POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU!

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POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU!
Z E I T U N G D E R S O Z I A L D E M O K R AT I S C H E N E I S E N B A H N E R   53. JAHRGANG   I   N R 3/20 0 5

                                                                                                            W W W. F S G D E . AT

        ÖBB-Betriebsratswahlen:

       POLITISCHES
       SIGNAL AN
       SCHWARZ-BLAU!
       GdE-Lehrlingsoffensive erfolgreich:

       STATT NUR 54 GIBT ES 440 ÖBB-LEHRLINGE
POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU!
KURZ GEMELDET

      SEITE 2

                GdE-Lehrlingsoffensive erfolgreich:

                STATT 54 WIRD ES NUN
                440 ÖBB-LEHRLINGE GEBEN
                DIE LEHRLINGSOFFENSIVE       der Eisenbahnergewerkschaft
                und der GdE-Jugendabteilung ist erfolgreich abgeschlossen
                worden: Nachdem im Rahmen der von der Eisenbahnerju-
                gend gestarteten E-Mail-Aktion weit mehr als 12.000 Unter-
                stützungsunterschriften für den Erhalt der Lehrplätze bei
                den ÖBB und den Fortbestand der Lehrwerkstätten gesam-
                melt wurden, haben nun Regierung und ÖBB-Vorstand einge-
                lenkt. Statt 54 ÖBB-Lehrlingen wird es heuer 440 ÖBB-Lehr-
                linge geben.
                Zunächst hatten die ÖBB nur 54 Lehrlinge aufnehmen und
                damit rund 300 Ausbildungsplätze streichen wollen. Erst nach
                massiven Protesten der Eisenbahnergewerkschaft und entspre-
                chenden öffentlichen Aktionen der Gewerkschaftsjugend än-
                derten die für die ÖBB-Lehrlingsausbildung mitverantwortli-
                chen Minister Gorbach und Bartenstein und der ÖBB-Vorstand
                ihre starre Haltung: Nun wird es 68 ÖBB-Lehrlinge mit ent-
                sprechenden Lehrverträgen und Lehrlingsentschädigung ge-
                ben, weitere 372 Lehrlinge werden durch das Verkehrs- und
                Finanzministerium, sowie das Arbeitsmarktservice finanziert.
                Auch diese Lehrlinge sollten, wie die Gewerkschaft fordert, mit
                entsprechenden Lehrverträgen ausgestattet werden.
                Damit hat sich die Eisenbahnergewerkschaft mit ihrer Lehr-
                lingsoffensive voll durchgesetzt, denn damit ist auch der Fort-
                bestand der Lehrwerkstätten gesichert.
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S TA N D P U N K T

                                                                                                                                       SEITE 3
Fraktio n svo rs i tze n d e r N o r b e r t Ba c h e r

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                                                                     Das Ergebnis der Betriebsratswahlen bei den ÖBB-Unter-
                                                                     nehmen und der Graz-Köflacher-Bahn hat historische
                                                                     Dimensionen: Die Sozialdemokratischen EisenbahnerInnen
                                                                     haben das beste Wahlergebnis seit mehr als 75 Jahren erzielt
                                                                     und bei einer hohen Wahlbeteiligung gegenüber den Personal-
                                                                     vertretungswahlen des Jahres 2001 noch einmal zugelegt.
                                                                     Alle anderen Fraktionen haben verloren – vor allem die FCG,
                                                                     deren Vorsitzender nach der Wahl eingestehen musste, man
                                                                     könne „den Eisenbahnern die Politik der Regierung“ nicht
                                                                     erklären.

T
       atsache ist, dass das Wahlverhalten der knapp 42.000          Unternehmen der ÖBB wahrgenommen werden. Wir sind stär-
       wahlberechtigten EisenbahnerInnen und der anderen             ker geworden – herzlichen Dank für dieses Vertrauen – und wir
       ArbeitnehmerInnen der Bahn ein politisches Signal an          werden diesen Auftrag unserer WählerInnen und Wähler in
die Adresse der schwarz-blau-orangen Regierung ist. Es ist die       konkrete gewerkschaftliche Arbeit umsetzen.
deutliche Antwort der ArbeitnehmerInnen auf die Zerschla-
gung der ÖBB und das Chaos in den Unternehmen der ÖBB, wo            WIEDER MEHR ÖBB-LEHRLINGE Einen ersten Erfolg dieser
mehr als ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der neuen Fir-           Stärkung und Geschlossenheit der Sozialdemokratischen Eisen-
menstruktur immer noch keine Klarheit über die Management-           bahnerInnen können wir bereits vorweisen: Nach wochenlan-
ziele herrscht. Es ist aber auch das politische Signal auf die von   gen Verhandlungen um die künftige Lehrlingsausbildung bei
Gorbach und Kukacka losgetretene Diskussion über einen ge-           den ÖBB haben Regierung und Vorstand eingelenkt. Nun wer-
setzlichen Eingriff in das Dienstrecht der EisenbahnerInnen          den mehr Lehrlinge ausgebildet, damit ist auch der Fortbe-
und den vom ÖBB-Vorstand mitgetragenen Versuch der Ab-               stand der Lehrwerkstätten und der ausgezeichneten und oft-
schaffung des Kündigungsschutzes. Diese Versuche der Politik,        mals staatlich prämiierten Lehrlingsausbildung der ÖBB gesi-
die EisenbahnerInnen neuerlich unter Druck zu setzen, haben          chert (siehe Seite 2).
eine deutliche Antwort erhalten. Das Wahlergebnis ist deshalb
auch ein politischer Auftrag an die Gewerkschaft, solchen Ver-       DER KAMPF GEHT WEITER Auch wenn für viele Kolleginnen
suchen immer wieder eine abschlägige Antwort zu erteilen. Wir        und Kollegen zunächst ein bisschen Urlaub angesagt ist – wofür
nehmen diesen Arbeitsauftrag ernst und werden dieses Wahl-           wir Euch alles Gute wünschen –, schon jetzt ist klar, dass die
ergebnis zur Richtlinie unseres gewerkschaftlichen Handelns in       politischen Auseinandersetzungen im Herbst weitergehen wer-
den nächsten Jahren machen.                                          den. Am 2. Oktober finden in der Steiermark Landtagswahlen
                                                                     statt, am 9. Oktober im Burgenland und am 23. Oktober in
MIT EINER STARKEN STIMME Nicht nur das Wahlergebnis                  Wien. Bei allen drei Wahlbewegungen werden die Sozialdemo-
selbst, sondern auch die hohe Wahlbeteiligung von mehr als 84        kratischen EisenbahnerInnen ihre politischen Vorstellungen
Prozent zeigen die hohe Motivation der EisenbahnerInnen für          einbringen und nach Kräften dazu beitragen, dass die SPÖ-
ihre Rechte auch aktiv einzutreten. Es war ein Akt der Solidari-     Mehrheiten in Wien und im Burgenland gestärkt werden und
tät in solch großer Geschlossenheit und mit einer starken Stim-      der steirische SPÖ-Spitzenkandidat Franz Voves seine Chance
me dafür zu sorgen, dass die sozialdemokratischen Betriebs-          auf den Landeshauptmann wahren kann.
rätinnen und Betriebsräte auch weiterhin dort mitreden und           Alles Gute und einen erholsamen Sommer!
mitbestimmen, wo es um die Rechte der MitarbeiterInnen der
Bahn und die Zukunft der Eisenbahnunternehmen geht. Wir
haben vor den Betriebsratswahlen gesagt: Je stärker die FSE/
FSG nach den Betriebsratswahlen ist, umso stärker kann auch
diese Mitgestaltung zugunsten der ArbeitnehmerInnen in den           norbert.bacher@eisenbahner.at
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TITELSTORY

     SEITE 4
     ÖBB - Bet r i e bs ra tswa h l : FSG s i e g t m i t 89, 85 Prozent

     EISENBAHNER I NNEN
     REGIERUNG EINE DE
     Die EisenbahnerInnen haben der schwarz-blau-orangen Bundes-
     regierung mit dem Ergebnis der ÖBB-Betriebsratswahlen eine
     deutliche Antwort gegeben: Bei den ersten Betriebsratswahlen
     seit der Zerschlagung der ÖBB entschied sich die überwälti-
     gende Mehrheit der knapp 42.000 Wahlberechtigten für die
     Sozialdemokratischen EisenbahnerInnen (FSE/FSG). Die FSE/
     FSG erreichte insgesamt 89,85 Prozent (ein Plus von 0,11 Pro-
     zent gegenüber dem Ergebnis der Personalvertretungswahlen
     im Jahr 2001).

     B
            ei einer hohen Wahlbeteiligung von 84,28 Prozent, die
            GdE-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl auf die „Murks-
            Reform bei den ÖBB“ zurückführte, entfielen auf die
     Sozialdemokratischen Eisenbahner 30.113 Stimmen und 679
     Mandate. Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) er-
     hielt bundesweit 75 Stimmen und stürzte von ihren 3,18 Pro-
     zent bei den PV-Wahlen vor vier Jahren auf 0,22 Prozent ab,
     der Gewerkschaftliche Linksblock erhielt 724 Stimmen und 2,16
     Prozent (2001: 3,26 Prozent), die Grünen erhielten 512 Stim-
     men und 1,53 Prozent (2001: 1,97 Prozent). Die FPÖ trat bei den
     Betriebsratswahlen erst gar nicht an (siehe Kasten). Im Rah-
     men der Betriebsratwahlen wurden in 46 Wahlkreisen auch die
     Vertreter der Behinderten gewählt, dabei gab es ein 100-pro-
     zentiges Wählervotum für die FSE/FSG und 49 Mandate.
                                                                           Regierung motivierte EisenbahnerInnen
     Auch bei der steirischen Graz-Köflacher-Bahn (GKB) fanden
                                                                           zu noch mehr Solidarität
     vom 7. bis 9. Juni Betriebsratswahlen statt, bei denen bei einer
     stark gestiegenen Wahlbeteiligung auf die Sozialdemokrati-            GdE-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl führt das politische
     schen EisenbahnerInnen 100 Prozent der Stimmen entfielen.             Signal der EisenbahnerInnen auf die Zerschlagung des Unter-
                                                                           nehmens ÖBB zurück, die zu den bekannt schlechten Betriebs-
     Das beste Wahlergebnis der FSE/FSG seit 1931                          ergebnissen geführt habe, aber auch auf die parteipolitisch
     Das Ergebnis der Betriebsratswahlen ist ein historischer              motivierten Vorhaben der Koalitionsparteien: „Auch die von
     Höchststand: Das beste Ergebnis der sozialdemokratischen              Verkehrsminister Gorbach und Staatssekretär Kukacka mut-
     EisenbahnerInnen seit 1931. Gleichzeitig ist es, wie FSG-Fraktions-   willig vom Zaun gebrochene Debatte über einen gesetzlichen
     vorsitzender Norbert Bacher hervorhebt, „ein deutliches Votum         Eingriff in das Dienstrecht der EisenbahnerInnen und die Ab-
     der EisenbahnerInnen gegen die Politik der Bundesregierung in         schaffung des Kündigungsschutzes hat die EisenbahnerInnen
     ihrer Gesamtheit, vor allem aber eine Misstrauenskundgebung           zu noch mehr Solidarität motiviert.“ Die ArbeitnehmerInnen
     gegen den mit seiner Verkehrspolitik längst gescheiterten In-         der Bahn hätten damit auch klargemacht, dass die Unterneh-
     frastrukturminister und seinen von den ÖBB-DienstnehmerIn-            men der ÖBB „keine Spielwiese für Experimente zu Lasten der
     nen als ‚Eisenbahnerfeind’ erkannten Staatssekretär.“                 Beschäftigten sind.“
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TITELSTORY

                                                                                                                                  SEITE 5

 GEBEN
UTLICHE ANTWORT                                                                    Betriebsratswahl 7.-9. Juni 2005

                                                                  Gesamtergebnis

                                                                  g
                                                                  alle Betriebe der ÖBB

                                                                                       Wahlberechtigte:    41.806
                                                                                  abgegebene Stimmen:      35.233
                                                                                       gültige Stimmen:    33.514
                                                                                     ungültige Stimmen:     1.709

                                                                                      Wahlbeteiligung:     84,28%

                                                                  Listen                                  Stimmen     %       Mandate
                                                                  FSG Listen                               30.113   89,85%          679

                                                                  GLB                                         724     2,16%            6

                                                                  FCG                                          75     0,22%            1

                                                                  GUG                                         512     1,53%            4
                                                                  Unabhängige LokführerInnen
                                                                                                              550     1,64%          10
                                                                  Vereinigung
                                                                  Namenslisten                              1.540     4,60%          28

Regierung wollte Gewerkschaft schwächen –                        Klare Absage an
das ist misslungen                                               Politik von Schwarz-Blau
Ähnlich bewertete auch FSG-Bundesvorsitzender Rudolf Nürn-       Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos verwies in
berger das Ergebnis der Betriebsratswahlen: „Mit der Auftei-     einer Stellungnahme zum Ergebnis der Betriebsratswahlen auf
lung der ÖBB in neun Firmen wollte die Regierung auch die        die deutliche Ablehnung der Zerschlagungspolitik der schwarz-
Gewerkschaft der EisenbahnerInnen schwächen und die be-          blau-orangen Regierung: „Die Mitarbeiter der ÖBB lassen sich
triebsrätliche Einheit zerstören – das Ergebnis der Betriebs-    nicht an der Nase herumführen, wie es das Kalkül der Regie-
ratswahlen zeigt, dass das deutlich misslungen ist.“ Das Wahl-   rung mit ihrer kontraproduktiven Reform war. Wer mutwillig
ergebnis sei ein Zeichen dafür, dass die EisenbahnerInnen sehr   einen ganzen Betrieb zerschlägt, die Mitarbeiter dieses Unter-
wohl wüssten, wer ihre Interessen konsequent vertrete, sagte     nehmens pauschal heruntermacht und ein erfolgreiches Unter-
Nürnberger. „Im Kampf für die Lehrwerkstätten oder gegen         nehmen permanent schlecht redet, der darf sich nicht wun-
neue Flexibilisierungswünsche des Unternehmens und generell      dern, dass die Beschäftigten dieser Politik eine klare Absage
gegen Verschlechterungen im Dienstrecht, hat die Eisenbah-       erteilen.“
nergewerkschaft mehrfach bewiesen, dass sie eine starke Kraft
ist.“
                                                                                                                      Gewerkschaft der Eisenbah
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I N T E R N AT I O N A L E S

              SEITE 6

              EU-VERFASSUNG:
               Das französische und niederländische „Nein“ zur EU-Ver-
               fassung hat unter den europäischen Eliten Verwirrung aus-
               gelöst. Wie soll es jetzt weiter gehen? Ganz einfach, sagen
               nicht nur die Gewerkschaften: zurück zum Start und ein
               Kurswechsel zu einem menschlichen, sozialen Europa.

               D
                      er Abend des 5. Juni 2005 war ein Abend der Entglei-
                      sungen: Dem französischen „Non“ zur EU-Verfassung
                      folgte ein Aufschrei der politischen Eliten, welches De-
               saster hier geschehen wäre. Der Grüne Europaabgeordnete
               Johannes Voggenhuber ließ sich in der ORF-Sendung „Offen
               gesagt“ dazu hinreißen, die „Zerstörungswut“ der Franzosen
               zu beklagen, und viele andere glänzten durch Ratlosigkeit, was
               denn nun zu tun wäre. Klar ist: Ohne ein französisches und
               niederländisches Ja gibt es keine EU-Verfassung. Unklar ist nur,
               wohin es jetzt gehen soll.

               Europa in der Krise …
               Dies ist zweifellos eine Krise, denn der übliche Ausweg (abwar-
               ten und erneut abstimmen) wird diesmal nicht funktionieren.
               Allerdings kam die Krise weder unerwartet noch unabsichtlich:
               Das französische „Non“ war seit Monaten wahrscheinlich, und
               jene, die für ein „nein“ stimmten, wussten, was sie taten. Die
               Mehrheit hat die Krise also herbeigewählt oder zumindest in
               Kauf genommen. Warum?
                                                                                       GdE-Zentralsekretär Norber t Bacher :
               … einer heilsamen Krise?
               Viele Nein-Stimmer, Gewerkschaften, Globalisierungskritiker             JETZT: FORDERN WIR
               und mehr sind der Meinung, dass eine EU-Krise durchaus heil-
               sam sein könnte. Sie könnte die abgehobene EU-Kommission,
               den verschlossenen Rat und das zunehmend liberalisierungs-
                                                                                       EIN SOZIALES EUROPA
               wütige EU-Parlament dazu zwingen, die Wünsche des Volkes
               zur Kenntnis zu nehmen. Das Faustpfand ist die Unregierbar-             Wer in einer Sackgasse steht, der muss erst einmal zurück her-
               keit Europas, denn mit der Ablehnung der EU-Verfassung gilt             aus. Wenn ein Neustart Erfolg haben will, dann wird er jene
               der Vertrag von Nizza weiter. Mit diesem Vertrag ist eine EU mit        Teile der Verfassung wieder heben müssen, die auf Druck der
               25 Staaten nur sehr schwer zu regieren. Der Druck zur Verän-            Konzernlobbies versenkt wurden, zum Beispiel die Forderungen
               derung bleibt also weiter aufrecht. Ob Europas Krise allerdings         aus der Konvents-Arbeitsgruppe XI: „Soziale Gerechtigkeit,
               heilsam wird, hängt von jenen ab, die die Botschaft hören.              Solidarität und Gleichheit, insbesondere die Gleichstellung von
                                                                                       Männern und Frauen“ und „soziale Marktwirtschaft, Qualität
                                                                                       der Arbeit, soziale Eingliederung, ein hohes Maß an sozialem
                                                                                       Schutz, Rechte des Kindes, ein hohes Maß an Gesundheits-
                                                                                       schutz sowie effiziente und hochwertige Sozialdienste und
                                                                                       Leistungen der Daseinsvorsorge“.
                                                                                       Wir Sozialdemokraten müssen jetzt zeigen, wofür wir stehen.
                                                                                       Das „Nein“ gibt uns jetzt die Chance dazu, wie immer wir zur
                                                                                       EU-Verfassung gestanden sind.

                                                                                  Europäische Zivilgesellschaft (Titelblatt
                                                                                  „Glocalist Review“, Wochenzeitschrift für
                                                                                  NGO & Zivilgesellschaft Nr. 77/05, Agen-
                                                                                  tur: www.arbeitsraum.at)
POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU!
I N T E R N AT I O N A L E S

                                                                                                                                        SEITE 7

ZURÜCK ZUM START
                                                                                                  Didier Le Reste,
                                                                                                  Generalsekretär der
                                                                                                  französischen Eisen-
                                                                                                  bahnergewerkschaft
                                                                                                  (CGT)

                                                                  FÜR EIN EUROPA DER MENSCHEN,
                                                                  NICHT FÜR EIN EUROPA
                                                                  DES KAPITALS
                                                                  Die französischen Bürgerinnen und Bürger haben am
                                                                  29. Mai 2005 die europäische Verfassung abgelehnt.
                                                                  Die Mehrheit der Ablehnenden ist zwischen 18 und 60 Jahre
                                                                  alt, ist also die so genannte „aktive Bevölkerung“. Das ist
                                                                  genau jene Gruppe, die mit zunehmender wirtschaftlicher
                                                                  Unsicherheit kämpft. Die Ablehnung des europäischen
                                                                  Verfassungsvertrags ist nicht eine Ablehnung von Europa,
DAS NEIN,                                                         sie ist eine Ablehnung ihrer Arbeitssituation und der EU-

DAS EIN JA ZU EUROPA IST                                          Politik, die diese Situation macht.

                                                                  D
                                                                          ie Ablehnung wurde hauptsächlich durch den umstritte-
KARIN KÜBELBÖCK, Obfrau von Attac Österreich, hat es in                   nen Teil III der EU-Verfassung ausgelöst. Das ist jener
der ORF Sendung „Offen gesagt“ am Abend des französischen                 Teil, der die neoliberale Wirtschaftspolitik der EU fest-
„Nein“ zur EU-Verfassung als Erste auf den Punkt gebracht:        legt und einzementiert. Die CGT hatte die Herausnahme des
Das Nein der Franzosen zur EU-Verfassung war kein stumpfsin-      dritten Teils aus der europäischen Verfassung gefordert und
niges aus-dem-Bauch-Nein. Es gab eine breite Informations-        tut dies noch immer.
kampagne sowohl der Befürworter als auch der Gegner dieses        Wenn man nicht möchte, dass die Kluft zwischen Europa und
Verfassungstextes. Das zeigt auch die Wahlbeteiligung von         den arbeitenden Menschen immer größer wird, sollte man klar
über 70 Prozent.                                                  all jene Vorhaben der EU fallen lassen, die den Bedürfnissen
In Frankreich sagten 55,6 Prozent „Nein“. Nach Umfragen des       der ArbeitnehmerInnen massiv entgegenstehen. Dazu zählt
EU-Observer haben fast 80 Prozent der Bauern und Arbeite-         zum Beispiel die „Bolkestein“-Richtlinie zu Dienstleistungen
rInnen gegen die EU-Verfassung gestimmt. Diese 80 Prozent         oder die Aufweichung der Arbeitszeitrichtlinie. Man sollte auch
sind keine EU-GegnerInnen: Nur 19 Prozent gaben als Ableh-        aufhören, unsere öffentlichen Dienste schleichend zu demon-
nungsgrund die Bedrohung von französischen Interessen an.         tieren.
Fast die Hälfte stimmte mit „nein“ wegen der hohen Arbeits-       Was uns EisenbahnerInnen betrifft, müssen wir die Liberalisie-
losigkeit in der EU und wegen ihrem Wunsch nach einer Neu-        rung der Eisenbahn und die Vernichtung unserer öffentlichen
verhandlung des Vertrages zur EU-Verfassung.                      Unternehmen stoppen. Europa braucht die Bahn, aber Europa
Die französischen und niederländischen KollegInnen sind nicht     braucht eine öffentliche, sichere Bahn mit sicheren Arbeits-
mehrheitlich gegen eine Verfassung oder die EU-Integration.       plätzen. Das ist Teil unseres Kampfes in der Europäischen
Sie verlangen nur eine Verfassung, die stärker die Anliegen und   Transportarbeiter-Föderation (ETF).
Bedürfnisse der Menschen in Europa verkörpert.
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O R G A N I S AT I O N

           SEITE 8

            GDE, HTV UND HGPD GRÜNDEN VERKEHRS-
            UND DIENSTLEISTUNGSGEWERKSCHAFT
            Bis spätestens zum Frühjahr 2007 werden die Gewerkschaften
            der Eisenbahner (GdE), Handel, Transport, Verkehr (HTV) und
            Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) eine gemein-
            same Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft neu gründen.
            Die Vorsitzenden der drei Gewerkschaften, Wilhelm Haberzettl
            (GdE), Willibald Steinkellner (HTV) und Rudolf Kaske (HGPD)
            unterschrieben am 23. Juni einen entsprechenden Projekt-
            vertrag.

            GDE-VORSITZENDER WILHELM HABERZETTL, gleichzeitig
            Präsident der europäischen Transportarbeiter-Föderation
            (ETF), machte auf den internationalen Aspekt dieser Neugrün-
            dung aufmerksam: „Damit wird den Entwicklungen auf dem
            europäischen Dienstleistungs- und Verkehrsmarkt Rechnung
            getragen. Darüber hinaus wird dem Versuch der Bundesre-
            gierung, in Österreich über eine Zerschlagung der Bahn die
            Gewerkschaftsbewegung zu schwächen, eine deutliche gewerk-
            schaftliche Antwort erteilt.“ Mit der Neugründung soll für Mit-
            glieder, künftige Mitglieder und FunktionärInnen eine bessere                                         plan 2012 – Bahn frei für die neue GdE“ die Gründung einer alle
            Organisationsstruktur geschaffen werden. Dabei geht es laut                                           Transportsektoren übergreifenden Verkehrs-Transport-Logis-
            ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch um bestmögliche Betriebs-                                            tik-Gewerkschaft (VTL) beraten und beschlossen. Haberzettl
            betreuung, eine übergreifende Kollektivvertragspolitik und ein                                        unterstrich, dass die Eisenbahnergewerkschaft bei der Entste-
            umfassendes Mitgliederservice.“                                                                       hung einer Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft eine
                                                                                                                  aktive Rolle übernehmen wird: „Der erste Schritt dazu wurde
                                                                                                                  mit der Unterzeichnung des Projektvertrages bereits gesetzt.
            Aktive Rolle der GdE bei Entstehung                                                                   Im Verkehrs- und Dienstleistungsbereich werden damit künftig
            der neuen Gewerkschaft                                                                                die ArbeitnehmerInnen von einer Gewerkschaft vertreten wer-
            GdE-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl wies darauf hin, dass mit                                         den. Das bedeutet ein verstärktes Service für die Mitglieder,
            der Unterzeichnung des Projektvertrages zur Neugründung                                               weil Probleme, die bereits bestehen (etwa in arbeitsrechtlichen
            einer Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft die entschei-                                         Fragen bei den Beschäftigten in den Speisewagen der Bahn,
            denden Beschlüsse des letzten GdE-Gewerkschaftstages (Juni                                            oder branchenübergreifende Probleme im Logistikbereich
            2003) umgesetzt werden. Bekanntlich wurden damals in einer                                            u.v.a.m.) künftig gewissermaßen von einer Hand zu erledigen
            breit angelegten Grundsatzdiskussion unter dem Titel „Fahr-                                           sind.“

                                   IMPRESSUM: „DAS SIGNAL“ Fraktionsblatt der Sozialdemokratischen Eisenbahner Österreichs. HERAUSGEBER: Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter in der Gewerkschaft
                                   der Eisenbahner, 1050 Wien, Margaretenstraße 166, Fraktionsvorsitzender Norbert Bacher. MEDIENINHABER: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1231 Wien,
                                   Altmannsdorfer Straße 154–156. REDAKTION: Walter Kratzer, 1050 Wien, Margaretenstraße 166. FSG IM INTERNET: www.fsgde.at. FOTO-CREDIT: Seiten 1, 2, 4/5: KoscherPictures, Seiten
                                   6/7: Archiv, Seite 8: Peter Korp. HERSTELLER: Elbemühl-Tusch Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstraße 21. Verlagsort: Wien. Herstellungsort Neudörfl. DVR-Nr. 0046655

                                                                                                                                                               02Z031785M         P. b. b. Erscheinungsort Wien
                                                                                                                                                                  VERLAGSPOSTAMT 1230 WIEN
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           W e n n v e r z o g e n : Z u r ü c k a n S o z i a l d e m o k r a t i s c h e E i s e n b a h n e r, 1 0 5 0 W i e n , M a r g a r e t e n s t r a ß e 1 6 6
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