Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum - Berliner Pflegekonferenz
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Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum Spagat zwischen bildungspolitischer Zielsetzung und berufspädagogischer Handlungspraxis Prof. Dr. Nadin Dütthorn Berufspädagogik im Gesundheitswesen Leonardo Campus 8 fon +49 (0)251.83 65-868 duetthorn@fh-muenster.de D-48149 Münster fax +49 (0)251.83 65- 863 www.fh-muenster.de
Gliederung 1. Ausgangslage 2. Forschungsdesign 3. Zentrale Ergebnisse: Europäische Kompetenzverständnisse 4. Zentrale Ergebnisse: Kernkompetenz Pflegerische Beziehung gestalten 5. Diskussion und Ausblick 2 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
1. Ausgangslage Bildungspolitische Zielsetzung in Europa 1999: 2002: 2008: Transparenz und Bologna Prozess Kopenhagen-Brügge- Europäischer Anerkennung Prozess Qualifikationsrahmen erworbener Hochschule: Berufsbildung: Kompetenzen European Credit Transfer System European Credit System for Vocational Education & Training [ECTS] [ECVET] [EQR] 3 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
1. Ausgangslage Berufspädagogische Handlungspraxis in Europa Heterogenes Verständnis zum Kompetenzbegriff Mangelnde empirische Fundierung bildungspolitisch begründeter Kompetenzstandards Ausblenden von pflegespezifischen und pflegedidaktischen Professionsanforderungen (vgl. Kastens 2012; Hülsken-Giesler 2011; Evers 2009; Franke 2005) 4 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
2. Forschungsdesign Fragestellung 1.) Welche pflegespezifischen Kompetenzen werden von Lehrenden und Lernenden in Erhebungsländern Deutschland, Schweiz und Schottland als bedeutsam wahrgenommen? 2.) Welche Lehr-Lernprozesse fördern nach Ansicht der Lehrenden und Lernenden die Entwicklung pflegespezifischer Kompetenzen? 3.) Welche pflegedidaktischen Befunde lassen sich hinsichtlich der pflegespezifischen Kompetenzentwicklung ableiten? 5 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
2. Forschungsdesign Grounded-Theory-Methodologie (vgl. Breuer 2009; Charmaz 2011; Mey & Mruck 2011) Datenerhebung Problemzentrierte Interviews: (vgl. Witzel 1985; 2000) – Leitfadengestützte Interviews – Multiperspektivische Falldiskussionen (vgl. Dütthorn 2014) Theoretisches Sampling: 2009-2012 Sample: – Pflegeschüler, drittes Ausbildungsjahr (n = 9 = 3/3/3) – Berufserfahrene Lehrende, > 5 Jahre (n= 14 = 4/5/5) – Länderperspektiven: Deutschland, Schottland, Schweiz (n = 7/8/8) 6 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
2. Forschungsdesign Institutionelle Rahmenbedingungen des Sample Berufliche Ausbildung an Ausbildung an Höheren Akademische „Schulen der Besonderen Art“ Fachschulen Hochschulausbildung (Sekundarstufe II) (tertiär Niveau) (tertiär Niveau) 7 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
3. Zentrale Ergebnisse Europäische Kompetenzverständnisse Pflegespezifische Kompetenz und Kompetenzentwicklung im europäischen Bildungsraum Gegenstandsbereich 2: Gegenstandsbereich 1: Modell pflegespezifischer Konzepte zum Verständnis Kompetenz- und pflegespezifischer Kompetenz Kompetenzentwicklung 8 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
3. Zentrale Ergebnisse Konzepte zum Verständnis pflegespezifischer Kompetenz Dispositionaler Normativ-funktionaler Voraussetzungsdiskurs Ergebnisdiskurs Fokus Fokus Fokus situative persönliche klinische Tätigkeitsanforderungen Anforderungen Positionierung 9 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
3. Zentrale Ergebnisse Dispositionaler Voraussetzungsdiskurs Fokus Fokus situative Anforderungen persönliche Positionierung (Deutschland) (Schweiz) • Voraussetzung zur Bewältigung komplexer • Voraussetzung zur Stärkung des Anforderungen der Pflegesituation individuellen Ressourcenpotentials der • Blick des Kompetenzträgers nach außen Pflegenden gerichtet auf Bedürfnisse und Ressourcen • Berufspolitische und persönliche des Patienten/Angehörigen Abgrenzung gilt als Ressource • Bildungsprozesse zielen auf • Bildungsprozesse zielen auf perspektivenreiche Deutungskompetenz der intrapersonale Klärung zur Entwicklung der pflegeberuflichen, komplexen Situation Persönlichkeit, Selberkenntnis und • „Wertschätzung für multidimensionale Selbstreflexion Situation und Deutungskompetenz“ • „Wertschätzung der Stärken und Anerkennung der Grenzen der Pflegeperson“ 10 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
3. Zentrale Ergebnisse Konzepte zum Verständnis pflegespezifischer Kompetenz Dispositionaler Normativ-funktionaler Voraussetzungsdiskurs Ergebnisdiskurs Fokus Fokus Fokus situative persönliche klinische Tätigkeitsanforderungen Anforderungen Positionierung 11 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
3. Zentrale Ergebnisse Normativ-funktionaler Ergebnisdiskurs Konzepte Kompetenz und Caring „I think you can learn how you´re supposed to act, but that is different to being natural and already being within. And nursing is not all about clinical skills I think, it is much more about caring for the person and making sure that their needs are being met emotionally as well.“ (Studscot Smith, 117) Normativ-funktionales Verständnis pflegespezifischer Kompetenz im Fokus klinischer Tätigkeitsanforderungen & Konzept Caring mit Fokussierung persönlichkeitsgebundener Eigenschaften 12 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
3. Zentrale Ergebnisse Kernkompetenz Pflegerische Beziehung gestalten Pflegespezifische Kompetenz und Kompetenzentwicklung im europäischen Bildungsraum Gegenstandsbereich 2: Gegenstandsbereich 1: Modell pflegespezifischer Konzepte zum Verständnis Kompetenz- und pflegespezifischer Kompetenz Kompetenzentwicklung 13 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
4. Zentrale Ergebnisse Kernkategorie: Pflegerische Beziehung gestalten Wir-Gefühl entwickeln Reflexiven Blick einnehmen Pflegerische Beziehung gestalten: Menschen begegnen ↔ Mensch sein Lehr- Lern- Beziehung gestalten Bilder Bilder Kompetenzvermittlung Lehrende Kompetenzaneignung Lernende 14 Zeit-Räume Praktische Erfahrungsräume Lern-Räume
4. Zentrale Ergebnisse Kernkategorie: Pflegerische Beziehung gestalten „They see competences often just as doing the skill right, do you see what I mean, rather than actually engaging with the patient and within nursing that can be quite difficult to do.“ (Lescot Mcintyre, § 16) „Ja […] die Anforderung ist, ja Menschen zu begegnen, das ist eigentlich schwierig. Also irgendwie ja, der Beziehungsaufbau, Nähe und Distanz. Wie mit dem Menschen umzugehen?“ (Studschwi Kopecki, § 52) 15 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
4. Zentrale Ergebnisse Intervenierende Bedigungen Wir-Gefühl entwickeln Reflexiven Blick einnehmen Pflegerische Beziehung gestalten: Menschen begegnen ↔ Mensch sein Lehr- Lern- Beziehung gestalten Bilder Bilder Kompetenzvermittlung Lehrende Kompetenzaneignung Lernende 16 Zeit-Räume Praktische Erfahrungsräume Lern-Räume
4. Zentrale Ergebnisse Praktische Erfahrungsräume „[…] But I don´t think that in a higher education environment you can replicate that. I think that needs to be part of the clinical experience the students gain.“ (Lescot Gibson, § 39) „Aber ich glaube, wirklich lernen, wie das ist, das passiert wirklich im Praktikum. […] Ich merk auch immer wieder so, wenn ich sie beobachte, in der Praxis, so die Redewendungen, die sie verwenden, die haben sie sicher auf der Station gelernt und nicht in der Schule.“ (Leschwi Burri, § 81) 17 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
5. Diskussion und Ausblick • Unterschiedliche Konzepte zum Verständnis pflegespezifischer Kompetenz • Gemeinsame Professionsanforderungen: • Pflegerische Beziehung gestalten / Konzept Care (Compassionate Care, vgl. Smith 2012) • Bedeutung klinischer Expertiseentwicklung für akademische und nicht akademische Pflegeausbildung • Identitätsbildung, Persönlichkeitsentwicklung und berufspolitische Positionierung (critical thinking) Normativ-funktionales Kompetenzverständnis Begriff „Kompetenz“ ist für eine europaweit (Tätigkeitsanforderungen) zur Abbildung gleichartige Abbildung pflegeberuflicher pflegeberuflicher Professionsanforderungen Professionsanforderungen problematisch unzureichend Bildungspolitische Instrumente in Europa (EQR/ DQR) orientieren sich maßgeblich an einem reduktionistischen, normativ-funktionalen Kompetenzbegriff: Sie bedürfen terminologischer, berufsspezifischer Konkretisierung und empirischer Begründung! 18 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
Ausblick Pflege braucht BILDUNG Domäne- • Bildungstheoretischer spezifische QR • International Begründungsrahmen: ausgerichtete Berufsbildungs- Persönlichkeits- forschung • Pflegespezifische entwicklung, • Pflegespezifische FachQR zur wissen- Mündigkeit und Expertiseforschung schaftsorientierten Fähigkeit zur (National und EU) Begründung berufspolitischen pflegebezogener Studien- Positionierung und Ausbildungsgänge (vgl. Darmann-Finck & Foth 2011; Dütthorn 2014) (vgl. Darmann-Finck 2010; Greb 2010; Dütthorn 2014; Dütthorn & Busch 2016) FQR Pflegewissenschaft FQR Pflegedidaktik Bildung (vgl. Hülsken-Giesler & Korporal 2013; Forschung Dütthorn 2015) 19 Prof. Dr. N. Dütthorn Pflegespezifische Kompetenzen im europäischen Bildungsraum 3. Berliner Pflegekonferenz am 8.11.2016
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Nadin Dütthorn Berufspädagogik im Gesundheitswesen Leonardo Campus 8 fon +49 (0)251.83 65-868 duetthorn@fh-muenster.de D-48149 Münster fax +49 (0)251.83 65- 863 www.fh-muenster.de
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