Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU

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Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Orthopädie und
                        Unfallchirurgie
                        Mitteilungen und Nachrichten

                                                          April 2015

Orthopädie-Vertrag in   Unfallchirurgie beim   Umsatzsteuer auf
Baden-Württemberg       VSOU-Kongress          menschliches Gewebe
Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Editorial

„Qualität“ … und kein Ende …?!
„Angst und Profit untergraben die Quali-                  und bundesweit „in Form“ gebracht, i. e.
tät der Medizin“ (FAZ, 11.2.2015)                         definiert – und damit wirklich vergleich-
                                                          bar – gemacht werden. Bereits das: eine
                                                          Herkulesaufgabe…
Das Erfüllen eines möglichst alle Lebens-
bereiche umfassenden Sicherheitsbe-                       Nach ersten Verlautbarungen anlässlich
dürfnisses weiter Teile der Bevölkerung                   des kürzlich stattgefundenen Rhein-
gehört zum akzeptierten politischen                       Main-Zukunftskongresses wird sich das
Grundkonsens. Dies betrifft im beson-                     IQTIG aber wohl auf Begrifflichkeiten wie
deren Maße die Gesundheitsversorgung.                     „Legitime Anforderungen“ mit Bezug auf
Am besten versehen mit „TÜV-Stempel“                      Mindestqualität und Exzellenzqualität
und mit garantiertem und komplikati-                      zurückziehen. Dies auch im Hinblick auf
onslosem Behandlungserfolg. Also: ohne                    eine Justiziabilität. Die Erfüllung dieser
„(Ärzte)-Pfusch“…                                         Anforderungen muss dann nachgewie-
                                                          sen werden und wird vermutlich vergü-
Dieser politische Konsens äußert sich                     tungsrelevant werden. Diese Bewertun-
unter anderem in immer neuen gesund-                      gen sollen jeweils abteilungsfokussiert
heitspolitischen Gesetzen und Gesetzent-                  und nicht klinik- oder personenorientiert
würfen zu Krankenhausreformen, Finanz-                    erfolgen. Bei dauerhaftem Nichterreichen
struktur- und Qualitäts-Weiterentwick-                    der Mindestqualität droht der Entzug des
lung, zur Versorgungsstärkung und zum                     Versorgungsauftrags. Die „Bäumchen“
e-Health. Qualität und Qualitätssiche-                    des Krankenhausnavigators der AOK las-
rung in Klinik – und Praxis – sind in aller               sen grüßen… Mancher „Wald“ wird wohl
Munde. Gesagt wird „Qualität“, gemeint                    abgeholzt werden. Man darf bei der jet-
wird am Ende jedoch meistens „Geld“.                      zigen Struktur der Risikoadjustierung        Prof. Dr. Reinhard Hoffmann
Praktisch alle deutschen Kliniken haben                   davon ausgehen, dass „schlechte Risiken“
in den vergangenen Jahren ein struktu-                    auf – womöglich mehrere – Wartelisten
riertes Qualitätsmanagement (QM) auf-                     kommen werden, um häufig dort zu en-         versagen und vieles mehr anzuprangern
gebaut, aufbauen müssen. Reportings                       den. Patienten mit hohem allgemeinem         und als Mitnahmeeffekt die ärztliche
mit teilweise wenig definierten oder                      oder lokalem Risiko könnten bei Eintre-      Profession zu diskreditieren. Hier wird
„unscharfen“ Kennzahlen – wie in oft                      ten einer Früh- oder auch Spätkompli-        betroffen „enthüllt“ – und Geld verdient.
für Patienten wenig aussagefähigen QM-                    kation die Abteilungsstatistik bezüglich     Auflagen und Einschaltquoten zählen.
Jahresberichten – und Benchmarking von                    der erzielten „Qualität“ negativ beein-      Das Publikum wartet schon gespannt
Kliniken untereinander sind ein „Muss“.                   flussen und damit deren Existenz ge-         und empört, aber bestens unterhalten,
Internetbewertungen von Kliniken und                      fährden – in einer alternden Bevölkerung     welche „Sau“ in der kommenden Wo-
Ärzten über entsprechende Portale, Apps                   mit immanenter Multimorbidität eine          che durch das Dorf getrieben wird. In
und Social-Networks, „Bestenlisten“ und                   besondere Hypothek. Also: Defensivme-        der juristisch geschützten, komfortab-
vieles mehr erleben einen Hype.                           dizin – um die Statistik sauber zu halten?   len Anonymität des Internets kann man
                                                          Dem wird man schon mit immer neuen           einstweilen auch als Privatperson unge-
Was wird da gemessen, verglichen? Ist                     Mindestmengenregelungen beikommen,           niert sein „Mütchen kühlen“. Hierdurch
es objektiv, ist es fair? Nachvollzieh-                   die Fallzahlen sozusagen „erzwingen“         wird zunehmend das Vertrauensver-
bar? Transparent? Schlüsselbegriffe wie                   wie sie nur mit „Null-Risiko-Patienten“      hältnis Patient-Arzt nachhaltig – und be-
Strukturqualität, Prozessqualität und                     nicht zu erbringen sein werden. Bereits      wusst – gegenseitig beschädigt. Die Be-
Ergebnisqualität sowie Risikoadjustie-                    heute ist dies gelebte Realität in ma-       ziehung Patient-Arzt wird trotz noch so
rung sind – je nach Standort der am Ge-                   ximal versorgenden Abteilungen und           umfassender Google-Suche und Medien-
sundheitsmarkt Beteiligten – manchmal                     Kliniken, in denen sich die Risikopati-      recherche nie ganz symmetrisch sein:
nicht viel mehr als weit interpretierbare                 enten sammeln. Die Agenda ist klar: es       der Arzt ist der langjährig ausgebildete
Sprechblasen. Man darf gespannt sein,                     geht um Schließung von vermeintlichen        und erfahrene Fachmann – der Patient in
wie all diese Fragen und Probleme von                     oder tatsächlichen „Überkapazitäten“, es     der Regel der (mehr oder weniger halb-
dem auf Bundesebene neuen Institut                        geht um Marktbereinigung, es geht um         gebildete) Laie. Das verpflichtet den Arzt
für Qualitätssicherung und Transparenz                    Geld – dies unter dem Deckmantel einer       ganz besonders. Eine empathische und
im Gesundheitswesen (IQTIG) angegan-                      breit geführten Qualitätsdiskussion.         sachbezogene Kommunikation ohne Ei-
gen werden und für alle Mitspieler im                                                                  geninteressen sowie eine gewissenhafte
Gesundheitswesen konsentierte sowie                       Allzu gerne wird inzwischen medial wei-      Dokumentation gehören zum unabding-
praktikable Lösungsmöglichkeiten er-                      ter der sogenannte „Shitstorm“ bemüht,       baren ärztlichen Handwerkszeug: Fach-
halten. Qualitätsansprüche und Begriff-                   um vermeintlichen handwerklichen             kompetenz, Glaubwürdigkeit und Empa-
lichkeiten müssen zunächst einheitlich                    Pfusch, Hygienemängel, Organisations-        thie sind angewandtes QM.

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015                                                                            101
Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Editorial

      Den Patienten selber interessiert am          Auch „Clinical Pathways“ und „SOP’s“            Auch die wissenschaftlichen Fachgesell-
      Ende der Therapie folgerichtig in erster      können in diesem Sinne nur Leitplanken          schaften „surfen“ einstweilen auf der
      Linie das Behandlungsergebnis. Er möch-       eines individuellen Therapieplans dar-          QM-Welle kräftig mit – z. B. durch zer-
      te optimal behandelt werden: immer,           stellen. Dies gilt gleichermaßen für Leit-      tifizierte Zentrenbildungen und Perso-
      überall, zu jeder Zeit, Vollkasko. Gerade     linien der wissenschaftlichen Fachgesell-       nenzertifikate. Hierdurch werden neben
      das Behandlungsergebnis, das auch das         schaften: diese haben allerdings bereits        Qualitäts- stets aber auch Marktaspekte
      persönliche Empfinden der Lebensquali-        im Kern angelegt lediglich einen Empfeh-        bedient: zwei Seiten derselben Medail-
      tät umfasst, kann allerdings nicht – oder     lungscharakter und beachten damit so-           le. Eine Unterscheidung der Gewichtung
      noch nicht – gemessen werden. Denn es         wohl die Individualität des Patienten als       ist dabei nicht immer leicht. Spätestens
      ist schwer zu definieren, noch schwerer       auch die Behandlungsfreiheit des Arztes.        wenn „Alle“ zertifiziert sind, werden ver-
      zu fassen und stets multifaktoriell über-                                                     meintliche Marktvorteile jedenfalls irre-
      lagert oder beeinflusst. Mortalitäts-, In-    Normierungsbestrebungen von Facharzt-           levant. Dieser „Tsunami der Zertifikate“
      fektions- und Revisionsstatistiken sind       weiterbildungen, Behandlungsabläufen            ist auch heute schon selbst für „Insider“
      wichtige, ganzheitlich betrachtet aber        und auch Operationsverfahren wie ge-            kaum bewertbar oder beherrschbar. Der
      nur unzureichende Parameter. Man redet        rade von europäischer Ebene derzeit vo-         wissenschaftliche Nachweis, dass durch
      beim QM in erster Linie auch von Struk-       rangetrieben, führen im Endergebnis zu          diese „Zertifizitis“ irgendeine tatsächli-
      tur- und Prozessqualität und setzt vor-       einer endgültigen Industrialisierung und        che Verbesserung einer imaginären Er-
      aus, dass, wenn das nur stimmt, es schon      Kommerzialisierung der „Gesundheits-            gebnisqualität resultiert, ist noch längst
      in eine gute Ergebnisqualität münden          wirtschaft“: mit dem Patienten als „Kun-        nicht erbracht. Perspektivische finanziel-
      wird. Die „Performance“ muss halt stim-       den“. Folgerichtig sucht man auf Kon-           le Zuschläge oder Selektivverträge mögen
      men. Also: Pay for Performance?               gressen für „Entscheider“ und „Netzwer-         daher zur Motivation nicht unerheblich
                                                    ker“ im Gesundheitswesen am Patienten           beitragen. Auch zur Erfüllung bestehen-
      Kliniken werden daher flächendeckend          tätige Ärzte auch meist vergebens. Sie          der oder zukünftiger (personifizierter)
      und ganzjährig mit QM-Maßnahmen,              stören die Planung der Prozessabläufe!          „Mindestmengen“. Bisher haben sich die
      Audits und Zertifizierungen überzogen.                                                        Erwartungen an eine institutionelle „on
      Strukturen, Prozesse werden angepasst         Die Bedeutung der persönlichen Erfah-           top“-Honorierung von besonderen Quali-
      und optimiert. Abläufe werden verbes-         rung, Expertise und Exzellenz des behan-        tätsanstrengungen und kostenintensiven
      sert. Das Management wird „lean“. Die         delnden Arztes für einen Behandlungser-         Vorratshaltungen (z. B. für die Katastro-
      Kennzahlensysteme – sofern sie denn           folg wird in der Diskussion um Struktur-        phenmedizin) aber mehrheitlich noch
      überhaupt existieren – fokussieren sich       und Prozessqualität gerne ausgeblendet.         nicht nachweisbar erfüllt. Aufwand und
      hierbei fast ausschließlich auf betriebs-     Diese Expertise bezieht sich nicht nur          Kosten für die Zertifizierungen allerdings
      wirtschaftlich relevante Daten. Damit         auf fachliche Kenntnisse oder handwerk-         bleiben.
      setzt sich das QM jedoch in der Ärzte-        liche Fertigkeiten sondern ebenso auf
      schaft zunehmend dem Verdacht aus,            menschlich-charakterliche Eigenschaften         In jedem Fall wird durch diese Entwick-
      nicht unwesentlich primär wirtschaftliche     wie Empathie, Zuwendung, Kommuni-               lungen einer möglichst frühzeitigen Su-
      Interessen zu verfolgen. Konsequent wird      kationsverhalten. Diese dem verantwor-          perspezialisierung auch schon während
      das QM in Klinik-Organigrammen zuneh-         tungsvollen Arzt natürlichen Eigenschaf-        der Facharztweiterbildung Vorschub
      mend auch gerne direkt bei der kaufmän-       ten werden immer wieder „ganzheitlich“          geleistet. Zum Schaden der Breite eines
      nischen Geschäftsführung und nicht bei        eingefordert – aber nicht gewürdigt oder        Fachgebiets? Wer früh im Schwerpunkt
      der Ärztlichen Direktion verortet.            der Zeitaufwand gegenfinanziert. Gleich-        für spezifische Indikationen, Verfahren
                                                    zeitig wird die Etablierung neuer Berufs-       und Techniken ausgebildet, trainiert und
      Die für die vielfältigen Kommissionen,        bilder im Gesundheitswesen gefordert            zertifiziert wurde, wird auch zukünftig
      Zirkel, Audits u. ä. erforderlichen Per-      und gefördert, die diese „Defizite“ aus-        seinen Lebensunterhalt hier verdienen
      sonalressourcen sind allerdings in den        gleichen sollen.                                wollen – oder müssen. Er wird versu-
      Refinanzierungssystemen nicht „einge-                                                         chen, seine Superspezialisierung durch
      preist“. In der Berechnung ärztlicher Stel-   Kein Verein der Fußballbundesliga käme          weitere Diagnosen- und Methoden-
      lenpläne spielen diese „Zeitfresser“ keine    auf die Idee, dass durch gute Struktur-         verfeinerungen auch am Markt abzusi-
      Rolle!                                        und Prozessqualitäten im Management             chern – als „Experte“. Ob dies der Verbes-
                                                    des Vereins auf die „Spielkunst“ exzel-         serung einer breiten Versorgungsqualität
      Dass gute Strukturen und Prozesse eine        lenter Spieler verzichtet werden könnte.        dient, bleibt fraglich – zumal viele als
      wesentliche Grundvoraussetzung für            Beides gehört zum Erfolg zusammen!              Fortschritt gefeierte „Innovationen“ häu-
      gute Behandlungsergebnisse und Pati-          Das Management schafft ein Umfeld, in           fig weder wissenschaftlich validiert noch
      entensicherheit sind, soll hier keinesfalls   dem die Spieler Top-Leistungen erbrin-          gesundheitspolitisch in der Breite finan-
      in Frage gestellt werden. Sie bilden aber     gen können, und nicht gegängelt werden.         zierbar sind. Vielleicht werden die Regis-
      lediglich den Rahmen, das Korsett für         Das Management als Wegbereiter und              ter- und Versorgungsforschung sowie die
      die individuelle Patientenbehandlung,         Dienstleister des Erfolgs. Denn:                Analyse von Routineergebnisdaten – ge-
      die aus ärztlicher Sicht immer eine in                                                        meinsam durch Fachgesellschaften und
      ein multiprofessionelles Team einge-          „Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“             Kostenträger – bei der Bewertung hier
      bettete „Eins zu Eins“-Behandlung sein        (Otto Rehagel)                                  zukünftig weiterhelfen.
      muss – höchst individuell und maßge-
      schneidert für jeden einzelnen Patienten.

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Editorial

Ärzte allein werden diese Entwicklungen                   senschaftlichen Fachgesellschaften und      und Zentren brauchen wir, welche Re-
und Bewertungen jedenfalls nicht durch                    Berufsverbände in seine Bewertungen         gister? Welche Intervalle für Re-Audits?
wissenschaftliche       Fachgesellschaften                und Entscheidungsprozesse angemes-          Sicher keine leichte Aufgabe angesichts
und Berufsverbände lösen können. Brei-                    sen einbezieht. Dies gilt besonders auch    langjährig gewachsener Strukturen und
te gesellschaftspolitische Diskurse zur                   für die Bewertung von Zertifikaten der      Erwartungen.
Finanzierbarkeit und Priorisierung wer-                   wissenschaftlichen Fachgesellschaften.
den erforderlich sein. Wieviel und wel-                   Dies wird jedenfalls eine der Aufgaben      Der Aufwand für Kliniken und Praxen
che Qualität brauchen wir? Was macht                      der TO DO-Liste des IQTIG sein – mit sich   muss jedenfalls wieder sinnvoll und
Sinn, was ist finanzierbar? Was wollen                    daraus ableitenden Empfehlungen für die     machbar werden. Marktaspekte sollten
wir, was können wir, was müssen wir uns                   Patienten und die Öffentlichkeit. Dieses    für die Ärzteschaft bei dieser Diskussion
leisten? Ehrlichkeit und die Diskussion                   Projekt soll bereits in 2016 angegangen     keine Rolle spielen – sondern in der Tat:
unbequemer Wahrheiten ohne Denkver-                       werden.                                     Qualität und Sicherheit für die Patienten!
bote sind erforderlich.
                                                          Die DGOU macht sich daher bereits jetzt     Bitte bringen Sie sich in diese Diskussio-
Lösungen „gegen“ eine am Patienten                        auf den Weg, mit Ihren Säulen DGOOC         nen engagiert ein!
praktisch tätige Ärzteschaft werden je-                   und DGU sowie mit ihren Sektionen und
denfalls sicher scheitern. Es bleibt somit                AG’s in eine kritische Diskussion einzu-    Ihr
zu hoffen, dass das IQTIG praktisch ärzt-                 treten. Welche QM-Maßnahmen machen          Reinhard Hoffmann
lichen Sachverstand auch über die wis-                    Sinn, welche Zertifikate, Qualitätssiegel

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015                                                                           103
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Editorial                                               SEKTION DER DIVI
                                                                                                                 Ärztliche Qualifikation für
                                                         „Qualität“...und kein Ende...?!               101       „Interdisziplinäre Notaufnahme“                  132

                                                                                                                 P. A . R . T. Y. D E R D G U
                                                                                                                 The P. A. R. T. Y. goes on and on                134
                                                         Impressum                                     108

                                                                                                                 Recht
                                                         Nachrichten
                                                                                                                 U M S AT Z S T E U E R A U F
                                                         Kurz und bündig                               110       MENSCHLICHES GEWEBE
                                                                                                                 Der „Knochen-Erlass“, ein Schritt in die
      120         Orthopädie-Vertrag in Baden-
                  Württemberg: Ein gutes Jahr
      ist der Orthopädie-Vertrag nach 73 c in
                                                         Trojanisches Pferd:
                                                         Versorgungsstärkungsgesetz                    110
                                                                                                                 falsche Richtung                     136

      Baden-Württemberg nun in Kraft. Eine flä-                                                                  KO M M E N TA R D E S
      chendeckende Teilnahme der Orthopäden und          Studie relativiert hohe OP-Zahlen                       A G A - G E W E B E KO M I T E E S
      Chirurgen ist gegeben.                             in Deutschland                                112       Zur Stellungnahme des Deutschen
                                                                                                                 Instituts für Zell- und Gewebeersatz
                                                         Sicherheit durch zweite Meinung               112       gGmbH                                140

                                                         Chancen erkennen und nutzen                   113       D W G -S Y M P O S I U M
                                                                                                                 Medizin im Kontext
                                                         Schmerzgesellschaft für                                 der Rechtsprechung                               141
                                                         Cannabinoide                                  113

                                                         Problemzone Knie                              114
                                                                                                                 Unterwegs
                                                                                                                 REISEBERICHT EINES
                                                         Aus unserem Fach                                        EHRENAMTLICHEN
                                                                                                                 Afghanistan im November 2014                     142
                                                         6 3 . J A H R E S TA G U N G V S O U
                                                         Unfallchirurgie beim VSOU-                              D E U T S C H - L AT E I N A M E R I K A N I S C H E S
                                                         Jahreskongress angekommen!                    116       FELLOWSHIP
      116         Unfallchirurgie beim VSOU-
                  Kongress: Auf der diesjährigen
      Jahrestagung der VSOU vom 30.04. bis 02.05.        D KO U 2 0 1 5
                                                                                                                 Eine Reise durch soziale
                                                                                                                 und medizinische Kontraste                       146
      in Baden-Baden sind durch die erstmalige           Gastnation Türkei beim DKOU                   118
      Präsenz einer Doppelspitze verstärkt unfall-
      chirurgische Inhalte vertreten.
                                                         O R T H O PÄ D I E - V E R T R A G I N B W
                                                         Neue Chancen für eine bessere                           Namen
                                                         ambulante Versorgung –
                                                         Ein Kraftakt                                  120       Personalia                                       150

                                                         KO M M E N TA R Z U M                                   Wir gratulieren . . .                            151
                                                         O R T H O PÄ D I E - V E R T R A G
                                                         Alle Partner tragen zum Erfolg bei            124

                                                         A O K Z U M O R T H O PÄ D I E - V E R T R A G          Für Sie gelesen                                  191
                                                         Was motiviert die AOK Baden-
                                                         Württemberg zum Abschluss
                                                         des Orthopädievertrages?                      126

                                                         U N FA L L S A C H B E A R B E I T U N G D E R U V T
                                                         „Weller-Tabelle“ für Ärzte                    128

      136           Umsatzsteuer auf menschliches
                    Gewebe: Der „Knochen-Erlass“
      ist ein Schritt in die falsche Richtung. Denn er
                                                         6 . R E H A K I N D - KO N G R E S S
                                                         Kinder-REHA ist kein Luxus                    129
      verletzt europäische ethische und gesetzliche
      Grundlagen und hat große Auswirkungen auf
      Knochenbanken.

104                                                                                              Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015
Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
BVOU                                             DGOU                                             DGU
      Januartagung des BVOU                            Jahresbericht 2014 der AE-Deutsche               Klinische Katastrophenplanungen
      30./31.01.2015 in Berlin              153        Gesellschaft für Endoprothetik    162            beim MANV – Was ist zu tun?     180

      Gemeinsamer Landeskongress                       DGMM-Positionspapier zur                         Aktivitäten des Grundsatz-
      2014 in Stuttgart                     156        „Osteopathie“ in Deutschland          164        ausschusses der DGU 2014                        182

      ORFA unterstützt das moderne                     Einladung zum deutschen                          Bericht der AG Fuß der DGU                      184
      OU-Praxismanagement                   157        Rheumatologenkongres                  166
                                                                                                        Ein Jahr SAV – Erste
      Versicherungsservice für                         Neue Mitglieder                       167        Erfahrungen und Ausblick                        186
      Nachwuchsmediziner in OU              159
                                                       Bericht der IG Konservative                      Neue Mitglieder                                 187
      Neue Mitglieder                       160        Therapie                              168
                                                                                                        Die DGU trauert um
      Änderungen der Mandatsträger                     AGA-Akademie Kurs 2014                           ihre verstorbenen Mitglieder                    187
      in den BVOU-Bezirken                  160        „Arthroskopie des Hüftgelenkes“       169
                                                                                                        VLOU
                                                       DGOOC
                                                                                                        Zur Wiedereinführung der
      Für unsere Mitglieder                            QSR-Indikatoren für Hüft- und                    Mindestmenge für Kniegelenks-
                                                       Kniegelenkersatz bei Arthrose         170        Totalendoprothesen                              188
      Service / Preise                      190
                                                       Aktueller Stand der
      Kursangebote                          193        EndoCert Initiative                   174

      Service / Kleinanzeigen               202        Aktivitäten der Sektion
                                                       Sportorthopädie –
      OU Medizin und Markt                  203        Sporttraumatologie                    176

                                                       lm Fokus: Knochengesundheit bei
                                                       Kindern und Jugendlichen        177

                                                       Nachruf auf einen Pionier der
                                                       Endoprothetik Prof. Dr.
                                                       Rolf Dederich (1921 – 2014)           178

                                                       Neue Mitglieder                       178

      F O L G E N S I E U N S A U F FA C E B O O K :

                 www.facebook.de/dgou.ev

106                                                                                    Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015
Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Impressum

      Herausgeber
      Für den Berufsverband für                        Berufsverband für                                                  Deutsche Gesellschaft für
      Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.             Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.                               Unfallchirurgie
      Präsident
      Dr. med. Johannes Flechtenmacher
      Für die Deutsche Gesellschaft für
      Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V.      Vorstand                                                           Geschäftsführender Vorstand
      Generalsekretär                                  Präsident                                                          Präsident
      Prof. Dr. med. Bernd Kladny
      Für die Deutsche Gesellschaft für                Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe                        Prof. Dr. med. Michael Nerlich, Regensburg
      Unfallchirurgie e. V.
      Generalsekretär                                  Vizepräsident                                                      Erster Vizepräsident
      Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann                 Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, Berlin                          Prof. Dr. med. Bertil Bouillon, Köln
      Schriftleitung DGOOC
      Prof. Dr. med. Bernd Kladny (V.i.S.d.P.)         Vizepräsident                                                      Zweiter Vizepräsident
      Geschäftsstelle DGOOC                            Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig                    Prof. Dr. med. Florian Gebhard, Ulm
      Straße des 17. Juni 106–108
      10623 Berlin                                     Schatzmeister                                                      Dritter Vizepräsident
      Tel.: (0 30) 340 60 36 30                        Dr. med. Helmut Weinhart, Starnberg                                Prof. Dr. med. Ingo Marzi, Frankfurt/Main
      Fax: (0 30) 340 60 36 31
      E-Mail: bernd.kladny@fachklinik-                 Vorstandsmitglied                                                  Generalsekretär
      herzogenaurach,de                                Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Brandenburg                       Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/
      Schriftleitung BVOU
                                                                                                                          Main
      Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer (V.i.S.d.P.)   Vorstandsmitglied
      Geschäftsstelle BVOU
                                                       Dr. med. Andreas Gassen, Düsseldorf                                Schatzmeister
      Straße des 17. Juni 106–108
      10623 Berlin                                                                                                        Prof. Dr. med. Joachim Windolf, Düsseldorf
                                                       Vorstandsmitglied
      Tel.: (0 30) 30 02 40 92 12
      Fax: (0 30) 30 02 40 92 19                       Prof. Dr. med. Alexander Beck, Würzburg                            Schriftführer
      E-Mail: dreinhoefer@bvou.net                                                                                        Prof. Dr. med. Andreas Seekamp, Kiel
      Schriftleitung DGU
                                                       Generalsekretär der DGOU
      Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann                 Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach                        Geschäftsführer der AUC – Akademie der
      Joachim Arndt                                                                                                       Unfallchirurgie GmbH
      Geschäftsstelle der DGU                                                                                             Prof. Dr. Johannes Sturm, München/Münster
      Straße des 17. Juni 106–108                       Geschäftsstelle des BVOU
      10623 Berlin                                      Straße des 17. Juni 106–108
      Tel.: (0 30) 340 60 36 20                                                                                            Geschäftsstelle der DGU
                                                        10623 Berlin
      Fax: (0 30) 340 60 36 21
      E-Mail: office@dgu-online.de                      Tel.: (0 30) 79 74 44 44                                           Straße des 17. Juni 106–108
      Schriftleitung VLOU                               Fax: (0 30) 79 74 44 45                                            10623 Berlin
      Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller                 E-Mail: bvou@bvou.net                                              Tel.: (0 30) 340 60 36 20
      Geschäftsstelle VLOU                              www.bvou.net                                                       Fax: (0 30) 340 60 36 21
      Straße des 17. Juni 106-108                                                                                          E-Mail: office@dgu-online.de
      10623 Berlin
      Tel.: (030) 340 60 36 60
                                                                                                                           www.dgu-online.de
      Fax: (030) 340 60 36 61
      E-Mail: info@vlou.de
      Redaktion
      Ines Landschek
      Tel.: (0 30) 340 60 36 00
      E-Mail: ines.landschek@snafu.de
      Verlag
      Georg Thieme Verlag KG
      Dr. Grit Vollmer
      Rüdigerstr. 14
      70469 Stuttgart                                  Mitglieder der oben genannten Verbänden                                                           Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
      Tel.: (07 11) 89 31 630                          und Gesellschaften erhalten die Zeitschrift                                                       LA-MED Kommunikationsforschung
      Fax: (07 11) 89 31 408                           im Rahmen der Mitgliedschaft.                                      JHSUIW)DFKDU]W6WXGLH
                                                                                                                                                         im Gesundheitswesen e. V.
      E-Mail: grit.vollmer@thieme.de
      www.thieme.de/oumn                                                                                                                                 Mitglied der Informationsgesellschaft
      www.thieme-connect.de/products/oumn                                                                                                                zur Feststellung der Verbreitung von
      Verantwortlich für den Anzeigenteil                                                                                                                Werbeträgern e. V.
      Christine Volpp, Thieme Media, Pharmedia
      Anzeigen- und Verlagsservice GmbH
      Rüdigerstr. 14
      70469 Stuttgart
      Tel.: (07 11) 89 31 603
      Fax: (07 11) 89 31 470                            Bezugspreise 2015*                      Abo            Versandkosten                              Gesamtkosten
      E-Mail: christine.volpp@thieme.de
      Erscheinungsweise                                                                                      Inland Europa Weltweit                      Inland     Europa      Weltweit
      6 x jährlich: Februar/April/Juni/August/
      Oktober/Dezember                                  Persönliches Abonnement                   232,00 34,60          36,80 44,90                      266,60     368,80      276,90
      Zur Zeit gültiger Anzeigentarif Nr. 19
      vom 1. Oktober 2014                               Institutionelles Abonnement 418,00** 34,60                      36,80 44,90                      452,60     454,80      462,90
      ISSN 2193-5254
                                                       * Jährliche Bezugspreise in € (D); unverbindlich empfohlene Preise. Preisänderungen vorbehalten. Preis für ein Einzelheft 9,50 €
      Satz und Layout                                    zzgl. Versandkosten ab Verlagsort. Das Abonnement wird zum Jahreswechsel im voraus berechnet und zur Zahlung fällig.
      L42 Media Solutions, Berlin                        Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung zum 30. September vorliegt.
      Druck                                            **der institutionelle Jahresbezugspreis inkludiert Online-Zugriff für 1 Standort
      Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG
      Gewerbering West 27
      39240 Calbe

108                                                                                                    Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015
Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Impressum

Deutsche Gesellschaft für                                 Deutsche Gesellschaft für Orthopädie              Österreichische Gesellschaft für Orthopädie
Orthopädie und Unfallchirurgie                            und Orthopädische Chirurgie e. V.                 und orthopädische Chirurgie

Geschäftsführender Vorstand                               Geschäftsführender Vorstand                       Vorstand
Präsident (und Präsident der DGU)                         Präsident                                         Präsident
Prof. Dr. med. Michael Nerlich, Regensburg                Prof. Dr. med. Rüdiger Krauspe, Düsseldorf        Prim. Dr. Peter Zenz, Wien/Österreich
Stellv. Präsident (und Präsident der DGOOC)               1. Vizepräsident                                  1. Vizepräsident
Prof. Dr. med. Rüdiger Krauspe, Düsseldorf                Prof. Dr. med. Henning Windhagen, Hannover        Univ. Prof. Dr. Stefan Nehrer, Krems/Österreich
2. Vizepräsidenten von DGU und DGOOC                                                                        2. Vizepräsident
Prof. Dr. med. Florian Gebhard, Ulm                       2. Vizepräsident                                  Prim. Univ. Prof. Dr. Mag. Bernd Stöckl, Österreich
Prof. Dr. med. Heiko Reichel, Ulm                         Prof. Dr. med. Heiko Reichel, Ulm
                                                                                                            Generalsekretär
Generalsekretär (und Generalsekretär der                  Generalsekretär                                   Univ. Prof. Dr. Alexander Giurea, Wien/Österreich
DGOOC)                                                    Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach
Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Herzogenaurach                                                                 Kassierer
                                                          Schatzmeister                                     Prim. Univ. Prof. Dr. Martin Dominkus, Österreich
Stellv. Generalsekretär (und Generalsekretär              Prof. Dr. med. Werner E. Siebert, Kassel
der DGU)                                                                                                    Schriftführer
Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann, Frankfurt/Main          Präsident des Berufsverbandes BVOU                Univ. Prof. Dr. Catharina Chiari, Wien/Österreich
                                                          Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe
Schatzmeister (und Schatzmeister der DGU)                                                                   Fachgruppenobermann
Prof. Dr. med. Joachim Windolf, Düsseldorf                Orthopädischer Vertreter der                      Dr. Rudolf Sigmund, Oberwart/Österreich
                                                          gemeinsamen Konferenz der Lehrstuhlinhaber
Vertreter der nichtselbständigen Ärzte aus                für Orthopädie und Unfallchirurgie (gKLOU)
                                                                                                            Sekretariat der ÖGO
dem nichtständigen Beirat                                 Prof. Dr. med. Volker Ewerbeck, Heidelberg
                                                                                                            c/o Medizinische Akademie
Dr. med. Richard Stange, Münster
                                                          Vorsitzender VLOU                                 Alserstraße 4
Leiter des Ausschusses Versorgung, Qualität               Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig   A-1090 Wien
und Sicherheit                                                                                              Kontakt: Dagmar Serfezi
Dr. med. Daniel Frank, Düsseldorf                                                                           Tel.: +43-1 - 405 13 83 21
                                                           Geschäftsstelle der DGOOC                        Fax: +43-1 - 407 13 82 74
Leiterin des Ausschusses Bildung                           Straße des 17. Juni 106–108                      E-Mail:ds@medacad.org
und Nachwuchs                                              (Eingang Bachstraße)
Prof. h.c. Dr. Almut Tempka, Berlin                        10623 Berlin
                                                           Tel.: (0 30) 340 60 36 30
Leiter des Ausschusses Wissenschaft                        Fax: (0 30) 340 60 36 31
und Forschung                                              E-Mail: info@dgooc.de
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka, Bad Abbach         www.dgooc.de
Vertreter des Berufsverbandes
für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Karlsruhe
Vertreter des Berufsverbandes Deutscher
Chirurgen (BDC)
Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg, Bremen                                                                          Verband leitender Orthopäden und
                                                                                                            Unfallchirurgen Deutschland e.V.
Vertreter des Jungen Forums der DGOU
Dr. med. Matthias Münzberg, Ludwigshafen                                                                    Geschäftsführender Vorstand
                                                                                                            1. Vorsitzender
DGOU-Geschäftsstelle                                                                                        Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Braunschweig
Geschäftsführer Ulrich Biermann                                                                             2. Vorsitzender
Straße des 17. Juni 106–108                                                                                 Prof. Dr. med. Dietmar Pennig, Köln
10623 Berlin
Tel.: (0 30) 340 60 36 00                                                                                   Schatzmeister
Fax: (0 30) 340 60 36 01                                                                                    Dr. med. Wilhelm Baur, Schwarzenbruck
office@dgou.de
www.dgou.de                                                                                                 Schriftführer
                                                                                                            Dr. med. Walter Schäfer, Gummersbach

                                                                                                            Geschäftsstelle des VLOU
                                                                                                            Straße des 17. Juni 106-108
                                                                                                            (Eingang Bachstraße)
                                                                                                            10623 Berlin
                                                                                                            Tel.: (030) 340 60 36 60
                                                                                                            Fax: (030) 340 60 36 61
                                                                                                            E-Mail: info@vlou.de
                                                                                                            www.vlou.de

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015                                                                                          109
Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Kurz und bündig

                                                                                                                                                                          Foto: Fotolai_scusi
      Kassen könnten Beiträge senken
      Das BMG wirft den Krankenkassen vor, die Möglichkeiten für Bei-
      tragssenkungen nicht auszuschöpfen. Die bei zahlreichen Kassen
      Ende 2014 vorhandenen hohen Finanzreserven zeigten, dass die
      Spielräume für niedrigere Zusatzbeiträge 2015 bei weitem nicht
      genutzt würden. Seit diesem Jahr haben Kassen mehr Spielraum,
      ihre Einnahmen festzulegen. Ende 2014 verfügten die Kassen
      über Reserven von 28 Milliarden Euro. Experten haben aber vor
      einem drastischen Anstieg der Beiträge zur gesetzlichen Kranken-
      versicherung gewarnt. Man gehe davon aus, dass die Kassen die
      Beitragssätze allein 2016 um 0,3 Prozentpunkte anheben müss-
      ten. Die Kosten in der gesetzlichen Krankenversicherung sind im
      vergangenen Jahr um 10,88 Milliarden Euro gestiegen, dabei hat
       ie      er ma ei ahren er             ema h . Die Differen on
      knapp 1,2 Milliarden Euro geht laut dem BMG zu einem Großteil
      darauf zurück, dass die Kassen ihre Versicherten über Prämien an
      ihren Finanz-Reserven beteiligt haben.                     (dpa)

      Notfallpatienten
      „Die DKG (Deutsche Krankenhausgesellschaft) zeigt selber auf,
      da die ini en eine ei er ehende ffn n f r die am an-
      te Versorgung nicht verkraften können“, sagte KBV-Chef Dr. An-
      dreas Gassen. Er wies darauf hin, dass insbesondere kleinere Häu-                     Trojanisches Pferd:
      ser viele ärztliche Leistungen gar nicht mehr vorhalten könnten.
      „Ohne die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen ist eine
                                                                                            Versorgungsstärkungsgesetz
      gute Versorgung der Patienten nicht zu bewerkstelligen – insbe-                       „Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Arzt und er ist nicht mehr
      sondere im Notfall. Der Facharztstatus im niedergelassenen Be-                        da.“ – So lautet einer der Slogans der Kampagne von Kassen-
      reich bürgt zudem für Qualität. Im Krankenhaus kann sich der                          ärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Kassenärztlichen Ver-
      Pa ien ni h i her ein e he            a i a ion der ehande nde                        einigungen (KVen) zum geplanten Versorgungsstärkungsgesetz
      Mediziner hat.“ Die KVen haben die bundesweite Rufnummer                              (VSG). „Dieses Gesetz ist in seiner jetzigen Form nicht geeignet,
      116117 eingeführt. Allein 2014 haben über fünf Millionen Bür-                         die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung
      ger davon Gebrauch gemacht. Das hat auch den eigentlichen Not-                        zu stärken. Im Gegenteil, es schreckt junge Mediziner vor einer
      falldienst erheblich entlastet.                     (www.kbv.de)                      Niederlassung ab. Es schwächt in Wahrheit die Versorgung“, er-
                                                                                            klärte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Das
                                                                                            VSG setzt falsche Anreize und riskiert den Wegfall von tausen-
      Osteopath abgelehnt                                                                   den Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten. „Dabei stehen
      DGOU, DGMM und BVOU lehnen den eigenständigen Beruf des                               wir vor der Herausforderung, bei steigender Lebenserwartung
      Osteopathen ab und halten fest, dass es in Deutschland eine gute                      der Bevölkerung und sinkenden Arztzahlen eine wohnortnahe
        nd     hende ende o eo a hi he er or n d r h r e                                    Versorgung von hoher Qualität zu sichern. Dieses Gesetz hin-
      und Physiotherapeuten gibt. Sie sprechen sich ausdrücklich ge-                        dert uns daran“, sagte Gassen. Der geplante Aufkauf von Praxen
      gen die vom Verband der Osteopathen e. V. geforderte Einfüh-                          in sogenannten „überversorgten“ Gebieten sei ein fatales Signal
      rung eines nichtärztlichen Osteopathen aus, der ohne umfassen-                        an junge Ärzte. Zudem versorgten heute die niedergelassenen
      de medizinische Ausbildung direkten Zugang zum Patienten er-                          Kolleginnen und Kollegen in den großen Städten viele Patien-
      hält. Lesen Sie entsprechende ausführliche Stellungnahmen dazu                        ten aus dem ländlichen Umland mit. Die Regierung will eine
      in die em Hef a f .       ff.                               (red)                     Termingarantie für Facharztbesuche vorschreiben, die mit Ser-
                                                                                            vicestellen an den KVen organisiert werden soll. „Den Patienten
                                                                                            muss klar sein, dass sie dort nicht den Wunschtermin bei ihrem
                                                                                            Wunscharzt erhalten, sondern irgendeinen Termin bei irgend-
                                                                                            einem Arzt.

                                                                                            Bei Nichterfüllung der Vier-Wochen-Frist sollen die Patienten
                                                                                            in das nächste Krankenhaus geschickt werden. „Dabei sind die
                                                                                            Kliniken überhaupt nicht in der Lage, die Art und Qualität von
                                                                                            fachärztlicher Grundversorgung zu leisten, wie sie der ambu-
                                                                                            lante Sektor bietet. Die KBV wird daher ihre Aktivitäten fortset-
                                                                      Foto: Fotolia_6sous

                                                                                            zen, die ambulante Versorgung zukunftsfähig zu machen. Wir
                                                                                            wollen nicht nur kritisieren. Wir ergreifen kreative Maßnah-
                                                                                            men, um der Bevölkerung zu zeigen, was dieses Gesetz wirklich
                                                                                            bedeutet. Das VSG darf sich nicht als ein trojanisches Pferd her-
                                                                                            ausstellen“, betonte Gassen.                       (www.kbv.de)

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Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten April 2015 - Umsatzsteuer auf menschliches Gewebe - DGOU
Nachrichten

      Studie relativiert hohe OP-Zahlen in Deutschland
      „Deutschland doch kein Operationsweltmeister“ – so hat das
      Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenversicherung
      (WIP) eine Studie zur OP-Häufigkeit im internationalen Ver-
      gleich zusammengefasst. In der Studie haben sich die Wis-
      senschaftler des Instituts die Gesundheitsstatistik der Organi-
      sation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
      (OECD) vorgenommen. Diese wird häufig herangezogen, um
      das deutsche Gesundheitssystem mit dem anderer Länder zu
      vergleichen. Aus hohen Operationszahlen beispielsweise bei
      Hüft-Operationen wird in der OECD-Kommentierung ein „Ope-
      rationsweltmeister Deutschland“ – mit dem Unterton, dass zu
      viele OPs stattfänden. Die WIP-Wissenschaftler kritisieren jetzt
      die Art, wie die Zahlen zustande gekommen sind und wie sie
      zwischen den Ländern miteinander verglichen werden. Ihr
      Hauptargument dabei: Die OECD-Daten berücksichtigten in der
      Regel nicht den Einfluss des unterschiedlichen Bevölkerungsal-
      ters in den einzelnen Ländern, obwohl eine Vielzahl medizini-
      scher Eingriffe eindeutig altersabhängig sei.                      Foto: BG_Kliniken

      Die Autoren der WIP-Studie zeigen für 15 chirurgische Eingriffe    schließenden Ländervergleich mit diesen altersjustierten Daten
      sowie für die Gesundheitsausgaben insgesamt deren starke Al-       zeigt sich, dass Deutschland bei den OP-Zahlen und den Kos-
      tersabhängigkeit. Dies ist relevant, weil die Deutschen mit 44,3   ten im guten Mittelfeld liegt: Bei der Häufigkeit der Hüft-OPs
      Jahren das zweithöchste Durchschnittsalter in der OECD haben,      beispielsweise auf Platz fünf und bei den Gallenblasen-OPs auf
      nur die Japaner sind mit 44,6 Jahren älter. Die WIP-Statistiker    Platz zwölf. „Von einer unangemessenen Rolle als Operations-
      haben nun errechnet, wie viele Hüft-, Gallenblasen- und ande-      weltmeister zu reden, ist daher in keiner Weise gerechtfertigt“,
      re OPs es in den übrigen OECD-Ländern gäbe, wenn das Durch-        lautet das Fazit des WIP.                                (WIP)
      schnittsalter dort so hoch wäre wie in Deutschland. Beim an-

      Sicherheit durch zweite Meinung
      VLOU macht deutlich: Patienten können vor Operationen ein-         „Bei einer zweiten Meinung geht es nicht darum, die Behand-
      holen und sollten Spezialisten wählen. „Man kann es nicht          lung des Patienten in einem anderen Haus durchführen zu las-
      deutlich genug sagen: Jeder Patient hat das Recht, die gestell-    sen. Es geht um die Bewertung der Behandlungs-Empfehlung“,
      te Diagnose von einem anderen Arzt begutachten zu lassen“,         so Heller. „Eine solche Zweitberatung kann zu zwei Ergebnissen
      betont VLOU-Vorsitzender Prof. Dr. Karl-Dieter Heller. Häufig      führen: Entweder wird die Diagnose für die empfohlene Opera-
      kommen verunsicherte Patienten zu ihnen. Grund dafür sind          tion bestätigt – oder eben nicht. Wenn das so ist, wird der Arzt
      die immer wiederkehrenden Schlagzeilen: Man wirft Ärzten           von einem solchen Eingriff zu diesem Zeitpunkt abraten und
      zu Unrecht vor, oft aus rein wirtschaftlichen Interessen zu ope-   Alternativen aufzeigen“, erläutert er.
      rieren, ohne dass es eine medizinische Notwendigkeit gäbe.
      So kommen Zweifel an der Diagnose und an den vorgeschla-           Erfahrene Spezialisten wählen
      genen Behandlungen auf. Die Empfehlungen der Ärzte wer-
      den schlicht grundlos in Frage gestellt. „Natürlich möchte sich    Für Karl-Dieter Heller gehört zur Patienten-Entscheidung auch,
      niemand operieren lassen, wenn das nicht notwendig ist. Und        dass dieser sich vor einem Eingriff über das Krankenhaus und
      genau dafür gibt es ja so etwas wie ein Zweitmeinungs-Sys-         den behandelnden Arzt sachkundig macht. Er empfiehlt, sich
      tem“, macht Karl-Dieter Heller deutlich. Dabei handelt es sich     die Jahresberichte der Klinik in Bezug auf Operationszahlen an-
      um ein Angebot vieler Krankenkassen, sich in ausgewiesenen         zusehen und den Chirurgen nach seinen Kenntnissen und Fä-
      Zweitmeinungs-Zentren von Spezialisten der Fachbereiche eine       higkeiten im Zusammenhang mit dem gewählten Verfahren zu
      weitere Beurteilung einzuholen. So erhalten verunsicherte Pa-      befragen. „Eine hohe Erfahrung des Operateurs bei einem spe-
      tienten eine zusätzliche, neutrale Bewertung ihrer Unterlagen      ziellen Eingriff ist sinnvoll“, erläutert Karl-Dieter Heller seine
      und können sich mit einem kostenfreien Rat zu Diagnose und         Empfehlung.“ Denn für jeden Bereich gibt es erfahrene Spezia-
      Behandlungsvorschlägen Sicherheit verschaffen.                     listen.                       Sigrid Baum, Pressesprecherin, VLOU

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Nachrichten

                                                                           versagen, von der Anwendung der Cannabinoide sehr stark pro-
                                                                           fitieren“, so der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft
                                                                           e. V., der mit rund 3.400 Mitgliedern größten wissenschaftlich-
                                                                           medizinischen Schmerzfachgesellschaft Europas. Dies scheint
                                                                           insbesondere Patienten zu betreffen, deren Schmerzen eine
      Plakat DKOU zu „Chancen erkennen und nutzen“

                                                                           spastische Komponente haben, wie z. B. bei der multiplen Skle-
                                                                           rose, einer Querschnittslähmung oder Nervenverletzung. Auch
                                                                           manche Patienten mit neuropathischen Schmerzen bei HIV, bei
                                                                           denen erprobte Verfahren versagen, können in Einzelfällen eine
                                                                           deutliche Linderung durch Cannabinoide erfahren. Andere the-
                                                                           rapeutische Wirkungen, wie antiemetische, appetitsteigernde
                                                                           oder antientzündliche Wirkungen werden den Cannabinoiden
                                                                           zugeschrieben, jedoch liegen für diese Indikationen als auch für
                                                                           viele Schmerzsyndrome bisher keine qualitativ hochwertigen
                                                                           Studien vor.

                                                                           Die vorliegenden Studien und Erfahrungsberichte zeigen deut-
                                                                           lich, dass Cannabinoide einerseits in vielen Fällen nur sehr
Chancen erkennen und nutzen                                                schwach schmerzlindernd wirksam sind, andererseits für ein-
                                                                           zelne ausgewählte Patienten durchaus hilfreich sein können.
So viele Anmeldungen für Abstracts gab es noch bei keinem                  Diesen Patienten sollte daher eine Möglichkeit eröffnet werden,
DKOU-Kongress: Insgesamt wurden 1.451 Beiträge über die                    nach Versagen empfohlener Therapieverfahren einen individu-
Online-Plattform angemeldet – eine ganz hervorragende Bi-                  ellen Therapieversuch zu unternehmen. Sollte dieser erfolgreich
lanz! Damit hatte niemand gerechnet, noch kurz vor Ablauf                  sein, sollte die Gabe eines Cannabinoids in Absprache mit dem
der Abstract-Frist sah alles ganz normal aus … Erst danach war             Patienten unter Berücksichtigung seiner Begleiterkrankungen,
klar: 2015 setzt neue Maßstäbe! Welche Qualitätsmaßnahmen                  möglicher Kontraindikationen, der Patientenpräferenzen und
gelten bei der Auswahl der Beiträge? Bewertet werden Zielset-              dem Wirkungs-Nebenwirkungsprofil der jeweiligen Substanz
zung und Fragestellung (originell, wichtig, klar definiert), Ma-           erwogen werden, fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V.
terial und Methodik (adäquates Studiendesign, prospektive / re-
trospektive Studie), Ergebnisse (vollständig, richtungweisend,             Indikationskriterien untermauern
statistisch abgesichert) und Schlussfolgerung (kritisch, gut ab-
geleitet, aktuelle Literatur). (red)                                       Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. befürwortet daher im
                                                                           Einzelfall eine Behandlung mit Cannabinoiden in Betracht zu
                                                                           ziehen, empfiehlt aber, die Indikationskriterien weiterhin em-
Schmerzgesellschaft für Cannabinoide                                       pirisch zu untermauern. Insbesondere sieht es die Deutsche
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. unterstützt die Initiative           Schmerzgesellschaft e. V. als dringend notwendig an, wie bei
von Frau Marlene Mortler MdB, der Drogenbeauftragten der Bun-              allen anderen schmerztherapeutischen Verfahren auch, ein sol-
desregierung, den therapeutischen Einsatz von Substanzen aus der           ches Therapieverfahren immer im Kontext einer multimodalen
Hanfpflanze, den sogenannten Cannabinoiden, zu erleichtern. So-            Schmerztherapie und nicht als isoliertes Therapieverfahren an-
fern eine medizinische Indikation besteht, sollte eine unbürokrati-        zuwenden. Die Anwendung sollte durch eine obligate Erfassung
sche Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen ermöglicht               und Analyse der Effektivität und unerwünschter Wirkungen
werden. „Allerdings bedarf es einer differenzierten Betrachtung            begleitet werden, hierfür bietet das Schmerzregisterprojekt
und genauen Indikationsstellung sowie Qualitätssicherung der               „KEDOQ“ der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. ideale Vor-
Therapie.“, so Prof. Dr. Michael Schäfer, Präsident der Deutschen          aussetzungen. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. spricht
Schmerzgesellschaft e.V. Denn der therapeutische Einsatz von               sich weiterhin für die Durchführung methodisch hochwertiger
Cannabinoiden wird derzeit aktiv in der Öffentlichkeit und von             Studien zur medizinischen Anwendung von Cannabinoiden in
unterschiedlichen Fachgesellschaften kommentiert. Die Diskus-              der Schmerzmedizin aus. Unter einer Therapie mit Cannabi-
sion suggeriert, dass Cannabinoide ein wirksames Schmerzmittel             noiden kann es zum Auftreten von gering ausgeprägten zent-
seien und bisher der betroffenen Mehrheit an Schmerzpatienten              ralen Nebenwirkungen kommen, wie z. B. Übelkeit, Müdigkeit,
und -patientinnen aus regulatorischen Gründen vorenthalten                 Schwindel, kognitive Beeinträchtigungen und Stimmungs-
wurden. Nach derzeitigem Wissens- und Erfahrungsstand sind                 schwankungen. Die bisherigen Studien beziehen sich auf kurze
Cannabinoide jedoch nur bei einzelnen ausgewählten Schmerz-                Behandlungszeiträume von wenigen Wochen bis Monaten, die
patienten ausreichend wirksam. In der Mehrheit der chronischen             besonderen Risiken einer Langzeitbehandlung sind weitestge-
Schmerzpatienten zeigen Cannabinoide lediglich eine geringe bis            hend unklar. Grundsätzlich ist aber für die Langzeiteinnahme
mäßige Schmerzlinderung, sodass Cannabinoide anderen bisher                und insbesondere bei Jugendlichen von einem Abhängigkeit-
gebräuchlichen Schmerzmitteln nicht überlegen sind.                        spotential auszugehen und es kann in Einzelfällen zur Ausbil-
                                                                           dung von Angststörungen und Psychosen kommen.
Spezielle Patienten profitieren
                                                                           Ein Themenheft, das den aktuellen Wissensstand und klinische
„Bemerkenswert ist jedoch, dass in Einzelfällen speziell ausge-            Handlungsempfehlungen darstellt, wird Anfang 2016 in der
wählte Patienten, bei denen die gebräuchlichen Schmerzmittel               medizinischen Fachzeitschrift „Der Schmerz“ erscheinen. (red)

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015                                                                      113
Nachrichten

      Problemzone Knie
      Das weltweit erste Knorpelregister der Deutschen Gesellschaft
      für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU) führt gut ein
      Jahr nach seiner Einführung im Oktober 2013 über 800 Ope-
      rationsdaten nach knorpelchirurgischen Eingriffen. Es verfolgt
      den Heilungsverlauf nach Knieoperationen zur Knorpelrepa-
      ratur, auch unter aktiver Einbeziehung der Betroffenen, über

                                                                                                                                                                  Foto: Fotolia_Photographee.eu
      einen Zeitraum von fünf Jahren und ermöglicht die Zusam-
      menführung der Daten von bereits über 50 teilnehmenden
      Kliniken. Die sich daraus ergebende umfangreiche Datenmen-
      ge erlaubt den Experten die präzise Beantwortung wissen-
      schaftlicher Fragen, den Vergleich verschiedener Operations-
      techniken und die Auswertung von Komplikationen. „Mit dem
      erfolgreichen Start des KnorpelRegisters DGOU ergänzen wir
      unsere umfangreiche Registerarbeit im Fach Orthopädie und
      Unfallchirurgie, die die Versorgung unserer Patienten sicherer
      und effektiver machen soll“, sagt Professor Bernd Kladny, Ge-          fünf Jahre danach einer besseren Kontrolle und Beurteilung ihres
      neralsekretär der DGOU.                                                Genesungsverlaufes unterliegen. Und auch für bisher nicht am
                                                                             Register beteiligte Experten ergibt sich ein positiver Effekt – sie
      Sehr verletzungsanfällig                                               profitieren von den Forschungsergebnissen und können zukünf-
                                                                             tig eine Knorpeltherapie auf neuestem medizinischem Niveau
      Das Knie ist das für Verletzungen anfälligste Gelenk des Men-          leisten“, sagt Niemeyer, der als Sektionsleiter Knorpelchirurgie
      schen. „Knorpelschäden, beispielsweise nach einem Sportunfall,         an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universi-
      werden in etwa 60 Prozent aller durchgeführten Kniearthros-            tätsklinikum Freiburg arbeitet.
      kopien diagnostiziert. Auch wenn viele dieser Knorpelschäden
      fortgeschrittene Schädigungen im Sinne einer Arthrose aufwei-          Register arbeitet industrieunabhängig
      sen, für die eine knorpelreparierende Therapie nicht mehr indi-
      ziert ist, so ist ein relevanter Anteil dieser Schädigungen für eine   Erste Auswertungen und wissenschaftliche Publikationen aus
      Knorpelersatzoperation geeignet“, sagt Professor Dr. Philipp Nie-      dem KnorpelRegister DGOU plant die AG Klinische Gewebe-
      meyer von der AG Klinische Geweberegeneration der DGOU und             regeneration der DGOU für diesen Herbst. „Es wird allerdings
      Mitinitiator des KnorpelRegisters DGOU. Chirurgische Verfahren         noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wir die Ergebnisse in
      zur Regenerierung von Knorpelgewebe, zu denen Knorpelzell-             eine Leitlinie einfließen lassen können“, sagt Niemeyer.
      transplantationen und knochenmarkstimulierende Techniken
      zählen, haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung             Das KnorpelRegsiter DGOU wurde nach Vorbild der skandina-
      gewonnen. Sie dienen der Heilung des Knorpeldefekts durch den          vischen Register zur Behandlung der Kreuzbänder aufgebaut
      Einsatz körpereigenen Knorpelgewebes bzw. ermöglichen das              und ging im Oktober 2013 an den Start. Nach erfolgreicher
      Nachwachsen von Ersatzknorpelzellen.                                   Implementierung des „Kniemoduls“ sind 2015 die Module
                                                                             „Sprunggelenk“ und „Hüfte“ dazugekommen. Das KnorpelRe-
      Prävention von Arthrose                                                gister DGOU ist eine innerärztliche durch die Fachgesellschaft
                                                                             initiierte Qualitätssicherungsmaßnahme. Das KnorpelRegis-
      Neben der Beschwerdelinderung dient die Knorpelchirurgie               ter DGOU arbeitet industrieunabhängig und wird unterstützt
      auch der Prävention von Arthrose. Denn viele der anfänglich            durch die Deutsche Arthrosehilfe e. V. und die Stiftung Oscar-
      klar umrissenen Knorpelschäden weisen eine Tendenz zur                 Helene-Heim. Die technische Umsetzung des KnorpelRegister
      Ausweitung auf größere Knorpelflächen auf und stellen unbe-            DGOU erfolgt in enger Kooperation mit dem Studienzentrum
      handelt in vielen Fällen den Ausgangspunkt einer Arthrose dar.         des Universitätsklinikums Freiburg. Für eine optimale Versor-
      Eine Knorpelreparatur ist jedoch nur bei sehr kleinen Defekten         gung aller Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und zur
      möglich. „Das KnorpelRegister DGOU ist eine Win-Win-Option             Qualitätstransparenz betreiben die Fachgesellschaften DGOU,
      für alle Beteiligten“, sagt Professor Dr. Philipp Niemeyer von der     DGU und DGOOC neben dem KnorpelRegister DGOU weitere
      AG Klinische Geweberegeneration der DGOU. Von dem Register             Register, wie beispielsweise das Endoprothesenregister und das
      profitieren die Wissenschaftler für die Versorgungsforschung           TraumaRegister DGU®.
      und die Patienten, indem sie durch das regelmäßige Ausfüllen
      online-gestützter Fragebögen zum Zeitpunkt der Operation bis           Susanne Herda

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Aus unserem Fach
      Foto: C. Podolski

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                          Unfallchirurgie beim VSOU-
                          Jahreskongress angekommen!
                          Auf der diesjährigen Jahrestagung der Vereinigung der Süddeutschen Orthopäden und Unfallchirurgen
                          vom 30.04. bis 02.05.2015 im Kongresshaus Baden-Baden sind durch die erstmalige Präsenz einer
                          Doppelspitze auch verstärkt unfallchirurgische Inhalte vertreten.

                          Die Kongressleitung haben Prof. Dr.         cken- und Femurfrakturen im Fokus die-          Implantatassoziierte Frakturen –
                          Volker Bühren, Murnau, und Prof. Dr.        ser Sitzung.                                    Frakturendoprothetik
                          Thomas Horstmann, Bad Wiessee, inne.
                          Unfallchirurgische Schwerpunkte sind        Kongresssaal II:                                Prof. Steffen Ruchholtz, Marburg, und
                          die Komplexverletzungen und das Po-         30.04.2015 von 14.00 Uhr – 16.00 Uhr            Prof. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Mün-
                          lytrauma, implantatassoziierte Fraktu-                                                      chen, führen durch das Thema implantat-
                          ren und die Frakturendoprothetik sowie      Unter Leitung von Prof. Ingo Marzi,             assoziierte Frakturen, das periimplantäre
                          die Weichteil- und Defektdeckung nach       Frankfurt / M., und Prof. Alexander Wolt-       Frakturen am Humerus sowie an der
                          Trauma und die Rehabilitation im be-        mann, Murnau, werden zum Thema Po-              Hüfte bzw. am Femur näher beleuchtet.
                          rufsgenossenschaftlichen Heilverfahren.     lytrauma wissenschaftliche Beiträge vor-        Dies geschieht unter Berücksichtigung
                                                                      gestellt. Diese thematisieren, wie die Ver-     der periprothetischen Frakturen sowie
                          Komplexverletzung – Polytrauma              letzungsschwere beim Polytrauma am              der Revisionsendoprothetik.
                                                                      besten zu quantifizieren ist bzw. welche
                          In der Sitzung Komplexverletzung un-        neuen Behandlungsprinzipien bei der             Kongresssaal II:
                          ter Leitung von Prof. Christian Hierhol-    schrittweisen Versorgung des Polytrau-          02.05.2015 von 14.30 – 16.30 Uhr
                          zer, Murnau, und Prof. Peter Biberthaler,   ma-Patienten beachtet werden müssen.
                          München, werden die Behandlungsop-          Die Besonderheiten beim den zahlenmä-           Komplettiert wird diese Thematik durch
                          tionen komplexer Gelenkverletzungen         ßig zunehmenden älteren Patienten wer-          die von Prof. Michael Nerlich, Regens-
                          der Schulter und des Kniegelenkes vor-      den ebenfalls herausgearbeitet.                 burg, und Prof. Florian Gebhard, Ulm,
                          gestellt. Weiterhin stehen die Diagnostik                                                   geleitete Sitzung Frakturendoprothetik.
                          sowie die Behandlung komplexer Be-          Kongresssaal II:                                Die hier ausgewählten Vorträge werden
                                                                      01.05.2015 von 14.00 – 16.00 Uhr                Indikationen und Konzepte für die Endo-

116                                                                                                   Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015
Aus unserem Fach

                                                          unterschiedlichen Therapieansätze dis-      AGs und Sektionen
                                                          kutiert.
                                                                                                      Die vermehrte Präsenz unfallchirurgi-
                                                          Seminarraum 3:                              scher Kongressinhalte zeigt sich auch an
                                                          30.04.2015 von 14.00 – 16.00 Uhr            der Teilnahme verschiedener Sektionen
                                                                                                      und Arbeitskreise der DGU.
                                                          Rehabilitation im berufsgenossenschaft-
                                                          lichen Heilverfahren                        So wird die Arbeitsgemeinschaft Ein-
                                                                                                      satz-, Katastrophen- und taktische Chir-
                                                          Die Rehabilitation ist nach der akut sta-   urgie im Rahmen der VSOU-Jahrestagung
                                                          tionären Versorgung ein weiterer Schritt    ihr Sektionsmeeting abhalten. Besonde-
                                                          für die erfolgreiche Rückführung des be-    rer Schwerpunkt ist die Erstellung von
                                                          rufsgenossenschaftlich Versicherten ins     Alarmplänen für Kliniken sowie die Ent-
                                                          Erwerbsleben. Welche besonderen Mög-        wicklung eines bundesweiten Netzwer-
                                                          lichkeiten und Chancen dieses Heilver-      kes für Katastrophenmedizin.
                                                          fahren bietet, werden Prof. Bernd Kladny,
                                                          Herzogenaurach, und Dr. Stefan Simmel,      Seminarraum 5:
                                                          Murnau, herausarbeiten. Neben den spe-      30.04.2015 von 10.30 Uhr – 12.00 Uhr
                                                          zifischen Möglichkeiten des berufsge-
                                                          nossenschaftlichen Heilverfahrens findet    Die Sektion Septische Chirurgie der DGU
                                                          auch die Schmerzrehabilitation/-therapie    wird das Thema „Periprothetische In-
                                                          gesonderte Beachtung.                       fektionen bei Problemkeimen“ inkl. der
                                                                                                      notwendigen Diagnostik und der thera-
                                                          Kongresssaal I:                             peutischen Strategien bei der operativen
                                                          30.04.2015 von 08.00 Uhr – 10.00 Uhr        Behandlung diskutieren.

prothetik bei Frakturen am proximalen                     Translationale Forschung –                  Seminarraum 6:
Femur und am Knie- bzw. Ellenbogenge-                     Knochenersatz                               01.05.2015 von 08.00 Uhr – 10.00 Uhr
lenk herausarbeiten.
                                                          Auch in den Grundlagen- und translatio-     Weiterhin sind die Sektionen Bildung
Kongresssaal II:                                          nalen Forschungssitzungen sind unfallchi-   und Nachwuchs der DGOU, die AG Lehre
02.05.2015 von 11.00 – 13.00 Uhr                          rurgische Inhalte bei der VSOU Jahresta-    der DGOU, die AG Bildgebende Verfah-
                                                          gung in besonderem Maße präsent. Dazu       ren der DGOU, Sektion Rehabilitation der
Weichteildeckung – septische Defekt-                      haben Prof. Markus Huber-Lang, Ulm, und     DGOU sowie das Junge Forum der DGOU
wunden                                                    Prof. Sascha Flohé, Düsseldorf, renom-      mit separaten Sitzungen auf dem Kon-
                                                          mierte Experten auf dem Gebiet der Ent-     gress vertreten.
Den rekonstruktiven Möglichkeiten bei                     zündungsforschung eingeladen. Es werden
großen Weichteildefekten im Rahmen                        u.a. zu den Themen Inflammation und         Unfallchirurgisches-Orthopädisches
von Komplikationswunden widmet sich                       Frakturen, mesenchymale Stammzellen-        OP-Training
die Sitzung Weichteildeckung, geleitet                    therapie beim Polytrauma sowie Immun-
von Dr. Volkmar Heppert, Ludwigshafen,                    monitoring beim Polytrauma die aktuells-    Zum ersten Mal werden sowohl orthopä-
und Dr. Markus Öhlbauer, Murnau. Inhalt                   ten Forschungsergebnisse vorgestellt.       dische als auch unfallchirurgische Inhalte
ist hier sowohl die temporäre sofortige                                                               gleichsam abgedeckt. Die AIOD Deutsch-
Weichteildeckung inklusive der Vaku-                      Kongresssaal I:                             land e. V. gestaltet hierbei den unfallchi-
umtherapie sowie die definitiven plasti-                  01.05.2015 von 13.30 Uhr – 15.00 Uhr        rurgischen Teil des Operationstrainings.
schen Verfahren zur Rekonstruktion von                                                                Thematisch wird in den Workshops die
großen Weichteildefekten.                                 Die Sitzung Knochenersatz leiten Prof.      Frakturversorgung am proximalen und
                                                          Peter Augat, Murnau, und Prof. Martijn      distalem Humerus und Radius, am Fe-
Seminarraum 1:                                            van Griensven, München. Präsentiert         murschaft und an der proximalen Tibia,
01.05.2015 von 08.00 Uhr – 10.00 Uhr                      werden Forschungsarbeiten und klini-        am OSG und am Becken praktisch instru-
                                                          sche Ergebnisse, die sich mit der Heilung   iert.
Die Behandlung septischer Defektwun-                      von Knochendefekten beschäftigen. The-
den wird von Dr. Hans-Georg Palm und                      matisch aufgegriffen wird, ob körperei-     Seminarräume 9 bis 13:
Prof. Benedikt Friemert, beide Ulm, mit                   genes Gewebe als Knochenersatz dienen       30.04./01.05.2015 von 08.00 Uhr – 10.00
ausgesuchten Referenten erarbeitet.                       kann. Ebenfalls diskutiert wird die Rolle   Uhr,
Ergebnisse der Behandlung septischer                      von Knochenersatzstoffen sowie von re-      02.05.2015 von 08.30 Uhr – 10.30 Uhr
Defektwunden aus dem militärischen                        kombinanten kommerziell erhältlichen
sowie aus dem zivilen Arbeitsbereich                      Wachstumsfaktoren.                          Weitere Informationen, Online-Anmel-
und speziell aus dem berufsgenossen-                                                                  dung und Eintrittskarten für Rahmen-
schaftlichen   Heilverfahren    werden                    Kongresssaal I:                             programm unter: www.vsou.de
miteinander verglichen und die ggfs.                      01.05.2015 von 15.30 Uhr – 17.00 Uhr

Orthopädie und Unfallchirurgie Mitteilungen und Nachrichten | April 2015                                                                            117
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