Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1986 Die Königshöfe im Churer Rheintal anno 800 - 1800 Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
-2- 1986 Die Königshöfe im Churer Rheintal anno 800 - 1800 Joh. Ulrich Meng Weihnachtsgabe der historischen Vereinigung Unter-Landquart 1986 Historische Vorgeschichte zu den Königshöfen Die Bündner Pässe müssen entsprechend der Herkunft der bei Funden zutage geförderten Gegenstände seit uralten Zeiten als Handelsverbindungen gedient haben. Die Räter selber dürften einen bescheidenen Warenaustausch betrieben haben. Sie lieferten in den Süden Käse, Honig, Bienenwachs und Felle und brachten dafür Korn und Wein heim. Kaiser Augustus baute Alpenübergänge aus und richtete Postverbindungen ein. (theodosianisches Gesetzbuch im 4. Jahrhundert) Dieses Wegnetz benutzten auch die römischen Kaufleute.
-3- Durch das Churer-Rheintal führte ein Römerweg von Chur an der östlichen Talseite zur Klus über die Landquart nach Malans - Jenins - Maienfeld - Luziensteig. Curia wurde zu einer Garnisonenstadt mit Bischofssitz. Zizers und Maienfeld waren als Höfe und Herrensitze mit Gerichten bekannt. Die Talleute hatten die römische Sprache (Latein) und den Verhältnissen entsprechend die römische Kultur übernommen. Im 5. Jahrhundert drangen die Alemannen in das Rheintal und die Alpenübergänge vor und vertrieben die Römer, damit ging die 400 jährige römische Herrschaft verloren. Zu halten vermochte sich in Churrätia die römische Sprache, das Christentum und die Verkehrseinrichtungen im rätischen Bergland. Im 5. und 6. Jahrhundert herrschten im Churerrheintal die Ostgoten unter Theodorich dem Grossen. Rätien war ein wichtiges Bollwerk. Die Verkehrswege und die von den Römern eingerichtete Reichspost blieben bestehen, damit auch unsere Stationen Zizers und Maienfeld. Anno 536 mussten die Ostgoten dem Germanenstamm der Franken aus Rätien weichen. Der merowingische Herrscher Theudebert gewährte Churrätien die politische Selbstständigkeit, denn die friedliche Benützung der Bündner Pässe war von grosser strategischer Bedeutung. Im 7. Jahrhundert wurde das Frankenreich stark und damit die fränkische Reichskirche. Eine wichtige Rolle spielte das Kloster Disentis, das vom Bischof Tello von Chur anno 750 reichlichen Güterbesitz erhielt. Die "Mönchsstrasse" über den Lukmanier war zur Zeit der bedeutenste Alpenübergang. Die weltliche und geistliche Dynastie der Viktoriden in Chur erfreute sich während des ganzen 8. Jahrhunderts grösster Selbständigkeit. Erst die Karolinger waren wieder auf eine Einbeziehung Rätiens in die Reichsorganisation bedacht. Nach dem Tode von Bischof Remedius ergriff Kaiser Karl der Grosse im Jahre 806 die Gelegenheit, nun auch in Rätien die karolingische Grafschaftsverfassung einzuführen. Damit gelangte die bisherige weltliche Macht des Bischofs von Chur an einen auswärtigen Grafen. Zudem wurde das Reichsgut vom geistlichen Besitz des Bischofs ausgeschieden. Das durch eine Abschrift von Aegidius Tschudi teilweise überlieferte Urbar des Reichsgutes um die Mitte des 9. Jahrhunderts ist für die Bündner Verkehrsgeschichte von grosser Bedeutung.
-4- Es erschienen darin verschiedene Auflagen zu Zoll- und Zinsabgaben. So der Zins von der Fähre in Maienfeld über den Rhein zum Anschluss an die Route Bodensee-Chur. Auch die Zinse der Herbergen und Zölle an den Brücken der Königsstrassen (Oberbrugg) sind in Dokumenten aufgeführt. Damit gewinnen die Königshöfe im Churer-Rheintal an Bedeutung. Wir werden zwei Königshöfe, die über Jahrhunderte Bestand hatten, kennen lernen. Karl der Grosse (742- (742-814), ein ein Kaiser des Mittelalters Biographie Nach dem Tode seines Vaters, Pippins des Kurzen, und seines Bruders Karlmann wird Karl im Jahre 768 Alleinherrscher über das Frankenreich. 772 beginnt er eine Reihe von Feldzügen gegen die Sachsen, die seine Länder im Nordosten bedrohen. Auf Bitten des Papstes Hadrian I. unterwirft Karl in den Jahren 773/74 das Langobardenreich in Italien, und 778 unternimmt er einen ersten, allerdings erfolglosen Feldzug gegen die Araber in Spanien.
-5- Am Hofe Karls des Grossen, der Pfalz in Aachen, gründet der angelsächsische Gelehrte Alkuin im Jahre 782 eine Schule. Sie bleibt zwei Generationen lang Bildungszentrum des Reiches. An Weihnachten 800 krönt Papst Leo III. Karl den Grossen in Rom zum Kaiser. Dieser beherrscht nun den grössten Teil des christlichen Abendlandes. Zum ersten Mal sind jetzt auch alle deutschen Stämme im gleichen, gut verwalteten Staat vereinigt. Karl stirbt im Jahre 814. Nur wenige Jahrzehnte später bricht das Reich auseinander, weil es nun einer starken Herrscherpersönlichkeit entbehrt. Karl der Grosse im Urteil des Zeitgenossen Einhard Er kleidete sich nach vaterländischer, nämlich fränkischer Weise. Auf dem Leib trug er ein leinenes Hemd und leinene Unterhosen, darüber ein Wams, das mit seidenen Streifen verbrämt war, und Hosen; sodann bedeckte er die Beine mit Binden und die Füsse mit Schuhen und schützte mit einem aus Fischotter- und Zobelpelz verfertigten Rock im Winter Schultern und Brust; endlich trug er einen blauen Mantel und beständig das Schwert an der Seite, dessen Griff und Gehänge von Gold oder Silber war. Bisweilen benützte er auch ein mit Edelsteinen verziertes Schwert, dies jedoch nur bei besonderen Festlichkeiten oder wenn die Gesandten fremder Völker vor ihm erschienen. Ausländische Kleidung jedoch wies er zurück, mochte sie auch noch so schön sein, und liess sie sich niemals anlegen. Bei festlichen Gelegenheiten schritt er einher in einem mit Gold durchwirkten Kleide und in mit Edelsteinen besetzten Schuhen, den Mantel durch eine goldene Spange zusammengehalten, auf dem Haupt ein mit Gold und Edelsteinen verziertes Diadem; an andern Tagen unterschied sich seine Kleidung wenig von der gemeinen Volkstracht. Er erbaute sich auch zu Aachen (... eine prächtige Pfalz) und wohnte in seinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tode beständig darin. Und er lud nicht bloss seine Söhne, sondern auch die Vornehmen und seine Freunde, nicht selten auch sein Gefolge und seine Leibwächter zum Bade, so dass bisweilen hundert und mehr Menschen mit ihm badeten. Während er Schuhe und Kleider anzog, liess er nicht allein seine Freunde vor, sondern wenn der Pfalzgraf von einem Rechtsstreite sprach, der nicht ohne seinen Ausspruch entschieden werden könne, so hiess er die streitenden Parteien sofort hereinführen und sprach nach Untersuchung des Falles das Urteil, als sässe er auf dem Richterstuhl. Was es für diesen Tag an Geschäften zu tun und einem seiner Diener aufzutragen gab, das besorgte er zu dieser Stunde.
-6- Reich und sicher floss ihm die Rede vom Munde, und was er wollte, konnte er leicht und klar ausdrücken. Es genügte ihm jedoch nicht an seiner Muttersprache, sondern er lernte fleissig Sprachen. Im lateinischen brachte er es so weit, dass er es wie seine Muttersprache beherrschte; das Griechische aber konnte er besser verstehen als selber sprechen. Er erforschte mit emsigem Fleiss und grosser Wissbegierde den Lauf der Gestirne. Auch zu schreiben versuchte er und pflegte deswegen Tafel und Büchlein im Bett unter dem Kopfkissen bei sich zu führen, um seine Hand an das Nachmachen von Buchstaben zu gewöhnen. Königshof und Feudalherrensitz (curtis Lupinis) Burg Maienfeld (Schloss Brandis) Die schriftliche Überlieferung weist auf einen karolingischen Königshof als Siedlungskern hin (curtis Lupinis); zu dem auch ein Fährbetrieb über den Rhein bei Fläsch (Flasco) gehört hat. Die Gründung der Burg im 13. Jahrhundert erfolgte im Bereich eines hochmittelalterlichen Dorfes, das sich um diesen alten Königshof gebildet haben dürfte. Karolingische Königshöfe im Churer Rheintal Wenn man das umfangreiche Urkundenmaterial aus der Zeit der Karolinger, der Ottonen und der Hohenstaufen bearbeitet, stellt man fest, wie alle diese Landesfürsten sich zum Ziele setzten, den sonnigen Süden jenseits der Alpen, nicht nur gelegentlich zu besuchen, sondern "über der Mauer" wie die Römer den Alpenwall nannten, als Territorialherren zu besitzen.
-7- Der Weg aus ihrer nordischen Heimat war aber weit, beschwerlich und mit mannigfaltigen Gefahren verbunden. Um solchen Hindernissen auszuweichen, liessen sie gangbare Wege (Karrenwege) über die Alpen erstellen und unterhalten. Wo möglich benutzten und verbesserten sie die bestehenden Alpen-Übergänge der Römer und Goten. An geeigneten Orten errichteten sie Etappen und Raststätten mit den dazugehörenden Höfen und Susten. Diese Anlagen wurden Königshöfe genannt. Sie verpflanzten sogar eigene Dienstleute als Zöllner und Zinseintreiber an diese Routen. Wir besuchen zwei solcher Königshöfe im Churer Rheintal Im oberrätischen Land, am südlichen Fuss des Fläscherberges führte ein Karrenweg über die St. Luziensteig in die im Sonnenlicht badende Landschaft, ins Churer Rheintal. Einer jener Landesherren entschloss sich hier in der herrlichen, voralpinen Landschaft einen Etappenort erstellen zu lassen. So kamen die römischen Siedlungen Lupinis (Maienfeld) und Flasco (Fläsch) zu nicht geringer Bedeutung. Hier werden wohl schon die ersten feudalherrlichen Welschlandfahrer wie .Kaiser Rotbart und andere berühmte Monarchen gerastet haben. Wer als erster Bauherr des Königshofes Fläsch-Maienfeld genannt werden darf, lässt sich urkundlich nicht ermitteln. Im Reichsurbar von 831 ist dieser Königshof als wertvoller Grundbesitz mit vielen Rechten ausgestattet, beschrieben. Welchen Umfang der Königshof besass, kommt im Reichsurbar zum Ausdruck. Die Lehensherren und Eigenleute zinsten jährlich gemeinsam 576 Scheffel Saatgut (675,5 Zentner), 140 Fuder Heu, 100 Fuder Wein (1470 ltr.). Zu diesem Königshof gehörten 3 Alpen und 27 Hub (44 Ha) Wies und Ackerland nordwärts der Luziensteig. Über den bei Fläsch talwärts strömenden Rhein führte eine dauernd bemannte Fähre talwärts in das Saargebiet hinüber, als Verbindungsweg zum Walensee. Wer diese Fähre benützte, musste entsprechend Fährgeld bezahlen. Diese Gebühr musste dem Meier des Königshofes abgeliefert werden. Der Rhein diente als Wasserstrasse. Alle Transporte nach beiden Fahrrichtungen waren dem Königshof zollpflichtig. Eine eigene Mühle klapperte bei Fläsch, die noch am Anfang des laufenden Jahrhunderts im Betrieb war. So diente der Königshof während mehr als 300 Jahren als Raststätte den Feudalherren, den Kaufleuten aus Nord und Süd, den kirchlichen Obrigkeiten, den Rompilgern, den Militärs, aber auch den Malefizen aus Nah und Fern. In späteren Jahrhunderten bildeten die Standorte der Königshöfe die Grundlage für Burgen und Schlösser. (Schloss Brandis).
-8- Aus den Dokumenten jener Zeit gehen nebst Zins und Zollforderungen, Rechten und Pflichten auch interessante Begebenheiten hervor. Man weiss, dass der Rhein während mehr als 1000 Jahren als Wasserstrasse benutzt wurde. Die Flösser transportierten auf ihren wackligen Flössen(zusammengebundene Baumstämme 4-6m lang) Reisende, Tiere und Waren. In einzelnen Talschaften des Vorderrheintales betrieben die Gemeinden einen ausgesprochenen Raubbau an den Waldungen. Die Behörden verkauften ganze Hochwaldbestände (man denke an die heutige Waldarmut im Lugnez) den organisierten Flössern. Diese zeichneten die gekauften Stämme mit besonderen Marken. Beim Zusammenfluss der beiden Rheine wurden die mit Eisenklammern, Ketten und Hanfseilen verbundenen Stämme mit anderen Flössen gekoppelt. Die Flössermannschaft, mit langen hölzernen Stangen ausgerüstet, steuerte die Flösse durch die reissenden Fluten. Es ist überliefert, dass noch Ende der sechziger Jahre des 18. Jahrhunderts Personentransporte ausgeführt wurden. So wurde ein Rekrutenkontingent für den holländischen Kriegsdienst bei Felsberg auf ein Doppelfloss verladen. Da der Rhein Hochwasser führte, hatten die Flösser grosse Mühe das schwere Floss zu lenken. Im engen Flussbett zwischen dem Fläscher Ellhorn und dem Schollberg prallte das Floss gegen den vorspringenden Felsen des Ellhornes, wo es zertrümmert wurde. Dabei kamen 30 Mann und die Mannschaft ums Leben. Ein weiters Dokument bezeugt, dass in den "Hungerjahren 1770/71" die Textilfirma Zellweger in Trogen, zur Versorgung der Belegschaft mit dem lebensnotwendigen Brotgetreide, eine Trägerkolonne über die Alpen nach Como aufbot. 140 selbst unterernährte Träger schleppten das Getreide über den Monte Spluga bis nach Felsberg. Ein Pfau Ofen
-9- Dort wurde die kostbare Fracht auf Flösse verladen und ohne Zwischenfall nach Rheineck befördert. Der junge Rhein wurde auch vom Bodensee aufwärts als Wasserstrasse benutzt. Bezeugt wird ein Transport von Kacheln für den Bau von "Pfauenöfen" aus Winterthur. Vorerst auf dem Wasserweg an den Bodensee, dann auf des Rheines Fluten bis nach Maienfeld. Diese "Eilsendung" nahm allerdings 3 Jahre in Anspruch. Königshof und Feudalherrensitz (Fridow) Burg Friedau in Zizers (Pfandschaft Zutzers) Die Burg Fridau ist vermutlich auf dem Areal eines frühmittelalterlichen Herrenhofes erbaut worden, der 1056 von Otto dem Grossen als Königshof dem Bischof von Chur geschenkt wurde. Die Umwandlung des Hofes zur Burg erfolgte um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Kaum 12 km südlich des Könighofes Fläsch/Maienfeld finden wir den nächsten Königshof. Der Etappenort Zizers am alten Römerweg gelegen, wurde von dem Karolingern und Ottonen als Königshof ausgebaut. Im Banngebiet dieser Ortschaft besassen die fränkischen Dynasten grosse und zahlreiche Güter, bestehend aus Ackerland, Wiesen, Rebbergen, Mühlen, Jagdräumen und Fischereigewässern. Diese umfassten die Region Trimmis, Zizers (Zizuris) und Eyis (Igis). Dieses kostbare Kulturland wurde im Mittelalter dem Bistum Chur vergabt, da das bischöfliche "Gstift" durch den räuberischen Überfall der Sarazenen grossen Schaden erlitten hatte. Der Königshof Fridow, genannt Friedau, muss weniger als Raststätte benutzt worden sein, da ja der Bischofsitz Chur, ganz in der Nähe, den Feudalherren und Kaufleuten mehr Bequemlichkeiten bieten konnte. Am 3. August 956 dokumentiert König Otto 1. an Bischof Hartbert von Chur die Schenkung des Könighofes Zizers unter Aufzählung allen Zubehörs, darunter der Weinberge in Trimmis und Malans, sowie des gebräuchlichen Zolls. (Bischöfliches Archiv in Chur) 2 Jahre später am 16. Januar 958 schenkt König Otto 1. der bischöflichen Kirche Chur die halbe Stadt Chur samt Zoll und Münze in Chur. Im Gegenrecht zu diesen Schenkungen an die bischöfliche Kurie stand sicher das freie Gastrecht und der sichere Weg über die Alpenpässe.
- 10 - Der Unterhalt und Schutz dieser wichtigen Transitwege war für die Franken von grösster Bedeutung. Um den Königshof und die dazugehörigen Güter und Rechte zweckmässiger verwalten zu können, entschloss. sich Bischof Volkard in Zizers eine stattliche Burg bauen zu lassen. Er setzte den Grundstein. Sein Nachfolger Bischof Heinrich von Montfort vollendete des Werk. Der vierstöckige Bau als Palas, trug ein Pyramidendach. Er stand am Rande der Landstrasse, die jederzeit abgeriegelt und kontrolliert werden konnte. Die ganze Anlage wurde von einem tiefen Wall und Graben umzogen. Der Zugang zum Innern der Veste führte über eine Holztreppe, die mechanisch hochgezogen werden konnte, um in das 3. Stockwerk zu gelangen. Die Fridow (später Friedau), wie die Veste genannt wurde, wechselte öfters den Besitzer durch Verkauf oder als Pfandobjekt. So war die ältere Tochter des Freiherrn Donat von Vaz, Gräfin Kunigunde Gemahlin von Graf Rudolf dem V. von Toggenburg Pfandgläubigerin der Friedau. Nachdem das Bistum Chur die Pfandsumme erstattete, fiel das Objekt wieder an das Gstift zurück. Diese verkaufte die Burg im Jahr 1449 an die Hochgerichtsgemeinde IV Dörfer. Diese baute die Innenräume zweckdienlich aus. Vor allem dienten diese dem jeweiligen Amtsitz. Die Landamänner wurden mit dem Gerichtsweibel verpflichtet, wenn sie auch nur ein Jahr ihr Amt bekleideten, in der Fridau zu wohnen. Das Erdgeschoss, ein fensterloses, von dicken Mauern eingeschlossenes Verliess, diente als Gerichtsgefängnis. Die Rechtsbrecher wurden an einem langen Seil vom obersten Firstboden in die Tiefe versenkt. Es war deshalb nicht wunderlich, wenn der Volksmund die Königsburg Friedau zum "Schelmenturm" degradierte. Diese Veste "beherbergte" im Verlauf vieler Jahrhunderte Schuldige, aber auch Unschuldige, wie wir später erfahren werden. Wenn man die Gerichtsprotokolle des Hochgerichts IV Dörfer durchblättert, findet man Urteile über Rechtsbrecher, Landsleute und Ausländer wie der Hanikel aus dem Schwabenland. Er war ein Dieb und Galgenvogel. Einen breiteren Raum hier wollen wir dem Gerichts-Urteil über den Mörder Sauter geben. Dieses Urteil fällte der Malefitz-Richter des Standesgerichtes zu Zizers, Hauptmann Sebastian Meng 1716. Er war Ein Urahne unseres Historikers und Verfassers dieser Arbeit, Hanueli Mengs von Trimmis. Er wollte zwar dieses Urteil nicht veröffentlicht wissen, denn es ist grauenhaft und unrühmlich. Aber es ist ein Dokument und es entspricht der damaligen Gerichtsbarkeit.
- 11 - Wir fügen dieses "Malefitz Urthel" als Original-Kopie und in der handschriftlichen Nachfassung von Hanueli Meng unserer Abschrift bei. Zur Tat: Der Mörder Jürg Sauter, der im "Mörderhüsli" an der Alten Strasse eine ganze Familie, mit Ausnahme eines 4-jährigen Kindes, umbrachte, wurde vom zuständigen Standesgericht verurteilt und hingerichtet. Wertvolle Dokumente bezeugen, dass auch unschuldig Angeklagte schier unerträgliche Stunden im Verlies der Fridau überleben mussten. Die österreichisch gesinnten Landsleute waren gegen Endes des 18. Jahrhunderts die Herren auf dem ehemaligen Königshof Fridau, dem Hochgericht IV Dörfer. Im März 1799 wurden statt Verbrecher eine Anzahl angesehener Amtsmänner zwangsmässig in das Verlies der Fridau eingekerkert. Wir verfolgen gedanklich deren Schicksal und betreten damit einen langen Weg, den französische und österreichische Geiseln aus Bünden in die Gefangenschaft einerseits nach Salins anderseits nach Graz gehen mussten. Nachdem im Winter 1799 napoleonische Heereseinheiten die ganze Nordwestschweiz und auch Nid- und Obwalden überflutet hatten, drang General Massena von Zürich aus durch das Gasterland bis Sargans vor. Bei Trübbach überschritt er mit 30'000 Mann aller Waffengattungen den Rhein, überrumpelte auf der Luziensteig die schwache Besatzung. Einer riesigen Flutwelle gleich drangen die Franzosen durch sämtliche Täler beider Rheine vor, besetzten jede Ortschaft, jeden Weiler mit Fusstruppen, Kavallerie und Artillerie und Tross. Die Haus- und Grundbesitzer mussten sich verpflichten, die ihnen zugewiesenen Mannschaften zu verpflegen und ebenso für sämtliches Futter für Reit- und Zugpferde aufzukommen. Um diesen Zwangsmassnahmen Nachdruck zu verleihen, wurden prominente Amtsmänner ohne Unterschied auf Alter und Herkommen verhaftet und als Geiseln aufgeführt. Die Liste dieser österreichischen gesinnten Opfer nennt deren 61. Wir legen dieses Verzeichnis hier bei. Die Verhaftungen wurden im ganzen Gebiet der drei Bünde schonungslos durchgeführt. Die Reise begann in Davos. Da damals keine fahrbaren Transportmittel zur Verfügung standen, mussten die Geiseln den 60 km langen Weg nach Chur durch das Prättigau zu Fuss zurück legen. Im östlichen Landesteil hatten es die Franzosen auf den Landes- Adel, die Herren von Salis und Planta abgesehen. Sämtliche Junker von Salis in Grüsch, Seewis, Malans, Maienfeld und Marschlins wurden als Geiseln deportiert. Auffallend war es auch, dass nahezu ein Dutzend reformierte Pfarrherren der Gefangennahme und Deportation zum Opfer fielen.
- 12 - Carl Ulysses von Salis, Sohn des berühmten französischen Geschäftsträgers Minister Ulysses, Philanthrop im Schloss Marschlins, schrieb in seinen Memoiren: "Ich will mich nicht aufhalten bei den Lebensgefahren, den Plünderungen, den Misshandlungen, die ich und meine ganze Familie in den ersten Tagen des Einmarsches der Franken in Bünden ausgestanden haben, auch nicht den Verlust berechnen, den ich durch die unaufhörliche Einquartierung erlitten habe. Allein als ich hoffen durfte, das Schrecklichste überstanden zu haben, hub erst die grosse Verfolgung an." "Am 29. März 1799 erschien der Präfekt (der höchste von Massena eingesetzte Beamte des Freistaates) mit drei anderen Personen, worunter sich auch der Bürger Jost von Zizers (ein Franzosenfreund) befand. Er zeigte mir einen Befehl der provisorischen durch General Massena eingesetzten Regierung Bündens vor, das Vermögen meines Oheims (General Anton von Salis) und das Meinige zu sequestieren. Auch kein Wort stand darin warum. Ich war weder angeklagt, verhört oder überwiesen worden. Alle meine Bücher und Schriften wurden weggenommen, mein Silberzeug weggeführt, sogar die Victualien, Kleidungsstücke und Mobilien investiert und versiegelt. Nur was meiner Frau gehörte sollte übriggelassen werden. Doch auch von ihren Sachen und Kostbarkeiten wurde Verschiedenes weggeführt, obwohl man es gleich anzeigte. Mit Mühe erhielt man soviel von den Viktualien zurück, als eine starke Familie mit grosser Einquartierung überladen war, bedurfte. Am 2. April abends um 16.00 Uhr kommt der in meinem Haus einquartierte Hauptmann zu mir und kündigt mir meinen Arrest an, und dass ich unverzüglich nach Zizers transportiert werde." Wir begleiten Carl Ulysses von Salis auf seinem verhängnisvollen "Canossagang". Eine Eskorte Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett führten Salis von Marschlins durch Igis nach Zizers in den "Schelmenturm". An den Strassenrändern standen und grölten zahlreiche Dorfgenossen und überschütteten den Unschuldigen mit abscheulichen Schmähungen und Drohungen. Die Geiseln aus dem Prättigau, die teils schon seit dem frühen Morgen unterwegs waren, hatten moralisch und physisch soviel erlitten, dass einige in Zizers entkräftet liegen blieben. Im Verlies der Friedau mussten sie ohne Verpflegung und Decken nächtigen. Jene kummervolle Nacht in der Finsternis des Kerkers wird den Hilflosen und Gequälten als "Verirrung" einer Zeitepoche sich eingeprägt haben. Am folgenden Tag liess man die durchfrorenen 13 Häftlinge über die 22-sprössige Leiter empor steigen. Unter Trommelwirbel und Hohngelächter der Dorfbewohner schleppten die Geiselnehmer ihre Opfer nach Chur in das Rathaus. Dort befanden sich viele weitere Prominente aus allen Gegenden Bündens. Ein mannigfaltiges Sprachengewirr erfüllte den mächtigen Raum.
- 13 - Von Chur aus wurden die 61 Gefangenen auf Leiterwagen an den Walensee zum Zürichsee nach Aarburg gebracht. Die Transportkosten mussten die Geiseln selbst bezahlen. Wer das Fahrgeld nicht aufbringen konnte, musste den weiten Weg zu Fuss zurücklegen. In Zürich konnte Landamann Florian Planta bei der Filiale des Handelshauses Thomas Massner von Chur einen Check seines Betriebes auswechseln. Mit diesem Bargeld wurde es dem edlen Engadiner möglich seinen mittellosen Leidensgenossen das Notwendigste an Kleidung zu beschaffen. Die Gefangenschaft in Aarburg dauerte einen vollen Monat. Die Franzosen befürchteten, die Geiseln in Aarburg könnten befreit werden. Solange diese aber in französischer Gewalt standen, konnten sie als Pfand und Druckmittel wertvoll sein. So kam es, dass die 61 Geiseln am 13. Mai 1799 den Marsch über Basel nach Belfort antreten mussten. Hier verbrachten sie unter Schmähungen und Drohungen in dürftigen Verhältnissen wieder einen Monat. Am 14. Juni erreichten sie nach einigen Etappen ihr Gefangenenziel Salins. Nach kaum 2-monatiger Besetzung Bündens durch die französischen Truppen, hatte sich ein militärisch und politischer Wechsel vollzogen. Massena und seine Unterführer hatten das Feld räumen müssen. Die fränkische Regierung wurde aufgelöst. Die Österreicher waren wieder im Land und am Ruder. Schon Mitte März 1799 hatten die helvetisch gesinnten Patrioten den österreichischen Kaiser Franz Josef gebeten mit seinen Truppen die Bündner und damit die Alpenübergänge von den französischen Besetzern zu befreien. Dieser "Einladung" kamen die Österreicher in ihrem eigenen Interesse sofort nach. General Hotze drang über die Luziensteig vor und General Auffenberg überstieg mit seinen Truppen die Jöcher des Rätikon und vertrieben in einer Zangenbewegung die französischen Militärs ohne grosse Opfer aus Bünden, und verfolgten den geschlagenen Massena bis nach Zürich. An die Spitze der bündnerischen Staatsgeschäfte wurde der österreichtreue Vikar Anton von Salis gestellt. Nun ging das Kesseltreiben gegen die französisch gesinnten Patrioten los. Man glaubte Gegenrecht üben zu müssen. 89 helvetisch gesinnte Bürger, vorwiegend Pfarrherren, Aerzte, frühere Amtsmänner und Verwandte von Emigranten liess man festnehmen. Die Geiseln aus dem Prättigau wurden im Schloss Marschlins gesammelt und andere wieder in der Burg Friedau gefangen gehalten. Wieder begleitete Hohn und Gespött der Bevölkerung die Geiseln ins Rathaus Chur. Die im beiliegenden Verzeichnis erfassten Geiseln mussten in langen Fussmärschen über Feldkirch und den Arlberg nach Innsbruck und schliesslich nach Graz überführt werden.
- 14 - So befanden sich zur gleichen Zeit die Elite Bündens in französischer und österreichischer Gefangenschaft, in Verbannung entrechtet und geächtet. Eine Schmach sondergleichen für die "freien Bündner". Die Geiseln in Salins fanden zwar menschenwürdige Behandlung. Teils versuchten sie in ihre Heimat zu fliehen, teils baten sie um Entlassung. Am 7. Mai 1800 beauftragten die Gefangenen die Geiseln Planta von Sils und Svarz von Chur mit einer Mission den 1. Konsul General Bonaparte um Gnade zu bitten. Das kurze Gespräch bei einem Pferdewechsel in Belfort wurde durch einen Meldeläufer unterbrochen. Die Bemerkung Bonapartes: "Eh bien, je verai", war das Resultat. Endlich am 16. Februar 1801 konnte Carl Ulysses mit anderen Geiseln im Austausch mit Geiseln von Graz nach Marschlins zurückkehren. Verzeichnis der nach Innsbruck deportierten bündnerischen Geisel, Angehörige der helvetisch gesinnten Patrioten 1. Allemann Martin, Chur 21. Columberg Joh. Jo. 2. Ardüser Johann, Chur 22. Camenisch Georg 3. Arpagaus Johann, Somvix 23. Caprez Anton, Trun 4. Bassoli Daniel 24. Casutt Peter, Fellers 5. Bavier Christian, Chur 25. Clajüna Johann, Bauer, Ardez 6. Bavier Johann, Oberzunftm, Chur 26. Conradi Matheus, ref. Pfarrer, Andeer 7. Bavier Baptista, Chur 27. Coray Benedikt, Sagens 8. Bazigher Joh., Podestat, Vicosoprano 28. Coray Ulrich, Waltensburg 9. Bavier Nikolaus, Chur 29. Corvi Simon, ref. Pfarrer, Engadin 10. Bergamin Johann 30. Fischer Joh. Jak. Ratsherr, Chur 11. Bernhard Paul 31. Florin Peter, Klosters 12. Bernhard Johann ' 32. Flugi Benedikt, St. Moritz 13. Birani Niklaus, Ponte 33. Flütsch Caspar, Pany 14. Blumenthal Julius, Lugnetz 34. Flugi Constantin, St. Moritz 15. Boner Bernhard Dr. med., Chur 35. Fratschöl Nikl., Engadin 16. Buol Otto Paul, Bergün 36. Fritzoni Johann, Celerina 17. Bisch (Büsch), Davos 37. Fuchs Johann, Landamm., Trimmis 18. Cabrin Christian 38. Gadinas Anton, Cassacia 19. Castelberg Theodolus, Ruis 39. 20. Cagienard Joh. Ant., Rabius 40. Callina Ambrosi, Hptm.
- 15 - 41. Wolf Caspar Untervaz 68. Sohatz Christian 46. Jörg Thomas, Ems 69. Schwarz Joh. Bürgermeister, Chur 47. Keller Johann Heinrich 70. Sigron Franz 48. Könz Ulrich, ref. Pfarrer, Engadin 71. Spargniapani, Hauptmann 49. Laurer Alex, Kaufm. Triest 72. Steinhauser Rud. Sagens 50. Luzius Joh. ref. Pfarrer, Pontresina 73. Stuppan Casp. ref.Pfar. Engadin 51. Marti Heinrich, ref. Pfarrer 74. Tanner Joh. Ulrich, Maienfeld 52. Marx Anton, ref. Pfarrer 75. Tanner Thobias, Maienfeld 53. Von Moos Christian 76. Thomas. ref. Pfarrer, Klosters 54. Mündl (Mündli) Andreas 77. Trepp Martin Bauer, Splügen 55. Nadig Johann Josua 78. Trippel Georg, Chur 56. Nessemann, Prof., Chur 79. Tscharner Joh. Bapt. Bürgerm. Chur 57. Palmi Niklaus, reif. Pfarrer, Davos 80. Valentin Jakob, ref. Pfar. Trins 58. Piccoli Christ., Landamann, Andeer 81. Vieli Georg Anton, Präs. Cumbels 59. Planta Gaudenz, Gesandter, Chur 82. Wecker Georg, Andest 60. Planta Albert, General, Chur 83. Willi Johann Ems 61. Planta Peter, Chur 84. Wieland Johann, Syndicator, Engadin 62. Plon Joachim 85 Berthold Joh. Buchdrucker Marschlins 63. Pohl Luzius, ref. Pfarrer, Grüsch 86. Jacquelin Anton 64. Raschein Johann, Malix 87. Jörimann Melch, Tamins 65. Raschein Florean, Malis 88. Johanni Andreas, Jenins 66. Risch Paul, jung, Chur 89. Spescha Placidus, Pater, Disentis 67. Risch Paul, älter, Chur Vorstehende Liste enthält die Aufwendungen für jeden Deportierten einzeln. Die ganze Summe, die durch die sogn. Cameral-Kasse verbucht wurde betrug 21'086 Gulden und wurde durch die k.k. Regierung à Fond perdue abgeschrieben
- 16 - Verzeichnis der im Frühling 1799 von den Franzosen auf Aarburg und Salins (Burgund) deportierten Geiseln 1. Transport: Transport: am 19. März 1799 in Aarburg ankommenden Geiseln. Name: Wohnort: Alter: Konfess: 1. Präs. Ant. v. Salis Chur 62 ref. 2. Präs. Hironimus v. Salis Chur 57 ref. 3. Obrist. Bapt. v. Salis Chur 58 ref. 4. Vicar. Rud. v. Salis Chur 52 ref. 5. Obristzftm. A. v. Salis Chur 37 ref. 6. Landrat Theo v. Castelberg Disentis 51 kath. 7. Bürgm. Luz Troll Chur 76 ref. 8. Stadtvogt Luz. Cadenat Chur 66 ref. 9. Stadtam. Alex Heim Chur 57 ref. 10. Ratsherr Sim. Willi Chur 69 ref. 11. Ratsherr J. Bapt. de Dalp Chur 56 ref. 12. Luz Türr Chur 42 ref. 13. Zunftm J. Braun Chur 63 ref. 14. Israel Fifel Chur 62 ref. 15. Hptm. Otto Svarz Chur 39 ref. 16. Pod. Mart. Marin Zizers 55 ref. 17. B'1andam. G. Gengel Chur 28 ref. 18. Pod. Joh. Vasali Chur 26 ref. 19. Oberst. Amb. Perini Chur 26 ref. 20. Hptm. J. J. Köhl Chur 36 ref. 21. Z'meist. Sim. Heim Chur 38 ref. 22. Z'meist. Otto Cantieni Chur 48 ref. 23. Obrist Ant. Michel Seewis 62 ref.
- 17 - 2. Transport: Ankunft in Aarburg am 12. April 1799 24. L'am. Carl Ulys. v. Salis-Marschlins ref. 25. Lieut. Gubt. Salis Malans 30 ref. 26. Pod. Herkl. v. Salis Malans 29 ref. 27. Hptm. Jak. v. Salis Jenins 58 ref. 28. B'Landam. Luzi v. Salis Maienfeld 53 ref. 29. L'am. Andr. Sprecher Luzein 55 ref. 30. L'am. G. Gengel Churwalden 66 ref. 31. B'statth. Rud. Roffler Schiers 56 ref. 32. 33. B'schrb. Peter Dönz Schiers 38 ref. 34. Oberst Mathis Walser Seewis 53 ref. 35. Bundschr. Cl. Senti Jenins 43 ref. 36. Landam. Bapt. Dolf Igis 67 ref. 37. L'amm. Ulr. Engler Zizers 65 kath. 38. Wtm. Luzi Philipp Untervaz 39 kath. 39. Wtm. Christ. Krättli Untervaz 66 kath. 40. B'landam. Jos. Schatz St. Peter 70 41. L'amm. Franz Zarn Ems 49 kath. 3. Transport: Ankunft in Aarburg am 18. April 1799 42. Präs.Vinc. v. Salis Sils/D 39 ref. 43. Geschw. Hiro. v. Salis Grüsch ref. 44. Hptm. Fidel Blumenthal Zizers kath. 45. Landrichter Bed. Caprez Truns 58 kath. 46. Lt. Ant. Blumental Zizers 38 kath. 47. Lt. Ludw. Balett Brigels 38 kath. 48. L'am. Florean Planta Samaden 38 ref. 49. B'statth. Cadonau Waltensburg 59 ref. 50. Werkm. Chr. Pfister Ilanz 28 ref. 51. L'am. Simon Engel St. Antönien 56 ref. 52. Pod. Joh. Durizzi Puschlav 46 kath. 53. Lt. Heinr. Risch Fläsch 39 ref. 54. Amm. Johann Flisch Scheid 59 ref. 55. Lda. Kasp. Gansner Luzein 40 ref.
- 18 - 56. Geschw. Georg Engler Zizers 58 kath. 57. Am. Joh. Christoffel Scheid 59 ref. 58. B'major Major Ch. Toggenburg 59. L'am. Seb. Curtin Sils/Eng 49 ref. 60. Geschw. Chr. Vonwald Trimmis 47 ref. 61. Geschw. Hans Schrofer Trimmis 58 kath. Ergänzung: Nicht erwähnt in diesen Listen ist Crispinus Joos von Untervaz, er war 1798-1801 Gemeindeamann und als Gegner der französischen Besatzungsmacht wurde er zusammen mit Chr. Krättli, genannt der "grosse Krättli", Ammann H. Wolf, und Luzi Philipp im März 1799 abgefasst und als Geisel nach Frankreich geführt. Die erste Nacht verbrachten sie im Zizerser Schelmenturm (Friedau), während daheim in Untervaz die Anhänger der Besatzungsmacht auf dem Dorfplatze einen Freiheitsbaum errichteten. (siehe Anno Domini 1991) ----- Die Geiseln von Graz betraten auch im Austausch bei Nauders heimatlichen Boden. Was die Heimkehrer in der Drangsal zweier langer Jahre zu Hause antrafen, spiegelt sich in wenigen Sätzen von den Betroffenen: "Wir sind fast mit allem ausgekommen von den so vielen Plünderungen und Einquartierungen, man sauget uns das Blut aus mit Schatzungen ". An anderer Stelle schreibt Carl Ulysses von Salis Marschlins wie seine Hochgerichtsgenossen, sieben an der Zahl, dermassen ausgepowert waren, dass er für alle aufkommen musste, da niemand für sie gut sprechen wollte. So sah es in jenen Unglücksjahren aus im Land der grauen Puren. Der Dichter sagt dazu: Der schrecklichste aller Schrecken ist der Krieg, er schlägt den Hirten und die Herde. Der stolze Königshof, die Burg Friedau, seit bald hundert Jahren nur von Krähen und Fledermäusen bewohnt, wurde beim grossen Dorfbrand von Zizers 1897 vollständig ausgeglüht. Heute ist die Ruine dachlos dem Zahn der Zeit ausgesetzt. Die Herren der Königshöfe im Churer Rheintal, die Karolinger, die Ottonen, die Freiherren von Vaz, die Grafen von Toggenburg, die Brandis, die Landamänner des Hochgerichtes haben neben ihrer geschichtlichen Existenz viele Dokumente hinterlassen. Diese sind Zeugen ihres Tun und Lassen. Alle diese feudalherrlichen Fürsten und Amtsmänner haben zu ihrer Zeit unserer schönen und wertvollen Heimat Leben und Tod gebracht. Vieles haben sie der rätischen Bevölkerung gegeben und Vieles genommen. Geblieben aber sind bis zum heutigen Tag die Berge und die Täler, die geschaffenen Grundlagen zu unseren Alpenstrassen, die heimatlichen Traditionen und Kulturen, die Vielfalt der Sprachen, die noch heute weiter bestehen, leben und gelebt werden.
- 19 - Stilvolle Schlösser, Burgen und Häuser zeugen von einer reichen Vergangenheit, aber auch die überlieferten Grabplatten, Ruinen und verlassenen Dörfer sind Zeugen einer harten und schweren Zeit, die unsere Ahnen als Leibeigene und Söldner erleben mussten. Das Kriegselend im September 1798. Einem Bauern wird die letzte Kuh aus dem Stall getrieben. Im Hintergrund Frondienst. Malefitz Urthel über Jörg Sauter gebürtig von Altendorf Anno 1716 den 3/14 Jenner sind Ihro Weisheit, Ihro Herren Hauptmann Sebastian Meng, Malefitzrichter des löblichen Standgerichtes allhier zu Zizers an gewöhnlichem Ort versumbt, wegen der Armen verstrickten Person, Jörg Sauter von Altendorf in werdenberger Herrschaft gebürtig. Auff die gethane Trefte Klag des verordneten Klegers H. Amann Jörg Battälia, wie durch Sein erlaubten Vorspräch Herren Amman Johann Früe und darüber dess Malefikanten Vogt Herren Samuel Göpfert und sein (des Malefikanten) verordneten Vorspräch Herr Hauptmann Christan Zinssli erfolgten Antworth nach abbüssung des Process und seiner Vergichten, welche Er vor undt nach der Tortur und nach heütigess Tags gestehet und bekennet, so in reuigste Betrachtung und überlegung gezogen undt befunden worden,
- 20 - dass Selbiger durch seine begangne unmenschliche, erschröckhliche undt Rachschreiende Missethaten den Allmächtigen undt gerechten Gott Höchstenss erzürnet mit entsetzlicher grausamkheit gegen Seinen Nechsten und Näbendmenschen verfahren, und hiemit die gebotte Gottes undt scherpfste gesetz der Menschen Vilfaltig übertretten auch derowegen die grausenlichste Zeitliche Straf verdient. Also ist mit Urthel und Rächt ernstlich erkennt und aussgesprochen worden, dass dieser Arm Selige Maleficant Jörg Sauter durch den Landtweibel solle dem Scharfrichter an die Hand gestellt, von welchem soll Ihme auf dem Platz mit glüenden Zangen ein Griff an die Rächte Brust gegeben, durch die gewohnliche Landstrass ausgeführt biss zum Ende des Dorfes, allwo Ihme der andre Griff mit glüender Zange an die Linkhe Brust undt alsdann durch die Reichsstrass muss geführt werden, biss auff die gewohnliche Richtstatt, allwo ihme mit einem Instrument die Rechte Handt soll abgeschnitten, Alssdann geradtbrächet und am rächten Fuoss der erste Stoss geschehen und jedes gliedt mit dem Radt 2 mal gebrochen undt zerstossen. Hernach aber lebendig auff das Rad geflochten und auf eine Säul aufgericht undt versorget werden soll, dass ander Leüt noch Vieh kein Schaden von Ihm Empfangen, Aldorten soll Er Ligen bliben, biss der Körper verfaulet und verwessen ist. Undt die abgeschnitten Handt solle an die Eych nechst bei dem Haus, darin die Mordthaten geschehen, menniglichen zu einem abscheüenden angehefft und versorget werden. Nach deme disse Urthel durch den Herrn Vorspräch verständtlich aussgesprochen, also hat der Arme Maleficant, deme solche Straf Redt schwer vorkomme durch verordneten Herren Vogt, auch anderen hoher Interposition, Ihro Weissheiten Herren Malefiz Richter und Lobliches Stands Grichts um Vätterliche Gnad, Barmherzigkeit undt Verziehung demütigst und Härtz inniglich angeflehet undt gebetten hat. Also Ist Endtlichen Ihro Weissheit Herr Malefiz Richter undt Lobliches Malefiz Gricht zu Einer anderen Urthel geschriten. Undt durch Urthel Redt erkent, dass dem Armen Sünder die 2 Griff mit glüenden Zangen zu geben, sollend unterlassen werden, und dann ihme auf der Richtstatt die glieder laut der Ersten Urthel gebrochen, soll Ihme alsdann der Härz Stoss gegeben werden. Am vorbemelten Tag nach vollender Execution Ist von Ihro Weissheiten Herren Malefiz Richter undt Löblichem Gricht durch ein Urthel erkennt worden, dass dieser Malefizische Actus einem ganzen Hochlöbl. Malefiz Gricht sodan denen Schreibern, Schirmern, wie auch denen Handwerksleüthen undt alle die Jenige so in dissem Malefiz Handel Seindt braucht worden. Jetz und zu allen Zeiten unaufheblich und ohnerweisslich sein solle. Undt das bey Buoss eines Lobl. Hoch Grichts Erkenntnis.
- 21 - Diese Malefiz-Urteil fällte anno 1716 der Malefiz-Richter Hauptmann Sebastian Meng, eine Urahne unseres Ehrenmitgliedes J. U. Meng, im Hochgericht IV Dörfer mit Sitz in der Friedau zu Zizers. Laut Gerichtsprotokoll Buch 3 im Archiv des Kreisgerichtes V Dörfer. Grund der Verurteilung: Der Mörder Jörg Sauter hatte im "Mörderhüsli" (das Haus stand noch bis vor wenigen Jahren an der Alten Strasse) eine ganze Familie mit Ausnahme eines 4-jährigen Kindes aus Raubgier umgebracht. Das Kind meldete den Vorfall in Trimmis, worauf der Mörder gefangen und in der Friedau eingekerkert und verurteilt wurde. Anmerkung: Vorliegendes Protokoll des "Malefitz Urthel" konnten wir aus dem Original Protokollbuch des Jahres 1716, gefällt durch das Hochgericht IV Dörfer, kopieren. J. U. Meng hat das in deutscher Schrift geschriebene Protokoll originalgetreu in lateinische Schrift übertragen. Ein Holzschnitt aus jener Zeit zeigt den Tatort jenes Verbrechens.
- 22 - Lieber Hanueli, Es war eine schöne und wertvolle Zeit mit Dir zusammen in der heimeligen Trimmiser Stube die "Königshöfe" und das "Drum und Dran" anhand Deiner Arbeiten und Deinem umfassenden Wissen zu erarbeiten. Du hast mir gezeigt, was einst gelebte Historie bedeutet, wie unsere Ahnen Geschichte machten und was wir daraus lernen können. Ich glaube im Namen aller Mitglieder unserer Vereinigung Dir herzlich danken zu dürfen für diese Arbeit, aber auch für alles was Du uns seit der Gründung der historischen Vereinigung gegeben hast. Herzlichen Dank für Deine liebe Freundschaft. Redigiert und gestaltet von Leo Weibel, Malans nach Manuskripten, Vorlagen und Dokumenten unseres Ehrenmitgliedes J. U. Meng, Trimmis Vorgeschichte der Königshöfe nach dem Dokumentarwerk von Stadtarchivar Werner Schnyder, Schulthess Verlag Zürich. Daten und Bilder aus der Schweizer Geschichte von Peter Dürrenmatt. Kulturwege im Churer-Rheintal nach Erhard Meier VVG. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 01/2008 ---------
Sie können auch lesen