jobs Report (2016),
 http://reports.weforum.org/future-of-jobs-2016/

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Was ist selbstgesteuertes Lernen?              An dieser Stelle ist der Einsatz digitaler
Selbstgesteuertes Lernen setzt sich indi-      Technik sehr hilfreich, denn die Lerninhalte
viduell aus unterschiedlichen Lerndimen-       werden häufig in digitaler Form vermittelt.
sionen zusammen. Beschäftigte können
je nach vorhandenen Spielräumen über
Lernziele, -zeit, -ort, -inhalte, -methoden,
-wege, -einschätzung, und -quellen ent-
scheiden. Je größer die Spielräume sind,
umso größer ist der selbstgesteuerte An-
teil.

Um selbstgesteuert lernen und die rich-
tigen Angebote zum richtigen Zeit-
punkt auswählen zu können, müssen
Beschäftigte einige Voraussetzungen
erfüllen.

Sie müssen
•• über die Bereitschaft und die Fähig-
   keit verfügen, sich selbst zu organisie-
   ren,
•• Klarheit über die eigenen und über ge-
   forderte Kompetenzen und Fähigkeiten
   haben,
•• eigenverantwortlich lernen,
•• sich mit Kolleginnen und Kollegen, Men-
   torinnen und Mentoren sowie externen
   Partnerinnen und Partnern vernetzen,
•• entscheiden können, welches der um-
   fangreichen internen und externen An-
   gebote das richtige für sie ist.
Soziale und digitale Kompetenzen sind         Wikis, Onlinekurse, Massive Open Online
 essentiell                                    Courses (auch „MOOCs“, das heißt Onli-
 Mit der weiteren Digitalisierung werden       nekurse mit einer hohen Teilnehmerzahl
 in den nächsten Jahren auch die Anfor-        und in der Regel ohne Zugangsbeschrän-
 derungen an die sozialen Kompetenzen          kungen) oder Lernspiele. Expertinnen und
 wachsen. Denn durch die Digitalisierung       Experten sprechen in diesem Zusammen-
 wird der Kommunikationsbedarf steigen         hang von „digitaler Kompetenz“.
 (und werden sich gegebenenfalls die Mittel    Diese digitale Kompetenz umfasst neben
 verändern), da Digitalisierung auch mehr      den klassischen Fachkenntnissen (Bedie-
 Transparenz, mehr verteilte Arbeit und        nung von IT, rechtliche und organisato-
 mehr Zusammenarbeit bedeutet. Es sind         rische Grundlagen) unter anderem aber
 also Fähigkeiten in Hinblick auf Kooperati-   auch die persönliche Haltung, Kommuni-
 on, Kommunikation und Selbstständigkeit       kation, Kooperation, Change und Agilität.
 wesentlich.                                   Der Ausformung der digitalen Kompetenz
                                               fällt in der derzeitigen Diskussion eine be-
 Die Fähigkeit, mit digitaler Technik umge-    sondere Bedeutung zu. Denn ohne sie wer-
 hen zu können, ist eine weitere Voraus-       den die Beschäftigten nur geringe Chancen
 setzung. Die Lernquellen sind vielfältig.     haben, sich den Herausforderungen der
 Dazu gehören zum Beispiel Lernvideos,         Zukunft zu stellen.

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Welchen Anteil hat die Organisation am                  zu verschiedenen Themen wie Arbeits-
selbstgesteuerten Lernen?                               techniken, Konfliktmanagement, Gesund-
Studien zufolge ist für 78 % der Beschäftig-            heit oder Sprachen. Die Kommunikation
ten in Unternehmen die Unterstützung ihrer              mit der Tutorin bzw. dem Tutor ist dabei
Führungskraft für ihren Lernerfolg wichtig3.            in der Regel ein fester Bestandteil der An-
                                                        gebote.
Die Aufgabe der Organisation ist es, die
Beschäftigten im Lernprozess zu begleiten               Zur Erweiterung der digitalen Kompe-
und sie zu unterstützen, Entscheidungs-                 tenzen der Beschäftigten bietet das ZAF
möglichkeiten zu kennen und zu nutzen.                  ab diesem Jahr die modulare „Zertifizie-
Beschäftigte, Führung und Personalent-                  rung digitale Kompetenzen“ auf drei Ni-
wicklung müssen lernen, mit Verände-                    veaus an: Basic, Advanced und digitale
rungen und unbekannten Situationen zu                   Führung4. Sogenannte „Agile Coaches“
rechnen, diesen zu begegnen und dabei                   werden zukünftig Teams dabei unterstüt-
kreative Lösungsstrategien entwickeln.                  zen, nach SCRUM-Methoden zu arbeiten.

Angebote der FHH                                        Für die Kommunikation, den Austausch
Die Freie und Hansestadt Hamburg bietet                 und das Lernen von anderen auf einer
den Beschäftigten vielfältige Lernformen                weniger formalen Ebene sind Netzwerke
und -angebote an. Einige Beispiele sind                 wichtig. Innerhalb der FHH gibt es ver-
•• kurze Lernvideos im FHHportal und im                 schiedene Netzwerke, zum Beispiel den
   Lernportal des ZAF,                                  Orga Think Tank (OTT) oder verschiedene
•• einstündige Live-Online-Workshops                    Projektmanagementnetzwerke. Die Netz-
   („Webinare“)                                         werk-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer
•• längere Online-Seminare mit einem                    treffen sich häufig auf Veranstaltungs-
   Lernplan                                             formaten wie Foren oder Barcamps. Dort
•• gemischte Angebote in Präsenz im ZAF                 wird ihr Austausch weiter unterstützt.
   mit Onlineanteilen („Blended Learning“)
3
 Studie Towards Maturity, „The Learner Voice3“(2016),   4
                                                          Weitere Informationen dazu finden Sie in den aktuellen Fort-
https://towardsmaturity.org/2016/11/03/learner-voice-   bildungskatalogen des ZAF.
part-3/
Geben Sie uns Feedback                         nung mitzuteilen! Sie helfen uns damit, un-
 Wie schätzen Sie persönlich die Verände-       sere Angebote für die FHH entsprechend
 rungen durch die Digitalisierung ein? Stim-    Ihrer Bedürfnisse weiterzuentwickeln.
 men Sie der Einschätzung dieses Artikels
 zu, dass selbstgesteuertes Lernen zu einer     Hier geht es zur Umfrage
 der Schlüsselkompetenzen der Zukunft
 gehört? Oder haben Sie eine Anmerkung          oder nutzen Sie den QR-
 zum Artikel? Wir freuen uns auf Ihr Feed-      Code, um die Umfrage mit
 back, das Sie uns mit dem folgenden Link       Ihrem Smartphone aufzu-
 anonym übermitteln können. Testen Sie          rufen.
 diese neue digitale Form, um uns Ihre Mei-

                  Autor Frank Grebe, Referent für Strategisches Personalberichtswesen
                  im Referat Personalmanagementkonzepte und Marketing des Personal-
                  amtes: „Selbstgesteuertes Lernen ist neben der digitalen Kompetenz eine
                  Schlüsselkompetenz der Zukunft.“

 Autorin Nia Katranouschkova, Referentin für E-Learning im Bereich
 Veranstaltungskonzeption und Beratung im Zentrum für Aus- und Fort-
 bildung: „Durch die Digitalisierung kommen große Veränderungen auf uns
 zu. Ich möchte die Beschäftigten dabei unterstützen, kompetent und sicher
 durch diese Veränderungen zu navigieren.“

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„Mehr Vielfalt wagen!“ – ein Plädoyer für das Prinzip Vielfalt in
der Digitalisierung oder was Hamburg von Kanada lernen kann.
Vielfalt ist die Voraussetzung für Empathie und Innovation. Empathie und Innovation
schaffen die Grundlage für die Gestaltung der Digitalisierung. Kanada macht es vor.

Als Justin Trudeau im Jahr 2015 zum Pre-     ghanistan, ein Homosexueller, eine blinde
mierminister Kanadas gewählt wurde,          Frau, ein querschnittsgelähmter Eisho-
stellte er ein bunt durchmischtes Kabinett   ckeyspieler und ein Astronaut. Und warum
zusammen. Er besetzte seine Regierung        das Ganze? Trudeaus kurze Antwort: „Weil
paritätisch mit Frauen und Männern. Und      wir das Jahr 2015 schreiben“.
er ging sogar noch einen Schritt weiter:
Zu seinen Ministerinnen und Ministern        Was hat das mit der Digitalisierung zu
gehören unter anderem eine Angehörige        tun? Wer in der Digitalisierung erfolg-
der indigenen Völker Kanadas, ein Inu-       reich sein will, muss eine ganze Reihe von
it, vier Sikhs, eine Zugewanderte aus Af-    Kompetenzen abdecken. Damit ist jedoch
nicht nur hochspezialisiertes Fachwissen     zu transformieren. Stattdessen hält eine
 gemeint. Es geht insbesondere um die Fä-     solche Organisation typischerweise an al-
 higkeit, die heutige Welt neu zu denken,     ten Denkmustern und tradierten Arbeits-
 Mauern einzureißen und Menschen für          weisen fest. Eine nutzen- und sinnstif-
 Veränderungen zu begeistern. Vor diesem      tende Gestaltung der Digitalisierung kann
 Hintergrund stellt sich die Frage, welche    unter solchen Rahmenbedingungen nicht
 Konsequenzen für die Praxis gezogen wer-     gelingen.
 den müssen.
                                              Innovationen entstehen vielmehr vor allem
 Perspektivenvielfalt und Kreativität ver-    dann, wenn man über den eigenen Teller-
 sus Dogma der Uniformität                    rand schaut und sich auf das Prinzip von
 Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir      Vielfalt einlässt. Gemeint ist damit eine
 umgeben uns gern mit Gleichgesinnten,        Organisationskultur, in der Menschen mit
 weil es so schön einfach ist: Man denkt      •• verschiedener Herkunft,
 gleich, man tickt gleich, man arbeitet       •• individuellen Lebensentwürfen und
 gleich. Widersprüche? Gibt’s nicht. In der   •• unterschiedlichen Perspektiven
 Soziologie nennt man dieses Phänomen         zusammenarbeiten, um gemeinsame Zie-
 „homosoziale Reproduktion“, man kann         le zu erreichen. In vielfältigen Teams kom-
 auch einfacher vom (vermeintlichen) „Er-     men unterschiedlichste Denk- und Heran-
 folgsprinzip Ähnlichkeit“ sprechen. Was      gehensweisen zusammen, so dass Pro-
 passiert also nun, wenn man sich nur mit     bleme aus vielen Blickwinkeln betrachtet
 seinesgleichen umgibt? Statt Perspekti-      und besser gelöst werden. Einseitiger Tun-
 venvielfalt und Kreativität                                       nelblick und Stillstand
 regiert dann das Dogma                                            werden so verhindert,
 der Uniformität. Eine Or-                                         stattdessen entstehen
 ganisation, die keine Un-                                         Empathie und Innova-
 terschiede zulässt, ist je-                                       tionsfähigkeit – also
 doch weder willens noch in                                        jene Eigenschaften, die
 der Lage, bestehende „Ver-                                        wir für die Digitalisie-
 waltungsmodelle“ grundle-                                         rung dringend brau-
 gend zu hinterfragen und                                          chen.

16 / 17
Vielfalt – Grundvoraussetzung für Erfolg        on. Durch Empathie und Innovation schaf-
Damit eine Organisation Vielfalt als Er-        fen wir die Grundlage für die Gestaltung
folgsfaktor nutzen kann, braucht sie eine       der Digitalisierung.
entsprechend offene Kultur, die unter-
schiedliche Meinungen und Vorgehens-
weisen zulässt und zugleich respektvollen
Umgang miteinander voraussetzt. Ge-
meint ist also eine Kultur, die Unterschied-
lichkeit nicht nur akzeptiert, sondern als
Bereicherung wertschätzt. In der opera-
tiven Umsetzung müssen zum Beispiel
die Führungskräfte vielfältige Teams aktiv
fördern und etablieren. Vielfältige Teams
sind partizipativ geprägt und verfügen
über ein hohes Maß an Selbstorganisa-
tion. Das Fundament solcher Teams sind          Mit dieser Erkenntnis schlagen wir den
mithin individuelle Wertschätzung und           Bogen zurück nach Kanada: Für Justin Tru-
Selbstverantwortung. Natürlich entstehen        deau steht die Gleichstellung von Frauen
in vielfältigen Teams auch hin und wieder       und Männern im Mittelpunkt seiner poli-
Reibungen – kein Wunder, wenn so viele          tischen Agenda. Auch hier können wir ler-
unterschiedliche Menschen aufeinander           nen. Frauen studieren häufiger Fächer wie
treffen. Das ist im Regelfall aber auch völ-    zum Beispiel Sozial- und Geisteswissen-
lig in Ordnung: In einer offenen Organisa-      schaften, während Männer etwa bei den In-
tionskultur eingebettet (!), sind vielfältige   genieurswissenschaften oder der Informa-
Teams in der Lage, aus Reibung etwas Po-        tik besonders stark vertreten sind. Mit der
sitives zu machen und das Team weiterzu-        Digitalisierung ergeben sich jedoch neue
entwickeln.                                     Berufsfelder und „Skill-Schwerpunkte“ wie
                                                Kreativität, Kommunikationsstärke oder
Die Digitalisierung ist weiblich                Interdisziplinarität, die besonders Frauen
Fassen wir zusammen: Vielfalt ist also die      und Angehörige der oben genannten Dis-
Voraussetzung für Empathie und Innovati-        ziplinen ansprechen. Auch Fähigkeiten wie
Empathie und Vernetztes Denken gehören        tive Methoden wie Design Thinking oder
 zu den typischen Stärken von Frauen. Und      Scrum anwenden, um Innovationen zu ge-
 genau auf diese Fähigkeiten kommt es an,      nerieren. Die Digitalisierung ist weiblich!
 wenn wir nutzerzentrierte und kollabora-

                Autor John Meister, Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter an der
                HAW Hamburg und IT-Berater bei DigitalFirst im Amt für IT und Digita-
                lisierung der Senatskanzlei: „Hamburg ist eine bunte Metropole. In dieser
                wunderschönen Stadt leben Menschen mit unterschiedlichsten Lebenswei-
                sen, Weltanschauungen und Bedürfnissen. Auch die Hamburger Verwaltung
                wird immer vielfältiger. Nutzen wir diese Vielfalt für die Digitalisierung!“

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Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt – (K)Ein Thema
für Hamburgs Verwaltung?
Was hat die sexuelle Orientierung mit der Arbeit zu tun? Die meisten würden diese
Frage spontan wahrscheinlich mit „eigentlich nichts“ beantworten. Doch stimmt das
wirklich?

Was hat die sexuelle Orientierung mit Ar-      meisten Unternehmen dazu. Doch wie
beit zu tun? „Na, gar nichts!“ ist der erste   wäre es, wenn man nicht erzählen mag,
Gedanke, der vielen bei dieser Frage in den    mit wem man sein Wochenende verbringt,
Sinn kommt. Dass das nicht stimmt wird         mit wem man in den Urlaub fährt, um wen
deutlich, wenn man sich einmal einen ty-       man sich sorgt?
pischen Arbeitstag vor Augen führt. Man
denke zum Beispiel an die unzähligen Kon-      Studien und Berichte deuten immer noch
takte zu Kolleginnen und Kollegen, den         unzweifelhaft auf Diskriminierungen von
Vorgesetzen oder auch zu Kundinnen und         lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-
Kunden, bei denen                                                  und intergeschlecht-
neben den beruf-                                                   lichen     Menschen
lichen    Informa-                                                 (LSBTI*) am Ar-
tionen quasi ne-                                                   beitsplatz hin. Sie
benbei auch jede                                                   finden insbesondere
Menge Informati-                                                   in Form von sozi-
onen über die ei-                                                  aler Ausgrenzung,
gene Person über-                                                  der Verbreitung von
mittelt    werden.                                                 Gerüchten oder von
Der Ehering am                                                     Mobbing statt. Zu-
Finger, das Foto                                                   dem ist der Zugang
des Partners oder                                                  zum Beruf vielfach
der Partnerin auf dem Schreibtisch, Be-        bereits erschwert, weil betroffene Per-
richte über die Kinder oder die Erlebnisse     sonen Jobs nicht bekommen oder aber
des Wochenendes. Das alles gehört in den       seltener befördert oder gar gekündigt
werden.5 Viele Betroffene verheimlichen       aufgestellte Teams kreativer sind und
 deshalb ihre sexuelle Identität im beruf-     zu besseren Ergebnissen gelangen. Un-
 lichen Kontext. Insbesondere in der Gruppe    ternehmen, die sich bzw. ihre Teams di-
 der Trans*-Personen führt dies dazu, dass     vers aufstellen sind wirtschaftlich erfolg-
 fast 70 % der Betroffenen am Arbeitsplatz     reicher.8 Für das Recruiting und in diesem
 nicht oder nur mit sehr wenigen Personen      Zusammenhang vor allem das „Employer-
 über ihre sexuelle Identität spricht.6        Branding“ ist Diversity zu einem unum-
                                               gänglichen Wettbewerbsfaktor geworden.
 Die sexuelle Orientierung und die ge-         Diversity Management, im Sinne eines
 schlechtliche Identität sind wesentliche      übergreifenden Konzepts zum Umgang
 Aspekte der grund- und menschenrecht-         mit Vielfalt in der eigenen Organisation,
 lich verbürgten Persönlichkeitsrechte ei-     ist ein wichtiges, wenn nicht sogar das
 nes jeden Menschen und erschöpfen sich        wichtigste Instrument bei der Verwirkli-
 eben nicht in privaten oder intimen An-       chung von Diversity. Bereits 2014 kommt
 gelegenheiten. Vielmehr prägen sie das        die PageGroup in ihrer Diversity Studie zu
 gesellschaftliche Dasein, die Lebensform      dem Ergebnis, dass Diversity keinesfalls
 des Menschen und das auch in der Ar-          ein Selbstzweck oder gar ein Luxusthema
 beitswelt. Sich hier verstecken zu müssen     ist, sondern eine notwendige Anpassung
 erfordert viel Energie der betroffenen Per-   an geänderte Lebenswirklichkeiten der
 sonen. Dies wirkt sich auf die Gesundheit,    Menschen darstellt.9 Dieser Effekt wird
 die Leistungsfähigkeit, aber auch auf die     sich mutmaßlich eher noch verstärken, so
 persönliche Einstellung dieser Personen       dass die Etablierung eines strukturierten
 zum Unternehmen bzw. zum Arbeitgeber          und strategisch ausgerichteten Diversity
 aus.7                                         Managements zunehmend an Bedeutung
                                               gewinnt. Insbesondere für LSBTI* birgt
 Diversity Management als Schlüssel?           Diversity Management großes Potenzial.
 Die Potenziale, die eine offene Kultur in     Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, für
 Unternehmen und Behörden bergen, sind         das Thema zu sensibilisieren, genauer hin-
 immens. Studien belegen, dass divers          zuschauen und zu handeln. Behörden und
 5
   Frohn, Meinhold, & Schmidt, 2017, S.7       8
                                                   Hunt, Prince, Dixon-Fyle, & Yee, 2018
 6
   Ebenda S.5                                  9
                                                   PageGroup, 2014, S.8
 7
   Ebenda S.8f

20 / 21
Ämtern sind die Ausgangslagen und He-         gerichtet bzw. werden in regelmäßigen
rausforderungen in Bezug auf LSBTI kaum       Abständen Fachtagungen, analog zu den
bekannt und es fehlt häufig der spezifische   Handlungsfeldern durchgeführt. Die Fe-
Blick auf eine oder mehrere der genannten     derführung    hierfür   liegt  bei  der
Zielgruppen.                                  Behörde für Wissenschaft, Forschung
                                              und Gleichstellung. Bei diesen Terminen
Wo steht die hamburgische Verwaltung?         wird dann auch der Stand der Umsetzung
Seit Anfang 2017 hat die Freie und Hanse-     der Maßnahmen bewertet.
stadt Hamburg (FHH) den „Aktionsplan für
die Akzeptanz sexueller und geschlechtli-     Die Gleichstellung der Geschlechter als
cher Vielfalt“. Der Aktionsplan möchte in     gesamtgesellschaftliche Aufgabe hat au-
dieser Form ein Ausgangspunkt für einen       ßerdem durch das Urteil des Bundes-
gemeinsamen und nachhaltigen Diskurs          verfassungsgerichts10 zur dritten Ge-
über aktuelle und künftige Herausforde-       schlechtsoption noch einmal an Bedeutung
rungen und Lösungen der                                      gewonnen. Das Urteil und
Gleichstellung aller sexu-                                   die daraus resultierende
ellen Orientierungen und                                     Änderung des Personen-
geschlechtlichen Identitä-                                   standsrechts verpflichtet
ten sein. Er enthält in elf                                  die Meldebehörden nun
verschiedenen Handlungs-                                     neben dem Geschlecht-
feldern neunzig konkrete                                     seintrag „männlich“ oder
Maßnahmen, die die Be-                                       „weiblich“ auch eine dritte
lange und Interessen von                                     Option „divers“ zuzulas-
LSBTI* Personen in den Fokus nehmen.          sen. Dies hat Auswirkungen auf Gesetze,
Um den Austausch und die Vernetzung           Verordnungen und Vorschriften. Die betei-
zwischen den Fachinstituionen, anderen        ligten Behörden untersuchen aktuell, wie
staatlichen und gesellschaftlichen Ein-       diese aussehen und welche Handlungsop-
richtungen sowie der Politik fortzuset-       tionen sich daraus ergeben werden.
zen, wurde zudem ein Runder Tisch ein-
                                              10
                                                   Beschluss des Ersten Senats vom 10. Oktober 2017
Dieses und viele andere Themen werden Hamburg und seine Verwaltung zukünftig beglei-
 ten und Veränderungen fordern.

 Autorin Michaela Völker-Klein, Referentin für Gleichstellung und Vielfaltsthemen im Referat
 Personalmanagementkonzepte und Marketing des Personalamtes: „Neben
 den formalen und rechtlichen Anpassungen muss vor allem auch die Haltung
 und Kultur der Beschäftigten der FHH offen für das Thema sein. Dies gelingt
 nur, wenn allen Beteiligten die Vorteile ebenso klar sind, wie die zwingende
 Notwendigkeit, alle Menschen zu berücksichtigen und entsprechend agiert
 wird. Anfänge sind gemacht, wie es weitergehen wird bleibt spannend!“

 Quellen
 •• Beschluss des Ersten Senats vom 10. Oktober 2017 , - 1 BvR 2019/16 - Rn. (1-69)
    (BVerfG 10. 10 2017).
 •• Frohn, D., Meinhold, F., & Schmidt, C. (2017). Executive Summary: Out im Office?! Mün-
    chen: PROUT AT WORK Foundation.
 •• Hunt, V., Prince, S., Dixon-Fyle, S., & Yee, L. (2018). Delivering through diversity. McKin-
    sey & Company.
 •• PageGroup. (2014). Diversity Management Survey - Vielfalt leben: Ziele, Initiativen und
    Ausblicke für Unternehmen in Deutschland.
 •• PageGroup. (2018). Diversity Management Studie 2018. Page Group.
 •• Rock, D., & Grant, H. (4. November 2016). Why Diverse Teams Are Smarter. Harvard
    Business Review.

22 / 23
Neue Agenda Ausbildung
Das Zentrum für Aus- und Fortbildung (ZAF) modernisiert mit dem Projekt „Neue Agen-
da Ausbildung“ die Ausbildungs- und Studiengänge in der Allgemeinen Verwaltung für
eine zukunftsfähige Verwaltung.

Erinnern Sie sich noch an Ihre Zeit als       der diese Entwicklungen als eigenstän-
Nachwuchskraft in der Allgemeinen Ver-        diges Studium zudem noch einmal in einer
waltung? Was Sie lernen mussten, um Ihre      anderen Ausrichtung berücksichtigt.
Tätigkeit ausüben zu können und was sich
in der Zwischenzeit alles verändert hat?      Was brauchen wir, um fit für die Zukunft
Vieles davon ist bedingt durch den „digi-     zu sein?
talen Wandel“ – digitale Technologien, die    Um sich zukunftsfähig aufzustellen, muss
in einer immer schneller werdenden Ab-        die Ausbildung in der FHH allerdings nicht
folge entwickelt werden und somit wieder      nur in der Qualität neue Wege gehen,
neue digitale Techno-                                             sondern auch in der
                        Wir müssen unsere Nachwuchskräfte
logien ermöglichen.                                               Quantität. Das Perso-
                        fit machen für die Zukunft. Dabei stellt
Die Nachwuchskräf-                                                nal altert und zieht in
                        sich die Frage: „Was müssen unsere
te von heute werden                                               den kommenden Jah-
                        Beschäftigten von morgen können?“
diese Entwicklungen                                               ren zahlreiche Ruhe-
von morgen maßgeblich mittragen müs-          standsabgänge nach sich. Daher ist eine
sen. Deshalb müssen sich insbesondere         weitere Erhöhung der Einstellungszahlen
auch unsere Ausbildungs- und Studien-         sinnvoll. Was das jedoch für die Logistik
gänge in der Allgemeinen Verwaltung auf       bedeutet: Durch Überschneidungen auf-
die anstehenden Veränderungen einstellen      einanderfolgender Einstellungsjahrgänge
und unter Einbeziehung verschiedener Per-     könnte sich die Menge an Nachwuchskräf-
spektiven zukunftsfähige und praxisnahe       ten, die sich zeitgleich im Ausbildungs-
Kompetenzen vermitteln. Flankierend zur       system – das heißt, in den Behörden und
Ausbildung und zum Studium der Allge-         Ämtern, der HAW Hamburg und der Ver-
meinen Verwaltung entwickelt sich derzeit     waltungsschule – befinden, von derzeit ca.
der Studiengang Verwaltungsinformatik,        600 auf über 800 Personen aufsummieren.
Die Ausbildung muss sich daher sowohl          verständlichkeit, der wir uns alle aktiv
 inhaltlich als auch strukturell weiterentwi-   verpflichtet fühlen sollten – gerade wenn
 ckeln, um sich zukunftsfähig aufzustellen.     einem bewusst ist, dass jede bzw, jeder
 Hierzu sollen derzeit Empfehlungen für         von uns selbst einmal als Nachwuchskraft
 entsprechende Standards erarbeitet wer-        gestartet ist.
 den.
                                            Von den Besten lernen – für Kinder ist das
 Zum 1. Januar 2019 wurde das Projekt       die selbstverständlichste Sache der Welt.
 „Neue Agenda Ausbildung“ mit elf mitwir-   Sie suchen sich Vorbilder und ahmen die-
 kenden      Kolleginnen                                          sen nach. Sie nehmen
 und Kollegen aus Be- „Lernen kann man stets nur von jenem, sich deren Verhalten
 hörden, Ämtern, HAW der seine Sache liebt, […].“ Max Brod        sowie Eigenheiten an
 Hamburg und Verwal-                                              und in mancher Hin-
 tungsschule ins Leben gerufen.             sicht wird dies ein Teil ihrer eigenen Per-
                                            sönlichkeit. Auch unsere Nachwuchskräfte
 Es soll                                    sollen von den Besten lernen. Wer sich
 •• zukunftsgerechte Ausbildungsinhalte bereits als Ausbilderin oder Ausbilder mo-
    und Ausbildungsstrukturen identifizie-  tiviert einbringt, gibt wichtige Kenntnisse
    ren,                                    und Erfahrungen an unsere Nachwuchs-
 •• Empfehlungen hierzu abgeben und da- kräfte weiter, von denen diese im weiteren
    mit                                     Ausbildungs- und Berufsleben profitieren.
 •• langfristige Qualitätsstandards in der Die Verzahnung zwischen Theorie und
    Ausbildung vorbereiten.                 Praxis soll künftig weiter gestärkt wer-
                                            den. So sind Vortragsangebote von Fach-
 Von den Besten lernen oder warum Aus-      expertinnen und -experten aus der Praxis
 bildung uns alle angeht                    für Nachwuchskräfte ebenso denkbar wie
 Das Thema „Ausbildung von Nachwuchs-       Mentoren/innen-Programme, um ergän-
 kräften“, also künftiger Kolleginnen und   zend zur Ausbildung vor Ort praxisnahe
 Kollegen, ist dabei jedoch nicht Sache von Kompetenzen und berufliche Erfahrungen
 wenigen einzelnen, sondern eine Selbst-    direkt aus erster Hand zu vermitteln.

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Wenn in den nächsten Jahren die Entwick-   Autor Markus Koops,
lungen – auch in der Ausbildung – voran-   operative Projektleitung
schreiten, hoffen wir, dass Sie unsere     Neue Agenda Ausbildung
Nachwuchskräfte und die Ausbildung ak-     im Landesbetrieb ZAF/
tiv unterstützen, denn gut ausgebildete    AMD: „Gut ausgebildete
Nachwuchskräfte sind die wichtigste Zu-    Nachwuchskräfte, das ist
kunftsressource, die wir haben.            unser Auftrag. Qualität unser Anspruch. In
                                           Zeiten des Fachkräftemangels sind unsere
                                           Nachwuchskräfte die wichtigste Ressource,
Informationen zu Ausbildung und Studium    die wir haben und um die es sich zu werben
in der allgemeinen Verwaltung              lohnt. Hierfür muss sich die FHH als attrak-
                                           tive Arbeitgeberin präsentieren und das
                                           fängt schon bei der Qualität von Ausbildung
                                           und Studium an!“
Zukunftswerkstatt Ausbildung
 Die Beihilfe im ZPD Hamburg erprobt ein neues Ausbildungsformat.

 Aktuell wird noch am Konzept gefeilt, im     fachlich ergänzen. Im Unterschied zur bis-
 Januar 2020 soll es dann endlich losgehen:   her üblichen 1:1-Zuständigkeit von Aus-
 Das ZPD Hamburg, konkret die dortige         bildenden und Auszubildenden ist diese
 Beihilfe, erprobt ein neues Ausbildungs-     Struktur agiler und zukunftsweisender.
 format. Bis zu sechs Azubis veschiedener
 Jahrgänge bilden alle drei Monate ein ge-
 meinsames Sachbearbeitungsteam und           Autorin Silke Rex-Holst,
 steigen mit echten Fällen in die Ausbil-     „Mit dem neuen moder-
 dung bei den Beihilfeprofis ein. Je zwei     nen Ausbildungsangebot
 Ausbilderinnen oder Ausbilder begleiten      an die städtischen Azubis
 das jeweilige Team und sichern Fachlich-     kann das ZPD dem demo-
 keit, Qualität und natürlich korrekte Er-    grafischen Wandel optimal
 gebnisse. Die Nachwuchskräfte haben in       begegnen. Wir freuen uns, das Konzept als
 dieser neuen Struktur eine engere Verzah-    Pilot umsetzen zu können und sind sehr ge-
 nung miteinander, erleben eine größere       spannt, welche Erfahrungen alle Beteiligten
 Eigenverantwortlichkeit und können sich      machen werden.“

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Direktabrechnung zwischen Krankenhaus und Bei-
hilfe im ZPD Hamburg möglich
I​m Juni 2018 schloss das Bundesinnen-        •• das Krankenhaus muss bereit sein, di-
 ministerium mit der Deutschen Kranken-         rekt mit dem ZPD Hamburg abzurech-
 hausgesellschaft DKG e.V. Berlin eine Rah-     nen.
 menvereinbarung über die Möglichkeit von
 Direktabrechnungen von Beihilfe in Bezug     Wer kann die Direktabrechnung in An-
 auf Krankenhausleistungen. Die Freie und     spruch nehmen?
 Hansestadt Hamburg ist dieser Rahmen-        Eine direkte Abrechnung ist für Beihilfebe-
 vereinbarung im August 2018 beigetreten.     rechtigte und deren berücksichtigungsfä-
                                              hige Angehörige möglich.
Was bedeutet das für Sie?
Ihre Beihilfe im ZPD Hamburg kann Rech-       Dafür
nungen für stationäre Krankenhausleis-        •• dürfen sich Ihre persönlichen Verhält-
tungen direkt an das jeweilige Kranken-          nisse und der Versicherungsschutz
haus zahlen.                                     nicht verändert haben,
                                              •• dürfen keine anderweitigen Ansprüche
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt            bestehen und
sein?                                         •• darf es sich nicht um unfallbedingte
•• Sie haben grundsätzlich Anspruch auf          Aufwendungen im Zusammenhang mit
   beihilfefähige Leistungen,                    Dienst-, Arbeits-, Kindergarten-, Stu-
•• Sie stellen im Krankenhaus einen An-          dium- oder Schulunfällen handeln.
   trag auf Direktabrechnung mit dem
   entsprechenden Antragsformular für         Welche Leistungen können direkt abge-
   Direktabrechnung,                          rechnet werden?
•• das Krankenhaus muss am Verfahren          Am Leistungsumfang der Beihilfe nach der
   der Direktabrechnung teilnehmen dür-       Hamburgischen Beihilfeverordnung und an
   fen, das heißt Direktabrechnungen mit      der Rechtsbeziehung zwischen Ihnen und
   Privatkliniken und mit Krankenhäusern      dem ZPD Hamburg ändert sich durch das
   im Ausland sind nicht möglich und
Direktabrechnungsverfahren nichts. Es än-     für ein Ein- oder Zweibettzimmer sowie
 dert sich lediglich der Auszahlungsweg. Mit   gesondert vereinbarte Wahlleistungen.
 Rechnungsanteilen, die nicht erstattungs-
                                               Verfahrensablauf, Vordrucke und mehr
                                               Sie können das Direktabrechnungsver-
                                               fahren beantragen, wenn ein stationärer
                                               Krankenhausaufenthalt eintritt bezie-
                                               hungsweise schon eingetreten ist und Sie
                                               eine Rechnung erwarten. Ein „vorsorg-
                                               licher“ Antrag für einen späteren Kranken-
                                               hausaufenthalt ist nicht möglich.

                                               Das Verfahren ist übersichtlich auf den
                                               Internetseiten der Beihilfe des ZPD Ham-
                                               burg dargestellt. Dort finden Sie auch In-
 fähig sind, wird sich das Krankenhaus wie     formationen zu Besonderheiten und Aus-
 bisher direkt an Sie wenden. Dazu zählen      nahmen sowie die notwendigen speziellen
 zum Beispiel Telefonkosten, Mehrkosten        Vordrucke.

                  Autorinnen Jeannette Hitreiter (links) und Sandra
                  Markwardt (AG Beihilfemarketing), „Umfassende Infor-
                  mationen zur Direktabrechnung haben wir Ihnen auf un-
                  serer Internetpräsenz zusammengestellt. Für weitere Fra-
                  gen wenden Sie sich gern telefonisch oder per E-Mail an
                  Ihre Beihilfe im ZPD Hamburg.“

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Impressum
Herausgeber:                                     Bildnachweis:
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sonalamt, Volker Wiedemann, Steckelhörn 12,      telseite kleine Bilder (Personalamt), S. 4 (© HHLo-
20457 Hamburg, Tel. 040 42831-1410               go Hamburg Marketing GmbH und © momius/
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Susanne Walter
                                                 Erschienen am:
                                                 16.04.2019
Senat der Freien und Hansestadt Hamburg
Personalamt
Steckelhörn 12

20457 Hamburg
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