Peru: Überleben im Lockdown Seite 4 - Nigeria: Nothilfe für Menschen auf der Flucht vor dem Terror - Mission 21
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Peru: Überleben im Lockdown Seite 4 Nr. 1, März 2021 Nigeria: Nothilfe für Menschen auf der Flucht vor dem Terror Seite 9
Inhalt Vorwort des Direktors 3 Fokus Peru 4 Überleben im Lockdown: vom Acker auf den Tisch 4 Kampf gegen häusliche Gewalt in Zeiten der Corona-Pandemie 7 Persönlich: Johanna Drach 8 Projekt aktuell 9 Nothilfe und Wiederaufbau in Nigeria 9 Die gute Nachricht 11 Impressum begegnen Nr. 1 Weitere Projekte 12 März 2021 Herausgeberin: Mission 21, Indonesien: Nothilfe nach Hochwasser 12 Evangelisches Missionswerk Basel, Missionsstrasse 21, Kurz gesagt 13 4009 Basel «begegnen» erhalten Gönnerinnen und Gönner Lebenswelten: Stimmen aus drei Kontinenten 14 von Mission 21 ab einem Beitrag von 25.– jährlich. Die Zeitschrift erscheint Internationale Lerngemeinschaft 16 viermal jährlich. Online-Kurs für Jugendliche 16 Auflage: 15 300 Ex. Redaktion: Miriam Glass Unser Bildungsangebot für Sie 16 Layout: vvh-basel.ch Gedruckt in der Schweiz: Engagiert 17 Gremper AG, Basel Wie Ursula Schlatter Mission 21 mit freiwilliger Titelbild: Frauen im Projekt Arbeit unterstützt 17 «Ernährungssicherung in den Südanden». Legat, Erbschaft, Testament: Wir beraten Sie gerne 17 Foto: Maissa Fall Trägervereine von Archiv: Ein Bild, eine Geschichte 18 Mission 21 sind die Basler Mission, die Evangelische Agenda 19 Mission im Kwango und die Herrnhuter Mission. Spendenkonto: PC 40-726233-2 ((Platzhalter FSC und Klimaneutrallogo wird durch die Druckerei eingesetzt)) 2 begegnen 1 | 2021
Vorwort des Direktors Liebe Leserin, lieber Leser Vor einem Jahr, kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie, standen wir in unseren Supermärkten teils vor leeren Regalen. Eine sehr ungewohnte Situation. Zumal in jedem Moment genug für alle vorhanden war. Wir mussten einfach Geduld haben, dann waren die Vorräte an Toilettenpapier, Nudeln, Salat und Mineralwasser wieder aufgefüllt. Anders sah es für die Menschen an vielen anderen Orten auf der Welt aus. Zum Beispiel in Peru, einem der Länder, in dem im Sommer gemessen an der Bevölkerungszahl am mei- sten Menschen an den Folgen des Corona-Virus gestorben sind und wo sich die Situation nun wieder zuspitzt. Zwar waren auch hier Nahrungsmittel vorhanden: Rund 80 Prozent der in Peru benötigten Lebensmittel werden von einheimischen Familienbetrieben pro- duziert. Doch die Bäuerinnen blieben auf ihrer Ernte sitzen, weil die Transporte und die Märkte eingestellt wurden. Wie überlebt man in so einer Situation? Die Journalistin Hildegard Willer hat mit den Menschen in den Südanden gesprochen. Sie berichtet aus unserem Projekt in Arapa, das die Mangelernährung in der Region bekämpft. Und sie hat neben all den schlechten auch gute Nachrichten: Die Gärten, die mit Hilfe des Projekts angelegt wurden, haben vielen Bauernfamilien durch den Lockdown geholfen. Zwar konnten die Menschen kaum Lebens- mittel zukaufen, doch dank des Projekts ist ihr Anbau so vielfältig, dass sie sich mit vielem selbst versorgen können. Weniger Hoffnung enthalten die Nachrichten aus Nigeria: Die Angriffe der Terrormiliz Boko Haram nehmen wieder zu. Was können wir für die Menschen tun, die davon betrof- fen sind? Lesen Sie dazu unseren Bericht ab Seite 9. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Entdecken unseres Magazins. Es kommt zum ersten Mal mit neuem Namen und aufgefrischtem Layout bei Ihnen an und löst die bisherigen Zeitschriften «Auftrag» und «Nachrichten» ab. Ihr Pfarrer Jochen Kirsch, Direktor Mission 21 Unsere Zeitschrift in neuem Kleid Wir haben unser Magazin erneuert: Die ehemaligen «Nachrichten» heissen nun «begegnen». Das Heft umfasst neu 20 statt 12 Seiten. So können wir Sie noch besser über unsere Arbeit informieren und Ihnen die Menschen dahinter vorstellen. Das «begegnen» ist auch in einem digitalen Kiosk erhältlich. Dort finden Sie zudem Publikationen unserer Partnerorganisationen aus Deutschland und Österreich. Digitaler Kiosk: app.missionspresse.org und Missionspresse-App: begegnen 1 | 2021 3
Fokus Peru Überleben im Lockdown: vom Acker auf den Tisch Peru vermeldete 2020 zeitweise die höchste Zahl an Corona-Toten weltweit, gemessen an der Bevölkerungszahl. Die Menschen in der Andenregion traf die Pandemie hart. Viele Kleinbauern konnten ihre Ware nicht mehr auf den Märkten verkaufen. Dennoch hatten viele Glück im Unglück: Dank ihrer Gärten hatten sie genug zu essen. Die Partner von Mission 21 fördern seit vielen Jahren den Anbau von Dario Brühlmann/Mission 21 Gemüse in den hochgelegenen Dörfern – ein Engagement, das jetzt buchstäblich zum Überleben beigetragen hat. Text Hildegard Willer, freie Journalistin in Peru Am 15. März 2020 änderte sich das Leben al- und hatten Angst vor der unbekannten Krank- ler Peruanerinnen und Peruaner abrupt. An heit», berichtet die 36-jährige Irene Pallqui aus jenem Tag ordnete Präsident Martin Vizcarra dem Dorf San Mateo de Cuturi. Ihre 19-jährige die Zwangs-Quarantäne wegen der Corona- Tochter Rosmery konnte ihren Unterricht für Pandemie an. Schulen, Universitäten und Ge- die Aufnahmeprüfung für die Universität nicht schäfte mussten schliessen. Nur für Lebensmit- fortsetzen. Und der achtjährige Tairo erhält telkäufe und Arztbesuche durfte man auf die seine Schulstunden nun am Radio statt in der Strasse. «Wir waren auf einmal alle zu Hause Grundschule des Dorfes. Glück im Unglück Auf dem Markt im nahen Ort Arapa hatte Irene Pallqui sonst Lebensmittel eingekauft, andere Beitrag zur Ernährungssouveränität Frauen getroffen und selber Gemüse oder Kar- in den Südanden toffeln verkauft. Das alles hatte am 15. März ein jähes Ende. Die karge Höhenregion in den Südanden ist von den Folgen des Klima- Dabei hatten Irene Pallqui und die Men- wandels stark betroffen. Die Bedingungen für landwirtschaftliche Selbst- schen im Dorf Glück im Unglück. Anders als die versorgung werden immer schlechter. Rund 16 Prozent der Kleinkinder in Stadtbevölkerung in den Armenvierteln muss- der Region Arapa sind chronisch unterernährt. In den extremen Höhenlagen ten sie keinen Hunger leiden. Denn wie alle im gedeihen kaum Obst und Gemüse. Doch mit den richtigen Methoden ist Dorf bauen Irene Pallqui und ihr Mann Edy auf vieles möglich. Unsere Partner vermitteln Wissen zur Gemüse-Produktion einem halben Hektar Lebensmittel für den Ei- auf fast 4000 Metern über Meer. Gerade in der Corona-Krise hat sich ge- genbedarf an: Kartoffeln, Quinoa, Saubohnen zeigt, wie wichtig die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist. und Erbsen wachsen selbst in ihrem 3800 Meter Mehr unter: www.mission-21.org/peru hoch gelegenen Dorf. 4 begegnen 1 | 2021
Die richtigen Methoden sind entscheidend: Die Bäuerinnen und Bauern in San Mateo de Cuturi gehört zum Distrikt Arapa Agraringenieur Crisanto Fabian sagt: «Als ich der Region Arapa stellen und liegt an einem Nebensee des Titicaca-Sees. den Menschen in San Mateo erzählte, dass hier biologischen Trocken Die Hochebene, auch Altiplano genannt, war auf fast 4000 Meter Höhe Tomaten wachsen dünger selbst her. einst die Wiege der Aymara- und Inkakultur. würden, hielten sie mich für verrückt.» Crisanto Irene Pallqui spricht mit ihrer Familie Que- Fabian ist Agraringenieur und selbst in einem chua, die am meisten gesprochene indigene Dorf in den Zentralanden aufgewachsen. «In Sprache Perus. Das Leben in San Mateo de meinem Elternhaus gab es auch nie Gemüse», Cuturi ist hart und einfach. Es gibt wenig Ar- erinnert er sich. «Erst auf der Uni lernte ich, Ge- beit, mit der man Geld verdienen kann. Aber zu müse anzubauen». essen gibt es fast immer. Das liegt auch an der Gewohnheit, immer etwas aufzubewahren für Hilfe per Handyvideo schlechte Zeiten. Jedes Jahr wird ein Teil der Crisanto Fabian arbeitet für die Nichtregie- Kartoffel-Ernte zerstampft und in den kalten rungsorganisation CEDEPAS Centro, Partner- Nachttemperaturen «gefriergetrocknet». Diese organisation von Mission 21. Seit fünf Jahren Kartoffeln, die «Chuños» halten sich jahrelang tut er dies am südlichsten Ende Perus, in Arapa und haben so manche Familie des Altiplano vor im Departament Puno. «Als die Leute die ersten dem Hungertod bewahrt, wenn der Regen aus- Zwiebeln und Karotten aus dem Treibhaus pro- blieb. Im Jahr 2020 halfen sie mit, die Familien bierten, wollten auf einmal alle eines haben». So durch die Corona-Quarantäne zu bringen. wie Irene Pallqui. Sie ist dankbar für die Kurse: Irene Pallqui kann ihrer Familie nicht nur «Dort lernte ich, wie man einen Garten anlegt, Kartoffeln und Quinoa, sondern auch Gemüse wie lang die Furchen sein müssen, in welchem anbieten. Vor vier Jahren baute die Gemeinde Abstand ich pflanzen muss.» ein Treibhaus. Dort wachsen gelbe Rüben, Kopf- Aber auch für Crisanto Fabian und seine Kol- salat, Zwiebeln, Gurken und sogar Tomaten. legen bedeutete das Corona-Virus erstmal einen begegnen 1 | 2021 5
Fokus Peru zVg zVg Helfen Sie mit! Ruben Apaza baut für seine drei Kinder Gemüse an. Irene Pallqui bei der Produktion von Biodünger (v. l.). Das Programm von Mission 21 in Lateinamerika umfasst Projekte in Peru, Bolivien, Chile und Costa Rica. Wir fördern zum Beispiel ökologische Anbaumethoden in abgelegenen Regionen und tragen zur Bekämpfung von Hunger und Armut bei. Zum Programm Projekt-Stopp. Es fuhren keine Busse mehr nach gehören auch Bildungsprojekte und der Einsatz für Geschlechter- Arapa, und Crisanto Fabian gehörte mit seinen gerechtigkeit. 65 Jahren zur Risikogruppe und sollte zu Hause bleiben. Doch die Menschen in den drei Dörfern, Unterstützen Sie unsere Arbeit in Lateinamerika! die Crisanto Fabian im Auftrag von CEDEPAS «Kooperationsprogramm Lateinamerika»: Nr.400.1001 Spenden: Konto PC 40-726233-2, in ihren landwirtschaftlichen Vorhaben berät, oder online: www.mission-21.org/spenden riefen immer wieder an: was sie tun sollten, ihr Salat sei von Schnecken befallen. Am Telefon und per WhatsApp schickte der Ingenieur Ratschläge und Anleitungen für eine Schneckenfalle. Die selbstgedrehten Handyvi- deos ersetzten mehrere Monate lang die Prä- rona», sagt Richard Garambal. Er ist Ernäh- senzkurse. Erst ein halbes Jahr nach Beginn des rungsberater in Arapa und arbeitet eng mit ersten Lockdowns hielten Crisanto Fabian und CEDEPAS zusammen. Gemeinsam wollen sie sein Team wieder Kurse in den Dörfern ab. «Wir dem Übel der Blutarmut und der chronischen liessen nur 12 Personen zu, und alle mussten Unterernährung abhelfen. Mundschutz tragen», erklärt Crisanto Fabian. Denn inzwischen hatte das Virus auch in den Chronisch unterernährte Kleinkinder Dörfern des Altiplano zugeschlagen. Zunächst 34 Prozent der Kinder unter fünf Jahren litten schien es, als ob die Andenbevölkerung auf- an Anämie, und 16 Prozent wiesen chronische grund der Höhenlage vor dem Virus gefeit sei. Unterernährung auf, so Garambal. Wenn auch Während an der Pazifikküste ein Krankenhaus die wenigsten Bewohner von Arapa Hunger lei- nach dem anderen kollabierte, war aus den An- den, so ist ihre Ernährung doch einseitig und den kaum ein Infektionsfall zu vermelden. Doch mangelhaft. Die Unterernährung ist dem Man- sobald Busse und Autos wieder fuhren, kam das gel an tierischem und pflanzlichem Eiweiss Virus auch im Altiplano an und traf auf unvor- geschuldet, aber auch der Unkenntnis über bereitete Krankenhäuser und Gesundheitspos- gesunde Lebensmittel. Gemeinsam mit dem ten. Trotz des harten Lockdowns vermeldete Gesundheitsposten von Arapa führt CEDE- Peru gemessen an der Bevölkerungszahl im PAS deshalb Kochkurse durch. «Unser Hit sind Sommer 2020 die weltweit höchste Zahl an Co- Quinoa-Kuchen und Quinoa-Gemüse-Omelet- rona-Todesfällen. te», sagt Garambal. Gerade die Ernährung der Zum Jahresende beruhigte sich die Lage, Kleinkinder sei wichtig. «Vieles, was man in spitzte sich aber im Januar wieder zu. «Auch den ersten fünf Lebensjahren verpasst, lässt in Arapa starb mindestens eine Person an Co- sich später nicht mehr aufholen». 6 begegnen 1 | 2021
«Meine Kinder essen gerne Gemüse und Salat», sagt Ruben Apaza. Früher hat er es auf dem Markt gekauft. Seit er, dank CEDEPAS, ein eige- Kampf gegen häusliche Gewalt nes Treibhaus hat, baut er Tomaten, Zwiebeln in Zeiten der Corona-Pandemie und Salat selber an. Der 35-jährige dreifache Familienvater hat acht Milchkühe und bebaut Die Corona-Quarantäne hatte nicht nur Auswirkungen auf das Bud- rund drei Hektar Land. Damit gehört er in get, sondern auch auf das Familienleben. Die Anzeigen wegen häus- seinem Dorf Llacharapi Grande zu den grös- licher Gewalt seien gestiegen, sagt Luzmarina Quispe. Sie wohnt in seren Bauern. Dazu arbeitete er – vor Corona Ilave, einer Kleinstadt im Departament Puno, direkt am Titicaca-See. – manchmal auf dem Bau. In normalen Zeiten Die 62jährige ist seit vielen Jahren in verschiedenen Frauengruppen hätte Ruben Apaza seine übrigen Kartoffeln engagiert und Mitglied einer lokalen Kommission zur Verhinderung oder Tomaten auf dem Markt verkauft. Doch der von Gewalt gegen Frauen. «Wegen der Quarantäne sind die Männer mehr zu Hause, sie fühlen sich minderwertig, weil sie kein Geld ver- fand wegen der Quarantäne nicht statt. «Dank dienen und werden gewalttätig» beklagt Luzmarina Quispe. Sie hat unseres Feldes sind wir trotzdem durch den Führungskurse von ISAIAS besucht, einer Partnerorganisation von Lockdown gekommen», sagt Ruben Apaza. Mission 21. Dort hat sie gelernt, welche Rechte Frauen haben, um zum Beispiel einem gewalttätigen Mann den Kontakt zu verbieten oder Wenig Corona-Hilfe für Familienbetriebe auch, um Alimente einzuklagen. In ganz Peru blieben vor allem kleine Bau- ern während des Lockdowns auf ihrer Pro- ISAIAS engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung von Leitungs- duktion sitzen, weil der Transport eingestellt persönlichkeiten, insbesondere von Frauen. Die Teilnehmenden setzen wurde. Wer kein eigenes Auto hatte – und die sich für eine aktive Bürgerbeteiligung und für ein gesellschaftliches wenigsten Kleinbauern in Peru verfügen über Engagement im Kampf gegen die Gewalt an Frauen ein. Autos oder Maschinen – war auf Zwischen- Trotz Corona hat Luzmarina Quispe selber drei Kurse in entlegenen händler angewiesen, um die Ware zum Markt Gemeinden für die Frauen abgehalten. Mit Nancy Astete, der Koor- zu bringen. «Dabei war die Ernte dieses Jahr dinatorin der Frauenarbeit von ISAIAS, verständigt sie sich dagegen sehr gut gewesen», berichtet Eduardo Zegarra. vor allem übers Handy. «Während der Corona-Quarantäne haben wir Der Agrarsoziologe vom Thinktank GRADE in Frauen uns auch in persönlichen Fragen gegenseitig unterstützt», der Hauptstadt Lima hat festgestellt, wie vor berichtet Nancy Astete. Zwar hatten die ISAIAS-Frauen dank ihrer allem in den Anfangsmonaten des Lockdowns Felder immer zu essen. Aber Geld war rar, denn Märkte, Tourismus die Einfuhr industrieller Lebensmittel zuge- und das Geschäftsleben standen still. Zudem wütete das Virus in vie- nommen hat, während viele Familienbetriebe len Familien. «Da Infizierte gemieden wurden, haben viele gar nicht ihre Produktion mangels Transport nicht auf gesagt, dass sie krank sind, und damit die Ausbreitung gefördert», be- den Markt bringen konnten. richtete Luzmarina Quispe. Die Krankenhäuser in Puno konnten bald «Der peruanische Staat hat keine Politik für keine Corona-Patienten aufnehmen, viele Familien griffen auf traditio- nelle Heilkräuter zurück. «Wir haben sogar eine kleine Zeitschrift über bäuerliche Familienbetriebe», sagt Zegarra. Heilkräuter herausgebracht», sagt Nancy Astete. Und das, obwohl 80 Prozent der in Peru ver- brauchten Nahrungsmittel von Familienbe- Für Luzmarina Quispe hat das neuartige Virus einen direkten Bezug trieben im Land produziert werden. Stattdes- dazu, wie die Menschen mit der Pachamama, der Mutter Erde, um- sen fördert der Staat vor allem Grossbetriebe, gehen. «Wir haben ihr viel Schaden zugefügt, jetzt ist sie verärgert». die Spargel, Weintrauben oder Blaubeeren für Krankheit bedeutet in der indigenen Kosmovision der Andenbewohne- den Export produzieren, die auch in Schweizer rinnen, dass die Erde aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Auch sie Supermärkten angeboten werden. selber hätten daran einen Anteil, sagt Luzmarina Quispe selbstkritisch. Auch von den staatlichen Coronahilfen sei «Schau Dir den ganzen Plastikmüll an, oder wie der Titicaca-See ver- auf dem Land wenig angekommen. Die Vorga- schmutzt ist. Das gibt mir viel zu denken.» | Hildegard Willer be, dass staatliche Lebensmittelprogramme mindestens 30 Prozent ihrer Zutaten von ein- zvg heimischen Familienbetrieben kaufen müssen, wird laut Zegarra nie eingehalten. Dabei hat gerade Corona gezeigt, wie sinnvoll es ist, wenn die Menschen eigene Lebensmittel anbauen und damit ein Stück weit unabhängig vom Markt werden. Die fehlende staatliche För- derung ist auch ein Grund, warum immer mehr junge Menschen ihre Dörfer verlassen und in der Stadt nach Arbeit suchen. Auch Ruben Apa- za möchte gerne, dass seine Kinder eine bessere Ausbildung und mehr Chancen erhalten, als er es hatte. «Aber wenn sie es brauchen, dann ist ihr Stück Land immer da, um sie zu ernähren.» Nancy Astete (links) und Luzmarina Quispe. begegnen 1 | 2021 7
Fokus Peru – persönlich «Diese Nähe zu erleben, ist unbeschreiblich» Johanna Drach war als Projektkoordinatorin von Mission 21 in Peru. Im Rückblick berichtet sie von berührenden Begegnungen und von ihrer überstürzten Rückkehr. Interview: Miriam Glass, Mission 21 Was fehlt Dir, wenn Du an Peru zurückdenkst? Wegen der Pandemie bist Du früher zurückge- zVg Der immer leuchtend blaue Himmel! Und die kommen. Wie hat sich die Situation verändert? Details, die den Alltag ausmachten. Der Weg Die Situation im Frühjahr 2020 war dramatisch. zur Kindertagesstätte meines Sohnes zum Bei- Noch eine Woche vor der Ausreise ging ich fest spiel: einen steilen Hang hinauf, vorbei an weiss davon aus, dass wir in Peru bleiben. Doch dann getünchten Häusern mit Terrassen und Blu- ging es Schlag auf Schlag. Das Gesundheitssy- men. Auf dem Rückweg hielten wir immer an stem ist kollabiert. Es gab nicht genügend Sauer- einem kleinen Laden und die Inhaberin schenk- stoff und Intensivbetten. Enorm viele Menschen te meinem Sohn Deckel von Getränkeflaschen sind gestorben, Ende Januar waren es über für seine Sammlung. Ein wunderbares Ritual. 40 000. Unter anderem, weil unser Sohn wegen Johanna Drach arbeitete Pseudokrupp schon Sauerstoff benötigte, haben von Juni 2018 bis März Was waren die schönen Seiten Deiner Arbeit? wir uns zur Ausreise entschieden. 2021 als Koordinatorin der Der schönste Teil waren die Projektbesuche. Bei Projekte in Lateinamerika für Mission 21 und lebte in Besuchen in den Projekten wurde greifbar, was Wie war das für Dich persönlich? Puno und Arequipa, Peru. aus der Arbeit und den Mitteln entsteht, die in- Sehr belastend. Wir haben von einem Tag auf vestiert werden. Ich bin gerührt von der Dank- den anderen alles hinter uns gelassen. Sieben barkeit der Menschen, die ich kennengelernt Monate hatten wir nach der Rückkehr kein habe. Aber ich bin auch dankbar, dass ich an festes Zuhause. Es war auch schwer, aus der ihren schwierigen Lebensumständen teilhaben Ferne zu sehen, wie schlecht es den Menschen konnte, sie verstehen gelernt habe. Diese Nähe ging. Manche weinten in den Besprechungen. zu erleben, ist unbeschreiblich. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Wo lagen die Herausforderungen? Ich hatte das Glück, einen Alphabetisierungs- Neuerungen einzuführen war oft ein zäher Pro- kurs indigener Frauen in Chupa zu besuchen. zess. Und natürlich die Arbeit nach Ausbruch Es war überwältigend, mit welcher Freude diese der Corona-Pandemie. Frauen am Unterricht teilnahmen. Viele haben Johanna Drach im einen harten Arbeitsalltag, schmeissen Haus- Alphabetisierungskurs für halt, Kindererziehung und bestellen die Felder. indigene Frauen in Chupa. So ein Nachmittag bietet eine herrliche Ab- wechslung. Gleichzeitig ist die Vermittlung der Maissa Fall spanischen Sprache essentiell. Die Frauen spre- chen Quechua, doch Amtssprache ist Spanisch. Der Unterricht ermöglicht den Frauen, mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Was hast Du von Deinen Kolleginnen und Kolle- gen in Peru gelernt? Fast alle haben unglaubliche rhetorische Fähig- keiten. Sie können zu jeder Gelegenheit spontan eine ergreifende Rede halten. Ein wenig habe ich von ihnen gelernt, aber ich übe noch (lacht). Was nimmst Du mit auf Deinen weiteren Weg? Ich habe erlebt, wie es ist, mehr im Hier und Jetzt zu leben. In Peru wird wenig über die Zu- kunft nachgedacht. Die meisten Menschen müs- sen schauen, wie sie ihren Tag bestreiten. Hier überlegen wir schon heute, was in zwei Jahren sein wird, statt jede Minute auszukosten. Das möchte ich mitnehmen für die Zukunft. 8 begegnen 1 | 2021
Projekt aktuell Nigeria Projekt aktuell: «Nothilfe und Wiederaufbau in Nigeria» Die Schreckensnachrichten aus Nigerias Nordosten häufen sich. Entführungen von Schülerinnen und Schülern, Angriffe auf Dörfer und Vergewaltigungen zwingen Menschen zur Flucht. Die lokalen Partner von Mission 21 unterstützen die Vertriebenen mit Nothilfe und Ausbildung. Für manche ein Weg zurück in ein eigenständiges Leben. begegnen 1 | 2021 9
Projekt aktuell Die Menschen in Nordost-Nigeria leben in ständiger Angst Im Nordosten Nigerias verübt die Terrorgruppe Boko Haram einrichtungen und schossen auf die fliehenden brutale Angriffe, über zwei Millionen Menschen mussten Menschen. Im Dezember 2020 griffen Männer mit Maschinenpistolen ein Internat in Kanka- fliehen. Mission 21 unterstützt die Vertriebenen und stärkt ra an und entführten über 330 Kinder. Im Dorf insbesondere Witwen und junge Frauen. Pemi brannten Bewaffnete am Heiligabend eine Kirche der EYN und viele weitere Gebäude ab Text: Eva Sidler, Mission 21 und töteten mindestens zwölf Menschen. Die Serie der Angriffe reisst nicht ab. Von der Regierung fühlt sich Esther alleinge- Yakubu Joseph/Mission 21 lassen. Durch den Aufstieg der islamistischen Gruppierung Boko Haram ab 2009 kann der Staat die Sicherheit, vor allem im Norden Nige- rias, nicht gewährleisten. «Wir brauchen Un- terstützung und Gebete», sagt sie. Dies schenke Hoffnung im von Gewalt durchzogenen Alltag. Konkrete Zeichen dieser Hoffnung setzt Mis- sion 21 mit der EYN und weiteren Partnerorga- nisationen in Nordost-Nigeria. Im Rahmen der Nothilfe und des Wiederaufbaus werden Güter wie Nahrungsmittel, Decken, Hygieneartikel und Saatgut verteilt, zudem bieten die Partner psychosoziale Unterstützung für traumatisier- te Menschen an und engagieren sich in der Frie- Informationen zum Programm densförderung. Vertriebene verlieren ihre Lebensgrundlagen. Mission 21 leistet im Nordosten Nigerias Sexuelle Gewalt als Kriegswaffe Die Partnerkirche von Nothilfe und fördert den Wiederaufbau von Die Stärkung von Frauen ist ein wichtiger Teil Mission 21 bietet ihnen zerstörter Infrastruktur, etwa von Brunnen oder Ausbildungen an, damit der Arbeit von Mission 21. Mit guten Gründen: Wohnhäusern. Wir unterstützen die Bevölkerung sie ihr Leben selbständig EYN-Mitglied Esther weist auf die massive Ge- langfristig beim Aufbau von Existenzgrundlagen. führen können. walt an Frauen in der Region hin. Boko Haram Mit den Partnern vor Ort stärken wir den inter- religiösen und interethnischen Dialog. setzt sexuelle Gewalt systematisch als Kriegs- Die Projekte stehen allen Bedürftigen offen, waffe ein. Teil des Problems ist, dass Frauen, unabhängig von ihrer ethnischen und religiösen die Opfer von Verschleppung und Vergewalti- Zugehörigkeit. gung geworden sind, von der Gesellschaft stig- matisiert werden. Dies betrifft umso mehr die Frauen, die vergewaltigt und dadurch schwan- ger wurden. Esther erzählt: «Viele Mütter füh- «Jede Minute, jede Sekunde müssen wir mit len sich machtlos und trauen sich nicht, über einem Angriff rechnen», erzählt Esther*. Sie ist Missbrauch zu sprechen. Schon gar nicht über Mitglied der Kirche der Geschwister in Nigeria sexuelle Übergriffe. Es herrscht eine Kultur des (EYN), einer Partnerkirche von Mission 21. Fast Schweigens.» Zusammen mit anderen Frauen täglich hört oder liest sie von schrecklichen Er- der EYN setzt sie sich dafür ein, dass in der eige- eignissen in ihrem Land. Das lässt sie verzwei- nen Kirche das Thema sexuelle Gewalt zur Spra- feln, das Gefühl der Angst wird sie nicht los. che kommt, denn religiöse Führungspersonen Viele Menschen in Nigeria haben Gewalt haben grossen Einfluss auf die Gesellschaft. durch die Terrormiliz Boko Haram erlitten. In den Vertriebenenlagern der EYN finden Mindestens 30 000 starben bei Angriffen, über Frauen Angebote zur Aus- und Weiterbildung. 2,4 Millionen mussten fliehen, vor Bombenan- Sie richten sich insbesondere an Witwen und schlägen und Entführungen, vor sexueller Ge- junge Mädchen. Alleinstehende Frauen müssen walt und vor Massakern in Dörfern. den Lebensunterhalt für ihre Familien verdie- Das Dorf Garkida wurde 2020 gleich zwei- nen. Oft hatten sie kaum Zugang zu Bildung und mal von Boko Haram überrannt. Die Angreifer sind gefährdet, in extreme Armut abzugleiten *Name geändert zerstörten Schulen, Kirchen und Gesundheits- und Opfer von Missbrauch zu werden. Mädchen 10 begegnen 1 | 2021
und junge Frauen hingegen haben ein hohes Ri- siko, Gewalt zu erfahren. Oft heiraten sie sehr Die gute Nachricht früh, da ihre Familien sie als finanzielle Bürde sehen. 43 Prozent der nigerianischen Mädchen sind vor dem 18. Lebensjahr verheiratet. Sie sind abhängig von ihren Männern und deren Familien. Die Ausbildungen ermöglichen ihnen nun, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften Pfr. Yuguda Z. Mdurvwa und unabhängiger zu werden. ist Direktor des EYN Disaster Relief Ministry Mercy gewinnt Mut und zuständig für Not- Von diesem Angebot profitiert zum Beispiel die hilfe und Wiederaufbau. 22-jährige Mercy.* Sie macht eine Ausbildung zur Schneiderin. 2014 musste sie die Schule ab- brechen und mit ihrer Schwester fliehen, denn Eure Grosszügigkeit stärkt aus ihrem Dorf wurden Mädchen zur Zwangs- verheiratung mit Terroristen verschleppt. Nach uns und gibt uns Hoffnung Monaten in der Wildnis konnten sie sich in ein Vertriebenenlager der EYN retten. Ihre Eltern «Der Engel aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch gelten als vermisst. nicht! Ich bringe euch eine gute Nachricht, die dem Mercy gewinnt durch die Ausbildung Mut. ganzen Volk grosse Freude bereiten wird.» (Lk, 2,10) Sie sagt: «Mit Gottes Hilfe werde ich die Ausbil- Der Ausdruck «frohe Botschaft» kommt im Neuen dung abschliessen und damit meinen Lebens- Testament häufig vor. Er bedeutet: eine freudige An- unterhalt bestreiten.» Manchmal schafft es die kündigung, ein Siegesbericht, eine gute Nachricht. Schneidereischule sogar, dass Mercy ihre tief- Doch was ist die gute Nachricht, wenn wir täglich sitzenden Ängste vergisst: «Durch die Schule Schreckensmeldungen hören? gelangte ich aus meiner Isolation. Ich geniesse Wenn Boko Haram unsere Städte, Dörfer, Kirchen es, in der Gesellschaft anderer Frauen zu sein, und Schulen überrennt, sind alte Männer und Frauen, weil wir gemeinsam scherzen, lachen und uns Kinder und schwangere Frauen oft unter den letzten, gegenseitig ermutigen.» Verteilung von die fliehen können. Sie sind der Bosheit und Brutali- Nahrungsmitteln an tät von Boko Haram ausgesetzt. Es handelt sich bei Vertriebene. deren Taten um Kriegsverbrechen und wahrschein- lich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dazu LCGI gehören Folter, Enthauptungen, Erschiessungen, Tö- tungen und Entführungen von Mädchen, Frauen und Kindern sowie die Zerstörung von Lebensgrundlagen und das Niederbrennen von Häusern. All dies führt zu extremer Ernährungsunsicherheit und Traumata. Es sind Momente der Finsternis. Das bringt mich zu- rück zum biblischen Ausdruck der frohen Botschaft. Als die Menschen ohne Hoffnung und Rettung in der Finsternis weilten, gab ihnen die Verkündigung von Jesus Christus Hoffnung. Er kam, um die Mensch- heit von ihren Sünden zu erlösen und uns wieder mit Gott zu versöhnen. Aufgrund dieser frohen Bot- schaft finden wir Vergebung für Vergangenes, Kraft für die Gegenwart und Zuversicht für die Zukunft, durch den einfachen Glauben an Jesus Christus. So heisst es in der Apostelgeschichte, 14,22: «Wir müs- sen durch viele Schwierigkeiten hindurchgehen, um in das Reich Gottes zu gelangen.» Doch es heisst auch: «Ein freundlicher Blick erfreut das Herz, eine gute Botschaft stärkt die Glieder.» (Apg 15,30) Mission 21 hat uns durch ihre humanitäre Hilfe ein frohes Lächeln geschenkt. Eure Liebe hat uns leben- Wir brauchen Ihre Unterstützung dig gemacht, euer Mitgefühl hat uns mit Nahrung versorgt, eure Fürsorge hat uns durch Schwierig- «Kooperationsprogramm Nigeria»: Nr.476.1001 keiten getragen, und eure Grosszügigkeit stärkt uns Spenden: Konto PC 40-726233-2, 476.1001 und gibt uns die Hoffnung, in unsere Gemeinschaften oder online: www.mission-21.org/spenden zurückzukehren. Das ist die gute Nachricht. begegnen 1 | 2021 11
Weitere Projekte Indonesien: Nothilfe nach Hochwasser Heftige Überschwemmungen haben den zVg Süden der Insel Borneo verwüstet. Über 113 000 Menschen mussten evakuiert werden. Mission 21 leistet gemeinsam mit Partnern vor Ort Nothilfe und steht den Angehörigen von Flutopfern bei. Text: Christoph Rácz, Mission 21 Auf der Insel Borneo leben viele Menschen di- rekt am Wasser. In Banjarmasin, der Haupt- stadt der Provinz Süd-Kalimantan, stehen die Häuser direkt am Ufer des Barito-Flusses, manche ragen sogar über die Wasseroberfläche hinaus, von Pfählen gestützt. Mitte Januar wurden Tausende dieser Be- hausungen zerstört. Nach tagelangen massiven Regenfällen traten mehrere Flüsse in Süd-Kali- mantan über die Ufer. Das Regenwasser konnte nicht mehr versickern und stand zum Teil bis zu drei Meter hoch. Schuld daran ist die Abhol- zung grosser Teile des wichtigen Regenwaldes für Palmölplantagen und Bergbauaktivitäten. Dies hat eine so grosse Überschwemmung ver- ursacht wie seit 50 Jahren nicht mehr. So können Sie helfen Die Folgen für die Bevölkerung sind verhee- rend: Über 100 000 Häuser wurden beschädigt, Mission 21 unterstützt die Partnerorganisationen manche versanken ganz in den Fluten. Über bei der Nothilfe. Wir danken allen Spenderinnen 113 000 Bewohnerinnen und Bewohner muss- und Spendern, die bereits einen Beitrag geleistet ten evakuiert werden, wie lokale Medien berich- haben, damit wir in dieser Notsituation handeln ten. Mindestens 24 Menschen starben. können. Der Bedarf an Hilfe ist weiterhin gross. Kontaktpersonen von Mission 21 vor Ort be- Spenden: Konto PC 40-726233-2 richten teilweise von noch höheren Opferzahlen Vermerk: Nothilfe Indonesien 2021 als in den Medien gemeldet und von zahlreichen Vermissten und Obdachlosen. Die evakuierten Personen seien zum Teil nicht mit Lebensmit- teln versorgt worden. Salz, Öl, Zwiebeln und Nudeln, Rasche Hilfe durch Partner von Mission 21 dazu Nothilfegüter wie Decken Einige unserer Partnerkirchen und -organisati- oder Hygieneartikel. Weiter küm- onen sind von den Überschwemmungen selbst mern sie sich um den Zugang zu betroffen. Trotzdem leisten sie bereits seit dem sauberem Wasser und um medi- ersten Tag Hilfe. Involviert sind die Partnerkir- zinische Nothilfe. Zudem geht es che GKE, die muslimische Partnerorganisation darum, den Bedarf laufend abzu- LK3 und die interreligiöse Produzentinnenor- klären und Daten für die Nothilfe ganisation Borneo Braid. Die drei Partner ar- zu erheben. beiten interreligiös und engagieren sich dafür, Durch die Zerstörung von Häu- dass alle Betroffenen rasch Hilfe erhalten. sern und landwirtschaftlichen Unsere Partner, insbesondere LK3, sind be- Flächen haben viele Mensche ihre reits erfahren in Nothilfemassnahmen und Lebensgrundlage verloren. Nach können ihre Aktivitäten schnell und effizient der allerersten Versorgung wird umsetzen. Sie verteilen Lebensmittel, bei- daher der Wiederaufbau im Fokus spielsweise Reis, Hühnerfleisch, Bohnen, Tee, stehen. 12 begegnen 1 | 2021
Kurz gesagt Advocacy-Training für Foto aus dem Archiv der Basler Mission, QE-30.114.0066 Frauenreche wirkt nachhaltig Aktivist*innen in unseren Partnerkirchen set- zen sich beharrlich gegen die Diskriminierung von Frauen und Mädchen in ihren Ländern ein. Im jähr- lichen Advocacy-Training für Frauen-Menschen- rechte ermöglicht Mission 21 den Austausch dazu. Das jüngste Treffen fand wegen Corona digital statt, über 70 Teilnehmende aus aller Welt waren dabei. Sie erhielten Zugang zu einem globalen Netzwerk von glaubensbasierten Organisationen, die sich für Gendergerechtigkeit einsetzen. Zudem erarbeiteten sie das nötige Wissen, um auf UN-Ebene und nati- onaler Ebene auf Menschenrechtsverletzungen auf- merksam machen zu können. Am Advocacy-Training nehmen sogenannte Multiplikatorinnen teil, die das neue Wissen in ihrem Kontext nutzen. Das bedeu- Missionshandlung in tet, aus dem Training entstehen regelmässig lokale Bonaku, Kamerun, Anfang zwanzigstes Schätze aus dem Initiativen. In Costa Rica zum Beispiel bietet die Kampagne «Was wirklich zählt» eine Alternative Jahrhundert. Archiv der zum frauenfeindlichen Fundamentalismus. Auch in Basler Mission gehoben Kamerun, Indonesien, Nigeria und weiteren Ländern bringen Absolventinnen des jährlichen Advocacy- Das Archiv der Basler Mission/Mission 21 ist Workshops ihr Wissen praktisch ein. eine wahre Schatzkammer. Die hier aufbe- wahrten Dokumente enthalten Informationen zu über 200 Jahren Weltgeschichte. Das Archivteam arbeitet stetig daran, die Ar- Neues Ambulanzfahrzeug im chivalien zu erschliessen und für Forschende Spital Manyemen, Kamerun aus aller Welt zugänglich zu machen. zVg Die Geschichte eines Handelshauses Im vergangenen Jahr wurde mit Unterstüt- zung mehrerer Stiftungen ein grosser Be- stand aufgearbeitet: die Akten der Basler Handelsgesellschaft. Diese wurde 1859 gegründet und war eines der ersten und einflussreichsten international tätigen Handelshäuser in der Schweiz. Unter dem Namen «Missionshandelsgesellschaft» war ein Aktienunternehmen ins Leben geru- fen worden, mit dessen Hilfe die Arbeit der Mission und deren Bau von Kirchen, Schulen und Spitälern in Westafrika und Indien mit finanziert wurde. Die Unterlagen der Handelsgesellschaft zeigen Erleichterung für die medizinischen Mitarbeitenden die internationale wirtschaftliche Verflechtung des Spitals Manyemen in Kamerun: Kürzlich konnte des Standorts Basel im 19. und 20. Jahrhun- mit Spendengeldern ein neues Ambulanzfahrzeug dert. Interessierte sind herzlich eingeladen, beschafft werden. Dieses ist wichtig, um die Bevöl- sich in unserer Archivdatenbank einen Über- kerung in den ländlichen Gebieten im Umkreis des blick zu verschaffen. Wir freuen uns auf die Spitals zu erreichen. zahlreichen Forschungsarbeiten und Erkennt- Ausgehend vom Spital Manyemen sichert das Ge- nisse über die Basler Handelsgesellschaft, die sundheitsprojekt von Mission 21 und der lokalen Part- dank der Erschliessung entstehen werden. nerkirche PCC die medizinische Grundversorgung der ländlichen Bevölkerung. Das neue Ambulanz- fahrzeug ist ein wirksames Hilfsmittel dafür. Durch Besuchen Sie uns im Archiv – auch digital den Konflikt zwischen Separatisten und Zentral regierung, der in der Region seit Jahren zu gewalt- Die erschlossenen Bestände des Archivs von Basler tätigen Konflikten führt, ist das Spital Manyemen Mission und Mission 21 sind online einsehbar: zunehmend in die Versorgung von Binnenflücht- www.bmarchives.org lingen involviert. Dank dem Fahrzeug können Weitere Informationen zur Nutzung des Archivs unter Patientinnen und Patienten nun schneller versorgt www.mission-21.org/forschungsarchiv werden. begegnen 1 | 2021 13
Lebenswelten Sechs Fragen, drei Stimmen aus drei Kontinenten Wie sieht das Leben der Menschen in unseren Projekten aus? Drei Teilnehmende von Bildungsangeboten erzählen aus ihrem Alltag – in Bolivien, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo. «Covid hat uns gebremst, aber nächstes Jahr werden wir noch mehr lernen, das haben wir uns in den Kopf gesetzt!» Balbina Pari Quispe, 32, lebt in der Gemeinde Barbecho del Ayulli Caquiña in Bolivien. Sie hat sechs Geschwister. An welchem Bildungsprojekt nehmen Sie teil und warum? Ich besuche Kurse im Weben. Es war immer unser Traum, dass es in unserer Gemeinde ein Kunsthandwerkzentrum geben würde. Was genau lernen Sie und was gefällt Ihnen daran? Ich kann Kleidung weben, Pullover, Leggins, Oberteile. Das Weben tut gut. Wir teilen unser Essen und wir reden. Zu Hause sind wir irgendwie traurig; wenn wir in unserer Gruppe sind, sind wir glücklich. Wie sieht Ihr Schulweg aus? Wir gehen einen kleinen Pfad hinunter, bei Regenwetter ist er voller Schlamm, aber es ist nicht gefährlich. Es dauert zehn Minuten. Was essen Sie zum Frühstück? Wir produzieren Mais, Gerste und Weizen und bereiten damit unser Frühstück zu. Was tun sie ausserhalb des Kurses? Wir bauen Gemüse an und kümmern uns um die Kinder und um das Vieh. In Abstimmung mit der Kirchgemeinde habe ich auch Kinder unterrichtet, auf Aymara und Spanisch. Dieses Jahr aber bin ich sehr besorgt. Das Coronavirus hat dazu geführt, dass diese Kindergarten- kinder nichts gelernt haben, ich bin deswegen sehr traurig. Welche Frage möchten Sie gern Menschen in anderen Kontinenten stellen? Ich möchte die Leute von Mission 21 sehr gerne fragen, ob sie mit Kin- dern arbeiten und was sie ihnen beibringen. 14 begegnen 1 | 2021
Mvunga N'Sanda, 25, lebt in Munkandu, DR Kongo. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. An welchem Bildungsprojekt nehmen Sie teil und warum? Ich bin in der Ausbildung zum Schreiner in der Handwerksschule Wamba-Luadi, um später meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Ich habe kein Geld für eine längere Ausbildung. Was genau lernen Sie und was gefällt Ihnen daran? Ich lerne, Möbel herzustellen, Türen, Fenster, Särge, dazu Zimmer- mannsarbeiten. Ich mag die praktische Arbeit und den Austausch. Wie sieht Ihr Schulweg aus? «Ich mag die Im Internat: Schlafsaal-Esszimmer-Schlafsaal, Schulzimmer- Esszim- praktische Arbeit mer-Schlafsaal. Mein Dorf ist 30 Kilometer entfernt. Ich gehe jeweils zu Fuss hin und zurück. und den Austausch Was essen Sie zum Frühstück? darüber.» Kaffee und Bananen, manchmal Erdnüsse und Süsskartoffeln. Wie verbringen Sie die Zeit ausserhalb des Kurses? Im Internat übe ich Schreinern im Atelier und ich mache Sport, Fuss- ball, Volleyball und Joggen. Welche Frage möchten Sie gern Menschen in anderen Kontinenten stellen? Wäre es möglich, weitere Unterstützung für das Projekt zu finden, damit ich nach dem Abschluss weiter lernen und Ausbildner werden kann? Natalia Clementy Pakpahan, 29, lebt in Banjarmasin, Indonesien.* Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. An welchem Bildungsprojekt nehmen Sie teil und warum? Ich bin im Nähkurs in der Werkstatt der Kirche GKE in Banjarmasin. Ich habe immer gern genäht und habe bereits Kunden. Was genau lernen Sie und was gefällt Ihnen daran? Ich lerne, Kleider zu nähen. Es gefällt mir, denn ich habe immer viele Ideen. Im Moment ist aber alles anders: Da es zu wenig Hygienemas- ken gibt, entwerfen und nähen wir nun Gesichtsmasken aus Stoff. Wir können mit dem Verkauf sogar Spenden leisten, 20 Prozent des Ertrags «Wenn ich einen guten haben wir an medizinische Einrichtungen gespendet. Stoff habe, kann ich Wie sieht Ihr Schulweg aus? kaum mehr warten.» Ich fahre mit dem Motorrad von meinem Haus zur Nähwerkstatt. Für die 30 Kilometer brauche ich etwa 45 Minuten. Was essen Sie zum Frühstück? Ich frühstücke zu Hause mit meiner Familie; Milch und gekochte Eier. Was tun sie ausserhalb der Kurszeiten? Ich nähe zu Hause, besonders jetzt, wo Kurse wegen Corona ausfallen. Ich bekomme Bestellungen von Kundinnen, die ich daheim erledige. Welche Frage möchten Sie gern Menschen in anderen Kontinenten stellen? Welche Produkte stellen Sie gerne her und welche benutzen Sie täglich? * Das Interview wurde vor den Überschwemmungen geführt (vgl. S. 12) begegnen 1 | 2021 15
Internationale Lerngemeinschaft Jugendliche malen ihre Träume – in der Schweiz und im Südsudan Wie leben die Menschen anderswo? Eine sechste Klasse Schulklassen und andere Gruppen persönlich. in Horw im Kanton Luzern begab sich in einem Kurs von Wegen des Corona-Virus gibt es das Angebot inzwischen auch online. Mission 21 auf eine virtuelle Reise in den Südsudan. Christian Weber nimmt die Schülerinnen Text: Miriam Glass, Mission 21 und Schüler mit in ein Land, in dem sie noch nie waren: den Südsudan. Mit einem Kurzfilm lernen sie zwei südsudanesische Kinder kennen zVg und fassen deren Lebensumstände zusammen: «Cicilias Vater ist Soldat. Ihr Schulweg ist le- bensgefährlich.» Horizont-Erweiterung Die Kinder in Horw diskutieren, was sich Gleichaltrige im Südsudan wohl wünschen. Und sie malen, wovon sie selbst träumen. «Dass jeder Mensch ein Haus hat» und «dass die Men- schen den Obdachlosen helfen.» Sie vergleichen ihre Zeichnungen mit denen von Kindern im Südsudan. Manche ähneln sich und zeigen den Traum vom Frieden und einem sicheren Zuhau- se. Abschliessend wählen die Jugendlichen Bi- belverse zum Thema Frieden und diskutieren, Der Wunsch, dass es was Frieden fördert und was nicht. allen Menschen gut «Welche Länder habt Ihr bereits besucht?» Monika Kempny ist als Katechetin gemein- gehen möge, ist universell. Christian Weber, Studienleiter bei Mission 21, sam mit Sozialdiakon David Zurbuchen zu- Zeichnung einer Schülerin in Horw. blickt auffordernd in die Runde. Die Schüle- ständig für die Klasse und hat den Kurs schon rinnen und Schüler melden sich: In Italien wa- mehrmals gebucht. «Ich erlebe den Kurs immer ren sie schon, in Thailand, Griechenland, der als sehr positiv, er holt die Jugendlichen gut ab Türkei. Die Weltkarte auf dem Bildschirm füllt und erweitert den Horizont.» Die online-Form sich mit roten Punkten. habe funktioniert, die Technik sei jedoch eine Christian Weber ist online zugeschaltet Herausforderung. Im Advents-Gottesdienst im Religionsunterricht der sechsten Klasse eine Woche nach dem Kurs konnten die Jugend- in Horw im Kanton Luzern. Normalerweise lichen dann zeigen, was sie erarbeitet hatten – besuchen die Kursleitenden von Mission 21 live und vor einem kleinen Publikum. Unser Bildungsangebot für Sie Wir bieten eine Fülle von Kursen und Veranstaltungen rund um die Themen Frieden und Gerechtigkeit, Globalisierung und Entwicklung, Religion und Kulturen. Kurse führen wir bei uns in Basel, bei Ihnen vor Ort oder auch online durch. Gerne gestalten wir unser Angebot passend zu Ihren Bedürfnissen, sei es in der Konfirmations- und Jugendarbeit, in der Erwachsenenbildung und für Senior*innengruppen, in Gottesdiensten oder bei kulturellen Anlässen. Für Mission 21 gehören das weltweite Engagement, die Zusammenarbeit mit Partnerkirchen in anderen Kontinenten und die Bildungsarbeit in der Schweiz untrennbar zusammen. Unsere Angebote sind mit dem Label eduQua zertifiziert. Mehr Informationen zum Bildungsangebot: www.mission-21.org/kurse Kontakt: Monika Di Pietrantonio, Tel +41 (0)61 260 22 67, E-mail: Monika.DiPietrantonio@mission-21.org 16 begegnen 1 | 2021
Engagiert «Durch die Freiwilligenarbeit lerne ich ständig Neues!» Ursula Schlatter unterstützt Mission 21 als freiwillige Helferin. Miriam Glass Ob im Büro oder am Bazar: Dass wir auf Menschen wie Ursula Schlatter zählen können, ist von unschätzbarem Wert. Zu wenig zu tun hatte Ursula Schlatter nie. Sie reitet, Versände erledigt, ist ausgebildete Sozialarbeiterin, leitete in ihrem Stand-Aktionen betreut langen Berufsleben ein Kinderheim und eine und zahlreiche weitere Kinderkrippe und arbeitete für die Invalidenver- Arbeiten übernommen. sicherung. Dazu hat sie zwei inzwischen längst «Das Helfen ist ir- erwachsene Kinder. gendwie in mir drin», Trotz Berufs- und Familienarbeit gehört sagt sie. Sie tue viel für freiwilliges Engagement für Ursula Schlatter andere, doch sie be- komme auch viel zurück. «Ich hatte immer Freude «Ich lerne gerne, während an neuen Tätigkeiten. ich aktiv bin, im Kontakt Statt Kurse zu besuchen, lerne ich, während ich mit anderen Menschen.» aktiv bin, im Kontakt mit anderen Menschen.» zum Leben, seit sie denken kann. Zeit für ein Im Missionshaus habe sie Ursula Schlatter: «Ich Gespräch nimmt sie sich, nachdem sie drei viel über die weltweite Entwicklungszusammen- tue viel für andere, aber Stunden lang für Mission 21 Zeitschriften ver- arbeit erfahren und spannende Gespräche mit ich bekomme auch viel zurück.» packt hat. «Wir haben intensiv gearbeitet und Mitarbeitenden geführt. sind jetzt früher fertig als erwartet», sagt die Oft kamen Menschen mit Anfragen auf sie zu, 80-Jährige zufrieden. Dann erzählt sie: Wie sie bei Mission 21 hat sie selbst ihre Mithilfe angebo- Menschen im Altersheim betreut, wie sie als ten: Nach der Pensionierung suchte sie eine neue Tochter eines Postbeamten früher unentgelt- Aufgabe und beim ersten Kontakt zeigte sich: Es lich Express-Briefe austrug und wie sie mithilft passt. Wir sind glücklich darüber und danken Ur- bei Mission 21, wo immer sie gebraucht wird. In sula Schlatter und den vielen weiteren Freiwilli- den vergangenen Jahren hat sie Basare vorbe- gen, die Mission 21 unterstützen. | MG Testament und Legat: Ihr Vermächtnis an die Zukunft Herr und Frau Senn haben Mission 21 in ihrem Testament mit einem Legat bedacht. Maria Senn hat die Projektarbeit in Kamerun selbst erlebt. Durch ihr Vermächtnis wirkt ihr Engagement über ihren Tod hinaus weiter. «Hier fällt ‹Geld-Samen› auf guten Ackerboden, um Frucht zu tragen», meint Maria Senn. Machen auch Sie sich Gedanken darüber, wie Ihr Nachlass sinnvoll verwendet werden könnte? Wir beraten Sie gerne! Ihre persönliche Beratung Kontakt: Babice Schlumpf, Tel. 061 260 22 94, babice.schlumpf@mission-21.org Legate-Broschüre mit Infos zu Erbverträgen und Testamenten: www.mission-21.org/legate begegnen 1 | 2021 17
Foto aus dem Archiv der Basler Mission, BMA-30.05.012 Ein Bild, eine Geschichte die drei Einheimischen eleganter gekleidet sind als die Europäer. In Darstellungen über die Geschichte der Basler Mission wird immer wieder hervorge- hoben, dass die Missionare die einheimischen Sprachen lernen mussten. Ehrfürchtig sehen wir heute die daraus entstandenen Überset- zungen der Bibeln in die Sprachen Ga, Twi oder Duala mit allen Vorarbeiten, Entwürfen und Notizen. Trotzdem ist es fast unvorstellbar, wel- che Leistungen die Missionare zusammen mit Einheimischen erbringen mussten, um diese Werke zu schaffen. Das Ringen um Begriffe und Formulierungen Weder Struktur noch Grammatik der loka- len Sprachen waren den ersten Missionaren bekannt, als sie in Afrika ankamen. Oft gab es keine geschriebenen Wörter – wer sie auf- zeichnen wollte, musste feststellen, dass die in Das Bild «Bei der Revision der Ga-Bibel in Abokobi», aufgenommen zwischen 1900 und Europa verwendeten Buchstaben nicht aus 1902, zeigt Ghanaer und Europäer bei der Bearbeitung einer Bibelübersetzung. reichten, um alle Laute festzuhalten. Bevor an eine Übersetzung der Bibel gedacht werden Wie übersetzt man das konnte, mussten die Missionare zuhören, Wör- ter und Wendungen verstehen. So entstanden die ersten Wörterbücher und Grammatiken. Wort «Gott»? Mit dem Erlernen der Sprache war es jedoch noch nicht getan. Bei der Übersetzung der Bibel ging es auch darum, in die Begriffswelt der Einheimischen einzutauchen: Wie übersetzt Missionare übersetzten die Bibel in viele Sprachen. Das war man «Gott» für ein Volk, bei dem es ein ganzes mehr als die Übertragung von einer Sprache in die andere – System von Göttern und Untergöttern gibt? Wie stellt man den Teufel dar? Wie geht man der Inhalt musste in neuem Kontext verständlich werden. mit Ritualen um, die in Afrika eine ganz andere Text: Patrick Moser, Mission 21 Bedeutung haben als in der Bibel dargestellt? Übersetzung bedeutete nicht einfach die Über- «Bei der Revision der Ga-Bibel in Abokobi», so tragung des Textes von einer Sprache in eine lautet der Titel dieses Bildes, das zwischen 1900 andere, sondern der Inhalt musste im wahrsten und 1902 aufgenommen wurde. Es zeigt fünf Sinne des Wortes über-setzt werden. Männer an einem Tisch in einer Studierstube All diese Schritte verbergen sich hinter die- in der Stadt Abokobi an der Goldküste (heute sem Bild. Man kann sich lebhaft vorstellen, Ghana). wie um einzelne Begriffe und Formulierungen Es handelt sich um die drei einheimischen gerungen wurde. Das Bild zeigt, wie Einheimi- Pfarrer Carl Christian Reindorf, Ludwig Richter sche und Europäer auf Augenhöhe zusammen und einen Mr. Saba, sowie um die Basler Missio- arbeiteten. Alle Beteiligten brachten ihr Wissen nare Christian Kölle und Jakob Wilhelm Wertz. und ihre Erfahrungen ein, um ein gemeinsames Der Tisch ist voll mit Büchern. Es fällt auf, dass Werk zu schaffen. Friends of the Archives Unser Archiv dokumentiert umfassend und in vielen Facetten mehr als 200 Jahre Missions- und Weltgeschichte. Menschen aus der ganzen Welt nutzen jedes Jahr unsere Bestände für ihre vielfältigen Forschungsfragen. Helfen Sie mit, das historische Kulturgut dieses einzigartigen Archivs zu bewahren und werden Sie Mitglied in unserem Gönnerclub «Friends of the Archives». Weitere Informationen: https://www.mission-21.org/forschungsarchiv 18 begegnen 1 | 2021
Agenda Wichtiger Hinweis zur ausserordentlichen Corona-Situation Wir müssen unser Veranstaltungsangebot den Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie anpassen und je nach Situation flexibel reagieren. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Veranstaltungsbesuch auf unserer Website über allfällige Veränderungen: www.mission-21.org/agenda. Unsere Kurse können sowohl online (als Webinare) wie auch als Präsenzkurse stattfinden. Zu den Referierenden gehören Hanan Salamat, Weltgebetstag der Frauen Kultur- und Religionswissenschaftlerin am Zürcher 5. März 2021, 19 Uhr Institut für interreligiösen Dialog, Volker Küster, weltweit/Leonhardskirche Basel/online Professor für Religionswissenschaft in Mainz Der Weltgebetstag Schweiz ist Teil einer welt- und Caspar Battegay, Kulturwissenschaftler und weiten Bewegung von Frauen aus vielen Germanist aus Basel. christlich-ökumenischen Traditionen. Frauen aus Anmeldung: Vanuatu haben die Liturgie zusammengestellt Monika Di Pietrantonio, Tel. 061 260 22 67 zum Thema: «Auf festen Grund bauen» zu monika.dipietrantonio@mission-21.org Matthäus 7, 24-27. Aufgrund der aktuellen Situati- on wird das Programm laufend angepasst. Geplant sind eine Feier mit begrenzter Zuschauerzahl Internationales Frauenparlament – verschoben! in der Leonhardskirche Basel und eine virtuelle Neues Datum: Sonntag, 29 August, Übertragung. Bitte informieren Sie sich online. 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr Weitere Informationen: Haus der Religionen, Europaplatz 1, 3008 Bern www.mission-21.org/agenda Was bedeutet es für religiöse Frauen, in einer https://wgt.ch pluralen und zunehmend säkularisierten Gesell- schaft zu leben? Wo sehen sie sich in den reli- giösen Gemeinschaften? Welche Entwicklungen, Internationale Missionssynode 2021 Schwierigkeiten und Chancen sind auszumachen? Samstag, 5. Juni bis Sonntag, 13. Juni 2021 Diesen Fragen geht das Frauenparlament nach. Die Missionssynode ist das höchste Gremium von Die Teilnehmenden tauschen sich darüber aus, Mission 21, das einmal im Jahr zusammenkommt. In wie Frauen ihre Zukunft in ihren jeweiligen Ge- der Regel reisen zu diesem Anlass zahlreiche Dele- meinschaften, als Einzelne und in der Gesellschaft gierte aus unseren Partnerländern in die Schweiz. gestalten. Sie diskutieren, wie frauenfreundliche Aufgrund der Situation mit dem Corona-Virus ist Entwicklungen und Orte gestärkt werden und auf eine Teilnahme für viele internationale Mitwirkende welche Weise dies gemeinsam mit Frauen anderer nicht möglich. Wir werden die Synode teils in Basel Religionsgemeinschaften geschehen kann. und teils digital durchführen und müssen wahr- Weitere Informationen: scheinlich auf öffentliche Anlässe verzichten. Bitte www.interrel-frauenparlament.ch und informieren Sie sich online über das Programm. www.mission-21.org/agenda Programm: www.mission-21.org/agenda Auskünfte: synode@mission-21.org Tansania-Studienreise verschoben! Tel. 061 260 21 20 Neues Datum: Samstag, 29. Januar bis Donnerstag, 10. Februar 2022 Interreligiöse Fachtagung: «FriedensKunst» – Wegen des Corona-Virus' planen wir die Stu Kunst als Brücke zwischen den Kulturen dienreise nach Tansania neu für das Jahr 2022. 21. Juni 2021, 9 Uhr bis 17 Uhr Die Reise ermöglicht intensive Begegnungen mit Missonshaus, Missionsstrasse 21, 4055 Basel Land und Leuten und Einsichten in Bildungsein- Die Fachtagung 2021 thematisiert das friedens- richtungen, Spitäler, Waisenkinder-, Frauen- und fördernde Potential von Kunst im interkulturellen HIV-Projekte. Dialog. Wie bilden künstlerische Interventionen Kosten: CHF 3380.– inkl. Flüge, 12-tägiges Reise- eine Brücke zwischen den Kulturen? Welche programm, Übernachtungen in guten landesüb- Bedeutung hat Kunst in verschiedenen Religionen? lichen Hotels und Mahlzeiten Referate von Expert*innen arbeiten die Grundla- gen des Themas heraus. In Workshops werden die Reiseleitung und Information: Pfr. Jacques-Antoine praxisorientierten Aspekte diskutiert. Die Tagung von Allmen, Dr. theol., Tel. (+41) 044 258 91 74; richtet sich an Fachpersonen und Freiwillige aus Pfr. Christian Weber, Dr. theol., Basel, dem Bildungs- und Gesundheitswesen, der Sozial- Tel. (+41) 061 260 22 60 arbeit, der Integration und aus kirchlichen Kreisen. christian.weber@mission-21.org begegnen 1 | 2021 19
Sie können auch lesen