Pharmakotherapie der Alkoholentwöhnung: Update und neue Entwicklungen - Forel Klinik

Die Seite wird erstellt Friedemann Anders
 
WEITER LESEN
Der Nervenarzt
 Übersichten

Nervenarzt                                      Michael Soyka1,2 · Susanne Rösner3
https://doi.org/10.1007/s00115-020-00954-5      1
                                                  Medical Park Chiemseeblick, Bernau/Felden, Deutschland
                                                2
                                                  Psychiatrische Universitätsklinik, LMU München, München, Deutschland
© Der/die Autor(en) 2020
                                                3
                                                  Forel Klinik, Ellikon an der Thur, Schweiz

                                                Pharmakotherapie der
                                                Alkoholentwöhnung: Update und
                                                neue Entwicklungen

Einleitung                                      Therapien auch Harm-reduction-Strate-               hängigkeit sind komplex, werden aber
                                                gien (Verminderung der Trinkmenge) als              mittlerweile gut verstanden (Übersicht
Während in der ICD-10 [22] schädli-             mögliche Behandlungsziele definiert.                 in [95]). Zentrale Strukturen bei der
cher Gebrauch und Abhängigkeit von                 Als wirksame psychosoziale und psy-              Wirkung von Rauschdrogen sind dop-
Alkohol unterschieden werden, folgte            chotherapeutische Behandlungsansätze                aminerge Neurone im mesolimbischen
das DSM-5 ([8], Übersicht in [53]) ei-          in der Entwöhnungsbehandlung der                    Bereich (ventrales Tegmentum, Nucle-
nem dimensionalen Ansatz und definiert           Alkoholabhängigkeit sind Interventi-                us accumbens) und ihre Projektion in
Alkoholkonsumstörungen anhand von               onskomponenten wie z. B. motivationale              den präfrontalen Kortex, der für Kon-
11 Kriterien, von denen mindestens 2            Interventionsformen, Verhaltensthera-               trollfunktionen und die Inhibition dys-
bis 3 für eine leichte Störung definiert         pie und kognitive Verhaltenstherapie                funktionalen Verhaltens verantwortlich
sein müssen. Die 2022 in Kraft tretende         wie Kontingenzmanagement, Angehöri-                 ist. Für Belohnung und Belohnungsan-
ICD-11 wird an der Unterscheidung               genarbeit und Paartherapie mit hohem                tizipation spielt die Ausschüttung von
schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit           Empfehlungsgrad genannt. Mitunter                   Dopamin im mesolimbischen Bereich
festhalten. Alkoholgebrauchsstörungen           wird bei insgesamt moderaten Effekten                eine entscheidende Rolle. Ein abhängi-
sind häufig. In vielen epidemiologischen         eine leichte Überlegenheit der kognitiven           ger Konsum von Alkohol entwickelt sich
Untersuchungen werden Prävalenzraten            Verhaltenstherapien gegenüber anderen               aus einem Zusammenspiel von positiven
von 6 bis 7 % mitgeteilt [34, 53]. Etwa 2 bis   spezifischen Therapien vermutet, die je-             (z. B. alkoholinduzierte Entspannung,
3 % der Erwachsenenbevölkerung sind             doch in einer aktuellen Metaanalyse [58]            Euphorie) und negativen Konsequenzen
alkoholabhängig. Zu den zahlreichen             nicht bestätigt wurde. Darüber hinaus               (z. B. Entzugssyndrome). Kurz zusam-
körperlichen und neurologischen Fol-            finden in der S3-Leitlinie die psychothe-            mengefasst werden neurochemisch für
geschäden gehören Lebererkrankungen,            rapeutische Kurzzeittherapie, kognitives            die positiv verstärkenden Wirkungen vor
eine erhöhte Krebsrate, ein signifikantes        Training sowie andere Psychotherapie-               allem Effekte auf Dopamin, das endoge-
Unfall- und Suizidrisiko, aber auch das         formen Erwähnung.                                   ne Opioidsystem, das serotonerge und
Risiko für Gewalttaten, zahlreiche psy-            Als Medikamente sind Acampro-                    GABAerge sowie das endogene Canna-
chiatrische Folgestörungen sowie soziale        sat, Naltrexon und Disulfiram emp-                   binoidsystem verantwortlich gemacht,
Probleme [81]. Die Prognose ist bei             fohlen. Für Acamprosat und Naltrexon                für die negative Verstärkung vor allem
hoher Mortalität/Morbidität in vielen           war bei einer sehr guten Evidenzba-                 die vermehrte Freisetzung von Kortiko-
Fällen immer noch ungünstig [24, 61].           sierung (Level 1a) allerdings nur der               tropin-Releasing-Faktor, die GABAerge
Die verfügbaren Ansätze zur Therapie            Empfehlungsgrad B („sollte gegeben                  Down-Regulierung sowie Veränderun-
von Alkoholkonsumstörungen umfassen             werden“) ausgesprochen worden. Disul-               gen im glutamatergen System (Übersicht
ein breites und umfangreiches Spektrum          firam erhielt bei Evidenzbasierung 1b                in [105]). Aber auch appetitregulieren-
[59, 63, 64, 71]. Trotz erwiesener Effizi-        den Empfehlungsgrad 0. Die Datenla-                 de Hormone wie Ghrelin scheinen von
enz etablierter Therapien sind Konsum-          ge zur Empfehlung von Nalmefen war                  Bedeutung zu sein [27]. Chronischer Al-
und Rückfallereignisse häufig.                   bei Erstellung der Leitlinien noch nicht            koholkonsum führt zu erheblichen adap-
   Die 2016 publizierte S3-Leitlinie zu         ausreichend. . Tab. 1 gibt einen Über-              tiven Veränderungen und Anpassungen,
Screening, Diagnose und Behandlung al-          blick über die zur Pharmakotherapie                 vor allem der Rezeptorfunktionen im
koholbezogener Störungen [59] befindet           der Alkoholabhängigkeit eingesetzten                Gehirn, wobei es beim Alkoholentzug
sichderzeitinRevision. Als übergeordne-         Substanzen.                                         zu einer vermehrten Freisetzung exzi-
te Therapieziele wurden in der S3-Leitli-          Die neurobiologischen und neuro-                 tatorischer Neurotransmitter bei erhöh-
nie aus 2016 neben abstinenzorientierten        chemischen Grundlagen der Alkoholab-

                                                                                                                            Der Nervenarzt
Übersichten

Tab. 1 Übersicht über Medikamente zur Pharmakotherapie der Alkoholabhängigkeit
Medikamente Dosis                      Wirkmechanismus                                                                    Andere Indikatio-
                                                                                                                          nen
 Acamprosat       1998 mg/Tag          Unklar, NMDA-Rezeptor-Agonist, Modulator hyperaktiver glutamaterger Neurone?       –
                                       Rolle von Kalzium?
 Disulfiram        250–500 mg/Tag       Inhibition der Acetaldehyddehydrogenase                                            –
 Naltrexon        50 mg/Tag            μ-Opioid-Rezeptor-Antagonist                                                       Opioidabhängigkeit
 Nalmefen         18 mg/Tag            μ- und δ-Opioid-Rezeptor-Antagonist, partieller Agonist am κ-Opioid-Rezeptor       –
 Baclofen         3–80 mg/Tag (bis     GABAB-Rezeptor-Agonist (metabotrop)                                                Spastik
                  270 mg)
 Gabapentin       900–1800 mg/Tag      Unklar, blockiert spannungsabhängige Kanäle. Keine Wirkung über GABA-Rezepto- Epilepsie, neuropa-
                                       ren                                                                           thischer Schmerz
 Ondansetron      0,5 mg/Tag           5-HT3-Antagonist                                                                   Antiemetikum bei
                                                                                                                          Krebs (Chemothera-
                                                                                                                          pie)
 Prazosin/        Bis zu 16 mg/Tag     α1-Rezeptor-Agonist                                                                –
 Doxazosin
 Topiramat        Bis 300 mg/Tag       Nicht völlig klar, antikonvulsives Medikament, erhöht die GABAA-vermittelte neu-   Epilepsie, Migräne,
                                       ronale Aktivität und antagonisiert AMPA- und Kainat-Glutamat-Rezeptoren, au-       Lennox-Gastaut-
                                       ßerdem spannungsabhängige Kanäle, schwacher Inhibitor verschiedener anderer        Syndrom
                                       Enzyme
 Vareniclin       2 mg/Tag             Partieller Agonist am nikotinischen α4β2-Acetylcholinrezeptorsubtyp                Rauchen
 γ-Hydroxy-       –                    Präkursor von GABA (schwacher Agonist am GABAB-Rezeptor) Glutamat, Glycin          Narkolepsie
 Buttersäure,
 GHB

ter Rezeptorempfindlichkeit und einer           Outcomekriterium für Pharmakothera-                nase, welches das ansonsten schnell ver-
Übererregbarkeit des Gehirns kommt.            piestudien empfohlen [26].                         stoffwechselte erste Abbauprodukt von
   Bislang sind nur wenige Medikamen-             Voraussetzung für einen positiven               Alkohol, Acetaldehyd, metabolisiert. To-
te zur Alkoholentwöhnung zugelassen,           Wirksamkeitsnachweis in klinischen                 xische erhöhte Acetaldehydspiegel füh-
obwohl mittlerweile eine ganze Rei-            Studien ist unter anderem, dass die                ren zur sogenannten Disulfiram-Alko-
he von Substanzen untersucht wurde             pharmakologischen Interventionen auch              hol-Reaktion, einer künstlich herbeige-
(Übersicht in [23, 33, 53, 57]). Es gibt       ausreichend implementiert werden. Ho-              führten Vergiftung mit Übelkeit, Erbre-
etablierte methodische Standards für           he Missing- und Drop-out-Raten, wie                chen, Kreislaufproblemen, Schweißaus-
die Durchführung von Pharmakothe-              sie für den Bereich der Alkoholentwöh-             brüchen, Hypertension, in schweren Fäl-
rapiestudien bei Alkoholabhängigkeit,          nung typisch sind, verhindern eine aus-            len auch kardiovaskulären Reaktionen
wobei primäre Outcome- oder Respon-            reichende Treatment-Implementierung                oder Kollaps (Übersicht in [70, 87]). Die
derkriterien entweder eine Verbesserung        und damit auch die Chancen, in Studien             therapeutische Wirkung von Disulfiram
der Abstinenzrate, eine Erhöhung der           einen tatsächlich vorhandenen Effekt                basiert primär auf dessen Unverträglich-
Zeit bis zum ersten Konsum, eine Ver-          nachweisen zu können [88]. Wichtig ist             keit mit Alkohol; dadurch nimmt die
minderung der Rückfallraten oder eine          zudem, dass die Auswahl der Outcome-               Substanz als Aversivtherapeutikum ei-
Trinkmengenreduktion sind (siehe [48,          kriterien dem Wirkmechanismus der                  ne Sonderstellung unter den pharma-
88]). In verschiedenen Therapiestudi-          Substanz angepasst ist.                            kologischen Therapien der Alkoholab-
en werden dabei sehr unterschiedliche                                                             hängigkeit ein. Die klinische Wirkung
Outcomekriterien verwendet [6, 25, 40,         Substanzen                                         von Disulfiram basiert auf der Antizipa-
76]. Sekundäre Outcomekriterien sind                                                              tion dieser unerwünschten Effekte. Ent-
biologische Marker (Transaminasen,             Disulfiram                                          scheidend für die therapeutische Wir-
Carbohydrate-defizientes      Transferrin                                                          kung scheint primär die gedankliche Vor-
[CDT], Ethylglukuronid), sozioökono-           Viele Jahrzehnte war Disulfiram das ein-            wegnahme der Unverträglichkeit mit Al-
mische Faktoren („health care utiliza-         zige zur Behandlung der Alkoholabhän-              kohol zu sein, nicht die pharmakologi-
tion“) oder Wiederaufnahmen in Klini-          gigkeit zugelassene Medikament, welches            sche Wirkung der Substanz bzw. das tat-
ken (Übersicht in [99]). Zuletzt wurde         wegen geringer Verschreibungszahlen in             sächliche Auftreten einer Alkohol-Disul-
von einer Expertengruppe die WHO-              Deutschland nicht mehr vertrieben wird.            firam-Reaktion selbst.
Klassifikation unterschiedlicher Risi-          Disulfiram beeinflusst nicht die bioche-                Die größte zur Frage der Wirksam-
koniveaus („drinking risk levels“) als         mischen Effekte von Alkohol, sondern                keit von Disulfiram durchgeführte Unter-
                                               inhibiert das Enzym Aldehyddehydroge-              suchung [30] konnte keinen Wirknach-

 Der Nervenarzt
Zusammenfassung · Abstract

weis erbringen. Die Behandlungsergeb-          Nervenarzt https://doi.org/10.1007/s00115-020-00954-5
nisse bei Supervision der Einnahme von         © Der/die Autor(en) 2020
Disulfiram scheinen der nichtsupervi-
dierten Einnahme überlegen zu sein. Ei-        M. Soyka · S. Rösner
ne gute Compliance konnte im Rahmen            Pharmakotherapie der Alkoholentwöhnung: Update und neue
des Projekts ALITA (Ambulante Lang-            Entwicklungen
zeit-Intensivtherapie für Alkoholkranke)
bei überwachter Einnahme nachgewie-            Zusammenfassung
sen werden [49].                               Bislang sind nur wenige Medikamente zur           jedoch ist bislang keine Zulassung erfolgt.
                                               pharmakologischen Rückfallprophylaxe der          Vor dem Hintergrund der zur Revision
    Wie eine Metaanalyse [92] mit Sub-
                                               Alkoholabhängigkeit zugelassen. Neben dem         anstehenden S3-Leitlinie zur Diagnose und
gruppenanalyse unter Berücksichtigung          in Deutschland nicht mehr vertriebenen            Behandlung alkoholbezogener Störungen
des Studiendesigns deutlich macht, zeigt       Disulfiram sind es die Opioidantagonisten          wird der heutige Kenntnisstand zur
Disulfiram in offenen, nicht aber in ran-        Naltrexon und Nalmefen sowie das vermutlich       Pharmakotherapie der Alkoholabhängigkeit
domisierten Doppelblindstudien positi-         über glutamaterge Neurone wirkende                dargestellt.
ve Effekte. Dies ist auf den erwartungs-        Acamprosat. Baclofen und γ-Hydroxybutyrat
                                               (GHB) sind in einzelnen Ländern zugelassen.       Schlüsselwörter
vermittelten Wirkmechanismus der Sub-          Wirkstoffe wie z. B. Vareniclin, Gabapentin und    Alkoholgebrauchsstörungen · Anti-Craving-
stanz zurückzuführen: Indem die absti-         Topiramat können für die Rückfallprophylaxe       Medikamente · Rückfall · Acamprosat ·
nenzunterstützenden Effekte von Disul-          der Alkoholabhängigkeit von Interesse sein,       Naltrexon
firam im Gegensatz zu anderen pharma-
kologischen Methoden der Rückfallpro-
phylaxe nicht pharmakologisch, sondern         Pharmacotherapy of alcohol withdrawal: update and new
ausschließlich durch Erwartung vermit-         developments
telt sind, treten die erwartungsinduzier-
                                               Abstract
ten Therapieeffekte in Studien mit ver-                                                           but so far none of them have received
                                               So far few medications are approved for pro-
blindetem Design sowohl in der Inter-          phylactic treatment of alcohol dependence         approval. In the light of the currently running
ventions- als auch in der Kontrollgruppe       relapse. Apart from disulfiram, which is no        revision of the German guidelines for the
auf. Dadurch ist ein Effektnachweis in          longer marketed in Germany, the opioid            diagnosis and treatment of alcohol related
randomisierten Doppelblindstudien für          antagonists naltrexone, nalmefene and the         disorders, an update on the pharmacotherapy
                                               putative glutamate antagonist acamprosate         of alcohol dependence is presented.
Disulfiram aus theoretischer Sicht gar
                                               are approved. In some other countries,
nicht möglich [70, 87]. So zeigte sich         baclofen and gamma-hydroxybutyrate (GHB)          Keywords
in einer randomisierten Cross-over-Stu-        are licensed. Possible other drugs of interest    Alcohol use disorders · Anti-Craving-Drugs ·
die, in der die Erwartung, Disulfiram           for prophylaxis of alcohol dependence relapse     Relapse · Acamprosate · Naltrexone
eingenommen zu haben, experimentell            are vareniclin, gabapentin, and topiramate,
manipuliert wurde, auch bei placebobe-
handelten Probanden eine Abnahme der
Reizreaktivität („cue reactivity“) auf al-   Gefährdung erfordert eine besondere                Acamprosat
koholassoziierte Reize [91]. Entgegenden     Sorgfaltspflicht bei der Information und
methodischen Standards, wie wir sie aus      Aufklärung des Patienten. So ist in je-            Die Substanz ist jetzt seit über 20 Jahren
der Wirksamkeitsprüfung anderer Sub-         dem Fall sicherzustellen, dass sich der            klinisch verfügbar, ihr Wirkmechanis-
stanzen kennen, sind die Aussagen über       Patient der Notwendigkeit einer abso-              mus aber immer noch nicht vollständig
die Wirkeffekte zu Disulfiram aus Stu-         luten Abstinenz bewusst ist und eine               geklärt. Acamprosat interagiert nicht mit
dien mit offenem Design zuverlässiger         hohe Abstinenzzuversicht unter Disulfi-             Alkohol oder anderen Psychopharmaka
[87].                                        ramtherapie signalisiert. Darüber hinaus           und hat auch keine psychotropen Effek-
    Trotz einer wieder zunehmenden           sollte die Therapie mit Disulfiram der              te, die Substanz wird schlecht resorbiert,
Verordnung von Disulfiram hat die Her-        persönlichen Therapiepräferenz des Pa-             sodass bei einem Körpergewicht von
stellerfirma Nycomed im Jahr 2011 auf         tienten entsprechen. Dessen Beteiligung            über 60 kg die Einnahme von 6 × 330 mg
die Erneuerung der Zulassung verzich-        an der Therapieplanung im Sinne einer              (1998 mg) notwendig ist, was mitunter
tet und die Produktion von Disulfi-           partizipativen Entscheidungsfindung er-             auch zu Compliance-Problemen beitra-
ram eingestellt. Der Wirkstoff besitzt in     weist sich vor dem Hintergrund des                 gen kann. Für Acamprosat wird eine
Deutschland derzeit keine Zulassung,         Wirkmechanismus von Disulfiram nicht                Wirkung über glutamaterge Neurone
kann jedoch auf Basis patientenbezoge-       nur im Hinblick auf die Compliance                 vermutet, auch wurde die Vermutung
ner Anforderungen über internationale        relevant, sondern determiniert darüber             geäußert, wonach die Wirkung aus-
Apotheken bezogen werden. Der spezifi-        hinaus auch das individuelle Risiko einer          schließlich auf das Kalziumatom des
sche Wirkmechanismus von Disulfiram           Therapie mit Disulfiram.                            Acamprosatmoleküls zurückführen ist
und die enge Verzahnung von therapeu-                                                           [96].
tischem Nutzen und gesundheitlicher

                                                                                                                              Der Nervenarzt
Übersichten

Tab. 2    Metaanalysen zu Acamprosat
Autor                  Jahr   RCT (ge-              N (gesamt)     Konsum – Gesamt-          Konsum – KI          Rückfall – Gesamtef-   Rückfall – KI
                              samt)                                effekt                                          fekt
 Rösner et al. [85]      2010      24               6915           0,86 (RR)                 0,81 bis 0,91        0,99 (RR)              0,94 bis 1,04
 Maisel et al. [57]      2013      16               4349           0,36 (Hedges g)           0,25 bis 0,47        0,07 (Hedges g)        –0,08 bis –0,22
 Jonas et al. [43]       2014      16               4847           –0,09 (RD)                –0,14 bis –0,04      –0,01 (RD)             –0,04 bis –0,03
 Donoghue et al. [23]    2015      22               5236           0,83 (RR)                 0,78 bis 0,89        –                      –
 RCT „Randomized controlled trial“, N Stichprobenumfang, KI Konfidenzintervall, RR relatives Risiko, RD Risikodifferenz

Tab. 3    Metaanalysen zu Naltrexon
Autor                  Jahr     RCT (ge-            N (gesamt) Konsum – Gesamt-              Konsum – KI          Rückfall – Gesamtef-   Rückfall – KI
                                samt)                          effekt                                              fekt
 Rösner et al.           2010      50               7793           0,96 (RR)                 0,92 bis 1,00        0,83 (RR)              0,76 bis 0,90
 Maisel et al. [57]      2013      45               5434           0,12 (Hedges g)           0,05 bis 0,18        0,19 (Hedges g)        0,12 bis 0,25
 Jonas et al. [43]       2014      19               2875           –0,05 (RD)                –0,10 bis –0,002     –0,09 (RD)             –0,13 bis –0,04
 Donoghue et al. [23]    2015      27               4199           0,92 (RR)                 0,86 bis 1,00        0,85 (RR)              0,78 bis 0,93
 RCT „Randomized controlled trial“, N Stichprobenumfang, KI Konfidenzintervall, RR relatives Risiko, RD Risikodifferenz

    Acamprosat wurde intensiv unter-                   Opiatantagonisten (Naltrexon,                            und weniger Einfluss auf die Abstinenz-
sucht. Es gibt mehrere Metaanalysen                    Nalmefen)                                                rate hat. Das Cochrane-Review zu Naltre-
([23, 43, 57, 85]; vgl. . Tab. 2). In den                                                                       xon [86] zeigt eine signifikante Reduktion
beiden größeren Metaanalysen wurden                    Naltrexon ist ein nichtselektiver Opioid-                des Risikos für einen Rückfall (= Konsum
27 Studien mit über 7000 Patienten                     antagonist am μ-, κ- und δ-Opioidre-                     von 5 „standard drink units“ oder mehr)
eingeschlossen [43, 57]. Das Cochrane-                 zeptor. Zahlreiche pharmakologische                      auf 83 % des Risikos in der Kontrollgrup-
Review zu Acamprosat [85] zeigt unter                  Untersuchungen haben gezeigt, dass                       pe (RR = 0,83; 95 %-KI 0,76–0,90). Eine
anderem eine signifikante Reduktion                     Naltrexon die subjektiven Effekte von                     Depotform von Naltrexon ist in den USA,
des Konsumrisikos auf 81 % des entspre-                Alkohol vermindern kann, z. B. Alkohol-                  nicht aber in Deutschland zur Behand-
chenden Risikos in der Kontrollgruppe                  verlangen (Craving), alkoholinduzierte                   lung der Alkoholabhängigkeit zugelassen
(relatives Risiko [RR] = 0,86; 95 %-KI                 Stimulation, Sedation und auch negative                  [32].
0,81–0,91). Bei insgesamt heterogenen                  Stimmungen nach Alkoholkonsum [80].                         Basierend auf dem Datensatz der
Behandlungsergebnissen wurde im Ver-                   Naltrexon blockiert die positiv verstär-                 Cochrane-Analyse [86] wurde vor kur-
gleich zu Placebo eine Reduktion der                   kenden „hedonischen“ Effekte von Alko-                    zem eine Metaanalyse über 38 Studien
Trinktage gezeigt. Acamprosat ist in                   hol, darüber sind über die Beeinflussung                  mit 11.194 Teilnehmern publiziert [13],
Europa von der European Medicines                      des mesolimbischen Dopaminsystems                        die eine Reihe von Nebenwirkungen
Agency und in den USA von der FDA                      auch motivationale Effekte anzunehmen.                    identifizierte, die bei Naltrexon häufi-
zugelassen worden. Acamprosat wird                     Die Interaktionen zwischen Opioidre-                     ger sind als bei Placebo (verminderter
üblicherweise gut toleriert, die häufigste              zeptorblockade und Dopaminausschüt-                      Appetit, Schläfrigkeit, Übelkeit, Benom-
milde Nebenwirkung von Acamprosat                      tung sind komplex und dynamisch,                         menheit, Schwitzen und Erbrechen).
ist Durchfall (weicher Stuhl), der nach                gesichert ist aber, dass durch die Blocka-               Bei Opiatabhängigkeit führt die Ga-
einigen Tagen häufig abklingt.                          de des Opioidendorphinsystems indirekt                   be von Naltrexon zur Auslösung eines
    Es gibt zahlreiche placebokontrollier-             auch die Ausschüttung von Dopamin                        Opioidentzugssyndroms.
te Doppelblindstudien mit Acamprosat,                  im Nucleus accumbens reguliert wird                         Nalmefen hat bis auf ein Atom eine
wenige Vergleichsstudien zu Naltrexon,                 (Übersicht in [37]).                                     ähnliche Struktur wie Naltrexon, aber ein
wobei die größte Untersuchung, die in                     In Untersuchungen wurde üblicher-                     etwas anderes Rezeptorprofil (. Abb. 1).
den USA durchgeführte COMBINE-Stu-                     weise eine Dosis von 50 mg (1 Tbl. oral)                 Nalmefen ist wie Naltrexon ein Antago-
die [9], keinen Wirknachweis von Acam-                 untersucht. Die ersten Untersuchungen                    nist am μ-Opioidrezeptor und Modula-
prosat erbrachte. Auch die deutsche Stu-               wurden von O’Malley et al. [73] und Vol-                 toram δ-Opioidrezeptorsubtyp. Die Wir-
die [46] zeigte bessere Behandlungser-                 picelli et al. [104] durchgeführt, zahl-                 kung von Nalmefen wird darüber hinaus
gebnisse für den Opiatantagonisten Nal-                reiche andere placebokontrollierte Dop-                  über den κ-Rezeptor vermittelt, wo sich
trexon als für Acamprosat bei gleichzeiti-             pelblindstudien haben sich angeschlos-                   partiell agonistische und antagonistische
gem Vorteil einer kombinierten Behand-                 sen. Metaanalysen haben gezeigt, dass                    Wirkungen zeigen [94].
lung unter Nutzung beider Substanzen.                  Naltrexon vor allem die Trinkmenge bzw.                     Basierend auf einer Reihe von klei-
                                                       die Rückfallrate zu schwerem Trinken                     neren Studien wurde Nalmefen in den
                                                       vermindert ([23, 43, 57, 86]; vgl. . Tab. 3)             vergangenen Jahren ausschließlich zur

 Der Nervenarzt
führte [7], gestiegen. Baclofen wird rasch
                                                                                            resorbiert.
   Ho                                          Ho                                              Eine Reihe von randomisierten The-
                                                                                            rapiestudien mit verschiedenen Dosie-
                                                                                            rungen und auch unterschiedlichen Er-
                                                                                            gebnissen wurde durchgeführt [1–3, 31,

       o              oH                              o         oH                          67]. Die Ergebnisse der US-amerikani-
                                                                                            schen Studie [31], der australischen [67],
                                                                                            der holländischen [11] und der israeli-
                               N                                         N                  schen Studien [78] konnten keine Über-
                                                                                            legenheit gegenüber Placebo nachweisen.
                                                o                                           In der BacALD-Studie war Baclofen ein
                                                                                            wirksames Medikament, höhere Dosen
                                                                                            waren mit schwereren Nebenwirkungen
                                                                                            assoziiert [68]. Eine deutsche Untersu-
                Nalmefen                                  Naltrexon                         chung [69] mit Baclofen bis 270 mg/Tag
                                                                                            zeigte deutlich positive Effekte auf die
                                                                                            Abstinenzraten.
Abb. 1 8 Strukturformeln von Nalmefen und Naltrexon                                            Baclofen ist in Frankreich zugelassen,
                                                                                            auch wenn das Sicherheitsprofil der Sub-
Trinkmengenreduktion eingesetzt. In             pe publiziert [66], die Nalmefen 10 und     stanz kritisch diskutiert wird [84, 90].
den letzten Jahren wurde die Wirksam-           20 mg gegen Placebo in einer großen Stu-    Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schlaf-
keit von Nalmefen zur Trinkmengenre-            die über 24 Wochen bei alkoholabhän-        störungen, Übelkeit und Benommenheit.
duktion in drei größeren placebokon-            gigen Patienten untersuchte und dabei       Vor allem die Hochdosisgabe erscheint
trollierten Untersuchungen zur Trink-           erneut eine Reduktion des „heavy drin-      problematisch [17] und ist für eine höhe-
mengenreduktion unter Verwendung                king“ im Vergleich zu Placebo fand. Auch    re Rate von Hospitalisierungen und To-
eines „As-needed“-Ansatzes geprüft [35,         offene Studien mit Nalmefen haben einen      desfällen verantwortlich. Aufgrund al-
60, 100, 101]. Dabei wird Nalmefen bei          positiven Effekt gezeigt [16]. Der „As-      koholähnlicher Wirkungen von Baclo-
Bedarf, also zum Beispiel in Situationen        needed“-Ansatz, vor allem bei weniger       fen im Gehirn wird diskutiert, inwieweit
eines erhöhten Cravings oder anderer            schwer betroffenen Patienten mit Alko-       die Therapie mit Baclofen als Substitu-
Risikofaktoren, eingesetzt. Die Untersu-        holkonsumstörungen, ist ein interessan-     tionsbehandlung bei Alkoholismus be-
chungen zeigen insgesamt eine mäßige            ter, den es weiter zu untersuchen gilt.     zeichnet werden kann [20]. In Frankreich
Reduktion der Trinkmenge. Allerdings                Eine Reihe von anderen Substan-         wurden zwei sehr große Untersuchun-
ist zu berücksichtigen, dass in die Stu-        zen habt ein Potenzial im Hinblick auf      gen durchgeführt. In der ALPADIR-Stu-
dien nur Patienten mit leichterem und           die pharmakologische Rückfallprophy-        die [82] konnte keine Überlegenheit von
moderatem Schweregrad einer Alkohol-            laxe bei Alkoholabhängigkeit, wobei die     Baclofen gegenüber Placebo nachgewie-
abhängigkeit eingeschlossen wurden.             wichtigsten Medikamente aus anderen         sen werden, in der BACLOVILLE-Studie
    2013 wurde die Substanz von der Eu-         Indikationsbereichen stammen und die        [41] zeigte sich ein signifikanter Effekt in
ropean Medicines Agency zugelassen, in          neurochemischen Effekte extrem unter-        der Baclofengruppe für Abstinenz und
den USA ist Nalmefen nicht verfügbar.           schiedlich sind – was unterstreicht, dass   die Reduktion der WHO-Risikoniveaus.
Auch wenn Harm-reduction-Strategien             die neurobiologische Alkoholforschung          In einer Metaanalyse mit 14 randomi-
bei Alkoholabhängigkeit prinzipiell als         bislang keine „magic bullets“ entwickelt    sierten klinischen Studien wurden keine
sinnvoll zu bewerten sind [28, 72, 98],         hat (. Tab. 1).                             signifikanten Effekte von Baclofen nach-
müssen die Ergebnisse auch vor dem                                                          gewiesen, dies ebenso in einer Post-hoc-
Hintergrund methodischer Aspekte in-            Baclofen                                    Analyse der Studien mit höheren Do-
terpretiert werden. So ergeben sich in                                                      sen [15]. Eine aktuelle Cochrane-Analy-
einer Metaanalyse mit 5 randomisierten,         Baclofen ist ein selektiver GABAB-Rezep-    se [65] mit insgesamt 12 randomisierten
kontrollierten Studien zu Nalmefen [75]         tor-Agonist, der als Arzneistoff aus der     klinischen Studien konnte die Wirksam-
Hinweise auf selektive Drop-out-Raten           Gruppe der Muskelrelaxanzien zur Be-        keit von Baclofen ebenfalls nicht bestä-
sowie eine mangelnde Repräsentativität          handlung von Spastizität und bei mul-       tigen. Allerdings wurde auch eine starke
der Stichprobe. So liegt die durchschnitt-      tipler Sklerose eingesetzt wird. Das In-    Heterogenität der Effektstärken deutlich,
liche Trinkmenge der Probanden unter            teresse ist nach einem Eigenbericht ei-     die für den Einfluss von Stichproben und
den üblichen Durchschnittswerten alko-          nes mittlerweile verstorbenen französi-     Designmerkmalen spricht. Die in einigen
holabhängiger Samples.                          schen Arztes, der seine „Heilung“ vom       Studien mit hoher Studienqualität nach-
    Positive Ergebnisse wurden aber vor         Alkoholismus auf eine Hochdosisthera-       gewiesenen positiven Effekte (z. B. [69])
Kurzem von einer weiteren Arbeitsgrup-          pie mit Baclofen bis 250 mg/Tag zurück-     sprechen weiter für eine mögliche Wirk-

                                                                                                                      Der Nervenarzt
Übersichten

samkeit von Baclofen. In weiteren Stu-       mat, meist wurden Dosen von 200 bis          dromen und Alkoholabhängigkeit zuge-
dien ist zu prüfen, inwieweit bestimmte      300 mg eingesetzt. Wie Metaanalysen zei-     lassenist(Übersichtin[44]). GHB hatsel-
Merkmale der Behandlung (z. B. indivi-       gen, sind die therapeutischen Effekte mit     ber ein starkes Suchtpotenzial und trau-
duelle Dosisanpassung) die Wirksamkeit       denen etablierter Anti-Craving-Substan-      rige Berühmtheit als „rape drug“ erlangt,
von Baclofen beeinflussen.                    zen vergleichbar, die Datenlage ist jedoch   als Substanz, die im Rahmen von Straf-
                                             nicht ausreichend, um aussagekräftige        taten genutzt wird und Amnesie hervor-
Antikonvulsiva (Gabapentin,                  Schlussfolgerungen abzuleiten (z. B. [12,    ruft, sodass sich die Opfer nicht mehr
Pregabalin, Topiramat)                       77]). Als häufigste Nebenwirkung zeigen       an die Tat oder den Tathergang erin-
                                             sich unter anderem Schwindel, Müdig-         nern können. Eine Metaanalyse [14] zeigt
Gabapentin ist als Antiepileptikum und       keit, Parästhesien und Appetitverlust,       unter Einschluss von 7 randomisierten,
zur Behandlung der Neuralgie und             welche hinsichtlich Verträglichkeit und      kontrollierten Studien eine signifikante
des Restless-legs-Syndroms zugelassen        Compliance problematisch sind.               Überlegenheit von GHB gegenüber Pla-
(Dosierungen 300 bis 1800 mg/Tag).                                                        cebo für verschiedene Outcomes der Al-
Die American Psychiatric Association         Ketamin                                      koholentwöhnung, im niedrigen Dosis-
(APA) empfiehlt Gabapentin und das                                                         bereich scheint die Substanz zudem gut
unten besprochene Topiramat bei Un-          Zu den interessanten neuen Ansätzen ge-      verträglich zu sein [44]. Dem Wirksam-
verträglichkeit von Acamprosat und           hört der nichtkompetitive glutamaterge       keitsnachweis steht das vergleichsweise
Naltrexon oder bei fehlendem therapeu-       NMDA-Rezeptor-Antagonist Ketamin             hohe Missbrauchspotenzial von GHB ge-
tischem Ansprechen auf die gängigen          [18]. Hier konnte experimentell gezeigt      genüber, welches die Eignung der Sub-
Anti-Craving-Medikamente. Der Wirk-          werden, dass Ketamin verstärkende Ef-        stanz als pharmakologische Unterstüt-
mechanismus von Gabapentin ist nicht         fekte von Alkohol vermindern kann [19].      zung der Alkoholentwöhnung stark ein-
völlig klar, es beeinflusst spannungsab-      Kontrollierte klinische Studien stehen       schränkt. Zusätzlich problematisch für
hängige Ca-Kanäle [62] und verstärkt         noch aus.                                    die Verwendung der Substanz im Be-
die GABAerge Aktivität, bindet aber                                                       reich der Alkoholtherapie ist die poten-
nicht an GABA-Rezeptoren.                    Vareniclin                                   zierende Wirkung von GHB auf Alkohol
    Eine kürzlich erschienene Metaana-                                                    (Übersicht in [102]).
lyse [52] mit 7 randomisierten, kontrol-     Vareniclin ist ein partieller Agonist am
lierten Therapiestudien zu Gabapentin        α4β2-Nikotin-Rezeptor und ein voller         Antidepressiva und Antipsychotika
fand einen mittelgradigen Effekt auf die      Agonist an nikotinischen Acetylcholinre-
Anzahl der „heavy drinking days“, alle       zeptoren (nAChR) und für die Behand-         Konventionelle psychotrope Substanzen
anderen Outcomekriterien waren nicht         lung von Nikotinabhängigkeit zugelas-        wie z. B. Antidepressiva oder Antipsycho-
signifikant. Eine weitere Metaanalyse [5]     sen. Es gibt auch einige wenige Unter-       tika, die das Dopaminsystem blockieren
konnte auf der Grundlage von 10 Studien      suchungen zur Wirksamkeit bei alkohol-       [47], haben sich in der pharmakologi-
einen moderaten Effekt auf die Sympto-        abhängigen Patienten [54, 56], darunter      schen Rückfallprophylaxe zumindest bei
me eines Alkoholentzugs und auf das          auch Untersuchungen mit negativem Er-        nicht psychisch kranken Alkoholabhän-
Alkoholcraving nachweisen. Pharmaco-         gebnis [21]. Der Einsatz bei komorbiden      gigen als nicht wirksam erwiesen (Über-
vigilance-Meldungen des FDA Adverse          Rauchern ist naheliegend. Aktuell laufen     sicht in [93]).
Events Reporting System finden Hinwei-        einige Studien, auch Vergleichsuntersu-
se auf ein Missbrauchspotenzial der Sub-     chungen zu Naltrexon [54]. Eine aktuel-      Weitere Substanzen
stanz [103], das vermutlich auf den GA-      le Metaanalyse mit über 9 placebokon-
BAergen Wirkmechanismus von Gaba-            trollierten Doppelblindstudien (N = 585,     Andere Untersuchungen, bei denen ver-
pentin und seine entspannenden Effekte        Behandlungsdauer 4–13 Wochen) zeigt,         schiedene Substanzen eingesetzt worden
zurückzuführen ist.                          dass Vareniclin im Vergleich zu Place-       sind, umfassen Ondansetron [42, 45],
    Für Pregabalin liegen nur einige weni-   bo nicht die Zahl der „heavy drinking        den α1-Rezeptor-Blocker Prazosin und
ge Befunde für die Behandlung des Al-        days“, aber die Menge des konsumierten       Doxazin [36], den Glukuronidrezeptor-
koholentzugssyndroms vor [29], nichts        Alkohols insgesamt vermindern konnte         blocker Mifepriston, außerdem Oxytozin
zur Rückfallprophylaxe. Ohnehin wäre         [74].                                        und weitere Substanzen [105]. Für Pra-
diese Substanz wegen ihres Suchtpoten-                                                    zosin liegen einige Untersuchungen vor
zials als Anti-Craving-Medikament kri-       γ-Hydroxybutyrat (GHB)                       [54], die letzte von Simpson et al. [89],
tisch zu bewerten.                                                                        die 92 Patienten mit 16 mg Prazosin oder
    Topiramat ist ein Antiepileptikum,       Kontrovers wird der Einsatz von „sodium      Placebo behandelte und einen gewissen
dass am GABA-Rezeptor wirkt und              oxybate“ (SMO) und γ-Hydroxybutyrat          klinischen Effekt auf die Trinkmenge be-
gleichzeitig auch die Aktivität glutama-     (GHB), einer über den GABA-Rezeptor          schreiben konnte. Als Nebenwirkung tritt
terger Rezeptorsubtypen reduziert [50,       wirkenden stark psychotropen Substanz,       Benommenheit relativ häufig auf.
51]. Es gibt eine Reihe randomisierter       bewertet, die in Österreich und in Italien
Studien zur Wirksamkeit von Topira-          zur Behandlung von Alkoholentzugssyn-

 Der Nervenarzt
Pharmakogenetik                            einzelnen Substanzen unterscheiden sich        Auch wenn sich die Basis der kli-
                                           erheblich. Lückenhaft sind die klinischen   nisch wirksamen Substanzen nur zag-
Hier liegen bislang nur relativ wenig      Daten insbesondere auch bezüglich der       haft zu verbreitern scheint, kann eine zu-
neue Befunde vor (Übersicht in [38, 39,    Wirksamkeit von Anti-Craving-Substan-       nehmende Anpassung der Strategien an
79, 83]), was angesichts der bislang be-   zen bei komorbider psychischer Störung.     die individuellen Bedürfnisse und Präfe-
grenzten Auswahl pharmakotherapeu-             Klinisch von Bedeutung ist aber, dass   renzen des Patienten eine Zunahme der
tischer Optionen nicht überrascht. Am      bereits die bislang verfügbaren Substan-    Compliance erzielen. Damit sollte auch
ehesten auch von klinischem Interesse      zen kaum eingesetzt werden, stattdessen     das klinische und wissenschaftliche Inte-
waren bislang funktionelle Polymorphis-    werden häufig konventionelle Psycho-         resse an den Substanzen wieder stärker
men im OPRM1- und OPRK1-Gen, die           pharmaka (ohne Wirkungsnachweis in          in den Fokus rücken.
wahrscheinlich die Effekte von Opiatan-     diesem Bereich) eingesetzt, namentlich
tagonisten wie Naltrexon modifizieren.      Antidepressiva, obwohl sie zur Trink-       Korrespondenzadresse
Dazu liegt inzwischen eine Reihe ex-       mengenreduktion unwirksam sind [4].
                                                                                       Prof. Dr. Michael Soyka
perimenteller und klinischer Befunde       Somit wird eine bereits verfügbare phar-
                                                                                       Medical Park Chiemseeblick
vor [79, 83]. Eine aktuelle Metaanaly-     makotherapeutische Option zur Rück-         Rasthausstraße 25, 83233 Bernau/Felden,
se mit 7 randomisierten, kontrollierten    fallprophylaxe bei Alkoholabhängigen        Deutschland
Studien fand einen moderaten Effekt         nicht genützt, man könnte auch sagen        Michael.soyka@med.uni-muenchen.de
des Asn40Asp-SNP für das Outcome           „verschenkt“. Stellt man die Verord-
„drinks per day“, ansonsten keine wei-     nungszahlen in Relation zu der hohen        Funding. Open Access funding provided by Projekt
teren Hinweise, dass das rs1799971-G-      Zahl der von Alkoholabhängigkeit be-        DEAL.

Allel im OPRM1-Gen einen Einfluss           troffenen Personen, kann hier von einer
auf das Ansprechen auf eine Therapie       deutlichen Unterversorgung abhängiger       Einhaltung ethischer Richtlinien
mit Naltrexon hat [39]. Für Acamprosat     Patienten mit pharmakologischen In-
könnten Variationen in den glutamater-     terventionen gesprochen werden [97].        Interessenkonflikt. M. Soyka war für Amomed,
gen Rezeptoren (GATA4, GREN2b) von         Diese sind natürlich stets als adjuvante    Camurus, Lundbeck und Indiviorals als Berater tätig
Bedeutung sein, für Topiramat Polymor-     Strategie zur Begleitung und Ergän-         oder hat Forschungsunterstützung oder Referen-
                                                                                       tenhonorare erhalten. S. Rösner gibt an, dass kein
phismen in den glutamatergen AMPA-         zung psychotherapeutischer Methoden         Interessenkonflikt besteht.
und Kainatrezeptoren (GRIK1 und 2).        zu verstehen.
    Eine Übersichtsarbeit über den Ein-        Die immer noch zögerliche Verord-       Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
                                                                                       Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
fluss serotonerger Genvariationen auf das   nung von Anti-Craving-Substanzen ist        Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
Ansprechen pharmakotherapeutischer         durch die Datenlage kaum begründbar.        angegebenen ethischen Richtlinien.
Methoden der Rückfallprophylaxe bei        So werden mit Anti-Craving-Substan-
                                                                                       Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
Abhängigkeitserkrankungen weist auf        zen Effekte erzielt, die in ihrer Ausprä-    Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
die Bedeutung von Genen für das En-        gung durchaus mit etablierten Therapi-      veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
zym Tryptophanhydroxylase 2 (TPH2)         en anderer psychiatrischer und soma-        Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-
                                                                                       chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
und den Serotonintransporter (SLC6A4)      tischer Behandlungsbereiche vergleich-      ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-
hin, welche die Wirkung von Ondanse-       bar sind (vgl. z. B. [55]). Hinzu kommt,    mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz
tron und Disulfiram modulieren [10].        dass die tatsächlichen Effekte der Anti-     beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
                                                                                       men wurden.
    In der BacALD-Studie wurde für Bac-    Craving-Behandlung aufgrund methodi-
lofen die Relevanz des RS29220-SNP im      scher Besonderheiten im Bereich der Ab-     Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
GABAB-Rezeptor für den Therapieerfolg      hängigkeitstherapie durch klinische Stu-    Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
                                                                                       Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-
und möglicherweise auch für Unverträg-     dien eher unterschätzt als überschätzt      dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
lichkeitsreaktionen für Baclofen gezeigt   werden dürften [88].                        treffende Material nicht unter der genannten Creative
[68].                                          An der zurückhaltenden therapeuti-      Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
                                                                                       nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
                                           schen Nutzung von Anti-Craving-Sub-         die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
Schlussfolgerung                           stanzen dürften vermutlich auch psycho-     terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
                                           logische Faktoren wie eine geringe Er-      einzuholen.
Bislang sind nur wenige Medikamen-         folgserwartung oder die Befürchtung ei-     Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
te zur Pharmakotherapie der Alkohol-       ner eventuellen „Suchtverlagerung“ be-      Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
abhängigkeit zugelassen, einige andere     teiligt sein. Die Prüfung eigener Vorbe-    licenses/by/4.0/deed.de.
Substanzen, die überwiegend aus ande-      halte, das offene Ansprechen etwaiger Be-
ren medizinischen Indikationsbereichen     denken des Patienten und dessen Betei-      Literatur
stammen, wie Baclofen, Topiramat, Vare-    ligung an einer gemeinsamen Entschei-
niclin oder Gabapentin, könnten künftig    dungsfindung sind im Bereich der An-          1. Addolorato G, Caputo F, Capristo E et al (2002)
                                                                                           Baclofen efficacy in reducing alcohol craving
eine größere Rolle spielen. Die neuro-     ti-Craving-Behandlung von besonderer            and intake: a preliminary double-blind study
chemischen Effekte und Grundlagen der       Bedeutung.

                                                                                                                          Der Nervenarzt
Übersichten

      randomized controlled study. Alcohol Alcohol            17. Chaignot C, Zureik M, Rey G et al (2018) Risk of      34. Grant BF, Goldstein RB, Saha TD et al (2015)
      37:123–135                                                  hospitalization and death related to baclofen for         Epidemiology of DSM-5 alcohol use disorder:
 2.   Addolorato G, Leggio L, Ferulli A et al (2007) Effect-       alcoholusedisorders: comparisonwithnalmefene,             results from the national epidemiologic survey on
      iveness and safety of baclofen for maintenance of           acamprosate, and naltrexone in a cohort study of          alcohol and related conditions III. JAMA Psychiatry
      alcohol abstinence in alcohol-dependent patients            165334 patients between 2009 and 2015 in France.          72(8):757–766
      with liver cirrhosis: randomized, double-blind              Pharmacoepidemiol Drug Saf 27:1239–1248               35. Gual A, He Y, Torup L et al (2013) A randomized,
      controlled study. Lancet 370:1915–1922                  18. Crowley NA, Magee SN, Feng M et al (2019)                 double-blind, placebo-controlled, efficacy study
 3.   Addolorato G, Leggio L, Ferrulliu A et al (2011)            Ketamine normalizes binge drinking-induced                of nalmefene, as-needed use, in patients with
      Dose-response effect of baclofen in reducing daily           defects in glutamatergic synaptic transmission            alcohol dependence. Eur Neuropsychopharmacol
      alcohol intake in alcohol dependence: secondary             and ethanol drinking behavior in female but not           23:1432–1442
      analysis of a randomized, double-blind, placebo-            male rats. Neuropharmacology 149:35–44                36. Haass-Koffler CL, Swift RM (2018) Noradrenergic
      controlled trial. Alcohol Alcohol 46:312–317            19. Das RK, Gale G, Walsh K et al (2019) Ketamine             targets for the treatment of alcohol use disorder.
 4.   Agabio R, Trogu E, Pani PP (2018) Antidepressants           can reduce harmful drinking by pharmacologically          Psychopharmacology 235:1625–1634
      for the treatment of people with co-occurring               rewriting drinking memories. Nat Commun               37. Hansson AC, Gründer G, Hirth N et al (2019)
      depression and alcohol dependence. Cochrane                 10(1):5187                                                Dopamine and opioid systems adaptation in
      Database Syst Rev 4(4):CD8581                           20. de Beaurepaire R (2018) A review of the potential         alcoholism revisited: convergent evidence from
 5.   Ahmed S, Stanciu CN, Kotapati PV (2019)                     mechanisms of action of baclofen in alcohol use           positron emission tomography and postmortem
      Effectiveness of gabapentin in reducing cravings             disorder. Front Psychiatry 9:506                          studies. Neurosci Biobehav Rev 106:141–164
      and withdrawal in alcohol use disorder: a meta-         21. de Bejczy A, Lof E, Walther L et al (2015)            38. Hartwell EE, Kranzler KR (2019) Pharmacogenetics
      analytic review. Prim Care Companion CNS Disord             Varenicline for treatment of alcohol dependence:          of alcohol use disorder treatments: an update.
      21(4):19r02465                                              a randomized, placebo-controlled trial. Alcohol           Expert Opin Drug Metab Toxicol 15:553–564
 6.   Allen JP (2003) Measuring outcome in inter-                 Clin Exp Res 39:2189–2199                             39. Hartwell EE, Feinn R, Morris PE (2020) Systematic
      ventions for alcohol dependence and problem             22. Dilling H, Mombour W, Schmidt M (2015) Inter-             review and meta-analysis of the moderating effect
      drinking: executive summary of a conference                 nationale Klassifikation psychischer Störungen,            of rs1799971 in OPRM1, the Mu-opioid receptor
      sponsored by the national institute on alcohol              10. Aufl. Huber, Bern (ICD-10 Kapitel V (F))               gene, on response to naltrexone treatment of
      abuse and alcoholism. Alcohol Clin Exp Res              23. Donoghue K, Elzerbi C, Saunders R (2015) The              alcoholusedisorder. Addiction. https://doi.org/10.
      27(10):1657–1660                                            efficacy of acamprosate and naltrexone in the               1111/add.14975
 7.   Ameisen O (2005) Complete and prolonged                     treatment of alcohol dependence, Europe versus        40. Hasin DS, Wall M, Witkiewitz K et al (2018) Change
      suppression of symptoms and consequences of                 the rest of the world: a meta-analysis. Addiction         in non-abstinent, WHO drinking risk levels and
      alcohol-dependence using high-dose baclofen:                110(6):920–930                                            alcohol dependence, A 3 year follow-up results in
      a self-case report of a physician. Alcohol Alcohol      24. Edwards G, Brown D, Oppenheimer E et al (1988)            the US general polulation. Alcohol Clin Exp Res
      40:147–150                                                  Long term outcome for patients. With drinking             42:2256–2265
 8.   American Psychiatric Association (2013) Diag-               problems: the search for predictors. Br J Addict      41. Jaury P (2016) Bacloville: clinical efficacy study
      nostische und Statistische Manual Psychischer               83:917–927                                                of high dose baclofen in reducing alcohol
      Störungen, 5. Aufl. American Psychiatric Publish-        25. European Medicines Agency (2010) Guideline                consumption in high risk drinkers. Berlin ISBRA
      ing, Arlington, VA                                          on the development of medicinal products for              Congress, Berlin
 9.   Anton RF, O’Malley SS, Ciraulo DA et al (2006)              the treatment of alcohol dependence. European         42. Johnson BA, Ait-Daoud C, Seneviratne J et al (2011)
      Combined pharmacotherapies and behavioral                   Medicines Agency, London                                  Pharmacogenetic approach at the serotonin
      interventions for alcohol dependence: the COM-          26. Falk DE, O’Malley SS, Witkiewitz K et al (2019)           transporter gene as a method of reducing the
      BINE study: a randomized controlled trial. JAMA             Alcoholclinicaltrialsinitiative(ACTIVE)workgroup.         severity of alcohol drinking. Am J Psychiatry
      295(17):2003–2017                                           Evaluation of drinking risk levels as outcomes in         168:265275
10.   Bauer IE, Graham DP, Soares JC et al (2015) Sero-           alcohol pharmacotherapy trials: a secondary           43. Jonas DE, Amick HR, Feltner C et al (2014) Pharma-
      tonergic gene variation in substance use pharma-            analysis of 3 randomized clinical trials. JAMA            cotherapy for adults with alcohol use disorders in
      cotherapy: a systematic review. Pharmacogeno-               Psychiatry 76(4):374–381                                  outpatient settings: a systematic review and meta-
      mics 16(11):1307–1314                                   27. Farokhnia M, Faulkner ML, Piacentino D et al (2019)       analysis. JAMA 311(18):1889–1900
11.   Beraha EM, Salemink E, Goudriaan AE et al (2016)            From a gut hormone to a potential therapeutic         44. Keating GM (2014) Sodium oxybate: a review
      Efficacy and safety of high-dose baclofen for the             target for alcohol use disorder. Physiol Behav            of its use in alcohol withdrawal syndrome and
      treatment of alcohol dependence: a multicentre,             204:49–57                                                 in the maintenance of abstinence in alcohol
      randomised, double-blind controlled trial. Eur          28. Fitzgerald N, Angus K, Elders A et al (2016) Weak         dependence. Clin Drug Investig 34:63–80
      Neuropsychopharmacol 26(12):1950–1959                       evidence on nalmefene creates dilemmas for            45. Kenna GA, Zywiak WH, Swift RM et al (2014)
12.   Blodgett JC, Del Re AC, Maisel NC et al (2014)              clinicians and poses questions for regulators and         Ondansetron reduces naturalistic drinking in non-
      A meta-analysis of topiramate’s effects for                  researchers. Addiction 111:14477–11487                    treatment-seeking alcohol-dependent individuals
      individuals with alcohol use disorders. Alcohol Clin    29. Freynhagen R, Backonja M, Schug S et al (2016)            with the LL 5’-HTTLPR genotype: a laboratory
      Exp Res 38:1481–1488                                        Pregabalin for the treatment of drug and alcohol          study. Alcohol Clin Exp Res 38:1567–1574
13.   Bolton M, Hodkinson A, Boda S et al (2019) Serious          withdrawal symptoms: a comprehensive review.          46. Kiefer F, Jahn H, Tarnaske T et al (2003) Comparing
      adverse events reported in placebo randomised               CNS Drugs 30:1191–1200                                    and combining naltrexone and acamprosate in
      controlled trials of oral naltrexone: a systematic      30. Fuller RK, Branchey L, Brightwell DR et al                relapse prevention of alcoholism: a double-blind,
      review and meta-analysis. BMC Med 17(1):10                  (1986) Disulfiram treatment of alcoholism. A               placebo-controlled study. Arch Gen Psychiatry
14.   Brambilla R, Vigna-Taglianti F, Avanzi G et al (2012)       veterans administration cooperative study. JAMA           60(1):92–99
      Il gamma-idrossibutirrato (GHB) nel trattamento             256(11):1449–1455                                     47. KishiT,DevyS,Chekuri Retal(2013)Antipsychotics
      a medio/lungo termine della dipendenza da alcol:        31. Garbutt JC, Kampov-Polevoy AB, Gallop P (2010)            for primary alcohol dependence: a systematic
      una revisione sistematica [gamma-hydroxybuty-               Efficacy and safety of baclofen for alcohol de-             review and meta-analysis of placebo-controlled
      rate (GHB) for mid/long term treatment of alcohol           pendence: a randomized, double-blind, placebo-            trials. J Clin Psychiatry 74(7):e642–54
      dependence: a systematic review. Riv Psichiatr              controlled trial. Alcohol Clin Exp Res 34:1849–1857   48. Klemperer EM, Hughes JR, Naud S (2018) Study
      47(4):269–280                                           32. Garbutt JC, Kranzler HR, O’Malley SS, Vivitrex            characteristics influence the efficacy of substance
15.   Bschor T, Henssler J, Müller M et al (2018) Baclofen        Study Group et al (2005) Efficacy and tolerability          abuse treatments: a meta-analysis of medications
      for alcohol use disorder—a systematic meta-                 of long-acting injectable naltrexone for alcohol          for alcohol use disorder. Drug Alcohol Depend
      analysis. Acta Psychiatr Scand 138(3):232–242               dependence: a randomized controlled trial. JAMA           190:229–234
16.   Castera P, Stewart E, Großkopf J et al (2018)               293(13):1617–1625                                     49. Krampe H, Spies CD, Ehrenreich H (2011) Super-
      Nalmefene, given as needed, in the routine              33. Goh ET, Morgan MY (2017) Review article:                  vised disulfiram in the treatment of alcohol use
      treatment of patients with alcohol dependence: an           pharmacotherapy for alcohol dependence—the                disorder: a commentary. Alcohol Clin Exp Res
      interventional, open-label study in primary care.           why, the what and the wherefore. Aliment                  35(10):1732–1736
      Eur Addict Res 24(6):293–303                                Pharmacol Ther 45:865–882                             50. Kranzler HR, Covault J, Feinn R et al (2014a)
                                                                                                                            Topiramate treatment for heavy drinkers: mode-

 Der Nervenarzt
ration by a GRIK1 polymorphism. Am J Psychiatry         70. Mutschler J, Grosshans M, Soyka M (2016)                88. Rösner S, Soyka M (2019) Outcome assessment in
      171:445–452                                                 Current findings and mechanisms of action of                 trials of pharmacological treatments for alcohol
51.   Kranzler HR, Armeli S, Feinn R et al (2014b)                disulfiraminthetreatmentofalcoholdependence.                 use disorders. CNS Drugs 33:649–657
      GRIK1 genotype moderates topiramate’s effects                Pharmacopsychiatry 49(4):137–141                        89. Simpson TL, Saxon AJ, Stappenbeck C et al
      on daily drinking level, expectations of alco-          71. National Institute for Health and Care Excellence           (2018) Double-blind randomized clinical trial of
      hols positive effects and desire to drink. Int J             (2011) Alcohol use disorders: diagnosis, assess-            prazosin for alcohol use disorder. Am J Psychiatry
      Neuropsychopharmacol 17:1549–1556                           ment and management of harmful drinking and                 175(12):1216–1224
52.   Kranzler HR, Feinn R, Morris P et al (2019) A meta-         alcohol dependence. National Institute for Health       90. SinclairJM, ChambersSE, ShilesCJetal(2016)Safe-
      analysis of the efficacy of gabapentin for treating           and Care Excellence, London                                 ty and tolerability of pharmacological treatment
      alcohol use disorder. Addiction 114:1547–1555           72. Naudet F, Palpaceur V, Boussageon R (2016)                  of alcohol dependence: comprehensive review of
53.   Kranzler HR, Soyka M (2018) Diagnosis and                   Evaluation in alcohol use disorders—insights from           evidence. Drug Saf 39:627–645
      pharmacotherapy of alcohol use disorder. A                  the nalmefene experience. BMC Med 14:119–127            91. Skinner MD, Coudert M, Berlin I et al (2010) Effect
      review. JAMA 320:815–826                                73. O’Malley SS, Jaffe AJ, Chang G (1992) Naltrexone             of the threat of a disulfiram-ethanol reaction on
54.   Leggio L, Falk DE, Ryan ML (2019) Medication                and coping skills therapy for alcohol depen-                cue reactivity in alcoholics. Drug Alcohol Depend
      development for alcohol use disorder: a focus on            dence. A controlled study. Arch Gen Psychiatry              112(3):239–246
      clinical studies. Handb Exp Pharmacol. https://doi.         49(11):881–887                                          92. Skinner MD, Lahmek P, Pham H et al (2014)
      org/10.1007/164_2019_295                                74. Oon-Arom A, Likhitsathian S, Srisuraparont M                Disulfiram efficacy in the treatment of alcohol de-
55.   Leucht S, Hierl S, Kissling W (2012) Putting the            (2019) Efficacy and acceptability of varenicline for          pendence: a meta-analysis. PLoS One 9(2):e87366
      efficacy of psychiatric and general medicine                  alcoholism: a systematic review and meta-analysis       93. Soyka M, Müller CA (2017) Pharmacotherapy of
      medication into perspective: review of meta-                of randomized-controlled trials. Drug Alcohol               alcoholism—an update on approved and off-
      analyses. Br J Psychiatry 200(2):97–106                     Depend 205:107631                                           label medications. Expert Opin Pharmacother
56.   Litten RZ, Ryan ML, Fertig JR et al (2013) A            75. Palpacuer C, Laviolle B, Boussageon R et al (2015)          18(12):1187–1199
      double-blind, placebo-controlled trial assessing            Risks and benefits of nalmefene in the treatment of      94. Soyka M (2016) Nalmefene for the treatment
      the efficacy of varenicline tartrate for alcohol              adult alcohol dependence: a systematic literature           of alcohol use disorders: recent data and clinical
      dependence. J Addict Med 7:277–286                          review and meta-analysis of published and                   potential.ExpertOpinPharmacother7(4):619–626
57.   Maisel NC, Blodgett JC, Wilbourne PL et al (2013)           unpublished double-blind randomized controlled          95. Soyka M, Batra A, Heinz A et al (Hrsg) (2019)
      Meta-analysis of naltrexone and acamprosate                 trials. PLoS Med 12:e1001924                                Suchtmedizin. Elsevier, München
      for treating alcohol use disoorders: when are           76. Palpacuer C, Duprez R, Huneau A et al (2018)            96. Spanagel R, Vengeliene V, Jandeleit B et al
      these medications most helpful? Addiction                   Pharmacologically controlled drinking in the                (2014) Acamprosate produces its anti-relapse
      108(2):275–293                                              treatment of alcohol dependence or alcohol use              effects via calcium. Neuropsychopharmacology
58.   Magill M, Ray L, Kiluk B et al (2019) A meta-analysis       disorders: a systematic review with direct and              39(4):783–791
      ofcognitive-behavioraltherapyforalcoholorother              network meta-analyses on nalmefene, naltrexone,         97. Stanciu C, Penders T, Wuensch K et al (2017) Unde-
      drug use disorders: treatment efficacy by contrast            acamprosate, baclofen and topiramate. Addiction             rutilization of pharmacotherapy for treatment of
      condition. J Consult Clin Psychol 87:10931105               113(2):220–237                                              alcohol use disorders part II-results from a survey
59.   Mann K, Hoch E, Batra A (2016) S3-Leitlinie             77. Pani PP, Trogu E, Pacini M et al (2014) Anticonvul-         of practices among North Carolina mental health
      Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbe-               sants for alcohol dependence. Cochrane Database             providers and brief review of efficacy of availa-
      zogener Störungen. Springer, Heidelberg, Berlin             Syst Rev 2:Cd8544                                           ble pharmacotherapies. J Alcohol Drug Depend
60.   MannK, BladströmA, TorupLetal(2013)Extending            78. Ponizovsky AM, Rosca P, Aronovich E et al (2015)            5(5):285
      the treatment options in alcohol dependence:                Baclofen as add-on to standrard psychosocial            98. Stevenson M, Pandor A, Stevens JW et al (2015)
      a randomized controlled study of as-needed                  treatment for alcohol dependence: a randomized,             Nalmefene for reducing alcohol consumption in
      nalmefene. Biol Psychiatry 73:706–713                       double-blind, placebo controlled trial with 1 year          people with alcohol dependence: an evidence re-
61.   Marshall EJ, Edwards G, Taylor C (1994) Mortality in        follow-up. J Subst Abuse Treat 52:24–30                     viewgroupperspectiveofaNICEsingletechnology
      men with drinking problems: a 20-year follow-up.        79. Ragia G, Manopoulos VG (2017) Personalized med-             appraisal. PharmacoEconomics 33:833–847
      Addiction 89:1293–1298                                      icine of alcohol addiction: pharmacogenomics and        99. TiffanyST, FriedmanL, GreenfieldSF(2012)Beyond
62.   Mason BJ, Quello S, Shadan F (2018) Gabapentin              beyond. Curr Pharm Biotechnol 18:221–230                    drug use: a systematic consideration of other out-
      for the treatment of alcohol use disorder. Expert       80. Ray LA, Green RJ, Roche DJO et al (2019) Naltrexone         comes in evaluations of treatments for substance
      Opin Investig Drugs 27:113–124                              effects on subjective responses to alcohol in the            use disorders. Addiction 107(4):709–718
63.   McCrady BS, Owens MD, Borders AZ (2014)                     human laboratory: a systematic review and meta-        100. van den Brink W, Aubin HJ, Bladström A et al
      Psychosocial approaches to alcohol use disorders            analysis. Addict Biol 24:1138–1152                          (2013) Effiaccy of as-needed nalmefene in alcohol-
      since 1940: a review. J Stud Alcohol Drugs Suppl        81. Rehm J, Dawson D, Frick U et al (2014) Burden               dependent patients with at least a high drinking
      75(17):68–78                                                of disease associated with alcohol use disorders            risk level: results from a subgroup analysis of two
64.   Miller WR, Wilbourne PL (2002) Mesa grande:                 in the United States. Alcohol Clin Exp Res                  randomized controlled 6-month studies. Alcohol
      a methodological analysis of clinical trials of             38(4):1068–1077                                             Alcohol 48:570–578
      treatments for alcohol use disorders. Addiction         82. Reynaud M, Aubin H-J, Trinquet F et al (2017) A ran-   101. van den Brink W, Sorensen P, Torup L et al (2014)
      27:867–886                                                  domized, placebo-controlled study of high-dose              Long-term efficacy, tolerability and safety of
65.   Minozzi S, Saulle R, Rösner S (2018) Baclofen for           baclofen in alcohol-dependent patients—the                  nalmefene as-needed in patients with alcohol
      alcohol use disorder. Cochrane Database Syst Rev            ALPADIR study. Alcohol Alcohol 52(4):439446                 dependence: a 1-year, randomized controlled
      11:CD12557                                              83. Roche DJO, Ray LA (2015) Subjective response                study. J Psychopharmacol 28:733–744
66.   Miyata H, Takahashi M, Murai Y et al (2019)                 as a consideration in the pharmacogenetics             102. van den Brink W, Addolorato G, Aubin H-J et
      Nalmefene in alcohol-dependent patients with                of alcoholism treatment. Pharmacogenomics                   al (2018) Efficacy and safety of sodium oxybate
      a high drinking risk: randomized controlled trial.          16:721–726                                                  in alcohol-dependent patients with a very high
      Psychiatry Clin Neurosci 73:697–706                     84. Rolland B, Labreuche J, Duhamel A et al (2015)              drinking risk level. Addict Biol 23:969–986
67.   Morley KC, Baillie A, Leung S et al (2014) Baclofen         Baclofen for alcohol dependence: relationships         103. Vickers-Smith R, Sun J, Charnigo RJ et al (2020)
      for the treatment of alcohol dependence and                 between baclofen and alcohol dosing and the                 Gabapentin drug misuse signals: a pharmaco-
      possible role of comorbid anxiety. Alcohol Alcohol          occurrence of major sedation. Eur Neuropsycho-              vig-ilance assessment using the FDA adverse
      49:654–660                                                  pharmacol 25:1631–1636                                      event reporting system. Drug Alcohol Depend
68.   Morley KC, Luquin N, Baillie A (2018) Moderation        85. Rösner S, Hackl-Herrwerth A, Leucht S et al (2010a)         206:107709
      of baclofen response by a GABAB receptor poly-              Acamprosate for alcohol dependence. Cochrane           104. Volpicelli JR, Alterman AI, Hayashida M et al
      morphism: results from the BacALD randomized                Database Syst Rev 9:CD4332                                  (1992) Naltrexone in the treatment of alcohol
      controlled trial. Addiction 113(12):2205–2213           86. Rösner S, Hackl-Herrwerth A, Leucht S et al (2010b)         dependence. Arch Gen Psychiatry 49(11):876–880
69.   Müller CA, Geisel O, Pelz P et al (2015) High-dose          Opioid antagonists for alcohol dependence.             105. Witkiewitz K, LittenRZ, LeggioL(2019)Advancesin
      baclofen for the treatment of alcohol dependence            Cochrane Database Syst Rev 12:CD1867                        the science and treatment of alcohol use disorder.
      (BACLADstudy):arandomized,placebo-controlled            87. Rösner S, Grosshans M, Mutschler JH (2014) Disul-           Sci Adv 5(9):eaax4043
      trial. Eur Neuropsychopharmacol 25:1167–1177                firam: Aktuelle Befunde und Wirkmechanismen.
                                                                  Suchtmedizin 16(2):47–52

                                                                                                                                                            Der Nervenarzt
Sie können auch lesen