ORGEL AKADEMIE Stuttgarter JULI 2019 HMDK STUTTGART OBERMARCHTAL
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CH TA L K S T U T T G A R T · OBERMAR HMD . J U L I 2 0 1 9 7.–14 Stuttgarter ORGEL AKADEMIE X K U R S IO N E N O N Z E R T E · E TRÄGE · K KURSE · VOR PROGRAMM Mit freundlicher Unterstützung der Rainer und Marianne Hahn Stiftung und der L-Bank Musikstiftung WWW.HMDK-STUTTGART.DE/ORGELAK ADEMIE
GRUSSWORTE Ausbildungsstätten für Orgel wahrgenommen; Willkommen eine einzigartige Sammlung von zehn Orgeln zur Stuttgarter Orgelakademie 2019! verschiedener historischer Stile und mehr als 20 Cembali, Clavichorden und Hammerflügeln Wir freuen uns sehr, mit Ihnen, liebe Teil- ermöglicht stilistisch detaillierte Arbeit an der nehmer*innen, liebe Gäste, Studierende und Interpretation. Kolleg*innen, diese Tage rund um die Orgel verbringen zu können. Es ist ein Privileg, sich Die Akademie soll auch in diesem Jahr den in solcher Umgebung zu begegnen und sich dem Gästen aus aller Welt einen Einblick in den geliebten Instrument und seiner Musik, dem Hochschulalltag bieten. Sie findet traditionell in Spielen und Nachdenken widmen zu können. der letzten Woche des Sommersemesters statt Die Wege zu Bach und allen anderen großen und richtet sie sich auch an die Studierenden des Foto: Oliver Röckle Komponisten sind vielfältig und jede*r von uns Instituts. Im Anschluss an die Kurse an den hat einen persönlichen Zugang zu den Werken Instrumenten in der Hochschule findet wieder der Meister, aber auch zur Improvisation. Sehr geehrte Freundinnen und Freunde eine Exkursion zu den großen erhaltenen der Orgel, Barockorgeln Süddeutschlands statt. Aus der Wissenschaft und der praktischen Erfahrung an historischen Instrumenten resul- Als besonderen Gast dürfen wir dieses Jahr herzlich willkommen zur Orgelakademie 2019 tieren viele Erkenntnisse über aufführungsprak- Daniel Roth begrüßen. Der Organist ist weltweit an der Stuttgarter Hochschule für Musik und tische Fragen. Ist das Musizieren immer eine anerkannt als einer der letzten großen Vertreter Darstellende Kunst! Frage des Persönlichen, des Gegenwärtigen, der französischen Interpretations- und Improvi- welche Lösungen für einzelne Fragen wie Regis- Die Ausgangslage für dieses große Fest der sationstradition. Er ist Titularorganist an der trieren, Tempo, Rubato etc. können dann einen Orgelmusik in Lehre und Präsentation bildet die legendären, original erhaltenen Orgel von Aristide Anspruch auf höhere Gültigkeit haben? einzigartige Orgelsammlung an der Stuttgarter Cavaillé-Coll in der Kirche St. Sulpice in Paris, Hochschule. Verschiedenste Instrumente unter an der unter anderem schon Charles-Marie Es bedarf neben der Kunst des Spielens auch einem Dach laden seit Jahren traditionell ein Widor und Marcel Dupré wirkten. Als weiteren der Kunst des Zuhörens im Bemühen um die zu Forschung und Studium, zu konzentriertem Gast heißen wir Kit Downes für den Schwer- Wahrhaftigkeit und Schönheit von Musik. Arbeiten für Lehrende und Studierende. punkt Organ goes Jazz willkommen. Und dieses Wir wollen diese Aspekte exemplarisch und Jahr erstmals dabei ist Frau Professor Stefania diskursiv an Bachs Passacaglia vertiefen. Unterricht und Konzerte, innovative Konzert Neonato, die an der Hochschule seit einigen formate und interdisziplinäre Arbeit, die Offen- Lassen Sie uns also spielen, ausprobieren, Jahren Hammerflügel unterrichtet. heit gegenüber anderen Kunstformen zeichnen nachdenken und zuhören. Und feiern! diese Orgelakademie der Stuttgarter Hochschule – Ein herzliches Willkommen geht an die Teilneh- Im Namen des Instituts für Orgel und Histo- initiiert und getragen von ihren Professoren und merinnen und Teilnehmer aus Russland, China, rische Tasteninstrumente wünschen wir Ihnen Dozenten für Orgel und Kirchenmusik – seit Korea, Österreich, Schweiz, Italien, Japan, in diesem Sinn wunderbare Akademie-Tage! Anbeginn aus. Schweden, USA, Taiwan. Das Stuttgarter Institut für Orgel und Historische Wir freuen uns, dass die Orgelakademie durch Prof. Jürgen Essl Tasteninstrumente zählt weltweit zu den größten ihre Anwesenheit wieder ein internationales und und Prof. Jörg Halubek seiner Art. Dank der internationalen Präsenz interkulturelles Fest wird! Ich wünsche allen der Dozierenden im Konzertleben sowie bei erlebnisreiche Tage mit vielen neuen Impulsen! Meisterkursen entfaltet das Institut eine große Ausstrahlung auch über Deutschland hinaus. Dr. Regula Rapp Es wird international als eine der wichtigsten Rektorin der HMDK Stuttgart 2 ‹‹ ›› 3
INHALT PROGRAMMÜBERSICHT 6 VIER WEGE ZU BACHS PASSACAGLIA 8 ABLAUF 9 ZENTRALER KURS VON PROF. DANIEL ROTH 18 KURSE 18 VORTRÄGE (LECTURE-RECITALS) 22 BIOGRAFIEN 24 ORGELSAMMLUNG 31 KLOSTER OBERMARCHTAL 34 4 ‹‹ Rudi Rach Foto: ›› 5
PROGRAMMÜBERSICHT ZENTRALER KURS VORTRÄGE (LECTURE-RECITALS) Prof. Daniel Roth: Werke der französischen Romantik – Franck, Widor, Vierne, Tobias Horn: Die symphonischen Dichtungen für Orgel von Marcel Dupré (Vision, Psaume XVIII, Saint-Saëns, Boëly u. a. evtl. auch Evocation): Identität(ssuche) zwischen Weltruhm und Weltkrieg, zwischen Romantik und Neuer Musik KMD Prof. Jörg-Hannes Hahn: Der junge Bach beim alten Fritz – Carl Philipp Emanuel Bach WEITERE KURSE als Erneuerer der Musik Prof. Helmut Deutsch Orgel: Felix Mendelssohn Bartholdy Dr. Markus Uhl: Timing ist die halbe Miete – Über Orgelimprovisation im Gottesdienst Kit Downes Orgel: Improvisation & Jazz Johannes Fiedler: „Über Freiheit und Fantasie: Mozart zwischen den Stühlen“ – Transponierende Präludien in Konzertprogrammen der Klassik und ihre Vorläufer. Prof. Jürgen Essl Orgel: Passacaglia & Chaconne Prof. Jörg Halubek Orgel: Passacaglia & Chaconne Prof. Dr. Ludger Lohmann Orgel: Johann Sebastian Bach Prof. Johannes Mayr Orgelimprovisation: Kurs 1 – Toccata und Canzona im Stil der Renaissance Kurs 2 – Was gibt es noch außer Dur und Moll? 50 weitere Skalen … KARTENVORVERKAUF Kurs 3 – Variationen im Stil der Wiener Klassik Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Prof. Stefania Neonato DMA Fortepiano: Urbanstraße 25 · 70182 Stuttgart · Montag bis Freitag · 16 – 19 Uhr Die Wiener Klassik und ihre Ursprünge: das Hammerklavier und sein Erfolg in Europa Telefon: 0711.212 46 21 · vorverkauf@hmdk-stuttgart.de am Ende des 18. Jahrhunderts Eine platzgenaue Online-Kartenbestellung ist über www.reservix.de rund um die Uhr möglich Tobias Wittmann Orgelimprovisation: Liedbegleitung in Deutschland sowie an allen bekannten ReserviX-Vorverkaufstellen! ReserviX-Tickethotline: 01805.70 07 33 6Foto: ‹‹ Oliver Röckle ›› 7
VIER WEGE ABLAUF ZU BACHS PASSACAGLIA Bei der diesjährigen Orgelakademie präsentieren wir ein neues Kursformat. Die vier Orgelprofes- SONNTAG, 07.07. soren der HMDK Stuttgart bieten jeweils eine öffentliche Unterrichtseinheit zu Johann Sebastian Bachs berühmter Passacaglia (BWV 582) an. Im Ablauf finden Sie diese Einheit farblich unterlegt. In einer abschließenden öffentlichen Podiumsrunde wird Rektorin Dr. Rapp mit den Kursteilneh- 15.00–17.00 Uhr Foyer 4. Ebene Einschreibung mer*innen und Professoren über die verschiedenen Interpretationsansätze ins Gespräch kommen: Welche interpretatorischen Argumente können heute noch ins Feld geführt werden, oder ist viel- 17.00 Uhr Konzertsaal Eröffnung der Orgelakademie durch Rektorin leicht doch alles möglich? Dr. Regula Rapp und Orgelkonzert mit Studierenden der HMDK 18.30–20.00 Uhr Foyer 3. Ebene Vorstellung der Orgelsammlung im Rahmen eines Wandelkonzertes mit den Dozenten der Akademie 20.00–21.30 Uhr Ausklang mit Orgelwein 17 UHR · KONZERTSAAL Eintritt: € 6 Eröffnungskonzert „Flowing“ von Michael Essl (geb. 1991) für Orgel und Percussion Soyon Park Orgel NN Schlagzeug weitere Werke nach Ansage Anfang von J. S. Bachs Passacaglia aus dem Andreas-Bach-Buch (Leipzig, Stadtbibliothek Leipzig, Musikbibliothek) 8 ‹‹ ›› 9
MONTAG, 08.07. 20 UHR · KONZERTSAAL Eintritt: € 10/5 09.00–12.00 Uhr Konzertsaal Plenum mit Prof. Daniel Roth KONZERT I 13.15–13.45 Uhr Raum 3.01 Vortrag Tobias Horn: Die symphonischen Dichtungen für Orgel „Passacaglia“ von Marcel Dupré Jean Baptiste Lully (1632–1687) Passacaille aus der Oper „Armide“ 14.00–16.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Dr. Ludger Lohmann (Raum 4.50) (Orgelfassung von Jürgen Essl) Prof. Jörg Halubek (Raum 3.01) Jürgen Essl Orgel Prof. Stefanie Neonato DMA (Raum 7.25) Tobias Wittmann (Raum 3.03) Günter Raphael (1903–1960) Passacaglia über einen finnischen Choral op. 41/3 („Taas siunattu päivä nyt luo valoaan“) 16.00–18.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Helmut Deutsch: („Der gesegnete Tag bricht an mit seinem Licht“) 16–17 Uhr Bach Passacaglia (Raum 4.50) Ludger Lohmann Orgel 17–18 Uhr Mendelssohn (Raum 3.04) Prof. Jürgen Essl (Raum 3.01) Prof. Johannes Mayr (Raum 3.03) Johannes Mayr – Improvisation 20.00 Uhr Konzertsaal KONZERT I „Passacaglia“ Johann Sebastian Bach (1685–1750) Chaconne d-moll mit Jürgen Essl, Ludger Lohmann, Johannes Mayr, (Orgelbearbeitung von Wilhelm Middelschulte) Jörg Halubek, Stefania Neonato und Tobias Wittmann Jörg Halubek Orgel 21.30 Uhr t.b.a. Come Together *** Johann Sebastian Bach Chaconne d-moll mit Varianten aus der Partita Nr. II für Violine allein BWV 1004 zum Konzertvortrage fuer Pianoforte bearbeitet von Ferruccio Busoni Stefania Neonato Klavier stuttgart24h – come una ciacona Ein Film von Christoph Kalk & Jascha Vick Tobias Wittmann – Improvisation 10 ‹‹ ›› 11
DIENSTAG, 09.07. 20 UHR · KONZERTSAAL Eintritt: € 10/5 09.00–12.00 Uhr Konzertsaal Plenum mit Prof. Daniel Roth KONZERT II 13.15–14.00 Uhr Raum 3.01 Vortrag KMD Prof. Jörg-Hannes Hahn: Der junge Bach beim alten Fritz Jazz & Orgel 14.00–16.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Dr. Ludger Lohmann (Raum 4.50) Jürgen Parison Jazz Messe (2018) Prof. Jörg Halubek (Raum 3.01) Kirchenmusikerchor der HMDK Prof. Stefanie Neonato DMA (Raum 7.25) Gesamtleitung: Prof. Denis Rouger und Prof. Christian Schmid Tobias Wittmann (Raum 3.03) Anna Orlova Orgel Andreas Reichel Saxophon 16.00–18.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Helmut Deutsch (Raum 3.04) Samuel Restle Posaune Prof. Jürgen Essl: Frieder Klein Bass 16–17 Uhr Bach Passacaglia (Raum 3.01) Lucas Klein Schlagzeug Rainer Tempel Klavier 20.00 Uhr Konzertsaal KONZERT II Jazzensemble aus Studierenden der HMDK Stuttgart Jazz & Orgel mit Soli, Chor, Ensemble, Kit Downes Leitung: Studierende der Kirchenmusik 21.30 Uhr t.b.a. Come Together *** Kit Downes Organ goes Jazz 12 ‹‹ ›› 13
MITTWOCH, 10.07. 20 UHR · KONZERTSAAL Eintritt: € 10/5 09.00–12.00 Uhr Konzertsaal Plenum mit Prof. Daniel Roth KONZERT III 13.15–14.00 Uhr Raum 3.01 Vortrag Dr. Markus Uhl: Timing ist die halbe Miete – Über Orgelimprovisation im Gottesdienst Passacaglia & Sinfonie 14.00–16.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Dr. Ludger Lohmann (Raum 4.50) Franz Liszt (1811–1886) „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ Prof. Jörg Halubek: Variationen über den Basso continuo des Eingangschores 14–15 Uhr Bach Passacaglia (Raum 3.01) der gleichnamigen Kantate und des Crucifixus der Messe in h-Moll von J. S. Bach Prof. Stefanie Neonato DMA (Raum 7.25) Johann Sebastian Bach (1685–1750) Passacaglia c-Moll BWV 582 Kit Downes (Raum 3.03) in der Fassung von Franz Liszt (aus „A. W. Gottschalgs Repertorium für Orgel, Harmonium oder Pedalflügel“, 1872) 16.00–18.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Helmut Deutsch (Raum 4.50) Helmut Deutsch Orgel Kit Downes (Raum 3.03) Prof. Johannes Mayr (Raum 3.03) *** 20.00 Uhr Konzertsaal KONZERT III mit Helmut Deutsch, Daniel Roth Alexandre Pierre François Boëly (1785–1858) Fantaisie et Fugue en si bémol majeur op. 18 N° 6 21.30 Uhr t.b.a. Come Together Quatuor sur 2 Claviers et Pédale obligée op. 12 N° 10 César Franck (1822–1890) Grande pièce symphonique op. 17 Daniel Roth Orgel 14 ‹‹ ›› 15
DONNERSTAG, 11.07. 20 UHR · KONZERTSAAL Eintritt frei 09.00–12.00 Uhr Konzertsaal Plenum mit Prof. Daniel Roth KONZERT IV 13.15–13.45 Uhr Raum 3.01 Vortrag Johannes Fiedler: Über Freiheit und Fantasie: Mozart zwischen den Stühlen Orgelkonzert der Akademieteilnehmer*innen 14.00–16.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Dr. Ludger Lohmann: Das Programm wird kurzfristig bekannt gegeben. 14–15 Uhr Bach Passacaglia (Raum 4.50) Prof. Jörg Halubek (Raum 3.01) Prof. Stefanie Neonato DMA (Raum 7.25) Tobias Wittmann (Raum 3.03) 16.00–18.00 Uhr Orgelräume Kurse: Prof. Helmut Deutsch (Raum 4.50) Prof. Jürgen Essl (Raum 3.01) Prof. Johannes Mayr (Raum 3.03) 18.00–19.00 Uhr Raum 3.01 Podiumsdiskussion „Vier Wege zu Bachs Passacaglia“ – Moderation: Dr. Regula Rapp 20.00 Uhr Konzertsaal KONZERT IV Orgelkonzert der Akademieteilnehmer*innen 21.30 Uhr Turm Come Together Fotos: Oliver Röckle 16 ‹‹ ›› 17
ZENTRALER KURS VON PROF. DANIEL ROTH Werke der französischen Romantik PROF. JÜRGEN ESSL Franck, Widor, Vierne, Saint-Saëns, Boëly u. a. Orgel Passacaglia & Chaconne Ausgehend von den Kompositionen von Lully, Kerll, Muffat, Biber, Pachelbel, Böhm, Buxtehude und Bach erfolgt eine Annäherung an die Gattung über die Improvisation: Periodik, Übergänge, Figuren, Generalbass, Stimmführung, Dynamik, Dramaturgie, Form. Die Improvisation steht KURSE zwar als Kunst des unmittelbaren Spielens für sich, sie öffnet aber auch den Weg zurück zu den überlieferten Kompositionen und verhilft den Interpreten zu einem vertieftem Verständnis. Literatur-Auswahl PROF. HELMUT DEUTSCH Passacaglien, Chaconnen (und Toccaten) von Kerll, Muffat, Pachelbel, Böhm, Buxtehude, Bach Orgel Felix Mendelssohn Bartholdy „… meine Art, die Orgel zu behandeln …“ PROF. JÖRG HALUBEK Die sechs Sonaten op.65 sowie die drei Präludien und Fugen op. 37 für Orgel Orgel / Maestro al Cembalo Interpretationsansätze vor dem Hintergrund des musikalisch – kulturellen Umfelds sowie Passacaglia & Chaconne von Selbstzeugnissen des Komponisten. Der ostinate Baß gilt als Hauptpfeiler der Vokalmusik des frühen 17. Jahrhunderts und steht als Überlegungen zu Phrasierung, Artikulation, Tempo und Registrierung. verbindendes Element zwischen der prima und der seconda pratica. Letztere ist vor allem – mit den Worten Monteverdis: durch die Herrschaft des Textes über die Musik gekennzeichnet. Hier knüpft auch Frescobaldi an, wenn er 1615 im Vorwort seiner Cembalo- und Orgeltoccaten emp- fiehlt, den Takt nach dem Sinn der Worte zu führen – obwohl es hier ja um Instrumentalmusik KIT DOWNES geht. Um den Zugang zu den beiden heute populärsten Formen der Ostinatobässe – Passacaglia Orgel und Chaconne – zu vertiefen, werden in dem Kurs Beispiele aus Monteverdis Opern und Madri- galen bis hin zu Bachs kirchenmusikalischen Werken wie das Crucifixus aus der h-moll-Messe eine Improvisation & Jazz Rolle spielen. Sowohl zur Interpretation als auch zur Improvisation sollen Satz- und Generalbass- I will be looking at the way an improviser from my background (jazz and freely improvised music) modelle aus dieser Zeit untersucht werden. approaches dealing with an instrument of such history and importance as the organ. We will look at how to manipulate melody through different genres and styles, as well as augmenting ones har- Literatur-Auswahl (Cembalo oder Orgel) monic and rhythmic palette - to avoid repeating yourself unnecessarily and looking at ways to feel Passacaglien und Chaconnen von Frescobaldi, Storace, Muffat, Kerll, Pachelbel, Buxtehude, Bach, free-er on your instrument, and how to develop a truly personal and expressive approach. Couperin, Lulli / d´Anglebert u. a. 18 ‹‹ ›› 19
PROF. DR. LUDGER LOHMANN PROF. STEFANIA NEONATO DMA Orgel Fortepiano Johann Sebastian Bach Die Wiener Klassik und ihre Ursprünge: Das Hammerklavier und sein Erfolg in Europa am Ende des 18. Jahrhunderts. Die verschiedenen Richtungen der musikalischen Gattungen, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickeln, sind unter anderem den Söhnen Johann Sebastian Bachs zu ver- PROF. JOHANNES MAYR danken. Besonders Carl Philip Emanuel Bachs ,Empfindsamer Stil‘ und Johann Christian Bachs Orgelimprovisation ,Galanter Stil‘ in Verbindung mit dem italienischen gesanglichen Stil haben die drei wichtigsten Komponisten der Klassik, Haydn, Mozart und Beethoven, und ihre Zeitgenossen tief beeinflusst. Kurs 1 – Toccata und Canzona im Stil der Renaissance So entwickelt sich die Mechanik der verschiedenen Hammerklavier-Modelle im gleichen Schritt Kurs 2 – Was gibt es noch außer Dur und Moll? 50 weitere Skalen … mit dem Repertoire weiter. Kurs 3 – Variationen im Stil der Wiener Klassik In diesem Kurs werden wir Rhetorik, Affektenlehre, technische Neuheiten, ,Topicslehre‘, artikulierte (Kurs 1 und 2 sind auch für Einsteiger ohne Improvisations-Erfahrung geeignet) Aussprache im Repertoire der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an dem(n) historischen Instrument(en) im Einzel- und Gruppenunterricht vertiefen. Die Hammerklaviersammlung der Musikhochschule umfasst im Moment 6 historische Flügel: Andreas Stein, Augsburg (1780 ca.) – Nachbau von Michael Walker Anton Walter, Wien (1785 ca.) – Nachbau von Monika May Foto: Rudi Rach Joseph Boehm, Wien (1825) William Stodart, Tafelklavier, London (1830 ca.) Erard, Paris (1853) Schiedmeyer, Stuttgart (1865) TOBIAS WITTMANN Orgelimprovisation Liedbegleitung in Deutschland Die historische Entwicklung des orgelbegleiteten Gemeindegesangs, exemplarische Vorbilder, traditionelle und innovative Stilistik dienen als Anregung für eigene improvisierte Liedbeglei tungen. Wesentliche Aspekte vom atmenden Spiel bis zum liturgischen Kontext bilden den übergeordneten Rahmen. Der Kurs möchte Anfänger motivieren, Fortgeschrittene herausfordern und Routiniers inspirieren. 20 ‹‹ ›› 21
VORTRÄGE (LECTURE-RECITALS) TOBIAS HORN 08.07., 13.15–13.45 UHR DR. MARKUS UHL 10.07., 13.15–14.00 UHR RAUM 3.01 RAUM 3.01 Die symphonischen Dichtungen für Orgel von Marcel Dupré (Vision, Psaume XVIII, evtl. Timing ist die halbe Miete – Über Orgelimprovisation im Gottesdienst auch Evocation): Identität(ssuche) zwischen Weltruhm und Weltkrieg, zwischen Romantik Das liturgische Geschehen ist ein komplexer Handlungsstrang, zu dem sich die Musik im Gottes- und Neuer Musik dienst verhalten muss. Im Vortrag soll theoretisch und praktisch aufgezeigt werden, wie die Musik Marcel Dupré: eine legendäre und auch nicht unumstrittene Größe der Orgelwelt. Neben Stücken, im Idealfall perfekt zur Handlung passt und trotzdem eigenständig bleibt. die längst zu „Klassikern“ der Orgelliteratur geworden sind, hat er Werke geschrieben, die auch heute – nicht zuletzt wegen ihrer spieltechnischen Anforderungen – weitgehend unbekannt sind und so gut wie nie aufgeführt werden. Ein gutes Jahrzehnt nach „Le Chemin de la Croix“ (1931) hat Dupré drei umfangreiche Werke komponiert, die am ehesten als Symphonische Dichtungen JOHANNES FIEDLER 11.07., 13.15–13.45 UHR bezeichnet werden können. Neben der etwas bekannteren „Evocation“ zeigen „Vison“ und „Psaume RAUM 3.01 XVIII“ aus den 1940er Jahren einen überraschend persönlichen und suchenden Marcel Dupré. „Über Freiheit und Fantasie: Mozart zwischen den Stühlen“ – Transponierende Präludien in Konzertprogrammen der Klassik und ihre Vorläufer. Zu Mozarts Zeiten war der tonale Zusammenhang einzelner Stücke von großer Bedeutung. KMD PROF. JÖRG-HANNES HAHN 09.07., 13.15–14.00 UHR Dazu wurden oft transponierende Stücke als Überleitung benutzt, eine Praxis, die auch schon im RAUM 3.01 gottesdienstlichen Spiel im 17. Jahrhundert bekannt war. Beleuchtet werden solche von Mozart für seine Schwester Nannerl komponierte Stücke, ebenso Vorläuferwerke und artverwandte Stücke von Der junge Bach beim alten Fritz – Bach, Müthel, C.P.E. Bach und anderen sowie deren heutige Bedeutung und Möglichkeiten der Carl Philipp Emanuel Bach als Erneuerer der Musik Anwendung. Der junge C. P. Bach war bereits mit 24 Jahren Mitglied der Hofkapelle von Friedrich II. Dieser war der Musik bekanntermaßen sehr zugetan, jedoch war er mit dem jungen Genie und dessen Musik nicht immer einverstanden. Musikalischer ,Sturm und Drang‘ war nicht die Sache des ,Alten Fritz‘ - wohl aber die vieler Zeitgenossen C. P. E. Bachs! 22 ‹‹ ›› 23
BIOGRAFIEN DANIEL ROTH ist weltweit anerkannt als einer der letzten KIT DOWNES wurde 1986 in Norwich geboren. Der britische großen Vertreter der französischen Interpretations- und Impro- Improvisationsmusiker studierte Klavier und Orgel an der Purcell visationstradition. Er ist Titularorganist an der legendären und Music School und später an der Royal Academy of Music. Zu original erhaltenen Orgel von Aristide Cavaillé-Coll in der Kirche dieser Zeit begann er mit der Band „Empirical“ aufzutreten, für St Sulpice in Paris, an der unter anderem schon Charles-Marie diese zu komponieren und tourte durch die USA, Kanada und Widor und Marcel Dupré wirkten. Die CD-Einspielungen von Europa und wurde einem breiten Publikum bekannt. Jazz- Daniel Roth sowie sein Wirken und sein Engagement für die Magazine bezeichnen ihn als kreativer Erneuerer des Genres. französische Orgelmusik sind mit zahlreichen internationalen Kit Downes hat einen BBC Jazz Award, einen British Jazz Preisen bedacht worden. Er wirkte als Professor in Washington, Award in der Kategorie „Rising Star“ und eine Mercury Music Straßburg, Saarbrücken und zuletzt in Frankfurt a.M.; als Kom- Award-Nominierung erhalten. 2009 wurde er mit dem Yamaha ponist schreibt er Orgel-, Kammer- und Orchestermusik sowie Jazz Scholarship Award ausgezeichnet. 2014 gewann er den Best Vokalwerke. Daniel Roth ist „Chevalier de la Légion d'Honneur“, Album Award bei den Parliamentary Jazz Awards. Er unterrich- Foto: Sjaak Verboom „Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres“ und „Honorary Fellow tet an der Royal Academy of Music und ist außerdem Schirmherr of the Royal College of Organists“. 2006 wurde ihm der Preis für der Wohltätigkeitsorganisation „Musical Keys“. Als Solokünstler Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd verliehen. gab er Orgelkonzerte im Dom von Lausanne, beim 3 Choirs Fes tival UK, in der Kölner Philharmonie, in der Royal Festival Hall, in der Aarhus Symfoni, in St. Paul's im Rahmen des Festivals für zeitgenössische Musik in Huddersfield, in der Kaiser-Wil- helm-Gedächtniskirche im Rahmen des Berliner Jazzfestivals, PROF. HELMUT DEUTSCH ist seit 2013 Professor für Orgel in beim Darmstädter Orgel-Festival und in der Kashiwaya-Gakki Stuttgart, davor an der Musikhochschule Freiburg. Er studierte Forum Hall in Tokio. Klavier, Kirchenmusik, Musikerziehung und Orgel an der Hoch- schule für Musik und Theater Saar in Saarbrücken bei Walter Blankenheim, Paul Schneider und Andreas Rothkopf. Weitere künstlerische Impulse vermittelten ihm die Organisten Xavier PROF. JÜRGEN ESSL studierte Kirchenmusik und das Konzert- Darasse (Toulouse) und Zsigmond Szathmáry (Freiburg). fach Orgel in Stuttgart, Bordeaux und Wien. Seit 2003 Professor Helmut Deutsch hat bedeutende Orchester- und Klavierwerke an der Stuttgarter Hochschule. Jürgen Essl übt eine umfangreiche für die Orgel übertragen: Jean Sibelius, Sinfonie Nr. 2 D-Dur Konzerttätigkeit als Solist und Improvisator aus und tritt regel- op. 43 (im Auftrag der Kyoto Concert Hall Society); Franz Liszt, mäßig bei Festivals, in Kathedralen und Konzertsälen auf. Als Les Préludes (Bärenreiter); Après une lecture de Dante (Schott) Komponist von Instrumental- und Vokalwerken ist er mittler- u. a.. Er ist Preisträger nationaler und internationaler Wett- weile auch einem größeren Publikum bekannt. Viele seiner über bewerbe, zuletzt beim Liszt-Wettbewerb Budapest. Für seine 30 CD-Produktionen wurden mit Auszeichnungen bedacht, seine CD-Einspielung der großen Orgelwerke von Franz Liszt erhielt zuletzt erschienene Aufnahme mit Improvisationen in der Kathe- er 2004 den renommierten Kritikerpreis „Diapason d’or“ Paris. drale von Mexico-City wurde bei Fono Forum als „CD des Jahres“ Prägend für seine Interpretationen ist die Auseinandersetzung 2018 gelistet, ebenso im englischen Magazin musicweb-internati- mit historischen Orgeln verschiedener Stilepochen und Orgel- onal als „CD of the year“. landschaften sowie die Beschäftigung mit unterschiedlichen Foto: Oliver Röckle Instrumenten- und Musikgattungen. 24 ‹‹ ›› 25
PROF. JÖRG HALUBEK ist einer der vielversprechenden Spezi- PROF. JOHANNES MAYR studierte katholische Kirchenmusik alisten für Alte Musik. Diese Saison erfährt er große Beachtung in Stuttgart, u. a. bei Rudolf Walter, Ludger Lohmann und Wil- mit Monteverdis „Marienvesper“ am Nationaltheater Mannheim libald Bezler. 1990–2001 wirkte er als hauptamtlicher Kirchen- und „Anfang und Ende – B.A.C.H.⁶¹“ an der Staatsoper Kassel. musiker mit Dekanatsauftrag in Bad Wurzach, 2001 bis 2011 in Als Highlight der Saison 2018/19 gibt er als musikalischer Leiter Stuttgart (St. Fidelis), dort ab 2004 als Regionalkantor. 1992– mit Händels „Poros“ sein Debüt an der Komischen Oper Berlin 2007 war er als Lehrbeauftragter für liturgisches Orgelspiel/ und ist mit seinem Barockorchester „il Gusto Barocco“ als Festi- Orgelimprovisation in Augsburg tätig, seit 2004 an der Tübinger valorchester der Bachwoche Ansbach eingeladen. Zuletzt war er Hochschule für Kirchenmusik für Orgelliteraturspiel und Litur- an zahlreichen traditionsreichen Theatern und Festivals als Diri- gisches Orgelspiel und seit 2009 lehrt er Orgelimprovisation an gent eingeladen, u.a. bei den Händel-Festspielen Halle 2018 und der HMDK Stuttgart. Seit 2011 ist er Domorganist an der Kon- seit 2012 regelmäßig an der Staatsoper Kassel. Als Interpret für kathedrale St. Eberhard Stuttgart. Als Orgelimprovisator erhielt historische Tasteninstrumente wurde Jörg Halubek in den letzten er zahlreiche Auszeichnungen: Preisträger beim Wettbewerb „Or- Foto: Verena Ecker Jahren mehrfach ausgezeichnet, u. a. für seine Einspielung von gelspiel im Gottesdienst“ in Rottenburg, beim Südwestfunk-Orge- Bachs Violinsonaten mit Leila Schayegh. Vor kurzem erschien die limprovisationswettbewerb und beim Internationalen Orgel-Im- Ersteinspielung von Johann David Heinichens „Flavio“ mit provisationswettbewerb zu zeitgenössischer Kunst „Wandlung der „il Gusto Barocco“ unter seiner Leitung. Dieses Frühjahr erscheint Formen“ in Regensburg. Erste Preise erhielt er beim Europäischen der erste Teil seiner Gesamteinspielung der Orgelwerke Johann Orgelimprovisationswettbewerb in Schwäbisch Gmünd, beim Sebastian Bachs an Originalinstrumenten. Internationalen Orgelimprovisationswettbewerb in Montbrison/ Frankreich und beim Internationalen Orgelwettbewerb „Orgel ohne Grenzen“ in Dudelange/Luxemburg. PROF. DR. LUDGER LOHMANN studierte an der Musik- hochschule und der Universität Köln Schul- und Kirchenmusik (bei Wolfgang Stockmeier und Hugo Ruf), Musikwissenschaft, PROF. STEFANIA NEONATO DMA studierte in ihrer Heimat- Philosophie und Geographie. Weitere Orgelstudien führten ihn stadt Trento Klavier sowie Sprach- und Literaturwissenschaften. zu Anton Heiller nach Wien und Marie-Claire Alain nach Paris. Mit Alexander Lonquich, Riccardo Zadra und Leonid Margarius Er erhielt internationale Preise, u. a. den ARD-Wettbewerb Mün- setzte sie ihre musikalischen Studien fort, um später unter der chen und den Grand Prix de Chartres. 1981 erschien seine viel- Leitung von Stefano Fiuzzi an der Accademia Internazionale beachtete musikwissenschaftliche Dissertation „Artikulation auf in Imola die Masterprüfung in Hammerklavier abzulegen. Den den Tasteninstrumenten im 16.–18. Jahrhundert“. Seit einigen „Doctor of Musical Arts“ erlangte sie an der Cornell University Jahren liegt sein Forschungsinteresse im Bereich der romantischen in New York. Seit April 2013 hat Stefania Neonato eine Professur Orgelmusik. Nach Lehrtätigkeiten an der Musikhochschule Köln für Hammerklavier an der HMDK Stuttgart inne. Ihr Repertoire lebt und arbeitet er seit 1983 in Stuttgart als Professor an der reicht von der Wiener Klassik bis zur Spätromantik und wird Foto: Johannes Schaugg HMDK Stuttgart. Daneben war er 25 Jahre lang als Organist belegt durch bemerkenswerte Einspielungen sowohl solistischer an der Domkirche St. Eberhard tätig. Er konzertiert weltweit; Werke (Mozart, Haydn, Clementi, Beethoven) als auch von Rundfunk-, Fernseh- und CD-Produktionen dokumentieren seine Foto: Oliver Röckle Kammermusik (Schubert, Beethoven, Hummel, Weber mit dem Repertoirevielfalt mit den Schwerpunkten alte und romantische Flötisten Fabio de Rosa. Zu ihrer Instrumentensammlung zählen Orgelmusik. Ludger Lohmann ist ein gefragtes Jurymitglied vieler der Nachbau eines Walter und Söhne um 1805 (McNulty, 2008), internationaler Orgelwettbewerbe. Gastprofessuren und Master- ein Hammerklavier Conrad Graf (1819), ein Hammerklavier classes führen ihn an zahlreiche Musikhochschulen und Universi- Joseph Brodmann (1790), ein Böhm (1827), ein Stodart „square“ täten vieler Länder und zu internationalen Orgelakademien. (1830), ein Pleyel (1841) und ein Erard (1853). 26 ‹‹ ›› 27
TOBIAS WITTMANN ist Regionalkantor des Kath. Stadtdekanats Stuttgart und Kirchenmusiker an St. Fidelis, das im Rahmen des Projekts „Aufbrechen“ zum Kirchenmusikalischen Zentrum ernannt wurde. Während er mit dem Sakralchor St. Fidelis regel- mäßig große oratorische Werke zur Aufführung bringt, erarbeitet er mit dem Solisten-Ensemble Fidelis vorrangig anspruchsvolle a-cappella Chorliteratur aller Epochen. Dabei entstand 2015 die CD-Einspielung „Erwartungen“. Mit der Reihe KlangRaum setzt Tobias Wittmann in St. Fidelis seit einigen Jahren einen besonde- ren Schwerpunkt im interdisziplinären Dialog von Kirchenmusik und anderen Kunstformen. Sein besonderes Interesse gilt der Orgelimprovisation, die er nach dem Kirchenmusikstudium in einem Masterstudium bei Prof. Jürgen Essl und Johannes Mayr an der HMDK Stuttgart vertieft hat. Als Organist konzertiert er regelmäßig mit Literatur- und Improvisationsprogrammen, sowohl solistisch wie auch mit renommierten Künstlern. 2013 war er Preisträger des Wettbewerbs ‚Orgelimprovisationen im Gottesdienst‘. An der HMDK Stuttgart hat er einen Lehrauftrag für Orgelimprovisation und Orgelbaukunde. 28 ‹‹ Foto: Rudi Rach ›› 29
ORGELSAMMLUNG Die HMDK Stuttgart ist international bekannt als europäisches Zentrum der Kirchenmusik und des konzertanten Orgelspiels. Neben der großen Rieger-Orgel mit 81 Registern im Konzertsaal steht in der Hochschule auch die älteste Orgel Stuttgarts, aus dem Venedig des 18. Jahrhunderts stammend. Alles in alllem zählt man elf Orgeln. Damit verfügt die Hochschule zwar nicht über die größte Orgelsammlung aller Musikhochschulen weltweit, aber über die vielfältigste, weil sie zu Kompositionen fast jeder Region und fast jeder Zeit das passende Instrument anbieten kann. Die Orgelsammlung bietet Studierenden, Organisten und Publikum einen beeindruckenden Überblick über Technik und Klangwelt der Orgel seit der Zeit von Johann Sebastian Bach gibt und somit einen ansehnlichen Querschnitt dieser Variationen der ,Königin der Instrumente‘. LA SIGNORA I/P, 15 Sie stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts und ist seit der Restaurierung durch Gerald Woehl im Jahr 2000 Teil der Orgelsammlung. Ihr Klang ist von dem cantablen, offenen, klaren Typus, wie er auch für so viele berühmte italienische Sänger charakteristisch ist. Dazu kommen zwei wichtige technisch-musikalische Eigenschaften: die kurze Oktave und die mitteltönige Temperatur. Diese Orgel ist nach einer winzigen Kabinettorgel im Württembergischen Landesmuseum nicht nur die älteste Stuttgarts, sondern auch die einzige spielbare, die wirklich als „historische“ Orgel gelten kann. DIE SENSIBLE STRENGE AUS DEM NORDEN II/P, 15 Diese Orgel wurde 1997 von Jürgen Ahrend (Leer-Loga) in stilistischer Anlehnung an den bedeutendsten norddeutschen Orgelbauer des Barock, Arp Schnitger, erbaut. Ahrend hat etliche Schnitger-Orgeln restauriert, er gilt als der beste Kenner dieses Stils. Sie ist ein äußerst sensibles Instrument, denn aufgrund der geringen Raumgröße wurde ein sehr niedriger Winddruck gewählt. Daraus resultiert zum einen eine sehr leichtgängige Traktur, zum anderen aber ein sehr lebendiger Wind, der unsachgemäßen Anschlag sofort hörbar macht. … UND IHRE MITTELDEUTSCHE COUSINE II/P, 21 Die „Bach-Orgel“ wurde 2006 von der Dresdener Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider erbaut und im zweiten Bauabschnitt des Hochschulgebäudes aufgestellt. Die Disposition ist wesentlich in- spiriert von dem 1703 von Johann Wender in der Arnstädter Bonifatiuskirche erbauten Instrument, dessen erster Organist Bach war und an welchem dieser seine Orgelästhetik entscheidend entwickelt hat. Zu diesem thüringischen Kern treten einige sächsische Elemente Gottfried Silbermanns. 30 ‹‹Foto: Oliver Röckle ›› 31
DIE GEMÜTVOLLE ELSÄSSERIN DAS TREUE ARBEITSPFERD III/P, 27 III/P, 38 Diese klassisch-französische Orgel wurde von Gaston Kern (Elsass) erbaut. Als stilistisches Die ehemalige Hauptunterrichtsorgel aus dem alten Hochschulgebäude, 1972 von der inzwischen Vorbild diente Johann Andreas Silbermann, dessen Orgeln im Vergleich zu zentralfranzösischen Instru- erloschenen Leinfeldener Traditionsfirma Weigle erbaut, blickt nun schon auf fast 40 Jahre klaglos menten ein etwas weicheres, gemütvolleres Klangbild aufweisen. Sie besitzt ein für die klassisch- geleisteter Schwerarbeit zurück. Auf ihr ist sicher so viel gespielt worden wie auf einer normalen französische Orgel typisches Rückpositiv und ein Echowerk, das hinter dem Notenpult eingebaut ist. Kirchenorgel in 300 Jahren. Nun stellt sie als Exemplar des deutschen Neobarocks ein wichtiges Zeitzeugnis dar. Ihre glänzenden Mixturen und schnarrenden Zungen geben ihr einen unverwech- selbaren, farbigen Charakter. Um sie aus dem Altbau in den Unterrichtsraum zu versetzen, musste DIE GESCHMEIDIGE sie im Aufbau ihrer Windladen völlig neu angeordnet werden, was den Neubau ihrer Spieltraktur III/P, 35 notwendig machte. Sie wurde im Jahr 1997 von der Luzerner Orgelbaufirma Goll gebaut und ist in Anlehnung an die im frühen 19. Jahrhundert im Elsass tätigen Orgelbauer disponiert, welche einen gewissen spätbarocken, auch deutsche Elemente enthaltenden Grundbestand mit romantischen Farben DIE UNBESTECHLICHE anreicherten. Dadurch eignet sich die Orgel sowohl für die Musik Bachs als auch für die Inter III/P, 15 pretation der Werke von César Franck und Charles Marie Widor. Die 1986 von Eduard Wiedenmann gebaute Orgel ersetzte eine abgespielte kleine Orgel mit elektro pneumatischer Spieltraktur und bildet heute ein unentbehrliches Mitglied unseres Orgelensembles. DIE MOLLIGE SCHWÄBIN III/P, 32 DAS CHAMÄLEON Der romantische Aufbruch in Deutschland hatte einen seiner Ausgangspunkte in Ludwigsburg in der Gestalt von Eberhard Friedrich Walcker, dem wichtigsten deutschen Orgelbauer um die Mitte IV/P, 81 des 19. Jahrhunderts. Seine Orgeln zeichnen sich durch eine reiche Palette an 8‘-Labialstimmen Die Konzertsaalorgel ist neben der Musik Bachs in erster Linie für deutsche und französische aus. Die Orgelbauwerkstätte Konrad Mühleisen in Leonberg, die das an Walckers Stil angelehnte Kompositionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie zeitgenössische Musik geeignet. Instrument 1998 fertigstellte, legte die mechanische Spieltraktur bewusst weich aus, um der Spiel- Die ersten beiden Manuale, als Haupt- und Oberwerk in der Mitte des Prospektes übereinander weise der romantischen Orgel möglichst nahezukommen. Der warme, sensible Grundcharakter des angeordnet, folgen in der Disposition den Gepflogenheiten Silbermanns und entsprechen mit Instruments ist für frühromantische Orgeln typisch. geringfügigen Abweichungen der Disposition der letzten und größten Orgel Silbermanns in der Dresdner Hofkirche. Das dritte Manual ist ein Schwellwerk im französisch-symphonischen Stil, das vierte ein deutsch-romantisches Schwellwerk, dynamisch bewusst gegen die anderen Werke DIE MIMOSE zurückgenommen. Beide Schwellwerke stehen auf dem Boden, unmittelbar neben dem Spieltisch. III/P, 11 Die Firma Rieger (Schwarzach/Vorarlberg) erzielte durch den Einsatz verschiedener technischer Die 1996 von Johannes Rohlf (Neubulach) erbaute Orgel zeichnet sich durch eine extrem präzise Kunstgriffe eine angenehme Spielart, die auch bei vier mechanisch gekoppelten Manualen noch und sensible Traktur sowie durch eine angenehm flexible Windversorgung aus. Das dritte Manual beherrschbar ist. enthält die Pedalregister. 2018 wurde das Instrument von Tilman Trefz überarbeitet. DAS ORGELPOSITIV I, 6 » www.hmdk-stuttgart.de/unsere-hochschule/orgelsammlung/ Die von Armin Hauser 1997 erbaute transportable Truhenorgel hat eine verschiebbare Klaviatur, womit sie in zwei Stimmtonhöhen (415/440 Hz) gespielt werden kann, was für das Ensemblespiel in historischer Aufführungspraxis wichtig ist. 32 ‹‹ ›› 33
KLOSTER OBERMARCHTAL 12.–14.07.2019 MUSIK DER SÜDDEUTSCHEN MEISTER FREITAG, 12.07. Froberger, Kerll, Muffat, Pachelbel, französische Barockmusik, Johann Sebastian Bach, vormittags Anreise in Obermarchtal Carl Philipp Emanuel Bach und Improvisation nachmittags Präsentation der Holzhey-Orgel mit Gregor Simon / Klosterführung Die großen Barockorgeln der süddeutschen Klöster sind eine Entdeckung wert. Riepp brachte den 20.00 Uhr Come Together französischen Orgelbau nach Süddeutschland (Ottobeuren), sein Schüler Holzhey verfeinerte den Stil und erweiterte die Manualklaviaturen. Jakob Hörr (Wolfegg) hingegen repräsentiert den SAMSTAG, 13.07. eher traditionellen österreichisch-süddeutschen Stil der Labialorgel. Joseph Gabler war Exot und Fantast. Sein Opus Eins ist die viermalige Orgel in Ochsenhausen, die durch das geniale Werk von Exkursionen Weingarten noch übertroffen wurde. abends Übezeit für das Abschlusskonzert SONNTAG, 14.07. 10.00 Uhr Gottesdienst 13.00–16.30 Uhr Vorbereitungszeit Abschlusskonzert 17.00 Uhr Abschlusskonzert EXKURSIONSZIELE UND REPERTOIRE Obermarchtal (Holzhey) Bach im Süden, C.P.E. Bach, Franzosen, Improvisation Rot an der Rot (Holzhey) Franzosen; Improvisation | Prof. Jürgen Essl Ochsenhausen (Gabler) Bach im Süden; Improvisation | Prof. Jürgen Essl Ottobeuren (Riepp) Franzosen | Prof. Jörg Halubek Wolfegg (Hör) Muffat, Kerll, Froberger; Improvisation | Prof. Dr. Ludger Lohmann Weingarten (Gabler) Bach im Süden, Improvisation | Prof. Dr. Ludger Lohmann 34 ‹‹ ›› 35
ADRESSEN HMDK STUTTGART AKADEMISCHE FEIER Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Urbanstraße 25 | 70182 Stuttgart Tel. 0711 212 4620 Zu Beginn des kommenden Wintersemesters 2019/20 veranstaltet die HMDK Stuttgart zum dritten Mal KLOSTER OBERMARCHTAL ihre Akademische Feier. Klosteranlage 2/1 | 89611 Obermarchtal Programm: www.kloster-obermarchtal.de Festvortrag der Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt Michelle-Jasmin Müntefering „Auf den Brettern, die die Welt bedeuten – wie Internationale Kulturpolitik auch in Stuttgart beginnt“ ANSPRECHPARTNER sowie künstlerische Beiträge aus allen Fakultäten. Im Anschluss laden wir herzlich zu Gesprächen und Getränken! MH-STUTTGART GMBH Corinna Reimold, Geschäftsführerin E-Mail: corinna.reimold@mh-stuttgart.de SOCIAL MEDIA 18 OKT FACEBOOK 2019 19 UHR https://www.facebook.com/orgelakademie/ 36 ‹‹
EIN VIERTÄGIGER VERSUCH GESELLSCHAFT Wie lassen sich Kreativität und Erfindung im Verhältnis zu Überlieferung und Routine verstehen und erleben? der Freunde U TT G AR T DER HMDK ST Was haben sie generell mit unserem künstlerischem Handeln zu tun? Welche Freiheit ist ihr Versprechen? FREUNDE EL LSCH AF T DER Für alle Studierenden und alle Lehrenden bietet die Hochschule vier Tage lang Gelegenheit, sich spielerisch 65 JA HRE GES und mental in der Improvisation zu üben. Der normale Lehrplan wird zurückgestellt, unsere Lehrenden haben zusammen mit Gastdozent*innen ein umfangreiches und in seiner Fülle einzigartiges Angebot erstellt von Workshops, Vorlesungen, zentralen Vorträgen und Konzerten, das allen offen steht. Den Rahmen für die Workshops und Kurse bilden vier Mittagsvorträge, organisiert vom Campus Gegenwart sowie vier abendliche öffentliche Konzerte im Konzertsaal, organisiert durch die vier Fakultäten. Seit 65 Jahren steht die Gesellschaft der Freunde der HMDK Stuttgart (GdF) als freund- Der Geist der Improvisation soll auch in der räumlichen Umgebung der Hochschule sichtbar werden. Studierende schaftlicher Partner an der Seite der Hochschule. 1953 gegründet, versteht sich der Verein der Akademie für Bildende Künste werden gemeinsam mit Studierenden der HMDK Stuttgart künstlerisch/ seitdem als Freundeskreis und Förderverein zugleich. Mit Ihrer Mitgliedschaft drücken gestalterische Interventionen für neue Aufenthaltsorte, Treffpunkte und soziale Räume entwickeln. Sie nicht nur die freundschaftliche Verbundenheit zur HMDK Stuttgart aus und kommen in den Genuss zahlreicher Sonderveranstaltungen, die Sie der Hochschule und ihren Studierenden näher bringen. Sie fördern mit Ihrem Beitrag auch aktiv die Studierenden und helfen ihnen auf ihrem Weg zur Profilaufbahn. Die Höhe des zu leistenden Beitrags soll dabei keine neue Freundschaft verhindern: Bestimmen Sie die Höhe Ihres jährlichen Mitgliedbeitrags selbst. Ab einem Jahresbeitrag von 25 Euro können Sie sich als Freund und Förderer der Hochschule engagieren. Nach VISATION oben ist den Beiträgen natürlich keine Grenze gesetzt. Neben Spenden, Patenschaften und Kooperationen sind Ihre Beiträge die wichtige Basis für unsere Arbeit. Die Förderung der Studierenden erfolgt differenziert, nachhaltig und transparent. Mit Ihrem Mitgliedsausweis (gültig für 2 Personen) kommen Sie in den Genuss folgender Vorteile: • 50 % Ermäßigung auf den Kartenpreis bei hochschuleigenen Veranstaltungen 28.–31. • Rabatt von € 2–6 bei Veranstaltungen im Wilhelma Theater • regelmäßige Informationen über die vielgestaltigen Aktivitäten und Programme der Hochschule und des Wilhelma Theaters • exklusive Veranstaltungen, Führungen, Gespräche und Probenbesuche, in denen Sie die Hochschule und ihre Studierenden erleben können • im jährlich stattfindenden Stipendiatenkonzert können Sie sich OKT 2019 von den Erfolgen Ihrer Förderung unmittelbar überzeugen Gesellschaft der Freunde der Staatliche Hochschulen für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart e.V. · Urbanstraße 25 · 70182 Stuttgart Ansprechpartnerin in der Hochschule: Gertrud Mezger · Tel. 0711.212 46 36 WWW.GDF.HMDK-STUTTGART.DE ›› 39 HMDK-STUTTGART.DE/IMPROVISATION
Foto: Rudi Rach IMPRESSUM Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Urbanstraße 25 · 70182 Stuttgart · www.hmdk-stuttgart.de REKTORIN Dr. Regula Rapp KANZLER Christof Wörle-Himmel KÜNSTLERISCHE LEITUNG & REDAKTION Prof. Jörg Halubek, Prof. Jürgen Essl ORGANISATION Benedikt Nuding KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO Jörg R. Schmidt GESTALTUNG Katrin Klappert DRUCK Colorpress, Nürtingen
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