ORT: VIRTUELLE VERANSTALTUNG - NANOCARE CLUSTERTREFFEN 2020 VORSTELLUNG DER BMBF PROJEKTE AUS DER FÖRDERMAßNAHME NANOCARE4.0
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NanoCare‐Clustertreffen 2020 Vorstellung der BMBF‐Projekte aus der Fördermaßnahme NanoCare4.0 Termin: 26.11.2020 Ort: virtuelle Veranstaltung
Stand 02.11.2020 Änderungen vorbehalten. Beitragstitel und Autoren wie vom Einreicher angegeben. Keine Korrektur durch die DECHEMA
PROGRAMM UND INHALTSVERZEICHNIS 10:00 Begrüßung RD R. Cottone, Bundesministerium für Bildung und Forschung 10:10 DaNa4.0 - Daten zu Neuen, Innovativen und anwendungssicheren Materialien C. Steinbach, DECHEMA e.V. 10:30 CarboBreak - Voraussetzungen und Mechanismen einer Freisetzung 05 alveolengängiger faserförmiger Carbonfaser-Bruchstücke A. Große, Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. und D. Kehren, BAuA 10:50 CarbonFibreCycle - Carbonfasern im Kreislauf – Freisetzungsverhalten und 08 Toxizität bei thermischer und mechanische Behandlung S. Mülhopt und C. Weiss, Karlsruher Institut für Technologie 11:10 Kaffeepause 11:35 NanoCELL - Umfassende Charakterisierung und humantoxikologische Bewertung 11 von Nanocellulose entlang ihres Lebenszyklus für eine zuverlässige Risikoabschätzung und einen sicheren Einsatz in umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien - Wo stehen wir nach 18 Monaten? F. Meier, Postnova 11:55 In-vitro Inhalation meets organ-on–a-chip: Entwicklung eines 13 innovativen Prüfsystems für luftgetragene Nanomaterialien im Projekt NanoINHAL T. Hansen, Frauenhofer ITEM 12:15 Mittagspause 13:15 MetalSafety - Entwicklung von Bewertungskonzepten für faserförmige und 16 granuläre Metallverbindungen: Bioverfügbarkeit, toxikologische Wirkprofile sowie vergleichende in vitro-, ex vivo- und in vivo-Studien A. Hartwig, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 13:35 Quantifizierung von Nanomaterialien im Gewebe für die regulatorische 18 Analytik und Entwicklung von in vitro-Methoden (NanoBioDetect) M. Wiemann, IBE R&D gGmbH MS 13:55 InnoMat.Life - Innovative Materialien und neue Produktionsverfahren - 20 Sicherheit im Lebenszyklus und der industriellen Wertschöpfung A. Haase, Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 14:15 Schlusswort
CarboBreak Voraussetzungen und Mechanismen einer Freisetzung alveolengängiger faserförmiger Carbonfaser-Bruchstücke Anna Große a, Romy Naumann 1a, Marcel Hofmann 2a, Dominic Kehren 1b, Sabine Plitzko 2b, Daphne Bäger 3b, Nuoping Klemm-Zhao 1c, Tim Rademacker 1d, Kerstin Anselmino 2d a: Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V., Chemnitz, Deutschland; b: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin, Deutschland; c: IMA Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH, Dresden, Deutschland; d: CFK Valley Stade Recycling GmbH & Co. KG, Wischhafen, Deutschland Förderkennzeichen: 03XP0197A; Projektlaufzeit: 01.01.2019 – 31.12.2021 In der Prozesskette von der Faser über die textile Fläche und den Verbundwerkstoff bis zum Recycling und der Wiederverwertung werden Carbonfasern (CF) hohen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt. Dabei können durch Splitterbruch der Fasern alveolengängige Fragmente entstehen, bei denen gemäß der WHO-Kriterien (Länge > 5 µm, Durchmesser < 3 µm, Länge : Durchmesser > 3 : 1) von einer asbestartigen Wirkung ausgegangen werden muss. [1],[2] Bisher ist ungeklärt, welche Carbonfasern zu diesem Splitterbruch neigen und in welcher Konzentration Bruchstücke freigesetzt werden. Ziel des Vorhabens CarboBreak ist es, vertiefte Kenntnisse zum Bruchverhalten von Carbonfasern zu erlangen sowie das Freisetzungsverhalten von alveolengängigen Bruchstücken bei mechanischer Beanspruchung (Abbildung 1) zu untersuchen. Abbildung 1: Carbonfaserbruchstücke entstanden während Zugprüfung (links) und Splitterbruchtest (rechts) 5
Im Rahmen der Projektbearbeitung wurden verschiedene Carbonfasertypen hinsichtlich ihrer Materialeigenschaften und inneren Struktur umfassend charakterisiert. Im Fokus stehen Pech- bzw. Polyacrylnitril(PAN)-basierte Carbonfasern aus verschiedenen Festigkeits- und E- Modulbereichen. Es wurde ein Verfahren zur Untersuchung des Splitterbruchs der Carbonfasern entwickelt, welches den zentralen Meilenstein des Projektes darstellt. Mögliche Korrelationen zwischen physikalischen Eigenschaften der Carbonfasern, der Neigung zum Splitterbruch und Bildung von alveolengängigen Faserbruchstücken wurden in diesem Zusammenhang untersucht. Im nächsten Schritt wurden die Carbonfasern zu Faserhalbzeugen und anschließend zu Kompositen verarbeitet, wobei verschiedene duroplastische und auch thermoplastische Matrix- Systeme zum Einsatz kamen. Aktuell werden die Komposite mit industrieüblichen Verfahren (u.a. Fräsen, Sägen) mechanisch bearbeitet und gleichzeitig die Freisetzung von CF-Bruchstücken bestimmt. Hierbei wird insbesondere die Rolle der Wechselwirkung zwischen Faser und Kompositmatrix für die Entstehung von Bruchstücken mit kritischer Fasermorphologie untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Durchführung von Arbeitsplatzmessungen in Anlehnung an die VDI 3492 und die DGUV-Information 213-546 zur Bestimmung der Konzentrationen von lungengängigen, anorganischen Fasern in Arbeitsbereichen, siehe Abbildung 2. Abbildung 2: Aufbau der Messgeräte für die Arbeitsplatzmessung im Zentrum für Textilen Leichtbau am STFI 6
Die Messungen und Probenahmen werden hierbei hauptsächlich vor Ort bei den Projektpartnern und in Industrieunternehmen durchgeführt, um den Bezug zur realen Praxis zu gewährleisten. Die Betrachtungen erfolgen über den gesamten Lebenszyklus von der Halbzeugherstellung, über die Herstellung und Bearbeitung von Kompositen, bis hin zum Recycling und der Wiederverwendung. Als Ergebnis von CarboBreak werden Empfehlungen für die Arbeitsweise und die persönliche Sicherheit sowie zu idealen bzw. optimierten Prozessparametern erstellt. Die Ergebnisse leisten grundsätzliche Beiträge zur Entwicklung anwendungssicherer Materialien und Produkte. Zur Erreichung dieser Projektziele bedarf es gemeinschaftlicher, branchenübergreifender Anstrengungen unterschiedlicher Disziplinen aus Forschung und Industrie, die im Projektkonsortium und im assoziierten Partnerpool vereint werden. Der Transfer und die Verbreitung der Projektergebnisse erfolgt über Vorträge und Veröffentlichungen auf verschiedenen Plattformen und Publikationskanälen. [3],[4],[5] Referenzen: [1] D. Bäger, B. Simonow, D. Kehren, N. Dziurowitz, D. Wenzlaff, C. Thim, A. Meyer-Plath, S. Plitzko „Pechbasierte Carbonfasern als Quelle alveolengängiger Fasern bei mechanischer Bearbeitung von carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK)”, Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 2019; 79: 13-16 [2] D. Kehren, B. Simonow, D. Bäger, N. Dziurowitz, D. Wenzlaff, C. Thim, J. Neuhoff, A. Meyer-Plath, S. Plitzko “Release of Respirable Fibrous Dust from Carbon Fibers Due to Splitting along the Fiber Axis”, Aerosol Air Qual. Res., vol. 19, no. 10, pp. 2185–2195, 2019, doi: 10.4209/aaqr.2019.03.0149 [3] D. Kehren, S. Plitzkow, A. Meyer-Plath „Arbeitsschutz bei der Behandlung faserhaltiger Abfälle“, Fachtagung Aufbereitung und Verwertung carbonfaserhaltiger Abfälle am Umweltbundesamt, 19./20.09.2019 [4] A. Große, D. Kehren, R. Naumann, M. Hofmann, D. Bäger, S. Plitzko „Auf Biegen und Brechen – Projekt CarboBreak untersucht arbeitsschutzrelevante Themenstellung“, Web-Seminar Reihe des Composite United e.V., 07.07.2020 [5] T. Rademacker „CFK-Recycling – durch Nachhaltigkeit zum Mehrwert“, AFBW - Virtual Composites Show, 2. Virtuelles Live-Event, 07/2020 7
CFC - CarbonFibreCycle Carbonfasern im Kreislauf – Freisetzungsverhalten und Toxizität bei thermischer und mechanischer Behandlung Sonja Mülhopta, Carsten Weissb, Sonja Adlere, Werner Baumanna, Silvia Diabatéb, Susanne Fritsch Deckerb, Alexandra Friesenc, Ann-Kathrin Goßmanng, Bastian Gutmannf, Barbara Güttlere, Andrea Hartwigc, Johann Heed, Tobias Krebsf, Peter Quickerd, Christoph Schlagerf, Frederik Weissg, Manuela Wexlera, Dieter Stapfa a: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Technische Chemie (ITC), Eggenstein-Leopoldshafen, Deutschland; b: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Biologische und Chemische Systeme - Biologische Informationsprozessierung, Eggenstein-Leopoldshafen, Deutschland; c: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Institut für Angewandte Biowissenschaften (IAB), Karlsruhe, Deutschland; d: RWTH Aachen - Lehr-und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe (TEER), Aachen, Deutschland; e: Institut für Verbundwerkstoffe (IVW), Kaiserslautern, Deutschland; f: VITROCELL Systems GmbH, Waldkirch, Deutschland; g: PALAS GmbH, Karlsruhe, Deutschland Die Identifikation von Freisetzungsszenarien lungengängiger Stäube aus Carbonfasern (CF) über den gesamten Lebenszyklus, sowie Untersuchungen zum Faserverhalten bei mechanischer Bearbeitung und thermischer Belastung, als auch die Ermittlung der toxikologischen Wirkung der lungengängigen Stäube sind Ziele des Projektes „CFC – CarbonFibreCycle“. Bei thermischer Belastung von in Matrixmaterialien eingebetteten CF können unter verschiedenen Voraussetzungen und durch komplexe Mechanismen lungengängige Fasern freigesetzt werden. Entscheidende Faktoren sind z. B. der Temperaturgradient beim Wärmeeintrag und die Höchsttemperatur [1, 2], der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre [3, 4, 5, 6], die Verfügbarkeit des Oxidationsmittels [3, 5, 7], sowie die Verweilzeit in der Reaktionszone [7, 8, 9]. Weiterhin bedingen katalytische Effekte durch in die CF eingelagerte Metalle, sowie durch die hohe Reaktivität funktioneller Gruppen, Oberflächendefekte der Carbonfaser [7, 10, 11]. Neben diesen Faktoren hat auch die Geometrie, und damit verbunden die Oberfläche Einfluss auf das Abbauverhalten der Fasern. So weisen CF, die zu einem Staub mit hohem Feinanteil aufgemahlen wurden, in thermogravimetrischen Untersuchungen in synthetischer Luft niedrigere charakteristische Zersetzungstemperaturen auf als solche, die zu einem Staub mit hohem Faseranteil aufgemahlen wurden (Abbildung 1). 8
Abbildung 1: Unterschiede im thermischen Abbauverhalten von zu verschiedenen Feinheiten aufgemahlenen Carbonfasern in synthetischer Luft. Bei Untersuchungen zur Entstehung von Faserstäuben aus CF-verstärkten Kunststoffen bei verschiedenen Bearbeitungsmethoden wurden in REM-Analysen sowohl Gemische aus Einzelfasern im Längenbereich von wenigen µm bis zu 1,5 mm als auch Bruchstücke der Epoxidharzmatrix, sowie Faserbündel und Faserbruchstücke mit anhaftender Matrix festgestellt (Abbildung 2). Abbildung 2 : CNC-Frässtaub einer Platte aus Carbonfasern mit einer Matrix aus Epoxidharz. Diese Heterogenität erschwert die Bestimmung und Charakterisierung der Faseranteile im Staub, sodass aktuell mechanische, thermische und chemische Verfahren zur Faserfreilegung aus der umgebenden Matrix geprüft werden. 9
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse stützen nicht nur die Grundlagen, sondern dienen auch zur Methodenentwicklung für die Erzeugung eines Prüfaerosols, das die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Inhalierbarkeit von Fasern erfüllt. Durch Kombination von Mahlung der Fasern mit geeigneter Dispergierung des Mahlguts in die Gasphase kann damit die Aerosolquelle für die toxikologischen Studien an der Luft-Flüssigkeits-Grenzschicht (engl. air- liquid interface, kurz ALI) gestellt werden. In den Prozess wurde außerdem eine Trennmaschine für die mechanische Bearbeitung und direkte Aerosolgewinnung von CFK integriert. Zur Ermittlung der toxikologischen Wirkung von Carbonfasern wurden Zellkulturen an der ALI etabliert. Bei ersten Untersuchungen im ALI-Expositionssystem erwiesen sich Modellsysteme auf Basis der Bronchialepithel-Zelllinie BEAS-2B in Mono- wie auch in Kokultur mit Makrophagen (THP-1) und Fibroblasten als vielversprechend. Zeitgleich finden Untersuchungen mit α-Quarz-Partikeln als Positivkontrolle statt. Diese induzieren unter anderem eine inflammatorische Antwort in Lungenzellkultursystemen und werden somit genutzt, um die toxikologischen Endpunkte zu validieren. Referenzen: [1] Flemming, M. und Roth, S.: Faserverbundbauweisen Eigenschaften. Mechanische, konstruktive, thermische, elektrische, ökologische, wirtschaftliche Aspekte. Berlin, Heidelberg: Springer, 2003 - ISBN: 978-3-642- 62459-9. [2] Zhu, X. P.; Tang, Y.; Wang, X.; Lei, M. K.: Fiber erosion of carbon fiber composite exposed to simulated ITER- relevant thermal impact by high-intensity pulsed ion beam. In: Fusion Engineering and Design. 85. Jg., 2010, Nr. 10-12, S. 1999–2004 [3] Hertzberg, T.: Dangers relating to fires in carbon-fibre based composite material. In: Fire and Materials. 29. Jg., 2005, Nr. 4, S. 231–248 [4] Gesellschaft für Werkstoffprüfung mbH (GWP): Abschätzung der Brandexposition und des Faserabbaus von faserverstärktem Kunststoff (CFK). Technische Mitteilung 20150914, 14.09.2015 [5] Gandhi, S.; Lyon, R.; Speitel, L.: Potential Health Hazards from Burning Aircraft Composites. Fire Safety Section, AAR-422, Federal Aviation Administration, William J. Hughes Technical Center, Atlantic City International Airport, 1999 [6] Caldwell, D. J.; Kuhlmann, K. J.; Roop, J. A.: Smoke Production from Advanced Composite Materials. In: Nelson, G. L. (Hrsg.): Fire and Polymers II. (Reihe: ACS Symposium Series. Washington, DC: American Chemical Society, 1995, S. 366–376 [7] Bell, L. V.: Release of Carbon FIbers from Burning Composites. Hampton, 1980 [8] Courson, D. L.; Flemming, C.; Kuhlmann, K. J.; Lane, J. W.: Smoke Production And Thermal Decomposition Products From Advanced Composite Materials. Armstrong Laboratory, Occupational and Environmental Health Directorate, 1995 [9] Olson, J. M.: Mishap Risk Control for Advanced Aerospace/Composite Materials. USAF Advanced Composites Programm Office, 1995 [10] Yang, J.; Liu, J.; Liu, W.; Wang, J.; Tang, T.: Recycling of carbon fibre reinforced epoxy resin composites under various oxygen concentrations in nitrogen–oxygen atmosphere. In: Journal of Analytical and Applied Pyrolysis. 112. Jg., 2015, S. 253–261 [11] Wright, M. T.; Luers, A. C.; Darwin, R. L.; Scheffey, J. L.: Composite Materials in Aircraft Mishaps Involving Fire: A Literature Review. Naval Air Warfare Center Weapons Division, 2003 10
NanoCELL - Umfassende Charakterisierung und humantoxikologische Bewertung von Nanocellulose entlang ihres Lebenszyklus für eine zuverlässige Risikoabschätzung und einen sicheren Einsatz in umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien - Wo stehen wir nach 18 Monaten? Florian Meiera, Roland Drexela, Christine Herrmannb, Christoph Metzgerb, Heiko Briesenb, Dominik Selzerc, Thorsten Lehrc, Siegfried Fürtauerd, Tobias Krebse, Stephan Dähnhardt-Pfeifferf, Sven van Lengeng, Felix Grimmh, Petra Weißhaupti, Michelle Heslerj, Yvonne Kohlj a: Postnova Analytics GmbH (PNV), Landsberg, Deutschland; b: Technische Universität München, Lehrstuhl für Systemverfahrenstechnik (SVT), Freising, Deutschland c: Universität des Saarlands (UDS), Klinische Pharmazie, Saarbrücken, Deutschland d: Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (FHG-IVV), Freising, Deutschland e: VITROCELL Systems GmbH (VC), Waldkirch, Deutschland f: Microscopy Services Dähnhardt GmbH (MSD), Flintbek, Deutschland g: GRÜNPERGA Papier GmbH, Grünhainichen, Deutschland h: INFIANA Germany GmbH & Co. KG, Forchheim, Deutschland i: Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, Deutschland j: Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (FHG-IBMT), Sulzbach, Deutschland Förderkennzeichen: 03XP196; Projektlaufzeit: 01. März 2019 - 28. Februar 2022 Das Projekt NanoCELL beschäftigt sich mit der umfassenden Charakterisierung und humantoxikologischen Bewertung von Nanocellulose entlang ihres Lebenszyklus, von der Herstellung aus Cellulose-haltigen Rohstoffen, der gezielten Modifizierung und Anwendung als Beschichtungsmaterial, bis hin zur Entwicklung von Charakterisierungsmethoden und neuartigen Verfahren zur toxikologischen Risikoabschätzung des Materials. Das Projekt gliedert sich dabei in sechs Arbeitspakete, in welchen die Projektpartner eng verschränkt und interdisziplinär zusammenarbeiten. 11
Schematische Darstellung der NanoCELL-Arbeitspakete. Diese Präsentation gibt eine Übersicht über die Fortschritte von NanoCELL in den ersten 18 Projektmonaten. So wurde im Rahmen von Arbeitspaket 1 ein Verfahren entwickelt, um Nanocellulose erfolgreich aus verschiedenen, nachwachsenden Rohstoffen (Baumwolle, Birke, Eukalyptus) zu extrahieren und diese mit kurzkettigen Carbonsäuren zu funktionalisieren. In Arbeitspaket 2 wurden analytische Methoden auf Basis der Elektronenmikroskopie, Lichtstreuung und Feldflussfraktionierung zur physiko-chemischen Charakterisierung der Nanocellulose auch in komplexen Medien wie beispielsweise künstlichem Speichel oder Zellkulturmedium etabliert. In Arbeitspaket 3 konnten erste nanocellulose-beschichtete Folien mit hervorragenden Barriere-Eigenschaften gegen Sauerstoff hergestellt werden, jedoch besteht noch Optimierungspotential hinsichtlich deren Verbundhaftung. Zur toxikologischen Beurteilung der Nanocellulose nach oraler und pulmonaler Aufnahme wurden im Rahmen des Arbeitspakets 4 erfolgreich in vitro-Modelle der Lungen- sowie der Magen-Darm-Barriere entwickelt, wobei darüber hinaus ein miniaturisiertes Expositionssystem zur Untersuchung der Luft-Flüssigkeits- Grenzfläche etabliert werden konnte. Parallel dazu konnte in Arbeitspaket 5 ein in silico-Modell validiert werden [1,2,3], welches in der zweiten Projekthälfte den Transport und den Effekt von Nanocellulose im menschlichen Körper über Barrieren hinweg simulieren soll mit dem Ziel der Früherkennung und Vorhersage von Materialrisiken in Verbindung mit diesem neuen Werkstoff. Referenzen: [1] Kovar L, Selzer D, Britz H, Benowitz N, St. Helen G, Kohl Y, Bals R, Lehr T, Clinical Pharmacokinetics, 2020, 59(9), 1119–1134. [2] Kovar L, Schräpel C, Selzer D, Kohl Y, Bals R, Schwab M, Lehr T, Pharmaceutics, 2020, 12(6), 578. [3] Kovar L, Weber A, Zemlin M, Kohl Y, Bals R, Meibohm B, Selzer D, Lehr, T, Pharmaceutics, 2020, 12(10), 908. 12
In-vitro Inhalation meets organ-on–a-chip: Entwicklung eines innovativen Prüfsystems für luftgetragene Nanomaterialien im Projekt NanoINHAL Tanja Hansenc, Michelle Jäschkea,b, Luisa Ohlmeiera,b, Carsten Brodbeckd, , Christian Hoyera,b, Flora Kissa,b, Jan Knebelc, Detlef Ritterc, Nico Sonnenscheinc, Uwe Marxb, Katharina Schimekb a: TU Berlin, Berlin, Deutschland; b: TissUse GmbH, Berlin, Deutschland; c: Fraunhofer ITEM, Hannover, Deutschland; d: Fraunhofer SCAI, St. Augustin, Deutschland Speziell für die inhalative Route ist eine Abschätzung des gesundheitlichen Risikos durch (Nano)materialien basierend auf der derzeitigen Datenlage kaum möglich. Nach inhalativer Aufnahme ist die Lunge einerseits das Zielorgan für mögliche Nanopartikel-Wirkungen, andererseits können die Nanomaterialien nach Überwinden der Blut-Luft-Schranke systemisch verfügbar werden, so dass toxische Wirkungen auf Sekundärorgane nicht ausgeschlossen sind. Hier setzt das Projekt NanoINHAL an: Es wurde ein innovatives in vitro-Expositionssystem entwickelt, das nun mit einem mikrophysiologischen System kombiniert wird, welches die Co- Kultivierung mehrerer Organäquivalente erlaubt und damit aufwändige Toxizitätsstudien in einem relevanten in vitro-Modell ermöglicht. Mit der in Entwicklung befindlichen Plattform wird es nach Abschluss des Projekts möglich sein, Lungenäquivalente auf automatisierte, selbsttragende Weise für mindestens 5 Tage einer wiederholten Nanopartikel-Exposition auszusetzen. Dadurch können toxische Wirkungen sowohl auf die Lunge als auch, als sekundäres Organ, auf die Leber untersucht werden. Wir stellen hier das Konzept und den Aufbau der kombinierten Expositionseinrichtung mit dem mikrophysiologischen System vor. Um eine effiziente und kontrollierte Exposition der zellulären Testsysteme zu gewährleisten, spielt ein Verständnis der zugrundeliegenden strömungsmechanischen Effekte des Partikeltransports und der Partikelabscheidung eine zentrale Rolle. Aus diesem Grund wurden an den Konstruktionsentwürfen fortlaufend aerosolphysikalische Bewertungen mittels strömungstechnischer Simulationsverfahren (CFD) durchgeführt und die Entwürfe entsprechend angepasst. Um die autonome Kultivierung des mikrophysiologischen Systems zu ermöglichen wurden Konzepte für einen automatisierten Mediumaustausch realisiert. Zusätzlich zeigen wir Daten zur Morphologie, zum Metabolismus und zur Markerexpression von Lungenäquivalenten, die im mikrophysiologischen System für mindestens 5 Tage in Mono- und Co-Kultur mit Leberäquivalenten kultiviert wurden. 13
Die ersten Ergebnisse zeigen, dass das in der Entwicklung befindliche ganzheitliche System ein vielversprechendes Werkzeug ist, das für Sicherheitsbewertungen in Umgebungen, die der Exposition von Nanopartikeln ausgesetzt sind, eingesetzt werden kann. Diese Plattform soll qualitativ hochwertige In-vitro-Daten generieren, die die Sicherheit von Nanopartikeln beim Menschen vorhersagen. Dieses Projekt wird vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert, NanoINHAL-Zuschuss Nr. 03XP0226. Referenzen: [1] Mihai C, Chrisler WB, Xie Y, Hu D, Szymanski CJ, Tolic A, Klein JA, Smith JN, Tarasevich BJ, Orr G. (2013) Intracellular accumulation dynamics and fate of zinc ions in alveolar epithelial cells exposed to airborne ZnO nanoparticles at the air-liquid interface. Nanotoxicology. 2013 Dec 2. [2] Lenz AG, Karg E, Lentner B, Dittrich V, Brandenberger C, Rothen-Rutishauser B, Schulz H, Ferron GA, Schmid O. (2009) A dose-controlled system for air-liquid interface cell exposure and application to zinc oxide nanoparticles. Part Fibre Toxicol. 16;6:32. doi: 10.1186/1743-8977-6-32 [3] Aufderheide M, Halter B, Möhle N, Hochrainer D. (2013) The CULTEX RFS: a comprehensive technical approach for the in vitro exposure of airway epithelial cells to the particulate matter at the air-liquid interface. Biomed Res Int.;2013:734137. doi: 10.1155/2013/734137 [4] Jeannet N, Fierz M, Kalberer M, Burtscher H, Geiser M. (2014) Nano Aerosol Chamber for In-Vitro Toxicity (NACIVT) studies. Nanotoxicology. 2014 Feb 20. [5] Ritter, D. and Knebel, J. Acute toxicity testing of inhalable/gaseous compounds by cell-based methods in vitro–Application to volatile organic compounds. Toxicology Letters, 2015. 238(2): S178. [6] Marx, U. et al. t4 Workshop Report: Biology-Inspired Microphysiological System Approaches to Solve the Prediction Dilemma of Substance Testing. ALTEX 33(3), 2016 [7] Eric W. Esch, Anthony Bahinski, and Dongeun Huh, Organs-on-chips at the frontiers of drug discovery. Nat Rev Drug Discov. 14(4): 248–260. 2015 [8] Huh D, Matthews BD, Mammoto A, Montoya-Zavala M, Hsin HY, Ingber DE. Reconstituting organ- level lung functions on a chip. Science 25; 328(5). 2010 [9] Materne, E.-M. et al. Chip-based liver equivalents for toxicity testing – organotypicalness versus cost-efficient high throughput. Lab Chip, 13, 3481. 2013 [10] DJ Hughes, Tomasz Kostrzewski, Emma L Sceats. Opportunities and Challenges in the Wider Adoption of Liver and Interconnected Microphysiological Systems. Exp Biol Med. 2017. [11] Benam KH, Villenave R, Lucchesi C, Varone A, Hubeau C, Lee HH, Alves SE, Salmon M, Ferrante TC, Weaver JC, Bahinski A, Hamilton GA, Ingber DE. Small airway-on-a-chip enables analysis of human lung inflammation and drug responses in vitro. Nat Methods. 13(2):151-7.2016 [12] Dipasri Konar, Mahesh Devarasetty, Didem V. Yildiz, Anthony Atala, and Sean V. Murphy. Lung- On-A-Chip Technologies for Disease Modeling and Drug Development. Biomed Eng Comput Biol. 7(Suppl 1): 17–27. 2016 [13] Kostrzewski T, Cornforth T, Snow SA, Ouro-Gnao L, Rowe C, Large EM, Hughes DJ. Three- dimensional perfused human in vitro model of non-alcoholic fatty liver disease. World Journal of Gastroenterology 23(2): 204-215. 2017 14
[14] Feaver, R.E. et al. Development of an in vitro human liver system for interrogating nonalcoholic steatohepatitis. JCI Insight. 1(20). 2016 [15] Dehne, E.-M., Hasenberg, T. & Marx, U. The ascendance of microphysiological systems to solve the drug testing dilemma. Future Science OA, 2017 [16] Marx, U. et al. ‘Human-on-a-chip’ Developments: A Translational Cutting edge Alternative to Systemic Safety Assessment and Efficiency Evaluation of Substances in Laboratory Animals and Man? ATLA 40, 235–257, 2012 [17] Maschmeyer, I. et al. A four-organ-chip for interconnected long-term co-culture of human intestine, liver, skin and kidney equivalents. Lab Chip. 21; 15 (12). 2015 [18] Oleaga C, Bernabini C, Smith AST et al. Multi-organ toxicity demonstration in a functional human in vitro system composed of four organs. Sci. Rep. 6, 1–17. 2016 [19] Miller PG, Shuler ML. Design and demonstration of a pumpless 14-compartment microphysiological system. Biotechnol. Bioeng. 113 (10), 2213–2227. 2016 [20] Xiao, S. et al. A microfluidic culture model of the human reproductive tract and 28-day menstrual cycle. Nature Communications 8:14584. 2017 [21] Ritter, D. et al. In vitro inhalation cytotoxicity testing of therapeutic nanosystems for pulmonary infection. Toxicol In Vitro 63:104714. 2020 15
MetalSafety – Entwicklung von Bewertungskonzepten für faserförmige und granuläre Metallverbindungen: Bioverfügbarkeit, toxikologische Wirkprofile sowie vergleichende in vitro-, ex vivo- und in vivo-Studien Ronja Neuberger a, Johanna Wall a, Matthias Hufnagel a, Didem Ag Seleci b, Sabrina Lamsat c, Wendel Wohlleben b, Naveed Honarvar b, Robert Landsiedel b, Tanja Hansen c, Florian Schulz c, Katherina Seewald c, Annette Bitsch c, Uwe Heinrich d, Andrea Hartwig a a: Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe, Deutschland; b: BASF SE, Ludwigshafen, Deutschland; c: Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), Hannover, Deutschland; d: ToxConsultant, Hannover, Deutschland Metalle und ihre Verbindungen sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Sie finden Anwendung als Bestandteile von Edelstahl, als Katalysatoren, Pigmente sowie im Auto- und Flugzeugbau. Ferner werden Metallverbindungen auch in zahlreichen innovativen Prozessen eingesetzt, u.a. in 3D-Druckerfarben, als Halbleiter in der Elektronik und in der medizinischen Diagnostik. Allerdings haben sich viele Metalle als entzündungsfördernd und/oder sogar krebserzeugend erwiesen; hierbei hängt die Toxizität oftmals erheblich von der jeweiligen Verbindungsform ab. Das wissenschaftliche Gesamtziel des Vorhabens ist die Entwicklung von vergleichsweise einfachen in-vitro-Modellen zur toxikologischen Bewertung und Gruppierung von verschiedenen Metallverbindungen mit unterschiedlicher Löslichkeit bzw. Bioverfügbarkeit. Im Vordergrund stehen dabei faserförmige Metallverbindungen, sog. „Nanowire“, welche in einer steigenden Anzahl in innovativen Produkten eingesetzt werden, und für die bislang kaum toxikologische Daten vorliegen. Diese sollen in ihren Wirkungen mit entsprechenden nanoskaligen granulären und wasserlöslichen Verbindungen verglichen werden. Als zu untersuchende Materialien wurden hierfür bereits TiO2 (NM105), Ag (NM300K), Ni und Cu als Nanopartikel (NP) und Nanowire (NW) ausgewählt. Die Materialliste wurde zusätzlich noch durch CeO2 (NM212), CuO (aus dem SUN-Projekt) sowie MWCNTs (NM401, als Positivkontrolle für eine Faserwirkung) ergänzt, da diese Materialien bereits gut charakterisiert sind und teils toxikologische Studien vorliegen, an die angeknüpft werden kann. Fehlende Untersuchungen bzgl. der Materialcharakterisierung, insbesondere der Löslichkeit in physiologisch relevanten Medien und der Reaktivität in zellfreien Testsystemen, werden derzeit noch im Zuge des Projekts abgeschlossen. Dabei zeigte sich lediglich für Ni NP und NW ein Unterschied in der Löslichkeit in 16
Abhängigkeit von der Form. Generell zeigte sich ein Trend der statischen Löslichkeit in Zellkultur- bzw. physiologisch relevanten Medien von Cu = CuO > Ni > TiO2 = CeO2 = Ag, wobei bei den silberhaltigen Materialien eine Bildung von sekundären Partikeln beobachtet wurde. Diese Tendenz wird aktuell in Form der intrazellulären Ionenfreisetzung in vitro verifiziert. Zudem stellte sich heraus, dass die Löslichkeit abhängig vom gewählten Medium ist. Hierbei zeigte sich folgender Trend: artifizielle lysosomale Flüssigkeit (pH 4,5) > Zellkulturmedium > artifizielle Lungenflüssigkeit. Hinsichtlich der dynamischen Auflösung der Nanowire zeigten Cu NW die höchste Löslichkeit, während TiO2 und Ag NW keine relevante Auflösung zeigten. Die Daten zur Auflösung der Ni NW müssen nochmals verifiziert werden. Für die granulären Materialien zeigte sich folgende Rangfolge mit abnehmender Löslichkeit: CuO > CeO2 ≈ Ag ≈TiO2 (Cu und Ni NP werden derzeit erhoben). Zusätzlich zur Löslichkeit wurde auch die abiotische Reaktivität mit Hilfe des FRAS Assays untersucht. Dabei zeigte sich kein bedeutender Unterschied in der Reaktivität von NP und NW. Insgesamt kann mit abnehmender Reaktivität folgender Trend erkannt werden: Cu > CuO > Ag > Ni = CeO2 = TiO2. Neben Experimenten in zellfreien Testsystemen konnte zudem eine erste submerse Zytotoxizitätsstudie der Materialien unter Verwendung von A549-Zellen durchgeführt werden. Hierbei zeigte sich unter Berücksichtigung der applizierten spezifischen Oberfläche des granulären Materials pro Kultivierungsfläche folgende Tendenz mit abnehmender Zytotoxizität: Ni = Cu > CuO > CNT > CeO2 > TiO2. Auf Basis der vorgestellten Ergebnisse sollen nun Materialien für ex- und in-vivo-Versuche ausgewählt und vorbereitet werden. Außerdem werden in den nächsten Projektschritten weiterführende submerse Experimente in Mono- und Kokulturen erfolgen. Zusätzlich soll die Etablierung des air-liquid interface (ALI) Expositionssystem zur Applikation von NW abgeschlossen werden. 17
Quantifizierung von Nanomaterialien im Gewebe für die regulatorische Analytik und Entwicklung von in vitro- Methoden (NanoBioDetect) Martin Wiemanna, Uwe Karstb, Jürgen Schnekenburgerc, Birgit Hagenhoffd, Sibylle Gröterse a: IBE R&D Institute for Lung Health gGmbH, Münster, Germany; b: Institute of Inorganic and Analytical Chemistry, Universität Münster, Germany; c: Biomedizinisches Technologiezentrum der Medizinischen Fakultät Münster (BMTZ), Universität Münster, Germany; d: Tascon GmbH, Münster, Germany; e: BASF SE, Experimentelle Toxikologie und Ökologie, Ludwigshafen, Germany Im Projekt NanoBioQuant (www.nanobioquant.de) sollen die Methoden zur Detektion und Quantifizierung von Nanopartikeln (NP) bzw. Nanomaterialien im Gewebe und in einzelnen Zellen verbessert und weitgehend standardisiert werden. Ziel sind Standardarbeits-anweisungen, die letztlich mit histopathologischen Routineverfahren kompatibel sind und sich für die regulatorische Nanosicherheitsforschung nutzen lassen. Dazu werden ortsaufgelöste Nachweismethoden wie die kombinierte Dunkfeld-Raman-Mikroskopie (DFM-Raman) und die digitale Holographische Mikroskopie (DHM) etabliert, andere bestehende Methoden verbessert und, sofern durchführbar, im Hinblick auf quantitative Analysemöglichkeit bis hin zum Einzelpartikelnachweis verbessert (u.a. LA-ICP-MS, Tof-SIMS). Der Nachweis biologischer Veränderungen in NP-belasteten Geweben wird mittels Immunhistochemie und MALDI-MS- Imaging durchgeführt. All diese Verfahren dienen letztlich der Erfassung von NP-Konzentrationen und -Effekten in Zellen der Lunge und der peripheren Gewebe. An Gewebeschnitten vorhandener Inhalations- und Instillationsstudien wurden typische NP-haltige Zelltypen identifiziert [1,2]. Diese dienen als Vorlage für den Aufbau von relevanten Zellmodellen wobei die zelluläre NP-Dosis in vitro an die Befunde in vivo Studie angepasst werden soll. Entsprechend sollen auch Verfahren zur Quantifizierung von NP in kultivierten Zellen etabliert werden. Folgende Teilziele wurden in der ersten Projekthälfte erreicht: Nach Abschluss der Begutachtung histopathologischer Schnitte aus diversen Kurzzeit-Inhalationsstudien wurde mit der Auswertung von Langzeitstudienpräparaten (2-Jahres Inhalation von CeO2 und BaSO4) mit dem Schwerpunkt “periphere Organe“ begonnen. Die DHM wurde an Silber-NP und Bentonit(NM-600)-beladenen Lungenschnitten, die DFM-Raman-Methode u.a. an CeO2- und Polymerproben etabliert. Zur Identifikation NP-beladener Zelltypen wurde ein Lanthanoid- Labelling u.a. von Zelltypen der Lunge, Leber Niere und Milz etabliert. Daraus abgeleitet wurden 18
zwei Zellmodelle aufgebaut (primäre Leberzellkulturen nach Kaltlagerung, Ko-Kulturen aus Lungenepithelzellen und Makrophagen) und ihre Partikelanreicherung u.a. elektronenoptisch dargestellt. Die Lipidveränderungen in vitro wurden mittels MALDI-MS untersucht: Silica- Exposition führte zu Veränderungen, die typischen in vivo-Befunden ähnelten. Erste Untersuchungen zur NP-Beladung vereinzelter Zellen durch Kopplung von “Cell Sorting“ und ICP- MS verliefen erfolgreich. Die ToF-SIMS-Analytik wurde umfassend verbessert; so konnten organische Nanopartikel in Zellen menschlicher Hautproben nachgewiesen werden [3]. Der Vortrag gibt einen Überblick über diese vielversprechenden Teilergebnisse, die in der zweiten Projekthälfte weiter vertieft werden. Referenzen: [1] O. Reifschneider, A. Vennemann, G. Buzanich, M. Radtke, U. Reinholz, H. Riesemeier, J. Hogeback, C. Köppen, M. Großgarten, M. Sperling, M. Wiemann, U. Karst, Revealing Silver Nanoparticle Uptake by Macrophages Using SR-μXRF and LA-ICP-MS. Chem Res Toxicol, 2020 18;33(5):1250-1255. [2] M. Wiemann1 , A. Vennemann , F. Blaske , M. Sperling, U. Karst. Silver Nanoparticles in the Lung: Toxic Effects and Focal Accumulation of Silver in Remote Organs. Nanomaterials (Basel). 2017, 7(12):441 [3] K. Lamann, C. Brungs, E. Tallarek, A. Pirkl, E. Niehuis, K. Hoffmann, K. Hoffmann, M. Stücker, U.Karst, B. Hagenhoff and D. Breitenstein: New Analytical Approach for Tissue Analysis: Investigation of Tattoed Human Skin Samples by ToF-SIMS and Orbitrap-SIMS. Analytical Chemistry, submitted. 19
InnoMat.Life Innovative Materialien und neue Produktionsverfahren - Sicherheit im Lebenszyklus und der industriellen Wertschöpfung Wendel Wohlleben1, Dirk Broßell2, Carmen Nickel3, Martin Wiemann4, Kerstin Hund-Rinke5, Barbara Simonow2, Dana Kühnel6, Tom Zoz7, Andrea Haase8 1 BASF SE, Ludwigshafen, Deutschland, 2 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin, Deutschland, 3 Institut für Energie und Umwelttechnik e.V. (IUTA), Duisburg, Deutschland, 4 IBE R&D gGmbH, Institute for Lung Health, Münster, Deutschland, 5 Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), Schmallenberg, Deutschland, 6 Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ), Leipzig, Deutschland, 7 Zoz GmbH (ZOZ), Wenden, Deutschland, 8 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, Deutschland InnoMat.Life (www.innomatlife.de) widmet sich drei innovativen, in der bisherigen Nanosicherheitsforschung nur ansatzweise untersuchten Materialklassen: (1) polydisperse Pulver aus Metallen und Kunststoffen für die Additive Fertigung/ den industriellen 3D-Druck, (2) Materialien mit besonderen und möglicherweise kritischen Formen wie Stäbchen, Plättchen oder Fasern und (3) hybride Materialien bestehend aus zwei oder mehr Substanzen. Das übergeordnete Ziel ist die Etablierung von Gruppierungsansätzen und zugehörigen Kriterien, so dass auch neuartige bzw. komplexere Materialien hinsichtlich ihrer Gefährdungs- und Risikopotenziale gruppiert und beurteilt werden können, was die Anpassung bzw. Etablierung von entsprechenden experimentellen Testmethoden einschließt. Das Projekt betrachtet die Exposition und das Gefährdungspotential für den Menschen und die Umwelt und berücksichtigt dabei den Lebenszyklus von der Synthese bis zur Entsorgung. InnoMat.Life hat für jede Materialklasse inzwischen eine Reihe potentieller Gruppierungshypothesen formuliert. Die Materialauswahl und die Basischarakterisierung aller Materialien ist abgeschlossen. Im Hinblick auf die im Projekt untersuchten Fasern, wurden inzwischen verschiedene Dispersionsmethoden erprobt. Der Kenntnisstand zur Fasertoxizität von Nanofasern für den Menschen wurde in einem kürzlich erschienenen Buchkapitel zusammengetragen.1 Erste Untersuchungen zur Fasertoxizität in verschiedenen 20
Umweltorganismen wurden abgeschlossen. Im Hinblick auf die polydispersen Polymerpulver wird das Adsorptionsverhalten für verschiedene Umweltschadstoffe wie z.B. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) als mögliches Gruppierungskriterium untersucht. Erste verfügbare Daten belegen, dass sich die verschiedenen Polymere im Hinblick auf ihr Adsorptionsverhalten von PAKs durchaus sehr deutlich unterscheiden. Zudem erfolgten inzwischen die ersten Arbeitsplatzmessungen in professionellen 3D Druckereien. Die ersten Daten lassen vermuten, dass es gelingt, mit Hilfe der ausgewählten Materialien Gruppierungsansätze für innovative bzw. komplexere Materialien etablieren zu können. Referenzen: [1] Broßell D., Meyer-Plath A., Kaempf K., Plitzko S., Wohlleben W., Stahlmecke B., Wiemann M., and Haase A. (2020): A human risk banding scheme for high aspect-ratio materials. In: Synthetic Nano-and Microfibers. Wetsus.nl. ISBN: 978-1-71663-242-6, https://doi.org/10.1016/j.msec.2020.111270 21
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Theodor-Heuss-Allee 25 60486 Frankfurt am Main
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