Ophelia - Dresdner Philharmonie

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Ophelia - Dresdner Philharmonie
KAMMERKONZERT

Ophelia
MI 8. / SO 12. JAN 2020 | SCHLOSS ALBRECHTSBERG
Ophelia - Dresdner Philharmonie
Mahler 5
SA 18. JAN 2020 | 19.30 Uhr
SO 19. JAN 2020 | 18.00 Uhr
KULTURPALAST

NIELSEN Klarinettenkonzert
MAHLER Sinfonie Nr. 5 cis-Moll

JONATHAN NOTT | Dirigent
SABINE MEYER | Klarinette
DRESDNER PHILHARMONIE
                                                                    © Christian Ruvolo

Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 €   ticket@dresdnerphilharmonie.de
9 € Schüler, Studenten             dresdnerphilharmonie.de
Ophelia - Dresdner Philharmonie
PROGRAMM

           Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
           Duo für Klarinette und Fagott B-Dur WoO 27 in der Bearbeitung
           für Violine und Violoncello von Friedrich Hermann
           Allegro sostenuto
           Aria con variazioni

           Streichquintett Es-Dur op. 4 (1795/96)
           Allegro con brio
           Andante
           Menuetto più Allegretto – Trio I – Trio II. Sempre dolce e piano
           Finale. Presto

           PAUSE

           Johannes Brahms (1833 – 1897)
           Fünf Ophelia-Lieder auf Texte aus William Shakespeares »Hamlet« (1873),
           für Singstimme und Streichquartett transkribiert von Aribert Reimann (1997)
           »Wie erkenn' ich dein Treulieb?«
           »Sein Leichenhemd weiß wie Schnee«
           »Auf morgen ist Sankt Valentins Tag«
           »Sie trugen ihn auf der Bahre bloß«
           »Und kommt er nicht mehr zurück?«

           Brett Dean (* 1961)
           »some birthday …« für zwei Bratschen und Violoncello (1992)

           Streichquartett Nr. 2 »And once I played Ophelia« mit Sopran (2013)
           Text von Matthew Jocelyn, nach William Shakespeare
           Deutsche Erstaufführung
           Fast, breathless –
           Hushed, distant – Flowing – Serene, intimate – Broad, exalted –
           Fast, agitated – Suddenly slow, vacant –
           Extremely still – Sparse, distant –
           Slow, austere

           Valda Wilson | Sopran
           Freies Ensemble Dresden
           Deborah Jungnickel | Violine
           Eunyoung Lee | Violine
           Hanno Felthaus | Viola
           Joanna Szumiel | Viola
           Daniel Thiele | Violoncello
Ophelia - Dresdner Philharmonie
WOLFGANG STÄHR

    Ophelia und der Jubilar
    Musik von Beethoven, Brahms
    und Dean

                                                 Mozart selbst aber sah und hörte es offen-
                                                 bar anders. Jedenfalls bearbeitete er
     Kaiserliche Harmonie! Dieses wohl-          die Serenade später für Streichquintett
     tönende Wort weckt Assoziationen an         (KV 406), aus »geschäftlichen Gründen«,
     fernöstliche Weisheitslehre, an asiatische wie der Musikhistoriker Alfred Einstein
     Entspannungstechniken oder erlesene         mit unverkennbarem Naserümpfen
     Teemischungen. Tatsächlich aber ver-        anmerkt: ein übertriebener, puristisch
     birgt sich dahinter ein Bläseroktett der    motivierter Tadel.
     Wiener Hofmusik, das der habsburgische      Und die Geschichte wiederholt sich doch!
     Kaiser Joseph II. 1782 ins Leben rief: je   Wie der habsburgische Kaiser gönnte sich
     zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und         auch dessen jüngster Bruder Maximilian
     Fagotte. Diese Besetzung galt seinerzeit    Franz, Kölner Kurfürst mit Residenz in
     als Inbegriff der »Harmonie«, und jeder     Bonn, seine eigene »Harmonie«. »Selten
     dachte sofort an ein solches Oktett aus     wird man eine Musik von der Art finden,
     vier Bläserpaaren, wenn von »Harmonie-      die so gut zusammenstimmt, so gut sich
     musik« die Rede war. Immerhin ver-          versteht, und besonders im Tragen des
     danken wir dieser Wiener Mode Mozarts       Tons einen so hohen Grad von Wahrheit
     Serenade in c-Moll KV 388: Die Hörerin-     und Vollkommenheit erreicht hätte, als
     nen und Hörer am Kaiserhof, im adeligen     diese«, schwärmte ein zeitgenössischer
     Palais oder unter freiem Himmel be-         Musikkenner, nachdem er das kurfürst-
     kamen mit seinem Oktett eine Harmonie- liche Bläseroktett erstmals erleben durfte.
     musik reinsten Wassers geboten, un-         Und für eben dieses vortreffliche Ensemble
     verwechselbar in Klang und Charakter.       erdachte Ludwig van Beethoven im Jahr
                                                 1792, in seinen letzten Bonner Monaten,
                                                 das Oktett in Es-Dur, ein harmonischer

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Es-Dur-Quintett war und ist
                                                                       kein bloßes Arrangement, keine
                                                                       Zweitverwertung oder markt-
                                                                       gängige Umarbeitung. Die
                                                                       Wiener Version für fünf Strei-
                                                                       cher könnte in Form, Umfang,
                                                                       Instrumentation und vielen
                                                                       Details beinah als Neukomposi-
                                                                       tion durchgehen. Jedenfalls
                                                                       wird sie nicht alle Tage gespielt,
                                                                       nur alle Jubeljahre, und deshalb
Anonymes Portrait eines jungen Mannes, das angeblich Ludwig            auch hier und heute, am Beginn
van Beethoven im Alter von 18 Jahren zeigt.
                                                                       der Monate währenden und
Gesang mit auskomponiertem Abschied                           die ganze Welt umspannenden Feierlich-
und Lebewohl: kein Gesellenstück, ein                         keiten zu Beethovens 250. Geburtstag.
Meisterwerk! In Wien veröffentlichte                          Dreiklang der Klassiker: Beethoven
Beethoven das Bläseroktett nicht (es                          wandelte auf Mozarts Spuren; und im
erschien erst nach seinem Tod unter der                       Herbst 1792 zog er vom Rhein an die
irreführend hohen Opuszahl 103), wohl                         Donau, ins habsburgische Wien, um dort
aber eine Neufassung ganz ohne Bläser,                        bei Joseph Haydn in die Schule zu gehen.
die 1796 als »Grand Quintetto« op. 4 im                       Noch vor diesem epochalen Schritt, groß
Wiener Verlagshaus Artaria erschien,                          für ihn und groß für die Menschheit,
in der Mozartschen Besetzung mit zwei                         komponierte Beethoven in Bonn allerlei
Violinen, zwei Violen und einem Violon-                       Bläserkammermusik, nicht nur das
cello, während Boccherini zuvor und                           nachträglich den Streichern geschenkte
Schubert danach eine Formation mit zwei                       Oktett, sondern offenbar auch drei Duos
Celli und nur einer Bratsche favorisierten
für ihre Streichquintette. Aber Beethovens

                                                                                                            3
Ophelia - Dresdner Philharmonie
für Klarinette und Fagott WoO 27, echte       LUDWIG VAN BEETHOVEN
    Früh- und Jugendwerke, die der deutsche       getauft am 17. Dezember 1770 in Bonn
                                                  † 26. März 1827 in Wien
    Geiger und Komponist Friedrich Her-
    mann (1828 –1907) hundert Jahre später
                                                  Duo für Klarinette und
    für Violine und Violoncello einrichtete.
                                                  Fagott B-Dur WoO 27
    Echte Frühwerke? Die drei Duos sind           in der Bearbeitung für Violine und Violoncello
    lediglich in einem deutschen Nachdruck        von Friedrich Hermann (1828 – 1907)
    von 1830 überliefert, der auf eine nur
    noch dem Titel nach bekannte franzö-          ENTSTEHUNG
    sische Edition zurückging. Da jedoch          unbekannt, erstmals gedruckt 1810 in Paris
    kein einziges Notenblatt von Beethovens       Die Autorenschaft Beethovens wird von
                                                  einigen Forschern bezweifelt.
    Hand erhalten blieb, kein Autograph,
                                                  URAUFFÜHRUNG
    kein Entwurf, keine Reinschrift oder
                                                  unbekannt
    dergleichen, kann nicht ausgeschlossen
                                                  ZULETZT IN EINEM KONZERT DER
    werden, dass dieser Beethoven gar nicht       DRESDNER PHILHARMONIE
    von Beethoven herrührt. Wir können            8. April 1989 in der originalen Besetzung für
    uns trösten, am besten mit Goethe, der        Klarinette und Fagott mit Werner Metzler,
                                                  Klarinette und Michael Lang, Fagott
    in seine »Maximen und Reflexionen«
                                                  SPIELDAUER
    die kluge Betrachtung aufnahm: »Unter
                                                  ca. 11 Minuten
    mancherlei wunderlichen Albernheiten
    der Schulen kommt mir keine so voll-
    kommen lächerlich vor als der Streit über     Streichquintett Es-Dur
    die Echtheit alter Schriften, alter Werke.    op. 4 (1795/96)
    Ist es denn der Autor oder die Schrift, die
    wir bewundern oder tadeln? Es ist immer       ENTSTEHUNG
    nur der Autor, den wir vor uns haben; was     1792/93 als Bläseroktett komponiert, 1795/96
                                                  zum Streichquintett umgearbeitet
    kümmern uns die Namen, wenn wir ein
    Geisteswerk auslegen?«…                       URAUFFÜHRUNG
                                                  unbekannt
                                                  ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER
                                                  DRESDNER PHILHARMONIE
                                                  SPIELDAUER
                                                  ca. 29 Minuten

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Ophelia - Dresdner Philharmonie
DIE FÜNFTE STIMME
Auch wer mehr wissen will über das           Goethe so klar wie knapp umreißt, gehört
Streichquartett, gerät zwangsläufig an       noch ins 18. Jahrhundert, in die Zeit von
Goethe. Ob es nun eine Definition ist        Bach bis Haydn. Aber die Komponisten,
oder eher eine Assoziation, die er 1829 in   die Quartette schrieben, akademisch oder
einem Brief formulierte, Goethes Worte       ambitioniert, haben es nie ganz aufgege-
können jedenfalls als Inschrift, Leitsatz,   ben, im Gegenteil: Dieser anachronisti-
ja sogar als Credo der Quartettkunst         sche Zug begründete auch die Würde, die
gelten: »Man hört vier vernünftige Leute     Seriosität, den intellektuellen Anspruch
                                             gerade des Streichquartetts, das musik-
                                             historisch bald von seiner Substanz zu
                                             leben begann, im guten wie im schlech-
                                             ten Sinne. Während in den Sinfonien seit
                                             Beethovens Neunter selbstverständlich
                                             auch gesungen und mit verteilten Rollen
                                             gespielt wurde, auf dass manche Sinfo-
                                             nien kaum noch von Opern oder Orato-
                                             rien zu unterscheiden waren, schien das
                                             Streichquartett wie abgeschirmt gegen
                                             derlei Experimente. Was sich im Maß-
                                             stab der Sinfonie kühn und phantasievoll
                                             ausnahm, musste im kleinen, aber feinen
                                             Kreis des Quartetts vorlaut, wenn nicht
                                             gar effekthascherisch erscheinen, kurzum:
                                             fehl am Platze. Erst Arnold Schönberg
                                             wagte den Tabubruch, als er 1908 in sei-
                                             nem fis-Moll-Quartett einen Sopran, eine
                                             fünfte Stimme, ins bislang reine Instru-
                                             mentalspiel brachte und in den letzten
Aribert Reimann 2010                         beiden Sätzen Lieder nach Gedichten von
                                             Stefan George singen ließ. Aber sein Bei-
sich untereinander unterhalten, glaubt       spiel blieb isoliert und fand kaum Nach-
ihren Diskursen etwas abzugewinnen           folger. Das Streichquartett klang sanglos
und die Eigentümlichkeiten der Instru-       fort, auch im modernisierungsfreudigen
mente kennen zu lernen.« Das musikali-       zwanzigsten Jahrhundert.
sche Konversationsideal allerdings, das

                                                                                         5
Ophelia - Dresdner Philharmonie
John Everett Millais: »Ophelia«, Gemälde aus dem Jahr 1852

    Zu den Ausnahmen zählt eine Reihe von
    Werken des Berliner Komponisten Aribert                      populärsten: »Guten Abend, gut’ Nacht.«
    Reimann, die allesamt um die Mitte der                       Aber dass Brahms für die Bühne schrieb –
    1990er Jahre entstanden, jedoch strengge-                    hätten Sie’s gewusst? Der legendäre Burg-
    nommen keine »Originale« sind, sondern                       schauspieler Joseph Lewinsky, geschätzt
    Bearbeitungen, Arrangements, Transkrip-                      in den abgründigen Charakterrollen, im
    tionen. Aribert Reimann hat Lieder von                       Fach der charismatischen Übeltäter wie
    Schubert, Schumann, Mendelssohn und                          Jago, Richard III. oder Franz Moor, bat den
    Brahms – klavierbegleitete Lieder, wie es                    in Wien etablierten Hamburger Johannes
    der Tradition entspricht –, für die nach                     Brahms um Lieder für seine Braut Olga
    wie vor ungewohnte Besetzung eines                           Precheisen, eine bewunderte Julia und
    Soprans mit einem Streichquartett umge-                      Maria Stuart und namentlich als Gretchen
    schrieben. Bekannte Lieder, aber auch die                    in Goethes »Faust« für ihre »Herzens-
    wahrscheinlich unberühmtesten aus dem                        wärme, Naturwahrheit, Naturfrische und
    Nachlass von Johannes Brahms. Mit Sinfo-                     Poesie« gepriesen: fünf Lieder, die sie im
    nien wird dieser Komponist identifiziert,                    Dezember 1873 nach ihrem Wechsel an das
    mit Konzerten und Sonaten, Kammer-                           Deutsche Theater in Prag als Ophelia im
    musik in wechselnden Konstellationen und                     vierten Akt des »Hamlet« sang, vermutlich
    natürlich auch Liedern, bis zu dem aller-                    »solo«, ohne instrumentale Begleitung.
                                                                 Die Klavierstimme, teilweise nur skizzen-

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Ophelia - Dresdner Philharmonie
haft notiert und
                          rudimentär, diente
                          offenbar bloß dem       scheint), seine Mutter, die den neuen,
                          Zweck der Einstudie-    mörderischen König geheiratet hat, den
                          rung, nicht der Auf-    Bruder ihres toten Gatten? Ophelia, in die
                          führung. Im Druck       Intrigen am Hof gezwungen, »spricht ver-
                          (mit komplettiertem     worren / Mit halbem Sinn nur: ihre Red’
                          Klavierpart) erschie-   ist nichts, / Doch leitet ihre ungestalte
                          nen die »Ophelia-       Art / Die Hörenden auf Schlüsse: man
                          Lieder« erst 1935,      errät, / Man stückt zusammen ihrer Worte
                          im Todesjahr der        Sinn«, staunt Hamlets Freund Horatio in
                          Schauspielerin Olga     Shakespeares mehr als vierhundert Jahre
Johannes Brahms um 1872
                          Precheisen.             alter Tragödie.
                          Im Konzertsaal
nehmen sich diese scheinbar schlichten,
kunstlos direkten, unfrohen, leicht
                                                  JOHANNES BRAHMS
spröden, leicht verdrehten Gesänge
                                                  * 7. Mai 1833 in Hamburg
ähnlich »unpassend« aus wie am Hof von            † 3. April 1897 in Wien
Dänemark, wenn Ophelia nacheinander
die Königin, den König und den eigenen            Fünf Ophelia-Lieder
Bruder Laertes verstört durch ihren               auf Texte aus William Shakespeares »Hamlet«,
                                                  für Singstimme und Streichquartett
Auftritt. Wunderlich geschmückt mit               transkribiert von Aribert Reimann (* 1936)
Blumen und Kräutern, singt sie ihre sinn-
los tiefsinnigen Verse, voll naiver und
                                                  ENTSTEHUNG
verquerer Anspielungen auf die jüngsten           Originalwerk: 1873
Gewalttaten: Ophelia, die den Tod des             Bearbeitung: 1997
Vaters verkraften muss und die brüskie-           URAUFFÜHRUNG
rende Abkehr ihres Geliebten Hamlet               Originalwerk: 22. Dezember 1873 in Wien
                                                  Bearbeitung: 22. August 1997 auf Schloss
nicht begreifen kann. Und darüber den
                                                  Elmau, Gemeinde Krün, mit dem Cherubini-
Verstand verliert. Oder sind alle anderen         Quartett und Juliane Banse (Sopran)
verrückt geworden: Hamlet, der Prinz
                                                  ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER
von Dänemark, der den Mord an seinem              DRESDNER PHILHARMONIE
Vater rächen will (der ihm als Geist er-          SPIELDAUER
                                                  ca. 5 Minuten

                                                                                                 7
Ophelia - Dresdner Philharmonie
spiel, mit ihren wallenden, fallenden,
                                                              in den Zweigen der Weide verfangenen
    ALL DIESE OPHELIAS                                        Haaren, verkörperte Ophelia um 1900 die
    Im ausgehenden 19. Jahrhundert ent-                       morbide Seite des Zeitalters, den Typus
    wickelte sich ein wahrer Kult um Shakes-                  der »femme fragile«: Leichenblässe,
    peares Ophelia, als sie wie die Meerjung-                 Kränklichkeit und eine ins Ornamentale
    frauen, Nixen, Najaden, Undinen und                       zerfließende Physis entsprachen dem
    Melusinen der Sage mit dem Element                        makabren Schönheitsideal einer Gene-
    gleichgesetzt wurde, in dem sie versank.                  ration, die sich überdrüssig dem Leben
                                                                                          entfremdete.
                                                                                          »Wir sind
                                                                                          umgeben von
                                                                                          einer Welt
                                                                                          absterbender
                                                                                          Ideale«,
                                                                                          schrieb 1893
                                                                                          die österrei-
                                                                                          chische Es-
                                                                                          sayistin Marie
                                                                                          Herzfeld.
                                                                                          »In diesem
                                                                                          müden Ge-
                                                                                          hirn, das sich
                                                                                          selbst nicht
                                                                                          mehr regieren
    Alexandre Cabanel: »Ophelia«, Gemälde aus dem Jahr 1883                               kann, wach-
                                                                                          sen Abnormi-
    Wie die Persinette (in Deutschland:                       täten empor; die Persönlichkeit verdop-
    Rapunzel) aus dem Märchen oder die                        pelt, vervielfacht sich; aus dem Brutherd
    Mélisande im symbolistischen Schau-                       des Unbewußten brechen Handlungs-
                                                              reize, die wir nicht deuten können und
                                                              als toll bezeichnen.« Marie Herzfeld gab

8
der Epoche den Namen, als sie von dem
»Gefühl des Fertigseins, des Zu-Ende-Ge-
hens« sprach: »Fin-de-siècle-Stimmung«.      hohen Sopran erweitert. Der Titel »Und
Wenige Jahre später, am Vorabend des         einst spielte ich die Ophelia«, der auch
Ersten Weltkriegs, steigert der deutsche     die Memoiren einer legendären Schau-
Lyriker Georg Heym die Vision der er-        spielerin zieren könnte, verrät bereits die
trunkenen Ophelia ins Apokalyptische:        lange, symbolistische bis apokalyptische
»Im Haar ein Nest von jungen Wasser-         Geschichte, die nie mehr zu trennen ist
ratten / Und die beringten Hände auf der     von dieser Figur, dieser »nachgeordneten
Flut / Wie Flossen … Ein langer, weißer      und dennoch äußerst zentralen Rolle«,
Aal / Schlüpft über ihre Brust«. In einem    wie Brett Dean schreibt. Als er das
zweiten »Ophelia«-Gedicht von Georg          Quartett komponierte, befand er sich auf
Heym treibt der Leichnam dem Weltun-         halbem Weg zu seiner »Hamlet«-Oper
tergang entgegen: »Der Strom trägt weit      (die 2017 in Glyndebourne ihre Weltpre-
sie fort, die untertaucht, / Durch man-      miere feierte) und stellte sich gemeinsam
chen Winters trauervollen Port. / Die Zeit   mit seinem Librettisten, dem kanadi-
hinab. Durch Ewigkeiten fort, / Davon der    schen Regisseur Matthew Jocelyn, die
Horizont mit Feuer raucht.« Diese Zeilen     Frage, »was in unserer Erinnerung und
dichtete Georg Heym 1911, wenige Monate,     in unserem Verständnis bleibt, nachdem
bevor er selbst in der Berliner Havel er-    all diese Ophelias die Ophelia gespielt
trank. Welch eine bitter-böse Pointe des     haben«. Deans Quartett bewegt sich
Schicksals: Das Werk verschlingt seinen      zwischen einer Suite in fünf Sätzen, einer
Autor.                                       Theaterszene, einer Wahnsinnsarie mit
»And once I played Ophelia« nennt            überschnappenden, schrill hysterischen
Brett Dean, der australische Komponist,      Tönen, einem Melodram – und einem
Bratschist und Dirigent – Composer in        Porträt aus Monologen.
Residence der Dresdner Philharmonie in       Matthew Jocelyn hat als Textdichter des
der Saison 2019/20 –, sein 2014 urauf-       Streichquartetts Ophelias eigene Worte
geführtes Streichquartett Nr. 2, das er in   mit den Sätzen, Anreden, Kränkungen,
Schönbergscher (oder Reimannscher)
Nachfolge um eine fünfte Stimme für

                                                                                           9
teten sich weit und trugen sie / Sirenen-
                                                   gleich ein Weilchen noch empor, / Indes
     Mahnungen und Schilderungen der ande-         sie Stellen alter Weisen sang, / Als ob sie
     ren Akteure um sie herum verwoben, und        nicht die eigne Not begriffe, / Wie ein
     zwar unentwirrbar, angefangen mit Ham-        Geschöpf, geboren und begabt / Für dieses
     lets schroffer Aufforderung »Get thee to      Element. Doch lange währt’ es nicht, / Bis
     a nunnery«, die Ophelia hörbar aus der        ihre Kleider, die sich schwer getrunken, /
     Fassung bringt. Und um den Verstand?          Das arme Kind von ihren Melodien / Hin-
     Um ihr Leben? »Vielleicht, nur vielleicht«,   unterzogen in den schlamm’gen Tod.«
     sagt Brett Dean, »ertrinkt Ophelia nicht      Und noch einmal geht es in diesem
     an einer romantisch verstiegenen Laune        Konzert um einen Geburtstag: Das Trio
     oder Verrücktheit, sondern ganz einfach       »some birthday …« für zwei Violen und
     am schieren Gewicht der Worte, die            Violoncello vollendete Brett Dean am
     andere sprachen über sie und die sie mit      23. Oktober 1992, an seinem eigenen
     sich schleppen muss, unwiderruflich.«         31. Geburtstag, zu einer Zeit also, da er
     Shakespeares Ophelia – sie stirbt einen       noch als Orchestermusiker, als Bratscher
     märchenhaft surrealen Tod. War es ein         in den illustren Reihen der Berliner Phil-
     Unglück? War es ein Selbstmord? »Es           harmoniker spielte. Mit seinem Kollegen
     neigt ein Weidenbaum sich übern Bach« –       Walter Küssner und der Cellistin Anna
     in diesem Monolog schildert die Königin       Carewe brachte er in der »Berliner Kaba-
     Ophelias letzte Augenblicke, bevor das        rett Anstalt« (kurz: BKA) das schräge
     edle, blasse, seltsame Mädchen in den         Huldigungsstück höchstpersönlich zur
     Fluten versank: »Ihre Kleider / Verbrei-      Uraufführung, eine Art freie Fantasie
                                                   über den cantus firmus »Happy Birthday«,
                                                   hinreißend verspielt, klanglich entrückt
                                                   und verschroben, ein hintersinniger Spaß,
                                                   leicht parodistisch und höchst kunstvoll.

10
BRETT DEAN
                                              * 23. Oktober 1961 in Brisbane (Australien)

                                              »some birthday …«
                                              für zwei Bratschen und Violoncello

                                              ENTSTEHUNG
                                              1992
                                              URAUFFÜHRUNG
                                              4. Mai 1992 in der Berliner Kabarett Anstalt
                                              (BKA) mit Brett Dean und Walter Küssner
                                              (Viola) sowie Anna Carewe (Violoncello)
                                              ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER
                                              DERSNER PHILHARMONIE
                                              SPIELDAUER
                                              ca. 14 Minuten

Brett Dean
                                              Streichquartett Nr. 2
                                              »And once I played Ophelia«
                                              mit Sopran

Und das zweifellos passende Geburts-
                                              ENTSTEHUNG
tagsgeschenk für Ludwig van Beethoven,        2013 im Auftrag des Santa Fe Chamber Music
ganz im Sinne des Meisters, der einst         Festivals, des Australian String Quartet und
                                              der Britten Sinfonia
klargestellt hatte: »Wahre Kunst ist eigen-
sinnig, läßt sich nicht in Schmeichelnde      URAUFFÜHRUNG
                                              2. mai 2014 in The Assambly House, Norwich,
Formen zwängen.«
                                              Vereinigtes Königreich mit Allison Bell und der
                                              Britten Sinfonia
                                              ERSTMALS IN EINEM KONZERT DER
                                              DRESDNER PHILHARMONIE
                                              SPIELDAUER
                                              ca. 17 Minuten

                                                                                                11
DIE GESANGSTEXTE

     JOHANNES BRAHMS

     Fünf Ophelia-Lieder
     Texte von William Shakespeare (aus »Hamlet, Prinz von Dänemark«)
     in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel

                   Wie erkenn’ ich dein Treulieb
                   Wie erkenn’ ich dein Treulieb
                   Vor den andern nun?
                   An dem Muschelhut und Stab
                   Und den Sandelschuh'n.

                   Er ist lange tot und hin
                   Tot und hin, Fräulein!
                   Ihm zu Häupten ein Rasen grün
                   Ihm zu Fuß ein Stein.

                   Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu
                   sehn
                   Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu sehn,
                   Geziert mit Blumensegen,
                   Das still betränt zum Grab musst’ gehn
                   Von Liebesregen.

12
Auf morgen ist Sankt Valentins Tag
Auf morgen ist Sankt Valentins Tag,
Wohl an der Zeit noch früh,
Und ich ’ne Maid am Fensterschlag
Will sein eu’r Valentin.
Er war bereit, tät an sein Kleid,
Tät auf die Kammertür,
Ließ ein die Maid, die als ’ne Maid
Ging nimmermehr herfür.

Sie trugen ihn auf der Bahre bloß
Sie trugen ihn auf der Bahre bloß
Leider, ach leider!
Und manche Trän’ fiel in Grabes Schoß
Ihr müßt singen: »’Nunter«
Und ruft ihr ihn »’nunter.«
Denn traut lieb Fränzel ist all meine Lust.

Und kommt er nicht mehr zurück?
Und kommt er nicht mehr zurück?
Und kommt er nicht mehr zurück?
Er ist tot, o weh!
In dein Todesbett geh,
Er kommt ja nimmer zurück.

Sein Bart war so weiß wie Schnee,
Sein Haupt dem Flachse gleich:
Er ist hin, er ist hin
Und kein Leid bringt Gewinn:
Gott helf’ ihm ins Himmelreich!

                                              13
DIE GESANGSTEXTE

     BRETT DEAN

     String Quartet No. 2
     »And once I played Ophelia«
     Text von Matthew Jocelyn, nach William Shakespeare

                                                            I
                  Get thee to a nunnery, a nunnery.               Geh in ein Kloster, ein Kloster.
         Why wouldst thou be a breeder of sinners?                Warum wolltest du Sünder zur Welt bringen?
                  Very proud, revengeful, ambitious.              Sehr stolz, rachsüchtig, ehrgeizig.
                         Wise men know well enough                Gescheite Männer wissen allzu gut,
                  What monsters you make of them.                 was ihr für Ungeheuer aus ihnen macht.*

                  Get thee to a nunnery, a nunnery.               Geh in ein Kloster, ein Kloster.
                                Thou shalt not escape.            Du sollst nicht entkommen.

                     You jig and amble and you lisp;              Ihr schlendert, ihr trippelt und ihr lispelt;
                                       your wantonness.           eure Zügellosigkeit.

            Get thee to a nunnery, to a nunnery go.               Geh in ein Kloster, in ein Kloster geh.
                            Go thy ways to a nunnery.             Geh deines Weges in ein Kloster.

                                Get thee to a nunnery,            Geh in ein Kloster,
                                          Get thee to a –         geh in ein –

 And I, that sucked the honey of his musicked vows,               Und ich, die seiner süßen Schwüre Honig sog,
        Now see what noble reason, like sweet bells,              ich sehe Die edle, hochgebietende Vernunft
                      Jangled out of tune and harsh,              Misstönend wie verstimmte Glocken jetzt,
                                   Blasted with ecstasy.          Durch Schwärmerei zerrüttet.

                    * Die kursiv gesetzten Texte sind in einer geflüsterten, kaum hörbaren Weise vorzutragen

14
II
          Doubt thou the stars are fire     Zweifle an der Sonne Klarheit,
        Doubt that the sun doth move        Zweifle an der Sterne Licht,
                Doubt truth to be a liar    Zweifle, ob lügen kann die Wahrheit,
                But never doubt I love.     Nur an meiner Liebe nicht.

                    I did love you once.    Ich liebte dich einst.
          Ay, truly, I did love you once.   Oh, wahrlich, ich liebte dich einst.

                        I loved you not.    Ich liebte dich nicht.

  O woe, t’have seen what I have seen.      Weh mir, wehe! Dass ich sah, was ich sah!
                        O, Rose of May.     Oh Mairose.

   To the celestial, and my soul’s idol -   An die Himmlische und den Abgott meiner Seele –
          Doubt thou the stars are fire     Zweifle an der Sonne Klarheit,
        Doubt that the sun doth move        Zweifle an der Sterne Licht,
                Doubt truth to be a liar    Zweifle, ob lügen kann die Wahrheit,
                But never doubt I love.     Nur an meiner Liebe nicht.
   My most dear lady, thine evermore,       Hoch geliebtes Fräulein, ewiglich der Ihre,
        O most best believe it – I love.    Oh das beste wäre, Sie glauben es – ich liebe.

                    Never doubt I love.     Zweifeln Sie an meiner Liebe nicht,
            I love thee best, believe it.   Ich liebe Sie mehr als alles, glauben Sie mir.

My lord, I have remembrances of yours,      Mein Prinz, ich hab von Euch noch Angedenken,
   That I have longed long to redeliver.    Die ich schon längst begehrt zurückzugeben.
          I pray you now receive them.      Ich bitt' Euch, nehmt sie jetzt!

                                                                                              15
III
                    This is the very ecstasy of love,     Dies ist die wahre Schwärmerei der Liebe,
             Whose violent property fordoes itself        Die, ungestüm von Art, sich selbst zerstört
      And leads the will to desperate undertakings        Und leitet zu verzweifelten Entschlüssen
               As oft as any passion under heaven.        So oft als irgendeine Leidenschaft,
                    This is the very ecstasy of love.     Die unterm Mond uns quält.
                                                          Dies ist die wahre Schwärmerei der Liebe.

                                      Fear it, fear it,   Fürchte sie, fürchte sie,
                             Best safety lies in fear.    Furcht gibt Sicherheit.

                                   Hold it a fashion,     Nimm es als das, was es ist,
                           this trifling of his favour,   Sein Liebesgetändel,
                          Forward, not permanent,         Vorwärtsstürmend, aber nicht beständig,
                                 Sweet, not lasting,      Süß, aber nicht von Dauer,
The perfume and suppliance of a minute, no more.          Nur Duft und Labsal eines Augenblicks, nicht mehr.
                Green girl, do not believe his vows.      Dummes Kind, glaub seinen Schwüren nicht.

 These blazes give more light than heat and extinct       Dies Lodern gibt mehr Licht als Wärme und
                                              in both.    erlischt alsbald.

                    Tender yourself more dearly –         Betragt Euch klüger
                         or you’ll tender me a fool       Oder Eure Narrheit trägt euch Schaden ein.
                Green girl, do not believe his vows.      Dummes Kind, glaub seinen Schwüren nicht.

                               I shall obey, my lord,     Ich werde gehorchen, mein Herr,
                                         I shall obey.    Ich werde gehorchen.

16
IV
                    There is a willow …   Dort neigt ein Weidenbaum …
             Grows askant the brook …     sich über den Bach …
                    His hoary leaves …    sein graues Laub …
      There with fantastic garlands …     geflochten zu fantastischen Girlanden …
         There on pendant boughs …        an den gesenkten Ästen aufzuhängen …

                                    V
                    Good night ladies,    Gute Nacht, Damen,
                           Good night.    Gute Nacht.
              Sweet ladies, good night,   Süße Damen, gute Nacht,
               Come, come my coach,       Komme, komme, meine Kutsche,
                           Good night.    Gute Nacht.

Matthew Jocelyn hat Textfragmente aus verschiedenen Szenen von Shakespeares »Hamlet«
collagiert und montiert. Bei der Übertragung ins Deutsche sind wir von der Übersetzung
August Wilhelm Schlegels ausgegangen und haben sie den neuen Kontexten entsprechend
angepasst.

                                                                                         17
SOPRAN

     VALDA
     WILSON
                                                     brillierte, unter anderem als Alice
                                                     Ford in »Falstaff«, Julia de Weert in
                                                     »Der Vetter aus Dingsda«, Romilda
              Valda Wilson stammt aus Sydney         in »Xerxes«, Helena in »A Midsum-
              (Australien) und hat sich zu einer     mer Night’s Dream«, Mrs. Naidoo
              gefragten Sopranistin sowohl in        in »Satyagraha«, Hanna Glawari in
              ihrem Heimatland als auch in           »Die lustige Witwe« sowie als
              Europa entwickelt.                     Contessa Almaviva in »Le nozze di
              Auf der Opernbühne feiert sie          Figaro«. 2016 erhielt sie den
              zurzeit große Erfolge am Saar-         Publikumspreis der Volksbühne
              ländischen Staatstheater, dessen       Oldenburg.
              Ensemblemitglied sie seit 2017 ist.    Weitere Höhepunkte ihrer Opern-
              Zu ihren Rollen in Saarbrücken ge-     karriere waren ihr Debüt in Italien
              hören Fiordiligi, Musetta, Violetta,   am Teatro di San Carlo, in der
              Marschallin, Marguerite, Sylva         Schweiz beim Verbier Festival
              Varescu, Contessa Almaviva und         sowie in Österreich an der Oper
              Hanna Glawari. Außerdem gastier-       Klosterneuburg. Als Mitglied des
              te sie als Romilda in Händels          Jungen Ensembles der Sächsischen
              »Xerxes« am Staatstheater Nürnberg,    Staatsoper hatte sie zahlreiche
              als Iole in Händels »Herkules« am      Auftritte an der Semperoper in
              Nationaltheater Mannheim und           Dresden. In Australien sang sie in
              als Vitellia am Theater Ulm. 2020      der Sydney City Recital Hall unter
              debütiert sie außerdem als Helena      der Leitung von Richard Bonynge,
              in »A Midummer Night’s Dream«          beim Australian Festival of
              am New National Theatre Tokyo.         Chamber Music und zuletzt an der
              Zwischen 2014 und 2016 war sie         Pinchgut Opera Sydney.
              Ensemblemitglied am Oldenbur-          Konzerthighlights waren Neujahrs-
              gischen Staatstheater, wo sie eben-    konzerte mit den Bremer Phil-
              falls in zahlreichen Hauptrollen       harmonikern, Beethovens Neunte
                                                     Sinfonie mit dem Tasmanian

18
Symphony Orchestra, dem Orchestre     Weitere Höhepunkte ihrer bishe-
Philharmonique de Strasbourg,         rigen Konzerttätigkeit waren Kon-
den Stuttgarter Philharmonikern       zerte mit dem Oldenburgischen
sowie mit dem Orchester Cappella      Staatsorchester (Mahlers Zweite
Aquileia, mit dem sie auch in Beet-   Sinfonie), dem Royal Flemish Phil-
hovens Schauspielmusik zu »Die        harmonic Orchestra (Liszts Graner
Ruinen von Athen« zu hören war.       Messe), der Neuen Philharmonie
Außerdem sang sie eine Opern-Gala     Frankfurt (Beethovens Neunte
mit den Ulmer Philharmonikern,        Sinfonie), dem Hallé-Orchestra
Faurés Requiem mit dem Tasmanian      (Mozart Konzertarien), dem London
Symphony Orchestra, »Carmina          Cello Orchestra (Villa-Lobos’
Burana« mit den Münchner Sym-         Bachianas Brasileiras Nr. 5) und die
phonikern und ein Programm mit        Europa-Tournee mit dem Orchestre
Mahler- und Henze-Liedern mit         des Champs-Elysées. Sie wurde
der Sächsischen Staatskapelle an      von Richard Bonynge als Solistin
der Semperoper Dresden. 2020          für das Gedenkkonzert zu Ehren
singt sie weitere Konzerte mit den    von Dame Joan Sutherland in der
Bremer Philharmonikern, u.a. mit      Westminster Abbey ausgewählt –
Henzes »Whispers from Heavenly        begleitet vom Orchestra of the
Death«, Beethovens Neunte             Royal Opera House Covent Garden
Sinfonie, Góreckis Dritte Sinfonie    unter der Leitung von Sir Antonio
und George Alexander Albrechts        Pappano.
»Requiem for Syria«.

                                                                             19
ENSEMBLE

     FREIES ENSEMBLE
     DRESDEN

                Im Musikleben gibt es eine Tendenz,   musikpartner – aus einem breiten
                ein recht begrenztes Kernrepertoire   Pool erstklassiger und international
                immer wieder zu reproduzieren.        tätiger Musiker ergeben sich
                Dabei wären selbst bei bekannten,     kreative Ideen für ausgewogene
                aber auch bei weniger berühmten       und außergewöhnliche Konzert-
                Komponisten unvermutete Schätze       programme.
                zu heben. Besonders betrifft das      Gegründet im Januar 2000, wird
                die Musik des 20. Jahrhunderts        das Freie Ensemble von Daniel
                und die aktuelle Musik.               Thiele geleitet, der seit 1995 als
                Solche Musik zum Klingen zu brin-     Cellist Mitglied der Dresdner
                gen, haben sich die Musiker des       Philharmonie ist. Alle Künstler
                Freien Ensembles zu Ziel gesetzt.     sind eng mit der Stadt Dresden
                So finden sich projektweise hoch-     verbunden und leben den Leitsatz
                karätige Musiker zusammen, um         des Ensembles: »Kammermusik –
                ihre musikalischen Träume zu rea-     unser Himmel auf Erden!«
                lisieren. Sie sind gefragte Kammer-

20
VIOLINE

DEBORAH
JUNGNICKEL

Deborah Jungnickel wurde in
Dresden geboren und erhielt bereits
dreijährig ihren ersten Violinunter-
richt. Kurz darauf wurde sie in
die Kinderklasse des Sächsischen
Landesgymnasiums für Musik
aufgenommen, an dem sie von
1999 bis 2008 externen Unterricht      Bereits während ihres Studiums
erhielt. Ihr Violinstudium begann      war sie als Substitutin an der
sie 2008 an Hochschule für Musik       Staatskapelle Weimar tätig. Ihre
Franz Liszt in Weimar bei Friede-      Orchestererfahrungen konnte sie
mann Eichhorn, vertiefte es bei        im Gustav Mahler Jugendorches-
Eszter Haffner an der Royal Danish     ter ebenso vertiefen wie im Danish
Academy of Music in Kopenhagen,        National Symphony Orchestra.
bevor sie es 2014 mit einem            Unterstützt wurde ihre Ausbildung
exzellenten Diplom in Weimar           durch Stipendien der Villa Musica
abschloss.                             Rheinland Pfalz, der Stiftung
                                       Dr. Robert und Lina Thyll-Dürr
                                       sowie von Live Music now! (Yehudi
                                       Menuhin). 2014 erhielt sie einen
                                       Zeitvertrag als stellvertretende
                                       Konzertmeisterin der Staatskapelle
                                       Weimar. Seit September 2015 ist
                                       sie Mitglied der 1. Violinen in der
                                       Dresdner Philharmonie.

                                                                             21
VIOLINE

     EUNYOUNG
     LEE
                                                     Orchestra) hat sie mit einigen der
                                                     gefragtesten Dirigenten wie Zubin
                                                     Metha, Simon Rattle, Seiji Ozawa,
                                                     James Levine, Gustavo Dudamel
                                                     und Esa Pekka Salonen zusammen
                                   Eunyoung Lee,     gearbeitet und wertvolle Erfah-
                                   geboren in Bu-    rungen gesammelt. Während des
                                   san (Südkorea),   Studiums war sie außerdem Stipen-
                                   erhielt ihren     diatin beim Rundfunk-Sinfonieor-
                                   ersten Geigen-    chester Berlin und Akademistin bei
                                   unterricht        der Staatskapelle Berlin. Zusätzlich
                                   im Alter von      erweiterte sie ihre Kenntnisse
                                   sieben Jahren     durch Meisterkurse bei Igor Ozim,
                                   und studierte     Igor Oistrach, Helmut Zehetmair,
                                   später Musik      Antje Weithaas und Ingolf Turban.
                                   bei Hyun-Mi       Eunyoung Lee gewann mehrere
                                   Kim und Sang-     Wettbewerbe in Korea und erhielt
               Hee Kwon an der Seoul National        dadurch bereits früh in ihrer Lauf-
               University. Im Jahr 2003 kam sie      bahn die Möglichkeit, als Solistin
               nach Berlin, wo sie zunächst an       mit Orchestern aufzutreten und
               der Hochschule für Musik »Hanns       Recitals zu geben. Heute ist sie als
               Eisler« Berlin ihr Studium fort-      Kammermusikerin sehr gefragt
               setzte und bei Prof. Michael Vogler   und gibt regelmäßig Konzerte u.a.
               mit dem Diplom abschloss.             mit dem Cross Chamber Orchestra
               Es folgte ein Aufbaustudium bei       und dem Ensemble Mediterrain.
               Prof. Stephan Picard und Prof. Nora   Darüber hinaus pflegt sie die konti-
               Chastain (UdK Berlin), welches sie    nuierliche Zusammenarbeit mit
               mit dem Konzertexamen »mit Aus-       dem Berliner Pianisten Friedrich
               zeichnung« beendete.                  Thomas, mit dem sie in Recitals zu
               Durch das Musizieren in verschie-     erleben ist. Seit 2009 ist Eunyoung
               denen renommierten Jugend-            Lee Mitglied der ersten Violinen in
               orchestern (z.B. Asian Youth          der Dresdner Philharmonie.
               Orchestra, Verbier Music Festival

22
VIOLA

HANNO
FELTHAUS

Hanno Felthaus, 1967 geboren,
lernte zunächst Geige, ehe er
sich 1980 der Bratsche zuwandte.
1990 begann er sein Studium
an der Hochschule für Musik
und Theater in Hamburg bei
Hirofumi Fukai. Während des
Studiums ging er bereits solis-
tischen Tätigkeiten nach, u.a.
mit dem Kammerorchester der
Hochschule. Er nahm an Meister-
kursen bei Paul Kohnen und Fjodor   Zweiter Preisträger des Hochschul-
Druschinin teil und machte in der   wettbewerbs der Elise-Meyer-
Saison 1993/94 ein Praktikum beim   Stiftung, zusätzliche Erfahrung
Philharmonischen Staatsorchester    sammelte er am Staatstheater
Hamburg. 1994 und 1996 war er       Oldenburg. Im August 1996 wurde
                                    er Erster Solobratscher bei der Nord-
                                    deutschen Philharmonie Rostock.
                                    Seit August 2000 ist Hanno Felt-
                                    haus Koordinierter Solo-Bratschist
                                    der Dresdner Philharmonie.

                                                                            23
VIOLA

     JOANNA
     SZUMIEL

             Joanna Szumiel, seit 2003 Mit-     Ab 2001 studierte sie weiter bei
             glied der Dresdner Philharmonie,   Prof. Wolfgang Klos an der Univer-
             besuchte sowohl die Musikgrund-    sität für Musik und Darstellende
             schule als auch das Musikgymna-    Kunst in Wien.
             sium in Warschau und studierte     Sie sammelte Berufserfahrungen
             an der Frederyk-Chopin-Musik-      u.a. bei Auftritten mit verschie-
             universität in Warschau.           denen Kammerorchestern und als
                                                Substitut der Sinfonia Varsovia
                                                und des Polnischen Rundfunk-
                                                orchesters.

24
VIOLONCELLO

DANIEL
THIELE
                                        auf. Bei der
Daniel Thiele ist in Dresden gebo-      Cappella
ren und wuchs in einer Kantoren-        Sagittariana
familie auf. Seine professionelle       Dresden und
musikalische Ausbildung begann          dem Dresdner
am Sächsischen Landesgymna-             Barockor-
sium für Musik Carl Maria von           chester bringt
Weber Dresden und setzte sich           er sich am
1989 an der Hochschule für Musik        Barockcello und an der Viola da
fort. In München schloss er sein        Gamba ein.
Studium bei Reiner Ginzel ab.           Wesentliche Impulse für das
Zusätzliche Impulse erhielt er in       Barockcello erhielt Daniel Thiele
Kursen bei David Geringas und           durch Anner Bylsma und Olaf Rei-
Walther Nothas und als Mitglied         mers. Im November 2015 war er als
der Orchesterakademie der Staats-       Barockcellist beim internationalen
kapelle Dresden, wo er Unterricht       Tbilisi-Baroque-Festival zu Gast
bei Peter Bruns nahm. Seit 1995         und trat u.a. unter der Leitung von
ist er Cellist bei der Dresdner Phil-   Jordi Savall solistisch auf.
harmonie.                               Daniel Thieles Engagement ist
Die Vielfalt der Barockmusik liegt      vielfältig: Von 1997 bis 2007 organi-
ihm besonders am Herzen. In             sierte er 70 Benefizkonzerte zur
kammermusikalischen Projekten           Innenerneuerung der Dresdner
ist er auf der Suche nach Komposi-      Kreuzkirche. Im Jahr 2000 gründete
tionen der Musiker des Sächsischen      er das Freie Ensemble Dresden,
Hofs zur Zeit Johann Adolf Hasses.      mit dem er sich anspruchsvoller
Gemeinsam mit der Tänzerin              Kammermusik widmet.
Katja Erfurth führt er regelmäßig
Johann Sebastian Bachs Solo-Suiten

                                                                                25
UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN (AUSWAHL)

                FR 10. JAN 2020 | 19.30 Uhr
                KULTURPALAST
                DEUTSCHE STREICHERPHILHARMONIE
                Zöllner: ›Poco insanimus‹ (2019),
                Kompositionsauftrag der Deutschen Streicher-
                philharmonie, Uraufführung
                Mahler: Adagietto aus der Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
                Haydn: Violinkonzert C-Dur
                Dvořák: Streicherserenade E-Dur
                Wolfgang Hentrich | Leitung
                Stephen Waarts | Violine
                Deutsche Streicherphilharmonie

                SA 18. JAN 2020 | 19.30 Uhr
                SO 19. JAN 2020 | 18.00 Uhr
                KULTURPALAST
                MAHLER 5
                Nielsen: Klarinettenkonzert
                Mahler: Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
                Jonathan Nott | Dirigent
                Sabine Meyer | Klarinette
                Dresdner Philharmonie

                SA 25. JAN 2020 | 19.30 Uhr
                SO 26. JAN 2020 | 11.00 Uhr
                KULTURPALAST
                BRUCKNER 7
                                                                    Das ausführliche Konzert- und
                Berg: Violinkonzert ›Dem Andenken eines Engels‹
                                                                    Abonnementangebot der
                Bruckner: Sinfonie Nr. 7 E-Dur                      Saison 2019/2020 finden Sie in
                Marek Janowski | Dirigent                           unseren Saisonbüchern
                                                                    (erhältlich beim Ticketservice im
                Frank Peter Zimmermann | Violine                    Kulturpalast) sowie online unter
                Dresdner Philharmonie                               dresdnerphilharmonie.de.

26
FAMILIENKONZERT MIT SARAH WILLIS

phil zu entdecken
... mit Petruschka
SO 2. FEB 2020 | 11.00 Uhr
KULTURPALAST

STRAWINSKI
›Petruschka‹ – Suite aus dem Ballett

NICHOLAS COLLON | Dirigent
SARAH WILLIS | Konzeption, Moderation
                                                                         © Sebastian Haenel

DRESDNER PHILHARMONIE

Tickets 10 € | 5 € Kinder               ticket@dresdnerphilharmonie.de
Ab 5 Jahren                             dresdnerphilharmonie.de
IMPRESSUM

HERAUSGEBER                           TEXT                                        BILDNACHWEISE
Intendanz                             Wolfgang Stähr                              Wikimedia Commons: S. 3, 5,
der Dresdner Philharmonie                                                         6, 7, 8
                                      Die Texte sind Originalbeiträge für
Schloßstraße 2                                                                    Bettina Stoess: S. 11
                                      dieses Heft; Abdruck nur mit aus-
01067 Dresden                                                                     Steven P. Carnarius: S. 19
                                      drücklicher Genehmigung des Autors.
T +49 351 4866-282                                                                Markenfotografie: S. 21 – 25
dresdnerphilharmonie.de               Wolfgang Stähr, geboren 1964 in Berlin,
                                      schreibt über Musik und Literatur für
                                      Tageszeitungen (u.a. Neue Zürcher
                                                                                  MUSIKBIBLIOTHEK
                                      Zeitung), Rundfunkanstalten, die Fest-
CHEFDIRIGENT UND
                                      spiele in Salzburg, Luzern und Dresden,     Die Musikabteilung der
KÜNSTLERISCHER LEITER
                                      Orchester wie die Berliner und die          Zentralbibliothek (2. OG) hält
Marek Janowski                        Münchner Philharmoniker, Schall-            zu den aktuellen Programmen
                                      plattengesellschaften, Konzert- und         der Philharmonie für Sie in
                                      Opernhäuser; er verfasste mehrere           einem speziellen Regal
                                      Buchbeiträge zur Bach- und Beetho-          Partituren, Bücher und CDs
INTENDANTIN
                                      ven-Rezeption, über Haydn, Schubert,        bereit.
Frauke Roth (V.i.S.d.P.)              Bruckner und Mahler.

                                                                                  Preis: 2,50 €
                                      REDAKTION
                                      Jens Schubbe                                Änderungen vorbehalten.

                                                                                  Wir weisen ausdrücklich
                                                                                  darauf hin, dass Bild- und
                                                                                  Tonaufnahmen jeglicher Art
                                                                                  während des Konzertes durch
                                                                                  Besucher grundsätzlich
                                                                                  untersagt sind.

           Die Dresdner Philharmonie als Kultureinrichtung der Landeshauptstadt
           Dresden (Kulturraum) wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der
           Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
MIT DEM
                                                      BECKEN-
                                                      SCHLAG!

Bruckner 7
SA 25. JAN 2020 | 19.30 Uhr
SO 26. JAN 2020 | 11.00 Uhr
KULTURPALAST

BERG
Violinkonzert ›Dem Andenken eines Engels‹
BRUCKNER
Sinfonie Nr. 7 E-Dur
                                                                             © Marco Borggreve

MAREK JANOWSKI | Dirigent
FRANK PETER ZIMMERMANN | Violine
DRESDNER PHILHARMONIE

Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 €            ticket@dresdnerphilharmonie.de
9 € Schüler, Studenten                      dresdnerphilharmonie.de
TICKETSERVICE

Schloßstraße 2 | 01067 Dresden
Tel. +49 351 4 866 866
MO – FR 10 – 19 Uhr
SA 09 – 14 Uhr
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Bleiben Sie informiert:

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kulturpalast-dresden.de
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