Nutzung von Erdwärme in Brandenburg - Heizen und Kühlen mit oberflächennaher Geothermie: Ein Leitfaden für Bauherren, Planer und Fachhandwerker
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Brandenburgische Energie Technologie Initiative (ETI) Nutzung von Erdwärme in Brandenburg Heizen und Kühlen mit oberflächennaher Geothermie: Ein Leitfaden für Bauherren, Planer und Fachhandwerker
2 Inhalt 0. Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3 1. Oberflächennahe Geothermie – Wärmeenergie der Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4 2. Erdwärmesonden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 3. Erdwärmekollektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 7 4. Grundwassernutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8 5. Die Wärmepumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9 6. Konstruktive Betonbauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10 7. Tiefengeothermie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10 8. Geologische Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11 9. Rechtliche Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 13 10. Hinweise für Planung und Einbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 15 11. Bohrungen für Erdwärmesonden und Brunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17 12. Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 19 13. Nützliche Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23
Nutzung von Erdwärme in Brandenburg 3 Heizen und Kühlen mit oberflächennaher Geothermie: Ein Leitfaden für Bauherren, Planer und Fachhandwerker Heizung und Warmwasserbereitung sind die großen Energieverbraucher im privaten Haushalt. Auch in Verwaltungsgebäuden und vielen Dienstleistungsunternehmen, zum Beispiel im Gastgewerbe, verursachen das Heizen und die Warmwasserbereitung erhebliche Kosten. Durch steigende Preise für fossile Energieträger sind die Betriebskosten für konventionelle Heizungsanlagen in den vergan- genen Jahren stark angestiegen. Bauherren und Unternehmer suchen daher – aber auch vor dem Hintergrund des Klimawandels – zunehmend nach Alternativen, nach Möglichkeiten einer nachhal- tigen Energieversorgung. Diese stützt sich auf zwei Säulen. Zum einen geht es darum, den Energieverbrauch zu reduzieren. Einsparungen können beispielsweise durch eine gute Wärmedämmung oder eine effizientere Hei- zungstechnik erzielt werden. Und zum anderen geht es um die Nutzung innovativer Energietechno- logien. Brandenburg verfügt über hohe Kompetenzen bei modernen und Ressourcen schonenden Energietechnologien. Mit ihrer Energiestrategie 2020 hat sich die brandenburgische Landesregierung das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu stei- Ulrich Junghanns gern. Um dieses Ziel zu erreichen, wird im Konzert mit Wind-, Biomasse- und Solarenergie auch die Minister für Wirtschaft Geothermie ihren Platz einnehmen. In weiten Gebieten des Landes Brandenburg bestehen sehr des Landes Brandenburg gute natürliche Voraussetzungen für die Nutzung von Erdwärme. Wir leben in Brandenburg wie auf einer gigantischen „Heizplatte“. Unsere Häuser werden jedoch zum überwiegenden Teil mit Gas oder Öl beheizt. Der vorliegende Leitfaden will mit Beiträgen über Technik, Standortvoraussetzungen, gesetzliche Re- gelungen, Wirtschaftlichkeit und Fördermöglichkeiten den Weg zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie erleichtern. Ich wünsche Bauherren und Unternehmern, Planern und Fachhandwerkern eine informative Lektüre. Ulrich Junghanns Minister für Wirtschaft des Landes Brandenburg
1 Oberflächennahe Geothermie: Heizen 4 und Kühlen mit Erneuerbarer Energie Woher kommt die Wärme? über eine Wärmepumpe/Kältemaschine der Nutzungsanlage (Hei- zung, Kühlsystem) zugeführt werden. Im Falle einer Heizungsan- Der Begriff Geothermie setzt sich aus den griechischen Worten lage wird die relativ geringe Temperatur der Erdwärme (8—12°C) „geos“ = Erde, Land und „thermos“ = Wärme zusammen und um- durch die Wärmepumpe auf ein für die Heizung benötigtes höheres fasst die unterhalb der Erdoberfläche in Form von Wärme gespei- Temperaturniveau (35—55°C) angehoben. Auch Kühlen ist mit ei- cherte Energie, die der Erde entzogen und genutzt werden kann. nigen Wärmepumpenmodellen möglich, diese arbeiten dann um- Die Wärme ist zum einen Restwärme, die bei der Entstehung der gekehrt nach dem Kühlschrankprinzip als Kältemaschine. Unter Erde erzeugt wurde und sehr langsam nach außen abgegeben Umständen ist auch eine direkte Kühlung ohne den Schritt über die wird, zum anderen entsteht sie durch den Zerfall natürlich vor- Wärmepumpe möglich. Die für die Wärmepumpe aufgewandte kommender radioaktiver Elemente. In den obersten Schichten (bis Energie ist maßgeblich für die Wirtschaftlichkeit der Anlage. etwa 15 m Tiefe) kommt zusätzlich die Erwärmung durch die Son- Die der Erde entzogene Wärmeenergie wird durch Wärmeleitung neneinstrahlung hinzu. aus der Tiefe, mit dem Grundwasserstrom oder/und durch die Sonneneinstrahlung ausgeglichen. Auch die bei der Kühlung oder anderen Prozessen anfallende und in die Erde geleitete Wärme kann im Untergrund gespeichert werden. Was spricht für die Nutzung der Geothermie? Die Heizung ist in einem privaten Haushalt der größte Energiever- braucher. In Zeiten steigender Rohstoff- und Energiepreise sowie im Rahmen der Diskussionen um den Klimawandel sucht man nach alternativen Systemen, um fossile Brennstoffe zu sparen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die Nutzung oberflächennaher Geothermie ist eine derartige Alternative, die zudem komfortabel, wirtschaftlich und vielseitig einsetzbar ist. Ein weiteres Plus sind die dezentrale Anwendungsmöglichkeit und der – außer bei Erd- wärmekollektoren – geringe Flächenverbrauch. Wie ist der Stand der Geothermie- Nutzung in Deutschland? Die Veränderung der Temperatur in Abhängigkeit von der Tiefe und den Jahreszeiten Während die Temperatur in den oberen Schichten durch die jahres- zeitlichen Schwankungen der Sonneneinstrahlung bestimmt wird, ist sie darunter über die Zeit konstant und nimmt mit der Tiefe zu (in unseren Breitengraden etwa 3°C je 100 m). Bei den in Branden- burg gegebenen geologischen Verhältnissen liegen die Temperatu- ren bis 100 m Tiefe je nach Standort bei etwa 8—12°C. Oberflächennahe Geothermie erschließt Wärme aus Schichten bis 400 m Tiefe, wobei der Großteil der Anlagen aufgrund der hohen Kosten für tiefere Bohrungen nur die oberen 100 m nutzt. Wie kann die Erdwärme genutzt werden? Die oberflächennahe Erdwärme kann zum Heizen oder auch zum Kühlen verwendet werden. Dazu muss sie durch eine geeignete Der Absatz von Wärmepumpen zwischen 1992 und 2007 Anlage (z. B. Erdwärmesonde) der Erde entzogen und in der Regel Quelle: Verändert nach www.waermepumpe.de
5 Der Absatz von Wärmepumpen, die Wärmeenergie aus der Erde tretene Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) besteht nutzen, ist in Anbetracht der steigenden Kosten für fossile Brenn- bei Neubauten die Verpflichtung zur Nutzung erneuerbarer Wär- stoffe in den letzten Jahren stark angestiegen. Förderprogramme mequellen zum Heizen. Im Bereich der Geothermie steht dabei unterstützen diesen Trend. Durch das am 01.01.2009 in Kraft ge- noch ein großes Potential für die Erschließung zur Verfügung. Geothermie im Überblick Technische Aspekte: Erdwärme ganzjährig nahezu unbegrenzt verfügbar Anwendungsbereiche/Nutzungsmöglichkeiten: Kein Schornstein notwendig Heizen Vollautomatischer, ungefährlicher Betrieb, Wartungsarbei- Warmwasser ten erforderlich Kühlen Dezentrale Anlage Wärmespeicherung Mit anderen Anlagen (z.B. Solarthermie) kombinierbar Ungeeignet für Heizungssysteme, die hohe Vorlauftempera- Umweltaspekt: turen erfordern Reduziert den Einsatz fossiler Brennstoffe Vermindert ggf. den CO2-Ausstoß (abhängig von der Strom- Wirtschaftliche Aspekte: quelle) Geringe Verbrauchskosten (Strombedarf für die Wärme- Geringer Flächenverbrauch (außer bei Kollektoren) pumpe, aber keine Brennstoffkosten) Erneuerbare Wärmequelle Geringe Betriebskosten (keine Emissionsmessungen, kein Bei sachgemäßer Errichtung und Anwendung keine Beein- Schornsteinfeger) trächtigung von Grundwasser und Boden Kein Brennstoffvorrat notwendig (kein Tankraum, kein Gas- anschluss) Einsatzbereiche: Vergleichsweise hohe Investitionskosten Einfamilienhaus bis Wohnsiedlung Amortisation abhängig von der allgemeinen Energiekosten- Private und öffentliche Gebäude entwicklung Betriebsstätten (Werkhallen, Gewächshäuser etc.) Wirtschaftlichkeit abhängig von fachgerechter Auslegung Lagerhallen (z. B. Lebensmittelindustrie) der gesamten Anlage und von Strom-Sondertarifen („Wär- Bürogebäude (Klimatisierung) mepumpenstrom“) der Energieversorger
6 2 Erdwärmesonden Bei der Erschließung der oberflächennahen Erdwärme finden am häufigsten Erdwärmesonden Anwendung. Hierbei werden in Boh- rungen von meist 25—100 m Tiefe Rohre (Sonden) verlegt, in denen ein Wärmeträger zirkuliert, der auch als Sole bezeichnet wird. Als Wärmeträger dient für gewöhnlich ein frostsicheres Was- ser-Glykol-Gemisch. In der Regel werden Doppel-U-Sonden aus Kunststoff genutzt, seltener Einfach-U-Sonden oder die aus Innen- und Außenrohr bestehenden Koaxialsonden. Als Kunststoff wird hochdichtes Polyethylen (PE-HD, PE 100) verwendet, das eine hohe Reißfestigkeit und Beständigkeit aufweist. Um den Anforde- rungen an den Grund- und Trinkwasserschutz Rechnung zu tragen, sollten werksgeschweißte Erdwärmesonden mit entsprechender Fremdüberwachung der Herstellung eingesetzt werden. Die Bohrungen werden mit Bohrung für eine Erdwärmesonde einem hoch wärmeleitfähigen Quelle: Heidelberger Geotechnik, Ennigerloh Spezialzement verpresst, der für eine dauerhafte Abdichtung naue Kenntnis der Bodenbeschaffenheit, Schichtenfolge und speziell der verschiedenen Was- Grundwasserverhältnisse ist für die Planung unverzichtbar, da die serstockwerke sorgt und zudem verschiedenen Materialien (Sand oder Ton, wassergesättigt oder den Wärmetransport aus dem trocken) verschiedene Eigenschaften haben. Dies beugt Übe- Erdreich zu den Sonden un- raschungen bei der Bohrung vor und ermöglicht zudem die Be- terstützt. Hier ist darauf zu ach- stimmung der spezifischen Wärmeleitfähigkeit des Untergrunds. ten, dass die Rückverfüllung So kann die zu erwartende spezifische Wärmeentzugsleistung des Bohrloches ordnungsge- der Erdwärmesonde(n) ermit- mäß nach VDI 4640 durchge- telt und damit die Planung der führt wird, um sicherzustellen, Gesamtheizungsanlage (Kühl- dass die durchteuften Gesteins- anlage) optimiert werden. schichten und ggf. angebohrten Eine Sonderform bei vertika- Schematische Darstellung einer Erd- Grundwasserstockwerke wie- len Erdwärmesonden und hori- wärmesonden-Heizungsanlage in einem der sicher verschlossen bzw. zontalen Erdwärmekollektoren Einfamilienhaus getrennt werden. bilden sogenannte Direktver- Quelle: www.waermepumpe.de Die in den Rohren zirkulierende dampfersysteme, bei denen Sole wird mittels Wärmetrans- Doppel-U-Sonde aus elastischem Kunst- die Kälteflüssigkeit der Wär- port aus dem Erdreich erwärmt und gelangt dann zum Verdampfer stoff. Rechts sieht man den Sondenkopf, mepumpe direkt in den Roh- der im Haus installierten Wärmepumpe. Hier wird die Wärme ab- der die Sonde nach unten hin abschließt. ren zirkuliert und verdampft. gegeben. Da die Temperatur zum Heizen zu gering ist, muss sie Mit Hilfe eines Gewichtes, das am Son- Das System ist sehr effektiv, durch die Wärmepumpe auf das für die Heizung oder die Warm- denkopf montiert wird, wird die Sonde in weil die Soleumwälzpumpe wasseranlage notwendige Temperaturniveau (ca. 35—55°C, durch das Bohrloch niedergebracht. und die Verluste aus dem Wär- Heißgasauskopplung auch bis 65° möglich) angehoben werden. Quelle: LBGR – N. Schlaak metauscher entfallen. Für den Betrieb der Wärmepumpe wird elektrischer Strom ver- braucht. Die abgekühlte Sole fließt in den Rohren in den Untergrund zurück Erdwärmesonden im Überblick: und kann dort wieder Wärme aufnehmen. Die Sole zirkuliert nur in den Rohrbündeln der Bohrung und dem Plattenwärmetauscher Vorteile: der Wärmepumpe. Dieses System wird daher auch als geschlos- Geringer Flächenverbrauch, überbaubar senes System bezeichnet. Hoher Wirkungsgrad (JAZ > 4,5 möglich), damit geringe Erdwärmesonden sind je nach Aufbau und Art des Untergrundes Verbrauchskosten und der erzielbaren Wärmeentzugsleistung sowohl einzeln als Zuverlässige Technik mit langer Lebensdauer auch als Multisondensystem anwendbar. Für ein Einfamilienhaus Heizen und Kühlen sowie Speichern von Wärmeenergie mit etwa 14 kW Heizleistung benötigt man je nach vorhandener möglich Geologie ca. 160-280 laufende Meter, verteilt auf mehrere Boh- rungen, für Großbauten, ganze Siedlungen etc. entsprechend Nachteile: mehr. Vergleichsweise höhere Investitionskosten Grundsätzlich sind Erdwärmesonden fast überall einsetzbar. Aus- Installation relativ aufwändig nahmen gelten in wasserwirtschaftlich oder geologisch sensiblen Einschränkungen durch Grundwasserschutzmaßnahmen Gebieten (z. B. Trinkwasserschutzgebiete, Bergbaugebiete). Es eig- möglich nen sich sowohl Locker- als auch Festgesteine. Eine möglichst ge-
3 Erdwärmekollektoren 7 Schematische Darstellung einer Erdwärmekollektor-Heizungsanlage in einem Erdwärme-Kompaktkollektor (Kapillarrohrsystem) Einfamilienhaus (hier mit Rohrregister-Kollektor) Quelle: GeoClimaDesign AG Quelle: www.waermepumpe.de Erdschichten das Temperaturniveau bestimmt. Die nutzbare Wär- Erdwärmekollektoren funktionieren grundsätzlich nach dem glei- meenergie wird durch die direkte Sonneneinstrahlung und den Wär- chen Prinzip wie die Erdwärmesonden und bestehen aus den glei- meeintrag aus der Luft sowie durch den Niederschlag und die Bo- chen Materialien. Im Unterschied dazu werden aber die Rohre, in denfeuchtigkeit bestimmt. Bei der Planung der Anlage müssen die denen die Sole zirkuliert, horizontal im Erdreich verlegt. Zum jahreszeitlichen Schwankungen dieser Werte berücksichtigt werden, Schutz vor Gefrieren werden sie 20 cm unterhalb der örtlichen denn gerade Zeiten mit erhöhtem Heizbedarf weisen ungünstige Frostgrenze eingebracht, das heißt in der Regel in einer Tiefe von Temperaturen der Wärmequelle auf. Die dem Erdreich entnommene 1,00—1,50 m. Die Rohre bilden dabei ein mäanderförmiges Sys- Wärme regeneriert sich durch den jahreszeitlichen Zyklus. tem ähnlich dem einer Fußbodenheizung. Es können aber auch Nachteilig gegenüber den anderen Anlagen ist vor allem der große andere Rohrsysteme wie z. B. Kollektormatten angewandt werden. Flächenverbrauch. So ist für die flachen Kollektoren eine Fläche Wie bei den Erdwärmesonden wird die von der Sole aufgenommene zu berücksichtigen, die bis zu doppelt so groß ist wie die zu behei- Wärmeenergie an die Wärmepumpe abgegeben. zende Fläche. Die Kollektoren dürfen zudem nicht überbaut wer- Im Gegensatz zu Erdwärmesonden, die in der Regel unabhängig den. Wenn die Bodenverhältnisse es ermöglichen, kommen daher von der aktuellen Wetterlage arbeiten, da der Witterungseinfluß zunehmend flächensparende Varianten wie Grabenkollektoren, im tieferen Untergrund vernachlässigt werden kann, nutzen Erd- Kapillarmatten und Erdwärmekörbe zum Einsatz; alternativ kön- wärmekollektoren vor allem die Sonnenenergie, die in den oberen nen auch mehrere zwei Meter lange Spiralkollektoren in 3,50 m Tiefe eingebracht werden. Erdwärmekollektoren im Überblick: Vorteile: Nahezu überall nutzbar Wärmeenergie ganzjährig verfügbar Einfache Erschließung der Wärmequelle Vergleichweise geringe Erschließungskosten Hohe Lebensdauer Nachteile: Großer Flächenbedarf, Fläche nicht überbaubar Geringere Wärmeentzugsleistung als vertikale Systeme Die aktuelle Witterung hat Einfluss auf die Effizienz der Einbau eines Grabenkollektors als flächensparende Variante Anlage Quelle: Fa. SBK GmbH, Neuenstein
8 4 Grundwassernutzung Bei der Grundwassernutzung entfällt die in Rohren zirkulierende ratur nur von etwa 8°C auf 35—55°C angehoben werden muss. Sole als Wärmeträger, hier wird das Grundwasser direkt genutzt. Deshalb ist dieses System dann besonders wirtschaftlich. Über einen Förderbrunnen wird Grundwasser erschlossen und Grundwasser ist jedoch je nach Beschaffenheit nur eingeschränkt meist durch eine Unterwasserpumpe direkt zur Wärmepumpe ge- nutzbar. Bei hohen Eisen- und/oder Mangangehalten in sauer- leitet. Hier wird dem Grundwasser die Wärme entzogen und es stoffreduziertem Wasser kann es zur Verockerung der Brunnen erfolgt die für den Heizkreislauf notwendige Anhebung des Tem- kommen, bei aggressiven Wässern zur Korrosion der Anlage. Die peraturniveaus. Das abgekühlte Grundwasser wird über einen Grundwasserqualität ist daher vorher stets zu prüfen. Schluckbrunnen in den Grundwasserleiter zurückgeführt. Wegen Des Weiteren muss der Grundwasserstrom so stark sein, dass der direkten Nutzung des Grundwassers wird dieses System als dauerhaft ein geforderter Nenndurchfluss durch die Wärmepumpe offenes System bezeichnet. Die Brunnen müssen einen ausrei- gewährleistet ist. Dies kann durch Pumpversuche nachgewiesen chenden Abstand zueinander haben, da sonst das abgekühlte werden. So sind für eine Heizleistung von 15 kW Grundwasserför- Wasser des Schluckbrunnens das Wärmeniveau im Förderbrun- derraten von ca. 1 l/s notwendig. Für den Schluckbrunnen ist auf nen negativ beeinflussen kann. eine entsprechende Aufnahmekapazität zu achten, die durch Ver- sickerungsversuche nachzuweisen ist. Da eine direkte thermische Beeinflussung des Grundwassers er- folgt, muss vor dem Bau gemäß Wasserschutzgesetz (WHG) die Erlaubnis der Wasserschutzbehörde eingeholt werden. In Wasser- schutzgebieten ist die Nutzungsmöglichkeit eingeschränkt. Grundwasserwärmepumpen im Überblick: Vorteile: Geringer Flächenverbrauch Höherer Wirkungsgrad als geschlossene Systeme (JAZ bis 5), geringe Verbrauchskosten Schematische Darstellung von Förder- und Schluckbrunnen bei der direkten Nut- Ganzjährig konstantes und vergleichsweise hohes Tem- zung von Grundwasser peraturniveau Quelle: BWP e.V. Heizen und Kühlen möglich Zuverlässige, unkomplizierte Technik Im Vergleich zu Wärmesonden kann durch Grundwasser-Wärme- pumpen schon in geringerer Tiefe (10—50 m) ein vergleichsweise Nachteile: hohes und ganzjährig konstantes Temperaturniveau von 8—10 °C Bau relativ aufwändig genutzt werden. Zudem entfallen die Wärmetauscherverluste der Hohe Anschaffungskosten geschlossenen Systeme. Liegen oberflächennah geeignete Grund- Je nach Grundwasserqualität nur eingeschränkt nutzbar wasservorkommen vor, weist das offene System gegenüber Erd- (Korrosionsgefahr) wärmesonden einen höheren Wirkungsgrad auf, weil die Tempe-
5 Die Wärmepumpe 9 Die Wärmepumpe ist für die Nutzung oberflächennaher Geothermie unabdingbar. Nur durch eine Wärmepumpe können die relativ nied- Der Wirkungsgrad einer Wärmepumpenheizungsanlage wird rigen Quelltemperaturen von 8—12°C zum Heizen und zur Warm- über die Jahresarbeitszahl angegeben: wasserbereitung genutzt werden. Meist werden elektrisch betrie- Die Jahresarbeitszahl (JAZ) gibt das Verhältnis zwischen der bene Kompressionswärmepumpen verwendet. Diese arbeiten nach jährlich an das Gebäude abgegebenen Wärmeenergie und der dem umgekehrten Kühlschrankprinzip. In einem geschlossenen im Jahr dafür aufgewandten (elektrischen) Energie für Wärme- Kreislauf zirkuliert ein Kältemittel. Dies ist eine Flüssigkeit, die schon pumpe, Umwälzpumpen etc. wieder und ist ein Maß für den bei sehr geringen Temperaturen verdampft (z. B. Propan). Das Käl- Wirkungsgrad der Anlage. temittel nimmt im Verdampfer die Wärmeenergie der Sole bzw. des jährlich abgegebene Wärmeenergie (kW) Grundwassers auf und verdampft. Ein Kompressor verdichtet das JAZ = Gas unter Verbrauch von mechanischer bzw. elektrischer Energie, jährlich aufgewandte Antriebsenergie (kW) wodurch es zu Heißgas erhitzt wird. Im Verflüssiger, der zum Beispiel vom noch kalten Heizstrom umspült wird, gibt das Heißgas Wärme Die Jahresarbeitszahl ist vor allem abhängig vom Anlagentyp, ab, wodurch das Heizwasser erwärmt wird. Dadurch verflüssigt sich von der Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Wär- das Kältemittel (Heißgas) wieder. Ein Expansionsventil sorgt an- meverbraucher und vom Heizverhalten. Eine Jahresarbeitszahl schließend für eine Druckminderung und damit für eine starke Ab- von 4 bedeutet, dass die Anlage mit 1 Teil elektrischer Energie kühlung des Kältemittels, der Kreislauf beginnt von vorn. 4 Teile Wärmeenergie gewinnt, 3 Teile davon „umsonst“ aus der Erdwärme. Zu beachten ist, dass die vom Hersteller ange- gebene Leistungszahl einer Wärmepumpe nur unter bestimm- ten Voraussetzungen erreicht wird. Neben dem Heizbetrieb können einige Wärmepumpenmodelle auch zum Kühlen verwendet werden. Die Wärmepumpe läuft dann genau umgekehrt zum Heizbetrieb, analog zum Kühlschrank. Die Abwärme kann in die Erde geleitet und dort gespeichert werden. In der Regel werden Wärmepumpen jedoch nur für den Heizbe- trieb konstruiert, zum Kühlen ist eine technische Erweiterung not- wendig. Wärmenutzungs- anlage Wasserheizung Funktionsprinzip einer Wärmepumpe Quelle: www.waermepumpe.de Art der Sole*/Wasser Wasser/Wasser Luft/Wasser Die im Verflüssiger abgegebene Wärmeenergie setzt sich also aus Wärmepumpe Wärmepumpe Wärmepumpe Wärmepumpe der der Erde entnommenen Wärmeenergie und der mechanisch durch Kompression erzeugten Wärmeenergie zusammen. Je gerin- ger der Temperaturunterschied zwischen Wärmequelle und Wär- Wärmequelle Erdreich Wasser Luft meverbraucher ist, desto weniger Energie muss aufgewandt werden und desto wirtschaftlicher arbeitet die Wärmepumpe. Heizsysteme Horizontal- - Grundwasser - Außenluft mit niedriger Vorlauftemperatur, wie z. B. Fußbodenheizungen, sind und Vertikal- - Oberirdische - Wärmerück- kollektor Gewässer gewinnung in Verbindung mit Erdwärme daher besonders geeignet. Für die - Kühl-, Abwasser - Absorber- Warmwasserbereitung muss entsprechend mehr elektrische Ener- - Brauchwasser systeme gie aufgewandt werden. Alternativ dazu hat sich für die Warmwas- * Frostgeschütztes Wasser serbereitung die Kombination mit einer solarthermischen Anlage als günstig erwiesen. Bei ausreichender Sonneneinstrahlung erfolgt Mögliche Betriebsarten von Wärmepumpen die Warmwasserversorgung direkt über die solarthermische Anlage, wobei das Wasser ohne weitere Energiezufuhr ausreichend heiß Neben elektrischen Wärmepumpen gibt es auch Gas-Wärmepum- wird. Nur an sonnenarmen Tagen muss die Wärmepumpe verwen- pen, die vor allem dann interessant sind, wenn bereits ein Gasan- det werden. Es ist auch möglich, zusätzlich eine kleinere Brauch- schluss vorhanden ist. wasser-Wärmepumpe zu installieren, um Betriebskosten zu sparen. Der Bundesverband Wärmepumpe e.V. vergibt ein Gütesiegel für In Zeiten, in denen nicht geheizt wird, kann dann der Betrieb der qualitativ hochwertige Wärmepumpen, wodurch Bauherren die „großen“ Heizungswärmepumpe eingestellt werden. Auswahl einer geeigneten Technik erleichtert wird.
6 Konstruktive 7 Tiefen- 10 Betonbauteile geothermie Die Tiefengeothermie nutzt die Erdwärme in den tiefer als 400 m liegenden Schichten. Hier sind die nutzbaren Temperaturen höher, gleichzeitig steigt aber auch der Aufwand für die Erschließung stark an. Die hohen Temperaturen werden direkt zum Heizen genutzt oder zur Stromerzeugung. In Prenzlau werden zum Beispiel etwa 550 Wohnungen durch eine tiefe Erdwärmesonde (2800 m) beheizt. Ge- schlossene Systeme sind allerdings von der Effizienz her den offe- nen Systemen unterlegen. Als offene Systeme werden hydrother- male und petrothermale Systeme genutzt. Geothermieleitungen in den Gründungspfählen erschließen die Erdwärme Quelle: Franki Grundbau GmbH & Co. KG Die Gewinnung von Erdwärme kann auch über die gut wärmeleitfä- higen unterirdischen Betonbauteile eines Gebäudes erfolgen. Dies Schematische Darstellung der Gewinnung von Strom aus Erdwärme ist vor allem für Großbauten interessant, da hier zur Gründung und Quelle: Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam Sicherung meist tief in den Untergrund reichende Betonkonstruktio- nen wie Gründungspfähle, Schlitz- oder Pfahlwände errichtet wer- Bekannt ist die Nutzung hydrothermaler Systeme in den Bade-Ther- den, auch Fundamentplatten sind geeignet. Ohne großen Mehrauf- men Brandenburgs. Sie nutzen tief liegende, durchlässige, wasser- wand werden hierbei Kunststoffrohre in die Betonteile verlegt, in führende Schichten mit hohen Temperaturen. Die wasserführende denen ein Wärmetauscher (Sole) zirkuliert. Eine Wärmepumpe ist Formation wird über mindestens zwei Bohrungen, eine Förder- und auch hier notwendig, um das gewünschte Temperaturniveau zu er- eine Injektionsbohrung, erschlossen. Über die Förderbohrung wird reichen. Die Anlagen sind sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen das heiße Wasser an die Oberfläche gefördert und durch Wärme- geeignet, auch die Speicherung von Prozesswärme oder Wärme aus tausch und ggf. den Einsatz einer Wärmepumpe abgekühlt. Danach dem Kühlbetrieb ist möglich. Betonbauteile, deren Einbau bereits wird es über die zweite Bohrung zurück in den Ursprungshorizont in- konstruktiv notwendig ist, werden so zu Energiepfählen, Energiebo- jiziert. Die Bohrungen sind hierbei ca. 1.000 bis 2.500 m tief. Wei- denplatten oder Energieschlitzwänden. tere Anwendungsbereiche sind Gebäudeheizung und Warmwasser- Im Idealfall können so große Gebäude (Museen, Fabriken, Verwal- bereitung, eingebunden in Wärmenetze. tungsgebäude, Sportstätten etc.) im Sommer gekühlt und im Winter Petrothermale Systeme finden bei nahezu wasserfreien Gesteinen mit der beim Kühlen gewonnenen und gespeicherten Wärme be- Verwendung. Hierbei wird Wasser über natürliche und künstliche heizt werden. Weitere Anwendungsbeispiele sind Straßen und Brü- Risse durch das heiße Gestein gepumpt. cken. Durch den Wärmeaustausch können im Sommer Hitze be- Bei sehr heißen Gesteinen dient dingte Verformungen verhindert und mit der gespeicherten Wärme der erzeugte Wasserdampf zur im Winter Frostfreiheit erzielt werden. Stromerzeugung. Erste Erdwär- mekraftwerke sind in Deutsch- land z. B. in Neustadt-Glewe und Landau entstanden. Das Geo- ForschungsZentrum Potsdam entwickelt und testet im bran- denburgischen Groß Schöne- beck (Landkreis Barnim) neue Verfahren zur Erschließung der Erdwärme für die Stromerzeu- gung. Zwei mehr als 4.000 m Bohrung für Forschung zur Geo- tiefe Forschungsbohrungen die- thermienutzung in Groß Schönebeck, nen als Versuchslabor für wis- Brandenburg Schlitzwandkorb mit Geothermieleitungen senschaftliche Experimente und Quelle: Deutsches GeoForschungsZen- Quelle: Franki Grundbau GmbH & Co. KG Messprogramme. trum (GFZ) Potsdam
8 Geologische Voraussetzungen 11 Nicht jeder Standort ist in gleichem Maße für die Nutzung ober- weglichem Grundwasser kommt noch ein weiterer Pluspunkt flächennaher Geothermie geeignet. Neben den oberirdischen Ge- hinzu. Hier kann die Wärmeenergie auch durch das strömende gebenheiten (Flächenangebot, Relief etc.) sind vor allem die geo- Wasser weitergeleitet werden, was deutlich effektiver ist als der logischen Eigenschaften des Untergrundes entscheidend. Nur Wärmetransport innerhalb eines Gesteines. unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren kann entschieden Der für die Dimensionierung einer Erdwärmequellenanlage werden, ob die Erdwärme am Standort sinnvoll nutzbar ist und wesentliche Wert ist die spezifische Wärmeentzugsleistung, die welcher Anlagentyp in welcher Dimensionierung sich am besten u. a. von Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität abhängig ist: eignet. Gleichzeitig kann das Risiko von Problemen bei den Boh- Die spezifische Wärmeentzugsleistung eines Kollektors bzw. rungen minimiert werden. Die Standorteigenschaften entscheiden einer Sonde gibt an, wie viel Wärmeenergie pro Dimensionsein- auch darüber, ob und in welcher Form ein Genehmigungsverfah- heit im Verdampfer der Wärmepumpe zur Nutzung zur Verfü- ren für die Anlage notwendig ist. gung steht. Sie wird für Erdwärmekollektoren in W/m2 und für Eine hohe Jahresarbeitszahl einer Anlage kann vor allem dann er- Erdwärmesonden in W/m angegeben. reicht werden, wenn die Wärmequelle ein hohes Temperaturni- veau aufweist und ganzjährig konstant zur Verfügung steht. Da Boden Spezifische Wärmeentzugsleistung (W/m²) die Temperaturen mit der Tiefe ansteigen und dort konstant sind, 1.800 h/a 2.400 h/a sind tiefere Erdwärmesonden gegenüber Kollektoren tendenziell nichtbindiger Boden, trocken 10 8 im Vorteil. Grundwasser-Wärmepumpen können dagegen das ver- gleichsweise hohe und gleich bleibende Temperaturniveau des bindiger Boden, feucht 20—30 16—24 Grundwassers schon in geringeren Tiefen nutzen, sofern geeig- Sand/Kies, wassergesättigt 40 32 nete Grundwasservorkommen vorhanden sind. Spezifische Wärmeentzugsleistung eines Erdwärmekollektors Quelle: VDI 4640 Erdwärmesonden und -kollektoren Lockergestein Spezifische Wärmeentzugsleistung (W/m) Wichtig sind hierbei die Eigenschaften der vor Ort anstehenden 1.800 h/a 2.400 h/a Gesteine bzw. des Bodens, allen voran die spezifische Wärmeleit- Kies/Sand, trocken
12 Praxis erheblich abweichen, im positiven wie im negativen Sinne. dend, denn davon hängt die förderbare Grundwassermenge ab. Die fachkundige Beratung durch einen zertifizierten Baubetrieb Die für die Beheizung notwendige Förderrate kann geschätzt wer- ist in jedem Fall zu empfehlen. den und liegt für eine Heizleistung von 15 kW bei 1 l/s. Sorgfalt ist auch auf die Dimensionierung des Schluckbrunnens zu legen, die gleichfalls von der Durchlässigkeit der Gesteine bestimmt wird. Um eine chemische Veränderung des Wassers durch Luftkontakt zu vermeiden, muss eine Einleitung unterhalb des Brunnenwasser- spiegels sichergestellt werden. Informationen darüber, welche Gesteine am Standort anstehen und welche hydrogeologischen Verhältnisse (Grundwasserleiter etc.) zu erwarten sind, können den vom geologischen Lan- desamt herausgegebenen geologischen und hydrogeologischen Karten entnommen werden. Für Erdwärmekollektoren können zudem Bodenkarten herangezogen werden. Empfehlenswert ist eine Anfrage beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe. Für reine Heizungsanlagen bis zu einer Leistung von 30 kW kön- Die geologische Situation kann auch kleinräumig schwanken. Die Größe einer Erd- nen die für die Planung benötigten Kennwerte aus den Karten und wärmesonde muss daran angepasst werden. Ggf. ergibt eine flache Bohrung den Tabellen der VDI 4640 geschätzt werden. Nach erfolgter (rechts) eine höhere Wärmeentzugsleistung als eine tiefe (links), da Grundwasser- Bohrung kann dann durch Begutachtung des Bohrgutes die leiter unterschiedlich mächtig sind. Wärmeentzugsleistung genauer bestimmt und die Dimensionie- Quelle: Verändert nach Pawlitzky, LBGR rung der Anlage bei Bedarf angepasst werden. Bei größeren Anlagen und der Nutzung des Untergrunds zum Kühlen und Speichern von Wärme sind schon im Vorfeld weitere Grundwassernutzung Untersuchungen (Bohrungen, computergestützte Simulationen, thermischer Response-Test) notwendig. Durch die direkte Nutzung des Grundwassers steht der Wärme- In hydrogeologisch sensiblen Gebieten (artesische Druckverhält- pumpe ganzjährig konstant vergleichsweise viel Wärmeenergie zur nisse, Trinkwassernutzung, Bergbaugebiete u. a.) kann die Verfügung. Voraussetzung ist jedoch, dass das Grundwasser in Nutzung von Erdwärme untersagt oder nur unter Auflagen gestat- geringen Tiefen erschlossen werden kann und dass das Wasser tet werden (vergleiche Kap. Genehmigungen). geeignete physikalisch-chemische Eigenschaften aufweist, da es Sollten die geologischen oder technischen Voraussetzungen für eine sonst zu Verockerung und Korrosion der Anlage kommen kann. Für Erdwärmeanlage ungünstig sein, kann ggf. eine Luftwärmepumpe die Dimensionierung der Anlage sind die vertikale Mächtigkeit des interessant sein, die die Wärme aus der Umgebungsluft zieht. Diese Grundwasserleiters und die Durchlässigkeit der Gesteine entschei- arbeitet aber weniger effektiv als eine Erdwärmepumpe.
9 Rechtliche Rahmenbedingungen 13 Bei der Nutzung von oberflächennaher Geothermie sind verschie- mepumpe bedarf dagegen immer einer Erlaubnis durch die Untere dene rechtliche Aspekte zu beachten. Den größten Stellenwert Wasserbehörde (§2 Abs.1 WHG). Unter Umständen (Entnahme hat dabei der Grundwasserschutz, dem durch technische Emp- großer Wassermengen, Entnahme aus Feuchtgebieten u. a.) kann fehlungen und Auflagen Rechnung getragen wird. die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung bestehen (§3 Abs.1 BbgUVPG). Eine Baugenehmigung ist beim alleinigen Einbau von Erdwärme- Allgemeine rechtliche Grundlagen sonden, -pumpen oder Brunnen nicht erforderlich (BbgBO). Für Anlagen im gewerblichen Bereich oder im Bereich öffentlicher Erdwärme gilt nach Bundesberggesetz (BBergG) als bergfreier Bo- Einrichtungen sind ggf. weiterreichende Bestimmungen zu beach- denschatz. In der brandenburgischen Verwaltungspraxis werden ten. Sie können als Anlagen zum Umgang mit wassergefährden- jedoch in der Regel nur Erdwärmeprojekte mit Bohrungen von den Stoffen gelten und fallen dann unter die hierfür bestehende mehr als 100 m Teufe (Anzeige-/Betriebsplanpflicht) oder einer Verordnung (VAwS). Sie müssen der Unteren Wasserbehörde thermischen Leistung von größer 200 kW bergrechtlich behan- ebenfalls 1 Monat vorher angezeigt werden. delt. Die Nutzung oberflächennaher Geothermie für private Haus- halte (Leistung bis 30 kW, Sondentiefe max. 100 m) bedarf daher im Allgemeinen keiner bergrechtlichen Genehmigung. Vorausset- zung ist, dass die Erdwärme auf dem gleichen Grundstück gewon- nen wird, auf dem sie auch genutzt wird. Alle Bohrungen sind gemäß Lagerstättengesetz (LagerstG) mindestens 2 Wochen vor Beginn dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR Brandenburg) anzuzeigen. Die bei den Bohrungen aufge- nommenen Schichtenverzeichnisse müssen dem LBGR unaufge- fordert zur Verfügung gestellt werden. Erdaufschlüsse für Kollektoren (hier Grabenkollektor) müssen nur angezeigt wer- den, wenn eine Beeinträchtigung des Grundwassers zu erwarten ist Quelle: Fa. SBK GmbH, Neuenstein Auch im Rahmen des Wasserschutzgesetzes sind diese kleineren Anlagen meist erlaubnisfrei, soweit keine schädlichen Verände- rungen der physikalischen, chemischen oder biologischen Be- schaffenheit des Grundwassers zu erwarten sind. Der Einbau einer Erdwärmesonde muss 1 Monat vor der geplanten Maß- nahme der Unteren Wasserbehörde des Landkreises angezeigt werden (BbgWG § 56, Erdaufschlüsse). Diese hat 1 Monat Zeit, eine eventuelle Beeinträchtigung des Grundwassers zu ermitteln und ggf. die Bohrung zu untersagen oder nur mit Auflagen zu ge- nehmigen. Der Erdaufschluss für die Verlegung von Kollektoren muss nur dann nach BbgWG § 56 angezeigt werden, wenn mittel- bar oder unmittelbar eine Beeinflussung auf die Bewegung oder die Beschaffenheit des Grundwassers zu erwarten ist. Dies kann Jede Bohrung muss dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe 2 Wo- zum Beispiel bei Grundwasserflurabständen < 2 m der Fall sein. chen vor Beginn angezeigt werden Die direkte Nutzung des Grundwassers mittels Grundwasserwär- Quelle: LBGR – N. Schlaak
14 Einschränkungen in wasser- Rechtliche Grundlagen bei geologisch wirtschaftlich sensiblen Gebieten besonderen Verhältnissen In Wasserschutzgebieten und sonstigen Trinkwassergewinnungs- In folgenden Gebieten bedürfen die Vorhaben einer besonders gebieten besteht eine besondere Schutzbedürftigkeit des Grund- tiefgründigen Prüfung der Unteren Wasserbehörden unter Mitwir- wassers. Hier sind daher weitere Regelungen zu beachten. In den kung des Landesumweltamtes und des Landesamtes für Bergbau, Schutzzonen I und II der auf Grundlage des Brandenburger Wasser- Geologie und Rohstoffe: gesetzes festgesetzten Wasserschutzgebiete sind Anlagen zur Ge- Gebiete mit mehreren Grundwasserstockwerken mit deutli- winnung von Erdwärme generell verboten. Bei artesischem (= unter chen Grundwasserdruckunterschieden Druck stehendem) Grundwasser sind Erdwärmesonden und Gebiete mit Altlasten, schädlichen Bodenveränderungen oder Grundwasser-Wärmepumpen ebenfalls untersagt. Grundwasserschäden In der Zone III eines Wasserschutzgebietes sind Anlagen mit Brun- Gebiete mit vermutetem oder nachgewiesenem salinaren nen oder Sonden nur unter Auflagen zulässig. So darf die den ge- (salzhaltigen) Grundwasserzufluss. nutzten Grundwasserleiter schützende, gering leitende Deckschicht Weitere Informationen dazu erteilt die Untere Wasserbehörde. (Ton, Geschiebemergel) nicht verletzt werden. Dies gilt für die ge- Die Einhaltung eventueller Auflagen wird durch die Mitarbeiter der samte Zone III A oder, wenn diese nicht extra ausgewiesen ist, in- betroffenen Ämter überprüft. Durch Messgeräte kann zum Bei- nerhalb der Zone III bis 1000 m Entfernung von der Wasserfassung spiel die Art und Qualität der Verfüllung einer Bohrung auch im (Förderbrunnen). Die gleiche Regelung tritt bei Wassergewinnungs- Nachhinein ermittelt werden. gebieten für die öffentliche Wasserversorgung ohne festgesetztes Wasserschutzgebiet oder für die Mineralwassergewinnung bis 1000 m Entfernung von der Wasserfassung in Kraft, sofern diese Gebiete im Einzugsgebiet liegen. Rechtliche Grundlagen im Die Lage der Wasserschutzgebiete und der einzelnen Schutzzonen Berliner Stadtgebiet kann entsprechenden Karten entnommen werden bzw. sind bei der unteren Wasserbehörde zu erfragen. Im Berliner Stadtgebiet gelten ähnliche Regelungen wie in Bran- denburg. Die genauen Vorschriften sind dem Leitfaden „Erdwär- menutzung in Berlin“ der Senatsverwaltung für Gesundheit, Um- welt und Verbraucherschutz zu entnehmen. Wichtige Fristen Erdwärmesonde Erdwärmekollektor Grundwasser-Wärmepumpe 4 Wochen vor Bohrbeginn Anzeige des Sondeneinbaus bei der Unte- Anzeige des Erdaufschlusses bei der Un- Einholung einer Erlaubnis bei der Unteren ren Wasserbehörde teren Wasserbehörde (nur bei Beeinflus- Wasserbehörde sung des Grundwassers) 2 Wochen vor Bohrbeginn Anzeige der Bohrung beim LBGR — Falls Bohrung, Anzeige beim LBGR
10 Hinweise für Planung und Einbau 15 Dem Einbau einer Geothermieanlage sollte in jedem Fall eine Leistungszahl der Wärmepumpe). Minderwertige Materialien und gründliche Analyse und Planung vorangehen. Alternativen müssen nicht aufeinander abgestimmte Produkte und Gewerke (Bohrung geprüft werden, um die energetisch, bautechnisch und finanziell und Anlageneinbindung) verringern den Wirkungsgrad der Anlage, günstigste Variante zur Beheizung und Warmwasserversorgung so dass letztendlich über die zum Teil dann erheblich höheren Ver- eines Gebäudes zu finden. Empfehlenswert ist das Hinzuziehen brauchskosten höhere Gesamtkosten entstehen. Achten Sie auf eines „Energieberaters“. Diese kennen die Anlagen und wissen die Einhaltung eventueller Auflagen seitens der Behörden. um die Vor- und Nachteile bei verschiedenen Gebäudetypen. Zudem können sie weitergehende energiesparende Maßnahmen 6. Einweisung und Wartung empfehlen (z.B. Dämmung, neue Fenster), die oft schon eine hohe Lassen Sie sich ausführlich die Bedienung der Anlage erklären, Energieeinsparung mit sich bringen. damit Sie diese optimal und wirtschaftlich nutzen können. Stellen Sie eine regelmäßige fachgerechte Wartung der Anlage sicher, um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten. Ist die Wahl auf eine Geothermieanlage gefallen, sind fol- gende Punkte zu beachten: 1. Auswahl des ausführenden Bauunternehmens Geothermie im Bestand Wählen Sie einen fachlich kompetenten und erfahrenen Installa- tionsbetrieb, der Referenzanlagen vorweisen kann. Achten Sie da- Während in Neubauten die Nutzung von Geothermie in der Regel rauf, dass das Unternehmen die Einhaltung der VDI-Richtlinie problemlos möglich ist, ist die Nachrüstung einer solchen Anlage 4640 (Thermische Nutzung des Untergrundes) garantiert. Fragen in bestehenden Gebäuden oft schwieriger. Der alleinige Wechsel Sie nach unabhängigen Zertifizierungen z. B. seitens der Hand- der Wärmequelle bringt hier nicht die gewünschte Ersparnis. Er- werkskammer oder des „Bundesverbandes Wärmepumpe“. Be- folgen jedoch weitergehende Sanierungsarbeiten, ist der Einbau züglich der Bohrarbeiten sollten Sie nur Bohrunternehmen mit einer Erdwärmeanlage auch hier wirtschaftlich. Das Hinzuziehen einer Zertifizierung nach DVGW W120 G1 oder G2 (G=Geother- eines Energieberaters ist in jedem Fall sinnvoll. miebohrungen) einsetzen, da diese hiermit Ihre Fachkompetenz nachweisen. Holen Sie ggf. Angebote von mehreren Fachbetrie- ben ein. 2. Art und Dimensionierung der Anlage Lassen Sie sich von einem Energieberater und dem Installationsbe- trieb ausführlich beraten. Dazu gehören eine genaue Gebäudeana- lyse und Wärmebedarfsberechnung, die Ermittlung der konkreten geologischen Situation und der zu erwartenden Wärmeentzugsleis- tung (Anfrage beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg) und die Berücksichtigung der Energieversorgerbedin- gungen. Vergleichen Sie die Wirtschaftlichkeit und ökologische Qualität der möglichen Varianten. Erhaltene Angebote können Sie z.B. bei der Geothermischen Ver- einigung e.V. oder einem Gutachter für geothermische Anlagen für einen geringen Betrag überprüfen lassen. 3. Genehmigungen Holen Sie rechtzeitig notwendige Genehmigungen ein und melden Sie die geplante Maßnahme fristgerecht bei der Unteren Wasser- behörde bzw. beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Roh- stoffe (LBGR Brandenburg). Viele Bohrunternehmen sind Ihnen gerne dabei behilflich, die Verantwortung liegt aber bei Ihnen als Grundstückseigner. 4. Förderprogramme Informieren Sie sich über Fördermöglichkeiten und beantragen Sie diese rechtzeitig. (siehe S. 22) 5. Qualität der Anlage Einbau einer Fußbodenheizung (Kapillarrohrsystem) im Altbau. Die Vorteile der Achten Sie auf hochwertige Materialien und Verarbeitung bei allen Erdwärmenutzung zeigen sich vor allem in Kombination mit Niedertemperatur- Bestandteilen der Wärmequellenanlage sowie der Heizungs-/ Heizsystemen. Warmwasseranlage und lassen Sie sich dies ggf. zertifizieren (z.B Quelle: GeoClimaDesign AG
16 Da Erdwärmesysteme optimal für Niedertemperaturheizungen eine sichere und nachhaltige Energieversorgung gefördert sind, ist es zunächst vorteilhaft, den Wärmebedarf des Hauses zu werden. Entscheidet sich der Bauherr für Erdwärme als erneu- reduzieren, damit Niedertemperaturheizungen zum Einsatz kom- erbare Energie, so muss mindestens 50 % des gesamten Wär- men können. Dies gelingt vor allem durch eine bessere Dämmung meenergiebedarfs daraus gedeckt werden. Dazu kommen und neue Fenster. Anforderungen an die Qualität der Anlage. So muss bei Erdwär- Des Weiteren sind oft vergrößerte Heizflächen notwendig, da her- mepumpen eine Mindest-Jahresarbeitszahl von 4 erreicht wer- kömmliche Systeme mit zu hohen Vorlauftemperaturen arbeiten. den und es werden Wärmemengen- und Stromzähler zur Kon- Diese können von der Wärmepumpe zwar bereitgestellt werden, trolle vorgeschrieben (letztere nur bei Vorlauftemperaturen sind dann aber nicht wirtschaftlich. Am besten geeignet sind daher über 35°C). Wand-, Fußboden- oder Deckenheizungen; aber auch mit modernen Flächenheizkörpern oder durch ventilatorgestützte Heizkonvektoren kann eine wirtschaftliche Arbeitsweise erzielt werden. Bei moder- nen Flächenheizkörpern wird mit mehrlagiger Ausführung und Zu- Das Geothermieportal satzlamellen, moderner Durchströmungstechnik und sehr gut wär- www.geothermieportal.de meleitenden Materialien wie z.B. Aluminium die Abstrahlung deutlich erhöht. Zum Vergleich: Bei der Umstellung eines Heizsys- Die breite Öffentlichkeit findet im Internet eine Entschei- tems mit 75°C/60°C Vorlauf-/Rücklauftemperatur bei konventio- dungshilfe zur Nutzung von Erdwärme: Das Bürgerinformati- neller Beheizung auf 45°C/35°C Vorlauf-/Rücktemperatur bei Erd- onssystem oberflächennahe Geothermie unter der Webseite wärmeheizung ist eine Heizflächenvergrößerung um das 3,4-fache www.geothermieportal.de. Unter dieser Adresse ist seit 2005 notwendig. eine Anwendung verfügbar, die nicht nur für Experten, son- Da Altbauten oft einen hohen Wärmeenergiebedarf haben, bieten dern auch für Bürger erstellt wurde. Hier kann für nahezu jede sie ein hohes Einsparpotenzial. Durch Sanierungsarbeiten können Region Brandenburgs grundstücksgenau die Eignung für eine die Verbrauchskosten deutlich gesenkt werden, so dass sich die Geothermienutzung geprüft werden. dafür notwendigen Investitionen gut amortisieren. Folgende Informationen werden zur Verfügung gestellt: Landkarten Nutzungseinschränkungen für ein Gebiet (z. B. Wasser- schutzgebiet) Das Erneuerbare-Energien- das geothermische Potenzial eines Standortes, d.h. die Wärmegesetz (EEWärmeG) geologischen Eigenschaften des Untergrundes und ihre Eignung für die Erdwärmenutzung. Mit dem am 01.01.2009 in Kraft getretenen Gesetz müssen in Das Portal für das Land Brandenburg wird vom Kompetenz- allen Neubauten erneuerbare Energien zur Wärmegewinnung zentrum für Geologie des LBGR in Kleinmachnow betrieben. eingesetzt werden. Dadurch sollen Ressourcen geschont und
11 Bohrungen für Erdwärmesonden und Brunnen 17 Für die Installation von Erdwärmesonden sind Bohrungen notwen- rungen und Einbauarbeiten erschweren oder gar unmöglich ma- dig. Diese werden in Brandenburg in der Regel im Spülbohrverfah- chen. So können Gesteinshorizonte zum Abbruch oder zur Ver- ren hergestellt. Dabei werden nur die ersten Meter einer Bohrung teuerung der Bohrung führen, plastische Tonschichten können zur Stabilisierung verrohrt, das restliche Bohrloch wird dann durch das Bohrloch so sehr verengen, dass die Sonde nicht eingebaut die Bohrspülung offen gehalten. Die Spülflüssigkeit wird in einem werden kann. Das Eindringen hochmineralisierter Salzwässer in Kreislauf durch das Bohrloch gepumpt und befördert damit das das Bohrloch kann dazu führen, dass die Dichtungsmasse nicht Bohrgut (Gestein) nach oben. Spezielle Zusätze in der Spülung abbindet. können die Tragfähigkeit (Dichte) der Flüssigkeit erhöhen oder Andererseits stellen die Bohrarbeiten und der nach der Bohrung durch Anlagerung an die Bohrlochwand ein Eindringen von Wasser verbleibende Ringraum der Bohrlöcher Risiken für das Grundwas- in das umgebende Gestein verhindern. ser dar. So kann beispielsweise durch die Bohrung eine unge- Bei den derzeitigen Sondentypen sind Bohrlochdurchmesser von wünschte Wegsamkeit zwischen zwei Grundwasserkörpern her- ca. 110 mm bis 200 mm notwendig. Auch Förder- und Schluck- gestellt werden. Tief liegendes salziges Wasser kann dann in brunnen für die Grundwasser-Wärmepumpe können gebohrt wer- höher liegende Grundwasserkörper eindringen und so die Qualität den, diese haben mindestens 150 mm Durchmesser. Um eine ther- des Grundwassers beeinträchtigen. Andersherum kann auch mische Beeinflussung zwischen 2 Anlagen zu vermeiden, müssen oberflächennahes verschmutztes Wasser in tiefere Schichten ge- Sonden bis 50 m Tiefe mindestens 5 m Abstand voneinander haben langen und das Grundwasser kontaminieren. und Sonden mit mehr als 50 m Tiefe 6 m Abstand (VDI 4640). Diese Gefahren können auch von der in den Sonden zirkulierenden Sole Werte gelten für Anlagen bis max. 30 kW Leistung. ausgehen, wenn diese durch Lecks ins Grundwasser übertritt. Bohrkran mit Spülungsgrube Verfüllte Bohrung mit eingebauter Durch die Abstandshalter wird die Quelle: LBGR – N. Schlaak Erdwärmesonde Sonde im Bohrloch zentriert; gleichzei- Quelle: Heidelberger Geotechnik, tig trennen sie die einzelnen Sonden- Moderne Bohrgeräte sind relativ klein und können auch auf Ennigerloh stränge voneinander. Grundstücken mit wenig Platz arbeiten. Entscheidend ist, dass Quelle: LBGR – Schlaak das Fahrzeug mit dem Bohrgerät bis zur Bohrstelle fahren kann. Um Baufreiheit zu haben, sollte der Abstand zu Gebäuden min- Durch eine sorgfältige Planung und die Einhaltung bestimmter destens 1 m betragen, besser 2—3 m. Für den Bohrvorgang wird Vorschriften für die Bohrung und den Sondeneinbau können diese in geringer Entfernung zur Bohrstelle zusätzlich eine Grube von Risiken allerdings ausgeschlossen bzw. minimiert werden. Einige ca. 2—4 m2 Fläche ausgehoben, die das Spülwasser bereithält. der Vorschriften werden nachfolgend genannt: Der zeitliche Aufwand ist meist gering, bei leicht zu bohrenden Grundsätzlich hat die Nutzung der Erdwärme entsprechend den Sedimenten sind bis zu 80 m an einem Tag zu schaffen. Nach Ein- einschlägigen technischen Vorschriften und Regeln (insbe- bau der Sonden und Verfüllung des Bohrlochs und der Spülungs- sondere nach VDI-Richtlinie 4640) zu erfolgen. Mit den Bohr- grube ist oberflächlich von der Anlage nichts mehr zu sehen, die arbeiten sollen nur qualifizierte Bohrfirmen beauftragt werden, Anschlussleitungen zum Haus werden unterirdisch verlegt. We- die nach dem DVGW-Arbeitsblatt W 120 in den Gruppen G1 oder G2 oder gleichwertig zertifiziert sind und den Sachkun- sentlich ist eine einwandfreie Verfüllung des Bohrlochs, da hier- von die Gewährleistung des Grundwasserschutzes und die Leis- denachweis für Bohrgeräteführer gemäß DIN 4021 vorlegen tungsfähigkeit der Sonde (Wärmeentzugsleistung) abhängen. können. Für Bohrungen sind die Anforderungen des DVGW-Regelwerkes zu beachten. So sind bei der Erstellung der Bohrungen und der Risiken und Vorschriften Verwendung von Spülungszusätzen die DVGW-Arbeitsblätter W 115 und W 116 einzuhalten. Durch die Bohrungen werden geologische Schichten bis in große Es sind nur die in VDI-Richtlinie 4640 Blatt 1 genannten Frost- Tiefen durchörtert. Dabei können bestimmte Schichten die Boh- schutzmittel zu verwenden.
18 Die Anlagen sind sorgfältig zu dimensionieren. Eine Vereisung, auch wenn diese nur vorübergehend besteht, deutet auf eine fehlerhafte und somit ökonomisch und ökologisch nicht sinn- volle Anlage hin und ist zu überprüfen. Hierzu sind insbeson- dere die Leistung je Sondenmeter, die Vorlauftemperatur und die Anbindung an das System (z.B. Zuleitungs- und Verteilerdi- mensionen) zu beachten. Der Bohrlochdurchmesser ist so zu wählen, dass eine ord- nungsgemäße Ringraumabdichtung vorgenommen werden kann. Die Sonden sind in der Bohrung zu zentrieren. Hierzu sind an den Sonden alle 3 m Abstandshalter zur Bohrlochwand ein- zubauen. Abweichend von der Vorschrift hat sich in der Praxis jedoch ein geringerer Abstand von max.1,50 m bewährt. Die Abstandshalter trennen des Weiteren die einzelnen Sonden- stränge voneinander, wodurch eine thermische Beeinflussung zwischen warmer und kalter Stranghälfte vermieden wird. Nach Einbringen der Erdwärmesonde ist das Bohrloch ohne Un- terbrechung von der Sohle aus nach oben mit einer grundwas- serunschädlichen, dauerhaft wasserdichten und (frost-) bestän- digen Suspension (derzeit i. d. R. Bentonit-Zement-Suspension) nach DVGW-Arbeitsblatt W 121 zu verpressen. Um ein Quet- schen oder Beulen der Sondenschläuche zu verhindern ist die Sonde vor dem Verpressen mit Wasser zu füllen und zu ver- schließen. Vor dem Einbau und nach Abschluss des Sondeneinbaus ist eine Sondendichtigkeitsprüfung gemäß VDI-Richtlinie 4640, Blatt 2, Pkt. 5.2.3 bzw. 5.2.7 vorzunehmen und durch ein Pro- Kleine Bohrgeräte ermöglichen das Bohren auf engem Raum tokoll zu dokumentieren. Zu empfehlen ist außerdem, vor dem Quelle: Aquatermic Verpressen eine nochmalige Druckprobe durchzuführen Der Sondenkreislauf muss gegen Flüssigkeitsverluste durch Lecks gesichert sein, z.B. mit einem Druck-/Strömungswäch- Qualifizierung der Bohrunternehmen ter, der bei Abfall des Flüssigkeitsdrucks in der Anlage die Pumpe abschaltet und Alarm auslöst. Die fachgerechte Ausführung der Bohrung und die qualifizierte In- Weitere Vorschriften sind dem „Merkblatt über Anforderungen stallation der Sonden und der Wärmepumpe sind Voraussetzung des Gewässerschutzes an geothermische Anlagen“ des MLUV für eine effiziente, funktionierende Wärmepumpenanlage. Bei der (Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucher- Wahl eines Bohrunternehmens sollten Bauherren deshalb unbe- schutz Brandenburg) vom 24.04.08 zu entnehmen. Hier ist zum dingt auf die Zertifizierung nach DVGW-Arbeitsblatt W 120 als Beispiel auch geregelt, was bei Misserfolg einer Bohrung oder Bohr- und Brunnenbauunternehmen sowie nach Bundesverband Stilllegung einer Sondenanlage zu beachten ist. Wärmepumpe e.V. Gütesiegel für Erdwärmesonden-Bohrunter- Die Einhaltung der Vorschriften wird von den entsprechenden Behör- nehmen oder ähnliche Zertifizierungen achten. Wärmepumpenin- den überprüft. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass durch stallateure sollten das EU-Zertifikat EU-CERT.HP (EU Certified neue Bohrlochmesstechniken auch die Qualität der Verfüllung einer Heat Pump Installer) http://eucert.fiz-karlsruhe.de/ (Vergabe Bohrung im Nachhinein geprüft und beurteilt werden kann. durch Bundesverband Wärmepumpe e.V.) nachweisen können.
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