POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU!
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Z E I T U N G D E R S O Z I A L D E M O K R AT I S C H E N E I S E N B A H N E R 53. JAHRGANG I N R 3/20 0 5 W W W. F S G D E . AT ÖBB-Betriebsratswahlen: POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU! GdE-Lehrlingsoffensive erfolgreich: STATT NUR 54 GIBT ES 440 ÖBB-LEHRLINGE
KURZ GEMELDET SEITE 2 GdE-Lehrlingsoffensive erfolgreich: STATT 54 WIRD ES NUN 440 ÖBB-LEHRLINGE GEBEN DIE LEHRLINGSOFFENSIVE der Eisenbahnergewerkschaft und der GdE-Jugendabteilung ist erfolgreich abgeschlossen worden: Nachdem im Rahmen der von der Eisenbahnerju- gend gestarteten E-Mail-Aktion weit mehr als 12.000 Unter- stützungsunterschriften für den Erhalt der Lehrplätze bei den ÖBB und den Fortbestand der Lehrwerkstätten gesam- melt wurden, haben nun Regierung und ÖBB-Vorstand einge- lenkt. Statt 54 ÖBB-Lehrlingen wird es heuer 440 ÖBB-Lehr- linge geben. Zunächst hatten die ÖBB nur 54 Lehrlinge aufnehmen und damit rund 300 Ausbildungsplätze streichen wollen. Erst nach massiven Protesten der Eisenbahnergewerkschaft und entspre- chenden öffentlichen Aktionen der Gewerkschaftsjugend än- derten die für die ÖBB-Lehrlingsausbildung mitverantwortli- chen Minister Gorbach und Bartenstein und der ÖBB-Vorstand ihre starre Haltung: Nun wird es 68 ÖBB-Lehrlinge mit ent- sprechenden Lehrverträgen und Lehrlingsentschädigung ge- ben, weitere 372 Lehrlinge werden durch das Verkehrs- und Finanzministerium, sowie das Arbeitsmarktservice finanziert. Auch diese Lehrlinge sollten, wie die Gewerkschaft fordert, mit entsprechenden Lehrverträgen ausgestattet werden. Damit hat sich die Eisenbahnergewerkschaft mit ihrer Lehr- lingsoffensive voll durchgesetzt, denn damit ist auch der Fort- bestand der Lehrwerkstätten gesichert.
S TA N D P U N K T SEITE 3 Fraktio n svo rs i tze n d e r N o r b e r t Ba c h e r POLITISCHES SIGNAL AN SCHWARZ-BLAU! Das Ergebnis der Betriebsratswahlen bei den ÖBB-Unter- nehmen und der Graz-Köflacher-Bahn hat historische Dimensionen: Die Sozialdemokratischen EisenbahnerInnen haben das beste Wahlergebnis seit mehr als 75 Jahren erzielt und bei einer hohen Wahlbeteiligung gegenüber den Personal- vertretungswahlen des Jahres 2001 noch einmal zugelegt. Alle anderen Fraktionen haben verloren – vor allem die FCG, deren Vorsitzender nach der Wahl eingestehen musste, man könne „den Eisenbahnern die Politik der Regierung“ nicht erklären. T atsache ist, dass das Wahlverhalten der knapp 42.000 Unternehmen der ÖBB wahrgenommen werden. Wir sind stär- wahlberechtigten EisenbahnerInnen und der anderen ker geworden – herzlichen Dank für dieses Vertrauen – und wir ArbeitnehmerInnen der Bahn ein politisches Signal an werden diesen Auftrag unserer WählerInnen und Wähler in die Adresse der schwarz-blau-orangen Regierung ist. Es ist die konkrete gewerkschaftliche Arbeit umsetzen. deutliche Antwort der ArbeitnehmerInnen auf die Zerschla- gung der ÖBB und das Chaos in den Unternehmen der ÖBB, wo WIEDER MEHR ÖBB-LEHRLINGE Einen ersten Erfolg dieser mehr als ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der neuen Fir- Stärkung und Geschlossenheit der Sozialdemokratischen Eisen- menstruktur immer noch keine Klarheit über die Management- bahnerInnen können wir bereits vorweisen: Nach wochenlan- ziele herrscht. Es ist aber auch das politische Signal auf die von gen Verhandlungen um die künftige Lehrlingsausbildung bei Gorbach und Kukacka losgetretene Diskussion über einen ge- den ÖBB haben Regierung und Vorstand eingelenkt. Nun wer- setzlichen Eingriff in das Dienstrecht der EisenbahnerInnen den mehr Lehrlinge ausgebildet, damit ist auch der Fortbe- und den vom ÖBB-Vorstand mitgetragenen Versuch der Ab- stand der Lehrwerkstätten und der ausgezeichneten und oft- schaffung des Kündigungsschutzes. Diese Versuche der Politik, mals staatlich prämiierten Lehrlingsausbildung der ÖBB gesi- die EisenbahnerInnen neuerlich unter Druck zu setzen, haben chert (siehe Seite 2). eine deutliche Antwort erhalten. Das Wahlergebnis ist deshalb auch ein politischer Auftrag an die Gewerkschaft, solchen Ver- DER KAMPF GEHT WEITER Auch wenn für viele Kolleginnen suchen immer wieder eine abschlägige Antwort zu erteilen. Wir und Kollegen zunächst ein bisschen Urlaub angesagt ist – wofür nehmen diesen Arbeitsauftrag ernst und werden dieses Wahl- wir Euch alles Gute wünschen –, schon jetzt ist klar, dass die ergebnis zur Richtlinie unseres gewerkschaftlichen Handelns in politischen Auseinandersetzungen im Herbst weitergehen wer- den nächsten Jahren machen. den. Am 2. Oktober finden in der Steiermark Landtagswahlen statt, am 9. Oktober im Burgenland und am 23. Oktober in MIT EINER STARKEN STIMME Nicht nur das Wahlergebnis Wien. Bei allen drei Wahlbewegungen werden die Sozialdemo- selbst, sondern auch die hohe Wahlbeteiligung von mehr als 84 kratischen EisenbahnerInnen ihre politischen Vorstellungen Prozent zeigen die hohe Motivation der EisenbahnerInnen für einbringen und nach Kräften dazu beitragen, dass die SPÖ- ihre Rechte auch aktiv einzutreten. Es war ein Akt der Solidari- Mehrheiten in Wien und im Burgenland gestärkt werden und tät in solch großer Geschlossenheit und mit einer starken Stim- der steirische SPÖ-Spitzenkandidat Franz Voves seine Chance me dafür zu sorgen, dass die sozialdemokratischen Betriebs- auf den Landeshauptmann wahren kann. rätinnen und Betriebsräte auch weiterhin dort mitreden und Alles Gute und einen erholsamen Sommer! mitbestimmen, wo es um die Rechte der MitarbeiterInnen der Bahn und die Zukunft der Eisenbahnunternehmen geht. Wir haben vor den Betriebsratswahlen gesagt: Je stärker die FSE/ FSG nach den Betriebsratswahlen ist, umso stärker kann auch diese Mitgestaltung zugunsten der ArbeitnehmerInnen in den norbert.bacher@eisenbahner.at
TITELSTORY SEITE 4 ÖBB - Bet r i e bs ra tswa h l : FSG s i e g t m i t 89, 85 Prozent EISENBAHNER I NNEN REGIERUNG EINE DE Die EisenbahnerInnen haben der schwarz-blau-orangen Bundes- regierung mit dem Ergebnis der ÖBB-Betriebsratswahlen eine deutliche Antwort gegeben: Bei den ersten Betriebsratswahlen seit der Zerschlagung der ÖBB entschied sich die überwälti- gende Mehrheit der knapp 42.000 Wahlberechtigten für die Sozialdemokratischen EisenbahnerInnen (FSE/FSG). Die FSE/ FSG erreichte insgesamt 89,85 Prozent (ein Plus von 0,11 Pro- zent gegenüber dem Ergebnis der Personalvertretungswahlen im Jahr 2001). B ei einer hohen Wahlbeteiligung von 84,28 Prozent, die GdE-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl auf die „Murks- Reform bei den ÖBB“ zurückführte, entfielen auf die Sozialdemokratischen Eisenbahner 30.113 Stimmen und 679 Mandate. Die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) er- hielt bundesweit 75 Stimmen und stürzte von ihren 3,18 Pro- zent bei den PV-Wahlen vor vier Jahren auf 0,22 Prozent ab, der Gewerkschaftliche Linksblock erhielt 724 Stimmen und 2,16 Prozent (2001: 3,26 Prozent), die Grünen erhielten 512 Stim- men und 1,53 Prozent (2001: 1,97 Prozent). Die FPÖ trat bei den Betriebsratswahlen erst gar nicht an (siehe Kasten). Im Rah- men der Betriebsratwahlen wurden in 46 Wahlkreisen auch die Vertreter der Behinderten gewählt, dabei gab es ein 100-pro- zentiges Wählervotum für die FSE/FSG und 49 Mandate. Regierung motivierte EisenbahnerInnen Auch bei der steirischen Graz-Köflacher-Bahn (GKB) fanden zu noch mehr Solidarität vom 7. bis 9. Juni Betriebsratswahlen statt, bei denen bei einer stark gestiegenen Wahlbeteiligung auf die Sozialdemokrati- GdE-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl führt das politische schen EisenbahnerInnen 100 Prozent der Stimmen entfielen. Signal der EisenbahnerInnen auf die Zerschlagung des Unter- nehmens ÖBB zurück, die zu den bekannt schlechten Betriebs- Das beste Wahlergebnis der FSE/FSG seit 1931 ergebnissen geführt habe, aber auch auf die parteipolitisch Das Ergebnis der Betriebsratswahlen ist ein historischer motivierten Vorhaben der Koalitionsparteien: „Auch die von Höchststand: Das beste Ergebnis der sozialdemokratischen Verkehrsminister Gorbach und Staatssekretär Kukacka mut- EisenbahnerInnen seit 1931. Gleichzeitig ist es, wie FSG-Fraktions- willig vom Zaun gebrochene Debatte über einen gesetzlichen vorsitzender Norbert Bacher hervorhebt, „ein deutliches Votum Eingriff in das Dienstrecht der EisenbahnerInnen und die Ab- der EisenbahnerInnen gegen die Politik der Bundesregierung in schaffung des Kündigungsschutzes hat die EisenbahnerInnen ihrer Gesamtheit, vor allem aber eine Misstrauenskundgebung zu noch mehr Solidarität motiviert.“ Die ArbeitnehmerInnen gegen den mit seiner Verkehrspolitik längst gescheiterten In- der Bahn hätten damit auch klargemacht, dass die Unterneh- frastrukturminister und seinen von den ÖBB-DienstnehmerIn- men der ÖBB „keine Spielwiese für Experimente zu Lasten der nen als ‚Eisenbahnerfeind’ erkannten Staatssekretär.“ Beschäftigten sind.“
TITELSTORY SEITE 5 GEBEN UTLICHE ANTWORT Betriebsratswahl 7.-9. Juni 2005 Gesamtergebnis g alle Betriebe der ÖBB Wahlberechtigte: 41.806 abgegebene Stimmen: 35.233 gültige Stimmen: 33.514 ungültige Stimmen: 1.709 Wahlbeteiligung: 84,28% Listen Stimmen % Mandate FSG Listen 30.113 89,85% 679 GLB 724 2,16% 6 FCG 75 0,22% 1 GUG 512 1,53% 4 Unabhängige LokführerInnen 550 1,64% 10 Vereinigung Namenslisten 1.540 4,60% 28 Regierung wollte Gewerkschaft schwächen – Klare Absage an das ist misslungen Politik von Schwarz-Blau Ähnlich bewertete auch FSG-Bundesvorsitzender Rudolf Nürn- Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos verwies in berger das Ergebnis der Betriebsratswahlen: „Mit der Auftei- einer Stellungnahme zum Ergebnis der Betriebsratswahlen auf lung der ÖBB in neun Firmen wollte die Regierung auch die die deutliche Ablehnung der Zerschlagungspolitik der schwarz- Gewerkschaft der EisenbahnerInnen schwächen und die be- blau-orangen Regierung: „Die Mitarbeiter der ÖBB lassen sich triebsrätliche Einheit zerstören – das Ergebnis der Betriebs- nicht an der Nase herumführen, wie es das Kalkül der Regie- ratswahlen zeigt, dass das deutlich misslungen ist.“ Das Wahl- rung mit ihrer kontraproduktiven Reform war. Wer mutwillig ergebnis sei ein Zeichen dafür, dass die EisenbahnerInnen sehr einen ganzen Betrieb zerschlägt, die Mitarbeiter dieses Unter- wohl wüssten, wer ihre Interessen konsequent vertrete, sagte nehmens pauschal heruntermacht und ein erfolgreiches Unter- Nürnberger. „Im Kampf für die Lehrwerkstätten oder gegen nehmen permanent schlecht redet, der darf sich nicht wun- neue Flexibilisierungswünsche des Unternehmens und generell dern, dass die Beschäftigten dieser Politik eine klare Absage gegen Verschlechterungen im Dienstrecht, hat die Eisenbah- erteilen.“ nergewerkschaft mehrfach bewiesen, dass sie eine starke Kraft ist.“ Gewerkschaft der Eisenbah
I N T E R N AT I O N A L E S SEITE 6 EU-VERFASSUNG: Das französische und niederländische „Nein“ zur EU-Ver- fassung hat unter den europäischen Eliten Verwirrung aus- gelöst. Wie soll es jetzt weiter gehen? Ganz einfach, sagen nicht nur die Gewerkschaften: zurück zum Start und ein Kurswechsel zu einem menschlichen, sozialen Europa. D er Abend des 5. Juni 2005 war ein Abend der Entglei- sungen: Dem französischen „Non“ zur EU-Verfassung folgte ein Aufschrei der politischen Eliten, welches De- saster hier geschehen wäre. Der Grüne Europaabgeordnete Johannes Voggenhuber ließ sich in der ORF-Sendung „Offen gesagt“ dazu hinreißen, die „Zerstörungswut“ der Franzosen zu beklagen, und viele andere glänzten durch Ratlosigkeit, was denn nun zu tun wäre. Klar ist: Ohne ein französisches und niederländisches Ja gibt es keine EU-Verfassung. Unklar ist nur, wohin es jetzt gehen soll. Europa in der Krise … Dies ist zweifellos eine Krise, denn der übliche Ausweg (abwar- ten und erneut abstimmen) wird diesmal nicht funktionieren. Allerdings kam die Krise weder unerwartet noch unabsichtlich: Das französische „Non“ war seit Monaten wahrscheinlich, und jene, die für ein „nein“ stimmten, wussten, was sie taten. Die Mehrheit hat die Krise also herbeigewählt oder zumindest in Kauf genommen. Warum? GdE-Zentralsekretär Norber t Bacher : … einer heilsamen Krise? Viele Nein-Stimmer, Gewerkschaften, Globalisierungskritiker JETZT: FORDERN WIR und mehr sind der Meinung, dass eine EU-Krise durchaus heil- sam sein könnte. Sie könnte die abgehobene EU-Kommission, den verschlossenen Rat und das zunehmend liberalisierungs- EIN SOZIALES EUROPA wütige EU-Parlament dazu zwingen, die Wünsche des Volkes zur Kenntnis zu nehmen. Das Faustpfand ist die Unregierbar- Wer in einer Sackgasse steht, der muss erst einmal zurück her- keit Europas, denn mit der Ablehnung der EU-Verfassung gilt aus. Wenn ein Neustart Erfolg haben will, dann wird er jene der Vertrag von Nizza weiter. Mit diesem Vertrag ist eine EU mit Teile der Verfassung wieder heben müssen, die auf Druck der 25 Staaten nur sehr schwer zu regieren. Der Druck zur Verän- Konzernlobbies versenkt wurden, zum Beispiel die Forderungen derung bleibt also weiter aufrecht. Ob Europas Krise allerdings aus der Konvents-Arbeitsgruppe XI: „Soziale Gerechtigkeit, heilsam wird, hängt von jenen ab, die die Botschaft hören. Solidarität und Gleichheit, insbesondere die Gleichstellung von Männern und Frauen“ und „soziale Marktwirtschaft, Qualität der Arbeit, soziale Eingliederung, ein hohes Maß an sozialem Schutz, Rechte des Kindes, ein hohes Maß an Gesundheits- schutz sowie effiziente und hochwertige Sozialdienste und Leistungen der Daseinsvorsorge“. Wir Sozialdemokraten müssen jetzt zeigen, wofür wir stehen. Das „Nein“ gibt uns jetzt die Chance dazu, wie immer wir zur EU-Verfassung gestanden sind. Europäische Zivilgesellschaft (Titelblatt „Glocalist Review“, Wochenzeitschrift für NGO & Zivilgesellschaft Nr. 77/05, Agen- tur: www.arbeitsraum.at)
I N T E R N AT I O N A L E S SEITE 7 ZURÜCK ZUM START Didier Le Reste, Generalsekretär der französischen Eisen- bahnergewerkschaft (CGT) FÜR EIN EUROPA DER MENSCHEN, NICHT FÜR EIN EUROPA DES KAPITALS Die französischen Bürgerinnen und Bürger haben am 29. Mai 2005 die europäische Verfassung abgelehnt. Die Mehrheit der Ablehnenden ist zwischen 18 und 60 Jahre alt, ist also die so genannte „aktive Bevölkerung“. Das ist genau jene Gruppe, die mit zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit kämpft. Die Ablehnung des europäischen Verfassungsvertrags ist nicht eine Ablehnung von Europa, DAS NEIN, sie ist eine Ablehnung ihrer Arbeitssituation und der EU- DAS EIN JA ZU EUROPA IST Politik, die diese Situation macht. D ie Ablehnung wurde hauptsächlich durch den umstritte- KARIN KÜBELBÖCK, Obfrau von Attac Österreich, hat es in nen Teil III der EU-Verfassung ausgelöst. Das ist jener der ORF Sendung „Offen gesagt“ am Abend des französischen Teil, der die neoliberale Wirtschaftspolitik der EU fest- „Nein“ zur EU-Verfassung als Erste auf den Punkt gebracht: legt und einzementiert. Die CGT hatte die Herausnahme des Das Nein der Franzosen zur EU-Verfassung war kein stumpfsin- dritten Teils aus der europäischen Verfassung gefordert und niges aus-dem-Bauch-Nein. Es gab eine breite Informations- tut dies noch immer. kampagne sowohl der Befürworter als auch der Gegner dieses Wenn man nicht möchte, dass die Kluft zwischen Europa und Verfassungstextes. Das zeigt auch die Wahlbeteiligung von den arbeitenden Menschen immer größer wird, sollte man klar über 70 Prozent. all jene Vorhaben der EU fallen lassen, die den Bedürfnissen In Frankreich sagten 55,6 Prozent „Nein“. Nach Umfragen des der ArbeitnehmerInnen massiv entgegenstehen. Dazu zählt EU-Observer haben fast 80 Prozent der Bauern und Arbeite- zum Beispiel die „Bolkestein“-Richtlinie zu Dienstleistungen rInnen gegen die EU-Verfassung gestimmt. Diese 80 Prozent oder die Aufweichung der Arbeitszeitrichtlinie. Man sollte auch sind keine EU-GegnerInnen: Nur 19 Prozent gaben als Ableh- aufhören, unsere öffentlichen Dienste schleichend zu demon- nungsgrund die Bedrohung von französischen Interessen an. tieren. Fast die Hälfte stimmte mit „nein“ wegen der hohen Arbeits- Was uns EisenbahnerInnen betrifft, müssen wir die Liberalisie- losigkeit in der EU und wegen ihrem Wunsch nach einer Neu- rung der Eisenbahn und die Vernichtung unserer öffentlichen verhandlung des Vertrages zur EU-Verfassung. Unternehmen stoppen. Europa braucht die Bahn, aber Europa Die französischen und niederländischen KollegInnen sind nicht braucht eine öffentliche, sichere Bahn mit sicheren Arbeits- mehrheitlich gegen eine Verfassung oder die EU-Integration. plätzen. Das ist Teil unseres Kampfes in der Europäischen Sie verlangen nur eine Verfassung, die stärker die Anliegen und Transportarbeiter-Föderation (ETF). Bedürfnisse der Menschen in Europa verkörpert.
O R G A N I S AT I O N SEITE 8 GDE, HTV UND HGPD GRÜNDEN VERKEHRS- UND DIENSTLEISTUNGSGEWERKSCHAFT Bis spätestens zum Frühjahr 2007 werden die Gewerkschaften der Eisenbahner (GdE), Handel, Transport, Verkehr (HTV) und Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) eine gemein- same Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft neu gründen. Die Vorsitzenden der drei Gewerkschaften, Wilhelm Haberzettl (GdE), Willibald Steinkellner (HTV) und Rudolf Kaske (HGPD) unterschrieben am 23. Juni einen entsprechenden Projekt- vertrag. GDE-VORSITZENDER WILHELM HABERZETTL, gleichzeitig Präsident der europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF), machte auf den internationalen Aspekt dieser Neugrün- dung aufmerksam: „Damit wird den Entwicklungen auf dem europäischen Dienstleistungs- und Verkehrsmarkt Rechnung getragen. Darüber hinaus wird dem Versuch der Bundesre- gierung, in Österreich über eine Zerschlagung der Bahn die Gewerkschaftsbewegung zu schwächen, eine deutliche gewerk- schaftliche Antwort erteilt.“ Mit der Neugründung soll für Mit- glieder, künftige Mitglieder und FunktionärInnen eine bessere plan 2012 – Bahn frei für die neue GdE“ die Gründung einer alle Organisationsstruktur geschaffen werden. Dabei geht es laut Transportsektoren übergreifenden Verkehrs-Transport-Logis- ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch um bestmögliche Betriebs- tik-Gewerkschaft (VTL) beraten und beschlossen. Haberzettl betreuung, eine übergreifende Kollektivvertragspolitik und ein unterstrich, dass die Eisenbahnergewerkschaft bei der Entste- umfassendes Mitgliederservice.“ hung einer Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft eine aktive Rolle übernehmen wird: „Der erste Schritt dazu wurde mit der Unterzeichnung des Projektvertrages bereits gesetzt. Aktive Rolle der GdE bei Entstehung Im Verkehrs- und Dienstleistungsbereich werden damit künftig der neuen Gewerkschaft die ArbeitnehmerInnen von einer Gewerkschaft vertreten wer- GdE-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl wies darauf hin, dass mit den. Das bedeutet ein verstärktes Service für die Mitglieder, der Unterzeichnung des Projektvertrages zur Neugründung weil Probleme, die bereits bestehen (etwa in arbeitsrechtlichen einer Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft die entschei- Fragen bei den Beschäftigten in den Speisewagen der Bahn, denden Beschlüsse des letzten GdE-Gewerkschaftstages (Juni oder branchenübergreifende Probleme im Logistikbereich 2003) umgesetzt werden. Bekanntlich wurden damals in einer u.v.a.m.) künftig gewissermaßen von einer Hand zu erledigen breit angelegten Grundsatzdiskussion unter dem Titel „Fahr- sind.“ IMPRESSUM: „DAS SIGNAL“ Fraktionsblatt der Sozialdemokratischen Eisenbahner Österreichs. HERAUSGEBER: Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter in der Gewerkschaft der Eisenbahner, 1050 Wien, Margaretenstraße 166, Fraktionsvorsitzender Norbert Bacher. MEDIENINHABER: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1231 Wien, Altmannsdorfer Straße 154–156. REDAKTION: Walter Kratzer, 1050 Wien, Margaretenstraße 166. FSG IM INTERNET: www.fsgde.at. FOTO-CREDIT: Seiten 1, 2, 4/5: KoscherPictures, Seiten 6/7: Archiv, Seite 8: Peter Korp. HERSTELLER: Elbemühl-Tusch Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstraße 21. Verlagsort: Wien. Herstellungsort Neudörfl. DVR-Nr. 0046655 02Z031785M P. b. b. Erscheinungsort Wien VERLAGSPOSTAMT 1230 WIEN Ein Ersuchen des Verlages an den Briefträger: Falls Sie diese Zeitschrift nicht zustellen können, teilen Sie uns bitte hier den Grund und gegebenenfalls die neue oder richtige Anschrift mit / / / Straße/Gasse Haus-Nr./Stiege/Stock/Tür / Postleitzahl Ort Besten Dank W e n n v e r z o g e n : Z u r ü c k a n S o z i a l d e m o k r a t i s c h e E i s e n b a h n e r, 1 0 5 0 W i e n , M a r g a r e t e n s t r a ß e 1 6 6
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