19 20 Historisches Museum Frankfurt

Die Seite wird erstellt Kai Specht
 
WEITER LESEN
19 20 Historisches Museum Frankfurt
19
20
19 20 Historisches Museum Frankfurt
Jahresgabe

02 —— Foyer Grußwort

04 —— Drehbuch Perspektiven für das Historische
      Museum Frankfurt

16 —— Projekt Ausstellungen 2020

24 —— Retrospektive Ausstellungen 2019

30 —— Mauerschau Aktivitäten und Veranstaltungen

38 —— Sammlung Forschung, Restaurierung,
      Neuerwerbung

48 —— Passepartout Partner und Mitarbeiter*innen

60 —— Spot Das Historische Museum Frankfurt in
      der Presse
19 20 Historisches Museum Frankfurt
02   03

                                                         Jan Gerchow bei der Tagung Dynamiken des Erinnerns
                                                         und Vergessens 2019

                       Das Historische Museum hat durch seinen Neubau ganz neue Möglichkeiten
                       gewonnen, eine „Kontaktzone“ zu sein: Ein Ort des Zusammentreffens von
                       Menschen, Ort des Gesprächs, der Diskussion, des Zuhörens, der Begegnung, der
                       Aushandlung und des Austauschs. Eigentlich hätten wir in der Planungsphase
                       mehr Vortrags- und Seminarräume vorsehen müssen, um den großen Bedarf zu
                       decken, der sich in den ersten zwei Jahren seit der Öffnung entwickelt hat. Wir
                       haben aber schon jetzt mit der Organisation und Betreuung der vielen Veranstal-
                       tungen unsere Auslastung überschritten und werden versuchen, diese so stark
                       gewachsene Eigenschaft des Museums qualitativ und nicht quantitativ wachsen
                       zu lassen.
                            In 2019 haben wir z.B. als veranstaltende Institution drei große, überregional
                       und international besetzte Tagungen in unserem Sonnemann-Saal durchgeführt
                       (im März „Frankfurt und der NS“, im Mai „Dynamiken des Erinnerns und Verges-
                       sens“ und im Oktober „ All inclusive! Museums as places for ALL children“), mit
                       jeweils über 180 Teilnehmer*innen und 20 Referent*innen. Auch unsere Stadt­
                       labore entwickeln sich zu einem dynamischen Experimentierfeld für kollaborative
                       Veranstaltungsformen. Und als Vermieter oder Kooperationspartner für externe
                       Veranstaltungen haben wir bereits unsere Kapazitäten ausgereizt.
                            Das Museum verlässt damit sein angestammtes Kerngeschäft des Sammelns,

———
                       Bewahrens, Ausstellens und teils auch des Vermittelns. Es wird aber dadurch
                       immer öfter und immer besser zu einem „dritten Ort“. Als Ort der Gemeinschaft
                       gewinnt das Museum an „Relevanz“ für gesellschaftliche und wissenschaftliche
                       Debatten und Diskurse. Die Kontaktzone Museum hat die besondere Fähigkeit,
                       Schnittstelle von Fachleuten und breiter Öffentlichkeit zu sein: das können Wissen-
                       schaftler*innen und Künstler*innen ebenso wie Therapeut*innen sein (wie bei der
                       Tagung „Dynamiken des Vergessens“), oder Handwerker*innen (wie bei den

Foyer
                       Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung „Meisterstücke“).
                            Die Bildstrecke dieser Aura nimmt diese neue Qualität des Museums in den
                       Blick. Ich danke unseren beiden neuen wissenschaftlichen Volontärinnen –
                       Susanne Thimm und Lisa Voigt – für das gute Konzept und die Redaktionsarbeit.

                           Ihr Jan Gerchow,
                           Direktor des Historischen Museums Frankfurt

  Grußwort
19 20 Historisches Museum Frankfurt
04   05

                                              Erweiterungen sind immer wieder nötig: Nur so
                                              können unsere Perspektiven auf neue, aktuelle
                                              Fragen in den Blick genommen werden. Das
                                              kann durch neue Orte geschehen, aber auch
                                              durch neue Themen und neue Methoden. Diese
                                              drei Möglichkeiten von Erweiterungen will das
                                              Historische Museum Frankfurt in den kommenden
                                              Jahren ausprobieren.

Perspektiven für das

          ———
     Historische Museum Frankfurt             Inklusion bedeutet mehr als Barrierefreiheit:
                                              Viele Stationen des Museums sind auf dem Multimediaguide
                                              in Gebärdensprache übersetzt

         Dreh-
          buch
19 20 Historisches Museum Frankfurt
06   07

                                                                                                                    lungen im Jungen Museum ergänzt und
                                                                                                                    erweitert. Dabei haben die Stadtlabor-­
                                                                                                                    Projekte aktuelle Perspektiven und
                                                                                                                    Beiträge aus der Stadtbevölkerung im
                                                                                                                    Blick und die Ausstellungen im Jungen
                                                                                                                    Museum bieten neue Zugänge für junge Im Oktober 2019 sammelten Teilnehmende des
                                                                                                                    Besucher*innen an. Die große Ausstel-­ ersten Workshops Themen für die Stadtlabor-
                                                                                                                                                                 Ausstellung „Decolonize Frankfurt“
                                                                                                                    ­­­lung ­zur Frauenmode wird deshalb ab
                                                                                                                    April durch eine Ausstellung des Jungen Museums erweitert: „Werk*Stoff*Textil –
Blick über den Main auf den Bolongaropalast,                                                                        Vom Faden zum Gewebe“. Und ab Mai 2020 kommt das Stadtlabor hinzu, um mit
um 1770, Gouache auf Papier, HMF C58912                   K. Th. Reiffenstein, Goldene Waage. Blick zum             der Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung aktuelle Bedingungen für
                                                          Belvederchen, um 1860, Aquarell auf Papier,               Modeschaffende auszuloten.
                                                          HMF R0510
                                                                                                                            Dieses Prinzip werden wir auch bei den kommenden Ausstellungen anwen-

Erweiterungen ————                                                                                                  den: So ist bereits unsere große Ausstellung im Frühjahr 2021 „Die Stadt und das
                                                                                                                    Grün“ in Vorbereitung. Anlass ist das 150. Jubiläum der Öffnung des Palmengar-
                                                                                                                    tens in 1871 und der 30. Geburtstag des GrünGürtels. Die Rolle der Stadtbevölke-
                                                                                                                    rung beim Umgang mit dem Grün in der Stadt von heute und morgen soll auch hier
                    In 2020 erweitert sich das Historische Museum Frankfurt: Das Haus zur Goldenen                  ein Stadtlabor erforschen und eine Ausstellung des Jungen Museums wird sich mit
                    Waage wurde bereits kurz vor dem Jahreswechsel im Dezember eingeweiht. Mit                      der Diversität der heutigen Großstadtpflanzen befassen.
                    den historischen Stilzimmern im Vorderhaus hat das HMF nun einen Satelliten in                          Zwei thematisch eng zusammenhängende Ausstellungsprojekte werden im
                    der Neuen Altstadt und zugleich knüpft es an seine Vorkriegsgeschichte an. Die                  Herbst 2020 beginnen. Auch sie sollen jeweils im Dreiklang von großer Sonderaus-
                    Goldene Waage war 1913 dem Museum als Erweiterung des nahen Leinwandhauses                      stellung, Stadtlabor und Jungem Museum ausgefaltet und vertieft werden. Ab
                    übergeben worden und 1928 bis 1942 zeigte es dort Alt-Frankfurter Wohnkultur.                   September 2020 zeigen wir „Rassismus – Die Erfindung von Menschenrassen“,
                    Alle Führungen durch das Haus zur Goldenen Waage werden in Zukunft im                           eine Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, die wir partiell an
                    „Altstadtdrama“ des HMF beginnen und unsere Dokumentation zur Geschichte                        unsere Frankfurter Perspektive anpassen und damit erweitern. Sie wird ab
                    der Altstadt mit dem Besuch des prominentesten Altstadthauses verbinden.                        Oktober durch ein Stadtlabor zum Thema „Decolonize Frankfurt“ um postkoloniale
                          Eine größere Erweiterung bahnt sich an: Sofern Magistrat und Stadtverordne-               Perspektiven auf die Stadtgeschichte ergänzt.
                    tenversammlung Planungsmittel für das neue „Bolongaro Museum Höchst“ im                                 Seinen mörderischen Kulminationspunkt hatte der Rassismus im National­
                    renovierten Bolongaropalast in Frankfurt-Höchst bereitstellen, wollen wir unser                 sozialismus. Die Rolle Frankfurts darin, die aktive Beteiligung fast der gesamten
                    Porzellan Museum dorthin umsiedeln und ganz neu einrichten – erweitert um                       Bevölkerung an der „NS-Volksgemeinschaft“ und die Funktion Frankfurter
                    eine Ausstellung über die Familie Bolongaro und ihren Palast sowie ein Stadtmu-                 Institutionen und Täter für das rassistische Regime des NS werden Themen einer
                    seum für und über den Frankfurter Westen. Das ist eine einzigartige Chance, das                 Ausstellungstrias in 2021/22 sein. Für den großen Ausstellungsraum bereiten wir
                    seit 25 Jahren im Kronberger Haus angesiedelte und seither kaum erneuerte                       die Schau „Eine Stadt macht mit“ vor, die erste umfassende Ausstellung zum
                    Spezialmuseum ganz neu zu konzipieren. Mit unserer Expertise für partizipative                  Thema „Frankfurt und der NS“. Erweitert wird sie durch ein Stadtlabor zu den
                    Museumsarbeit werden wir uns dann auch um das von einem Verein initiierte                       Spuren des NS in der heutigen Stadt und Stadtgesellschaft. Neben dem Stadtlabor
                    „Mitmach-Museum“ für den Frankfurter Westen kümmern. Mit einer Eröffnung                        „Stadtspuren heute“ wird es eine Ausstellung des Jungen Museums geben. Das
                    ist allerdings frühestens Ende 2022 zu rechnen.                                                 Team beschäftigt sich mit einer Generation von Schüler*innen, deren familiäre
                          Keine räumlichen, aber dafür inhaltliche Erweiterungen des Museums sind                   Wurzeln zum überwiegenden Teil gar nicht in Deutschland liegen.
                    unsere großen Wechselausstellungen, die wir seit 2018 in der großen Galerie auf                         In diesen vielen Erweiterungen des Museums liegt aber auch eine Konzentra-
                    Ebene 0 des neuen Ausstellungshauses zeigen. Zum Abschluss der Erforschung                      tion: Das Bündeln der Themen in verschiedenen Formaten wird stärkere Aufmerk-
                    von ca. 60 Frauenkleidern überwiegend aus unserer Textilsammlung zeigen wir                     samkeit erzielen und hoffentlich auch unseren Teams die Vorbereitungen erleich-
                    ab März 2020 die Ausstellung „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“.                      tern. Denn das große Haus fordert ihnen seit der Eröffnung alles ab. Wir brauchen
                    Schwerpunkt wird der große Wandel in der weiblichen Bekleidung zwischen 1850                    dringend eine Erweiterung der Ressourcen, um so weiterarbeiten zu können. Es
                    und 1930 sein, als sich die rigide, die Körperbewegung drastisch einschränkende                 freut uns deshalb sehr, dass die Kulturdezernentin den Magistrat und die Stadtver-
                    Mode bis zum Reformkleid und Sportmode des frühen 20. Jahrhunderts entwickelte.                 ordnetenversammlung für eine Verstärkung der Museumsbudgets im Doppelhaus­
                    Damit stellen wir Verbindungen zu aktuellen Fragestellungen her.                                halt 2020/21 gewonnen hat. Wir hoffen und setzen auf weitere „Erweiterungen“.
                          Eine Erweiterung unserer bisherigen Ausstellungspraxis verwirklichen wir
                    ab 2020: Die Sonderausstellungen werden durch Stadtlabor-Projekte und Ausstel-                      Jan Gerchow
19 20 Historisches Museum Frankfurt
08   09

          Ein Jubiläum und eine internationale Konferenz
          bestimmten unser Jahr. Ende Oktober 2019 war
          die Welt der Kindermuseen für eine knappe
          ­Woche zu Gast bei uns. Hier trafen sich Kolleg*
           innen um sich gemeinsam zu den drei Schwer-
           punkten Inklusion, Digitalisierung und sammlungs-
           basierte Kulturarbeit auszutauschen. Ein wichtiger
           Hinweis eines Vortrags lautete: „Be mobile, go
           into the neighbourhood“. Leicht für uns, denn
           das Junge Museum ist bereits seit 20 Jahren all-
           sommerlich in Frankfurter Stadtteilen unterwegs.

          Protestplakat gegen Lärm im Gallus,
          entstanden beim Jungen Museum unterwegs
19 20 Historisches Museum Frankfurt
10         11

Junges Museum Frankfurt ————
     Das Junge Museum Frankfurt ist einzigartig in Frankfurt, denn es ist das einzige
     Museum, das ausschließlich für Kinder und Jugendliche Ausstellungen konzipiert
     und zeigt. Und es ist das älteste Kindermuseum Europas – aber nicht weltweit.
     Bereits 1899 wurde in New York das Brooklyn Children’s Museum als erstes Museum
     für Kinder eröffnet. Weitere Kindermuseen an der Ostküste der USA folgten wenige
     Jahre später: 1913 das Kindermuseum in Boston, 1917 in Detroit. Vierzig Jahre
     später (1957) eröffnete das nationale Kindermuseum in Indiens Hauptstadt Delhi.
     In Europa dauerte es noch einige Jahre. Das Junge Museum eröffnete als Kinder­       Seit 1999 unterwegs in der Stadt
     museum Frankfurt 1972, gefolgt 1975 vom Tropenmuseum Junior in Amsterdam                                                                David Danso und Zweitklässer vom Kids Camp der bilingualen
     und der Kindergalerie der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. In den 1990er Jahren                                                        Grundschule in Königstein rocken den Kaisersaal bei der
                                                                                                                                             ­Verleihung des internationalen Children in Museums-Preis
     setzte sich das Modell Kindermuseum mit Gründungen und Eröffnungen im
     gesamten Bundesgebiet durch. Nach knapp 120 Jahren hat sich diese Museumsform
     etabliert. Heute sind allein 51 Institutionen im Bundesverband Deutscher Kinder-     Zunehmend erkennen Museen und Kulturinstitute bundesweit in den letzten
     und Jugendmuseen organisiert.                                                        Jahren, wie wichtig es ist, neue Wege und Methoden zu finden, um ein Publikum
                                                                                          anzusprechen und zu beteiligen, welches den Querschnitt der Gesellschaft
         Die Welt zu Gast                                                                 repräsentiert. Outreach und Partizipation sind dabei die neuen Begriffe für eine
     Im weltweiten Netzwerk Hands On! International Association of Children in            Kulturarbeit, wie wir sie schon seit einigen Jahrzehnten betreiben. Wir verstehen
     Museums sind 120 Mitgliedsinstitutionen aus über 40 Nationen zusammenge-             Outreach als aufsuchende Kulturarbeit, die in den realen sozialräumlichen Flächen
     schlossen. Das Junge Museum Frankfurt ist aktives Mitglied und war in diesem         stattfindet. Bereits seit 20 Jahren ist das JuM von Mai bis September unterwegs
     Jahr Gastgeber der 12. internationalen Konferenz mit dem Titel „All inclusive!       und besucht die Kinder in den entfernter liegenden Stadtteilen. Es ist eine ganz
     Museums as places for ALL children“ (siehe S. 32).                                   besondere Aktivität, weil diese soziokulturelle Arbeit für ein Museum nicht
     Inhaltlich befasste sich die Konferenz in 61 Vorträgen und 14 Workshops mit drei     selbst­verständlich ist. Das Museum verlässt seine festen Räume in der Innenstadt,
     Schwerpunkten. Erstes Thema war die Zielgruppe Familien und Kinder, die als          packt Material und auch Exponate ein und kommt zu den Kindern und Familien,
     hochdiverse Personengruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Vorausset-        die in der Regel keine Gelegenheit, keine Zeit oder auch nicht den Mut haben, in die
     zungen die Kultureinrichtung Museum nutzt. Besonders die Frage, wie Museen           Innenstadt zu fahren um ein Museum zu besuchen. Ohne logistischen und
     darauf reagieren können, den Spagat zwischen Bildungseinrichtung und Freizeitort     finan­ziellen Aufwand, sozusagen zuhause, zwischen den Wohnhäusern, auf dem
     zu meistern, wurde intensiv diskutiert. Wie muss ein für alle inklusiver Ort sein,   Spiel­­platz neben der Schule oder auf der Grünfläche vor dem Quartiersbüro kann
     an dem Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention realisiert wird und der vorsieht,    man dem Museum, seinen Mitarbeiter*innen und Aktivitäten begegnen. Ohne
     dass allen Kindern die Teilhabe an Kultur ermöglicht wird. Zweiter Schwerpunkt       Berührungsängste und Bildungshürden kann jede*r mitmachen und so bisher
     waren Gamification, die Möglichkeiten des digitalen Lernens und die neuen            Unbekanntes ausprobieren und Neues kennenlernen. Abhängig vom aktuellen
     Medien in (Kinder-) Museen. Drittens wurde – als Reminiszenz an den Austra-          Ausstellungsthema können hier Kinder ihre Umwelt forschend erkunden, sinnlich
     gungsort Frankfurt – auf die sammlungsbasierte kulturelle Bildung, das Lernen        erleben und kreativ umgestalten. Auch wenn große Themenkomplexe nur punktu-
     anhand von originalen, authentischen Objekten und Kulturgütern eingegangen.          ell bearbeitet werden können, da es sich um ein freiwilliges Angebot ohne Ver-
     Für die internationale Konferenz kam die gesamte Kindermuseumswelt nach              pflichtung zur kontinuierlichen Teilnahme handelt, kann der einmalige Besuch
     Frankfurt. Während der fünf Tage trafen sich 198 Konferenzteilnehmer*innen aus       beim Jungen Museum unterwegs zu einem anregenden Erlebnis werden. Der
     29 Nationen in Afrika, Asien, Europa und Amerika. 14 Frankfurter Museen              Stadtteil wird dabei aktiv in die Angebote eingebunden und seine Wahrnehmung,
     beteiligten sich mit Workshops und Veranstaltungen in ihren eigenen Häusern          etwa über Stadtteil-Rallyes, gefördert. Die Erfahrungen der Kinder mit ihrem
     als kooperierende Institutionen der Konferenz.                                       Stadtviertel stehen im Mittelpunkt des Forschens und Experimentierens. Der
                                                                                          Bezug zur Lebenswelt der Kinder und ihre Partizipation sind wesentliche Aspekte
         Aufsuchende Kulturarbeit                                                         der durchgeführten Projekte. Das Lernen mit allen Sinnen, Ausprobieren und
     Neben dem internationalen Austausch und der Netzwerkarbeit mit Kolleg*innen          Experimentieren, handlungsorientiertes, kooperatives und interaktives Lernen
     weltweit ist das JuM auch lokal sehr präsent. Eine der Besonderheiten des JuM ist    zählen zu den Grundprinzipien des Jungen Museums und des Jungen Museums
     sein seit 20 Jahren bestehendes Outreachprogramm (s. S. 36). Wichtiger Partner       unterwegs.
     dabei ist schon seit zehn Jahren das Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft
     und das Jugendbildungswerk.                                                                Susanne Gesser
19 20 Historisches Museum Frankfurt
12   13

          Mit Stolz blickt das Porzellan Museum Frankfurt
          auf die letzten 25 Jahre zurück. Seit der Gründung
          1994 hat sich der Bestand mehr als verdreifacht.
          Heute ist das Museum mit rund 1800 Exponaten
          die umfangreichste Sammlung Höchster Porzellans
          und eines von 22 keramischen Fachmuseen in
          Deutschland. Durch die Arbeit im Vorstand des
          internationalen Arbeitskreises Keramikforschung
          vernetzt sich das PMF seit vielen Jahren mit
          ­Fachpublikum und Forschenden.

                      Einträge aus dem
                Gästebuch des Porzellan
                 Museums Frankfurt aus
                                  2019
19 20 Historisches Museum Frankfurt
14   15

                                                                                                                                aus der Frühzeit der Höchster Manufaktur in die Sammlung geholt werden
                                                                                                                                konnten.
                                                                                                                                       Merle Ontrupp schenkte dem PMF das vor einer „Schlange fliehende Mädchen“.
                                                                                                                                Das alte Höchster Melchiormodell wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
                                                                                                                                in Passau ausgeformt. Damit wächst auch der Bestand der Althöchster Reproduk­
                                                                                                                                tionen aus Passau. Vor der Eingemeindung der Stadt Höchst hatte diese 1927 von
                                                                                                                                der Passauer Porzellanmanufaktur einen kompletten Satz „Althöchster Reproduk-
                                                         Peter H. Schäfer, Die Schlacht bei Höchst um 1622, gezeigt
                                                         beim Vortrag „Höchst im Dreißigjährigen Krieg“ von ­                   tionen“ erworben und im Bolongaropalast ausgestellt. Die 350 Figuren umfassende
                                                         Dr. Wolfgang Metternich am 13.3.2019 im PMF in Kooperation             Sammlung hat das PMF in den Jahren 2000/2001 wissenschaftlich erfasst,
                                                         mit dem Verein für Höchster Geschichte und Altertumskunde              dokumentiert und inventarisiert. Seit der Schließung des Palastes 2016/17 lagert
                                                                                                                                dieser Bestand in unserem Depot von rund 110 qm Fläche und wartet auf eine neue
Louis Victor Gerverot, Solitaire mit exotischen Vögel,                                                                          Präsentation.
Höchster Porzellan, 1771-1773, HMF X.2019.098
                                                                                                                                       Die vorgestellten Neuzugänge werden im Erdgeschoss des Kronberger Hauses
                                                                                                                                präsentiert, das seit 2003 mit rund 175 qm Ausstellungsfläche zum PMF gehört.
                                                                                                                                ­In d
                                                                                                                                    ­ en vergangenen 25 Jahren hat das PMF nicht nur seine Sammlungen durch

		Porzellan Museum                                                                                                               Schenkungen, Stiftungen und Ankäufe systematisch vergrößert, sondern sich
                                                                                                                                 auch räumlich und programmatisch weiterentwickelt. Die Ausstellungsfläche ist

Frankfurt ————
                                                                                                                                 von 160 auf 500 qm angewachsen und neue Themen sind in den Fokus gerückt.
                                                                                                                                       In enger Kooperation mit dem Verein für Höchster Geschichte und Altertums-
                                                                                                                                 kunde e.V. wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausstellungen und
                                                                                                                                 Vortragsreihen zur Stadtgeschichte konzipiert. Stellvertretend sei hier an die
                     Am 10. Dezember 1994 eröffnete das Historische Museum Frankfurt im Kronber-                                 Sonderausstellungen „Höchst in alten Ansichten“ und „Zollburg, Residenz,
                     ger Haus die Höchster Dependance um die Porzellane der dort ansässigen Manu-                                Rathaus? – 850 Jahre Höchster Schloss“ erinnert. Derzeit ist die Ausstellung
                     faktur „höchst“ angemessen zu präsentieren. Sie wurden dort gezeigt, wo sie einst                           „Alt-Höchst in Cartoons und aus Karton“ zu sehen. Die 160 Cartoons von Peter H.
                     entstanden sind und noch heute gefertigt werden. Seitdem präsentiert das Porzel-                            Schäfer entlocken den Besucher*innen immer wieder ein Schmunzeln. Carl Heinz
                     lan Museum in dem nach seinem Erbauer Franz von Kronberg benannten Adelspa-                                 Fischer hat dem PMF zum Jahreswechsel 2018/19 das von ihm in Karton gestaltete
                     last die Porzellansammlung der Stadt Frankfurt. Auf 160 qm Ausstellungsfläche                               Höchster Altstadtmodell geschenkt. Wir sind sehr froh darüber, denn das Modell
                     beleuchten rund 650 Objekte die Geschichte und Herstellung des weißen Goldes,                               mit über 220 Fachwerkhäusern ist der Ausgangspunkt für die von uns veran­
                     die Vielfalt der Formen, Dekore und die Funktionen der Porzellane im Kontext der                            stalteten Rundgänge durch die Höchster Altstadt.
                     Lebenswelt des 18. Jahrhunderts. Begleitend zur Ausstellung „Höchster Porzellan.                                  Das Kronberger Haus stand auch vielen anderen Vereinen und Institutionen
                     1746—1796“ erschien ein umfassender Bestandskatalog.                                                        offen und es wurden Vorträge zu unterschiedlichsten Themen aus der Stadtge-
                           1997 stiftete Kurt Bechtold einen Teil seiner bedeutenden Höchster Porzellan-                         schichte und ein Rundgang entlang der alten Höchster Stadtmauer veranstaltet.
                     sammlung anlässlich seines 80. Geburtstags dem Förderverein des HMF. Seitdem                                Sie waren große Bereicherungen neben den von uns angebotenen Konzerten und
                     sind die 275 Exponate im PMF auf rund 90 qm Ausstellungsfläche zu sehen. Für                                themenbezogenen Porzellan- und Altstadtführungen.
                     die Stiftung sind wir sehr dankbar, da sie hervorragende Beispiele der Höchster                                   Zum 25jährigen Jubiläum haben das Museum und die Historisch-Archäologi-
                     Figurenplastik und Porzellanmalerei vereinigt. Besonders herzlich danken wir                                sche Gesellschaft e.V. im HMF am 4. April 2019 in einem Festvortrag auf die
                     seiner Tochter Marianne Bechtold, die dem HMF in diesem Jahr in Erinnerung an                               erfolgreichen Jahre im PMF zurückgeschaut. Als Dank für die gute Zusammenar-
                     ihren Vater und zu unserem Jubiläum zehn Höchster Porzellane – Geschirre,                                   beit überreichte die HAG ein exquisites Postkartenmäppchen mit ansprechenden
                     Figuren und Leuchter – übereignete. Aus dieser Schenkung stammt ein Solitaire,                              Höchster Porzellanmotiven.
                     das mit einem einzigartigen Purpurfond und schillernden, tropischen Vögeln von                                    Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig gratulierte dem PMF zum Jubiläum und
                     Louis Victor Gerverot bemalt ist.                                                                           bezeichnete es als „die Schatzkammer in Frankfurts Westen, die seit 25 Jahren
                           Weitere bedeutende Zuwendungen zum Jubiläum verdankt das PMF einem                                    wesentlich zum Erhalt der Höchster Stadtgeschichte beiträgt“. Damit diese Vielfalt
                     langjährigen Mitglied der HAG. Auf diese Weise gelangte ein außergewöhnliches                               auch weiterhin im Kronberger Haus erfolgreich fortgesetzt werden kann, freut sich
                     und seltenes Höchster Uhrengehäuse im Stil des Rokokos von dem Modelleur                                    das PMF auch über Ihren Besuch und Ihre Unterstützung.
                     Laurentius Russinger und mehrere Werke von Johann Peter Melchior, darunter
                     drei spielende Kinderfiguren und ein klassizistischer Aufsatzkorb mit feinem                                       Patricia Stahl
                     Durchbruchdekor in die Sammlung. Wir freuen uns über die Aktivitäten der
                     Freunde und Förderer, durch die zwei achteckige Dessertteller mit Purpurmalerei
19 20 Historisches Museum Frankfurt
16       17

                      Das Haus ————
                     			zur Goldenen Waage
                     Mit dem Haus zur Goldenen Waage in der               bietet das HMF öffentliche Führungen in diesen
                     Altstadt hat Frankfurt eines der schönsten           Museumsräumen an. Besonderer Höhepunkt ist
                     Fachwerkgebäude aus der Renaissance wieder-          das „Belvederchen“ mit seinem Ausblick auf den
                     gewonnen: ein Haus, das die Stadt 1899 als           Dom und die umliegenden Dächer.
                     bedeutendes Baudenkmal erworben und bereits               Weitere Informationen zur Geschichte der
                     1913 dem Historischen Museum übergeben               Goldenen Waage und der Einrichtung der
                     hatte. Das Museum richtete hier zu seinem ­          Museumsräume werden in einer Publikation –
                     50. Jubiläum 1928 eine Ausstellung ein, die bis      in der Reihe Kabinettstücke – zu finden sein.
                     1942 zu sehen war. Am 22. März 1944 fiel die              Der Besuch im Haus zur Goldenen Waage ist
                     Goldene Waage zusammen mit dem größten Teil          ausschließlich im Rahmen von Führungen
                     der Frankfurter Altstadt dem von den National-       möglich. Für eine öffentliche Führung ist eine
                     sozialisten verursachten Bombenkrieg zum             Anmeldung erforderlich, mindestens drei Tage
                     Opfer. In den letzten Monaten hat das HMF die        vor dem Wunschtermin. Die Führungen starten
                     beiden Obergeschosse des Vorderhauses mit            im Foyer des HMF. [MCH/SG]
                     Möbeln, Gemälden und Alltagsgegenständen des          seit 14.12.2019
                     17. und 18. Jahrhunderts eingerichtet, wie sie die
                     wohl­habende Händlerfamilie von Hamel
                     bewohnt haben könnte. Seit Dezember 2019

———
Ausstellungen 2020

Projekt              Das Haus zur
                     goldenen Waage
                     2019
18       19

                                                                                                                 Werk*Stoff*Textil
                                                                                                               ————
                                                                                                                      Vom Faden zum Gewebe
                                                                                                               Interaktive Werkstatt-Ausstel-
                                                                                                               lung für Kinder ab 7 Jahren,                        Ideen hinzufügen. Ebenso wird die Nachhaltig-
                                                                                                               Jugendliche und Familien                            keit von Textilien, ihre Entsorgung und Wieder-
                                                                                                                                                                   verwertung thematisiert. An Stationen der
                                                                                                               Textilien gestalten unser Leben: als Kleidung, in   Ausstellung werden Textilien durch Upcycling
                                                                                                               Wohnbereichen, in der Arbeitswelt. Sie sind so      auf- und umgewertet oder aus gesammelten
                                                                                                               unterschiedlich wie der Gebrauch, zu dem sie        Stoffen Neues kreiert. Objekte aus der Sammlung
                                                                                                               bestimmt sind, und haben ganz verschiedene          des HMF bereichern die Präsentation und stellen
                                                                                                               Ursprünge. Pflanzliche, tierische und chemische     Bezüge zur Stadt her, wie zur Wertheim-Nähma-
                                                                                                               Fasern, aus denen Textilien entstehen, werden       schinenfabrik in Bornheim oder der chemischen

  Kleider in                                                                     Ausstellungsplakat „Kleider
                                                                                                               im Einführungsbereich der Ausstellung vorge-
                                                                                                               stellt und können spielerisch erkundet werden.
                                                                                                                                                                   Farbherstellung der Farbenfabrik in Höchst.
                                                                                                                                                                         Zur Ausstellung werden Führungen ab der ­

Bewegung ————
                                                                                 in Bewegung – Frauenmode            Die unterschiedlichsten Techniken der         2. Klasse und Werkstätten angeboten. Auch
                                                                                 seit 1850“
                                                                                                               Verarbeitung von Fäden zu Geweben sind an           schon vorab laden offene Werkstätten am
                                                                                                               vielen interaktiven Stationen zu entdecken.         Wochenende rund ums textile Gestalten im
   			                          Frauenmode seit 1850                                                           Besucher*innen können durch Weben, Wirken,          Vorraum der Sonderausstellung des HMF
                                                                                                               Stricken, Knüpfen, Färben und Stempeln vieles       „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“
                                                                                                               selbst ausprobieren, ihre Werke mitnehmen oder      zum Mitmachen ein. [MD]
Im 19. Jahrhundert geriet die Stadtgesellschaft in   Textil- und Modesammlung werden durch                     an einem großen wachsenden Textilwerk ihre           ab 7.6.2020
Bewegung, und Frauen eroberten neue öffentli-        erlesene nationale Leihgaben ergänzt und in
che Räume. Dies zeigt sich an dem rasanten           einer aufwändigen, innovativen Szenografie
Wandel der Frauenmode. Bis in die Weimarer           gezeigt. Eingebettet in den gesellschaftlichen
Republik zogen Veränderungen in Alltag und           Kontext führt die Ausstellung Mode-, Kunst- und
Sport, in Freizeit und Arbeit Innovationen der       Bewegungsgeschichte vor Augen und stellt
Kleidung nach sich.                                  Bezüge zu aktuellen Diskussionen her. Denn
     Die Ausstellung zeigt, wie Kleidung und die     Kleidung hat bis heute nicht nur praktischen
durch sie ermöglichte Körperbewegung ganz            Nutzen, sondern folgt Schönheitsidealen,
wesentlich zu einer neuen Inszenierung von           Normen und Tabus. Ein besonderes Rahmenpro-
moderner Stadtgesellschaft beitrugen. Sie spannt     gramm und interaktive Stationen und Angebote,
dabei einen großen Bogen von der Schnitttechnik      auch für Kinder, begleiten die Ausstellung.
und dem textilen Material hin zu grundsätzli-              In Kooperation mit der Universität Paderborn –
chen Aspekten von Mobilität in einer für Frauen-     ­Lehrstuhl Kulturwissenschaft der Mode und des
bild und Lebensalltag entscheidenden Umbruch-         Textilen und der VolkswagenStiftung. [DL/MCH]
phase von 1850 bis in die frühen 1930er Jahre.        19.3. – 18.7.2020
     In einer reichen Kleiderschau, kombiniert
mit frühem Filmmaterial und Fotografie sowie         Gefördert von: Kulturfonds Frankfurt RheinMain,
interaktiven Medien, werden historische              Ernst Max von Grunelius-Stiftung,
Bewegungsabläufe erlebbar und regen zur              Speyer'sche Hochschulstiftung, Stiftung Giersch,
Reflexion über die vielfältigen Funktionen von       FAZIT-Stiftung, Stiftung Frauen in Europa, Hessisches                                                                                 In Aktion: Hier wird gewebt
Textilien an. Objekte der museumseigenen             Sozialministerium, Frauenreferat der Stadt Frankfurt
20       21

                                                                                                                   Stadtlabor ————
                                                                                                           Decolonize Frankfurt
                                                                                                           Das Stadtlabor trägt ab Herbst 2020 den Arbeits-     Antiziganismus etc.) und Empowerment davon
                                                                                                           titel „Decolonize Frankfurt“. Diese partizipative    Betroffener*. Im Stadtlabor können alle mitma-
                                                                                                           Ausstellung begleitet und ergänzt die Sonder-        chen, die Interesse daran haben, diese Ausstel-
                                                                                                           ausstellung „Rassismus — Die Erfindung von           lung multiperspektivisch und diskriminie-
                                                                                                           Menschenrassen“, die von September 2020 bis          rungssensibel mit dem Stadtlaborteam zu
                                                                                                           Januar 2021 als Übernahme des Deutschen              gestalten. Für dieses Projekt sind ausdrücklich
                                                                                                           Hygiene Museums im HMF gezeigt wird.                 Menschen eingeladen, die Diskriminierungser-
                                                                                                           Während die Sonderausstellung vor allem einen        fahrungen machen, u. a. Schwarze Menschen,
                                                                                                           historischen Blick auf die Konstruktion des          People of Color, Sinti*ze und Rom*nja sowie
                                                                             Chris Buck,                   Anderen wirft, betrachtet das Stadtlabor, wie        Menschen mit Migrations-und Fluchtbiografien.
                                                                             Let’s Talk about Race, 2017
                                                                                                           das Erbe der kolonialen Vergangenheit bis in die     [IW]
                                                                                                           Frankfurter Gegenwart wirkt. Erste Themen­
        Rassismus ————                                                                                     ideen sind (post-)koloniale Kontinuitäten in
                                                                                                           Frankfurt und dem Rhein-Main Gebiet, Diskri-
Die Erfindung von                                                                                          minierung aufgrund verschiedener Rassismen
                                                                                                           (Anti-Schwarzer Rassismus, Antisemitismus,
        Menschenrassen
      Rassismus ist eine menschenverachtende       analysiert die Methoden, mit denen dieses
Ideologie und zugleich eine alltägliche Praxis,    Denken entwickelt wurde und sie zeigt die
durch die viele Menschen unter uns mit Diskri-     Bilder und Medien, in denen sie sich verbreitet
minierung und Gewalt aufgrund von Hautfarbe,       haben. Ein Kapitel ist der Ausbeutungspolitik im
Aussehen, Religion oder Sprache konfrontiert       Kolonialismus gewidmet, deren Folgen bis zu
sind. Rassismus verletzt nicht nur die Einzel-     den Fluchtbewegungen unserer Tage nachwir-
nen, er widerspricht auch den Idealen von          ken. Medienstationen, Interview-Filme und
Gleichheit und Freiheit, die unserer demokrati-    Videoinstallationen stellen aktuelle Themenfel-
schen Gesellschaft zugrunde liegen. Die Ausstel-   der zur Diskussion: Alltagsrassismus, die
lung fragt nach der Struktur und Wirkung           Debatte um die Populationsgenetik sowie die
dieser langlebigen Idee. Mit „Rasse“ werden nur    Rückgabe von Museumssammlungen.
scheinbar menschliche Unterschiede bezeich-             Die Ausstellung wurde im Deutschen
net, in Wahrheit dient der Begriff dazu, politi-   Hygiene Museum Dresden entwickelt und für
sche, soziale und kulturelle Ungleichheit zu       die Frankfurter Zeigung erweitert. [JG]
begründen.                                          16.9.2020 – 24.1.2021
      „Menschenrassen“ sind eine wissenschaft-
liche Erfindung, die seit dem 18. Jahrhundert      Gefördert von:
ihre Macht entfaltet hat. Die Ausstellung          Kulturfonds Frankfurt RheinMain
                                                                                                                                            Beitrag aus dem World Café des ersten Stadtlabor Workshops
                                                                                                                                            für Decolonize Frankfurt
22       23

                                                                                                   Urban Gardening am Bahnhof Rödelheim

                                                                                                     Stadtlabor                                   Eins von acht Modellkleidern

„Kennst du noch?“ Senioren und Seniorinnen
im Museum 2019                                                                                     Sommertour ————
                                                                                                   		Gärtnern 2020                                      Bewegte Kleidung
Kennst Du noch? ————                                                                               Gemeinschaftsgärten, hängende Gärten,                 ————
		Erinnern für                                     rungskoffer zusammenzustellen. Die Idee ist,
                                                                                                   Kleingärten, Schrebergärten, Urban Gardening
                                                                                                   … die Möglichkeiten in der Stadt zu gärtnern
                                                                                                                                                  Ein modisches Stadtlabor
 Menschen mit Demenz                               dass auch Pflegeheime den Koffer und das
                                                   Konzept des Erzählcafés ausleihen können, um
                                                                                                   sind vielfältig!
                                                                                                   Neben Selbstversorgung und Freizeit scheinen   Ein Laufsteg mit Hindernisparcours, Modelle
                                                   die Erinnerungen ihrer Bewohner*innen           Begrünungen geeignete Maßnahmen zu sein,       aus der Fachschule für Mode und Bekleidung,
     Seit Sommer 2019 entwickeln HMF und           lebendig zu halten. [JA]                        um Klimawandel und Hitzewellen in der Stadt    die nicht nur Bewegung zulassen, sondern auch
Bürgerinstitut Frankfurt e.V. ein Angebot für                                                      zu begegnen. Welche Motivation steckt hinter   ausdrücken, queere Mode und die Frage nach
Menschen mit Demenz. Dieses stellt die Erinne-     Ermöglicht durch die Commerzbank Stiftung und   dem Gärtnern? Was können wir von den           dem unbequemsten Kleidungsstück im Kleider-
rungen der Betroffenen in den Mittelpunkt und      die Familie Schambach-Stiftung.                 Gärtner*innen lernen, um die Stadt zukunfts­   schrank prägen diese Stadtlabor-Ausstellung. ­
nicht die Krankheit. Der Alltag für Menschen                                                       fähig zu machen?                               Sie begleitet die Sonderausstellung „Kleider in
mit Demenz wird mit fortschreitender Erkran-                                                       Ab Mai 2020 ist das Stadtlabor unterwegs und   Bewegung – Frauenmode seit 1850“ und
kung zunehmend zur Herausforderung, so dass                                                        forscht gemeinsam mit den Frankfurter*innen    beteiligt sich am Begleitprogramm mit Diskus-
häufig Zeit und Raum fehlen, sich die eigenen                                                      in Gärten. Parallel dazu finden Workshops im   sionsveranstaltungen, Modenschauen und
lebensgeschichtlichen Erinnerungen zu                                                              Museum statt, mit dem Ziel eine Stadtlabor-­   Formaten zum Mitmachen. Die Ausstellungs­
vergegenwärtigen und damit auch eine Wert-                                                         Ausstellung für 2021 zu erarbeiten. [KB]       beiträge zu Änderungsschneidereien der
schätzung dieser zu erfahren. Zu diesem Zweck                                                      Kontakt: stadtlabor.historisches-museum@       Stadtlabor-Ausstellung „Kein Leben von der
wird eine Sammlung mit Alltagsobjekten der                                                         stadt-frankfurt.de                             Stange“ werden verlängert und auch in diesem
1950er bis 1970er Jahre aufgebaut, die Betroffe-                                                                                                  Projekt gezeigt. [SG]
ne an Erlebtes erinnern soll. Die nächsten                                                                                                         30.4. – 16.8.2020
zweieinhalb Jahre wird ein Erzählcafé stattfin-
den, um aus diesen Impulsen einen Erinne-
24         25

                  Ausstellungsinstallation „Vergessen – Warum wir
                  nicht alles erinnern“

                  Vergessen ————
                         Warum wir                                  An der Hörstation des Reminiszenzprojektes in der
                                                                    Ausstellung. Hier waren Erinnerungen von Menschen mit
                                                                    Demenz zu Sammlungsobjekten hörbar

                  nicht alles erinnern
Ausstellungen     Unvergessen ist der 6.3.2019, an dem rund 350

          ———
                  Gäste geduldig auf die Eröffnung der zweiten
                  großen Sonderausstellung im HMF warteten.         Die Ausstellung, die sich aus sozialwissenschaft-

           2019   Die Besucher*innen durften gespannt sein, denn
                  was zeigt eine Ausstellung zu so einem abstrak-
                                                                    licher, historischer, psychoanalytischer, neuro-
                                                                    wissenschaftlicher und künstlerischer Perspek-
                  ten wie theoriegeleitetem Thema? Sie erwarteten   tive dem Vergessen näherte, zog ein ebenso
                  medial und thematisch vielfältige Exponate, die   vielfältiges Publikum an. Zu den Besucher*
                  sowohl an persönliche als auch an kollektive      innen gehörten beispielsweise Kunststudent*

   Retro-
                  Dimensionen des Erinnerns und Vergessens          innen, Studierende am Institut für Konfliktfor-
                  anknüpften.                                       schung in Marburg oder Ethnologie Student*­
                                                                    innen, die sich mit dem Thema „Anthropology of
                  Gefördert durch:                                  Remembering“ beschäftigten. [JA]
                  Kulturstiftung des Bundes                          7.3. – 14.7.2019
                  Dr. Marschner-Stiftung
                  Ernst Max von Grunelius-Stiftung

 spek­tive
                  Freunde & Förderer HMF
26      27

     Das Meisterstück ————                                                                                Wie wohnen
		               Kunst kommt von Können                                                                die Leute? ————
                                                                                                         Mit dem Stadtlabor
Am 11.9.2019 eröffnete die dritte große Sonder-    Konvolut von 49 Gemälden wurde im Rahmen des        			durch die
ausstellung im Neubau des HMF. Im Zentrum          Programms „Kunst auf Lager“ mit Mitteln der
stand ein hier erstmals behandeltes Thema der      Ernst von Siemens Kunststiftung und der
                                                                                                       Ernst-May-Siedlungen
Kunstgeschichte: das Meisterstück der Maler. Es    Rudolf-August Oetker-Stiftung größtenteils
handelt sich dabei um ein auch für die Frankfur-   restauriert. Die Ausstellung präsentierte die       EFATE, MEFA, ZWOFADOLEI und MEFAGANG,              Wohnen heute in den Erzählungen von gestern
ter Stadtgeschichte wichtiges Phänomen. Von der    Gemälde erstmals vollständig und thematisierte      diese Frankfurter Kleinstwohnungen sowie eine      konnte somit vielfältig erlebt werden – im
Gründung der Malergesellschaft 1630 bis zur        ein Kapitel der Künstlersozialgeschichte. Der Weg   Kleingartenlaube wurden für die Ausstellung        Museum und draußen in den Siedlungen.
Auflösung der Zünfte 1864 wurden mit den           des Malers vom Handwerker zum freien Künstler,      „Wie wohnen die Leute?“ im Maßstab 1:1             Alle Beiträge sind im Stadtlabor-Heft zur Ausstel-
Meisterstücken der Frankfurter Maler die           seine Ausbildung von der Zunft bis zur Akademie     nachgebaut. Ausgestattet waren sie mit den         lung dokumentiert. Bewohner*innen, Künstler*
Amtsräume des Römers ausgestattet; später          wurde auch anhand von bedeutenden Gemälden          Beiträgen der Stadtlaborant*innen zu den           innen und Stadtforscher*innen besprechen das
gelangten sie dann in die Sammlungen des HMF.      aus Deutschland und dem Ausland vor Augen           Themen bezahlbares Wohnen, das neue Umbau-         Wohnen in den Ernst-May-Siedlungen sowie
Das in Deutschland und weltweit einzigartige       geführt. [ALS]                                      en, Nachbarschaft und Wohnen in der Siedlung.      aktuelle Debatten rund um die Wohnraum­
                                                    12.9.2019 – 19.1.2020                             Über 100 Personen hatten sich an der Ausstellung   versorgung. [KB]
                                                                                                       beteiligt und diese gemeinsam mit dem Muse-        16.5. – 13.10. 2019
                                                   Gefördert von:                                      umsteam kuratiert sowie ein vielfältiges Rah-
                                                   Kulturfonds Frankfurt RheinMain,                    menprogramm zusammengestellt. Neben
                                                   Kulturstiftung der Länder,                          Gesprächsrunden zum bezahlbaren Wohnen
                                                   Ernst von Siemens Kunststiftung,                    – damals wie heute – öffneten Bewohner*innen
                                                   R.A. Oetker-Stiftung, Georg und Franziska           ihre Türen und führten beispielsweise durch ­
                                                   Speyer’sche Hochschulstiftung,                      ihre noch erhaltene Frankfurter Küche. Das
                                                   Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen,
                                                   Stiftung Polytechnische Gesellschaft,
                                                   Freunde & Förderer HMF

                                                   Besucher*innen bei der Ausstellungseröffnung
                                                   „Das Meisterstück. Kunst kommt von Können“
                                                   am 11.9.2019

                                                                                                                                                          oben: Das Modell EFATE
                                                                                                                                                          ­(Einfamilienhaus mit Dachterrasse) ­
                                                                                                                                                           in der Ausstellung

                                                                                                                                                          links: Im Gespräch über das Wohnen.
                                                                                                                                                          Blick ins EFATE
28        29

                                                                                                                                                                  Tagung ————
                                                                                                                                                             Frankfurt und der
                                                                                                                                                                  Nationalsozialismus
                                                                                                                                                             Das Historische Museum Frankfurt plant für
                                                                                                                                                             2021 bis 2023 ein bisher vorbildloses Ausstel-
                                                                                                                                                             lungsprojekt: In drei unterschiedlichen Forma-
                                                                                                                                                             ten wird das Thema Frankfurt und der National-
                                                                                                                                                             sozialismus für ein breites Publikum erforscht
                                                    Open-Air Konzert Abbas Anoor & Band auf dem                                                              und präsentiert.
                                                    Museumsplatz                                                                                             Zur Vorbereitung brachte im März 2019 eine
Besucher*innen bei der Eröffnung von „Kein Leben                                                        Habbo Knoch während seiner Key Note bei der Tagung   Tagung Wissenschaftler*innen und Praktiker*
von der Stange. Geschichten von Arbeit, Migration                                                       Frankfurt und der Nationalsozialismus                innen zusammen. In 16 Vorträgen stellten diese
und Familie”

                                                           360° ————
                                                                                                                                                             den mehr als 200 Teilnehmenden einschlägige
                                                                                                                                                             Forschungsprojekte vor und berichteten von

   Stadtlabor-                                      Diversität am Historischen 		                          NEU  
                                                                                                                                                             Erfahrungen andernorts. [BB/JJ/JZ]
                                                                                                                                                             Alle Beiträge zum Nachhören: www.historisches-­
                                                    		Museum
Ausstellung ————                                                                                        Das biografische
                                                                                                                                                             museum-frankfurt.de/ns-tagung

                                                    Das HMF wurde 2018 von der Kulturstiftung des
   „Kein Leben                                                                                            Kabinett von Artur
       von der Stange“
                                                    Bundes in das Programm „360°- Fonds für
                                                    Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ aufge-
                                                                                                                                    Dynamiken des
                                                    nommen. Für weitere zweieinhalb Jahre werden        Schopenhauer ———— Erinnerns und
Die Ausstellung „Kein Leben von der Stange.         sich Puneh Henning und Ismahan Wayah um die
                                                                                                            in der Dauerausstellung
Geschichten von Arbeit, Migration und Familie“
eröffnete am 27. November 2019. Sie wurde von
                                                    Diversität in den Bereichen Publikum, Pro-
                                                    gramm und Personal kümmern. Die Referentin-           Frankfurt Einst?           Vergessens ————
fünf Stadtlaborant*innen zusammen mit den           nen für Migration und kulturelle Diversität                                                              Wissenschaftliche Tagung
Museums-Kuratorinnen konzipiert und durch           organisierten Sensibilisierungsworkshops für        Im Oktober 2019 wurde ein Kabinett des Be-
zwei künstlerische Beiträge ergänzt. Die Stadtla-   die Museumskolleg*innen zum Umgang mit              reichs „Bürgerstadt“ der Person Artur Schopen-       Die Tagung zur Ausstellung „Vergessen – Warum
borant*innen stellen dar, wie sich die Arbeits-     Rechtspopulismus und zum Thema Klassismus.          hauers gewidmet. Der Philosoph lebte von 1833        wir nicht alles erinnern“, moderiert von Dr. Insa
migration auf individuelle Biografien auswirkt.     Hierbei ging es um Diskriminierung aufgrund         bis zu seinem Tod 1860 in Frankfurt. Anlass der      Wilke, hatte die Funktion, zwischen den sozial-
Es geht um die „Gastarbeiter-Zeit“, aber auch um    der sozioökonomischen Situierung einer Person       Ausstellung ist die 200jährige Wiederkehr der        wissenschaftlichen, historischen, psychoanaly-
heutige Formen von Arbeitsmigration. Unsere         und wie das Museumsteam klassismuskritische         Ersterscheinung von Schopenhauers Hauptwerk          tischen, neurowissenschaftlichen und künstleri-
Gesellschaft ist seit Jahrhunderten stark durch     Kulturarbeit machen kann. Ein internationales       „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Das            schen Perspektiven, die in der Ausstellung
Migration geprägt. Die Ausstellung will dazu        Publikum luden sie in einer Konzertreihe mit der    Kabinett zeigt Aspekte seiner Person, seines         präsentiert wurden, einen Dialog herzustellen.
beitragen, dass migrantische Erinnerungen           Initiative „Bridges – Musik verbindet“ in das       Menschenbildes und seines Werks vor dem              Ein Schwerpunkt lag auf der Bedeutung des
stärker als bisher als Bestandteil des deutschen    Museum ein. Das Open-Air Konzert mit Abbas          Hintergrund seines mit großem Bedacht                biografischen Vergessens und Erinnerns für die
kulturellen Gedächtnisses gesehen werden. [AJ]      Anoor & Band auf dem Vorplatz im Juli 2019 war      gewählten Wohnorts Frankfurt. [FB]                   eigene Identität und dem Einfluss des kulturel-
 28.11.2019 – 5.4.2020                             ein toller Erfolg. In 2020 werden die Referentin-                                                        len Wandels darauf. Prof. Dr. Aleida Assmann
                                                    nen gemeinsam mit verschiedenen Initiativen                                                              hielt einen öffentlichen Abendvortrag zu
Gefördert von:                                      und Communities im Stadtlabor „Decolonize                                                                räumlichen und zeitlichen Bildern des Erinnerns
Commerzbank-Stiftung (ZukunftsGut-Preis 2018),      Frankfurt“ die Themen (Post-)Kolonialismus,                                                              und Vergessens. Der zweite Tag brachte das
Stiftung Polytechnische Gesellschaft, IG Metall,    Rassismus und Empowerment in den Mittel-                                                                 Verleugnen und Verdrängen und das Trauma in
Gemeinnützige Hertie-Stiftung,                      punkt stellen. [IW/PH]                                                                                   Zusammenhang. [JA]
Frankfurter Programm Aktive Nachbarschaft,                                                                                                                   23. – 24.5.2019
Kulturstiftung des Bundes (360 Grad)
30       31

                     Preise und
                         Nominierungen ————
                     Am 12. September 2018 hat die Commerzbank-­
                     Stiftung in Frankfurt den „ZukunftsGut“-Preis
                     für institutionelle Kulturvermittlung erstmals
                     vergeben. Das HMF erhielt den 2. Platz – unter
                     125 Bewerbungen aus allen Kultursparten – und
                     ein Preisgeld von 20.000 Euro. Das Preisgeld
                     wurde 2019 zum Grundstein der Finanzierung
                     der Stadtlabor-Ausstellung „Kein Leben von der
                     Stange“. Besonders für die Entwicklung dieses
                     partizipativen Ausstellungsformats war das
                     Museum ausgezeichnet worden.
                          Das Historische Museum Frankfurt nahm
                     am Wettbewerb um den bedeutendsten Europäi-

Aktivitäten und

         ———
                     schen Museumspreis EMYA (European Museum
                     of the Year Award) teil, die Prämierung fand im
                     Oktober 2019 in Sarajewo statt, ausgerichtet vom

   Veranstaltungen   War Childhood Museum (Preisträger von 2018).
                     Die Kuratorinnen Nina Gorgus und Angela
                     Jannelli präsentierten das Museumskonzept,
                     wofür das HMF eine Nominierung für den EMYA
                     erhielt. [JG]

 Mauer-
                                                                        Angela Jannelli und Nina Gorgus in Sarajewo
                                                                        mit der EMYA-Nominierung

schau                                                           Besucher*innen bei der Eröffnung der Stadtlabor-­
                                                                Ausstellung „Kein Leben von der Stange“
32       33

                                                    Eröffnungsredner der Internationalen Hands On!-Konferenz
                                                    (v.l.n.r.): Jörg Ehrtreiber, Präsident des Verbandes Hands On!
                                                    International; Angela Dorn, Hessische Staatsministerin für
                                                    Wissenschaft und Kunst; Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin                                                              Autor*innen der Schreibgruppe der Bibliothek der
                                                    der Stadt Frankfurt; Dr. Jan Gerchow, Direktor des HMF, u.                                                              Generationen präsentieren ihre Kurzgeschichten und Gedichte
                                                    Susanne Gesser, Leiterin des JuM, Vizepräsidentin von                                                                   zur Stadtlabor-Ausstellung „Orte der Jugend“
                                                    Hands On! International und Gastgeberin

                                                                                                                     Die Bibliothek
Die Welt der Kindermuseen                                                                                            		der Generationen
		zu Gast ————                                                                                                          wird 20 Jahre alt! ————
Unter dem Titel „All inclusive! Museums as places   Höhepunkt der Konferenz war die Verleihung des                   2020 feiert die Bibliothek der Generationen ihren
for ALL children“ fand vom 22. bis 26. Oktober      mit 5.000 Euro dotierten internationalen                         20. Geburtstag! Das von Sigrid Sigurdsson im
2019 Europas einzige kinderfokussierte Muse-        Children in Museums Award im Kaisersaal.                         Jahr 2000 konzipierte künstlerische Erinne-
umskonferenz statt. Gastgeber der zusammen          Kulturdezernentin Ina Hartwig überreichte den                    rungsprojekt ist generationenübergreifend
mit dem Weltverband Hands On! International         Preis an Kër ImagiNation aus Dakar/Senegal.                      angelegt. Es wird erst 2105 abgeschlossen sein.
Association of Children in Museums ausgerichte-     Videomitschnitte und eine Online-Dokumentation                   200 Beiträge werden dann eine alternative
ten Konferenz war das Junge Museum. Fünf Tage       sind unter www.hands-on-international.net/                       Geschichte der Stadt erzählen. Zum 20. Geburts-
lang tagte die internationale Kindermuseums         conferences/conference-2019 abrufbar. [SG]                       tag wird es neben einem großen Treffen aller
Community aus Afrika, Asien, Europa und                                                                              Autor*innen auch ein hochkarätig besetztes
­Amerika. Inklusion, Gamification und die                                                                            Symposium geben, bei dem Fachleute die
 sammlungsbasierte kulturelle Bildung waren die                                                                      verschiedenen Aspekte des Projekts beleuchten.
 Themen, über die sich Museumsdirektor*innen                                                                         Die Veranstaltung richtet sich an alle, die sich für
 und Kulturvermittler*innen austauschten.                                                                            Biografie-Arbeit, künstlerische Erinnerungspro-
                                                                                                                     jekte oder Geschichtsschreibung interessieren.
                                                                                                                     Den abendlichen Festvortrag wird die Kulturwis-
                                                                                                                     senschaftlerin Aleida Assmann halten, die 2018         Im Gespräch nach der Lesung
                                                                                                                     mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhan-
                                                                                                                     dels ausgezeichnet wurde. [AJ]
34         35

                                                                                                   Kaoutar El Ajouaoui hat sich das Porträt eines katholischen
                                                                                                   Priesters ausgesucht

                                                                                                   Werkstattbeschäftigte                        Das HMF hat die
                                                                         Lehrer*innen bei der
                                                                                                     als Museumsguides Patenschaft für
                                                                         Fachtagung im HMF
                                                                         „Mit allen Sinnen –
                                                                         das inklusive Museum“
                                                                                                   		————                                        einen Stolperstein
                                                                                                                                              übernommen ————
                                                                                                   Für den Multimediaguide des HMF haben zehn
                                                                                                   Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
Schule und                                                                                         gemeinsam eine Tour erarbeitet. Die Beschäftig-

                                                        Inklusion ————
                                                                                                   ten der Praunheimer Werkstätten haben                          Am 23.6.2019 verlegte die Initiative Stolpersteine
   Museum ————                                                                                     recherchiert, Texte verfasst, Präsentationen                   Frankfurt am Main e.V. gemeinsam mit dem
                                                                                                   erarbeitet und vor der Kamera gestanden. Die                   Künstler Gunter Demnig, der das Erinnerungs-
Im HMF und im JuM legen wir unter der            Wir beraten viele Kolleg*innen aus anderen        entstandenen Videoclips spiegeln die Idee des                  projekt initiiert hatte, vier Stolpersteine für die
Überschrift „Schule und Museum“ in unserer       Museen über unser Konzept des „inklusiven         inklusiven Museums wider, diverse Perspekti-                   Familie Simon. Das HMF übernahm die Paten-
Vermittlungsarbeit einen neuen Fokus auf         Museums“. Darüber hinaus führen wir Studie-       ven von Frankfurter*innen ins HMF zu holen.                    schaft für den Stein von Fritz Simon, dem jünge-
Angebote für Schüler*innen und Lehrkräfte.       rende verschiedener Fachrichtungen zu diesem      Es geht aber auch darum, die Stimmen von                       ren Sohn von Liesel und Paul Simon. Ein Kabinett
Für alle Altersstufen und Schulformen werden     Thema durch unser Haus. Im Juni 2018 waren        Menschen mit Behinderung für die Öffentlich-                   in der Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“
derzeit buchbare Workshops und Führungsfor-      wir eingeladen, unser Projekt an der Pariser      keit hörbar zu machen.                                         erinnert an die beliebte Frankfurter Puppen­
mate sowie Materialien zur selbständigen         Sorbonne Université im Rahmen einer Museolo-      Das Projekt war eine Kooperation zwischen den                  spielerin. [NG]
Erschließung der Dauer- und Wechselausstel-      gie-Konferenz vorzustellen. Die Idee, dass        Praunheimer Werkstätten und dem HMF,
lungen überarbeitet oder neu konzipiert. Auch    „Inklusion“ mehr bedeutet als Barrierefreiheit,   realisiert durch finanzielle Unterstützung des
digitale Angebote, wie ein Multimediaguide 14+   setzt sich im Kulturbereich immer weiter durch.   Hessischen Ministeriums für Soziales und
für das eigene Smartphone und Downloadmate-      [AG]                                              Integration.
rial zur Vor- und Nachbereitung des Museums-                                                       [AG]
besuchs sollen weiterentwickelt werden.
Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer*innen
informieren zweimal jährlich über das kom-
mende Ausstellungsprogramm und neue
museumspädagogische Formate. Wir streben
einen größeren (Ideen-)Austausch mit Fachkol-
leg*innen an und möchten es ermöglichen, den
Besuch im Museum frühzeitig in den Unter-
richtsalltag einzuplanen. [AG/LB]
                                                                                                                                  Stolpersteine für die Familie
                                                                                                                                  Simon im Marbachweg 333
36      37

Kinder aus Fechenheim-Nord haben zur Pressekonferenz
für 20 Jahre Junges Museum unterwegs Protestplakate
gestaltet und fordern: Plastik, nein danke! gemeinsam mit
Daniela Birkenfeld, Dezernentin für Soziales, Jugend und    Besucher*innen am Frankfurt Modell beim
Recht, Susanne Gesser, Direktorin des Jungen Museums        Museumsuferfest 2019
und Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin                                                                                        Entwurfsskizze zur Begrünung des Museumsplatzes
                                                                                                                              von Florian Noffke, Grünflächenamt Frankfurt

                                                            Nacht der Museen
    Junges Museum                                               und MUF ————                                                                                         Der Museumsplatz
unterwegs ————                                              Bei der diesjährigen Nacht der Museen und dem                                                           wird grün! ————
                                                            Museumsuferfest besuchten rund 20.700 Gäste
Was sind meine Rechte? Was brauche ich, um                  das Programm des HMF und des JuM. Bei dem        Erklärung der Vielen                              Die Statuen aus Frankfurter Gärten stehen
ein gutes Leben zu führen? Wie kann ich gegen               Silent Event gab es während der Nacht für alle                                                     schon, jetzt fehlt nur noch das Grün: 2020 wird
Ungerechtigkeiten vorgehen? Diesen Fragen                   etwas auf die Ohren und auch beim MUF konnte         ————                                          im Rahmen der geplanten Ausstellungen zu „Die
widmete sich „Dagegen! Dafür? Wofür stehst                  man sowohl nordeuropäisch inspiriertem Jazz                                                        Stadt und das Grün“ der Museumsplatz be-
du?“. In dem offenen, soziokulturellen Projekt              als auch klassischer Musik von Edvard Grieg      Mit der Frankfurter Erklärung der Vielen haben    pflanzt. In Kooperation mit dem Grünflächenamt
befassten sich Kinder und Jugendliche aus 16                lauschen. [SB]                                   sich über 50 Kulturinstitutionen und Kunstschaf- und dem Palmengarten und vielen Interessier-
Stadtteilen mit Kinderrechten und Ungerechtig-                                                               fende gegen Rechtspopulismus, Antisemitismus, ten werden wir den Platz mit Pflanzkübeln
keiten: Mitsprache in der Familie, ungleiche                                                                 Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie        bestücken. So können künftig alle mitten in der
Behandlung in der Schule, aber vor allem
konkrete Probleme im Stadtteil wie Lärm,                      Yippie! & OPEN                                 sowie Islamophobie ausgesprochen. Das HMF         Stadt im Grünen sitzen und die Bepflanzung
                                                                                                             war einer der Erstunterzeichner. Die Frankfurter trägt zu einem besseren Stadtklima bei. Im
Verkehr oder fehlende Spielflächen wurden
diskutiert. Die Teilnehmer*innen gestalteten                BOOKS KIDS ————                                  Erklärung versteht sich als Teil der bundesweiten Frühjahr 2020 ist Saisonstart mit einer öffentli-
                                                                                                             Aktion Die Vielen. Sie hat lokalen Charakter und  chen Pflanzaktion. [NG]
das Programm nach ihren eigenen Bedürfnissen                                                                 wird über regionale Zusammenschlüsse in
mit. Häufig diskutiertes Thema waren Klima-                 Über 2000 Kinder und Erwachsene besuchten        eigenen Erklärungen bundesweit verbreitet. Mit
schutz und ein nachhaltiges Leben. Die Politisie-           2019 die sehr gut etablierten Lesefeste im       den Worten „Wir sind viele, jede*r Einzelne von
rung durch die Fridays for Future-Bewegung                  Jungen Museum. In Kooperation mit dem            uns“ betonen die Unterzeichnenden die Bedeu-
war deutlich zu spüren. Die Teilnehmer*innen                Kunst- und Kulturverein Raum 121 stellten vom    tung demokratischer und künstlerischer Freiheit
lernten Protestsymbole kennen, gestalteten                  31.8.–1.9.2019 bei YIPPIE! Comicautor*innen      und Pluralität. [IW]
eigene Plakate und Flyer und organisierten                  und Zeichner*innen aktuelle Werke vor.
Demonstrationen in den Stadtteilen. [LH]                    Organisiert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt
6.5. – 20.9.2019                                            lasen vom 19.–20.10.2019 bei OPEN BOOKS KIDS
                                                            13 beliebte Kinderbuch-Autor*innen aus ihren
                                                            Neuerscheinungen. [MD]
38       39

                                                                                               Gemäldekasten, 9. Abteilung
                                                                                               der Sammlung
                                                                                               Johann Valentin Prehn

                  Kunstwissenschaftliche
		Forschung,      			Forschung des Museums
Restaurierung,      in Online-Datenbank ————
   Neuerwerbung
                  Ein Langzeitprojekt des HMF soll 2020 zum           nisse thematisch gegliedert anhand ausgewähl-
                  Abschluss gebracht werden: der wissenschaftli-      ter Gemälde. Aus diesem Anlass erscheint ein
                  che Bestandskatalog der Gemäldesammlung             gedruckter Katalog, der die Sammlung in

Sammlung
                  Prehn. Unter der Leitung des Gemäldekurators        mehreren Aufsätzen und 100 besonderen
                  Wolfgang P. Cilleßen und der Gemälderestaurato-     Gemälden vorstellt. Außerdem stehen die
                  rin Anja Damaschke haben die Kunsthistorikerin      vollständigen Ergebnisse zu allen Gemälden ab
                  Julia Ellinghaus und der Kunsthistoriker Gerhard    Juni 2020 unter www.bildersammlung-prehn.de
                  Kölsch sowie mehrere Restauratorinnen seit          frei zugänglich online zur Verfügung. Finanziell
                  2009 die auf 32 Kästen verteilten 874 kleinforma-   getragen wurde das Projekt von vier Stiftungen,
                  tigen Gemälde kunstwissenschaftlich erforscht       der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Adolf
                  und gemäldetechnologisch untersucht. Die            und Luisa Haeuser Stiftung für Kunst und
                  Ergebnisse werden nun in dreifacher Form            Kulturpflege, der Rudolf-August Oetker-Stiftung
                  präsentiert. Die Ausstellung „Prehn's Bilderpara-   und der Hessischen Kulturstiftung. [WPC]
                  dies“ zeigt die interessantesten Forschungsergeb-    Prehn´s Bilderparadies 28.5.2020 – 17.1.2021
                                                                      im 13. Sammlerraum
Sie können auch lesen