PERS NAL FÜHRUNG - Working Out Loud - Deutsche Gesellschaft für ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
PERS NAL FÜHRUNG DAS FACHMAGAZIN FÜR PERSONALVERANTWORTLICHE AUSGABE 7-8.2020 / € 9,80 www.dgfp.de Entwickelt werden oder selbst entwickeln? Schwerpunkt: Personalentwicklung Working Out Loud HR-Buzzword oder gängige Praxis in deutschen Unternehmen?
2 INHALT AUSGABE 7-8/2020 14 In Eigenregie Selbstorganisation ist eine Schlüsselkompetenz für das 21. Jahrhundert. Die Lern- und Füh- rungskultur muss sich entsprechend ändern, um Räume für die Weiterentwicklung der Beschäftigten zu öffnen. Der Erfolg steht und fällt damit, die individuellen Wünsche zu erfassen und mit dem Bedarf 20 Kreativ arbeiten und lernen New Work ist kein Prozess, der sich schnell und der Unternehmen zusammen- mühelos realisieren lässt. Vielmehr handelt zubringen. es sich um eine Neuausrichtung von Denk- mustern und Strukturen. Unternehmen wie OTTO zeigen, worauf es bei der Umset- zung ankommt. Personalentwicklung Der Schwerpunkt im Überblick 12 AKTUELLES THEMENSCHWERPUNKT 04 EVIDENZ TO GO 14 SELBSTORGANISATION Was taugen Change Agents? Caroline Ruiner, Hohenheim / Vera Hagemann, Bremen 06 STUDIEN DGFP und Fraunhofer IAO untersuchen 20 NEW WORK BEI OTTO Auswirkungen der Coronakrise im Personal- Markus H. Dahm / Malte Poppe, Hamburg management, Ängste der Mitarbeiter in der Covid-19-Pandemie, Crowdwork in 26 ENTWICKLUNG VON Unternehmen FÜHRUNGSKRÄFTEN Boris Kaehler, Merseburg 11 KURZ GESAGT Präsenzseminare der Haufe Akademie, 32 EVIDENZBASIERTE PERSONALFÜHRUNG als App STELLENBEWERTUNG Anja Pempelfort / Laura Brauckmann / Eva Schmitz, Köln 38 HONESTLY WIRD AGIL Louisa Kürten / Jonas Jankus, Köln 44 PERSONALENTWICKLUNG Materialien für die Personalarbeit
3 26 Blindflug vermeiden Jeder Euro für die Aus- und Weiterbildung der Chefs zahlt auf das Konto der Personal- 32 Kompass für Personalent- entwicklung ein. Sieben Maßnahmen scheidungen Sind die Anforde- helfen die Führungskräfteentwicklung rungen an eine Stelle klar definiert, zu optimieren – zum Beispiel kontinuier- wissen Unternehmen, über welche liche Bedarfsanalyse und Evaluation. Potenziale sie verfügen und wo Entwicklungsbe- darf herrscht. Dies liefert Informationen für Neube- setzungen, Karriere- und Nachfolgemanagement. 38 Brain-directed Man Die Coronakrise hat deutlich gemacht, was seit jeher in der VUKA-Welt gilt: Individuen und Organisa- tionen müssen sich stets neu erfinden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Kon- zept des Brain-directed Man impliziert, dass Menschen selber Lösungen erarbei- ten und kontinuierlich lernen. Das Start-up Honestly zeigt, wie es geht. HERAUSGEBER-INTERVIEW FACHBEITRÄGE NETZWERK 46 MIT DER UNSICHERHEIT LEBEN 52 WOL IM ONBOARDING 76 HR PERSÖNLICH Die Verlässlichkeit der Planung werde im- Durch Working Out Loud (WOL) werden zu- Harald Becker, Edeltraud Bernhard, Heike mer fragiler, sagt Martina Michel, Head of kunftsrelevante Fähigkeiten trainiert , zum Eckert, Hauke Stars, Katrin Hahn, Christine Talent Management & Organizational Deve- Beispiel agile Arbeitsweisen, Selbstmanage- Scheffler, Natalia Oropeza, Maria Ferraro, lopment beim Autozulieferer Continental. ment und digitale Kompetenzen. Dies fördert Paul-Otto Faßbender, Werenfried Wendler „Also spielen wir Szenarien durch und über- die Transformation von Unternehmen. WOL legen uns zusätzlich, wie die Welt den Me- eignet sich für viele HR-Prozesse, besonders 79 DGFP-MITGLIED IM PORTRÄT gatrends folgend 2030 und darüber hinaus für das Onboarding. Elisa Weber (Young Professional Network) aussieht.“ Zur Anpassungsfähigkeit und Re- Luisa Furmanski / Franziska Hirsch, Essen / aktionsgeschwindigkeit des Unternehmens Michaela Thun, Düsseldorf trage bei, dass das Just-in-time-Lernen ge- 58 COACHING-APPS SERVICE fördert werde. Norma Schöwe, Frankfurt/M. / Ein Coaching kostet Zeit und Geld. Doch es 71 BILDNACHWEISE Werner Kipp, Berlin gibt auch App-Lösungen,die kostengünstige 64 BÜCHER Kurzrezensionen, und jederzeit verfügbare Unterstützung ver- Autorengespräch: Wiebke Köhler sprechen. Werden sie das persönliche Coa- 01 EDITORIAL ching ersetzen? 71 INSERENTEN Bärbel Schwertfeger, München 68 RECHT Lohnsteuerrecht, Arbeitsrecht, Aktuelle Rechtsprechung 11 TERMINE 80 VORSCHAU / IMPRESSUM
14 SCHWERPUNKT P E R S O N A L E N T W I C K L U N G Entwickelt werden oder selbst entwickeln? Selbstorganisation, E-Coaching und digitale Lernangebote Zunehmend vollzieht sich Personalentwicklung im Prozess der Arbeit und nicht in arbeitsplatzfernen Semi- naren. Die informelle Weiterbil- dung gewinnt an Bedeutung. So ist in den letzten Jahren eine Zunahme an Per- sonalentwicklungsmaßnahmen wie bei- spielsweise Lernen im Arbeitsprozess, selbstgesteuertes Lernen mit Medien und Informationsveranstaltungen zu be- obachten. Neben geringeren Kosten, die für diese Formen der Weiterbildung an- fallen, erfolgt das Lernen arbeitsplatznä- her, mit einer höheren Transfererfolgs- wahrscheinlichkeit sowie selbstbestimmter. PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
16 SCHWERPUNKT P E R S O N A L E N T W I C K L U N G E in Großteil der Unternehmen in Kosten durch den Ausfall von Arbeitsstun- nen bestimmten Job oder eine spezielle Tä- Deutschland ist sich der hohen Be- den) und direkte (z. B. Aufwendungen für tigkeit bezieht. Im Gegensatz dazu adres- deutung der Weiterbildung ihrer Mit- Trainer/innen und Dozierende, Teilnah- siert die Personalentwicklung weniger kon- arbeitenden und Führungskräfte für eine megebühren, Verpflegungs- und Reisekos- krete Tätigkeiten, zum Beispiel wenn man effektive Bewältigung der wirtschaftlichen, ten) Weiterbildungskosten verteilten. Mitarbeitende generell auf Projektarbeit technischen und gesellschaftlichen Heraus- vorbereiten möchte und Schulungen zu forderungen, zum Beispiel eine fortschrei- MOTIVATION UND Organisation und Kommunikation anbie- tende Digitalisierung der Arbeitsprozesse, ARBEITSZUFRIEDENHEIT ERHÖHEN tet, bei denen keine spezifische Tätigkeit bewusst. Die Maßnahmen der Personal- der Ausgangspunkt der Zielfestlegung war. entwicklung reichen von formeller (z. B. Die häufigsten Gründe für Weiterbildung Seminare, Trainings oder Coachings) bis in deutschen Unternehmen sind, die Mo- Personalentwicklung ist somit dem eng- zu informeller (z. B. arbeitsplatzintegrier- tivation und Arbeitszufriedenheit zu erhö- lischsprachigen Begriff der Education sehr hen sowie die Qualifi- nahe. Education meint dabei „A process DIE AUTORINNEN kationen der Mitarbei- and a series of activities which aim at en- PROF. DR. CAROLINE RUINER ▶ tenden an neue Tech- abling an individual to assimilate and de- Professorin für Soziologie an der Universität nologien und veränder- velop knowledge, skills, values and under- Hohenheim. Ihre Forschungsschwerpunkte te Arbeitsorganisationen standing that are not simply related to a sind neue Arbeitsbeziehungen (New Employ- anzupassen. Zu beob- narrow field of activity but allow a broad ment Relationships) sowie die Auswirkungen des Wandels von Arbeit auf individueller, achten ist dabei, dass range of problems defined, analysed and organisationaler und überbetrieblicher Unternehmen mit fort- solved“ (Buckley / Caple 2008, 6). Trai- Ebene. schreitender Digitalisie- ning zielt darauf ab, eine exakt definierte ▶ caroline.ruiner@uni-hohenheim.de rung häufiger in der Art und Weise der Tätigkeitsausführung PROF. DR. VERA HAGEMANN ▶ Weiterbildung aktiv allen Mitarbeitenden zu vermitteln, die die- Professorin für Wirtschaftspsychologie und Personalwesen im Fachbereich Wirtschafts- sind und mehr Ressour- se Tätigkeit ausführen, was zu einer Stan- wissenschaft an der Universität Bremen. cen in die Qualifizie- dardisierung führt. Personalentwicklung Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kompe- rung ihrer Mitarbeiten- und Bildung zielen dagegen eher darauf tenzerwerb, High Responsibility Teams, Feedback sowie Veränderungen der Arbeits- den investieren (Seyda ab, Mitarbeitende und Führungskräfte auf und Führungsbeziehungen aufgrund von et al. 2018). Stärker di- ein breit gefächertes Tätigkeitsspektrum Digitalisierung. gitalisierte Unterneh- vorzubereiten, wie es in den durch Digita- men nutzen zudem häu- lisierung veränderten Arbeitsprozessen mehr tes Lernen) Weiterbildung. Für das Jahr figer digitale Lernangebote (bspw. Lernvi- und mehr erforderlich ist. 2016 hat das Institut der deutschen Wirt- deos, Audiomodule, Podcasts, computer- schaft Köln in der aktuellsten IW-Weiter- und webbasierte Trainings). Dies hängt da- SELBSTORGANISATION WIRD bildungserhebung aufgezeigt, dass 85 Pro- mit zusammen, dass sich digitale Personal- WICHTIGER zent der deutschen Unternehmen ihren entwicklungsmaßnahmen sehr gut in den Mitarbeitenden Weiterbildung angeboten Arbeitsalltag integrieren lassen. Auch aus Perspektive der Mitarbeitenden haben und sich die Aktivitäten der Wei- kommt es zu veränderten Interessenlagen terbildung somit in den letzten Jahren auf Insgesamt lassen sich hinsichtlich der Per- hinsichtlich der Personalentwicklung. Sie einem hohen Niveau stabilisiert haben (Sey- sonalentwicklungsmaßnahmen eine Zu- zeichnen sich häufig aus durch spezifische da / Placke 2017). nahme an Formaten erkennen, die zu ei- Selbstmanagementfähigkeiten und sind ins- ner erhöhten Bildung der Mitarbeitenden besondere auf die eigenverantwortliche Si- Im Durchschnitt hat jede/r Mitarbeiter/in führen, und eine Abkehr von einer Stan- cherstellung ihres Arbeitsvermögens ausge- circa 17 Stunden in ihre / seine Personal- dardisierung der Kompetenzen der Mitar- richtet, also das Erkennen ihrer Fähigkei- entwicklungsmaßnahmen investiert, über- beitenden beobachten. Training ist bei- ten und Kompetenzen sowie deren konti- wiegend während der Arbeitszeit. Die Un- spielsweise „die systematische Aneignung nuierliche Entwicklung zur Sicherstellung ternehmen investierten insgesamt 33,5 Mil- von Wissen, Fertigkeiten oder Einstellun- ihrer Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt. liarden Euro (im Durchschnitt 1 067 Euro gen, die zu effektiven bzw. besseren Leis- Sie sind geprägt durch hoch individuali- je Mitarbeitende/r jährlich) in die berufli- tungen bei einer beruflichen Tätigkeit füh- sierte und auf permanenten Wissenserwerb che Weiterbildung, wobei sich die Kosten ren“ (Schaper 2011, 426). Hier kommt gestützte Fähigkeitsprofile und entspre- ungefähr gleichmäßig auf indirekte (z. B. zum Ausdruck, dass sich Training auf ei- chend ständig auf der Suche nach Weiter- PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
17 entwicklung, um ihre Employability zu er- nehmensprozessen umgehen und als Mit- Voraussetzung für lebenslanges Lernen ge- halten, zu fördern, und für den Arbeits- arbeitende selbstständig agieren zu können. sehen werden kann. markt attraktiv zu bleiben (Ruiner / Lieb- hart 2018). Mit dem Wandel der Arbeitswelt und Per- AN DIE EIGENEN FÄHIGKEITEN sonalentwicklung geht folglich eine zuneh- GLAUBEN Employability beschreibt die Fähigkeit und mende Selbstverantwortung und -organi- Bereitschaft einer Person, Arbeitsverhält- sation von Mitarbeitenden einher. Durch Förderliche Faktoren für diese Fähigkeiten nisse einzugehen, sich wertschöpfend in die Einführung neuer Technologien und sind zum Beispiel die Gewissenhaftigkeit ei- Arbeitsprozesse einzubringen und über eine Umsetzung organisationaler Veränderun- ner Person. Gewissenhaftigkeit geht mit ei- beständige Anpassung der eigenen Arbeits- gen kommt es zu erweiterten Handlungs- ner hohen Motivation zu lernen, einer ho- kraft in Beschäftigung zu bleiben. Die in- und Gestaltungsmöglichkeiten der Mitar- hen Leistungsorientierung und einer hohen dividuelle Beschäftigungsfähigkeit umfasst beitenden, die eine Veränderung der Kom- Selbstwirksamkeit einher. Die Selbstwirk- samkeit meint die Überzeugung von Mitar- beitenden, den gestellten (neuen) Anforde- rungen gewachsen zu sein. Dies ist für den Umgang mit Veränderungen in digitalen Ar- beitskontexten zentral und ein wesentlicher Baustein für die erfolgreiche Selbstorganisa- tion und die Motivation zu lernen. Auch die Offenheit für Erfahrungen ist sehr wichtig. Personen, die eine hohe Offenheit für Erfahrungen aufweisen, akzeptieren eher das Unbekannte und sind offen für Ideen und Probleme. Sie weisen eine positive Ein- stellung gegenüber Lernerfahrungen auf und freuen sich auf Neues. Auch wenn es he- rausfordernd wird, halten sie ihre (Lern-) Motivation aufrecht, da diese Personen eben- falls eine hohe Selbstwirksamkeit aufweisen. Gewissenhaftere Personen und Personen mit einer Offenheit für Erfahrungen profitieren Virtual- und Augmented-Reality-Lernumgebungen helfen den Lernenden, tiefer beziehungsweise echter in die Materie einzutauchen, und unterstützen so den Wissenserwerb, quasi vor Ort, das heißt stärker von Personalentwicklungsmaßnah- im direkten Anwendungskontext. men und weisen einen höheren Lernerfolg auf (Hagemann / Kluge 2014). die fachliche Kompetenz und berufliche petenzprofile nach sich ziehen. In neuen Expertise, die persönliche Kompetenz wie Arbeitskontexten sind verstärkte Lern-, ROLLE DES HRM Team-, Kommunikations- und Konflikt- Qualifikations- und Flexibilitätsanforde- fähigkeit sowie die Fähigkeit zur Selbstre- rungen sowie ein erhöhtes Maß an Selbst- Für das HRM werden zur Kompetenzent- flexion und schließlich Einstellungen und organisation erforderlich (Ruiner / Wilkes- wicklung stärker informelle Weiterbildungs- Haltungen wie Eigenverantwortung, Initi- mann 2016). Selbstorganisation als Kom- formate und individuelle Maßnahmen und ative, Engagement, Belastbarkeit und Lern- petenz befähigt dazu, Zeit und Energie im Beratungen relevant, die sich zudem einfa- bereitschaft (Rump / Eilers 2011). Entspre- Sinne von Belastungsfähigkeit und Effizi- cher in den Arbeitsalltag integrieren lassen. chend geht es auch bei Personalentwick- enz einzusetzen. Die Fähigkeit der Mitar- Um die individuellen Bedarfe der Mitarbei- lungsmaßnahmen nicht nur um fachliche, beitenden, sich selbst organisieren zu kön- tenden erfassen zu können, können Feed- sondern auch überfachliche Kompetenzen nen, ist für die Unternehmen im Umgang back- und Mitarbeitergespräche geführt wer- in den Bereichen Selbstständigkeit sowie mit Herausforderungen wie Agilität und den, ebenfalls bieten sich Potenzialanalysen Kommunikations-, Kooperations-, Planungs- Flexibilisierung von hohem Wert. Diese und Coachings an. Auch die Möglichkei- und Organisationsfähigkeit (Seyda et al. Kompetenz ist ebenfalls für die Personal- ten neuer Technologien können und soll- 2018), um mit flexibler werdenden Unter- entwicklung zentral, nicht zuletzt da sie als ten verstärkt genutzt werden. Technologie PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
18 SCHWERPUNKT P E R S O N A L E N T W I C K L U N G und neue Medien haben nicht nur in die (Kluge / Hagemann 2016; Klumpp et al. Wissenstransfer in Bereichen, in denen Bereiche der Produktion, der Dienstleistung 2020). Das selbstregulierte Lernen ist eine es an eigenen Erfahrungen fehlt. oder der Kommunikation Einzug gehalten, der zentralen Grundlagen im Coachingpro- ▶ Die verbale Informationsvermittlung sondern auch in die Personalabteilungen zess und bedarf der Setzung von Zielen so- meint den Erhalt von Informationen von Organisationen. Neue Medien haben wie des Erhalts von Rückmeldungen, bei- über Fachinhalte oder ein Feedback die Art und Weise verändert, wie Organi- spielsweise aus der Arbeit, wie nah man der von anderen zur besseren Selbstein- sationen Personal anwerben, auswählen, mo- Zielerreichung kommt (Kluge / Hagemann schätzung. tivieren und entwickeln (Kluge / Hagemann 2018). E-Coaching-Tools können auf die ▶ Die psychologischen und affektiven 2016). In der Personalentwicklung werden spezifischen Belange der Unternehmen und Zustände wie Stimmung und Stress zunehmend solche Medien eingesetzt Bedarfe der Mitarbeitenden abgestimmt können über ein Zeit- und Konflikt- (s. bspw. aktuelle Themen der Learntec sein und insbesondere die Selbstwirksam- management sowie einen offenen Aus- 2021, www.learntec.de/de/) (Abb.). keit, die lern-, kompetenz- und gesund- tausch beeinflusst werden. Beim E-Learning werden elektronische und DIGITALE MEDIEN IN DER PERSONALENTWICKLUNG digitale Medien für die Verbreitung von Lernmaterialien und für den Austausch in Gruppen genutzt. Beim Blended Learning E-Learning Lernen auf Basis von Informationstechnologien erfolgt eine Verknüpfung von E-Learning mit Präsenzveranstaltungen, bei der soziale Blended Learning Kombination von Präsenzveranstaltung und E-Learning Aspekte und das Einüben von Tätigkeiten Social Media Webbasierte Interaktionen mehrerer Nutzender im Vordergrund stehen. Bei Lernen über Social Media geht es verstärkt um die sozi- Zugriff auf Lerninhalte im Internet, Web Based Training alleine oder auch in der Gruppe ale Interaktion und den Wissensaustausch mit anderen. Das Computer Based Trai- Computer Based Training Bereitgestellte Lerninhalte auf einem PC ning zeichnet sich dadurch aus, dass Lern- Game Based Learning Spielerische und medial moderne Vermittlung von materialien auf einem Computer bereitge- Informationen in einem Anwendungskontext stellt werden, zum Beispiel über ein Soft- Virtuelle (virtual), wareprodukt oder das Intranet. Das Game vermischte (mixed) und Computergestützte Erweiterung erweiterte (augmented) der Realitätswahrnehmung als Lernbereich Based Learning nutzt eine Kombination aus Reality-Lernumgebungen Wissensvermittlung und Spielen. Der Spiel- E- und AI-Coaching Coaching über das Internet bzw. mit Chatbot, spaß wird als motivationsförderlich gesehen basierend auf Künstlicher Intelligenz und aktiv in die Personalentwicklungsmaß- nahme eingebunden. Virtual- und Augmen- Quelle: Ruiner / Hagemann Abb. ted-Reality-Lernumgebungen helfen den Lernenden, tiefer beziehungsweise echter in heitsförderliche Arbeitsgestaltung adressie- Als Form der digitalen Personalentwick- die Materie einzutauchen, und unterstüt- ren sowie das selbstgesteuerte, flexible und lung können das Lernen und Arbeiten als zen so den Wissenserwerb, quasi vor Ort, kontextbezogene Lernen mit Unterstützung integratives System behandelt und ein Men- das heißt im direkten Anwendungskontext. digitaler Medien fördern. toring und Coaching im Digitalisierungs- prozess integriert werden. Dies kann nicht BESSER LERNEN MIT Zur Stärkung der Selbstwirksamkeitserwar- zuletzt den Umgang mit neuen Technolo- E-COACHING-TOOLS tung gibt es vier Hebel, die ausgezeichnet gien im Arbeitsprozess und die Interakti- zum Beispiel in E-Coaching-Tools hinter- on im Team stetig, selbstbestimmt, zeit- Diese digitalen Lernformen haben gemein, legt werden können (Klumpp et al. 2020): und ortsunabhängig unterstützen und nach- dass die Mitarbeitenden diese selbstorgani- ▶ Die Bewältigungserfahrung impliziert haltig weiterentwickeln. siert und flexibel nutzen können. Die er- das Probehandeln und das Unterteilen forderliche Selbstorganisationsfähigkeit wird von Aufgaben in Teilziele, um eine er- FAZIT UND AUSBLICK durchaus als Herausforderung angesehen. folgreiche Aufgabenbewältigung zu be- Zur Unterstützung der selbstorganisierten günstigen. Für eine Veränderung der Arbeitsgestaltung Weiterentwicklung der Mitarbeitenden bie- ▶ Die stellvertretende Erfahrung meint hin zur Selbstorganisation ist eine Gestal- ten sich insbesondere E-Coaching-Tools an das Beobachten von Personen und den tung der Lern- und Führungskultur erfor- PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
19 PERSONALFÜHRUNG jetzt auch als App! derlich, um täglich Raum und zielgruppenspezifische so- wie individuelle Möglichkeiten zu schaffen, sich weiterzu- Holen Sie sich als Abonnent/-in kostenlos die entwickeln. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund zu digitale Ausgabe des Magazins für unterwegs. sehen, dass das selbstorganisierte Lernen auch aus Perspek- tive der Arbeitskräfte eine größere Bedeutung hat und dazu dienen kann, die erforderlichen Fachkräfte zu gewinnen, wenn diese Möglichkeiten erhalten, ihre Kompetenzen zu Unser Magazin PERSONALFÜHRUNG erscheint nun erweitern. Insbesondere geht es für das HRM neben der auch regelmäßig in digitaler Form. So können Sie sich inhaltlichen und methodischen Weiterentwicklung um die mithilfe unserer neuen App PERSONALFÜHRUNG Definition einer neuen Rolle im Spannungsfeld zwischen jede Ausgabe bequem auf Ihr Smartphone oder agilen Unternehmen und selbstorganisierenden Mitarbei- Tablet herunterladen – oder online lesen. tenden. Erfolgskritisch ist hierbei, die Wünsche und Zie- le der Mitarbeitenden zu erfassen und mit dem Bedarf der Unsere neue App finden Sie ab sofort bei Unternehmen zusammenzubringen. • Google Play oder im App Store von Apple. Infos unter www.dgfp.de/pf-app Literatur Buckley, R. / Caple, J. (2008): The theory and practice of training, London Hagemann, V. / Kluge, A. (2014): Einflussfaktoren auf den Erfolg von und Methoden der Erfolgsmessung beruflicher Weiterbil- dung, in: Wirtschaftspsychologie, 16 (2), 81-93 Kluge, A. / Hagemann, V. (2016): Neue und Soziale Medien in der Fertigung und der Personalentwicklung – am Beispiel von Indus- trie 4.0 und E-Coaching aus Sicht der AO-Psychologie, in: Wirt- schaftspsychologie, 18 (1), 5-21 Kluge, A. / Hagemann, V. (2018): Lernen als Grundlage von Coa- ching, in: Greif, S. / Möller, H. / Scholl, W. (Hg.): Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching, Heidelberg, 335-342 Klumpp, M. / Hesenius, M. / Hagemann, V. / Ruiner, C. (2020, i. E.): Künstliche Intelligenz zur Unterstützung neuer Arbeitswelten in Produktion und Logistik. Chancen und Herausforderungen einer digitalen Arbeitsgestaltung für Industrie 4.0-Konzepte, in: Heupel, T. / Buchkremer, R. / Koch, O. (Hg.): Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf Wirtschaft und Gesellschaft, Wiesbaden Ruiner, C. / Liebhart, U. (2018): How multi-optional experts maintain and enhance their employability, in: German Journal of Human Resource Management, 32 (1), 52-74 Ruiner, C. / Wilkesmann, M. (2016): Arbeits- und Industriesoziolo- gie, Paderborn Rump, J. / Eilers, S. (2011): Forschungsschwerpunkt: Employability, Jetzt in: Rump, J. / Schnabel, F. / Grabmeier, S. (Hg.): Auf dem Weg downloaden! in die Organisation 2.0. Mut zur Unsicherheit, Sternenfels, 53-69 Schaper, N. (2011): Aus- und Weiterbildung: Konzepte der Trainings- forschung, in: Nerdinger, F. W. / Blickle, G. / Schaper, N. (Hg.): Arbeits- und Organisationspsychologie, Heidelberg, 425-450 Seyda, S. / Placke, B. (2017): Die neunte IW-Weiterbildungserhe- bung Kosten und Nutzen betrieblicher Weiterbildung, in: IW- Trends, 4, 44, www.iwkoeln.de/fileadmin/publikationen/ 2017/369145/IW-Trends_2017-04_Seyda_Placke.pdf (Stand: 14.1.2020) Deutsche Gesellschaft für Seyda, S. / Meinhard, D. B. / Placke, B. (2018): Weiterbildung 4.0 – Personalführung e. V. Digitalisierung als Treiber und Innovator betrieblicher Weiterbil- Hedderichstraße 36 // dung, in: IW-Trends, 1, 45, www.iwkoeln.de/fileadmin/user_ 60594 Frankfurt am Main upload Studien/IW-Trends/PDF/2018/IW-Trends_2018_1_ leserservice@dgfp.de Weiterbildung.pdf (Stand: 14.1.2020) www.dgfp.de PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
46 HERAUSGEBER-INTERVIEW Hinweisschilder und Aufkleber dienen bei Continental in Regensburg dazu, Mitarbeiter über die korrekten Verhaltensweisen für das pandemiesichere Arbeiten zu informieren. PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
47 „DIE GLEICHZEITIGKEIT DES UNGLEICHZEITIGEN“ DR. MARTINA MICHEL ▶ Head of Talent Management & Organizational Development bei Continental in Hannover. Vor ihrem Wechsel zum Automobilzulieferkonzern war sie für ein internationales Beratungsunternehmen tätig. PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
48 HERAUSGEBER-INTERVIEW In der strategischen Personalplanung blickt man bei Continental auf einen Zeit- horizont von fünf Jahren. Doch weil die Veränderungsgeschwindigkeiten in vielen Bereichen steigen, ändern sich auch die Ansätze in der Organisationsentwicklung und im Talentmanagement. Dies führt auf der einen Seite zu einer noch weiter vorausschauenden Planung in Szenarien, zum anderen aber auch zu einer agile- ren Ausrichtung der Organisation. Für welche Zeithorizonte planen Sie wird. Also spielen wir Szenarien durch und setzt werden können. Das wirkt sich auch bei Continental Unternehmensentwick- überlegen uns zusätzlich, wie die Welt den auf das Thema Weiterqualifizierung aus. lungen? Megatrends folgend 2030 und darüber hi- Neben den Inhalten und Kompetenzen DR. MARTINA MICHEL Die Planbarkeit wird naus aussieht. Das ist eine notwendige Ant- brauchen wir die Fähigkeit, just in time zu immer schwieriger. Wenn wir aus der Ta- wort auf die zunehmende Unsicherheit. lernen. Deshalb investieren wir stark in eine lentmanagementperspektive sprechen, ar- Wenn sich unsere Rahmenbedingungen in Lernkultur, die eingebettet wird in das täg- beiten wir bei Continental mit strategischer bestimmten Bereichen so verändern, dass liche Doing. Damit erhöhen wir die An- passungsfähigkeit und die Reaktionsge- schwindigkeit des Unternehmens. Welche Themen, welche Faktoren be- denken Sie bei der Planung? MICHEL Wir berücksichtigen eine sehr große Bandbreite an unterschiedlichen Fak- toren, von gesellschaftlichen bis hin zu tech- nologischen Entwicklungen, von geopoli- tischen Aspekten bis hin zu Verschiebun- gen in der Wettbewerbslandschaft. Wer hätte zum Beispiel vor zehn Jahren gedacht, dass Google, Amazon oder Apple zu po- tenziellen Konkurrenten werden? Die Fak- toren beeinflussen die verschiedenen Un- ternehmensbereiche in unterschiedlichen Maßen. Die Antriebssparte beispielsweise ist vor allem von politischen Regulierun- gen betroffen. Aber natürlich beeinflussen Autonom fahrende Transportroboter bringen Materialien auch der Klimawandel und das Gesund- schnell und effizient zur jeweiligen Produktionslinie. heitsbewusstsein im Zusammenhang mit Corona das Mobilitätsverhalten von Men- Personalplanung, wie andere Unternehmen unsere Projektionen nicht mehr haltbar schen. auch. Ariane Reinhart, unser Personalvor- sind, müssen wir agiler denken und han- stand, nennt das gerne die Mutter der HR- deln. Wir müssen unsere Ressourcen- und Welche Stakeholder sind eingebunden Arbeit. Und da nehmen wir einen Zeitho- Kompetenzplanung auf sich schnell verän- in die Planung? rizont von fünf Jahren ein. Auf den schau- dernde Situationen ausrichten. Das bedeu- MICHEL Die Kollegen, die den Strategie- en wir gemeinsam mit den Vertretern der tet beispielsweise, dass wir mehr den Poolan- entwicklungsprozess steuern, achten sehr verschiedenen Unternehmensbereiche, ar- satz verfolgen. Wir dürfen nicht mehr nur darauf, dass wir eine Vielzahl der Perspek- beiten mit Entwicklungsprognosen und lei- auf einzelne Bereiche schauen, sondern müs- tiven zusammenbringen. Es bringen sich ten daraus die entsprechenden Schlüsse für sen das Gesamtunternehmen betrachten Kollegen aus den Unternehmensbereichen die erforderlichen Kompetenzen und Res- und Sorge tragen, dass die Kompetenzen ein, aus den Entwicklungs- und Innovati- sourcen ab. Wir merken aber auch, dass die für die Zukunft flexibel über die Grenzen onsbereichen, ebenso Kollegen, die Kun- Verlässlichkeit der Planung immer fragiler von Organisationseinheiten hinweg einge- den betreuen oder für Zentralfunktionen PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
49 zuständig sind wie ich. Wir holen zusätzliche Impulse von außen eine Kernvoraussetzung, um mit einer zu- ein und setzen uns mit Megatrends auseinander. Wir beleuchten nehmend komplexeren Geschäftswelt und die Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven und Hin- zunehmenden Interdependenzen umgehen tergründen. Daraus ergibt sich dann eine belastbare Planung und zu können. Dafür brauchen wir Menschen, eine tragfähige Ausrichtung für das gesamte Unternehmen. die regelmäßig die Perspektive gewechselt haben. Die wissen, wie die Bedürfnisse von Nicht jede Entwicklung geschieht so schnell wie anfangs an- Kollegen in ganz anderen Abteilungen, in genommen. Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Geschwin- ganz anderen Ländern, in ganz anderen digkeiten in verschiedenen Bereichen um? Unternehmensbereichen sind. MICHEL Das ist für das Talentmanagement und die Organisa- tionsentwicklung eine ganz große Herausforderung. Wir haben FEHLER MACHEN IST NORMAL Bereiche, bei denen sich im Vergleich zu anderen verhältnismä- ßig wenig verändert hat. In einigen unserer Sparten ist das Ge- Unsere Chance besteht darin, dass wir schäft vergleichsweise ähnlich wie noch vor fünf oder zehn Jah- im Verbund die Potenziale unseres Unter- ren. In anderen Bereichen gibt es dagegen rasante Veränderun- nehmens und unserer Mitarbeiter zusam- gen, insbesondere bei der Vernetzung des Autos oder bei soft- menbringen. Das schaffen wir nur erfolg- reich, wenn es uns gelingt, mit Unterschied- lichkeit und Vielfalt umzugehen und sie wertschöpfend zu nutzen. Künftig wird das Unternehmen die Nase vorne haben, das am schnellsten lernt, mit der zunehmen- den Komplexität umzugehen. Das ist eine Riesenherausforderung, gleichzeitig aber auch eine Chance. Als Talentmanagement und Organisationsentwicklung leisten wir hier einen Beitrag, wenn wir nicht nur den Content von Programmen und Trainings entwickeln, sondern vor allem die Organi- sation dazu befähigen zu lernen. Dazu ge- hört auch, und das ist nicht trivial, den Umgang mit Fehlern zu lernen. Das be- trifft auch die Kulturentwicklung im Un- ternehmen: Fehler machen ist normal. Welche kulturellen Veränderungen sind Ein mit vielfältigen Messsystemen ausgestatteter Messbus wird für Feldversuche noch erforderlich? der 5G-Funktionen von Antennenmodulen genutzt. MICHEL Wir haben uns früher die Or- ganisationen vorgestellt als Maschine, bei warebasierten Lösungen. Nun sind wir ein großes Unternehmen der alles möglichst effizient und nahtlos in- mit 240 000 Mitarbeitern weltweit, wir haben eine Vielzahl von einandergreift. Agilität bedeutet nun, dass Geschäftsmodellen und Produkten. Da erleben wir sehr häufig man sich von dieser Metapher verabschie- die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Die Zukunft ist schon det und die Organisation mehr begreift als im Unternehmen angekommen, während uns die Vergangenheit Organismus, bei dem es auf das Zusam- noch viele Jahre begleiten wird. Wenn wir das Potenzial unseres menspiel ankommt. Es geht nicht mehr Portfolios wirklich nutzen wollen, müssen wir den Wert unserer ausschließlich um die Frage, was machen Diversität erkennen und zum Vorteil des Unternehmens nutzen. wir zentral, standardisiert, einheitlich und Vielfalt ist die Voraussetzung für Innovation. Vielfalt unterstützt was dezentral? Wir brauchen Orchestrie- aber auch Resilienz. McKinsey hat das so schön auf den Punkt rung, ein Verständnis davon, was wir har- gebracht: Agility rhymes with stability. Sie brauchen beides und monisieren, damit wir uns im Einklang Diversität trägt ganz wesentlich dazu bei. Kognitive Diversität ist miteinander immer wieder neu sortieren PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
50 HERAUSGEBER-INTERVIEW können. Das erfordert ein ganz anderes die erforderlichen Abstände einzuhalten. MICHEL Continental war ja schon vor Mindset und Miteinander. Die Initiative nennt sich „Pandemic Safe Corona sehr weit beim Thema New Work. Production“ und sie zeigt, was für einen Wir haben die Einführung von Office 365 Beeinflusst Corona die Planungsansätze? großartigen Zusammenhalt wir im Unter- vor zwei Jahren zum Anlass genommen, MICHEL Die Pandemie macht deutlich, nehmen haben. Diese Ideen sind in das ein Entwicklungs- und Beteiligungskon- wie wichtig es ist, eine Langfriststrategie zu ganzheitliche Konzept eingeflossen, das an zept aufzulegen, das das gesamte Unter- entwickeln und in Szenarien zu denken. allen Standorten weltweit bereits Anwen- nehmen vertraut gemacht hat mit den Die Grundsätze unserer Planung verändert dung findet, um eine pandemiesichere Pro- Möglichkeiten. Das kommt uns jetzt enorm die Pandemie aber nicht. duktion sicherzustellen. Sie rüstet uns auch zugute. RICHTIGE MISCHUNG AUS PRÄSENZ UND VIRTUELLER INTERAKTION Natürlich gab es auch den einen oder anderen Skeptiker, der seine Mit- arbeiter nicht im Home- office haben wollte. Die aktuelle Erfahrung veran- lasst so manchen, seine bisherige Haltung zu über- denken. Wir sind von den technischen Möglichkei- ten fasziniert, zum Bei- spiel bei der virtuellen Durchführung interakti- ver Workshops. Natür- lich vermissen wir auch die persönliche Begeg- nung und sehen die Gren- zen des mobilen Arbei- tens. Es fehlen Resonanz und Feedback, die Kom- munikation erfordert ein Erhöhte Reinigungsintervalle stellen eine pandemiesichere Produktion bei Continental sicher. hohes Maß an Konzen- tration und generiert Bereiten Sie sich auf eine mögliche für eine mögliche nächste Phase oder eine gleichzeitig eine Einsamkeit, die man aus- zweite Welle oder vergleichbare Szena- künftige Pandemie. Aus dem Talentma- halten können muss. Für die Zukunft ler- rien in der Zukunft vor? nagement und der Organisationsentwick- nen wir, dass die richtige Mischung aus MICHEL Seit Anfang Juni wird wieder in lung haben wir das flankiert, indem wir die Präsenz und virtueller Interaktion entschei- allen Werken weltweit produziert. Jetzt geht Führungskräfte dahingehend unterstützt ha- dend ist. es ganz zentral darum, dass die Kollegen in ben, für die psychologische Sicherheit der der Produktion sicher vor Ansteckung sind. Mitarbeiter auf dem Shop Floor zu sorgen. Rechnen Sie damit, dass die Verände- In Ergänzung zu den Aktivitäten unseres rungen nachhaltig sind oder wird man globalen Krisenmanagementteams haben Wie wirkt sich Corona aus auf bereits doch wieder zum Gewohnten zurück- wir dazu einen unternehmensweiten Inno- angestoßene Entwicklungen im Unter- kehren? vationssprint gestartet und viele neue Ide- nehmen, zum Beispiel mobiles Arbeiten MICHEL Da bin ich Realistin, sicher wird en generiert. Wir nutzen Technologien, um oder New Work? es auch den Wunsch nach der alten Welt PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
51 geben. Aber es wird für die Skeptiker immer schwerer, das ENTDECKEN SIE DIE DGFP - NEU! Neue infrage zu stellen. Wir sind in weiten Teilen schon sehr fortschrittlich: Wir haben bereits 2016 flexible Arbeits- bedingungen für alle Mitarbeiter weltweit eingeführt. Wir bauen auf Vertrauensarbeitszeit. Wir untersuchen derzeit, wie effizient die Arbeit im Homeoffice tatsächlich ist. Und PERS NAL PERS NAL DAS FACHMAGAZIN PERSONALFÜHRUNG DER DGFP wir werden auch künftig die Chancen und Möglichkeiten FÜHRUNG FÜHRUNG DASFACHMAGAZIN DAS FACHMAGAZINFÜR FÜR PERSONALVERANTWORTLICHE DAS FACHMAGAZIN FÜR PERSONALVERANTWORTLICHE PERSONALVERANTWORTLICHE AUSGABE 12.2019-1.202O AUSGABE 6.2019 //€€9,80 9,80 www.dgfp.de AUSGABE 2.2020 / € 9,80 nutzen. Allein schon aus der Perspektive des Employer Bran- www.dgfp.de www.dgfp.de ding kommen wir gar nicht mehr ohne örtliche und zeitli- che Flexibilität aus, gerade mit Blick auf die jungen Gene- rationen. „Der Wandel kennt kein Ende“ „Effektiver, Welche Personalentwicklungsmaßnahmen sind einfacher effizienter und Frank Kohl-Boas, Leiter Personal der ZEIT Verlagsgruppe, „Mehr Flexibilität, über User Centricity, Herausforderungen an Führung und den „ZEIT-Way“ Anpassungsfähigkeit und schneller“ Geschwindigkeit“ TRUMPF-Personalleiter durchführbar, wo sind die Herausforderungen größer? Oliver Maassen über den Wandel Neue Technologien und Kommunikationskanäle DATEV-Vorständin von HR und Ausbildung 4.0 Julia Bangerth über den Wandel zum agilen Unternehmen Global Mobility in a VUCA World Schluss mit Jammern! MICHEL Auch hier lernen wir gerade sehr viel durch die Themenschwerpunkt: New Expats Themenschwerpunkt: Personalmarketing und Employer Branding Digitalisierung und durch die Transformation der Automo- bilindustrie. In der Mobilitätsbranche ist das Thema Wei- DAS FACHMAGAZIN FÜR PERSONALVERANTWORTLICHE DAS FACHMAGAZIN FÜR PERSONALVERANTWORTLICHE terentwicklung und die Requalifizierung von Mitarbeitern AUSGABE 3.2020 / € 9,80 AUSGABE 4.2020 / € 9,80 www.dgfp.de www.dgfp.de ganz zentral. Wir müssen deutlich unterscheiden zwischen diesen verschiedenen Fällen. Beim sogenannten „Upskil- ling“, also der Weiterentwicklung, bauen wir auf bisherigen „Die letzte Kompetenzen und Erfahrungen auf. Bei der Requalifizie- Entscheidungsinstanz sollte der Mensch bleiben“ rung bewegen wir uns schon deutlich weiter weg vom bis- Die Chancen betonen IBM-Arbeitsdirektor Norbert Janzen über die Anwendungsfelder Künstlicher Intelligenz in HR Themenschwerpunkt: herigen Kompetenzfeld. Die Veränderung der Antriebssys- Transformation Gemeinsam.topfit Mehr als Effizienzsteigerung teme führt beispielsweise dazu, dass wir Maschinenbauin- Digitalisierte Gesundheitsförderung in der REWE Group Themenschwerpunkt: Digital HR genieure umschulen müssen zu Elektroingenieuren. Das ge- lingt vergleichsweise gut, weil man bei den vorhandenen PERS NAL PERS NAL FÜHRUNG FÜHRUNG DAS FACHMAGAZIN FÜR DAS FACHMAGAZIN FÜR Kompetenzen ansetzen kann, oft mit einer Passung von etwa PERSONALVERANTWORTLICHE PERSONALVERANTWORTLICHE AUSGABE 5.2020 / € 9,80 AUSGABE 6.2020 / € 9,80 www.dgfp.de www.dgfp.de 60 bis 80 Prozent. Von der Hardware zur Software ist der Weg schon deutlich weiter. Hier müssen nicht nur neue Kompetenzen erlernt werden, sondern auch Anwendungen, zum Beispiel das Programmieren. Und das ist schwerer und „Eine nie EWE-Personalvorständin Marion Rövekamp über die Herausforderungen durch Energiewende und Digitalisierung dagewesene „Wer zu uns Herausforderung“ nicht so schnell von Erfolg gekrönt. Natürlich stellt sich IAB-Direktor Bernd Fitzenberger kommt, weiß, über die betrieblichen Folgen der Coronapandemie und die wofür er arbeitet“ langfristigen Schwierigkeiten für den deutschen auch die Frage der Perspektive. Manche Kollegen haben Arbeitsmarkt New Work = New Pay? sich den Expertenstatus über viele Jahre erarbeitet und sol- Die bunte Belegschaft Themenschwerpunkt: Diversity Themenschwerpunkt: Compensation & Benefits len nun wieder von vorne anfangen. Das hat möglicherwei- se Konsequenzen für die Eingruppierung und die Bezah- lung. Das muss man mitdenken. Das ist auch eine große Aktuelle HR-Trends gesellschaftliche Verantwortung: Wir wollen alle unsere Mit- Strategische und operative HR-Themen arbeiter bei dieser Transformation mitnehmen, soweit es ir- gendwie geht. Wir investieren sehr gezielt in diverse Pro- Prägende und inspirierende Köpfe gramme und haben bereits tolle Erfolge zu verzeichnen. des Personalmanagements im Gespräch Aber wir lernen auch, dass man die Größe der Herausfor- derung nicht unterschätzen darf und dass hier wirklich un- terschiedlichste Faktoren berücksichtigt werden müssen, um den Prozess möglichst Erfolg versprechend für alle Beteilig- ten zu gestalten. • Das Interview führten Norma Schöwe und Werner Kipp. www.dgfp.de/mediathek/fachmagazin-personalfuehrung PERSONALFÜHRUNG 7-8/2020
Sie können auch lesen